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Fushin

Storyboard von 2006
von

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Unruhe

Dank Hiros unverschämtem Verhalten, konnte ich die restlichen Ferien mit einem etwas ruhigeren Gewissen verbringen. Dennoch von innerer Ausgeglichenheit konnte ich nicht sprechen. Die neuen Unruhen waren jene, die Hiro durch seinen Kuss in mir wach gekitzelt hatte. Ich musste mit ihm reden, ich musste ihn wieder sehen, mit anderen Worten, ich hatte Sehnsucht nach ihm und wollte, dass die Ferien so bald wie möglich vorbei waren, damit wieder der gewohnte Alltag einkehrte und ich einige Stunden am Wochenende mit ihm verbringen durfte. Ich verlangte ja nichts von ihm. Ich wollte einfach nur bei ihm sein und über Gott und die Welt quatschen.
 

Vielleicht war auch der Drang in mir erwacht, mehr über ihn herauszufinden. Ein solcher Charakter wie Hiro konnte nicht einfach aus dem Nichts entstehen, das musste doch etwas dahinter stecken.
 

Ich unternahm in den letzen fünf Tagen möglichst viele Sachen, welche die Zeit verkürzten.
 


 

Noch nie in meinem Leben hatte ich mich derart auf den Schulanfang gefreut, wie an diesem Montag, auch wenn Hinata mich gleich über die angeblichen Ferien auf der Südinsel ausfragte und ich noch die ganze Schulwoche hinter mich bringen musste, damit ich ins Wochenende starten konnte. Aber ich hielt mir diese Tage als Ziel vor Augen, die Schule möglichst kurzweilig hinter mich zu bringen, was mir teilweise auch gelang.
 

Hinata fiel es schon früh auf, dass ich wieder vor Lebensenergie strahlte. Sie dachte, das käme vom erholsamen Aufenthalt am Strand, mit Sonnenbad und allem drum und dran, nicht aber, dass ich das der einen Person zu verdanken hatte.
 

Ich passte auffällig gut im Unterricht auf, da ich bereits jetzt damit rechnete, dass ich mich bei der nächsten Nachhilfestunde mit anderem beschäftigen würde als mit Wirtschaft. Ich hatte noch so einige Fragen und Unklarheiten, die ich von Hiro beantwortet haben wollte, so schnell wie möglich. Vielleicht hoffte ich insgeheim auch auf eine ähnliche Handlung wie an dem Dienstag in den Ferien. So kämpfte ich dauernd mit der Zeit und trieb sie vorwärts.
 

Die letzte Stunde am Freitag kam mir dann aber elend lang vor, dass ich es sogar riskierte meinen guten Eindruck beim Wirtschaftslehrer zu verspielen. Denn etwa eine Viertelstunde vor Schluss, stürmte ich aus dem Zimmer, obwohl wir noch mitten im Unterricht waren. Im Nachhinein merkte ich, dass mir das genau nichts brachte. Ich würde Hiro so oder so erst am Samstagnachmittag das erste Mal wieder sehen können. So sorgte ich weiterhin dafür, dass die Zeit irgendwie an mir vorbeiging. Ich war richtig ungeduldig.
 

Irgendwann fand ich mich dann auch endlich im Karatedojo wieder. Auf die Worte meines Sensei konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Allgemein war ich an diesem Tag zu hibbelig und unaufmerksam für Karate.
 

Kaum war das Training zu Ende, rannte ich in die Umkleidekabine. Und da war er, bereits umgezogen. Ich strahlte vor mich hin und Hiro sah das auch. Scheinbar konnte man das gar nicht übersehen. Auch Roy wurde auf mich aufmerksam und fragte:
 

„Was ist denn mit dir los? Hast du im Lotto gewonnen?“
 

„Nein, ich hatte Ferien und wunderschöne Erlebnisse!“
 

Ohne es zu wollen, linkste ich schnell zu Hiro. Roy bemerkte diesen Blick und hob seine Augenbrauen. Er legte seinen Arm um meine Schultern und flüsterte mir ins Ohr, so dass es Hiro nicht hören konnte:
 

„Hat er dir etwa die Augen verdreht?“
 

Sofort schoss mir das Blut ins Gesicht. Ich schüttelte heftig den Kopf.
 

„Nein! Hat er nicht“, schrie ich Roy förmlich an und entwich seiner Umarmung. Das erzeugte natürlich Aufsehen.
 

Ich sorgte dafür, möglichst schnell meine Kleider anzuziehen und im Zuschauerraum zu verschwinden.
 

Heute würde ich mir wieder das ganze Training von Hiro anschauen.

Der Erste Teil war nichts Besonderes, aber im zweiten Teil, als es ans praktizieren einzelner Techniken ging, blickte ich erstaunt auf.
 

Es war nichts Neues, dass Roy sich Hiro als Trainingspartner schnappte, aber so ernst bei der Sache hatte ich Hiro noch nie gesehen. Der wollte Roy regelrecht eine Lektion erteilen. Dieser kam dadurch auch ziemlich ins Schwitzen. Um was es da wohl ging? Durch irgendetwas musste Roy Hiro ziemlich gereizt haben.
 

Am Ende der Einheit stampfte Hiro schnaubend vom Übungsplatz. Er wurde aber sogleich vom Sensei abgefangen, welcher ihm etwas zu sagen hatte.
 

Ich verschwand draußen und wartete dort auf Hiro. Ich wollte wissen, was vorgefallen war. Ich musste mich nicht lange dulden. Er war ziemlich schnell fertig mit umziehen und bemerkte mich auch sofort, als er aus dem Gebäude trat.
 

„Was machst du denn hier? Sag nur, du hast schon wieder das ganze Training mit verfolgt?“
 

Ich nickte eifrig.
 

„Soll ich dich nach Hause fahren?“
 

„Wenn es dir nichts ausmacht? Das wäre nett.“
 

So saßen wir kurz darauf wieder gemeinsam in seinem Auto.
 

„Sag mal, Hiro. Was war den heute im Training mit dir los, so habe ich dich ja noch nie gesehen.“
 

„Ich musste etwas Dampf ablassen.“
 

„Weshalb das denn? Ist etwas vorgefallen?“
 

Er legte seine Hand auf meinen Kopf und drückte diesen nach unten.
 

„Du wirst mir langsam zu neugierig, Bürschchen.“
 

Ich kniff ein Auge zu.
 

„Und wenn schon. Es interessiert mich eben, außerdem ist Fragen nicht verboten.“, schmollte ich.
 

Ich hatte ihm all meine Gedanken auf dem Silbertablett serviert und er? Er will mir einfach nichts über sich erzählen.
 

„Wirst du Morgen wieder bei uns vorbeischauen?“, Hiro lenkte sofort vom Thema ab.
 

„Hm…ich hatte es vorgehabt.“
 

„Dann ist bei dir also wieder alles in Ordnung?“
 

Auf diese Frage hin schwieg dafür ich.
 

Hiro verstand und machte das Radio an.
 


 

Die restliche Fahrt sprachen wir kein Wort mehr miteinander. Erst als er mich bei mir zu Hause ablud, fielen noch einzelne Sätze.
 

„Dann also bis Morgen.“
 

„Ich werde auf den früheren Nachmittag kommen.“
 

„Dir ist schon klar, dass Hinata morgen nicht zu Hause ist?“
 

„Ist mir bekannt.“
 

„…“
 

„Also dann, Tschüss und danke noch fürs mitnehmen.“
 


 

Ich spürte es, dass unsere Beziehung nicht mehr die Alte war. Es hatte sich etwas verändert und darüber wollte ich mit ihm reden. Ich wollte von ihm hören, wie er es sich vorstellte, wie das mit uns weitergehen sollte.
 

Dieses Gefühl durchwühlte mich, bis ich am Sonntag vor der Tür stand. Diesmal war es nicht Hinata, die mich begrüßte, sondern Hiro.
 

Ich hätte beinahe gleich das Thema aufgegriffen, als ich gerade noch realisierte, dass wir doch nicht alleine waren. Megami war noch zu Hause.
 

„Und? Was soll ich dir dieses Mal erklären?“, Hiro führte mich in die Küche. Dort gab ich ihm irgendein Thema an, welches ich eigentlich schon begriffen hatte.
 


 


 


 

„…wenn du also als Privatunternehmer Geld anlegen willst, auf eine sichere Variante, dann solltest du dich an einem Fond beteiligen. Die Obligationen…Kira? Hörst du mir überhaupt zu?“
 

Ich starrte ihn schon die ganze Zeit an und machte keinerlei Notizen. Es war offensichtlich, dass ich wegen etwas anderem hier war. Deswegen erkannte er nun auch, dass es sinnlos war, weiterhin auf diese Variante den Nachmittag zu verbringen. Hiro seufzte und wandte sich zur Tür.
 

„Schatz?“, rief er ins Wohnzimmer, „Wärst du so lieb und würdest mir ein paar Unterlagen aus dem Büro holen?“
 

Megami kam zu uns in die Küche. „Natürlich, wenn du mit Kira so sehr beschäftigt bist…“, sie lächelte freundlich und konnte dadurch als private Sekretärin von Hiro durchgehen. „Was brauchst du denn?“
 

„Die Wirtschaftsordner eins und zwei. Du wirst sie irgendwo finden.“
 

„Ich werde mich beeilen.“
 

„Lass dir ruhig Zeit, es eilt nicht.“
 

„In Ordnung.“
 

Megami stand neben Hiro und hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt. Er gab ihr noch einen kleinen Abschiedskuss und ich starrte irgendwohin, damit ich mir das nicht anschauen musste.
 

Als sie gegangen war, schnappte sich Hiro das Telefon und tippte eine Nummer ein, die er auswendig kannte.
 

„Ja, hallo, ich bin’s.“
 

Hiro horchte der Stimme.
 

„Nicht jetzt. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass du Besuch bekommst. Halte sie auf, so lange du kannst, ja?“
 

Wieder horchte er.
 

„Teru! Wag es nicht!“, fauchte er in den Hörer, „Wenn ich das bei mir zulasse, heißt das noch lange nicht, dass auch sie so tief sinkt!“
 

Kaum waren die Worte gefallen, hatte er das Telefonat auch schon beendet. Den letzen Teil des Gespräches flüsterte er mehr. Er wollte eigentlich nicht, dass ich etwas davon mitbekam, dafür hatte er mich aber unterschätzt.
 

Es wurde immer spannender für mich und ich grinste frech, als er zurück in die Küche kam. Die Bücher hatte ich bereits zugeklappt und die Blätter in meiner Mappe verstaut.
 

„So, sind wir jetzt alleine?“
 

„Ja sind wir. Und du kannst endlich mit deinem Anliegen herausrücken, weshalb du wirklich hier bist.“
 

Hiro war schon wieder vom einten Augenblick auf den anderen mit der Laune auf den Grund gesunken. Das Telefonat eben musste ihn ziemlich gereizt haben. Er rieb sich die Augen, was mir zeigte, dass er müde war.
 

„Ich wollte eigentlich nur eines von dir wissen. Was hattest du dir damals dabei gedacht? Ich meine, ich kann mich unmöglich dir gegenüber so benehmen, als wäre nichts gewesen. Du hast mir die Wahrheit schonungslos vor Augen geführt. Kannst du mir sagen, was ich jetzt tun sollte?“
 

Ich schaute ihn auffordernd an. Er entgegnete aber nichts sondern stand einfach wieder auf und ging ins Wohnzimmer. Ich folgte ihm aufgebracht. Sein Verhalten erschien mir inzwischen sehr verantwortungslos.
 

„Du willst dazu keine Stellung nehmen? Ist es dir eigentlich egal, was du mit meinem Leben durch dein Handeln gemacht hast? Du hast mir die Bestätigung gegeben, dass ich mich in einen Mann verliebt habe! In jemanden, den ich nicht auf diese Art und Weise lieben darf! Ist dir das eigentlich klar?!!“ Ich stampfte zu ihm.
 

Er hatte es sich bereits auf seinem Sessel bequem gemacht und schaute mich gelangweilt an. Diese offensichtliche Gleichgültigkeit brachte mich zum brodeln. Ich stand vor ihn hin und schaute auf ihn runter, mit einem wütenden Blick.
 

„Was willst du von mir hören, Kleiner?“
 

Ungläubig musterte ich den Mann. Wie konnte er damit nur so gelassen und ruhig umgehen. Als ob nichts dabei wäre.
 

„Ich will aus deinem Mund hören, was du dir dabei gedacht hast!“
 

„Nichts.“
 

Nichts? Nichts?! Er hatte sich also nichts dabei gedacht? Und mich einfach so, aus dem nichts spontan geküsst?
 

„Ist dir eigentlich klar, was du damit angerichtet hast?!!“
 

Ich stand zitternd vor ihm. Meine Stimme bebte. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich Opfer einer unüberlegten Tat geworden war, welche mein Leben durch einen kleinen, mickrigen Kuss auf den Kopf gestellt hatte.
 

„Tut mir leid, aber es ist über mich gekommen.“
 

Da biss mich doch ein Affe. So was sagte er mir einfach mit diesem uninteressierten Blick ins Gesicht? Das war ja wohl ein schlechter Scherz. Ich kochte immer mehr und regte mich über das Verhalten dieses Menschen auf. Das war unvorstellbar einfach nur lächerlich!
 

„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“
 

Ich starrte auf ihn runter und erwartete weitere Worte. Aber nichts kam. Er kümmerte sich einen Scheiß darum, wie es mir ging! Von wegen ernst nehmen. Unkontrolliert knallte ich ihm eine. Für sein schamloses Benehmen kassierte er eine saftige Ohrfeige. Ich funkelte ihn an. Jetzt musste er doch eine Reaktion von sich geben.
 

Aber fürs Erste er rieb sich nur die Wange. Und dann wagte er es mir so eine Frage zu stellen, als ob er an allem, was bisher geschehen war, überhaupt keine Mitschuld hatte.
 

„Bist du gekommen, um dich mit mir zu streiten?“ Jetzt schaute er mich wenigstens wieder an. „Fühlst du dich jetzt besser?“
 

Wieso konnte er mich nur mit so wenigen Worten zum Schweigen bringen und mir dabei auch noch einen kalten Schauer über den Rücken jagen?
 

„Habe ich Recht in der Annahme, dass du nur gekommen bist, um Gewissheit zu haben, ob du dir Hoffnungen machen kannst oder mich besser gleich ganz vergisst?“
 

Weshalb rückte Hiro erst jetzt mit der Sprache raus. Wieso hatte er mich erst noch derart provoziert, bis ich ihm sogar eine gescheuert hatte? Ich wurde aus diesem Menschen einfach nicht schlau.
 

„Nein! Bin ich nicht!“, meinte ich protestierend.
 

„…Nun. Weißt du Kira? Die Liebe kann man nicht planen. Die kommt und geht, wie es ihr gerade passt. Es bringt einem nicht viel, Pläne zu schmieden.“
 

„Wie meinst du das?“ Jetzt da er wieder auf mich einging, beruhigte ich mich allmählich wieder.
 

Er zog mich nur zu sich und küsste mich schon wieder. Aber dieses Mal schockte es mich nicht mehr. Was machte es für einen Unterschied ob ein- oder zweimal?
 

„Liebe ist vergänglich. Oft ist es nur ein kurzer Funken. Jeder muss selbst wissen, wie viel Wert ihm das ist und wie viel er dafür riskiert. Es wird dir nichts bringen, Sachen mit mir zu besprechen, wie du dich mir gegenüber verhalten sollst, wie es mit uns weitergeht oder was wir machen sollten. Du kannst so etwas nicht im Voraus bestimmen. Deine Gefühle werden immer eine andere Richtung einschlagen, als vorausgesehen oder gewollt. Hinata ist doch das beste Beispiel. Am Anfang eurer Beziehung hättest du doch nie damit gerechnet, dass du ihr einmal fremdgehen würdest, geschweige denn dass du das Ufer wechseln könntest.“
 

Hiros Worte hatten etwas an sich aber irgendwie half es mir nicht weiter. Ich fühlte mich, als stünde ich zwischen Stuhl und Bank. Jene Person welche mich liebte, schien ich nicht richtig zu lieben und jene, in die ich mich verliebt hatte, empfand nichts für mich. So war meine derzeitige Situation. Was sollte ich tun? So wie Hiro sprach, konnte ich gar nichts anders tun als abzuwarten und Tee zu trinken. Aber ich würde das doch nicht aushalten können, dafür war ich zu ungeduldig.
 

Hiro bemerkte, dass ich mir schon wieder den Kopf zerbrach.
 

„Jetzt grüble doch nicht immer so. Du schadest dir damit nur. Lass dich doch einfach von deinen Gefühlen treiben. Und wenn du etwas nicht willst, dann verhindere es. Wenn du also nicht willst, dass du mir noch mehr verfällst, unternimm etwas dagegen, aber nur mit nachdenken erreichst du das nicht. Ich habe es dir doch schon gesagt. Nenn mir deine Probleme und wir finden eine Lösung dafür. Aber alleine kriegst du das nicht auf die Reihe.“
 

Ich hörte ihm aufmerksam zu. Seine Worte hatten etwas Eigenartiges an sich, etwas Sonderbares und Verantwortungsloses. Aber gab es nicht immer wieder Situationen im Leben, in welchen man aus Egoismus unrecht handelte? Dass man Momente hatte, in denen man sich für einen moralisch unkorrekten Weg entschied, das Risiko für die Konsequenzen einging, nur um eine Zeitlang glücklich zu sein? Ich sollte mich also treiben lassen? Die Gefühle auf mich zukommen und auf mich einwirken lassen, in der Hoffnung, dass sie mich auf den richtigen Weg bringen? Dieser Gedanke erschien mir damals unheimlich. Es war der Weg ins Unbewusste, ins Leben voller Überraschungen und Risiken.
 

„Du brauchst dazu nichts zu sagen.“
 

Ein kalter Schauer breitete sich auf meiner Haut aus. Ich stand noch immer vor Hiro, welcher zu mir hochblickte.
 

„…aber irgendwann wirst du eine Entscheidung fällen müssen. Ich kann dir aber bereits jetzt sagen, ich werde dich dabei unterstützen.“
 

„was…was würdest du denn machen, wenn….wenn ich meine Gefühle zu dir…sagen wir… auskosten möchte?“
 

„Nun dann…müssten wir aufpassen, dass niemand davon Wind bekommt.“
 

Er grinste ungeniert. Er würde sich also tatsächlich mit mir einlassen? Einfach so? Es war so, als ob niemand diesen Charakter aus der Bahn werfen konnte und dafür bewunderte ich ihn.
 

Noch einmal zur Absicherung, dass ich auch nichts von seinen Reden falsch aufgefasst hatte, fragte ich noch einmal nach seiner Meinung: „Du meinst also, ich soll mich entscheiden, in welche Richtung ich gehen soll und mich dabei auch ruhig von meinen Gefühlen treiben lassen?“
 

„Erraten, Kleiner. Und du musst keine Rücksicht auf mich nehmen. Ich werde mit jeder Entscheidung zu Recht kommen.“
 

Das Gespräch war sehr eigenartig verlaufen. Jetzt fühlte ich mich aber erleichtert. Ich vertraute Hiro vollkommen. Er war zwar eine eigenartige Person mit einer bizarren Einstellung aber scheinbar ging er selbst mit dieser durch das Leben und konnte sich nicht beschweren.
 

„So, da bei dir nun endgültig alles klar zu sein scheint...könntest du eigentlich nach Hause gehen.“
 

Hatte ich mich jetzt eben gerade verhört? Er schickte mich aus dem Haus?!
 

„Wer sagt denn, dass bei mir alles klar ist? Da sind noch lange nicht alle Fragen geklärt!“
 

„Was denn zum Beispiel nicht?“
 

„Ich weiß beispielsweise noch immer nicht, was du über mich denkst“, langsam wurde ich wieder skeptischer.
 

„Du amüsierst mich. Aber ich bin es langsam müde mit dir über solche Themen zu reden. Du kannst mich weiter ausfragen, wenn du weißt, was du willst.“
 


 

Was ich wollte? Mit dieser Frage nahm ich den Rückweg in Anlauf. Was wollte ich eigentlich? Aber je länger ich darüber nachdachte, umso mehr Sachen fielen mir ein. Ich wollte von Hiro akzeptiert werden. Ich wollte nicht länger zu ihm hoch schauen müssen. Ich wollte, dass er mir genau so vertraute, wie ich das auch bei ihm tat. Ich wollte, dass er nur mich sieht, dass ich etwas Wichtiges für ihn bin. Ganz einfach, ich wollte von ihm geliebt werden. Und wenn ich dafür in den Abgrund sinken musste. Ich würde ihn mit mir ziehen, in die Tiefen einer verbotenen Welt.
 

Ich würde herausfinden, wie weit ich bei ihm gehen konnte. Wenn er mit mir spielen wollte, dann konnte ich dies auch mit ihm tun.

So kehrte ich bereits auf halbem Weg mit einer entschlossenen Haltung um, zurück zu Hiro.
 


 

„Kira, ich dachte, du wärst bereits zu Hause.“
 

Hiro stand im Bademantel an der Tür. Das war für mich ein Zeichen, dass er nicht damit rechnete, dass ich es wagen würde, zurückzukommen. Aber jeder verschätzt sich einmal im Leben.
 

„Ist Megami schon hier?“
 

„Nein, sie lässt sich Zeit.“, er lächelte lasziv, „Hast du etwas vergessen?“
 

„ich darf doch?“, ich trat in das Haus ein und schloss sofort die Tür hinter mir. Sogleich schnappte ich mir Hiro am Kragen und zog ihn etwas zu mir runter. Ich grinste selbstsicher.
 

„Du hast doch gesagt, ich soll erst wiederkommen, wenn ich wüsste, was ich wolle.“
 

Wir blickten uns tief in die Augen, bis ich schließlich die Initiative ergriff und meine Lippen auf seine presste. Er staunte nicht schlecht. So viel Mut hatte er mir wohl nicht zugetraut.
 

„Das ist es, was ich will. Ich will dich! Für mich alleine!“
 

„Dann hole es dir, wenn es so wichtig für dich ist.“, Er grinste prächtig amüsiert.
 

Das reizte mich nur noch mehr, ihm zu zeigen, wie ernst es mir war. Ich schloss meine Arme hinter seinem Hals und wollte noch weitere Küsse ergattern, aber Hiro hielt mich zurück.
 

„Nicht so stürmisch. Megami kann jeden Moment nach Hause kommen.“
 

Wenigstens wies er mich nicht vollkommen ab.
 

„Aber du hast doch eben noch gesagt, dass sie sich Zeit lassen würde.“, protestierte ich.
 

„Sie hat sich ja schon Zeit gelassen.“
 

„Darf ich aber wenigstens hier bleiben?“
 

„Meinetwegen. Ich muss mich aber noch anziehen gehen.“
 

Hiro stand schließlich noch ganz durchnässt im Eingangsbereich und es war Winter. Auch wenn die Tür geschlossen war, war es nicht gerade warm in diesem Bereich des Hauses.



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