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Schizophrenie zum mitnehmen

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Geständnis

Ich sitze auf meinem Bett. Mir ist schlecht. Aber nicht vom trinken oder essen. Nein, es ist eine emotionale Übelkeit. Ich hätte mich gerne mal bei jemanden ausgeweint. Hier zu Hause ging es nicht. Der Grund. Mein Vater. Mir ging es nie wirklich schlecht. Nicht in der Schule, nicht im Verein, nicht unter Freunden. Klar wurde ich gemobbt in der Schule. Wenn man von einer Hauptschule kommt, und dort Klassenbeste war, ist es halt so gewesen. Auch wenn ich mal bei einem Baseballspiel versagt habe, und meine Teamkollegen sauer waren, das passiert ebenfalls. Oder wenn man mal einen heftigen Streit mit der besten Freundin hat. All dies hat mir zwar wehgetan, aber es war halt ok. Das einzige was mir wirklich weh tut ist mein Dad. Als Kind hat er mich immer geschlagen. Selbst wenn meine jüngere Schwester Mist gebaut hat. Aber ich mach ihr keinen Vorwurf. So ist das nun mal wenn man die Ältere ist. Mir tut mein Vater weh. Nicht nur physisch sondern eben auch physisch. Ihm ist es egal. Er ergötzt sich sogar daran mich fertig zu machen. Es tut weh. Oft habe ich schon gedacht, dass ich nicht seine Tochter bin, sein Kind. Welcher Vater labt sich daran sein eigenes Kind zu tyrannisieren? Bei mir läuft vieles schief, zu mindest in seinen Augen. Ich weiß nur nicht was. Ich habe mich von der Hauptschule rauf geschuftet. Habe eine Ausbildung und sogar mein Abitur geschafft. Studiere sogar Literatur, Kultur und Medien. Und trotzdem bekomme ich fast täglich zu hören: „DU bist dumm wie Scheiße. Aus dir wird eh nichts! Du blöde Fotze. Ich bring euch alle um.“ Damit meint er nicht nur mich, sondern unsere ganze Familie. Ich kann es nicht leiden wenn er so drauf ist. Am liebsten ist es mir, wenn er nicht da ist. Auf der Arbeit. Dann muss ich keine Angst haben, dass er auf einmal im Zimmer steht und mich fertig macht. Ich hasse es wenn er frei hat. Dann besäuft er sich, und brüllt Mama an. Ich kann das nicht ertragen. Welches Kind kann es ertragen zu sehen, und auch zu hören, wie der eigene Vater die Mama anschreit. Sie bedroht und sogar schlägt. Das er sie schlägt kommt nur selten vor, aber es passiert. Ich hasse es, wenn er krank ist. Dann trinkt er sogar noch mehr. Weil er ja frei hat. Und der Alkohol und die Medikamente wirken noch heftiger auf ihn. Ich hasse es, wenn es Wochenende ist. Meine 5 Jahre jüngere Schwester kann machen was sie will. Sie ist Papa´s Liebling. Zumindest lässt sie sich von Papa nicht einschüchtern. Er weiß, dass er keine Kontrolle über sie hat. Aber sie muss ja auch keine Angst haben. Ich habe aber Angst. Sehr große sogar. Bei mir ist diese Angst klassisch Konditioniert. Sie ist eingebrannt tief in meiner Seele. Manchmal, wenn Vater wieder viel getrunken hat, traue ich mich nachts nicht aufs Klo. Dann liege ich hier bis zum nächsten Morgen wach, mit Magenschmerzen, weil ich es kaum noch zurück halten kann. Ich habe Angst dass er erwacht, wenn ich mich ins Bad schleiche. Es gibt Nächte in denen ich stundenlang leise weine, damit es keiner hört, nur weil ich mich selber bedauere. Ich hasse mich selber dafür, dass ich schwach bin und Angst habe. Früher habe ich versucht diese Angst zu bändigen. Allerdings auf die falsche Weise. Ich hatte eine Phase wo ich mich ebenfalls betrunken habe, weil mir dann alles egal war, aber mein Magen machte dies nicht mit, und ich habe mich öfters über meinen Mülleimer übergeben. Als ich dann kein Geld mehr für Alkohol hatte, habe ich angefangen mich zu ritzen. Es tat weh, aber nicht so sehr wie die Gedanken an meinen Vater. Leider war ich zu feige um mich „richtig“ zu ritzen. Ich blieb nur an der Oberfläche, weil ich nicht den Mut hatte mir wirklich was an zu tun.

Irgendwann im Laufe des Heranwachsens merkte ich dann, dass ich auf Frauen stehe. Noch ein Problem das ich bedauerlicherweise annehmen musste. Mein Vater ist Homophobe. Er hasst alle Homosexuellen. Egal ob es nun Männer oder Frauen sind. Wenn er über etwas ablästert hat er zwei Lieblingsthemen. Ausländer und Homosexuelle. Ausländerfeindlichkeit trägt er gerne in der Familie vor. Sie würden uns die Arbeit wegnehmen. Sie würden unsere Kinder töten und noch viele solcher sinnlosen Sprüche. Aber einen noch größeren Hass hat er auf Homosexuelle. Ich weiß nicht wieso, aber sein Lieblingsspruch lautet: „Homosexuelle gehören ins Kazet oder erschossen!“ Ich kann mich selber nicht ausleben, und muss immer ein Versteckspiel waren. Nun da ich eine feste Freundin habe und die ich sehr liebe, versuche ich erstmals hier weg zu kommen. Es ist ein aussichtsloser Kampf. Ich war schon bei sämtlichen Ämtern, aber sobald man Student ist, bekommt man keine Wohnhilfen mehr. Und neben dem Studium noch arbeiten, kann ich mir kaum vorstellen. Ich bin seelisch schon so ein Wrack, das ich kaum einen Tag überstehe. Nur wenn meine Freundin bei mir ist, geht es mir gut. Wenn sie in meinen Arm liegt, eng an mich gekuschelt. Ich sie halten kann, ihre Wärme spüre, sie riechen kann, weiß ich, dass es noch etwas gibt, wofür es sich zu Leben lohnt. Sie hat mir bisher all ihre Kraft als seelische Stütze gegeben. Und ich versuche auch für sie da zu sein, aber leider habe ich das Gefühl das ich ihr nicht viel helfen kann. Wir müssen dringend aus unseren Familien raus. Nur wissen wir noch nicht wie. Hinter den Wolken soll es einen Himmel geben, und wenn es so weit ist, werde ich Gott dafür danken, dass er mir nicht den Mut gab, Schluß zu machen, als ich am Ende war.



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