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Bittersweet Symphony

von

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Der Samstag, der alles veränderte 1

Hallo ihr Lieben!
 

Ich sehe gerade, es ist ja schon ein Jahr seit der Veröffentlichung des zweiten Kapitels vergangen!! O___O Das tut mir wahnsinnig leid! Ich bemühe mich, ab sofort hier ein wenig schneller zu arbeiten... Entschuldigt bitte! Also, falls das noch jemand liest: Viel Vergnügen mit dem dritten Kapitel! Das hoffe ich zumindest...
 

Kapitel 3 Der Samstag, der alles veränderte 1
 

Nach diesem Zwischenfall habe ich Victor eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Meine Beziehung zu Lisa wurde inniger und bald glaubte ich sogar, mich ein wenig in sie verliebt zu haben. Mit jedem Tag, den wir gemeinsam verbrachten, wurde dieses Gefühl stärker. Als Victor eines Nachmittags wieder bei mir auf der Matte stand, erzählte ich ihm von meinen Gefühlen. Er lächelte und gratulierte mir, doch ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sein Lächeln aufgesetzt wirkte und nicht ehrlich gemeint zu sein schien. Doch ich dachte mir nichts weiter dabei, ignorierte auch den langen Blick, den er mir zuwarf, während ich meinen Artikel auf dem Laptop verfasste. Warum genau war er eigentlich hergekommen? Doch bevor ich diese Frage stellen konnte, erhob er sich plötzlich abrupt und sagte, er hätte noch etwas zu erledigen. Ich nickte verwirrt und ließ ihn gehen.
 

Danach rief ich Lisa an, da ich irgendwie das Bedürfnis hatte, sie zu sehen, doch sie sagte, dass sie keine Zeit hätte. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, auf den ich schon sehnsüchtig wartete. Ich hatte noch einen Artikel abzugeben, weshalb wir uns in einem Café treffen wollten. Eine halbe Stunde früher war ich bereits da und hatte meinen ersten Kaffee bereits getrunken, als sie abgehetzt ankam. Sie hatte nicht lange Zeit, weshalb wir nur das Nötigste besprachen und uns dann einigten, uns am Wochenende wieder zu sehen und es uns gemütlich zu machen. Dass es zu diesem wundervollen Wochenende niemals kommen würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
 

Die ganze Woche über war ich mit Terminen und Recherchen so beschäftigt, dass ich keine Anrufe annahm, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten. So sah ich auf dem Display meines Handys des Öfteren Victors Nummer und fragte mich, was er denn wolle, rief ihn aber nicht zurück. Am Freitag dann hatte ich so weit alles erledigt und stieg gerade aus der Dusche, als das Handy erneut klingelte. Ich ging ran, ohne nachzusehen, wer es war, weil ich glaubte, Lisa würde mich anrufen. Doch zu meiner Überraschung war es Victor. „Hey! Erreicht man dich auch mal? Was hast du die ganzen letzten Tage gemacht?“ „Gearbeitet“, antwortete ich knapp. „Hey, Jo. Jetzt sei doch nicht so ablehnend. Ich wollte deine Stimme mal wieder hören.“ Dieses Geständnis überraschte mich doch etwas. Ich war für einen Moment so verwirrt, dass ich nur stammeln konnte: „Meine Stimme hören?“ Ich hörte ihn kichern. „Hast du am Wochenende schon was vor?“, fragte er mich dann. „Ja, ich bin mit Lisa verabredet.“ Da war er einen Moment still. Das hätte er sich doch auch denken können, oder? „Verstehe“, murmelte er leise. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. „Gibt es irgendetwas, das du mir sagen möchtest?“, fragte ich ihn dann direkt. Doch er meinte nur, es sei alles in Ordnung, sodass ich mir darum auch keine weiteren Gedanken machte. Er verabschiedete sich dann und meinte, er würde sich die nächsten Tage über noch einmal melden. Ich legte auf. Auf unbestimmte Weise begann sich ein unangenehmes Gefühl in meiner Magengegend auszubreiten. Doch weil ich in zwei Stunden mit Lisa verabredet war, um sie abzuholen, beeilte ich mich lieber und verschwendete an das Gefühl keinen weiteren Gedanken. Ich wollte noch Blumen besorgen, bevor wir uns trafen. Ich wusste, dass sie es mochte, wenn ich das tat.
 

Am verabredeten Zeitpunkt wartete ich geschlagene fünfzehn Minuten, bis sie auftauchte. So lange hatte sie noch nie auf sich warten lassen. Ihre Erscheinung war auch unordentlicher als sonst. Irrte ich, oder hing einer ihrer Strümpfe tiefer als der andere? Ich küsste sie zur Begrüßung und glaubte schwach den Duft von Victors Eau de Toilette riechen zu können. Aber das bildete ich mir sicher nur ein. Sie wirkte trotz allem nervös und angespannt, auch wenn sie es geschickt überspielte. Was war denn passiert? Als ich sie danach fragte, antwortete sie nur, sie hätte Stress im Büro gehabt. Das konnte aber doch nicht der Grund dafür sein, dass sie so aussah, oder? Ich begleitete sie ins Restaurant, ließ die Blumen in eine Vase stellen und setzte mich dann mit ihr. Sie wich meinen Blicken immer wieder aus und nachdem wir das Essen bestellt hatten, fragte ich sie direkt: „Verheimlichst du mir etwas?“ Sie bestritt es sofort, wie nicht anders zu erwarten, doch ich sah, dass da etwas war. Misstrauisch, wie ich nun mal war, hakte ich weiter nach, bis sie dann mit der Information raus rückte, die mein Wochenende zerstörte. Sie hatte sich die letzte Woche über öfter mit Victor getroffen und dann sei eines zum anderen gekommen. Ich sah sie wütend an. „Das ist doch nicht dein Ernst! Wie lange geht das denn schon wirklich mit euch?“ Unwillkürlich musste ich wieder an Victors Kommentar denken, den er auf der Hochzeit von sich gelassen hatte. Er hatte mich noch gewarnt, ich solle mir keine Frau von dort anlachen, weil sie eh nur auf ihn aus seien. Den Eindruck hatte Lisa gar nicht gemacht. Hatte ich mich so täuschen lassen? Ich warf wütend meine Serviette weg und ließ sie allein. Ich konnte es nicht fassen. Und da dachte ich, ich könnte endlich einmal glücklich werden.
 

Als ich das Restaurant verlassen hatte, griff ich nach meinem Handy und rief Victor an. Mit der nötigen Ruhe, die es brauchte, bat ich ihn, mich heute zu Hause zu besuchen. Er klang erfreut. Das würde sich bald ändern! Ich fuhr nach Hause und wartete dort auf ihn. Warten musste ich nicht lange. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel und er mein Wohnzimmer betrat, schlug ich ihm ohne Vorwarnung ins Gesicht. Er taumelte zurück und sah mich erschrocken an. „Was soll das denn?“, fragte er mich wütend. Ich schrie ihn an: „Was das soll, willst du wissen? Dasselbe könnte ich DICH fragen! Warum hast du das getan? Gönnst du mir mein Glück nicht??“ Er setzte sich und hielt sich die Wange. „Sie hat es dir also gesagt, ja?“ Ich schnaubte. „Nun ja, gesagt kann man es nicht nennen, aber wenn sie nach einem Schäferstündchen mit dir nicht mal vorher duschen kann, ist es nicht schwer, herauszufinden, mit wem sie zusammen war. Ihre Erscheinung tat ihr Übriges.“ Er musste lächeln. Wie konnte er das in einer solchen Situation? Ich fasste es nicht. Trotzdem holte ich mir einen Drink. Ich sah ihn danach an, ohne ihm etwas anzubieten und trank langsam. „Hast du das mit Absicht gemacht?“, fragte ich ihn und spießte ihn förmlich auf. „Ich wollte dir nur zeigen, dass ich Recht hatte.“ Ich hätte ihn nochmals schlagen mögen. So etwas Dreistes hatte ich bis dato noch nicht erlebt. „Du bist ein Mistkerl, weißt du das? Inzwischen bereue ich es, dass ich dir meine Freundschaft überhaupt angeboten habe!“ Er runzelte die Stirn und stand dann auf. Langsam kam er auf mich zu. „Das meinst du doch nicht ernst, oder?“, fragte er mich.

„Und ob ich das ernst meine!“, wetterte ich. Er sah mich lange schweigend an und wandte sich dann ab.
 

Bevor er jedoch ging, meinte er nüchtern: „Sei froh, dass du sie los bist!“ Ich sah ihm wütend nach. Wie konnte er das einfach behaupten? Er wusste doch gar nichts über unsere Beziehung! Und er hatte auch kein Recht, sich als Samariter aufzuspielen und mir zu sagen, was ich tun sollte und was das Beste für mich sei. Ich stieß einen gefrusteten Schrei aus und warf in meiner Wut das Glas zu Boden, das ich gerade ausgetrunken hatte. Es splitterte und der Restinhalt hinterließ einen dunklen Fleck auf dem Teppich. Ich ließ es jedoch erst einmal liegen, schnappte mir meine Schlüssel und verließ meine Wohnung. Ich brauchte jetzt erst einmal frische Luft.
 

Nach diesem unangenehmen Zwischenfall stürzte ich mich erst recht in meine Arbeit und ließ mir keine Zeit, über die beiden Verräter nachzudenken. Verdrängung hieß das Stichwort. Das klappte auch so lange, bis mir mein Chef dann plötzlich den Titel einer anderen Zeitung unter die Nase hielt. Ich sah ein Bild von Victor und Lisa und darunter die Schlagzeile: „Frauenschwarm nicht mehr zu haben?“ Ich konnte kaum glauben, dass die beiden es ernst meinten, was ich meinem Chef aber verschwieg. Er wusste nicht, dass ich mit Lisa zusammen gewesen war. „Ich will, dass Sie der Sache auf der Spur bleiben! Ich will alles über dieses Mädchen wissen!“ Ich seufzte innerlich. Warum ausgerechnet ich? Konnte er niemanden sonst darum bitten? Ich nickte nur knapp, enthielt mich aber des Kommentars, dass diese Liaison sicher nicht lange halten würde. Victor war nicht gerade als Beziehungsmensch bekannt. Ich fing dann auch gleich an zu schreiben und recherchierte noch ein wenig über die Dinge nach, die ich so nicht wusste. Wo sie zur Schule gegangen war, wer ihre Freunde waren und so weiter. Am Telefon gab ich mich mit falschem Namen zu erkennen. Schließlich konnte ich ja nicht wissen, was sie ihren Freunden oder ihrer Familie von mir erzählt hatte. Alle waren ziemlich auskunftsfreudig und so erfuhr ich, dass Lisa schon seit Längerem versucht hatte, an Victor heran zu kommen und es durch mich wohl endlich geklappt hatte. Ich hätte mir in den Hintern beißen können. Hatte dieser Blödmann doch Recht gehabt! Wie ich das hasste! Nachdem ich den Artikel schließlich so weit fertig hatte, musste ich mich stark zurückhalten, um nicht meine eigene Meinung noch darunter zu setzen. Sobald Victor das las, würde er sowieso wissen, wer es verfasst hatte.
 

Eine Woche später dann schlug ich zufälligerweise ein Klatschblatt auf und musste zu meinem Erstaunen feststellen, dass ich wohl Recht gehabt hatte. Es war bereits von Trennungsgerüchten die Rede. Ein schadenfrohes Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Allerdings wusste ich nicht, gegen wen diese Schadenfreude mehr gerichtet war. Mir brannten schon einige Zeilen unter den Fingernägeln, die ich schnell in ein Notizheft kritzelte, um sie später dann vielleicht noch etwas auszuschmücken. Ich fuhr gleich darauf ins Büro zurück und versuchte meinen Chef davon zu überzeugen, meine Idee umsetzen zu dürfen. Anfangs war er nicht sehr begeistert, aber mein Überzeugungstalent ließ ihn schließlich nachgeben. Er würde sich aber vorbehalten, den Artikel nicht zu veröffentlichen, wenn er ihn gelesen habe. Ich stimmte dem zu. Ich musste es aber einfach schreiben. Am Abend hatten alle Kollegen vor mir das Büro verlassen, als mein Handy plötzlich klingelte. Ich hob ab und sah überrascht auf, als ich Victors Stimme vernahm. „Kann ich dich sehen?“, fragte er nur mit etwas brüchiger Stimme und ich musste mich stark zurückhalten, um ihn nicht gleich abzuwimmeln. Was mochte er wohl haben? Ob ihm an Lisa tatsächlich etwas gelegen hatte? Ich konnte das kaum glauben, denn eigentlich war sie gar nicht sein Typ, aber die Liebe geht manchmal seltsame Wege... Ich sagte ihm, ich sei in einer halben Stunde zu Hause und brach dann das Gespräch ab und packte meine Sachen zusammen. Ich war gespannt, was er für ein Bild abgeben würde. Ob er sich wohl gehen ließ, wie es manche taten, die Liebeskummer hatten? Dafür, dass er sich in die Arbeit stürzte, klang er zu bedrückt. Außerdem erinnerte ich mich nicht daran, gelesen zu haben, dass er irgendwelche neuen Rollen angenommen hätte.
 

Zu Hause angekommen, lehnte er bereits an meiner Haustür. Ich zischte ihm zu, dass er hier nicht einfach so für alle sichtbar herumlungern sollte, doch er schwieg und schob mich schließlich energisch ins Haus, nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte. „Sag du mir nicht, was ich zu tun habe! Es reicht, dass das andere tun! Und die bezahle ich dafür!“ Er wirkte wütend. Nur auf wen? Ich hatte ihm doch nichts getan. „Soll ich dir einen Beruhigungstee machen?“, fragte ich ihn dann sarkastisch. Doch er ließ sich nur ächzend auf die Couch fallen und nickte knapp. Ich rollte mit den Augen. Musste er immer so theatralisch sein? Es reichte, wenn er das vor der Kamera war, aber privat konnte er diese Attitüden wirklich ablegen. Doch ich machte ihm den Tee, immerhin konnte ich das auch gebrauchen. Sein Auftauchen hatte mich ungewollt ein wenig in Aufregung versetzt. Noch während ich in der Küche werkelte, hörte ich ihn aus dem Wohnzimmer rufen: „Hast du vielleicht auch ne Kleinigkeit zu Essen für mich? Ich hab seit heute morgen nichts mehr gegessen.“ Das wunderte mich nicht. Erinnerte mich an jemanden. Mich selbst. Ich schmierte ihm also noch ein Brot und kehrte dann mit Tee und Brot zu ihm zurück. „Was ist das?“, fragte er mich, während er das Brot kritisch beäugte. „Etwas zu essen. Hast du nicht gesagt, du hast Hunger?“ „Ja, schon, aber ich dachte, du machst mir etwas ... anderes.“ Es war nicht zu übersehen, dass er mit sich haderte, ob er das annehmen sollte. Doch schließlich siegte sein hungriger Magen. „Normalerweise esse ich so etwas nicht. Das ist so....“ „... pöbelhaft?“, half ich ihm aus. Er nickte. „Ich sehe, wir verstehen uns.“ Seit Langem war es das erste Mal, dass er mich anlächelte und ich das Lächeln aus vollem Herzen erwidern konnte, ohne Groll zu empfinden. „Warum bist du hier?“, fragte ich ihn dann und die schöne Stimmung war dahin, als sein Lächeln erstarb. „Du weißt es sicher schon. Lisa hat mich sitzen lassen.“ „Ja... Hat sie einen andere Filmstar getroffen, den sie auch schon immer toll fand?“ Ich konnte mir den bissigen Unterton in der Stimme nicht verkneifen. Victor sah mich überrascht an, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Nein... Sie sagte, ich wäre nicht bei ihr...“ Ich sah ihn fragend an. „Was meint sie damit?“ „Dass ich an eine andere Person dachte, wenn wir zusammen waren.“ „Und hast du an eine andere gedacht?“ „Ja“, gab er unumwunden zu. Das überraschte mich doch etwas. Meines Wissens hatte er vor Lisa gar keine ernsthafte Beziehung laufen gehabt. Ich fragte jedoch nicht weiter, an wen er gedacht hatte. Das ging mich ja im Grunde auch gar nichts an. Doch er schien noch nicht zufrieden damit, dass ich das Gespräch an diesem Punkt beenden wollte. „Willst du gar nicht wissen, an wen ich gedacht habe?“, fragte er mich dann gerade heraus. Ich schüttelte den Kopf. „Nicht unbedingt. Geht mich doch auch nichts an, oder?“ Er nickte nur und ich glaubte, ein trauriges Aufflackern in seinen Augen bemerkt zu haben. Musste aber Einbildung gewesen sein. „Naja, dann kannst du dich ja jetzt wieder der anderen Person widmen“, versuchte ich ihn dann aufzuheitern. Er sah mich überlegend an und ich fragte mich unwillkürlich, was er wohl dachte.
 

„Meinst du, ja?“, fragte er und biss nachdenklich in sein Brot. Ich nickte. „Vielleicht sollte ich das wirklich tun“, fügte er dann noch leise hinzu und starrte in seine Tasse. Ich nippte an meinem Tee. Wir schwiegen uns eine Weile an, bis er mich fragte: „Hast du am Samstag, also morgen, schon was vor? Ich hab ein paar neue Rollenangebote und würde dich bitten, mir bei der Auswahl zu helfen.“ Ich sah ihn überrascht an und hätte mich beinahe an meinem Tee verschluckt. „Ich soll dir helfen? Warum ich?“ „Ich würde einfach gern deine Meinung hören“, verkündete er dann. „Naja, eigentlich wollte ich an einem Artikel weiterarbeiten, aber ich denke, das kann ich noch verschieben.“ Er lächelte, als ich meine Einwilligung gab. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er ehrlich Freude empfand. Vielleicht sogar mehr, als ich erwartet hätte. Lag ihm also wirklich etwas an meiner Freundschaft? Aber warum hatte er sich dann auf Lisa eingelassen? Ich verstand das nicht, hatte aber auch nicht den Nerv, noch einmal nachzuhaken, also ließ ich es bleiben und beschloss, es zu den Akten zu legen. Nach dem Tee verabschiedete sich Victor von mir und bat mich, am nächsten Tag zu ihm in die Villa zu kommen. Ich nickte. Ich war lange nicht mehr dort gewesen.
 

Am Samstag war ich wie verabredet um zwei Uhr bei Victor. Das Haus wirkte jetzt noch imposanter als beim letzten Mal. Aber verändert hatte sich doch nichts, oder? Victor empfing mich selbst an der Tür. Er kam freudestrahlend auf mich zu und umarmte mich kurz. Ich war allerdings noch viel zu überrascht, als dass ich hätte darauf reagieren können. Er bat mich schließlich ins Haus und ich nahm seine Einladung dankbar an. Ein bisschen mulmig war mir ja doch zu Mute. Ich ging in das geräumige Wohnzimmer, wie Victor es vorschlug und setzte mich auf die Couch. Er bot mir sogleich etwas zu trinken an, was ich auch gerne annahm. Bewundernd sah ich mich in dem großen und hohen Raum um. Dass er dieses Haus ganz allein bewohnte, verstand ich nicht. Wäre er nicht glücklicher mit einer Familie? Doch das fragte ich ihn jetzt nach seiner missglückten Beziehung nicht. Außerdem war es ja oftmals so, dass prominente Persönlichkeiten mit ihren riesigen Anwesen nur einen anderen Mangel kompensierten. Wobei ich bei Victor nicht wusste, worin dieser Mangel bestehen sollte.
 

Es dauerte eine Weile, bis Victor mit einem Getränkewagen zurückkam. Das Personal hatte heute frei, wie er mit mitteilte. Ich machte mir darüber zu diesem Zeitpunkt keine großen Gedanken. Stattdessen lobte ich ihn noch einmal für seine prächtige Innenausstattung. „Danke, aber das habe ich mir nicht selber ausgesucht. Mein Manager meinte, es würde gut zu meinem Image passen.“ Ich lächelte und fragte ihn dann: „Und wie würdest du es einrichten, wenn du es selbst entscheiden dürftest?“ Victors Gesicht hellte sich ein wenig auf und sofort begann er davon zu erzählen. Ich glaubte fast, dass es nicht das erste Mal war, dass er darüber nachdachte, denn er hatte schon ziemlich konkrete Vorstellungen von der Einrichtung, dominiert von schwarz und weiß. „Warum richtest du es dann nicht so ein, wie du möchtest? Ich meine, hier kommt doch normalerweise niemand hin.“ „Niemand außer den ganzen neugierigen Journalisten, die eine Homestory über mich machen wollen.“ Ich grinste. „Na gut. Du hast gewonnen. Hast du nicht noch einen Raum, den du als Wohnzimmer nutzen kannst? Warum richtest du es dir da nicht so ein, wie du willst?“ „Weil ich nicht weiß, wie lange ich noch hier wohnen werde. Vielleicht muss ich arbeitsbedingt bald umziehen und dann reicht mir auch ein Penthouse.“ „Natürlich“, antwortete ich unwillkürlich und leicht ironisch. Er grinste mich an. „Tut mir leid. Ich möchte vor dir nicht angeben.“ Ich winkte jedoch ab. „Schon gut. Wozu hast du das Geld schon, wenn du es nicht ausgibst?“ Er nickte bedächtig. „Vielleicht sollte ich mal eine Reise machen. Würdest du mich vielleicht begleiten wollen?“ Ich sah ihn überrascht an. „Ich? Warum ich?“ „Ich hab schon eine Weile darüber nachgedacht, aber dann hattest du ja diese Freundin…“ Ich stieß Luft aus meiner Nase aus. „Eine Weile darüber nachgedacht? So lange kennen wir uns ja nun auch noch nicht. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn wir nicht mehr über diese Freundin sprechen würden. Ich scheine mit Frauen, die diesen Namen tragen, nicht besonders viel Glück zu haben.“ „Das ist wahr“, erwiderte Victor dann leise lachend, entschuldigte sich aber gleich darauf. „Tut mir leid. Es kam einfach über mich.“ Ich rollte einmal mit den Augen. „Okay, können wir uns dann dem widmen, weswegen ich hier bin? Ich bin ja schließlich nicht hier, um mit dir zu plaudern!“ Victor nickte, breitete dann die Drehbücher vor mir aus und erzählte mir zu jedem einzelnen, um was es ging und für welche Rolle er vorsprechen sollte. „Und die sind sicher, dass eine romantische Komödie das richtige für dich ist? Also ich persönlich finde diesen Western da ja viel spannender. Das kann ich mir auch richtig gut vorstellen. Den Film würde ich mir sogar ansehen.“ Ich grinste. Victor ebenfalls. „Ja, der war auch in meiner persönlichen engeren Auswahl. Allerdings gibt es da eine Szene, mit der ich etwas Probleme haben könnte. Würdest du sie vielleicht mit mir durchsprechen und ein wenig üben?“ Ich nickte, arglos, wie ich war, ahnte ich natürlich nicht, was jetzt auf mich zukommen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Morinaga_Sempai
2009-10-20T15:44:34+00:00 20.10.2009 17:44
Ja, gefällt mir wie die anderen Kappis sehr gut ^^
Ist ja ganz schön viel passiert <3
Als reicher Filmstar hat mann es anscheinend auch nicht leicht XD
Ich hoffe es geht Bald weiter
^^/
LG
a_S
Von: abgemeldet
2009-09-30T21:02:40+00:00 30.09.2009 23:02
Hi ich finde deine ff echt toll und kann es schon kaum abwarten wie es weiter geht mit den zwei und hoffe du schreibst balt weiter :-)
Naru21
Von:  Xai
2009-08-23T21:54:36+00:00 23.08.2009 23:54
es.. geht weiter.. Oo
uiii <3
ich schließe mich den beiden anderen einfach mal an.
hoffentlich geht es bald weiter ^^
Von:  ReinaDoreen
2009-08-22T20:42:56+00:00 22.08.2009 22:42
Jo hat noch nicht begriffen, wen Victor wirklich will. Und dabei ist es doch so offensichtlich wenn man die Signale richtig deuten kann.
Reni
Von:  erim007
2009-08-22T18:12:43+00:00 22.08.2009 20:12
He,schön das du weiterschreibst.In Kap. 3 ist ja echt viel passiert.Und so langsam kristallisiert sich doch raus,daß Victor was von Jo will.Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut.Du erzählst die Gefühle deiner Charas sehr lebendig.Bis zum Nächsten
erima


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