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Schmetterlinge im Bauch

Shino/Hinata
von

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One-Shot

Gelangweilt saß er auf dem dicken Ast eines großen Baumes und betrachtete das Treiben auf der blühenden Wiese um sich herum. Der Tag neigte sich dem Ende und die untergehende Sonne tauchte alles in ein warmes Rot. Eigentlich mochte er die Ruhe des Abends. Aber ihm war schon öfters aufgefallen, dass er in solchen Momenten trotzdem den Lärm seines Teamkameraden und dessen Hundes vermisste. Wie sehr man sich doch an lästige Dinge gewöhnte. Doch Kiba war derzeit mit seiner Mutter auf einer Mission und würde frühstens am Nachmittag des kommenden Tages zurückkehren.

Die jahrelange Ausbildung zum Ninja hatte dazu geführt, dass sie zu guten Freunden geworden sind. Er hätte nie gedacht, dass es einmal so kommen würde. Immerhin haben sie sich oft wegen Kleinigkeiten gestritten und damit Hinata ganz schön eingeschüchtert. Heute konnte man ihre Streitigkeiten als Spiel bezeichnen, das einfach zu ihnen gehörte.

Auch Hinata hatte sich mit der Zeit damit abgefunden. Sie versuchte nicht mehr zu schlichten, sondern belächelte es nur noch. Es war seltsam. Er mochte ihr schüchternes Lächeln. Es reichte ihm sogar, wenn sie ihn nur ansah. Dann begann es in seinem Bauch zu kribbeln. Und er war diesem Gefühl nicht gänzlich abgeneigt.

Trotzdem sah er jedes Mal fort. Zum einem war es ihm unangenehm zu zeigen, dass auch seine Maske bröckeln konnte. Es war schon ein innerer Aufwand gewesen, Kiba als seinen Freund zu akzeptieren. Er ist streng nach den Regeln eines Shinobi erzogen worden. Man sollte, um eine Mission erfolgreich abschließen zu können, sehr großen Wert auf Teamarbeit legen, was aber nicht hieß, dass man seinen Gefährten bedingungslos vertrauen sollte. Außerdem würde sein Vater ihm früher oder später eine geeignete Frau vorstellen, die würdig war, seinen Enkel, den nächsten Erben des Aburame-Clans, zu gebären. Und diese geeignete Frau würde sicherlich nicht Hinata sein.

Schade, dachte er.

Er hasste diese alten Vorschriften. Früher hatte man nach ihnen gelebt, doch heute sollte man es unterlassen. Er wollte selbst entscheiden, was gut für ihn war und was nicht. Vielleicht, aber nur vielleicht, würde er den Mut finden, seinen Vater darauf anzusprechen. Es war eine von vielen Möglichkeiten, dass er seine Meinung verstand und akzeptierte.

„He, Shino-kun! Ich habe dich schon überall gesucht.“

Er sah hinunter zum Boden und entdeckte besagtes Mädchen, das derzeit gerne in seinen Gedanken herumschwirrte. Immer wieder fiel ihm bei ihrem Anblick auf, wie sehr sie sich über die Jahre verändert hatte- sowohl körperlich als auch psychisch.

Sie war gewachsen, hatte die perfekte Größe einer jungen Frau erreicht, und auch ihre weiblichen Rundungen wusste sie mit kleinen Mitteln zu betonen. Sie hatte ihr Haar nicht schneiden lassen, wodurch es ihr nun bis zur Hüfte reichte, und es zu einem geflochtenen Zopf gebunden. Er mochte das sehr. Sie war auch nicht mehr so schüchtern, wie er sie kennengelernt hatte. Sie lachte viel und traute sich manchmal, noch nicht immer, offen ihre Meinung zu sagen. Sie war halt nicht mehr das kleine Mädchen von nebenan.

„Was machst du hier so allein?“

Sie war zu ihm hinauf auf den Ast gesprungen und ließ freudig die Beine baumeln. Sanft lächelnd sah sie ihn an. Er antwortete nicht. Warum auch? Hatte er nichts Vernünftiges auf ihre Frage zu erwidern. Er konnte ihr nicht sagen, dass er gern hier auf diesem Baum beim Sonnenuntergang saß und an sie dachte. Das ließ seine Maske nicht zu.

„Ich habe gerade Naruto-kun und Sakura-chan gesehen“, sagte sie weiter und blickte auf ihre Füße. „Sie schauen wirklich glücklich zusammen aus.“

Er sah sie an und wollte irgendetwas sagen, wusste er doch, wie viel Naruto ihr bedeutete. Aber er konnte und traute sich nicht. Zudem war er erstaunt, dass sie immer noch lächelte. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, lachte sie leise.

„Du denkst jetzt sicher, dass mich das traurig macht, oder?“

Er nickte nur und beobachtete wieder die Schmetterlinge, die von einer Blüte zur anderen flogen. Sie wusste, dass er sich um sie sorgte. Er hatte sich immer um ihr Team gesorgt. Sie schüttelte erstaunlicherweise den Kopf.

„Ich hätte das auch erwartet. Aber es hat mich einfach glücklich gemacht, sie glücklich zu sehen.“ Sie lachte erneut. Er fand, dass es ziemlich grotesk klang, was sie da sagte. Er schüttelte beinahe unbemerkt den Kopf.

„Glaubst du mir etwa nicht, Shino-kun?“

Sie verzog das Gesicht und schmollte ein wenig. Nach einem kurzen Blick sah er wieder fort. Er dachte an seine Prinzipien, auch wenn er sie gern ablegen würde- für sie. Dachte daran, dass es nicht gut enden würde, wenn er jetzt etwas sagte. Er zuckte zusammen, als er ihre Fingerspitzen an seinen Schläfen spürte.

„Was ...?“, fing er an, doch sie zog weiterhin lächelnd ihre Hände zurück und bettete sie auf ihrem Schoß. Ihre Berührungen brannten noch immer angenehm auf seiner Haut.

„Ich möchte Shino kennenlernen.“

Er war ein schneller Analytiker und auf diesen plötzlichen Themenwechsel nicht vorbereitet gewesen. Dennoch verstand er den Hintergedanken ihres Tuns. Er hätte nicht erwartet, dass sie sich darüber Gedanken gemacht hat.

„Dafür habe ich ihm für diesen Tag seine Maske genommen.“

Er sagte nichts, sondern sah sie nur an, als wenn er sie nie zuvor gesehen hätte. Sie hatte ihm seine Maske genommen? Hieß das, er dürfte wenigstens für diesen einen Tag selbst über sein Leben entscheiden? Sie lächelte ihn an. Er schaute nicht fort und spürte, wie seine Wangen glühten. Er war auch nur ein Mensch. Er konnte selbst entscheiden.

Seine Hände zitterten. Er konnte ihr nicht sagen, warum er hier auf diesem Baum beim Sonnenuntergang saß. Er konnte es nicht. Es war zu prekär, zu intim, zu viel. Es war demütigend. Er hatte nicht den Mut. Er war nicht schüchtern. Er war einfach nur zu sehr an seine Maske gewöhnt. Er fühlte sich nackt, hilflos, unwohl ohne sie. Die Maske war zu seinem Leben, seinem Ich, geworden. Und ohne sie war er ein Nichts.

„Was mag Shino gerne?“

Seine Hände hörten auf zu zittern. Es beruhigte ihn, nicht direkt angesprochen zu werden. Merkwürdig, dachte er nur und ließ seinen Blick über die Wiese schweifen.

„Shino mag Schmetterlinge“, sagte er. Es fiel ihm leichter, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. „Und ...“

„Und?“

Trau dich, Junge.

„Shino mag Hinata.“

Sie kicherte verlegen. Ein Schmetterling landete auf ihrem Haar. Er hatte ihn beobachtet, wie er von Blüte zu Blüte geflogen ist. Ein azurblauer Falter mit großen Flügeln, die er sanft auf und ab schlug.

„Hinata mag auch Schmetterlinge, denn ein einziger Flügelschlag kann eine Flutwelle auslösen und jemanden Dinge erkennen lassen, die man vorher zu sehen nicht fähig gewesen ist.“

Sein Blick wanderte vom Falter in ihr Gesicht, das ihn sanft anlächelte.

„Hinata mag Shino auch.“
 

Die Sonne war schon lange verschwunden, als sie am Eingangstor zum Hyuuga-Anwesen standen. Unsicher sah er sich um. Sollte er es wagen? Immerhin würde er erst gleich seine Maske wiederbekommen. Er schluckte, drückte seinen hohen Kragen mit einem Zeigefinger herunter und beugte sich zu ihr vor. Es war nur kurzer, beinahe flüchtiger Kuss, aber ihm reichte es. Hinata lächelte. Ohne ein weiteres Wort ging er.

„Es war ein schöner Abend“, hörte er Hinata noch sagen. „Ich hoffe, ihn zu wiederholen.“

Er wagte es nicht, sich noch einmal umzudrehen. Aber er hoffte auch. Ein schöner Abend. Das waren ihre Worte. Er lächelte. Ein schöner Abend. Er wäre selbst glücklich, wenn es nur für einen Tag gewesen wäre. Doch sie hoffte. Sie ließ sich auf ihn ein. Nicht nur für einen Tag.

Vielleicht hatte er nun auch endlich den Mut zusammen, um sich seinem Vater zu stellen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kerstin-san
2015-08-14T14:18:42+00:00 14.08.2015 16:18
Hallo,

ich hab zugegebenermaßen noch nie einen One Shot gelesen, bei dem Shino die Hauptperson war.
Aber deiner gefällt mir richtig gut.
Interessant, dass Shino sogar noch ruhiger als Hinata ist und sie den Großteil der Konversation erledigen muss xD

Herrje, die beiden sind ja richtig süß zusammen. Hinatas Idee, wie sie Shino die Maske abnimmt ist wirklich herzallerliebst.
Man hofft für die beiden einfach auf ein Happy End.

Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Aburamegirl
2008-08-03T12:41:53+00:00 03.08.2008 14:41
wieder eine schöne story,
die charakter sind gut beschrieben wurden und man konnte die lage von shino gut verstehen,
mir hat es sehr gut gefallen und hoffe man kann noch mehr von dir lesen
kann ich nur sagen, mach weiter so
Von:  konohayuki
2008-06-19T18:08:28+00:00 19.06.2008 20:08
Ich mag deinen One-Shot.
Auch, wenn das Paar ungewöhnlich ist finde ich, dass du es hier schön rübergebracht hast. Auch die Charaktereigenschaften der einzelnen Charaktere hast du schön aufgezeigt, vor allem Shino hat mir sehr gefallen. Die ständige Wiederholung des Wortes "Maske" hat mich an manchen Stellen ein wenig gestört, ist allerdings ein rein subjektiver Kritikpunkt.

Schöner One-Shot.

kono
Von:  JuKatzuragi
2008-05-25T19:48:06+00:00 25.05.2008 21:48
ohhh schönes kapi ungewöhliches paar aber schön könntest du dir vlt.eine fortsetzung zu schreiben????
ich würde mich sehr freuen.
gruss yumi ^^


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