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Fushin

Storyboard von 2006
von

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The End

Die wenigen Wochen, die ich noch in der Waldhütte mit Hiro verbrachte, nahmen ihren Lauf wie üblich. Trotz dem Gefühl, dass ich bald einen Schlussstrich ziehen würde, ging meine Liebe, meine Gefühle zu ihm nicht verloren. Sie wurden eher noch viel intensiver.
 

Kaum war der Entzug vorbei, kehrte ich wieder zurück, in den Schulalltag. Dadurch nahm auch die Verbindung zu Hiro etwas ab und ich konnte mich, ohne sein Wissen, langsam von ihm entwöhnen. Dafür unternahm ich immer mehr mit Hinata. Wir besorgten uns die Verlobungsringe um auch dieses Ereignis Symbolisch festzuhalten. Um genauer zu sein, erledigte Hiro die Sache mit dem Ring.
 

Die Nachhilfe besuchte ich weiterhin bei ihm. Dadurch dass ich gute zwei Monate im Unterricht gefehlt hatte, entging mir auch einiges und ich musste so Manches nacharbeiten.
 

Von Tag zu Tag wurde es kälter. Wenn ich alleine war oder gerade in Hiros Arme lag und wir nichts miteinander sprachen, dachte ich oft daran zurück, wie es überhaupt dazu gekommen war, wie alles seinen Lauf nahm. Vielleicht hätte man es verhindern können, vielleicht…aber es war nun mal, so wie es war.
 


 

Es wurde Winter. Ein Jahr nach dem Tag, als alles Begann, als wir uns das erste Mal geküsst hatten, an diesem Tag sollte es auch wieder enden. Hiro wusste genau wie ich, dass das ein spezieller Tag war. Man könnte sagen, es war unser Einjähriges. Wie vor einem Jahr fiel dieser Tag in die Ferienzeit. Hiro organisierte für Hinata und Megami Konzertkarten einer Sängerin, die beide sehr mochten. Hiro animierte die beiden, ein paar Stunden früher zu gehen, damit sie auch ja gute Plätze bekamen. Kaum waren sie außer Haus, rief er mich an, dass ich kommen könnte. Ich beeilte mich natürlich. Es sollte schließlich der letzte Abend…die letzte Nacht mit ihm werden. Ich hatte mich fest dazu entschlossen, danach ein für alle Mal Schluss zu machen. Damit ich das einhielt, hatte ich sogar meiner Mutter Bescheid gesagt.
 

Während ich mich auf dem Weg zu ihm machte, bereitete er etwas Champagner vor.

Mein Herz raste, als ich klingelte. Er ließ mich auch nicht lange in der Kälte draußen warten, sondern holte mich herein. Kaum war die Tür hinter uns geschlossen, konnten wir wieder leben, wie ein glückliches Liebespaar. Es gab erst einen Begrüßungskuss, anschließend ein kleines Gespräch mit einem Gläschen Champagner dazu. Hiro wusste nicht, dass dies noch ein speziellerer Abend werden würde, als er gedacht hatte. So wunderte es ihn vielleicht auch, dass ich nicht lange auf mich warten ließ und schon nach wenigen Schlücken das Glas nieder stellte und mich ans vernaschen seiner Lippen machte. Ich drückte ihn auf die Polstergruppe nieder, küsste ihn fleißig weiter. Ich wollte jeden Moment auskosten, der mir noch blieb. Ich wollte ihn heute so lange und intensiv spüren, dass es für den Rest meines Lebens genügte.
 

Bald hatte ich ihn auch so weit, dass er ebenfalls mitmachte. Ich öffnete sein Hemd und er meins. Wir liebkosten uns gegenseitig, wobei ich immer etwas die Oberhand hielt und ihn verwöhnte. Bei der nächsten Runde könnte er mich dann in den Wahnsinn treiben, wobei ich bereits jetzt mit einem Bein darin stand. Die Kleider fielen, wir küssten uns immer inniger, leidenschaftlicher, intensiver, fester. Um uns entstand eine erhitze Atmosphäre, so dass wir all das, was um uns herum war, gar nicht mehr wahrnahmen. So zum Beispiel verstummte das leise Knarren der Tür, die aufging, die Schritte, die immer näher zu uns kommen, die zwei Personen, die vor Schreck erstarrten bei diesem Anblick – Hinata und Megami standen da, starrten uns zwei an, wussten nicht, was um sie geschah. Es herrschte Ruhe, nur die keuchenden und stöhnenden Geräusche die von uns aus kamen, erfüllten die Luft des Raumes.
 

Irgendwann war das dann doch zu viel für die zwei Frauen. Megami stampfte erzürnt in die Küche und Hinata schrie auf. Es war wie eine verzögerte Reaktion. Ob sie erst jetzt geschrien hatte, weil sie erst jetzt wusste, dass das hier die Wirklichkeit war, dass ihr eigener Freund, ihr Verlobter sich gerade mit ihrem Vater vergnügte und dieser offensichtlich nichts dagegen hatte? Oder weil sie einfach nur wollte, dass wir zwei nicht mehr weitermachten, dass wir endlich bemerkten, dass hier zwei ‚ungebetene Gäste’ im Raum standen? Der Schrei allerdings, kam bei uns an. Erschrocken sahen wir uns erst an und synchron wanderte unser beider Blick zu Hinata, die völlig entgeistert dastand und uns anstarrte.
 

Jetzt gab es keine Ausrede mehr, die uns hätte retten können. Wieso musste das ausgerechnet jetzt geschehen? Nur wenige Stunden hätten noch vergehen müssen und so etwas hätte gar nie geschehen können. Aber bevor jemand von uns Dreien überhaupt ein Wort in den Mund nehmen konnte, vernahmen wir auch schon Schritte aus der Küche. Megami stand da, sie kam auf uns zu, erst mit gesenktem Kopf, dann aber sah sie langsam nach oben und offenbarte uns einen Blick, der töten könnte, wenn das ginge. Sie war stocksauer und was mir am meisten Angst machte, dass ihr Blick eindeutig mich fixierte.
 

Hinata die nun hinter Megami stand, riss ihre Augen auf. „NEIN! Nicht! Bleib stehen! Tu das nicht! Magamiii!!!!“ Noch nie sah ich ein solches Entsetzen in Hinatas Augen. Megami kam uns immer näher und plötzlich ging alles so schnell. Ich hörte noch wie sie mir den Tod wünschte, dann stürzte sie sich auf mich und ich sah, wie Blut in ihr Gesicht spritze, in das Gesicht, welches ich nur zur Hälfte sah, weil sich Hiro vor mich geworfen hatte. Ich wusste nicht, was um mich geschah, ich sah nur, wie nun auch Megamis Blick immer mehr dem reinen Entsetzen glich, wie ich spürte, dass etwas auf mich tropfte und wie Hiro, der sich regelrecht schützend auf mich geworfen hatten, sich nur mit Mühe und Not aufrappeln konnte.
 

In mir saß der reine Schock. Megami hörte ich, wie sie sich erst zögernd, dann immer schneller von mir weg begab, bis sie davon sprang, aus dem Wohnzimmer und aus dem Haus heraus. Von Hinata vernahm ich langsam ein Schluchzen. Aber auch sie rannte dann irgendwann einmal weg. Ich hörte, wie sie das Telefon nahm und ihre weinerliche, verzweifelte Stimme, die um einen Krankenwagen und um Hilfe flehte. Und über mir war der Grund für dieses Geschehen. Hiro hatte sich aufgerichtet. Er hatte sich nach vorne gebeugt und hustete, spuckte Blut. In seinem Rücken steckte noch immer das riesige Küchenmesser. Ich zitterte, rappelte mich schließlich auf. Er sah mit einem schwachen Blick zu mir, ehe er nach vorne Kippte. Gerade noch rechtzeitig konnte ich ihn auffangen.
 

„Hiro….Hiro…!“, meine Stimme war ganz kleinlaut, wurde von den auftretenden Tränen unterdrückt. Ich versuchte sie runterzuschlucken, dadurch wurde es aber nur noch schlimmer. Ich wusste nicht, was ich machen soll.

„…Hinata…sie hat bereits Hilfe gerufen…bald…bald ist ein Krankenwagen da…bitte…bitte...halte durch.“
 

Ich hielt ihn aufrecht und richtete ihn so, dass er mit dem ganzen Gesicht seines Oberkörpers gegen mich lehnte. Dadurch hatte ich zwar die Blutende Wunde mit dem Messer vor mir, das ziemlich tief in ihm steckte, so dass mehr oder weniger nur noch der Griff erkennbar war.
 

Ich hatte Angst um ihn, riesige Angst. Die Tränen liefen nun ungebremst über mein Gesicht, versickerten auf seiner Schulter. Ich merkte auch, wie er sich immer weniger selber halten konnte. Er würde bald bewusstlos…werden…oder noch mehr. Wie es schien mit letzter Kraft, hob er seine Hand an und röchelte etwas undeutlich, weil er immer und immer wieder hustete und Nach Luft schnappte, verstand ich nur ein Wort:
 

„…Ring..“ Ich sah seine Hand an, hielt sie fest „…schau dir den Ring an….“
 

Dann drückte sein ganzes Gewicht an mich. Sein Atem ging immer flacher. „…Hiro…? Sag doch noch etwas….sag noch irgendwas...meinetwegen, dass ich nur eine billige Nummer für dich war…aber sag was! Hiro! …. “ Ich stützte nun meine Stirn gegen seine Schultern, hielt ihn in meinen Armen und weinte, „….ich liebe dich doch….verdammt….du kannst dich doch nicht auf eine solche Art von mir verabschieden! Das lasse ich nicht zu….Hiro!!!“
 

Eine Ewigkeit schien zu vergehen. In dieser Zeit wagte sich auch Hinata zu uns. Sie kniete neben uns nieder, sagte kein Wort und berührte nichts, außer den Boden. Wenigstens spürte ich Hiros Herzschlag, dadurch, dass seine Brust an meine gedrückt war. Aber auch dieser schien immer schwächer zu werden.
 

„Wo bleiben die??! Hilfe….er braucht Hilfe! Er darf nicht….er darf nicht …einfach so gehen…ohne mir einmal die Meinung gesagt zu haben!“ Immer mehr wimmerte ich. Wir waren einfach nur hilflos. Und dann…spürte ich es nicht mehr. Sein Herz…es schlug nicht mehr. Ich riss meine Augen auf. Was sollte ich tun? Ich konnte nichts tun!
 

„…er braucht Blut…“, nuschelte Hinata.
 

„…Was hat er für eine Blutgruppe? Sag mir…welche verdammte Blutgruppe hat er?!!“
 

Hinata zuckte nur mit den Schultern. Sie war zu geschockt um richtig reagieren zu können.
 

„Was sitzt du so rum. Schau nach! Such irgendwo, in seinen Urkunden! Und gib mir das Telefon.“
 

Sofort stand sie auf, drückte mir zuvor noch das Telefon in die Hand, das sie seit dem Notruf umklammert hatte. Ich suchte in den gespeicherten Nummern nach jener von Teru und fand sie zum Glück. Ich rief ihn an. Währenddessen kamen dann endlich Ärzte. Die waren überhaupt nicht vorgewarnt, mit dem Anblick, denen sich ihnen nun Bot. Hiro und ich waren beide noch nackt…und blutbesudelt….und Hiro hatte ein Messer im Rücken stecken. Sie nahmen ihn mir ab. Auch sie wussten, dass die Blutung nur noch stärker würde, wenn man das Messer herauszog. So legten sie ihn mit dem Bauch auf die Barre und trugen ihn heraus. Ich eilte ihnen nach, mit dem Telefon. Einer fragte erst Hinata nach der Blutgruppe, die immer noch verzweifelt und fast schon hoffnungslos nach den Papieren suchte. Und endlich nahm Teru ab. Ich verlor keine Zeit
 

„Was hat Hiro für eine Blutgruppe, schnell! Fragen kannst du mir später stellen.“

Nicht verwunderlich, dass Teru erst stutzig war und alles realisieren musste, zumal sich meine Stimme ganz schön verzerrt und verheult anhören musste.
 

„ A positiv“
 

„A positiv“ leitete ich weiter, legte sogleich auf. Ich wollte ihnen schon nacheilen, da hielt mich Hinata fest. Sie schaute mich weinerlich, aufgelöst und völlig durch den Wind an. Schließlich zog sie ihren Mantel aus, den sie noch immer anhatte und überreichte ihn mir. Stimmt…ich konnte ja nicht einfach so, ganz ohne etwas an zu haben, mitgehen.
 

Dankend lächelte ich sie an. Dann gingen wir beide mit, stiegen in den Krankenwagen. Hinata ging freiwillig mit nach vorne, während ich mir hinten einen Platz ergatterte und alles mit ansehen musste, wie sie ihn verzweifelt irgendwie am Leben hielten.
 

Hinata und ich wurden dann schließlich beim OP-Bereich zurückgehalten.
 

Jetzt hieß es warten. Wir schwiegen. Die Fragen, die es zu stellen gab, hätten nur noch unnötige Unruhe ausgelöst. Irgendwann stieß dann auch Teru zu uns. Ich erzählte ihm alles. Es schien, als wären meine Gefühle zum Selbstschutz ausgeschalten. Und dann warten wir zu dritt, schweigend.
 

Mittlerweile interessierte es mich kein Stück mehr, weshalb Hinata und Megami in einem Moment erschienen sind, in dem sie das nicht hätten sein sollen. Ich wollte jetzt nur noch eins, dass Hiro lebt!
 


 

Stunden vergingen. Hinata schlief einmal aus Erschöpfung ein. Ich blieb wach. Irgendwann am nächsten Morgen kam dann ein Arzt zu uns. Er sah nicht gerade glücklich aus.
 

„Sie können zu ihm. Ich nehme an, sie sind Familienangehörige von Kazumoto-san?“ Ich rüttelte Hinata wach. Teru zögerte erst, dann schüttelte er den Kopf, „nein, ich bin sein Manager.“
 

Sollte ich schummeln oder die Wahrheit sagen? Schließlich war es bekannt, dass zuerst nur Familienangehörige auf die Intensivstation durften. Dann schluckte auch ich. Ich schüttelte den Kopf. „…nein, ich bin nicht mit ihm verwandt. Aber ich war bist gestern…sein Liebhaber.“ Für mich gab es jetzt eh nichts mehr zu verlieren. Diese Aussage brachte mir natürlich verschiedene Blicke ein, vor allem überraschte.
 

„Er darf mitkommen. Er ist ein eng Vertrauter meines Vaters“, unterstütze mich Hinata dann schließlich. So gingen wir beide zu ihm hinein, ohne Teru.
 


 

Bei diesem Anblick schnürte es mir die Kehle zu

„Stirb du Unglück bringendes Rabenkind!“, widerhallte Megamis Stimme in meinem Kopf. Da wo Hiro jetzt lag, das war eigentlich für mich gedacht.
 

Ich setzte mich hin. Hinata ertrug diesen Anblick nicht lange und verlies den Raum bald darauf wieder. Ich griff nach Hiros Hand, streichelte darüber. Der Arzt stand noch hinter mir.
 

„Ich will ehrlich zu ihnen sein. Er wird den heutigen Tag nicht überstehen. Der Einstich hat das Herz getroffen, beide Herzkammern sind schwer geschädigt. Das einzige, was ihn retten könnte, wäre ein Spenderherz, aber leider steht uns keines zur Verfügung.“
 

„….Dann nehmen sie meines.“, sprach ich, ohne mir genau zu überlegen, was ich da sagte.
 

Der Arzt war über diese mutige Aussage erstaunt, schüttelte dann allerdings den Kopf und legte seine Hand auf meine Schulter.

„Ich liege doch recht in der Annahme, dass er sie beschützt hat. Das zeigt, dass er wollte, dass sie weiterleben. Wenn ihm sein Leben wichtiger gewesen wäre, als ihres, hätte er dies nicht gemacht.“
 

Ich hatte immer mehr Probleme damit, mich stark zu geben. Ich nickte nicht schüttelte aber auch nicht meinen Kopf. Weiter streichelte ich Hiros Hand. Prägte mir jedes Detail ein.

„Gehen sie besser nach draußen. Es gibt noch zwei andere Personen, die von dieser Nachricht erfahren sollten.“
 

So ging der junge Arzt dahin. Ich blieb noch. Mein Blick ruhte nun auf dem Ring.
 

„…Ring…schau dir den Ring an…“
 

Hiros letzte Worte. Ich nahm seine Hand und zog ihm den Ring aus. Das…das war ja derselbe…das gleiche Modell, das ich am Finger trug. Ich schaute mir die Innenseite an und da war eingraviert: K. Otawa 03.01.19XX
 

Ich nahm meinen Ring nun ebenfalls vom Finger und sah ihn mir an. Wie konnte mir das bloß entgehen. Das Datum, es war nicht das Datum von Hinatas und meiner Verlobung….es war das Datum des vergangenen Tages, vom 03.01.19XX und davor stand H. Kazumoto. Das ‚H.’ Es war nicht für Hinata gedacht…es war für Hiro gedacht.
 

Ich verzog mein Gesicht, umschloss die Ringe ganz Fest und musste anfangen zu weinen. Dann steckte ich ihm wieder seinen Ring an und ich mir meinen.
 

Schon vernahm ich, wie die Tür wieder einmal aufging. Diesmal war es Teru. Ich drehte mich um, wischte die Tränen weg.
 

„Du? …“, mehr brachte ich nicht heraus sondern heulte einfach wieder los. Ich hielt Hiros Hand fest, drückte sie. „…bitte…lasst ein Wunder geschehen!“ Mein Oberkörper lag nun auf Hiro. Teru trat an mich heran und legte mir tröstend die Hand auf die Schulter. So verharrten wir. Erst der lang gezogene Piepton ließ mich wieder aufsitzen. Die Ärzte kamen, schalten die Maschinen aus und deckten ihn zu.
 

Kaum stand ich auf, ging aus dem Raum hinaus, kippte ich auch schon um.



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