Zum Inhalt der Seite

Traumatische Liebe

Wenn der Schmerz überwiegt ...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

~Kyo~

“Kyo, was soll das?”

Toshiya’s Stimme schallte hinter mir her, doch ich nahm sie kaum war. Ich hörte gar nichts. Nur dieses endlose Rauschen in meinen Ohren. Mir war heiß und mein Puls schlug wie verrückt. Ich holte aus, noch mal und wieder. Es schepperte und Holzsplitter flogen umher. Meine Fäuste knallten auf die Tischplatte, immer wieder. Ich vernahm den wohltuenden Schmerz und fühlte die Nässe an meinen Fingerknöcheln, verursacht durch mein Blut.
 

“Verdammt noch mal, hör auf!” Zwei Hände griffen um meine Oberarme und hielten mich fest.

“Kyo, bitte…” Seine flehende Stimme drang in mein Ohr und verdrängte dieses verfluchte Rauschen. Toshiya legte seine Hände auf meine Schultern und drückte mich nach unten. Ich gab seinem Druck nach und setzte mich auf den Boden des Zimmers. Mein Puls beruhigte sich langsam und meine Atmung wurde gleichmäßiger.

Meine Hände schmerzten, ebenso mein Kopf.
 

Ich sah nach vorn und erblickte den zertrümmerten Esstisch. Unterschiedlich große Holzstücke lagen um mich verstreut und die ersten Schiefer auf meinem Handrücken machten sich bemerkbar. Die Sonne schien ins Zimmer und alles wirkte so surreal: die weißen Wände, die umgekippten Stühle, der Tisch, oder vielmehr das, was von ihm noch übrig war und auch Toshiya, welcher sich in einem sicheren Abstand von mir ebenfalls auf den Boden niederließ. Er schlug seine Beine übereinander und sah sich prüfend im Raum um.
 

“Wie auch immer du das jedes Mal schaffst, aber langsam solltest du aufhören. Mir geht das nötige Kleingeld aus um mir neue Möbel zu kaufen.” Ein ironisches Lächeln spiegelte sich in seinem Gesicht. Er saß genau in der Sonne und seine schwarzen Haare schienen regelrecht zu glühen. Ein Gefühl von Scham kam in mir auf.
 

“Tut mir leid.” brachte ich zähneknirschend hervor, während ich meine Knie an meine Brust zog. Und wieder einmal ist es passiert. Ich besuche Toshiya und plötzlich finde ich mich in einem Meer von Bruchstücken wieder.

“Wenigstens hast du diesmal die Stühle ganz gelassen.” Toshiya legte den Kopf schief und schaute mich mit seinen braunen vertrauenswürdigen Augen an. “Ich werde erst einmal aufräumen und du solltest besser mal duschen gehen.”

Beschämt blickte ich auf das Laminat unter mir, dann stand ich langsam auf. “Kann ich dir beim Aufräumen helfen?”
 

Er seufzte laut: “Nimm es mir nicht übel, aber ich glaube es ist besser, wenn du heute nichts mehr hier anfasst.”

Es ärgerte mich, wenn er so mit mir sprach, doch ich wusste, dass er Recht hatte. Ich verließ seine Küche und ging ins Bad. Ich stand vor dem Badspiegel und betrachtete mein verschwitztes Gesicht. Warum hab ich mich nie im Griff? Schoss es mir durch den Kopf. Meine rotschwarzen Haarsträhnen klebten an meiner Stirn und meine Augen wirkten verschleiert. Ich zog mir mein Shirt über den Kopf, dann knöpfe ich langsam die Hose auf. Bei jeder noch so kleinen Bewegung mit den Händen zog mir der Schmerz durch die Finger.
 

Als ich unter der Dusche stand und das Wasser aufdrehte, färbte es sich rot und hinterließ einen blaßrosa Teich um den Ausguss. Es brannte auf meiner Haut und spülte den Schweiß von mir. Doch das Schamgefühl konnte es mir nicht nehmen. Es heftete an mir, wie auch die restlichen dunklen Gedanken. Ich bin kein Mensch. Ich bin ein Monster.
 

Nachdem Toshiya die Holzplatten zusammen gesucht und auf einen kleinen Haufen in der hintersten Ecke der Küche gestapelt hatte, bereitete er Tee zu. Ich kam gerade aus dem Badezimmer mit nichts außer einem Handtuch um die Hüften gewickelt, als ich hörte, wie er das kochende Wasser in zwei Tassen goss. Außerhalb seiner Sichtweite blieb ich hinter der Tür stehen und sagte: “Ich habe keine frische Kleidung mehr.”

Toshiya stellte die Teetassen auf die Arbeitsplatte neben dem Herd.
 

“Warte kurz.” Er verließ die Küche und stieg die Treppen im Flur rauf, welche in die obere Etage führte. Dort befand sich sein Schlafzimmer. Nach einem kurzen Moment kam er mit einem kleinen Stapel frisch gewaschener Kleidung wieder und hielt sie mir hin, ohne mich anzusehen.

“Probier die. Sind dir möglicherweise zu groß.” Sein Blick blieb dabei zum Fenster gerichtet. Schnell nahm ich ihm den kleinen Stapel ab und verzog mich noch mal kurz ins Bad.
 

Nachdem der Tee durchgezogen war, nahm Toshiya die Tassen und ging damit ins Wohnzimmer. Er stellte die Tassen auf dem kleinen schwarzen Stubentisch ab und setzte sich auf die Couch. Kurze Zeit später kam ich ebenso in die Stube. Er deutete auf den Tisch: “Nimm dir einen, wird dich beruhigen.” Mit einer der Tassen setzte ich mich auf den Sessel, gegenüber von Toshiya. Er sah mich eine Weile prüfend an, ich hingegen starrte in den Tee, in der Hoffnung, dass er mich aus dieser unangenehmen Situation befreien könnte. Doch all das Flehen war vergeblich.

“So geht das nicht weiter.”
 

In Gedanken stimmte ich Toshi’s Worten zu, sagte jedoch nichts. Es war mir zu peinlich. Toshiya war einer meiner besten Freunde, daher fiel es mir umso schwerer ihm gegenüber Fehler einzugestehen.

Seine Augen ließen nicht ab von mir: “Wenn du bei mir schon alles kurz und klein schlägst, dann möchte ich auch gern wissen, warum. Also, was ist los?”
 

Er wartete, bis ich mir eine Formulierung für die Antwort überlegen konnte.

Ich atmete tief ein, schaute ihm so fest wie möglich in die Augen: “Ich weiß es nicht. Es passiert einfach und ich kann es leider nicht kontrollieren.” Ein tiefes Seufzen entwich ihm erneut ehe er fragte: “Aber warum passiert dir das ausgerechnet bei mir? Mach ich dich aus irgendeinem Grund wütend?”
 

Oh Gott nein, so etwas sollte er nie denken! Energisch stellte ich die Tasse auf den Tisch zurück und stand auf. “Hör zu, ich weiß nicht woher es kommt oder was es auslöst, aber eins weiß ich sehr genau: es hat absolut nichts mit dir zu tun!” Etwas erstaunt blickte er zu mir auf. Dann nippte er entspannt an seinem Tee. Daraufhin ließ ich mich wieder in den Sessel fallen.

Ein paar Sekunden saßen wir so schweigend da.
 

Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Ich spürte deutlich die Anspannung im Raum, man konnte sie regelrecht greifen. Normalerweise bin ich nicht so wortkarg, aber mir viel einfach nichts ein, um diese Momente erträglicher für uns beide zu machen. Toshiya hingegen schon:

“Also pass auf Kleiner. Ich bin der Meinung es ist das Beste für dich, wenn du nach Hause gehst und dich aufs Ohr legst.”
 

War ja klar, dass er mich jetzt rausschmeißt. An seiner Stelle würde ich meine Gegenwart auch nicht länger als nötig ertragen wollen. Trotzig stand ich wieder auf und lief ohne ein Wort zusagen in den Flur. Während ich meine Schuhe anzog lehnte sich Toshiya lässig gegen den Türrahmen und meinte: “He, Kyo! Ich schick dich jetzt nicht weg, weil ich dich loshaben will, sondern weil ich der Ansicht bin, dass dir ein wenig Schlaf gut tun würde.”

Ich richtete mich auf und sah ihn an. “Woher willst du wissen, was mir jetzt gut tut?”
 

Er strich sich durch sein Haar, welches er heute offen statt in einem Pferdeschwanz trug und antwortete: “Du solltest dich mal ansehen. Du bist total geschafft. Wenn du weiter so machst kriegst du irgendwann noch mal Fieber und die Verantwortung möchte ich nicht übernehmen.” Betroffen sah ich auf den Boden. Und wieder hatte er Recht, ich fühlte mich tatsächlich ein wenig schlapp und hätte nichts gegen ein bisschen Schlaf einzuwenden.
 

“Gut, dann verschwinde ich mal. Sehen uns spätestens heut Abend.” Mit einer knappen Handbewegung öffnete ich die Haustür und wollte sie gerade zuwerfen, als er rief: “Ach und Kleiner, meine Klamotten krieg ich wieder, verstanden?” Ich drehte mich zu ihm um und grinste: “Das muss ich mir noch mal überlegen!”
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Der Kaffee wurde serviert. Kaoru nahm seinen Löffel und begann lustlos in der kleinen Tasse rumzurühren. Ami saß ihm gegenüber und tat das Gleiche mit ihrem Kakao.

“Wo bist du mit deinen Gedanken, Schatz?” Ihre braunen großen Augen sahen ihn forschend an. Kaoru blickte von seiner Tasse auf und schaute ihr tief in die Augen. “Ich hab irgendwie ein komisches Gefühl, was den heutigen Abend angeht.”
 

Das Mädchen nahm den Löffel aus ihrer Tasse, nahm einen Schluck ehe sie fragte: “Wie kommst du darauf? Dai und Shin haben doch zugesagt.”

“Ich weiß, aber mit Kyo stimmt etwas nicht. Er wirkt in letzter Zeit so niedergeschlagen und ist extrem launisch.”

“War er das denn nicht schon immer?” Ein freches Lächeln umspielte ihre schönen Lippen und Kaoru versank für einen kurzen Moment in ihrem puppenartigen Gesicht.
 

>Wie hübsch sie doch ist.< Für einen Augenblick blieben seine Gedanken nur bei Ami, bis er durch ihre Berührung zurück in die Realität gerissen wurde. “Hör auf dir deinen Kopf zu zerbrechen, es wird schon gut gehen.” Beruhigend strich sie ihm über seine Hand, ehe sie sich erhob: “Ich muss jetzt los, wir sehen uns dann bei Dai.” Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange, strahlte ihn kurz an und verlies das Café.

>Dieses Lächeln. Dieses wunderschöne Lächeln in diesem wunderschönen Gesicht.< Kaoru geriet mal wieder ins Schwärmen aufgrund des Glückes, welches er seit einiger Zeit erfahren durfte.
 

Ami und er waren seit einem halben Jahr ein Paar und bisher lief alles sehr gut und beide waren ziemlich glücklich. Der Altersunterschied von immerhin vier Jahren störte die beiden weniger, dafür umso mehr ihr Umfeld. Ami war leider noch nicht volljährig und so verkniff sich Kaoru jegliche Anmaßung von Zärtlichkeiten gegenüber seiner Freundin in der Öffentlichkeit. Waren die beiden jedoch allein verbrachten sie ihre meiste gemeinsame Zeit kuschelnd auf dem Sofa in der WG. Ami wohnte noch bei ihren Eltern und besucht die Oberstufe des Gymnasiums. Kaoru wohnte mit seinem langjährigen Freund Daisuke zusammen und bietet Ami so die Möglichkeit, auch mal bei ihm zu schlafen.
 

Bei den Eltern zu übernachten gestaltete sich etwas schwierig, da sich Amis Mutter nur schwer damit abfinden kann, dass ihre Tochter jetzt schon so erwachsen ist und einen Freund hat. Der Freund an sich stört die Mutter wenig, aber der Altersunterschied bereitet ihr viel Kopfzerbrechen. Die Vorstellung ihre Tochter hat mich 16 Jahren Geschlechtsverkehr mit einem Mann, welchen sie noch nicht lange genug kennt (so Mutters Ansicht) bringt sie um den Schlaf. Amis Vater sieht es da schon etwas lockerer, hat selbst auch etwas früher angefangen …
 

Doch grundlegend sind die Sorgen der Mutter vollkommen überflüssig. Trotz der relativ langen Beziehung (für eine 16 Jährige sind sechs Monate sehr lang) kam es bisher zwischen Kaoru und seiner Freundin zu keinerlei sexueller Handlungen, sehr zu Kaorus Bedauern. Er verzehrte sich jede Nacht nach ihr und wenn sie bei ihm schlief, in seinem Bett, Haut an Haut, konnte er sich kaum im Zaum halten. Er liebte alles an ihr, ihr Haar, ihre Figur, ihre Haut, ihren Geruch, ihre Stimme … Er war vorher noch nie so verliebt gewesen und er sehnte sich so sehr nach ihrem Körper. Doch Ami möchte warten, sie fühlt sich noch nicht bereit. An und für sich ist das eine sehr noble Einstellung und nur zu befürworten, aber nicht, wenn der Freund Kaoru heißt!
 

Bevor er Ami kennen gelernt hatte, war er ein richtiger Weiberheld gewesen, ein sehr schüchterner aber dennoch verdammt beliebt. Die Frauen schlugen sich um ihn, seine ruhige geheimnisvolle Art hatte ihn noch interessanter gemacht und es mangelte ihm nie an körperlicher Auslastung. Er hatte sich mehr oder weniger von den Frauen verführen und in irgendeinem Apartment vernaschen lassen. Doch eigentlich ist er der jenige gewesen, welcher die Frauen verführt hat. Er hat gewusst wie er sie um den Finger wickeln konnte und er war sich seiner geheimnisvollen Ausstrahlung durchaus bewusst. Doch es hatte ihm gefallen, wie sie sich um ihn sorgten und abends um seine Körper.
 

Kaoru war sehr wohl ein Gentleman, wusste sich zu benehmen, war stets verantwortungsbewusst. Doch wenn es um Sex geht, war er ein Mann wie jeder andere auch. Sklave seiner Triebe, nicht im Stande sich zu wehren. Gewollt, oder ungewollt, aber nie bereut.

Und ähnlich erging es ihm auch jetzt. Doch er hat sich versprochen zu warten, bis sie so weit ist. Er will nicht nur ihren Körper oder seine Befriedigung, wie bei all den anderen Frauen, er will sie wirklich lieben, mit allem was dazu gehört. Treue ist eine Erfahrung, welche er leider erst jetzt gemacht hat, doch Untreue ist für ihn mehr als nur niederträchtig. Darum wird es ihm nicht passieren, dass er Ami fremdgeht, selbst wenn er glaubt, vor Verlangen zergehen zu müssen.
 

>Oh Ami, …< “Möchten Sie noch etwas?” Erschrocken blickte Kaoru auf, registrierte erst jetzt die Kellnerin, die neben ihm stand. “Ob Sie noch eine Wunsch haben?” Ein wenig geistesabwesend schüttelte er den Kopf und meinte: “Ähm … nein danke. Bringen Sie mir doch bitte die Rechnung.” Die Kellnerin verbeugte sie leicht: “Wie sie wünschen.” Dann zog sie mit kleinen Trippelschritten ab. >So, bin ja mal gespannt, wie sich der heutige Abend entfaltet.< Er schaute durch das Fenster zu seiner linken Seite und betrachtete ein Weilchen sein Spiegelbild. Dann zupfte er sich sein Pony zurecht, strich sich durch die frisch gefärbten Haare und kramte sein Kleingeld raus.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

So ... das erste Kapitel.

Möchte vielleicht jemand etwas sagen?

Die ersten Seiten sind vielleicht noch nicht ganz logisch, aber ich bin ja auch noch am Anfang ^^ !



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vinushka
2011-04-05T15:34:03+00:00 05.04.2011 17:34
Ich mag die Art wie Toshiya beschrieben wird. Ruhig & erwachsen, nicht wie in 90% der anderen FFs...
Und auch die freundschaftliche Beziehung Kyos & Toshiyas wirkt schon im ersten Kapitel recht innig (platonisch gesehen).

Kaoru als Gentleman passt natürlich wie Arsch auf Eimer.
[Und angesichts seiner minderjährigen Freundin... >D ]
Von:  AlmightyKai
2007-11-21T19:06:19+00:00 21.11.2007 20:06
so hab es auch geschafft das erste kapitel zu lesen. finde es gut gelunge, auch einen guten einstieg geschafft.

irgendwie erinnert mich der stil etwas an meine geschichten^^

werd nach jeden kapitel was schreiben da weißte genau wie faul oder fleißig ich war *grins*

also 1. kapitel super !!
Von: abgemeldet
2007-10-31T18:12:49+00:00 31.10.2007 19:12
heyho,

ich bin eben auf diese ff gestoßen und dachte mir mal die kann ich doch lesen, das erste kapitel habe ich auch gleich verschlungen, sind es doch neue konstellationen der bandmember, zumindest wie es in der beschreibung steht, und haben mich doch sehr neugierig gemacht.

zu dem schreibstil kann ich nur WOW sagen. er gefällt mir wirlich sehr sehr gut, schön ausführlich, aber auch leicht verständlich. der rückblick der eingebaut ist von kaoru - wirklich sehr gut!

wenn man das erste kapitel liest, ist man schon angestachelt weiter zu lesen - was ist da mit kyo? wie verläuft der abend, viele sachen, die ich nun auch gleich weiter nachlesen werde.
zum glück, sind ja schon einige kapitel da.

liebe grüße
vic


Zurück