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Jäger und Beute

ShikaKiba
von

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One-Shot

Ja, ein ShikaKiba-One-Shot...und nein, ich bin nicht verrückt, wenn das auch vielleicht auf den ersten Blick so aussieht!^^ Wer mich kennt, weiß, dass ich mit vollem Herzen an "üblichen" Pairings hängen kann und genauso sehr an experimentellen oder eher ungewöhnlichen! Ich persönlich liebe ShikaKiba (oder KibaShika, egal wie) und deshalb präsentiere ich Euch diesen One-Shot! Er ist nur was Kleines für Zwischendurch! Viel Spaß beim Lesen!^^
 

"..." = reden

»...« = denken
 

~~~~ °°° ~~~~ JÄGER UND BEUTE ~~~~ °°° ~~~~
 

~~ Kiba ~~
 

Er lief durch den Wald. Denselben Wald, für dessen reiche, blühende und grünende Bäume Konoha-gakure berühmt war. Denselben Wald, der ihm seit seiner Kindheit vertraut war. Aber diesmal war alles anders. Es war keine ungewöhnliche Situation, nein. Er trainierte, zusammen mit ein paar anderen Ninjas des Dorfes, ein paar Freunden. Trotzdem spürte er genau, dass das hier kein normales, kein alltägliches Training war. Es lag eine Spannung in der Luft, schwer und elektrisierend, ähnlich wie bei einem Sturm, und seine empfindliche Nase reagierte darauf. Dumm nur, dass gar kein Sturm heraufzog. Im Gegenteil, die Sonne strahlte von einem blauen Sommerhimmel, der mit weißen Wattewolken betupft war und der Wald roch intensiv nach Blättern, Gras, Holz und Erde. Frisch, belebend, so wie es sein sollte. Doch so normal das alles wirkte, es hinderte seine Nackenhaare nicht daran, sich aufzustellen, wie in Erwartung eines gefährlichen Angriffs. Selbst Akamaru spitzte die Ohren, als nähme er die merkwürdige Atmosphäre ebenfalls wahr. Kiba rannte, ohne genau zu wissen, wohin.
 

Das bedrängende Gefühl, verfolgt zu werden, heftete sich an seine Fersen und ließ ihn unsicher werden. Die Götter konnten bezeugen, dass er selten vor etwas Angst hatte....aber ein Kampf gegen Shikamaru, auch wenn er nur Training war, besaß eine unheimliche Faszination, die Kiba nervös machte. Schatten waren hervorragende Verfolger....hervorragende Jäger. Er sah sich um und spürte eine starke Präsenz, konnte aber niemanden entdecken. Der Wind hatte die Richtung gedreht und brachte seine Nase mit Gerüchen durcheinander, die er nicht genau zuordnen konnte. Sein Herz klopfte. Er war der Räuber, der Jäger. Das war schon immer so gewesen. Schließlich war er ein Inuzuka! Die spitzen Zähne, die scharfen Krallen, der Geruchssinn, das gute Gehör, das waren seine Attribute, sein Stil, sein Element. Wann zum Teufel war er zur Beute geworden?! Die Stille um ihn herum lastete auf ihm wie eine Tonne Felsbrocken. Kiba wischte sich den Schweiß von der Stirn. Akamaru bellte einen Schmetterling an, der vorüber schaukelte, spielte Fangen mit ihm und blieb dann schwanzwedelnd stehen, um auf sein Herrchen zu warten, das sich immer noch nicht vom Fleck gerührt hatte.

»Na los, Shikamaru! Wann attackierst du mich endlich? Hast du die Lust verloren? Keinen Bock mehr? Bis du genervt? Aber nein, du bist hier. Ich kann dich fühlen....irgendwo....du wartest auf den richtigen Moment. Diesmal wirst du mich nicht kriegen, das schwöre ich dir!«

Zumindest hoffte er es. Er dachte an die vorigen Male, bei denen Nara ihn früher oder später doch geschnappt hatte....stets war er als Sieger aus ihren Übungsrunden hervorgegangen, und das ging ihm mittlerweile gewaltig auf den Wecker! Er war kein schlechter Shinobi, und so eine Schnarchnase wie Mr. Mendokuse sollte ihm nun wirklich keine Probleme bereiten! Tse, wenn‘s denn so wäre....! Ständig erinnerte er sich an jene kritischen Momente, in denen er sich seinem Triumph schon nahe geglaubt hatte, nur um von diesem Kerl erneut ausgebootet zu werden - er selbst war gefangen in diesem verdammten Schatten-Jutsu, während Shikamaru sich ruhig und ohne Eile aus seinem Versteck schälte und mit geschmeidigen Schritten auf ihn zukam, sein unvermeidliches und überlegenes Grinsen im Gesicht....meist dehnte der Bastard dieses Spielchen bis in die Abenddämmerung aus, nachdem die anderen ihr Training längst beendet hatten, um ihn zusätzlich zu ärgern. Oft fiel das Licht des Abendrots durch die Baumkronen und ließ seine dämlichen Ohrringe glitzern, die an ihm so übelst sexy aussahen....Kiba schnaufte verächtlich durch die Nase und schloss zu seinem vierbeinigen Freund auf.
 

»Der Typ ist überhaupt nicht sexy! Warum denke ich nur so einen Unsinn?! Ich hasse dieses Scheiß Herzklopfen, das ich jedesmal bekomme, wenn er mich fängt! Shika ist ein fauler, besserwisserischer Idiot, und sonst gar nichts!«

Die Atmosphäre wurde dichter. Ein Schauer rann über den kräftigen Rücken des siebzehnjährigen Hunde-Ninjas und er wirbelte herum, ein Kunai gezückt. Nichts. Er fluchte derb, beließ die Waffe in seiner Hand und bewegte sich vorsichtig vorwärts, jeden einzelnen Schritt abwägend, sprungbereit und aufmerksam wie ein Wolf, der eine Fährte verfolgt.

»Dieser blöde Wind! Er hat alles durcheinandergebracht! Ich kann ihn nicht wittern....obwohl ich sicher bin, dass er mich beobachtet! Ja, er beobachtet mich....mit diesen ernsten, dunklen Augen....diesen reifen, erwachsenen Augen, die mich so verwirren....«

Er schüttelte wild den Kopf. Wie sollte er Ruhe bewahren, wenn diese Albernheiten in seinem Hirn herum spukten?! Sein Blick überprüfte die Umgebung. Es war immer noch erdrückend still, die Vögel sangen nicht, nur die Blätter raschelten leise, wenn der Wind durch das Laub fuhr. Er war nicht allein - und damit meinte er nicht Akamaru. Hätte er doch wenigstens Shikas Geruch aufnehmen können! Normalerweise roch er ja nach Zigarettenqualm, was Kiba nicht im geringsten vertrug, aber heute hatte er noch keinen einzigen Glimmstengel angezündet, sodass sein persönlicher Duft hätte herausstechen müssen.

Oh ja....dieser persönliche, individuelle Duft von Shikamaru Nara, der in ganz Konoha einzigartig war. Sein Geruch veränderte sich, genauso wie die Schatten, die er kontrollierte, und die je nach Tageszeit und Lichtverhältnis eine andere Gestalt entwickeln. Er roch niemals genau gleich. Süße, herbe, sanfte, markante, starke und schwache Aromen gehörten dazu, und sie wechselten sich in unterschiedlichen Mischungen ab wie die Figuren eines Tanzes. Interessant war, dass sein Körper und sein Haar verschieden rochen. Sein Haar war männlich geprägt, aromatisch und würzig, ohne aufdringlich zu sein, während sein Körper diesen Duftreigen aufführte, der Kibas Nase zum Schwelgen veranlasste und ihn verzauberte. Deshalb hasste er es, wenn der andere rauchte. Er zerstörte damit die verführerische Wirkung seines köstlichen, widersprüchlichen, reizvollen Eigenduftes, der seinen Träger so wunderbar charakterisierte.

Oh, er liebte seinen Geruch! Unweigerlich dachte Kiba daran, seine Hände in diesen langen schwarzen Haaren zu vergraben, um daran zu schnuppern, und mit seinen Fingern weiterzuwandern, hinunter, zu den starken Schultern, zu dem sexy Netzhemd, unter dessen dichten Maschen eine cremefarbene Haut und wohlgestaltete Muskeln hervor blitzten....
 

Er unterbrach seine Überlegungen und lehnte sich gegen einen Baum, bestürzt von seinen sinnlichen Vorstellungen. Wie konnte er sich das wünschen? Sie waren beide Männer! Akamaru musterte sein Herrchen mit schiefgeneigtem Kopf und bellte auffordernd. Das Training lief noch und der Mistkerl von Nara hatte sich immer noch gezeigt! Er war wütend. Warum ließ ihn der Idiot warten?! Fand er das lustig?! Machte es ihm Spaß, ihn in solcher Verwirrung zu sehen?!

»Was denkst du eigentlich, wer du bist, Nara!! Du wirst nicht gewinnen, das habe ich mir fest vorgenommen! Ich bin der Jäger und du das Wild, nicht andersrum! Ich habe es satt, gegen dich zu verlieren! Und ich habe es satt, immer an dich zu denken!«

Shikamaru zog ihn an wie das Licht die Motten. Shikamaru war Schuld an seinen perversen Fantasien. Shikamaru war der Grund, warum sein ganzer Hormonhaushalt falsch lief. Shikamaru fabrizierte das Chaos in seinem Kopf und in seinem Herzen. Shikamaru war das Problem. Shikamaru war....eben einfach Shikamaru.

Ein Zischen durchschnitt die Luft. Der Brünette erstarrte, sein ganzer Körper spannte sich an. Neben seiner Schläfe steckte ein Kunai im Stamm hinter ihm.

»Aha....da bist du!«

Er schoss in die Höhe, auf den gegenüberliegenden Baum zu, schleuderte sein Kunai herum und traf den Auslöser seiner Schwierigkeiten....nicht. Der Schatten-Ninja verwandelte sich mit einem leisen Lachen in eine Chuunin-Jacke, die Kiba sehr bekannt vorkam. Das Jutsu des Tausches! Er hätte es wissen müssen! Missgestimmt schwang er sich aus dem Geäst zurück auf den Boden. „Nix war‘s, Akamaru. Das wäre auch zu leicht gewesen, was? Aka....Akamaru?"

Der Hund ließ ein warnendes Knurren hören und sein Besitzer drehte sich um. In einiger Entfernung erhob sich die großgewachsene, schlanke Gestalt eines jungen Mannes, dessen nachtschwarzes Haar zu einem Zopf im Nacken gebunden war. Nara!
 

Er zögerte keine Sekunde. Mit einem dreisten Grinsen überbrückte er die letzten Meter zwischen ihnen, dicht gefolgt von seinem bellenden Kameraden, bereit, eines ihrer gemeinsamen Jutsus einzusetzen. Es war nutzlos. Aus Akamarus Schatten tauchte eine Person auf, die dem Kage-Mane-Profi in Größe und Anatomie völlig glich, nur dass sie komplett schwarz war und kein Gesicht hatte. Das Wesen packte den sich sträubenden Hund und hielt ihn mit eisernem Griff fest.

„So, ein neues Jutsu, ja? Egal! Ich werde auch ohne Akamaru mit dir fertig!"

„Glaubst du?"

Ein finaler Schritt vorwärts, ehe der Schattenbesitz ihn erreichte - von rechts. „Was zum....?!" Ein zweiter Shikamaru trat aus dem Dickicht des Waldes hervor und das vermeintliche Original verpuffte in Rauch.

„Wie üblich hast du nicht richtig aufgepasst, Kiba.", erklärte er lächelnd, während sich die beiden, der Jäger und der Gefangene, einander näherten. Der Angesprochene hätte sich liebend gern gewehrt, doch seine Füße gehorchten ihm nicht mehr. Sie wanderten gegen seinen Willen weiter, direkt auf Nara zu.

„Darf ich dir mein neuestes Jutsu vorstellen? Das Schattenphantom. Es ist sehr wirkungsvoll, wie du siehst, und ermöglicht es mir, weitere Attacken zu nutzen, ohne durch das Kage Mane behindert zu sein. Was hältst du davon?"

Kiba quittierte diese Frage mit einem Knurren und funkelte ihn unverwandt und erbost an. Aber je geringer die Distanz zwischen ihnen wurde, umso mehr wurde sein Frust von einem Unbehagen verdrängt, das ihn ziemlich irritierte. Sein Herz erwiderte das mit einem stetigen, heftigen Pochen. Warum blieb der Typ nicht endlich stehen?! Sie kamen sich doch immer näher! Was sollte das, verdammt nochmal?! Das Rasen seines Herzens schien sich mit jedem Schritt zu verdoppeln. Shika hielt nicht an....bis sie praktisch zusammenstießen. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt, ihre Oberkörper waren gegeneinander gepresst. Kiba spürte, wie sich der Brustkorb seines Trainingspartners rhythmisch hob und senkte. Das vermaledeite Netzhemd spannte sich darüber, ein schwarzes Geflecht, das äußerst betörend mit der hellen Haut darunter kontrastierte. Nackte Haut. Dieser Tatsache war sich der Hunde-Shinobi noch nie zuvor so bewusst gewesen wie in diesem Moment.

Nackte Haut. Nacktes Fleisch. Die Beute. Die Belohnung für den Jäger.
 

»Nein!! Warum hören diese Gedanken nicht auf?! Das ist nicht richtig! Er ist ein Mann! ER IST EIN MANN!! Ich will das nicht! Ich will nicht!! Das ist verrückt! Ich fühle mich wie ein in die Enge getriebenes Tier! Und er amüsiert sich darüber!! Das ist unfair, fies, gemein! Ich verabscheue dieses siegessichere Grinsen! Ich werde es ihm aus dem Gesicht beißen! Ich werde....ich werde....«

Shikamarus schmale, aber schön geformte Lippen glänzten feucht. Sein Duft hüllte Kiba ein und ließ ihn schwindeln. Fast automatisch sog er ihn bis tief in seine Lungen und in seinem Inneren stieg eine heiße Flamme auf. Die Wogen einer reinen, animalischen Leidenschaft überfluteten ihn. Seine Selbstbeherrschung bröckelte, sein Atem beschleunigte sich. Er hatte noch im Hinterkopf, dass Akamaru von diesem Schattenphantom festgehalten wurde, aber sein erwachtes Begehren verbannte diesen Umstand ins Nirwana seiner Gedanken. Die dunklen Augen bohrten sich förmlich in die seinen.

»Ich kann nicht!!!« schrie Kibas Verstand verzweifelt auf. »Ich kann es nicht....ich kann....ihm nicht länger widerstehen....!«
 

~~ Shikamaru ~~
 

Er war genervt. Tierisch genervt. Da war er nun kurz davor, zum Jounin ernannt zu werden, und trotzdem erwartete man von ihm, dass er trainierte! Wie ätzend. Wie langweilig. Wie unnötig. Wie stressig. „Mendokuse....!"

Er würde sich jetzt lieber im Gras ausstrecken und die Wolken beobachten, die sich um keine Regeln und Konventionen kümmern mussten. Warum konnte er nicht auch so frei sein wie sie? Er sprang in die Zweige des nächstbesten Baumes und rief seinem Partner zu: „Also los, fang schon an, Kiba!"

Sie befanden sich noch am Eingang des Waldes, aber Mr. Inuzuka ließ sich nicht lange bitten. Schon war er im Blätterwerk verschwunden und Shikamaru nahm seufzend die Verfolgung auf. Warum zum Teufel hatte ihn Kakashi bloß mit Kiba zusammengetan? Warum nicht Choji? Mit Choji hatte er keine Schwierigkeiten....

Sein Blick heftete sich auf den Flüchtenden, der nach einer geraumen Weile unschlüssig und wie angewurzelt stehenblieb. Auch er stoppte in seinen Bewegungen, lautlos, schweigend, lauernd. Er wusste, dass der andere seine Präsenz spüren konnte und dieser Gedanke beunruhigte ihn aus Gründen, die ihm durchaus nicht recht waren. Der Schatten, den der Braunhaarige warf, strahlte Empfindungen aus, die ihm Rätsel aufgaben. Ein Hauch von Angst, Ungeduld, Ärger, und etwas Undefinierbares, Seltsames, Verwirrendes....Sehnsucht? Ein Schatten trug die Essenz seines Besitzers in sich und konnte ihn verraten. Er beobachtete, wie Kiba zu Akamaru lief, der nach seiner Meinung vermutlich der größte Hund der Welt war und irgendwo in seinem Stammbaum einen Elefanten als Urgroßvater besaß.

Kiba.

Er ließ den Namen über seine Zunge und seine Lippen gleiten, formte ihn mit Genuss, endete ihn in einem Hauchen, das das „a" lang und weich machte. Er schloss die Augen, atmete tief. Wie oft hatte er diesen Burschen, der lieber aus dem Bauch heraus entschied, als sich auf sein eher durchschnittliches Gehirn zu verlassen, schon in diesem Katz-und-Maus-Spielchen geschlagen? Er war ein schlichtes Gemüt und so einfach zu durchschauen. Auf dieser Ebene stellte er keine Herausforderung dar. Hier war er der Jäger, auch wenn der andere felsenfest behauptete, das wäre grundfalsch und absolut unsinnig. Ein Inuzuka war immer der Jäger, da gab es keine Ausnahmen!
 

Doch, die gab es. Jetzt zum Beispiel. Die Atmosphäre war eigentümlich belastend, geschwängert von den intensiven Düften des Waldes, den prickelnden Vibrationen in Kibas Schatten, die ein so klares Bild seiner widerstreitenden Gefühle schufen, der Anspannung ihres kleinen Wettkampfes, wer wohl in dieser Runde gewinnen würde und schließlich auch erfüllt von Shikamarus Präsenz, unsichtbar, katzengleich, drohend. Er wusste genau, dass der Hunde-Ninja ihn fühlte....aber er konnte ihn nicht wittern, denn der Wind hatte gedreht.

»Du weißt, dass ich da bin....doch du findest mich nicht. Meine Anwesenheit kriecht in jede Faser deines Körpers....sie läßt dich erschauern, nicht wahr? Du wendest dich um, ziehst ein Kunai. Nein, da ist niemand. Du hast dich getäuscht. So leicht bekommst du mich nicht zu fassen. Ich mache die Spielregeln. Ich bin der Jäger, nicht du!«

Er musste grinsen, als der Inuzuka ein ausgesprochen unfeines Wort ausstieß, aber das Grinsen erlosch, als er sah, wie sich die Muskeln unter Kibas engem schwarzen Shinobi-Outfit anspannten. Seine braunen Augen, die so voller Wärme sein konnten und dazu fähig waren, noch treuherziger dreinzuschauen als ein Welpe, verwandelten sich in Schlitze und er entblößte seine für einen Menschen ungewöhnlich spitzen Eckzähne. Er schlich weiter, langsam, bedacht, mit der gefährlichen Ruhe und bestechenden Anmut, die den Raubtieren eigen war. Shikamaru durchrieselte eine Woge der Erregung. Er wandte den Blick ab.

Dass er sich für Männer interessierte, war ihm nicht neu. Er hatte sich auch nicht sonderlich gewundert, angesichts seines Vaters, der genau wie er lange Haare hatte, Ohrringe trug und im Netzhemd herumlief. Er war bisexuell und hatte sich daher kaum geäußert, als sein Sohnemann eines Tages meinte, es sei nicht nur so, dass er Frauen nicht verstehe, er könne auch prinzipiell nichts mit ihnen anfangen. Jedenfalls nichts im romantischen Sinne. Das einzige Statement des Herrn Papa lautete: „Ich bin gespannt auf deinen ersten Freund."

Und seine Mutter?

„Bring was Anständiges mit heim, hörst du?"

Was sollte man da noch hinzufügen? Sein Problem war, dass seine Hormone ausgerechnet auf Kiba Inuzuka ansprangen. Er war über dessen sexuelle Orientierung nicht im Bilde, aber eingedenk der intensiven Emotionen seines Schattens stand seine Rechnung gerade auf sechzig Prozent schwul. Aber warum nur dieser Kerl, verflixt?!

»Er ist vorlaut, unreif, ein bisschen verrückt, starrsinnig und ein Hitzkopf, der nicht von eins bis zwei denken kann! Warum reagiere ich so auf ihn?« Er musste schmunzeln.

»Warum wohl? Weil er ein großes Herz hat. Er ist willensstark, treu, hilfsbereit und sehr aufrichtig, auch wenn er gerne ununterbrochen redet, nie ein Blatt vor den Mund nimmt und wirklich jeden zum Wahnsinn treibt. Er kann so liebevoll und verspielt sein....und doch steckt in ihm das Potential eines Jägers, obgleich unsere Rollen diesmal vertauscht sind. Ich werde dich auch diesmal kriegen, das verspreche ich dir!«
 

Kiba wirkte erschöpft. Er lehnte gegen einen Baum und strich sich sein wirres Haar zurück. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Sein attraktives Gesicht war ernst, aber unkonzentriert, geistesabwesend. Das war seine Chance! Er zielte mit seinem Kunai und warf.

Volltreffer! Das Manöver konnte beginnen! Er zog sich seine Chuunin-Jacke aus und versah sie mit dem Jutsu des Tausches.

»Zeig, was du kannst, Inuzuka!«

Auf eine Reaktion brauchte er nicht lange zu warten. Der gute Junge verhielt sich genauso, wie er es angenommen hatte und tappte mit wunderbarer Präzision in seine Falle. Er aktivierte gelassen sein neuestes Jutsu, das Schattenphantom, um Akamaru außer Gefecht zu setzen und erzeugte einen Schattendoppelgänger, um den Hunde-Ninja von seinem Kage Mane abzulenken. Schachmatt.

„Was zum....?!"

„Wie üblich hast du nicht richtig aufgepasst, Kiba. Darf ich dir mein neuestes Jutsu vorstellen? Das Schattenphantom. Es ist sehr wirkungsvoll, wie du siehst, und ermöglicht es mir, weitere Attacken zu nutzen, ohne durch das Kage Mane behindert zu sein. Was hältst du davon?"

Offenbar nicht das geringste, denn er bekam nur ein Knurren als Antwort. Die glühenden, wütenden Augen reizten ihn. Das Feuer seiner Persönlichkeit brannte hinter diesen Seelenspiegeln und Shikamaru spürte, wie die Funken des Verlangens hervor stoben, um sein Innerstes zu entflammen. Er hatte den Jäger gejagt. Er hatte den Jäger gefangen. Aber diese wilden, kriegerischen Augen degradierten ihn wieder zur Beute. Mechanisch ging er vorwärts, und Kiba folgte brav jedem seiner Schritte, obwohl die Empörung und der Zorn deutlich aus seinem Schatten sprachen. Je mehr sie sich näherten, umso deutlicher merkte der Schwarzhaarige, dass die Gefühle innerhalb des fremden Schattens einer großen Verwirrung wichen, einer unbestimmten Furcht. Da war Unsicherheit und Zweifel.

Er hielt. Nun konnten sie sich berühren. Sie standen so eng zusammen, dass ihre Oberkörper aneinander gepresst wurden. Noch bemerkte er Widerstand auf der anderen Seite, aber er erlahmte nach und nach. Der Schatten des Inuzuka war eins mit dem seinen. Sie zitterten beide. Kibas verzehrender Blick durchlief eine ganze Skala von Empfindungen, bis das Naturell des Jägers endgültig in ihm durchbrach. Er stieß Shika von sich.

„Mach....das nie wieder....hast du kapiert?!", zischte er in gefährlichem Tonfall. Er schwitzte und keuchte, aber seine Augen loderten entschlossen und stark. „Was fällt dir eigentlich ein, dein Kage Mane für so einen Mist zu benutzen?! Ich warne dich, wenn du mich noch einmal in so eine beschissene Situation bringst, wirst du es büßen!!"

Der Zurückgewiesene lachte heiter.

„Was gibt‘s da zu lachen?!"

„Dein Schatten verrät dich, Kiba. Und die Schatten sind mein."
 

~~ Kiba ~~
 

„Dein Schatten verrät dich, Kiba. Und die Schatten sind mein."

Die Betonung dieses „mein" klang verteufelt sexy. Noch war seine Wut nicht verebbt und Shika befand sich endlich in der Position der Beute, aber das beeindruckte ihn nicht, weil er den Spieß so schnell wieder umzudrehen in der Lage war.

»Sei nicht blöd, Kiba! Reiß dich am Riemen! Selbst wenn du was für Männer übrig haben solltest, muss es doch nicht unbedingt Nara sein?! Er ist stinkfaul, notorisch genervt und so spannend wie das Fernsehprogramm von vorgestern! Auf sowas kann ich unmöglich abfahren! Aber....« Eine Hand lag auf seinem Herzen, das heftig schlug, fast wie im Fieber.

Natürlich war Shikamaru außerordentlich intelligent, das stimmte. Und er hatte sein Genie immer bewundert, seine Gabe, jeden Gegner genau zu analysieren und sich in ihn hineinzuversetzen, um eine perfekte Strategie zu entwickeln. Das war....na ja, toll. Und dabei war er gar nicht eingebildet, das musste er ihm auch anrechnen. Und er war ziemlich unabhängig, da er sich nicht um das scherte, was andere von ihm dachten. Ihm war das ebenfalls immer relativ schnuppe gewesen....solange es nicht Shikamaru betraf. Der Gedanke, Shika könnte ihn nicht für voll nehmen oder ihn als Idioten betrachten, hatte ihn immer gestört, schon von Anfang an. Warum eigentlich?

»Das ist lächerlich! Klar, okay, er ist ‘n echt netter Kerl, du kannst trotz seiner Faulheit immer hundertprozentig auf ihn zählen, wenn du ihn brauchst, er ist ein treuer Freund, verantwortungsbewusst, verständnisvoll, tapfer und man kann mit ihm lachen. Obwohl ich seinen Sarkasmus nicht ausstehen kann....allerdings find‘ ich sein herausforderndes Grinsen irgendwie heiß, wenn er mal wieder jemanden verbal umgehauen hat....Und er zwingt niemanden dazu, sich seinetwegen zu verbiegen. Schon klasse....er nimmt einen immer so, wie man ist.«

Er starrte auf den Boden, wo ihre beiden Schatten miteinander verschmolzen waren. Sein Eigengeruch nach Hund und Schweiß war in dem betörenden Duft seines Gegenübers untergegangen und komplett übertüncht worden. Verdammt - wer war hier der Jäger? Wer war hier die Beute? Sein Blick wurde von Shikamarus hypnotischen Augen angezogen. Seine Knie waren weich wie Wasser. Undeutlich registrierte er, dass der andere das Schattenphantom-Jutsu auflöste und Akamaru freiließ. Das Kage Mane war gleichfalls verschwunden.
 

Trotzdem fühlte er sich plötzlich unerträglich hilflos. Und mit einem Mal begann der brodelnde Frust in seiner Seele, überzukochen und hervorzubrechen wie eine Sturmflut.

„Was glotzt du so?! Lass mich endlich zufrieden! Schau mich nicht so an mit deinen ernsten, wunderschönen Augen! Ich hasse das! Ich pfeife auf diesen bescheuerten Gefühle! Ich bin nicht schwul, damit das klar ist! Und überhaupt, was will ein Mann wie du mit einem Dummkopf wie mir?! Verrate es mir!"

„Ich habe nie gesagt, dass du ein Dummkopf bist...."

„Aber du denkst es! Glaubst du denn, ich wüsste es nicht selbst?! Glaubst du wirklich, ich hätte keine Ahnung davon?! Ich weiß genau, dass ich nicht so intelligent, so klug und so kultiviert bin wie du!! Du, du hast gut reden! Man bewundert dich für dein Genie, deine Arbeit, deinen Stil! Aber ich?! Was bin ich schon, verglichen mit dir?! Ich bin grob und laut und wirke neben dir wie ein Trampeltier oder ein Dinosaurier, ob‘s nun um Kopfsachen oder bloß um‘s Auftreten geht! Alle hören dir zu, wenn du etwas sagst, während es bei mir immer nur heißt, ich soll die Klappe halten! Ich weiß genau, dass ich nicht mit dir mithalten kann! Du bist brillant, und das in mehr als einer Bedeutung des Wortes! Du bist....du bist...."

An dieser Stelle verstummte er für einen Moment und trat an den Schatten-Shinobi heran. Seine Stimme bebte, als er seine Finger in Naras Nacken legte und sein Gesicht zu sich zog. Die linke Hand zerrte das Band aus seinen Haaren, sodass die schwarze seidige Pracht sich ausbreiten konnte. Nun sank seine Stimme zu einem heiseren Flüstern herab.

„Du....bist....wundervoll....!"

Shika lächelte zärtlich und Kibas Herz vollführte einen Salto. „Hast du nicht gerade vorhin noch gesagt, du bist nicht schwul?"

Die mattglänzenden Lippen schwebten vor ihm. Seine Kehle war trockener als Staub und sein Verstand versuchte, ihm hartnäckig einzuhämmern, dass er nicht auf Männer reagierte, aber er spürte, dass er sich nicht mehr länger selbst belügen konnte. Das zärtliche Lächeln zertrümmerte sein letztes Bollwerk der Verweigerung.

»Sei verflucht, Shikamaru! Es ist nicht fair, dass du den Jäger zur Beute machst! Sei verflucht....sei verflucht....!«

Dann stürzte alles ein. Er vergaß all seine Befürchtungen und küsste diesen Mund, mit einer Leidenschaft und einer Inbrunst, die ihn zugleich erschreckte und seine Zweifel auslöschte. Er bat mit seiner Zunge behutsam um Einlass und Shika ließ ihn ohne Zögern gewähren. Der Strom ihres Begehrens vereinte sich und sie gaben sich dem Kuss hin, verlangend, sehnsüchtig, ihrer Umwelt nicht achtend und sich selbst genug.
 

»Wie kommt es, dass er so leidenschaftlich küsst? Sonst ist er doch so ruhig und kühl....hm....ah....oh Shika....«

Sie trennten sich mit geröteten Wangen. „Manchmal bist du wirklich ein Dummkopf, Kiba....aber du bist mein Dummkopf. Mein Jäger. Meine Beute."

Er wollte antworten, als Akamaru energisch sein Recht forderte, schließlich ignorierte man hier schon viel zu lange. Kiba tätschelte ihm tröstend den Kopf und gab ihm einen Hundekeks zu essen, von denen er immer eine Portion bei sich trug. In einiger Entfernung kamen Choji, Ino, Hinata und Shino in ihre Richtung. Das Training war beendet.

Die beiden jungen Männer tauschten einen tiefen Blick. Shikamaru reichte ihm die Hand und hauchte einen sanften Kuss darauf.

„Lass uns gehen."
 

~~ *** ~~
 

Am Abend desselben Tages ließ sich Inuzuka Tsume, die Herrin des Hauses und Kibas Mutter, die gesamte Geschichte erzählen. Sie schien nicht sonderlich überrascht zu sein, als ihr Sohn freimütig erklärte, homosexuell zu sein.

„Du bist nicht erstaunt?"

„Nein. Dass der Nara-Junge eine ungewöhnliche Wirkung auf dich hat, roch man zehn Meilen gegen den Wind. Ich mag ihn, er ist anständig, vernünftig und sehr nett, auch wenn er ein bisschen schnoddrig ist. Und dass er dich gekriegt hat, wundert mich genauso wenig."

„So? Warum nicht?"

„Das Gesetz von Jäger und Beute ist ein uraltes Gesetz. Der Wolf ist ein solcher Jäger - und die Schatten der Nacht sind seine Komplizen." Sie wandte sich ihm zu, ein breites Lächeln im Gesicht. "Sie gehören zusammen."
 


 


 

OWARI
 

So, ich hoffe, ich habe diese kurze Geschichte gut rübergebracht - wenn es Euch gefallen hat, dürft Ihr mir gern ein Kommi hinterlassen, ich würde mich sehr freuen! *wink*



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  jyorie
2013-04-07T07:05:37+00:00 07.04.2013 09:05
Hey ^_^

Wow ... Tolle Beschreibung! Das du so mit Kibas Fähigkeiten gespielt hast, wie der Geruch von sika ist, wie er sich verändert und mit dem stinkenden Rauch das überdeckt... Sehr genial!!

Auch der Kuss der beiden und die Kampf Szene hast du wundervoll und sehr detailliert beschrieben. Du hast da ein sehr gutes Händchen dafür :)

Schade, das die beiden im Wald gestört wurden... Ich hätte gern erfahren was da noch gegangen wäre ;)

CuCu Jyorie

Von: abgemeldet
2009-07-09T07:56:36+00:00 09.07.2009 09:56
huhu ^_^

suuuuper! eingach geil!

dein schreibstil ist der hammer und wie du auf die gefühle beschrieben hast, einfach geil! ^^

und kiba´s mudder am ende, einfach nur süß konnt mir ein lächeln echt nicht verkneifen.

werd auch gleich die andere ShikaKiba story vondir lesen ^_____^


LG Neji-Inuzuka ^///^
Von:  Schangia
2008-03-05T20:12:47+00:00 05.03.2008 21:12
Nya, zu deinem Schreibstil hab ich ja bereits bei dem JadenxChazz Oneshot alles gesagt, nun zu dieser Geschichte:
Sie ist wirklich süß, vorallem das Ende hat mir ausgesprochen gut gefallen...'Sie gehören zusammen.'...*sigh*
Wirklich sweet, habe nichts daran auszusetzen. Kibas Seelestrip war ebenfalls klasse. ;)
LG
Schangia
Von:  Schangia
2008-03-05T20:12:33+00:00 05.03.2008 21:12
Nya, zu deinem Schreibstil hab ich ja bereits bei dem JadenxChazz Oneshot alles gesagt, nun zu dieser Geschichte:
Sie ist wirklich süß, vorallem das Ende hat mir ausgesprochen gut gefallen...'Sie gehören zusammen.'...*sigh*
Wirklich sweet, habe nichts daran auszusetzen. Kibas Seelestrip war ebenfalls klasse. ;)
LG
Schangia
Von: abgemeldet
2008-02-21T18:31:56+00:00 21.02.2008 19:31
Einfach eine tolle Story mit einem tollem Pairing!
Du hast total schön beschrieben und dein Schreibstil ist auch super.
Ich würd mich freuen, wenns ne Fortsetzung gäbe!
Von:  ReiRei-chan
2008-02-14T18:57:01+00:00 14.02.2008 19:57
Ich find sie sehr gut ^^ Schön beschrieben, nur das Ende war viel zu sehr... abgehackt. Es war kein guter Schluss, fand ich. Da hätte vielleicht noch was kommen müssen.
Aber ansonsten fand ich es sehr gut ^^
Von: Skeru_Seven
2008-02-11T20:39:50+00:00 11.02.2008 21:39
Ähem, was soll ich sagen?
Die Geschichte war unglaublich, das Pairing ist eins meiner Favouriten und von diesem Schreibstil kann man Angst kriegen [im positiven Sinn!]
Mit dieser geschichte hast du mich gerade umgehauen, deshalb ist mein Kommentar etwas naja^^

Kavelala


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