Bevor es zu spät ist
„LAUF!“, schrie er der jungen Frau zu, doch sie rührte sich nicht. Sie klammerte sich an ihm fest, während sie haltlos schluchzte.
„Ich werde dich nicht im Stich lassen!“, flüsterte sie.
„Du lässt mich nicht im Stich! Bitte, rette dein Leben!“, versuchte er sie eindringlich zu überzeugen. „Du darfst nicht meinetwegen sterben!“
„Aber…ich will nicht mehr ohne dich leben! Ich habe doch sonst niemanden mehr!“
„Aber du hilfst niemandem, wenn du auch stirbst! Du bist die einzige, die noch alle rächen kann!“
„Das glaubst du doch selbst nicht! Niemand kann ihn noch aufhalten! Er wird die ganze Welt in Finsternis hüllen! Und dann werde ich bei dir sein!“
Die Stimmen waren kaum zu verstehen über dem dröhnenden Luftzug, der alles in der Umgebung mit sich riss.
„Sango…“
„Sieh doch! Es ist alles zerstört! Tessaiga und Tenseiga sind zerbrochen, Inu Yasha und Kagome liegen noch dort…tot…alle… Da sind noch die Reste des Wolfrudels…und Sesshoumaru…nicht einmal vor Rin oder Shippou hat er Halt gemacht…Kirara und A-Un…alle tot… sogar Toutousai und Myouga. Kaedes Dorf ist zerstört…mit allen Bewohnern…seine Handlanger hat er ja schon vor langem getötet…nicht mehr gebraucht…Kohaku…und ansonsten habe ich ja schon lange keine Familie mehr. Nicht mal Kirara ist noch am Leben… Ich gehe mit dir…“
Haltlos schluchzend krallte sie sich an ihm fest, um dem Sog standzuhalten, der sie in sein schwarzes Loch zu reißen drohte.
„Sango…bist du dir da wirklich sicher?“
„Natürlich! Ich will nicht elendig von Naraku vernichtet werden! Außerdem…will ich nicht die Letzte sein, die stirbt…schon gar nicht nach dir!“
„Wie meinst du das?“
„Miroku…ich…ich liebe dich!“ Sie hatte nie wahrhaben wollen, dass es so war, sich eingeredet, dass dem nicht so war, aus Angst, von ihm verletzt zu werden. Doch jetzt war ihr das nicht mehr wichtig. Außerdem war sie sich endlich sicher. Und sie hatte es ihm noch sagen müssen, schließlich war es die letzte Gelegenheit gewesen, das wusste sie.
Aus verweinten Augen sah sie ihn an. Während er seine rechte Hand krampfhaft in eine andere Richtung hielt, wischte er mit der Linken sanft über ihr tränennasses Gesicht, strich ihr dann kurz übers Haar, bevor er ihre Lippen mit seinen versiegelte – zum ersten, einzigen und letzten Kuss.
Trotz der gefährlichen Situation schlossen sie die Augen und genossen diesen Moment, sollte es schließlich der letzte sein. Noch einmal versank Miroku tief in den rehbraunen Augen der Dämonenjägerin, bis schließlich ihre Finger abrutschten und sie mit rasender Geschwindigkeit im Nichts verschwand.
Wie in Zeitlupe sah er noch einmal ihr verzweifeltes, aber dennoch glückliches Gesicht, dann hatte sein schwarzes Loch sie verschlungen.
Er konnte es kaum fassen. Doch er ließ noch einmal den Blick über die Verwüstung um ihn her schweifen. Langsam wie in Trance drehte er seine Hand, bis er genau in die Finsternis darin sah.
Das Letzte, was er hörte, war ein kaltes, freudloses und doch triumphierendes Lachen.
Owari
Es tut mir Leid, dass ich euch das antun muss, aber als mir die Idee kam, wollte sie sofort geschrieben werden.
Ich hoffe, es hat gefallen.
Kommentare mit Kritik und/oder Lob sind sehr erwünscht!!! Danke im voraus!
bye
Arua
