Rede!
Rede!
Es klatschte unheimlich laut und Sasukes Kopf drehte sich nach rechts. Sakura
hatte mit links zugeschlagen, obwohl sie ja eigentlich Rechtshändlerin war. Aber
diese hatte sie zu einer Faust geballt und sie zitterte.
"Was tust du hier?" fragte sie krächzend.
Sasuke sagte nichts. Er schaute sie nicht einmal an. Sein Kopf war von der
Ohrfeige immer noch leicht zur Seite geneigt. Langsam hob er diesen und blickte Sakura in die Augen. Sie erschrak. Sie waren rot und strahlten gleichzeitig eine Kälte, aber auch eine ungeheuere Wut aus. Das Sharingan.
Die junge Kunoichi wich ein paar Schritte zurück, doch dann fing sie sich. Sie kniff ihre Lippen aufeinander und stellte sich ihm aufrecht gegenüber. Aus welchem Grund
auch immer er gekommen war, sie brauchte sich keine Sorgen um sich selbst
machen. Wahrscheinlich bildete er sich ein, sie hätte die fünf Jahre, in denen sie sich nicht gesehen hatten, in Trauer verbracht. Aber da täuschte er sich.
Sie hatte trainiert bis zum Abwinken und war stärker geworden. Tsunade hatte sie das Kämpfen und den Umgang mit ihrer wirklichen Kraft gelehrt. Dadurch hatte sie an Selbstbewusstsein gewonnen und war zu einer so guten Medic-Nin herangewachsen, dass auch Tsunade ihr die Bestätigung gab, etwas geleistet zu haben. Wenn Sasuke glaubte, er könne sie so leicht besiegen, dann hatte er sich geschnitten.
Sasuke hatte sie beobachtet. Ihr Gesicht hatte mehrere verschiedene Emotionen
gezeigt, als er aus der Dunkelheit hervorgetreten war. Erst einmal Schreck,
dann waren ihre Gesichtszüge weicher geworden, aber sofort wieder hart.
Zugegeben sie hatte sich gut gemacht in den fünf Jahren. Er hatte nicht damit
gerechnet. Ihre hellrosa Haare waren länger geworden und sie hatte sie über
ihren Rücken zu einem Zopf zusammengeflochten. Offensichtlich war seine
damalige Teamkollegin nun Jou-Nin und abgesehen davon ja auch Medic-Nin. Genau
aus diesem Grund hatte er sich ja auch nach Konoha begeben.
Sakuras Züge hatten währenddessen einen nachdenklichen Ausdruck angenommen. Sie überlegte offensichtlich. Dann schritt sie einwenig näher an ihn heran.
>Jetzt<, dachte Sasuke. Jetzt würde sie ihm um den Hals fallen. Das war einfach
perfekt. Und außerdem so typisch Sakura. So konnte er sie in aller Ruhe
bewusstlos schlagen. So wie damals. Sie würde dies wahrscheinlich noch nicht
einmal bemerken, da sie sich unter Tränenkrämpfen an ihm festklammern würde.
Aber so kam es nicht.
Sakura holte aus und hatte ihm mit voller Wucht eine gescheuert. Ihre Lippen waren
auf einander gepresst und ihre Augenbrauen trotzig zusammengezogen. Sie schien
wütend zu sein. Er gab zu, dass er überrascht war. Sein Kopf kippte zur Seite und er spürte Wut in sich hoch steigen. Fühlte seine brennende Wange und den Schmerz. Fühlte ihre Wut und ihren Blick, mit dem sie ihn fixierte. Er konnte sie nicht sehen, da seine langen Haarstränen, die ihm vorne ins Gesicht gefallen waren, ihr Gesicht verdeckten.
Langsam hob er den Kopf. Sasuke merkte, wie sich die Wut in seinem Körper verteilte.
Jetzt konnte er sie sehen. Ihr Gesicht, ihre Augen, ihre Haare. Ihre Miene
wirkte sehr verängstigt. Was war los?! Ihre Augen weiteten sich erschrocken,
als er ihrem Blick direkt begegnete. Verstört stolperte sie einpaar Schritte rückwärts und starrte ihn an. Er verstand die Situation nicht, beobachtete sie aber weiterhin.
Anscheinend fing sich Sakura wieder, denn ihr Blick veränderte sich
schlagartig. Misstrauisch kniff sie die Augen zu Schlitzen zusammen. Ihre
Mundwinkel zuckten und bildeten ein Lächeln. Jetzt blickte er überhaupt nicht
mehr durch. Wie oft konnte dieses Mädchen eigentlich ihre Stimmung in einer Miute verändern, he?
Sakura lächelte. Fiel ihm echt nicht mehr ein, als die Sharingan zu aktivieren?! Er hatte keine Waffen bei sich oder hatte sie es geschafft ihn so zu überraschen, dass sein Körper von allein reagierte?
Nun denn, die junge Frau wollte sich mit schnellen Schritten nähern, um ihn
anzugreifen, doch Sasuke blockte. Er wich ihrem Angriff geschickt aus und
erschien hinter ihr.
"Verflixt, Sharingan!!", keuchte sie und wirbelte herum. Mit einem Kunai aus
ihrer Gürteltasche versuchte sie ihm in den Brustkorb zu stechen, doch er wich
abermals aus. Diesmal sprang er über sie, landete auf ihr und stieß sie
so zu Boden.
Wuchtig kamen beide auf dem Boden auf. Sasuke über ihr. Sie wand sich unter
ihm, versuchte sich aus seinem Griff zu befreien und sich wieder auf ihn zu
stürzen, doch er drückte sie unbarmherzig zu Boden.
"Lass mich los!!", keuchte sie.
"Nein.", sagte er.
"Verdammt, was soll das?! Was willst du hier?!"
"Rede schon!!", zischte sie fordernd.
"..." Er antwortete nicht und sah sich stattdessen um.
"REDE!!!", schrie sie.
Sasuke wandte ihr wieder sein Gesicht zu. Mist, warum musste sie so ein Drama
daraus machen?! Zugegeben, sie hatte sich verbessert, war schneller als früher.
Aber hinter ihm hinkte sie noch weit zurück. Sakura würde ihn kämpferisch
niemals einholen. Selbst wenn sie Tsunades Nachfolgende war, im Kampf nützte
ihr Medizin wenig.
Wie dem auch sei, er war nicht hier, um mit ihr zu kämpfen. Er musste sie
schleunigst entführen, damit er sich nicht unnötig Ärger von Orochimaru
einfing. Das war seine Aufgabe und diese würde er auch erfüllen.
Was Orochimaru mit Sakura machte, war ihm ziemlich egal. Junge Männer wie er
hatten besseres zu tun. Unter anderem z.B. für ihren Traum, den Sinn ihres
Lebens, zu kämpfen.
Wohlgemerkt, was war sein Traum?
>Ich muss Itachi töten!!!<, antwortete er sich innerlich selbst.
Richtig, das war sein Traum, sein Ziel, sein Sinn des Lebens. Und dafür
kämpfte er. Aber benötigte die Macht Orochimarus und für diesen war Sakura zuständig. Die ganze Scheiße bestand also letztendlich aus einem Teufelskreis.
"JETZT REDE ENDLICH!!!!!", brüllte Sakura und riss ihn aus seinen Gedanken.
Er grinste, jetzt würde er es sagen. Und es war ihm wirklich scheiß egal, ob
sie >nein< sagen würde. Ohne Umschweife würde er sie bewusstlos schlagen und
mitnehmen. Er öffnete den Mund und sprach aus, was Sakuras Leben
schlagartig verändern würde...
"Du musst mitkommen! Mit zu Orochimaru! Mit nach Oto!"