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Fushin

Storyboard von 2006
von

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Einfahrt in die Sackgasse

Part 13 – Einfahrt in die Sackgasse
 

Ich weiß nicht, ob ich je in meinem Leben so gut geschlafen hatte. Dieses Gefühl der vollkommenen Zufriedenheit hatte mich heimgesucht und wiegte mich im Schlaf. Auch als ich am nächsten Morgen aufstand, fühlte ich mich so, dass ich zu einem sanften Lächeln einfach gezwungen war. Das erste was ich tat? natürlich drehte ich meinen Kopf zu Hiro und schaute nach, ob auch er schon wach war oder nicht. Als ich meinen Blick erwidert bekam, wusste ich natürlich nur zu genau, dass er schon wach war, wahrscheinlich schon länger als ich. Ob er überhaupt geschlafen hatte? Ich hätte nachfragen können aber unsere Schweigephase des Vortages hielt weiter an. Unsere Blicke sprachen einfach nur Bände und niemand von uns wollte diese Stimmung, die zwischen uns herrschte, unterbrechen. Erst als die Krankenschwester uns einen Besuch abstattete, fand die Stille zu ihrem Ende.
 

"Wie geht's unserer Herrschaft heute? Ich hoffe, es ist nicht all zu schlimm, wenn sie ins gleiche Zimmer verlegt worden sind. Leider ist unser Krankenhaus bis auf das letzte Zimmer besetzt und wir konnten es nicht anders einrichten."
 

Hiro wandte sich von mir ab und zeigte mir die kalte Schulter. Ich setzte mich auf und nickte etwas zaghaft. Die Schwester schaute uns fraglich an, ließ aber zum guten Glück die Nachfrage.

"Der Chefarzt kommt gleich bei ihnen vorbei, Kazumoto-san. Und sie junger Mann, von ihnen bräuchten wir noch die Personalien, damit wir den formalen Kram erledigen können."
 

"Belästigen sie den Jungen jetzt nicht mit diesem klimperlichen Zeug. Sorgen sie dafür, dass wir hier nicht noch Wurzeln schlagen müssen!"
 

"ja...Jawohl, Kazumoto-san!"
 

Wie von der Tarantel gestochen, sauste sie aus dem Zimmer.

Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder Hiro. Der setzte dich genervt auf, versuchte es jedenfalls. Wieder musste ich lächeln. Er mochte es wohl nicht ans Bett gefesselt zu sein. Er bemerkte, dass ich lachte und schaute mich nun fast schon so gereizt wie die Schwester an.

"Was lachst du?"
 

"Wer lacht hier?", fragte ich mit einem extra provozierenden Grinsen nach. Hiro musterte mich noch eine Weile scharf, bis er sich mit einem Seufzer wieder hinlegte.
 

"Wegen gestern....", begann er Richtung Decke zu sprechen und machte anschließend eine verdammt lange Pause, die mich mit jedem verstrichenen Moment mehr zum Nachdenken anregte.
 

Wegen gestern? Was meinte er damit? Meinte er die Nacht? Wollte er mir etwa wieder in seinen großen Tönen sagen, dass ich das vergessen sollte?
 

"...danke.", beendete er seinen begonnenen Satz und ich schaute ihn völlig perplex an. Was bedankte er sich jetzt auch noch und für was überhaupt?
 

Die gleiche Verwirrung, die in meinem Kopf vorhanden war, widerspiegelte sich nun auch in meinem Gesicht. Er musste mich nicht einmal betrachten um zu wissen, dass ich genau nichts verstand, was er mir eben gesagt hatte.
 

"Danke?", fragte ich nach einer Weile doch noch nach, nachdem er nicht die erhoffte Ergänzung gebracht hatte.
 

"Für das was du gestern getan hast. Du musst das nicht verstehen. Ich will mich einfach nur bei dir bedanken, dass du so gehandelt hast."
 

ich verstand je länger je weniger. Mit immer weniger Verständnis hielt ich den Blick aufrecht. "Gestern...? Doch nicht etwa weil ich...?"
 

Schweigen. Ich fiel prompt auch wieder auf mein Bett zurück. Wir beide konnten unmöglich vom gleichen sprechen! Genau wegen solchen Situationen hielten wir es wohl für besser zu schweigen als auch nur das Kleinste zu sagen.
 

Und dann platzte auch schon die Tür auf und ein extrem gut gelaunter Typ mit sonnigem Gemüt kam herein getanzt. Er war etwas mollig und nicht sonderlich groß. Sein Kopf hatte ebenfalls schon gewaltige Mengen an Haaren verloren, so dass nur noch ein kleines Ringlein übrig geblieben ist.
 

"Guten Morgen, meine Patienten! Ich hoffe, ihr habt eure erste Nacht in diesem wunderschönen Krankenzimmer, dass wir extra für sie freigemacht haben, genossen und habt wunderschön schlafen können. ich bin übrigens der Chefarzt. Es freut mich, mit einem solch besonderen Gast wie ihnen, Kazumoto-san, Bekanntschaft zu machen."
 

Weshalb ich mir ignoriert vorkam, das konnte man schlecht übersehen. Der Typ strahlte nur Hiro mit seinem 'bezaubernden' Lächeln an. Vielleicht war das auch besser so. Ich hätte wohl kaum wie Hiro die Ruhe bewahrt sondern wäre so schnell wie möglich aus dem Krankenhaus geflüchtet. Aber Hiro wusste sich zum guter Glück zu beherrschen. Er lächelte den Oberarzt genau so sonnig an und..., "natürlich hatten wir eine ausgezeichnete Nacht. Ich bin ja auch nur aufgewacht, mit einem eingegipsten Arm und extremen Schmerzen und konnte für den Rest der Nacht nicht mehr schlafen. Ansonsten geht’s mir wirklich prächtig.", schnell wandelte sich seine Miene in ein ungeduldiges und genervtes Gesicht. "Würden sie so gütig sein und endlich mit der Diagnose herausrücken? Ich will heute noch nach Hause, wenn dass möglich wäre. Und scheuen sie sich nicht das Gleiche auch mit meinem Nachbarn zu machen!"
 

Hiro wusste wohl, dass er ziemlich viel Macht besaß und er somit einen solchen Ton auflegen konnte. Aber so hatte ich ihn noch nie erlebt, Nun ja, er steckte wohl wirklich voller Überraschungen für mich.
 

Der Chefarzt wusste gar nicht, wie ihm geschah. Aber er verstand die Versteckte Nachricht ziemlich schnell, rückte seine große Brille zurecht und zog die Dossiers hervor. Endlich schaute er auch so in die Welt, wie es sich für einen Arzt gehört, nämlich ernst.
 

"Also...Hier...Kazumoto Hiro...und...ja von diesem Jungen bräuchten wir noch die Personalien..."
 

"Er heißt Kira, Kira Otawa. Das sollte genügen damit hier die angestellten die restlichen Daten ermitteln können."
 

"Kira also... Ihr seit gestern gleichzeitig eingeliefert worden. Dieser Kira ist ihnen vor das Auto gelaufen und sie sind beim Ausweichmanöver gegen eine Mauer geprallt, besser gesagt ihr Wagen. Der Junge ist mit einer leichten Gehirnerschütterung davongekommen, aber bei ihnen, Kazumoto-san, sieht es nicht danach aus, als dass sie heute schon nach Hause könnten. ihre Rechte Seite hatte unter dem Aufprall zu leiden. Ihr rechter Arm ist zertrümmert und sie haben einzelne Quetschungen. Aber es ist nicht so gravierend, wie ich das nun eben erläutert habe. Die Quetschungen werden in zwei-drei Wochen kaum mehr spürbar sein. Der Arm hat im Gesamten sieben Brüche, wobei alle bis auf einen gut stellbar waren und wir eigentlich alles schon gestern, als sie eingeliefert wurden, richten konnten. Aber wir müssen sie für mindestens eine Woche hier unter Kontrolle behalten. Es könnte sein, dass sie noch andere Schäden davongetragen haben, die uns leider entgangen sind. Es ist nur für ihr Bestes, wenn sie noch einige Tage hier verweilen."
 

Das erste Mal wagte sich der Herr auch zu mir zu wenden und mich direkt anzusprechen, "Und für dich, Kira, geht es schon heute nach Hause. Du darfst dich einfach nicht überanstrengen und für die nächsten zwei Wochen bist du vom Sport dispensiert."
 

So viele Informationen auf einmal musste ich erst einmal verdauen. Um Hiro stand es einiges schlimmer als um mich und ich habe es noch gewagt, so was mit ihm zu machen, bei seiner Verfassung. Ich hatte doch die ganze Zeit gesehen, wie er schmerzen hatte, dennoch hatte ich nicht aufgehört. Was war ich bloß für ein Idiot! Und weshalb lag er überhaupt hier im Krankenhaus? Weil ich, wie schon vermutet, vor seinen Wagen gerannt war.
 

Hiro nahm die Nachricht entgegen. ich erkannte schon, wie es ihn aufregte. "Na toll. Ich kann hier doch nicht einfach rum liegen. Ich habe noch Sachen zu erledigen, Herr Gott!"
 

"Nun denn, wenn keine Fragen mehr sind, dann werde ich mich meinen anderen Sorgenkindern zuwenden. Kira, du kannst deine Sachen packen und gehen."
 

Wir hatten beide keine Fragen mehr und dieser Strahlentyp verschwand zu seiner eigenen Sicherheit ziemlich schnell.
 

„Ach verdammter Mist.“, fluchte Hiro noch immer leise vor sich hin, während ich mich aus dem Bett machte, was mich auch den entstandenen Muskelkater spüren ließ. Für mich war es nicht gerade amüsant, dass meine Hüften schmerzten, aber Hiro schien es etwas aufzuheitern.
 

"Du gehst also sofort nach Hause?" Nun hatte er sich wieder aufgesetzt und beobachtete mich bei jedem einzelnen Schritt.
 

"Ja...Ich habe nun wirklich keine Lust hier noch länger den Patient spielen zu müssen."

Meine Sachen packen - was gab es da großartiges zu packen? War es denn nicht so, dass ich zurzeit nichts mehr als mich selbst hatte?

"Nun denn, ich wünsche dir noch einen spannenden Aufenthalt. Du wirst bestimmt bald mit Blumen und Geschenken überschüttet, da wirst du das hier schon aushalten."
 

"Danke auch!", entgegnete er mir beleidigt. Ich fühlte mich aufgefordert, mich noch einmal zu ihm umzudrehen und ihm ins Gesicht zu blicken. Schweigend musterte ich ihn. Wollte er noch etwas von mir hören? Aber ich hatte nichts mehr zu sagen.
 

"Schau nach, ob nicht gleich jemand rein platzen könnte und nachher kommst du gefälligst noch einmal zu mir." Hiro schaute schmollend zur Seite. Das war wieder eine neue Seite, die ich an ihm entdecken durfte. Ich tat, was mir gesagt wurde und stand kurz darauf auch schon neben Hiros Bett. Wir blickten uns wieder einmal schweigend in die Augen, bis ich eine Geste von ihm vernahm, die zu einem Stuhl verwies. Ich holte ihn und setzte mich neben ihn hin. Er drehte sich ab, kniff dabei unter dem aufkommenden Schmerz ein Auge zu und saß mir schlussendlich gegenüber. Ich zuckte zusammen, als er seine Hand hob und kurz davor war, mich zu berühren. Mein Blick, der bis eben noch entspannt und neutral war, änderte sich abrupt. Er war hilflos und qualvoll und beinhaltete eine Priese von Verwirrung. Was hatte er vor? Mir war nicht klar, was meine Aufmerksam mehr in den Bann zog, ob es sein eigenartiger Blick war, den ich in dieser Nacht das erste Mal gesehen hatte oder vielleicht seine Hand, die noch immer unschlüssig vor meinem Gesicht lauerte und deren kleinstes Zucken mich beinahe in die Verzweiflung stieß. Fasst hätte ich mich um den Sinn der Sache hinterfragt, schob diese Gedanken aber gleich wieder von mir. Das war nicht der richtige Zeitpunkt. Hiro fasste dann nach einer Strähne, die locker in mein Gesicht hing und blickte mich so eigenartig an. Diese Augen, dieses Handeln, diese Ausstrahlung, sie schnürten mir den Hals zu. Mein Mund klappte zu einem hauchdünnen Spalt auf. Das alleine genügte aber schon, dass mein Mund auszutrocknen drohte. Mein Blick strahlte immer mehr Unsicherheit aus. Was musste er mich auch so anschauen, als ob gleich jemand sterben würde?
 

Hiro strich einige der Strähnen hinter mein Ohr und seine Augen wanderten über mein ganzes Gesicht. Die Stille machte es für mich nicht unbedingt einfacher. Als er auch noch mit seinem Gesicht näher kam, war es bei mir aus. Angespannt presste ich meine Augen zusammen und schluckte einmal hart. Noch immer sah ich seinen Blick vor mir. Er hatte sich in meinen Kopf gebrannt. Dann spürte ich seine wichen Lippen auf meiner Stirn und sein warmer Atem, der meine Haut streichelte. Ich öffnete meine Augen, ganz benommen.
 

"Ka...kann ich gehen?", schoss es mir ungebremst aus dem Mund. Hiro nickte nur zustimmend.
 

Ich stand auf und verließ den Raum mit einer steifen Haltung. Erst musste ich meinen Kopf irgendwo abkühlen gehen.
 

Nur zu gerne hätte ich nach dem Grund seines Handelns gefragt aber das war wohl nicht der richtige Zeitpunkt dazu gewesen. Ich musste feststellen, dass mein Atem bereits wieder an Tempo zugenommen hatte, wie auch mein Herzschlag.
 

Bei der ersten freien Parkbank, die ich zu Gesicht bekam, setzte ich mich nach Luft schnappend hin. Ich starrte hoch in den Himmel. Beruhigen...beruhigen... das war das einzige, was mir zu dem Zeitpunkt durch den Kopf ging. Irgendetwas hatte sich durch diesen Krankenhausaufenthalt verändert. Es lag mir auf der Zunge, was das war aber dennoch konnte ich es nicht definieren. Ich fühlte mich nicht fähig nach Hause zu gehen. Ich spürte nur das Verlangen dieses Gefühl der Verwirrung und des Unklaren loszuwerden. So schloss ich meine Augen und versuchte klare Gedanken zu fassen. Daraus wurde aber nichts. Ich verlor mich in einer Welt von durchmischten und ungeordneten Gedanken. Alle Bilder von so vielen Ereignissen kreisten durch meinen Kopf. Meine Familie, der alte Ort, meine Mutter, Hinata, meine Freunde und vor allem Hiro. Musste ich das verstehen, was da mit mir los war? Wollte ich überhaupt verstehen, was das alles zu bedeuten hatte? Gab es überhaupt einen Sinn dahinter? Sinn - Was bedeutet 'Sinn machen'?
 

Umso mehr Zeit verstrich, umso verwirrter wurden meine Gedanken und ich schreckte zusammen, als mir das alles bekannt vorkam. Das Gleiche, genau so hatte ich doch schon einmal gedacht, als ich krank und mit Fieber im Bett lag. Waren das überhaupt meine Gedanken oder waren es nur solche, die sich mein Kopf zusammen bastelte?
 

Immer mehr Fragen kamen mir in den Kopf, die sich so sinnlos anhörten aber nach einer Antwort verlangten. Aber in der alten Stadt, da waren diese noch nicht da. Ich hatte meinen Seelenfrieden, auch wenn sich meine Eltern ständig stritten und mich das doch sehr mitnahm und mir schlaflose Nächte brachte.
 

Ich saß wohl dutzende von Minuten, wenn nicht sogar Stunden auf dieser Bank, bis ich eine Stimme vernahm.
 

"Huch, dass ist ja Kira! Oh Gott! Was macht er denn hier und dieser Verband!"
 

Ich öffnete schwerfällig meine Augen. Diese Stimme - Hinata? War sie es. Natürlich. Sie hatte bestimmt von Hiros Unfall vernommen und ist nun hier um ihn zu besuchen. Kaum waren die Gedanken gefallen, klebte sie auch schon an mir. "Du verdammter Idiot! Weißt du eigentlich, was wir uns gestern für Sorgen um dich gemacht haben? Da haust du einfach ab und kommst nicht mehr zurück." Sie küsste mich, vor Freude und Erleichterung, dass ich doch noch ganz munter war. Aber ich sah überhaupt nicht danach aus. Noch immer war ich halbwegs in meiner Gedankenwelt und nahm das um mich herum noch nicht ganz scharf wahr. Die Küsse, die Hinata über mich schüttete, brachten mir aber etwas anderes, eine Bestätigung zu einer der vielen Vermutungen und Ängste, die mich heimsuchten. Das Feuer für sie war für mich erloschen. Nur zu gerne hätte ich sie von mir gestoßen und einfach nur gesagt, was Sache war. Immer mehr gestand ich mir ein, dass ich eine gefährlich starke Schwäche für Hiro hatte. Aber eine Lektion hatte ich mit den Ereignissen der letzten Zeit gelernt. In meinem Alter Pläne in Beziehungsfragen zu schmieden, das brachte nichts. Das Blatt würde sich gegen den eigenen Willen wenden. Solche Gefühle waren man nicht imstande kontrollieren zu können.
 

Ich handelte also, wie ein Freund ein solch charmantes Mädchen eben behandeln sollte und erwiderte den Kuss mit einem aufgesetzten Lächeln. Bestimmt würde ich schnell lernen meine wahren Gefühle hinter einer Maske zu verbergen. Ich wäre nicht die erste Person, die zu solchen Mitteln greifen würde.
 

"Tut mir Leid. Es wird nicht mehr vorkommen, dass ihr euch um mich sorgen müsst. Gestern war wohl nicht so mein Tag."

Ich streichelte ihre Wangen und gab ihr noch ein kleines Küsschen, bevor ich aufstand. "Dann seit ihr also hier um Hiro zu besuchen? Erschreckt euch nicht bei seinem Anblick, der Doktor hat gesagt, es sieht schlimmer aus, als es ist."
 

"Dann warst du schon bei ihm?"
 

"Kann man so sagen. Wir waren im selben Zimmer in der Notfallstation. Es war auch dumm von mir, dass ich ausgerechnet vor sein Auto rennen musste."

Noch immer lächelte ich. Ich hoffte, dass sie bald gehen würde und ich somit langsam den Heimweg beschreiten könnte.

"Dann wünsche ich euch noch viel Spaß beim Besuch."

Ich gab ihr zum Abschied noch ein Küsschen auf die Wange, ehe ich mich von ihr abwandte. Der drohende Blick von Megami entging mir dadurch. Sie hatte wahrscheinlich noch mitbekommen, was die Ursache für Hiros Unfall war.
 


 

Als ich zu Hause angekommen war, setzte ich mich im Wohnzimmer hin und durchstöberte die Wochenzeitschriften und die aktuelle Zeitung. Ein Artikel auf den ersten Seiten erweckte besonderes Interesse in mir und ich begann gespannt zu lesen
 

„Kazumoto Hiro – Opfer eines Suizidversuches. Gestern um 14:45 Uhr wurde der Leiter der bekannten und erfolgreichen Sora-Hotelkette schwer verletzt. Ein Junge ist ihm vor den Wagen gerannt. Man nimmt an, dass der Unbekannt Selbstmord begehen wollte und deshalb vor den edlen Luxuswagen gerannt ist. Kazumoto Hiro ist vorübergehend in der Notfallstation einer öffentlichen Klinik stationiert. Sein Manager bat im Anschluss eines Interviews darum, dass man ihn nicht stören sollte. Es heißt, dass Kazumoto Hiro außer Lebensgefahr sei, dennoch schwerwiegende Verletzungen hat und man langfristigen Schäden noch nicht ausschließen kann…“
 

Es folgten noch ein paar andere Informationen, aber dieser Teil genügte mir. Mir wurde sogleich wieder bewusst, dass ich schuld an Hiros Verletzungen war. Das stimmte mich nachdenklich. Irgendwie musste ich meine Schuld doch begleichen können. Ob es etwas gab, das sich Hiro von mir wünschte? Was er überhaupt über mich dachte? Ich kuschelte mich an ein Kissen und versank in Gedanken. Da mein Kopf doch sehr angeschlagen war, kam mir nichts Besseres in den Sinn, als dass ich ihn das nächste Wochenende wieder besuchen gehen würde, damit ich mich bei ihm richtig entschuldigen konnte.
 


 

So klopfte ich eine Woche darauf an der Tür an. Inzwischen wurde er in ein Einzelzimmer verlegt. Es erstaunte mich ein wenig, dass ich scheinbar der einzige Besucher zurzeit war. Ohne mich erst auffordern zu müssen, setzte ich mich neben ihn hin. Es ging ihm schon etwas besser auch seine mürrische Laune hatte sich in der Zwischenzeit etwas verzogen und er kam schon recht gut mit der neuen Situation zurecht.
 

„Kira, mit dir hätte ich jetzt am wenigsten gerechnet.“, er lächelte mich an, als wäre nichts, „Du hast bestimmt einen Grund, dass du dich hier her traust.“
 

„Ich….also… es tut mir leid. Ich wollte eigentlich vorbeischauen, um zu wissen, wie es dir geht. Wirst du bald entlassen?“
 

Ich hatte irgendwie Angst ihm in die Augen zu blicken. Allgemein war ich nervös. Ich sagte überhaupt nicht das, was ich eigentlich zu sagen hatte und mit ihm bereden wollte. Stattdessen harrte mein Blick auf meinen Fingern, die sich nervös ineinander verflochten hatten.
 

Hiro bemerkte meine Nervosität und Verlegenheit. So tat er mir den Gefallen und wandte den Blick von mir ab um zur Decke hoch zu starren.

„Ich denke morgen oder übermorgen sollte es allmählich Zeit sein. Ich fühle mich hier immer mehr am falschen Platz. Auch wenn ich es verstehe, dass sie mich noch unter Kontrolle haben wollen, wegen eventuellen inneren Verletzungen aber eine Woche sollte da wohl genügen.“
 

Ich musste nur schlucken. Ein total mieses und bedrückendes Gefühl kam in mir auf.

„Wenn ich nicht so unüberlegt herumgelungert wäre…dann…“, murmelte ich.
 

Hiro richtete sich auf, um mich wieder genauer beobachten zu können. Er streichelte mir sanft über die Wange. „Du machst dir deshalb doch nicht etwa Vorwürfe? Das war reiner Zufall, dass ausgerechnet ich der betroffene Fahrer war, mach dir daraus doch nichts.“
 

Die Hand brennte auf meiner Wange. Ich legte meine Hand auf die seine und zog sie weg, nur um sie festhalten zu können. Ich wollte nichts erwidern. Er würde mir meine Schuldgefühle nur austreiben wollen. Ich kippte einfach nur nach vorne und schmiegte mich an die warme Hand, die für mich auch gleichzeitig die Schutzbietende Hand eines Vaters war.

„Ich kann es noch immer nicht wahrhaben…stören dich meine Gefühle denn nicht? Behandelst du mich nur so, weil du mir nicht die kalte Schulter zeigen willst oder hast du gar Mitleid mit mir?“
 

Ehe er mir aber eine Antwort hätte geben können, musste ich wahrnehmen, wie die Tür aufplatzte und Roy uns überrascht anstarrte. Ich schreckte sofort zusammen, als ich realisierte, wobei er uns gerade erwischt hatte. Ich stand auf, klopfte meine Kleider zu Recht, schluckte einmal leer und verabschiedete mich mit knappen Worten, ehe ich an Roy vorbei marschierte und das Weite suchte. Beide starrten mir kommentarlos nach.
 


 

„Oh, Oh, bist du wieder auf ‚Weiberjagd’? Du fühlst dich wohl immer noch wie 18.“
 

„Halt einfach deine Klappe und erzähl niemandem davon. Du hast nichts gesehen, ja?“
 

„Ist es denn was Ernstes oder hast du ihm einfach nur den Kopf verdreht?“
 

„Bin ich hier bei einem Verhör oder was?“
 

„Natürlich kann ich auch zu Megami gehen und sie danach fragen. So sehr wie sie dich liebt…“
 

„Halt deine verdammte Klappe, Roy! Ich mag ehrlich gesagt auch nicht darüber sprechen. Wenn du gekommen bist um mich zu nerven, dann kannst du gleich wieder gehen und ein anderes Opfer suchen.“
 

„Du bist ja wieder einmal freundlich auf mich zu sprechen, mein Freund. Dann werde ich die Antworten eben von jemandem anderem einholen müssen. Viel Spaß noch mit diesem öden Zimmer.“
 

„Fahr zu Hölle!“, zischte ihm Hiro noch nach, ehe er wieder von der Stille umgeben war. Seufzend strich er sich die Strähnen aus dem Gesicht.
 


 

Eine weitere Woche verging, bis ich wieder im Training erschien. Hiro wurde wie erwartet entlassen. Ich hoffte nur, dass Roy allfällige Kommentare unterlassen würde. Er war wahrscheinlich der Erste, der etwas davon mitbekam. Aber da war ja nicht einmal meine Hauptsorge, ich hatte noch immer ein schlechtes Gewissen. Hiro hatte sich meinetwegen so schwer verletzt. Es hätte zwar noch schlimmer kommen können, aber das spielte doch keine Rolle. Tatsache war, dass ich ihn in diese Lage gebracht hatte. Eigentlich war ich so oder so kurz davor, das Training abzublasen. Immerhin befand ich mich in den Ferien und da hatte ich eigentlich keinen Grund das Training weiter besuchen zu müssen aber ich bin dennoch gegangen. Vielleicht aus dem Grund, weil ich mich etwas ablenken und auf andere Gedanken bringen wollte.
 

Nach dem Training fiel ich aber in meine alte Nachdenkphase zurück. Ich konzentrierte mich gar nicht recht aufs Umziehen und saß mehr oder weniger in der Kabine, in Gedanken versunken.
 

Erst als ich den Seufzer von Roy vernahm, blickte ich wieder auf.
 

„Wenn du willst, kannst du mit mir reden. Ich lade dich zu einem Drink ein.“, er lächelte mich mit einem verständnisvollen Blick an. Ich nickte einverstanden. Es war vielleicht gar nicht so schlecht, dass er am vergangenen Wochenende davon erfahren hatte. So hatte ich vielleicht einen vertrauenswürdigen Freund gewonnen, der unsere Beziehung nüchtern und als Außenstehender beurteilen konnte und der nicht von Gefühlen beeinflusst war. Außerdem hatte Roy mich schon bei vielen anderen Sachen unterstützt, Mut gemacht und mir unter die Arme gegriffen. Da konnte ein offenes Gespräch mit ihm nicht schaden.
 


 

Ich wartete somit auf ihn, bis auch er mit dem Training fertig war und folgte ihm dann in sein Appartement. Er hauste nicht gerade in den schönsten Räumen aber die heruntergekommenen Zustände der Einrichtungen wie auch des Gebäudes selbst störten mich nicht weiter.
 

„Was arbeitest du eigentlich so?“
 

„Hm…ich halte mich gerade so über Wasser, beschaffe mir immer wieder kleine Jobs die mir das nötige Geld zum überleben liefern.“

Roy führte mich in seine schmähliche Zweizimmerwohnung.
 

„Und unter diesen Umständen bekommst du das Geld für die Karateschule zusammen?“

Ich schaute mich um, wobei es nicht viel zu sehen gab. Es war das vorhanden, was man in jedem normalen Haushalt vorfand.
 

„Ach das…Da sind wir in einer ähnlichen Situation. Wir leben beide von Spenden aber ich muss mein Können unter Beweis stellen, dass ich weiter ins Dôjo gehen darf.“
 

Ach deshalb war er auf die Zweikämpfe mit Hiro aus. Langsam fügten sich die vielen bedeutungslosen Puzzleteile zu einem großen Bild zusammen.
 

„Nimm doch schon einmal platz. Tut mir leid aber ich bin nicht sonderlich auf Besuche vorbereitet aber auf dem Bett ist es ziemlich gemütlich. Willst du Wasser, Bier, Tee oder sonst etwas? Muss ‚mal sehen, was es überhaupt noch hat…“
 

Ich setzte mich auf das Bett, dass mehr eine hochgestellte Matratze war.

„Gegen ein Fläschchen Bier hätte ich natürlich nichts einzuwenden.“, gab ich ihm zur Antwort.
 

Nach einem kleinen Augenblick, kam er auch schon und reichte mir meine Flasche, stieß gleich seine dran.

„Kampai…“, murmelte er. Es herrschte schließlich nicht die Stimmung einer Fete oder etwas ähnlichem, das einen feierlichen Ton forderte.
 

Erst tranken wir beide einen Schluck. Ich wollte nicht unbedingt mit dem Thema beginnen, dass überließ ich schön meinem Gesprächspartner und dieser ließ auch nicht lange auf sich warten.

„Ich kann es jetzt noch nicht fassen…du und Hiro….Seit wann geht das denn schon?“
 

„Das kann ich selber nicht genau sagen. Es ist nun einfach so, wie es ist…“
 

Roy zündete eine Zigarette an und begann zu rauchen. Es schien mir, als würde er sich jetzt das erste Mal bewusst mit dieser Tatsache auseinandersetzten, da er einige Züge nahm, bis er wieder Worte an mich richtete.

„Na ja, dass er eine Schwäche für dich hat, kann ich noch halbwegs verstehen. Für einen Jungen bist du ja nun wirklich nicht übel.“, er streifte mit seinem Blick über mein Antlitz und mir wurde etwas unwohl, „Aber meinst du nicht, dass er vielleicht nur ein bisschen mit dir spielt? Ich kenne ihn und seine Macken in diesem Bereich nun schon genug lange. Bei jeder Person, in der er eine Herausforderung oder Unterhaltung herauslesen kann, wird er schwach und versucht sie ins Bett zu bekommen. Es würde mich nicht wundern, wenn er mit dir dasselbe Spielchen machen würde. Du solltest dich jedenfalls vor ihm in Acht nehmen. Dieser Mann kann einem erst in den siebten Himmel bringen und gleich darauf in die Hölle stoßen.“
 

Erst war ich über diese Worte geschockt und fühlte mich auch wieder verunsichert und hintergangen, aber dann sah ich diesen gefühlsvollen Blick von Hiro vor mir, der niemals gespielt oder aufgesetzt war. Ich schüttelte leicht den Kopf:

„Nein…nein, ich denke nicht, dass er das mit mir tut. Dafür war er von Beginn an zu ehrlich zu mir und ich denke ich hatte von Anfang an…nun…den ‚richtigen’ Hiro vor mir, der sich nicht hinter einer Maske zu verstecken brauchte. Was mich viel mehr beschäftigt, ob ich ihm nicht eine Last bin…ich meine, er lag meinetwegen im Krankenhaus, meinetwegen haben sich tausende Menschen Sorgen um ihn gemacht und wegen mir hat er nun für einige Wochen ein Handicap und kann seine Gewohnheiten nicht mehr wie üblich ausführen. Aber er, er tut so viel für mich. Er kann mich nur schon mit seinem Dasein glücklich machen aber ich…ich habe immer mehr das Gefühl, dass nur ich die Früchte ernte und ich ihm nichts gebe, was auch ihn glücklich macht. Ich will doch nicht der einzige von uns beiden sein, der etwas profitiert und Sinn hinter der Beziehung sieht. Manchmal scheint es mir, er würde das nur aus Mitleid machen…“
 

Ich nahm die Flasche und nippte etwas dran. Ich musste ziemlich besorgt und hoffnungslos ausgesehen haben, dass Roy nun seufzte und seine Zigarette ausdrückte.

„Es hat dich wirklich schwer erwischt, hm? Ich möchte nur nicht, dass du eine Enttäuschung erlebst. Dafür wärst du viel zu schade.“, Roy bewegte sich etwas. Er war wohl nicht so ein geduldiger Mensch. Dennoch hörte er mir zu. Das war wirklich sehr lieb von ihm. Er musterte mich wieder mit einem scharfen Blick, hob dann seine Flasche an. „Darauf, dass dir kein Unglück widerfährt.“
 

„Darauf, dass ich es nie bereuen werde…“, erwiderte ich und nahm einen großen Schluck.

Anschließend erzählte ich ihm noch ein bisschen davon, wie das mit uns überhaupt zustand gekommen ist. Als ich aber langsam die Müdigkeit bemerkte, wollte ich mich allmählich verabschieden. Aus Höflichkeit trank ich noch aus. Ich war wirklich schrecklich müde und wollte nur noch ins Bett. An der Tür angekommen, wurde es mir auch noch komisch und es drehte sich alles. Ich stütze mich am Türrahmen ab in der Hoffnung, dass ich mich erholen würde. Aber es verschlimmerte sich nur noch.
 

„Kira…? Geht’s dir nicht gut?“ Roy tauchte hinter mir auf und schaute mich besorgt an.
 

„Mir ist schwindlig. Aber das geht schon bald vorbei.“
 

Roy stützte mich und brachte mich ohne zu zögern zum Bett. „Soll ich dir Wasser geben oder Tee…sag mir, wenn ich etwas für dich tun kann.“
 

Ich konnte nur angeschlagen den Kopf schütteln. „Ich brauch nichts…aber ich verstehe nicht, was mit mir los ist… ich fühl mich so eigenartig…mir wird heiß.“, Ich strich mir über die Stirn um die Temperatur zu prüfen, aber ich konnte nicht mal mehr richtig wahrnehmen, ob es da kalt oder warm war. Um mich herum wurde immer mehr unscharf, dann sah ich nur noch ein furchteinflößendes Grinsen und es wurde schwarz um mich herum.
 

Als ich wieder ‚aufwachte’, hatte sich Hiro über mich gebeugt und liebkoste mich. Die Tür ging auf und Hinata schaute durch den Spalt.
 

„Oh…lasst euch nicht stören...schließt das nächste Mal aber ab, ja? Sonst platz ich noch in einem ungünstigeren Zeitpunkt herein. Gerne sehe ich das schließlich nicht…aber es ist okay“

Sie lächelte etwas traurig, verschwand dann aber wieder.
 

„Werden wir…“

Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Das musste doch definitiv ein Traum sein….aber wenn ich Hiro berührte, fühlte ich ihn.
 

„Hiro….bitte, kneif mich einmal!“
 

Und er kniff mich und ich spürte es. Ich setzte mich auf und alles war so real!

„Ich träume doch…“
 

Aber Hiro drückte mich wieder zurück. „Nein, tust du nicht. Roy hat dich hier hergebracht, mir eine Standpauke gehalten und Hinata und Megami total ignoriert. Tja, so haben sie es eben erfahren. Ich musste erst ihr Geflenne anhören, ehe sie es akzeptierten, dass es so ist. Aber lange Rede, kurzer Sinn…“ Er stand auf, schloss wie von Hinata gefordert die Tür und kam wieder zu mir zurück. „Wir brauchen uns nicht mehr zu verstecken, jedenfalls nicht mehr hier in der Familie.“, er gab mir einen Kuss.
 

Aber ich war noch immer recht skeptisch. Da stimmte einfach etwas nicht, das alles war einfach zu schön, um wahr zu sein. Mein Blick fiel auf seinen rechten Arm. „und weshalb hast du keinen Gips mehr? So schnell kannst du doch nicht wieder genest sein.“
 

„ach Kira, von was träumst du Nachts sonst noch. Er legte sich neben mich hin und kraulte mir das Haar.
 

Aber wenn das so war, dann war das damals im Krankenhaus auch nur ein Traum?

„Sag mir…was hast du schon mit mir gemacht?“
 

„was tust du denn so skeptisch? Jetzt grüble nicht wieder so viel nach sondern genieße unsere Zweisamkeit.“
 

Es konnte unmöglich die Realität sein aber nun raubte mir Hiro so oder so den Verstand. Er fiel über mich her und ich spürte Empfindungen, die ich noch nie hatte. Egal wie mysteriös es war, es war bezaubernd. Er blieb danach noch bei mir, bis ich eingeschlafen war.
 


 

Am nächsten Tag wachte ich auf und war noch immer nackt. Ich wollte schon nachschauen, ob Hiro schon aufgewacht war und da musste ich feststellen, dass ich nicht in einem Doppelbett lag, sondern auf dem Bett von Roy. Nun verstand ich überhaupt nichts mehr. Ich setzte mich auf und prüfte nach, ob das, was ich befürchtete, auch Wirklichkeit war. Und ich sah meinen Körper von Spuren der Nacht übersät. Aber dafür war es der falsche Raum. „Hiro…?“, fragte ich unsicher und hielt schützend die Decke an meinen entblößten Körper.
 

Aber wer sich mir zeigte, war Roy. Er war nur mit einer Hose bekleidet. Ich schaute geschockt zu ihm. Vor allem sein total anderer Gesichtsausdruck machte mir Angst. Er schaute mich mit diesem Blick, der von einem Irren stammen könnte, an. „Ach…dann hast du tatsächlich von Hiro geträumt?“, er begann zu kichern, „Wenn du wieder Sehnsucht nach ihm hast, kannst du wieder zu mir kommen.“
 

„Was…was hast du mit mir getan? Wo sind meine Kleider? Gib sie mir! Ich will weg von hier!“
 

Und schon landeten meine Klamotten vor seinen Füssen am Boden. „Komm sie dir holen, wenn du so gerne nach Hause willst.“
 

Jetzt war ich wütend. Ich schnappte mir die Decke und hielt sie weiterhin schützend vor mich hin. Dann stampfte ich zögernd zu ihm, hob die Kleider auf und zog mir vor seinen Augen an.

Ich musste gar nicht mehr nachfragen, was er mit mir angestellt hatte, dafür spürte ich die Folgen davon deutlich genug. Er hatte sich an mir vergangen und musste mir irgendetwas eingeflößt haben

„Du wirst mich nie mehr mit deinen dreckigen Fingern anfassen!“, zischte ich ihn an, ehe ich verschwand. Ich fühlte mich eigenartig.
 


 

„Hiro…!“, zu gerne wäre ich jetzt bei ihm gewesen und hätte mich von ihm beruhigen lassen aber das würde wohl nicht gehen. Dann wollte ich wenigstens wieder einen solchen Traum haben… aber nein! Ich durfte nicht so denken! Das war falsch. Ich rannte davon, nach Hause uns sperrte mich im Zimmer ein.
 

Ich stand mehrmals kurz davor Hiro anzurufen. Er hatte mir schließlich einmal diese Nummer gegeben. Aber wenn ich ihn sehen würde, dann würde er auch davon etwas mitbekommen und ich wusste nicht, wie er mit so etwas umging. Ich hatte Angst davor. Ich kam mir schmutzig vor, dass ich von ihm geträumt hatte, während sich jemand anderes an mir vergnügte. Dafür schämte ich mich und ich konnte diese Hemmschwelle einfach nicht nehmen, obwohl ich die ganze Zeit das Kärtchen in der Hand hatte.
 

Der Hiro aus dem Traum…er war dennoch, trotz der Tatsache, dass es nur ein Traum war, so realistisch. Ob er mir einen Tipp geben konnte, wie ich mich dem richtigen Hiro gegenüber verhalten sollte? Ich könnte Roy ja fragen, was er mit mir gemacht hatte… und danach, je nachdem wie gefährlich oder schändlich es war, noch einmal in einen solchen Traum fallen. Auch dieser Gedanke beschäftigte mich.
 

Lange versuchte ich diese Gedanken weg zu schieben, aber irgendeinmal erwischte ich mich wieder vor Roys Haustüre, ich bat ihm um das ‚Geheimnis’ dieses Rausches und er brachte mich wieder in diese Traumwelt, als Gegenleistung gab ich meinen Körper. Ich wusste nicht, dass dieser Typ schwul war und dunkle Geschäfte mit Drogen machte. Dennoch, um endlich glückliche Momente mit Hiro genießen zu können, in einer Welt, in der ich mich nicht zu verstecken brauchte, in einer Welt in denen wir respektiert wurden, nahm ich diese Schande gerne auf mich. Was spielte es schon für eine Rolle, ob ich ein- oder zweimal, wenn nicht sogar dreimal mit diesem Roy im Bett landete? Hinata hatte ich so oder so schon auf ganzer Linie betrogen und belogen und Hiro gegenüber hatte ich keine Pflicht. Ich wusste auch, dass sich daraus eine Sucht entwickelte aber ich war mir sicher, dass es eine Sucht war, die mir nicht weiter Schaden zufügen konnte. Diese Droge, SweetDream genannt, mit der Abkürzung SD hatte keinerlei Nachwirkungen zur Folge. Und das bisschen Sex, was machte das schon aus. Ich kam davon ja nicht einmal richtig etwas mit, zu sehr war ich in dieser Zeit mit den Träumereien und Hiro beschäftigt.



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