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Amor Vincit Omnia...?

Die Liebe bezwingt alles...?
von

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Einsicht

Auf der Arbeit normalisierte sich langsam alles wieder. Da nun auch Ren wieder da war, verbrachte Kyōko erneut viel Zeit beim Dreh von Dark Moon, aber sie war froh darüber, dass sie ihn nicht allzu oft sehen musste. Anscheinend hatte irgendjemand – ob nun Yashiro, der Regisseur oder Ren selbst – dafür gesorgt, dass die Szenen, die sie zusammen drehen mussten, ein wenig nach hinten verschoben wurden. Zwar lief sie ihm trotzdem ab und zu über den Weg, doch dann grüßte sie ihn nur kurz und beschleunigte ihren Schritt – keine Lust, sich mit den nervigen Gefühlen herumzuschlagen, die sie jedes Mal wieder zu überfluten drohten, wenn sie sein milde lächelndes Gesicht sah.

Ein paar Tage vergingen und Kyōko begann langsam zu hoffen, dass das Problem sich bald verflüchtigen würde. Sie war froh, dass sie sich ihrer Gefühle zu Ren gar nicht so richtig bewusst gewesen war, denn sonst wäre ihre Enttäuschung sicher noch größer gewesen und das alles hätte ihr viel mehr ausgemacht. So aber war sie sich ziemlich sicher, dass sie sich schon in ein paar Wochen kaum noch daran erinnern würde, denn ihre Rachegeister waren munter dabei, beständig an ihren Gefühlen zu nagen, und damit auch am Schmerz.

Kyōko hatte gerade wieder eine Szene beendet und sich verlegen das Lob des Regisseurs für ihren Einsatz und die Verbesserung ihres Spiels angehört, als ein lautes Trommeln und dann die Töne einer E-Gitarre zu vernehmen waren. Sie sah in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, auch wenn sie – wie alle anderen Anwesenden auch – sich schon fast denken konnte, wer da im Anmarsch war. Und tatsächlich: eine Tür wurde aufgestoßen und der Präsident trat ein, begleitet von mindestens einem Dutzend Männer in schwarzen Anzügen, jeder von ihnen eine Gitarre in den Händen. Er selbst strahlte ihnen in einem weißen Outfit mit goldenen Ornamenten entgegen. An der Schlaghose und der unverwechselbaren Frisur war schnell zu erkennen, dass er heute als Elvis auftrat.

„Mogami-kun!“, rief er begeistert, als er sie erblickte. „Dich habe ich gesucht!“

Sie sah ihn einen Moment überrascht an, doch als sie darüber nachdachte, fiel ihr nur ein Grund ein, weswegen der Präsident sie sprechen wollen könnte. Sie versuchte, zu lächeln, was ihr sichtlich schwer fiel, da ihre Laune gerade in den Keller gesunken war. Die Leute vom Team hatten verstanden, dass sie sie nicht danach fragen sollten, wenn ihnen ihr Leben lieb war, doch dem Präsidenten hatte das wohl noch keiner mitgeteilt.

„Komm mit“, sagte Rory und streckte ihr freudestrahlend die Hand entgegen. Zögerlich ergriff sie diese und ließ sich von ihm hinausführen. Draußen wartete seine Limousine, auf deren Flanke in goldener Farbe das Logo von LME prangte. Galant hielt der Präsident Kyōko die Tür auf und wartete darauf, dass sie einstieg, bevor er ihr folgte und die Tür zuschlug.

Nachdem die beiden es sich auf der ledernen, sofaähnlichen Rückbank gemütlich gemacht hatten und er ihr ein Glas Wasser aus der Minibar eingeschenkt hatte, sagte er: „Ich habe so viel von dir gehört in letzter Zeit, aber bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, dir persönlich zu gratulieren.“

„Gratulieren?“, fragte Kyōko. „Wofür?“ Etwa dafür, dass sie einen ganzen Tag lang mit Ren zusammen gewesen war? Oder dafür, dass sie ihm endlich mal gezeigt hatte, dass er nicht alles haben konnte?

Der Präsident strahlte wie ein kleines Kind an Weihnachten. „Na, zur Rückkehr deiner Gefühle! Oder willst du etwa behaupten, du wärest nur aus Eigennutz mit Ren zusammengekommen, oder um irgendjemandem etwas zu beweisen?“

Sie war sich zwar nicht sicher, wie geheim er das halten würde, was sie jetzt sagte, aber immerhin würde er es wohl kaum an die Presse weitergeben, daher sagte sie zerknirscht: „Es waren sicher Gefühle dabei, aber er hat mich reingelegt.“

„Inwiefern?“ Rory lehnte sich vor und sah sie neugierig an.

Er war ihr zwar zugegebenermaßen ein wenig unheimlich, doch fuhr sie trotzdem fort: „Er hat behauptet, er hätte Aids, um mein Mitleid zu erregen und mich dazu zu überreden, seine Freundin zu werden.“

Rory hob überrascht die Augenbrauen, musste dann aber schmunzeln. „Der Bursche muss ja ganz schön verzweifelt gewesen sein.“

Kyōko schnaubte verächtlich, wie immer, wenn jemand Ren in Schutz nahm. „Er wollte mich und meine Gefühle doch bloß ausnutzen. Nie wieder werde ich so auf jemanden reinfallen.“

„Glaubst du denn nicht, dass er es ernst gemeint hat?“

„Nein“, antwortete Kyōko prompt. „Ich glaube nicht, dass er in seiner Position tatsächlich irgendein Frau ernst nehmen könnte. Er weiß, dass keine ihn ablehnen würde, und spielt mit den Gefühlen der Frauen.“

„Meinst du nicht, dass du etwas Besonderes für ihn bist? Es ist das erste Mal, dass er -“

„Ja, verdammt!!“, stieß Kyōko zornig aus. Als sie sah, wie perplex der Präsident ansah, sah sie schnell zu Boden und sagte etwas ruhiger: „Das sagen alle. Von wegen, ich wäre die erste, die er wirklich zu sich durchlässt und so. Aber warum sollte das bedeuten, dass er mich ernst nimmt?“

Rory musterte sie einen Moment lang, dann versuchte er sich an einer Erklärung: „Ich denke, irgendwo verachtet er tatsächlich all die Frauen, die ihn nur vergöttern, weil er gut aussieht und berühmt ist. Vielleicht ärgert er sich auch darüber, dass, eben weil er Ren Tsuruga ist, kaum eine Frau ganz normal mit ihm umgeht, die meisten erstarren ja vor Ehrfurcht, wenn sie ihn sehen. Und du gehst eben ganz normal mit ihm um, vielleicht bist du da sogar die erste, und das bewundert er an dir.“

Das gab Kyōko kurz zu denken auf, doch dann konterte sie: „Und wenn er nur denkt, dass er mich lieben würde, nur weil er einfach keine andere kennt, die so ist? Wer sagt denn, dass er mich nicht wieder fallen lassen würde – gesetzt den Fall, ich würde ihn doch wieder akzeptieren – sobald es eine andere, schönere und nettere Frau gibt, die so handelt.“

Fast schon traurig sah Rory sie an. „Liebst du ihn?“

„Was?“, fragte Kyōko, durch seinen Themenwechsel aus der Bahn geworfen.

„Liebst du ihn?“, wiederholte er seine Frage, auch wenn sie ihn sehr gut verstanden hatte.

Eine Weile war es still im Auto, dann sagte sie leise: „Ja, das ist wohl so.“ Doch bevor der Präsident etwas dazu sagen konnte, hatte sie schon wieder den Kopf hochgerissen und die Hand zur Faust geballt. „Aber wenn ich ihm nur lang genug aus dem Weg gehe, dann wird das wieder verschwinden, da bin ich mir sicher!“

Schmunzelnd schüttelte Rory den Kopf. „Wenn du ihn wirklich liebst, warum vertraust du ihm dann nicht? Du könntest ihn ganz einfach davon überzeugen, dass es keine andere Frau gibt, die besser für ihn ist als du – ich glaube nicht, dass dir das allzu schwer fallen würde, du hast nämlich eine unglaubliche Überzeugungskraft.“

Kyōko ließ die Hand wieder sinken und ihr Blick verfinsterte sich. „Und wenn ich ihm gar nicht vertrauen will, weil er mir trotz seiner angeblichen Liebe etwas angetan hat, das unverzeihlich ist?“

Der Mann legte ihr seine Hand auf die Schulter und sah sie mit einem väterlichen Blick an. „Glaubst du nicht, dass verliebte Menschen manchmal Dinge tun, die falsch oder gemein erscheinen, um die Herzen ihrer Geliebten zu gewinnen?“

Als Kyōko schwieg, fragte er: „Du warst doch auch einmal verliebt, bevor du zu LME kamst, oder? Was hättest du getan, um diese Person für dich zu gewinnen?“

Kyōko schloss die Augen, um sich an diese unbeschwerte Zeit zu erinnern, die schon so lange zurückzuliegen schien. Wegen Shō hatte sie seit der Grundschule Neid in allen seinen Formen kennen gelernt, sie war beleidigt, geschlagen und geschnitten worden. Aber nichts davon hatte ihr wirklich etwas ausgemacht, weil er ihr wichtiger war als alles andere.

„Alles“, antwortete sie und war von ihrer eigenen Antwort überrascht.

„Siehst du?“ Der Präsident lächelte und langsam verstand sie, worauf er hinaus wollte.

„Warum hat er es mir denn nicht einfach gesagt?“, fragte sie leise.

Auch wenn sie die Antwort im Grunde selbst kannte, antwortete Rory für sie: „Er hatte Angst, von dir zurückgewiesen zu werden. Hättest du seinem Werben denn nachgegeben, wenn er dir nicht diese Lüge aufgetischt hätte?“

Erneut schwieg Kyōko. Er war ihr sehr vertraut gewesen, sie hatten sich im Laufe der Zeit immer besser verstanden, aber sie glaubte nicht, dass sie zugestimmt hätte, seine Freundin zu werden. Vielleicht, ganz vielleicht, hatte es für ihn in seiner Situation einfach keinen anderen Weg gegeben, den er hätte gehen können.

Ohne es zu bemerken, hatten Tränen begonnen Kyōkos Wangen hinabzulaufen. Sie war so unglaublich verwirrt durch all diese Gedanken, und auch ihre Gefühle schienen Achterbahn zu fahren.

Beherzt reichte Rory ihr ein Taschentuch, das sie dankbar annahm.

„Was soll ich denn jetzt tun?“, schniefte sie.

Er strich ihr beruhigend über den Kopf. „Schalte deinen Kopf aus und tu einfach das, was dein Herz dir sagt. Denn dein Kopf kann lügen, aber dein Herz spricht immer die Wahrheit.“

Rory sah aus dem Heckfenster und ein breites Grinsen legte sich über sein Gesicht. „Sieh nur, da kommt er.“

Kyōkos Kopf drehte sich blitzschnell herum. Tatsächlich, dort, nur noch zehn oder fünfzehn Meter von der Limousine entfernt, schlenderte Ren in ihre Richtung, Yashiro an seiner Seite.

„Was sag ich ihm denn?“, fragte Kyōko mit einer hohen Stimme, die sie gar nicht von sich kannte. Sie kam sich vor wie ein kleines, dummes Kind, aber andererseits war sie unendlich froh, jemanden zu haben, der ihr ihre Fragen beantworten konnte.

Rory schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es irgendwelcher Worte bedarf.“

Zwar wusste sie immer noch nicht so recht, was sie tun sollte, aber sie wollte Ren auch nicht verpassen, daher stolperte sie zur Tür und stieß diese auf.

Atemlos und wahrscheinlich mit Tränen im Gesicht starrte sie zu Ren auf. Er blieb stehen, einen undefinierbaren Ausdruck im Gesicht, während Yashiro sich schnellstmöglich entfernte.

Einen Moment lang musterte Kyōko sein Gesicht – die dunklen braunen Augen, die perfekt geformte Nase, die geschwungenen Lippen – und spürte die Erinnerung zurückkommen, wie sie all das aus der Nähe betrachtet hatte, und gleichzeitig das Verlangen, es noch einmal zu tun. Wie in Trance schwankte sie auf ihn zu. Seine Augen schienen sie zu verzaubern, denn sie konnte ihren Blick nicht von ihnen lassen und die Kontrolle über ihren Körper hatte sie auch schon längst verloren.

Nur weniger Zentimeter von seinem Körper entfernt blieb sie stehen. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie sein Brustkorb sich hob und senkte, ebenso schnell wie ihrer. Sein Duft strömte in ihre Nase und sie atmete tief ein, um ihre ganze Lunge damit auszufüllen.

„Ren“, hauchte sie und wollte gerade ihre Hand heben und sie an seine Wange legen, als er sie fest in seine Arme schloss, so fest, als würde er sie nie wieder loslassen wollen.

Sein Körper schien unkontrollierbar zu zittern – oder war es ihrer? – aber sie beide wussten, dass es die unglaubliche Erleichterung war, die in jede einzelne Zelle strömte.

„Mogami-kun!“

Sie brauchte eine Weile, bis das Gehörte von ihrem Ohr zu ihrem Gehirn vorgedrungen war, da sie so in Rens Aura versunken gewesen war, dass sie ihre Umgebung vollkommen vergessen hatte. Entschuldigend sah sie ihn an und er entließ sie, wenn auch äußerst unwillig, aus seiner Umarmung, stellte aber sicher, dass er ihre Hand fest in der seinen hielt.

Mit einem kleinen, zylinderförmigen Gegenstand in der Hand kam Rory auf die beiden zu. Kyōko fragte sich, warum er sie stören musste, obwohl er doch derjenige war, der diese Situation überhaupt veranlasst hatte.

„Gib mir bitte deine Hand“, verlangte er.

Sie tat es und wechselte dabei verwunderte Blicke mit Ren.

Rory drückte freudestrahlend den Gegenstand, den sie jetzt als einen der Stempel der Love-Me-Section erkannte, auf den Handrücken.

Alle 100 Punkte – Das hast du gut gemacht!, prangte dort nun in glänzender Tinte.

„Herzlichen Glückwunsch!“, rief der Präsident laut und streute eine Handvoll Rosenblätter über sie und Ren. „Euch beiden!“
 

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Ich sage schonmal vielen Dank für die ganzen lieben Kommentare, die ihr mir geschrieben habt! Es freut mich sehr, dass die Geschichte so gut ankommt, weil ich sehr viel Mühe hineingesteckt habe. Auch danke ich euch natürlich für die Kritik und Verbesserungshinweise!

Ich hoffe sehr, dass das Ende euch nicht zu kitschig ist. Ich habe mein bestes gegeben, das zu verhindern, aber ich scheine eine Art Happy-End-Syndrom zu haben, gepaart mit einem Romantiksyndrom, das einfach nichts anderes zulässt =D
 

Wir lesen uns bestimmt noch einmal ;)
 

Ditsch ☺



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-02-26T19:08:25+00:00 26.02.2010 20:08
Das letzte Kapitel hat einfach zu schnell auf gehört, und das Kyoko sich so schnell überzeugen ließ von ihm hat auch irgendwie nicht gepasst so wirklich.
Aber trotzdem schön gemacht. ^-^
Von:  DarkGaara
2010-02-25T18:16:23+00:00 25.02.2010 19:16
Also dieses Kapitel verlangt nach einer Fortsetzung. Die heimlichen Treffen von Kyoko und Ren und wie sie es am Besten der Öffentlichkeit beibringen können.
Doch wirklich gut gelungen und am Besten, wenn du da noch etwas hinbekommen würdest... Zur Not kann ich dir vllt ein paar Ideen beisteuern^^
Von:  Kyoko-Hizuri
2010-02-25T16:39:25+00:00 25.02.2010 17:39
schön^^
gefällt mir sehr gut das Kap
du kannst ruhig weitere ffs über skip Beat schreiben...*grins*
Kyo-Hizu
Von:  DarkEye
2010-02-24T21:59:41+00:00 24.02.2010 22:59
:)
Von:  Artanaro
2010-02-24T21:15:58+00:00 24.02.2010 22:15
wenigstens einer der mal zu ihr durch gedrungen ist...
och das war echt süß von ihm
und ich fand das ende so toll ^^
ich hoffe mal, ihre beziehung jetzt verläuft besser
Von: abgemeldet
2010-02-24T21:14:30+00:00 24.02.2010 22:14
schade bin nicht die erste.... ^.~
also ich muss sagen es war auf jedenfall kitschig....du konntest dich wohl nicht bremsen *fg*... das hat mich etwas an historische liebesschnulzen erinnert(hat davon einige xD) liebe auf den ersten oder zweiten blick, dann kommt streit und zum schluss die versöhnung....

ich fand den schluss ehrlich gesagt nicht so toll... ich liebe happy ends daher fänd ichs cool, wenn du noch einen epilog schreiben würdest mit z.B. hochzeit oder jahre später ren und kyoko mit kids oder wie sich kyoko mit ihrer mutter versöhnt und ren mit seinen papa (das hast ja aus den augen verloren *zwinker* das wollten sie doch eigentlich machen..)

ansonsten fand ich deine story idea supi... mach weiter so ^.~
gilly
p.s. falls du ne neue SB ff schreibst sag mir bescheid!!
Von:  SessyFuchs
2010-02-24T19:15:37+00:00 24.02.2010 20:15
Rory als Amor 0:)

Ich wette diese Rolle hat ihm gefallen ^^ Ich kann sein fröhlich grinsendes Gesicht richtig vor mir sehen

Auch wenn Ren und Kyoko es beide etwas falsch angegangen sind, so haben sie es doch verdient zusammen glücklich zu werden <3


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