Kalte Füße
Deidara hatte nichts zum Mittagessen gegessen und sein Magen bestätigte das in kurzen Abständen auch.
„Huh? Was suchst du den noch hier, Tobi, yeah?“, fragte er, als er Tobi in der Küche stehen sah.
Erschrocken fuhr der Ninja hoch und schloss schnell die Schranktür, wo er nach der Kakaodose gesucht hatte, zu.
„I- ich habe nach etwas anderem zu trinken gesucht, Senpai!“, stotterte er schnell zurück und drehte sich zu ihm um.
„Tss, ja klar!“, brummte der Blondschopf nur und ging zum Waschbecken, das auf der anderen Seite der Küche war.
„Wie wäre es, wenn du mal ein bisschen arbeiten würdest, statt dich voll zutrinken, un!“, meinte er nachdem er seine Tasse ausgespült und auf das Gitter zum abtrocknen gelegt hatte.
“Ich hab nämlich keine Lust mehr, den ganzen Tag mich mit Missionen rum zuschlagen und danach noch diese verdammten Dokumentpapiere auszufüllen, yeah!“
Mit diesen Worten blickte er Tobi grimmig an, der vom bösen Blick seines Senpai´s ein bisschen in sich zusammenzuckte.
„J- ja Senpai, verstanden….“, kam es aus dem Jungen schüchtern heraus.
Äh? Bildete er sich es auf einmal ein oder klang Tobi´s Stimme grad an als würde er heulen? „Na dann, ich geh jetzt schlafen, un! Ich muss morgen endlich mit diesem Papierkrieg fertig kommen, sonst raste ich aus! Du solltest das auch tun und nicht hier in der Küche rum schleichen, OK, Schwachschädel?!“
Tobi nickte und starrte den Boden an, als sein Senpai an ihm vorbei ging und sich mit einem heftigen Knall in seinem Zimmer verschloss.
Betrübt verließ er die Küche, schaltete das Licht aus und ging zu seinem Zimmer hin.
Zum Glück hatte sein Senpai nicht gemerkt, dass er noch ein klein wenig geheult hatte, als er ihn angeschnauzt hatte….
Ein kalter Luftstoß umwehte ihn, als er seine Zimmertür öffnete.
Automatisch verschloss er seine Arme und schloss zitternd die Tür mit seinem Ellbogen zu.
Er hatte vergessen das Fenster zu zumachen und nun war die Zimmertemperatur genauso kalt wie draußen.
Schnell verschloss er das Fenster.
Das würde lange dauern bis es in seinem Zimmer wieder einigermaßen warm war….
Na ja, einigermaßen hieße in seinem Fall, dass es die ganze Nacht dauern würde, weil die Heizungen in seinem Zimmer kaputt waren.
Unglücklicherweise hatten sie jetzt ausgerechnet Herbst und der Winter stand natürlich auch noch bevor….
War die Heizung eigentlich bei seinem Senpai´ s letzten Partner Sasori auch kaputt?
Müde setzte er sich auf sein Bett und umwickelte sich mit der weißen Bettdecke, um sich etwas wärmer zu fühlen.
Wenn er so darüber nach dachte, war es Sasori- san eigentlich egal wie kalt es in seinem Zimmer war, da er ja eine Puppe war und Puppen ja nichts fühlen konnten.
Wie es sich wohl anfühlte, nichts zu fühlen…?
Tobi legte seinen Kopf auf sein Knie und seufzte leise. Wenn man nichts fühlen konnte, dann könnte man ja nicht traurig, aber auch nicht glücklich sein….
Man konnte keinen Hass oder keine Liebe von anderen Menschen erwidern….
Konnte man so überhaupt leben?
Ein weiterer Seufzer verließ Tobis Mund und er blickte sich in seinem Zimmer um. Wie wohl Sasori- san Zimmer aussah, als er noch nicht tot war?
Das Zimmer zeigte ja einem die Persönlichkeit des Menschen, der darin wohnte, soweit er den Artikel richtig gelesen und verstanden hatte. Aber was für eine Persönlichkeit hatte eine nicht fühlende Puppe? War alles ordentlich in seinem Zimmer geordnet oder lagen überall seine Werkzeuge herum? Hatte er Erinnerungsfotos auf seinem Nachtschrank oder war in seinen Regalen alles leer?
Als er selber hier einzog, sah das Zimmer aus, als hätte niemand hier drin gewohnt….
Jetzt sah es fast immer noch so aus, als würde niemand hier wohnen.
Der Bücherschrank war nur mit ein paar zerflederten Büchern ausgestattet, der Nachtschrank neben seinem Bett war nur mit ein paar Kleinigkeiten gefüllt und der Kleiderschrank hatte nur ein wenige Kleidungsstücke in sich drinnen liegen, die sich von dem Sachen die er grad trug, sich nicht sonderlich voneinander unterscheideten. Der Schreibtisch beinhaltete nur Papier, Stifte und kleine Sachen die man sonst so brauchte. Es sah ziemlich danach aus, als würde jemand hier erst einziehen und die wichtigsten Sachen schon mal aufgestellt hatte.
Er war aber dagegen "schon" eingezogen.
Es war manchmal zum Heulen, dass er in so einem Zimmer leben musste. Er würde es wirklich gerne verändern, aber er hatte kein Geld um sich neue Sachen zu kaufen. Das ganze Geld, das die zwei verdienten oder erhielten, musste er
Deidara – Senpai geben, der die Haushaltskasse von den beiden führte.
Er hatte aber zuviel Angst davor, seinen Senpai zu fragen ob er ihm Geld geben könnte….
Lieber würde hier in seinem kalten, trostlosen Zimmer bleiben, als den Zorn von Deidara auf sich zu ziehen….
Apropos kalt: Komischerweise war im jetzt ziemlich heiß….
„Vielleicht ist es die Bettdecke….“, murmelte der Maskenträger und schob die Bettdecke zur Seite.
Es half nicht. Ihm war immer noch kochend heiß….
„Kann es etwa sein, dass die Heizung endlich funktioniert…?“, fragte er sich laut und stand von seinem Bett auf.
Nur um wieder zurück auf sein Bett zu fallen.
Ihm war auf einmal so schwindlig und unerträglich heiß, dass er am liebsten sich ausgezogen hätte, wenn da nicht sein Senpai neben an wäre.
Ein weiterer Versuch aufzustehen.
Er fiel wieder auf sein Bett.
„Verdammt...ist mir schlecht….Ich bin doch...nicht krank, oder…?“, murmelte er verzweifelt und kroch unter seiner weißen Bettdecke.
Was sollte er jetzt nur tun? Deidara – Senpai um Hilfe rufen?
Nein, dann würde er sicher wütend auf ihn sein, dass er von ihm aufgeweckt worden war, wenn er jetzt schlief.
Vielleicht war er auch nur einfach müde und brauchte eine Mütze Schlaf um wieder topfit zu werden, dachte der Miss-Nin und drückte sein Gesicht in sein warmes Kissen rein.
Tobi blinzelte durch seine Maske.
„Oh nein….“
Wie sollte er nun nur das Licht ausschalten? Aufstehen war jetzt in seinem Zustand ein unmögliches Unterfangen….
Der schwarzhaarige Maskenträger streckte, nach kurzer Überlegung, seine Hand zum Nachttisch hin, wo seine braune Tasche mit Waffen lag. Vorsichtig tastete er nach einem Kunai und holte ihn raus.
Vorsichtig zielte er auf die andere Seite des Zimmers.
Mit einer schnellen Bewegung schoss er den Kunai, mit dem Haltering voran, zum Lichtschalter der sich neben der Tür befand.
Klack!
Das Zimmer war dunkel.
Seufzend quälend rollte er sich in seine Bettdecke ein.
Was war nur mit ihm los? Er wurde doch nicht etwa jetzt wirklich krank, oder?
Wer sollte dann mit seinen Senpai morgen zum Dienst gehen? Deidara - Senpai wäre sicher sehr wütend, wenn er nur wegen ihm kein Auftrag erledigen konnte. Und das ausgerechnet jetzt, wo ihre Beziehung miteinander einen Tiefpunkt erlangt hatte, wie schon seit lange nicht mehr….
Tobi schniefte leise.
Was für ein grausamer Tag das heute war!
Erst musste er einsehen, dass sein Senpai gar keine Interessen an ihm hegte, dann hatte er seit langem wieder wegen Deidara geweint und jetzt lag er hier, wahrscheinlich krank, im Bett und hatte Angst vor dem nächsten Tag. Stöhnend und zum Heulen zumute, rollte er sich auf seinen Rücken. Seine Stirn schien fast verbrennen zu wollen, Schweißtropfen rannen unter seiner Maske an seinem Backen entlang, umsonst, da sie ihm keine Kühlung gebaren. Wie gerne würde er die Maske abnehmen, wie gerne würde er es tun, nur um eine Erleichterung von dieser heißen Qual zu bekommen….
„Urgh….“ Wieder rollte sich der Ninja stöhnend um, diesmal auf den Bauch. Die Hitze fand wohl kein Erbarmen an ihm, denn er merkte jede weitere Minute immer mehr wie die Temperatur hochstieg.
„Senpai….“, kam es flehend aus ihm heraus, während er sich stöhnend im Bett rumwälzte. Seine Gedanken schienen sich langsam aufzulösen, denn ihm wurde es immer schwerfälliger zu denken, geschweige an etwas konzentriert zu denken.
Der Körper des Leidenden schien keine Minute still zu sein, jedes Mal rollte oder wälzte es sich herum und der Kopf stieß immer wieder Stöhnereinen aus sich heraus. „Senpai….“, murmelte der Leidende immer wieder flehend, aber wie es schien hörte die Person ihn nicht.
Ein Mondstrahl durchstreifte kurz das unordentliche Bett und verschwand wieder, als eine Wolke sich zwischen dem Mond stellte.
Dennoch war das kein Anlass seine Schicht weiter zumachen, also fuhr er seine Kreise weiter, ohne auf den Leidenden Menschen wieder herabsehen zu könne