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Studenten unter sich

von

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~ Geselliger Abend und schmerzliche Erinnerungen

In schnellen Zügen trank ich den Tee aus und zwang mich, die dunklen Erinnerungen aus meinem Kopf zu verscheuchen. Yu hatte auf MTV geschaltet und die Fernbedienung aus der Hand gelegt. Immer noch unterhielten sich die Jungs, im Hintergrund war leise die Melodie von Hillary Duff’s neuem Lied ’Fly’ zu hören. Plötzlich fühlte ich, wie mich jemand leicht in die Seite stupste. Ich drehte den Kopf und sah geradewegs in Kiros Knopfaugen. Er legte den Kopf schief und fragte, was los sei, ich sei so schweigsam. Ich fand es rührend, wie er sich um mich sorgte und albernerweise fühlte ich, wie Tränen in meine Augen zu steigen drohten. Mit aller Gewalt unterdrückte ich sie und schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nichts. Der Tee tat nur gerade so gut.“, sagte ich mit einem Grinsen, das allerdings eher gequält wirkte. Er merkte jedoch nichts und drehte sich wieder zu den anderen, nachdem er mir leicht zugelächelt hatte. Ich war eben eine gute Schauspielerin, schon immer gewesen. Wie sonst hätte es damals so weit kommen können?

Auch die anderen hatten ihren Tee ausgetrunken, also stand ich auf und räumte die Tassen weg. Ich wollte etwas zu tun haben, nicht immer mit meinen Gedanken kämpfen müssen. Anstatt die Tassen in die Spülmaschine zu tun, stellte ich mich an die Spüle und wusch sie per Hand ab. Ich ließ meine Hände in das schön warme Wasser getaucht und schloss die Augen. So warm war das Wasser gewesen, als ich mit meinen Eltern am Meer im Urlaub war. Fische sind im klaren Wasser um mich herum geschwommen. Ich habe gelacht damals. Ich meinte, von weit weg, ganz leise, dann immer lauter werdend, die schreienden Möwen zu hören und den salzigen Wind, der durch die Luft wehte, in meinem Gesicht zu spüren. Ich sah, wie meine Mutter, die im Wasser mir gegenüber stand, mich mit Wasser bespritzte. Es glänzte im Sonnenlicht. Die Tropfen benetzten mein von der Sonne gebräuntes Gesicht...

Ich schlug die Augen auf. Lautes Gelächter drang vom Wohnzimmer her in die Küche. Eilig nahm ich meine Hände aus dem Wasser, sie sind schrumpelig geworden, und ließ es ablaufen. Ich fasste mir an mein Gesicht, wo ich eben noch die Wasserspritzer gespürt hatte, doch da war nichts.

Ich stapfte zurück ins Wohnzimmer, wo die anderen gerade über lustige Videoclips lachten. Ich setzte mich wieder zu ihnen und als ich sah, wie ein Mann, der auf einem Baumstamm über einem Teich balancierte, das Gleichgewicht verlor und versuchte, sich hampelnd aufrecht zu halten, schließlich aber doch ins Wasser fiel, musste ich lachen. Es tat gut, aus vollem Herzen zu lachen. Und wie der Mann dort herumgehüpft ist, das sah wirklich komisch aus. Schon folgte der nächste Videoclip und wir lachten die ganze Sendung durch. Ein Glück war sie 10 Minuten später fertig, ich wäre sonst gestorben vor lachen.

Während Werbung lief und Yu wieder einen Musiksender ausfindig machte, fragte Strify, wer mit ihm ’Mensch-ärgere-dich-nicht-extreme’ spielen wollte. Begeistert willigten wir alle ein und schon war Strify aufgestanden um das Spiel zu holen. Eigentlich unterschied sich unsere Extreme- Version nicht sonderlich von der normalen Version von ’Mensch-ärgere-dich-nicht’. Der einzige Unterschied war, dass wir uns alle gegenseitig aufeinander aufhetzten und es immer eine Verfolgungsjagd wurde, die sich sehen lassen konnte. Mal war einer dein Verbündeter, im nächsten Zug dein schlimmster Feind.

Während Strify alles aufbaute, hatte Kiro sich auf den Weg nach etwas Essbarem gemacht. In der Küche hatte er eine Tüte Erdnussflips gefunden, sie in eine Schüssel gefüllt und kam nun damit zurück. Sofort war Yu bei ihm, der sich eine Hand voll aus der Schüssel nahm und sich wieder in seinen Sessel zurücklehnte. Auch ich griff vorsichtig nach einem Erdnussflip und nagte daran. Endlich setzte sich Strify und gab die Würfel zum Spiel frei. Es wurde gewürfelt, gekickt, gelacht, gejubelt und geflucht, gedroht und aufgehetzt. Die Partie zog sich ewig in die Länge, immer schafften wir es, jemanden, der kurz vor dem Haus war, zu schlagen, sodass dieser den Weg noch mal von vorne bestreiten musste, ein gefährlicher Weg, auf dem wir alle wie bissige Raubtiere auf sein Vorbeikommen warteten, aber selbst nicht sicher waren. Schließlich gewann Kiro, der sich still und heimlich Stück für Stück und ganz unbemerkt zu seinem Haus geschlichen hatte, während Strify und ich dabei waren, Yus Spielfigürchen das Leben zur Hölle zu machen. Kiro war voller Schadenfreude, als wir viel zu spät bemerkten, dass er schon gewonnen hatte. Gerade hatte ich Strify angestachelt, dass er unbedingt eine 2 würfeln müsse, um Yus Spielfigur vom Brett zu fegen, in seine Anfangsfelder, wo es auch hingehörte, ohne groß auf Kiro zu achten, der seinen letzten Wurf machte, und gemächlich mit einem Schritt sein Haus betrat, in dem sich nun alle vier Figürchen befanden.

Als Zweite gewann ich und Yu und Strify lieferten sich ein Kopf an Kopf Rennen, das Strify schließlich gewann. Gespielt beleidigt ließ sich Yu mit einem „Manno!“ zurück in den Sessel fallen und setzte einen Schmollblick auf. Wir alle fingen an zu lachen und er stimmte mit ein.
 

Draußen prasselte der Regen heftig gegen die Fensterscheiben. Ich konnte den Wind heulen hören und den Donner grummeln. Ab und zu erhellte ein greller Blitz den dunklen Nachthimmel. In meinem Zimmer war es dunkel und bis auf das Gewitter, dessen Geräusche die Wohnung erfüllte, still. Na ja, fast, dachte ich und lauschte auf Yus Schnarchen, das leise aus dem Wohnzimmer an mein Ohr drang. Er und Kiro waren über Nacht geblieben, draußen hatte es nämlich so zu stürmen angefangen, dass wir sie nicht vor die Tür lassen konnten. Bei so einem Wetter schickte man noch nicht mal einen Hund vors Haus. Kiro hatte es sich, nachdem wir noch bis in die späten Nachtstunden hinein geredet und witziges Zeug gemacht hatten, auf einer Gästematratze, die sonst immer unter Strifys Bett lag, gemütlich gemacht und Yu schlief auf dem Sofa, tief und fest, wie man anhand des Schnarchens vermuten konnte. Vorher hatten sie natürlich noch bei sich zu Hause angerufen, dass sie bei uns übernachteten. Brave Jungs. Bevor ich mich ins Bett gelegt hatte, hatte ich die Weckfunktion des Weckers ausgeschaltet, schließlich wollte ich keinen Ärger mit Kiro. Der konnte nämlich zu einem richtigen Kampfzwerg mutieren und da wollte ich lieber nicht in seinem Visier sein.

Stumm drehte ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Wieder erhellte ein Blitz mein Zimmer für eine Sekunde, in der sich Schatten an den Wänden abzeichneten. Dann war ein Krachen zu hören, der Donner war heute sehr laut, und dann wieder nur das gleichmäßige Rauschen des Regens. Ich war hellwach, warum wusste ich nicht. Vielleicht war ja Vollmond oder kurz davor. Seufzend stand ich auf und schlich aus meinem Zimmer. Ich tapste vorsichtig durch das Wohnzimmer um Yu nicht zu wecken, der im Schlaf leise vor sich hin brabbelte. Ich betrat die Küche, schloss vorsichtig die Tür und öffnete den Kühlschrank, sodass etwas Licht in den düsteren Raum fiel. Das große Deckenlicht wollte ich nicht anmachen, es wäre zu hell gewesen und hätte Yu sicherlich aufgeweckt. Ich nahm ein Glas aus dem Küchenschrank und goss mir lauwarmes Wasser ein. Damit setze ich mich an den Küchentisch und stierte vor mich hin. Als ich eine Weile so da saß, merkte ich, wie es langsam kühl im Zimmer wurde. Kein Wunder, die Kühlschranktür stand ja auch die ganze Zeit offen. Schnell trank ich mein Glas leer, die Kälte würde mich nur noch wacher machen. Eilig schloss ich den Kühlschrank und in der Küche war es wieder dunkel. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann schlich ich wieder zu meinem Zimmer zurück. Auf dem Weg dorthin ging ich an der Tür zu Strifys Zimmer vorbei. Ich blieb stehen und öffnete sie langsam mit angehaltenem Atem. Man wusste nie genau, was sich hinter Strifys Tür befand, denn manchmal herrschte in seinem Zimmer so ein Chaos, dass es kaum zu glauben war. Doch nachdem ich die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte, war kein Geräusch zu hören. Ich spähte in das dunkle Zimmer und erkannte Kiro, der neben Strifys Bett auf der Matratze lag und schlief. Das gleichmäßige Atmen der beiden war zu hören, ansonsten war es vollkommen still. Beide schliefen friedlich wie kleine Babys. Noch eine Weile beobachtete ich die beiden, ihre Körper, die sich sachte auf und nieder bewegten beim Atmen, dann zog ich mich wieder zurück und schloss leise die Tür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Seki-sesshy
2008-01-28T16:06:42+00:00 28.01.2008 17:06
schööön ^^
schreib shcnell weiter ^^
Von:  Artanaro
2008-01-26T14:37:08+00:00 26.01.2008 15:37
hey! super schöne ff. bin gespannt wie es weiter geht.
Von: abgemeldet
2008-01-19T19:15:18+00:00 19.01.2008 20:15
hay!
schöne FF!
mach weiter so!

LG Viva


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