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Mosaik

von

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Verliebt

Hallo Ihr :)!

Willkommen zum 36. Kapitel von Mosaik!

Heute werdet Ihr noch jemanden "Neues" genauer kennen lernen. Ich hoffe, Ihr mögt diese entzückende Figur so gern wie ich, sie bekommt auch noch einen Steckbrief :)

Ach ja: Falls sich jemand wundert, wieso David unrealistisch viele positive Erfahrungen in Sachen Outing macht, liegt das schlicht daran, dass ich nach all dem Drama keine Lust hatte, noch mehr Drama zu schreiben. Und ein paar Erfolgserlebnisse hat David auf jeden Fall bitter nötig, finde ich ^-^

Kapitelwidmung: Für abgemeldet. Wie du mir, so ich dir ;)

Habt viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende!

Lung

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David verlor keine Zeit. Nachdem er einige Male tief ein und aus geatmet hatte, legte er sein Handy beiseite und hob das schnurlose Telefon vor sein Gesicht.

Die folgende Nummer kannte er ebenso auswendig wie die seiner eigenen Familie. Kein Wunder, er hatte sie bestimmt über hundert Mal gewählt. Und gerade deshalb…war es dieses Mal ebenfalls schwierig. Schwierig und bedeutsam. Und wichtig. Verdammt wichtig.

Abermals schwang sich Davids armes, gebeuteltes Herz zu Höchstleistungen auf. Erneut füllte Nervosität und Aufregung die Stille im Zimmer. Aber David würde nicht kneifen. Er wollte nicht kneifen. Trotzdem bebten seine Finger ein wenig, als er sechs bestimmte Tasten auf dem Telefon drückte, die mit einem gedämpften Piepsen einrasteten. Bevor er den blauen Knopf betätigte, der die Verbindung herstellte, schloss er noch einmal kurz die Augen.
 

Er erinnerte sich an Stunden und Tage im Kindergarten, in der Grundschule, in der Orientierungsstufe und dem Gymnasium. Immer und ständig waren sie zusammen gewesen. Hatten alles gemeinsam gemacht. Hatten Fußball gespielt, Hausaufgaben erledigt, waren in den Urlaub gefahren und zu ihren ersten Partys gegangen. Hatten sich alles erzählt. Bis David eines Tages beschlossen hatte, das größte Geheimnis seiner Existenz für sich zu behalten. Der größte Fehler seines Lebens. Noch größer als der Fehler, sich überhaupt auf Sven einzulassen. Aber damit war jetzt Schluss.

Entschlossen presste David den Daumen auf die blaue Taste und lauschte mit hämmerndem Herzen den leisen Geräuschen, die das Wählen des Telefons begleiteten. Dann erklang das Freizeichen. David wartete. Einundzwanzig. Zweiundzwanzig. Dreiundzwanzig. Vierund–
 

„Mhm… Hallo?“

Obwohl er dies erwartet hatte, setzte Davids Herz einen Schlag aus.

„H…Hey!“, brachte er atemlos hervor und hörte, wie seine Stimme zitterte, „Ich bin’s.“

„David…?“, brummte es am anderen Ende der Leitung.

„Ja. Genau…,“

„Weißt du eigentlich, wie spät es ist, Mann?“

„Ähm…,“ David warf einen schuldbewussten Blick auf sein Handy, „Jaah… Es ist gleich halb eins.“

„Richtig. Und ich muss morgen um fünf hoch.“

„Ich weiß, sorry,“ antwortete David zerknirscht und dachte an Kenjis mörderische Frühschichtzeiten im Krankenhaus, „Tut mir echt Leid. Aber ich…ich muss dir dringend was erzählen…,“

„Jetzt?“, jammerte sein bester Kumpel und schien sich im Bett umzudrehen, „Hat das nicht Zeit bis morgen Nachmittag?“

„Nein. Hat es nicht.“
 

„Okay…,“ sagte Kenji gedehnt und war offenbar ebenso über die Festigkeit in Davids Stimme verwundert wie er selbst, „Dann…fang an. Ich höre zu und versuche, dabei nicht einzuschlafen.“

„Gut… Ähm. Danke…,“

Während David sich sammelte, gähnte Kenji mehrmals.

„Also…,“ begann David dann zum dritten Mal an diesem Abend mit verkrampftem Magen, „Da ist etwas…, das du nicht über mich weißt… Also, noch nicht. Ich…hab’s dir nicht erzählt, weil ich…Angst hatte, dass du…,“

Er verstummte. Wie drückte man Weil ich Angst hatte, dass du dann nicht mehr mein Freund sein willst. so aus, dass es nicht schwul klang? Hahaha. Witzig.

„…dass du…dann nichts mehr mit mir zu tun haben willst…,“

Davids Stimme erstarb erneut. Am anderen Ende herrschte dramatisches Schweigen.
 

„Bist du noch wach?“, fragte er alarmiert.

„Ja!“, sagte Kenji mit Nachdruck, „Natürlich. Ich…warte auf das dicke Ende. Obwohl ich… Nein, vergiss es…,“

„Was?“

„Naja, ich…ich denke, ich…weiß…, was du mir sagen willst…,“

Mit einem Schlag war Davids Kehle schrecklich trocken.

„W…?“, machte er und sein Herz pochte unangenehm hart gegen seine Brust, „Wie…? Ich meine…, was…? Was…weißt du…?“

Kenji seufzte tief und erneut hörte David seine Bettdecke rascheln.

„Also, ich denke, dass du…,“ Kenji zögerte, „Du…willst mir sagen, dass du…schwul bist, oder?“
 

Diesmal ging die dröhnende Stille von David aus. Fassungslos schloss er die Augen.

Er konnte es nicht glauben. All die Jahre, all die Panik. Und sein bester Kumpel hatte es…wie seine Mutter…gewusst?

„Wie lange…weißt du es schon?“, wisperte er schwach.

Kenji seufzte abermals.

„Schon ziemlich lange, ehrlich gesagt. So seit…vier Jahren oder so?“

„Vier?!“, keuchte David entsetzt, „Das kann unmöglich sein! Ich weiß es ja selbst erst seit zwei Jahren!“

„Ja, aber nur, weil du nicht darüber nachgedacht hast. Oder nicht darüber nachdenken wolltest, Mann!“, insistierte Kenji entschieden.

„Ja, aber–,“
 

„Ich habe dich immer mit irgendwelchen Mädchen vollgetextet und du...hast irgendwie nie von Mädchen geredet und... Ach, ich weiß auch nicht...,“ Kenji machte eine Pause, während David dem tosenden Strudel in seinem Gehirn zusah, „Erst dachte ich, du willst mir nicht erzählen, auf wen du stehst, weil’s dir peinlich ist. Deshalb hab ich immer mehr von Mädchen geredet, damit du siehst, dass daran nix Peinliches ist. Aber dann…dachte ich, vielleicht interessieren dich Mädchen einfach nicht. Und da…blieb irgendwie nur die eine Alternative…,“

„Oh Gott…,“ murmelte David und strich sich mit seiner freien Hand über das Gesicht.

„Tut mir echt Leid, dass das jetzt so kacke für dich ist. Aber ich…ich wollte dich nicht darauf ansprechen. Ich…hab gewartet, dass du zu mir kommst. Ich wollte dich nicht stressen. Und als dann das mit Sven passiert ist…,“

Zum zweiten Mal in den letzten paar Minuten erlitt David einen Schlaganfall.

„Was?!“, ächzte er in den Hörer, „Du weißt von… Du weißt auch von Sven?!“
 

„Ähm… Ja, schon…,“ erwiderte Kenji und klang fast ein wenig verlegen, „Und…nicht nur ich…,“

David riss die Augen auf.

„Was soll das denn heißen?“, japste er.

„Naja… Wir…wir haben es irgendwie alle gewusst…,“

„Alle?!“

„Ja, also… David, wir…wir sind deine Freunde… Wir haben gemerkt, dass zwischen dir und Sven irgendwas…anders war als… Naja, als zwischen uns anderen und Sven. Du weißt schon…,“

David schloss die Augen wieder. Sein Inneres füllte sich mit Scham und Entsetzen und dem Gefühl, der größte Schwachkopf unter der Sonne zu sein. Es war alles vergeblich gewesen. All seine Bemühungen, nichts von dem Verhältnis, das er zu Sven gehabt hatte, nach außen dringen zu lassen. All seine Selbstbeherrschung in der Schule. Seine Freunde hatten es die ganze Zeit geahnt. Weil sie nicht so dumm waren, wie David gehofft hatte.
 

„Oh Gott…,“ wimmerte er erneut, „Oh Gott o Gott…,“

„Blödsinn!“, unterbrach Kenji ihn laut, „Das ist doch überhaupt nicht schlimm. Wir haben dich nicht verurteilt oder so, wir…wir hätten uns nur gewünscht, dass du…mit uns darüber redest. Deshalb haben wir ständig das Thema auf irgendwelche schwulen Promipärchen gebracht, damit du siehst, dass wir…damit kein Problem haben… Erinnerst du dich daran?“

Das tat David. Plötzlich fielen ihm eine Menge peinlicher Gespräche in der Pausenhalle ein, die ihm damals den Magen umgedreht hatten. Seine Freunde hatten versucht, ihm eine Brücke zu bauen. Aber er…hatte geschwiegen.

„Ich…fühl mich grad so was von blöd…,“ raunte David schuldbewusst, „Dass ich…ernsthaft geglaubt habe, dass ihr…nicht mehr länger…,“

Seine Stimme bröckelte, als abermals Tränen in seine Augen stiegen. Mit aller Macht hielt er sie zurück und setzte sich auf, um sie mit den Fingern energisch zurückzutreiben.

„Tut mir leid…,“ schniefte er leise.
 

„Hey, nicht doch…,“ sagte Kenji sanft und eindeutig besorgt, „Ich meine, ist dir klar, wie glücklich ich gerade bin? Du rufst mitten in der Nacht an, um mir die Wahrheit zu sagen. Zwei Jahre zu spät zwar, aber…das ist echt cool, Mann.“

David musste lachen, während er sich hektisch die Augen mit der Bettdecke abtupfte. So nah am Wasser gebaut war er noch nie gewesen. Langsam reichte es wirklich. Denn dies war kein trauriger Anlass. Es war ein fröhlicher. Und Kenji, sein bester und ältester Kumpel, freute sich wirklich über seinen Anruf. Allein das war der ganze Stress schon fast wert.

„Es tat mir nur so leid, als…es mit Sven dann offensichtlich vorbei war,“ fuhr Kenji fort, „Ich meine, drei Monate lachst du ständig und strahlst und dann – einfach so – bist du völlig am Boden. Du hast dich zwar echt bemüht, es nicht zu zeigen, aber wir…haben es trotzdem bemerkt. Wir wollten dir alle helfen, aber du hast den Mund einfach nicht aufgemacht. Das war echt ätzend.“
 

David stöhnte. Auch das hatten sie mitgekriegt. Natürlich. Wie sollten sie auch nicht, verdammt nochmal? Schließlich hatte er sich wochenlang mit scheußlichem Liebeskummer in die Schule geschleppt. Er hätte wissen müssen, dass seine Freunde das nicht nicht bemerken konnten. Auch wenn er noch so gut geschauspielert hatte.

„Immer wenn ich dich so traurig gesehen hab, hab ich gedacht: Los, geh hin. Sag ihm, dass du es weißt und dass du es völlig okay findest. Und dann heitere ihn auf,“ erzählte Kenji weiter und schien sich damit ebenfalls etwas von der Seele zu reden, „Aber ich hab mich nicht getraut. Ich…hatte auch Angst, weißt du? Es hätte ja auch sein können, dass das alles ein Missverständnis war oder so. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Und außerdem…war ich… Also, ich war deprimiert, weil du mir offensichtlich nicht vertraut hast und–,“

„Was?“, schnitt David ihm erschrocken das Wort ab, „Das…das stimmt nicht! Ich hab dir vertraut, ich wollte nur nicht, dass–,“
 

„Du hast mir nicht vertraut, David,“ stellte Kenji mit bitterer Stimme fest, „Wenn du mir vertraut hättest, hättest du darauf vertraut, dass ich dich so akzeptiere wie du bist. Aber das hast du nicht. Du hast allen Ernstes geglaubt, dass es für mich einen Unterschied machen würde, ob du jetzt schwul bist oder hetero oder was auch immer.“

Er verstummte. Und David begriff, dass er seit zwei Jahren einen Menschen verletzte, der ihm ebenso wichtig war wie Sascha. Niemals hatte er sich in seinem Kummer die Mühe gemacht, sich in die Lage seiner Freunde hinein zu versetzen. Er hatte nur auf sich und seine Angst und seine Trauer geachtet. Und dabei vollkommen übersehen, dass sein bester Kumpel die ganze Zeit mit ihm gemeinsam gelitten hatte. Dieser Gedanke schlug ein weiteres schmerzhaftes Loch in den Panzer, den David sich in den letzten zwei Jahren aufgebaut hatte.

„Kenji…,“ wisperte David verzweifelt und schluckte, „Das…das wollte ich nicht. Ehrlich. Es tut mir leid, dass ich…dir nicht vertraut hab…,“
 

„Schon gut…,“ murrte sein bester Kumpel durch die Telefonleitung, die sie trotz körperlicher Entfernung für den Moment miteinander verband, „Ich…ich bin eigentlich gar nicht wütend auf dich. Nicht mehr, jedenfalls. Ich kann mir vorstellen, wie schwer das alles für dich gewesen ist. Aber damals… Boah, war ich wütend! Ich war wütend auf dich, weil du nicht mit mir geredet hast. Und wütend auf mich, weil ich mich nicht getraut habe, dich einfach darauf anzusprechen. Und ich war so wütend auf Sven, weil der an allem Schuld war und nen Keil zwischen dich und mich getrieben hat. Dieser verdammte Wichser!“

Den letzten Satz sprach sein bester Kumpel mit so einem Abscheu aus, dass David beinahe die Kinnlade auf die Brust sackte. In seinem Kopf klingelte es, als es ihm zu dämmern begann, dass Kenji auch das letzte Puzzleteil seiner Beziehung mit Sven kannte.

„Du…du weißt auch, wieso…das mit mir und Sven vorbei ging…?“

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Und Kenjis Stöhnen räumte den restlichen Zweifel fort.
 

„Ja. Schon. Wir…haben uns Sven gegriffen, als wir bemerkt haben, wie schlecht es dir ging. Und haben ihn ausgequetscht, bis er uns die Wahrheit sagte. Gott, er sprach darüber, als wäre es…als wäre es nix. Ich war auf Hundertachtzig und hab ihm gesagt, dass er sich von dir fern halten soll, wenn er nicht will, dass ich meine Karateübungen an ihm durchführe.“

Fassungslos starrte David auf das Stück Papierkorb, das aus dem finsteren Schatten seines Schreibtisch hervor lugte. Plötzlich verstand er, wieso Sven nie wieder ein Wort mit ihm gesprochen hatte. Mit Kenjis Karatekünsten war nicht zu spaßen. Er hatte die ganze Zeit gedacht, dass Sven nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, weil er, David, einen Fehler gemacht hatte. Er hatte darauf gewartet, dass Sven auf ihn zukam. Aber das war er nicht und nur deshalb hatte David es letztendlich geschafft, sich von ihm abzukapseln und seinen Liebeskummer in Zorn umzuwandeln. Geblieben…war nur der verzweifelte Wunsch, nie wieder von einem anderen Mann verletzt zu werden. Etwas, das ihm nun…ziemliche Probleme bereitete.
 

„Wieso hast du mir das nicht gesagt?“, wollte David wissen.

„Was?“, fragte Kenji mit ironischem Unterton zurück, „Dass ich ihm gesagt habe, er solle sich verpissen? Wie denn bitte? Hey, David. Offiziell weiß ich zwar gar nicht, dass zwischen dir und Sven irgendwas war, aber ich hab ihm trotzdem gesagt, er soll dir nie wieder zu nahe kommen. Nur so als Info. So etwa?“

David schnaubte und musste fast ein bisschen lachen.

„Nee, hast schon Recht… Entschuldige die idiotische Frage. Es ist nur, dass…,“

„Was?“

„Dass ich…immer noch an ihn denken muss. Was, wenn ich immer noch verliebt in ihn bin?“

„Nein!“, erwiderte Kenji sofort und klang schockiert, „Bestimmt nicht! Oder…meinst du wirklich? Das wär ja grässlich…,“

„Eben!“
 

„Aber das glaube ich nicht, Mann. Ehrlich nicht,“ betonte Kenji, „Ich denke eher, dass du einfach noch nicht vollständig mit ihm abgeschlossen hast.“

„Aber das muss ich unbedingt!“, entgegnete David sterbenselend, „Denn ich… Ich meine, da ist…,“

„Was?“, erkundigte sich Kenji zum dritten Mal.

David seufzte tonnenschwer und fällte dann eine weitere Entscheidung.

„Ich vertraue dir. Das tu ich wirklich. Und deshalb…erzähle ich dir jetzt etwas, was bisher nur meine Familie weiß…,“

„Okay…,“

„Da…,“ David räusperte sich und musste gleichzeitig über die aufrichtige Neugier in Kenjis Stimme lächeln, „Da…ist jemand…äh…in meinem Leben, der…ähm… mir…wichtig ist…,“

„Oho!“, machte Kenji interessiert, „Ein Kerl etwa? Natürlich, blöde Frage. Und weiter? Bist du verliebt?“
 

„Nein!“, erwiderte David sofort und schüttelte den Kopf, „Es ist nur, dass er und ich…,“

„Warte, warte…,“ hörte er Kenji am anderen Ende der Leitung murmeln, „Ich hol mir noch ‘n Kissen. Und dann erzähl mir alles. Von Anfang an. Gut, ich hab eins. Alles klar. Leg los.“

„Von Anfang an…?“, echote David, „O…Okay. Ja, also… Es begann, glaub ich, alles Anfang September… Da ist er als neuer Zivi zu uns gekommen. Er heißt übrigens Sascha.“

„Sascha…?“, wiederholte Kenji und gluckste, „Das ist mit Abstand der schwulste Name, den ich kenne. Abgesehen von Detlef und René.“

„Haha,“ machte David tonlos und peinlich berührt, „Willst du die Geschichte jetzt hören oder nicht?“

„Ja, Entschuldigung. Bitte, mach weiter.“

„Okay…,“

David holte tief Luft und fing an zu erzählen.
 

In den nächsten zwanzig Minuten erlebte er seine und Saschas Geschichte ein zweites Mal: Er wurde von dem frisch eingezogenen Mr. Obercool aus seinem Zimmer ausquartiert und von Dings nackt im Türrahmen begrüßt. Er schmiss Sascha wutentbrannt zur Tür hinaus, nachdem der ihn bedrängt hatte. Er bewarf ihn mit Äpfeln, er beschmierte ihn mit Kükeninnereien und beleidigte ihn fortwährend, weil Sascha ihn so entsetzlich nervte. Er fuhr übers Wochenende nach Hause und vermisste ihn plötzlich. Er war verletzt, als er hörte, dass Sascha mit Jessika geschlafen hatte und versuchte, nicht an Sven zu denken. Sie telefonierten, sie aßen gemeinsam, sie sangen zusammen Stille Nacht, heilige Nacht, sie kifften und knutschten. Sie redeten und lachten eine ganze Nacht lang miteinander, schliefen in einem Bett und küssten sich immer, wenn sich eine unbeobachtete Gelegenheit bot. David nahm Sascha mit nach Hause, ohne seine Familie darüber aufzuklären, was er mit ihm teilte. Sie machten rum, sie verletzten einander, sie versöhnten sich wieder. Und schließlich stritten sie schrecklich und David begriff, dass es so nicht weiter gehen konnte.
 

Kenji machte seine Aufgabe sehr gut. Er hörte zu und fluchte, lachte, seufzte und ächzte an den richtigen Stellen. Als David schließlich mit rauer Stimme endete, schwieg sein bester Kumpel nachdenklich.

„Mhm…,“ brummte er und David nickte.

Er fühlte sich vollkommen ausgelaugt. Irgendwie hatte er seine und Saschas Geschichte nicht ganz so aufregend in Erinnerung, wie sie ihm gerade erschienen war. So viele Ups und Downs, so viele anstrengende Gefühle. Wie hatte er das die ganze Zeit nur durchgehalten? Und immer war Sven in seinem Hinterkopf gewesen, vom Anfang bis zum Ende. Allgegenwärtig wie ein Schatten hatte er auf Saschas und seiner Beziehung gelegen und ihr wohlverdientes Happy End verhindert.
 

„Und nach eurem Streit bist du gleich nach Braunschweig gefahren, um dich vor deiner Familie und mir zu outen?“, erkundigte sich Kenji, „Das find ich echt romantisch, Mann.“

„Naja, ich…wollte was ändern, weißt du? Nicht mehr nur rum labern, sondern was machen. Denn ich…ich will ihn wirklich, Kenji.“

„Mhm…,“ machte sein bester Kumpel erneut, „Du…willst ihn, ja?“

„Ja.“

„Und du…bist dir sicher, dass das…alles ist?“

David stutzte. Sein müder Verstand wankte ratlos auf der Stelle. Er verstand nicht, worauf Kenji hinaus wollte. Aber seine Tonlage wies deutlich daraufhin, dass da offensichtlich unbedingt noch mehr war. Etwas, das David mal wieder übersah.
 

„Was…meist du damit?“, fragte David nervös.

Kenji stöhnte.

„Ach, David!“, blaffte er, „Willst du mich verarschen? Oder bist du wirklich so ein Trottel?“

Der Angesprochene blinzelte gequält.

„Hey, sei nicht so streng zu mir,“ jammerte er, „Ich mach das nicht mit Absicht. Außerdem… gewöhn ich mich langsam daran, ein Trottel zu sein…,“

Kenji gluckste belustigt.

„Also gut. Wenn du es echt nicht weißt, dann muss ich es dir eben sagen,“ er holte tief Luft und vor Angst schrumpfte Davids Herz auf die Größe einer Haselnuss, „David…,“ sagte Kenji mit bedeutungsschwangerer Stimme, „Du bist total in Sascha verliebt.“
 

Diesmal sackte David die Kinnlade tatsächlich auf die Brust.

„Was…?“, hauchte er, „N… Nein, das…das kann nicht sein…,“

Kenji begann zu lachen. Ausgesprochen spöttisch.

„Und ob du in Sascha verliebt bist, Alter! So was von dermaßen, das gibt’s gar nicht. Mein Zimmer ist voller herzförmiger Seifenblasen. Du hättest dich grad mal hören sollen, wie du geschwärmt hast. Wie ein kleines Schulmädchen: Sascha ist sooo toll, Kenji! Und er ist so witzig und nett und er küsst so gut und riecht so gut und überhaupt ist er ein Gott unter den Menschen!

Alles in Davids Kopf drehte sich. Alles in seinem Inneren drehte sich. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn Kenjis nervigem Monolog Gehör schenken. Sein Herz tanzte und wedelte mit diesen plüschigen Bällen, die die Cheerleader in den amerikanischen Filmen immer benutzten. In goldfarbenen Lettern buchstabierte es ein Wort vor Davids inneres Auge: Verliebt.
 

Grundgütiger Gott…

Er hatte es doch kommen sehen. Wie hatte er es dann…vergessen können? Denn dies war die Antwort, nach der er gesucht hatte. Die Antwort auf sein Benehmen und alle seine Handlungen und Fragen. Die Erklärung für all diese Gefühle, die seit Wochen in seinem Bauch und seinem Kopf und seinem Herzen Purzelbäume schlugen. Diese Empfindung hatte einen Namen: Er war verliebt. Verliebt in Sascha.

„Oh mein Gott…,“ krächzte er, als ihm die Ausmaße dieser Erkenntnis klar wurden, „Ich…ich bin…in Sascha…verliebt…,“

„Aber hallo!“, rief Kenji begeistert durch den glitzernden Nebel in Davids Kopf, „Du siehst es ein! Großartig! Ich würd ja einen kleinen Tanz aufführen, aber ich hab’s hier grad so schön warm und bequem.“

„Das…das ist eine…Katastrophe…,“ hauchte David panisch.
 

„Wie bitte?!“, meinte sein bester Kumpel empört, „Was soll das denn heißen?“

„Kenji, ich…ich darf nicht in Sascha verliebt sein.“

„Wieso das denn nicht?“

„Weil ich… Weil er…,“ krampfhaft suchte David nach Worten, die ihm die Kehle abzuschnüren drohten, „Weil er…meine Gefühle doch niemals erwidern wird…,“

Während es am anderen Ende schwieg, verlor David fast die Fassung.

„Kenji!“, fauchte er, „Sag irgendwas!“

„David…,“ Kenjis Stimme klang eisig, „Das…ist doch wohl nicht dein Ernst…?“

„Was…?“

Sein bester Kumpel seufzte tief.
 

„David. Mann. Beruhige dich. Ich mach’s ganz langsam, okay? Aaalso… Er schläft mit dir in einem Bett. Er knutscht dich, wann immer er kann. Er gibt dir Kosenamen. Er überschüttet dich mit Komplimenten. Er reißt sich das Herz heraus, um mit deiner Familie gut auszukommen. Deine Mutter sagt, er sieht dich an, als wärst du ein Engel. Er verzeiht dir alle deine Macken und erträgt es sogar, wenn du ihn verletzt. Er wird eifersüchtig, wenn dich ein anderer anbaggert. Er flippt aus, weil du in der Öffentlichkeit nicht zu ihm stehst…,“ Kenji schnaubte, „Ich könnte noch ewig weitermachen…,“

Irgendwo in David schluckte es.

„Wenn du alles so zusammen sagst, komme ich mir dämlich vor…,“
 

„Du bist auch dämlich, Mann!“, heulte Kenji, „Wie kannst du nur glauben, dass es ihm nicht genauso geht? Natürlich geht es ihm genauso! Der ist bis über beide Ohren verliebt in dich, Alter. Was meinst du, was er dir Montagnacht sagen wollte? Natürlich wollte er dir seine Gefühle gestehen. Aber wahrscheinlich hat er sich dann doch nicht getraut, weil du deiner Familie nichts von ihm erzählt hast. Und dann all die Dinge, die er bei eurem Streit gesagt hat: Wie glücklich er war, als ihr euch so nahe gekommen seid. Und dass er dachte, das mit euch beiden wäre eigentlich schon längst offiziell. Und dass er jedes Mal, nachdem du ihm wehgetan hast, wieder angekrochen kommt. Und überhaupt, dass du ihn so sehr verletzten konntest. Menschen, die einem schnurzpiepegal sind, können einen nicht so verletzten, wie du Sascha verletzt hast.“

David war schwindelig. Seine Synapsen gingen nahezu in Flammen auf, als sich sämtliche Informationen und Worte und Verhaltensweisen gleichzeitig zusammen setzten und mit einem Mal Sinn ergaben. Ein Glücksgefühl machte sich in David breit. So stark, wie er es nie zuvor empfunden hatte. Es raubte ihm die Luft zum Atmen.
 

Scheiße. Er war wirklich dumm. Dumm und blind. Wie hatte er es nicht bemerken können? Wie hatte er nicht bemerken können, dass er und Sascha schon seit Wochen ineinander verliebt waren?

Als er diese Frage mit bebender Stimme an Kenji richtete, seufzte der abermals.

„Naja… Ich weiß es natürlich nicht genau, aber ich denke, dass das tatsächlich auf Sven zurückgeführt werden kann. Er hat deine Gefühle nicht erwidert und dich betrogen, wodurch du gelernt hast, dass du es nicht wert bist, geliebt zu werden. Du gehst also automatisch davon aus, dass sich niemand in dich verlieben kann, was selbstverständlich nicht stimmt. Aber um dieser vermeintlichen Wahrheit halt auszuweichen, hast du mit aller Macht vermieden, dich in jemand anders zu verlieben, beziehungsweise einfach zu akzeptieren, dass du’s schon lange Zeit bist. Und ich denke, hier liegt auch der Grund, weshalb du es so eilig hattest, mit Sascha…naja…in die Kiste zu kommen. Du dachtest, dass du den Kerl, den du magst, nur mit Sex halten kannst. Was übrigens ebenfalls Blödsinn ist. Wie Sascha ja auch bewiesen hat. Weil er halt nicht nur Sex von dir will.“
 

„Mein Gott…,“ wimmerte David.

„Das ist Psychologie, Alter.“

„Ich hatte ja keine Ahnung, wie verkorkst ich bin…,“

Kenji kicherte.

„Wir sind alle irgendwie verkorkst. Und du hast wirklich die volle Breitseite bekommen.“

„Und jetzt hab ich die volle Breitseite gegeben…,“ murmelte David und in sein Hochgefühl mischte sich wieder die Reue, „Ich war so besessen von dem Gedanken, nicht mehr verletzt zu werden, dass ich selbst verletzt hab. Ich wollte nicht riskieren, dass mir erneut jemand das Herz bricht. Und jetzt…,“ von Grauen gepackt schnappte er nach Luft, „Meinst du, ich habe Sascha das Herz gebrochen?“

„Nein, das denke ich nicht,“ beruhigte Kenji ihn, „Noch nicht, jedenfalls. Wahrscheinlich hast du es nur etwas verbogen. Noch ist es also nicht zu spät.“
 

„Und was soll ich jetzt tun?“, fragte David hysterisch, „Wie kann ich mir sicher sein, dass ich mich von Svens Einfluss befreit habe? Was, wenn ich trotz allem immer wieder die gleichen Fehler mache und Sascha wegen irgendwelchem Scheiß verletze? Was, wenn er mal mit irgendnem Anderen redet und ich gleich durchdrehe, weil ich denke, dass er mich vielleicht betrügen könnte?“

Kenji schnalzte nachdenklich mit der Zunge.

„Ja… Das ist ne gute Frage. Mal abgesehen davon, dass es durchaus okay ist, mal eifersüchtig zu sein, und vorangegangene Beziehungen uns immer irgendwie beeinflussen, solltest du natürlich völlig mit Sven abschließen, bevor du dich an eine neue Beziehung wagst. Mhm… Sag mal… Weißt du noch, was ich damals gemacht habe, um mit Theresa abzuschließen?“

Äh, ja…,“ antwortete David langsam, „Du bist zu ihr nach Magdeburg gefahren und hast mit ihr – Moment mal! Du…du willst mir doch nicht etwa vorschlagen, mit Sven Kontakt aufzunehmen und mit ihm zu reden?!“
 

„Wieso nicht?“, erkundigte sich Kenji laut über Davids Protestgeräusche hinweg, „Dann könntest du herausfinden, was du tatsächlich für ihn fühlst und–,“

„Und was, wenn ich plötzlich denke, dass Sven meine große Liebe ist und ich ihn zurückhaben will?!“

Blödsinn!“, rief Kenji entnervt, „Red doch nicht so einen Scheiß, Alter! Du bist nicht mehr in Sven verliebt, glaub mir. Und eigentlich weißt du das auch ganz genau. Das, was dich an ihm festhält, sind nur irgendwelche Erinnerungen. Also musst du vielleicht den Kreis schließen, weißt du?! Ihn ansehen und mit ihm sprechen, damit auch der letzte Teil von dir checkt dass Sven ein Vollidiot ist, mit dem du nie wieder irgendwas zu tun haben willst.“

David verzog das Gesicht und schluckte. Allein die Vorstellung, nach zwei Jahren wieder vor Sven zu stehen und ihm in die Augen zu sehen, drehte ihm vor Entsetzen den Magen um.

„Aber ich…ich weiß doch gar nicht, wo er jetzt wohnt…,“ wandte er mit beklommener Stimme ein; im Bestreben, Kenji einen plausiblen Grund zu liefern, wieso er unmöglich mit Sven reden konnte. Zu Davids Schrecken ging der Versuch jedoch nach hinten los.
 

„Na und? Ich weiß auch nicht, wo er wohnt. Aber dafür weiß ich, wo er Praktikum macht. Nämlich in der Autowerkstatt seines Onkels. Und die ist da beim Joker.“

„Woher…weißt du das…?“, quiekte David verzweifelt.

„Weil ich letztens mit meinem Vater da war, um unser Auto abzuholen. Und da hab ich ihn zufällig getroffen.“

„Oh mein Gott…,“

„Du sagst es. Wir waren beide nicht erfreut, den anderen zu sehen.“

„Das meine ich nicht…,“ krächzte David, während schreckliche Visionen seinen Kopf füllten, „Kenji, ich…,“

„Was?“

„Ich glaube nicht, dass ich das kann…,“
 

Kenji stieß einen neuerlichen Seufzer aus, der jedoch eher mitfühlend als verächtlich klang.

„Verstehe… Willst du… Ich meine, soll ich vielleicht mitkommen?“

David schluckte trocken, während sich der bohrenden Angst in seinem Magen ein bisschen Hoffnung und Erleichterung hinzu gesellten.

„W…Würdest du?“, wisperte er und hasste sich für den piepsigen Tonfall, den seine Stimmbänder – gegen seinen ausdrücklichen Willen! – angeschlagen hatten.

„Sicher,“ erwiderte Kenji und David konnte das Schmunzeln in seiner Stimme auch durch die Telefonleitung hören, „Wenn du möchtest, mach ich das gern. Ich arbeite morgen bis 14 Uhr und – soweit ich mich erinnere – hat die Werkstatt bis sieben auf. Wir könnten Sven Feierabend abfangen, dann müssen wir ihn nicht bei der Arbeit stören.“

„Und du könntest dich vorher noch mal hinlegen, weil heute Nacht jemand angerufen und dich um deinen wohlverdienten Schlaf gebracht hat,“ fügte David schuldbewusst hinzu.

„Genau!“, antwortete Kenji heiter und raschelte mit seiner Bettwäsche, „Was sagst du also?“
 

David biss sich fest auf die Unterlippe und seine bereits leicht schmerzenden Finger krampften sich um das Telefon in seiner Hand. Sein Magen rumorte.

Sven gegenüber treten. Mit ihm sprechen. Seinem fleischgewordenen Alptraum ins Gesicht sehen. Seinen alten, verkorksten und selbstzerstörerischen Gefühlen die Stirn bieten. Konnte sich David etwas Schlimmeres vorstellen? Nein. Selbst ein T-Shirt mit der Aufschrift Ich bin schwul! in einer Kneipe voller homophober Faschisten zu tragen, erschien ihm erstrebenswerter.

Andererseits…er war nun schon so weit gekommen. Dies war der letzte Schritt, der ihn von Sascha trennte. Die Chance, endlich vollständig mit Sven abzuschließen und sein neues Ich zu begrüßen, an der Seite des Mannes, in den er jetzt schon seit Ewigkeiten unwissend verliebt war. Und Kenji würde bei ihm sein. Sein bester Kumpel, den er seit dem Kindergarten kannte, der ihm mitten in der Nacht zugehört und ihn beraten hatte, obwohl er morgen früh um fünf aufstehen musste. Und Kenji hatte Recht. Das, was David an Sven fesselte, waren nur irgendwelche Erinnerungen aus der Vergangenheit. Sascha war die Gegenwart und – mit ein wenig Glück – auch die Zukunft.
 

Also holte David tief Luft, kämpfte seine aufsteigenden Urängste nieder und räusperte die Schwäche in seiner Stimme fort.

„Okay,“ sagte er atemlos, „In Ordnung. Wir machen es.“

„Jippieh!“, sagte Kenji enthusiastisch und lachte, „Sehr gut! Ich bin richtig stolz auf dich, mein Junge! Okay. Ich würde sagen…, wir treffen uns…zehn vor sieben an der Bushaltestelle beim Joker. Wie heißt nochmal die Haltestelle?“

Cyriaksring, glaub ich…,“ murmelte David nervös und versuchte, nicht an den nächsten Tag, 19 Uhr zu denken.

„Gut. Dann da. Um zehn vor sieben. Und mach dich bis dahin nicht verrückt, Alter. Denk immer daran, wofür du dir den ganzen Stress machst.“

David nickte schwach.

„Ja…,“ sagte er matt, „Ja, ich versuch’s…,“

Er warf einen Blick auf sein Handy. Inzwischen war es Viertel vor zwei. Kenji gähnte demonstrativ in seinen Telefonhörer hinein.
 

„Du hast Recht,“ schmunzelte David, „Ich sollte dich jetzt schlafen lassen. Sind ja immerhin noch drei Stunden. Vielen Dank…, dass du dir soviel Zeit für mich genommen hast,“ fügte er verlegen hinzu.

„Ehrensache, Mann,“ antwortete Kenji, „Wir sehen uns morgen, ne?!“

„Ja. Das tun wir. Bis dann. Schlaf gut.“

„Du auch. Und träum was Schönes.“

David schnaubte angesichts Kenjis obszönen Kicherns.

„Danke,“ brummte er, „Du auch. Tschüss.“

„Tschüss, Alter.“

David legte auf. Seine Finger waren verkrampft, seine Handfläche verschwitzt und sowohl sein Arm als auch sein rechtes Ohr schmerzten vom langen Telefonieren. Die plötzliche Stille in seinem Zimmer erschreckte ihn ein wenig.

Langsam legte er Telefon und Handy auf seinen Nachttisch, knipste die Lampe aus und rollte sich unter der dunklen, beruhigenden Fittiche der Nacht im Bett zusammen.
 

Gott. Was für ein Tag. Was für Erkenntnisse, was für Wahrheiten und Veränderungen.

Es war nicht zu fassen, was er heute für einen Erfolg erzielt hatte. Vielleicht nicht für die Weltbevölkerung, aber definitiv für sich selbst. Er war heute über sich selbst hinaus gewachsen. Er hatte seinen Mount Everest bestiegen. Und das alles nur, weil er in Sascha verliebt war. Daher kam wohl auch dieser Spruch: Liebe kann Berge versetzen. In diesem Fall war er, David, der Berg. Versteinert und unbeweglich. Aber nun…

Tja. Wer hätte wohl gedacht, dass sich dieser Tag, der so schlecht begonnen hatte, noch so sehr wandeln würde? Vielleicht sogar zum wichtigsten Tag seines Lebens werden würde? David jedenfalls nicht. Fast war es zu viel für ihn.

Eigentlich rechnete er fest damit, nicht einschlafen zu können und unter endlosen Grübeleien und verzehrender Aufregung bis zum Morgen wach zu liegen. Doch stattdessen schlief er beinahe auf der Stelle ein. Und er hatte tatsächlich sehr schöne Träume.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Curryschaf
2011-10-29T22:37:23+00:00 30.10.2011 00:37
oh gott. ich bin ehrlich gesagt total froh, dass sascha david mal die meinung gesagt hat und dass der endlich mal was unternimmt und kenji ihm vor augen führt, was für ein idiot er eigentlich ist x_x
und damit hoffe ich, dass sie im nächsten kapitel sven ordentlich die meinung sagen und david dann zurück ins tierzentrum fährt D:
lg
Von:  Inu_Julia
2011-10-24T15:03:19+00:00 24.10.2011 17:03
Haaach <3 So viel Liebe und Freundschaft und so ein riesen Trottel :D Wie kann er denn nicht raffen, dass Sascha auf ihn steht?! XD Aber vielleicht sieht man das bei sich selber immer eher weniger wer weiß haha :'D
Auf jeden Fall ganz viel Liebe für Kenji der ein echt genialer Freund ist :) <3 Und ich bin wirklich gespannt, wie das mit Sven und David ausgeht.. :/ Ich mache mir da schon so ein wenig sorgen.. aber es soll ihm mal mächtig einer eine reinhauen :D Dem Sack haha XD
Von: abgemeldet
2011-10-09T20:25:23+00:00 09.10.2011 22:25
oh, was ein schönes kapitel ^.^ kenji war wirklich ein purzelchen und hat es trotz seiner müdigkeit geschafft, davids panikattacke auszubremsen. dass er ihn zum dank gleich im anschluss mit nem kleinen felsbrocken namens sven am bein hängend in den nächsten see geschmissen hat war allerdings wirklich nicht sehr fein - aber wohl nötig. auch wenn etwas in mir sich immer noch in einer ecke verkriechen und heulen möchte, weil wir nicht direkt mit david in saschas arme sinken dürfen, sondern erst noch das gespräch mit sven über uns ergehen lassen müssen, hach menno ;) aber du wirst sicher auch dieses so meistern, dass es allen - außer david - wie ein spaziergang vorkommen wird, aus dem alle - auch david *g* - glücklich und zufrieden rausgehen können. und, was soll ich sagen... ich freu mich drauf =)
liebe grüße!
Von:  RockFee
2011-10-09T19:28:23+00:00 09.10.2011 21:28
Wie kann man denn nicht merken, dass man verliebt ist? In dem Alter? Jedenfalls hat David da einen ganz tollen Freund, der ihm erstens das fette Brett vorm Kopf wegreißt und zweitens voll zu und hinter ihm steht. Toll, dass er ihm auch bei der Konfrontation mit diesem Sven beistehen will.Und das, obwohl David ihn durch sein mangelndes Vertrauen ganz schön verletzt hat.

Apropos verletzt. Denkst du noch an den armen Sascha? ich meine, wie gehts dem denn jetzt. Sie hatten einen ziemlich großen Streit. David haut ab und meldet sich nicht. Wie sieht das denn für Sascha aus?

lg
Von:  Deedochan
2011-10-09T09:59:02+00:00 09.10.2011 11:59
Ah, schön, dass Kenji es schafft, das fette Brett vor Davids Kopf zum Bröckeln zu bringen ^^ total sympathischer Charakter und ich bin schon wirklich gespannt, wie "morgen" - also das nächste Kapitel - mit Sven wird ;) Ich hoffe, er ist ein riesieger Vollidiot XD
Danke für die ENS und ja, du hast Recht --> Das Wetter ist furchtbar -.-" *erfrier* *Kakao schlürf* :P

bis zum nächsten Kapitel!
bussale
Deedochan
Von: abgemeldet
2011-10-08T22:32:48+00:00 09.10.2011 00:32
Okay, ich habe grade meinen ganzen Samstagabend damit verbracht diese Geschichte zu lesen. Ich hab sie aus einer Laune heraus angeklickt und erst dachte ich 'wie der Sascha sich benimmt ist doch albern und Davids Verhalten ist ja auch nicht gerade realistisch'.
Doch dann wurde Sascha immer weniger albern und sehr viel dreidimensionaler und David ist einer der sympathischsten Hauptcharaktere der mir in letzter Zeit untergekommen ist. Und deine ganzen Hintergrundcharaktere sind trotz ihrer kleinen Rollen so plastisch und glaubwürdig. Man addiere noch dazu dass ich fluff, angst und vor allem liebende Familien liebe und das Ergebnis ist, das ich jetzt um halb eins hier sitze und ... glücklich bin. Ich bin so froh dass ich auf deine Geschichte geklickt habe.
Du schreibst witzig, spannend, realistisch und einfach nur gut. (das einzige was mich rausgehauen hat war dein Gebrauch von 'giggeln' - was ist aus dem deutschen Kichern geworden? Sagt ihr jungen Leute das heutzutage so? ^_^)
Werd die Geschichte jetzt in meine Favliste packen und dann gleich meiner Freundin davon erzählen.
You, madam, are awesome!
Von:  Khaosprinzessin
2011-10-08T19:32:16+00:00 08.10.2011 21:32
ich sag nur soviel: kenji is toll! *kenji-fähnchen schwenk*

ein supersüßes flauschekapitel! so richtig...hach ja...*seufz* schön!
bin ja mal auf das gespräch mit sven gespannt.... der name is doofig...^^

bis zum nächsten kappi!
Von:  _haiiro_
2011-10-08T19:04:20+00:00 08.10.2011 21:04
Ich willjez unbedingt dass er mit sascha redet :D
hachich liebe se beide so <3
Von:  Myrin
2011-10-08T18:21:20+00:00 08.10.2011 20:21
Ich hab nicht wirklich was Konstruktives zu sagen, muss ich gestehen, aber ich wollte unbedingt 'nen Kommentar machen, und jetzt bin ich hier. >-<

Naja, auf jeden Fall war mir irgendwie entgangen, dass David noch nicht so richtig mitbekommen hat, dass er in Sascha verliebt ist. Nenn mich blöd, aber scheinbar hab ich das irgendwie vorausgesetzt (auch wenn es so ja offensichtlich wirklich nirgendwo ausgeschrieben steht, aber nja) - also, dass er das spürt, nur es halt noch nicht in Worte gefasst hat.
Wie auch immer.
Dass er nicht gemerkt hat, dass Sascha (der schwule Name xD) in ihn verliebt ist, wundert mich dagegen überhaupt nicht. Also, auch wenn ich nicht gelesen hätte, dass er das nicht vermutet, hätte ich es mir gedacht, weil David einfach...nun ja, ein Brett vor seinem eigenen Kopf ist.
Umso wunderbarer finde ich es, dass er diese beiden Tatsachen endlich mal von wem anders aufs Brot geschmiert bekommt.

Kenji ist ganz schön toll, weißt du das? :3
Ich hab mich während des Lesens ein bisschen in ihn verknallt, glaube ich. Und ich finde auch nicht, dass seine oder die Reaktion von allen wichtigen Leuten in Davids Umfeld unrealistisch ist - wenn man nicht grade ein engstirniges, intolerantes Popoloch ist, sollte man Homosexualität halt einfach akzeptieren, vor allem, wenn es um jemanden geht, der einem nahesteht. Und auch wenn es bedauerlicherweise viele solcher Löcher in unserer Welt gibt, David hat eben das Glück, dass seine Familie und Freunde nicht dazugehören.^-^

Zurück zu Kenji, der erstmal hammergeile Sprüche draufhat und dann auch noch wirklich die besten Bester-Freund-Qualitäten, die man sich vorstellen kann.
Ich liebe es, dass es ihn nicht (bloß anfangs, und das auch nur ein wenig) stört, dass David ihn mitten in der Nacht aus dem Bett klingelt.
Ich liebe es, dass er schon weiß, was David ihm sagen will, sogar schon länger als dieser selbst.
Ich liebe es, dass er immer von "uns" redet, also, dass er auch alle anderen Freunde miteinbezieht.
Ich liebe es, dass er sich so über Sven aufregt.
Und ich liebe es, dass er David dabei unterstützen will, mit diesen unheilvollen Typen endlich komplett abzuschließen.
Und am allermeisten liebe ich es, dass er alles so toll durchschaut hat und David sozusagen reinen Wein einschenkt bezüglich Sascha. Wenn er's schon selber nicht sieht, muss es halt der beste Freund für ihn tun, nicht wahr? ;)

Wie auch immer, ich freue mich immens auf diese Sache mit Sven. Wenn die denn überhaupt zustandekommt, wenn der feine Herr nicht vor Kenji und seinen Karatekünsten davonläuft, wenn er ihn sieht.^^
Von:  Laniechan
2011-10-08T15:16:58+00:00 08.10.2011 17:16
So viel fluff war schoen nach dem ganzen drama. Da hast du vollkommen recht. Kenji ist schon in die lieblingscharaliste aufgenommen. Er hat sven echt bedroht xD da bin ich jagespannt wie das mit sven laeuft. Ich hab sascha vermisst ~.~ aber vielleichtja im naechsten pitel. Lass mich nicht zu lange warten *hundedackelblick aufsetz*


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