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Augenblick

"Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt..."
von

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Wunderbar

Wunderbar
 


 

„OK, das hätten wir erledigt!“

Munter marschierte der Graf aus dem Cafe. Rod erhob sich rasch und folgte ihm.

„Zwei hätten wir. Eine fehlt jetzt noch.“, sagte der Chilene und rückte seine Mütze zurecht, bevor er das Gebäude verließ.

Sie waren mitten in Hamburg und er wollte möglichst unerkannt bleiben.

Auch Bela hatte ein paar Tricks angewandt um sich zu tarnen.

Rod wirkte mit seiner giftgrünen Mütze gerade zu unsichtbar, da niemand auch nur im Traum vermutet hätte, dass der Bassist so etwas freiwillig anzog.

Bela war relativ „normal“ gekleidet, doch er hatte sich eine Lockenperücke auf gesetzt, die ihn praktisch zu einem andern Menschen werden ließ.

Die einzige Gemeinsamkeit war, dass beide eine Sonnenbrille trugen.

Rodrigo starrte beim gehen auf die Zettel die er in der Hand hielt und überlegte laut, so dass Bela es hören konnte: „Wär nicht schlecht, wenn wir noch nen Sopran kriegen könnten, der in den höheren Lagen sehr sicher ist.“

Der angesprochene kratzte sich kurz am Kopf (die verdammte Perücke juckte fürchterlich) und überlegte. „Lula hab ich schon gefragt. Sie kann nicht…“

Als Rodrigo auch beim dritten durch gucken keine geeignete Telefonnummer auf den Zetteln erblickte, steckte er sie seufzend weg.

„Bleib mal bitte stehn!“

„Warum?“, Bela drehte sich verwundert um und rollte direkt danach mit den Augen.

Natürlich war der Chilene dabei, seine Zigaretten heraus zu kramen. War ja klar…

Dennoch blieb er stehen und wartete brav auf seinen Band Kollegen.

Während er so da stand und Löcher in die Luft glotzte, fiel ihm mit einem mal eine leise Melodie auf. Suchend blickte er sich um und bemerkte, dass sie beide vor einem alten Plattenladen standen. Ein breites Grinsen zog sich über seinem Gesicht entlang.

„Bin gleich wieder da!“, flötete er und schlenderte in das Geschäft.

Rod sah ihm perplex nach.

„Ey, was soll der scheiß?“

Murrend stellte er sich vor das Schaufenster.

Er war sich 100%-tig scher, dass Bela es vergnüglich ausnutzte, dass er mit seiner Zigarette nicht rein durfte. So musste er wie ein Hund draußen bleiben und warten.

`Blödmann…`
 

Interessiert blickte Bela sich in dem Laden um.

Die Wände waren bedeckt mit alten und neuren Plakaten, unter denen er auch eins mit den SEX PISTOLS erblickte. Sein Grinsen drängte sich bis zu den Ohrläppchen. Das größte Poster war von den Ärzten. Der geräumige Raum war gut beleuchtet und wirkte sehr einladend und freundlich. War natürlich nichts gegen seinen Lieblingsplattenladen.

Als er nach links blickte sah er eine der Angestellten an ihn vorbei huschen.

Sie lächelte ihm beim gehen zu und er grinste zurück. Leise pfiff er, als er ihr hinterher sah.

`N hübsches Mädel…´ Eben diese räumte gerade Platten in die Regale und fing, wie üblich, an zu singen. Bela zog die Augenbrauen in die Höhe. Diese Stimme und das Lied kannte er doch…

„Kann ich etwas für Sie tun?“

Bela schreckte aus seinen Gedanken und blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er direkt an der Kasse stand. Und hinter dieser blickte ihn an recht großer Mann, mit Stoppel besetzter Glatze und leichtem Bartwuchs, freundlich und abwartend an.

„Nein danke!“, beeilte er sich zu sagen: „Ich guck nur.“

Der Verkäufer machte keinen Schwenker in eine andere Stimmung und erwiderte freundlich:

„Alles klar. Wenn Sie doch noch etwas brauchen sollten, können Sie mich und meine Angestellte gerne ansprechen.“ Er deutete auf die junge Frau, die Bela eben schon gesehen hatte. Weil sich der Drummer das bereits dachte, drehte er sich auch nur leicht nach ihr um und bemerkte so nicht, dass sie nun an ein paar Regale näher an ihm dran war.

Dirk kratzte sich am Kopf. Was wollte er eigentlich noch mal hier?

Sein Bauchgefühl hatte ihn hier rein getrieben, aber er war sich nicht sicher weshalb.

Eigentlich sollten er und Rodrigo sich langsam mal auf den Rückweg machen.

Sie hatten nicht mehr viel Zeit, die fehlende Person auf zu treiben.

Andererseits liebte er es in alten Plattenläden herum zu stöbern und etwas Ablenkung könnte sicher nicht schaden. Na denn!

Nach einem kurzen Rundblick wandte er sich einem Regal in seiner Nähe zu.

Dort hatte er eine Vinyl Platte von RAMONES gesichtet.
 

„Oh fuck!“

Bela blinzelte verwundert.

Dann drehte er sich in die Richtung, aus der er eines seiner Lieblingsworte vernommen hatte.

Und genau in dem Blickwinkel stand das Mädel von eben, das nun reichlich nervös dreinblickte. Er ahnte was los war. Jedoch reagierte sie nicht ganz so wie er es erwartet hatte.

„Du hast die *Perücke immer noch?“

Sie deutet mit dem Zeigefinger auf seine Lockenpracht.

„Äh Sie! Sorry.“, verlegen fuhr sie sich mit der Hand durch ihr eigenes Haar.

Ein paar Sekunden blieb er ruhig, dann musste er lachen.

Die junge Frau wurde rot im Gesicht. Vollkommen unsicher, ob sie nicht gerade eine riesen Dummheit begangen hatte.

Aber der Drummer grinste ihr zu und antwortete:

„Sie hat mir noch gepasst. Also warum nicht?“

Erleichtert ließ sie die angehaltene Luft entweichen und die Ganzkörperanspannung entwich.

„Hätte gern was Klügeres gesagt. Aber das meiste, was mir mein Hirn grad verabreicht ist totaler Blödsinn.“

„Nur her damit!“

Das kam aus einer komplett anderen Richtung.

Natürlich sah sie nach und augenblicklich war sie wieder extrem angespannt.

„Na endlich…“, nörgelte Bela, als Rodrigo auf ihn zu schlürfte.

`OK,. Ruhig bleiben. Einatmen, ausatmen... ´

Rike glaubte gleich vorne weg zu kippen und einen extra Winterschlaf auf dem Boden zu halten.

Bela!

Rod!

Bela und Rod!!!

Zwei Drittel der Ärzte!!!!

DER BESTEN BAND DER WELT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

„Ähm, kann mir mal einer sagen was los ist? Kennst du die beiden Rike?“

Papa holte sie aus ihrem Schock Zustand.

Erleichterung, über die Ablenkung, machte sich in ihr breit. Denn sie hätte keine Sekunde länger die Blicke von den beiden Rockstars ausgehalten.

Aber genauso blickte sie ihren Chef verärgert und ungläubig über seine Unkenntnis an.

„Da stehn zwei Drittel vom Gott vor dir, aber egal.“, sagte sie trocken.

Rod sah schräg auf sie und grinste.

Schon war sie wieder rot angelaufen.

„Ach!“, Papa hatte den Zeigefinger auf seine beiden Kunden gerichtet und blickte wissend und triumphierend drein.

„Oder nee, doch nicht…“, er sog den Finger wieder ein, setzte ihn an sein Kinn und grübelte schon fast theatralisch.

„Och nee, Papa. Das meinst du jetzt nich ernst!!“

Da grinste er über beide Ohren.

„Ach ja, jetzt wo du es sagst…“

Alles lachte.

„Klar weiß ich wer das ist!“

„Hat aber lang gedauert…“, sagte sie fast beiläufig und Papa blickte sie grimmig mit einem „Vorsicht meine Liebe…“ Blick an.

„Papa?“

Verwundert sah Rod zwischen ihr und Papa hin und her.

„Sieht man gar nicht…“, murmelte er.

Da klickte es bei ihr.

„Äh nein, nein! Ich… ich meine wir… äh… Mist! Noch mal! Alle Welt nennt ihn so! Warum weiß ich auch nicht so genau.“

Scheiße war sie aufgeregt!

Der Chilene gab ihr einen „Ah jaaa…“ Blick und drehte sich zum Drummer.

`Mist`

Um nicht ganz duselig da zu stehen, schob sie irgendwas hinter her.

„Darf ich euch fragen was ihr hier macht?“

Im selben Moment schossen ihr wieder tausend Gedanken durch den Kopf, die ihr sagten, dass das eindeutig zu forsch und die Frage viel zu dämlich war.

Rod sah sie ein paar kleine Sekunden leicht schief an. Dann lächelte er ihr zu.

Er hatte ihre Nervosität bemerkt und wollte es ihr etwas leichter machen.

Bela musterte die junge Frau vor ihm interessiert.

„Wir suchen Sängerinnen für die Tour.“

Ohne groß weiter nach zu denken war der Satz über seine Lippen gekommen.

Rods Kopf schoss in seine Richtung und er konnte den entsetzten Gesichtsausdruck förmlich

auf der Schulter spüren.

„Hey, ich singe!“

Dies war der nächste Satz, der nach einer fast Minuten langen Stille fiel.

In dieser waren tausend Emotionen in Rike aufgekommen.

Weiterhin ihre Aufregung, zu der sich nun fast über quellende Freude gesellte.

Es hatte aber etwas gedauert, bis sie genau wusste warum:

Das war eine echte Chance!

„Hab ich gemerkt.“

Bela grinste sie an. Man merkte deutlich, dass sie nicht wusste, was er meinte.

Doch dann schien sie die `Erleuchtung` zu treffen.

„Oh… das konnte man echt hören?“

Rod und Papa standen nur da und schienen nicht unbedingt mit zu kommen.

„Du unterschätzt deine Resonanz teilweise ganz schön…“

Papa hatte begriffen, dass der Drummer seine Angestellte bei ihrer typischen vor-sich-hin-Singerei belauscht hatte.

Jetzt fiel bei Rod zumindest ein Groschen.

„Welche Stimmlage bist du?“, fragte er ohne umschweife.

„Sopran.“, sagte sie mit immer knapper werdender Luft.

Der Chilene machte ein Geste mit der Hand, die Bela bedeuten solle, dass er ihm etwas

unter vier Augen mitteilen wolle.

„Meinst du das könnte passen?“

„Sonst hätte ich sie wohl kaum so überstürzt gefragt.“

Seufzend ergab Rod sich.

„Probieren schadet ja nicht…“

Da die Sache beschlossen war drehten sie sich wieder zu ihr.

Rike, die nervös an einer Haarsträhne herum gedreht hatte, stand wie beim Apel gerade.

`Boah Rike, du bist hier nicht beim Militär! `, ermahnte sie sich und „lockerte“ sich etwas.

„Also… wir wollens mal mit dir probieren. Nenn uns mal die Tage, an denen du Zeit hast. Dann können wir das ganze mal proben.“

„Oh, ja klar! Ähm…“, sie blickte kurz zu Papa, der ihr ein OK Zeichen gab.

„Eigentlich immer! Müsst ihr dann sagen, wann ihr wollt.“

„Hmm, na gut.“, sagte Bela und überlegte offensichtlich.

„Gib mir mal deine Adresse. Ich schick dir dann ne Mail, wenn wir genau wissen, wann du antreten sollst. Ist das OK?“

„Aber Hallo!!!“, brach es aus ihr heraus.

Letzt endlich hatte sie sich doch ganz gut beherrschen können und das machte sie verdammt Stolz. Sie hatte schon befürchtet hysterisch, oder ähnlich hektisch, zu werden

„Super, dann ist ja alles klar.“ Bela reichte ihr die Hand um sich zu verabschieden und um das `Geschäft` abzuschließen.

„Tschuldigung, wie war der Name noch?“, fragte Rod, der sich alles auf einem Zettel notiert hatte. Er sah Bela erwartend an, doch der stand nur mit einem „Ähhh…“ im Gesicht da.

Ein unterdrücktes Grinsen zuckte auf ihrem Gesicht.

Sie wollte sich das jetzt auf keinen Fall verscherzen.

Als Rod die Sprachlosigkeit seines Freundes begriff, musste auch er fast lachen.

Dirk hatte einer völlig fremden Frau einen (eigentlich) geheimen Plan verraten und wusste, bis jetzt, noch nicht einmal ihren Namen.

Er schüttelte grinsend den Kopf, dann wandte er sich der Namenlosen zu.

„Aber du weißt, doch wie du heißt, oder?“

Nun musste sie doch lachen.

„Meine Freunde nennen mich Rike. Aber fangen wir erstmal mit Henrike an.“



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