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Rainy Eyes

Kyû no Ai
von

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Wies in den Wald schallt...

Als sie ankamen, stieg Soushi mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend aus und blickte sich nach den näher kommenden Scheinwerfern um, den der Van auf sie richtete. Gerade wollte er auf diesen zugehen, um Yasuo und Seji mit den Instrumenten zu helfen, als Kou in dem Moment ebenfalls aus dem Wagen stieg und es sich nicht nehmen ließ, ihn flüchtig aber fest im Intimbereich zu packen. Überrascht keuchte Soushi auf und krümmte sich etwas vor, als ihm ein kalter Schauer durch die Leibesmitte kroch. „Kou~!“, brachte er bissig hervor, doch der Kleinere ging wortlos grinsend an ihm vorbei, um ebenfalls beim Tragen zu helfen. Er unterdrückte das Bedürfnis sich in den Schritt zu greifen und sah ihm errötend hinterher, bevor er sich nach kurzem Zögern ebenfalls in Bewegung setzte. Er hatte ihn provoziert und wusste, dass das gerade erst der Anfang war.
 

Einen Moment später, stolperte Seji lachend aus dem Van und hielt sich den Bauch um sich nicht zu krümmen. „...und dann, hat er es doch tatsächlich im Kaufhaus auf der Rolltreppe getan!“, brachte er lachend hervor und klopfte sich auf den Schenkel. Ratlos zog Soushi eine Augenbraue hoch und sah zu Yasuo, der nur den Kopf schüttelte und unbeeindruckt anfing, die Instrumente herauszuholen. „Um was geht es denn, Seji-kun?“, fragte er nun doch neugierig nach und hob sich eine Gitarre auf den Rücken. „Ich habe Ya-chan gerade nur erzählt, was dein Bruder einmal bei einer Wette gebracht hatte“, lachte der Drummer weiter und grinste Soushi breit an. „Wir wurden zwar rausgeschmissen, aber das war es wert“. Soushi lächelte amüsiert und ging ins Gebäude. Das war ja zu erwarten gewesen, dachte er sich. Der quirlige Drummer hatte so einige Späße auf Lager, die nicht nur in dieser Clique berühmt berüchtigt waren. Zum Glück hatte er es immer geschafft, seinen Wetten zu entgehen, um nicht noch womöglich wegen ‚Erregung öffentlichen Ärgernisses‘ gesiebte Luft atmen zu müssen.
 

Als die sechs es endlich nach langem Hin- und Her geschafft hatten, ihre gesamten Instrumente in die Garage zu stellen, kamen auch schon die beiden Mädchen, durch den Lärm aufmerksam geworden, aus der Tür. Soushi hievte einen letzten Drum-Koffer auf den bereits gestapelten Haufen und seufzte erleichtert auf. „Sag mal, Ya-san“, wand er sich, die Hände abklopfend, an den Gitarristen, „warum lasst ihr eigentlich die ganzen Instrumente nicht einfach im Proberaum stehen? Ihr seid doch sowieso so gut wie jeden Tag dort“. „Nun ja, in den Augen des Vermieters sind wir noch kleine Würmer, ohne die Unterstützung eines Labels, weshalb er „unseren Schund“ nicht bei sich haben will, wie er sagte“, beteuerte dieser nur schulterzuckend und legte ihm kurz eine schwere Hand auf die Schulter. „Stell dich nicht so an, Soushi. So baut man zumindest Muskeln auf“, sagte er und klopfte ihn kurz, bevor er an den Mädchen vorbei in die Wohnung ging. „Nya, darauf könnte ich gern verzichten...“, murrte Soushi dagegen leidig und rieb sich seine Leisten, die vom vielen Schleppen und Bücken langsam anfingen zu schmerzen.
 

„Na, ihr Süßen?“, ertönte es von Midori, die am Türrahmen gelehnt stand, „Wie verlief die Probe?“. „Alles bestens! Wir sind doch Profis, ne!“, lachte Seji, anscheinend immer noch glücklich über Tatsuros Zufriedenheit ihm gegenüber und reckte eine Faust in die Höhe. „Halt mal die Luft an, Spinner“. Der Bassist ging unbeeindruckt an diesem vorbei und schnippte ihm gegen die Stirn. „Mach das noch weitere 50 Mal so wie heute und ich erhebe dich vom Status einer Schnecke, zu dem eines Tausendfüßlers“, keifte er ihn an. Diesem klappte die Kinnlade runter und er zog entrüstet eine Schnute, „Woa, Tatsuro!“, schimpfte er beleidigt und sprang dem Leader auf den Rücken, um ihm mit der Faust auf der so schön gestylten Frisur zu reiben. Soushi besah sich das Szenario und zog nur eine Augenbraue in die Höhe. Na, zumindest artet es meist nur in einer Kabelei bei ihnen aus. Eigentlich hatte er noch nie erlebt, dass irgendjemand aus der Gruppe sich ernsthaft mit einem gestritten, geschweige denn geprügelt hatte, von daher musste er sich keine Sorgen machen.
 

„Midori? Ayane? Seid ihr fertig? Können wir gehen?“, hörte er nebenbei Yasuo fragen und blickte sich nach diesem um. Die Beiden nickten nur lächelnd und beteuerten, nur einen Moment zu brauchen, um ihre Sachen zu holen. Wie es schien, wurden sie also schon von der Fahrt aus angerufen, dachte sich Soushi unterdessen, sonst wären sie bei weitem nicht so schnell fertig gewesen. Ein Kichern ertönte und er drehte sich erneut um, um das Geräusch auszumachen. Kou und Tamaki standen etwas abseits und sahen zu ihm, beide mörderisch breit grinsend. Der Kleinere der Beiden steckte gerade sein Handy weg und zwinkerte ihm zu, was Soushi erneut ein bedrückendes Gefühl in der Brust aufsteigen ließ. Was hatten die beiden nur vor? Wenn schon der Sänger sich so zu freuen schien, konnte es allerdings nichts Gutes verheißen. Soushi beschloss, zum Van zu gehen und auf die Anderen zu warten. So würde er sich zumindest diese unheilverheißenden Blicke ersparen.
 

Das er sich besser nicht nach hinten gesetzt hätte, kam ihm erst in den Sinn, als er von Kou und Tamaki beiderseits eingeklemmt wurde und diese ihm auch gleich ganz unverblümt auf die Pelle rückten. „Ehm~ Yasuo“, maulte er gequält und lehnte sich etwas vor zum Fahrersitz, auf dem dieser gerade Platz genommen hatte. „Darf ich bitte den Platz wechseln?“, fragte er hoffnungsvoll nach, da dieser bereits den Gang einlegte und sich bereit zum losfahren machte. „Vergiss es“, ertönte es knurrend neben ihm und er spürte auch schon kurz darauf die Hand Kous an seinem Schritt. „Yasuo-san! Bitte!“, flehte er nun. „Reiß dich zusammen. Außerdem fahre ich schon los“, meinte dieser nur kühl und legte Musik ein. Na super. Nicht mal sein sonstiger Retter wollte ihm diesmal Hilfe leisten. Womöglich steckten sie auch noch unter einer Decke... Nein. Quatsch. Bilde dir nicht immer ein, dass alles gegen dich läuft, ermahnte er sich innerlich und versuchte Kous hartnäckige Grabschversuche abzuwehren. „Komm, lass ihn!“, tönte es dann, einen Sitz weiter hinten von Ayane, die das Ganze beobachtet hatte. Sie gab Kou eine sanfte Kopfnuss und umarmte Soushi von hinten, was diesen schamhaft erröten ließ. Warum musste er sich eigentlich immer von Mädchen verteidigen lassen? Konnte er denn nicht einmal seine Meinung sagen? Oh doch, konnte er. Leider allerdings nur, wenn er sich in Sicherheit wiegte, was im Moment ganz und gar nicht der Fall war. So versuchte er sich also, die Fahrt über unsichtbar zu machen und ließ alle hämischen Kommentare des Vocalisten so gut es ging an sich vorbeisausen.
 

Sie fuhren diesmal etwas länger als üblich, was Soushi bestätigte, dass sie wohl in der letzten Zeit wieder zu viel Aufsehen erregt hatten und ihre Sauftouren auf ein größeres Gebiet ausweiten mussten. Seufzend stieg er aus dem Van und ließ seinen Blick auf das Tanzlokal vor sich schweifen. ‚Dirty Innocent‘, konnte er lesen. Na super, das klang ja echt viel versprechend. Nur einen Moment, nachdem er die vollen Ausmaße des Clubs erfasst hatte, nahm ihn auch schon sein Bruder an die Hand und zog ihn, gefolgt von den Anderen, ins Innere. Dort erwartete ihn erst einmal eine Überraschung: Es war ein Szene-Club. Überall wimmelte es von, in Lack und Leder gekleideten Menschen, die sich innig an die Körper ihrer Tanzpartner schmiegten. Soushi klappte die Kinnlade herunter. Durfte er hier überhaupt rein? Immerhin sah das nicht gerade jugendfrei aus und er war ja gerade mal sechzehn. Doch nachfragen konnte er nicht, denn nicht nur der ohrenbetäubende Rock, der aus allen Winkeln ertönte, sondern auch Tatsuro, der ihn mit sich zog, verboten es ihm quasi. Er folgte ihm etwas unbeholfen zu einem der Türsteher, den dieser anscheinend kannte und beobachtete, wie dieser mit ihm einige Worte wechselte. Die beiden schienen sich zu kennen, denn der muskulöse Typ glotzte Soushi nur etwas herablassend an und nickte dann mit dem Kopf, bevor er Tatsuro auf die Schulter klopfte und ihm ein Kärtchen in die Hand drückte. „Los kommt“, meinte dieser breit grinsend und ging auch schon voraus, Soushi immer noch hinter sich herziehend. Sie gingen in einen separaten Raum, der eine große, moderne Sitzgelegenheit bot und selbst einen kleinen Steg mit eingebauter Stripstange beinhaltete. Doch der Knaller schlechthin, war ein großes Panoramafenster, durch das sie auf die tanzende Menge blicken konnten. „Wow“, kam es schwer beeindruckt über seine Lippen. In solch einer Atmosphäre hatte er noch nie feiern dürfen. „Sag mal, Onii-san“, wendete er sich an seinen Bruder, der bereits die Getränkekarte an sich nahm, „Was geht denn nun ab?“, fasste er das Ganze einfach mal zusammen.
 

„Das ist der VIP-Raum“, erklärte dieser voller Gelassenheit, als sei es das Normalste der Welt, für Leute wie sie, sich in solch einem Ambiente zu amüsieren. „Tat-chan hat die Party organisiert“, kam es von Seji, der Soushi kurz auf den Rücken pattete und sich dann neben den Bassisten fallen ließ, um mit ihm gemeinsam die Karte zu studieren. „Sei froh, dann geht nämlich alles aufs Haus“, grinste er breit und zwinkerte dem immer noch verblüfften Soushi zu. Dieser nickte nur verstehend und wendete sich dem großen Panoramafenster zu. Die Musik in diesem Raum war zwar immer noch laut, aber man konnte sich mühelos unterhalten. Er legte eine Hand auf die Scheibe. „Können... die uns sehen?“, fragte er zögernd und erhielt die Antwort, nicht unbedingt auf eine Weise, die ihm gefallen hätte. Kou drückte ihn, auf Zehenspitzen stehend da Soushi ja doch ein wenig größer war, an die kalte Scheibe und rieb seinen Unterleib gegen sein Gesäß. „Das ist Spiegelglas. Niemand sieht, was wir hier treiben“, raunte er ihm ins Ohr und strich mit den Fingern fordernd seine Seiten entlang, „Und niemand... kann dir helfen...“ Soushi schluckte und spürte wieder die unangenehme Hitze in sich aufsteigen. „Kou! Verpiss dich!“, versuchte er sich zu wehren und drückte sich mit den Händen an der kalten Oberfläche vor sich ab. Er hatte keinesfalls vor, sich kampflos vor dem kleinen Giftzwerg zu ergeben. „Kou~ komm wieder runter. Trink erst was, dann kannst du ihn meinetwegen rapen so viel du willst“, erklang es vom Sofa aus. Soushi wusste genau wessen Stimme es war. So redete immerhin nur er von ihm. Schließlich sah er ihn als seinen Besitz an, was die Anderen auch nicht bestritten. Verdammt... schon wieder eine Blamage. Doch zumindest ließ der Vocal von ihm ab und Soushi konnte erleichtert durchatmen. Er raffte die Schultern und drehte sich zum Rest um. Ayane sah gemeinsam mit Tamaki in die Getränkekarte, genauso wie Tatsuro und Midori. Einzig Yasuo saß still in einer Ecke und rauchte vor sich hin, was ihm Kou gleich tat, als er sich neben ihn setzte. Alkohol schien jetzt wirklich eine gute Idee zu sein. So gesellte sich Soushi ebenfalls zu ihnen aufs Sofa und schnappte sich die dritte und letzte Karte. Er wusste genau was er wollte: Zombie. Es war zwar mörderisch, sich solch einen starken Cocktail gleich zu Anfang zu bestellen, aber er wollte seine Sinne so schnell wie möglich betäuben und mit diesem Getränk klappte es ausgezeichnet.
 

Einige Zeit später, nachdem bereits so manche Sorten Alkohol ausprobiert wurden, neigte sich die Stimmung dem Höhepunkt zu. Soushi hatte sich weitgehend im Hintergrund gehalten. Hatte den Gesprächen gelauscht, an seinem Getränk genippt oder einfach die sexuell anreizenden Tänze der Clubbesucher und der Tabledancer betrachtet. Er versuchte so gut es ging, die Aufmerksamkeit möglichst nicht auf sich zu lenken, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden. Doch so langsam, stieg auch ihm der Rausch in den Kopf und er konnte sich nach und nach immer mehr lösen. Schließlich ließ er sich sogar dazu erweichen, in ein Ständchen von Midori und Seji einzustimmen, als Ayanes Lieblingslied lief. Diese spendete auch glückselig lächelnd Applaus und umarmte ihre persönlichen Sänger stürmisch. So langsam gefiel Soushi die Party, schien doch Kou sich von seinem Racheplan abgewendet zu haben.
 

Doch falsch gedacht. Denn schon kurz darauf, kam dieser zu ihm und band ihm ein Tuch vor die Augen. „So Kleiner. Now it’s play-time“, grinste er. Was war denn nun los? Hatte er etwas nicht mitgekriegt? „Spielen wir jetzt ‚Blinde Kuh‘ oder wie?“, fragte er mit genervter Stimme und versuchte sich die Augenbinde wieder herunterzureißen, doch wurde er von Tamaki aufgehalten, der ihm die Hände hinter dem Rücken festhielt und ihm kurzerhand Handschellen anlegte. „HEY!“, rief er protestierend und wand sich darunter, „Seid ihr übergeschnappt? Bindet mich sofort frei!“ Die hatten sie doch nicht mehr alle. Was sollte das denn jetzt? Sollte er jetzt doch, gegen seinen Willen als Versuchskaninchen dienen? Nein, das wollte er nicht. Das würde er sich nicht gefallen lassen. Gerade wollte er wieder los schimpfen, als er auch schon zwei kräftige Arme an seiner Hüfte spürte, die ihn vom Sofa hoben und durch den Raum führten. „Was soll das? Wo wollt ihr hin?“. „Chill out“, erklang Tamakis belustigte Stimme neben ihm, „Wir wollen nur Spaß haben. Das wird dir auch gefallen, glaub mir.“ Hörte sich ja mal so gar nicht danach an. Er konnte den Unterton ganz genau deuten und er verhieß nichts Gutes. „Ihr seid doch bekloppt!“, maulte er und plumste auch schon mit dem Hintern auf einen Stuhl, der hinter ihm stand und an den er herangeführt worden war. „Nun stell dich nicht so an, als wärst du so abgeneigt von Fesselspielchen“, hörte er Tatsuro amüsiert sagen, woraufhin Gelächter seitens Seji, Tamaki und Kou ertönte. Das selbst Ayane und Midori, seine sonstigen Hilfs-Engel grinsten, konnte er momentan nicht sehen. Zu seinem Glück, sonst wäre er wohl vollkommen ausgerastet. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, wusste er ja so gar nicht, was ihn erwartete. Aber er war still. Immerhin stimmte es. Er ließ sich fesseln und sonstwas mit sich machen. Ob es ihm gefiel, war eine andere Frage, aber hier so hilflos vor allen bloßgestellt zu werden, bereitete ihm doch Unbehagen.
 

Er hörte die Tür aufgehen und jemanden den Raum betreten, der anscheinend Absätze trug. Die Kellnerin? Nein, das konnte nicht sein, denn ihre leeren Getränke waren erst vor Kurzem abgeräumt worden und die neuen Bestellungen gebracht. Oh Gott... hatte Kou... ? Zuzutrauen wäre es ihm ja. „Let the show begin!“, hörte er Kou sagen und schluckte. Stille herrschte um ihn herum, mit Ausnahme der leicht gedämpften Rockmusik, die immer noch durch den Raum dröhnte. Soushi schluckte, mit gesenktem Kopf und rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. Plötzlich fühlte er, wie eine Hand ihm durch die Haare fuhr und schreckte augenblicklich auf. Eine weitere Hand schmiegte sich an seinen Hals und fuhr die Konturen seines Schlüsselbeines nach. Er blinzelte in die herrschende Dunkelheit, unfähig etwas zu erkennen, nur auf seinen Tastsinn verlassend. Wer zur Hölle war das? Die fremde Hand schien sich allerdings nicht zurückhalten zu wollen, denn schon glitt sie tiefer und strich ihm unter sein Shirt. Soushi zog überrascht den Bauch ein, versuchte sich so etwas der Hand zu entziehen. Doch die Person kannte anscheinend kein Erbarmen, so wurde sein Kopf, auf dem noch immer die andere ruhte, auch schon mit sanfter Gewalt, an den Haaren in den Nacken gezogen. Zeitgleich glitten kalte Hände in seine Jeans, rieben ihm schamlos über den Schritt. „Lass das!“, versuchte Soushi sich zu wehren. Gegen solche Berührungen hatte er im eigentlichen Sinne nichts gehabt, allerdings störte ihn die Tatsache, dass er nicht wusste, wessen Hände dies taten und auch, dass ihm gerade die Freunde seines Bruders dabei zusahen, lockerten ihn nicht. Er fühlte sich scheiße. Wie ein Ausstellungsstück, das man vor Publikum vorführte.
 

Eine Zunge schlängelte sich in sein Ohr und er fühlte, wie ihm die Gürtelschnalle geöffnet wurde. Verdammt. Wenn das so weiterging, würde er hier tatsächlich noch vor aller Augen entblößt. „Haha. Ist wirklich sehr lustig, muss ich schon sagen“, versuchte er, mit ironischer Stimme und möglichst ruhig von sich zu geben, „Aber jetzt bindet mich wieder los. Ich habe keine Lust auf eure Spielchen.“ Als einzige Antwort erhielt er nur ein spöttisches Auflachen von Kou. Diese Mistratte, dachte er sich grimmig. Doch allzu lange konnte er ihn nicht innerlich verfluchen, denn die fremden Hände rissen ihm sein Shirt vom Leib und er saß mit nacktem Oberkörper da. Schamvoll biss er sich auf die Unterlippe. Er wusste genau, wie sein Körper aussah und so kurz nach Tatsuros ‚Spielereien‘, war dieser nicht gerade in Bestform. Er hörte ein Pfeifen, begleitet von Sejis beeindruckter Stimme, „Wow, Tat-chan. Ich wusste ja, dass du auf Blut stehst, aber SO?“, giggelte er. „Ach, sag bloß. Was dachtest du denn warum ich immer die Binden von Midori klaue?“, erwiderte dieser lachend und ein ‚Poff‘ ertönte, als diese ihm anscheinend etwas Weiches an den Kopf schlug. Soushi sah irritiert in die Dunkelheit und lauschte beschämt den Stimmen. Er musste hart schlucken. Klar wusste er, dass sich die Anderen gerne über dessen Liebesleben unterhielten, allerdings mochte er es nicht, wenn es über ihn war. Schon gar nicht, wenn er in solch einer misslichen Lage, dabei sein musste.
 

Doch lange Zeit sich innerlich zu verkriechen hatte Soushi nicht, denn die fremde Person glitt, feuchte Küsse verteilend, über seinen Oberkörper. Er spürte, wie die Hand sich inzwischen um seinen Schaft gelegt hatte und ihn langsam, aber fest zu pumpen begann. Er unterdrückte sich ein Keuchen, indem er sich fest auf die Unterlippe biss und kniff die Augenbrauen konzentriert zusammen. Hätte ja noch gefehlt, dass er hier einen Steifen bekam. Nur leider, schien das gerade so ziemlich der Fall zu werden, so sehr er sich auch dagegen wehrte. Sein Körper unterlag den Berührungen. Unerwartet, spürte er plötzlich zwei Zungen, die seinen Hals verwöhnten. Es waren also tatsächlich zwei Personen reingekommen? Das hätte er doch mitbekommen müssen, oder nicht? Sich von einer Seite zur anderen windend, versuchte er den fremden Körpern zu entgehen, doch diese hatten ihn im Griff. Wortwörtlich. „Ihr seid solche Schweine, echt!“, maulte er gequält und keuchte dann doch auf, als er in den Hals gebissen wurde. Der Biss war nicht stark, kam aber unerwartet. Zeitgleich konnte er Seji johlen und in die Hände klatschen hören. Na super. Dem zu urteilen, hatte er also alle Chancen verspielt, doch noch errettet zu werden. Doch halt, was ist mit Yasuo? Dieser würde sich doch sicher erbarmen, ihm zu helfen? „Yasuo-san! Mach was, bitte!“, flehte er, schamhaft den Kopf gesenkt, um die Küsse die seinen Hals überschütteten, bloß nicht zu nah an seine Lippen zu lassen. „Yasuo?“, fragte er zögerlich nach, als keine Antwort kam. „Tut mir leid“, kam es leise von ihm und er hörte Kou auflachen. „So schnell kommst du hier nicht weg, Soushi. Ya-chan schuldet uns noch was, der Spielverderber. Also brauchst du von ihm keine Hilfe erwarten“. Fassungslos wendete er sich an seine letzte Hoffnung: „Midori! Ayane!“. Doch diese kicherten nur, sichtlich vom Alkohol betört, dass es ja nur ein Spiel sei.
 

Hatte sich eigentlich die ganze Gemeinschaft gegen ihn geschlossen? Er konnte es nicht fassen. Das war ja noch nicht mal sexuelle Belästigung mehr, sondern grenzte an Vergewaltigung, was hier vor sich ging. Denn just in dem Moment, spürte er auch schon weiche Lippen an seiner Spitze nuckeln und kurz darauf, wurde er schon von einer feucht-warmen Höhle umgeben. Er keuchte auf, als er das Saugen spürte und legte den Kopf in den Nacken. Scheiße, was tat er hier? Er sollte sich doch verteidigen und nicht klein beigeben! Aber diese Zunge! Er rollte die Augen, was man unter der Binde ja nicht sah und biss sich, stöhnend auf die Unterlippe. Die andere fremde Person hatte sich von hinten über ihn gelehnt und verwöhnte seine Brustwarzen, indem sie sie leckte und knabberte. Soushi konnte überall an seinem Körper Hände spüren, die ihn streichelten und verwöhnten. Seine Erregung stieg von Moment zu Moment, obwohl er sich innerlich dagegen wehrte. Doch immer mehr, verlor er sich in diesen Gesichtslosen Berührungen und seine Gedanken wurden leicht, sodass er schon fast nicht mehr mitbekam, was um ihn herum geschah.
 

„5 Minuten – dann spritzt er ab“, hörte er plötzlich Seji trällern, womit er ihn aus der vorzeitigen Trance riss. Die schlossen ja schon Wetten auf ihn ab. Nein, so leicht wollte er nicht aufgeben. Immerhin hatte er auch seinen Stolz, den er verteidigen wollte. „Ich halte dagegen!“, sagte dann auch schon Kou und Soushi konnte sich das breite Grinsen auf seinem Gesicht dabei sehr gut vorstellen. Solche miesen Schweine! „Lasst mich sofort los! Ich hab genug, hört ihr?“, fing er wieder an zu protestieren und wand sich unter den beiden Unbekannten. „Halts Maul, Soushi“, kam es nur spöttisch von Kou, „Ich halte hier die Fäden in der Hand, klar? Also spielt das auch nach meinen Regeln ab.“ Soushi konnte es nicht glauben. Wie weit würden seine Spielchen denn noch gehen? „Weißt du, wie viele Jahre es auf Nötigung gibt?“, gab er sarkastisch, zwischen zusammengebissenen Zähnen, von sich. „Nein. Sags mir“, erwiderte dieser spöttisch grinsend und betrachtete die Szenerie vor sich. „Ich denke sowieso nicht, dass du momentan in der richtigen Lage bist, als das du mir drohen könntest.“ Soushi knurrte leise und wand sich noch stärker, doch die Hände hielten ihn fest.
 

Eine Hand zog ihn erneut an den Haaren, sodass sein Kopf in den Nacken fiel und schon spürte er eine Zunge in ihn eindringen, die er versuchte abzuwehren. Fingernägel kratzten über seinen, sowieso schon geschundenen, Oberkörper, was es schmerzhafter machte, als normalerweise. Seine Haut war noch ziemlich malträtiert und deshalb empfindlicher. Doch vor allem machte ihm gerade die geschickte Zunge an seinem Intimbereich zu schaffen. Er stöhnte in den aufgezwungenen Kuss, den er inzwischen etwas weniger abwehrte, als er fühlte, wie Zähne, sanft an seinem Schaft entlang schabten und an seiner Spitze knabberten. Heiße Schauer schossen in ihm hoch und ließen sein Herz schneller schlagen. Wen hatten sie hier auf ihn angesetzt? Egal wer es war, die beiden schienen genau zu wissen, wie sie ihren Job erledigen mussten. Trotz seiner körperlichen und mentalen Gegenwehr, war er inzwischen höchst erregt. Er schämte sich, vor allen so die Beherrschung zu verlieren, aber was sollte er machen? Er konnte seinen Körper unter solchen Umständen einfach nicht beherrschen. Schwer atmend, zuckend und stöhnend, gab er sich also geschlagen und ließ es mit sich geschehen. Vielleicht war das ja auch nur ein ganz schön bescheuerter Traum. Womöglich hatte er doch übertrieben mit dem Trinken und lag gerade bewusstlos in irgendeiner Ecke. Da waren solche Träume schon mal möglich. Oh bitte~ lass es nur einen Traum sein, flehte er innerlich.
 

Sein hoch aufgerichtetes Glied, wurde wieder komplett in die fremde Mundhöhle gesogen und der schnelle darauf folgende Rhythmus, ließ seine Augenlider flattern. Unweigerlich fing er an, den aufgezwungenen Kuss gierig zu erwidern und bewegte sein Becken, dem fremdem Rhythmus angepasst. Im Hintergrund, hatte diese Show ebenfalls nicht wenige kalt gelassen, denn Kou saß, die Finger in Tamakis Haarschopf vergraben, der widerrum mit dessen Schritt beschäftigt war und Midori und Ayane knutschten unbehelligt, quer auf dem Sofa liegend. Einzig Seji hatte einzustecken, da Yasuo sich strickt weiterte, auch nur eine Haarsträhne von ihm anzufassen. Das alles bekam Soushi jedoch nicht mit und selbst wenn er etwas sehen würde, brachten ihn die Liebkosungen gerade viel zu sehr um den Verstand. Er stöhnte immer wieder leicht auf und reckte seinen Körper den Händen entgegen.
 

Für Außenstehende müsste diese Szenerie völlig befremdlich und abstrakt wirken, doch für die ‚Chaos WG‘, wie Soushi sie manchmal insgeheim nannte, war das normaler Alltag. Wobei ‚normal‘ so gut wie nichts bei ihnen war.
 

Fingerspitzen streichelten und kratzten über seine Oberkörper, hinunter zu seinem Bauch und seinem Glied. Sie umfassten es gleichermaßen und unterstützen die Bewegungen des Mundes, mit der begabten Zunge darin. Lange würde er es nicht mehr aushalten, kribbelte doch sein gesamter Körper, wie unter Strom gesetzt und sein Herzschlag dröhnte ihm bis in die Ohren. Die fremden Hände der Person hinter ihm, glitten über seine Haut, mal liebevoll, mal schmerzend. Der Kuss wurde gelöst und eine feuchte Zunge leckte über seinen Adamsapfel. Finger streichelten sanft seinen Hals. „Hah~“, gab er befreiend stöhnend von sich. Der Kuss war gut – atemberaubend gut. Doch so konnte er einfach nicht stöhnen, ein Bedürfnis, dem er gerade nur allzu gerne nachkommen wollte und es nun endlich konnte. Er fühlte, wie die fremden Finger sich in seinem Haarschopf vergruben und Küsse auf seinem Hals und seinem Ohr verteilt wurden. Ein weiches, nasses Etwas schlängelte sich in seine Ohrmuschel und ein warmer, ja fast schon heißer Körper schmiegte sich an ihn, wobei er deutlich die harte Erhebung an seinem Bauch fühlen konnte. Aha, zumindest wusste er nun, das eine der Personen männlich war. Doch das interessierte ihn nun in dem Moment doch weniger, denn die geschickte Zunge an seinem Glied ließ ihn vor Lust erzittern, als sie ihn schnell und fordernd verwöhnte. „Kami~~ On-„ stöhnte er gequält zitternd auf, konnte sich jedoch gerade noch so beherrschen, das er nicht seinen Bruder dabei erwähnte. Er fühlte, dass der Orgasmus jeden Augenblick durch seinen Körper schießen würde und keuchte deshalb schwer. Als sich dessen Wogen langsam ausweiteten, wurden die Hände, die zuvor so liebevoll seinen Kopf und Nacken gestreichelt hatten, um seinen Hals gelegt und drückten zu.
 

Soushi riss überrascht die Augen auf und schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land, doch kein Lüftchen wehte in seine Lungen. Der Orgasmus, der sich in sanften Wellen ankündigte, donnerte plötzlich wie ein Sturm auf ihn ein. Soushi zitterte heftig auf und stöhnte innerlich, ward es ihm in real ja nicht möglich. Die Augen verdreht, fühlte er diese schier endlosen Sekunden, in denen ihn förmlich ein Blitz durchfuhr und in jede Faser seines Körpers eindrang, an sich vorüberziehen. Es klang nach und nach aus und die Hände wurden wieder so sanft wie zu Anfang, liebkosten und streichelten seinen geschundenen Hals. Sanfte Küsse wurden auf ihm verteilt, während die vor ihm kniende Person langsam die die letzten Tropfen heraus saugte und ihn noch leicht massierte. Soushi keuchte erschöpft und ließ den Kopf sinken.
 

„Onii-chan…“, flüsterte er dann leise und ihm wurde die Augenbinde abgenommen. Doch die Augen auf zu machen traute er sich nicht. Viel zu sehr hatte er sich in den letzten Minuten fallen lassen, als das es ihm nicht hätte peinlich sein können. Schamesröte breitete sich auf seinem Gesicht aus und er spürte, wie ihm heiße Tränen hochstiegen. Lange hatte er nicht Zeit, sich unsichtbar zu stellen, denn er fühlte, wie ihm zwei Finger unter das Kinn gelegt wurden und ihn zwangen aufzusehen. Er blickte in das liebevoll lächelnde Gesicht Tatsuros. Das fremde Mädchen das vor ihm kniete, erhob sich und trat hinter ihn, um Soushi die Handschellen abzunehmen. Doch das bemerkte dieser gar nicht. Das einzige was er gerade sah, waren die Augen seines Bruders, die ihn so voller Sanftmut ansahen. Er streichelte stumm seine Wange und kniete sich dann neben ihn, um ihn in seine Arme zu schließen. Soushi, nun ebenfalls in der Lage, sich eigenwillig zu bewegen, schlang seine augenblicklich um ihn und erwiderte den liebevollen Kuss, den sein Bruder ihm schenkte.
 

Die Zuschauer hatten inzwischen ebenfalls das Ende bemerkt und sahen auf, betrachteten die beiden Brüder. Midori und Ayane seufzten, wie süß das doch war und lagen sich in den Armen, während sie die beiden beobachteten. Seji saß breit grinsend da und winkte das blonde, in Lack gekleidete Mädchen zu sich, während Yasou den Unsichtbaren mimte und abwesend an seinem Drink nippte. Kou saß, immer noch Tamakis Kopf im Schritt, zufrieden lächelnd da und besah sich die beiden. Er streichelte mit den Fingerspitzen die Haare seines Freundes, der ihn verwöhnte und ging seinen eigenen Gedanken zu dieser Sache nach.
 

Soushi hatte schon während des Kusses eine gewisse Vermutung gehabt, dass es Tatsuro sein könnte. Immerhin hatte er ihn oft genug geküsst und kannte seine Techniken schon auswendig, doch war er zu sehr abgelenkt von der ganzen Situation und der damit verbundenen Peinlichkeit, als das er sich sicher sein konnte. Doch als dieser anfing, ihm die Luft abzuschnüren, war es für ihn klar und er konnte sich fallen lassen. Niemand würde so etwas machen, nicht weil es nicht dem gesellschaftlichen Geschmack entsprang, denn er kannte bereits einige Storys über Kou, der genauso drauf war, wie Tatsuro, doch war es zu sehr eine Sache des Vertrauens, die ihm die Gewissheit brachte. Immerhin grenzte es an einen Tötungsdelilkt. Selbst in der BDSM-Szene, in der sich nicht nur Tatsuro herumtrieb, wurde dies nicht überall toleriert. Vor allem, wenn es mit bloßer Hand geschah. Deswegen war ihm klar gewesen, dass es nur sein Bruder sein konnte. Er, dem er sein Leben anvertraute.

Tatsuro löste den Kuss langsam und strich ihm sanft durch dir Haare, sah ihm noch einen Moment tief in die Augen. Soushi genoss den Augenblick. Er genoss ihn jedes Mal aufs Neue. Genau dies war es, wonach er sich sehnte. Das war der Grund, warum er –zumindest bei ihm- alles mit sich machen ließ, nur um danach diesen Blick zu sehen. Diesen Blick, der so selten war und doch so voll von Liebe. Er schluckte seine Tränen hinunter und zwang sich zu einem Lächeln, woraufhin Tatsuro nickte und sich langsam erhob. Er zog seinen Bruder wieder an und gab ihm seine leichte Weste, die er über seinem Shirt trug, immerhin war Soushis Oberteil in Stücke gerissen worden. „Arigatou“, nuschelte er und zog es sich an. Seinen Blick aufrichtend, bemerkte er Kou, der einen zufriedenen Ausdruck in den Augen hatte, als er ihn musterte. „Hmpf~“, gab Soushi stur von sich und sah zur Seite. Wegen diesem Giftzwerg hatte er das schließlich erdulden müssen. So schnell würde er ihm nicht verzeihen. Sich die Handgelenke reibend, setzte er sich zurück auf das Sofa, darauf bedacht genug Abstand zu dem Vocal zu halten. Tatsuro gesellte sich wenig später ebenfalls zu ihm und schlang den Arm um seine Schultern, drückte ihn an sich und hauchte ihm einen Kuss auf den Kopf. Soushi errötete augenblicklich und blickte gen Boden.
 

Was er dabei bemerkte, war Tatsuros Erregung, die sich prall von seiner engen Lederhose abzeichnete. Stimmt ja... das hatte er ja schon vorhin gefühlt. „Sumimasen“, nuschelte er bedropt und sah beschämt zur Seite. Seinem Bruder schien es allerdings nichts auszumachen, denn dieser lachte nur kurz auf und schnappte sich sein Glas, um es auf Ex zu kippen. Soushi beobachtete ihn leicht skeptisch. War es denn nicht anstrengend für ihn, wenn er so aufgegeilt und unbefriedigt umherlief? Immerhin lieferten nicht nur Kou und Tamaki, sondern nun auch Seji und die Blonde Unbekannte eine Show, die ebenfalls anregte. Doch seine Frage hatte sich schnell geklärt, als Tatsuro das nun leer getrunkene Glas an seinen Schritt neigte und das Crushed Ice kurzerhand ins Innere seiner Hose beförderte. Soushi riss verblüfft die Augen auf und sah in sein Gesicht hoch, das zwar gequält, aber immer noch lächelnd war. Na gut, wenn er sich unbedingt Frostbeulen holen wollte. War nicht sein Problem. Soushi hätte auch keine großen Probleme gehabt, seinem Bruder behilflich zu sein, doch definitiv nicht in dieser Atmosphäre. Dazu hatte er einfach nicht den Mumm, zumal er sowieso kaum an sein bestes Stück durfte.
 

„Ich habs gewusst“, meinte plötzlich Kou neben ihm, mit leicht säuselnder Stimme, da ihn die Zunge seines Freundes nicht gerade bei vollem Verstand ließ. „Eh?“, gab Soushi daraufhin irritiert zurück. „Ich hab gewusst, dass du dich fallen lässt, wenn Tatsu kommt“, meinte dieser schelmisch lächelnd, „Selbst dein Unterbewusstsein hat sich bereits auf ihn eingestellt“. Soushi sah ihn mit großen Augen an. Das hatte also alles einen Zweck gehabt? Er war doch als Versuchskaninchen missbraucht worden. Grimmig sah er den kleinen Vocal an. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Es gab tatsächlich einen ‚Sinn‘ hinter seiner Aktion? Aha. Prima.

Soushi verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte. Er hatte keine Lust mehr, sich herumschubsen zu lassen, so angenehm das zum Schluss auch gewesen sein mag.
 

Den relativ kurzen Rest des Abends, trank er einfach noch ein wenig, um sein Gehirn von der Peinlichkeit von vorhin abzulenken und hörte einfach der Musik zu. Was die anderen taten, interessierte ihn weniger. Vielmehr genoss er einfach die Tatsache, dass Tatsuro ihn den ganzen Abend lang nicht aus seinen Armen ließ. Er kuschelte sich einfach an den warmen Körper neben sich und ließ seine Sorgen, Sorgen sein. Die Müdigkeit überfiel ihn nach einer Weile, aber wer konnte es ihm auch verübeln? Alkohol, Sex und die Wärme von Tatsuros Körper schläferten ihn langsam ein. So bekam er gar nicht mehr mit, wie der Abend für beendet erklärt wurde und sie sich auf den Weg nach Hause machten.
 

Soushi öffnete erst die Augen, als er eine weiche Decke übergeworfen bekam. Verschlafen blinzelte er in die Dunkelheit und erkannte nur die Silhouette seines Bruders über sich. „Hm~?“, fragte er leicht murrend, doch dieser lächelte nur und hauchte nur ein ‚Oyasumi‘, bevor er auch schon aus dem Zimmer ging. Soushi war zwar hundemüde, doch der Alkohol drückte ihm einfach viel zu sehr auf die Blase, weshalb er sich nach einigen Sekunden seufzend aus dem Bett erhob. Sich die Augen reibend, begab er sich in Richtung des Badezimmers, das direkt neben dem Zimmer lag, als er Stimmen im Wohnzimmer hörte. Waren die etwa immer noch am saufen? Gerade fragte er sich das, fast belustigt, als schon die ersten Gesprächsfetzen sein müdes Gehirn erreichten. Sie redeten über IHN! Er bekam Herzklopfen und versteckte sich etwas, um nicht gesehen zu werden. Würden sie sich über ihn lustig machen? Wie er sich heute benommen hatte? Würden sie ihn nun verachten, wo sie gesehen hatten, auf welche perversen Reize er reagierte? Er schämte sich und neigte den Blick erneut zu Boden, betrachtete seine Füße.
 

„Bist du dir sicher, dass du so weitermachen willst?“, hörte er Yasuo mit ernster Stimme fragen. Stille, dann ein Seufzen seinerseits. „Das war mir klar“, fuhr dieser fort. „Weißt du, was du Soushi damit antust?“. „Ja, weiß ich“, ertönte nun die Stimme seines Bruders. Dieser schien leicht angenervt zu sein. Anscheinend hatten sie schon einmal solch ein Gespräch geführt. Soushi schluckte. Er spürte sein Herz in seiner Brust heftig schlagen. Die ganze Situation war so peinlich. „Immerhin bin ich sein Bruder“. „Genau. Sein Bruder und nicht sein Liebhaber“. „Was geht dich das denn an? Ich hab das im Griff, oke?“, maulte Tatsuro und ein Feuerzeuggeräusch erklang, gefolgt von tiefen Ausatmen. „Mag sein, dass du es im Griff hast, aber bei Soushi wäre ich mir nicht sicher. Ich habe heute gesehen, wie er auf dich reagiert“. Stille. „Du hast ja recht, aber das ist nur, weil er die Berührungen kennt“, kam es leise. „Nein. Es ist, weil er dich spürt. Man kann mit ihm sonstwas machen, solange er im Glauben ist, das du es bist, lässt er es sich fallen. Vollkommen.“ Soushi schluckte. Hatte er doch etwas falsch gemacht? Hatte er Tatsuro womöglich Ärger eingebrockt? Aber das war doch gar nicht seine Schuld... immerhin hatte Kou die ganze Sache geplant. Er griff sich an die schmerzende Brust und ließ seine Finger zu seinem Hals gleiten, an dem die Würgemale zu sehen waren. Er hatte etwas falsch gemacht... er hatte alles falsch gemacht! „Stimmt“, ertönte es wieder im Wohnzimmer, „Aber ich weiß, wie ich mit ihm umgehen muss, oke? Ich habe keine Lust mehr auf diese Diskussion. Das haben wir schon so oft durchgekaut“. Soushi hörte Schritte und erschrak. Was wenn sie ihn nun hier lauschend vorfinden würden? Es ging zwar um ihn, aber dennoch war es ein privates Gespräch. Schnell schlich er auf Zehenspitzen ins Bad, bekam nur noch mit, wie Yasuo Tatsuro erneut ansprach, traute sich aber nicht, weiter zu lauschen.
 

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, wäre er ja fast ertappt worden. Noch eine Peinlichkeit mehr an diesem Abend und er könnte sich die Kugel geben. Er blieb einige Augenblicke reglos an der Tür stehen und versuchte seinen schnellen Atem zu beruhigen, als er kurze Zeit später auch zweimal die Haustüre auf- und zugehen hörte. Er öffnete zögerlich die Badezimmertür einen Spalt breit und linste hindurch. Es herrschte Ruhe in der großen WG-Wohnung. Anscheinend verabschiedete Tatsuro gerade den Gitarristen. Seufzend schloss er sie wieder und verrichtete schnell sein Geschäft, wollte er doch, noch bevor sein Bruder wieder reinkam, unschuldig im Bette liegen.
 

Als dieser dann auch schon wenige Augenblicke, nachdem Soushi unter die Decke geschlüpft war, reinkam, tat er so, als schliefe er friedlich. Nach einigen Sekunden wurde die Tür geschlossen und er hörte ihn zu sich kommen. Das Bett senkte sich auf einer Seite und er fühlte seinen warmen Körper neben sich. Tatsuro legte die Arme um ihn, hauchte ihm sanft einen Kuss auf die Stirn und spielte gedankenverloren mit Soushis Haarsträhnen. Dieser fragte sich gerade was das sollte, immerhin war sein Bruder so gut wie nie zum Kuscheln anzuregen, nur unmittelbar nach einer Session. Doch er genoss die geschenkte Zärtlichkeit und lächelte leicht in die Dunkelheit.
 

Nach einiger Zeit Stille, bei der er schon dachte, dass sein großer Bruder eingeschlafen war, hörte er ihn leise hauchen:
 

„Ich liebe dich.“
 

______________
 

So, lang hats gedauert, mit dem neuen Kapitel, aber hier ist es endlich ^^°

Ich hoffe, es hat auch gefallen und euch dazu angeregt, Kommentare zu hinterlassen x3
 

Begriffe
 

chan: Verniedlichungsform

san: höfliche Anredeform

onii: Bruder

kami: Gott

sumimasen: entschuldigung

oyasumi: gute Nacht



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Najuri
2010-02-26T23:12:12+00:00 27.02.2010 00:12
aww taiske <3 des kapi is sooo toll^^ *nein eigendlich find ich alle deine geschichten sooo wahnsinnig geil^^
so toll dass ich garnich weis was ich schreiben soll *grinz*

aber jetzt schreib ich hald doch noch was:)

amlibsten mag ich "VERGESSENE SÜNDEN" *schwärm*


hoffe du schreibst bald weiter (=^0^=)
°<3°


lg Nami-Chan

Von:  -Sayori-
2009-06-30T11:55:34+00:00 30.06.2009 13:55
Ich finds toll...Und dein Schreibstil gefällt mir *__*
Aber vll solltest du das Kapi aduld machen xD
Schreib diesmal schneller weiter :P
Von:  DarkMagic
2009-06-28T20:34:03+00:00 28.06.2009 22:34
=*~*= ahw das Kapitel war wunderbar
Vor allem der Schluss wo Tatsuro aagt das er Soushi liebt
Ich freu mich schon wenn es weiter geht. Vor allem auf das WIE
Schreib schnell weiter


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