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Wenn Wächter lieben lernen...

Tala/Bryan, Kai/Ty, Ray/Max
von

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Julia

Tadääää, hier präsentiere ich euch endlich mal ein neues Kapitel von mir xD

Ich bedanke mich herzlich für alle Kommentare, die man mir hinterlassen hat und hoffe, ihr schreibt sie weiterhin für mich <3

Sou, nun genug gequatscht, ich wünsch euch viel Spaß beim lesen XD
 

Bryan verbeugte sich hoheitsvoll vor seinem Kollegen, als war er ein Prinz, der seiner Prinzessin den Respekt brachte, den sie verdiente, nachdem er um ihre Hand angehalten hatte. Der vierte Wächter war sich die absurden Gedankengänge seinerseits bewusst, doch nie konnte er sie so gut ignorieren, wie jetzt eben. „Wie Ihr es Euch wünscht“, er klang ungewohnt unterwürfig, fast wie ein Diener zu seinem Herren und Tala musste erstaunt feststellen, diese Seite an ihm noch niemals gesehen zu haben. Selbst nicht bei ihrem Kaiser. Selbst zu seinem Vater hatte seine Stimme nicht so geklungen. Der Rothaarige wusste gar nicht, ob er sich glücklich schätzen konnte. Immerhin verbeugte sich hier gerade ein Prinz vor ihm, der obendrein sein Kollege war und dazu noch bekannt, als ziemlich mürrischer Einzelgänger, mit dem er sich oftmals gestritten hatte. Eigentlich ja alles gute Gründe, um sich diesen Moment gut einzuprägen. Wer weiß, ob sie in Zukunft nicht vielleicht weiterhin streiten würden. Wenn auch auf eine andere Art und Weise. Dennoch, Tala lächelte und schien mehr denn je glücklich zu sein. Bryan indes erhob sich wieder zu einer stattlichen Gestalt eines Mannes, um den sicherlich viele Frauenherzen kämpfen würden. Er schaute gen den Himmel, wo die Sterne ihre volle Pracht entfalteten und somit zeigten wollten, dass die Nacht sich keineswegs vor dem hellen Tag zu schämen hatte. „Ist dir nicht kalt?“, fragte er den dritten Wächter scherzhaft und schenkte ihm ein schelmisches Grinsen, unter denen seine leichten Grübchen hervorstachen, die ihn um sehr viel mehr attraktiver wirken ließen. Der Herrscher von Eis und Schnee musste einräumen, sich an diesem Tage sehr oft überrascht zu haben. Es gab wahrlich vieles, was er von Bryan noch nicht gesehen oder gewusst hatte. Allerdings hatte der Andere bis jetzt auch nicht viel von sich verraten. Nun war er es ja wert, dass Tala mehr über ihn in Erfahrung bringen wollte. Oder besser, er wollte ihn einfach besser kennen lernen. Der jüngste Prinz und zugleich Thronerbe dieses Reiches war eine durchaus sehr interessante Person. Dennoch konnte er nicht umhin, diesen bei der Frage, aus halb geöffneten Augenliedern anzuschauen. Er war sich den Temperaturen bewusst, die zwar mild waren, unter denen es doch manchmal zu leichten Schauerereignissen kommen konnte. „Und was wenn?“, er stellte die Gegenfrage schon fast wie eine Herausforderung zu einer Schlacht, die der Andere aber nur zu gerne annahm. „Soll ich dich dann wärmen? Vielleicht eine kleine Begebenheit in meinem Schlafzimmer?“, der Rothaarige errötete nun doch sichtlich, obwohl er sich Mühe gegeben hatte, nicht Nervös zu werden. Scheinbar half es wenig. Aber wie sollte es auch? Bei so einer frechen Zunge, wie sie nur Bryan gehören konnte? „Jetzt sofort wäre sehr passend“, räumte der Blasslilahaarige nun auch noch ein. Die Ausmaßen seiner Worte war er sich wohl bewusst, immerhin war sein Kollege so rot, wie man es nicht übersehen hat können. „Du Schelm!“, wisperte nun der Andere und drehte sich schnell um, damit der Prinz nicht noch mehr von seiner Unbeholfenheit sah, sich in seiner Gegenwart nicht beherrschen zu können. „Sind wir etwa verärgert?“, flüsterte Bryan ihm ins Ohr, als er schon fast unbemerkt näher geschritten war, seine Hände zärtlich auf die Schultern des Anderen legte und sie so unmittelbar an dessen Körper presste, dass Tala die Knie weich wurden. „Selbst wenn“, er warf ein Blick über seine Schulter und schaute seinen Kollegen kurz an, ehe er seinen Satz beendete. „Das geht dich nichts an“, der Herrscher der vierten Grenze musste Grinsen, fast schon Lachen. Sie waren gerade schwerstens dabei, wieder in ihre alten Muster zurückzukehren. „Werden wir wieder Zickig?“, er konnte genau hören, wie der Rothaarige die Luft in seine empörten Lungen zog und zu einer Gegenwehr ansetzten wollte, doch es erstaunte ihn umso mehr, dass selbst nach längerem Schweigen nichts kam, die Stille behielt die Oberhand. Tala war gewillt sich zu beruhigen und sich hier keine Blöße geben zu lassen. Ein Ausbruch von solchen Emotionen, die sich vor allem Heute angestaut hatten, wäre kein schöner Anblick. Vor allem wüsste er nicht, wie er reagieren würde. Entweder würden sie so wie immer sich zerstreiten, oder sie würden danach zusätzlich miteinander im Bett landen. Wieder entflammten seine Wangen auf. Er sollte aufhören an so etwas zu denken! Er schüttelte seinen Kopf, um den Gedanken los zu werden. Starke Arme schlangen sich nun um seinen Oberkörper. „Kriege ich keine Antwort?“, seine Stimme war so ruhig, dass der Wächter der dritten Grenze wieder ganz flüssig in der Hand des Anderen wurde. Das war wirklich schlimm. Normalerweise war er doch ganz anders und solche Gefühle beschlichen sich zum ersten Mal in seinen sonst so kalten Körper. Er hätte nie für Möglich gehalten, dass er einmal in Bryans Arme liegen konnte. Für ihn war es bis vor ein paar Stunden ja noch Unmöglich gewesen, sich vorzustellen, dass sie einen Tag ohne Streitereien auskommen würden. Genauso unmöglich, wie er sich dachte, dass sein Herz einmal in so einem rasanten Tempo schlagen würde. Ihm wurde warm. Der heiße Atem an seinem Nacken trug auch nicht gerade zur Besserung zu seinem Zustand bei. Kaum wollte er zu einer Antwort ansetzen, spürte er die Lippen an seinem Hals, die ihn erschauern ließen. Er bekam Gänsehaut und wurde schwach. „Das…das ist unfair!“, immerhin wusste Bryan sehr wohl, dass dies seine Schwachstelle war. Aber der vierte Wächter schien diese Worte überhört zu haben, denn er machte nicht gerade den Eindruck, als wollte er aufhören, als er seine Zähne zärtlich in das Fleisch vergrub. Tala unterdrückte sein Stöhnen. „Schlaf heute bei mir, ja?“, nicht dass er unbedingt Hintergedanken hatte, er wollte den Anderen einfach nur bei sich wissen. Viel brauchte er sich nicht zu Rechtfertigen, denn sein Kollege wollte gar keine Erklärung hören und nickte einfach nur.
 

~~~~Bei Kai und Tyson~~~~
 

Die beiden Ausreißer hatten es tatsächlich geschafft unbemerkt aus dem Palast zu gelangen, ohne, dass ein besonderes Hindernis ihren Weg kreuzte. Kai wagte es gar nicht, an seine alten, unausstehlichen Berater zu denken. Wenn die erst einmal herausfinden würden, dass er einfach ohne Ankündigung abgehauen war, dann würde er sich bestimmt wieder was anhören dürfen. Aber man durfte es Kai nicht verübeln. Er war schon eine recht reiche Zahl an Jahren Kaiser und hatte sich eigentlich nie wirklich ausgelebt. Zugegeben, er hatte nie ein Verlangen danach gehabt, mal richtig Mist zu bauen. Abgesehen davon wurde er nie erwischt und das wurde dann mit der Zeit langweilig. Raus geschlichen hatte er sich des Öfteren mal, bis jetzt stetig mit Erfolg ohne jegliche Konsequenzen. Also warum sollte es diesmal anders sein, nur weil er jemanden an seiner Seite hatte? „Uwah“, kam dann von Tyson, der die Aufmerksamkeit des Kaisers erregte. „Woah, das ist hier ja alles total bunt!“, es war das erste Mal, dass der Blauhaarige an einem Fest des Himmelreiches teilnahm und wie es schien, war er mehr als begeistert davon, was er hier zu sehen bekam. Viele bunte Blumen und so viele Lichter, die aufgehängt worden war, obwohl es hell genug war. Von der Stimmung erst gar nicht zu reden. Jeder feierte so ausgelassen, als hätten sie noch nie etwas anderes getan. Wussten sie ja doch nicht, was im Hintergrund für eine Gefahr lauerte. Ansonsten wären sie wohl kaum so fröhlich. Der Kaiser lachte. Tyson war wirklich putzig, wenn er so neugierig das Fest erkundigte. Er hatte eine blaue Tracht an, das in der Menge fast schon unterging. Die Kleidung der Anderen Leute war gelinde gesagt einfach nur knallig. Es sah so aus, als hätte man die Farben einfach durcheinander gemischt und würde jetzt das Resultat tragen. In seinem Gesicht trug der erste Wächter eine Maske. Keine Besondere, einfach eine, die er sich unterwegs besorgt und aufgesetzt hatte. Es hatte irgendwie Ähnlichkeiten mit einem Drachen, aber im Endeffekt war es nur undefinierbar. >Da sieht Dragon doch schon viel besser aus<, dachte er sich grinsend und drehte sich zu seinem Herrscher um. Dieser hatte eine rote Pracht angehabt und wirkte selbst jetzt noch, ohne seine vielen Schichten majestätischer Garderobe sehr souverän. Wie immer voller Eleganz und Anmut. Das war schon fast erschreckend. Dass er sich hier nicht verriet und das die Leute nicht drauf kamen, wer er wirklich war, war dem Blauhaarigen ein Rätsel. Seine Krone hatte Platz für seine Wuschelfrisur gemacht und seinem Gesicht zierte eine schwarze Maske, von der Tyson sagen konnte, das sie ihm leichte Angst machte. Der sonst so freundliche Kaiser wirkte damit ziemlich unheimlich und der Wächter musste schlucken. Kai packte die Hand des Jüngeren und führte ihn durch die Menge. Für ihn war das viel zu laut hier. Wenn er mit seinen Wächtern feierte, so war dies was anderes. Da waren sie meistens nur unter sich und alle hatten Spaß, sofern es ihnen möglich war. Er führte Tyson an einen leicht abgelegenen Ort. An einen See, der zwar gerade einsam zu sein schien, aber noch guten Anschluss auf die Stadt hatte. Der Graublauhaarige nahm seine Maske ab. „Aber Kai…“, in seiner Stimme lag eine gewisse Besorgnis, doch sein Regent lächelte ihn nur sanft an. „Keine Angst, es wird mich schon niemand sehen“, mit diesen Worten packte er Tyson an seinem Hinterkopf und löste den Knoten seiner Maske auf. Rechtzeitig fing der Wächter seine Gesichtsbedeckung auf, da seine Majestät sich ja nicht schickte, dies für ihn zu wagen, bevor sie zu Boden fiel. Der Blauhaarige fuhr sich mit der Hand durchs Haar und wirkte leicht verlegen, als sein Kaiser ihm einen eindeutigen Blick schenkte. Kai streichelte sanft die Wange des anderen und musste wie so oft lächeln, wenn er den Jüngeren sah. „Weißt du…“, er stoppte für eine kurze Zeit und schien sich die richtigen Worte zu überlegen. „Du bist sehr hübsch“, beendete er schließlich den Satz, welches den ersten Wächter zum erröten brachten. „Ähm…ach…“, Tyson stotterte, weil er nicht wusste, wie er reagieren sollte. Ihm war sein gutes Aussehen ehrlich gesagt gar nicht bewusst. Demzufolge war es ihm schleierhaft, warum man ihm dies nachsagte. >Ich sehe doch ganz normal aus<, dachte er sich und musste nervös den Blicken seines Regenten ausweichen. „Es gibt so viele hübsche Menschen. Ich bin da sicherlich keine Seltenheit. Man nehme zum Beispiel Tala oder Bryan“, nuschelte er hervor und wagte es immer noch nicht, den Älteren anzusehen. Kai schien zu überlegen. „Das stimmt schon. Sie sehen gar nicht so schlecht aus. Trotzdem…meine Augen sehen nur dich“, grinste er schelmisch und Tyson errötete noch mehr. >Wie kann er das so einfach sagen? Ohne auch nur ein bisschen Verlegen zu wirken??<, das war für den Wächter unbegreiflich. Er könnte das nie. Dafür war er wahrscheinlich doch viel zu schüchtern, auch wenn er nicht gerade so schien. Ob sein Kaiser das oft über die Lippen brachte? Er wirkte so selbstsicher…Aber der Gedanke, dass Kai das schon mehreren gesagt haben soll, verstörte ihn doch ziemlich. Seine Augen stur nach unten, zu dem dreckigen Boden gerichtet, seufzte er schließlich auf.

Der Graublauhaarige hingegen hatte sein Augenmerk nicht von dem Wächter gelassen. Die Worte, die er gesagt hatte, waren sein voller ernst und es erstaunte ihn selber, wie leichtfertig er sie ausgesprochen hatte. Für süße Verführungskünste war er ja nicht gerade bekannt gewesen und er wollte es auch gar nicht sein, zumal er noch nie Liebesschwüre bekannt hatte. Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. Was er jetzt noch sagen sollte, wusste er nicht. Man merkte, dass der Kaiser ein absoluter Anfänger in Sachen Liebe war und so langsam verdammte er sich dafür. Allerdings hatte ihn auch niemand so sehr in den Bann gezogen, wie sein erster Wächter. Es war unglaublich. Kai konnte schon fast sagen, dass er ihm praktisch erlag. Tyson war wirklich wunderschön gewesen. Diese zarte Haut, sein seidiges Haar und von seinem sündigen Körper wollte der Kaiser gar nicht erst anfangen. „Ach so“, nuschelte der erste Wächter verlegen und versuchte nicht sonderlich rot zu wirken. „Ähm, sag mal, du hast doch bei der Versammlung gesagt, dass du gar nicht weißt, woher Bryan wirklich stammt…kann so jemand Wächter werden?“, fragte der Jüngere und war sich im Bewusstsein, dieses romantische Thema auszuweichen. Es war ihm etwas unangenehm und er wusste nicht, ob sein Regent es auch so meinte. Tyson freute sich zwar, aber mit so etwas konnte er einfach nicht gut umgehen. Kai schaute auf den See und sein Blick war so tief, als würde man meinen, er wollte auf den Grund schauen. „Ja, das stimmt. Aber kennen tu ich ihn schon ziemlich lang. Er ist mit mir zur Schule gegangen“, antwortete der allmächtige Herrscher und hatte der eigentlichen Frage keiner Beachtung geschenkt. „Es gibt hier eine Schule?“, fragte Tyson seinerseits verwirrt. Kai lachte leise. Niedlich, wie wenig der erste Wächter doch eigentlich über dieses Reich wusste. Aber wenn man erst 1 Jahr tätig war, so konnte man nicht viel erwarten. Die Erfahrungen würden ihm erst wieder nach und nach mächtig werden. „Natürlich, immerhin gibt es auch Leute, selbst Wächter, die nicht auf der Erde inkarnieren. Unser Volk zum Beispiel hatte die Erde noch nie bewohnt. Natürlich gibt es also Schulen. Ich war auch nie auf der Erde inkarniert gewesen. Ich war als Sohn des Kaisers geboren und habe nun statt seiner, diese Verantwortung übernommen. Damals ist Bryan irgendwann vor der Schule einfach aufgetaucht und ehe ich mich versah, hatte man mich schon gemeinsam mit ihm unterrichtet. Keiner wusste, woher er auf einmal kam, aber dass er Adelig war, hatte er bewiesen. Ansonsten hätte er wohl nicht meinen Unterricht beiwohnen dürfen“, Kai legte seinen Kopf schief, als er sich so daran zurück erinnerte. Er war wie immer auf dem Weg in den Anderen Flügel des Palastes, dass in eine Schule umgebaut wurde. Um dorthin zu gelangen, musste er durch den freien Hof, wo allerlei Leute ihren Geschäften nachgingen. Am Eingang angekommen, hatte er einen Jungen gesehen, der ungefähr dieselbe Größe hatte wie er und der sicherlich auch dasselbe Alter hatte. Bryan hatte ihn nur einmal kurz angesehen, als der damalige zukünftige Kaiser an ihm vorbei schritt. Irgendwann am Nachmittag hatte ihm sein Lehrmeister in Fachkunde Magie, diesen einen Jungen von eben vorgestellt. Er würde von nun an, zusammen mit ihm unterrichtet werden. Er wäre ein Adeliger, doch näheres war nicht bekannt. Nach und nach wurden sie gute Freunde und Kai stieg zum Regent auf, als sein Vater zum Saturn wechselte. Und auch Bryan wurde mit einem Schlag Wächter der vierten Grenze. Dieser Posten war ihm bestimmt gewesen.

Kaum hatte der Thron frisches Blut geleckt, so suchte eine Katastrophe die Andere heim und Kai musste sich als Herrscher bewähren. Und das tat er. Er hatte alles überstanden, doch der erste Wächter war gefallen. „Ein Adeliger von unbekannter Herkunft kann Wächter werden?“, Tyson stellte die Frage noch einmal mit Nachdruck. Er wollte eine Antwort. Wie war das Möglich? Konnte also jeder ein Wächter werden, wenn man es anstrebte? War es etwa nur ein Mythos, dass es einem von Geburt an, bestimmt war? „Nein. Er mag ein Adeliger von Unbekannter Herkunft gewesen sein, doch er war für die vierte Grenze bestimmt gewesen. Er trägt ein Mal, der das beweist. Außerdem waren seine Zauberkräfte enorm stark gewesen. Selbst für einen Adeligen“, allerdings hatte er nicht gewusst, dass er ein so bedeutender Adeliger war. Ansonsten wäre er sich nicht mehr ganz so sicher gewesen. Das silberne Reich war für seine starken Bewohner bekannt gewesen. „Ein Mal?“, nun war die Neugier des ersten Wächters geweckt. „Hat jeder Wächter so ein Mal?“, fragte er nun und starrte an seinen Körper runter. Wenn ja, wo mochte sich seines verstecken? Er hatte noch nie etwas Ungewöhnliches an seinem Körper bemerkt. Kai indes bemerkte sein, auf einmal gewecktes Interesse an seinen Körper und musste prusten. „Nein, nicht so ein Mal. Jeder der zum Wächter berufen wird, wird durchs ärgste Geprüft. Meistermagier erkennen dann, ob in ihrem Geistkörper ein Mal auftaucht. Ist dies der Fall, so ist es sein Geburtsrecht“, er schaute noch einmal zu dem zierlichen Körper und selbst wenn er kein Magier war, so erkannte er Tysons Mal sehr wohl. Dieser schien gerade stark nachzudenken. Wahrscheinlich schossen ihm gerade tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf. Kai grinste wissend. „Denk lieber nicht darüber nach. Es ist etwas kompliziert und du würdest nur Kopfschmerzen bekommen. Und keine Sorge. Bei dir ist auch ein Mal vorhanden“, meinte der Regent und lächelte, streichelte dem Jüngeren die Wange entlang, was dem Anderen wieder die Wangen entflammen ließ. „Das…das habe ich gar nicht bezweifelt“, seine Verlegenheit gewann einfach immer die Oberhand und immer, wenn sie es tat, so wandte er seinen Blick ab. Doch diesmal wollte der Kaiser sich nicht einfach so abspeisen lassen. Er bewegte die Hand, die eben noch auf dessen Wange platziert war, nach unten und führte sie unter sein Kinn. Mit einer sanften Handbewegung drehte er den Kopf des Jüngeren wieder zu sich und Tyson war gezwungen, den Blicken, was ihm entgegen geschleudert wurde, stand zu halten. Was eher schlecht als recht gelang. Immer wieder drifteten seine Augen zur Seite, wo er unsicher hin und her schaute, als würde er etwas suchen. „Hey“, flüsterte Kai zärtlich und für einen Moment, war die Aufregung vergessen und der erste Wächter verlor sich mit nur einem kurzen Blick in den Augen des Anderen. „Weichst du mir etwa aus?“, flüsterte Kai seine Frage und näherte sich dem Gesicht, des Blauhaarigen, dessen Lippen gerade verführerisch zum Küssen einluden. „Nein?“, flüsterte Tyson seine Antwort zurück und bemerkte gar nicht, wie sein Kaiser ihn schon in den Bann zog, von dem er nicht bereit war, den Jüngeren jemals wieder gehen zu lassen. „Dann ist es ja gut“, meinte der Ältere dann noch, schloss seine Augen und Tyson tat es ihm eher langsam gleich, bevor sein Mund das Ziel erreichte und dem Anderen einen Kuss stahl. Dem Blauhaarigen wurden die Knie weich. Er zitterte vor Aufregung und keuchte in den Kuss hinein, als sein Kaiser ihn noch enger an sich drückte. Enger, fester. Der Graublauhaarige wollte ihn einfach nur bei sich wissen. Die Lippen seines kleinen Engels machten ihn schwach. Und wie süß sie doch schmeckten. Er konnte einfach nicht genug davon bekommen und er wollte mehr, als er den Kuss intensivierte und mit seiner Zunge über die Lippen des Anderen strich, um so um Einlass zu bitten. Tyson konnte anhand dieser lieblichen Bitte nicht wiederstehen und öffnete seinen Mund. Er spürte eine fremde Zunge eindringen, die ihn aufforderte mit ihm zu spielen, indem er die Zunge des Blauhaarigen neckte. Sein Vorhaben gelang ihm. Der erste Wächter ging auf dieses Spiel ein und folgte dem Anderen an seinem Beispiel. Sie neckten sich, berührten sich und Tyson wurde es so langsam schwach um seine Knie. Hätte sein Schwarm ihn nicht gehalten, so hätte er sein Gewicht sicherlich nicht mehr tragen können. Der Blauhaarige keuchte in den Kuss hinein und erst als sie sich sicher um ihre Atemnot waren, konnten sie die Kraft aufbringen, sich voneinander loszureißen. Kai schaute seinen kleinen Liebling sanft an und musste lächeln, wenn er sah, wie der Andere leicht rot anlief, kaum wenn er seinem Regenten in die Augen sah. Tyson’s Herz klopfte ihm laut in seiner Verlegung und selbst seine Beine zitterten noch schwach, zeigten ihm, dass sie noch nicht zur Ruhe gekommen waren. Kaum öffnete der Blauhaarige seinen Mund, um etwas zu sagen, da zuckte Kai auch schon leicht und schaute in den abendlichen Himmel und sein Blick veränderte sich leicht. >Es ist schade…<, dachte er sich, aber die Pflicht saß ihm immer noch im Nacken. Kai seufzte etwas und ließ die Sorge des Blauhaarigen wachsen. „Stimmt etwas nicht?“, doch der Kaiser schüttelte einfach nur den Kopf und bedachte ihn mit liebevollen Augen, wobei er zärtlich lächelte. „Ich dachte einfach nur gerade, dass es wirklich schade ist, aber einige der Wächter sind schon wieder auf dem Rückweg“ Der erste Wächter verstand sofort und nickte bloß freundlich. „Gut, dann gehen wir wohl besser zurück“, meinte der Blauhaarige und ehe er es sich versah, spürte er eine sehr warme, angenehme Hand, die seine umschloss, als wollten sie ihm das sicherste Gefühl der Welt vermitteln. Tyson lächelte innerlich in sich hinein. >Es funktioniert sogar<
 

~~~~Bei Salima, Julia und Raul~~~~
 

„Halte durch, Raul, wir sind bald da“, doch der Ohnmächtige vernahm die Stimme seiner geliebten Schwester nicht. Selbst ohne sein Bewusstsein war es den außenstehenden Wächtern, als würde ihr Kollege furchtbar leiden. Er atmete nur stockend, als würde ihm jemand die Luft verwehren und die Schweißperlen rannen ihm die Stirn herunter. Hatte er Krämpfe? Hatte er Albträume? Keiner vermochte es zu wissen. Julia hoffte bloß rechtzeitig anzukommen. >Es wird doch wohl nichts Ernstes sein?<, aber das wusste sie nicht und genau das bereitete ihr Kopfzerbrechen. Egal was es war, sie war sich gewiss, dass ihr Regent ihm bestimmt helfen konnte. Kai konnte alles heilen, davon war sie überzeugt. „Ich kann schon den Palast sehen!“, rief Salima aus und Sohi musste unweigerlich hochschauen. Das war es also. Der Himmelspalast. >Ha!<, sah irgendwie anders aus, als der Auserwählte es sich erwartete hatte. Der Palast hatte sich über all die Jahre stark verändert. Er grinste. „Dann kann ich euren Kaiser bald kennen lernen“, lächelte er freundlich und die Tatsache, dass der sechste Wächter wohl gerade seine schlimmsten Höllenquallen durch litt, tat an seiner Laune keinen Abbruch.
 

Als sie schließlich endlich vor dem Tor des Palastes angelangt waren, mussten sie zugeben, erschöpft zu sein. Sie hatten sich ziemlich beeilt und hatten mehr als die Hälfte ihrer Kräfte eingebüßt und die unzähligen Treppen hatte es ihnen nicht einfacher gemacht. Die Soldaten allerdings, die hier ihre Pflicht taten, gaben eine Mitteilung weiter, dass einige der Wächter zurückgekehrt seien. Julia wartete nicht, bis man ihr aufmachte, sondern stieß das Tor selber auf und begab sich gar schon hektisch in den Saal, wo normalerweise Kais Thron stand, doch zu ihrer Überraschung stand der prunkvolle Stuhl leer, nur ein paar der Beamten waren anwesend. „Was soll dieser Scheiß?!“, schrie sie zu einem Beamten, worauf er hin leicht verschreckt zu sein schien und stotternd eine Antwort von sich gab. „Es…es tut mir Leid, aber der Kaiser ist momentan nicht aufzufinden“, allein schon dieser Satz brachte Julia in ziemliche Rage. Wo konnte Kai sein? Er war der Kaiser! Er war hier der Regent! Sein Platz sollte nirgendwo anderes sein, schon gar nicht zu so einer Zeit! Wo war er?

Unruhe machte sich in ihrem Körper breit. Es machte sie unsicher, wenn sie nicht wusste, wo ihr Schwarm war. Ja, sie war eifersüchtig und wollte wissen was er gerade machte, mit wem er zusammen war. Konnte er gar bei einer Frau sein? Sie schüttelte den Kopf. Nein, dass würde er doch nicht tun, nicht jetzt…oder etwa doch? Immerhin war er ja auch ein Mann…der zwar noch nie wirkliches Interesse an jemanden gezeigt hatte, aber Affären waren bei ihm nicht auszuschließen. Er war immerhin sehr attraktiv und heiß begehrt. Doch irgendetwas an ihren Gedanken wollte Julia nicht so recht gefallen. Sie zischte und biss sich in ihre Unterlippe. „Wo kann er bloß stecken?“, sie war vor dem Durchdrehen. Ihr Bruder brauchte doch Hilfe! „Hier bin ich doch!“, antwortete man ihr etwas atemlos. Kai und Tyson waren den ganzen Weg gerannt und verzichteten auf Magie, weil das wahrscheinlich zu viel Aufsehen erregt hätte. Es musste ja nicht jeder wissen, dass der Himmelskaiser sich ab und an mal raus schlich. Julia drehte sich um und sie strahlte! Wie froh war sie doch gewesen, ihn wiederzusehen? Doch ihre Freude währte nicht lange, als sie sah, dass ausgerechnet er mit dem ersten Wächter Händchen hielt. Sie unterdrückte es sich, voreilige Entschlüsse zu fassen. Vielleicht gab es dafür einen plausiblen Grund. Aber so schnell konnte man doch keine Freundschaft schließen. Liebe hingegen…konnte zu jedes Tages und Nachtzeit entfachen. Sie schüttelte abermals den Kopf und belächelte sich selber. Was war mit ihr los? Was dachte sie hier? >So etwas absurdes!<, sie hatte überhaupt keinen Grund dem ersten Wächter nicht gesonnen zu sein. „Berichterstattung!“, befahl Kai harsch und rief sie aus ihren Gedanken in die harte Realität zurück. „Äh…Wir haben den Auserwählten gefunden, Majestät! Aber Raul braucht Eure Hilfe!“, in ihren Augen konnte er sehen, wie ernst es ihr damit war. Sein sechster Wächter machte so schnell nicht schlapp. Was war mit ihm passiert? „Wo ist er?“, fragte er nach und schaute sich um. „Er ist noch im Vorraum“, sie verbeugte sich, als er wegtrat und Tyson hinter sich herzog, ehe sie ihm selber folgte.
 

Kai näherte sich der kleinen Gruppe im Vorraum und sah, dass man Raul schon längst auf den Boden gelegt hatte. „Was ist mit ihm passiert?“, fragte er an Salima gewandt, den Auserwählten, hatte er noch gar nicht beachtet. War ihm doch sein Wächter wichtiger. „Er ist auf einmal, aus einem total unersichtlichen Grund zusammengebrochen“, antwortete sie ihm und Kai ballte sich seine Hände zu Fäusten. Wie konnte das sein? >Einfach so? Ohne Grund?<, er lockerte seine Finger und ließ seine Hand über den ohnmächtigen Körper wandern. „Seine Körperfunktionen sind normal. Ich kann jedenfalls nichts erkennen“, murmelte Kai in seinen nichtvorhandenen Bart. Raul hatte keine Verletzungen, wurde auch nicht mit Magie angegriffen, mit einem Fluch schon gar nicht. Doch der Wächter kam nicht zur Ruhe, wie man deutlich erkennen konnte. Er wandte sich gequält hin und her. Kai legte seine Hand auf dessen Stirn und ließ ihn mit Magie, seiner heilenden Fähigkeiten etwas zur Ruhe kommen. „Ich hab dafür gesorgt, dass er sich regeneriert. Seine Fähigkeiten scheinen sich auszubauen. Sie werden stärker und egal wo ihr wart, er hat Signale in solch einer Form bekommen, die für ihn gar nicht mehr erträglich war. Er muss sich einfach nur auszuruhen und bei Gelegenheit sagt ihm bitte, er soll seine neue Kraft so schnell wie es geht trainieren. Wir haben keine Zeit zu verlieren“, da war es wieder. Dieses harte, strenge an ihm, wo die anderen nur nicken konnten. Mit einem Fingerschnippen eilten schon Soldaten herbei. „Bringt ihn bitte auf ein Zimmer“, seufzte Kai und die Soldaten kamen ihrem Befehl schnell nach. Der Kaiser richtete sich wieder auf und musste seufzen. Er richtete sein Augenmerk auf den fremden Jungen, der sich hier höchst interessiert umsah. „Du musst der Auserwählte sein“, lächelte der Kaiser und fing somit die Aufmerksamkeit des Jungen auf, der im gleichen Lächeln erwiderte. „Ja, mein Name ist Sohi. Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Euer Gnaden“, Kai wunderte sich wie höflich der Silberhaarige doch war, als dieser sich auch noch verbeugte. Dabei war er doch gar der Stärkste unter ihnen. >Und so klein…<, konnte so ein zierlicher Körper wirklich so viel Kraft halten? Sohis Blick richtete sich an den Blauhaarigen. Irgendwie…woher bloß…hatte er ihn nicht schon mal irgendwo gesehen? Das konnte nicht sein. War es vielleicht seine Seele, die ihm so vertraut war. „Ich bin der erste Wächter. Mein Name ist Tyson“, es musste so ausgesehen haben, als wollte der Auserwählte, dass er sich vorstellte. „Der erste?“, fragte der Kleinere resigniert und blickte ihm stumpf in die Augen. Der Blauhaarige nickte einfach nur freundlich. Ein unheimliches Schauern durchlief ihn. Er fühlte sich mit einem Male so behaglich. „Ach so…“, flüsterte der Silberhaarige und wieder stiegen ihm Bilder in seinem Kopf, die er nicht kontrollieren konnte.
 

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„Du hast mich angelogen!! Du Verräter!!“, Sohi schrie, er schrie aus Leibeskräften und seine Tränen, die ihm übers Gesicht liefen, schienen kein Ende nehmen zu wollen. Er war gebrochen und tief verletzt.

„Nein, das stimmt nicht. Sohi, hör nicht darauf! Das ist alles nicht wahr!“, der Andere versuchte verzweifelt, die Situation klar zu stellen. Doch der Kleinere wollte nichts hören und richtete sein Schwert auf ihn. Sein Gesicht…konnte er nicht sehen.

„Hoffe lieber, dass meine Seele zerspringt. Denn ansonsten komme ich wieder und meine Rache an dich…“, er hatte es nicht ausgesprochen. >Sie würde furchtbar sein<

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Sohi stöhnte kurz auf, als er die Bilder verdrängte, indem er stark die Augen zusammen kniff und hoffte, einfach hoffte, sie möge ihm verschwinden. Tyson hingegen bedachte ihn mit einem sorgenvollen Blick. „Alles ok mit dir?“, fragte er und musterte sein Gegenüber von oben bis unten ab. >Hm…<, ein leicht vertrautes Gefühl stieg ihm auf, wenn er den Kleineren so ansah. Doch kaum hatte er dieses besagte Gefühl wahrgenommen, verspürte er sie nicht direkt als wirklich angenehm. Was war das bloß? Wieso fühlte er so etwas? Er konnte sich nicht entsinnen, denn Anderen schon jemals erblickt zu haben. Wieso also wollten diese Empfindungen nicht verschwinden? Empfindungen die ihm zeigten, dass er sich in Acht nehmen sollte. Tyson wurde unsicher und erregte Kais Aufmerksamkeit. Der Regent betrachtete seinen ersten Wächter mit einer Sorge, wie es Julia noch nie von ihm erlebt hatte. Bedeutete ihm dieser naive Junge so viel? Er war doch bloß der erste Wächter…und schwach. Sie könnte ihn mit Leichtigkeit besiegen, dem war sie überzeugt. Die 8. Wächterin ballte ihre Hände in ihrem Zorn zu einer Faust. Diese flammenden Gefühle, die ihr Herz durchbohrten vernebelten ihr schier den Verstand. Sie hatte das Bedürfnis Tyson gleich hier und jetzt eine Ohrfeige zu verpassen. Was fiel ihm ein? Kai schenkte ihm so viel Aufmerksamkeit…so viel Beachtung und wenn sie sich in ihren Erinnerung rief, wie zärtlich er den Blauhaarigen behandelte, dann konnte sie kaum an sich halten. Kai schenkte ihm alles, was sie sich jemals von ihm erträumte. Ihre Eifersucht pochte so hart gegen ihre Brust…so hart…und sie wusste nicht mehr, was sie machen sollte.
 

Sohi erkannte ihre Gedanken und erspürte ihre Gefühle und in einem unbeobachteten Moment musste er einfach grinsen. Liebe…das war es also, was ihre Gedanken beschäftigte. Naive Welt, dachte er sich und lachte in sich hinein. >Liebe bedeutet in der Schlacht gar nichts<, waren seine düsteren Gedanken, als er seine ernste Mine verzog.

Kai hingegen schickte einen Brief mit dem Botenvogel zu seinen Wächtern los, mit der Nachricht, seine Wächter im Silbernen Reich sollten doch wiederkehren. Er biss sich leicht auf die Unterlippe, als er seiner Stimmung kundtat. Seine Wächter würden dort wahrscheinlich nichts finden.

„Majestät!“, rief ein hektischer Soldat, der auf ihn zu gerannt kam. Sofort hatte er die gesamte Aufmerksamkeit der Beteiligten. Kai bemerkte ihn mit einem forschen Blick. Sein treuer Soldat war atemlos. Wie weit mochte er wohl gerannt sein?

„Einige der Wächter bewegen sich zu Eurer Residenz zurück!“, berichtete er, als er vor seinem Kaiser in die Knie ging. „Verstehe“, gab nun Kai und bewegte sein Handzeichen zu einer Entlassung, woraufhin der Krieger auch schnell aus dem Raum verschwand. Wahrscheinlich würden es Ray und die Anderen sein. Seine Wächter im Silberreich würden wahrscheinlich so schnell nicht wiederkehren, wenn sie keine brauchbaren Informationen gefunden haben. >Sie haben also wirklich jemanden gefunden?<, das überraschte ihn doch etwas. Wenn dieser Jemand den Auserwählten trotzen konnte, ohne dabei vernichtet zu werden, würde er dann nicht zu stark für seine, noch so jungen Wächter sein? Er fasste sich leicht an die Stirn und schüttelte den Kopf, wobei er leicht zu den Auserwählten schielte. Der Kaiser konnte einfach nicht umhin, den Kleinen noch mal zu mustern. Er rümpfte die Nase. Kai hatte ein ungutes Gefühl, wusste aber nicht, wodurch es ausgelöst wurde. Irgendwas war da. Er verfeinerte seine Sinne und erspürte sich etwas Dunkles. Es war nur schwach, es war nur klein, aber es war da. Wieder blickte er zu dem Auserwählten. Kam das von ihm?

Wenn Ja, dann musste Raul das auch bestimmt bemerkt haben und durch seine nun gewachsenen Kräfte wirkte jedes noch so kleine Bisschen überwältigend. Der Graublauhaarige seufzte. Er fasste sich an seinen ungewohnt, unbedeckten Kopf. Würden sie dem alles stand halten können? Würden sie diesen Krieg gewinnen können? Bestimmt waren das die Sorgen eines jeden Regenten, doch Kai machte sich wirklich Gedanken darüber. Er hatte Angst. Angst, dass seinem ersten Wächter etwas passieren könnte. Wenn dieser Feind so viel Stärker war, als er selber, dann bezweifelte er, dass er Tyson lange beschützen konnte. Der Graublauhaarige musste sich zügeln. Das waren nicht die Worte, oder Gedanken eines Kaisers. Das waren einfach nur die Worte und Gedanken eines Mannes, der um seinen Liebesten fürchtete. Als Kaiser müsste er all seine Wächter beschützen wollen, doch dem war nicht so. Kai war sich sicher, dass die Meisten auch gut auf sich selber acht geben konnten, doch der erste Wächter war und blieb der Schwächste im Glied, weil dieser an der Front kämpfte und in der Menschenwelt agierte. Paradox, dass ausgerechnet der wichtigste Kämpfer auch sogleich der schwächste sein musste. Der junge Kaiser wusste nicht, warum das so war. Er hinterfragte es nicht. Was zählte war, dass er Tyson beschützen musste.
 

„Verzeiht, Eure Majestät“, die liebliche, etwas rau gewordene Stimme Julias schrak ihn aus seinen tiefen Gedanken. Er schaute sie unverblümt kühl an, wie er es immer tat. Die zur Faust geballte Hand der 8. Wächterin, die sie immer noch nicht abgelassen hatte, erzitterte leicht. Ihr Herz schmerzte zusehends. Sie schaffte es nicht mehr. Die junge Frau hielt dem Druck in ihrem inneren einfach nicht mehr stand.

„Aber Ihr müsst meine Wenigkeit für einen Augenblick entschuldigen. Ich ziehe mich für Kurz zurück“, sie hielt es nicht mehr aus, ihren Herrscher ansehen zu müssen, der sich ja doch nicht für sie interessierte. Auf eine Antwort wartete sie auch gar nicht erst, als sie sich frech erlaubte wegzugehen und einen erstaunten Kai zurückließ. So etwas sah ihr gar nicht ähnlich, dachte sich der Regent seinerseits, doch er tat es schnell ab. Julia war bestimm unter Stress. Kein Wunder. Zuerst diese Suche und dann war da bestimmt noch ihre Besorgnis ihrem Bruder gegenüber.

Die Wächterin ging tiefer in den Palast hinein, ungeachtet der Tatsache, dass sie sich vielleicht verlaufen könnte. Selbst eine langjährige Wächterin, wie sie, war der Architektur dieser Residenz nicht bewusst. Wie könnte sie sich auch auskennen? Ihre Zeit teilte sie selten hier. Aber nun war es ihr egal. Ihr Haupt gesenkt, ihre Augen waren von einem Schatten umgeben, die sie nicht preisgaben. Sie bog um die nächste Ecke und lehnte sich an die Wand. Julia biss sich auf ihre Lippen, um keinen Laut preiszugeben, sie wollte nicht schwach sein, doch es half wenig. Ihre Gefühle und Emotionen übermannten die zierliche Frau. Sie schluchzte leise auf, es klang sehr gedrückt und die ersten Tränen konnten über ihre Wangen fliehen. Die 8. Wächterin presste die Hand vor ihrem Mund um nicht gleich ihren Schmerz hinauszuschreien und rutschte die Wand hinunter. Wieso? Wieso musste sie nur wegen einem Mann so leiden? Wieso hatte sie sich in jemanden verliebt, der sie nicht einmal wahrnahm? Wieso musste sie solche Schmerzen durchleben? Die Tränen rannten ihr unaufhaltsam über die Wange, verliehen ihren qualvollen Gefühlen Ausdruck. Sie wollte nicht mehr verliebt sein. Es war ja doch nur schmerzhaft. Sie wollte alle ihre Empfindungen nicht mehr haben. Sie fasste sich verzweifelt an den Kopf, während sie ungeniert weiter weinte. Wie sollte sie das machen? >Hilf mir doch jemand<
 

Sohi spürte eine ungewöhnlich starke Kraft sich seinem Aufenthaltsort nähern. Seine Sicherheit darüber, dass es nicht die Wächter waren, konnte sich nur bestätigen. Es gab also tatsächlich jemanden, der ihm gegenüberstehen konnte, den er mit seiner gesamten Kraft nicht niederstrecken konnte. Wie mag diese Schlacht wohl enden?

Kein Wort verließ seine Lippen, keine Entschuldigung, kein Bitten, als er einfach wegging. Er musste nicht nachdenken wohin sein Weg ihm führte, seine Beine brachten ihn ungehindert zu seinem Ziel. Fast war es schon so, als hätte er sich angeschlichen, als er gar lautlos ankam. Der zierliche Junge kniete sich nieder.

„Julia“, es war, als würden Engel singen. Seine Stimme war so rein und so liebevoll. Mit was für einer Wärme und gleichzeitig mit einer Kraft sie doch war. Da konnte sie nicht umhin, als ihren Kopf zu heben und in sein wunderschönes Gesicht zu blicken.

„Was ist mit dir?“, wie fürsorglich er doch war. Das Herz der 8. Wächterin schlug höher als es sollte und es war wie eine Macht, der sie gezwungen war, ihm alles zu erzählen. Einfach alles.

„Ich…“, doch sie schaffte es nicht. Ihre Stimme verweigerte es ihr, als ob es sie schützen wollte noch einmal diese Erinnerungen der Schmerzen zu durchleben. Julia wandte ihren Blick ab. Sie wandte sich von dieser Macht ab. Sie wollte sich dem nicht ausgesetzt wissen. Doch dann fühlte sie diese kühle, unbeschreiblich zarte Hand an ihrer Wange und ihre Zweifel schmolzen dahin, als diese klare Stimme so süß ihren Namen flüsterte.

„Sag es mir“, Sohi näherte sich ihr, seine Hände ihren Kopf fest umklammernd und zwang sie ihn anzusehen. >Diese Augen…<

„Es ist unser Kaiser“, es war, als stünde sie unter Hypnose. Als sich ihre Blicke trafen, konnte sie keinen vollständigen Gedankengang erfassen. „Ich liebe ihn…“, ihre Stimme wurde etwas tiefer und brachte wohl den Ausdruck der Verbitterung mit sich. „Aber er…kümmert sich nur um den ersten Wächter“, die Augen Sohis schienen sich für eine Sekunde lang verengt zu haben, doch selbst wenn dem so gewesen wäre, man hätte keinen Unterschied zu seinem lieblichen Aussehen bemerkt. „Und mich hat er als Frau sowieso nie wahrgenommen. Mit der Zeit wird das sehr ärgerlich“, Sohi war nicht verwundert. Wie es aussah, war Julia sehr in ihrem Stolz gekränkt. Er grinste etwas, denn er konnte all ihre Schmerzen fühlen, sie spüren, sie erleben, doch Mitleid oder sonstige Gefühle brachte er ihr nicht gegenüber.

„Julia“, wieder dieses liebliche Flüstern. „Ich werde dir helfen“, kaum waren diese heilenden Worte ausgesprochen, da riss er sie in einen Kuss. Überraschung zerrte an dem Körper der Wächterin. Sie errötete sogleich sie die Situation begriff und blinzelte ihrer Verwirrung entgegen. Was war in den Jungen gefahren? Dieser Frage konnte sie sich allerdings nicht sehr lange widmen. Ihr Blick wurde leer und alles was jemals an Gedanken sich in ihrem Kopf verirrt hatte war mit einem Schlag weg. Alles war leer und sie konnte nur noch die Schwärze begreifen, der sich ihrer bemächtigt hatte und nun drohte, sich in ihren ganzen Körper auszubreiten, um sich ihr eigen zu machen. Ein Stich ging durch ihr Herz. Ein tiefer, gewaltsamer, schmerzhafter Stich und sie zuckte heftig zusammen. Nur die Lippen des Anderen, die hartherzig an die ihre gepresst waren, konnten ihre vehementen Schreie unterdrücken. Sie zitterte, als Kälte ihren Körper erfasste. Eine reißende Kälte, welches ihr Herz einforderte, welches sich in ihr Herz bohrte. Julia konnte nicht dagegen ankämpfen, es war so gewaltig und es war so verführerisch und sie war bloß…schwach. Sie fühlte, wie ihr Herz mehr und mehr in Besitz genommen wurde und spürte mit einem brennenden Verlangen, dass ihre Gefühle, dass die Schmerzen niedriger wurden. Gleichzeitig fühlte sie sich stark, als hätte sie Kraft mit ungeahnten Möglichkeiten bekommen. Ihre Emotionen starben. Ihr Herz war vergiftet. Ihre Gefühle gewichen. Sohi löste den Kuss. In jenem Augenblick, als er sie anlächelte, kniete sie sich hin und senkte ihr Haupt in voller Demut. Er hatte ihr Kraft gegeben alles zu erreichen was sie begehrte. Er hatte ihr die Magie gegeben, das ihr nie bestimmt gewesen war. Der Auserwählte berührte Julia mit einer sachten Bewegung an ihrer Schulter. Kaum merklich, als hätte sie gerade ein Schmetterling gestreift und sie erhob sich auf diesen Befehl hin wieder zu voller Größe.

„Willst du seine Liebe?“, fragte er wie der unschuldige Junge zuvor.

„Nein“, nun nicht mehr.

„Willst du seinen Körper?“

„Nein“

„Sag mir, Julia. Was begehrst du nun von ihm?“
 

Sie blickte ihn an. Ihre Liebe, die für Kai brannte, war dem Hass gewichen.
 

„Seine Vernichtung“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Doujinshi
2014-07-08T18:16:10+00:00 08.07.2014 20:16
Bin gerade erst auf deine FF gestoßen und habe sie an zwei kurzen Abenden bisher durch :) Mich würde ebenfalls sehr intressieren wie es weiter geht :( Du hälst die Spannung echt hoch mit diesem ganzen Ungewissen wer jetzt gut ist und wer der Böse... Und auch das Ende ist ziemlich "gemein"... An so einem Punkt hört man nur auf wenn man seine Leser quälen will ;)
Persöhnlich bin ich bei der FF der größte Fan von Bryan und Tala. Wüsste echt gerne wie es bei ihnen weiter geht. Aber kann man wohl nichts machen ._.
Vielleicht kommt ja IRGENDWANN nochmal ein neues Kapitel raus. Würde mich freuen :)

Von:  DtJu-chan
2011-09-26T18:15:14+00:00 26.09.2011 20:15
Ach die story währe sooo toll ich würde gerne wissen wie sie ausgeht +schniff+


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