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Edward - Bis(s) der Tag anbrach

von

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Prolog

Prolog
 

Früher habe ich nie darüber nachgedacht, was später sein könnte. Was wäre, wenn die Welt unter ginge, alle die ich liebe sterben, nur ich, als einziger, zurück bliebe.
 

Die Gedanken andere zu hören, die Gedanken deines Opfers zu hören, kann das einen „Menschen“ beeinflussen?

Mich schon.

Als ich das Schreien der schuldigen Seele vernahm, drehten sich meine Sinne im Kreis. Die flüchtigen Schreie des Mädchens, so Angst erfüllt und doch zugleich an Vorsehung glaubend. Sie fragte sich ob ich Gott oder Teufel bin.

Ich wusste es selbst nicht.

Ihre Gedanken, voller Furcht und Dankbarkeit, brachten meine Gefühle ins rudern und ich schwankte zurück.

Das Blut meines Opfers tropfte noch aus meinem Mundwinkel.

Der Geruch der von der Person ausging, ließ das Monster in mir nach mehr schreien. Doch das wollte ich nicht!

Sie war eine unschuldige, nicht so wie er.

Mit der Schnelligkeit eines Gepards (eigentlich war ich ja noch schneller…) wandte ich mich vom Leichnam ab und ließ mit ihm das eingeschüchterte Mädchen zurück.

Das Erwachen

Kapitel 1 Das Erwachen
 

Ein Schmerz packte mich so plötzlich wie die unheilbare Krankheit, einige Wochen zuvor. Das heiße pulsieren meines Blutes dröhnte in den Ohren. Ich konnte nicht mehr atmen, in mir brannte es!

Es war ein unlöschbares Feuer, aus Glut und Schmerz.

Wie lange ich dem zustand des Feuerrausches erlag, wusste ich schon lange nicht mehr. Jegliche meiner Gefühle wandelten sich, wurden stärker und durchdringender. Ich hörte Rufe, Schreie. Waren es meine? Ich sah Bilder, von Person, unbekannt und doch sehr nah stehend. Unter meiner Haut, in jeder Faser meines Körper, spürte ich auf einmal eine neue Kraft aufsteigen.

Und einen neuen, einen fünften Sinn dazu kommen.

Vor meinem inneren Auge kreisten die Bilder meiner Vergangenheit, bis sie langsam anfingen zu verblassen und dann ganz verschwanden.

Die Vergessenheit siegte über die Angst des nahenden Todes.

Ohne zu wissen wer ich noch war, was ich noch war, erwachte ich eines Morgens schweißgebadet und allein.
 

Die Schmerzen waren schon längst verebbt, doch war die Erinnerung noch immer allgegenwärtig.

Es war, als schwebte ich immer noch zwischen Leben und Tod.

Zunächst spürte ich nichts. Sah nichts. Dachte nichts.

Doch war mein Inneres mit einer Unruhe gefüllt.

Und dann, so plötzlich wie ich aus dem Leben gerissen wurde, floss langsam ein unglaubliches Gefühl durch meine hohlen Venen, dass jedes meiner Sinne kontrollierte.

Der Durst.

Der Durst nach etwas unbekannten und doch so vertrauten.

Jeder einzelne meiner Sinne konzentrierte sich darauf. Allein dazu waren sie angelegt.
 

Ich merkte die Veränderung meines Körpers, doch konnte ich sie nicht zuordnen. Mir war nur eins bewusst: Ich war Tod!

Der Gedanke daran ließ mir ein Lächeln auf meine Lippen huschen. « Na also » dachte ich mir « hab ich es also endlich geschafft, meinen Eltern zu folgen. »

Der Gedanke war lächerlich, doch wie sollte ich sonst das merkwürdige neue Gespür meines Inneren beschreiben.

Ich musste gestorben und zu einem Engel oder Teufelskind geworden sein. Dies war für mich die einzige logische Erklärung.

Doch was war schon logisch?
 

Eine Weile lag ich noch auf dem eiskalten Boden und bildete mir ein, dass die Kälte meiner Haut daher stammte.

Und dann hörte ich sie…

Die Stimme eines Mannes, so laut und deutlich, dass ich schon vermutete er würde direkt neben mir stehen.

« Ob er wohl schon aufgewacht ist? », hörte ich die Stimme überlegen, « Ich sollte einmal nachsehen gehen. »

Und mit Ende des Satzes hörte ich, wie sich im Nebenzimmer (denn ich befand mich in einer kleinen Hütte irgendwo im Nirgendwo) jemand sich erhob und auf die geschlossene Zimmertür zuschritt.

Mit einem Ruck stemmte ich mich mit meinen Händen am Boden ab und landete in nicht mal eine Sekunde später auf meinen noch wackligen Füßen.

Meine Gliedmaßen fühlten sich merkwürdig schwer an und die Schnelligkeit meiner Bewegung, angesichts der immer noch leicht vorhandenen Schmerzen, ließ meine Gedanken im Roulett tanzen.

Ich blickte zu Boden und dort, wo ich mich gerade noch abgestützt hatte, waren nun zwei tiefe Löcher im Holzboden.

Dann öffnete sich quietschend die Tür und ein kleiner Lichtschein fiel in den sonst so dunklen Raum.

Ich blickte zu der Person im Türrahmen und wollte mir schon fast die Frage stellen „Wer ist das?“, doch erkannte ich sie indem Moment.

Die große blasse Gestalt mit den schwarz-goldenen Augen und dem schönen Lächeln.

„Dr. Cullen.“, stellte ich vorsichtig fest.

Mein Arzt trat nun endgültig ins Zimmer wobei er das Licht anschaltete.

Die Helligkeit blendete in meinen Augen und ich zock reflexartig den Arm vor mein Gesicht.

„Du bist also schon wach.“, sagte Dr. Cullen freundlich und trat noch einen Schritt auf mich zu.

« Ich hätte nicht gedacht das er es so gut übersteht. », hörte ich ihn sagen, dich klang es als würde er nicht mit mir reden.

Vorsichtig sah ich auf und vergewisserte mich, aber außer uns beiden, war der Raum leer.

Ich merkte, wie sein Blick auf die Löcher im Boden fiel.

« Wie ich sehe, hat er sich schon mit seiner neu gewonnenen Kraft vertraut gemacht. » meinte er. Oder doch nicht? Denn seine Lippen hatten sich nicht bewegt.

Ich schüttelte kurz den Kopf, und ließ das gerade gesehen auf Einbildung basieren.

„Dr. Cullen,“ setzte ich an, „wenn sie hier sind, heißt das, dass ich nicht Tod bin?“

Eigentlich war das eine Rhetorische Frage, doch der Doktor lächelte gequält, sagte jedoch nichts weiter dazu.

Jetzt erst sah ich mich im Zimmer um, obwohl ich meine Gedanken noch lieber weiter mit seinem Gesichtsausdruck beschäftigt hätte.

Es war ein kleiner Raum unter dessen Zimmer ein Bett stand. An der Wand bei der Tür stand eine Kommode und darüber hing ein Spiegel. Sonst war nichts in dem maximal 5m² großen Raum.

Unter den Blicken von Dr. Cullen ging ich zum Spiegel und betrachtete mich darin.

Ich hatte erwartet einen etwas abgemagerten und blassen Junge, von der tödlichen Seuche gezeichnet, vor mir zusehen.

Doch das, was mir mein Spiegelbild zeigte, traf die Vermutung noch nicht einmal im Ansatz.

Ja, ich war blass, zu blass.

Meine Haut hatte eine Mischung aus weiß und grau, Marmorartig.

Meine sonst so grünen Augen waren pechschwarz. Und meine schon immer leicht rötlichen Haare stachen mir jetzt mit einem kräftigen Bronze Ton entgegen.

Ich riss meine Augen weit auf und faste mit meinen Handflächen gegen den Spiegel.

Dieser zerbrach.

« Was? » War meine Bewegung etwa zu hastig gewesen? Nein! Davon könnte kein Spiegel plötzlich zersplittern!

Ich zog meine Arme wieder ein und betrachtete meine Hände. Die Glassplitter steckten tief in meiner Haut, doch zeigte sich keine Blut.

Plötzlich stand mein Arzt neben mir und hielt mir meine Arme.

„Warte. Ich mach das, Edward.“

Mit schnellen Bewegungen, die meinen Augen nicht unbemerkt blieben, zock er mir die Splitter heraus.

Mein Körper zitterte und mein Herz schlug stark in meiner Brust…?

Nein! Es schlug nicht!

Schlagartig riss ich meine Arme frei und faste mir gegen die Stelle, wo eigentlich mein Herz sitzen müsste. Doch fühlte ich nichts! Da war kein Herzschlag!

Sofort prüfte ich durch gekonntes Finger anlegen meinen Puls am Hals. Auch dort, nichts!!

Ich faste gegen den Puls am Handgelenk.

Nichts!!!

„Was…was ist das? Was ist mit mir geschehen? Ich bin doch Tod, oder? Ich muss Tod sein!“ schrie ich fast und ein scharfen Unterton lag in meiner Stimme. War es aus Wut oder Trauer über mein Ende.

Dr. Cullen sah mir in die Augen.

„Edward. Hör mir zu.“ setzte er an. Seine feste tiefe Stimme ließ mich ruhiger atmen.

« War es wirklich das was seine Mutter wollte? » hörte ich ihn auf einmal fragen. Wieso, hatte er seine Lippen beim sprechen nicht bewegt? Eine Frage die sofort gegen eine andere verschwand.

„Was wollte meine Mutter?“

Dr. Cullen sah mich Verständnislos an.

„Edward? Ich habe nichts dergleichen gesagt.“

„Aber…aber sie sagten doch gerade…dass…“

Mir versagte die Stimme. Habe ich es mir doch nur eingebildet? Oder hörte ich jetzt Geister?

« Kann es sein, das dieser Junge meine Gedanken versteht? », fragte er sich in meinem Kopf.

Ich nickte.

„Vollkommen erstaunlich!“

„Was ist daran erstaunlich?! Ich höre Stimmen!“

Das innerliche Beben verebbte erst, als Dr. Cullen beruhigend seine Hände auf meine Schultern legte.

„Edward. Es tut mir Leid. Vielleicht hätte ich es nicht tun dürfen!“
 

Wir sahen uns an. Seine Augen waren heute tief schwarz, so wie die meinigen im Spiegel. Sonst hatten sie immer einen goldnen Touch.

„Edward. Versteh mich bitte. Ich hatte keine andere Wahl! Ich war schon zu lange allein und als deine Mutter mir im Moment ihres Todes sagte „Ich solle Alles was in meiner Macht steht tun um dich zu retten!“ setzte ich einen Entschluss!“

Ich schluckte. Wobei der ätzende Speichel in meiner trockenen Kehle die Unruhe in mir zurück rief.

„Ich habe dich zu einem von mir gemacht.“

Dr. Cullens Stimme klang ruhig, und doch hatte ich das Gefühl, das ihm das hier viel schwerer fiel als es aussah.

„Zu einen von ihren?“

„Ja. Wir sind Wesen der Nacht, weder Tod noch Lebendig. Doch habe ich mich von unserer Natur abgewandt! Ich wollte schon lange jemanden, der so ist wie ich, mit mir dieselbe Philosophie teilt. Ich wollte einen Partner, einen Sohn, Edward.“

Seine Augen vertieften sich in meinen und ich wusste er würde nicht weiter reden, also fragte ich nach.

„Was sind sie, Dr. Cullen?“

Doch seine Antwort war gedacht, weil er sich nicht traute sie laut auszusprechen.

« Ein Vampir! »

Jagen

Kapitel 2 Jagen
 

Ich starrte weiterhin auf Carlisle Cullen, der mich eindringlich mit seinen schwarzen Augen musterte.

Was ich sagen, fragen oder wie ich überhaupt reagieren sollte wusste ich nicht.

Ich wusste was ich jetzt war, dass ich ab jetzt zur selben Gattung gehören würde wie mein Arzt, doch glauben konnte ich es nicht.

Wie auch!

Wenn man von einem zum anderen Tag Tod krank wird und plötzlich aufwacht und merkt, dass man kein Mensch mehr ist.

Meine Gedanken fuhren im Kreis.

Er dachte nichts.

Denn sonst hätte ich es gehört. Er sah mich nur an und wartete.

Ich schwieg weiter und mit jeder Stunde und jedem Tag der verging vergas ich mehr und mehr von meinem vorigem Dasein. Menschliche Erinnerungen verblassen schnell. Es gibt viele, die im Langzeitgedächnis, die man für immer beibehält, auch wenn man wie ich zu einem Monster wurde. Doch die im Kurzzeitgedächnis gespeicherten Erinnerungen… diese verblassten schnell. Ich vergas die Namen, Stimmen und Aussehen von Freunden, Verwandten, Familie. Ich konnte mich nicht mehr erinnern wie ich bisher Geburtstage gefeiert habe oder wie ich in der Schule mit meinen Klassenkameraden klar kam. Das alles gehörte der Vergangenheit an, zu der ich nie wieder zurückkehren konnte!
 

Plötzlich stand Dr. Cullen auf und ging zur Wand neben dem Karmin. Dort hing ein kleiner Abrisskalender. Er riss das vorderste Blatt runter und setzte sich dann wieder in den Sessel mir gegenüber. Das nun oberste Stück Papier zeigte eine große 1 und darunter stand, in feinen Buchstaben getippt, November.

Ich wendete den Kopf und sah nach draußen.

Es war stock düster.

Es waren schon über 24 Stunden vergangen, die wir nur so da saßen, uns ansahen, aber nicht sprachen. Mir kam es so vor, als seien gerade mal zehn Minuten vorüber gezogen, und kein Tag!

Doch jetzt unterbrach er die Stille.

„Edward.“, sagte er und seine Stimme klang matt.

Ich schüttelte nur den Kopf.

„Sie können nichts dafür. Es ist nur… so neu, so ungewohnt. Ich muss versuchen mit der Situation klar zu kommen… die sich meine Mutter für mich wünschte.“ Fügte ich am Ende noch hinzu, denn ich wusste, dass ich dieses Leben niemals selbst gewählt hätte.

Dr. Cullen lächelte.

„Gut. Wir wäre es denn, wenn ich dir ein wenig von diesem Leben zeigen würde, Edward.“ Es klang nicht wie eine Frage sondern mehr wie eine Aufforderung. „Vielleicht ist es für dich dann leichter, dich daran zu gewöhnen, wenn du erst einmal die wenigen Vorteile gesehen hast.“

„Gerne, Dr. Cullen.“, antwortete ich und in mir breitete sich auf einmal das Gefühl der Neugierde und spannender Erwartung aus. Es interessierte mich, was für Fähigkeiten ich jetzt hatte und welche ich erst erlernen muss.

„Zunächst, nenn mich bitte Carlisle. Ich bin nicht sehr für diese Höflichkeitsfloskeln.“

Mit einer schwungvollen Bewegung sprang er vom Sessel und wenn ich nicht selbst diese Gabe an mir schon entdeckt hätte, wäre ich bestimmt beeindruckt gewesen.

Ich stand ebenfalls auf und folgte ihm zur Tür. Doch hatte ich plötzlich Lust, die neue Schnelligkeit meiner Beine zu nutzten und sprintete voraus um dann für Carlisle die Tür auf zu halten.

„Nach ih~…dir, Carlisle.“, sagte ich höflich, fing aber keine Sekunde später an zu lachen. Das hört sich plötzlich so albern an, dachte ich mir.

„Danke, Edward“ und dann fiel auch er ins Gelächter ein.

Um kurz nach Mitternacht verließen wir die kleine Hütte.

Ich folgte ihm, oder besser, ich ging neben ihm her, denn von Geschwindigkeiten nahmen wir uns beide nichts.

Wir liefen schnurstracks durch den Wald und in mir pulsierte eine Kraft, die meine Muskeln ständig anspannen ließ und mich immer in die Richtung zerrte, wenn sich ein Tier in den Büschen und Fahnen bewegt hatte.

„Wo hin wollen wir denn, Carlisle?“ fragte ich und sprang aufgeregt um ihn herum. Irgendwie war es komisch, doch ich schien mich immer mehr an das neue Leben zu gewöhnen.

Es machte mir sogar Spaß!
 

Dann traten wir auf eine große Wiese, auf die von oben hinab der Mond schien.

Sie war vom Wald eingekreist.

„Was wollen wir hier?“ Ich war so aufgeregt, dass still stehen gar nicht für ich in Frage gekommen wäre.

„Ich zeige dir unsere Natur, Edward, das hab ich doch vorhin versprochen.“

Er lächelte mich an, was meine Hochstimmung nur unterstützte.

„Gut. Setzt dich hin.“ Befahl er und widerwillig gehorchte ich und ließ mich auf das feuchte Gras sinken.

Erwartungsvoll sah ich Carlisle an und beobachtete jede seiner Bewegungen.

„Also, Edward, du solltest erst einmal wissen, was wir eigentlich genau für Wesen sind und welcher Natur oder besser gesagt: welche Trieben wir nachgehen.“

Er machte eine kurze Pause. In mir wuchs die Anspannung.

„Vampire, verfügen über übermenschliche Fähigkeiten. Wir können schneller rennen als jeder Gebart! Die höchst Geschwindigkeit ist von Vampir zu Vampir unterschiedlich. Wir haben eine außergewöhnlich Stärke, die alles was sich uns in den Weg zerstören kann. Und wir haben Waffen!“

„Welche?“ fragte ich. Ich brannte vor Neugierde und freute mich wie ein kleines Kind darauf, endlich mit den praktischen Übungen zu beginnen.

Er grinste breit und ließ mich dabei seine perfekt weißen Zähne erblicken.

„Ah~…Und was mach ich damit?“

„Immer alles zu seiner Zeit, Edward. Denn wir haben alle der Welt. Vampire sind unsterbliche Wesen, es gibt fast nichts, was uns töten kann! Du solltest wissen, dass wir keinesfalls gute Wesen sind. Wir sind Monster! Und unsere eigentliche Natur befiehlt es uns, das was uns vorher mal lieb und teuer war zu töten um überleben zu können.“

Ich starrte Carlisle mit aufgerissenen Augen an und dachte darüber nach, doch so recht verstehe n konnte ich es nicht.

Die Antwort auf die Frage in meinen Augen kam gedacht.

« Wir jagen Menschen! Wir trinken ihr Blut, das gibt und Kraft. »

In mir tobte der Zwang, der Hass gegen mich selbst. Ich war doch selbst ein Mensch gewesen! Und jetzt sollte ich plötzlich meines gleichen jagen…töten…um mich selbst am Leben zu halten?! Das konnte ich nicht…nie!

Doch er nahm mir wieder den Gedanken ab, der sich gerade in mir festsetzte.

„Du kannst dich nicht dadurch töten, Edward, dass du versuchst dich irgendwo einzusperren, kein Blut anzurühren und verhungerst! Glaub mir, das habe ich auch schon versucht und es klappt nicht! Aber ich kann verstehen, dass du jetzt angewidert bist und dich selbst hasst. Es ging mir anfangs genauso. Doch mittlerweile hat sich das geändert. Ich akzeptierte mein Schicksal und nahm das an, was mir daran geschenkt wurde: die Zeit! Ich habe viel studiert und so lange gekämpft, bis ich den Durst nach menschlichem Blut völlig unterdrücken konnte!“

„Wie haben sie das geschafft?“ Die Verwunderung stand in meinen Augen, aber auch der Respekt. Obwohl ich so was noch nie durch gemacht hatte, wusste ich, dass es ihm einiges abverlangt hat, das stand fest.

Mit einem räuspern wie er mich auf meine Satzkonstellation.

„Oh… ich meine: Wie hast du das geschafft?“

Carlisle lächelte mich an und fuhr dann in seiner Lektion fort.

„Ich wollte nie das sein, was mein Schicksal mir gab. Du musst wissen, ich war Sohn eines Pastors. Wir führten die Verfolgungsjagden für Hexen, Werwölfe und Vampire. Ich wurde bei einer davon gebissen und verwandelte mich. Ich wusste, dass mein Vater mich töten lassen hätte, also verschwand ich. Anstatt menschlichen Blutes ernährte ich mich von Tierblut! Das stillt den Durst nicht völlig aber es gibt genügend Kraft um zu überleben.“

Voller Ehrfurcht bewunderte ich den jungen Doktor. Es war fast unvollstellbar, dass er es allein geschafft hat, sich dem Durst nach Menschenblut zu entsagen!

„So kannst auch du dein Schicksal annehmen, Edward.“

Ich schluckte den ätzenden Speichel, der schon seit meinem Erwachen in meinem Hals brannte, runter und sprang von der feuchten Erde auf, um ihm eine Antwort von Angesicht zu Angesicht mitzuteilen.

„Carlisle, das heißt also, ich habe die Chance kein Monster zu sein? Und ein normales Leben weiter zu führen?“

„Ja, Edward, die hast du.“

Und wie zur Besiegelung dieses Versprechens reichte mir Carlisle Cullen die Hand.

Als ich jene ergriff dachte er mit einem freudigen Lächeln : « Willkommen in der Familie Cullen, Edward. »
 

Es war bereits 6 Uhr in der früh, als ich den praktischen Test beinahe bestanden hatte.

Ich fand heraus, dass ich um einiges schneller war als mein Lehrer und Vater, aber dafür gegen seine Intelligenz nicht ankam.

„Gut, dann nur noch eins für heute!“, rief Carlisle mir zu, obwohl… es war mehr leise gesprochen, da mein Hörverstehen sich um ein vielfaches verbessert hatte, konnte ich jetzt Töne hören, die für Menschen nie möglichen gewesen wären. Zum einen da sie zu hoch bzw. zu tief für sie waren und zum anderen da sie zu leise waren und da wir meist viel zu schnell sprachen, als das ihre Sinne ihnen überhaupt möglich machen könnte, unsere Lippenbewegung zu sehen.

„Was denn?“, fragte ich zurück und meine Muskeln zuckten wieder.

„Ein kleiner Kraft und Koordinierungstest. Such dir einen dicken Baum und schleudere ihn so, dass er den Baum hier trifft.“

Er deutete auf eine alte Eiche, die schon einiges an Jahren hinter sich hatte. Ich glaubte sogar, dass sie schon älter war als mein Schöpfer.

„Gut.“

Also drehte ich mich zum Wald, ließ meine Augen einmal quer über die Stämme schweifen und griff dann zu einem Ahornbaum links von mir.

Ohne jegliche Anstrengung lag das alte Holz dann auch auf meiner Hand. Ich schärfte meinen Blick, zielte auf die Eiche und warf den Stamm mit voller Wucht in ihre Richtung.

Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.

Ein Wolf sprang aus dem Dickicht der Fahne direkt vor die Eiche. Der Ahornstamm prallte mit einer enormen Geschwindigkeit an diese.

In meine Nase stieg ein stechender Geruch. Die Speicheldrüsen arbeiteten auf Hochtouren. Meine Kehle brannte schmerzhaft und trocken. In meinen Venen pulsierte der Durst. Jeder meiner Muskeln spannte sich und ich sprang.

Ich sprintete auf das verschreckte Tier zu, was vor meinen Augen gerade vom Stamm gestreift wurde. Aus der Wunde wandte sich kaum merklich das dunkele Blut und setzte sich in meinem Geruch fest. Nichts anderes zählte mehr, als die beute zu erlegen!

Ich trieb mich weiter an, als ich von der rechten Seite Carlisle heran eilen hörte. Ich hätte einen Kampf gewagt, den ich verloren hätte.

Doch meine Schnelligkeit machte mich überlegen.

Ich erreichte als erster den verwundeten Wolf. Er knurrte und richtete sich ebenfalls zum Sprung nachdem er mich heran rennen sah. Auch ich fauchte jetzt und als ich nur noch einen Meter vor ihm war, sprang er. Wir streiften einander.

Er traf meinen Arm hinterließ aber nichts als ein zerrissenes Shirt.

Sobald ich vorbei war stemmten meine Beine wie selbst sich von dem nächst gelegenem Baum ab und ich schnellte zurück. Der Baum fiel um.

Keine Sekunde später erreichte ich zum zweiten mal den Wolf, der immer noch in seinem Sprung war.

Meine Finger krallten sich in das weiche Fell. Meinen Kopf senkte ich zur Halsschlagader und mit einem Biss floss das heiße Blut in meinen Mund. Das Tier heulte auf.

Der Geschmack ließ jeden meiner Sinne verstärkt hervor treten.

Mit einem male sah ich klarer. Und noch bevor Carlisle mich rammen konnte hatte ich jegliches Blut aus dem Wolf gesaugt.

Dann prallten wir aneinander und ich ließ das tote Tier fallen.

Carlisle stemmte sich gegen mich, hielt meine Arme umklammert und verhinderte so mein Entkommen. Ich wollte mich wehren, doch hörte ich in seinen Gedanken, dass alles gut wäre.

Ich atmete ruhig ein und aus.

Der Geruch war mit dem Blut verschwunden.

Gegen einen Baum gelehnt sah ich Bedeutungsvoll in das Gesicht meines Vaters.

„Edward.“ Es klang nicht bösartig oder wütend. Ich hob den Blick und in seinen dunklen Augen konnte ich meine golden Glühen sehen!

Dann lächelte er und die innere Gelassenheit kehrte zurück.

„Glückwunsch, mein Sohn, zu deiner ersten Jagd!“

Wir sahen uns an und lachten.

Der Ausflug

Kapitel 3 Der Ausflug
 

Seit mehreren Monaten – zwischen durch kam und ging der Schnee - war ich heute das erste Mal allein jagen.

Carslisles Arzt Pflicht rufte. Deshalb ging er gestern Mittag, nach unserer letzten gemeinsamen Mahlzeit, zurück in die Klinik, aus der er mich geholt hatte. Er wusste, dass die Grippe immer noch wütete und sie vielleicht mehr Menschen retten könnten, wenn ein Arzt mehr zur Stelle war.

Außerdem hielt er mich inzwischen Zeit für so Reif, dass ich ruhig mal ein wenig allein umherstreifen konnte.

„Wir sehen uns in ein paar Wochen, Edward! Stell bitte keine Dummheiten an solange ich weg bin, ja.“, sagte er noch bevor er ging.

„Was denn für Dummheiten?“, dass sollte reserviert klingen. Aber wie immer war meine Stimme eher neugierig.

« Geh nicht zu nah zu den Menschen! Du bist noch nicht so weit! »
 

Die Worte hallten noch eine Weile nachdem Carlisle weg war in meinem Kopf wieder.

Es war ziemlich leicht Carlisles Wünschen nachzugehen…

Immerhin konnte ich auf kurze Entfernung die Gedanken der Menschen im Umkreis hören! Das war sehr hilfreich, wenn sich mal jemanden in diesem Wald verirrt hatte und auf dem Weg zu unserer Hütte war.

Dann konnte ich mich vorher mit genügend Sicherheitsabstand verstecken. Obwohl trotzdem der Geruch bis zu mir hin drang und der giftige Speichel in Massen lief, konnte ich mich bisher immer zurück halten. Aber wenn Carlisle nicht da gewesen wäre, dann wüsste ich nicht ob ich mich bremsen könnte.
 

Er hatte gesagt, er sei in ein paar Wochen zurück…

Die Wochen könnte ich nicht allein in dieser Hütte verbringen, dass war mir bewusst.

„Ich seh mich mal ein wenig um…“

Es war niemand hier und trotzdem sprach ich die Worte laut aus, als würde er mich hören können.

Nachdem ich in meinem Zimmer noch einmal in den Spiegel geschaut hatte – dass konnte ich einfach nicht lassen, denn meine wage Erinnerung an mein Spiegelbild zeigte mir ein etwas anderes aussehen – verließ ich es und mein Zuhause.

Ich wusste genau, was ich wollte.

Endlich mal erfahren wo genau mich Carlisle mich nach der Verwandlung hingebracht hatte. In Chicago konnten wir nicht mehr sein, aber so weit davon entfernt wahrscheinlich auch nicht.

Ich würde mich also auf die Suche nach einer Stadt in der Nähe machen.
 

Ich war total aufgeregt, als ich nach schon kurzer Zeit, den Waldrand erreichte.

Ich war in südlicher Richtung unterwegs gewesen. Als ich nach oben blickte, konnte ich die Uhrzeit circa abschätzten. Es musste Mittag sein, denn die Sonne stand ziemlich hoch. Für einen Menschen wären die 6 Stunden die ich gelaufen war, wahrscheinlich ziemlich lang gewesen – für jemanden wie mich, der die Ewigkeit hatte, kam es einem extrem kurz vor.

Ich trat durch die Sträucher und Büsche die den Waldrand schmückten hindurch. Die Sonne blendete in meinen Augen, sodass meine Seeweite annähernd auf die menschlicher zurückging – aber nur für kurze Zeit, bis sich meine Augen wieder eingestellt hatten.

Dann fiel mir plötzlich ein, dass ich bisher noch nie bei Tageslicht draußen war. Ich erschrak und machte einen Satz zurück, bis die Schatten der Baumwipfel mich wieder verdeckten. Ich sah an mir herab. Prüfte ob ich nicht verbrannte Stellen an meiner Kleidung hatte oder so.

„puh“

Ich atmete aus und Erleichterung stieg in mir auf. Ich hatte nicht vor demnächst wieder zu sterben, deshalb war ich mit allen Handlung sehr vorsichtig. Carlisle hatte mir schon einiges erzählt, aber die Sonne hatte er glaube ich noch nicht erwähnt, oder?

Ich kramte mein Gedächtnis durch, bis ich die richtige Erinnerung fand.
 

[Flash back]

„Du brauchst keine Angst vor der Sonne haben, dass sie dich verbrennt oder so etwas. Es gibt nur wenige Möglichkeiten einen von uns zu töten, und die Sonne schafft das jedenfalls nicht.“

„Aber wieso gehen wir dann immer nur Nachts jagen?“

Ich machte ein trauriges Gesicht und hoffte er würde meine Erschüttertheit bemerken.

Carlisle lächelte.

„Das wirst du schon noch feststellen.“

Er zwinkerte mir zu und ich stellte prompt die nächste Frage die mir auf der Zunge brannte.

[Flash back End]
 

Ich spürte Erleichterung in mir aufsteigen. Dann sah ich wieder auf zur Sonne, überprüfte, ob auch niemand in der Nähe war und trat dann noch einmal aus dem Schatten.

Um mich glitzerte das Licht des Tages und spiegelte den Pflanzen alle Regenbogenfarben auf die Blüten und Blätter.

Vor mir breitete sich das Meer aus, das direkt gegen die Klippen peitschte. Ich trat darauf zu und sah hinab in die tosenden Wellen.

„Schön“

Das war es, es war einfach wunder voll wie sich das Licht in den Wellen wog und mir entgegen strahlte.

Ich bahnte mir einen Weg an den Felsen nach unten. Es waren Steilklippen, die es hauptsächlich der Südseite des Oberen Sees gab. Ich musste mich also zwischen Ashlay und Marquette befinden, das war sicher. Ich konnte mir außerdem nicht vorstellen, dass Carlisle mich über den Michigansee und den Huronsee verschleppt hatte. Der Landweg zur anderen Seite führte allerdings an vielen Großstädten vorbei, dass konnte ich auch ausschließen. Die einzige möglichst sichere Strecke, von Chicago aus, war an der Küste des Michigansees entlang hoch zum Oberen See, und genau da musste ich mich jetzt befinden.

Als ich am unteren Rand der Klippen war, suchte ich mir einen Felsen direkt in der Sonne, der aber nicht gesehen werden kann, wenn man von den Klippen oben hinunter schaut.

Ich fand ein schönes Plätzchen und ließ mich darauf nieder. Ich blickte hinab in das Wasser, dass nun nur noch eine Handweite entfernt war und da sah ich es.

Das ganze Gefunkel und Geglitzer das von der Sonne aus zu scheinen ging, kam von mir.

Meine Haut war fast durchsichtig und spiegelte das Licht das darauf einfiel wie tausende kleiner Diamanten.

Nun verstand ich, warum Carlisle und ich nie bei Sonnenschein jagen waren. Wenn uns so ein Mensch über den Weg läuft, dann fliegt alles auf!

Doch der Anblick war schön, so schön wie das Meer selbst. Ich legte mich auf den Felsen und schloss meine Augen.

Natürlich konnte ich mal wieder nicht schlafen – das war wohl das unangenehmste an diesem Leben - obwohl das gerade jetzt sehr angenehm gewesen wäre.

Die Sonne wärmte meine kalte Haut. Ein unbeschreiblich gutes Gefühl.

Ich nutzte die Zeit zum nachdenken. Das hatte ich lange nicht mehr gemacht.

Darüber philosophiert, was wohl geworden wäre, wenn Carlisle mich nicht ausgesucht hätte…

Was ich jetzt machen würde, wenn ich und meine Eltern nicht erkrankt wären…

Würde ich weiterhin normal zur Schule gehen?

Würde ich - sobald ich 18 bin - in den Krieg ziehen müssen, der gerade in Europa tobte?

Ich erinnerte mich daran, dass meine Mutter einen hysterischen Anfall bekam, als sie es durch die Nachricht gaben. Alle Männer ab 18 Jahren sind zur allgemeinen Wehrpflicht aufgefordert! Die amerikanische Regierung ruft zum totalen Welt Krieg auf! Jeder hat zu folgen!

Auch mir versetzte die Nachricht einen Schock. Ein guter Freund von mir ist freiwillig in den Krieg gezogen… Seitdem haben weder seine Eltern noch ich etwas von ihm gehört. Ich hatte Angst, große Angst davor im Krieg umzukommen!

Wahrscheinlich hätte mein Vater dagegen geklagt, wenn wir nicht ein paar Wochen später alle erkrankt wären.

Aber egal wozu es gekommen wäre, ich wäre heute Tod… Und das war ich auch!

Nur das diese Art von Tod wesentlich besser war als jegliche anderen.

Denn jetzt hatte ich alle Zeit zur Verfügung! Und das war doch ein Grund zur Freude, oder?

Ich wusste das die Antwort ja heißen sollte, doch so recht gefiel mir das nicht…

Es war anders…

Ich verlor nach und nach meine Erinnerungen an mein menschliches Leben.

Ich wusste schon jetzt nicht mehr, ob das Verhalten, was ich gegenüber Carlisle zeigte, überhaupt meines war? Oder ob es aus dem Untoden Wesen in mir geboren?

Die Fragen krachten mit einer unglaublichen Wucht auf mich ein und ich spürte dies am ganzen Körper.

Urplötzlich schlug ich die Augen auf, als eine Welle über mich hinweg fegte.

Ich sah, dass die Sonne bereits am Rande stand.

« Dämmerung », dachte ich mir.

Es quälte mich sie zu sehen, denn sie zeigte mir genau das, was ich gerade nicht wahr haben wollte. Das alles schnell vorbei gehen kann. Das alles sich schnell ändern kann.

Mein Leben war schnell vorbei. Und es hatte sich im Augenblick meiner Verwandlung verändert. Ich verlor meine Seele und mein Leben im selben Moment, sowie der Tag das Licht und die Sonne verliert. Das wurde mir mit schlagartig klar. Jegliche Frustration darüber platzte auf einmal raus, sodass es nicht mehr die Wellen waren, die mir die Feuchtigkeit ins Gesicht trieben.

Konnte ich den Namen der Person die ich einst mal war überhaupt behalten, wenn doch kein Teil mehr davon in mir steckte? Wer war ich jetzt schon noch? Ein Monster, das dank Carlisles Philosophie gut sein kann! Na toll!
 

Ich sprang auf und landete eine Sekunde später oben auf den Klippen, genau an der Stelle wo ich vor Stunden noch stand und das Meer bewundert hatte, dass nun schwarz war im trüben Dämmerlicht.

Ich war durstig, aber das war ich ja immer.

Mir vornehmend, noch vor Tagesanbruch den nördlichsten Zipfel des Michigansees zu erreichen, lief ich los, immer dem abnehmenden Mond entgegen.

Stimmengewirr

Kapitel 4 Stimmengewirr
 

Dass ich in die Nähe einer Stadt kam, merkte ich sofort, als in meinen Ohren plötzlich das Gerede tausender Personen auf einmal widerhallte.

Die Laute trafen mich völlig unvorbereitet und der Schreck der mir durch die Glieder ging, ließ mich einige Schritte zurück taumeln, bis meine Gedanken wieder klar waren und nur die Stille des Waldes mich umhüllte.

Wie merkwürdig, dachte ich mir, als ich ein paar Meter weiter vorne, wieder die Stimmen vernahm.

Ich wusste schon seit meiner ersten Sekunde als Vampir, von meiner besonderen Begabung, die Gedanken der Menschen und Monster hören zu können. Doch noch nie hatte ich dabei mehr als eine vernommen. Bisher war ich immer nur mit Carlisle zusammen gewesen! Mir war nicht bewusst, dass es ja noch mehr Lebewesen auf diesem Planeten gab, als uns zwei. Durch die letzten Monate des Trainings war mir das völlig entfallen.

Doch jetzt traf mich die Erkenntnis mit voller Wucht, als Stimmengewirr in meinem Kopf. Ich würde bestimmt noch lange brauchen, dachte ich, bis ich das alles ausblenden kann. Denn irgendwann wollte ich ja wieder normal leben können.
 

Ich ging nun wieder weiter, Richtung Stadt, doch diesmal im menschlichen Tempo. Dabei fiel mir auf, wie langsam ich doch einst mal war. So langsam, das ich mir wie eine Schnecke vorkam. Ich müsste mich wieder daran gewöhnen, sagte ich zu mir selbst. Dann trat ich noch einen Schritt vor und wieder fielen die Stimmen mich an. Ich blieb stehen und versuchte sie zu ignorieren. Nach zehn Minuten gab ich auf und ging einige Meter zurück.

Es kostete mich meine gesamte Kraft, nicht wie wild gegen einen Baum zu rennen, nur weil die Gedanken der Menschen mich fast wahnsinnig machten.

Vor einer etwas größeren Wurzel, die fast einen Meter aus dem Boden rankte, ließ ich mich nieder und atmete tief durch.

Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer werden könnte.

Als meine Gedanken etwas klarer waren, probierte ich es wieder. Diesmal hielt ich es sogar über eine Stunde aus, doch dann ließen meine Kräfte nach.

Dank meines guten Geruchsinnes spürte ich innerhalb weniger Sekunden einen Eber, ganz in der Nähe meines kleinen Versteckes auf. Und in noch geringerer Zeit, hatten ich ihm auch schon meine Zähne in die Kehle gerammt und trank gierig von seinem Blut. Ich war so durstig, das ich nicht einen tropfen in dem toten Tier zurück ließ.

Gut schmeckte er ja nicht gerade, musste ich mir eingestehen, aber mehr gab es hier gerade nicht zu finden. Also beließ ich es dabei.

Dennoch merkte ich, wie in mir etwas schrie und mir zu flüsterte, die Stadt sei doch nicht weit und dort gäbe es viel schmackhaftere Beute als hier im dunklen Wald.

Ich wieder stand der Bestie und setzte mich wieder vor die Wurzel.

Dort blieb ich, bis die ersten Sonnenstrahlen durch die Baumkronen fielen. Ich brauchte mir keine Sorgen wegen Carlisle machen, der würde vor zwei Wochen nicht wieder da sein. Also warum nicht noch ein wenig hier verweilen und seine Kräfte testen?

Es machte wesentlich mehr Spaß in der Gegend des Drei-Seen-Ecks rum zu rennen, als immer nur in dieser kleinen Hütte zu sitzen und eine Philosophie über dieses neue Leben auszuarbeiten, wie er es immer tat.

Ich wusste dank meiner Fähigkeit genau was mein Vater dachte und welche Einstellungen er zu diesem Leben hatte. Und ich konnte ihn auch wirklich gut verstehen, doch manchmal, da teilte ich seine Meinung einfach nicht. Es fiel mir dann aber schwer, ihm das auch zu sagen. Ich konnte längst nicht so ehrlich sein, wie er es war, ob beabsichtigt oder nicht.
 

Als ich mir sicher war, das ich den Gedanken Kampf gewonnen hatte, sowohl gegen das Monster, was immer noch versuchte, mich von einer anderen Ernährung zu überzeugen, als auch gegen Carlisle, der mit befohl wieder zurück zu gehen, stand ich auf und ging an die Schwelle der Gedankenübertragung.

Mir war inzwischen Zeit aufgefallen, dass ich die Gedanken einer Person nur bis auf eine bestimmte Entfernung hören konnte. Und weil meine Sinne viel stärker ausgeprägt waren, als die der Menschen, konnte ich ungefähr erahnen, dass ich mich in einem Radius von zwei Kilometern um die Stadt Marquette bewegte.

Jetzt trat ich einen Schritt nach vorne und die Stimmen prallten auf mir nieder. Ich ging noch ein paar Schritte weiter, blieb stehen und ließ mich nieder.

Bewegungslos verharrte ich an diesem Fleck und konzentrierte ich mich auf das Stimmengewirr in meinem Kopf.

Hach, was für ein schöner Tag, da könnte man doch…

Warum sieht sie mich nur immer so an, das ertrag…

Wenn ich doch noch mal zehn Jahre jünger wäre…

Dumme Schlampe, das hast du nun davon…

Es war schon sehr erstaunlich, was in den Köpfen der Menschen vor sich ging. Von Rachsucht über Liebe und wieder zurück, waren so ziemlich alle Emotionen dabei. Und nach mehreren Stunden, die ich so verstreichen ließ ohne mich zu rühren, schaffte ich es sogar einige Stimmen gezielt heraus zu picken, um dann nur dieser einen zuzuhören. Alle anderen blendete ich so halbwegs aus.

Ich achtete nicht auf die Zeit, sondern allein darauf, das Gerde in den griff zubekommen.
 

Gegen Abend musste ich jedoch aufgeben. Der Durst war stark, besonders nachdem ich mich so lange ununterbrochen konzentriert hatte.

Also verließ ich die den Platz unter den Baumkronen und suchte mir was zu essen. In einer Gegend wie dieser, sollte das ja eigentlich nicht sehr schwer sein, dachte ich zumindest. Doch wegen der späten Stunde, war kaum mehr ein Tier zu finden. Die meisten hatten sich bereits in ihre Bauten verzogen und die kleinen Lebewesen, die erst jetzt aufstanden konnten noch nicht einmal Ansatzweise meinen Durst löschen.

Ich streifte weiter, bis der Mond schon hoch am Himmelstand.

Und dann, als ich an den Seenklippen unterwegs war, Richtung Sault Ste. Marie hoch, stieg plötzlich ein unbeschreiblich guter Geruch in meine sowieso schon geblähten Nasenlöscher.

Einen solchen Geruch bin ich bisher noch nicht begegnet, da war ich mir sicher.

Er war stark und ließ den giftigen Speichel in über Mengen produzieren, sodass jedes schlucken in meiner Kehle brannte, wie als hätte ich Feuer geschluckt.

Ich rannte wie vom Teufel getrieben, immer schneller und schneller, meiner Beute entgegen.

Doch etwa zweihundert Meter bevor ich sie erreicht hätte, fing das Monster in mir mich anzufeuern und ich wurde langsamer. Bis ich nur wenige Meter davor ganz stehen blieb. Vor mir öffnete sich der Wald und machte einer breiten Wiese und dem See dahinter platz. Ich stieß meine Kiffer zusammen und hörte auf zu atmen, was ziemlich unangenehm war, besonders in der jetzigen Situation.

Ich wusste von Carlisle, dass wir keinen Sauerstoff brauchten um zu überleben, doch war es nun das erste mal das ich davon gebrauch machte.
 

Meine Augen weiteten sich und ich presste die Zähne noch fester aufeinander, als sich plötzlich einer der Menschen aus ihren Zelten am Strand entfernten und gen Wald schritt. Jäh wich ich zurück, bis meine Gestalt ganz im Schatten der Nacht und der Bäume verschwand.

Nicht weit von meinem Versteck blieb der Mann stehen und machte sein Geschäft. Früher hätte ich das wahrscheinlich als unangenehm empfunden. Heute jedoch, ließ der Geruch der Person mir das Wasser im Munde zusammen laufen.

In mir schrie die Bestie »Greif an! Mach schon! Es ist keiner hier! Er ist allein! Und sein Blut ist jung!«

Heftig schüttelte ich meinen Kopf um ihn etwas klarer zu bekommen, doch nützte das nicht sehr viel, denn in diesem hörte ich die Gedanken meines potentiellen Opfers.
 

Ob sie mich heute endlich ranlassen wird? Oh man, bin ich aufgeregt! Es ist das erste Mal seit den zwei Jahren die ich mit ihr zusammen bin, das wir allein seien können. Naja…wenn man das…
 

Und er drehte sich leicht zu den Zelten um, die mit Leben gefüllt waren.
 

…als allein bezeichnen kann… Aber wenigstens sind es ja nur unsere Freunde und die sind auch alle zusammen. Oh hoffentlich wird es gut gehen!
 

Wegen seiner kindischen Redensart schätzte ich ihn auf etwa 15 Jahre. Also nicht sehr viel jünger als ich es war. Und die anderen da unten waren seine Freunde und seine feste Freundin. Ich zog mich gegen den Willen der Kreatur und meiner selbst zurück, tiefer in den Wald hinein.

Erst als ich soweit entfernt war, dass ihr Geruch mich nicht mehr zu sehr traf, fing ich wieder an zu atmen. Und erst jetzt bemerkte ich auch, dass der Durst verhindert hat, dass ich ihre Gedanken hören konnte. Sonst wäre es mir schon sehr viel früher aufgefallen, dass ich nicht dem Geruch eines Tieres nachging, sondern dem meiner eigenen Rasse, der ich einst selbst angehörte.

Da es mir nun wieder leichter fiel durch zuatmen und dem Durst zu wieder stehen, der noch immer in meiner trockenen Kehle brannte, konnte ich auch den anderen Stimmen zuhören, die da ebenfalls am Zeltplatz waren.

Ich versuchte die Gedanken des Mädchens zu finden, das dieser Junge so deutlich in den seinen gesehen hatte. Und als ich sie endlich ausfindig gemacht hatte, konnte ich mir ein Grinsen nicht unterstehen. Sie dachte an genau dasselbe und hoffte, dass er sie darauf ansprechen würde, weil sie viel zu schüchtern war es von sich aus zu tun.

So war es besser zu ertragen.

Ich war nicht meinem Durst gefolgt und hatte dafür nicht das Leben dieser beiden Menschen zerstört, die doch alles Glück dieser Welt anscheinend gepachtet hatten.

Noch einmal musste ich lächeln.

Ich war nicht zum Monster geworden!

Und das machte mich persönlich sehr glücklich, und Carlisle bestimmt sehr stolz.
 

Plötzlich kam mir ein Einfall und ich rannte los.

Zurück nach Marquette.

Ich wusste genau was ich wollte: Wieder genauso leben wie vor meinem Tod!

Und ich wusste auch genau wie ich das anstellen konnte.
 

Und als ich meine persönlich gesetzten Stadtgrenzen erreichte, stand der Mond noch nicht einmal im Zenit.

Ein anderes Leben

Kapitel 5 Ein anderes Leben
 

Um mich herum erleuchteten die Gaslaternen nur kleine Teile der Straßen und Gassen. Der Smog der Firmen hing schwer über den Dächern der Häuser und ließ die Luft darunter warm und stickig werden.

Maquette liegt am Oberen See, nähe Chicago. In der Nähe meiner Heimatstadt und in der Nähe der kleinen Hütte in der gestorben und wiedergeboren bin.

Aber nun war ich hier, in der kleinen Stadt, mit den vielen Fabriken, die auch einen Großteil der Kriegsproduktion übernommen hatten. Hier in der anderen Welt, in einem anderen Leben, in das ich nie wieder zurückkehren könnte. Doch diese Tatsache stimmte mich weniger traurig als sie eigentlich müsste.

Ich genoss mein neues Leben!

Aber mein Leben war an diesem Oktober Tag im Jahre 1918 zu Ende gewesen. Ich hatte schon alles verloren! Es gab also nichts, dem ich hätte hinterher trauern können!
 

Ich war mehr in meine Gedanken vertieft – wie so oft in den letzten Monaten – und bemerkte gar nicht die tausenden von Stimmen, die wie ein dumpfes Summen in meinem Kopf wieder hallten. Aus der ferne hörte ich die Turmuhr 4 Mal schlagen.

Jetzt war auch die Frage der Uhrzeit geklärt.

In einer Stunde würde die Stadt anfangen, wieder lebendig zu werden. Dann ging das ruhige Nachtleben, wieder in die Hand der Tagarbeiter – bis dahin musste ich verschwunden sein! Denn ich wusste, dass ich dem Geruch an sich bewegenden und pulsierenden Blutes, das dann die Straßen erfüllte, nicht wieder stehen könnte. Ich war hier auch nur her gekommen, damit ich mich daran gewöhnen konnte. So wie Carlisle wollte ich auch irgendwann wieder Leben können. Also warum nicht heute direkt beginnen?

Ich beugte mich von der Backsteinwand – an der ich bisher gelehnt hatte – weg und wollte gerade los laufen, als ich eine der Stimmen deutlicher vernahm.
 

…Gott sei dank! Der Krieg ist endlich vorbei! Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben! Oh…und mein geliebter Alan wird bald wieder daheim sein! Ich kann es noch gar nicht fassen…Lieber Gott, hab dank, dass…
 

Den Rest blendete ich aus.

Der Krieg, der Europa die letzten 4 Jahre in die Hölle der Erde verwandelt hat, war also vorbei.

Ich wusste nicht genau warum, aber diese Information lies meine Lippen zucken. Ich musste lächeln, unweigerlich oder nicht.

Der Krieg war aus!

Mich durchzuckte der Gedanke an meine Mutter. Nur schwach und doch war die Erinnerung noch vorhanden. Ich sah sie in unserer Küche, sie las die Zeitung vom Abend zuvor und weinte. Ich ging auf sie zu, fragte ob sie etwas bräuchte, ob ich etwas für sie tun könnte. Doch sie drehte sich einfach zu mir um und nahm mich in den Arm.

Auch sie flüsterte “Lieber Gott… und “…Lass mein Kind nicht sterben!“. Dann rannte sie hinaus. Ich sah auf die Zeitung und auf der Titelseite strahlte mir das ganze Ausmaß des Krieges entgegen. Und darunter stand in dicken schwarzen Buchstaben WehrPFLICHT mit 18 Jahren!

Damals war ich gerade 16 und der Einzug zur Wehrausbildung war ab 17…
 

Ich kam jede Nacht hier her und lauschte auf die Gedanken der Menschen. Am Tage ging ich jagen, da ich nicht riskieren wollte einen Menschen anzufallen, die mir manchmal doch sehr nahe kamen, wenn sie z.B. Betrunken waren – die meiste Zeit hielten sie sich von mir fern, denn ihr Unterbewusstsein erkennt das, was ihr Bewusstsein nicht erfasst.

Doch das geschah sehr selten.

Nur einmal, ist mir eine von ihnen gefährlich nah gekommen.
 

[Flashback]

Heute war ich nicht wie sonst in dem Stadtgebiet der Firmen und Kasernen. Heute wollte ich etwas testen. Ich betrat Marquette direkt nach Sonneuntergang und begab mich in das Stadtzentrum. Dort suchte ich mir eine Straßenecke, die von den Laternenlichtern kaum erfasst wurde. Dort blieb ich, gegen die kalte Wand gelehnt – die für mich aber vollkommen identisch war mit meiner eigenen Haut – und lauschte, so wie immer.

Es war hochinteressant die Menschen zu beobachten, zu denen ich doch vor so kurzer Zeit selbst noch gehörte und von denen ich mich nun so sehr unterschied. Es war interessant ihnen zuzuhören, denn ihre Gedanken stimmten nur selten mit ihren ausgesprochenen Worten überein.

Es liefen so viele Leute an mir vorbei, die mich einfach nicht bemerkten, dass es für mich und das Ungeheuer ein leichtes gewesen wäre, einen von ihnen zu mir zu locken, mit ihm in der Dunkelheit zu verschwinden und ohne jeden Ton und Zeugen ihm das köstliche Blut auszusaugen. Doch solange sie mir nicht zunahe kamen konnte ich mich auch beherrschen.

Plötzlich liefen zwei Mädchen etwas dichter an meinem Versteck im schwachen Laternenlicht vorbei. Zunächst beobachtete ich sie gar nicht, doch dann blieb die eine von ihnen stehen und drehte sich zu mir um.

Edward…, hörte ich sie in Gedanken sagen.

„Hey Josi! Komm schon! Wir müssen um spätestens 20 Uhr zu Hause sein! Sonst gibt es wieder ärger!“, rief ihre Begleiterin und blieb ebenfalls stehen.

„Sofort.“ War die mehr geflüsterte Antwort, von der ich sicher war, das ihre Freundin sie nie verstanden hatte. Josi rührte sich nicht.

Dann ging sie auch mich zu.

In ihren Gedanken schrie sie meinen Namen im Konflikt mit sich selbst.

Ich sah Bilder, Erinnerungen von früher und ich hörte, wie ihre Freundin schrie, sie solle stehen bleiben.

In meinem ausgehungerten Magen grollte die Kreatur und ließ den giftigen Speichel in übermengen produzieren.

Greif an! Los! Sie ist sooo~ nah~! Greif sie! Beiss sie!

Mit aller Macht versuchte ich gegen das anzukämpfen, was mich übermächtigen wollte. Meine Muskeln waren bis aufs äußerste angespannt und die Gedanken der Menschen hier rauschten in meinen Ohren, wie der Geruch ihres pulsierenden Blutes in meiner Nase.

Dann stand sie direkt vor mir und ich sprang.

Sprang an ihr vorbei – wobei ich sie zu Boden riss – und rannte für die Menschen unsichtbar durch die Stadt in den dahinter liegenden Wald und rammte meinen Kiefer in das nächste Tier, was mir über den Weg lief.

Ein junger Elch musste dran glauben.

Aber das frische Blut wirkte wie beabsichtigt – es stillte den Durst und schaffte mir einen klaren Kopf. Vor meinem inneren Auge flimmerten noch immer die Bilder aus Josi’s Gedanken.

Josephine Staker.

Tochter des Richters Peter Staker, der meinem Vater oft in schwierigen Fällen unterstützt hatte. Wir waren gemeinsam in den Kindergarten gegangen. Doch dann sind sie umgezogen. Jeden Sommer kamen sie zu besuch und das erste Jahr der High School durfte wir sogar zusammen verbringen.

Mir war damals schon bewusst gewesen wie sehr sie in mich verliebt war, aber für mich, war sie immer nur eine Freundin. Gesagt hatte sie es mir nie.

Und nun, da ich ihre gesamten Erinnerungen gesehen habe, prallten ihre Gefühle nur so auf mich nieder. All ihre Sehnsüchte und all die Leidenschaft die sie für mich hegte und mit mir teilen wollte.

Das letzte Bild, was ich sah, ließ mich nun den Speichel würgen, der überall, wo er den Boden berührte, die Pflanzen verdorrten.

Es war die letzte Erinnerung die sie an mich hatte. Sie stand in einem kleinen sterilen Raum, der über und über mit Betten zugestellt war. Und in einem dieser Betten, sah sie mich.

Blass, schwer atmend und mit Schläuchen versehen, die zu den leeren Tröpfen führten.

Ich sah mich und sie sah mich, wie ich ganz langsam starb. Kaum merklich glitt jeglicher Rest Leben aus mir.

[Flashback Ende]
 

Darüber und noch viel mehr dachte ich nach, wenn ich abends wieder in den Gassen stand und lauschte, was die Menschen sich erzählten.

Erinnern an diese Ereignisse aus meinem Leben konnte ich nicht, nur die Bilder die in ihren Gedanken wie Wellen gegen die Brandung geschlagen hatten, zeigten mir einblicke.

Zunächst spionierte ich ihr nach.

Ich wollte wissen was sie jetzt Tat und ob sie der Erscheinung glauben schenkte.

Schnell fand ich sie und musste verstellen, dass auch ihr Vater die Grippe nicht überlebt hatte. Um für ihre Mutter zu sorgen, arbeitet sie jetzt als Zimmermädchen für einen reichen, alten Herren, der in einem kleinen Schloss etwas außerhalb der Stadt lebte.

Dieser Mann erweckte einen wirklich sehr freundlichen Eindruck. Und das war er auch. Er plante sogar, die meisten seiner Dienstmädchen und Jungen zuadoptieren. Er besaß keine eigenen Kinder und brauchte unbedingt einen Erben. Josi gehörte auch dazu.

Die Freude darüber musste ich bremsen, denn sonst hätte ich den ganzen Wald in Schutt und Asche zerlegt.

Nach diesem Abend dachte ich ständig an mich, an ihre erste Liebe, und immer wieder schossen ihre Erinnerung von mir, halb tot und sich an die letzten Kräfte klammernd, mit voller Wucht wie Pfeile gegen einen Baum. Und mit der Erinnerung kam das Feuer und der Schmerz meiner Verwandlung wieder. Jede Faser meines Körpers brannte und ich musste aufgeben.
 

Ich kam nicht mehr hier her.

Ich wusste jetzt, dass es ihr gut ging und das sie die Begegnung für eine optische Täuschung hielt – die ihr jedoch das Herz zerriss.

Was sollte mich jetzt noch halten?

Also rannte ich nach Hause, in die kleine Holzhütte am Rande Chicagos, wo Carlisle schon auf mich wartete.

Esme

Kapitel 6 Esme
 

Wie jeden Tag in den letzten zwei Jahren saß ich am Klavier in dem großen Wohnzimmer.

Wir waren nach Ashland gezogen, dass etwa 600km nördlich von Chicago am Oberen See lag. Dort kaufte Carlisle eine kleine – eher große – Dachwohnung, von der man über die halbe Stadt blicken konnte. Es gab sogar eine Dachterrasse, die ich mir meist nachts zunutzten machte. Dann sprang ich von dort aus über die anderen Dächer und Rinnen, um meine Fähigkeiten zu trainieren.

Tagsüber war das kaum möglich, da kämpfte ich gegen das Monster, dass in dieser starken und vor allem dauerhaften Nähe zu Menschen mir alles abverlangte.

Deshalb kaufte Carlisle den Flügel für mich.

Nun lag ein Haufen Notenpapier und ein Bleistift neben mir auf dem Sitz. Meine Finger flogen über die Tasten des alten Stückes und immer wenn mir eine Komposition gefiel, schrieb ich sie nieder.

Mit der Zeit entstand dadurch eine ziemlich große Sammlung. Ich verstaute sie in mehreren Ordnern, obwohl dies nicht nötig gewesen wäre. Einmal geschrieben, gespielt konnte ich sie nie wieder vergessen. Die Noten brannten sich in mein Gedächtnis, so wie die Bilder und Töne die es nun aufnahm.
 

Carlisle war tagsüber nie da. Er arbeitete in dem einzigen Krankenhaus der Stadt. Nur in den sonnigen Sommermonaten leistete er mir Gesellschaft.

Solange war ich allein, doch so unangenehm wie ich anfangs vermutete war es gar nicht. Er konnte nicht sehen, wie sehr ich mich manchmal quälte und die Melodien dann einen sehr wilden Ausdruck annahmen. Meist löschte ich sie sofort aus meiner Erinnerung. Nur manchmal gab es Situationen wo mir das Gespielte sogar gefiel, dann schrieb ich es nieder.

Heute war auch einer dieser Tage, im Frühjahr, wo Carlisle erst sehr spät Heim kam.

„Edward, da bin ich wieder.“, sagte er jedes Mal in normaler Lautstärke, sobald er die Tür betrat. Trotz der Klänge die immer noch lautstark das geräumige Wohnzimmer umhüllten, konnte ich ihn hören.

Ich ließ dann die Noten ausklingen und ging ihm freundlich entgegen. Carlisle war inzwischen Zeit wie ein Vater für mich geworden und ich wusste, dass unsere Bindung noch stärker werden würde, wenn wir erst einmal mehrere Jahrzehnte zusammenlebten.

„Hallo Carlisle“ Ich legte ein Lächeln auf meine Lippen.

Er strahlte mich an.

„Hast du Hunger?“, fragte er so beiläufig wie möglich, als er seine Jacke auf einen der Hacken in der Diele hängte.

Ich ließ ein Knurren von mir und ging in die Hocke.

„Na dann, los!“

Er ging an mir vorbei, durch das Wohnzimmer und auf die Terrasse, ich kam ihm auf allen vieren nach. Und dann sprangen wir beide. Die Dächer waren kein Hindernis, sondern eher Trampoline, die uns neuen Anschwung gaben. Nach nur 5 Minuten hatten wir die Stadt durchquert und kamen am Rande des Waldes an.

Vor zwei Jahren war ich hier das erste Mal vorbei gekommen. Damals herrschte noch die Grippeepidemie und Carlisle war rundum die Uhr im Einsatz.

Sobald wir einiger Maßen aus der Sichtweite des Städtchens verschwunden waren, begangen wir zujagen.

Am Anfang noch gemeinsam, doch schon nach wenigen hundert Metern trennten sich unsere Wege. Ich rannte weiter nördlich, bis die feuchte Nässe sich langsam in Schnee verwandelte.

Hinter mir konnte ich schon vernehmen, wie Carlisle sich auf seine erste Beute stürzte. Ein Hirsch, der ihm zufällig im Weg stand.

Doch im Gegensatz zu ihm war ich wählerischer was mein Abendessen betraf. Ich streifte weiter durch die Gegend und achtete auf jedes Geräusch, auf jede Bewegung.

Und dann erreichte ich sie.

In einem etwas lichteren Platz des Waldes sammelte sich ein großes Rudel nordischer Wildkatzen. Sie hatten mal wieder eine ihrer „Sitzungen“. Ich konnte riechen, dass sich ein neues Mitglied dazu geschlichen hatte, über welches sie jetzt debattierten.

Zunächst hielt ich mich im Dickicht versteckt. Ich lauerte, wie ein Löwe in den Savannen Afrikas, auf meine Beute. Jeder Muskel an meinem Körper war aufs äußerste gespannt. Ich richtete mich halb auf und stütze mich noch stärker mit meinen Füßen im nassen Moos ab. Und dann sah ich, wie das Alphatier die Reihen durchquerte und ich schoss los.

Zu schnell für die Reaktionen der Tiere war ich auch schon über ihm und griff an. Mein Kopf zielte auf die Kehle des Pumas.

Doch bevor ich sie erreichte, reagierte er.

Er sprang mir entgegen und ließ ein lautes Knurren von sich. Ich tat es ihm gleich. Und schon eine Sekunde später bissen wir und gegenseitig in den Oberarm. Ich ließ zuerst ab.

So unnütz war dieses Gift manchmal gar nicht.

Der Puma fiel zu Boden, richtete sich halb wieder auf und wankte. Ich wusste er würde all seine verbleibende Kraft für einen weiteren Angriff verwenden.

Langsam kam ich auf ihn zu. Ich ging gebeugt, meine Arme hangen nach vorne, sodass ich jeden Moment wieder in die Kauerstellung gehen konnte.

Mein Gegner fletschte seine Zähne und knurrte wild. Das brachte den Rest des Rudels dazu sich schnell in Sicherheit zu bringen.

Achtsam ging ich weiter. Und dann sprang er noch einmal und riss mich ebenfalls zu Boden. Seiner Vorderpranken krallten sich in meine Brust. Blitzartig schossen meine Arme herum und umfassten das riesige Maul, das meinen Kopf zu erfassen hoffte.

Meine Augen spiegelten sich glühend schwarz in den großen des Pumas. Dann spannte sich mein Unterkiefer. Mein Kopf fuhr nach vorne und senkte sich in die Halsbeuge des Tieres. Meine Zähne ließen Fell und Haut mit einem ratschen zerspringen.

Bis die heiße Flüssigkeit meine Lippen berührte, versuchte der Puma weiterhin sich zu wehren. Obwohl das Gift seine Glieder schon betäubte krallten seine Pranken sich fester in meine versteinerte Haut.

Doch dann verließ auch ihn seine letzte Kraft und er sank auf mir nieder. Ich schloss meine Augen und genoss den Geschmack, der sich wie glühender Honig in meinem Rachen verteilte.
 

Wo bleibt er nur?, dachte ich und ging wieder zur Terrasse um auf die nächtlichen Geräusche der Stadt zuhören. Ich hoffte dabei ein Lebenszeichen von Carlisle auszumachen, der diesen Abend nicht nach Hause gekommen ist.

Es war bereits nach Mitternacht.

Ich wusste, dass es keinen Grund gab sich sorgen zu machen, aber es war einfach nicht seine Art so lange weg zu bleiben, ohne einmal bescheid zugeben.

Noch eine weitere Stunde verging, bis ich mich entschloss endlich etwas zu unternehmen.

Ich durch querte die Wohnung und lief die Treppen des Mehrstöckers innerhalb von wenigen Sekunden hinunter. Einglück das um diese Uhrzeit schon alle Mitbewohner im Bett lagen. Draußen angekommen stieg ich auf das Motorrad, dass Carlisle extra Mal für mich besorgt hatte. Ich liebte es schnell zu fahren und dabei den Wind im Gesicht zu spüren. Das war wie laufen, nur ohne die Beine zu benutzten.

Mein Kurs war klar. Ich überfuhr einige rote Ampeln und überholte gekonnt jegliche Autos die noch auf der Straße waren. Dann erreichte ich das Krankenhaus. Ein Mensch hätte für diese Strecke bestimmt über eine halbe Stunde gebraucht, ich war nach ca. 7 Minuten da.

Ich sprang ab und lief mit menschlicher Geschwindigkeit – was gar nicht so einfach war, wenn man es nur selten macht – in das große, sterile Gebäude. Den Helm ließ ich bei der Maschine, um die Uhrzeit würde den eh niemand klauen.

Drinnen war es warm und hell. Und ich war verblüfft, wie sehr mir meine besondere Begabung mal wieder von nützten war. Schnell konnte ich ausmachen ob Carlisle nicht doch noch hier war. Ich lauschte angestrengt, doch seine Stimme konnte ich aus den hunderten nicht heraus hören.

Er war nicht hier.

Ich wollte mich gerade wieder zum Ausgang wenden, als eine der Schwestern auf mich zukam.

„Entschuldigung, aber suchen sie jemanden?“, fragte sie und blieb in einiger Entfernung zu mir stehen.

Langsam wandte ich mich um und lächelte sie an.

„Ja, ich würde gerne zu Dr. Cullen. Ist er noch da?“

Sie riss ihre Augen weit auf und schnappte hörbar nach Luft. In ihren Gedanken hörte ich sie immer wieder Hilfe! Ist der schön! sagen. Sie überlegte sich bereits, wie sie mich in einen der leeren Krankenzimmer locken könnte, ohne gesehen zu werden. All ihre Gedanken kreisten nur um das eine.

Innerlich versuchte ich mir einen Lachanfall zu verkneifen. Doch äußerlich hörte ich nicht auf den Schein zu wahren.

„Äh…also….“, stotterte sie und steckte sich kokett eine ihrer blonden Haarsträhnen hinters Ohr, „Dr. Cullen hat schon seit 18 Uhr Feierabend. Er müsste eigentlich bei sich zu Hause sein.“

„Seit 18 Uhr?“ Mh…. Überlegte ich. Warum war er nicht nach Hause gekommen? Hatte er noch etwas zu tun, wovon er mir nicht erzählen wollte?

„Stimmt etwas nicht?“, die Schwester schien über meinen Ausdruckswandel sehr beunruhigt. Ich unterbrach meine Gedanken und blickte sie an.

Ich konnte ihr Blut unter der Haut pulsieren hören, als ich ihr wieder ein Lächeln zeigte. Auf das Monster achtete ich in solchen Momenten schon lange nicht mehr, obwohl es dann immer versuchte, aus meiner Brust zu springen.

„Ich frage mich nur… Als wissen sie zufällig, ob er allein gegangen ist? Oder was er zuletzt vielleicht getan hat?“

Darauf schien sie nicht vorbeireitet. Sie dachte sich bereits, dass ich ein Verbrecher oder so war, der es auf Dr. Cullen abgesehen hat. Ich lächelte weiter und schaute ihr bedeutungsvoll in die Augen.

Sie konnte nicht anders. Ihr Herz hüpfte fast aus ihrer Brust und wie mechanisch wandte sie sich um und schritt zum Empfangstresen, öffnete eine Schublade und holte einen wuchtigen Ordner hervor.

„Warten sie, bitte.“ Sie durch blätterte ein paar Seiten und blickte dann freudig zu mir auf.

„Also Dr. Cullen hatte heute als letztes eine junge Frau obduziert, die von einer Felsklippe gesprungen ist. Danach hat er seine Unterlagen abgegeben und ist gefahren.“ Sie klappte den Ordner zu. „Mehr steht hier leider nicht.“ Das schien sie allerdings selbst sehr zu bedauern, „Ich könnte ihnen noch sagen, was der Doktor davor getan hat, falls ihnen das weiter hilft?“

Wieder lächelte sie mich schüchtern an. Ihre Anmachversuche waren so offensichtlich, dass ihr Freund mir wahrscheinlich den Hals umdrehen würde, falls er jemals davon erfuhr. Dieser tauchte nämlich gerade in ihren Gedanken auf, als sie sich eine neue Methode überlegte, wie sie mich in einen der leeren Räume locken könnte.

Ich ließ mein Lächeln etwas abklingen.

„Danke, sie haben mir damit schon wirklich sehr geholfen.“, sagte ich so förmlich wie möglich.

Dann drehte ich mich um und ging zum Ausgang. Ich hörte sie noch einmal enttäuscht seufzen, bevor die kühle Nachtluft meine Glieder umhüllte.

Eilig lief ich zum Motorrad, das immer noch unberührt an derselben Stelle lag, wie vor wenigen Minuten.

Ich setzte mir den Helm auf, stieg auf und raste los.

Ein breites Grinsen konnte ich mir einfach nicht verkneifen, als ich wieder an die Schwester dachte, die für mich höchstens ein leckeres Nachmahl gewesen wäre, und kein One Night Stand, sowie sie es gern gehabt hätte.

Doch dann dachte ich an Carlisle und das Grinsen verschwand.

Was war nur passiert?

Warum war er nicht nach Hause gekommen?

Und dann schlug die Erkenntnis ein wie ein Blitz.

Ich hatte einen kurzen Blick auf die Unterlagen erhascht, als die Schwester darin rumblätterte. Die Frau, die von dieser Klippe gesprungen war. Es war ein Foto von ihr dabei und nun erkannte ich auch das Gesicht.

Ich hatte es schon einmal in Carlisles Erinnerungen gesehen gehabt. Nur damals war sie noch ein junges Mädchen von 16 Jahren.

Es war 1911. Carlisle arbeitete damals in Columbus. Diese Frau – ihr Name war Esme Anne – hatte sich auf ihrer Farm etwas außerhalb der Stadt ein Bein gebrochen und war ins Krankenhaus gefahren. Carlisle war ihr behandelnder Arzt. Ihre lockere und liebenswürdige Art hatte sich bei ihm im Gedächtnis verankert.

Und diese Frau, war nun Tod?

Nein! Das konnte ich nicht glauben.
 

Ich fuhr mit 105 Meilen über die Stadtgrenze und war froh, dass der Wachtposten schon schlief – sonst hätte ich den Führerschein, den ich nicht besaß, abgenommen bekommen.

Als ich tief genug im Wald war, sprang ich im fahren ab, riss mir den Helm vom Kopf und rannte los.

In südliche Richtung flog ich durch das dichte Gehölz, welches in der Finsternis der Nacht für Menschen nie sichtbar gewesen wäre.

Doch mich streifte nicht ein Ast. Es war wie ein Hürdenlauf für einen Olympia Sieger.

Einfach.

Mein Ziel war klar. Und als ich ihm näher kam, drangen schon die schmerzhaften Schreie an mein Ohr, die mir selbst noch so bekannt waren.

Mit voller Gewalt kam die Erinnerung an meine Verwandlung wieder hoch. Meine Lunge begann heftigst zu schmerzen und ich stellte das atmen ein.

Dann hörte ich Carlsiles Gedanken.
 

Sie wird es schaffen. Sie muss es schaffen! Esme, bitte! Halte es aus!
 

„Carlisle!!!“, rief ich durch die Nacht und nur einen Augenblick später hörte ich die Tür der kleinen Holzhütte knarrend aufgehen.

Und dann sah ich ihn. Mit einem etwas verwunderten Ausdruck stand er im Türrahmen und erwartete mich.

„Hallo, mein Sohn. Was tust du hier?“

Ich bremste mein Tempo, bis ich kurz vor ihm zum stehen kam. Seine Augen – die eine leichte Rotfärbung hatten – strahlten mich stolz an.

Du hast mich gefunden? Du hast heraus gefunden was passiert ist?

Das war mehr eine Feststellung als eine Frage und doch antwortete ich.

„Ja.“, ich nickte, „Es war gar nicht so schwer. Obwohl ich dafür einer deiner Schwestern den Kopf verdrehen musste.

Tadelnd schüttelte er den Kopf. „Edward. So etwas gehört sich doch nicht. Wahrscheinlich kann ich mit ihr ab jetzt nichts mehr anfangen.“, ermahnte er mich, doch ein grinsen umspielte seine Lippen.

„Entschuldige, Dad.“ Wenn er in diesem Ton mit mir sprach, konnte ich mir diese Gestik nie verkneifen. „Aber wahrscheinlich müssen wir jetzt umziehen. Sie will hundertprozentig wissen wer ich bin und dann wird sie mir nach laufen.“ Der Spott war deutlich zu hören.

Wir fingen beide anzulachen.

Doch sofort wurde er wieder ernst, denn ein Markerschütternder Schrei durch hallte die Luft.

„Edward. Es wäre besser, du gehst zurück. Ich kümmere mich schon um sie.“ Sein Ton ließ keine andere Meinung zu.

„Vielleicht kann ich helfen…“, begann ich, doch merkte ich sofort, dass ich auf taube Ohren stieß.

Bitte geh nach Hause, Edward., dachte er noch bevor er sich umdrehte und davon schritt.

Ich hörte seine leise, einfühlsame Stimme durch das geschlossene Holz der Hütte.

„Es wird alles gut, hörst du Esme. Du wirst es schaffen.“

Dann drehte auch ich mich um und lief zurück.
 

Als der Schlüssel das Türschloss umdrehte, sprang ich von meinem Flügel und rannte eilig in den Flur. Wie in Zeitlupe nahm ich war, das die Tür sich öffnete. Ungeduldig wippte ich von einem Fuß zum anderen.

Dann traten sie einer nach dem anderen ein. Carlisle hielt ihre Hand fest in seiner und ein glückliches Lächeln umspielte seine Lippen.

Sie folgte ihm etwas schüchtern. Ihr Anmut und schöne Gestalt ließen mich ehrfurchtsvoll einen Schritt zurückgehen.

Sie hatte kaum mehr etwas mit der Frau auf dem Foto gemein.

Carlisle ließ ihre Hand los und trat einen Schritt hinter sie um diese auf ihren Rücken legen zu können. Er schob sie etwas weiter in den Raum hinein, schloss die Tür hinter sich und führte sie ins geräumige Wohnzimmer.

Ich bereits dort, denn seine Gedanken hatten es mir vermittelt.

Als wir direkt gegenüber standen – Carlisle und Esme dicht nebeneinander – musste ich einfach breit lächeln. Ich freute mich. Denn nicht nur Carlisle war nun glücklich, sondern ich auch.

Dann erhob Carlisle das Wort und der Enthusiasmus schwang in jedem Wort mit.

„Willkommen daheim, Esme!“

Sie strahlte uns an.

Zurück auf der High-School

Kapitel 7 Zurück auf der High School
 

Und ich strahlte zurück.

Nun ging ich auf sie zu und verneigte mich vor ihr. Diese ritterlichen Gesten hatte meine Mutter immer sehr an mir geschätzt… Ich würde sie wohl nie ablegen.

„Hallo Esme, darf ich dir unser Apartment zeigen.“ Es war mehr eine Aufforderung als eine Frage, doch anscheinend freute sie sich darüber.

„Sehr gerne, Edward.“

Natürlich war sie von Carlisle schon aufgeklärt worden.

Ich ging voran: „Dann komm“

Und Carlisle ergriff wieder ihre Hand, damit sie uns folgen konnten.

Esmes Gedanken sprangen immer von Vorfreude zur Schüchternheit und anders rum. Das war für sie alles so neu, doch anscheinend hatte sie keine Probleme sich sofort in das neue Leben einzugewöhnen. Vielleicht lag es aber auch an Carlisle. Wenn sie nicht eine von uns wäre, dann wäre ihr Herz bestimmt aus ihrer Brust gehüpft, als dieser ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem runden Gesicht strich um dann einen flüchtigen Kuss auf ihre Wange zu hauchen.

Vergeblich hoffte sie, dass ich das nicht mitbekam.

Im Gegensatz zu meinem Vater war ihr das peinlich. Immerhin kannten wir uns kaum – oder besser gar nicht, denn ich hatte sie heute das erste Mal persönlich getroffen.

Wir betraten die Küche.

Sie war klein, hatte einen dunklen – leicht bläulichen – Linoliumboden und eine gleichfarbige Schrankreihe auf der eine beige Arbeitsplatte montiert war. Es gab auch ein paar Regale direkt über dem Herd. Der Kühlschrank stand rechts neben der Tür – er war immer leer. Ein kleines Fenster ging an der Wand uns gegenüber zum Garten raus.

„Die Küche. Attrappe. Wir bräuchten keine, aber ausbauen geht auch nicht.“, sagte ich und drehte mich zu den beiden um.

Esme hatte sich aus Carlisle Umarmung gelöst und betrat den kleinen Raum. Sie ließ ihre Finger über die Arbeitplatte zum Herd gleiten und blieb dort stehen.

„Das ist sehr schade.“, meinte sie getroffen. Nicht nur ich konnte das bedauern hören, das da hinter ihren Worten lag.

„Komm Liebes“ mein Vater hielt ihr die Hand hin. Schwung voll drehte sie sich um. Zu schwungvoll. Denn mit einer Hand riss sie jegliche Gegenstände mit, die sich auf der Platte befanden. Messer, Kellen und diverse andere drohten mit Ohrenbetäubenden lärm zu Boden zu fallen.

Carlisle reagierte sofort und fing sie auf. Das ganze hatte nicht einmal eine Sekunde gedauert und doch hatte es gereicht um Esme in totale Verlegenheit zubringen.

„Das war ja knapp.“, bemerkte ich am Rande.

Mit einem lächeln legte Carlisle alles wieder an seinen Platz zurück.

„Du hast deine Kräfte noch nicht unter Kontrolle. Das musst du erst alles noch lernen, Esme.“ Seine freundliche Stimme verfehlte ihren Zweck nicht. Esmes Gedanken überschlugen sich. Wenn sie ein Mensch wäre, dachte ich, dann wäre sie jetzt rot geworden. Das zwang mir ein lächeln ab.

Es war schon merkwürdig, das wir immer noch gleich reagierten, was unsere Gedanken und Handlungen angeht, obwohl unser Körper dies nicht mehr tut, dachte ich nostalgisch.

Nun ergriff sie seine Hand und die beiden gingen vor ins nächste Zimmer, das vom Flur aus rechts abging – das Wohnzimmer war der erste Raum links, und auch der letzte, denn es war das größte Zimmer im ganzen Apartment.

Es war das Schlafzimmer von Carlisle, das er nie benutzte außer er wollte zu Hause noch ein paar Krankenhaus Unterlagen durch sehen.

Jetzt würde sich das ändern.

Wir betraten gemeinsam das Zimmer. Es war größer als die Küche, hatte einen großen Kleiderschrank direkt neben dem winzigen Fenster stehen und ein Ehebett in der Mitte, der Kopf zur linken Wand.

Langsam ging Esme hinein, der Schreck von eben rahmte immer noch ihr Gesicht, und ließ sich vorsichtig auf das Bett sinken. Dieses bewegte sich bei der Berührung kaum.

„Ist das weich.“, schwärmte sie und dann hörte ich ihre Gedanken, sie sprachen deutlich ihren sehnlichsten Wunsch aus.

„Ich geh dann mal.“, sagte ich so beiläufig wie möglich und stahl mich aus dem Raum, indem das Gefühl von Liebe und Zuneigung schon greifbar war.

Stattdessen machte ich mich alleine auf zum jagen.

Es war bereits einige Tage her, und sehr lange hielt ich es ohne nicht aus, wenn ich nicht gerade auf unsere eigentliche Ernährungsweise umsteigen möchte.

Eilig lief ich durch die Stadt und versuchte die Stimmen meiner Eltern auszublenden, die mir sonst den Verstand genommen hätten. Zum Glück war ich rechtzeitig so weit weg, das mein normales Gehör sie nicht mehr war nahm.

Dann erreichte ich endlich die Grenze und atmete erleichtert aus, als ich keine Stimmen mehr in meinem Kopf summen hörte. Ich stand mitten im Wald und war durstig.
 

„Edward…“

Esme trat von hinten auf mich zu und umarmte mich. Ihr goldener Ring drückte gegen meine Haut.

Es war eine sehr schöne Hochzeit. Das Brautkleid das sie trug hatte einen Hauch von blau. Es war Ärmellos und verlief wie eines dieser alten Kleider aus der Barockzeit über ihre Taille. Sie trug ein Stück Seide über ihren Armen, so wie es die Adligen immer machten. Alle weiteren Paare, die nach uns kamen sahen uns an, als wären wir dies. Adlig. Doch diese Blicke störten uns nicht.

In den Köpfen der Menschen konnte ich immer wieder deutlich die Bewunderung und den Neid hören. Wie schön, dachten sich die meisten.

Nun gehörte Esme offiziell zu Carlisle. Und ich…

Mir haben wir einen Pass ausgestellt der mich nun als »leiblichen Sohn von Carlisle Cullen« auswies.

„Edward, wir wollten mit dir reden.“, sagte Esme noch einmal und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich drehte mich von meinem Piano, meinen Eltern zu.

Hatten sie etwas ausgemacht, als ich allein auf Jagd war? Das kam in letzter Zeit öffters vor. Ich wollte den beiden ihre Privatsphäre lassen, die sie bei mir sowieso schon kaum hatten.

Zumindest verrieten ihre Gedanken jetzt nichts.

Ich schaute sie leicht verwundert an, damit sie merkten, dass ich diesmal wirklich nicht wusste worum es ging. Meist spielte ich ihnen in diesen Punkt etwas vor, aber heute nicht.

„Edward.“ setzte Carlisle an, „Wir hatten und überlegt, ob es nicht an der Zeit wäre, dich wieder zur Schule zu schicken.“

Vorsichtig kamen die Worte über seine Lippen, anscheinend wollten sie meine Reaktion darauf testen.

An so etwas hatte ich nun wirklich nicht gedacht bei ihrer ernsten Miene. Ich fasste es zuerst vollkommen locker auf und lächelte, doch dann fiel der Groschen endlich und ich erstarrte.

In der Schule lernt man nicht nur…

Man trifft dort auf einen riesigen Haufen junger Menschen!

„Aber… meint ihr denn, ich bin schon stark genug dafür?“ In jedem Wort klang mein Unwohlsein mit.

„Ja.“ War die einzige Antwort die Carlisle mir gab.

„Ich habe dich beobachtete, Edward.“, Esme ergriff nun das Wort.

„Dir macht es schon lange nicht mehr sehr viel aus, wenn Menschen in deiner Nähe sind. Du bist stark! Du kannst das schaffen! Ich… Wir möchten nicht, dass du immer in dieser kleinen Wohnung bleibst und nichts tust. Wir möchten, dass du wieder einiger Maßen normal leben kannst.“

Bei dem Wort »normal« runzelte ich die Stirn.

Was ist an uns denn bitte normal?

„Und was wenn ich es nicht schaffe?“ Die Schwarzmalerei war schon immer meine stärke gewesen, auch zu menschlicher Zeit.

„Es ist Herbst. Du weißt von den letzten Jahren her, dass es nun bis Anfang Dezember durch regnen wird. Im Winter ziehen wir eh um. Und wenn du es vorher nicht schaffst, dann halt früher.“

Das war deutlich. Carlisle hatte wirklich keinerlei Zweifel daran, dass ich nicht stark genug sein könnte.

Und mit seinen ersten Worten nahm er mir gleich mein zweites Gegenargument.

Ich gab auf.

„Na schön. Aber auf eure Verantwortung.“
 

Was mache ich hier überhaupt?

Ich stand vor einem riesigen Gitterzaun. Die breiten Türen standen offen, daneben, am Zaun, hing ein Schild auf dem unverkennbar »High School of Ashland« stand. Das Gebäude dahinter bestand teilweise noch aus dem grauen Stein der Vorkriegszeit – der größte Teil war jedoch schon aus rotem, mit dem die Schule nach dem letzten Sturm wieder aufgebaut worden ist.

Ein riesiger Haufen von Menschen, alle in meinem Alter - wenn man mal von den Jahren die ich schon Tod war absah - liefen an mit vorbei ins Gebäude.

Ich hielt mich nah am Gitterzaun auf. Ich trug eine dunkle Regenjacke und ein paar zerschlissene Jeans.

Die Kapuze brauchte ich zum Glück nicht aufsetzten. Es war zwar schwarz bewölkt, aber es regnete nicht. Noch nicht.

Dann erklang die Schulglocke und widerwillig folgte ich den anderen Schülern ins Gebäude.

Drinnen roch es nach Chemie, Wandfarbe und sogar schon leicht nach dem Mittagessen. Ekelhafte Gerüche, wenn man erst einmal so eine gute Nase besaß wie ich. Doch das schlimmste war der Geruch, der von jedem der Schüler ausging. Der Geruch ihres Blutes. Unverkennbar und unwiderstehlich.

Fast.

Ich hatte mich zum Glück gut vorbereitet, sonst würde ich jetzt einen nach dem anderen töten. Ich war die gesamte letzte Woche jagen. Nachts waren auch Carlisle und Esme dabei. Über die Gesellschaft war ich froh. Doch ärgerte sie mich auch gleichzeitig, denn dann musste ich krampfhaft versuchen nicht ihren Gedanken zu zuhören, und das war alles andere als leicht.

Ich brauchte nicht lange um das Sekretariat zu finden. Ich folgte einfach meinem Geruchssinn und Wärmeempfinden. Denn das Sekretariat war schon immer der wärmste Raum einer Schule gewesen. Dort wurde ordentlich geheizt, weshalb die Lehre und Schüler ihre Mittagspausen immer lieber dort verbrachten.

Als ich den kleinen Raum betrat, dessen Eingang von einem langen Tresen geziert wurde, schaute die Sekretärin auch schon auf.

Eigentlich hätte sie mich nicht kommen gehört, aber ich wollte ihr ja keine Angst machen. Deshalb hatte ich die Tür extra laut auf und wieder zu gemacht.

Ich ging um den Tresen herum und blieb vor dem schmalen Tisch stehen, hinter dem sie saß. Das Schild auf ihrem Pult wies sie als Ms. Rage aus.

„Bitte? Was kann ich für dich tun?“, fragte sie mitgespielt uninteressierter Stimme. Gleichzeitig hörte ich sie denken, Hilfe! Sieht der gut aus! Er ist bestimmt neu hier… Ob er wohl aus Hollywood kommt? Hoffentlich ist er noch nicht vergeben! …Beruhig dich, Steff, du darfst nichts mit einem Schüler anfangen, das weißt du genau!

Unweigerlich musste ich grinsen.

Es war jedes Mal ein riesen Spaß mit anzuhören, wie die Menschen sich wegen uns artikulierten.

„Ich bin Edward Cullen.“, sagte ich ihr und reichte ihr eine Reihe Formulare, die ich bereits zu Hause ausgefüllt hatte. Zu viel Zeit mit unwichtigem brauchte man ja nicht verschwenden.

„Oh. Ja. Du bist der Neue, der sich letzte Woche noch angemeldet hat.“ Das war mehr eine Feststellung als eine Frage.

Ich nickte nur.

Meine Stimme – die ich in der Nähe von Menschen immer samtig klingen ließ, damit sie keine Angst bekamen – hätte unweigerlich dazu geführt, dass sich ihre Gedanken überschlagen hätten.

„Gut. Dann wollen wir mal sehen.“

Sie drehte sich auf ihrem Stuhl herum und kramte in ein paar Fächern, bis sie die Akte gefunden hatte. Schnell schaute sie sie durch und gab mir dann einen Zettel.

Mein Stundenplan.

„Falls du irgendwelche Fragen hast, dann wende dich doch bitte an mich oder die Lehrer. Wir werden dir dann behilflich sein. Viel Spaß an der Ashland-High!“

Ich lächelte sie an und roch sofort wie ihr Blut unter ihrer Haut anfing unregelmäßig zu zirkulieren.

„Danke.“

Dann drehte ich mich um und verließ den Raum.

Als ich wieder im Korridor stand konnte ich das Lachen nicht unterdrücken. Es hörte sowieso keiner, also kein Grund zur Panik, dafür war meine Tonlage viel zu tief.

Das kann ja noch heiter werden!, dachte ich mir und ging zu meiner ersten Unterrichtsstunde.

Musik, Sport und andere Fächer Teil 1

Kapitel 8 Musik, Sport und andere Fächer Teil 1
 

Mich wunderte ziemlich, dass Ms. Rage mich nicht zum Unterricht gebracht hatte? Oder wenigstens den Weg zum Klassenzimmer erklärte! Denn eigentlich gehörte sich das so, als gute Sekretärin an einer so großen Schule wie hier in Ashland.

Von Nöten war das in meinem Falle natürlich nicht. Aber es wäre doch eine nette Geste gewesen.

Ich blickte kurz auf meinen Stundeplan und kannte ihn direkt auswendig.

Die erste Stunde war Politik.

Na toll!

Da würden sie bestimmt nur vom Weltkrieg schwafeln, der immer noch aktuell war, auch 3 Jahre danach.

Ich schloss für eine Sekunde die Augen und lauschte auf die Stimmen, die in meinem Kopf und Ohren wieder hallten. So viel Zeit brauchte ich nur, um heraus zu finden, in welchem Raum die 12 gerade Politik hatte.

Dann ging ich los. Versuchsweise in einem normalen Tempo. Das würde mir wahrscheinlich bis an das Ende meines Daseins Probleme machen… Meine Kräfte unterbinden!

Ich erreichte das Klassenzimmer trotzdem fiel zu schnell. Die letzten Schüler hängten gerade noch ihre Jacken auf und gingen dann hinein. Unauffällig folgte ich ihnen. Naja, so unauffällig wie möglich. Es ist nicht leicht, sich unauffällig zu verhalten, wenn man sofort neugierige Blicke auf sich zieht. Ein neues Gesicht und dazu noch ein so gut aussehendes – ich bestätigte mich mal wieder selbst… ich war definitiv ein wenig eingebildet seit meiner Verwandlung – lockt meistens die Aufmerksamkeit aller an.

Als ich den Raum betrat und nach vorne zum Lehrerpult schritt glotzen mich alle an.

Der Lehrer, ein Mann namens Mr Henry, blickte erst auf, als direkt vor ihm stand. Er war glatt einen Kopf kleiner als ich und trug seine hellbraunen Haare extrem kurz.

Ich versuchte krampfhaft die Stimmen der Mädchen auszublenden die mich da im Hintergrund anschmachteten.

Konzentration war die Devise!

„Bitte.“, sagte Mr Henry mit einer tiefen und rauen Stimme, die überhaupt nicht zu seinem Erscheinungsbild passt.

„Ich bin der Neue.“, erklärte ich ihm. Anscheinend kennen die Lehrer hier den Plan nicht auswendig, wer alles in ihre Klasse gehört und wer neu dazu kommt.

„Ach so. Ja, ich habe davon gehört das jemand zwischen einsteigen wollte.“

Was für eine Aussage.

Ich fing innerlich an zu lachen. Äußerlich lächelte ich nur leicht.

„Dein Name?“, fragte er und zog sich eine Mappe mit den Namen der Schüler seines Kurses hervor, den Stift schon griff bereit in der Brusttasche seines beigen Hemdes.

„Edward Cullen.“

Schnell trug er mich dazu und gehieß mir dann mich zu setzten.

Als ich mich umdrehte, ließ ich meinen Blick durch die Klasse schweifen. Jegliche Augenpaare waren auf mich gerichtet.

Oh! Wie süß er ist! Hoffentlich setzt er sich zu mir! Oh bitte, lieber Gott! Lass ihn noch keine Freundin haben!, dachte die meisten Mädchen. Ein paar waren in Gedanken schon einen Schritt weiter und überlegten sich die besten Anmachsprüche und diverse andere Sachen.

Die Jungs dagegen blieben eher sportlich. Bei ihnen drehte sich alles ums Kräftemessen und Prallen vor den Mädchen.

Wenn die wüssten, schoss es mir durch den Kopf.

Dann sah ich in der letzten Reihe einen leeren Tisch und ging grade wegs auf ihn zu. Ich setzte mich, packte meine Bücher aus und lehnte mich in meinem Stuhl zurück.

Widerwillig drehte sich der Rest der Klasse dem Lehrer zu.

Dem Unterricht zu folgen war ein Kinderspiel, da mein Gehirn jetzt viel schneller Informationen aufnehmen und verarbeiten konnte.

Und wie erwartet ging es tatsächlich nur um den Weltkrieg vor 3 Jahren.

Es war sehr amüsant, wenn Mr Henry ständig wiederholte, dass wir ja Alle noch in die Unterstufe gegangen sind und zum Glück kaum etwas davon mitbekommen hatten. Da fiel mir dann sofort der Umstand meines Alters ein und das ich damals mit einem Haar eingezogen worden wäre! Die Tatsache brachte mich zum schmunzeln.

Als es dann endlich klingelte, wandten sich sofort alle zu mir um.

Und schwupp, da stand ich wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Wie lästig!

Die Mädchen bildeten eine Traube um meinen Tisch. Doch den Sicherheitsabstand wahrte jede von ihnen, auch wenn ihnen nicht bewusst war weshalb sie sich nicht näher trauten.

Die Jungs dagegen scherten sich nicht sehr viel um mich. Zumindest sollte das den Anschein haben, doch ihre Gedanken sagte etwas ganz anderes.

Warum ist der so beliebt bei den Mädchen? Selbst Emily schaut ihn schmachtend an! Das wird dir noch leid tun, dich einfach an meine Freundin rann zu machen! Na warte…, dachte einer von ihnen. Er hatte dunkle Haare, Augen und Haut, aber seiner Klamotten waren auffallend hell und schick.

Er riss ein Stück Papier aus seinem Schulheft, steckte es in den Mund und kaute drauf rum.

Ich brauchte weder hinzusehen noch hinzuhören um zu wissen was er vorhatte.

Wie Primitiv!, dachte ich, als er das Papier auf seine Hand spuckte und es dann in einen Plastikstrohhalm stopfte. Er setzte es an den Mund, saugte die Luft ein und blies.

Schnell, viel zu schnell, fuhr mein Kopf zur Seite und das Kügelchen verfehlte mich.

Mit entsetzt aufgerissenen Augen starrte er mich an. Und ich starrte für eine Sekunde zurück. Den Blick den ich ihm zuwarf war eindeutig, dass konnte ich in seinen Augen und Kopf lesen: Wage es ja nicht…!

Dies alles ging so schnell, dass keines der Mädchen, noch einer der anderen Schüler aus dem Raume irgendetwas mitbekommen hatte.

Plötzlich tippte mich eines der Mädchen an die Schulter und ich drehte mich so schnell zu ihr, das ihre Haare bei dem Wind nach hinten flogen. Der Geruch des Blutes, das in ihre Wangen schoss, wenn ich sie ansah, machte mich fast rasend.

Ich musste hier raus!

Aber wie?

Ruhe bewahren, sagte ich mir immer und immer wieder.

„Du heißt Edward Cullen, stimmts?“, fragte das Mädchen, was unweigerlich dran geglaubt hätte, wenn ich nicht die letzten 7 Tage und Nächte auf Jagd gewesen wäre.

Es war diejenige, die ihre Gedanken bis in eine viel zu weite Zukunft gesponnen hatte. Das Mädchen, das ich in den Gedanken des Jungen von eben gesehen hatte. Emily.

„Korrekt.“, sagte ich nur.

Als die anderen meine Stimme vernahmen brabbelten sie sofort wie wild durch einander, ohne das sich ihre Lippen bewegten.

Es war für mich noch nie so schwer gewesen die Stimmen auszublenden wie heute. Ich hätte ihnen allen zu gerne auf ihre Wunschträume geantwortet!

Ich zwang mir nicht zu grinsen, doch ein kleines Lächeln ließ sich nicht unterdrücken. Es brachte ihr Blut zur unregelmäßigen Zirkulation. Was definitiv mehr als Appetit anregend war.

Ich muss mich beherrschen!, zwang ich mich noch einmal. Aber dieser Geruch! Er war so köstlich!

„Woher kommst du denn? Warum bist du mitten im Schuljahr umgezogen? Wo wohnst du? Hast du eine Freundin? Kann ich nach der Schule mit zu dir? Gefalle ich dir?

Das war nur der Anfang von einer Kette von Fragen, die sich in ihren Köpfen immer weit sponn.

Ich lächelte die Mädchen an, die eine so leichte Beute waren.

„Ich bin aus Chicago. Mein Vater wurde kurzfristig hierher versetzt, deshalb musst ich wechseln.“, erklärte ich mit teilnahmsloser Stimme.

„Dann ist dein Vater doch bestimmt ein viel beschäftigter Mann? Wenn ich bei seinem Vater gut ankomme, wird es bestimmt leichter ihn…

Den Rest versuchte ich zu überhören.

„Er arbeitet als Chefarzt im Krankenhaus.“

Der Sohn eines Arztes, wie toll!, schwärmten sie weiter.

„Sag, Edward, welche Kurse hast du noch?“, fragte ein anderes Mädchen. Sie hatte kurze gold-blonde Haare, die ihr kaum übers Ohr liefen.

Ich mochte gar nicht erst wissen, was sie sich hinter ihrem gold Schopf so alles ausdachte.

„Ich habe jetzt Biologie, dann Mathe und dann Musik. In der fünften Kulturgeschichte und zu letzt noch Sport.“

Sie rissen alle gleichzeitig die Augen auf.

„Wie…“, stotterte eine Brünette, „Wieso kennst du deinen Stundenplan schon auswendig?“

Die Frage stand den anderen auch auf dem Gesicht geschrieben.

Verdammt!, dachte ich mir. Das war’s dann wohl. Oder warte! Es gibt doch da so ein Phänomen…

„Ich besitze ein fotographisches Gedächtnis.“, erklärte ich. Zu meiner Verwunderung glaubten es alle.

„Wenn du jetzt Biologie hast, würde ich mal losgehen!“, rief ein Junge aus dem hinteren Teil der Klasse, „Du hast noch drei Minuten, bis der Unterricht beginnt!“ Hämisch. Eindeutig.

Ich brauche keine fünf Sekunden um im Biologieraum zu stehen., schoss es mir durch den Kopf. Doch trotzdem erhob ich mich, steckte meine Bücher wieder in die Tasche und ging durch die Reihen der Mädchen zur Tür. Eines davon kam hinter mir hergelaufen.

Es war die Gold-Blonde.

„Ich habe jetzt auch Bio.“, meinte sie glücklich und hoffnungsvoll. Zu schade, dass ich diese nicht erfüllen konnte, zumindest nicht so wie sie es sich wünscht.

Also ging ich mit ihr gemeinsam zur nächsten Stunde.

Dabei starrten mich alle an, die uns im Flur entgegen kamen.

Ich hörte sie in ihren Gedanken einen inneren Kampf austragen. Sie wollte mich so gerne berühren, doch ihr Instinkt verbot es ihr.

Dann erreichten wir endlich das Klassenzimmer für Biologie und ich ging vor zum Lehrer. Wieder das gleiche Spiel!

Obwohl diese Dame bescheid wusste. Sie erkannte sofort, das ich der Neue seien musst und trug mich sorgfältig in ihre Liste dazu. Nicht ohne ständig einen Blick auf mein Gesicht und den Teil darunter zu werfen.

Wieder dieselben Gedanken!

Und wieder suchte ich mir einen Platz ganz hinten, ganz allein.

Das machte die Sache für mich erträglicher, sonst wäre es bestimmt leicht zu einem Missgeschick gekommen, wenn sich eines der Mädchen neben mich gesetzt hätte, sich die Haare hinter Ohr steckte oder warf und damit der Duft ihres Blutes mir ins Gesicht blies.

Es war erträglicher. Aber nicht erträglich.
 

Die Stunde zog sich.

Mrs Paker stellte mir zwischen durch ein paar Frage. Es ging um Eiweißsynthese. Das hatte ich schon. Doch konnte ich gleichzeitig hören, dass sie und der Rest der Klasse andere Sachen interessante gefunden hätten.

Zehn Minuten bevor der Unterricht endete, klappte Mrs Paker die Karte zu auf der sie uns vorher den schwierigen Verlauf der Synthese erklärte. Alle starrten sie neugierig an. Was wir jetzt wohl machen?, dachten sie sich. Alle außer ich.

Mir war das so ziemlich egal. Doch leider durfte es das nicht sein, denn ihre Stimme verriet mir schon, was sie plante.

Eine Aufrage.

„Also, Mr Cullen, sie sind doch neu hier. Wollen sie nicht ein bisschen über sich erzählen. Wir würden sie alle gerne näher kennen lernen.“ Ein breites Lächeln lag auf ihren Lippen und der Sinn dahinter blieb selbst den normalen Schülern nicht verborgen.

„Ja bitte! Erzähl etwas über dich!“, rief eines der Mädchen, deren brünette Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden waren.

„Was möchtet ihr denn wissen?“, fragte ich zurück. Wenn ich etwas über mich erzählen würde, dann bestimmt nicht die Wahrheit.

„Treibst du Sport?“, fragte der Junge, der mir gegenüber saß. Ich grinste in mich hinein, als ich antwortete.

„Ich jage“

Erstaunen huschte über die Gesichter der Schüler.

Dabei hatte ich noch nicht mal gelogen! Nur den blutigen Teil der Story sollte ich besser weg lassen.

„Allein?“

„Eigentlich mit meinem Vater, aber der hat Momentan zu viel zu tun.“

Das war auch wahr.

„Und was jagst du so?“

Euch.

„Hauptsächlich Rehe und Hirsche. Aber meist fahr ich auch mit zur Bärenjagd wenn Saison ist.“, log ich munter drauf los.

„Und wie sieht’s mit anderen Sport aus? Fußball, Basketball?“

„Eher weniger, meist sitze ich zu Hause und spiele Klavier.“

„Du spielst Klavier?“

Wieder erstaunen. Und Neid.

„Ja.“

„Welche Stücke kannst du denn Spielen?“

„Spielst du schon lange?“

„Spielst du uns mal was vor?“

„Immer langsam, meine Damen.“ Jetzt mischte sich auch Mrs Paker wieder ein. „So schnell kann doch kein Mensch antworten!“

Ein Mensch nicht, ich schon…, dachte ich mir sofort. Wenn das so weiter ging, würde ich heute noch einen Lachanfall bekommen.

„Ist schon gut, Mrs Paker.“ In meiner Stimme schwang der Schalck mit, doch die Schüler konnten den nicht vernehmen. „Also, ich spiele so ziemlich alle alten Kompositionen, wie Brecht oder Schiller. Ich spiele seit ungefähr 10 Jahren.“ Wieder ein paar Jahre die ich überspringen musste, damit es glaubwürdig blieb. „In der nächsten Stunde habe ich Musikunterricht, da könnt ihr ja den Lehrer fragen.“

Die Mädchen jubelten und riefen sich gegenseitig zu, wer in dieser Stunde ebenfalls Musik hatte.

Der erlösende Gong kam genau zum rechten Zeitpunkt. Ich stand auf und ging zur nächsten Stunde, ohne das mir jemand folgen konnte. Die anderen Schüler hatten noch nicht einmal ihre Sachen fertig gepackt, da war ich schon aus dem Raum verschwunden.

Verwundert sahen sie mit hinter her.

Im Flur stürzte ich zum nächst offenen Fenster und lehnte mich weit hinaus.

Die kühle Luft tat gut. Sie klarte meinen Kopf und entspannte meine Muskeln.

Es war schwer, dem ganzen zu wieder stehen. Besonders wenn alle so euphorisch sind und dabei immer wieder ihnen Blut ins Gesicht schoss. Es war sehr schwer, aber machbar. Solange ich mich weiterhin so gut unter Kontrolle hatte.

Musik, Sport und andere Fächer Teil 2

Kapitel 9 Musik, Sport und andere Fächer Teil 2
 

Ich lief zu Mathe.

Das Spiel wiederholte sich erneut.

Die Lehrerin glotze, die Schüler starrten und bombardierten mich mit Fragen, die sie nie laut ausgesprochen hätten.

Momentan nervte mich meine eigene Fähigkeit, die ich sonst immer so hoch geschätzt hatte.

Dann hatte ich Musik.

Ob das gut oder schlecht sein würde, wusste ich noch nicht.

Auf dem Weg zum Klassenzimmer traf ich leider wieder auf einige Mädels aus den vorangegangen Kursen, die mich mit Freuden laut voll schwafelten.

Wir betraten den Raum und schwupp lagen alle Blicke auf mir. Der Lehrer fragte nur kurz nach meinem Namen und begann dann sofort mit dem Unterricht. Das machte diesen Herren auf jeden Fall sehr sympathisch.

Als er gerade anfangen wollte ein Stück vor zu Spielen – ich hatte bereits gehört, dass er das am Ende jeder Stunde macht – sprang ein Mädchen auf. Ich erkannte es sofort, wir hatten zusammen Biologie. Mir entfloh ein stummes Seufzen. Es lag auf der Hand was sie jetzt vorhatte.

„Mr Felsy? Edward Cullen hat vorhin in Biologie erzählt, dass er seit 10 Jahren Klavier spielt! Könnten sie ihn vielleicht heute mal etwas vorspielen lassen, bitte?“ Das Augenzwinkern entging ihm nicht.

Er zog eine Augenbraue hoch und sah sie empört an, bevor er sich ganz langsam zu mir umwandte. Er warf mir schnell einen flehenden Blick zu, dann erst sprach er.

„Mr Cullen? Möchten sie der Klasse etwas von ihrer Kunst zeigen?“, fragte er so belanglos wie möglich. Ich hörte trotzdem was er eigentlich sagen wollte, denn er dachte es just in diesem Augenblick. Dieser Junge wird nie so gut spielen wie ich! Er wird den Raum mit falschen Noten und irgendeinem Geklimper voll schütten! Diese Jungend…

Das war deutlich.

Da macht es ja gleich noch mehr Spaß seine Talente einzusetzen, lachte ich in mich hinein, und ging gleichzeitig nach vorne zum großen, schwarzen Flügel. Das war besser als eine Antwort zu geben.

Ich setzte mich auf den Schemel und rückte meine Ärmel etwas nach oben. Dann fiel mir verspätet etwas ein.

„Möchten sie eine selbst geschriebene Komposition hören?, fragte ich nebenbei, als ich gerade die Noten in meinem Ordner sortierte.

Selbst geschrieben???!!!

Menschen sind so einseitig, denn der Gedanke kam von überall.

„Nun ja.“, räusperte sich unser Lehrer, „Wenn es die Klasse denn Wünscht.“

Und von allen Seiten hörte man nur ein „Ja“ schreien.

Ich zeigte als Antwort ein strahlendes Lächeln und musste sofort meine Ohren auf Durchzug stellen, denn von überall her prallten die kreischenden Gedanken der Mädchen auf mich ein.

Ich stellte die Notenmappe – eine Attrappe – vor mich, atmete einmal kurz durch und erhob meine Hände.

Dann flogen meine Finger über die Tasten und das Musikzimmer wurde mit melodischen Klängen verziert. Ich spielte das Lieblingslied von Esme: „Confidence“.

Für den ersten Moment waren alle Gedanken wie abgeschaltet – zumindest alle in diesem Raum – und dann kam das „oh“ und „ah“. Ich wusste überhaupt nicht, wofür ich hier meine Kräfte zur Show stellte? Wenn einer der Schüler oder sogar der Lehrer sehen würde wie schnell ich meine Hände benutzte – oder besser, nicht sehen würde – dann wärs das mit der Schule gewesen.

Ich ließ den Song enden, die letzte Note schwebte noch im Raum als ich das Heft bereits wieder an mich nahm.

Ich blickte auf und sah alle wie gefesselt auf ihren Stühlen hocken. Dann stand Mr Felsy auf und fing an zu klatschen. Sofort stimmte die gesamte Klasse ein.

„Brillant! Einfach brillant, Mr Cullen!“

Er lief zu mir nach vorne und wollte mir die Hand reichen, doch ich zog abwehrend zurück. Einen kurzen Augenblick wirkte er verwirrt doch dann fasste er sich wieder und ließ seinen Redeschwall auf mich los.

„Möchten sie nicht bei uns im Orchester mitspielen? Sie wären eine riesen Erweiterung! Mit ihrem Talent könnten sie in 2 bis 3 Jahren schon allein vor großem Publikum spielen! Was halten sie davon, Mr Cullen?“

Wenn wir den in unserem Orchester hätten, könnten alle anderen Schulen einpacken! Mit so einem Klaviervirtuosen wird jedes unserer Konzerte in Zukunft ausverkauft sein!

Warum denken die Menschen immer nur an sich selbst?

„Ich überlege es mir.“, war die einzige Antwort die ich gab.
 

Dann kam die Pause.

Mittagessen.

Toll! Das hieß für mich hungern und Erde essen. Oder auch nicht. Ich musste mir ja nichts kaufen.

Dann müsste ich mir nur eine Krankheit ausdenken, bei der ich nichts essen durfte…

Mir fiel keine ein, also griff ich mir ein Tablett und legte ein bisschen was von dem Essen darauf. Ich würde es nicht anrühren, so viel stand fest.

Ich wusste was mir zum Mittag lieb gewesen wäre, doch daran durfte ich nicht denken, wenn ich nicht gerade Hals über Kopf aus dem Saal rennen wollte.

Die Mädchen aus meinem Politik-Kurs winkten mir zu, als ich mit meinem Tablett durch die Tischgänge lief. Ich ignorierte sie und ging zu einem Platz, ganz hinten, wo sich keiner befand. Da war ich hoffentlich sicher.

Edward!, dachte sich plötzlich jemand und mein Kopf fuhr herum. Ein kleines Mädchen aus der 1. Klasse sah zu einem etwas älteren Jungen, ein paar Tische weiter.

Natürlich gab es noch weitere Menschen mit diesem Namen.

Wie ärgerlich.

Ich hoffte inständig dass irgendwann einmal mein Name aus der Mode kommen würde. Vielleicht in fünfzig bis hundert Jahren, dachte ich nostalgisch.

Ich schenkte dem Tablett und den Schülern keine Achtung und ließ stattdessen meinen Blick durch die Halle schweifen.

Sie sollte rechteckig sein, doch dank meiner scharfen Augen, konnte ich gut erkennen dass sie mehr einem Trapez ähnelte. Die Wände waren hellblau gestrichen und die riesigen Fenster waren teilweise kaputt – anscheinend hatte sich noch niemand die Mühe gemacht diese auszuwechseln.

Die dunklen, langen Tische waren so aufgestellt, das immer zwei neben einander und vier hintereinander passten. Drumherum waren Stühle angeordnet, die aber nicht einmal der Hälfte der Schüler als Sitzplatz dienten. Die meisten saßen auf dem Schoss des anderen oder direkt auf den Tischen.

Irgendwann wurden mir die Stimmen zu viel und ich konzentrierte mich auf einen Punkt an der Decke. Es half ein wenig, die Stimmen auszublenden.

Ich ließ das atmen sein und fiel in eine Art Scheinschlaf. Es half mir besser nach zudenken. Meine Gedanken kreisten meistens eh nur um richtig und falsch, Wahrheit und Lüge, der Sinn unseres Daseins…

Das alles waren Themen mit denen ich mich auseinander zusetzten versuchte.

Genauso befasste ich mich auch mit Carlisles Apzinenztheorie.

Ich glaubte noch immer nicht recht den Sinn dahinter zu verstehen. Trotzdem hatte ich nie daran gezweifelt. Doch, wie war es wohl, wenn ich mich nicht von Tieren sondern von Menschen ernähren würde? Würde sie besser schmecken, so wie sie besser rochen?

Auszeit!

Das ging zu weit. Ich befand mich immer noch in der vollen Cafeteria und da waren solche Gedanken fehl am Platze.

Plötzlich fühlte ich eine warme Hand an meinem Arm und ich fuhr mit einem Schlag herum.

Fünf Mädchen – mit jedem von ihnen hatte ich mindestens einen Kurs – standen vor mir und starrten mich erschrocken an. Sie rührten sich keinen Millimeter. Die Haare auf ihren Armen waren aufgestellt. Angst.

Ich hatte mir noch nie Gedanken darüber gemacht wie meine Scheinschlafhaltung auf Menschen wirkte. Bis her kam ich zu selten unter Menschen um das heraus zu finden.

Doch jetzt sah ich in ihren Gedanken, was ich mir nicht bewusst war.

Sie sahen mich wie eine Marmorstatur in der letzten Ecke des großen Saales sitzen, mit ausdrucklosem Gesicht und verschränkten Armen. Man könnte meinen ich sei Tod und befände mich in der Leichenstarre – wenn man es recht betrachtet war ich ja auch schon tot.

Ich glättete meine Züge und setzte ein weiches Lächeln auf. Daraufhin entspannten sich die Mädchen und nahmen automatisch einen Sicherheitsabstand ein.

„ähm…“, begann die Gold-Blonde aus meinem Politik-Kurs als ich ihr mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass sie sprechen solle.

„Edward, wir wollten dich fragen, naja….ob du….vielleicht…ob….ähm….“ Würdest du mit uns zu der Party Samstagabend bei McGamon gehen?

„Tut mir Leid, aber Samstagabend kann ich nicht.“, antwortete ich.

„Wie…?“

In dem Moment merkte ich es. Als sie sprach hatte ich sie nicht angesehen, deshalb war mir nicht aufgefallen, dass der letzte Teil nur gedacht war!

Erschrocken blickten sie mich an.

Ich starrte zurück, meine Miene war eine Mischung aller möglicher Emotionen die gerade auf einmal abliefen: Wut, Hass, Verzweiflung, Angst, Durst.

„Ich…ich habe doch überhaupt nichts…. von Samstagabend…. erwähnt….!“, stotterte sie.

Das wars dann wohl!

Ich schlug meine Augen nieder und dachte einen kurzen Augenblick lang nach. Ich ärgerte mich über mich selber, dass ich meine Fähigkeiten nicht besser unter Kontrolle hatte!

Warum?

Das half mir auch nicht, eine Lösung für das Problem zu finden. Selbst Mitleid konnte ich jetzt nicht gebrauchen.

Dann fiel mir etwas ein, es musste nicht klappen könnte aber!

Die ganze Grübelei hatte keine 5 Sekunden gedauert. Sie konnten überhaupt nicht bemerken, wie mein Kopf sich erst dem Tisch und dann wieder ihr zuwandte. Die Bewegung war zu schnell für menschliche Augen.

„War es denn nicht das was du fragen wolltest?“ Ich tat auf unverständlich, „Vorhin, auf dem Weg zu Mathe wurde ich auch schon gefragt, da dachte ich, du willst das selbe?“

Sie guckten immer noch ungläubig und in ihren Gedanken hörte ich die Verwirrung. Diese lag jedoch nicht an dem was ich gesagt hatte, sondern wie! Ich verdrehte ihnen jetzt schon den Kopf.

Sichtlich um Fassung ringend meldete sich ein Mädchen aus meinem Mathe-Kurs.

„Stimmt. Du hast uns durchschaut!“, lachte sie unecht.

„Und du hast wirklich keine Zeit an dem Abend? Nicht einmal eine Stunde?“, flehten mich jetzt die Gold-Blonde wieder an.

„Nein. Tut mir Leid.“

„Was machst du denn den ganzen Abend, das du keine Zeit findest mit Mädchen auszugehen?!“

Ich gehe jagen, wie jeden Abend, dachte ich mir direkt, aber das konnte ich ja wohl schlecht sagen. Eine Ausrede musste her.

„Wir besuchen meine Oma in Madison dieses Wochenende.“ Aus meinem Munde klang das mal wieder überzeugender als es hätte sein müssen.

Egal, sie kauften es mir ab, dass war das Wichtigste.

„Oh…achso. Dann geht es also wirklich nicht? Könnt ihr die fahrt nicht verschieben?“

„Klar. Wenn ihr mir sagt wie man einen Geburtstag verschieben kann?“

Das war deutlich.

„…nein…mh… Na schön, Edward. Dann vielleicht ein ander Mal?“, fragte sie hoffnungsvoll.

„Mal sehen. Ich verspreche nichts. Es gibt in meiner Familie öfters Zwischenfälle, die mich oft auch zwingen nicht zur Schule zu gehen!“ Jedes Wort klang autoritär.

„Achso, gut…dann sehen wir uns vielleicht in einem anderen Kurs noch, ansonsten morgen. Tschüs.“

Sie warfen mir alle noch einen letzten Sehnsüchtigen Blick zu, bevor sie sich umdrehten und zu ihrem Unterricht gingen.

Dort sollte ich mich auch mal hinbegeben. Die Cafeteria war fast vollständig leer. Wenigstens hatte ich es geschafft die Zeit einiger Maßen sinnvoll tot zu schlagen.
 

Kulturgeschichte war eine erneute Herausforderung.

Es ging um England im 17. Jahrhundert. Um Hexen und Dämonen Verfolgung. Dazu zählten natürlich auch Vampire und Werwölfe – obwohl ich letzteres noch nie gesehen hatte, es sie zweifellos aber geben müsste. Kein Dasein eines Vampirs ohne einen Werwolf als Todfeind, da war ich mir sicher.

Warum mussten sie eigentlich gerade jetzt, wo ich hier war und ihr gesamtes Lachen über diese Mythen und Legenden zu Nichte machen könnte, dieses Thema dran nehmen?

Ich verhielt mich ruhig auf meiner Bank ganz hinten im Raum und versuchte nicht zu sehr über die Ironie dieser Situation nachzudenken.

„Ungefähr in der Mitte des 17. Jahrhunderts soll eine Gruppe echter Vampire ausfindig gemacht worden sein, so schreibt ein katholischer Pfarrer. Diese sollen im Untergrund von London gewohnt haben und sich gegenseitig gefressen haben, da sie befürchteten entdeckt zu werden…“

Ja. Und der Sohn des Pfarrers wurde bei seiner Jagd auf diese Gruppe gebissen. Er versteckte sich und wartete die Zeit ab bis sich alles draußen beruhigt hatte. Dann merkte er erst was aus ihm geworden war und versuchte sich auf vielfache Weise zu töten. Jeder Versuch war zum Scheitern zu Mute. Und so musste er weiterleben, was er heute noch tut!, spannte ich den Faden dieser Geschichte weiter. Ich würde nachher Carlisle davon erzählen, dass sein Vater und seine Verfolgungsjagd in unseren Geschichtsbüchern erwähnt wurden.

Ich lachte in mich hinein.

„Mr Cullen?“

Ich schaute auf. Der Lehrer stand direkt vor mir.

„Was gibt es denn da zu grinsen?“

„Nun ja…Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie es damals wohl abgelaufen ist. Wenn die Menschen mit Mistgabeln bewaffnet sich vor einer Gruppe „vermeidlicher Vampire“ aufgestellt haben und diese damit bedrohten.“, sagte ich so ernst wie möglich, doch der Schalk war trotzdem zu hören.

Der Rest der Klasse viel in das Lachen ein.

„Nun denn. Anscheinend glauben auch sie nicht an die Existenz dieser Lebensformen. Doch ich versichere ihnen, es gibt sie!“

Wie Recht er hatte.

„Ach ja? Soll das heißen, dass auch jetzt, hier in diesem Raum, ein Vampir ist? Einer von uns vielleicht? McGamon vielleicht?“

„Ja, oder Peters?“ „Hey!“

„Jackson?“

„Oder Cullen?“

Ich erstarrte in jeder meiner Bewegungen. Langsam drehte sich mein Kopf zu dem Jungen mit den schwarzen Haaren, der meinen Namen erwähnt hatte. All meine Konzentration lag nun auf seinen Gedanken. Hatte er mich so leicht durchschaut?

Ich hörte augenblicklich auf zu atmen – wie immer in Stresssituationen.

Doch dann hörte ich ihn in seinem Kopf lachen, er hatte einfach nur einen Namen in die Klasse gerufen ohne sich etwas dabei zu denken. Erleichtert nahm ich die Atmung wieder auf.

Was war denn grad mit Mr Cullen los?

Erneut erstarrte ich. Das war die Stimme unseres Lehrers, der mich eindringlich musterte. Ich versuchte meine steifen Muskeln zu entspannen, doch es gelang mir nicht so gut, wie ich gewollt hätte.

Dieser Lehrer ahnte etwas und das war gefährlich!

Dass er überhaupt an unsere Existenz glaubte machte die Sache kompliziert. Was hatte er erlebt, dass er so davon überzeugt war?

So langsam klang das Lachen ab und Mr Bertie nahm den Unterricht wieder auf. Obwohl er mich keine Sekunde aus den Augen zu lassen schien, war es ihm möglich andere Schüler dran zunehmen und denen Fragen zu stellen bzw. sie zu beantworten.

Am Ende der Stunde, als gerade so langsam wie nur irgend möglich meine Tasche packte, rief mich Mr Bertie zu sich.

„Bitte?“

„Mr Cullen. Mir ist vorhin etwas aufgefallen. Ich glaube kaum, dass sie diese Legenden für so unglaubwürdig halten, wie sie hier vorgeben zu meinen.“

Eindringlich lag sein Blick auf mir.

Ob er etwas weiß? Ob er auch…so ein Erlebnis hatte?

Ich versuchte die Fragen in seinen Gedanken nicht sonderlich zu beachten.

„Wie kommen sie darauf, Mr Bertie?“, fragte ich mir abwehrender Haltung, die zeigte, dass ich keine Lust auf dieses Gespräch hatte.

„Es war nur so eine Vermutung.“

„Dann vermute ich jetzt mal, dass sie wahrscheinlich nicht wollen, dass ich zu spät zu meiner nächsten Stunde komme.“, zischte ich schon fast.

„Gut. Sie können gehen.“, sagte er unwillentlich.

Ich drehte mich auf dem Absatz um und verschwand aus dem Raum.

Ich werde dich im Auge behalten!, hörte ich ihn noch denken bevor ich die Gedanken wieder ausblendete.
 

In Sport geschah nichts Aufregendes.

Ich schaffte es beim Basketball fast einem Jungen den Kopf zu zerschmettern. Wenn dieser nicht rechtzeitig ausgewichen wäre, dann hätte es ein schönes Blutbad gegeben.

Lieber nicht zu viel dran denken.

Ich war schon durstig genug, da unsere Sportlehrerin beim Aufwärmen nette zweier Übungen gemacht hatte. Es war nicht möglich seinen Gegenüber dabei nicht zu berühren, obwohl ich es so wenig wie möglich tat.

Doch mein Partner war ein Mädchen die es nicht lassen konnte mich zu berühren, somit war es wieder ausgeglichen.

Sie bombardierte mich mit Fragen, die ich alle nicht beantworten musste, da sie keine davon laut aussprach. Aber allein sie zu hören machte mich wahnsinnig und so „verletzte“ ich mir nach der hälfte der Zeit meinen Fuß und ging schnell zu meinem Arzt nach Hause, um mich behandeln zu lassen.

Die kühle Luft tat gut.

So konnte ich endlich wieder über wichtigere Sachen nachdenken. Zum Beispiel meinem Geschichtslehrer.

Es war merkwürdig wie viel er über uns wusste und vor allem glaubte ohne selbst einer zu sein. Ein Vampir.

Wie es wohl dazu kam? Was hatte er erlebt, was ihn in seiner Vermutung so sicher machte?

Es war mir ein Rätsel.
 

„Esme, ich bin wieder da.“, sagte ich leise und wusste doch sie hörte mich.

Schnell kam sie aus dem Wohnzimmer geflogen und nahm mich in ihre Arme.

„Edward. Schön das du wieder hier bist. Es war so langweilig den Morgen.“, lächelte sie mich an. „Wie war dein erster Tag?“

Ich schüttelte nur den Kopf.

„Oh… Na gut. Möchtest du etwas essen?“, fragte sie nebenbei, ohne mich anzusehen.

Die Frage kam mir überflüssig vor. Hatte sie etwa ganz nach ihren menschlichen Instinkten gekocht?

Ich war leicht verwirrt. Doch dann klärten sich ihre Gedanken und ich sah was sie meinte.

„Und wie!“

„Na dann, los!“

Freundlich nahm sie mich bei der Hand und ging mit mir durch das Wohnzimmer zum Balkon. Von dort aus machten wir uns auf den Weg um Carlisle abzuholen.

Wir sind schon so lange nicht mehr gemeinsam jagen gewesen, erklärte sie mir.

Ich begrüßte diese Idylle.

Denn später musste ich sie noch zerstören, wenn ich über den heutigen Tag berichten würde.

Nächtlicher Besuch

Kapitel 10 Nächtlicher Besuch
 

Carlisle verließ gerade durch den Ärzteausgang das sterile weiße Gebäude, als Esme und ich den Eingang erreichten.

Natürlich hörten wir ihn und er uns.

„Hallo Schatz, wir sind hier!“, rief sie ihm entgegen. Ob sie wohl jemals merken würde, dass sie nicht mehr so zu schreien braucht, weil wir uns untereinander auch im Flüsterton auf 100m Entfernung unterhalten könnten?

Mit schnellen Schritten kam unser Arzt zu uns – immer noch langsam genug, um die Menschen nicht zu erschrecken.

„Hallo, was tut ihr zwei denn hier?“

Eigentlich eine rethorische Frage, aber Esme beantwortete sie trotzdem.

„Edward hatte Hunger, also dachten wir, wir holen dich ab.“

Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und gab ihm einen Kuss.

Ich musste notgedrungener Maßen lächeln, obwohl die Leidenschaft zwischen ihnen mich wirklich mit tiefster Freude erfüllte, konnte ich mich noch nicht so sehr daran gewöhnen.

„Lasst uns endlich los laufen, sonst sterbe ich noch vor Hunger!“, meinte ich schnippisch und drehte mich dabei um. Beide lachten. Sowohl über meine Tonlage, als auch über den Satzzusammenhang.

Wir liefen - mit einer viel zu hohen Geschwindigkeit, als das die Menschen uns hätten sehen können - durch die wolkenverhangenen Straßen der Stadt. Innerlich sehnte ich mich nach dem Zeitalter, dass endlich eine riesen große Menge an den vereinzelten lauten Trabis brachte. Hoffte dabei aber inständig, dass sich diese Maschinen zu etwas kompakteren, lautlosen und gut aussehenden Vehikeln entwickeln würden.

Naja…miterleben würde ich es garantiert. Was ich von meinen Schulkameraden wahrscheinlich nicht behaupten konnte.

Und wenn es wirklich eine solche Technik in den nächsten 60 Jahren geben würde, dann wären sie alle Alt und Grau, dachte ich nostalgisch.

Es war merkwürdig. Meine Gedanken schweiften beim laufen immer in die sentimental Ethik ab! Am besten lasse ich das mal überprüfen…ob Carlisle auch Psychologie studiert hat?, fragte ich mich.

Dann erreichten wir die Grenzen der Stadt und den dahinter verborgenen Wald.

Über mein Gesicht huschte ein breites Grinsen.

Ich liebe es meinen Kräften freien Lauf zu lassen!

Schnell wie ein Leopard verschwand ich im grünen Dickicht und stürzte mich auf alles, was mir zwischen die Zähne geriet.

Die Raubtiere mussten heute allerdings ausfallen.

Es war, als hätten sie aus den letzten 7 Tagen eine Lehre gezogen und blieben jetzt lieber in ihren Höhlen und Bauten, bevor sie selbst das Opfer waren.

Schon nach kurzer Zeit hatte ich Esme und Carlisle abgehängt. Die beiden waren einfach zu langsam für mich. Ich streifte weiter umher, und suchte doch nichts. Mein Durst war schon längst gestillt, aber dennoch konnte ich noch nicht zu den beiden zurück.

Ich musste mir überlegen, wie ich ihnen vom heutigen Tag berichten würde. Und das schnell.

Als ich zwei Stunden später Carlisles Rufen durch die Dämmerung hallen hörte, hatte ich mich für die direkte weise entschieden.

Viel zu schnell erreichte ich die Beiden. Ihre Augen glühten Golden von der Jagt, wie meine Wahrscheinlich auch. Und sie lachten.

Ich würde es innerhalb von wenigen Minuten schaffen, dieses Lachen sterben zu lassen.

„Ah, da bist du ja.“

Carlisle kam mir ein Stück entgegen und nahm mich väterlich in den Arm.

Ich lächelte zwangsweise. Ihm entfiel das nicht. Esme zum Glück schon. Ihre Aufmerksamkeit lag noch auf etwas kürzlich Zurückliegendes. Ich schaltete aus Höflichkeit meine Fähigkeit aus.

„Und?“, fragte Carlisle, als wir neben Esme standen, „Wie war dein erster Tag? Viel erlebt?“

„Ja.“

Und so begann ich vom Tag zu berichten. Ich hatte mir vorgenommen Kulturgeschichte erst ganz am Ende zu erwähnen, deshalb begann ich bei Sport.

„Och, der arme Junge!“, seufzte Esme.

„Er ist doch ausgewichen!“, erwiderte ich verdrießlich.

„Das werden wir noch etwas üben müssen.“

Damit hatte Carlisle die Unterhaltung unterbrochen und gehieß mir weiter zu reden.

Damit kam ich zu Politik, Biologie und Mathe.

Wenn ich die Sprüche von den Schülern und meine eigens gedachten Kommentare wiedergab, schüttelte Esme nur den Kopf und mein Vater lachte. Für ihn war das weniger erstaunlich, als für Esme. War aber auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wie lange sie erst bei uns ist.

Das Spiel der Vorstellung wiederholte sich ja in jeder Klasse, was dazu führte, dass ich es nur einmal vortragen musste.

Die Pause war auch ein sehr schönes Erlebnis. Besonders wenn man an die Nähe dieser vermeidlichen Opfer denkt.

„Also ich wüsste nicht, wie ich mich da wieder rausreden könnte.“, unterbrach mich Esme, als ich gerade von dem Vorfall mit der Antwort auf die Gedanken berichtete.

„Edward, ist halt sehr schlau und hat schnell gute Einfälle.“, zwinkerte mir Carlisle zu.

Bei den ganzen hübschen Mädchen ist das trotzdem eine erstaunliche Leistung!

„Dann hättest du mal die Sekretärin erleben müssen, Esme.“

Carlisle schüttelte nur lächelnd den Kopf, während sie mich ungläubig ansah.

„Entschuldige.“, kicherte ich los.

Ihr Miene wurde ein hartes Spiel und in ihren Gedanken konnte sie nicht aufhören mich zutadeln. Wir lachten beide schallend drauf los.

„Du könntest auch ruhig mal zu mir halten, Schatz!“

Sie war leicht erbost über unsere Reaktionen, dass merkte man auch ohne übermenschliche Fähigkeiten.

Ich versuchte den Faden wieder aufzunehmen.

„Am Ende der Musik Stunde hat mein Lehrer mich gefragt, ob ich nicht im Orchester mitspielen wollte.“

„Im Orchester?!“

„Ja.“

„Hast du eins deiner Stücke etwa vorgespielt?“

„Ja. Dein Lieblingslied „Confidence“.“

Sie blähte ihre Wangen auf und überlegte sich sofort neue Erziehungsmethoden, damit ich das prallen endlich aufgab.

Ich schmunzelte.

„Mr Felsey meinte, ich sei über aus begabt und erhofft sich daraus Profit für die Schule.“

„Typisch Menschen.“

„Hab ich mir auch gedacht.“

„Was meinst du dazu?“

Carlisle hatte bisher nur teilnahmslos daneben gestanden und zugehört. Nun schaute er wieder zu uns auf.

„Wäre vielleicht keine sehr gute Idee. Wir müssen davon ausgehen in spätestens zwei Monaten von hier weg zu ziehen.“

„Schade. Dann muss ich wohl absagen.“

Der Gedanke meine Nachmittage auch noch in dieser Lehranstalt zu verbringen beunruhigte mich zutiefst. Obwohl ich wahrscheinlich einen Haufen Geld verdienen könnte.

Aber ich könnte ja noch irgendwann einmal dazu übergehen, Musikkompositionen zu verkaufen oder auch freie Konzerte zu geben.

„Waren das alle deine Fächer? Ich hätte gedacht, du bekommst einen vollen Stundenplan?“, fragte Carlisle nun.

Ich blickte zu Boden.

„Den hab ich auch.“

„Und?“

Natürlich merkte er, dass ich mich vor der letzten Stunde zu drücken versuchte.

Ich seufzte.

„Ich hatte noch Kulturgeschichte.“, gab ich nuschelnd von mir.

„Hört sich doch gar nicht so schlimm an.“, versuchte Esme die Stimmung aufzubessern, „Worum ging es denn?“

„England im 17 Jahrhundert.“

Carlisle stockte der Atem, seine Pupillen weiteten sich.

„Und was ist daran jetzt so schlimm?“, fragte sie weiter. Anscheinend hatte Carlisle ihr die Geschichte noch nicht erzählt. Oder sie brachte sie nicht damit in Zusammenhang.

Dafür konnte ich aber seine Gedanken arbeiten hören. Sie liefen natürlich auf das hinaus, was vorgefallen ist.

„Mr Bertie erzählte uns von einem katholischen Pfarrer der ungefähr in der Mitte dieses Jahrhunderts lebte und Hetzjagden auf Vampire und Werwölfe führte.“, erklärte ich ihr, denn Carlisle wusste es schon.

„Ein katholischer Pfarrer? Also wie Carlisle Vater?!“

Sie kannte die Geschichte also doch.

„Er war es persönlich, da bin ich mir sicher.“

„Und was passierte dann?“, fragte er, sichtlich konzentriert.

„Alle lachten darüber. Ich versuchte das ganze etwas ins lächerliche zu ziehen. Aber Mr Bertie bestand fest auf die Existenz von Uns. Und dann meinten die Jungs, dass dann ja zufällig auch einer hier unter ihnen sitzen könnte und zählten Namen auf…“

„Und du wurdest genannt.“, beendete sie nun den Satz.

„Ja. Ich erstarrte und versuchte sofort heraus zu finden, ob dieser Junge es ernst meinte oder – was es auch war – er nur wie die andren einen Namen nennen wollte.“

„Und diesem Mr Bertie fiel deine Reaktion auf, nicht?“

Ich nickte.

„Anscheinend hatte er ein Erlebnis, dass ihn vollkommen an Unsere Existenz glauben lässt. Zumindest will er mich jetzt im Auge behalten… Er vermute etwas!“

Carlisle legte seinen Arm um mich.

„Keine Angst, Edward. Das kriegen wir schon hin. Er wird unser Leben hier nicht gleich am ersten Tag zerstören, versprochen.“

„Hast du einen Plan?“

Auch Esme war bestürzt von dieser anfänglichen aussichtslosen Situation.

„Ja. Aber dazu brauch ich heute Abend noch dein Talent, Edward.“

Fragend sah ich ihn an.

Ich war so von meinen eigenen Gedanken abgelenkt gewesen, dass ich auf seine gar nicht geachtet hatte, die schon seit meiner trübsinnigen Miene zu Beginn ihre Fäden gesponnen hatten.

Begierig hang ich jetzt an diesen, die mir einen absolut sicheren Plan eröffneten.
 

Mr Bertie wohnte in einem kleinen, zweistöckigen Holzhäuschen, etwas außerhalb der Stadt. Es fiel mir unerwartet schwer ihn anhand seines Geruches aufzuspüren. Ich nahm mir vor, dass später besser zu üben. Obwohl das wahrscheinlich von alleine kam, wenn man es erst einmal öfters machte.

Ich blieb vom Haus etwas zehn Meter entfernt stehen und versteckte mich hinter dem Schuppen. Es war erst 9 Uhr und das Licht brannte noch. Ich würde warten müssen, bis er zu Bett ginge, erst dann könnte ich das Haus betreten.

Solange konnte ich nichts weiter tun, als dort zu bleiben wo ich war und zu warten.

Ich stellte meine Ohren auf fein um auch jedes Geräusch und jeden Gedanken mit zu bekommen.

Ich hörte Geschirr klappern und roch die gekochte Ente – ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ich so etwas vor nicht all zu langer Zeit auch einmal gegessen haben soll. Sie aßen.

Ich schloss meine Augen und versetzte mich in einem Scheinschlaf – so war es leichter meine Fähigkeit sinnvoll einzusetzen. Vor meinem inneren Auge stellte ich mir eine sehr geräumliche Küche mit alten Mahagonischränken und einem runden Tisch, aus demselben Holz, vor.

Mr Bertie und seine Frau Bethanie saßen am Tisch.

Dann erhob sich Bethanie – ich hörte es am schaben des Stuhles über den Kachelboden – und brachte das Geschirr zur Abwäsche.

„Wie war denn dein Tag heute, Maximilian?“, sprach sie mit einer hohen, schüchternen Stimme, als befürchtete sie, etwas Falsches zu sagen.

Und genau das dachte sie auch.

„Hattest du nicht heute einen neuen Schüler bekommen?“

Bertie schaute auf und nickte leicht.

„Ja, das habe ich.“

„Und?“, hackte sie nach.

„Dieser Junge ist nicht normal.“, sagte er und ich konnte regelrecht fühlen wie seine Augen jetzt glühten.

„Nicht normal? Warum das denn?“ Bethanie schien verwundert, sonst nichts.

„Sein Verhalten…das hat mich etwas nachdenklich gemacht. Ich hatte gerade über die Dämonenverfolgung im 17. Jahrhundert berichtet, als er plötzlich anfing zu lächeln.“

Die Worte schossen nur so aus ihm heraus und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt vermuten er ist ein Vampir.

Ich verkrampfte mich in meiner Haltung und lauschte noch angestrengte.

Jetzt würde er vor seiner Frau den ganzen, peinlichen Vormittag ausbreiten und vielleicht, nur wenn ich Glück hätte, würde er auch in seinen Gedanken die Informationen ausspucken, die ich so dringend brauchte.

„Er glaubte mir nicht…“

„Das tut keiner, Max“, resignierte seine Frau.

„Ich weiß, aber irgendwie…“

Er machte eine Pause und stützte seine Arme mit den Ellenbogen am Tisch ab, faltete seine Hände und legte seinen Kopf hinein.

Ich hörte, oder besser sah genau was ihm durch den Kopf ging. Er dachte an den Vormittag und ich sah alles deutlich vor mir. Es waren sowohl seine als auch meine Erinnerungen.

„…irgendwie glaube ich, dass es nur den Anschein haben sollte, als glaubte er mir nicht. Als wäre da mehr. Und dann hat der Junge Friday plötzlich angefangen laut zu lachen und meinte doch, dass dann ja auch Vampire hier unter ihnen sein müssten.“ Bethanie zuckte zusammen, aber ihre Gedanken verrieten nichts. „Und einer nach dem anderen rief willkürlich Namen in die Klasse. Und dann nannte Mr Friday den neuen, Mr Cullen, und dessen lachen erstarrte! Und gleichzeitig erstarrte auch sein ganzer Körper, sein Blick wurde wachsam und er sah zu Mr Friday herüber. Er blickte ihn an, als würde er versuchen anhand dessen Augen, Körperhaltung oder vielleicht sogar Gedanken“, jetzt zuckte ich zusammen, war ich wirklich so leicht zu durchschauen? „heraus zu bekommen, ob er den Verdacht auch ernst meinte. Erst entspannte er sich wieder, doch dann geschah dasselbe noch einmal und das in dem Moment wo ich es seine Regung merkte! Stell dir vor, Beth, ich hatte mir gerade gedacht Was war denn grade mit Mr Cullen los?, da blickte er auch schon zu mir. Ich hab noch nicht einmal gesehen, wie sich sein Kopf bewegt hatte! Es war einfach merkwürdig!“

„Mein~…meinst du…er….“, stotterte Bethanie.

„Nein. Ich glaube nicht das er so etwas erlebt hatte…so etwas wie mit Harry…“ Er wurde immer leiser und am Ende brach Mr Berties Stimme ganz.

Wer war Harry? Dachte ich mir direkt, aber die Frage wurde mir gleich durch zwei Gedankenpaare beantwortet.

Bethanies wichen etwas von Berties ab.

Ich sah ihr streng gehütetes Geheimnis. Sie mit einem Mann, der Bertie ziemlich glich. Sein Bruder. Harry. Ich sah die beiden eng umschlungen. Sie war ihrem Mann fremdgegangen, mit dessen eigenen Bruder!

Und dann sah ich in beiden Gedanken das gleiche. Es war so klar, als würde ich direkt da stehen, auf dieser dunklen, breiten Straße.

Da war ein Brief, den Bertie krampfhaft fest hielt.

Und da war Harry, er stand am anderen Ende der Straße und sah die beiden nicht. Und plötzlich war da eine Frau. Ihre langen, dunklen Locken wehten mit dem Wind. Langsam kam sie auf ihn zu. Ihre Bewegungen waren so elegant, dass sie hätte nie ein Mensch sein können! Sie legte ihre schlanken Arme um seinen Nacken und kam ihm immer Näher. Dann plötzlich fuhr ihr Kopf zur Seite und ihre Lippen legte sich an seine Kehle. Sie biss zu.

Das letzte was ich sah waren ihre rot glühenden Augen.

Bethanie schüttelte den Kopf. Sie musste sich die Tränen unterdrücken.

Jetzt verstand ich, warum Mr Bertie so stark an die Existenz von uns glaubte. Und gleichzeitig fragte ich mich, was aus dieser Vampirin geworden war. Immerhin hatte sie unsere Gesetzte gebrochen. Sie war von gleich zwei Menschen beobachtet worden.

Ich stand von meinem Versteck auf und wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als Bertie noch einmal den Faden aufnahm.

„Ich glaube kaum, dass er so ein Erlebnis auch hatte….wenn ich jetzt so darüber nach denke… an die Art seiner Bewegungen, an seine Stimme und an seine merkwürdigen Augen, dann würde ich eher sagen…. Dieser Edward Cullen ist ein leibhaftiger Vampir!“

Mehr wollte ich nicht hören.

Ich rannte los und wurde unsichtbar.

Nochmal von vorne

Kapitel 11 Noch mal von vorne
 

Und als ich rannte, überlegte ich.

Ich brauchte einen Plan…einen, durch den Mr Berties Verdacht sofort zerstreute!

Aber es gab keinen.

Die einzige sinnvolle Lösung die mir einfiel, war von hier zu verschwinden. Einfach ohne Spuren den Ort wechseln, als hätte es uns nie gegeben.

Viel zu früh erreichte ich unsere kleine Wohnung.

Lautlos öffnete ich die knorrige Holztür und betrat das kalte – zumindest für Menschen kalte – Treppenhaus. Innerhalb von wenigen Sekunden stand ich vor der Wohnungstür.

Bevor ich jedoch öffnen konnte, tat sich die Tür geräuschlos vor mir auf. Esme und Carlisle standen in ihre und blickten mich traurig an. Hinter ihnen sah ich die gepackten Umzug Kartons.

„Nein…“ Es war nichts wie ein Flüstern. Ein Wort das mit dem Ausatmen heraus rutschte. Doch Carlisle schüttelte nur den Kopf.

„Warum?“, fragte ich nun, völlig verzweifelt.

Esme kam auf mich zu und nahm ich liebevoll in ihre Arme. Wenn ich konnte, hätte ich geweint. Aber in diesem Leben gab es keine Tränen mehr.

So standen wir eine ganze Weile, bis ich mich etwas beruhigt hatte und sie mich durch die Tür und ins Wohnzimmer schieben konnte.

Sie platzierte mich auf dem Hocker des Flügels und kniete sich selbst vor mich. Carlisle kam hinter mir her.

„Es geht nicht anders Edward. Selbst wenn dieser Lehrer nicht verdacht geschöpft hätte… Wir müssen fort.“, sagte er mit monotoner Tonlage.

Ich schaute noch einmal an Esme vorbei in den Flur. Dort standen fiel zu wenig Kisten! Mein Blick ging weiter durch das Zimmer. Nichts. Alles was je in den kleinen, alten Schränken gestanden hatte war fort. Als hätte da nie etwas gestanden. Als hätten wir nie hier gewohnt.

„Aber…wo wollen wir denn jetzt überhaupt hin?“

„Wir ziehen nach Fort Frances. Dort haben wir schon ein Haus gekauft.“, meinte jetzt Esme, um mich zu beruhigen.

„Liegt das nicht in Kanada?“ Ich zog eine Augenbraue hoch und betrachtete sie misstrauisch.

„Ja, genau.“, stimmte sie begeistert zu, „Es wird dir dort gefallen. Viele Wolken, wenig Sonne und eine Schule mit angebundenen Collage haben die da auch.“

„Wenn es euch nur ums Wetter gehen würde, dann würde ich Washington empfehlen. Da scheint die Sonne nur vier Tage im Jahr.“, widersprach ich missmutig.

„Edward.“

Jetzt kam auch mein Vater auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter.

Ich senkte den Blick und nickte. Seine Gedanken hatten schon alles offenbart, was ich wissen wollte.

Es lag nur wenig an mir. Hauptsächlich ging es um Esme. Sie wollte gerne wieder raus können, ohne dass die Menschen schrieen Wah! Eine Leiche!. Und Carlisle arbeitete auch schon zu lange hier. Wir hätten eh weg gemusst, dass wusste ich ja. Aber das es jetzt alles so schnell ging, lag doch an mir, könnte sie denken was sie wollten.

Carlisle zog seine Hand weg und verlies den Raum.

Im Flur schnappte er sich die letzten paar Kisten, klemmte sie sich unter den Arm, warf noch einen letzten Blick auf mich und Esme – wir hatten uns seit eben keinen Millimeter gerührt – und verschwand dann durch die immer noch offene Haustür.

„Edward“, Esme sah mich an, „Kommst du?“

Anstatt einer Antwort stand ich auf.
 

„Bin wieder da“, sagte ich, wie jeden Nachmittag, wenn die Schule aus war und ich nach unserem neuem zu Hause lief.

Es war Winter – mal wieder – und der Kniehohe Schnee machte allen zu schaffen. Außer uns, natürlich.

Ich konnte mich trotz der riesigern weißen Maßen unbehindert fortbewegen. Gleichzeitig musste ich es aber auch so aussehen lassen, als ob es auch für mich eine Anstrengung wäre. Ich wollte ja keinen Verdacht erregen.

In dieser Jahreszeit fiel es mir immer am schwersten, mich zu verstellen. Wenn die anderen Jungs auf den Schulhof eine Schneeballschlacht machten, wäre ich zu gerne dabei gewesen. Dummerweise hatte ich im letzten Winter einem Jungen dabei am Kopf getroffen und er musste wegen einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. Es hätte ihn schlimmer treffen können, aber dieser Umstand verbat es mir nun, mit zu machen. Ich durfte an der Seite stehen und zuschauen, wie sich alle mit nassem, weißen Zeug beworfen.

Manchmal schummelte ich und verschwand vor den Augen aller, nur um mir auch schnell eine Kugel aus matschigen Schnee zu machen. Das geschah innerhalb von ein paar Sekunden – es konnte keiner mitbekommen. Nur manche, die in meiner Nähe standen und mich dann auch zufällig ansahen, dachten sich dann erschreckt Woher hat Cullen denn den Schneeball? ... Warte, das darf er doch gar nicht! Ich rufe lieber mal den Lehrer!. In diesen Situationen warf man dem vermeidlichen Schüler, das Ding lieber gleich direkt in den Magen, sodass er unter Schmerzen sich krümmend ins Krankenzimmer gebracht werden musste.

Meinen Eltern durfte ich davon natürlich nichts erzählen, obwohl es Carlisle durch die Schüler in der Notaufnahme sowieso heraus bekam. Manchmal war es wirklich ärgerlich einen Arzt in der Familie zu haben.

Ich stellte meine Tasche im Flur ab und ging zu Esme ins Wohnzimmer. Auch hier stand wieder mein Piano am offenen Fenster und glitzerte, wie unsere Haut, in den paar Sonnenstrahlen die sich gerade durch die Wolkendecke gebohrt hatten.

Meine Mutter saß auf dem weißen Sofa und strickte – ihre Lieblingsbeschäftigung. Sie hat jetzt eine Möglichkeit gefunden, ihre Fähigkeiten voll auszunutzen ohne dabei aufsehen zu erregen. Ich war mehr oder weniger begeistert von ihrem Hobby. Wenn ich meinen großen, schwarz geholzten Kleiderschrank öffnete, dann fielen mir die ganzen Strickpullover schon entgegen. Aber in ihrem unaufhaltsamen „Strick-Trieb“ wollte ich sie wiederum auch nicht aufhalten. Anfangs war Carlisle vollkommen begeistert gewesen, doch irgendwann wurde es auch ihm zu fiel – wie mir seine Gedanken netter Weise verrieten – und tat die Sache damit ab, dass er im OP-Saal ja keine Sachen tragen durfte, die nicht aus reinsten Leinenstoff bestanden. Vielleicht, hoffte ich, würde ja irgendwann eine Zeit kommen, in der es Stoffe gab, die wir selbst erfanden. Malsehen was uns die Chemie noch alles bringt.

Das hieß aber gleichzeitig, dass ich umso mehr Stricksachen bekam. Bald könnte ich einen ganzen Basar damit aufmachen!

Ich setzte mich auf den mit dunklem Leder bezogenem Schemel und schaute Esme bei ihrer „Arbeit“ zu.

„Wie war die Schule?“, fragte sie, ohne auf zuschauen.

„Ganz gut“, log ich. Schule ist nie gut. Eine Zeit wo man sich wünscht, schlafen zu können, mehr nicht.

Jetzt schaute sie doch auf und zog runzelte die Stirn.

„Wirklich?“

„Mom! Könntest du mich bitte nicht immer wie ein kleines Kind behandeln!“, murkste ich.

Sie fing an zu lachen.

Warum verdammt noch mal lachten immer alle, wenn ich auf zickig tat?!

„Wie sieht es eigentlich mit dem Konzert aus?“, fragte sie, nachdem sie sich wieder einiger Maßen gefangen hatte.

„Naja…es soll nächste Sonntag sein, aber ich glaube mal, das es ausfallen wird oder ich ein Solo spielen muss. Die anderen sind einfach noch viel zu schlecht.“ Zumindest für meine Ohren.

„Ein Solo ist doch gar nicht so schlecht,“ versuchte sie mich zu ermuntern, „Da kannst du wenigstens zeigen was du drauf hast.“

Seit dem Umzug bin ich in der Orchester Gruppe unserer Schule. Ich spielte, was auch sonst, das Klavier. Meinen Lehrer hatte es damals umgehauen, als ich in die Gruppe kam und zur Einweihung ein Stück spielen sollte. Wenn ich am Piano saß konnte ich meine Kräften freien lauf lassen. Und angeben, dass macht in dieser Gesellschaft besonders viel Spaß.

„Mal sehen.“, antwortete ich nur und ging dann ich mein Zimmer hoch.

Unser Haus war zweistöckig. Es hatte jeweils oben und unten ein Bad und eigentlich viel zu viele Zimmer. Carlisle wollte wahrscheinlich vorsorgen, für den Fall, das bald ein neues Familienmitglied dazu kommen könnte.

Die Küche, die an das Wohnzimmer grenzte, benutzten wir nie. Warum auch? Wir konnten uns ja nichts nach Hause bestellen? Außer wir würden so leben, wie Carlisles Freunde aus Italien, von denen er oftmals sprach.

Das Wohnzimmer wurde von drei Wänden aus gelbem Stein und einer Glaswand, die zum Garten heraus führte geziert. An diesen hingen Vorhänge, die Esme eigenhändig genäht hatte und vor den Wänden standen niedrige Schränkchen, auf denen jede Menge antiker Vasen und anderes Zeug einstaubte. Obwohl, ich glaube in diesem Haus gab es überhaupt kein Staubkorn, Esme hielt alles immer schön sauber. Sie putzte bestimmt zweimal am Tag.

Im oberen Stock befand sich mein Zimmer, das meiner Eltern und das Arbeitszimmer von Carlisle. Jeder hatte es individuell eingerichtet.

Ich betrat das meine und ließ mich dann auf die Coach fallen. Sie war tief blau und bestand ebenfall aus Leder, sowie das Sofa im Wohnzimmer. An mein Zimmer grenzte ein weiteres, zu dem wir die Wand etwas aufgemacht und eine Tür eingebaut hatten. Darin stand ein wuchtiger alter Kleiderschrank. Mein Anziehzimmer. Wobei ich mir immer noch fragte wofür ich es brauchte.

Aber wenigstens musste der Schrank dann nicht hier rum stehen.

Stattdessen zierten 3 Regale die Wand gegenüber der Coach. In ihnen standen ein paar Bücher und jede Menge Schaltplatten.

Auf einem kleinen Podest darunter stand der dazu gehörige Spieler.

Ich lies meinen Blick durch den Raum schweifen und hielt bei dem Kalender inne. Ich sah auf das Datum und plötzlich fiel es mir wieder ein. Heute sollte das neue Album von Gene Austin heraus kommen!

Ich sprang auf und rannte die Treppen herunter. Unten schnappte ich mir meine Tasche, warf sie mir über die Schulter und rief noch ins Wohnzimmer, das ich kurz weg bin, bevor ich fluchtartig das Haus verlies.

Ich rannte und lies dabei meinen Kräften freien lauf. In mir freute sich das Tier über seine kurze Freiheit und ich musste mich etwas bremsen.

Ich erreichte die Stadt in weniger als drei Minuten. Für die Strecke bräuchte man eigentlich mindestens fünfzehn - wenn man als Mensch rannte – und als Vampir eigentlich auch mindestens fünf, aber die Vorfreude trieb mich an.

Unser Haus stand in einem der Vororte von Fort Frances, daher musste ich erst langsam werden, als ich die innen Stadt erreichte.

Ich warf einen schnellen Blick auf die Turmuhr deren Spitze die Dächer weit überragte. Kurz vor vier Uhr.

Ich hatte also nicht mehr viel Zeit. Der Laden hatte donnerstags immer nur von zehn bis zwölf und sechzehn bis achtzehn Uhr auf. Da vormittags alle in der Schule waren, konnten die Jugendlichen alle erst nachmittags am Schaltplattenladen antanzen. Und so war es auch.

Es hatte sich bereits eine ewig lange Schlange vor dem Geschäft gebildet als ich um fünf Minuten vor vier dort ankam – in der Stadt musste ich mich mit menschlicher Geschwindigkeit fortbewegen. Das war echt lästig.

Ich wusste, wenn ich mich jetzt hinten anstellen würde, dann brauchte ich erst gar nicht mehr auf ein Exemplar zu hoffen. Es waren einfach zu viele, die dort standen und warteten.

Der Schnee lag immer noch Meter hoch und von oben kam ständig neuer.

Da kam mir eine Idee. Es musste ja nicht viel sein, nur ein bisschen, damit ich etwas nach vorne kam.

Ich versteckte mich in einer schmalen Seitengasse, von der man einen guten Blick auf das Geschäft hatte. Dann ging es ganz schnell.

In Windeseile hatte ich einen riesen Berg Schneebälle vor mir liegen. Ich nahm einen davon und warf ihn ein paar Mal mit der rechten Hand hoch. Dann schnellte meine Hand nach vorne und die Kugel traf das Dach des Gebäudes. Das löste eine Schwingung in den Wellblechen aus und der Schnee kam von oben runter und begrub die ahnungslosen Wartenden unter sich.

Ich musste mir ein Lachen verkneifen, nahm den nächsten Ball, zielte und warf. Die Mütze eines Jungen flog mit dem Ball gegen das Fenster.

Und dann fing die Meute an zu schreien. Sie hoben das weiße Nass auf, formten es und bewarfen sich gegenseitig.

Das war meine Chance.

Schnell lief ich hinter den Häusern herum, um auf der anderen Straßen Seite wieder aufzutauchen und mich an der wütenden Menge vorbei zu stehlen. Dabei immer darauf bedacht den Schneebällen, die jetzt flogen, aus dem Weg zu gehen und gleichzeitig nicht zu lachen.

In den Gedanken beschuldigten sie sich alle gegenseitig und das freute mich zutiefst.

Dann ertönte die Glocken und von drinnen hörte man – zumindest ich – wie jemand zur Tür ging und sie aufschloss.

Der Mann drehte das Schild an der außen Seite auf Open, schob den Stopper vor diese und ging zurück in den Laden.

Ich folgte ihm, sowie einige, die sich lieber davon gestohlen hatten, als an der Schlacht teilzunehmen.

Im rechten Teil des Ladens, auf der großen Ablage, standen die Schaltplatten, die ich suchte. Es waren nur zirka einhundert Stück, also viel zu wenig für die ganzen Fans in dieser Stadt.

Ich schnappte mir eine der großen, bunt bedruckten Hüllen und ging zur Kasse.

„Hallo, Edward.“, grüßte mich der Besitzer, als er den Wert in die Kasse eintippte und diese sich dann mit einem Bing öffnete.

„Hallo, Mr Jordan.“

„Na, wieder mal zu spät gekommen und doch als erster im Laden.“, scherzte er.

Mr Jordan war einer der einzigen, der mich versteht ohne dabei von meinem Geheimnis zu wissen. Ich könnte schon behaupten, dass er ein Freund von mir war.

Er war auch einer der einzigen, der sich nie Gedanken um meine abnormale – sprich viel zu schöne – Gestalt machte, sondern es einfach als gegebene Tatsache hinnahm und er hatte nie Hintergedanken.

Ich zwinkerte nur zurück.

„Da hat wohl irgendjemand mit Schneebällen auf die da draußen geworfen…“ Er runzelte die Stirn und funkelte mich an.

„Wer könnte das wohl gewesen sein?“, überlegte ich laut, verlor dabei aber mein Grinsen nicht.

„Mmh…irgendwer, der wohl keine Lust hatte sich anzustellen.“, meinte er verdrießlich.

„Wie viel?“, fragte ich, um etwas vom Thema abzulenken. Inzwischen Zeit hatte sich eine kurze Schlange hinter mir gebildet, die mich alle dafür in Gedanken verfluchten, dass ich hier stand und mit dem Verkäufer redete, anstatt endlich zu bezahlen und sie dran zu lassen.

„22 Dollar.“

Ich zog einen 50 Dollar schein aus meiner Geldbörse und reichte ihn ihm.

Er wechselte und gab mir den Rest wieder, zusammen mit der Platte, die er inzwischen Zeit in eine Tüte gepackt hatte.

„Da, bitte sehr.“

„Danke schön.“

„Komm bald mal wieder, Edward.“

„Mach ich. Bis dann, Mr Jordan.“

Ich winkte zum Abschied und verließ den Laden.

Draußen flogen immer noch die Schneebälle durch die Luft und ich musste mich ducken um nicht erwischt zu werden. Ein paar von denen wurde langsam bewusst, dass sie lieber schnell die Platte kaufen sollten, anstatt Rache zu nehmen.

Ein Glück das alle abgelenkt waren, sonst hätten sie noch gesehen, wie schnell ich mich bewegte, als eine ganze Reihe nasses weiß auf mich zuflog.

Ich verschwand lieber etwas schneller aus den sich prügelnden Maße und die Hauptstraße hinunter.

Ich konnte es gar nicht erst abwarten zu Hause zu sein und die Platte mir anzuhören.

Ich war voll in meinen Gedanken vertieft und sah mich schon in meinem Zimmer sitzen, dass ich meine Umwelt völlig ausblendete.

Rums.

Jemand prallte gegen mich und fiel Rückwärts zu Boden. Ich blieb stehen.

Ich schaute das kleine Mädchen an, das jetzt weinend am Boden saß.

Ich ging in die Hocke.

„Hey, tut mir Leid. Ich habe nicht aufgepasst.“, sagte ich und stellte meine Stimme dabei auf eine Frequenz, mit der ich sonst immer auf Frauen einredete.

Die Kleine blickte auf und ich strahlte sie an.

„Komm“, sagte ich und hielt ihr meine Hand hin, „Ich kauf die als Entschädigung etwas Süßes.“

Jetzt lächelte sie, ergriff zaghaft meine Hand und lies sich von mir hoch helfen.

Ich ging mit ihr zum nächsten Süßwarengeschäft. Gemeinsam betraten wir dieses und sie ließ ihren Blick über die vielen Zuckerwaren schweifen.

Wie toll das alles aussieht! Ob ich mir wirklich irgendetwas aussuchen darf? Mami will nicht, dass ich Süßes esse, dabei schmeckt es doch so gut! Oh!

Ich lächelte.

„Such dir ruhig irgendetwas aus. Egal was und wie teuer.“ Ich blickte zu ihr hinab und nun strahlten ihre Augen.

Ihr Blut zirkulierte unter ihrer kalten Haut.

Da war es wieder, das heftige Knurren in meinem Magen. Ich hatte es zwar ziemlich gut unter Kontrolle, aber manchmal war es schwerer als sonst. Ich würde heute Abend wieder jagen müssen, dass war sicher.

Das Mädchen lies meine Hand los und lief zur Anrichte. Ihr Blick schweifte einmal über diese und dann zeigte sie auf ein rosernes Stück Zuckertorte.

„Zwei Stücken hier davon.“, sagte ich zu dem Mann hinter der Anrichte. „Zum mitnehmen.“, ergänzte ich, als sich gerade die Frage in seinem Kopf bildete.

Er holte ein mit einem Schieber die Torte von der Anrichte und packte sie sorgfältig ein.

Als er mir den Preis nannte, schluckte die Kleine einmal heftig, wurde rot und brachte so ihr Blut zum kochen. Ich biss mir auf die Unterlippe.

Sie dachte, es wäre zu teuer. Momentan sah die Wirtschaftslage nicht sehr gut aus und alle Lebensmittelpreise waren extrem gestiegen.

Doch ich gab dem Mann das Geld und nahm den Kuchen entgegen.

Die Kleine wieder an der Hand ging ich mit ihr nach draußen.

„Wo wohnst du denn?“, fragte ich sie.

„Am Kürbisweg 7.“, antwortete sie schüchtern.

„Dann bring ich dich noch nach Hause, ok?“ Ich lächelte sie an und nickte freudig zurück.

Es war nicht weit, bis zu ihrer Wohnung. Sie lag nur zehn Minuten von dem Geschäft entfernt. Sie musste also jeden Morgen, wenn sie zur Schule ging, daran vorbei.

Ihre Mutter öffnete die Tür und blickte erst wütend und dann - nach dem sie mich gesehen hatte - verlegen drein.

„Mama“ Lachte das Mädchen.

„Guten Tag, Madam.“, sagte ich höfflich und lächelte.

Ich hatte schon viel zu oft diese Gedanken, die jetzt folgten gehört, als dass ich ihnen noch Beachtung schenkte.

Ich reichte der Kleinen den Kuchen und ging noch einmal in die Hocke.

„Und das nächste Mal passen wir beide besser auf beim laufen, ja.“

„Ja“, kicherte sie.

Ich streichelte kurz über ihren Kopf und stand wieder auf.

„Seien sie bitte nicht immer zu streng zu der Kleinen, sie ist doch so ein liebes und wohlerzogenes Mädchen.“, wandte ich zu der Mutter und verabschiedete mich.

Das Mädchen winkte mir hinterher.

„Tschüs, Mister“ Und danke!“, rief sie und in ihren Gedanken machte sie Freudensprünge. Und sich Hoffnungen, mich wieder zu sehen, wenn sie erstmal älter war. Das ignorierte ich lieber.

Ich wusste immer noch nicht, warum ich das eigentlich getan hatte.

Na ja… vielleicht würde Gott es mir ja irgendwann einmal anrechnen.

Mit einem guten Gewissen und einer tollen Schaltplatte in der Tasche rannte ich nach Hause.

Das Konzert

Kapitel 12 Das Konzert
 

Ich erreichte zeitgleich mit Carlisle das Haus.

„Hallo, Edward. War die Schule erst so spät aus oder wo hast du dich rumgetrieben?“, tadelte er mich. Ich grinste ihn an.

„Heute ist doch das neue Album von Gene Austin erschienen.“

„Ach, wirklich? Da habe ich ja überhaupt nicht mehr dran gedacht.“, er tat auf überrascht. Ich spielte mit.

„Du solltest nicht so viel Arbeiten, Dad, das verschleißt das Gehirn! Oder bist du doch langsam in die Jahre gekommen?“, scherzte ich.

Batsch., da hatte ich auch schon seine Tasche an meinem Kopf kleben.

„Aua“ Es hatte eigentlich überhaupt nicht wehgetan, aber für die neugierigen Nachbarn spielte man ja gerne mal etwas vor.

„Du solltest besser aufpassen was du sagst, Edward. Sonst verfehle ich nachher noch das Rind!“, drohte er mir.

Dann fingen wir beide schallend an zu lachen.

„Was treibt ihr beiden da?“

Esme kam aus dem Haus gelaufen und direkt auf uns zu. So wie sie sich bewegte, würde jeder glauben Hilfe! Jetzt gibt es Prügel!, aber nicht wir. Wir kannten ihre Art, ihr mütterliches Verhalten hatte nie nachgelassen.

Sie trat vor uns und musterte uns einem nach dem anderen. Dann lächelte auch sie.

„Hallo Carlisle“, grüßte sie, ging auf ihn zu und küsste ihn.

„Hallo, Liebes. Da bin ich wieder.“, erwiderte er liebvoll.

Ich tat auf beleidigt.

„Und wer begrüßt mich?!“

Beide drehten sich lachend zu mir um. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu Seite.

Esme legte nun auch ihre langen, schlanken Arme um mich und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Sei gegrüßt, Edward.“, flüsterte sie mir ins Ohr.

Carlisle lachte immer noch, als sie uns beide ins Haus schob.

Ich rannte direkt zum Schaltplattenspieler und legte voller Vorfreude die Platte ein, drehte die Lautstärke hoch und wartete.

Langsam erfüllte die ruhige Musik den Raum und wog sich in ihm, wie Wellen.

Wenn man es genau betrachtet, waren es ja auch Wellen…Schalwellen.

Meine Eltern kuschelten sich auf Sofa und setzte mich auf den Schemel vor meinem Piano, ließ die Finger kurz über den Tasten schweben um bewegte sie mit der Melodie. Ich versuchte die verwobene Melodie zu entschlüsseln und nachzuspielen. Das war meine Art von Entspannung geworden. Und es machte Spaß, neue Kompositionen zu erlernen.

Vielleicht könnte ich ja dieses Stück als Zugabe am Samstag spielen?

Das Konzert.

Mir graute jetzt schon davor, und das nicht weil ich Lampenfieber oder so hatte, sondern weil ich der festen Überzeugung war, alle anderen Orchestermitglieder würden es vermasseln, in dem sie falsche Noten spielen. Das wäre wirklich ärgerlich! Besonders weil ich mich so bemühte, die Gruppe auf Fordermann zu bringen.

Ich hätte in dem Moment eh kaum noch etwas ändern können, aber mein Instinkt spielte da nicht mit.

Es musste einfach laufen! Komme was da wolle!
 

„Seit ihr soweit?“, fragte Mr Radcliffe, als wir gerade mit dem Einstimmen fertig waren.

„Ja.“, riefen alle im Chor.

Sofort waren alle sichtlich nervös. Sie zupften weiter an den Seiten ihre Geiger und unser Bassist trat dauernd mit seinem Fuß das Schlagpedel runter.

Unser Lehrer kam auf mich zu.

„Edward, ich würde gerne noch einmal kurz mit dir reden.“ Ich fragte mich immer, ob er früher auch den Bass gespielt hatte. Denn seine Stimme war genauso tief und bedrohlich. Doch nicht gefährlicher als es meine zu gewissen Zeitpunkten sein konnte.

Ich stand vom Flügel auf und folgte ihm in eine der Ecken.

„Was gibt es denn?“, fragte ich, obwohl ich es schon wusste. Seine Gedanken hatten mich netterweise schon aufgeklärt.

„Bitte, bitte, versuch die Situation zuretten, wenn etwas schief laufen sollte. Spiel ein paar Noten der anderen zwischen oder so. Mach irgendetwas, nur lass nicht zu, dass dieses Konzert ein Reinfall wird, bitte!“

„Kein Problem, Mr Radcliffe, ich mach das schon.“, versicherte ich ihm.

„Ich danke dir.“

Ich wollte mich gerade umdrehen als er mir seine Hand auf die Schulter legte um mich zurück zu halten. Just in dem Augenblick zog er sie auch schon wieder weg und wich einige Schritte von mir zurück. Seine Gedanken waren daraufhin in voller aufruhe. Er verstand seine plötzliche, ungewollte Reaktion nicht. Er erkannte im Bewusstsein nicht, dass es gefährlich für ihn werden könnte, mir zu Nahe zu kommen. Ich schaute ihn mit einer Mischung aus Erhabenheit und Mitgefühl an. Kurz schüttelte er seinen Kopf um seine Gedanken zu ordnen.

„Ich wollte dir nur noch sagen, dass dein Solo als Zugabe von der Schulleitung gestattet wurde. Du darfst sogar eine eigen Komposition spielen.“, stotterte er, immer noch erschreckt.

„Danke schön.“ Ich lächelte ihn leicht an, damit seine Nervosität verschwand. Es half kaum. Also ging ich lieber schnell zurück zu den anderen, um sie noch mit ein paar Sprüchen anzuheizen.

Dann ertönte der Gong.

„Also Leute: Los geht’s!“, flüsterte ich ihnen zu und sie nickten nur, unfähig noch irgendeinen Ton aus ihrem Mund zubringen.

Der Vorhang öffnete sich und ich sah die vielen Menschen, wie auf einem Haufen dort unten auf ihren Stühlen sitzen. Im Gemenge erkannte ich auch Carlisle und Esme, doch auf die achtete ich momentan kaum. Es war mehr der warme Raum, die Lüftung und der Geruch von zirkulierendem Blut, überall.

Ich versuchte meine Atmung zu verlangsamen und blickte auf meine Tasten.

Das ganze hatte noch nicht einmal eine Sekunde gedauert. Niemand hätte etwas bemerken können.

Ich gab den Akkord an. Und nach drei Noten setzten die Geigen ein. Soweit lief alles. Nur dann kam der Bass zu spät dazu und dem Jungen glühte vor Scham darüber der Kopf.

Ich stellte das atmen lieber gleich ganz ein. Sofort traf kein Geruch mehr meine ausgehungerten Lungen. Es war eine sichtliche Erleichterung. Ich zwinkerte unserem Bassist zu und gehieß ihn, mit den Augen, weiter zu machen.

Hinterm Vorhang stand Mr Radcliffe und biss sich auf die Finger.

Hoffentlich geht das gut, schoss es mir und dem Rest des Orchesters durch den Kopf.

Wir spielten weiter. Und nachdem das erste Stück mit ein paar Fehlern hinter sich gebracht war, ging es bergauf. Fast kein Fehler mehr und ein laut Beifall rufendes Publikum. Das spornte die Gruppe so richtig an und mich machte es wahnsinnig.

Ich sah wie das Blut immer schneller durch ihre Adern gepumpt wurde und das Adrenalin nur so sprühte. Ich fühlte die Wärme, die von ihrer Haut ausstrahlte und merkte wie die Lüftung den Geruch zu mir blies. Gleichzeitig rauschten ihre Gedanken in meinem Kopf, wie ein nie ermüdender Strom aus Geräuschen. Doch hatte ich die Atmung seit Beginn voll und ganz eingestellt. Mein Magen krampfte sich trotzdem schmerzhaft zusammen.

Es gab keine erlösende Pause.

Doch mit jeder Note, die ich spielte, kam ich dem Ende etwas näher. Und dann setzten wir zum letzten Stück an.

Es war eins meiner Lieblingsmelodien, also versuchte ich mich besonders gut zu konzentrieren.

Ich spielte beidhändig und verfehlte nicht einen Ton. Auch alle anderen schafften es, das letzte Stück ohne Fehler zu meistern.

Mit der letzten Note, kam der ersehnte Applaus.

Das Publikum erhob sich von ihren Plätzen und klatschte und klatschte und klatschte. Einer nach dem anderen erhob sich und ging nach vorne, um sich zu verbeugen.

Mr Radcliffe fing an zu heulen und meine Eltern grinsten über beide Ohren. Andere Eltern wären jetzt wahrscheinlich so stolz gewesen, dass sie allen erzählen mussten, dass da ihr Kind oben sitzt. Das taten auch ein paar der anderen, aber nicht meine.

Carlisle zwinkerte mir unbemerkt zu und ich grinste zurück.

Dann kam das, worauf ich schon gewartet hatte.

Die Solozugabe.

Ich hatte mich total darauf gefreut, eine eigene Komposition einmal vor großem Publikum zu spielen, und jetzt durfte ich endlich.

Wir setzten uns alle wieder hin und zuerst begannen die Geigen. Sie spielten „eine kleine Nachtmusik“ und erfüllten mit den Klängen den dunklen Raum.

Der Bass und die Ziehgitarre spielten gemeinsam, für sie war ein Solo nichts.

Die Klarinetten und Panflöten. Das Cello. Alle spielten ihre kleinen selbst geschriebenen Kompositionen ohne Fehler.

Und dann kam ich. Sofort war mein Umfeld vergessen, als ich die Finger auf die Tasten des großen Flügels legte.

Ich holte zum ersten Mal, seit Beginn des Konzertes, tief Luft und ließ meine Finger über die Tasten fliegen. Erst leise und dann immer lauter und schneller werdend, ertönte die Musik.

Es war ein neues Stück. Eins, das nicht einmal meine Eltern kannten. Ich hatte es nie zu Hause gespielt, um die Überraschung nicht zu verderben.

Die Melodie handelte über mein Leben, oder besser dass, was ich einst einmal gehabt hatte. Glück, Freude und ein Hauch von Trauer, hatte ich in die hohen Noten verwoben.

Alle lauschten gespannt und mit der Zeit begannen immer mehr der Zuhörer an zu weinen.

Ich wusste gar nicht, dass dieses Stück so traurig war?

Ein zufriedenes Lächeln legte sie auf meine Lippen, als ich die letzte Note ausklingen ließ.

Und dann kam der Applaus.

Wie eine Wucht prallte er auf mir und den anderen Mitgliedern nieder.

Wieder erhoben wir uns, traten alle gemeinsam nach vorne und verbeugten uns.

Dann sprangen einige von der Bühne und ließen sich von ihren Eltern und Freunden gratulieren. Ich wollte lieber nach hinten und mich umziehen, doch Mr Radcliffe hielt mich auf.

„Edward, kommst du bitte einmal mit?“, fragte er und drängte mich gleichzeitig schon in eine Richtung – diesmal ohne mich zu berühren.

Als ich stehen blieb und aufblickte, stand da ein Mann.

Er war groß, hatte tief schwarzes Haar und einen Schnauzer. Ich starrte ihn an und las gleichzeitig unbemerkt seine Gedanken. So viel wie ich hörte, war er Musikproduzent und an mich interessiert.

„Edward, dass ist Mr Bloom. Er ist Produzent der Klassic-Company.“

„Sehr erfreut“, sagte ich und blickte ihn etwas misstrauisch an.

„Und Sie sind also Mr Edward Cullen“, stellte Mr Bloom fest und reichte mir seine Hand.

Ich nahm sie und achtete dabei darauf, ihn kaum zu berühren, was ihm nicht zu gefallen zu schien.

„Nicht so schüchtern.“, lächelte er und packte meine Hand richtig fest, um sie im selben Moment auch schon wieder erschreckt los zu lassen.

Was war das?, fragte er sich und ich musste mir ein Grinsen unterbinden.

„Was kann ich für Sie tun, Mr Bloom?“ Ich zog meine Hand zurück.

„Tja…also…“, zögerte er, „Ich bin von Ihnen sehr begeistert, Mr Cullen, ihr Stück da gerade, oder auch die anderen. Sie haben mit einer solchen Präzision und Leidenschaft gespielt, dass es mit kalt den Rück runter lief.“

„Danke“

„Deshalb würde ich dir gerne einen Vertrag anbieten.“

„Einen Vertrag?“ Ich tat so, als wüsste ich von nichts.

„Ja. Einen Vertrag, der sie zu einem Komponisten machen könnte. Wie alt sind sie?“

„Siebzehn.“, antwortete ich ohne zu zögern. Als wir hier her gezogen sind, hatte ich darauf bestanden, mich als sechzehn ausgeben zu dürfen um eine Stufe niedriger zu kommen. Ich wollte nicht mitten im letzten Schuljahr Schwierigkeiten bekommen, wegen des ständigen Umziehens.

„Dann sind sie jetzt im letzten Jahr, nehme ich an?“

„Ja“

„Gut“, er reichte mir eine Karte, „Es gibt da ein sehr gutes Musik-Kollege, das von meiner Firma unterstützt wird. Ich würde mich sehr freuen, sie dort begrüßen zu dürfen, Mr Cullen. Natürlich mit Stipendium.“, zwinkerte er mir zu.

Ich nahm die Karte.

„Ich werde es mir überlegen.“

In dem Moment hörte ich meine Eltern von hinten kommend. Für meine beiden Begleiter waren sie noch nicht zu sehen.

Dann traten sie aus der Menge und Carlisle legte eine Hand auf meine Schulter.

„Wir haben dich schon gesucht, Edward.“ Wer sind diese Männer?

Sie waren beide weniger besorgt, als es ihre Stimme vorgab.

„Mum, Dad, darf ich vorstellen, dass sind mein Lehrer Mr Radcliffe und Mr Bloom, der Produzent von Klassic-Company.“, erklärte ich schnell.

„Sehr erfreut.“, meinte Carlisle und reichte ihnen die Hand.

Esme sagte nichts. In ihren Gedanken hörte ich den Abschaum. Anscheinend waren ihre beide sofort unsympathisch.

„Sie sind also der Vater, dieses Talentes?“, fragte Mr Bloom.

Nein, ich bin sein Mentor., erwiderte Carlisle.

Ich musste mir das Lachen verkneifen.

„Ja, so ist es.“

„Ihr Sohn hätte wirklich eine große Zukunft vor sich, wenn er zu uns aufs College kommen würde.“, versprach er.

„Er wird es sich überlegen“, wiederholte Carlisle meine Worte und nickte dann zum Abschied. Er legte eine Hand auf meinen Rücke und führte mich durch die Menge.

Als wir an der frischen Luft waren, streckte ich mich einmal.

Es war angenehm endlich aus dem stickigen Saal zu kommen und wieder atmen zu können, ohne Angst zu haben, ein Massaker zu begehen.

„Du warst wirklich toll, Edward!“ Esme umarmte mich von hinten.

„Gut gemacht, mein Sohn.“

„Danke“, lächelte ich.

„Und? Worauf hast du jetzt Lust?“

„Ich wäre für Essen! Das war einfach nur schrecklich in diesem Raum. Fandest du das nicht auch, Mum?“

Sie nickte.

„Na dann, los!“

Wir stiegen ins Auto, das direkt gegenüber geparkt war und rasten den Highway hinab zum Waldrand.

Abschluss

Edward – Bis(s) der Tag anbrach
 

Kapitel 13 : Abschluss
 

Ich rief Mr. Bloom nicht an.

Ich hatte mir, nach meinem Abschuss, vorgenommen Medizin zu studieren und hatte mir dafür auch bereits ein College herausgesucht.

Jetzt standen wir bei einem Automobil-Verkäufer und schauten uns die neusten Modelle an, denn ich bräuchte für die 50km täglich dringend ein Auto.

Natürlich wäre ich zu Fuß schneller gewesen, allerdings wollte ich auch nicht wissen, wie meine Studienkameraden reagieren würden, wenn ich ihnen das sagte.

Also dann.

Irgendwo wird hier ja wohl ein nettes kleines Gefährt für mich sein, oder?

„Schau mal, das hier!“, rief Esme quer über das Gelände.

Ich sah zu ihr rüber. Sie zeigte auf einen dunkel grünen Packard Twin Six Pheaton, von dem ich wusste, dass der keine 100 km/h schaffte.

Ich schüttelte den Kopf, worauf sie sich traurig umdrehte.

Wenn ihr die Maschine so gut gefällt, dann soll sie sie sich ja kaufen, dachte ich mir.

Der Verkäufer beobachtete, voller Misstrauen, unser stummes Spiel.

Ich konnte die Angst in seinen Venen spüren und die verzweifelten Gedanken lesen.

Er glaubte, wir wollten die Dinger klauen, dabei sehen wir doch nicht gerade wie Diebe aus.

Und umbringen werden wir ihn auch nicht, immerhin hatten wir gerade erst gegessen!

Ich grinste und ließ meinen Blick weiter über die vielen verschiedenen Modelle schweifen.

Dann fiel mein Blick auf einen schwarz lackierten Alfa Romeo.

Schnell las ich die Aufschrift in der Frontscheibe:
 

Austro Daimler (schwarz)

Typ: AD 6-17

Leistung:60 PS bei 2500 U/min

6 Zylinder in Reihe

SOHC

Hubraum: 4430cm³
 

Der da ist perfekt!“, rief ich meinen Eltern zu, die sofort zu mir herüberkamen.

Sie folgte meinem glänzenden Blick und nickten Beide.

nicht schlecht das Teil! , stimmte Carlisle mir zu.

„Find ich auch.“

„Aber, der hat eine zu hohe Pferdestärke“, grübelte Esme und schlich mehrfach um den Wagen herum.

„Das ist doch der Sinn dahinter, Mum. Sonst fährst der doch nicht so schnell, wenn die PS niedrig sind! Und ich wollte schon gerne wenigstens ansatzweise meine eigene Geschwindigkeit erreichen.“

Carlisle baute sich vor Esme auf und zwang sie, mit dem mustern aufzuhören.

„Schatz, wenn Edward der Austro gefällt, dann soll er ihn auch haben. Es ist immerhin sein Auto!“

„Wenn du unbedingt willst“, gab sie stöhnend nach.

Ich grinste und winkte dem immer noch eingeschüchterten Verkäufer zu. Langsam schlich er zu uns und rieb sich nervös die Hände. „Ja, bitte?“

„Ich würde gerne das Auto hier kaufen.“, meinte ich fröhlich und die Augen des Mannes weiteten sich - er erkannte endlich, das wir ganz normale Kunden und keine Meuchelmörder waren.

„Oh, ja….aber sicher doch! Folgen sie uns bitte“, sagte er etwas beruhigter und führte uns zur Kasse um den Handel abzuschließen.

Ich ließ mir sofort den Schlüssel geben, da ich den Austro erst einmal einfahren wollte.

Carlisle und Esme kamen auch gut zu Fuß nach Hause. Außerdem mag sie meinen Fahrstil nicht – das ist wohl das einzige, was sie neben ihrer Fürsorge aus ihrem menschlichen Dasein mitgebracht hatte.

Draußen stieg ich sofort in den Wagen und brauste die Straße davon.

Einem unbekannten Ziel entgegen.
 

Die letzte Schulwoche verrann wie im Flug.

Das kam selbst mir, der die Ewigkeit vor sich hatte so vor.

Und ehe man sich versah war der Tag des Abschlusses da.

Die gesamte Stufe stürmte in Anzügen und Festkleidern in die riesige Aula unserer Schule.

Ich fuhr natürlich mit meinem neu erworbenen Auto vor und erntete gleich neidische Blicke von Schülern und Lehrern.

Ein Auto neu zu kaufen, war selbst in den goldenen Zwanzigern nur den Reichen vergönnt.

Als ich, gefolgt von meinen Eltern, die Aula betrat, donnerte sofort von allen Seiten getuschel und gekicher auf mich nieder.

Es hatte sich natürlich herumgesprochen, wer Jahresbester mit außergewöhnlichen Noten geworden ist.

Überlegen schritt ich zu meinem Platz in den dritten Sitzreihen – die Stühle waren nach Anfangsbuchstaben der Nachnamen geordnet – und nahm neben einem brünetten Mädchen, in einem furchtbaren grasgrünen Kleid platz, von der ich wusste, dass sie jede meiner Bewegungen im Mathematik Unterricht beobachtet hatte.

Genervt von ihren kindischen Gedanken wandte ich mich nach vorne zum Rednerpult, hinter dem Gerade der Rektor um Ruhe bat.

„Liebe Schülerinnen und Schüler, ihr habt heute einen wichtigen Teil eures Lebens abgeschossen-„

Einen Teil, den ich wahrscheinlich noch Millionen Mal durch laufen werde…

„und startet jetzt in eine noch unbekannte Zukunft! Ich möchte euch…“

Es folgte eine endlos lange Rede über Stärken und Schwächen, Moral und Krieg und was man sonst noch alles erzählt, wenn die Schulzeit endlich vorbei ist und man die Kinder auf die Gefahren des Lebens aufmerksam macht.

Ich hörte nur halb zu, genauso wie viele meiner nun ehemaligen Klassenkameraden.

Alle wartete nur auf die Zeugnisausgabe und den danach stattfindenden tanz – irgendwie stritten sich die Mädchen schon seit Wochen, wem ich die Ehre erweisen würde, als wenn ich das bei irgendwem hier tun würde.

Und dann plötzlich, erkannte ich aus den vielen Stimmen in meinem Kopf eine wieder.

Ich klärte meine Gedanken und filterte die Stimme aus dem Wirrwarr heraus.

Oh Mann, könnte der nicht endlich aufhören zu reden und seine neuen Kollegen vorstellen?, beschwerte sich die etwas hohe, männliche Stimme. Ich ließ meinen Blick durch den Saal gleiten, bis ich den Mann fand.

Er war groß, hatte dunkle Haare und leichte Bartstoppel im Gesicht. Seine Augen leuchteten blau im Licht der Scheinwerfer und bildeten so einen starken Kontrast zu seinem schwarzen Anzug.

Ich wusste nicht, woher mir die Stimme bekannt vorkam.

Irgendetwas nagte an meinen Erinnerungen, wollte sich aber nicht festbeißen.

Ich kam nicht drauf, empfand es aber trotzdem für sinnvoll meine Eltern zu verständigen.

Schnell und viel zu tief, als das irgendein Mensch im Saal es hätte verstehen können, sprach ich mit meinem Sitznachbarn.

“Der Mann, der ganz außen beim Kollegium steht – rechts außen, Esme – ich weiß nicht, aber…ich kenne seine Stimme, ich habe sie schon einmal gehört, ziemlich oft sogar!“

„Bist du ihm schon einmal begegnet?“, fragte Esme im selben ton.

„Ja. Ich denke schon, sonst würde sie mir ja nicht vertraut vorkommen, oder?“

„Sehr merkwürdig.“, Carlisle blickte misstrauisch drein. „Wir sollten besser nicht zu lange hier verweilen – sobald du dein Zeugnis hast, gehen wir!“

Das Gespräch dauerte nicht einmal 10 Sekunden.

Der Rektor las seine Rede immer noch runter und die Notenumschläge waren noch verschlossen.

Wie gebannt beobachte ich den neuen Lehrer, nicht eine seiner Bewegungen entgingen mir.

Und dann unterbrach der Beifall meine Konzentration – der Rektor war endlich fertig.

Sorgfältig wurde ein Umschlag nach dem anderen geöffnet und die Namen der Reihenfolge nach vorgelesen.

„Edward Cullen“, schallte dann mein Name und ich musste mich erheben, durch die Reihen kämpfen und darauf achten, dass ich nicht zu viele der Schüler und Eltern berührte, denen auf Grund meiner Haut sofort Schauer über den Rücken liefen – eine natürliche Abwehrreaktion.

Als ich die Treppe zum Podium bestieg und das Licht der Scheinwerfer auf mich fiel erstarrte ich für eine Sekunde in meiner Bewegung, denn die vertraute Stimme klang wieder in meinem kopf.

Edward Anthony Mason! Nein! Das kann gar nicht sein! Das ist völlig unmöglich! Er ist tot! Er ist vor 7 Jahren gestorben!!!

Mein Kopf fuhr zu dem eigenartigen jungen Mann herum und ich musterte ihn genauer.

Und dann sah ich die Bilder in seinen Gedanken und es traf mich wie ein Blitz.

Es war Brian Stancer!

Wir besuchten dieselbe Mittelschule und waren sogar in einer Klasse.
 

Meine Augen suchten die meiner Eltern, denn als einzigen meine Erstarrung aufgefallen war.

„Was ist los?“, fragte Esme in dem hohen ton über die Schüler hinweg.

„Wir müssen verschwinden - schnell! Mir ist eingefallen, woher ich den Lehrer kenne, ich bin mit ihm zur Schule gegangen, als ich noch ein Mensch war!“

Esme hielt sich die Hand vor den Mund und Carlisle sah wieder zu Stancer rüber.

Bevor es jemand bemerkte, setzte ich meinen Gang fort und nahm mein Zeugnis und die Beglückwünschung entgegen.

Dann stellte ich mich zu den anderen Schülern an die Seite und ließ mein Gesicht im Schatten verschwinden, von wo aus ich Stancer weiterhin beobachtete.

Auch er konnte seine Blicke nicht von mir abwenden.

Es dauerte noch über 30 Minuten bis alle 400 Schüler durch waren.

Noch eine Rede und die Eltern durften endlich zu ihren Kindern und sie in den Arm nehmen. Tränen flossen und Brian Stancer kam von seinem Platz direkt auf mich zu.

„Er kommt“, meinte ich schlicht zu meinen Eltern und drehte mich zum Ausgang.

Das Problem war, das just in diesem Moment der Tanz eröffnet wurde und sich blitzschnell eine Horde Mädchen um mich herum versammelt hatten.

Ohne Aufzufallen kam ich hier nicht weg.

„Hallo, Mr. Cullen.“, sagte Stancer höflich und widerwillig drehte ich mich zu ihm um.

„Guten Abend.“, erwiderte ich mit so viel Feindseeligkeit, dass die Mädchen zurückwichen.

Ich bin mir ganz sicher! Es muss Edward Mason sein!

„Entschuldigen Sie bitte, aber könnten Sie bitte gehen, damit ich mit den Damen hier ungestört bin.“ Ich versprühte den Hass wie ein Feuerwehrschlauch das Wasser.

Stancer schüttelte leicht den Kopf. Ich konnte seine Angst spüren, die wie Adrenalin durch sein Blut schoss.

Und ich sah, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.

Die Mädchen stimmten mir lauthals zu. Manchmal war diese Beliebtheit schon ganz praktisch.

Ich griff mir, ohne genau hinzusehen, eines der kreischenden Geschöpfe und zog sie durch die anderen mit zur Tanzfläche, obwohl ich merkte, dass die Panik ihr Unterbewusstsein ergriff, als ich sie berührte.

Stancer blieb wo er war, eingeschüchtert stehen.

Zufrieden drehte ich mich zu meiner Begleiterin, um festzustellen, wen ich überhaupt erwischt hatte.

Ihre Gedanken hatte ich bis dato ausgeblendet, aber jetzt trafen sie mich mit voller Wucht.

Es war die blonde aus einem Mathe-Kurs, das Mädchen, was schon mit so ziemlich jedem Jungen aus unserer Stufe im Bett war.

Na toll!

Das nächste Mal, wenn ich eine spontane Entscheidung treffe, dann stelle ich meine Ohren nicht auf Durchzug und beachte lieber die Gedanken meiner Opfer.

Die Musik setzte an und mir blieb nichts mehr anderes übrig, als mit ihr über die Tanzfläche zu wirbeln und wenigstens das eine Lied auszuhalten.

Der Geruch ihres heiß pulsierenden Blutes ließ meine Nasenflügel sich aufblähen.

Sie roch gar nicht mal so schlecht.

Wenn ich kein Vegetarier wäre, würde ich der Einladung nachgehen.

Ich versuchte nicht daran zu denken und suchte lieber den Saal nach den Stimmen meiner Eltern ab. Sie erreichten mich erst, als ich den Kreis erweiterte und den Parkplatz mit abhörte.

Carlisle und Esme waren bereits gegangen.

Sie haben auf meine Warnung gehört und sich sofort von der Feier gestohlen, als sich die erste Gelegenheit dazu ergab.

Ich musste dasselbe tun und ich wusste genau, wann meine Chance gekommen war.

Als das Lied endete und sich bereits neue Pärchen sammelten, entschuldigte ich mich bei meiner Partnerin, da ich auf die Toilette müsste.

Sobald ich die Tür erreicht hatte, beschleunigte ich meine Schritte und verschwand.

Für die Gäste würde es so aussehen, als ob ich das WC betreten hätte, aber nie wieder hinausgekommen wäre.

Ich rannte mit einer Geschwindigkeit, die selbst mein neues Auto niemals erreichen würde über den Parkplatz und blieb einen Meter vor meinen Eltern stehen, die mich freudig angrinsten.

„Jetzt bist du also ein richtiger Mann, Edward.“, meinte Esme und kicherte.

„Da~nke…eigentlich dachte ich dass ich das schon vor meinem Abschluss war.“

Wir lachten alle gemeinsam, bevor wir uns in meinen kleinen Flitzer bequemten und Richtung zuhause düsten.
 

~ 2 Jahre später ~
 

„Bin weg, bis heute Abend!“, rief ich wie jeden Tag, seitdem ich das College in Duluth besuchte.

Sofort kam Esme angerannt, stellte sich leichtfüssig auf ihre Zehenspitzen und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Bring Hunger mit.“, lächelte sie.

„Immer doch!“

Ich griff nach meiner Tasche und den Autoschlüsseln, öffnete die Tür und verschwand in meinem Wagen, bevor ein Nachbar es mitbekommen konnte.

Wobei diese ja in den letzten zwei Jahren so oft aus und eingezogen sind, dass es schon an Magie grenzte.

Esme wollte einfach nicht wahr haben, dass das an unserer Präsens lag.

Sanft startete ich den Motor und ließ die Tachoanzeige auf 140 schnellen.

Ich brauste los, ohne zu ahnen, dass ich an diesem Tag lieber zuhause geblieben wäre.

Der Anfang vom Ende

Kapitel 14: Der Anfang vom Ender
 

> 24. Mai 1927 <
 

Es war ein schöner Mittwochmorgen.

Die Sonne hatte sich hinter einem dichten Wolkenvorhang versteckt und kalter Regen nieselte leise vor sich hin.

Ein schöner Tag, ja, für mich!

Würde heute die Sonne scheinen, müsste ich heute krankfeiern und könnte mir nicht die wirren Gedanken meiner Studienkameraden anhören, die sich öfters auch um meine Wenigkeit kreisten. Ich muss gestehen, das neue „Leben“, das Carlisle mir schenkte, hat mich noch eingebildeter werden lassen, als ich es ohnehin schon war. Aber ich denke jeder, der so gut aussieht wie ich und so beliebt ist, käme nicht um, ein bisschen selbstverliebt zu sein.

Als ich in den Hof des großen Universitätsgeländes einfuhr, trat ich das Bremspedal durch, wendete geschickt und stand nach wenigen Sekunden, vollkommen ohne zurangieren, gerade in einer der Parklücke.

Neidische Blicke von den jüngeren Studenten verfolgten mich, als ich aus meinem Waagen stieg und ihn abschloss.

Ich liebte mein Auto. Und ich wusste, dass alle Leute dachten ich wäre Millionär – denn es war neuesten Schlitten auf dem Markt. Aber trotzdem…

Es war mir immer noch zu langsam!

Ich hoffte, dass der momentan überall einsetzende Fortschritt so weiter ging und dass ich in 20 oder 30 Jahren vielleicht endlich ein Auto fahren konnte, was die 200km/h Grenze locker überschritt.

Und wenn es solch eine Maschine erst in 50 Jahren gäbe, dann würde mich das auch nicht stören…

Ich war unsterblich! An meinem Alter und Aussehen würde sich auch in 1000 Jahren nichts geändert haben. Manchmal überleg ich mir, wie es wohl sein wird, später, in der fernen Zukunft, die außer uns keiner der heute lebenden Menschen je zu Gesicht bekommen wird!

Es hat schon Vorteile ein Vampir zu sein, dachte ich nostalgisch und schritt elegant auf das große Eingangstor zu, das bereits offen stand und die Studenten willkommen hieß.

Schnurstracks ging ich zum medizinischen Vorleseraum, der wie immer noch vollkommen leer war. Kein Wunder. Ich war ja auch wie immer zu früh dran.

Um diese Uhrzeit war das Stimmenecho in meinem Kopf noch relativ leise. Es würde erst später lauter werden und mich in den Wahnsinn treiben, hätte ich nicht im letzten Jahrzehnt gelernt, es zu ignorieren und somit halbwegs normal denken und reden zu können.

Doch heute war es etwas anders. Denn plötzlich vernahm ich einen zarten, hellen Klang. Selbst mein normales Gehör lauschte bereits auf die Schritte, die sich dem Saal näherten. Und dann stand ein kleines, blondes Mädchen im Türrahmen.

Anscheinend war sie absichtlich so früh gekommen, dachte ich mir und fühlte mich durch ihre Gedanken direkt bestätigt.

Ob ich überhaupt sein Typ bin? Vielleicht hat er ja auch schon eine Freundin?! Oder er ist schwul!? Oh, bitte, lieber Gott, lass ihn keins von beiden sein!! Lass ihn sich für mich interessieren!!!

Also, ich muss schon bitten. Ich verkniff mir ein Lachen. Nur weil ich nie über Mädchen sprach und nicht auf einer der Stundentenpartys aufkreuzte, war ich doch wohl noch lange nicht homosexuell! Auf welche verrückten Ideen die Menschen nur immer kamen.

Reiß dich zusammen, Amanda! So schlimm wird es schon nicht werden!, ermahnte sie sich und betrat vorsichtig den Raum.

Ich blickte weiterhin zum Fenster hinaus, wie ich es schon getan hatte, als ich mich auf meinen Platz in der letzten Reihe der Sitzreihen nieder gelassen hatte. Natürlich hatte ich einmal kurz den Kopf gewendet um sie zu betrachten, aber davon dürfte sie nichts mit bekommen haben.

Ich ließ mir also nicht anmerken, dass ich bereits wusste, dass sie da war.

Ich wartete, bis sie sich geräuschvoll räusperte. Erst dann wandte ich mich zu ihr um.

Stumm blickte ich ihr in die Augen und nickte höflich in ihre Richtung.

„Gu~…Guten Morgen…Edward…“, begann sie stotternd und schluckte heftig.

„Morgen.“, meinte ich nur und zeigte ihr ein kurzes lächeln.

Sie lief purpurrot an.

„I~…Ich wollte…“, ihre Stimme brach vor Schüchternheit.

Amanda! Was soll das?! Rede gefälligst ordentlich! Was soll Edward denn von dir denken?!

Was ich über sie dachte? Wie wäre es mit „Netter kleiner Snack, für zwischendurch!“ oder „Halt den Mund und komm her, damit ich meinen Durst stillen kann!“.

Ihr Blut pulsierte heiß in ihren Adern und färbte ihre Wangen.

Echt zum anbeißen.

Schade, dass ich Vegetarier war, schoss es mir durch den Kopf und sofort musste ich mich selber schalten. Schade?! So etwas durfte ich noch nicht einmal denken, sonst bereue ich noch meine Entscheidung, Carlisle gefolgt zu sein!

Ich schüttelte den Kopf so schnell, dass sie noch nicht einmal den Ansatz einer Bewegung hätte sehen können.

„Also…“, fuhr sie fort und riss sich dann endlich zusammen. „Ich wollte dich fragen, ob du mal mit mir ausgehst!!“, schrie sie mich beinahe an.

Ich veränderte meine Gesichtszüge, sodass ich überrascht wirkte, was natürlich nicht der Fall war.

Amanda stand steif da und wartete auf meine Antwort. Nervös hüpfte sie von einem Bein aufs andere. Immer schneller floss ihr Blut und immer stärker wurde der Geruch, in dem kleinen stickigen Raum.

„Tut mir Leid. Kein Interesse.“, sagte ich mit samtener Stimme.

Ihr Körper fing an zu zittern, ihre Gedanken überschlugen sich, vollkommen verwirrt von meinen Worten und dem entgegen gesetztem Ton.

„Aber…warum…?“, brachte sie krampfhaft hervor und versuchte die Tränen aufzuhalten. „Bist du schon vergeben? Bin ich nicht dein Typ?“, fragte sie schnell hintereinander und starrte mich dabei unentwegt an.

„Weder noch.“, antwortete ich schlicht und sah ihr in die Augen, sodass sie ihren Blick senken musste.

„Aber warum dann?!“

Die ersten Tränen liefen aus ihrem Augenwinkel und über ihre Wange.

Es tat mir Leid, ihr mit meiner kühlen Art so eine Abfuhr zu erteilen. Ich konnte in ihrem Kopf lesen, dass sie noch nie abgewiesen wurde und nicht wusste, wie sie jetzt mit dem Gefühl umgehen konnte.

Aber was sollte ich sonst tun?

Zusagen, mich ein oder zwei mal mit ihr zu treffen, nur um es mir schwer zu machen und ihr am Ende weh zu tun?! Das konnte ich nicht. Das hätte ich nie einem Menschen antun können! Ich atmete aus und gab ihr die Antwort, die sich nicht hören wollte.

„Es wäre besser, wenn wir uns nicht näher kämen.“

Das saß.

Schlagartig fing sie an zu weinen und zu schluchzen. Ihre Schultern bebten. Schnell wandte sie sich um und rannte aus dem Raum.

Ich folgte noch eine ganze Weile ihren Gedanken, bis sie in den Wald außerhalb des Gebäudes lief und somit aus meiner reichweite war.

Vielleicht hätte ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben sollen, aber das sollte mich erst später an diesem Tag einholen.
 

Die Vorlesung war interessant und langweilig wie immer.

Interessant, weil ich viele neue Sachen lernte und mir das Lernen großen Spaß machte.

Langweilig, weil die Stimme meines Professors so einschläfernd war, dass viele der Studenten bereits ihre Köpfe auf den Tisch legten. In solchen Momenten wünschte ich mir auch schlafen zu können.

Außerdem erntete ich heute böse Blicke und Gedanken, da natürlich die halbe Schule schon von dem Vorfall mit Amanda und mir gehört hatte.

Ich stöhnte lautlos, als die monotone Stimme des Paukers meinen Namen rief.

„Mr. Cullen, können Sie mir sagen, was man unter Homologie versteht?“, fragte er mich.

„Homologie ist die Gleichwertigkeit von Strukturen im Bauplan verschiedener Lebewesen, auf Grund einer gemeinsamen Abstammung.“, antwortete ich direkt, ohne großartig nach zu denken.

Unser Professor nickte zufrieden und fuhr mit seiner Lesung über die Entstehung des Homosapiens sapines fort.

Warum fällt Evolution eigentlich mit unter das Medizin Studium? Als Arzt kann es mir doch egal sein, ob wir Gemeinsamkeiten mit unserer Beute hatten, oder nicht. Ich würde keinem Menschen den Armknochen eines Löwen einsetzen, nur weil sie gleicher Abstammung sind! Und wenn wir schon mal beim aufregen über die Biologie sind, warum gibt es eigentlich nur für die Menschen einen lateinischen Fachbegriff und nicht auch einen für uns Vampire oder für die Werwölfe, die irgendwo bestimmt auch noch existieren?! Das ist ja Rassendiskriminierung!

Ich schmunzelte in mich hinein bei dem Gedanken.

Das meine Spezies nicht in der Biologie mehr drin vorkam, lag wohl daran, das die Menschen uns vergessen hatten, obwohl wir doch immer noch unter ihnen lebten. Naja, berücksichtigen könnten sie uns doch trotzdem. Auch wenn sie nicht mehr an uns glaubten.

Ich dachte gerne über meine Existenz nach, die so unglaubwürdig war, dass ich manchmal selbst daran zweifelte. Doch der leichte, unverkennbare Geruch des heißen Blutes, das durch die Venen der anderen Studenten floss, ließ keinen Zweifel daran wagen, dass ich wirklich war.

Als es endlich läutete, atmete der gesamte Kurs erleichtert auf. Wieder eine Lesung geschafft, dachten alle wie im Chor, weshalb sich mir ein kurzes Lächeln auf die Lippen stahl.

Hey, Edward!, rief plötzlich einer der Jungs hinter mir.

Ich drehte mich zu ihm um und wollte schon antworten, als ich merkte, dass er nur gedacht hatte.

Er ging gerade das gesamte Gespräch, das er mit mir führen wollte durch und sah dabei in meine Richtung.

Das ich mich plötzlich zu ihm umwandte, verunsicherte ihn – er wich zurück.

Dann fasste er sich und fragte mich das, was ich gerade eben schon gehört hatte.

“Hey Edward… äh ...die Jungs und ich wollten gerne wissen… na ja …ob du mit zum Basketball kommst? Es ist doch jetzt Freistunde und außerdem hat es aufgehört zu regnen.“, meinte er etwas schüchtern, aber mit trotzdem kräftiger Stimme. Hinter ihm bauten sich die anderen Jungs auf, um ihn zu unterstützen.

Ich warf einen schnellen Blick aus dem Fenster. Der Regen hatte nach gelassen, doch die dunklen Wolken hingen immer noch tief am Himmel. Also das Wetter sprach nicht dagegen. Und außerdem würde mir ein bisschen normaler Sport mal wieder gut tun. Immer nur rennen und jagen… Das war auch nicht immer ganz das wahre.

„Klar, gerne.“, entgegnete ich und hätte mich ohrfeigen können.

Das ich mich jetzt voll zurück nehmen musste, um die anderen bei einem Wurf oder Dribbling nicht zu verletzen.

Die Jungs strahlten mich an, nahmen mir meine Tasche aus den Händen und schleiften mich mit hinunter zu den Umkleiden. Dort gaben sie mir einen passenden Sportanzug und Turnschuhe.

Eigentlich eine ganz lustige Angelegenheit. Erinnerte mich irgendwie an meine High School Zeit, die ja jetzt auch schon 3 Jahre zurück lag. Wie schnell doch die Zeit vergeht.

„Wow, du hast ja einen ganz schön durch trainierten Körper, Edward.“, meinte Sascha Orlay plötzlich, mit dem ich ungefähr ¾ meiner Studiengänge gemeinsam hatte, „Hätt ich dir so gar nicht zu getraut.“

Ich war gerade dabei mir mein rotes Trikot über zu ziehen und hielt in der Bewegung inne.

„Warum hättest du mir das nicht zu getraut?“, fragte ich nach, weil ich dachte, es wäre eine menschliche Reaktion auf die Äußerung. Ich kannte die Antwort natürlich schon, aber das wusste Sascha ja nicht.

„Na ja, du trägst halt immer Klamotten, die deine Muskeln überhaupt nicht zur Geltung bringen. Vielleicht wäre ab und zu etwas Kurzärmliges besser. Wenigstens im Sommer.“

Die anderen Jungs stimmten sofort ein und fingen nun an, sich über Aussehen und Mädchen zu unterhalten. Ich hielt mich größtenteils aus der Konversation heraus. Das war nicht unbedingt das interessanteste Thema, über das sich ein Gespräch lohnte.

Als alle umgezogen waren, betraten wir den nassen Rasen.

Die Mädchen hatten sich bereits auf der Tribüne gesammelt und riefen nun laut die Namen ihrer Lieblingsspieler. Bildete ich mir das nur ein, oder hörte ich hauptsätzlich meinen eigenen Namen über den Platz hallen?

„Du bist ja ganz schön beliebt, Edward.“, meinte einer der Jungs, dessen Name mir gerade nicht einfallen wollte, und legte seine Hand auf meine Schulter.

Nein, ich bildete es mir nicht nur ein.

Das Spiel ging los und wir stellten uns in Position. Wir hatten vorher in der Umkleide schon Mannschaften gewählt, sodass wir jetzt direkt los legen konnten.

Der Ball wurde angespielt und die Spieler schossen vor.

Oder sollte ich lieber sagen „krochen“? Denn alle zusammen konnte längst nicht meine Geschwindigkeit erreichen.

Das runde Leder war im gegnerischen Besitzt. Ich lief nach vorne und schnappte mir geschickt den Ball, als dieser gerade von einem Spieler zum anderen geworfen wurde. Dann dribbelte ich vorwärts und gab Sascha, der auch in meiner Mannschaft war, eine Korbvorlage, sodass er das Ding versenken konnte.

So verlief das ganze Spiel.

Unsere Gegner hatte kaum eine Gelegenheit na den Korb zu kommen, um überhaupt werfen zu können. Ich deckte die Fronten hinten ab und ließ niemanden hindurch.

Die Mädchen pfiffen und kreischten.

Ich wusste, dass ich gerade alle hier in Gefahr brachte!

Nur einmal zu fest werfen oder zuschlagen, und ich könnte meinen Kameraden Arme und Beine brechen. Und obwohl ich immer auf der Hut war, spielte ich mit Enthusiasmus mit. Es machte mir wirklich großen Spaß.

Dann, als sich das Spiel dem Höhepunkt zu neigte, ertönte plötzlich ein schriller Schrei, der in meinem Kopf wieder hallte.

HILFE!!! hörte ich die flehenden Gedanken eines Mädchens. Ich erkannte die Stimme sofort. Es war die kleine Blonde von heute morgen – Amanda!

Menschenblut

Kapitel 15: Menschenblut
 

Danach durchzog ein schriller Schrei die Luft.

Ich sprang sofort auf und versuchte die Richtung aus zumachen, aus der Amandas Rufe kamen.

Selbst die Menschen, unten auf dem Spielfeld, hatten den Schrei gehört – das Spiel war unterbrochen worden. Die Mädchen standen alle auf der Tribüne und drehten den Kopf wild hin und her.

Alle waren in Alarmbereitschaft.

Ich spitze meine Ohren. Und dann hörte ich, neben Amandas, noch die Gedanken eines Mannes.

Angst durchzog mich – obwohl ich, als mächtigstes Wesen auf diesem Planeten, mich eigentlich nicht fürchten brauchte. Als ich die Worte in mich aufnahm kam neben der Angst, noch die Wut dazu.

Ohne daran zu denken, in welchem Umfeld ich mich befand, rannte ich los, wurde für alle unsichtbar. Es war mir egal, solange ich nur rechtzeitig da war.

//Schrei nur! Dir wird eh keiner mehr Helfen können! Gleich bist du stumm!//, vernahm ich die irren Gedanken und sah, wie durch seine Augen, auf das verängstigte Mädchen, dass zitternd auf dem Boden lag, hinab.

Ich beschleunigte meinen Lauf, blickte aus Amandas Augen in das Gesicht des Mannes, sah das blitzende Messer und wusste, dass ich zu spät war.

Ich war so nah!

Ich konnte durch das Dichte Blätterwerk der Bäume und Sträucher die schreckens Szene mit meinen normalen Augen sehen! Ich konnte das frische Blut riechen, so extrem, wie noch nie zuvor!

Und doch, war ich zu spät.
 

Als ich durch das Dickicht gesprungen kam, lautlos und unsichtbar, konnte ich Amandas Gedanken nicht mehr hören. Nur die des wahnsinnigen Mannes direkt vor mir vernahm ich noch.

Ohne darüber nachzudenken, sprang ich auf seinen Rücken und rammte meine giftigen Zähne in seine Kehle.

Das heiße Blut spritze und floss kräftig pumpend aus der Wunde. Ich konnte es riechen, sehen, schmecken.

Meine Gedanken wurden vom Geschmack benebelt – nicht ein Tier, was ich bis dato gerissen hatte, schmeckte so gut, wie ein Mensch!

Meine Sinne waren auf einmal schärfer als je zuvor.

Ich konnte hören wie in der entfernten Schule die Lehrer und Schüler aufgeregt von einem Ort zum anderen liefen, konnte hören was sie sagten und dachten, konnte sie beinahe schon sehen und riechen. Es war erstaunlich.

Unter meinem Gewicht strauchelte mein Opfer und fiel. Kurz ließ ich von ihm ab, nur um dann auf der anderen Seite noch einmal mit meinem Kiefer eine tiefe Wunde in seinen Hals zu schlitzen, um dann den letzten Rest des Lebenselixiers heraus zu saugen. Wie von selbst fanden meinen Lippen den Weg und bissen in das heiße Fleisch.

Es war zu schön, zu grausam, um wahr zu sein.

Was ich hier tat, verstieß gegen alle Gesetzte, die Carlisle für uns aufgestellt hatte. Doch es war mir egal – dem Blutrausch völlig verfallen konnte ich nicht anders, als zu trinken.

Erst als der letzte Tropfen meine Lippen benetzte ließ ich endgültig von ihm ab.

Der Mann war tot.

Und ich hatte ihn getötet.

Regungslos stand ich da und starrte auf das, was ich getan hatte. Ich hatte einen Menschen ermordet!

Der Nebel löste sich und meine Gedanken schlossen wieder zu mir auf.

Mir fiel ein, warum ich wie eine wilde Bestie auf den Mann losgegangen war. Warum ich ohne zu zögern, sein Blut getrunken und ihn somit dem Tode übergeben hatte.

Denn wenige Meter entfernt lag Amanda steif auf dem Boden.

Ihre vorher so blauen Augen starrten leer in den Himmel.

In ihrer Brust steckte das silberne Messer.

Um ihren Körper floss das dunkle Blut und färbte die ganze Szene in einen grauenvollen Ton.

Wäre ich jetzt nicht satt gewesen, ich hätte mich auf sie gestürzt und auch ihr Blut genommen.

Stattdessen war mir nach weinen zu mute.

Ich wusste, dass es meine Schuld war!

Meine Schuld, dass Amanda jetzt Tod war.

Wenn ich ihr heute Morgen nicht die kalte Schulter gezeigt hätte – was ich ja eigentlich bei jedem Menschen tat, nur damit sie mir, ihrer eigenen Sicherheitswillen, nicht zu Nahe kamen – dann wäre sie nicht heulend davon gerannt. Dann wäre sie niemals hier in den Wald und wäre ihrem Mörder nicht begegnet. Dann wäre sie jetzt noch am Leben.

Auf den Gedanken, dass es auch ihre Schuld war, weil sie ja nicht so hätte reagieren müssen, und vor allem seine, weil er so krank war und einfach eine Schülern ermordet, nur weil sie gerade da war, darauf kam ich nicht.

Für mich war in dem Moment die alleinige Schuld. für zwei Morde, bei mir.

Wäre ich schneller gewesen, hätte ich sofort reagiert, nur ein paar Sekunden eher, ich hätte die Schreckenstat vielleicht verhindern können.

Verhindern?!

Ja, warum eigentlich nicht!

Immer jagte ich Tiere, ernährte mich von ihnen, aber nie wurde ich richtig satt. Ich wollte kein Mörder sein. Mörder einer Art, der ich früher einmal angehört hatte. Nur deshalb trank ich kein Menschenblut.

Aber…

Dieser Mann hat einfach so ein Mädchen getötet! Wahrscheinlich hat er auch vorher schon Frauen und Kinder vergewaltigt und ermordet. Er war also kaum besser als ich. Er war kaum mehr menschlich.

Die Justiz tat nie viel, gegen diese Ungeheuer.

Warum also…

Wenn ich, als mächtigstes Wesen hier, für Gerechtigkeit sorgen würde und dabei vielleicht Menschen retten konnte…

Vielleicht würde Gott mir dann etwas Gnade entgegen bringen!

Ich würde Gutes Tun – den Menschen helfen!

Ich hatte mit meiner Tat einen Weg gefunden, wie ich sühnen und gleichzeitig meinen Durst stillen konnte.

Plötzlich vernahm ich Schritte.

Die Professoren und Schüler machten sich offenbar auf den Weg hier her – noch waren sie weit entfernt. Ich hatte Zeit.

Schnell schnappte ich mir das Messer aus der Brust des Mädchens und schlitzte damit über den Hals des Mannes, sodass meine Bisswunden nicht mehr sichtbar waren. Dann legte ich seine Hand um das Messer und führte es präzise wieder in das Loch ein.

Es schmerzte leicht, so etwas mit Amanda zu tun, doch ich konnte eh nichts mehr für sie tun! Also blieb mir nichts anderes übrig, als meine Spuren zu verwischen.

Es würde so aussehen, als hätten sie gerangelt und sie hätte ihm dabei in den Hals geschnitten. Er hat dann darauf das Messer in ihre Brust gestoßen.

Irgendwie raffiniert.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Menschen auf solch billige Tricks wirklich rein fielen. Aber die Bilder aus Fernsehen und Zeitung waren eindeutig – nie bemerkten sie den unterschied zwischen Mord und dem Angriff eines Vampirs!

Als das Bild in meinen Augen perfekt war, machte ich mich auf den Weg.

Ich rannte unsichtbar zurück zur Uni.

Natürlich kam ich an der suchenden Meute vorbei, die bald den schrecklichsten Fund ihres Lebens machen wird. Welch ein Jammer.

Mit meinen Ohren lauschte ich ihren Stimmen, mit meinen Augen fixierte ich das große Universitätsgebäude vor mir. Ich suchte die Räume ab, um fest zustellen, wer alles da geblieben war. Ohne große Mühe konnte ich die Krankenschwester erkennen.

Meine Heimfahrt war also gesichert.

Schnell machte ich mich auf den Weg zum Krankenzimmer. Die Tür öffnete sich, als ich gerade wieder sichtbar wurde und meine Gesichtszüge veränderte.

„Oh!“, stieß die junge Frau aus, als sie mich erblickte. „Mr. Cullen, was ist? Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte sie mich besorgt.

„Ich fühle mich nicht, dürfte ich vielleicht nach Hause fahren?“, säuselte ich mit kranker aber immer noch weicher Stimme.

Sie wurde rot, als sie meinen Ton vernahm. Eigentlich wollte ich gar nicht wissen, was in ihren Gedanken vor sich ging, aber ich kam mal wieder nicht drum herum es mir ansehen zu müssen.

Die Menschen waren echt naiv und leichtgläubig, und sehr leicht rum zu bekommen!

„Aber natürlich dürfen Sie fahren, Mr. Cullen. Ich bringe ihr Atest dann zum Direktor, in Ordnung?“

„Danke, dass ist wirklich lieb von Ihnen.“

Ich warf einen schnellen Blick in ihre Augen, um sicher zu gehen, dass meine Worte auch nicht ihr Ziel verfehlen. Ihre Gedanken schrieen mich förmlich an. Wenn ich noch ein Mensch gewesen wäre, ich wäre bestimmt auf ihre Gestiken, die sie mir gegenüber immer anwandte, angesprungen. Aber momentan, war es mir einfach vollkommen egal. Ich wollte nur weg, bevor jemand meine Veränderung bemerkt.

Wir gingen in entgegen gesetzte Richtungen davon. Als ich aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, wurde ich wieder unsichtbar.

Der Weg zu meinem Auto war kurz, doch trotzdem war ich froh, als ich das unangenehme Nass hinter mir lassen konnte. Nachdem ich meine Tasche auf den Rücksitz befördert hatte und den Gurt angelegt – Sicherheit geht vor, auch wenn ich keine brauchte – wagte ich einen vorsichtigen Blick in meinen Rückspiegel.

Eigentlich war ich ja drauf vorbereitet gewesen, dass ich mich bestimmt verändert hatte, doch mein Anblick schlug mir trotzdem heftig ins Gesicht.

Meine Wangen hatten einen leicht rosigen Farbton bekommen.

Meine Augen glühten mir blutrot entgegen.

Doch das schlimmste waren meine Gesichtszüge im Ganzen. Ich sah alt und jung zu gleich aus. Schön, aber vor allem furcht einflössend.

In den paar Sekunden, in denen ich das Blut getrunken hatte, war mein Gesicht so unmenschlich geworden, wie nie zuvor.

Wie würde wohl Carlisle darauf reagieren, oder Esme, wenn ich ihnen so gegenübertrat?

Ich atmete geräuschvoll aus.

Es blieb mir nichts anderes übrig, als das Gespräch über mich ergehen zu lassen.

Einerseits war ich so überzeugt von meiner Vorstellung Gutes zu tun. Andererseits wollte ich gerne meinem Vater, Mentor, Freund folgen, der mir doch mehr gegeben hatte, als ich eigentlich verdient hatte.

Doch es half alles nichts.

Ich hatte mich verändert – und das nicht nur Äußerlich.

Es war wie eine Besessenheit!

Ich hatte Menschenblut getrunken!

Ich war nun ein wirklicher Vampir!



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Kommentare zu dieser Fanfic (94)
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Von: abgemeldet
2009-03-20T00:08:06+00:00 20.03.2009 01:08
wow super klasse eine wirklich tolle Geschichte..
jedes Kapitel vliesend zu lesen und in einem sehr schönen Stil^^
eine tolle Idee über die Anfänge von Edwards leben als Vampier zu schreiben.
Ich hoffe du schreibst weiter gibt ja noch so einiges zu berichten*FG*

MFG
Von:  kleinYugi5000
2008-10-21T21:22:44+00:00 21.10.2008 23:22
cool..geniale story..dein Edward gefällt mir besser als der von SM, der ist nicht so schnulzig. Supper story weiter so...

sag mir bitte bescheid wenn es weiter geht

Deine Soph-chan
Von:  SilverReader
2008-03-10T13:16:47+00:00 10.03.2008 14:16
*streck*
*alles gelsen hat*
Ich finde deine Geschichte sehr gut
*smile*

Ich denke du hast Edward sehr gut hin bekommen, es gab höchstens 2 oder 3 Szenen die mir nicht gefallen haben XD
Der Rest war super ^^
Esme fand ich ein wenig... Nunja zu Mütterlich, aber Carliste war auch vollkommen toll ^^

Die Szene wo er dem kleinen Mädchen etwas kauft hat mir am besten gefallen.
Auch hat die Story voll das lustige Potential.

Ich wäre dafür du schreibst weiter.
*liebes Voldi grinsen aufsetz*
Büddeeee ^^
Von:  Monsterseifenblase
2008-01-31T20:01:29+00:00 31.01.2008 21:01
Da bin ich schon wieder;)
Das Kapitel war auch super...auch wenn es vielleichtein ziemlich großer Zufall ist das mit Amanda...aber dafür sind zufälle ja ad^^
Ich mag es auf jeden Fall und ich mag es auch, dass Edward sich seinen Fehler nicht eingestehen will...es passt in den jugendlichen und eingebildetten Edward, den du beschreibst^^
Alles in allem gefällt es mir also ziemilch gut, dass du deinem Character für Edward treu bleibst und ihn nicht von jetzt auf gleich ohne weiteren Grund veränderst^^

Sagst du mir bescheid wenns weitegehjt???
*büdde^^*
lg
Von:  Monsterseifenblase
2008-01-31T19:55:01+00:00 31.01.2008 20:55
Sooooooo...da bin ich wiederXD
Ich fand das Kapi super....vor allem weil edward so überheblich ist, dass zeigt irgendwie, dass er auch nicht immer derperfekte Gentleman war und das er sich seine art erst nach und nach angeignet hat...ich finds super, dass du ihn mal so darstellst^^
*zum nächsten Kapi flitzt*
Von: abgemeldet
2008-01-31T19:51:07+00:00 31.01.2008 20:51
Sooooo ^^
Ich habe jetzt die beiden neuen Kapitel gelesen und sie gefallen mir wie immer gut! Einfach nur genial. Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen und werde diese selbstverständlich auch lesen.
lg merique
Von:  Raviel
2008-01-31T16:31:42+00:00 31.01.2008 17:31
gute kapis (beide, ich lass nur beim zweiten nen kommi für alle beide da) schön geschrieben udn wirklich gute ideen! gefällt mir. hab mich sowieso gefreut, als es geheißen hatte, es gibt gleich zwei kapis! bin mal gespannt, was carlisle jetzt sagen wird udn esme. bis zum nächsten kapi. würd mich freuen, wenn ich wieder ne ens bekäme...
lg
phoenix
Von:  angeljaehyo
2008-01-31T14:18:36+00:00 31.01.2008 15:18
Suuuper :)
Ich mag ja die bösen Jungs... hihi.
Edward gefällt mir sehr in deiner Beschreibung! Es hätte echt alles so laufen können, wie du es beschreibst, so als Vorgeschichte zu Bis(s).
Ich weiß gar nicht, was ich sonst noch schreiben soll...
Alles toll gelungen^^
Freu mich schon auf Weiteres!
Su <33
Von:  angeljaehyo
2008-01-31T14:10:22+00:00 31.01.2008 15:10
diskrimienierung ist doch echt etwas schlimmes. xDD
hübscher cliff-hanger, ich schreib mal nicht mehr hier, weil ich gespannt auf's nächste bin, da kommt der ausführliche kommentar :)
nur: tolles kapitel!!
Von:  BLVCKMORAL
2008-01-31T08:14:57+00:00 31.01.2008 09:14
Woah die Stelle wo Edward so eingebildet war das passte voll zu dem auch wenn er mir in den Büchern nicht so vorkamm lol ich finde du hast das richtig toll gemacht also die Stelle da wie er dazu kam Verbrecher und sowas zu töten o__o ich glaube das Carlisle nicht so ausflippen wird xD ders immer so nett lol könnt mir niemals vorstellen dass der Edward böse ist oder sonst was :3 hoffe du schreibst schnell weiter ^o^

Aki ~


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