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One night stand

Let my pain be yours (Ruki x Miku)
von

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good bye?

Hier also mal wieder was neues von mir. Wobei... Neu ist das eigentlich gar nicht wirklich. Ich hab's neulich bei mir rumliegen sehen und beschlossen, die Idee wieder aufzugreifen, falls es jemandem gefällt. Das Abi ist ja jetzt vorbei, da hab ich Zeit zum schreiben.^^

Viel Spaß damit!
 

Sanft fuhr Ruki durch die fast schulterlangen, blondierten Haare des zierlichen, femininen Mannes, der friedlich neben ihm im Bett lag und tief und fest schlief. Sein Atem ging ruhig und regelmäßig und seine Haut war von einem dünnen, silbrig schimmernden Schweißfilm bedeckt. Sein Kopf lastete schwer auf Rukis Brust, sodass er den warmen Atem seines Bettgefährten sanft über seine nackte Haut streifen spürte. Der schmale Körper strahlte eine unglaubliche Wärme aus, die ihm ein Gefühl absoluten Friedens vermittelte. Ein trügerischer Eindruck.

Trotz all dem, was in den letzten paar Stunden geschehen war, war Rukis Verstand noch klar und ungetrübt genug, um einzusehen, dass überhaupt nichts in Ordnung war. Er sollte nicht hier sein...

Seufzend betrachtete er den hübschen Körper in seinen Armen. Er hätte sich wirklich nicht auf ihn einlassen sollen. Was hatte ihn überhaupt dazu bewogen, allen Ernstes mit diesem überkitscht niedlichen Etwas das Bett zu teilen, dessen Kleidung sieben Tage die Woche aussah, als hätte jemand einen Farbtopf darüber ausgeleert?

Gut, momentan trug er keine quietschbunten Sachen. Er trug überhaupt nichts. Und das war auch gut so. Besagtes Nichts stand ihm viel besser, als diese total überzuckerten Bonbonfarben. Zumindest Rukis Meinung nach. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob sich seine Einstellung zu dem Kleinen während dieser Nacht nicht grundlegend geändert hatte... Aber darüber wollte er eigentlich gar nicht so genau nachdenken.

Vorsichtig schob er den Schlafenden von seiner Brust herunter, sodass er zurück in die weichen Kissen sank. Der Blonde murrte leise und drehte sich auf die Seite. Leise raschelnd rutschte die Bettdecke von seinen Schultern und gab den Blick auf seinen schönen, schlanken Rücken frei. Straff und einladend spannte sich die glatte, samtige Haut über die feinen Muskeln und glänzte aufregend im Dämmerlicht.

Mühsam unterdrückte Ruki den Drang, ihn zu berühren und stieg aus dem Bett. Er musste weg, bald würde es hell werden. Er wollte auf keinen Fall mehr hier sein, wenn der Kleine erwachte. Nicht auszudenken, wenn das jemand herausfand!

Er hatte das Gelächter seiner Freunde schon in den Ohren. So wie er sich über den Blondschopf lustig gemacht hatte, konnte wirklich nichts peinlicheres passieren, als dass einer von ihnen erfuhr, wohin ihr gemeinsamer Saufabend noch geführt hatte.

Dennoch... Er konnte nicht sagen, dass er hundertprotzentig bereute, was sie getan hatten. Dieser wandelnde Farbkleks war auch bei weitem nicht so abgedreht, wie er angenommen hatte.

Gut, zugegeben: Abgedreht hatte er auch in der Bar, die sie zuvor besucht hatten, nicht gewirkt. Auch, wenn ihn das nicht wenig überrascht hatte. Vielleicht war Aois Vorwurf am Ende doch berechtigt gewesen und er bildete sich von Zeit zu Zeit wirklich etwas vorschnell Urteile über seine Mitmenschen. Vor allem, wenn er sie nicht nähers kannte.

Etwas unsicher betrachtete er den Schlafenden. Der zierliche Blonde hatte sich ein Kissen gegriffen und kuschelte sich daran. Ruki lächelte. Wahrscheinlich vermisste er die Wärme des Körpers, der bis vor kurzem noch neben ihm gelegen hatte...

Sollte er wirklich einfach so verschwinden? Ruki zögerte. Sicher, hierbleiben konnte und wollte er nicht. Aber vielleicht wäre ein Wort des Abschieds angebracht. Sollte er eine Nachricht schreiben?

Nein, das wirkte irgendwie kitschig. Das war doch kein schnulziger, französischer Liebesfilm. Aber was dann?

Unschlüssig ließ er den Blick durchs Zimmer schweifen. Und dann kam ihm eine Idee.

Er hob den Mantel des Blonden vom Boden auf und durchsuchte ihn leise und vorsichtig, wurde schließlich in einer Innentasche fündig. Mit einem amüsierten Grinsen stellte er fest, dass selbst das Handy des Kleinen nicht von seiner Quietschfarben-Manie verschont geblieben war und ihm in knalligem Blau entgegen strahlte. Er hatte Glück, das Gerät war eingeschaltet. Rasch tippte er seine eigene Nummer ein und speicherte sie. Nun lag es an dem Blonden, ob sie sich wieder trafen oder nicht. Wenn er sich melden wollte, hatte er die Gelegenheit. Wenn nicht, war es auch in Ordnung. Wenn nicht sogar besser...

Eilig ließ er das Handy zurück in die Manteltasche gleiten und hängte das Kleidungsstück ordentlich über einen Stuhl. Dann sammelte er seine eigenen Kleider auf und zog sich an. Es wurde Zeit zu gehen.

Noch einmal drehte er sich zu dem Schlafenden um und besah ihn mit einem fast liebevollen Blick. Er regte sich nicht, nur die Bettdecke hob und senkte sich leicht im Rhythmus seiner sanften Atemzüge.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Ruki sich losreißen konnte. Dann öffnete er leise die Zimmertüre und trat hinaus auf den Flur. „Mach’s gut, Miku“, flüsterte er noch, dann war er verschwunden.

pink rabbit

Hallole!^^ Keine Angst, das letzte Kapitel war nur so kurz, weil Prologe bei mir selten länger sind. Jetzt geht's ja erst richtig los.^^

Ruki und shizo? Hm, naja... Kann man vielleicht so nennen. Er hat einfach ein Problem damit, dass das was er denkt, und das, was er fühlt plötzlich ein bisschen arg weit auseinander liegt. Dieser Konflikt wird auch so schnell keine Lösung finden...

Jetzt aber erst mal genug der Vorrede! Vielen Dank für die lieben Kommis und viel Spaß beim Lesen!^^
 

'Das rosa Kaninchen hoppelte zielstrebig auf die Fahrbahn, blieb genau auf dem Mittelstreifen sitzen. Ruckartig drehte es sich zu Miku um und musterte ihn vorwurfsvoll aus großen, dunklen Knopfaugen. Miku blieb ebenfalls stehen. Er konnte das Tierchen unmöglich einfangen, wenn es ihn so ansah. Das brachte er nicht übers Herz. Und wo er schon einmal dabei war, die ganze Aktion zu hinterfragen – warum wollte er es überhaupt fangen? Was sollte er mit einem rosa Kaninchen? Ach, egal.... Er hatte ehrlich keine Lust, darüber nachzudenken.

Mit einem vergnügten Quieken hoppelte das Kaninchen weiter – und wurde prompt von einem 30-Tonnen-LKW von der Platte geputzt. Entsetzt starrte Miku dem riesigen Gefährt nach.

Tja, damit hatte sich die Sache wohl erledigt. Ein zermatschtes Kaninchen konnte man nicht fangen, ob rosa oder nicht.

Klug wie er war verzichtete Miku darauf, die Straße zu überqueren, auch wenn er das eigentlich vorgehabt hatte. Er war nicht wirklich scharf darauf, das grauenvolle Schicksal dieses armen, kleinen Geschöpfs zu teilen... Leise seufzend tapste er ein paar Schritte am Straßenrand entlang und starrte gelangweilt in die Gegend. Braun-gelb vertrocknete Wiesen und Felder und ein paar halb tote Bäume. Mehr war nicht zu sehen.

Frustriert ließ er sich zu Boden sinken und stützte den Kopf in die Hände. Diese Landschaft deprimierte ihn. Alles wirkte so trostlos und leer... Und seit das rosa Kaninchen weg war, hatte er nicht einmal mehr etwas zu tun. Es gab nichts, absolut nichts, das erstrebenswert schien. Warum sollte er wieder aufstehen und weitergehen? Er würde nicht wissen, wohin. Er wusste ja nicht einmal, wo er sich befand, geschweigedenn wie er in diese Einöde gekommen war. Miku fühlte sich elend. Er konnte nur warten... Aber worauf? Auf ein Wunder? Auf einen Propheten, der ihm den Sinn des Lebens offenbaren konnte? Auf eine Straßenkarte? Auf Hilfe? Auf den Weihnachtsmann? Das war doch alles sinnlos...

Da, plötzlich, wurde er von einem lauten Dröhnen aus seiner Apathie gerissen. Erschrocken wandte er sich um, hielt nach dem Ursprung des Geräuschs Ausschau. Und dann sah er es: Ein schicker, knallroter Sportwagen mit offenem Verdeck raste mit einer geradezu irrsinnigen Geschwindigkeit um die Kurve und kam mit quietschenden Reifen direkt neben ihm zum Stehen. Als Miku den Fahrer des Wagens erkannte, setzte sein Herz einen Schlag lang aus.

„Takuya...“, flüsterte er leise, fast ehrfürchtig. „Takuya...“ Und dann stand der Gitarrist auch schon vor ihm und streichelte ihm sanft über die Wange. Die Wärme seiner Berührung ließ Miku erleichtert aufatmen. Er hatte ihn so vermisst...

„Is lange her, ne, Miku-chan.“ Takuya lachte leise. Seine weiches, braunes Haar wehte sanft in einem schwachen Windzug und seine tiefen, dunklen Augen funkelten geheimnisvoll. Seine bloße Anwesenheit schien die Trostlosigkeit etwas weniger trostlos und die Einöde etwas weniger öde zu machen. Miku bemerkte die Veränderung mit Staunen. Ein zögerliches Nicken war alles, was er zustande brachte...

„Du hast mir gefehlt“, stellte Takuya glücklich lächelnd fest und breitete einladend die Arme aus. Doch bevor er Miku an sich ziehen konnte, wurde ihre traute Zweisamkeit von einer leisen Melodie durchbrochen.

Überrascht hielt Takuya inne. Dann kramte er etwas aus seiner Jackentasche hervor und hielt es Miku auffordernd unter die Nase. „Willst du nicht rangehen?“, fragte er, auf einmal sichtlich genervt. Und in diesem Augenblick erkannte Miku das knallig blaue Gerät, das eine Version von ‚Vanilla‘ vor sich hin piepste, die mit der ursprünglichen Fassung Gackts nicht mehr allzu viel zu tun hatte.'
 

Leise murrend schlug Miku die Augen auf. ‚Vanilla‘ zeigte sich wirklich hartnäckig, aber dem Blonden fehlte schlichtweg die Lust nachzusehen, wer da so verzweifelt versuchte, ihn zu kontaktieren und so verzichtete er darauf, ans Handy zu gehen. Das letzte Mal, dass er das getan hatte, hatte er es bitter bereut. Wenn er nur daran dachte, war ihm zum heulen zumute...

Wieso? Wieso hatte er ihm das angetan? Und warum musste er jetzt schon wieder daran denken? Das war doch nicht fair! Mit einem verzweifelten Schluchzen rollte er sich auf den Bauch und vergrub sich Schutz suchend unter seinem Kopfkissen. Niemals zuvor hatte ihm jemand so weh getan. Oder besser gesagt: niemals zuvor hatte ihm jemand so weh tun können, denn niemals zuvor hatte er jemand so sehr geliebt wie ihn. Takuya. Und das machte ihn verletzlich.

Er war so glücklich gewesen, als sie zusammengekommen waren. Vor zwei Wochen. Vor zwei Wochen erst. War es seine Schuld, dass ihre Beziehung so schnell wieder zerbrochen war? Das alles vorbei war, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte? Vielleicht.

Und trotzdem! Wie hatte Takuya ihm das nur antun können?! Hätte er ihm nicht wenigstens ins Gesicht sagen können, dass es aus war? Nein, das hielt Monsieur ja nicht für notwendig. Wozu auch über Probleme reden, wenn sich doch alles so wunderbar via SMS regeln ließ?

Miku fühlte blanke Wut in sich hochkochen. Der Kerl war ja so ein Arschloch! Wieso hatte er sich auch ausgerechnet in ihn verlieben müssen? Das war einfach nicht fair! Das hatte er nicht verdient...

Er hätte alles für Takuya getan, wirklich alles. Und was war die Quittung für diese Leidenschaft? Eine beschissene 5-zeilige SMS:
 

‚Hey, Miku-chan. Ich glaube, das mit uns wird nichts. Es ist sicher besser, wenn wir uns jetzt trennen, bevor es richtig weh tut. Bitte versteh das und vergib mir. Taku-‘
 

Wie feige war das denn bitte?! Und wie sollte er jemals Verständnis dafür aufbringen? Es tat doch jetzt schon so verdammt weh. Wie konnte Takuya so anmaßend sein, seine Gefühle einfach zu missachten? Er hatte ihm doch gesagt, dass er ihn liebte, dass er ihn nicht verlieren wollte...

Wütend kroch Miku unter dem Kopfkissen hervor und warf es mit Schwung gegen die Wand. Sicher, es konnte nichts dafür, dass Takuya ihn sitzen gelassen hatte, aber irgendwie musste er seiner Enttäuschung doch Luft machen. Dann schlug er ruckartig die Bettdecke zurück und stand auf.

Etwas irritiert stellte Miku fest, dass er nackt war. Perplex sah er sich im Zimmer um. Da lag ja sein T-Shirt, halb unter einem Beistelltischchen versteckt. Daneben eine einsame Socke. Dort sein Gürtel... Ach, stimmt. Da war ja was. Vor lauter Takuya hatte er diese Nacht völlig vergessen...

Ein bisschen erschrocken über sich selbst schüttelte Miku den Kopf. Diagnose One night stand. Eigentlich war sowas gar nicht seine Art. Hatte ihn die Enttäuschung tatsächlich schon so weit getrieben?

Wie auch immer: groß Sorgen machen musste er sich wohl nicht. Ruki würde es ihm kaum krumm nehmen. Soviel Miku wusste, hatte der Gazette-Vocal ohnehin nicht allzu viel für ihn übrig. Es grenzte geradezu an ein Wunder, dass er sich überhaupt mit ihm abgegeben hatte.

Miku war es jedenfalls nur recht gewesen. Er hatte jede Art von Trost und Ablenkung wirklich dringend nötig, und jede Minute, die er nicht an Takuya denken musste, war unschätzbar wertvoll für ihn.

Ruki hatte ihm diese ‚Takuya-Last‘ wenigstens vorübergehend von den Schultern genommen und ihm wieder ein bisschen Luft zum atmen gegeben. Dafür war er mehr als dankbar. Ruki war wirklich ein cooler Typ. Gut, er kannte ihn erst seit groben 24 Stunden, da konnte er kaum genauere Aussagen über ihn treffen. Aber er war mit zwei seiner Bandkollegen, Kai und Aoi, gut genug befreundet, um schon so einiges über ihn gehört zu haben.

Der Sänger gehörte anscheinend nicht gerade zu den Menschen, die ohne Vorurteile durchs Leben gingen und gegen Miku hatte er wohl auch einen ganzen Sack voll, doch so wie es aussah war er wenigstens nicht so himmelschreiend arrogant und engstirnig, dass sein abgehobenes Wesen nicht von ein paar Drinks wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden konnte. Sonst wäre er die Nacht nicht hier gewesen.

Und im Endeffekt war Miku das alles auch herzlich egal. Er rechnete nicht damit, Ruki in den nächsten Wochen wiederzusehen, also musste er sich auch keine Gedanken um ihn machen. So einfach war das.

Sein Handy war inzwischen verstummt, der Anrufer hatte wohl aufgegeben. Und so machte sich Miku daran, seine Kleider vom Boden aufzusammeln, sie sorgfältig beiseite zu legen und sich dann mithilfe einer Dusche und eines guten Frühstücks für einen weiteren Tag voller Takuya-Schmerz zu rüsten.

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Und ich dachte nach dem Abi hätte ich mehr Zeit... Ja, scheiße war's! Eigentlich hab ich mehr zu tun, als vorher.^^

Das als kleine Entschuldigung, dass ich mir mit den Kapiteln noch länger Zeit lasse als normalerweise... Hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen!^^
 

„Ruki, verdammt nochmal!“, schrie Uruha entnervt und musste sich schwer beherrschen, den kleinen Vocal nicht einfach am Kragen zu packen und durchzuschütteln. „Was singst du für‘n Scheiß zusammen?! Das gibt’s doch nicht! Wir proben jetzt schon stundenlang an dem Song rum, ich hab langsam keinen Bock mehr! Entweder du reißt dich endlich ein bisschen zusammen oder ich reiß dir den Kopf ab! Und nimm endlich die Hand aus der Hosentasche!“

Feindselig starrte Ruki den Leadgitarristen an. Uruha hatte ja keine Ahnung! Er versuchte ja, sich auf die Probe zu konzentrieren, er versuchte es wirklich. Aber es wollte und wollte einfach nicht gelingen... Ständig schweiften seine Gedanken zu Miku und dem Handy in seiner rechten Hosentasche ab, das er seit Stunden verzweifelt umklammert hielt, um auch ja keinen Anruf zu verpassen. Aber Miku rief nicht an. Und es war bereits später Nachmittag. Ruki verstand das nicht. Warum interessierte es ihn überhaupt so sehr, ob Miku anrief oder nicht? Das war doch sonst nicht der Fall. Konnte er sich denn ernsthaft in diesen fruchtzwerg-bunten Giftgnom verliebt haben? Nach nur einer Nacht? Das konnte und wollte er nicht glauben! Verständnislos schüttelte er den Kopf, was Uruha allerdings irrigerweise nicht auf die wirren Gedankengänge des Sängers, sondern auf seinen eigentlich recht unmissverständlichen Befehl bezog...

„Nein?“, knurrte er wütend. „Gut, dann eben nicht. Du musst ja wissen, was du tust. Aber wenn du keine Lust hast zu proben... DANN BLEIB GEFÄLLIGST ZU HAUSE UND GEH UNS HIER NICHT AUF DIE NERVEN!“

„Wenn du meinst...“, brummelte Ruki abwesend vor sich hin und brachte Uruha damit vollkommen aus dem Konzept. Dass Ruki mal keine Lust hatte, sich mit ihm zu streiten – okay. Aber dass er so überhaupt nicht reagierte?!

„Alles okay?“, erkundigte er sich und schlug sicherheitshalber einen etwas sanfteren Tonfall an. Doch Ruki winkte ab.

„Ja, ja, alles in Ordnung. Tut mir leid. Ich kann mich heute so schlecht konzentrieren....“ Er setzte ein etwas verkrampftes Lächeln auf und blickte gequält in die Runde. Normalerweise war es überhaupt nicht seine Art, sich für irgendetwas zu entschuldigen, aber in diesem ganz speziellen Fall war das wohl die einzige halbwegs glaubhafte Reaktion, die er zeigen konnte ohne sich zu verraten. Und wissen, dass er sein Handy wie ein Besessener umklammert hielt, nur, weil er auf eine Nachricht von Mr Kunterbunt wartete, mussten seine Bandkollegen nun wirklich nicht.

„Nicht nur du“, mischte Aoi sich ein und stellte seine Gitarre ab. „Mir ist der viele Alkohol gestern auch ein bisschen zu Kopf gestiegen...“

„Ein bisschen sehr, würde ich sagen!“, lachte Reita und ließ seinen Bass ebenfalls zu Boden sinken. „Ich musste dich nach Hause schleppen, vergiss das nicht. Du konntest ja nicht mal mehr laufen! Und irgendwie hast du den Taxifahrer für deine Mutter gehalten. Du hast ihn ständig für ihre wunderschönen Filzpantoffeln gelobt.“

„Na, sie werden wohl schön gewesen sein...“

„Der Mann trug Lackschuhe. Und einen Vollbart. Also ich glaub ja nicht, dass deine Mutter mit sowas dienen kann...“

Reita grinste frech und Aois Wangen nahmen einen zarten Rotton an. Nein, damit konnte seine Mutter nun wirklich nicht dienen. Und das war wohl auch ganz gut so.

„Soll ich dir erzählen, was dann noch so alles passiert ist?“, fragte der Bassist scheinheilig und Aoi wehrte entsetzt ab. Er hatte das unbestimmte Gefühl, nicht ein Wort mehr wissen zu wollen! Und schon gar nicht jetzt. Er musste wohl sehr betrunken gewesen sein...

„Sieht aus, als wäre die Probe hiermit beendet“, bemerkte Kai kühl, während er hinter seinem Schlagzeug hervor kletterte. Er blickte grimmig in die Runde, wie es sich wohl für einen Bandleader gehörte, der sich nicht ernst genug genommen fühlte. Doch bereits wenige Sekunden später schlich sich wieder das altbekannte, sonnige Kai-Lächeln auf seine Lippen, ohne dass er es überhaupt registrierte. Einfach automatisiert. Unaufhaltsam. „Na gut.“ Er seufzte ergeben. „Wenn’s denn unbedingt sein muss. Aber nur Ruki zuliebe!“ Er trat etwas näher an den Sänger heran, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. „Du siehst wirklich nicht besonders gut aus. Was hast du denn noch alles getrieben, als wir weg waren?“

„Nichts“, log Ruki und wandte den Kopf ab. Seine Augen glühten vor Wut und Enttäuschung. Nichts, nichts, NICHTS! Es ging ihm so leicht über die Lippen... Entsprach es nicht eigentlich sogar der Wahrheit? Warum konnte er nur nicht daran glauben? Er wollte nicht noch mehr Gedanken an diesen Giftzwerg verschwenden müssen...

„Hm.“ Kai nickte und setzte eine verständnisvolle Miene auf. „Du bist auch gleich heim gegangen, was?“

„Ja“, erklärte Ruki kurz angebunden und versuchte dabei, die gut acht Stunden zu verdrängen, die zwischen ‚ als wir weg waren‘ und ‚gleich heimgegangen‘ lagen. Es gelang nicht einmal im Ansatz.

„Was soll er denn auch gemacht haben?“, mischte sich Uruha ein. Er schien seine gute Laune noch immer nicht wiedergefunden zu haben, was entweder daran lag, dass er gerne weitergeprobt hätte oder dass er selbst einen ordentlichen Kater hatte. Ruki tippte auf eine Mischung aus beidem. Und es war ihm herzlich egal. „War ja sonst nur noch der Kleine da...“

„Miku?“, warf Aoi äußerst hilfreich ein. Uruha nickte stumm und packte seine Gitarre weg.

„Du kannst ihn nicht besonders leiden, oder?“, fragte Reita und musterte Ruki mit einer Spur Neugier in den dunklen Augen.

„Nein“, erwiderte der Vocal und hoffte, sich irgendwie selbst von dieser Tatsache überzeugen zu können, wenn das bei seinen Bandkollegen schon so gut gelang...

„Schade“, meinte Aoi. „Miku ist echt ein lieber Kerl. Und der Abend war doch eigentlich ganz nett...“

„Was hast du schon groß von dem Abend mitbekommen, du Absturzgestalt?“, frotzelte Reita und erntete dafür promt einen schmerzhaften Tritt gegen das Schienbein. Damit konnte er Aoi natürlich nicht so einfach davonkommen lassen und so entbrannte bald darauf eine Verfolgungsjagd, die James Bond vor Neid hätte erblassen lassen, von der der Rest der Band allerdings kaum Notiz nahm.

„Aoi hat Recht“, bestätigte Kai und sah Ruki etwas traurig an. „Du hast doch nur Vorurteile. Warum gibst du ihm nicht wenigstens eine Chance?"

„Ich HATTE Vorurteile“, stellte Ruki betont sachlich fest. „Jetzt kenne ich ihn und weiß, dass ich recht damit hatte. Warum sollte ich diesem bunt gefärbten Kleinkind denn bitte noch ‘ne Chance geben?!“ Er hatte seine Chance bekommen. Auf dem silbernen Tablett serviert. Und dachte augenscheinlich gar nicht daran, sie zu nützen. Ruki starrte ein letztes Mal desillusioniert auf sein schweigendes Mobiltelefon, dann verließ er schlecht gelaunt und ohne ein einziges Wort des Abschieds den Raum.

okay

Takuya ist ein totaler Vollidiot, Miku ist ein bisschen zu verliebt und das Kapitel ist extremst kitschig. Aber was will man machen? So sind die zwei halt... Bleibt abzuwarten, was Ruki zu all dem sagt.^^
 

Miku stand gerade im Bad und versuchte, seine frisch gewaschenen Haare irgendwie in Form zu bringen, als sein Handy ein weiteres Mal klingelte. Vanilla. Pah! Na, wenigstens sein Mobiltelefon hatte gesteigertes Interesse an ihm.

Der Anrufer hatte auch diesmal kein Glück und wurde geflissentlich ignoriert. Statt sich des kleinen Geräts zu erbarmen und ihm die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verlangte, wanderte Miku vom Badezimmer in die Küche, um etwas zu suchen, das sich ohne Widerworte verfrühstücken ließ. Er bemerkte kaum, dass er begann, den Text von ‚Vanilla‘ mitzusingen, als sich das Lied zum dritten Mal wiederholte, da der Anrufer anscheinend gar nicht daran dachte, aufzulegen.

„Kimi wa seijitsu na moralist, kirei na yubi de boku wo nazoru; Boku wa junsui na terrorist, kimi no omou ga mama ni kakumei ga okiru;“, trällerte er vergnügt vor sich hin, während er an einer Scheibe kaltem Toast knabberte. Er bekam überhaupt nicht mit, dass sein Handy irgendwann verstummte; realisierte nicht, dass sich leise die Wohnungstüre öffnete. Auch den Mann, der leise eintrat und sich ihm von hinten näherte, bemerkte er nicht. „Koi ni shibarareta specialist, nagai tsume wo taterareta boku; Ai wo tashikametai egoist, kimi no oku made tadoritsukitai; Kimi no kao ga to-zakaru, ah, boku ga boku de naku naru mae ni... Aishite mo iikai? Yureru yoru ni.. Aru ga mama de ii yo, motto fukaku...“

„Das klingt sehr einladend“, hauchte eine wohlbekannte Stimme ganz nahe an Mikus Ohr. Er hörte augenblicklich auf zu singen. Vor Schreck wäre ihm beinahe das Herz stehen geblieben und er quitierte die Aussage mit einem leisen, überraschten Keuchen. Takuya! Die Erkenntnis durchzuckte ihn wie ein Blitz. Wenn er mit etwas im Leben nicht gerechnet hatte, dann damit, dass Takuya es tatsächlich wagte, ihm vor Ablauf der nächsten hundert Jahre noch einmal unter die Augen zu treten. Nicht nach dieser Unverschämtheit.

„Du?!“, fauchte er leise, klang zu seinem eigenen Missfallen jedoch nicht halb so wütend, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte.“Was willst du?“

Takuya seufzte leise und packte den Sänger sanft aber bestimmt an den Schultern, um ihn zu sich umzudrehen und ihn so zu zwingen, ihn anzusehen. Miku hielt stur den Blick gesenkt. „Es tut mir leid, Miku-chan“, sagte er leise und lehnte seine Stirn vorsichtig gegen die des Sängers. Der Blonde rührte sich nicht. „Ich weiß, ich hätte das nicht schreiben sollen... Bitte verzeih mir. Bitte, bitte, komm zu mir zurück.“

Miku reagierte nicht. Er war überhaupt nicht in der Lage dazu. In seinem Gehirn schwirrten derartig viele Gedankentornados herum, dass für die Bedienung seines Sprachzentrums keine Kapazität mehr blieb. Gab es etwas, das er sich mehr gewünscht hatte, als dass Takuya einfach so zurückkam und ihn um Verzeihung bat? Gab es etwas, das er verabscheuungswürdiger fand, als dass Takuya einfach so zurückkam und ihn um Verzeihung bat? Einfach so, als wäre es vollkommen selbstverständlich, dass Miku nur darauf wartete, ihn mit offenen Armen zu empfangen und alles zu verzeihen? Wollte er ihn verarschen?!

„Miku, bitte! Schau mich wenigstens an!“, flehte Takuya und schüttelte ihn leicht. Doch wieder erhielt er nicht die gewünschte Reaktion. „Bitte! Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber ich will dich zurück! Mehr als alles andere! Miku, ich brauche dich!“

Miku lachte bitter. „Ach“, meinte er. „Tust du das?“ Noch immer vermied er es, Takuya anzusehen. „Nach all dem? Und du glaubst, du kannst einfach so hier rein spazieren und alles ist wieder gut?“

„Miku, ich-“

Der Sänger winkte ab. „Spar's dir. Ich will das nicht noch einmal durchmachen müssen.“ Langsam hob er den Kopf. Sein Blick war müde, leer und unendlich verletzt. „Ist dir überhaupt klar, wie sehr du mich verletzt hast? Kannst du dir das überhaupt vorstellen?!“

„Miku...“

„Du wolltest Schluss machen, bevor es richtig weh tut? Wie hätte es mehr weh tun können? Verdammt, ich war so glücklich! Taku, ich... Ich liebe dich so sehr!“ Er konnte nichts gegen die Tränen tun. Eine riesige Flutwelle von Gefühlen überrollte ihn wie ein Tsunami. Liebe, Abscheu, Hoffnung, Verzweiflung... Und kein einziger Lichtschimmer in dem ganzen, bunten Gefühlscocktail.

Behutsam legte Takuya einen Arm um ihn und Miku ließ es geschehen, weinte einfach stumm vor sich hin. Sein Kopf war auf die Brust seines Ex-Freunds gesunken und zitterte leicht unter seinen wiederholten, leisen Schluchzern. War das das Glück, das er sich immer gewünscht hatte? Takuya war hier. Bei ihm. Er war zurück...

„Miku... Nicht weinen.“, flüsterte Takuya. „Ich liebe dich doch auch. Nur... Ich hatte so furchtbare Angst...“ Er stockte und senkte beschämt den Kopf.

Miku traute seinen Ohren nicht. Angst? Wovor bitte sollte Takuya Angst gehabt haben? Es war doch alles in Ordnung gewesen. Sie hatten sich endlich gesagt, dass sie sich liebten, nach so langer Zeit. Sie waren so glücklich gewesen... Wovor also sollte er Angst gehabt haben?

Es dauerte eine Weile, bis Takuya den Mut fand, weiterzusprechen. „Ich...“, begann er unsicher und holte noch einmal tief Luft. „Wenn ich ehrlich bin, hatte ich Angst, dass du mich verlässt.“

„WAS?“ Völlig perplex hob Miku den Kopf und starrte ihn an. „Sorry, Taku, aber das ist das dämlichste, was ich jemals gehört habe! Wie um Himmels Willen bist du bloß auf den Scheiß gekommen?“

„Es tut mir leid, Miku, ehrlich. Es ist nur... Dass du mich liebst, das kam mir so irreal vor. Wie ein Traum. Und ich...“ Er seufzte schwer. „Ich hab dir nicht geglaubt, dass du das ernst meinst.“

„Du... WAAAS?“

„Miku, es tut mir so leid! Es war nur... du bist doch viel zu gut für mich. Ich dachte, ich kann dich nie glücklich machen, und wenn dir das bewusst wird, dann gehst du. Du könntest jeden haben, Miku-chan. Warum solltest du ausgerechnet mich wollen?“

Miku hatte das Gefühl, dass sich sein Gehirn bei so viel Dummheit unweigerlich verknotete. Ärgerlich schob er Takuya von sich. „So ein Schwachsinn!“, motzte er wütend. „Du bist so ein verdammter Idiot! Warum sollte ich dir sagen, dass ich dich liebe, wenn ich einen anderen will?! Und wegen so einem Müll wagst du es, mir so weh zu tun? Du hast sie doch nicht mehr alle!“

Mit einem Ausdruck tiefster Verzweiflung in den dunklen Augen hob Takuya den Kopf und sah Miku flehend an. Doch als er versuchte, sanft seine Hand zu nehmen, wehrte der Sänger ab und versetzte ihm so einen Stich ins Herz. „Bitte, Miku! Bitte! Sag mir, was ich tun muss, damit du mir verzeihst! Ich würde alles tun... Alles...“

„Ach, Taku!“, seufzte der Sänger resigniert. „Ich wollte, ich könnte angemessen sauer auf dich sein, aber ich bring das nicht. Alles, was ich mir zukünftig von dir wünsche, ist, dass du mich nie wieder durch so eine Hölle gehen lässt!“ Er lächelte zärtlich und streichelte ihm über die Wange.

Glücklich erwiderte Takuya sein Lächeln. „Dann ist alles wieder gut?“, fragte er.

Miku nickte. „Ja. Alles ist gut.“

desperate truth

Hallo allerseits! Mal wieder ein neues Kapitel, diesmal jedoch ohne lange Vorrede oder wortreiche Entschuldigungen für die ewige Schreibpause, weil ihr die eh schon alle auswendig kennt. Also dann: Viel Spaß beim Lesen. Über Kommis würd ich mich natürlich freuen...^^
 

Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag... Die Tage schlichen so zäh dahin wie niemals zuvor in Rukis Leben. Die Bandproben wurden immer schrecklicher, Uruha immer wütender und er selbst immer verzweifelter.

Er hatte gehofft, dass es mit der Zeit besser werden und er Miku vergessen würde. Mehr als eine kleine, idiotische Schwärmerei konnte sowieso nicht dahinter stecken. Das war einfach nicht möglich! Ein Mann wie er konnte seine Prinzipien nicht einfach über den Haufen werfen und sich mal eben in einen quietschbunten Gartenzwerg verlieben. Das wäre doch wirklich zu absurd. Und dennoch...

Gedankenverloren drehte er sein Handy in Händen. Es klingelte immer noch nicht. Natürlich klingelte es nicht. Warum sollte es auch? Im Gegensatz zu ihm schien Miku wegen diesem blöden one night stand nicht völlig abzudrehen, auch wenn er zu Anfang eher das Gegenteil erwartet hätte. Wer hatte schon damit rechnen können, dass er plötzlich den Verstand verlor?

An einem Sonntag schließlich hatte Uruha ihn angerufen und um ein klärendes Gespräch gebeten. Wobei „gebeten“ vielleicht nicht ganz das richtige Wort war. Er hatte Ruki eher mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen und es selbst unter Androhung schwerwiegender Sanktionen nicht geschafft, den Sänger

dazu zu bewegen, einzuwilligen, bevor er ihm nicht zugestanden hatte, sich nicht auf neutralem Boden, sondern in Rukis eigenen vier Wänden zu treffen.

Seit diesem Telefonat war der Blondschopf dabei, sich einen glaubhaften Grund für seine dauerhafte geistige Abwesenheit einfallen zu lassen, der Uruha wieder gnädig stimmte und nichts mit Miku zu tun hatte. Doch so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte, war das nicht, denn wo sollte er die Phantasie für eine so vollkommene Ausrede hernehmen, wenn alle nur denkbaren Bereiche seines Gehirns damit beschäftigt waren, die widersprüchlichen Gedanken und Gefühlsregungen bezüglich eines vorlauten, pink lackierten Gnoms zu verarbeiten? Zu allem Übel machte dieser Verarbeitungsprozess auf Ruki nicht einmal den Eindruck, als wäre er bald abgeschlossen. Viel eher erwartete er einen kompletten Systemabsturz. Und so wurde er zusehends nervöser, je weiter die Zeit fortschritt.

Draußen wurde es bereits dunkel, ein sicheres Zeichen dafür, dass Uruha bald vor der Türe stehen würde und ihm wollte und wollte einfach nichts einfallen. Außer... Ja, das war die Rettung! Dass ihm das nicht gleich eingefallen war! Er musste doch überhaupt nicht lügen, nur ein paar prekäre Details verschweigen. Dass er hoffnungslos in ein an sich unbedeutendes One night stand verliebt war, würde ihm der Gitarrist wohl ohne weiteres abnehmen, und von Miku musste er schließlich kein Wort sagen. Schlimm genug, dass er es sich selbst hatte eingestehen müssen – öffentlich zugeben konnte er das nicht. Zumal Miku anscheinend nicht das kleinste bisschen Interesse an ihm hatte. Wenn jemand davon erfuhr, dass er, der großartige und vielgeliebte Ruki, sein Herz an einen Knilch verloren hatte, der ihn mit dem Arsch nicht ansah, war sein Ego keine zwei Cent mehr wert...

Besagter rettender Gedanke war Ruki keine Sekunde zu früh durch den Kopf geschossen, denn kaum dass er ihn zu Ende gedacht hatte, da klingelte es auch schon an der Türe. Ein bisschen beschämt musste er feststellen, dass seine Finger tatsächlich klamm wurden und zu zittern begannen, als er nach der Klinke griff, um seinen Besucher in die Wohnung zu bitten. Seit wann hatte er Angst vor Uruha? Das wurde ja immer schöner!

„'N Abend!“, grüßte der Leadgitarrist knapp, schob sich an ihm vorbei und streifte seine Schuhe von den Füßen. Alles in allem wirkte seine Laune nicht einmal halb so schrecklich, wie Ruki befürchtet hatte...

„Hey!“, erwiderte er ungewollt unsicher. „Ich würde dich ja reinbitten, aber das hat sich jetzt leider schon erledigt. Setzt dich einfach ins Wohnzimmer, ich hol uns was zu trinken.“

„Überanstreng' dich bloß nicht, das passt nicht zu dir. Wenn du so zuvorkommend bist, komm ich nur auf den Gedanken, dass du Zeit schinden willst...“

„Arschloch!“, knurrte Ruki und zog einen Schmollmund, dem man schon aus meilenweiter Ferne ansehen konnte, das er nicht ernst zu nehmen war, was Uruha auch prompt zum Lachen brachte. „Ich wollte doch bloß nett sein...“

Der Gitarrist klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter und bedeutete ihm mit einem herablassenden Wink der rechten Hand, seinen Vorschlag in die Tat umzusetzen, während er sich ins Wohnzimmer begab und auf Rukis teurer Designercouch Platz nahm. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, kam der Sänger dem Befehl ohne weiteres Klagen und Murren nach und stand kurz darauf mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein in der Türe. Nicht, dass er vorhatte übermäßig viel zu trinken, aber ein, zwei Gläschen würden wohl dazu beitragen, die Stimmung soweit zu lockern, dass Uruha ihm seine vagen Aussagen abkaufte, ohne weiter nachzuhaken. Zumindest hoffte er das...

„Also...“, begann Uruha ohne weitere Umschweife und musterte ihn streng, wenn auch nach wie vor mit einem gut gelaunten Lächeln auf den Lippen. „Was hast du mir zu sagen?“

Ruki seufzte theatralisch und ließ sich neben seinen Bandkollegen fallen. Er vermied es geschickt, ihn direkt anzusehen, um seine Worte und mehr noch seine augenscheinliche Verzweiflung glaubhafter wirken zu lassen. „Ich fürchte, das wirst du mir nicht glauben, Uruha.. Wie du vorhin schon so treffend bemerkt hast: 'das passt nicht zu mir'.“

„Du kannst mich ruhig auf die Probe stellen“, erwiderte Uruha gelassen. „Vielleicht kauf ich's dir ab? Und wenn ich ehrlich bin, ist mir so ziemlich alles recht, was du mir bietest. Hauptsache, du lieferst mir endlich eine halbwegs akzeptable Erklärung für dein Gazette-schädliches Verhalten, damit ich versuchen kann, was dagegen zu unternehmen.“

„Das wird so einfach nicht sein“, meinte Ruki. Ungelogen. „Weißt du, die Sache ist die: ich hab mich verliebt.“

Uruha hob skeptisch eine Augenbraue. „Ja und?“, fragte er, nicht übermäßig zufrieden mit dieser mangelhaften Entschuldigung. „Nicht, dass ich dir sowas zugetraut hätte, aber nach Katastrophe klingt das nicht gerade. Oder bist du so überfordert mit der Erkenntnis, dass sogar ein Mensch wie du zu Gefühlen fähig ist, dass du dich auf nichts anderes mehr konzentrieren kannst?“

„Uruha!“, tadelte Ruki, gespielt geschockt über die, wenn auch nicht ganz ernst gemeinten, so doch nicht besonders freundlichen Worte des Gitarristen. Dann ließ er geschlagen den Kopf sinken. „So einfach ist die Sache auch wieder nicht...“

„Ach?“ Die Augenbraue wanderte eine Etage höher und Ruki glaubte tatsächlich, in den dunklen Augen seines Freundes ein Fünkchen ehrlich Interesse aufblitzen zu sehen.

Der Sänger nickte kaum merklich und ein siegessicheres Gefühl durchflutete ihn. Uruha hatte angebissen. „Ja. Du musst wissen, dass... Uhm... Oh Mann, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!“ Er fuhr sich etwas hilflos durch die ohnehin schon verwuschelten Haare und suchte Uruhas aufmunternden Blick. „Also... Es war ein one night stand. Ein blödes, kleines one night stand wie dutzende davor, aber ich krieg den Kerl einfach nicht aus meinem Kopf. Dabei wollte ich mich erst gar nicht auf ihn einlassen, er ist auch überhaupt nicht mein Typ, aber dann... Ich hab ihm sogar meine Nummer dagelassen, bevor ich gegangen bin, aber er meldet sich einfach nicht! Und ich... Ich kann einfach an nichts anderes mehr denken!“ Unangenehm berührt spürte Ruki, wie ihm bei seinen eigenen Worten doch tatsächlich Tränen in die Augen traten. Verloren in seinem eigenen Gefühlschaos sah er Uruha an und wusste, dass er einen ziemlich herzzerreißenden Anblick bieten musste. „Es tut mir wirklich leid, dass ich in letzter Zeit zu nichts mehr zu gebrauchen bin, ehrlich. Aber... Ich kann einfach nicht anders! Ich hab recht, stimmt's? Das passt nicht zu mir.“

Uruha hatte ihn reden lassen. Er hatte sich ein Glas Wein eingeschenkt und einfach stumm zugehört. Und wider Erwarten musste er zugeben, dass Ruki wirklich glaubhaft verzweifelt wirkte. Hätte der Blonde nicht so unglaublich verloren ausgesehen, wie er da zusammengesunken auf seinem Sofa saß und ihn ansah wie ein geprügelter Hund, so hätte er ihm das bestimmt nicht abgenommen. Nicht Ruki. Aber jetzt... Wie er die Sache sah, hatte ihn der Sänger tatsächlich nicht angelogen. „Nein, das passt nicht zu dir“, stellte er nüchtern fest. „Es passt überhaupt nicht. Aber ich glaub's dir trotzdem. Und... es tut mir leid für dich. Ich hätte dich nicht so anmotzen sollen, aber-“

„Schon gut“, winkte Ruki ab. „Du konntest das ja nicht wissen. Ich versprech dir auch hoch und heilig, dass ich euch in Zukunft nicht mehr so auf die Nerven gehe und mich auf die Proben konzentriere...“

„Ruki-“

„Gehst du jetzt wieder? Bitte.“

„Sagst du mir, wer es ist?“

„Nein.“

„Hab ich mir schon gedacht.“ Seufzend stand Uruha auf und betrachtete das Häufchen Elend, das vor Tagen noch den lebenslustigen und selbstsicheren Sänger von The GazettE dargestellt hatte. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Wenn Ruki sich so fühlte wie er aussah, dann wollte er nicht in seiner Haut stecken. Und doch... Er hatte da so eine Ahnung, wer sich hinter diesem mysteriösen one night stand verbergen könnte. Wenn das stimmte... Das wäre einfach unglaublich! „Dann lass ich dich jetzt in Ruhe. Wir sehen uns morgen?“

Ruki nickte und erhob sich ebenfalls. Dann begleitete er den Gitarristen zur Türe. Etwas abwesend starrte er die Tapete an, während Uruha seine Schuhe wieder anzog. Ein ziemlich kurzer Besuch. Aber es war gut gelaufen. Seltsamerweise jedoch konnte sich der Sänger gar nicht so recht darüber freuen, dass er nun immerhin ein Problem weniger hatte. Er hatte über seine Gefühle gesprochen. Zum allerersten Mal. Und es tat mehr weh, als er jemals erwartet oder befürchtet hatte...

Gedankenverloren griff er nach Uruhas Jacke, um sie ihm zu überreichen, blieb dabei aber ungeschickt an seinem eigenen Mantel hängen, sodass dieser zu Boden fiel und sich sein Inhalt über den Fußboden ergoss. Feuerzeuge, Zigaretten, zerknüllte Songtexte und – oh nein! Er war doch gestern erst in der Videothek gewesen...

Uruha, der ihm beim aufsammeln hatte helfen wollen, hielt plötzlich in seiner Bewegung inne. Ruckartig riss er den Kopf hoch und musterte Ruki vielsagend. In der Hand hielt er eine DVD. „Sag mal, mein Lieber“, meinte er in einem etwas zu süßlichen Tonfall, „Seit wann trägst du denn Live-Auftritte von AnCafé in der Manteltasche spazieren?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (22)
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Von:  EmilyFitch
2009-12-04T23:35:58+00:00 05.12.2009 00:35
boahr aldah xD
ich mag das pairiing eigenlich nich so...
aba deine ff gefällt mir voll!!! <3
ich will dass es weiter geht ;;
bald sofort xD
und das mit uruha grad zu geil xDDDD
"Seit wann trägst du eigentlich Live-Auftritte von AnCafe in deiner Manteltasche" ^3^
tihi x3
sagsu mir bescheid wenns weiter geht?
wär voll lieb!
LG
Yiruma
Von:  Kai_theGazettE
2009-08-05T13:58:14+00:00 05.08.2009 15:58
Oh Mann
allen im allen das wirklich genial!!!!
Mach weiter so

Von:  fautex
2009-08-03T00:02:02+00:00 03.08.2009 02:02
Du musst schnell weiterschreiben *Q*
Das ist so spannend ._. Ich mag deine FF, und ich Ruki[X]Miku ist auch toll.
Das mit der DVD ist echt eine tolle Idee gewesen. Ich frag mich, was jetzt kommt *_*. Schreib weiter, schreib weiter x3
Von: abgemeldet
2009-07-24T17:00:13+00:00 24.07.2009 19:00
Hach....... *wegschmelz*
wirklich Liebe, deine FF....
Und Ruki...grade Ruki ist verliebt... ich mag deine Beschreibungen von Miku total, genauso hab ich mir das auch vorgestellt xD
Und dann auch noch die DVD.....
ZUCKER!!!
Wann geht es denn weiter???
*knuff*
Von:  _pineapple_
2009-07-20T12:02:13+00:00 20.07.2009 14:02
Wuiii das is echt böse XD...aber niedlich verraten...mal gucken wie er sich da jetzt wieder raus reden willXDDDD

Mhm...ich mag Takuya garnich in dieser FF...um ehrlich zu sein...der Charakter passt nich so zu ihm...aber egal XDD

Ich hoffe Ruki und Miku kommen sich noch näher *_*...diese Gegensätze..das hat was XDD

nja ich hatte schon totale Panik du hättest die FF vergessen XDD...auch wenn jetzt kein neues Kapi on is, hoffe ich das ändert sich bald^^
Wuiii ich freu mich schooon^w^

*kekse schenk*
Von:  Nady
2008-11-23T01:14:39+00:00 23.11.2008 02:14
hehe xD da hat sich Ruki aber böse veraten :D:D
süß wie Ruki wegen Miku durcheinander ist xD
echt schöne FF ;)
freu mich auf ein neus kapi ;)
Von:  NyappyJCT
2008-11-15T20:27:51+00:00 15.11.2008 21:27
War echt n supi Kapitel!
Der arme, kleine Ruki! Der tut mir sowas von leid hey! ;_;
Wenn er sich schon ne DVD kauf nur dass er seine große Liebe mal wieder sieht! Echt sweet.
Blöd halt nur das Uru das mitgekriegt hat.
Aber naja... ppkm ^^

Mach bitte bald weiter.
Freu mich schon drauf.

lg Jessy


Von:  Snaked_Lows
2008-11-15T18:47:57+00:00 15.11.2008 19:47
XDDDDDDDDDD
Erwischt XDDDD hehe XDD
Super toll das Kapitel. Es hat mir sehr gefallen!!!
Von:  Number42
2008-11-15T11:18:15+00:00 15.11.2008 12:18
das verbreitert mein sowiesoschon viel zu breites grinsen nochmal um mindestens das doppelte^^
des war soooooo süß, von ruki gar nich zu erwarten^^
hoffentlich wird das noch was mit den zwei *hoff*
*kekse dalass*
Von:  _-Nick-_
2008-11-15T10:20:36+00:00 15.11.2008 11:20
*breit grins*
Also echt mal Ruki.. seit wann bitte tust du das?
Achja ich vergass. Dein große Liebe singt da ja.
*fett grins*
awwwww echt zu süß
*smile*
Aber richtig geil wie du des geschrieben hast. Erst recht Ruki.. der tut mir echt soooo verdammt Leid.. *drop*
schreib schnell weiter, kanns garnicht erwarten bis es endlich weitergeht
*grins*
lg Nick&Vanna♥



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