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Im königlichen Auftrag

von

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Im königlichen Auftrag
 


 

Nur Einer wird dich sehen

Und der blickt mit Smaragden.

Findest du dann den,

der mit Marinen schaut,

so weiß, wird Eine dir zu Hilfe kommen.

Ist nun einer da, der sehen wird mit Saphiren,

wirst du zwei Wegweiser haben,

die jedoch, wie einer denken.

Jetzt bist du an dein Ziel gekommen,

doch verlier dein neues nicht aus den Augen.

Der Rückweg ist’s, den du sollst antreten;

Ob nun schwer oder leicht, ist dir überlassen.

Doch pass auf,

dass niemand mit Rubinen sieht.

Passiert das doch,

lass ihm die Sonne in die Augen fallen

um ihn zu retten.

Findest du den Weg durch Schritte zurück,

so hast du die Möglichkeit, dich zu beweisen.

Und dein Schicksal wird nimmer wieder so schwarz sein.
 

~o*o~
 

Es war mitten in der Nacht, dessen war sich Allan sicher, nur wusste er nicht, wie spät es genau war. Etwas hatte ihn geweckt, er wusste aber auf einmal nicht mehr, was es war. Doch plötzlich hörte er es wieder! Es waren Schritte. Jemand ging den Flur im zweiten Stock entlang, aber bei jedem Schritt dieser Person knarrte und knackte es, jedoch kamen diese Geraeusche nicht von dem Parkettboden.

Er wollte der Sache auf den Grund gehen und so schwang er seine Beine aus dem Bett, nur damit sie im nächsten Moment mit eiskaltem Wasser in Berührung kamen. Schnell zog er sie zurück, erstens weil es unglaublich kalt war und zweitens, weil es eigentlich nicht so üblich war, dass das Haus unter Wasser stand, auch wenn es ihm gerade mal bis zu den Knöcheln reichte. Vergeblich suchte er nach etwas womit er über das Wasser laufen könnte, fand schlussendlich nichts Nützliches, biss seine Zähne zusammen und ließ seine Füße wieder ins Eiswasser.

Zitternd und mit den Zähnen klappernd ging er nun in den Flur hinaus und sah erst nach links, wo nichts zu finden war, und dann nach rechts. Was er jedoch dort sah, ließ seine Knie weich werden und er fiel auf den waessrigen Boden. Vergessen war die Eiseskälte des Wassers in dem er nun vollständig saß.

Er starrte bloß apathisch auf die sich ihm nähernde Gestalt, welche sich nach genauerem Hinsehen, als ein Junge in seinem Alter, oder vielleicht älter, herausstellte, so in etwa 15 bis 17 Jahre alt. Er lief auf dem Wasser, unter seinen Füßen bildete sich jedoch bei jedem Schritt eine Schicht aus Eis. Das Eis war es auch, das dieses knarrende Geräusch von sich gab, welches Allan geweckt hatte. Merkwürdig war aber, dass der Junge seltsam unwirklich schien. Er hatte eine porzellanähnliche Haut, so blass, dass man meinen könnte er wäre eine Leiche. Die Haare waren platinblond. Das unglaublichste jedoch an ihm waren seine Augen: Sie hatten eine undefinierbare Farbe, aber nach einigem Überlegen beschloss er, dass sie die Farbe dichten Nebels hatten.

„Endlich habe ich ihn gefunden. Der Junge mit den smaragdenen Augen.“ Sagte der Junge eher zu sich selbst zu sagen, als zu sonst jemandem.

Allan konnte keinen Ton rausbringen. Seine Stimme war weg, da er zu aufgeregt war.

Der Blonde sprach unbeirrt weiter:

„Du bist der einzige Junge auf dieser Welt, der die Augen mit der Farbe von Smaragden hat. Ein Grün, dass unverkenbar ist.“

Allan sah ihn nur aus geweiteten Augen an und konnte nicht fassen, dass sich das gerade vor ihm abspielte. Es gab nichts reelles an diesem Augenblick, was auch dazu führte, dass Allan nun glaubte er träume.

„Alles OK. Gleich werde ich aus diesem komischen Traum aufwachen und darüber lachen.“ sagte er mehr zu sich selbst als zu seinem Gegenüber.

„Das ist keineswegs ein Traum. Du hast die einzigen smaragdgrünen Augen und deswegen kannst du mich sehen. Nur der Auserwählte aus der Prophezeihnung kann mich in dieser Welt sehen. Ich bin Aristian, der Prinz des Eiswelt.“ Der Junge redete sehr schnell, fast ohne Punkt und Komma. „Du bist der, der mir helfen wird meine Eltern zu finden. Ich bitte dich! Ich muss meine Eltern, den König und die Königin, retten, weil sie entführt wurden. Wir müssen so schnell es geht in meine Welt.“ Er klang etwas verzweifelt und sah betreten zu Boden.

Allan konnte es nicht fassen. Immernoch saß er regungslos auf dem wasserüberfluteten Boden und starrte auf den Jungen, der sich ihm als Prinz des Eislandes vorstellte. Allan schien das alles für einen Traum zu halten. Und da in einem Traum einem selbst die surrealste Vorstellung normal vorkommt, musste er nun wirklich daran glauben, dass dies hier gerade wirklich passierte.

„Wie bitte?“ konnte er nur von sich geben.

Was soll ich machen?!“ fuhr er fort.

„Du sollst mich in meine Welt begleiten. Du bist unsere einzige Hoffnung.“

„Aber, was ist mit meinen Eltern? Die werden sich aufregen. Ich kan doch nicht einfach von der Bildfläche verschwinden.“ sagte Allan nun etwas beängstigt.

„Mach dir darum keine Sorgen, denn solange du fort bist, wird die Zeit in dieser Welt stehenbleiben. Außerdem werde ich dich wieder zurückbringen, sobald du deine Aufgabe erfüllt hast. Ich flehe dich an.“

Endlich fand er das Gefühl in seinen Beinen wieder und stand auf, und sah sich um. Die Zeit war eingefroren, sowie alles, in dem Haus. Eine dicke Schicht aus Eis bedeckte Wände, Decke, Fußboden – das Wasser war nun verschwunden und Allan stand auf dem Eis -, die ganze Einrichtung war vereist. Der Prinz jedoch stand auf einer Eisflaeche die etwas über dem Boden in der Luft hing.

„In Ordnung, ich komme mit. Ich denke, sowas verrücktes würde mir nicht noch ein Mal passieren. Nur…wie kommen wir dahin?“

„Es sind Schritte, der Schlüssel sind die Schritte. Du musst auf dem Eis entlang gehen. Aber pass auf: Es ist sehr wichtig wo und wie viele Schritte du machst.“ erklärte der Junge nun, und wandte Allan den Rücken zu, um zu gehen.

„Aber wie weiß ich das? Wie weiß ich, wo und wie viele Schritte ich machen muss?“ fragte Allan nun, mit deutlich verwirrtem Gesicht, nach.

Die Straßenlaternen schienen durch die hohen Fenster ins Haus und als sich der junge Prinz wieder unserem Protagonisten zuwandte, sah letzterer, wie der Schein von den Augen des Thronfolgers reflektiert wurde, wie bei einem Spiegel… oder eben Stahl! Erst jetzt, wo er doch genau vor ihm stand, konnte Allan die Augen des Blonden näher betrachten: Neben diesem unnatürlich hellen Grau, sah er, dass die Augen des Prinzen mit stahlgrauen Sprenkeln übersäht waren. Was aber am verwunderlichsten war, war die Pupille in Form eines X.

„Das weißt du, tief in dir drin.“ antwortete Aristian unbekümmert.

Allan wusste fast schon nicht mehr, was er gefragt hatte, rief sich also die Antwort noch mal ins Gedächtnis und erinnerte sich dann.

„Aber… was ist… wenn ich etwas falsch mache?“ Man sah, dass Allan irgendwie nicht gewillt war, die Antwort zu hören, aber sollte es so weit kommen, musste er doch wissen, was dann passiert.

„Du bist der Auserkorene, du kannst keine Fehler machen. Die Schritte sind in deinem Herzen, wie in deinem Bewusstsein.“ versuchte der Junge Allan zu beruhigen.

„Du musst auf die Eisfläche steigen, nun komm schon.“ Aristian streckte ihm eine Hand entgegen und bot ihm somit stumm an, ihm auf den höhergestellten Steg aus Eis zu helfen.

Allan nahm die Hand des Prinzen und setzte den ersten Schritt auf die Eisfläche, die nach dieser Aktion smaragdgrün aufleuchtete – ein Grün, seinen Augen ähnelnd.

‚Ich kann das nicht’, dachte er sich. Aber die Zeit stand doch still. Und das war ein Abenteuer, wie es sie nur in Büchern und Filmen gab. Er überdachte noch ein Mal, was er im Inbegriff war zu tun, entschloss sich jedoch, es wirklich durzuziehen. Er wollte sich die einmalige Chance nicht entgehen lassen, mal als Retter dazustehen.

Er sah sich das Eis näher an und bemerkte, dass es an manchen Stellen Risse hatte. An anderen wiederum war es aufgesprungen, weiter gab es regelrechte kleine Löcher in selbigem und an einigen Orten hatten sich kleine Luftbläschen gebildet. Sollte er sie meiden, oder waren das Hinweise, die ihn auf dem richtigen Weg führen sollten?

Er schloss die Augen und atmete tief durch, wollte sie wieder öffnen, als in diesem Moment vor seinem inneren Auge ein Weg auftauchte. Ein Weg in der völligen Dunkelheit, verursacht durch seine geschlossenen Augenlider. Ein Weg, so grün wie das ganze Eis geglüht hatte.

Er öffenete sie nicht, hielt sie geschlossen und folgte dem Pfad aus einzelnen achteckigen Platten, welchen er hinter seinen geschlossenen Augen sah.

Nach dem dreizehnten Schritt hörte der Weg auf. Einen Augenblick später fühlte er nur, wie er weggezogen wurde, dann landete er etwas unsanft auf dem Boden. Auf einen harten und etwas kalten Boden.

Erst Sekunden später traute er sich, die Augen zu öffnen und was er sah, ließ ihn nun schon zum zweiten Mal in weniger als einer Stunde den Atem anhalten. Vor ihm erstreckte sich ein Königreich, wie er es nur aus Märchen kannte. Eine riesige Fläche aus Eis, darauf ein Ort, der einem Dorf oder einer kleinen Stadt ähnelte, wo Leute rumliefen, als wäre es normaler Asphalt, mit oder ohne Einkaufstüten, wo sich der leckere Geruch frisch gebackenen Brotes in die Nasen schlich und wo Kinder unbeschwert tobten. Die Szenerie wurde durch die Silhouette eines Schlosses am anderen Ende des Ortes vervollständigt, welches ganz aus Eis bestand, wie im Übrigen auch die kleine Stadt. Jedes einzelne Gebäude glitzerte mystisch und silbern im schein der drei (!) Sonnen. Aber, wo war er überhaupt?

Allan stand vom Boden auf, sah sich kurz nach links und rechts um und machte dann ein paar Schritte in richtung Stadt, als ihm plötzlich jemand auf die Schulter tippte.

„Du wolltest doch wohl nicht schon ohne mich gehen?“ Mit einem Lächeln ging Aristian ein paar Schritte vor, ehe Allan ihm folgte.

„Eure Hoheit–„

„Tian.“ berichtigte der Prinz ihn.

„Bitte, was?“

„Ich sagte, du sollst mich Tian nennen. Wir sind fast im selben Alter, da ist es unsinnig von dir als eine Hoheit oder Majestät betitelt zu werden.“

„Aber ich kann sie doch nicht einfach beim Namen nennen, euer Hochwohlgeboren.“

Entsetzt schaute Allan, den zwar nicht viel älteren, aber doch auf eine Art und Weise wohlhabenderen Jungen vor sich an.

„Ich bestehe darauf. Nur der liebe Herr, weiß wie lange wir beide zusammen suchen müssen. Du wirst mich doch nicht die ganze Zeit Hoheit nennen. Ich kann das nicht leiden. Als ob mich meine Schwestern so nennen würden. Also bitte.“

„Ich bin aber kein Familienmitglied“, sagte Allan, worauf Aristian erwiderte, dass er ihn nun auf diesem Stand erheben würde.

„Ihr…ich meine, du hast Schwesten?“ fragt er nun doch etwas interessiert. Er selbst war ja Einzelkind.

„Ja, drei, um genau zu sein. Meine ältere Schwester, Juno. Die jetzige Regierungskraft. Sie ist des Donners und Blitzes und des Windes bemächtigt. Und dann noch meine jüngeren Schwestern, die Zwillinge Concordia und Discordia. Sie sind die Schützen und beide Leiterinnen der Königlichen Garde. Sie reiten ausgezeichnet, sind sehr mächtig mit Pfeil und Bogen - wie bereits gesagt - und gehen verblüffend gut mit Schwertern um. Sie sind vierzehn Jahre alt und tun alles gemeinsam. Aufgrund ihrer kriegerischen Fähigkeiten, jedoch, haben sie jeweils nur ein Element: Concordia ist die Herrin der Wärme und Discordia die der Kälte. Sie können also jeweils eine Mindest- und eine Höchsttemperatur erreichen.“

Als der Prinz geendet hatte, hatten Allans Augen die Größe von Wagenrädern angenommen.

„Ihr seid verschiedenen Elementen bemächtigt?“ Das war verblüffend.

„Ja“ gab der Blonde ungeniert zurück. „Ich verfüge über die Macht des Nebels und des Eises. Ich kann aus dem Nichts Eis entstehen lassen. Deswegen bin ich auch der rechtmäßige Thronfolger, denn in jeder Generation wird immer nur einer geboren, der das Element des Eises beherrscht und der wird dann König.“

„Und warum ist dann deine ältere Schwester jetzt an der Macht?“ Man konnte das Fragezeichen auf Allans Zügen kaum übersehen.

„Erstens, weil mein Vater, also der rechtmäßige jetzige König, nicht tot ist und zweitens, weil sie als einzige von uns volljährig ist. Sollte der König vor dem achtzehnten Geburtstag des Thronfolgers umkommen, so kommt das älteste Kind an die Macht. Gibt es kein älteres Kind, so wird die rechte Hand des Königs zeitlich begrenzt zum Herrscher ernannt. Wenn dann das Kind volljährig ist, nimmt es den Platz des Königs ein.“

„Aber, wenn der König nicht tot ist, wo ist er dann?“ stellte Allan erneut eine Frage.

„Das habe ich dir doch schon gesagt.“ sagte der junge Thronfolger. „Meine Eltern sind entführt worden und können ohne Hilfe nicht zurück. Der Magier unseres kleinen Königreiches bekam danach eine Botschaft und gleich dannach schickte die Nymphenkönigin die Prophezeihung. Und da wird nun mal jemand erwähnt, der smaragdene Augen hat und mich als Einziger sehen kann.“ erzählte der Prinz.

„Tut mir Leid, aber ich war da nicht ganz bei der Sache. Es ist nicht üblich für mich, in eine andere Welt geholt zu werden.“

Daraufhin fing Aristian an, zu erzählen. Über das Königreich, die alten Könige, die Kriegsgeschichte und ein bisschen über seine Eltern. Über sich sagte er jedoch nichts.

Allan war in seinen Erzählungen so sehr gefangen, dass er nicht bemerkte, wie sie durch die Stadt wanderten und wie alle Bewohner sich verbeugten, als der Prinz an ihnen vorbeischritt.

„Und wie wusstest du, dass ich dieser Junge bin?“ fragte er deshalb weiter.

„Das habe ich auch schon erwähnt: Du bist der einzige Mensch in deiner Welt, der die exacte Farbe in den Augen hat, wie sie Smaragde haben. Und in deine Welt bin ich durch magische Schritte gekommen, die ich aber nur im Unterbewusstsein kenne, so wie bei dir eben auch.“

Nun waren sie am großen Schlosstor angelangt und Aristian murmelte etwas in einer Sprache, die Allan nie gehört hatte, wodurch sich das Tor öffnete.

„Guck nicht so. Das ist die Sprache der Nymphen, die dieses Schloss erbaut haben. Deshalbt öffnen sich die Tore auch nur dann, wenn man in ihrer Sprache die Zauberformel sagt. Das normale Volk kann diese Sprache nicht, deshalb ist unser Schloss so geschüzt.“ Das brachte Allan in die Wirklichkeit zurück und er wandte den Blick ab und sah beschämt zur Seite. Ein Ruck an seinem Arm veranlasste ihn nun doch dazu, aufzuschauen und durch das Tor zum Schloss zu gehen.

Er fand sich in einen Garten voller Eisblumen, Tannen und anderen Bäumen wieder, alles aus Eis, was für ihn durch diese Tatsache etwas ungewohnt und tot erschien.

„Stehen bleiben! Aristian, wen bringst du da?“ hörte er nun eine Mädchenstimme.

„Du sollst keine Menschen aus dem Dorf mitnehmen.“ herschte eine Andere den Prinzen an.

„Und ihr wisst, dass ihr mir nichts befehlen sollt!“ rief Aristian nun selbst.

Erst jetzt gesinnte sich Allan, die Quellen der Stimmen ausfindig zu machen und sah auf, wo er die Mädchen vermutete.

Und tatsächlich sah er sie. Sie standen in den Wachturmfenstern. Die eine identisch der anderen, gleich angezogen, nur die Farbe ihrer Rüstungen war verschieden: Eine in hellem Blau, die andere in mattem Orange, mit den passenden Augenfarben. Die Haare der Mädchen waren jedoch nicht so bizarr gefärbt, sondern hatten die gleiche unwirkliche Farbe – dieses platinblond -, wie Aristian sie auch hatte. Und sie hatten einen Seitenscheitel, die eine auf der linken und die andere auf der rechten Seite, was das einzige war, wodurch man sie – neben den Farben der Rüstungen und Augen - hätte unterscheiden können.

„Er ist der Auserwählte.“ Die Stimme des Prinzen brachte ihn in die Wirklichkeit zurück, denn er hatte sich vorher in den beiden Mädchen und besonders deren Aussehen vertieft, da sie genau so surreal schienen, wie der junge Thronfolger und diese ganze Welt hier.

„Lasst uns rein und hört endlich auf, auf mich mit euren Waffen zu zielen!“ Man merkte dem Jungen nun an, dass er etwas verärgert war. Was für Waffen? Erst jetzt bemerkte Allan, dass die Zwillinge Bögen und Pfeile in den Händen hielten. Der Pfeil der ‘Orangenen’ hatte eine Flamme an der Spitze und der der ‘Blauen’ hatte als Spitze einen sehr scharfkantigen Eiskristall. Damit wollte er definitiv nicht getroffen werden.

Die Tore zur Eingangshalle – so vermutete Allan, als er den großen leeren Raum durch einen kleinen anfänglichen Spalt sah – öffneten sich langsam und nun konnte er sehen, dass am anderen Ende der Halle ein Thron war und jemand darauf saß.

„Juno, ich hab ihn endlich gefunden.“ Allan entlarvte die sitzende Gestalt als Frau und schlussfolgerte aus den Erzählungen des Prinzen, dass sie wohl seine ältere Schwester war, die zur Zeit den Thron besetzte.

„Wie wahr. Und wie geht es jetzt weiter?“ fragte die junge Frau. Sie hatte langes schwarzes Haar, dass sie teilweise in einem großen, blumenförmigen Dutt zusammen gesteckt hatte und welches teilweise locker um ihre Schultern fiel. Sie trug eine Toga, wie aus den Zeiten des römischen Reiches, als noch Julius Cäsar regiert hatte. Es war komisch, dass genau sie Juno hieß, denn Allan hatte sich die römische Göttin Juno genau so vorgestellt, wie das Mädchen vor ihm. Ihre Augen jedoch hatten ein stechendes Pink, das sie plastisch aussehen ließ, es war aber nicht zu bestreiten, dass sie – trotz des strengen und konzentrierten Blickes, der auf ihm ruhte – einen lebendigen Glanz hatten.

„Er ist der, der mir helfen wird, Mutter und Vater zu finden.“ Der junge Prinz hatte nun ein Strahlen im Gesicht.

„Und wie heißt du?“ Juno hatte sich nun vollkommen dem fremden Jungen gewidmet.

„Allan. Allan Ford.“ Es bildete sich ein leichter Rotschimmer auf dessen Wangen und er begann mit dem Fuß auf den vereisten Boden zu scharren.

„Rede, Junge. Erzaehl mir etwas von dir. Schliesslich musst du meine Eltern retten. Ausserdem bin ich keine Person, die gerne den Leuten die Worte aus der Nase zieht. Du kannst doch wohl nicht so schüchtern sein.“ Etwas erbost war sie nun doch schon. Da stand schon ein Auserwählter vor ihr und gerade der benahm sich, als ob er seine Zunge verschluckt hätte.

„Tut mit aufrichtig Leid, eure Hoheit. Ich bin nur etwas überwältigt. Meiner einer ist nicht gewohnt plötzlich aus heiterem Himmel eine neue Welt zu besuchen und nebenbei der Retter des Koenigspaares zu sein.“ Bei Allan war eine Sicherung durchgebrannt. Waren die alle eigentlich so intolerant, wenn man sich in ihrer Welt nicht auskannte und mal ab und an den Blick auf etwas heftete, dass anders war für Besucher aus anderen ‘Orten’? Der einzige, der ihn bis jetzt behandelt hatte, als ob er nichts wüsste, war Tian. Aber als er dann den wütenden Blick der auf dem Thron sitzenden Gestalt sah, bereute er es schon wieder.

„Du bist dir darüber im Klaren, dass ich im Moment die Königin bin und solche Frechheiten nicht über mich ergehen lasse?“ fragte sie in einem strengen, schneidenden Tonfall und um ihren Händen begann es verdächtig zu blitzen. Was hatte der Prinz nochmal gesagt: Juno beherschte den Blitz. Er sollte sich wirklich schnellstens entschuldigen, wenn er nicht als elendes Häufchen Asche auf dem Boden dieser Halle enden wollte. Aber Aristian ließ sich anscheinend auch nicht viel gefallen, ob es sich nun um die ältere Schwester handelte oder nicht:

„Du hast sie wohl nicht mehr alle, Juno! Spinnst du, ihm so eine Angst einzujagen! Er kann jede Minute zurück! Sollte es ihm hier zu bunt werden und er konzentriert sich richtig, dann wird er Schritte finden, die ihn nach Hause bringen. Ist dir die Macht zu Kopf gestiegen, oder willst du tatsächlich nicht, dass Mutter und Vater heil zurückkommen?!“

„Du wagst es!“ Juno war nun aufgestanden und ihre Hände waren nun einzige Kugeln aus Blitzen.

„Denk nicht einmal dran, du weißt, was ich mit dir machen kann.“ Die gefährlich leise Stimme und die nun auf grausam gruselige Art und Weise veränderten Pupillen ließen Tian sehr angsteinflößend wirken. Allan überkam die Angst, er wollte sich das nicht mit ansehen.

„Du kannst mir gar nichts, du vorlautes Gör!“ Und schon war eine Blitzkugel auf den Blonden abgefeuert, die ihn aber nie erreichen sollte, da anscheinend sein einziger eisiger Blick die Kugel tatsächlich gefrieren ließ und diese wie ein Stein zu Boden fiel.

Die Prinzessin – de facto war sie ja eine – schien sich selbst überschätzt zu haben, denn nun waren ihre Augen schreckgeweitet und sie wich einen Schritt zurück. Die Blitze an ihren Händen waren schon längst erloschen.

Was Allan jedoch am meisten Angst bereitete, war das wutverzerrte Gesicht des Grauäugigen: Die Augen hatten nun eine Katzenaugenpupille und aus dem eigentlich regelmäßigen Gebiss ragten nun lange, weiße und vor allem spitze Reißzähne.

„Ich habe dich gewarnt. Wenn man nicht auf mich hört, hat das Konsequenzen!“

Plötzlich waberte im großen Saal eine Menge Nebel auf und die zuvor – selbst für Allan – kaum bemerkbare Kälte wurde nun stechend und biss sich regelrecht in die Haut des Jungen. Er konnte kaum atmen, so schwer und dick war die Luft hier. Das war nicht einmal mehr Luft, sondern fast schon alles Wasser. Er konnte noch ein gedämpftes Krächzen hören und sehen, dass Juno ohnmächtig auf den Boden fiel, ehe er auch zusammensackte und schließlich einen Augenblick später sein Bewusstsein ebenfalls verlor.
 

~Er lief einen Gang entlang. Er war verdächtig lang, ungemütlich aber strahlend silbern. Irgendwo – ihm schien es kilometerweit entfernt – sah er einen winzigen Lichtpunkt. Er lief und lief, schien jedoch nicht voranzukommen. Der Lichtpunkt entfernte sich sogar noch mehr.

Völlig außer Atem blieb er nun stehen. Seine Lungen brannten und er verspürte ein Gefühl, das ihm den Atem wegnahm, was er sich einbildete zu kennen. Er schloss die Augen, um einen Moment so zu verweilen und sah im selben Augenblick einen Weg vor sich. Er erinnerte sich, dass im das schon einmal passiert war, aber in welchem Zusammenhang konnte er nicht herausfinden. Anders als beim ersten Mal, wo der Weg genauso grün wie seine Augen gestrahlt hatte, war er jetzt in ein helles leuchtendes Marineblau getaucht.

Er machte die Schritte, ging diesen Weg genau so, wie den vorherigen. Sieben nach links, zwei im Bogen nach rechts und dann noch sieben geradeaus. Es blieben noch drei unbetretene blaue Wegplatten, aber er war nicht sicher ob er sie betreten sollte. Andererseits: Wenn sie nicht zum Weg gehörten, dann müsste es sie eigentlich nicht geben, also ging er die nächsten drei Schritte. Auf ein Mal fing es an unter ihm zu beben, der Boden bekam schließlich Risse und tat sich auf. Er stürzte hindurch, fiel eine ganze Weile lang, aber er schrie nicht, hatte keine Angst. Er landete unsanft, spürte jedoch keinen Schmerz. Kurz blinzelte er ob des grellen Lichts und fand sich auf einer riesigen Blumenwiese wieder, wie sie es nur in den Märchen gab. Unweit von ihm stand eine Gestalt, die er als Junge indentifizierte, also erhob er sich und trat auf ihn zu. Nach ein paar Schritten, konnte er sehen, dass es Aristian war, der ihn nun freundschaftlich anlächelte. Er machte noch einen Schritt auf ihn zu, als sich nach dieser unbedeutenden Aktivität der Himmel schlagartig verfinsterte. An Stelle des Prinzen erschien nun eine bizarr verzerrte Gestalt mit riesigen durchloecherten Fledermausflügeln. Als ein Blitz durch die Dunkelheit ging und so etwas Licht in diese Mysteriösität brachte, bemerkte Allan an dem Ungeheuer noch das kleinste Detail: Er hatte Katzenaugen mit der Farbe von dichtem Nebel, die mit stahlgrauen Sprenkeln übersaeht waren. Aus dem Mund bleckten ihm ein Paar sehr langer und spitzer Reißzähne entgegen und die Hände waren seltsame und auf grausamste Art entstellte Krallen.

Im nächste Augenblick sah er sich diesem unheimlich wirkendem Wesen gegenüber, sie sahen sich in die Augen, wobei Allan etwas aufsehen musste. Die grauen Augen öffneten sich ihm ganz, wurden zu Seelenspiegeln und ließen ihn tief in die Abgründe der zerfressenen Seele sehen, ehe er einen brutalen Schmerz dort spürte, wo sein Herz war. Er blickte an sich herab und sah eine Krallenhand tief in seiner Brust vergraben, schaute dann über die Schulter nach hinten und sah das Ende der grausam langen Nägel aus seinem Rücken hervorragen. Als er in das Gesicht des Wesens blickte, dessen Seele kaum mehr als ein Raum mit unheimlich vielen offenen Fenstern war, sah er bloß ein hämisches Grinsen.~
 

Mit einem Schrei setzte er sich auf, er lag in einem Bett. Schweißgebadet sah er sich im Raum um und konnte sich nicht daran erinnern, wo er war.

Die Tür wurde aufgerissen und ein blonder Junge trat ein, der Allan sämtliche Erinnerung wiedergab.

Er war in diesem Land aus Eis, wo der Prinz mit seiner Schwester gestritten hatte und er ohnmächtig wurde. Und dieser Traum sagte ihm eindeutig, dass dieser junge Mann da gefährlich war.

„Bleib mir vom Leib! Komm nicht näher!“ schrie Allan voller Furcht.

„Allan,…ich-“ Der Prinz wollte einen Versuch starten, ihm zu erklären wieso es zu dieser – zwar zeitlich begrenzten, doch grausamen - Veränderung seiner selbst gekommen war, aber der Junge im Bett schnitt ihm das Wort ab: „Komm nicht näher! Du bist ein Monster, ein Ungeheuer! Ein Mörder! Du wirst mich umbringen!“ Allan hatte sich ans Kopfende des Bettes gekauert und hatte nun fast schon Tränen in den Augen aus Angst, die er bestimmt nicht mehr lange zurückhalten würde können. Er war kaum einen Tag hier und schon wollte er nach Hause, wollte zu seinen Eltern und seinen Freunden, wollte wieder in die Schule gehen und deren üblichen Stress spüren, wollte sein Leben weiterleben und dieses Ereignis aus seinen Erinnerungen verbannen und nie wieder daran denken.

„Lass mich doch bitte erklären-„ startete der junge Wohlhabende einen erneuten Versuch, der - wie auch der letzte – kläglich scheiterte.

„Lass mich in Ruhe!“ schrie Allan noch ein Mal aufgebracht, dann übermannten ihn die Tränen und er begann mit einer brüchigen Stimme zu reden: „Ich bin doch nur ein normaler Junge, fünfzehn Jahre alt, gehe zur Schule, hab’ gute Noten, liebe meine Eltern und hänge am Liebsten mit meinen Freunden rum. Ich bin doch kein Auserwählter, der den König und die Königin retten soll. Ich hab grüne Augen – ja. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich ein Held oder sowas bin! Ich bin doch nur ein normaler Junge, dem das alles wie ein Traum erscheint, ich weiß aber nicht ob er schön ist oder eher ein Albtraum.“ Als er endete zog er die Beine an seinem Körper an, legte die Arme darum und bettete seinen Kopf auf den Knien.

„Ich will wieder nach Hause. Und nebenbei ist mir jetzt egal ob meine ganze Show hier peinlich ist oder nicht. Ich bin kaum einen Tag hier, schon habe ich Leute getroffen, die mit Waffen auf mich zielen, eine Frau, die meint, ich müsse pausenlos was von mir erzählen und ein eigentlich netter Kerl, der ein anderes Ich hat, von dem ich nicht mal wusste, dass so etwas überhaupt in irgendwessen Fantasie leben könnte. Ich bin für sowas nicht geschaffen.“ Er endete mit einem lauten, verzweifelten Schluchzer, ehe er spürte, wie sich das Bett neben seinen Füßen senkte. Nun blickte er endlich auf und sah in neblige Augen, die ihn voller Mitleid musterten.

„Du hast es dir nicht ausgesucht, das ist eine Tatsache. Aber ich habe dich auch nicht ausgesucht, also bin ich auch nicht Schuld. Du wurdest von jemandem ausgesucht, den wir nicht beeinflussen können, egal wie mächtig wir sind.“ Der Prinz hatte sich zu ihm gesetzt und blickte nun betreten auf seine gefalteten Hände in seinem Schoß.

„Aber meine Eltern haben es sich auch nicht ausgesucht, entführt zu werden.“ Er blickte ihm nun in die geröteten Augen: „Das was du vorhin gesehen hast, diese Veränderung passiert mir nicht oft… naja, zumindest nicht zu oft. Ich bin nun mal - wie es meine reizende ältere Schwester so schön bezeichnet – eine Missgeburt. Ich bin ein Wechselbalg, Teufels Sohn persönlich, nennen mich meine kleinen Schwestern, weil ich die Gestalt eines Ungeheuers annehme, wie sich unser einer einen Teufel vorstellt… Ich weiß nicht: Habt ihr auch so etwas, wie Gott und Teufel?“ Nun schaute er den verweinten Jungen vor sich fragend an. Und Allan hatte Recht: Aristian war der Einzige, der nicht von ihm erwartete alles zu wissen und zu kennen. Auch fiel ihm jetzt wieder ein, dass die Schwestern Tian wirklich nicht sehr nett behandelt hatten und ihn sogar sehr grob ansprachen: Die Zwillinge befahlen ihm Sachen und zielten auf ihn mit Waffen und der Ausbruch Junos schien nicht so ungewohnt.

„Ja, wir haben einen Gott und einen Teufel. Aber ich glaube weder an das eine noch ans andere.“ antwortete Allan und senkte wieder den Kopf.

„Aber ich beherrsche das Element des Eises und bin deshalb rechtmäßiger Thronfolger, ob nun Balg oder nicht.“

„Es tut mir Leid, was ich vorhin gesagt habe: Das du ein Monster bist und so…“

„Es geht schon. Ich bekomme das täglich zu hören. Wozu hab ich denn meine liebreizende Verwandschaft?“ Scherzend – so schien es Allan – stand er nun auf und verließ den Raum: „Ruh dich aus! Meine Attacke hat dich – unabsichtlich zwar – geschwächt. Morgen werden wir dann weitersehen.“ und schloss damit die Tür hinter sich.

Allan starrte sie noch eine Weile lang an, ehe er sich wieder hinlegte und ins Land der Träume abdriftete.
 

Am nächsten Morgen wurde er durch sachtes Klopfen an der Tür geweckt. Nach einem leisen und noch verschlafenem „Ja?“ seinerseits, wurde die Tür geöffnet und der blonde Schopf des Prinzen lugte ins Zimmer. Aristian schien sich vergewissern zu wollen, dass Allan ihn nicht, wie am Abend zuvor aus seinem Zimmer schrie.

„Darf ich reinkommen?“ fragte er.

„Natürlich.“ Allan nickte zur Bekraeftigung seiner Worte.

„Ich habe dir etwas zum Anziehen mitgebracht, hab ich dich doch gestern wirklich in deinem Schlafanzug hergeholt.“ Leicht verlegen kicherte der Blonde.

„Ich stell sie hier auf dem Stuhl ab, OK?“

„Ja, ja, alles in Ordnung. Ich mach mich auch noch schnell fertig.“

„Ich warte dann draußen vor der Tür auf dich. Ich will ja nicht, dass du dich im Schloss verirrst.“ Damit zog Aristian die Tür hinter sich zu und Allan hatte nun die Möglichkeit sich umzusiehen.

Er stieg aus dem Bett und ging zu dem Stuhl, der unweit vom Bett an der Wand stand. Eine einfache schwarze Stoffhose und ein dünnes weißes Hemd hatte der Prinz ihm gebracht. Als er sie angezogen hatte, wunderte Allan sich darüber, dass die Kleidung wie maßgeschneidert war.

Als er aus dem Zimmer kam, lehnte unweit von der Tür Aristian an der Wand, hatte die Augen geschlossen und die Augenbrauen waren etwas krampfhaft zusammengezogen, was dem ganzen den Anschein verlieh, dass der Blonde fieberhaft nachdachte.

Allan tippte ihn kurz an der Schulter an und Tian schreckte kurz auf.

„Oh! Du bist ja schon fertig. Nun denn, komm mit.“

Nach längerem Laufen kamen sie in einem großen Raum an, den Allan als Speisesaal ausmachte. In der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch, auf dem sicherlich mindestens sechzig Menschen Platz gefunden hätten.

Aristian dirigierte ihn mit einer knappen Handbewegung zu sich und er setzte sich dem Prinzen gegenüber.

„Was möchtest du-“ Das Entsetzen stand in dem Gesicht des Blonden geschrieben.

„Was ist? Ist was passiert?“ fragte Allan nach.

„Du hast blaue Augen!“

„Nein, hab’ ich nicht. Ich hab Grüne, eben jenes intensive smaragdgrün, wie du gestern meintest.“

„Aber die sind doch hellblau. Ich sehe es!“ Er schnippte einmal kurz in die Finger und schon erschien neben ihm ein kleines Wesen, welches große Mäuseohren und riesige Augen hatte, sonst aber auch überhaupt nicht menschlich aussah.

„Bring mir die Prophezeihung.“ sagte er kurz und knapp und damit verschwand das kleine Geschöpf mit einem leisen ‚Plopp’, nur um kurz darauf mit einer Pergamentrolle wiederaufzutauchen.

Aristian entnahm ihr selbige und die kleine Kreatur verschwand wieder.

„Das ist unmöglich...“ sagte er mehr zu sich selbst als zu Allan.

„Du kannst nicht der sein, „der mit Marinen schaut“...“

„Entschuldige bitte, aber könntest du mir sagen, was dich so entsetzt hat?“ Allan verlor langsam aber sicher die Geduld.

„Du scheinst irgendwie nicht nur einer der Auserwählten zu sein, sondern der Einzige. Deine Augenfarbe hat ich nämlich geändert und sieht jetzt so aus, wie die des – so wie ich dachte – zweiten Auserkorenen. Den gibt es aber anscheinend nicht... Was aber heißen müsste, dass deine Augenfarbe wechselt, was – wie wir gerade gesehen haben – kein Ding der Unmöglichkeit ist.“ sagte der Blonde zwar zu Allan, schien aber viel mehr in Gedanken zu sein, als dass er seinen Gegenüber registrierte.

Plötzlich fuhr Tian mit einem Ruck hoch: „Wir müssen zu den Nympfen und die Königin fragen ob das stimmt!“
 

Nach einem etwas längeren Fußmarsch, fanden sie sich in einem Wald aus Eis wieder, was die selbe Wirkung auf Allan hatte, wie der königliche Hof. Alles schien unmerklich tot zu sein, kein Leben und keine Wärme, obwohl es nicht kalt war, schien zu existieren.

„Wir müssen die zwei gegabelten Bäume suchen. Dort ist nämlich das Tor zum See, zu ihrem Reich.“ erklaerte der Prinz. „Aber bevor wir das Reich betreten, müssen wir zuerst die Wächternymphe finden, die uns dann erklären wird, wie genau wir dahin kommen.“

Sie standen mitten in einem Wald, wo es nicht so einfach war, zwei einzelne Bäume herauszusuchen. Nach längerer Auschau fiel Allan etwas auf, was verdächtig nach einem gegabelten Baum aussah: „Tian, schau mal da! Das ist doch ein gegabelter Baum!“ Er zeigte links von sich und Tian brauchte eine Weile um das zu fokusieren, was der Schwarzhaarige erwähnt hatte.

Und tatsächlich, es war ein gegabelter Baum und nach kurzem suchen war auch der zweite gefunden, der eigentlich daneben stand, durch den Rest des Waldes aber sehr unmerklich schien.

Sie näherten sich den Bäumen und blieben ein paar Schritte davor stehen. Aristian begann wieder etwas auf einer, fuer Allan unverständlichen Sprache zu murmeln und die Bäume begannen zu leuchten.

Kurz darauf schwirrte etwas vor seinem Gesicht hin und her. Er hätte es als Glühwürmchen identifiziert, hätte sich aus dem einzigen kleinen Lichtpunkt nicht eine kleine weibliche Figur herausmaterialisiert. Sie hatte ungewoehnlich lange und spitz zulaufende Ohren und kleine, feine Libellenfluegel. Hätte er nicht gewusst, dass es eine Nymphe war, haette er geglaubt, er sieht eine Fee. Sie trug ein sehr hellblaues fransiges Kleidchen und Allan bildete sich ein, sie hätte eine Tätowierung in Form einer Schneeflocke unter ihrem rechten Auge.

„Prinz Tian, Ihr seid das!“

„Laren? Du hältst heute Wache?“

„Ja Prinz, die Wächternympfen sind bei einer Versammlung. Deswegen musste ich herhalten.“ sagte das winzige Geschöpf mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Kann ich etwas für Euch tun?“ fragte sie.

Aristian bejahte diese Frage und erklärte ihr die Sachlage. Es war nichts Neues für sie, dass das Königspaar entführt worden war, aber sie hatte nicht gewusst, dass Allan der Auserwählte war.

Nach einer kurzen Erklärung also, warnte sie die beiden Jungen vor, dass zwischen dem Eingang zwischen den gegabelten Bäumen und dem Nymphensee eine Art Tunnel lag, so verstand Allan das. Sie mussten wieder bestimmte Schritte machen um ins Reich zu gelangen. Laren warnte auch noch vor einer Falle, die ihnen erst auffallen würde, wenn sie dort angelangt sind.

Dann wandte sich die kleine Nymphe von ihnen weg und zum Tor hin, murmelte kurz ein paar, fuer Allan, unverständliche Sätze, woraufhin ein großes hellblaues Spinnennetz zwischen den gegabelten Bäumen erschien.

„Da müsst ihr durch, um zum Tunnel zu gelangen.“ erklärte sie. „Seid bitte vorsichtig und viel Glück.“

Allan und Tian bedankten sich bei ihr und schritten durch das Netz. Sekunden später fanden sie sich in einem dunklen, anscheinend endlos langen, silbernen Korridor und Allan wusste sofort, wo sie sich befanden. Das war der Flur aus seinem Traum, von dem er dem Prinzen natürlich nichts erzählt hatte. Nun konnte er sich auch denken, was die Falle war, von der Laren gesprochen hatte.

Er wusste was er zu tun hatte, also schloss er die Augen. Hinter seinen Lidern erschien sofort ein Weg, der gleiche aus seinem Traum und in dem gleichen leuchtenden Marineblau, wie seine Augen es nun hatten. Der Weg bestand auch diesmal aus den gleichen achteckigen Platten, die ihm anscheinend helfen sollten, die Schritte zu machen.

Er setzte einen Schritt auf, ging sechs weitere nach links, zwei im Bogen nach rechts und noch sieben gerade aus. Dann schwebten vor ihm, im dunklen Nichts, verursacht durch die geschlossenen Augenlieder, noch drei dieser Platten, die er sich veigerte zu betreten, da er wusste was dannach kommen würde.

„Hier müssen wir aufhören.“ sagte er mit immer noch geschlossenen Augen an Aristiab gewandt. Der sprach dann ein Wort in der Sprache der Nymphen und Allan spürte schon wieder den Sog, den er auch gespürt hatte, als er in das Eisland gezogen wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-12-23T16:55:57+00:00 23.12.2007 17:55
Aaaargh, warum hast du denn nix gesagt, als du die Fic hochgeladen hast?!
*von schlechtem Gewissen zerquetscht wird* X.x

Ist ja doch noch einiges dazugekommen, seit ich sie das letzte Mal zu lesen bekommen hab^^
Langsam kommt die Story in Fahrt (Story: *brummmm~* Tschuldigung, bin grad albern n.n''), schade, dass sie fürs Erste ad Acta gelegt wurde...

Nymphen!
Tschakka! xD
Im Ernst, wie viele Fabelviecher wolltest du eigentlich ursprünglich in die story einbauen? xD

Worüber grübelt Tian den so angestrengt?
Wie er denjenigen mit den blauen Augen finden soll (gibt ja auch sooo wenig Leute mit blauen Augen *hust*)?

Zur Rechtschreibung allgemein habsch nichts zu sagen, nur irgendwo gegen Ende (letzte Zeile des vorletzten Textblocks, letzte Seite) stachen mir ein paar "Nympfen" böse ins Auge o.<'

Joah, das war's auch schon, ich mach mich jetzt selbst mal ans Hochladen o.o' *schiss, dass was schiefgeht*

Tschüss
Chilly


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