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Searching for the Rainbow's End

Wenn ein Junge zwischen einem Mädchen und 'nem Jungen steht
von

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Ferien in Norwegen

~Searching for the Rainbow's End~
 

Kapitel 6:

Ferien in Norwegen
 

Rei's Herbstferien waren vorbei und nachdem sie Juudai ohnehin schon die ganze Zeit mit Johan teilen musste, war sie nun auch gezwungen ihn allein mit seinem besten Freund nach Norwegen reisen zu lassen. In das Heimatland von Johan Andersen.
 

Die Reise in das ferne nördliche Land verlief ohne Komplikationen und ist schnell erzählt. Zwölf Stunden hatten Juudai und Johan in einem Flugzeug verbringen müssen, doch nun da sie in Gardermoen angekommen waren, konnten sie ihre Beine endlich wieder ausstrecken. Es war nicht gerade angenehm so lange in einem engen Flugzeug zu sitzen und die plötzliche Bewegung war vor allem in den Knien zu spüren.

Johan streckte sich genüsslich, während der Japaner sich wachsam umsah. Juudai war überrascht, wie klein der Flughafen im Gegensatz zu dem in Amsterdam, wo sie zwischengelandet sind, und Narita war. Die wenigen Menschen die hier aus den Flugzeugen stiegen oder am Check in-Schalter standen, waren auch kein Vergleich zu den Menschenmassen in Schiphol oder Japan.

"Johan? Wo müssen wir jetzt eigentlich hin?", fragte Juudai schließlich, als er beladen mit einem großen Rucksack, einer schweren Reisetasche und seinem Handgepäck, seinem Freund hinterher stapfte. Johan hatte kaum Gepäck dabei, denn in seiner Hütte hatte er immer noch genug Kleidung von sich liegen. Der Norweger sah sich selbst noch ein bisschen um, denn er war lange nicht mehr in Gardermoen gewesen, irgendwo mussten die Automaten für die Bahntickets sein und die Treppen zu den Gleisen. Nach wenigen Sekunden, in denen er Juudai keine Antwort gab, konnten seine Augen endlich das gewünschte Objekt ersprähen.

"Komm beeil dich, Juudai. In fünf Minuten fährt wieder ein Zug!", forderte Johan fröhlich und gleichermaßen aufgeregt, wobei er Juudai regelrecht die Reisetasche aus der Hand riss und zum Schalter lief, um zwei Tickets für den Flugzug löste.
 

Johan erklärte Juudai, dass es keinen direkten Zug nach Stabekk gab, den sie nehmen konnten. Sie mussten also erst mal zur Oslo Zentralstation gelangen, um dann eine Busverbindung zu suchen, die sie nach Strand in Stabekk, einem kleinen Vorort von Oslo brachte.

Etwas enttäuscht war der kleine Japaner schon, da er durch die Reisehecktik kaum etwas von der Umgebung mitbekommen hatte und sah mit sehnsüchtigem Blick aus dem Fenster des Rykkin Express Busses. Er spürte Johan's warme Hand auf seiner, was ihn dazu brachte den Einheimischen verwirrt anzusehen. Johan lächelte Juudai entgegen und meinte: "Ich werde dir Oslo zeigen. Heute werde ich dir aber nur meine Ferienhütte zeigen. Du bist doch sicher müde?"

Juudai nickte als Antwort. Natürlich war er müde, sie waren schließlich ziemlich früh in Japan aufgebrochen, mussten drei Stunden in Amsterdam auf den nächsten Flug nach Oslo warten und nun war es noch immer Tag hell. Wahrscheinlich würde es auch ein paar Tage dauern bevor er sich an den neuen Tagesrythmus gewöhnt hatte.

"Das habe ich mir doch fast gedacht. Du hast bestimmt nicht geschlafen oder?", wollte Johan wissen.

"Nein, kein bisschen", antwortete Juudai schließlich, "Ich verstehe gar nicht wie du überhaupt einschlafen konntest. Bist du gar nicht aufgeregt gewesen dein zu Hause wieder zu sehen?"

Johan konnte ein warmherziges Lächeln nicht unterdrücken und sah seinen Freund mit leuchtenden Augen an: "Ich bin vielleicht seit langem mal wieder zu Hause, aber es kümmert mich nicht wo ich bin, so lange ich meinem besten Freund meine Heimat zeigen kann. Ich bin höchstens gespannt darauf was du dazu sagst."

Juudai sah Johan verwirrt an: "Was ich dazu sage?"

Der größere Junge nickte mit Nachdruck. Juudai konnte sich den Blick des Anderen nicht genau erklären. Ohnehin war er in den letzten Wochen sehr verwirrt gewesen. Er hatte von Johan bisher noch keine Antwort erhalten warum er damals so abweisend zu ihm war oder warum er ihm aus dem Weg gegangen war. Es schien nicht mehr wichtig zu sein. Sie verstanden sich so gut wie früher, wenn nicht sogar noch besser. Juudai atmete erleichtert aus, Johan hatte ihm verziehen, wenn er überhaupt jemals wegen seiner Zeit als Haou, Abscheu gegen ihn empfunden hatte.
 

Juudai kam nicht mehr dazu Johan nach dem Grund zu fragen. Vielleicht wäre es ohnehin der falsche Moment gewesen ihn im Bus darauf anzusprechen. Der Norweger hatte den Stop -Knopf betätigt und als das grüne Gefährt endlich zum Stehen kam, stiegen die beiden jungen Männer mit ihren Taschen beladen aus.

Juudai sah sich erneut wachsam um. Er war erstaunt, dass sie nun direkt an der Schnellstraße standen und ihr eigenes Wort nur schwer durch den Verkehrslärm zu verstehen war. Johan winkte Juudai zu sich und gab ihm somit zu verstehen, dass sie einen kleinen Hang hinunter gehen mussten, um dem Lärm und den rasenden Autos zu entgehen.

Schnell ließen sie das Getöse hinter sich und folgten einer kleinen Straße, worauf sie in eine Wohsiedlung gelangten. Allerdings schlug Johan einen Seitenweg ein, der sie scheinbar ins Nichts führte.

"Johan bist du sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte Juudai schließlich, obwohl er immer noch über die vielen großen und gut gepflegten Eigenheime erstaunt war. Johan, der sich Juudai's großer Reisetasche angenommen hatte, wandte sich zu seinem Freund und nickte:

"Ja. Die Hütte liegt dort unten am Strand, dort hört man auch keinen Lärm mehr von der Straße."

"Ach so ist das...", brabbelte der kleine Japaner aus und wandte seinen Blick zu den Wimpfeln der Bäume, die am Wegrand standen. Ihre Blätter waren schon fast alle zu Boden gefallen und wenn er sich nicht durch sein Gepäck so anstrengen müsste, so hätte er sicher gefroren. Norwegen im späten Oktober konnte Japanern wirklich sehr kalt erscheinen, denn man musste schon Glück haben um Temperaturen über fünf Grad zu bekommen. Johan lächelte erneut, während sie eine steile Straße hinunter gingen. Juudai wandte sich alle Augenblicke einmal um, damit er sehen konnte ob nicht plötzlich ein Auto hinter ihm auftauchte. In Japan wäre es ihnen niemals möglich gewesen irgendwo mitten auf der Straße zu spazieren.

"Keine Angst, Juudai! Hier kommt nur selten jemand vorbei. Du brauchst keine Angst zu haben", erklärte Johan schließlich.

"Ein wenig unbehaglich ist es trotzdem", gab der Kleine zu.
 

Am Ende der Straße hoben sich drei rote Gebäude vom blauen Nachmittagshimmel ab. Das größte der Häuser konnte Juudai als ein Restaurant erkennen, denn er war doch in der Lage dieses Wort zu lesen und es zu verstehen.

Die Aufschrift des Gebäudes rechts ergab allerdings keinerlei Sinn für den brünetten Jungen und so ging Juudai instinktiv auf das rötliche Jägershaus zu. Johan nickte zufrieden, ging mit schnellen Schritten an Juudai vorbei und holte seinen Schlüssel aus der Hosentasche. Unverzüglich öffnete er die Haustür, ließ Juudai den Vortritt und legte erst einmal die Reisetasche ins Wohnzimmer.

"Ich werde dann mal Holz rein hohlen. Mach's dir schon mal gemütlich, Juudai", forderte der Türkishaarige und sprang noch einmal aus der Tür.

Juudai sah die perplex die Tür an, die nach wenigen Sekunden mit einem hörbaren Klacken ins Schloss zurück fiel. Der Japaner fing sich wieder und zog seine Schuhe aus, natürlich war es in der Hütte noch kalt, aber im Augenblick machte es ihm gar nichts aus. Juudai sah sich mit offenem Munde um. Johan's Familie schien wohlhabend zu sein, selbst für Norweger, denn die Innenausstattung bestand aus Antiquitäten aus der Nationalromantik. Der norwegische Drachenstil war gut in den Stühlen, dem Tisch und den gewaltigen Schränken die schwer und barock wirkten, zu erkennen.

Zunächst entschied Juudai sich dafür die Küche zu begutachten, die ebenfalls im Drachenstil gehalten war. Die Küchenschränke aber hatten eine rot-braune Färbung die man in Norwegen Bauernrot nannte. Von diesem Zimmer aus konnte man direkt in den Garten sehen, der im Frühling und Sommer sicher prächtig aussah. Im Moment hatte der Oktober allerdings seine Spuren hinterlassen und er wirkte leer und einsam, wobei er den Blick auf das Meer aber zuließ.

Juudai ging wieder in das Wohnzimmer zurück und fand den Weg zum Badezimmer, ein für ihn im Moment ziemlich uninteressanter Raum, denn hier gab es keine ungewöhnlichen Dinge zu entdecken. Wieder in der dunkel gehaltenen Wohnstube angekommen, sah er Johan wieder eintreten, er hatte einen Pappkarton bei sich, aus dem Dicke Holzscheite hervorragten. Juudai schwieg, er war noch immer ganz hin und weg von diesem Haus. Er hatte nicht erwartet, dass ihn europäische Dinge einmal so beeindrucken könnten. So beobachtete der Junge seinen Freund beim Anzünden des Feuerholzes.

Die kleine Flamme entzündete zunächst nur den kleinen Kohlenanzünder, doch ging sie schnell auf das trockene Holz über und ein hohes orange-gelbes Feuer loderte auf. Zufrieden nickte Johan und erhob sich wieder vom Boden. Als er sich an Juudai wandte, musste er feststellen, dass dieser seinen Blick fest auf Johan geheftet hatte, er schien in Gedanken zu sein.
 

"Juudai", kam es leise aus dem Munde des Norwegers.

Juudai's rehbraune Augen schienen aus einem Tagtraum zu erwachen, denn sie fixierten den Größeren plötzlich wieder. Der Japaner zuckte deutlich zusammen und nahm direkten Kontakt mit Johan's strahlenden Smaragden auf. Juudai stutzte kurz, hatten Johan's Augen schon immer den Eindruck von strahlenden Edelsteinen gehabt oder waren sie so intsensiv, weil sie beide allein waren?

"Weil wir beide alleine sind?", ging es Juudai durch den Kopf und seine Wangen fühlten sich plötzlich selbst wie das Feuer im Kamin an, wie kam er denn auf diesen Gedanken?

Johan lachte leise, er verstand nicht genau was eben in dem Kleineren vorgegangen war, doch sein plötzliches Erröten entging dem Norweger nicht. Darauf eingehen wollte Johan aber auch nicht, also nahm er wieder die schwere Reisetasche seines Freundes.

"Komm, Juudai. Ich zeige dir wo du schlafen wirst!", erklärte er und gab Juudai ein Zeichen mit dem Kopf damit er ihm folgte.

Ohne Zögern ging Juudai seinem Freund hinterher. Er nahm seinen Rucksack wieder auf den Rücken und stieg nach Johan die mit blauem Stoff bezogene Wendeltreppe hinauf, die sie zur zweiten Etage führte. Diese war allerdings im Gegensatz zur unteren Etage sehr viel kleiner und bot Juudai Einblick in zwei winzige Zimmer, die auch nur spärlich eingerichtet waren. In dem einen stand nur ein großes Kingsizebett und ein kleiner Nachtisch. Im anderen Zimmer stand nur ein kleines Bett, ein Schreibtisch und ein Nachttisch.

Der Japaner sah Johan rätselnd an, er wusste nicht wo er nun hinein gehen sollte, doch die Frage erübrige sich als der Norweger das Wort ergriff:

"Du hast die Wahl, willst du mit mir in einem Zimmer schlafen, oder möchtest du lieber im großen wohnen?"

"Was!?", Juudai wirkte etwas unsicher, plötzlich wanderten seine Augen hektisch zwischen den Zimmern umher und auch Johan fasste er in seinen Blick und ließ ihn dann wieder auf die Räume wandern, "Also..."

"Du kannst es dir ja noch überlegen", meinte der Türkishaarige, stellte Juudai's Tasche ab und ging wieder nach unten.
 

Mit verwirrter Miene folgte Juudai seinem Freund wieder nach unten. Johan schüttelte die Polster des Sofas auf, dass an der Wand gegenüber des Fernsehapparates stand. Der Braunhaarige tappste schüchternd heran und beobachtete Johan bei seinem Tun.

"Setz dich doch. Ich mache uns ein paar Brote. Oder hast du keinen Hunger?", fragte Johan mit einem Lächeln.

"Oh doch", antwortete Juudai heiter und setzte sich kurz darauf auf die weiche Couch. Wenn er ehrlich war, hatte er nicht erwartet, dass sie so gemütlich sein würde. Gespannt wartete er auf Johan und das Werk das er vollbracht hatte. Sehr lange musste er sich Gott sei Dank nicht gedulden, Johan brachte zwei Teller mit und gab einen in die Hände seines Freundes.

"Eierstulle mit Lachs", erklärte er und setzte sich neben Juudai.

Ein Nicken als Antwort genügte um Johan beizubringen, dass das wohl angemessen genug für ihn war und so machte Juudai sich über die Brote her und bemerkte dabei nicht, dass Johan ihn ununterbrochen beobachtete.

"Was werden wir eigentlich morgen machen?", wollte Juudai mit großen Augen wissen, während er den Teller auf den Tisch stellte.

"Morgen dachte ich, machen wir uns einen schönen Tag in Oslo. Ich werde dir meine Lieblingsplätze zeigen", antwortete Johan und sah auf die Uhr, "Wir sollten noch ein bisschen wach bleiben, sonst bekommen wir einen tierischen Jetleg."

Juudai nickte zustimmend, obwohl er seine Augen kaum noch offen halten konnte.
 

Im weiteren Verlauf des Abends, erzählte Johan seinem Freund, wie es auf den Schulen in Norwegen gewesen war. Was er erlebt hatte, welche Unterschiede es im Gegensatz zu japanischen Schulen gab und wie es auf der Nord Academy gewesen war. Neben ihrer Unterhaltung, bei der Johan wohl mehr redete als Juudai, hatten sie das Radio laufen. Der Kleinere lauschte sowohl Johan's Worten als auch der ruhigen Musik, beides hatte eine beruhigende Wirkung auf den Jungen und so dauerte es nicht lange, bis Johan eine merkwürdige Last auf seiner Schulter spürte.

Erstaunt sah er in Juudai's schlafendes Gesicht, doch es zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen. Mit einer kleinen Bewegung stuppste Johan die Stirn seines Freundes mit der Nase an. Nicht in der Absicht Juudai zu wecken, sondern einfach nur um ihm nahe zu sein. Johan's Lächeln verschwand nicht, Juudai hatte sich wirklich tapfer wachgehalten, aber nun war er wohl entgültig in einen tiefen Schlaf gefallen.

Vorsichtig bettete der Norweger Juudai's Kopf in seinen Schoß, die geschlossenen Augen, sein friedlicher Gesichtsausdruck erwärmten Johan's Inneres. Langsam strich er durch Juudai's braunes Haar. Es war weich, wie das flauschige Fell eines Welpen. Einige Male ließ er seine Finger durch die glänzenden Strähnen fahren und spielte ganz leicht mit ihnen. Ein bisschen grinsen musste der Große schon, denn Juudai gab keinen Mucks von sich während er ihn berührte, er gab keinerlei Anzeichen dafür, dass er gleich aufwachen würde.

"Juudai...", Johan sprach den Namen seines Freundes sanft aus.

Es war mehr ein Hauchen als ein richtiger Ton der aus seinem Munde kam. Juudai so im Arm halten zu können war ein unglaublich gutes Gefühl. Sein Herz schlug hart gegen Johan's Brust, es wurde ihm sogar schon fast schwer. Plötzlich wurde er sich seiner Gedanken bewusst, seine Gefühle zu Juudai konnte er sich mit einem Mal besser erklären. Die Hitze in seinen Wangen breitete sich weiter aus und erfüllte seinen gesamten Körper. Die Wahrheit auch nur bewusst zu denken stimmte ihn verlegen, aber eigentlich gingen ihm solche Gedanken schon sehr lange durch den Kopf. Vorsichtig und sanft streichelte er dem Anderen über die weiche Wange, doch Johan stutzte, als er warme Feuchtigkeit an seinen Fingern spürte.
 

Juudai hatte Tränen in den Augen, diese traten langsam aus seinen geschlossenen Lidern hervor und bahnten sich ihren Weg über seine Wangen. Nun folgte auch ein leises Murren das sich wie ein Schluchzen anhörte. Johan war damit bemüht schnell die Tränenspur zu trocknen, die Juudai's Gesicht nun prägte. Er konnte sich gut vorstellen, was mit seinem Freund los war. Vermutlich hatte er wieder einen traurigen Alptraum, aber den würde er schon zu beseitigen wissen. Zärtlich streichelte er über Juudai's Wange und flüsterte ihm beruhigende Worte zu.

Vorsichtig nahm Johan seinen Freund an sich und trug ihn die Wendeltreppe nach oben. Langsam legte er Juudai in das schmale Bett und deckte ihn sofort zu. In Johan's Zimmer war es noch sehr kalt, da er die Heizung noch nicht angeschaltet hatte, doch er wusste, dass es unter der Decke schön warm werden würde. Trotzdem hatten sich die Tränen seines Freundes noch nicht gelegt und so kniete sich Johan an das Bett und tat das selbe, das er schon in Takayama getan hatte. Er blieb nahe bei Juudai, streichelte ihm durchs Haar und versuchte ihm die nötige Nähe zu geben, damit er wieder ruhig schlafen konnte. Das letzte was er wollte, war Juudai unter den Nachtgespinsten leiden zu lassen.
 

Die Dunkelheit hatte sich Mittlerweile über das Land gelegt und auch Johan zog es nun allmählich die Augen zu. Immerhin war es nun zehn Uhr, eine angemessene Zeit um sich hinzulegen wenn man müde war. Er holte eine Matratze aus der Abstellkammer neben seinem Zimmer hervor und suchte sich ebenfalls Bettwäsche um sein Lager neben Juudai zu beziehen.
 

Der erste Tag in Norwegen brach mit Sonnenschein an. Johan hatte den Wecker auf neun Uhr gestellt und dieser klingelte pünktlich, wobei der Norweger wieder einmal feststellen musste, dass es unmöglich war Juudai mit einem solchen Mittel aus dem Bett zu bekommen.

Langsam setzte er sich auf und sah den noch immer fest schlafenden Juudai müde an. Der Brünette hatte sich quer über das Bett gelegt und schnarchte leise vor sich hin. Johan konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken und kitzelte seine Nase leicht, damit er aufwachte.

Nur unter Brummen und Murren öffnete Juudai schließlich seine Augen und sah in das lächelnde Gesicht seines Freundes.

"Morgen Johan", nuschelte der Kleinere vor sich hin und setzte sich auf, Juudai rieb sich müde die Augen, "Hast du gut geschlafen?"

"Ja, sehr", entgegnete Johan und richtete die selbe Frage an Juudai, der stumm nickte.
 

Nachdem Johan und Juudai gefrühstückt und die täglichen Dinge erledigt hatten, machten sie sich auf den Weg zum Bus und fuhren wieder nach Oslo.

Juudai hüpfte heiter aus dem Bus heraus und sah sich in der Stadt um. Sie waren in der Karl Johans Straße und überall wo Juudai hinsah, standen die alten Stadtgebäude deren Erdgeschosse Läden enthielten, am Straßenrand entlang.

"Johan wo müssen wir lang? Wo ist das Schloss? Ist es das da?", wollte der Japaner aufgeregt wissen, wobei er den Eindruck eines kleinen Kindes, das gerade vor einer großen Schale Süßigkeiten stand, machte. Johan musste lächeln, es ging nicht anders, Juudai war zu süß um seiner Reaktion nüchtern zu begegnen. Wieder einmal peinlich berührt von seinen eigenen Gedanken Juudai so anziehend zu finden, nahm er Selbigen an die Hand.

"Das was du meinst ist das National Theater und dahinter liegt das Storting, das norwegische Parlament", erklärte Johan und wandte sich mit seinem Freund in die entgegen gesetzte Richtung, "dort oben liegt das Schloss."

Die braunen Augen des Kleineren folgten neugierig der Richtung, die Johan mit seinem Finger angab.
 

Die Straße gab den Blick auf das gelbliche Gebäude frei, das nicht wie ein europäisches Schloss aussah, sondern eher wie ein großes Gutshaus. Juudai schien es egal zu sein, wie das Schloss aussah, er war begeistert von all dem: "Können wir näher ran gehen?"

"Natürlich", antwortete der Größere und brachte den Braunschopf so dicht es nur ging an das Gebäude heran. Juudai war begeistert von dem was sich ihm hier bot. Die Wachposten vor dem Schloss, wie Johan ihm erklärte, durften sich nicht bewegen es sei denn sie gingen ihre kurze Runde. Natürlich wusste der Kleine, dass das alles nur eine Formsache war, aber diese gefiel ihm gut.
 

Johan brachte seinen Freund hinter das Schlossgelände, um ihm den abgesperrten Teil des Gartens von außen zu zeigen. Schon vor vielen Jahren wurde der größte Teil des Parkes, als öffentliches Gelände erklärt und nur ein kleiner Teil war dem Königshaus erhalten geblieben. Juudai sah zwischen die Stäbe des Zauntores und erspähte kurz hinter der Grenze einen Apfelbaum der noch hoch oben in der Krone ein paar einzelne Früchte trug. Wahrscheinlich hatten die Angestellten wenig Mühen damit gehabt diese letzten Äpfel vom Baum zu pflücken Juudai aber bekam die fixe Idee diese herunter zu holen.

So schnell, wie Juudai sich daran gemacht hatte einen Baum außerhalb des königlichen Gartens zu erklimmen, konnte der Norweger gar nicht gucken. Johan reagierte sofort darauf, denn er konnte sich schon denken was der Frechdachs nun wieder vor hatte.

"Juudai!! Juudai, komm da wieder runter! Sowas macht man nicht!", meinte er und lehnte sich dicht an den Baum, "Verdammt noch mal, du darfst sowas nicht machen!"

Der Angesprochene setzte eine Unschuldsmiene auf und sah ihn die besorgten Smaragde Johans hinunter: "Wieso nicht?"

"Wi-...wieso nicht? Weil das betreten des Geländes verboten ist! Was willst du eigentlich da drüben?", forschte Johan weiter, denn es war offensichtlich, dass Juudai sich auf den Weg in den Garten machte.

"Na ja, ich will die Äpfel. Die sehen lecker aus", entgegnete der Braunhaarige und grinste frech.

"Wir können doch welche kaufen, Juudai! Du bringst uns nur in Schwierigkeiten...", meinte Johan und beobachtete weiterhin die Klettertour des Japaners.
 

Im Körper des Norwegers ging es wirklich hoch her. Nicht nur, dass Juudai etwas verbotenes tat und sich sogesehen strafbar machte, auch wenn es sich nur um ein paar Äpfel handelte. Gleichzeitig sorgte er sich auch um seinen Freund. Der Baum war zwar eine kräftige Kastanie und Johan musste staunen, dass Juudai es mit Leichtigkeit geschafft hatte höher zu steigen, aber die oberen Äste wirkten doch sehr instabil, eine falsche oder unachtsame Bewegung könnte für den Kleinen bedeuten wieder unten zu landen.

Juudai dagegen schüttelte nur kurz mit seinem Kopf und kletterte gut gelaunt weiter. Er war schon lange nicht mehr auf einen Baum geklettert und eine solche Aktion war schon lange mal wieder überfällig. Er spürte sein Herz fester in seiner Brust schlagen, durch die ängstlichen Zurufe seines Freundes wurde Juudai nur noch mehr in seinem Eifer bestätigt und wollte es Johan unbedingt beweisen. Wie hell würden seine Smaragde strahlen, wenn er ihm einen Apfel brachte? Ob ein Blick von ihm sein Herz zum hüpfen bringen konnte wie damals?

Juudai stutzte. Wie kam er darauf, dass Johan sein Herz erfreute?

Natürlich, er war gern mit dem Europäer zusammen, nicht umsonst war dieser sein bester Freund. Aber wie kam er auf die Idee, dass er nun für sein Glück sorgte?

Schon seit Takayama hatte er das Gefühl gehabt ihm noch näher sein zu wollen. Auch als er bei Asuka und Ryou zu besuch war, hatte er einen kurzen Moment geglaubt sich in Johan's Augen zu verlieren. In der Tiefe der grünen Augen zu versinken...

In seinen Gedanken versunken achtete Juudai nicht mehr darauf wo er seinen Fuß überhaupt hinsetzte. Ein Knacken rüttelte ihn allerdings wach, doch bevor er den Sprung über den Zaun zum Apfelbaum machen konnte, gab das Holz unter seinen Füßen nach und es geschah genau das, was Johan befürchtet hatte. Juudai fiel.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken was nun zutun war, rannte Johan hektisch zum Zaun und breitete seine Arme aus, um Juudai bei der Landung zu helfen. Der Zusammenstoß der beiden Jungen war nun unausweichlich, doch hatte Johan ihn sich etwas sanfter vorgestellt. Die Geschwindigkeit des Brünetten war sehr hoch gewesen, so dass der Druck auch Johan zu Boden riss und beide nun auf dem sandigen Boden lagen.

Johan keuchte, er war auf dem Rücken gelandet, hatte sich den Kopf auf der Erde gestoßen und spürte einen heftigen Druck in der Magengegend. Juudai war auf dem Skandinavier gelandet und somit hatte ihn kaum ein Schmerz gefangen. Das einzige was er spürte, war ein brennender Schmerz an seinem Schienbein, denn während seines Falls hatte ihn ein Ast erwischt und eine oberflächliche Schramme gerissen.

Juudai öffnete vorsichtig seine Augen, er war noch ganz benommen und versuchte sich auf seinen Körper zu konzentrieren. Hatte er sich vielleicht etwas gebrochen? Was war eigentlich mit Johan los? Er konnte sich noch entsinnen, dass der Türkishaarige auf ihn zu gerannt kam, aber alles weitere war ihm etwas zu schnell gegangen.

"Autsch...", jammerte Juudai kurz und rieb sich sein Fußgelenk, das noch immer etwas brannte. Er wunderte sich sehr darüber, dass er sehr weich gelandet war, allerdings war es gar nicht mehr so verwunderlich, als er Johan's Stimme hörte, die ebenfalls keuchte:

"Frag mich mal..."

"Oh! Johan!!", kam es überrascht aus Juudai's Munde, er war also auf seinem Freund gelandet und hatte ihm einige Schmerzen bereitet, "Tut mir leid!"

Er beugte sich über Johan, um zu sehen, ob er sich irgendwelche Wunden im Gesicht oder an anderen Stellen seines Körpers zugezogen hatte. Der Norweger stützte sich leicht mit den Händen ab und blickte seinen Freund verwirrt an, der nun damit beschäftigt war Johan's Oberkörper abzutasten, um ihm eventuell ein Stöhnen zu entlocken. Anstatt aber noch irgendeine Pein in sich zu fühlen, war es dem Jungen als ob seine Gliedmaßen taub wurden und er nichts anderes als Juudai's Finger durch seinen Pullover spürte.

Wie aus Reflex wanderte seine Hand zu Juudai hin und blieb schließlich auf dessen Wange ruhen. Überrascht sah der Brünette in die smaragdgrünen Augen des Norwegers, es dauerte nicht lange bis er das Feuer wieder in seinen Wangen spürte und diese sich scharlachrot färbten.
 

"Hast du irgendwo... Schmerzen?", wollte der Kleinere mit leiser Stimme wissen, es war viel mehr ein zartes Aushauchen eines Satzes, es war ihm auch unmöglich sich von den glitzernden Edelsteinen im Gesicht des Norwegers zu lösen. Eine ebenso leise Antwort drang kurz darauf an Juudai's Ohr, doch er erwiderte nicht den fragenden Blick:

"Nein, es ist alles in Ordnung. Komm..."

Johan schob Juudai schnell bei Seite, er wirkte hektisch und putzte sich ein wenig Dreck von der Jeans. Er spürte das zarte Rosa um seine Nase herum, er musste sich zusammen reißen damit diese Hitze nicht unerträglich wurde. Er hatte das Gefühl, dass er Juudai's Lippen heiß berührt hätte, wenn er sich nicht doch dazu in der Lage gesehen hätte sich schnell von ihm abzuwenden.

Juudai nickte und kam ebenfalls auf seine Beine. Er spürte noch immer, dass es ihm peinlich war was eben vor sich gegangen war, doch nach einer guten viertel Stunde war diese Peinlichkeit wieder verflogen und schien sogar in Vergessenheit zu geraten.
 

Erst gegen Abend kamen die beiden Jungen wieder, nachdem sie einen Museumstripp auf der Museumshalbinsel Bygdøy und eine lange Shoppingtour hinter sich hatten, in Johan's Ferienresidenz an. Beide waren sehr vergnügt, der Tag war zwar kühl aber trotzdem noch sonnig geblieben und nun da sie müde und ausgelaugt waren, machten sie sich wieder ein gemütliches Feuer, das nebenher loderte, während sie zu Abend aßen und weiter herum scherzten.

Ein kurzer Piepton sagte Juudai, dass er eine Textmeldung auf seinem Handy bekommen hatte. Der Japaner stand sofort auf, um nachzusehen von wem diese Meldung kam. Johan sah neugierig in das Wohnzimmer und erkannte ein warmes Lächeln auf den Lippen seines Freundes, ihm war sofort klar, dass es nur eine Nachricht von Rei sein konnte, warum sollte Juudai sonst so zufrieden und glücklich aussehen.

"Und? Was hat Rei-chan geschrieben?", wollte er sofort wissen und setzte ein schelmisches Grinsen auf, "Oder ist es dir zu peinlich um es mir zu verraten?"

Juudai lief mit einem Mal rot an und bekam schnell Ähnlichkeit mit einer Tomate.

"Was? Ehm... nein Johan... Johan was glaubst du denn? Sie möchte nur, dass ich mich mal kurz bei ihr melde...", stammelte Juudai hektisch.

Johan lachte kurz auf, da sein Freund sofort auf seinen Wink eingegangen war: "Ja, ich versteh schon. Du kannst sie ja morgen anrufen wenn du möchtest!"

"Aber Johan das wird doch viel zu teuer...", meinte Juudai schließlich, doch Johan legte ihm seinen Zeigefinger auf den Mund und zwinkerte ihm zu: "Lass das meine Sorge sein, du wirst ja keine Stunde mit ihr reden."

"Da...danke...", sagte er kurz und setzte sich wieder auf das Sofa, "Ich habe mich gar nicht bei dir bedankt, dass du mich gestern ins Bett gebracht hast. Aber diese Nacht werde ich auf der Matratze liegen und du benutzt dein Bett!"

Johan konnte sich ein leises Lachen wieder nicht verkneifen: "Nein, nein, mein Lieber! Ich lasse nicht mit mir diskutieren. Belassen wir es so, wie es ist."

Juudai wusste nicht genau warum, aber es kam ihm so vor als wich Johan seinem Blick aus. Den ganzen Tag hatte er schon das Gefühl gehabt heimlich von seinem Freund beobachtet zu werden, aber immer wenn sich ihre Blicke trafen, sahen Johan's mattgrüne Augen in eine andere Richtung und taten, als ob nichts sei.
 

Dabei tobte in Johan ein innerer Kampf. Es war wie ein Sturm in ihm drin, der versuchte sein Herz anzugreifen. Johan seufzte leise und unmerklich, sein Herz hatte sich schmerzhaft verkrampf als er Juudai's glücklichen Gesichtsausdruck gesehen hatte. Am liebsten wäre er zu seinem Freund gegangen und hätte dieses grausame Telefon aus seiner Hand entrissen. Doch eine solche Situation hätte ihm nichts als Ärger bereitet und vor Juudai wäre dann auch eine Rechtfertigung fällig gewesen. Johan hätte sich am liebsten geohrfeigt, er blieb auch noch lange im Wohnzimmer sitzen um nachzudenken während Juudai sich schon bald müde ins Bett legte.

"Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Natürlich liebt er Rei-chan. Juudai ist mein bester Freund das darf ich nicht vergessen. Er sieht mich als seinen Freund, nicht mehr und nicht weniger. Ich sollte das nicht aufs Spiel setzen...", dachte er vor sich hin während er das Feuer beim kleiner werden beobachtete, Johan fühlte sich plötzlich klein und leer, er hätte im Leben nicht daran gedacht sich in solch düstere Gedanken zu stürzen, dennoch er musste sich die Tatsachen vor Augen halten, "Aber ich weiß jetzt, dass sich meine ganze Welt um dich dreht. Ohne dich sind meine Sonnentage grau... durch dich wirkt selbst Schnee noch etwas weißer... Ich verstehe jetzt, dass ich dich wirklich liebe Juudai!"

Johan bemühte sich erst ziemlich spät in sein Zimmer zu gehen um Juudai schlafend vorzufinden. Er selbst saß noch die halbe Nacht wach vor seinem Freund und nur um seinen friedlichen Schlaf zu bewachen, aus Angst Juudai würde noch einmal unter einem Alptraum leiden. Allerdings schien dieser Tag zu sehr an den Kräften des kleinen Japaners genagt zu haben, sodass Johan's Mühen umsonst gewesen waren.
 


 

Die Tage vergingen und die zweite Woche ihrer Ferien war nun angebrochen, ohne dass Juudai sich bei Rei gemeldet hatte. Johan wollte seinen Freund zwar einige Male darauf ansprechen, doch im Nachhinein schob er dieses Vorhaben ebenfalls immer wieder heraus, denn im Grunde war es nicht seine Angelegenheit, ob Juudai sich bei seiner Freundin meldete oder nicht.

Da sie in der letzten Woche haupsächlich Museen und Sehenswürdigkeiten angesehen hatten, wollte Johan seinem Freund nun einen seiner Lieblingsplätze in Oslo präsentieren. Johan hatte schon länger ein kleines Geheimnis daraus gemacht, wo sich dieser Platz befinden sollte oder was genau dieser darstellen sollte.

Die beiden Jungen machten sich erst am Nachmittag auf den Weg in die Stadt und liefen langsam durch die Straßen. Juudai konnte sich kaum erklären, was er noch nicht in dieser langen Einkaufsstraße gesehen hatte. Der Braunhaarige sah sich wie immer in der Gegend um und betrachtete die vorbeiziehenden Menschen. Die Kälte war ihnen im Gesicht anzusehen und auch er selbst musste gestehen dass die Tage immer kälter wurden. Er fand seine Ankunft schon sehr kühl, doch nun schien der Winter wirklich einzukehren. Johan wirkte so, als ob ihn die Temperaturen gar nicht störten. Er ging gut gelaunt die Karl Johans Straße hinunter und griff nach der Hand seines Freundes. Juudai erschrak leicht. Sie war warm, Johan hatte trotz dieser eisigen Luft noch warme Hände.

Plötzlich blieb der Türkishaarige stehen und fing sich damit einen fragenden Blick von Juudai ein, der gern wissen wollte, warum Johan stehen geblieben war. Mitten auf einem alten Marktplatz würde doch wohl kaum sein Lieblingsplatz sein.

Noch bevor Juudai nach dem Grund fragen konnte bekam er die Antwort von Johan: "Komm, wir holen uns noch ein Eis und essen dann wenn wir da sind."

"Eis?", wiederholte Juudai ungläubig, "In dieser Kälte?"

"Ja. Dieser Laden hat das beste Eis, das du dir denken kannst und sollte es dir danach kalt werden, dann kriegen wir dich schon wieder warm. Dafür sorge ich dann schon!", antwortete Johan und gab Juudai einen kleinen Schups als Zeichen er solle sich in den Laden bemühen.
 

Es war ein recht kleiner Laden. Eine einzelne junge Frau die vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt war stand hinter dem Tresen. Sie war die jüngere Schwester eines ehemaligen Klassenkameraden von Johan, der ungefähr drei Jahre zusammen mit ihm zur Schule ging. Sie lächelte ihn freundlich an und hieß ihn auf Norwegisch willkommen.

Wie immer war Juudai verwirrt Johan eine andere Sprache sprechen zu hören als Japanisch. Er hatte ihn immer als einen Japaner angesehen, auch wenn er wusste, dass es gar nicht zutraf. Das Mädchen war Juudai von der Stimmlage her sympathisch, sie schien sich nach ihm zu erkundigen, denn ein paar Minuten hatte sich ihr Blick auf den Japaner gerichtet, bis sie plötzlich ein einzelnes Wort heraus brachte:

"FORELSKA?"

"Pssst... sei doch nicht so laut, hier sind noch andere Leute und ich wollte eigentlich nicht, dass meine Eltern, so was über drei Ecken erfahren. Es ist sowieso aussichtslos, da dürfen wir uns nichts vormachen", wieder sprach er ausländische Worte, die Juudai nicht verstand.

Ob Johan mit diesem Mädchen anbendelte?

Woher er sie wohl kannte?

Was bedeutete ihm dieses Mädchen?

Juudai war neugierig auf diese junge Frau und wenn er Johan's Tonfall und seine Miemik richtig verstand, dann wusste er bereits, dass die beiden ein Geheimnis miteinander hatten.

"So, aber du hast vor es zu gestehen oder, Johan? Ich meine, ich kann dich schon verstehen, der Kleine ist ganz schön niedlich", meinte das Mädchen und nahm dann Johan's Bestellung entgegen, sie zwinkerte ihrem alten Bekannten zu bevor sie fortfuhr, "Wenn du ihn erobern kannst solltest du gut auf ihn Acht geben."

"Ja ich weiß schon. Er ist etwas ganz Besonderes und das weiß er denke ich auch selbst. Vielleicht sehen wir uns noch während meiner Ferien hier", erklärte Johan, dann zahlte er die Eisbecher, worauf er einen an Juudai weiter gab und sich dann zusammen mit ihm wieder auf den Weg nach draußen machte.

"Wer ist das gewesen?", fragte Juudai neugierig, wobei sein Freund einen Hauch von Eifersucht in der Stimme des Kleineren zu hören glaubte. Natürlich wollte Juudai wissen wer sie war, er konnte die Landessprache nicht verstehen und so schien es Johan völlig normal zu sein, dass Juudai wissen wollte was vor sich gegangen war.

"Sie ist die jüngere Schwester eines ehemaligen Klassenkameraden. Ihre Eltern besitzen den Laden. Probier mal, Vanilie Eis mit Erdbeeren", antwortete Johan und setzte seinen Weg fort. Juudai nickte stumm und folgte seinem Freund wobei er sich zuerst noch überwinden musste das Eis wirklich zu essen, denn es schien ihm wirklich ein wenig zu kalt für so einen Nachtisch zu sein.
 

Endlich war es soweit. Johan zeigte Juudai nun endlich wo er hin wollte, sein Lieblingsplatz erstreckte sich vor ihrer beider Augen. Vor allem Juudai verschlug es die Sprache als er eine in goldenes Sonnenlicht getränkte Festung bestaunen konnte. Es war die Akershus Festung, eine große Anlage die früher zur Verteidigung der Stadt diente und auch als Gefängnis genutzt worden war. Die Anlage bestand aus einer großen Mauer, auf der man herumgehen konnte, wenn man wollte, es standen sogar noch alte Kanonen dort zur Dekoration und um den Besuchern zu zeigen, wie diese damals angebracht waren. Innerhalb des Geländes standen zwei, drei einzelne Gebäude, die den Eindruck alter Schlösser machten.

Johan beobachtete Juudai genau, der mit halb geöffnetem Mund und glitzernden Augen vor der Festung stand. Erneut ergriff Johan die Hand des Brünetten um ihn aus seiner Faszination heraus zu holen.

"Komm, wir sehen uns den Sonnenuntergang an!", forderte der Norweger und lief los, Juudai, der so schnell gar nicht reagieren konnte hatte Probleme damit Johan richtig zu folgen. Kaum hatten sie das Festungsgelände betreten verfiel der Kleine wieder ins Staunen. Eine weite gepflegte Grünfläche erstreckte sich zu seinen Füßen. Das Gelände war wirklich gut erhalten, Juudai hatte wirklich damit gerechnet, dass sich eine dunkle schlammige Fläche vor ihm auftäte, sobald sie hier waren.

"Hier ist es wunderbar", gab er zu und schenkte Johan ein fröhliches Lächeln.

"Dann warte ab bis du die Wellen siehst die sich hier brechen", meinte der Größere und brachte den Japaner zu einer Mauer, auf die sie sich dann setzten. Der Wind ging hier am Wasser stärker, als in den Straßen der Stadt und so ließen sie sich ihr Eis schmecken und ließen ihre Füße in der Luft baumeln.
 

Juudai spürte sein Herz schneller schlagen, als er der Sonne beim Untergehen zusah. Es war aber nicht nur das beruhigende warme Licht, dass den Brünetten in diese unbeschreiblich wohltuende Stimmung versetzte. Er sah zu Johan, der ebenfalls auf das Meer hinaus sah. Juudai konnte ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht erkennen, ein Detail das ihm besonders viel Freude bereitete. Warum hämmerte nur sein Herz zu hart gegen seine Brust?

Johan wandte seinen Blick wieder an Juudai, noch immer war in seinen Augen ein Leuchten zu erkennen, dass den Japaner unmerklich erschaudern ließ. Johan hatte einen seltsamen Einfluss auf Juudai, wenn er glücklich wirkte, fühlte auch Juudai sich unglaublich leicht und frei. Ob es seinem Freund ebenfalls so erging?

"Jo-....Johan...", begann Juudai nun endlich und durchbrach die behagliche Stille, in der sie sich beide bis eben befunden hatten.

Johan erwiderte Juudai's fröhlichen Blick, er lächelte heiter und machte den Anschein, als gäbe es keinerlei Unheil auf der Welt, mit einem fragenden Geräusch und lächelte ebenfalls.

"Schön das du mich hierher gebracht hast!", erklärte Juudai schließlich, "Ich bin wirklich froh, dass wir beide die Reise allein gemacht haben."

Während Juudai noch immer heiter lächelte verfinsterte sich Johan's Miene. Sein Lächeln erstarb und formte sich zu einem ernsten Ausdruck. Der Türkishaarige erhob sich von seinem Sitz, behielt Juudai allerdings fest in seinem Blick. Juudai tat es seinem Freund gleich wobei er ihn etwas verwirrt ansah, doch lag etwas in Johan's Blick, dasss er nicht definieren konnte. Hatte er etwas falsches gesagt? Hatte er Johan nun unabsichtlich verletzt?

"Juudai! Mit Niemandem wollte ich diesen Ort so sehr teilen wie mit dir", brach es aus Johan heraus, er redete schnell und ungehalten denn er spürte sein Herz wild schlagen und ab und an vernahm er, wie es sich kurz verkrampfte und ihn der Mut verlassen wollte, wobei Juudai seinen Freund überrascht ansah, "Ich... Juudai, du bist mir der wichtigste Mensch auf dieser Welt. Wer wenn nicht du sollte hier an meiner Seite stehen?"

Dem Kleineren war die Unwissenheit ins Gesicht geschrieben, er erwiderte Johan's energischen Blick verwirrt und nahm es sich nicht zu antworten: "Was ist mit dem Mädchen? Ihr habt ausgesehen als ob ihr etwas plant!"

"Was? Cecilie?", wiederholte Johan noch immer mit hitziger Stimme, "Wie kommst du darauf?"

"Na ja, also für mich habt ihr wie ein heimlich verliebtes Paar gewirkt, deshalb", antwortete Juudai grinsend, eigentlich war er im Begriff gewesen seinen skandinavischen Freund zu necken, doch anscheinend war das ein Fehler gewesen.
 

Juudai spürte einen kurzen Ruck und fand sich schnell in Johan's Armen wieder. Für einen Augenblick verstand der Japaner wirklich nichts mehr, denn Johan sah ihm mit festen Blick in die Augen. Dieser Blick war so intensiv, dass er wieder ein Feuer auf Juudai's Wangen entfachte, dass er allerdings mit aller Macht zu unterdrücken versuchte.

"Sie ist nur die kleine Schwester eines ehemaligen Klassenkameraden, Juudai! Nichts weiter", erklärte Johan von neuem und streichelte dem Kleineren über seine Wange. Johan nahm kaum wahr, dass er sich langsam zu den roten Lippen seines Freundes herunter beugte. Er wusste, es war zu spät. Dieses Mal würde er nicht mehr an sich halten können, er spürte das lodernde Feuer in sich. Er wollte von Juudai's Lippen kosten, er wollte ihn küssen...
 

~Ende des 6. Kapitels, Fortsetzung folgt in Kapitel 7: Ein verhängnisvoller Alptraum~
 

Nachwort der Autorin:

*Muhahaha* bin ich gemein oder bin ich fies? Ja, vielleicht bin ich sogar beides denn ich weiß was gleich passiert und ihr müsst es euch noch bis zum nächsten Kapitel denken.

Um ehrlich zu sein ich hatte wirklich sehr viel Spaß diese Situationen zu beschreiben obwohl ich glaube, dass das Kapitel eigentlich gar nicht gut ist, mir gefällt es kaum O.o

Ich weiß auch nicht.

Dieses Mal weiß ich auch nicht wirklich was ich dazu sagen soll. Also vielleicht doch ein paar Dinge. Zum Beispiel das Wort, das Cecilie laut ausruft "Forelska" ist eigentlich ein bisschen slang, normalerweise heißt es "forelsket" und bedeutet "verliebt". Die Rede ist natürlich die ganze Zeit von Juudai und genau das bekommt unser Naivchen in den falschen Hals *lach*

Was Äpfel am Ende vom Oktober angeht: ich würde sie nicht mehr essen, aber wahrscheinlich hat Johan keine Ahnung von Früchten und Juudai erst recht nicht *g*

Ich hoffe zumindest euch haben ein paar der "ich gestehe dir fast meine Liebe" bzw. "fast-Kuss"-Szenen gefallen ^-^

Wir sehen uns dann hoffentlich im 7. Kapitel wieder ^.^

*wink* Eure Ruky

EDIT: sollten hier noch Punkte statt kommas stehen liegt das an Lain's Program das sie zum Betalesen benutzt hat. Meine Programmwahre hat alles total missverstanden, von daher ^^''



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yamis-Lady
2008-02-24T22:28:01+00:00 24.02.2008 23:28
YAY >///<
Ich liebe Johan *///*
*muahaha*
Erste Sahne das Kapitel!! d^o^b
Von: abgemeldet
2008-01-06T13:25:17+00:00 06.01.2008 14:25
Das hier zählt auch zu meinen Lieblingskapiteln!

Norwegen hört sich durch diesen Teil wirklich interessant an, die Umgebung hast du sehr gut beschrieben, es wäre aber auch wirklich schade wenn du deine Heimat nicht mit schönen Worten beschreiben könntest!

Das Apfelklauen von Juudai... ich musste lachen. Es passt zu ihm, nun wird er wohl langsam wieder der Frechdachs der er wirklich ist und die ständigen Situationen, dass sie sich beide gern küssen würden und beise sich nicht trauen. Das war echt toll und sehr amüsant zu lesen. Es scheint immer so offensichtlich, aber ob das normal ist, dass man so bling für die Realtität sein kann? Ich war noch nie in der Situation :P Ich fand das Kapitel wirklich schön! Vor allem weil man wirklich verrückt werden könnte wenn du dir mit Kapitel sieben lange Zeit gelassen hättest. Ich glaube nicht das meine Gedult so lange gereicht hätte!
Von: abgemeldet
2007-11-29T19:36:35+00:00 29.11.2007 20:36
Sou.. Kapitel 6 Fehlen noch.. 2 oder 3 dann hab ich sie ^^

also.. mit hat das Kapitel wirklich gut gefallen, vor allem die Umgebungsbeschreibungen waren wundervoll *.* woah~ bin noch ganz hin und weg davon. Hört sich wirklich schön an, die Umgebung in der du wohnst *.* da bekommt man richtig lust das mal mit eigenen augen zu sehen ô.ô

auch die "fast" szenen waren wunderbar geschrieben, einfach klasse ^^b

am ende.. grooooooaaaar! wie kann man nur an der stelle aufhören? òó
nya.. egal XD
ich kann eh gleich weiterlesen ^-^

Von:  CarpathianWolf
2007-11-05T12:01:16+00:00 05.11.2007 13:01
erste lol XD

da ich das kapitel beta gelesen habe x3 gibts heute keine kritik *g*
nur lob

ABER wie konntest du an DIESER stelle aufhören!? *__________*
ich mein es ist klar johan küsst ihn aber boa! du bist ein gemeines biest! aber das lieb ich an dir x3 chu~




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