Schon wieder eine Reise
Konnichi wa!!!
Hier ist der siebte Part! Wow, schon der siebte *staun*
Na, ja... was soll ich darüber sagen? Endlich kommt mal ein Plot in die Geschichte! Das ist meiner Meinung nach auch langsam nötig! Zuvor habe ich immer frei nach Nase eine Idee nach der anderen umgesetzt, gerade wie es mir gepasst hat... *gg* ^^
Die Beziehung zwischen Rayo und Daron kommt hoffentlich diesmal etwas deutlicher heraus, selbst wenn Rayo es bisher noch immer verleugnet! Das erst mal dazu... Ich möchte ja nicht nerven! ^^"
Ich hatte übrigens mal angefangen, den ersten Teil ins Englische zu übersetzen. Was ich festgestellt habe, ist, dass die ganze Atmosphäre anders wirkt. War wirklich interessant... ^^
Wollen wir dann mal loslegen?
Viel Spaß beim Lesen!
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"Ach, Dya?"
Die junge Köchin blickte fragend von dem Gemüse auf, das sie gerade schnitt.
"Dein Fleischauflauf ist sehr lecker!"
"Danke!", strahlte sie. "Aber jetzt geh und lass den Prinzen nicht länger warten!"
"Ist gut!"
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Rayos Reise Part 7
Von der Küche aus kannte Rayo zum Glück den Weg zu Darons Zimmer. Wenigstens das! Endlich einmal eine Sache, die sich ihm nicht als Problem in den Weg stellte! Eine von wenigen.
An der Tür zögerte er kurz und verlagerte das Gewicht des Tablettes, um die Klinke drücken zu können.
Den Vorraum fand er leer vor. Ohne weitere Umstände durchquerte Rayo ihn und öffnete die letzte Tür, die ihn von Daron trennte.
Im Zimmer war es warm, die Sonne schien durch das Fenster herein und erhellte es. Rayos Blick wanderte sofort zum Bett, nur, um dort einen schwarzen Haarschopf zu entdecken.
Er seufzte innerlich vor Erleichterung auf. Der Prinz war also nicht weggelaufen, um irgendwelche Dummheiten zu machen und am Ende doch noch krank zu werden.
Er brachte die Entfernung zwischen Tür und Bett mit wenigen schnellen Schritten hinter sich und kniete sich dann auf den Boden nieder, wo er das Tablett neben der Kerze abstellte, die noch immer dort stand, wo er sie letzte Nacht hingestellt hatte.
"Hey, Schlafmütze!" Es widerstrebte ihm, Daron zu wecken, aber irgendwann musste der ja mal etwas essen. Er spürte seinen eigenen Hunger stark genug und beschloss kurzerhand, dass er keine große Lust hatte, hier noch eine Stunde zu warten.
Etwas regte sich unter der Decke und ein verschlafen blinzelnder Prinz lugte schließlich aus müden Augen zu ihm herüber.
"Morgen, Rayo..." Daron gähnte herzhaft und kratzte sich am Kopf. Sich räkelnd setzte er sich auf, streckte sich ausgiebig und rieb sich die noch brennenden Augen. "Ich bin vielleicht fertig!"
"Na, dann solltest du dich mal etwas stärken!", grinste Rayo und hob das Tablett auf das Bett.
"Hey!", kam sofort ein freudiger Ausruf. "Ich kriege also tatsächlich Frühstück von dir ans Bett gebracht!"
"Ja, wenn man es so sagen kann...", murmelte Rayo verlegen. "Ist ja für uns beide!"
Schon hatte der Prinz sich einen der Zwieback genommen und biss hinein. Er schaute jedoch sofort ziemlich perplex drein.
"Was ist denn das?", fragte er ärgerlich und sah skeptisch von dem Essen zu seinem Zimmergenossen. "Gab es kein vernünftiges Brot?"
"Doch, sicher!" Rayo hatte sich schon auf Darons Kritik vorbereitet, deshalb überraschte sie ihn auch nicht sonderlich. "Aber heute gibt es Schonkost! Du musst mit deinem Magen aufpassen!"
"Von wegen!" Daron legte den Zwieback zurück. "Ich bin doch kein Weichei! Ich weiß schon, was ich essen kann und was nicht!"
"Dann eben nicht!" Rayo nahm das Tablett, wandte sich um und legte es auf seine Knie, während er sich an das Bett lehnte. "Ich habe eh einen Riesenhunger! Die schaffe ich sicher auch allein!"
"Also, halt mal!" Daron befreite sich von den Decken und hopste zu Boden. "Du kannst doch nicht einfach..."
"Ich kann!" Genüsslich biss Rayo von einem der Zwieback ab. Knuspern erfüllte den Raum. "Deinen Tee willst du doch aber selber trinken, oder?"
Grummelnd griff der Prinz nach der Tasse und trank einen Schluck. Das schien ihm allerdings gegen den Hunger nicht zu helfen.
"Ist noch was?", fragte Rayo in einer süffisant liebreizenden Tonlage, von der er wusste, sie würde Daron auf die Palme bringen. "Schmeckt dir der Tee etwa nicht? Ich nehme ihn gern!"
"Vergiss es!", blaffte der andere ihn wie erwartet an. Eine Weile schwieg er und starrte nur nachdenklich auf das Tablett. Da wusste Rayo, dass er gewonnen hatte.
"Hach, dann gib halt eins von diesen blöden Dingern her!"
Triumphierend lächelte der Kleinere und reichte ihm seinen Zwieback, den er vorhin zurückgelegt hatte.
"Du bist unmöglich, Rayo!", beschwerte Daron sich säuerlich. "Wenn du es nicht wärst, würde ich das hier nicht essen!"
>Ach, würde er nicht?<
Verwirrt blickte Rayo den Jungen neben sich an. Die trotzige Haltung, die verknitterte Kleidung, das zerwühlte Haar. Mehr als jemals zuvor kam er ihm wie ein kleines Kind vor, das erwachsen wirken wollte.
"Warum machst du dir eigentlich so viel aus der Meinung der anderen?", fragte er, auch für sich selbst unerwartet. Diese Frage hatte sich einfach in seinem Kopf gebildet und er bereute es nicht, sie gestellt zu haben.
"Wie meinst du das?" Darons missmutiger Blick traf auf Rayos entschlossenen.
"Ich habe gehört, die Sache mit dem Alkohol ist dir schon öfters passiert und ich habe auch den Grund für dieses dumme Verhalten erfahren. Warum ist es dir so wichtig, dass die anderen Leute dich als erwachsen ansehen?"
"Würde es dir etwa gefallen, mit siebzehn Jahren wie ein kleiner Junge behandelt zu werden?", brauste der Prinz auf. "Ich kann doch nicht wie du Orangensaft trinken! Damit würde ich mich absolut blamieren!"
"Das ist doch lächerlich!", hielt Rayo wütend dagegen. "Ich habe mich nicht blamiert und weißt du auch warum? Weil es nämlich kein Schwein interessiert, was ich trinke! Kein Schwein interessiert sich dafür, was du trinkst, oder was deine Mutter trinkt, oder was der Pfiffi von Tante Emma in seinen Napf gekippt kriegt! Du hast doch auch nicht gemerkt, dass ich bloß Orangensaft getrunken habe, obwohl du mich die ganze Zeit beobachtet hast! Es ist egal, verstehst du mich? Vollkommen egal! Du versaust dir deine Gesundheit und irgendwann krepierst du dran! Meinst du, das hilft irgendwem? Und alles nur dafür, um deine Würde zu bewahren! Weißt du was, das nenne ich lächerlich! Das ist lächerlich!"
Während seiner Schimpftirade war er immer lauter geworden und immer mehr Wut hatte sich auf Daron entladen, resultierend aus der Besorgnis, die sich in Rayo aufgestaut hatte, je mehr er über die selbstmörderische Eigenart des Prinzen erfahren hatte. Daron war sprachlos, starrte ihn nur verärgert, aber auch erschrocken an.
"Ich bin der Prinz!", wagte er schließlich zu erwidern. "Ich darf mir öffentlich keine Schwächen leisten!"
"Das tust du eh schon!", meinte Rayo spöttisch, wie um die Stimmung zu lockern. Seine vorherige Rage ließ die Worte jedoch eher bitter klingen. "Denkst du, es macht mich schwächer, dass ich keinen Alkohol trinke?"
"Also..." Daron wirkte nachdenklich. "...eigentlich nicht direkt... aber witzig ist der Gedanke schon, dass du zwischen den ganzen Leuten mit einem Glas Orangensaft gestanden hast!"
Auf einmal prustete der Prinz los. "Mir wäre das ja viel zu peinlich!"
"Ich schlage dir was vor...", lenkte Rayo hastig ab. "Dein Arzt sagte doch, du sollst nicht mehr als drei Gläser Wein an einem Tag trinken! Wenn also ein Ball ist, trinkst du einfach langsamer und nur wenig, das muss ja keinem auffallen! Ich möchte nur nicht, dass du sowas wie gestern noch mal machst, okay?"
"Du machst dir also tatsächlich Sorgen um mich!", meinte Daron wie schon einmal mit einem quirligen Lachen und schnappte sich noch einen der belegten Zwieback.
Rayo hätte am liebsten widersprochen, doch es stimmte ja. Ärgerlich registrierte er, wie die Hitze des Errötens in seine Wangen stieg.
"Och, werde doch nicht gleich rot...", kicherte Daron mit vollem Mund.
"Versprich es mir!", blieb Rayo hartnäckig beim Thema. "Versprich mir, dass du das nicht mehr machst!"
"Jaah, in Ordnung!" Theatralisch fasste Daron sich an den Kopf. "Ich verspreche dir, dass ich nicht mehr zu viel trinken werde! Hauptsache, ich muss nicht mit einem Glas Orangensaft dastehen!"
"Schön!" Freudig lachte Rayo auf, schlang dem Prinzen die Arme um den Hals und riss ihn in eine spontane Umarmung.
"Nicht doch, nicht doch!", grinste Daron, erwiderte jedoch bereitwillig die Geste des Kleineren. "Wenn du mich auf diese Weise um etwas bittest, kann ich dir sowieso nicht widerstehen!"
Langsam löste Rayo sich von dem Prinzen, spürte noch immer die Röte im Gesicht, die sich hartnäckig in seinen Wangen festgesetzt hatte.
"Und jetzt gibt's wieder Bettruhe!", verordnete er leise, aber bestimmt. "Keine Widerrede!"
"Och, menno!" Daron erhob sich nörgelnd und kroch zurück in die Federn. "Immer ich!"
"Hättest du den Unsinn gestern nicht gemacht, könntest du tun, was du wolltest! Das hast du dir selbst zuzuschreiben!"
"Ja, ja..." Daron deckte sich zu und beobachtete Rayo, der sich wieder an das Bett lehnte, das leere Tablett jedoch diesmal zur Seite stellte. Neugierig hob er eine Hand und strich durch die weichen Nackenhaare des Anderen.
Rayo erschrak etwas bei der ungewohnten Berührung, entspannte sich jedoch, als er sie als angenehm einstufte.
"Rayo, sag mal..." hörte er Daron vor sich hin murmeln. "Was hast du eigentlich gerade mit dem Pfiffi der Tante Emma gemeint?"
"Äh..." Rayo erinnerte sich sehr wohl an sein haltloses Geplapper. "Nun, das ist nur so eine Redensart... Mit dem Pfiffi ist ein kleiner Hund gemeint und mit der Emma eine beliebige alte Dame... Nichts besonderes!"
"Dann verstehe ich den Zusammenhang zum Alkohol nicht!" Daron spielte weiter gelangweilt mit den schwarzen Haarsträhnen herum. "Ist aber auch egal! Liest du mir was vor?"
"Hä?"
"Ob du mir was aus einem der Bücher vorliest?"
"Oh... Warum denn das?"
"Tust du es, oder nicht?" Daron griff nach Rayos Schultern und drehte ihn leicht zu sich um, damit er Augenkontakt aufnehmen konnte.
"Wieso eigentlich nicht...", stimmte Rayo leicht überrumpelt zu. Daron kam auch immer wieder auf Ideen, die er nicht erwartete! Wenigstens war es diesmal keine so schlimme! Er hoffte nur, er würde nicht stottern. Mit einem Satz war er auf den Beinen und lief zum Regal.
"Was soll's denn sein?", fragte er über die Schulter.
"Egal!", rief Daron ihm zu. "Von mir aus auch das Zeug, das du gestern gelesen hast! War ja anscheinend spannender als ich..."
Also griff Rayo nach dem Buch >Für die Gerechtigkeit<, wobei er den kleinen Vorwurf geflissentlich überhörte und ließ sich damit im Sessel nieder.
"Es beginnt mit einem Prolog!", erklärte er und schlug die erste Seite auf. "Nur eins noch: Warum liest du es nicht selbst? Kannst du nicht lesen?"
"Natürlich kann ich lesen, Trottel!", ärgerte sich Daron, dann schlich sich jedoch ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht. "Aber ich liebe es viel zu sehr, deine Stimme zu hören!"
Dazu sagte Rayo nichts mehr, doch er wusste ganz genau, dass der Prinz die Vertiefung des Rottons auf seinen Wangen nicht übersah. Das Leben war so ungerecht!
"Na, jedenfalls... lese ich jetzt vor..." Er räusperte sich übertrieben.
>>Einst, auf dem Berg Riotrondichon, auf dem höchsten Gipfel, in den tiefsten Wäldern, gebar eine Frau einen Jungen, der dazu bestimmt sein sollte, einmal die Welt zur Gerechtigkeit zurückzuführen. Sie benannte ihn nach dem Berg, Riotrondichon, damit er irgendwann, in ferner Zukunft, in sein Heim zurückfinden würde, denn wie prophezeit raubte ein riesiger Raubvogel ihren Sohn aus seiner Wiege und trug ihn mit sich fort...<<
Völlig vertieft in das Buch, aus dem er vortrug, bemerkte Rayo gar nicht, wie viel Zeit verging. Ebenso schien es dem Prinzen zu gehen, denn auch er schrak zusammen, als es unerwartet an der Tür klopfte.
"Prinz Daron? Rayo?"
"Das ist doch deine Schwester, oder?" Der Prinz sprang augenblicklich auf und richtete sein Haar und seine Kleidung. Rayo beobachtete ihn mit traurigen Augen.
"Kommt nur herein, Miss Raya!", rief Daron schließlich überschwenglich mit einem letzten Blick in seine Spieglung an der Fensterscheibe.
Die Tür wurde geöffnet und Lileya trat ein. Sofort registrierte sie das Tablett auf dem Boden und ihren ,Bruder', der mit einem Buch in dem Sessel saß und den Prinzen jetzt finster betrachtete.
"Ich wollte nicht ungelegen kommen, aber ich möchte mich persönlich bei Euch verabschieden, Prinz!", lächelte sie mit einem beschämten Augenaufschlag.
"Ihr kommt niemals ungelegen!", schwärmte Daron und verbeugte sich tief. "Aber Ihr wollt tatsächlich schon abreisen?"
"Ja, ich und mein Bruder werden Zuhause erwartet!", bestätigte sie. "Rayo, Herzchen? Du hast doch hoffentlich alles eingepackt, oder?"
Erschrocken wanderten die Augen des Angesprochenen zu Lileya. Aber nicht nur Rayo wirkte erschrocken, dem Prinz entgleisten einen Moment lang ebenfalls seine Gesichtszüge.
>Das ist die Gelegenheit, hier rauszukommen!<, hörte Rayo die Stimme der Magierin in seinem Kopf. >Du willst doch nach Hause, oder?<
>Natürlich!<, gab er unwirsch zurück. >Es ist nur... Nun...<
Er zögerte. >Mist! Was überlege ich überhaupt...? Also... okay...<
"Ich bin fertig, Raya..." Er stand von dem Sessel auf und prüfte, ob er alles bei sich hatte und nicht doch noch irgendeinen ganz bestimmten Anhänger liegengelassen hatte.
>Warum fällt es mir so verdammt schwer zu gehen?< Rayo fuhr sich nervös und zittrig durch die Haare. >Bestimmt kann Leya mich jetzt in meine Welt zurückbringen... aber... warum fällt es mir so schwer zu gehen?<
"Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du heute verschwinden willst?", fragte plötzlich Daron wütend. "Du... du kannst doch nicht einfach so abhauen!"
"Äh... Prinz, ich dachte, Ihr wüsstet, dass wir nach dem Ball abreisen.", mischte Raya sich mit verwirrter Stimme ein. "Gibt es da irgendein Problem?"
Der Prinz schien unschlüssig, was er sagen sollte. Doch dann blitzte es in seinen Augen auf, als wäre ihm gerade etwas wichtiges eingefallen.
>Achtung...<, warnte Lileya ihren vermeintlichen Bruder.
Rayo wusste nicht, ob er nun hoffen oder bangen sollte.
"Ein kleines Problem gibt es schon..." Daron verschränkte die Arme vor der Brust. "Er schuldet mir noch seinen Wetteinsatz..." Der Blick der grauen Augen traf triumphierend auf sein Opfer. "Du hast verloren und nun... musst du hierbleiben!"
>Oh, nein!< Leya schien verzweifelt und Rayo beschloss, stumm zu bleiben.
"Warum denn das, Prinz?", fragte Raya. "Eine Wette? Heißt das, Ihr werdet mir nicht erlauben, meinen Bruder zu seinen Eltern zurückzubringen?"
Der Schlag hatte gesessen, Daron an Rayos Wunsch zu erinnern, nach Hause zu gehen, erschütterte seine Entschlossenheit. Doch Rayo fragte sich, warum Lileya sich solche Mühe gab, ihn von dem Prinzen zu trennen... äh... ihn hier rauszuholen, wo sie doch dauernd irgendwelche Anspielungen machte, er und Daron wären ein Paar. Tat sie es aus bloßer Freundschaft, weil er wirklich nach Hause wollte, oder verbarg sich hinter ihren scheinbaren Motiven, ihm zu helfen, noch etwas anderes? Es klang ihm alles einfach zu simpel. Abenteuerlust! Bloße Langeweile! Das konnte es nicht sein! Nur deshalb würde sie ihn doch nicht die ganze Zeit begleiten... oder?
"Also...", stotterte Daron nervös. "Das ist alles schwer zu erklären... Rayo, sag du doch mal was!!"
"Es stimmt schon, ich habe eine Wette verloren, Raya..."
>Und das weißt du ganz genau!<, fügte er nur für sie hörbar hinzu.
"...aber ich würde sehr gerne zurück zu meinen Eltern, ich vermisse sie sehr!"
"Dann geh!"
Daron hatte sich abgewandt. Seine versteifte Haltung sagte nur zu sehr, wie schwierig es für ihn gewesen war, diese zwei Worte zu sagen. Aber Lileya war sich sicher, Rayo sah es nicht. Er wollte es nicht sehen. Er sah geradezu daran vorbei, egal wie offensichtlich es jetzt war.
"Komm, Bruder!" Das Mädchen nahm Rayo, der mit gesenktem Blick vor dem Sessel stand, das Buch aus der Hand, das sie kurzerhand in die Polster der Sitzgelegenheit warf und lotste ihn am Handgelenk zur Tür. Sie verließen die Räume des Prinzen.
"Du bist in Gefahr!"
Diese Eröffnung riss Rayo aus seiner Starre. "Wie bitte?"
"Ich sagte, du bist in Gefahr!" Lileyas Augen funkelten ernst. "Es ist besser, wenn wir von hier wegkommen!"
"Aber..." Perplex stolperte der Dunkelhaarige seiner angeblichen Schwester hinterher, die zügigen Schrittes den Gang hinab zu laufen begann. "...wieso in Gefahr?"
"Das ist schwer zu erklären!" Lileya schien unsicher, stockte jedoch nicht in ihrem Tempo. "Eine sehr lange Geschichte!"
"Ich habe Zeit!" Rayo war kurz davor, einfach trotzig stehenzubleiben.
"Hast du eben nicht!", erwiderte die Magierin in einem von ihr ganz ungewohnt gewichtigen Ton. "Es geht um dein Leben!"
"A... also..." Verwirrt und ängstlich starrte Rayo sein weibliches Abbild an. "...warum...?"
"Jemand ist hinter dir her!", erklärte Lileya sachlich. "Es hat mit deiner Familie zu tun und dem Anhänger..." Ihr Blick nahm etwas Gehetztes an. "Wir sollten jetzt wirklich gehen! Du musst mir schon vertrauen! Bitte..."
"Na, gut..." Die Panik, die er in ihren Augen lesen konnte, griff auch auf ihn über, das spürte er. Er konnte sich des Gefühls, das etwas wirklich nicht in Ordnung war, nicht mehr erwehren. "Ich vertraue dir..."
Erleichterung breitete sich in ihrer Miene aus, als sie die Worte vernahm, und ließ sie leicht lächeln. "Schön... dann komm!"
Gemeinsam eilten sie dem Ausgang entgegen.
Draussen schien die Sonne, ein strahlend blauer Mittagshimmel empfing sie mit einer warmen, sommerlichen Brise. Doch der schöne Anblick vermochte die Anspannung in Rayo nicht zu mindern. Beunruhigt ließ er seinen Blick über die Ebene schweifen. Er erkannte nichts Ungewöhnliches, nichts Fremdes. Büsche, Sträucher, Wiesen, Bäume. Alles erschien normal.
"Los!", trieb das Mädchen an seiner Seite ihn an. "Wenn das Schloss außer Sicht ist, verwandele ich mich in den Haflinger, dann sind wir schneller!"
Rayo ging nicht auf ihre Worte ein, dennoch beschleunigte er sein Tempo. "Aber wer ist denn nun hinter mir her, Leya? Und was soll das mit meiner Familie zu tun haben?"
"Ich weiß nicht, wer es ist, aber er ist unglaublich mächtig!", keuchte die Magierin, erschöpft vom schnellen Laufen. "Er will den Anhänger deiner Mutter haben! Dich sieht er als Risiko an, weil du die neue Generation deiner Familie vertrittst! Deshalb sollst du sterben!"
"Was ist denn an dem Anhänger so besonderes?" Verzweiflung mischte sich in seine Stimme, die Furcht vor der Bedrohung dieses Unbekannten wuchs mit jedem Meter an, den er lief.
Sie hatten die Hügelkuppe erreicht und blieben völlig außer Atem stehen. Sie warfen einen Blick zurück auf das Schloss, dessen Türme im hellen Sonnenlicht erstrahlten. Kein Schatten schien die erhabene Atmosphäre zu stören, die das Heim der Königsfamilie umgab.
"Dein Anhänger...", murmelte Lileya schließlich sinnierend. "...er trägt eine Art Magie in sich..."
Reflexartig zog Rayo den schimmernden Gegenstand hervor. Er leuchtete in verschiedenen Farben auf, als er ihn vor seiner Zwillingsschwester hin und her pendeln ließ.
"Und was kann er?", fragte Rayo zitternd und versuchte, sich innerlich auf neue Überraschungen und Unmöglichkeiten einzustellen.
"Das kann ich dir nicht sagen, es hängt von dir ab!" Lileya schien keine Anstalten zu machen, den Anhänger an sich zu nehmen. "Du bist der einzige hier, der die Kraft in dem Stein nutzen kann! Ich kann es nicht, Daron könnte es auch nicht... selbst der König könnte es nicht! Es ist in deiner Familie verwurzelt! Wie stark der Stein ist und was er hervorbringt, liegt an dir!"
Rayo war sprachlos. Lileya, die Magierin, konnte die Kraft seines Anhängers nicht hervorrufen, aber er, der schwache, nutzlose Junge sollte dies tun können? Nein, einfach unmöglich! Das war alles falsch! Bestimmt irrte sie sich...
"Äh... wir sollten jetzt aber los!" Mit einem schiefen Grinsen verschwand das Mädchen in einer kleinen Rauchwolke und nur ein Bündel Kleidung blieb zurück, das zu Boden fiel. Rayo sah, noch immer starr vor Schreck, auf das Kleid herab.
"Leya...?", fragte er leise. Sie war verschwunden... Der Schwarzhaarige beugte sich erschrocken herunter. "Hey, Leya?!"
Plötzlich regte sich etwas in dem Haufen Kleidung und ein kleiner Mausekopf schob den lästigen weißen Stoff beiseite. Rayo sah sich Augen in Auge mit seinem ärgsten Feind.
Aufschreiend stolperte er zurück und landete im Dreck.
"Aaah! Verdammt, Lileya!", brüllte er das Tier an, das sich aus dem Berg weißen Gewebes befreite. "Warum hast du das gemacht?!"
Er war sich sicher, dass sein Schockzustand nicht noch wachsen konnte, denn die Angst um sein Leben, gepaart mit seiner Phobie vor Mäusen und Ratten war einfach mehr, als sein labiler Geist je hatte ertragen müssen.
>Du bist vielleicht empfindlich!<, seufzte Leya in seinen Gedanken. >Ich wollte doch bloß nicht das schöne Kleid ruinieren, indem ich mich direkt in ein Pferd verwandle! Ich glaube, das solltest selbst du kapieren!<
"Aber es hätte doch keine Maus sein müssen!", ächzte Rayo und kroch noch ein Stück weiter zurück. "Jetzt mach endlich, ich hab' wirklich Angst!!"
>Weichei!<
Wieder verdichtete sich der weiße Nebel um das kleine Tier und die Gestalt vor ihm wuchs an, bis die bekannte Haflingerstute vor ihm stand.
>So besser?<
Rayo nickte stockend und rappelte sich auf. Mit unsteten Bewegungen wischte er sich den Staub von der Hose.
"Das war wirklich gemein von dir!", schimpfte er vor sich hin. "Du weißt doch inzwischen, dass ich Mäuse oder Ratten hasse!"
>Ja... ja... ja... Jetzt steig auf!<
Rayo tat, wie ihm geheißen und schwang sich auf den Rücken des Pferdes.
>Wehe, du trittst mir in die Seiten!<, warnte die Magierin und die Stute schnaubte beinahe spöttisch. >Meine Hufe sind härter, als deine Füße! Du möchtest dir bestimmt keinen Tritt einhandeln! Ich mache das schon!<
Rayo unterdrückte also die Gewohnheit, das Pferd, auf dem er saß, anzutreiben. Mit einem Wiehern trabte seine Gefährtin los, ging dann in einen leichten Galopp über. Rayo konnte sich nur an der Mähne festhalten und abwarten, wohin sie ihn bringen würde.
Es war ein Ruf, der ihre Reise keine halbe Stunde später wieder unterbrechen sollte. Überrascht wandte Rayo sich auf dem Rücken des Pferdes halb um und blickte angestrengt in die Richtung, aus der sein Name erneut ausgerufen wurde.
>Ich ahne etwas...<
Lileyas Kommentar brachte ihn erst etwas durcheinander, doch eine Frage brauchte er ihr gar nicht erst zu stellen, denn der Auslöser des Ganzen hatte sie schon eingeholt.
"Daron!", rief Rayo mit mildem Entsetzen aus. "Was machst du hier?"
Der schwarze Hengst Palo blieb schnaubend neben dem Haflinger stehen und der Prinz, der auf dem Rücken des wesentlich größeren Tieres saß, schaute nun etwas verlegen drein. Rayo fiel auf, dass er sein Schwert bei sich trug. Das tat er wohl immer, wenn er sich außerhalb des Schlosses aufhielt.
"Also, ich dachte nur...", stotterte Daron mit etwas Unsicherheit, die er dann jedoch hinter einem breiten Grinsen verbarg, als er die Hand ausstreckte und Rayo durch die Haare wuschelte. "...du und deine liebreizende Schwester könnten sicher etwas Begleitschutz gebrauchen!"
"Von wegen!", murrte Rayo und strich sich trotzig die wirren Haare wieder glatt, was leider nicht so recht gelingen wollte, da sie schon länger keine Bürste mehr gesehen hatten.
>Och, nö... meine Haare sehen bald noch so aus wie Darons...<
>Hehe... so spielt das Leben!<
>Klappe!<
"Natürlich braucht ihr Begleitschutz!", regte Daron sich auf. "Ihr habt schließlich keinen der Diener mitgenommen und du wirst deine Schwester ja wohl nicht beschützen können... öh... wo ist sie überhaupt?"
"Sie reist mit einer Freundin per Kutsche!", plapperte Rayo spontan drauf los. "Das ist viel bequemer für sie!"
Er hatte das Lügen, ohne mit der Wimper zu zucken, wahrlich perfektioniert. Das sollte ihm mal so schnell jemand nachmachen!
"Ach, so!" Der Prinz verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Gut, dann lass uns mal weiterreiten!"
"Wie?", keuchte Rayo bestürzt. "Du kommst also mit? Aber musst du nicht nach Hause zurück?"
Er war zwar erleichtert, dass Daron die Abwesenheit seiner Schwester nicht so sehr enttäuschte, aber warum sollte er denn nun bei ihm bleiben wollen?
"Ich hab' meinen Eltern gesagt, dass ich so zwei, drei Wochen weg sein werde!", lachte der Prinz. "Es gibt also keine Probleme, wie du siehst!"
>Nein, nein, nein!!! Habe ich schon mal erwähnt, dass ich ihn hasse?<
>Keine Sorge, das hast du! Und jetzt halt dich fest! Wir haben es eilig!<
Ruckartig preschte die Stute los und Rayo klammerte sich mühselig an der Mähne fest, um nicht hinten herunterzufallen. Daron setzte Palo ebenfalls in Gang und ließ ihn auf gleicher Höhe mit dem Haflinger laufen.
"Sag mal, hast du eigentlich kein Zaumzeug oder so?", fragte er verwundert. "Und wie lenkst du das Pferd? Ist das nicht gefährlich?"
"Nein, Daron!", lächelte Rayo. "Ist schon gut!"
"Willst du nicht lieber mit mir auf Palo reiten?", schlug der Prinz nachdenklich vor. "Nicht, dass deine Stute noch ausflippt..."
"Nein, nein..." Rayo wollte abwehrend die Hände heben, hätte dabei jedoch fast wieder den Halt verloren. "Alles in Ordnung! Ich schaffe das!"
"Tust du nicht!" Skeptisch musterte Daron das Pferd. "Na, los! Komm rüber!"
"Nein!", fauchte Rayo. "Ich kann selber reiten! Und außerdem weißt du doch gar nicht, wohin wir reiten!"
"Dann sagst du es mir halt!", regte der Prinz sich auf. "Wo wohnt ihr?"
"Wie oft soll ich noch sagen, dass dich das überhaupt nichts angeht?!", hielt Rayo stur dagegen.
"Ich komme doch eh mit!"
"Vergiss es!"
"Rayo!! Ich hol' dich gleich von dem Pferd runter!"
"Toll! Versuch's doch!"
"Das mache ich auch!!"
"Nein!!"
Nach dem Schlagabtausch der feurigen Bemerkungen entflammte ein hitziges Blickduell. Daron war der Erste, der handelte. Er erhöhte das Tempo seines Hengstes, um näher an den Haflinger heranzukommen.
"Los, Leya! Lauf!", forderte Rayo panisch und krallte sich in der weißen Mähne fest, als die Stute beschleunigte. Palo holte trotzdem auf.
>Schneller, Lileya!< Rayo warf einen entsetzten Blick zurück.
>Ich kann nicht!!<
>Wie ,du kannst nicht'?! Du bist eine Magierin, natürlich kannst du!!<
>Bin ich Superman, oder was?<
>Woher, zum Teufel, kennst du wieder Superman?<
Er kam nicht dazu, sich die Frage beantworten zu lassen. Der Prinz hatte ihn locker eingeholt. Rayo spürte den warmen Griff um seine Taille, als er unversehens vom Rücken des Pferdes gezogen wurde. Einen Moment lang schien alles wie in der Schwebe, er befürchtete, auf den unter ihm wegrasenden Boden zu fallen, doch dann war er auch schon in Sicherheit und spürte Darons muskulösen Körper in seinem Rücken.
Allerdings war er nicht da in Sicherheit, wo er sein wollte. Wieder hatte er gegen Daron verloren.
>Leya, hilf mir!!<, bettelte er. >Hol mich hier weg!<
>Du willst doch in Wirklichkeit gar nicht weg!<, hörte er die Magierin spotten.
>Nimm das zurück, das ist nicht wahr!<
Lileya schwieg sich aus, was Rayo noch mehr frustrierte. Wieder einmal saß er vor Daron im Sattel und allmählich fragte er sich, ob er das auch mit anderen Leuten machte, mit denen er reiste. Er hoffte jedenfalls, dass dem nicht so war...
"Wo müssen wir jetzt lang?", fragte Daron in einer ihm typischen überlegenen Stimmlage.
Rayo seufzte nur unterdrückt.
"Hättest du mich nicht vom Pferd geholt, wäre das gar kein Problem!", murmelte er säuerlich. "Lileya weiß schon, wo's lang geht! Folge einfach der Stute!"
Wie auf Kommando wandte der Pferdekopf sich ihm zu und Leya wieherte zustimmend, bevor sie ihren vorher eingeschlagenen Weg wieder aufnahm.
"Wow!" Der Prinz kuschelte sich näher an Rayo heran und trieb Palo an, der Stute zu folgen. "Man könnte fast meinen, das Pferd versteht, was du sagst!"
"Ja, nicht wahr!", grinste Rayo leicht gequält und fügte sich in sein Schicksal. Es schien wohl vorherbestimmt zu sein, dass er Daron immerwährend nahe war. Da konnte er sich wehren, wie er wollte, es kam immer zu dem gleichen Ergebnis.
Es war ja auch nicht so, dass es ihn sonderlich störte, bei dem störrischen Jungen zu sein, doch irgendwie hatte er auch das Gefühl, es wäre falsch.
Er mochte ihn. Ja, er mochte ihn wirklich sehr. Viel zu sehr. Und eben das konnte keine Zukunft haben. Er gehörte nicht hierher, er wusste Dinge, die hier niemand sonst wusste. Daron würde das niemals verstehen können.
Denn irgendwann würde der Tag gekommen sein, an dem er diese Welt und Daron für immer würde verlassen müssen. Es ging gar nicht anders. Es gab keine andere Lösung.
Deshalb musste er einfach nur verhindern, dass der Prinz ihm zu nahe kam. Wenn er dann gehen musste, würde ihn das innerlich nicht zerreissen.
Aber gleichzeitig ahnte er schon, dass es längst zu spät war. Inzwischen brauchte er Darons Nähe viel zu sehr.
Rayo schmiegte sich resigniert in Darons Arme und ließ die Gegend an sich vorüberziehen. Es gab einfach kein Zurück mehr.
"Hey, Rayo?", hörte er den Prinzen ausrufen. "Jetzt sag mir wenigstens, wo wir hinreiten!"
"Äh..."
>Gute Frage!<
>Wir reiten am Fluss Filgris entlang nach Stukk!<, informierte ihn Leya. >Das ist ein Dorf im Westen!<
"Mensch, Rayo! Du kannst mir schon sagen, wohin wir jetzt reiten!", regte Daron sich zu Recht auf. "Zufällig lasse ich mich nicht irgendwo abhängen!"
"Schade!", erwiderte der Kleinere grinsend.
"Rayo!!"
"Ist ja gut... Wir reiten nach Stukk!", gab Rayo schließlich leicht nervös das wider, was die Magierin ihm vermittelt hatte. "Am Filgris entlang!"
"Oh!" Überrascht verstummte der Prinz. "Na, warum nicht gleich so? Und da wohnt ihr? In dem Kuhdorf?"
"Nein!"
"Also in Kamos? Wenn wir in Stukk nur einen Zwischenstop einlegen, müsste es Kamos sein! Die Stadt liegt genau in der Richtung!"
"Nein!"
"Waah! Du machst mich verrückt!" Daron raufte sich die Haare, wobei er die Zügel losließ. Palo scherte verwirrt aus. Seine Ohren zuckten unruhig.
"Daron!", schrie Rayo erschrocken und nahm die Zügel rasch in die Hände. Schnell brachte er Palo dazu, wieder Leya zu folgen, was dem Hengst ganz und gar nicht missfiel.
>Ich werde nie wieder eine Stute!<, jammerte die Magierin. >Dieses perverse Pferd starrt wie blöde auf meinen Hintern und das schon die ganze Zeit!<
>Ätsch!<, lästerte Rayo grinsend und trieb Palo zu noch größerem Tempo an.
"Rayo, gib mir die Zügel wieder!", befahl Daron hinter ihm. "Du kannst das Pferd nicht lenken!"
"Sag mal, traust du mir eigentlich gar nichts zu?", ärgerte der Kleinere sich. "Ich bin kein Kind! Ich kann reiten, seit ich drei Jahre alt bin! Hast du dich nicht selber darüber beschwert, dass du wie ein Erwachsener behandelt werden möchtest?"
"Das ist etwas ganz anderes!" Daron griff über seine Schulter, bekam aber die Lederbänder nicht zu fassen. "Keiner außer mir darf Palo reiten, hörst du! Keiner!"
"Auch ich nicht?"
"Auch du nicht!" Endlich erwischte der Prinz die Zügel und entriss sie ihm. "Du hast Palo schon einmal ohne meine Erlaubnis aus dem Stall genommen und wärst nicht du es gewesen, hätte ich denjenigen mit dem Schwert dafür bezahlen lassen! Und das ist mein voller Ernst!"
Erschüttert hatte Rayo sich halb im Sattel ungewandt und starrte Daron fassungslos an.
"Und wieso hast du mich nicht mit dem Schwert dafür bezahlen lassen?" Er kam immer noch nicht mit dem Gedanken klar, dass dies eine andere Welt war, in der Kämpfe und Todesstrafen an der Tagesordnung lagen. Er hatte ja schon einmal mitbekommen, wie Daron einen Menschen getötet hatte, wenn er auch nicht direkt dabei anwesend gewesen war. Bisher hatte er sich vor dieser Realität verstecken können, oder hatte ihn jemand beschützt?
"Wieso, Daron?"
Der Prinz brachte den schwarzen Hengst zum Stehen und wandte ihm seine volle Aufmerksamkeit zu.
"Weil..." Er schloss nachdenklich die Augen. "Weil ich es nie könnte!"
"Hä?" Beklommen sah Rayo zu dem Prinzen auf. "Das musst du mir genauer erklären!"
"Ich kann doch nicht auf einen wehrlosen Jungen mit dem Schwert einschlagen!", knurrte Daron hitzig. "Wie kommst du nur auf so einen Gedanken?!"
"Wehrloser Junge?!" Zornig richtete Rayo sich auf und boxte seinem gegenüber gegen die Brust. "Ich zeig dir den wehrlosen Jungen!!"
"Erbärmlich!" Unbeeindruckt sah Daron auf ihn nieder. "Damit könntest du nicht einmal Kira weh tun!"
"Ich will ja auch niemandem weh tun!!", meckerte Rayo mit geballten Fäusten. "Aber in deinem Fall könnte ich es mir noch mal überlegen!!"
"Ach?" Mit einem schiefen Grinsen verschränkte Daron die Arme und musterte ihn spöttisch. "Das könnte schwierig werden!"
>Ihr seid so kindisch!<, seufzte Lileya ungeduldig. >Ich sage es noch einmal: Es geht um dein Leben! Wir haben es eilig! In Stukk erwarten uns ein paar Leute, die uns helfen können!<
>Okay... Du hast recht...<
"Ist ja auch egal, Daron!" Rayo wandte sich wieder nach vorne um. "Lass uns weiterreiten!"
Wie auf Befehl lief die Stute vor ihnen weiter und verblüfft trieb auch Daron Palo wieder an.
"Irgendwann sagst du mir mal, wie du das mit dem Pferd machst!"
Zwei Stunden darauf hatten sie den Fluss Filgris erreicht und beschlossen, eine Pause einzulegen. Palo und den Haflinger ließen sie auf einer Wiese nahe des Wassers grasen. Komischer Weise schien Lileya bei dem Anblick des saftigen grünen Grases nicht hungrig zu sein und trank statt dessen nur von dem Wasser. Hätte er etwas zu Essen gehabt, hätte Rayo ihr etwas abgegeben, aber er selbst sollte wohl auch nichts in den Magen bekommen.
"Oh, Mann!", hörte er Daron ausrufen, als der sich über den Fluss beugte und die Hand durch die klare Flüssigkeit gleiten ließ. "Lange her, dass ich so viel Wasser auf einmal gesehen habe!"
Er wirkte ziemlich begeistert, was Rayo, der im hohen Gras saß und die warme Sonne genoss, mit einem verträumten Lächeln wahrnahm. Als er merkte, dass er den Prinzen anstarrte, wandte er jedoch schnell den Blick ab und konzentrierte sich lieber auf die Pferde. Leya schnappte gerade nach Palo, der ihr anscheinend ein schönes Bündel Gras anbot. Rayo grinste vergnügt. Der Hengst schien nicht minder begeistert, als Daron.
Ein Aufschrei ließ seinen Kopf ruckartig herumfahren. Der Prinz war fort.
>Aber...<
>Im Wasser, Rayo!!<, rief die Magierin aus, während sie mit einem entsetzten Wiehern näherkam. Palo folgte ihr mit einem besorgtem Schnauben, als ahnte auch er, dass seinem Herren etwas zugestoßen war.
Der Schwarzhaarige sprang auf die Füße, rannte zum Fluss und sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Daron schwamm ein Stück entfernt im Wasser, ruderte hilflos mit den Armen. Immer wieder ging er unter und hatte Mühe, nach Luft zu schnappen.
"Kann er nicht schwimmen?" Ohne weiter nachzudenken, rannte Rayo los und war mit einem Hechtsprung im Wasser. Der Fluss war an dieser Stelle ziemlich tief, er konnte den Grund gar nicht ausmachen. Konnte der Prinz tatsächlich nicht schwimmen?
Ächzend kämpfte sich Rayo gegen die Strömung zu Daron vor und versuchte, ihn zu erreichen. Seine ruckartigen Bewegungen der Arme wurden immer hektischer und das Japsen abgehackter.
>Halt aus, Daron!<
Doch kurz, bevor er angekommen war, verschwand der Prinz unter der Wasseroberfläche und das Platschen des Wassers hörte auf.
"Verdammt, Daron!" Von einer unheimlichen Angst gepackt, tauchte Rayo unter. Er sah die Gestalt des Jungen im Dunkel des Wassers verschwinden. Mit fast übermenschlicher Anstrengung schlug er das Wasser zur Seite, stieß in die Tiefe des Flusses. Daron schien so weit entfernt zu sein. Und ihm selbst wurde die Luft immer knapper. Das mulmige Gefühl in seinem Bauch nahm zu, doch er drängte es zurück. Er musste Daron retten!
Endlich! Er griff nach dem Arm des Prinzen und versuchte, ihn nach oben zu zerren. Sein lebloses Gesicht versetzte ihn schier in Panik. Verzweifelt wirbelte er das Wasser mit seiner freien Hand und seinen Füßen auf, seine Beine schmerzten schon, die schwere Kleidung drohte ihn und seine Last herab zu ziehen.
>Nein, das darf ich nicht zulassen!!<
Seine Lungen brannten. Farbflecken flimmerten vor seinen Augen und er musste sich zurückhalten, nicht einfach den Mund zu öffnen und nach Luft zu schnappen, die nicht vorhanden war.
Mit letzter Kraft bahnte er sich seinen Weg durch die Fluten, die Wasseroberfläche war schon nah, er sah die Sonne und den blauen Himmel durch das Wasser schimmern. Nein, er würde jetzt nicht aufgeben...
Noch einmal nahm er all seine Reserven zusammen und strampelte mit den Beinen, seine Lungen schienen zu bersten. Dann durchbrach er die Wasseroberfläche. Gierig sog er die rettende Luft in sich auf, sein Blick richtete sich sofort auf Daron, doch der regte sich nicht. Fast hätte er aufgeschrien. Er konnte nicht tot sein, durfte nicht tot sein!!
>Rayo!!< Die Stute stand etwas abseits am Ufer und trabte nun in seine Richtung, in die er durch die Strömung getrieben worden war. >Da bist du ja! Komm da raus! Schnell!<
Seine Beine und Arme waren müde, doch die Angst um Daron verlieh ihm noch einmal etwas Kraft. Er zwang seine Gliedmaßen, sich noch einmal zu bewegen, er musste den sturen Prinzen ans Ufer bringen. Leya wusste sicher, was zu tun war! Sie würde ihn retten!
Er schleppte sich keuchend aus dem Wasser, ihm schwindelte. Daron lag leblos neben ihm im Gras. Schnell war seine eigene Schwäche wieder vergessen und Rayo beugte sich über ihn, um seinen Atem zu testen.
Nichts...
"Leya, tu doch was!", flehte er die Magierin an. "Bitte!!"
>Ich kann nicht!<
"Bitte! Bitte, rette ihn!!"
>Meine Magie kann ihm nicht helfen!<
>Jetzt überleg, Rayo!<, zwang er sich selbst zur Ruhe. >Was hast du gelernt? Wofür war der Erste-Hilfe-Kurs gut? Denk nach, was jetzt?<
"Mund-zu-Mund-Beatmung!", rief er aus und beugte sich über Daron. Er durfte jetzt keine Zeit verschwenden. Lileya stand ratlos daneben, man sah ihr die Unruhe an.
Rayo atmete tief ein und legte seine Lippen auf die des Prinzen, wobei er ihm die Nase zudrückte. So versuchte er, ihm die Luft in die Lungen zu drücken. Seine Hände rissen das Hemd über der Brust auf und begannen mit der Herzmassage, so, wie er es gelernt hatte.
Massieren und beatmen.
>Rayo, was tust du?<, hörte er Leya erschrocken fragen.
>Ihn retten, was sonst?!<
Massieren und beatmen, nur nicht aufhören!
Entschlossen fuhr er fort, doch je länger er es versuchte, desto weiter sank seine Hoffnung. Das durfte einfach nicht sein. Daron war doch so stark und unbeugsam! Er durfte jetzt nicht so einfach...
Massieren und beatmen. Massieren und beatmen.
Ärgerlich wischte er sich mit dem Ärmel die Tränen von den Wangen, die unaufhaltsam flossen.
"Daron, du Blödmann!!", beschimpfte er ihn und brach verzweifelt über dem Jungen zusammen. Seine eigenen Kräfte waren zuneige gegangen, er konnte einfach nicht mehr. Es war zu spät! Zu spät...
Wütend schlug er mit der Faust auf Darons Brust ein.
"Idiot!", schrie er unter Tränen. "Idiot! Idiot! Wenn man nicht schwimmen kann, geht man nicht ans Wasser!! Du Idiot!"
Plötzlich zuckte der Körper unter ihm zusammen. Rayo wich zurück, wieder keimte Hoffnung in ihm auf, doch er wagte es nicht, sie zu seinem Herzen vorzulassen.
Daron fuhr hoch, hustend und spuckend. Er rang nach Luft, die Augen weit aufgerissen und klammerte sich zitternd an Rayo. Immer mehr Wasser spie er auf den ohnehin schon nassen Boden.
"R-Rayo...", bibberte er. "Was... wie...? Das Wasser..."
"Shh...", beruhigte Rayo den völlig aufgelösten Prinzen. Er selbst hatte ein Gefühl der völligen Taubheit in seinem Kopf. "Shh, alles ist in Ordnung... Komm, ich bring dich auf die trockene Wiese..."
In Wahrheit brachten sie sich wohl gegenseitig dorthin, denn nicht nur Daron lief auf wackeligen Beinen. Und einzig und allein Lileyas Hilfe war es wohl zu verdanken, dass sie überhaupt dort angekommen waren, denn sie stützte die beiden, soweit ihr Pferdekörper das zuließ.
Aneinander geklammert ließen die beiden Jungen sich in das Gras fallen, gaben sich gegenseitig Wärme. Erst jetzt war Rayo wieder in der Lage zu sprechen.
"Ich hatte Angst um dich...", flüsterte er mit heiserer Stimme. "Du Trottel!"
"Wie Trottel?" Daron hatte seinen Kopf auf Rayos Schulter gelegt und ihm schien die Kraft, sowie die Ambition zu fehlen, sich zurückzulehnen, um dem Kleineren in die Augen zu sehen. Seiner Stimme mangelte es zudem an der Entrüstung, die er eigentlich hatte herüberbringen wollen. "Ich habe mein Gleichgewicht verloren... wie bin ich eigentlich an Land gekommen...? Warte... du bist mir doch nicht etwa hinterher gesprungen?!"
"Natürlich, Idiot!"
"Du bist hier der Idiot!" Jetzt klang der Prinz entrüstet. "Du hättest sterben können!!"
Rayo schluchzte auf. "Ich kann schwimmen, du nicht!" Er wusste, seine Stimme klang jetzt tränenerstickt, doch er konnte die salzige Flüssigkeit einfach nicht zurückhalten. "Ich hatte solche Angst..."
Nun bewegte Daron sich doch, lehnte sich leicht zurück, um in sein feuchtes Gesicht schauen zu können.
"Rayo..."
Der Kleinere schluchzte erneut auf und krallte sich in das nasse, zerrissene Hemd des Prinzen, der gegenüber den Tränen seines Retters völlig hilflos war. Mit jeder Situation vermochte er umzugehen, aber nicht mit einer Person, die weinte. Das war das einzige, womit er absolut keine Erfahrung hatte. Wie sollte er ihn trösten? Welche Worte waren die richtigen?
Und prompt wählte er natürlich die falschen.
"Hör... hör auf zu flennen, du Heulboje!"
Unsensibler hätte seine Reaktion auf die Tränen nicht sein können. Verletzte goldene Augen, die diesmal jedoch trüb schimmerten, funkelten ihn an. Rayo sprang auf und lief davon, stolperte ein paar Meter weiter ins Gras, wo er schluchzend sein Gesicht in den Händen verbarg.
Daron hatte doch keinerlei Ahnung, was er hatte durchstehen müssen. Er konnte natürlich nicht begreifen, wie tief die Furcht um sein Leben und der Schmerz der Verzweiflung gegangen waren. Natürlich nicht...
Gefühle ließen sich verleugnen, doch nicht einfach beiseite schieben. Er hatte Angst um Daron gehabt, sein Tod wäre für ihn nicht zu verwinden gewesen...
Zwei starke Arme, die sich von hinten um ihn legten, ließen ihn erschrocken zusammenfahren. Daron stützte sein Kinn leicht auf seine Schulter. Rayo spürte seinen Atem, der über die Haut an seinem Hals strich und ein angenehmer Schauer lief durch seinen Körper.
"Tut mir leid...", hauchte der Prinz tonlos. "Wirklich!"
Ein paar Augenblicke vergingen in absoluter Stille, selbst der Sturm in Rayo hatte sich bei Darons Worten gelegt und seine Tränen versiegten.
"Ich... ich..."
Bei der Unsicherheit in der Stimme des Prinzen, verspürte Rayo mit einem Mal den Drang, sich umzudrehen, damit er ihn ansehen konnte. Doch irgend etwas lähmte ihn, zwang ihn, zu verharren. "Ich möchte nicht, dass du weinst..."
"Daron..." Die Mattheit in seiner eigenen Stimme erschreckte Rayo selbst ein wenig. "Du bedeutest mir wirklich sehr viel... Ich hätte es nicht ausgehalten, wenn du... das nicht überlebt hättest..."
"Rayo... ich..."
Lileya wieherte plötzlich schrill auf. Ein Schatten zog über sie hinweg und ein unheimlich starker Wind kam auf.
>Rayo!!< Lileyas Stimme war schrill vor Grauen. >Sie haben uns gefunden!<
Zugleich wirbelten Rayo und Daron herum. Der Schatten war von einem riesigen Raubvogel gekommen, der nun lauernd seine Kreise über ihnen zog. Er war ganz und gar schwarz, bis auf seine Augen, die leuchteten in einem loderndem Rot.
"Was ist das?", fragte Daron geschockt und zog reflexartig sein Schwert. "So einen großen Vogel habe ich ja noch nie gesehen!"
Ohne Vorwarnung schoss das Tier auf Rayo hinab. Daron handelte sofort. Er sprang vor, rempelte den anderen Jungen zur Seite und schwang gekonnt seine Klinge, die todbringend durch die Luft sirrte. Der Raubvogel jedoch schien schneller zu sein. Er fing sich in der Luft ab und wich aus. Nur ein paar gespaltene Federn segelten zu Boden.
>Leya?!< Rayo sah sich verängstigt um. >Wo bist du?<
>Hier!!<
Ein zweiter Vogel, größer noch als der schwarze, flog über ihnen eine weite Runde. Doch er war nicht schwarz, sondern braun, wie ein normaler Raubvogel es war.
"Da ist ja noch einer!", schrie Daron. "Weißt du, was hier los ist?"
"Nein, nicht wirklich!" Rayo beobachtete die beiden Vögel, die sich in der Luft umkreisten. Unerwartet für alle, drehte der schwarze Vogel jedoch ab und verschwand am Horizont.
Verblüffte Blicke folgten ihm.
Es war dunkel. Geschützt vor den Blicken irgend eines Lebewesens hockte ein kleines Kind auf dem bloßen Erdboden und starrte die ihm gegenüberliegende Steinwand mit leerem Blick an. Silbergraues Haar umrahmte das junge Gesicht, in dem zwei rubinrote Augen nun wissend zum einzigen Eingang der kleinen Höhle schweiften. Und tatsächlich tat sich etwas. Ein großer schwarzer Vogel schlüpfte durch ein Loch im Fels und hockte sich vor das Kind hin, das daraufhin ohne Angst aufstand und eine der kleinen Hände auf den Kopf des Tieres legte.
"Du hast deine Sache gut gemacht.", sagte es mit einer Stimme, der jegliches Gefühl zu fehlen schien. "Also ist ein Magier bei ihm. Wer hat veranlasst, dass das Erbe der Tamonos beschützt wird?"
"Verflixt, was war das?!", murmelte Daron. "Wo kamen diese Viecher her und warum haben sie uns angegriffen?"
"Vielleicht sollten wir ihr Mittagessen werden?", spekulierte Rayo, obwohl er wusste, dass etwas anderes passiert war. Und Leya schien schon wieder verschwunden zu sein.
"Rayo!" Noch immer unter Schock stehend, schrie der Angesprochene auf, als eine Hand sich auf seine Schulter legte.
"Wer bist du?!", fauchte Daron aufgebracht und hob erneut sein Schwert.
Ein Mädchen stand hinter Rayo, rotes wildes Haar, blitzende grüne Augen. Sie trug dasselbe Kleid, wie Raya vorhin und augenblicklich wurde Rayo klar, wer sie war.
"Lileya?", fragte er verwirrt.
"Wer ist sie?" Daron senkte zwar das Schwert wieder, doch seine Stimme triefte vor Wut und Misstrauen. "Noch ein Mädchen, das an dir hängt, wie eine Klette?!"
"Nein, Daron... also... das ist Lileya, sie ist eine gute Freundin und..."
"Von wegen ,gute Freundin'!" Abfällig musterte er das Mädchen. "Sie sieht doch wahnsinnig bezaubernd aus, nicht wahr, Rayo?"
>Wieso ist der denn so sauer? Er kennt sie doch gar nicht...<
>Er ist eifersüchtig!< Jetzt hatte sich, neben dem des Prinzen, der zornige Blick einer zweiten Person auf die Magierin geheftet, was sie nur mit einem betretenen Grinsen abtun konnte.
"Was macht sie hier ganz allein?", fragte Daron skeptisch. Seine Rage hatte sich ein wenig gelegt, als er Rayos erzürnte Miene, die sich wohl gegen dieses Mädchen richtete, bemerkt hatte.
"Frag sie doch!" Mit einem Ruck wandte Rayo sich von Lileya ab.
>Pah! Eifersüchtig! Wegen mir! Ich bin ein Junge!<
"Also?" Daron wandte sich an das Mädchen. "Du tauchst hier auf, ganz zufällig natürlich, nachdem uns zwei riesige Raubvögel angegriffen haben! Hast du die Tiere auf uns gehetzt?"
"Nein..." Die Rothaarige seufzte. "Na, dann werden wir mal Nägel mit Köpfen machen!"
"Nägel mit was...", fragte der Prinz dümmlich.
>Lileya! Du kannst ihm das nicht erzählen!<
>Keine Sorge... Ich erzähle ja nicht gleich alles!<
"Jemand will Rayo umbringen!", begann sie, mit den Schultern zuckend. "Und der schwarze Raubvogel war ein Versuch, diesen Plan in die Tat umzusetzen! Ich bin hier, um Rayo zu beschützen und nicht, um ihn anzugreifen! Und das kann er dir auch bestätigen!"
"Wie redest du mit mir?!", fauchte Daron. "Weißt du überhaupt, vor wem du stehst, Mädchen?"
"Vor einem triefend nassen Prinzen, der gerade fast abgesoffen wäre!" Sie grinste überlegen. "Aber du solltest dir besser mal um deinen Freund Gedanken machen! Er ist in Gefahr!"
"Du hast mir gar nichts zu sagen, du Gör... Äh... Rayo, stimmt das etwa?" Daron schob sein Schwert zurück in die Scheide.
"Ich glaube schon... ich habe da nicht so wirklich viel Ahnung!" Rayo lächelte müde. "Aber ich vertraue Lileya und sie kann mich wirklich beschützen..."
"Wie soll die dich denn beschützen können?" Klang das jetzt eifersüchtig, oder irrte er sich? Bei Darons barschem Ton konnte Rayo nur den Kopf schütteln.
Der Prinz schnaubte abfällig. "Ein Mädchen! Sag schon, Rayo! Wie soll ein Mädchen dich besser beschützen können, als ich?!"
"Na, ja..." Rayo überlegte hastig, doch ihm fiel nichts ein, das Daron als passable Antwort akzeptieren würde. Gut, dann musste eben ein Themawechsel her. "Ich glaube... es wäre besser, wenn du zurück ins Schloss reiten würdest!"
"Was?!"
"Ich meine es ernst!" Er senkte den Blick. "Ich glaube nicht, dass du mir helfen kannst, du wärst nur in Gefahr!"
"Bist du verrückt geworden?!", brüllte Daron und Rayo zuckte zusammen. "Man trachtet dir nach dem Leben und ich soll einfach so drüber hinwegsehen?! Junge, wo lebst du?! Wenn ich den erwische, der vorhat, dir etwas anzutun, wird er sich wünschen, nie geboren worden zu sein! Ich bin der Prinz, ich habe mein Leben lang mit dem Schwert trainiert! Natürlich kann ich dir helfen!! Und ich werde dich beschützen, koste es, was es wolle!! Selbst, wenn ich dabei draufgehe!"
>Das nenne ich Liebe!< Rayo zuckte bei Lileyas gedanklicher Botschaft erneut zusammen. >Rayo, hast du jemals gedacht, er würde auf dich hören und dich hier in der Gefahr alleine lassen?<
Der Angesprochene seufzte tief und ließ die Schultern hängen. >Natürlich nicht...<
>Sag ich doch!< Lileya verschränkte die Arme vor der Brust. >Oder würdest du ihm in so einer Situation einfach den Rücken kehren?<
>Nein...<
"Daron?" Rayo trat vor den Prinzen und sah resignierend zu ihm hoch. "Dann komm halt mit!"
"Echt?" Aufjauchzend griff Daron nach den Schultern seines Schützlings und zog ihn an sich heran. "Ich hätte nicht gedacht, dass du mir das erlauben würdest..."
"Du hättest dich ja ohnehin nicht abwimmeln lassen!" Rayo wehrte sich nicht gegen die Arme, die sich jetzt leicht um ihn schlossen und lehnte sich müde gegen Darons Brust, was der mir einem Lächeln quittierte.
"Ich werde auf dich aufpassen!", versicherte er leise. Seine Hand, die in Rayos Nacken zu liegen gekommen war, kraulte sanft durch die schwarzen Haare, die mangels einer Bürste ziemlich unordentlich waren.
Diese Bewegung und Darons Worte ließen einen warmen Schauer durch Rayos Körper laufen. Er fühlte sich im Moment wohl, so komisch das für ihn selbst auch klingen mochte. Bei Daron zu sein war einfach etwas ganz besonderes. Von ihm beschützt zu werden...
Er kuschelte sich näher an ihn heran und schloss glücklich die Augen, spürte die angenehme Wärme, die durch ihrer beider Kleidung drang und sich zu einer einzigen vereinte, die sie beide zu durchströmen schien.
"So zutraulich heute, hm?"
Rayo schrak aus seinen Gedanken und öffnete langsam die Augen. Ohne sich von Daron zu lösen, schielte er an der Kleidung entlang herauf, um in das ebenmäßige Gesicht des Prinzen sehen zu können. Daron lächelte.
"Ich bin froh, dass du bei mir bist...", murmelte Rayo abwesend. Er spürte, wie die Arme sich enger um ihn schlossen und er noch näher an den Prinzen gedrückt wurde. Es machte ihm nichts aus. Dann war es halt ein Junge, der ihn im Arm hielt und der ihn zuvor schon mehr als einmal geküsst hatte. Die Befremdlichkeit eines solchen Gedankens hatte sich schon längst gelegt, auch, wenn er bisher immer mit aller Kraft versucht hatte, sie aufrecht zu erhalten, damit er Daron nicht zu nahe kam. Sein Verstand sagte ihm noch immer, er solle ihm besser fernbleiben, da diese Zuneigung zu Daron nicht zu weit gehen durfte. Er war eben ein Prinz. Und ein Prinz würde irgendwann einmal Nachfolger haben müssen. Er würde heiraten müssen, eine Familie gründen... Seine Finger verhakten sich in Darons Kleidung als er den Kopf senkte, um nicht mehr in die fesselnden sturmgrauen Augen sehen zu müssen, von denen er an eben diesem Morgen noch gedacht hatte, sie wären die schönsten Augen der Welt. Er hatte falsch gelegen. Sie waren noch schöner, noch einzigartiger. Überirdisch schön.
"Rayo?"
Etwas hastig hob der Kleinere den Kopf, sah einen Augenblick mit leichter Verzweiflung zurück in die grauen Augen. Seine Finger schlossen sich noch fester um den Stoff, an den sie sich klammerten, als er sich kurz streckte und einen kleinen Kuss auf die Wange seines Beschützers hauchte. Dann löste er sich hektisch von ihm und sah sich nach Leya um, damit er einen Vorwand hatte, Darons Nähe zu entkommen.
Doch sie war fort. Statt ihrer stand dort eine Haflingerstute, die ihr bestes Pferdegrinsen aufgelegt hatte und deren Augen triumphierend funkelten.
>Wir sollten besser weiterreiten!<
Rayo war überrascht, dass sie nicht auf die Situation von eben einging. Gleichzeitig erleichterte ihn das. Spöttische Kommentare würde er jetzt wirklich nicht ertragen können.
>Du hast recht!<, antwortete er ihr also lächelnd und strich über die Nüstern des Pferdes. >Ich wünschte nur, du würdest mir endlich sagen, was los ist!<
>Alles zu seiner Zeit! Wenn wir in Stukk sind, sind wir erst einmal sicher! Dort treffen wir jemanden, der uns helfen kann! Dann erfährst du alles!<
>Nun... okay...< Enttäuscht war Rayo schon, dass sie ihm nicht einfach sagte, was sie wusste, aber es musste schon seine Gründe haben. Deshalb würde er warten, auch, wenn er vor Neugierde und Furcht fast verrückt wurde. Immerhin trachtete ihm jemand nach dem Leben. Na, die Sache mit der Furcht hatte sich zumindest größtenteils erledigt, seit der störrische Prinz da war. Apropos Prinz...
Rayo drehte sich verwundert um und sah Daron bei seinem schwarzen Hengst stehen. Er richtete mit fast schon liebevoll wirkendem Gesichtsausdruck den Sattel und das Zaumzeug. Insgesamt wirkte er so, als wäre er gedanklich in seiner eigenen Welt. Er schien für nichts um sich herum Augen zu haben, nicht einmal für das, was er da gerade tat.
"Warum löst du das Zaumzeug?", fragte Rayo, als er neben ihn trat.
"Äh..." Daron sah auf seine Finger, die das sorgfältig eingestellte Band auseinander gerupft hatten. "Ach, hehe... ich stelle es neu ein!"
Ein verträumter Seufzer folgte und er zupfte wieder an dem Verschluss herum.
"Lass mich das machen!" Rayo schob den Prinzen zur Seite und befestigte gekonnt das Zaumzeug so, wie es sich gehörte. "Was ist bloß mit dir los, Daron?"
"Ach, nichts...", nuschelte der Junge neben ihm und griff dann nach Rayos Hand. "Wir sollten weiterreiten!"
Plötzlich grinste er wie ein kleines Kind, schwang sich in den Sattel und zog seinen Schützling mit sich hoch. Ihn vor sich plazierend, griff er nach den Zügeln und wollte Palo schon antreiben, als er innehielt.
"Wo ist eigentlich deine lästige Freundin?", fragte Daron und die Hoffnung, sie nicht mehr hier anzutreffen, war deutlich auf seiner Miene abzulesen.
"Lileya ist schon mal vorgegangen!", erklärte Rayo mit leichtem Ärger, weil Daron unverhohlen auf einer seiner Freunde herumhackte. "Sie wartet in Stukk auf uns! Sie war wohl der Meinung, du kannst gut genug auf mich aufpassen!"
"Gut, das ist mir nur recht!" Das Grinsen kehrte auf Darons Gesicht zurück und er zog Rayo nah an sich heran. "Dann sind wir endlich mal alleine!"
"Du hast doch nicht etwa irgend welche Hintergedanken?", fragte Rayo und verspürte plötzlich den Wunsch, zu lachen. Darons seltsame gute Laune war scheinbar ansteckend.
"Nöö! Ich doch nicht!", war die wenig überzeugende Antwort des Prinzen. "Aber du scheinst ja welche zu haben, wenn du schon so fragst!"
Rayos Gesicht lief mal wieder tomatenrot an und er keuchte wie ertappt auf.
"Nein!", versicherte er lauter als nötig und wandte seinen Blick krampfhaft nach vorn.
"Das ist aber schade...", wisperte Daron nahe seinem Ohr und setzte einen kleinen Kuss auf die empfindliche Haut seines Halses. Rayo wurde - wenn möglich - noch röter und legte sanft die Hände auf die Arme, die um seinen Körper lagen, um ihn sicher im Sattel und nah bei Daron zu halten.
"Vielleicht hab' ich ja doch Hintergedanken...", flüsterte Rayo kaum vernehmbar und schämte sich sogleich für die unbedachten Worte. Doch Daron schienen sie zu gefallen. Rayo spürte, wie sich die Lippen, die noch immer an seiner Haut lagen, zu einem Grinsen verzogen und senkte seine Augenlider mit einem angenehmen Seufzen, als ein weiterer Kuss auf seinen Hals gehaucht wurde.
Er konnte nicht anders, er musste dem schwarzhaarigen Prinzen ins Gesicht sehen. Er wandte sich halb im Sattel um und klammerte sich dabei ohne es zu merken an Darons Schultern.
Da sah er sich ihnen wieder gegenüber: Den sturmgrauen Augen. So stolz, so schön und ihm so unendlich nah. Er fühlte sich nicht mehr dazu in der Lage, sich zu rühren, versank einfach in diesen grauen Tiefen, die jeden Millimeter seines Körpers zu verschlingen schienen, den sie erhaschen konnten. Er hätte hier jetzt vermutlich eine Ewigkeit so gesessen und den Prinzen nur angestarrt, hätte der nicht die letzten Zentimeter zwischen ihnen mit einem Seufzer überbrückt und seine Lippen in seiner ihm typischen stürmischen Art in Besitz genommen.
Seine Zunge strich verspielt über Rayos wartende Lippen, die sich sofort für ihn teilten und streifte erst noch zögernd, fast fragend über seine vorderen Zahnreihen, als bitte er um Erlaubnis, den Kuss vertiefen zu dürfen.
Verzückt von dieser liebevollen Geste, antwortete Rayo, indem er seine eigene Zunge auf Erkundungsreise schickte, sie gegen Darons stupsen ließ und ihm somit zu einem Duell herausforderte, das der stolze Prinz sofort annahm.
Sie verwöhnten einander in ihrem Lippenspiel, baten um mehr und gaben alles. Ihre Zungen wickelten sich ineinander, wie in einem spielerischem Kampf, lösten sich darauf wieder, nur, um dann wieder zueinander zu finden.
"Daron..." Letztendlich riss sich Rayo von dem anderen Jungen los, um nach unbedingt notwendiger Luft zu schnappen. "Daron... ich... ich..."
Schüchtern strich er über die Ärmel des Hemdes, das Daron trug. Die Kleidung des Prinzen schien ohnehin auf einmal sehr interessant zu sein, musste Rayo bei ihrer Musterung nämlich Daron nicht ins Gesicht sehen. Sein Atem ging immer noch in schnelleren, unregelmäßigen Stößen. Beruhigend war einzig und allein der Fakt, dass es nicht nur ihm so zu gehen schien.
Da er nicht wusste, was er sagen sollte, lehnte er sich schließlich an Darons Schulter. Seine Augen blieben auf die Kleidung geheftet, über die er noch immer langsam eine Hand streichen ließ.
>Ich glaube, ich habe mich verliebt...<
Ihr Ritt dauerte noch bis zum späten Nachmittag an, bis sie ihr Ziel erreichten. Stukk war ein fröhliches kleines Dorf, das einen großen Markplatz in seinem Zentrum hatte. Die Häuser lagen fast kreisförmig um den riesigen Platz angeordnet und jeder Einwohner würde es leicht haben, den Markttag zu besuchen, der heute anstand.
Daron lenkte Palo durch die Menge an Menschen die sich versammelt hatten, um die feilgebotenen Waren zu betrachten und zu kaufen. Die Haflingerstute schritt noch immer voran, wenn ihr die jetzige Nähe des Hengstes auch unangenehm zu sein schien, was Rayo, der müde an Darons Brust lehnte, durchaus verstehen konnte.
"Warum musstet ihr unbedingt an einem Markttag hierher kommen?!", murrte der Prinz ungehalten.
"Das ist unauffälliger!", erklärte Rayo, als er sich von seiner Stütze aufrichtete und zu Daron hinauf sah. "Man geht hier leicht in der Menge unter! Das ist doch praktisch, oder?"
Auch, wenn er eigentlich nichts von diesem speziellen Tag gewusst hatte, war Rayo doch erleichtert, dass sie nicht so einfach mit dem Prinzen dieses Landes hier für jeden sichtbar aufgetaucht waren. Das hätte einen großen Aufruhr gegeben und wenn es stimmte, dass er in Gefahr war, dann wollte er das Risiko doch schon möglichst klein halten.
>Wir müssen dort nach links!< Die Stute schob ein paar Menschen beiseite, die im Weg standen. >Da ist eine Taverne, die sich Zum schwarzen Hirsch nennt.<
>Seltsamer Name!<, sagte Rayo nur für sie hörbar.
>Der schwarze Hirsch ist ein legendäres Tier, das in einem nahen Wald leben soll. Deshalb heißt der Schuppen so!< Vor dem Eingang blieb Lileya stehen und wandte sich erwartungsvoll zu ihren Begleitern um.
"Da müssen wir rein, Daron!" Rayo deutete auf die Tür. "Da sollen wir jemanden treffen, der uns helfen kann!"
Der Prinz schnaubte verächtlich ob des verwitterten Zustandes des Lokals und sprang mit einem geschickten Satz vom Rücken seines Pferdes.
"Von mir aus...", murmelte er und hielt Rayo die Hand hin. "Lass dir helfen!"
Diesmal griff der Kleinere dankbar nach der dargebotenen Stütze und kletterte ebenfalls von Palo. Einen kurzen Moment standen sie sich gegenüber und sahen sich einfach nur in die Augen, bis Leya eine Art Räuspern zustande brachte. Daraufhin begann Rayo zu kichern.
"Was war das denn, Leya?!", lachte er, riss sich jedoch rasch wieder zusammen, als er die Hufe seiner Gefährtin wütend auf den Boden stampfen sah.
"Ähm... schon gut..." Auf Darons verwirrten Blick errötete er heftig. "Lass uns reingehen!"
Die Taverne war kühl und nur wenige Leute hielten sich hier auf. Drei Männer saßen beisammen an einem Tisch und spielten Karten. Ansonsten saßen am Tresen noch eine junge Frau mit einem kleinen Kind und ein Pärchen, das sich scheinbar vom Stadtbummel ausruhen und erfrischen wollte.
Daron hielt sich erst gar nicht lange mit der Musterung der Gäste auf, sondern trat sofort an die Theke und setzte sich auf einen Hocker.
"Worauf wartest du?", fragte er mit einem kleinen Blick zurück, der Rayo sagte, dass er sich sehr auffällig benahm, indem er nur dämlich im Eingang stand. Nickend begab er sich also zu seinem momentanen Beschützer und schob sich neben ihn auf einen der hohen Stühle.
"Wir möchten bitte zwei Bitterbier!", bestellte Daron und Rayos Augen weiteten sich erschrocken.
"Nein, nein!", hielt er den Barkeeper zurück, der verwirrt seine beiden neuen Gäste musterte. "Bringen Sie uns einfach zwei Glas Wasser gegen den Durst!"
Kaum war der Mann verschwunden, beugte sich Daron ärgerlich zu ihm vor.
"Was sollte das?!", fragte er. "Ich hab' Geld!"
"Aber du verträgst den Alkohol nicht!", grummelte Rayo mit entschlossenem und sorgendem Tonfall. "Also, lass es bleiben! Du hast es versprochen!"
Verstimmt wandte der Prinz sich wieder nach vorne und starrte ungläubig auf das Glas vor seiner Nase. Nie hatte er in einer Spelunke Wasser getrunken.
"Das Wasser geht aufs Haus!", gähnte der Barkeeper gleichgültig und machte sich daran, die Gläser zu spülen, die andere Gäste benutzt hatten.
Schweigen legte sich über sie, während sie hin und wieder an dem Wasser nippten und unauffällig die Umgebung beobachteten.
"Sei nicht eingeschnappt!", bat Rayo den Prinzen aufseufzend. "Ich wollte dich nicht blamieren oder so..."
"Schon gut!" Das klang beleidigt.
"Daron!"
"Ich sagte, schon okay!" Jetzt wurde er auch noch laut.
"Ich mache mir bloß Sorgen um dich und du dankst es mir mit diesem ätzenden Verhalten!" Jetzt selbst wütend, drehte Rayo Daron den Rücken zu. "Sturer Bock!"
"Rayo!"
"Ich finde es unfair von dir, dass du sauer auf mich bis, weil du dein eigenes Versprechen nicht einhalten willst!" Rayo blieb noch immer dem Prinzen abgewandt sitzen und stützte sein Kinn in seine Hand.
"Ich will mein Versprechen ja einhalten!" Darons Stimme klang flehentlich, was Rayo fast dazu brachte, sich umzudrehen und ihn beruhigend anzulächeln. Trotzdem wartete er erst auf das gefürchtete >Aber<, das die vorangegangenen Worte ankündigten. "Aber es ist halt sehr schwierig und ich war nicht auf dich so wütend, sondern auf mich selbst!"
Jetzt drehte Rayo sich um und schenkte ihm das verzeihende Lächeln, das dem Prinzen zeigen sollte, dass er ihm nicht mehr böse war. "Okay..."
"Hey, ihr Streithähne!" Lileya war in die Taverne getreten und schob nun einen Hocker zwischen die beiden, auf dem sie sich niederließ. "Wie ich sehe, wartet ihr schon!"
Grinsend winkte sie den Barkeeper zu sich heran, der sie auch prompt wiederzuerkennen schien und die Arbeit bei der Spüle stehen und liegen ließ, um sie zu begrüßen.
"Leya, mein Mädchen!", lachte er väterlich und umarmte sie leicht. Rayo beobachtete, wie seine Freundin sich zu seinem Ohr vorbeugte und ihm etwas zuflüsterte, ehe sie sich lächelnd wieder zurücklehnte.
"Geht den Gang zu den Schlafräumen hinab. Dritte Tür, rechts!" Mit einem kleinen Abschiedsgruß richtete der Mann seine Aufmerksamkeit wieder seiner Arbeit zu.
"Na, los!" Lileya warf ihr rotes Haar zurück und bedeutete ihren Kameraden, voranzugehen. "Ihr habt gehört, wo's lang geht!"
To be continued...
Na, wie war's?
Mir persönlich hat dieser Part ganz gut gefallen! Obwohl... er was ziemlich leicht durchschaubar und berechenbar! War ja eigentlich klar, dass Daron Rayo folgen würde und dass er so kurz darauf nicht einfach den Löffel abgeben würde *g*
Außerdem war die Szene, in der Daron fast ertrunken wäre, etwas zu kurz... weiß nicht...
Zu den Rettungsmaßnahmen: Ich weiß, dass sich heute eher die Mund-zu-Nase-Beatmung durchgesetzt hat, aber ich spekuliere einfach mal darauf, dass Rayos Erste-Hilfe-Kurs etwas länger zurückliegt! Mir hat es so besser gefallen ^^
Die Chance, jemanden mit den Maßnahmen der Erste-Hilfe wiederzubeleben soll ja ziemlich gering sein... aber Wunder geschehen bekanntlich immer wieder! Daron ist ja auch stark und die Liebe zu Rayo hält ihn am Leben!
Ja, so langsam glaube ich, er gesteht sich ein, dass es Rayo ist, den er liebt und nicht seine Schwester! Hmm... Was heißt hier ,so langsam'? Ich weiß noch nicht, wie ich das weiterführen werde! Da gehe ich frei aus dem Bauch heraus und hoffe, ich enttäusche euch nicht!
Für Ideen und Inspirationen eurerseits bin ich immer offen und sehr dankbar! Ich habe schon ein paar gute Vorschläge bekommen, die ich umgesetzt habe und das Resultat gefällt mir!
Was lässt sich sonst noch sagen? Ach, ja: Rayo hat sich nun eingestanden, dass er Daron liebt! Ich hoffe, ihr ungeduldigen Leutchens seid jetzt zufrieden!
*angespannte Stille*
Was denn? Noch nicht? *seufz*
Anhang:
Ja, ein weiterer Anhang! Und wieder ein Dank an meine fleißigen Kommi-Schreiber, die eifrig dafür sorgen, dass die Autorin auch an der Arbeit bleibt *schwitz*
Da wären: geist alias Nekomon, Kuroi-Neko, Julili, gitanija, Kirusuchino, Van17, Cibi, Satsuki666, Kasan, Say-chan, Marn, Pep, RedMaya, Minimaus und Tasuki81!
Wenn ich irgendwen vergessen haben sollte, tut mir das ehrlich leid. Ich habe leider von hier aus keinen Internetzugang und muss mir die Namen immer rausschreiben... sorry, also! ^^
Ich würde eure schönen Kommentare gerne mal beantworten, aber das ist einfach zu viel, allein wegen dem Problem mit dem Internetzugang... -.- aber ich bin total gerührt und ich liebe es, eure Meinungen zu hören *snif*
Großen Dank an Mistery, die mir im früheren Verlauf der Geschichte die Idee mit dem Anhänger gegeben hat, die ich jetzt sogar noch ausbauen kann! ^-^
Und außerdem ein großes Danke an geist, dafür, dass meine Story auf der Homepage stehen darf! Ich bin so gerührt! ^^
Und die Antworten zu den Fragen:
1) Wie soll das mit Rayos und Darons Welt ausgehen? Wird Rayo im Schloss bleiben oder zurück nach Hause reisen? Ohne Daron?
Na, das ist eine sehr schwierige Sache, über die ich mir selbst schon oft Gedanken gemacht habe! Ich habe von Cibi gehört, sie will, dass Rayo einfach im Schloss bleibt... aber das geht auch nicht! Was ist mit seiner Familie? Die kann er nicht einfach so verlassen!
Ich weiß, ich kann hier keine klare Antwort geben, aber ich versichere, ich werde es schon irgendwie richten, dass es nicht wie bei Escaflowne endet! Wer das Ende kennt, weiß sicherlich wovon ich spreche! -.- Oder?
2) Kann sich Daron an das erinnern, was in der Nacht mit dem Alkohol passiert ist?
Tja, da Daron da nicht so offen drüber sprechen wird, muss ich das wohl für ihn tun *gg*
Daron (aus dem Hintergrund): Wehe du erzählst das, wenn Rayo dabei ist!
Rayo (betritt den Raum): Redet ihr über mich?
Daron (heult auf): Nein!!
Tara: Ähm, ja, es ging um die Nacht, als...
Daron (panisch): Ach, Rayo... hehe... ich wollte dir noch was zeigen! Kommst du mal ganz schnell mit? Ich glaube, Palo geht es nicht so gut!
Rayo (blinzelt): Hm?
Daron (nervös): Was ist? Kommst du nun?
Rayo (misstrauisch): Was hast du wirklich vor?!
Daron (zerrt Rayo aus dem Zimmer): Jetzt komm schon...
Rayo (von draußen): Wenn du mich küssen willst, kannst du das auch drinnen machen! Oder ist dir das peinlich?
(Stille)
Ähm... nun gut, zurück zur Frage...
Ja, er kann sich an die Nacht mit dem Alkohol erinnern. Er war ja nicht wirklich schlimm betrunken, der Alkohol wirkt sich bei ihm bloß viel stärker aus als bei anderen Leuten und sein Körper verträgt ihn nicht (deshalb die Bauchschmerzen)... Nüchtern war er noch einigermaßen, aber über seine Motive, Rayo einen Kuss zu stehlen, muss ich mich jetzt nicht auslassen *gg*
Rayo (kommt wieder rein): Was hat er denn?! Palo ist doch gesund! Und geküsst hat er mich auch nicht... (verzieht sich enttäuscht in eine Ecke)
3) Ist Daron jetzt eigentlich wirklich in Rayo verliebt?
Ähm, ich kann mir nicht vorstellen, dass Daron immer wildfremde Menschen ohne Grund küsst oder so... Tja, er liebt ihn, die Frage ist nur, hat er es sich auch eingestanden? Ich kann Daron nicht in den Kopf gucken... (Ja, ja... ich bin die Autorin, ich weiß... erschlagt mich, aber so ist es einfacher, ihn undurchschaubar wirken zu lassen ^^)
Bei Daron kann ich mir einerseits vorstellen, dass er es nicht merkt, andererseits aber auch, dass er es längst so akzeptiert hat... hehe, Daron ist schon seltsam. Stellt es euch einfach so vor, wie ihr es am liebsten habt! Das passt schon!
4) Was wissen Darons Eltern überhaupt von Rayos und Darons Beziehung?
Sie wissen das eine: Daron mag Rayo seeehr. Sie wissen nicht, dass er ihn liebt. Oder zumindest nicht konkret, vielleicht ahnen sie es etwas, mehr aber auch nicht!
Ihr wisst doch, dass Daron morgens immer zum Schwerttraining geht, eh? Vorher frühstückt er mit seinen Eltern, wenn Rayo noch schläft. Und dann geht's los:
"Mutter, Vater, ich bin gleich mit Rayo weg.", "Rayo hat mir dies erzählt.", "Rayo findet ja, dass...", "Rayo hat mir erzählt, dass...", "Ich hoffe, Rayo wacht bald mal auf...", "Rayo trägt tolle Klamotten!", "Ich finde es schade, dass wir das Rezept für Rayos Lieblingsessen nicht haben."
Und, und, und...
So, diesmal waren es vier Fragen, die ich beantworte! Meine Nachworte werden immer so lang! Stört euch das? Ich weiß ja nicht, ob ihr das lesen wollt! Nya, don't like - don't read! Deshalb hab ich's ja ans Ende der FF gestellt! Wer's nicht lesen will, braucht es nicht zu tun. Das nächste Mal fasse ich mich aber kürzer... *räusper* wenn ihr es wollt...
Dann bis hoffentlich zum nächsten Part!
Bye
Tara
(verschwindet in einer Rauchwolke)
Daron (betritt den Raum und sieht sich verwirrt um): Rayo?
Rayo (aus seiner Ecke): Geh weg!
Daron (noch verwirrter): Warum bist du denn jetzt schon wieder beleidigt?
(verbissenes Schweigen)
Daron: Wenn du jetzt nicht sofort sagst, was los ist, verschleppe ich dich in mein Schloss und sperre uns für zwei Wochen in meinem Zimmer ein!
(glückliches, vielsagendes Schweigen)
Daron: Du hast es so gewollt! (pfeift, woraufhin Palo ins Zimmer kommt und den Teppich versaut)
Daron (betrachtet das Missgeschick): Sie wird wütend sein... (zuckt mit den Achseln, zieht Rayo aufs Pferd und zischt ab)
Tara (taucht in einer Rauchwolke wieder auf): Was ich noch sagen wollte... äh... Wer war das?! Wer hat meinen guten alten Teppich so zugerichtet?! Der ist antik! Der hat schon meinen Großeltern gehört!! Rayo?! Daron?!
(Pause)
Na, warte! Wenn ich euch erwische!!
(räusper)
Was ich noch sagen wollte...
Rayos Reise muss weitergehen!!!
(verpufft wieder in grauem Dunst)