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Jasmin

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Jasmin

Jasmin
 

Jasmin, ein kleines zierliches Mädchen, mit braunen, schulterlangen Haaren, stand ein wenig verloren vor dem großen Gebäude der Schule, in die sie ab heute gehen sollte. Vor ein paar Tagen war sie mit ihren Eltern und beiden Geschwistern hier her, nach Neustadt gezogen. Ihre Geschwister gingen nun hier zur Grundschule. Die beiden waren Zwillinge und ihre Mutter brachte sie heute zu ihrem ersten Schultag dort hin.

Jasmin hingegen ging heute alleine zum Unterricht. Sie hatte gesagt, es wäre ihr peinlich, wenn ihre Mutter sie bringen würde, sie war schließlich schon ein großes Mädchen und konnte das auch alleine. Langsam ging sie Schritt für Schritt auf die große Türe zu, ihre Arme stützte sie auf ihre Krücken. Es sah ein wenig unbeholfen aus, wie sie da die kleine Treppe hoch musste.

Jasmin war seit dem Unfall vor sieben Jahren gehbehindert. Sie hatte gelernt damit zurecht zu kommen, doch ihre Mitmenschen hatten da oft Probleme mit. In ihrer alten Klasse war das nie ein wirkliches Thema gewesen, doch nun, da sie auf eine neue Schule ging und niemanden hier kannte, hatte sie Angst.

Sie öffnete die Türe und betrat den langen Flur, wo nur vereinzelt noch Schüler und Lehrer rum liefen. Sie suchte nach dem Sekretariat und lächelte die Frau an, die sie fragend ansah. „Ich suche die Klasse 7c, ich bin neu hier und weiß nicht wo ich hin muss.“ Sagte sie mit leiser piepsiger Stimme. Schüchtern und ein wenig verlegen sah sie sich um. „Und dein Name ist?“ „Jasmin Petersen“ „Du musst diesen Gang hier hinunter und dann die Treppe hoch. Auf der ersten Etage ganz rechts. Raum 104.“ Die Frau lächelte und zeigte in die Richtung in die sie musste. „Vielen Dank!“ Jasmin nickte und drehte sich dann um. „Gern geschehen!“ Damit drehte auch Frau Neumann sich um und sortierte weiter ihre Papiere, was sie bei Jasmins Frage unterbrochen hatte.

Jasmin kämpfte sich die Treppen hoch und kam endlich in dem Gang an, in den sie musste. Langsam suchte sie die Räume ab, bis sie endlich vor der Türe ankam, neben der die Zahl 104 zu lesen war. Zaghaft klopfte sie an und wartete auf eine Antwort. „Herein“ ertönte es von drinnen. Jasmin öffnete vorsichtig die Türe und trat langsam ein. „Hallo. Und du bist?“ fragte sie der Mann der vorne am Pult saß, er lächelte und bat sie stumm näher zu kommen. „Ich heiße Jasmin Petersen und bin neu hier. Ich glaube ich muss in diese Klasse!?“ erklärte sie zaghaft und wurde dabei immer leiser. „Jasmin! Wir warten schon auf dich! Setz dich doch dort neben Tanja, bitte!“ er zeigte auf einen Platz neben einem Mädchen, welches sie komisch ansah. Sie hatte lange blonde Haare, leicht gewellt. Jasmin ging langsam auf den Platz zu, sie hatte ein paar Schwierigkeiten, den Platz zu erreichen, da die Tische sehr eng aneinander standen und sie so mit ihren Krücken nur langsam daran vorbei kam.

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie die Blicke und das Getuschel war nicht mehr zu überhören. Ihr Herz machte einen kleinen Aussetzer. Mühsam ließ sie sich neben Tanja nieder und verstaute ihre Krücken neben sich auf dem Boden. „Also dann, begrüßen wir Jasmin mit einem freundlichen Hallo und erklären ihr noch einmal wo wir gerade aufgehört haben!“ Der Lehrer, der sich als Herr Lange vorstellte grinste seine Schüler an und drehte sich dann zur Tafel. „Jonas, erklär Jasmin bitte, was wir in den letzten Stunden gelernt haben.“ Ein Junge mit braunen Haaren begann gelangweilt zu erzählen.

Jasmin schrieb fleißig mit, sie war noch nie besonders gut in Mathe gewesen, daher versuchte sie nun besonders gut aufzupassen, damit sie wenigstens nicht ganz so sehr hinterher hinkte. Tanja neben ihr tuschelte während dessen mit einem Mädchen auf ihrer anderen Seite. Sie zeigten immer wieder auf sie und lachten dann. Jasmin versuchte es zu ignorieren, doch immer wieder warf sie einen kurzen Seitenblick auf die beiden Mädchen. „Sehr schön, danke Jonas!“ sagte Herr Lange und lächelte Jonas und dann Jasmin an. „Hast du soweit alles verstanden? Wenn du Fragen oder Probleme hast, kannst du gerne nach vorne kommen und ich erkläre es dir noch einmal! Oder du fragst deine Mitschüler, ich bin sicher, sie helfen dir gerne!“

Doch Jasmin sah die Gesichter der anderen und wusste, dass sie von ihnen keine Hilfe erwarten konnte. Sie spürte die Blicke im Nacken und auch diejenigen die vor ihr saßen hatten sich umgedreht und sahen sie an. Alle redeten und lachten sie und ihr wurde ganz schlecht. Sie hatte es kommen sehen. Hier würden sie alle über sie lachen. Wie sehr wünschte sie sich doch zurück in ihre alte Klasse, dort würde sie sich jetzt nicht wie ein Tier im Käfig fühlen, von allen begafft und angestarrt und niemand würde über sie reden und lachen. Doch da musste sie jetzt durch, dass wusste sie.

„Ihr macht jetzt bitte alle die Aufgaben auf Seite 21. Wer Fragen hat kann nach vorne kommen. Es wird nicht geredet und Partnerarbeit ist nur erlaubt, wenn ihr leise seid, aber das wisst ihr ja!“ Herr Lange grinste in die Klasse und setzte sich dann wieder an sein Pult um dort arbeiten aus anderen Klassen zu korrigieren. Durch die Klasse ging ein Raunen, sie schlugen alle die Bücher auf und begannen zu arbeiten. Doch das Getuschel und Gelächter hörte nicht auf. Jasmin kämpfte mit den Aufgaben, hier und da verstand sie was nicht, doch jetzt aufzustehen und zum Lehrer zu gehen, dass wollte sie nicht. Erstens hätte sie dafür aufstehen und sich nach vorne durchquetschen müssen, was sie nicht wollte und zweitens hätte das dann ausgesehen als wäre sie selbst für diese Aufgaben zu doof. Also blieb sie sitzen und grübelte weiter über den Rechenaufgaben um weiterhin auf das selbe Ergebnis zu kommen, dass sie es nicht konnte.

Die Stunde verging wie in Zeitlupe, der Minutenzeiger wollte einfach nicht weiter wandern. Irgendwann war es dann geschafft. Herr Lange verabschiedete sich und verließ den Raum. Jetzt noch drei Stunden, dann konnte sie endlich wieder nach Hause. Doch bis dahin war es noch eine lange Zeit, die sie ausharren musste. In der Klasse ging während dessen das Geschrei und Gelächter los. Jasmin versuchte es zu überhören und nicht hinzusehen, wie sie über sie redeten und sie nachmachten. Ein Mädchen kam auf sie zu, stellte sich vor ihren Tisch und fing an über sie herzuziehen. „Seht euch das an, ihre Beine sind ganz krumm und schief!“ alle lachten. Ein Junge nahm ihre Gehhilfen und stützte sich darauf. „Guckt mal, ich bin Behindert!“ Er lachte blöd auf und ging mit krummen Beinen umher. Dann warf er die Krücken weg und lachte auf. „Na los, hol die Stöckchen!“ grinste er und rüttelte an ihrem Stuhl. „Bitte, gib sie mir wieder! Lass meinen Stuhl los! Bitte! Das tut weh!“ zwei andere Mädchen hielten sie an den Armen und zwangen sie aufzustehen. Dann ließen sie sie los und nahmen den Stuhl weg. Hilflos stand Jasmin nun da und versuchte sich am Tisch abzustützen, damit sie wenigstens nicht umfiel. Doch das Mädchen namens Tanja grinste nur böse und schubste sie zur Seite, so dass sie keinen Halt mehr fand und hinfiel.

„Aua!“ Alle standen sie um sie herum und lachten. Einige Jungs machten sie nach, wie sie sich am Tisch festgehalten hatte, während die anderen sie schubsten und sie so taten als würden sie hinfallen.

Jasmin kamen die Tränen. Ihre Beine schmerzten und ihre Krücken lagen etwa zwei Meter von ihr entfernt. Einige Mädchen lachten und traten nach ihr, andere spielten mit ihrer Federmappe und ihrem Heft fangen. Jasmin begann zu schluchzen. „Bitte, lasst mich in Ruhe! Ich hab euch doch nichts getan!“ doch ihr Flehen half nicht, es brachte die anderen nur dazu noch lauter zu lachen. „Seht nur, jetzt weint sie! Sie will bestimmt zu ihrer Mama!“ grinste Tanja und trat noch einmal nach ihr. Dann ging die Tür auf und eine Frau betrat den Raum. Mit großen Augen sah sie die Klasse an. Dann sah sie auf Jasmin und ihre Augen weiteten sich nur noch mehr. „Was ist denn hier los? Was habt ihr getan?“ Mit schnellen Schritten stand sie nun bei Tanja und den anderen, Jasmin lag noch immer wimmernd am Boden und versuchte verzweifelt sich aufzurichten. Schnell half ihr die Frau hoch und setzte sie auf einen Stuhl, dann nahm sie die Krücken und gab sie ihr in die Hand. „Wenn noch einmal jemand von euch ihr zu nahe kommt oder ich mitkriege dass hier gemobbt wird, dann gibt es Klassenkonferenzen! IST DAS KLAR???“ Schrie die Frau und sah jeden im Raum bitterböse an.

Dann legte sie ihren Arm um Jasmin und tröstete sie. „Ist ja gut, alles ist wieder gut! Geht es wieder?“ sie sah sie besorgt an. Zaghaft nickend rieb Jasmin sich über die Augen, wischte die Tränen weg, für die sie sich so schämte und versuchte ihr Herz zu beruhigen, welches lautstark pochte. Noch immer hatte sie starke Schmerzen in den Beinen. Frau Ackerland ging nach vorne und begann den Unterricht, doch ihre Wut auf die Schüler, die Jasmin so zugesetzt hatten verging nicht. Letztendlich drückte sie jedem eine Strafarbeit auf und verlangte, dass sich die Schüler bei Jasmin entschuldigten. „Ich will, dass so was nie wieder vorkommt, haben wir uns da verstanden?“ Ein einstimmiges Gemurmel und widerwilliges Nicken durchzog den Klassenraum. Der Rest der Stunden verging fast ereignislos, die Lehrer hatten ein Auge auf Jasmin und die Mitschüler geworfen, so dass es fast nicht möglich war, dass sie sie noch einmal so verletzen konnten. Als es dann endlich zum Ende des Unterrichts klingelte und die Schüler ihre Plätze verließen atmete Jasmin unweigerlich ein wenig auf.

Der erste Tag war geschafft. Endlich konnte sie nach Hause. Langsam stand sie auf, nahm ihre Krücken und schlängelte sich vorsichtig durch die Reihen nach vorne zur Türe. Frau Klein, die gerade die letzte Stunde mit ihnen hatte hielt ihr lächelnd die Türe auf, um hinter ihr abzuschließen. „Bis morgen! Komm gut nach Hause. Und wenn du noch fragen hast kannst du gerne morgen zu mir kommen und ich erkläre es dir noch einmal!“ Damit verabschiedete sie sich von Jasmin und ging den Gang runter in Richtung Lehrerzimmer.

Seufzend ging nun auch Jasmin den Gang entlang, bis sie an der Treppe angelangte und mühsam hinunter stieg. Als sie draußen auf dem Schulhof ankam sah sie wie ein paar der Mädchen und Jungen auf sie warteten und sie war nahe daran einfach umzukehren und im Sekretariat zu warten, bis sie weg waren, doch dann würden sie sie nur noch mehr fertig machen, weil sie zu feige war, sich ihnen zu stellen. Andererseits, es war mit Sicherheit sicherer und weniger schmerzhaft wenn sie umkehren würde.

Jasmin entschied sich jedoch es nicht zu tun und ging weiter auf das Tor zu, wo sie standen und schon auf sie zeigten und lachten. In dem Moment wo sie bei ihnen ankam wusste sie schon, dass es ein Fehler war, nicht umgekehrt zu sein. Verdammt sei ihre Angst davor feige genannt zu werden. Lieber feige als lebensmüde, dachte Jasmin, doch nun war es zu spät. Tanja kam auf sie zu und versperrte ihr den Weg. Hinter ihr drei weitere Mädchen und zwei Jungen. Einer von ihnen war dieser Jonas, das wusste Jasmin noch. Doch die anderen kannte sie nicht, sie hatte nicht hingehört, als die Lehrer sie aufgerufen hatten. „Wo hin denn so eilig?“ fragte Tanja sie grinsend. „Nach Hause, was dagegen?“ ein wenig patzig antwortete Jasmin ihr. „Ja, ich hab was dagegen! Ihr doch auch, oder?“ Damit wandte sie sich an die anderen, die lachend nickten und ihr zustimmten. „Du willst einfach so gehen? Ohne uns noch ein wenig Spaß zu gönnen? Das geht aber so nicht! Du bist doch keine Spielverderberin, oder?“ sie kicherte leise und wollte Jasmin nun die Krücken weg ziehen.

Verzweifelt versuchte Jasmin sie nicht herzugeben und klammerte sich daran. Doch Tanja war stärker und entriss ihr die Gehhilfen. Wackelig stand Jasmin auf ihren verkrüppelten Beinen, schämte sich und war doch wütend über diesen erneuten Angriff.

„Gib sie mir bitte wieder! Ich sag auch niemandem was davon! Bitte!“ verzweifelt versuchte sie sich aufrecht zu halten. „Du sagst niemandem was davon? Aber natürlich nicht! Andernfalls würdest du es auch bitter bereuen, meint ihr nicht auch?“ Wieder lachten sie. Dann schubste eines der Mädchen Jasmin von hinten, so dass sie in die Richtung von Tanja fiel, diese fing sie lachend auf und schubste sie nun in eine andere Richtung. Wieder wurde sie fest gehalten und geschubst. Immer wieder, hin und her. Ihre Schreie und Rufe wurden von dem Lachen übertönt, ihr Flehen und ihre Tränen stachelten die anderen nur immer weiter an. Plötzlich hörte das rumgeschubse auf und sie fiel weinend zu Boden. Wieder einmal lag sie hilflos da und Tränen verschmierten ihr Gesicht. Die Krücken lagen neben ihr, eine der beiden war leicht verbeult, da sie immer wieder drauf getreten waren. Das Gelächter wurde leiser und Jasmin nahm nur am Rande wahr, dass noch jemand hinzu gekommen war.

„Was wird das, wenn’s fertig ist?“ fragte eine Jungenstimme. „Das sieht man doch! Wir spielen ein Spiel, willst du mitspielen?“ fragte Tanja und grinste den Jungen an. „Ein spiel!? Und wie nennt sich dieses Spiel? Wenn man fragen darf?“ Er ging in die Knie und streckte Jasmin eine Hand entgegen. Ein freundliches lächeln zierte seine Lippen. „Es hat keinen Namen, es ist einfach nur lustig!“ Tanja sah ein wenig irritiert aus, als er Jasmin aufhalf und legte den Kopf leicht schief.

„So? Nun, dann schlage ich vor, dass ich nun ein wenig Spaß haben darf und ihr nun einmal die Position dieses Mädchens hier einnehmt, was haltet ihr davon?“

„Wieso sollten wir? Wir sind ja nicht behindert und können uns wehren, also haben wir auch das Recht eine andere Position zu haben!“ „So, habt ihr das? Wer sagt das?“ „Ich!“ „Und wer bist du?“ „Mein Name ist Tanja Bergbauer!“ Stolz auf ihren Namen erhob sie das Kinn ein wenig und grinste arrogant. „Aha!“ „Aha?“ sie sah den Jungen irritiert an. „Aha!“ Wiederholte er. „Und wer gibt dir das Recht so was zu sagen? Wer gibt euch allen das echt, so mit einem Menschen umgehen zu dürfen?“ „Ähm…wir?!“ Tanja wusste nicht so recht, auf was er hinaus wollte, dass sah man ihr deutlich an.

Verwirrt sah sie die anderen an, erwartete wohl Hilfe von ihnen. „Gut, dann gebe ich mir jetzt das Recht, das selbe mit euch zu machen! Ist das fair?“ „Nein!“ „Nicht? Warum nicht?“ „Na weil…weil…“ sie überlegte, man konnte es deutlich rattern hören und ihre Augen wanderten suchend umher, sie sah die anderen Hilfe suchend an, forderte sie stumm auf, doch endlich was zu sagen.

„Weil es eben so ist! Sie ist behindert!“ meinte nun eins der Mädchen, das bis gerade noch hinter Tanja stand. „Und nur weil sie eine Behinderung hat und ihr nicht, heißt dass, das ihr sie quälen dürft?“ „Wir quälen sie nicht, wir haben nur ein bisschen Spaß mit ihr gemacht, nicht wahr Jasmin?“ sagte nun Jonas und sah Jasmin erwartungsvoll an.

Jasmin sah weg, immer noch rollten ihr die Tränen über das Gesicht. Der Junge der sie festhielt, da ihre Krücken noch immer auf dem Boden lagen sah sie traurig an. Dann sah er wieder auf die kleine Gruppe vor sich und schnaubend sagte er „Ich glaube nicht, dass Jasmin das genau so sieht, wie ihr! Ihr habt ihr weh getan, trotzdem habt ihr gelacht und weiter gemacht! Was würdet ihr sagen, wenn ihr an ihrer Stelle währt?“ Man konnte merken, dass er nun langsam richtig sauer wurde. Tanja schluckte und wurde auf einmal ganz kleinlaut. „Ich wusste nicht, dass sie schmerzen hat!“ versuchte sie sich raus zu reden. „Oh doch, dass wusstest du! Ich hab ihre schreie bis dahinten hin gehört und du willst mir weiß machen, du hattest keine Ahnung davon?“ Unmerklich wichen alle einen kleinen Schritt zurück. Jasmin schniefte leise und versuchte sich die Tränen zu trocknen.

„Wisst ihr was? Ihr kotzt mich an! Kleine Kiddis wie ihr, seid echt zum abgewöhnen! Was denkt ihr euch eigentlich? Habt ihr auch nur ein kleines Fünkchen Verstand da oben drinnen? Das ist ein Mensch, ein echter lebender Mensch, mit Gefühlen wie ihr und ich! Entschuldigt euch gefälligst, wenn ihr nicht wollt, dass ich ernsthaft wütend werde! Und wehe einer von euch legt auch nur noch einmal Hand an sie! Dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass ihr ebenfalls Krücken braucht!“

Die Wut war nicht zu überhören und purer Hass lag in seiner Stimme. Jasmin lag in seinen Armen und zitterte leicht. Tanja und die anderen murmelten ein schnelles „’Tschuldigung“ dann rannten sie förmlich davon. Eine Minute verging, in der Jasmin es nicht wagte sich zu bewegen, die Schmerzen in ihren Beinen waren noch immer nicht ganz abgeklungen und sie klammerte sich fast ängstlich an ihren einzigen Halt, der sie nun langsam und vorsichtig ein wenig von sich weg schob. „Alles okay bei dir, kleine?“ Ein besorgter Blick ruhte auf ihr, während sie sich verlegen umsah um ihn ja nicht ansehen zu müssen.

Zaghaft nickte sie. „Tut dir was weh? Soll ich dich tragen?“ schnell verneinte sie, biss sich dann auf die Lippen und sah nur sehnsüchtig zu ihren Krücken. „Du heißt Jasmin richtig?“ wieder nur ein nicken. Langsam hob er die Krücken auf und gab sie ihr. „Diese kleinen Mistkäfer, jetzt ist deine Krücke verbeult.“ Schimpfte er. „Ich heiße übrigens Alexander, du kannst mich ruhig Alex nennen. In welche Klasse gehst du denn?“ „In die 7c!“ war die knappe und schnell genuschelte Antwort. „Ich gehe in die 10a.“ Er lächelte sie an. „Weißt du, meine Schwester war damals auch Gehbehindert, sie ist leider vor einem Jahr gestorben. Sie war seit ihrer Geburt schwer krank. Kannst du gehen oder soll ich dich stützen?“ Er hielt ihr die Hand hin und sah sie fragend an. „Danke, geht schon!“ Jasmin sah zu Boden, sie schämte sich. „Du erinnerst mich sehr stark an meine Schwester. Sie war etwa in deinem Alter.“

Nun sah Jasmin doch auf und ihm direkt ins Gesicht. „Das mit deiner Schwester tut mir leid!“ sie versuchte zu lächeln, doch es war ein eher kläglicher Versuch.

„Diese Tanja ist mir schon mehrfach aufgefallen, ich glaube sie will nur Aufmerksamkeit. Scheint mir so als müsse sie sich selbst beweisen, dass sie etwas wert ist. Sollten die noch mal versuchen dir zu schaden, dann ruf mich einfach. Dann bin ich sofort zur Stelle, okay?“ Er lachte und zwinkerte ihr zu. Nun lächelte sie doch und nickte glücklich. „Okay!“

„Na dann komm, ich bring dich nach Hause, falls diese Halbstarken doch noch irgendwo warten.“ Er ging einen Schritt nach vorne und lächelte sie aufmunternd an. Dann gingen sie gemeinsam durch das Tor.

Am nächsten Morgen wartete Alex schon auf sie und gemeinsam gingen sie hoch zu ihrer Klasse. Als sie eintraten sahen alle Augenpaare sie gespannt an. Jasmin lächelte und setzte sich auf ihren Platz, nachdem sie sich von Alex verabschiedet hatte. Ein paar der Mädchen kamen sofort auf sie zu und Jasmin wurde schon mulmig, als sie dies bemerkte. Doch zu ihrem Erstaunen wollten sie nur was über Alex wissen. „Wie ist er denn so? Ich hab gehört, er soll sehr nett sein. Er ist der Schwarm alles Mädchen.“ „hat er dich wirklich nach Hause gebracht?“ „Stimmt es, dass er dich begleitet hat?“ „Kannst du ihm vielleicht von mir erzählen?“ „Hat er von mir erzählt? Ich hab ihm mal einen Brief geschrieben!“ Alle redeten sie durcheinander und Jasmin lächelte bloß und antwortete auf ihre Fragen. Nur Tanja stand abseits und versuchte das wirre Gerede zu ignorieren. Ihre Arme waren verschränkt und sie sah ein wenig Beleidigt aus. „Guten morgen Tanja!“ Jasmin rief ihr freundlich zu. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und sie fragte sich, was Tanja nun machen würde, wie sie reagieren würde.

Alle sahen sie gespannt zu ihr rüber, immer abwechselnd sahen sie mal Tanja, dann wieder Jasmin an. Tanja schnaubte, ging langsam auf Jasmins Tisch zu und setzte sich an ihren eigenen, direkt neben ihr. „Morgen!“ grummelte sie und sah dann stur weiter gerade aus. Jasmin lachte und erneut begannen alle durcheinander zu reden. Plötzlich wurde es still im Raum. „Wie bitte?“ Jasmin sah Tanja erstaunt an. „Es tut mir leid!“ wiederholte Tanja fast flüsternd. Es war ihr sichtlich peinlich. Plötzlich hatte Tanja eine Hand vor ihrem Gesicht und sah verwirrt auf. Ihre Augen blickten verwirrt in die von Jasmin. „Freunde?“ Lächelnd hielt sie Tanja die hand hin und wartete geduldig ab. Es schien die Zeit still zu stehen, niemand wagte etwas zu sagen, einige hielten gespannt die Luft an. Zögernd nahm Tanja die ihr dargebotene hand und begann zu lächeln. Alle brachen in Jubel aus. Jasmin und Tanja lächelten sich an.

Als der Unterricht endete strömten die Schüler hinaus und Alex lehnte schon an der Tür, um auf Jasmin zu warten.

Er staunte nicht schlecht als Jasmin mit Tanja zusammen hinaus kam und sie miteinander redeten. Tanja half ihr sogar durch die Tischreihen zu kommen. Auch die anderen Mädchen lachten und redeten mit Jasmin und gemeinsam verließen sie die Klasse. Alex hörte Jasmin grinsend zu und Tanja und die anderen warfen immer wieder was ein, während sie Alex vom morgen erzählte. Einige Mädchen liefen rosa an und wurden schüchtern und verlegen, als Alex sie angrinste. Jasmin war einfach nur glücklich und strahlte.

Sie hatte in Alex einen großen Bruder gefunden, in Tanja und den anderen Mädchen gute Freundinnen und selbst die Jungs verstanden sich nun gut mit ihr.

Wäre dies hier ein Märchen, so würde der Erzähler nun sagen „Und sie lebten glücklich, bis an ihr Lebensende!“ Dies hier ist kein Märchen, aber vielleicht ist das wirklich der passendste Satz, um diese Geschichte zu beenden...
 


 

©Miko Milano



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Marge91
2008-11-26T21:37:11+00:00 26.11.2008 22:37
oh das ist aber sehr schön
schadte das es nur eins kapi
on ist oder gesagt nur eins geworden ist
wirde gern schon wiessen wie es weiter gehen könnte
weisste
wirde mich sehr freuen wenn du noch eins schreiben wirdes
aber ansonsten ist deine ff
super aber eins fällt noch die chakter
das wäre auch nicht schlecht
mfg Marge91


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