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Anime Evolution: Nami

Vierte Staffel
von

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Hatz

Prolog:

Ein Gedanke beschäftigte mich, und zwar derart intensiv, dass meine Hände klamm wurden: Wo um alles in der Welt, wo im gigantischen Innenraum der AURORA, wo in der riesigen Stadt Fushida City, wo, vom Serenity-Meer bis zu den kleinen Ortschaften, steckte diese verdammte Daimon?

Kuzo hatte gesagt, sie hätte mir Sphinx geschickt, eine ihrer Dai... Und seither hatte ich, nicht zuletzt durch ein paar Andeutungen meines Vaters, den Eindruck, dass sie der Sphinx der klassischen griechischen Sage sehr, sehr ähneln würde.

Ich sollte sie suchen gehen, hatte Vater gesagt. Zu Familie hatte sie eine besondere Resonanz, und ich und Yohko waren für sie Familie, denn Sphinx war die Schwester einer Frau, einer Dai, um genau zu sein, die sich vor ein paar Jahrhunderten in die Linie meiner Vorfahren eingeschlichen hatte. Nun, vielleicht war einschleichen ein falsches Wort, und zudem auch noch voreingenommen und fies. Aber es machte mir doch zu schaffen, dass ich nun wusste, das Dai-Blut in meinen Adern floss. Eigentlich waren alle Menschen, ob Daima, ob Daina, Nachfahren der Dai, also hätte dieser Gedanke irrelevant sein müssen. Doch das war er nicht, denn im Gegensatz zur Menschheit, war mein Schuss Dai relativ frisch.

Gewarnt hatte Vater mich. Sie hätte zuviel Energie, verlöre schnell das Interesse an einer Sache und spiele unbedacht wie ein Kind herum. Und das ich sie deshalb so schnell wie möglich einfangen müsste.

Ich fragte mich, wie ich das schaffen sollte. Okay, okay, man hatte mich seit ein paar Stunden zum Reyan Maxus erklärt, was immer das bedeuten sollte, was immer das hieß. Aber war ich deshalb gleich ein alles könnender, omnipotenter Gott? Immerhin war Prime Lighthing wieder auf seine alte Größe geschrumpft, oder?

Und warum eigentlich immer ich? Warum nicht mal Yohko, immerhin hatte sie die gleichen Gene wie... Okay, vielleicht doch nicht Yohko, immerhin war sie meine kleine Schwester, und die hatte ich schon einmal verloren. Ich hatte nicht vor, den Punktestand auf zwei oder sogar einen Hattrick zu bringen. Definitiv nicht. Aber es gab doch noch mehr Leute. Yoshi. Daisuke. Doitsu. Kenji. Alles Freunde von mir... Okay, auch DAS war also keine Option für mich, immerhin wollte ich auch meine Freunde beschützen. Eine Sache in dieser Welt war reichlich ungerecht. Entweder das Universum, das mir seit acht Jahren permanent übel mitspielte, oder meine innere Einstellung, die mich immer wieder zu diesen Wahnsinnstaten trieb.

Ich seufzte lange und schwer, hielt ein in meinem Schritt und starrte auf das Serenity-Meer hinaus, dessen Küste ich gerade absuchte. Warum eigentlich immer ich? Warum konnte ich mein KI benutzen? Warum hatte der Resonanztorpedo mir nichts anhaben können? Warum war mein Ich aus meinem Körper entfernt und entführt worden? Und warum hatte die Rückführung so problemlos geklappt? Warum... Ja, warum wurde ich immer und überall in die Anführerrolle gedrängt? Gut, gut, es war nicht so, als würde ich die Rolle nicht immer wieder ergreifen, weil ich Erfahrung darin hatte, anderen voran zu gehen. Aber warum tat es das ganze übrige Universum auch? Ich befehligte die Streitkräfte des Cores. Ich war Stellvertretender Intendent der Iovar. Ich war eine Zeitlang Executive Commander der Erde gewesen. Und einige bange Tage war ich der direkte Erbe des Hausvorsitzes der Familie Arogad gewesen. Abgesehen davon, dass ich eine beispiellose Allianz zwischen Daness und Arogad aufgebaut hatte. Letzteres übrigens, als ich schon nicht mehr in meinem Körper geweilt hatte und mindestens fünfzig Lichtjahre entfernt gewesen war.

Warum immer ich? War ich so süchtig nach Aufmerksamkeit, Bewunderung, Ruhm, Ehre und meinem Platz in der Geschichte, dass dies sogar die Individuen anderer Völker spürten und sie mich freiwillig beförderten? Oder gab es irgendwo in diesem oder einem anderen Universum einen Irren, einen Verrückten, ja, Wahnsinnigen, der sich mein Leben so ausgedacht hatte wie es jetzt war und ich diesen Gedanken einfach nur folgte? Das hätte doch was. Meine eigene, wahnsinnige, durchgeknallte Gottheit. Andererseits hätte ich sie dann gerne eingetauscht. Vielleicht ein Managerspiel. Gegen den Stress. So ein Ding mit Bällen, bei dem man einen Ball gegen eine Reihe anderer fallen ließ und man zusah, wie der äußerste Ball auf der anderen Seite hoch sprang. Ich seufzte wieder. Tief, lang und ehrlich gesagt etwas frustriert.

Zu diesen Gefühlen kam Irritation, als ich eine schmale Hand auf meinem Kopf fühlte. Ich sah zur Seite. Neben mir stand eine blonde junge Frau, die mich anlächelte und dabei die Augen beinahe ganz zugekniffen hatte. Sie war verdammt hübsch, ziemlich groß, und von der Natur großartig gesegnet worden – alles Hinweise darauf, dass mit ihrer Existenz ein Haken verbunden war.

„Es ist alles in Ordnung, Akira-chan“, sagte sie und lächelte noch ein wenig mehr. „Jeder von uns hat einmal eine Phase des Haderns und Zweifelns. Aber genau deshalb bin ich ja hier. Zugegeben nicht genau deshalb, aber unter anderem.“

Erschrocken sah ich die Frau an und begriff, in etwa auf die gleiche Weise wie das Managerspiel. Die Kugel mit dem Gedanken, der die Erkenntnis über ihre Identität transportierte, traf die anderen Gedanken in meinem Kopf, die im Moment ebenfalls Kugeln waren. Die Schockwelle der Erkenntnis fraß sich einmal durch alle Kugeln, ich meine Gedanken, nur um die gesamte Energie an die letzte Kugel weiterzugeben und sie hoch springen zu lassen. Im Klartext: Ich griff an den Kommunikator und öffnete eine Verbindung zur Poseidon-Station. „Otomo hier. Wir können die Suche einstellen.“

„Haben Sie Dai-Sphinx-sama gefunden, Sir?“

„So in etwa. Otomo Ende.“ Ich fragte mich einen Moment, ob es meinem Ruf sehr geschadet hätte, wenn ich zugegeben hätte, dass sie mich gefunden hatte.

„Hallo, Sphinx“, sagte ich mit dem Anflug eines Lächelns.

„Aber, aber. Begrüßt man so seine Großtante?“ Sie ließ von meinem Kopf ab, aber das war nur eine temporäre Atempause. Kurz darauf steckte ich in einer dicken Umarmung, und mein Gesicht wurde gegen ihren Busen gedrückt, während sie mit verzückter Stimme sagte: „Du bist so niedlich, Akira-chan. Ich könnte dich drücken und drücken und drücken...“

Das war der Beweis. Sie war definitiv Familie. Wenigstens wusste ich jetzt, von wem sich Sakura diese Marotte abgeschaut hatte. Ich würde ein ernstes Wort mit Cousinchen reden müssen. Falls ich diesen Griff überlebte.
 

1.

Mein bisheriges Leben in Worte zu fassen war schon immer schwierig gewesen. Aber im Moment erschien es mir so unmöglich wie lange zuvor nicht mehr. Was war ich? Wohin driftete ich? Warum war ich manchmal so herzerfrischend naiv, und bewegte dann wieder mit einem einzigen Gedanken ganze Welten?

Und warum driftete ich immer in den Mittelpunkt des Geschehens? Wenn ich es mir recht überlegte, gab es nur eine Zeit, in der ich nicht im Zentrum gestanden hatte, und das waren die wenigen Jahre nach meiner Entlassung aus dem medizinischen Biotank, bis zu jenem Moment in meinem Leben, in dem sich Dai-Kuzo, Vater und meine Großeltern dazu entschlossen hatten, mir eine Scharade vorzuspielen. Eine Scharade, die mein Interesse für die Welt wiedererwecken sollte. Die mich heilen sollte.

Ich war damals verletzt gewesen, teilweise meiner Erinnerung beraubt und mehr ein Schatten jenes jungen Burschen, den man damals Blue Lightning genannt hatte. Eine Lernmaschine, die sich grob an das erinnern konnte, was sie einst gewesen war und was sie erreicht hatte. Und die so viel wichtiges vergessen hatte, das es heute schmerzhaft für mich war, überhaupt daran zu denken.

Oh ja, ich hatte meine Opfer vergessen, all jene, die ich namenlos gestellt und getötet hatte, die meiner überlegenen Kriegskunst nicht gewachsen gewesen waren. An sie hatte ich mich später erinnert, und ich hatte die Schuld gespürt, die auf mir lastete, die zu mir zurück gekehrt war.

Aber auch die Erinnerung an meine Schwester war zurückgekommen, und das war ein kostbarer Schatz, der mir mehr wert war als viele andere Dinge in meinem Leben.

Dennoch. Ich hatte getötet. Oft, präzise und ohne jede Gnade. Damals hatte ich nicht verstanden, wieso Vater Tränen in den Augen gehabt hatte, als er mich als Dreizehnjährigen in die vielen Schlachten in der Welt entlassen hatte, hatte nicht verstanden, dass es meine Jugend war, die mich davor bewahrt hatte, angesichts meiner Opfer abzustumpfen oder zu verzweifeln. Damals hatte das alles für mich den Hauch eines Videospiels, in dem ich gut, sehr gut war. Opfer entschuldigte ich stets damit, dass die Kronosier angefangen hatten, dass auch auf unserer Seite tapfere Soldaten und viele Zivilisten starben. Zivilisten und Kameraden, die ich hatte beschützen wollen.

Erst als ich als Siebzehnjähriger wieder in einen Mecha geklettert war, hatte ich mir auch vor Augen geführt, das es nicht nur darum gehen durfte, jene zu retten, die auf „meiner“ Seite standen, das auch die Kronosier und ihrer menschlichen Söldner nicht „das Böse“ an sich waren, das man bedenkenlos auslöschen konnte, ohne Schuld zu empfinden.

Ich hatte erkennen müssen, dass es das Böse an sich nicht gab, dass kein Mensch vollkommen gut oder vollkommen böse war, dass jeder für sich sein Leben interpretierte und nach eigenen Wünschen und Möglichkeiten ausrichtete. Einige pervertierten, berauscht von der Macht, die sie in Händen hielten, oder stumpften einfach nur ab und versuchten zu erreichen was sie sich erträumten, wobei ihnen die Mittel oft genug egal waren.

Wieder andere taten was man ihnen auftrug, mit der tiefschürfenden Gewissheit, dass aufbegehren, dass Widerworte nicht mehr und nicht weniger einbrachten als den eigenen Tod. Alle diese Meinungen waren falsch und doch richtig.

Und ich? Wie passte ich in diese Gleichungen hinein? Das war die große Frage. Wieso war es mir nach einen Anschlag auf mein Leben in den Sinn gekommen, mich zurückzuziehen und vollkommen neu zu ordnen? Die Zeit, die ich auf dem Mond verbracht hatte, unter dem Namen John Takei, war mir kostbar gewesen. Und magisch war mir jener Moment erschienen, als Takei, ein Hawk-Pilot, der seine Gegner nicht tötete, weil er es einfach nicht nötig hatte, dadurch geehrt hatte, dass ihn jemand für besser als Blue Lightning eingestuft hatte. Wenn ich ernsthaft darüber nachdachte, hatte ich seit dem Zweiten Marsangriff kein lebendes Wesen mehr umgebracht. Und selbst in jener kurzen Zeit, als Aris, die Herrin des Paradies der Daina und Daima mich zum Oberkommandierenden gemacht hatte, hatte ich kein Leben eingefordert. Gewiss, indirekt hatte ich getötet. Durch meine untergebenen Hekatoncheiren, die auf meinen Befehl hin agiert hatten, durch meine Anhänger, die dem Prätendenten und mir gefolgt waren. Dadurch, dass ich zugelassen hatte, dass die Strafer der Götter die Dämonenwelt auf Iotan ausgelöscht hatten. Aber an meinen Händen klebte nur das Blut, das ich bis zum Ende der Zweiten Marsmission vergossen hatte. Und dabei zählte ich das Blut all jener unglücklichen Menschen mit, die meinem Aufruf gefolgt waren, um an meiner Seite zu kämpfen. Vor allem jene meiner Oberstufe, der Fushida. Ihnen zu Ehren hatte man auch die große Stadt im Innern der AURORA Fushida genannt, und jeder einzelne Tote lastete auf meiner Seele, so wie es die Verantwortung tat, die ich seither mit mir herum trug.

Was also war ich nun? Hatte ich, wie die Christen sagen, die Wandlung vom Saulus zum Paulus durchlitten, also eine absolut gegenteilige Position eingenommen als ich zuvor innehatte? Vom Mann, an dessen Händen das Blut ganzer Schiffsbesatzungen klebte zum überlegenen Superkrieger, der töten gar nicht nötig hatte?

Ich wusste, hätten Megumi, Joan oder einer meiner Jungs gewusst, mit welchen schweren Gedanken ich mich plagte, hätten sie sie mir entweder ausgeredet oder mich verprügelt. Oder beides, denn in ihrem Empfinden hatte ich weit mehr Leben gerettet als ausgelöscht. Und das zählte für sie. Dennoch, das war keine Ausrede. Das war keine Entschuldigung. Das war nicht Sinn der Sache gewesen.

War ich der Superkrieger schlechthin, oder folgten mit Tod, Pest, Hunger und Krieg auf dem Fuß, egal wohin ich trat? Und dann war da immer noch die größte meiner Ängste: Ich war ein Arogad, wenn ich mich auf mein Naguad-Erbe besann, ich war einer der Stellvertreter des Prätendenten, was mich in der Iovar-Hierarchie weit oben einordnete. Und ich befehligte die Streitkräfte des Cores. Und all jene Flotten und Armeen hatten ihre Geschichten, ihre Leichen im Keller. Warum fühlte ich mich dafür verantwortlich?

Vielleicht weil es einer musste. Vielleicht musste einer den Schmerz eines Menschen verstehen, dessen Angehöriger vom Core über Lorania getötet worden war, lange bevor ich das Militär übernommen hatte. Vielleicht musste es jemanden geben, über den man sagen konnte: Er ist ein Naguad, für ihn war die Zerstörung des Kaiserpalasts eine legitime Kriegslist. Was die Iovar daran hinderte, sich gegenseitig zu zerfleischen. Vielleicht taten sie es irgendwann mit mir. Falls sie es schafften.

Vielleicht musste es jemanden geben, der gesagt hat: Okay, die Kronosier haben uns übel mitgespielt. Aber wollen wir sie alle töten, bis zum letzten Kind? Lasst uns gute Gewinner sein, ihre Anführer angemessen bestrafen und wieder mit ihnen spielen.

Einer der sagte: Die Anelph haben uns den Core geschickt und uns mächtig Ärger gemacht. Wegen ihnen haben wir eine Fernexpedition ausgerüstet, und dabei sind Menschen gestorben. Aber das war es wert, auch wenn mich jeder Tote schmerzt, tief und ehrlich schmerzt.

Vielleicht weil einer eines Tages würde sagen müssen: Sorry, das war alles meine Schuld. Schreibt es so und nicht anders in den Geschichtsbüchern.

Und zu was machte mich das? Mich, Akira Otomo, den Naguad, den Menschen, den Daina, den Iovar?

Ehrlich gesagt nur zum Schüler. Und das meinte ich durchaus nicht zweideutig.

***

Es gab solche Zeiten. Ehrlich, nicht gelogen. Solche Zeiten, zwei Wörter, die ich mit einem dritten Wort verband: Traumhaft. Denn obwohl ich meine lästigen Pflichten der Divisionsführung durch einen gelungenen Kniff mittels einer Entführung meiner Verlobten aufs Auge hatte drücken können – ohne es geplant zu haben – und nicht zum Expeditionsleiter, sondern zum Eigentümer aufgestiegen war, hätte ich Zeit haben müssen. Aber als Top-Ass der AURORA, eigentlich der ganzen Menschheit war man eigentlich immer Soldat. Und das bedeutete für mich normalen Dienst, entweder in der Taktik-Zentrale Poseidon, die sich aus dem Serenity-Meer erhob, oder in meinem Daishi auf Patrouille.

Solche Zeiten, das war, wenn sich die AURORA im Sprung zwischen zwei Systemen befand. Diese dauerten im Schnitt zwei Wochen, und das bedeutete kein Alarm mehr, ergo keine Alarmbereitschaft. Mit drei Worten: Ein normales Leben. Und für mich die rare Chance, doch noch meinen Abschluss nachzuholen, nachdem mir der Core und seine Verbündeten über ein Jahr gestohlen hatten. Ich weiß nicht, wie viele Augen die Schulleitung zugedrückt hatte, um mich in meiner Klasse zu lassen, die natürlich mittlerweile im letzten Jahr war. Vielleicht hatten sie auch einfach nur Mitleid gehabt mit dem ältesten Abschlussschüler der AURORA. Vielleicht hatten sie Angst oder Respekt vor mir. Vielleicht hatte es ihnen auch jemand befohlen. Ich persönlich hätte mich eiskalt ins zweite Jahr zurückgestuft, Blue Lightning hin, Blue Lightning her.

Nun, es hatte seine Vorteile, dass das Rektorat nicht wie ich dachte. Einer von ihnen war, dass ich mit meinem alten Team Baseball spielen konnte.

Baseball war die beliebteste Sportart auf der AURORA. Danach kam Fußball, kurz hinten an Basketball. Mit letzteren beiden konnte ich nicht so gut, aber Baseball war mein Ding. Kleine, schnelle Dinge treffen und erwischen war genau meine Schiene. Und verdammt flink von A nach B kommen, ohne sich erwischen zu lassen, sowieso.
 

Natürlich war ich nicht mehr Team-Captain. Selbst Akira Otomo wurde so ein wichtiger Platz nicht ein Jahr lang freigehalten. Aber das machte mir nichts. Drittes Base und Cleanup-Hitter reichten mir völlig. Es machte Spaß auf dieser Position, und ich konnte mich endlich mal wieder verausgaben, ohne dass es gleich um Millionen oder Milliarden Leben ging – nur um ein paar AURORA-Mark, und das war vertretbar.

Es tat einfach mal gut, sich zu verausgaben. Das hatte ich lange genug nicht mehr gemacht, ohne tödliche Gefahr im Nacken zu spüren. Das einzige was hier tödlich enden konnte, war ein sehr, sehr, sehr unglücklicher Ball, der mich sehr, sehr, sehr ungewöhnlich traf – aber die Wahrscheinlichkeit dafür war geringer als zwei Sechser im Lotto auf dem selben Schein.

Als ich ans Schlagmal trat, meinetwegen Homebase für die Puristen, erwartete ich halb eine Alarmsirene, eine Lautsprecherdurchsage, die mich in den Hangar oder nach Poseidon rief, halb eine andere ähnlich geartete Unterbrechung, die mich daran hindern wollte, hier im siebten Inning, beim Stand fünf zu drei den Sack zu zu machen und die Parallelklasse gedemütigt heim zu schicken. Mein Leben war halt so. Und Ungewöhnliches war mein Täglich Brot. Aber merkwürdigerweise geschah nichts.
 

Als ich signalisierte, bereit zu sein, konzentrierte ich mich vollkommen auf den Ball. In den letzten Innings hatte der Pitcher mich entweder laufen lassen, indem er vier Ball geworfen hatte, also Bälle, die ich nicht hatte treffen können und als Fehler gewertet wurden, oder er hatte versucht, mich mit Sinkern auszupitchen. Das waren gemeingefährliche Würfe, die kurz vor meiner Strikezone absackten. Das machte es schwierig sie zu treffen. Bisher hatte er nicht versucht, mich mit Strikes auszuhebeln. Ein deutlicheres Anzeichen dafür, dass sie meine Schlagkraft fürchteten, gab es nicht, denn ein Ball, der in meine Trefferzone kam, hatte eine gute Chance, von mir bis in die Unendlichkeit gedroschen zu werden – oder zumindest, wenn es einigermaßen saß, bis ins Outer Field.

Irritiert sah ich einen Moment hinter mich. Dort stand nicht nur der Schiedsrichter hinter dem Catcher, sondern auch noch ein KI-Meister, der der Fairness halber sicherstellte, dass ich den Ball lediglich mit meiner Körperkraft in den Himmel schickte, nicht mit meinem KI, was sicherlich ein Loch in den Himmel gerissen hätte. Wie fies. Als wenn ich so etwas je vorgehabt hätte.

Ich stellte mich also auf Sinker ein, denn die Bande lag zurück, sie würden mir nicht ein Base schenken, geschweige denn riskieren, dass ich einen Homerun schlug und erneut punktete.

Umso mehr überraschte es mich, als der Ball ankam. Fastball! Ein gerader Wurf, verdammt schnell, der schneller im Handschuh des Catchers sein konnte als ich zwinkerte. Dennoch hieb ich danach, bekam den Ball zu fassen, aber nicht mittig genug. Er stieg in die Höhe und landete hinter mir im Fangnetz.

„FOUL!“

Mist. Aber ich hatte Kontakt gehabt. Etwas höher, und ich hätte ihn gut erwischt. Nichts gab einen so schönen Homerun ab wie ein gut getroffener Fastball. Meine Meinung.

Der zweite Pitch war diesmal der Sinker. Ich schlug danach, erwischte ihn aber nicht.

„STRIKE!“

Mist. Nach drei Strikes war ich draußen. Das wäre das zweite Out für meine Mannschaft, und bei drei verlor sie das Angriffsrecht und die Seiten wurden gewechselt.

Pitch drei war ein Ball, knapp außerhalb meiner Strikezone. Die Versuchung, umzugreifen und dennoch danach zu schlagen war übermächtig, aber ich bewegte den Schläger nicht.

„BALL!“

Ich lächelte dünn. Ein Strike, ein Ball. Bei vier Ball durfte ich aufs First Base aufrücken. Oder ich erwischte den Ball doch noch.

Kurz ging mein Blick über den Platz. Auf der Second Base war ein Runner. Unser Catcher hatte sich erst mit einem guten Schlag aufs First gebracht und danach bei meinem Vorgänger das Second Base gestohlen, also er war gelaufen, obwohl der Hitter den Ball nicht getroffen hatte. Das Base war dann erfolgreich gestohlen, wenn der Ball den Verteidiger der Second Base nicht vor ihm erreichte.

Vierter Pitch. Ein schön gerader Ball, der leicht seitlich driftete. Curveball. Verdammt, die wollten mich wirklich nicht zum Schlag kommen lassen. Ich hieb dennoch danach, bekam ihn mit der Spitze des Schlägers knapp zu fassen und drosch ihn nach links. Leider berührte er den Boden hinter der Linie, galt also nicht.

„FOUL!“

Fünfter Pitch. Für den Pitcher wurde es jetzt schon schwierig, immerhin hatte er schon sechs Innings geworfen. Nach einem langen Spiel merkte man es daran, dass die Würfe nicht mehr so akkurat saßen, dass der Fastball zum Slowball wurde. Mein Gegner hielt sich aber noch gut.

Wieder ein Sinker. Ich schlug nicht danach, weil er außerhalb meiner Strikezone war, aber der Schiedsrichter war da anderer Meinung.

„STRIKE!“

Ich runzelte die Stirn. Wo hatte der Mann seine Augen?

Sechster Pitch. Wenn es dem Pitcher gelang, mir noch einen Strike zu verpassen, war ich raus. Dann war es nur noch ein Out bis zum Seitenwechsel. Und mit fünf zu drei war die Führung denkbar knapp.

Wieder der Curveball, und meine Nerven waren blank. Ich hieb danach, drosch ordentlich hinter, aber wieder erwischte ich ihn nicht richtig. Auf der linken Seite ging er im Aus nieder.

Siebter Pitch. Wieder ein Sinker, wieder außerhalb meiner Strikezone, aber konnte ich dem Schiedsrichter noch vertrauen? Ich schlug danach... Und traf ihn nicht.

„STRIKE!“

Damit war ich raus. Frustriert zog ich den Helm vom Kopf und wankte zum Bunker zurück.

Ausgepitcht, weil der Schiedsrichter zu blind war.

Eine kräftige schaufelartige Pranke landete auf meiner Schulter, als ich mich wütend und gefrustet auf die Bank setzte. Kenji sah mich ernst an. „Es war nicht deine Schuld, Akira. Im nächsten Inning kriegst du schon noch deinen Homerun.“

Frustriert wollte ich aufbegehren, aber das hatte wohl wenig Sinn. „Ja, Coach“, sagte ich stattdessen mit resignierter Stimme. Damit gab sich mein Freund und Bataillonskommandeur des Fourth Head der Hekatoncheiren aber nicht zufrieden. Seine Hand ballte sich zur Faust und landete hart auf meiner Schulter. „Arme verschränkt, Blick zu Boden, die Welt und das Leben verfluchend, das ich einen solchen Akira Otomo mal erleben würde hätte ich nie gedacht. Streng dich mal ein wenig an. Vergiss nicht, mit dir steht und fällt das Team. Du bist Akira, verdammt! Du bist der große Held der meisten Schüler dieser Schule.“

„Ja, und das Feindbild der anderen“, knurrte ich wütend.

„Ach, darum geht es dir? Denkst du, nur weil dich eine Schülerbewegung zum Kriegstreiber erklärt und mehr Demokratie fordert, kannst du diese Daten auf die Erde übertragen und dir ein paar hundert Millionen Feinde andichten?"“Kenji Hazegawa sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. „Oder geht es dir zu glatt? Bist du mal wieder in der Stimmung, dich selbst für all die Toten zu beschuldigen, die wegen dir direkt oder indirekt ihre Leben verloren haben, und die Welt dafür zu verfluchen, dass sie es nicht für dich tut, dich beschuldigen?“

Entsetzt sah ich den Freund an. Dann ließ ich resignierend den Kopf hängen. „Ich vergesse immer wieder, wie gut du mich kennst, alter Junge.“ Ich stand auf und tätschelte ihm die Wange. „Danke, dass du mir ab und an den Kopf gerade rückst. Und danke, dass du Zeit aufgetan hast, um meine Mannschaft zu coachen. Gerade jetzt, wo...“

„Wo ich Emi am liebsten einsperren und anketten würde, damit ihr und dem Ungeborenen nichts passiert? Jeder braucht eine sinnvolle Betätigung. Und wenn ich hier den Baseball-Coach mime, dann steht sie weniger Sorgen um mich aus, als wenn ich eines von Doitsus Bataillonen ins Gefecht führe.“

„Verstehe“, murmelte ich.

Im Hintergrund schlug Ryu Kazama gerade einen Ball ins Rechte Feld, wurde am ersten Base gestoppt und brachte uns damit das dritte Out ein. Nun war Seitenwechsel angesagt. Ich ließ die Luft zischend durch meine Zähne entweichen. „Ryu, verdammt.“

„Er hat den Ball sauber erwischt, aber das Ding hatte einen verhängnisvollen Seitendrall, man könnte sagen ein schwacher Curveball“, kommentierte Kenji. „Deshalb ist er nicht in die Richtung gegangen, in die er sollte und wurde prompt gefangen. Mach ihm also keine Vorwürfe. Er hat es so schon schwer genug, Dai-chans Ansprüche für das Seventh Head-Bataillon zu erfüllen.“

Ich grinste dünn. Daisuke hatte neben seiner Aufgabe als Anführer der Kottos noch etliche Verpflichtungen als „Zivilverwalter“ und „privater Sicherheitsberater“ innerhalb der AURORA wahrzunehmen, deshalb lud er gerne und viel seiner Arbeit den Bataillonskommandeuren auf. Ryu, der mit uns als Kompanieführer bei der Zweiten Marsattacke dabei gewesen war und schon während meiner Auszeit, der unfreiwillig durch partielle Gehirnlöschung erzwungenen wohlgemerkt, als einer der ersten und damals sehr jungen Piloten in den Hekatoncheiren gedient hatte, war dabei sein bevorzugtes Opfer. Eigentlich eine logische Entscheidung, aber mich wunderte, dass der schlanke und intelligente Kazama einerseits den ganzen Ärger mit der Regimentsverwaltung auf sich nahm und andererseits mir nacheiferte, um seinen Abschluss nachzuholen. Wenigstens war ich auf diese Weise nicht der Älteste in der Klasse. Kazama hatte zwei Jahre mehr auf dem Buckel als ich.

Manche Leute, die die UEMF zu fassen bekam, ließ sie einfach nicht mehr los. Es gab einige wenige Ausnahmen wie mich oder Takashi, die ausgeschieden waren, aber wirklich gute Leute wurden immer irgendwann wieder mal involviert. Takashi führte mittlerweile wieder ein Bataillon, das Fifth Head. „Ryu geht seinen Weg. Wie wir alle. Die einen spektakulärer, die anderen stiller.“

„War das ein Seitenhieb in meine Richtung?“, fragte der Freund mit einem Grinsen. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da war er sich als reiner Stichwortgeber vorgekommen, als Nebenfigur in einem schlechten Roman. Aber seit er in der Romanze Kenji und Emi die männliche Hauptrolle spielte und für das Bühnenstück Familie Hazegawa ausgesucht worden war, hatte sich das gelegt. Der Ruhm, ein Bataillonskommandeur der Hekatoncheiren zu sein, half dabei sicherlich auch.

„Nicht mehr als sonst auch“, erwiderte ich schmunzelnd.

„Raus mit dir, du Stromer“, rief Kenji und tat als würde er nach mir treten. „Wir haben Seitenwechsel!“

Ich schnappte mir meinen Handschuh und folgte meinen Teamkameraden aufs Feld. Aber dort spürte ich schnell... Nun, eine Veränderung. Eine frappierende Veränderung. Diese Veränderung hatte einen Namen und diskutierte gerade energisch mit dem Schiedsrichter: Major zbV Cynthia Andrews, eine der geheimnisumwobensten und am seltesten auftretenden Spezialistinnen der gesamten United Earth Mecha Force. Oder wie man sie in ihrer eigenen Identität nannte: Dai-Sphinx-sama. Ich stöhnte unterdrückt auf, denn ich ahnte, worum es ihr ging.

***

Nach dem Spiel, das wir dankenswerterweise mit sechs zu fünf knapp gewonnen hatten, fing ich sie direkt ab.

Nun, die Zivilkleidung, die sie anstelle der eigentlich sehr schmuckvollen UEMF-Uniform trug, stand ihr hervorragend. Ich meine, wer stand denn nicht auf Minirock und makellose, lange Beine? In diesem Punkt erinnerte sie mich an Kitsune, aber Sphinx provozierte nicht so sehr, das machte schon das ärmellose Oberteil deutlich, das entgegen der Mode den Bauch bedeckte. Ihr kurzes blondes Haar hatte sie hoch gegelt, und ihre Augen waren blau – zumindest für ihre Rolle als Majorin. Mit überkreuzten Armen erwartete sie mich. Doch bevor ich sie zu Rede stellen konnte sagte sie: „Es tut mir Leid, Akira. Aber wenn es um dich geht, bricht einfach der Beschützerinstinkt bei mir durch. Und dieser Schiedsrichter war so verdammt blind, dass es ja schon in den Augen weh tat.“

„Zugegeben“, brummte ich. Ihren Beschützerinstinkt hatte ich schon mehrmals erlebt. Sie war eine ganze Ecke einnehmender als Kitsune – wo immer die Fuchsdämonin gerade das Universum unsicher machte – und extrem Liebesbedürftig. Ich hatte, seit sie über diese merkwürdigen, ominösen Lokk-Linien auf die AURORA gekommen war, bereits mehr als einmal in ihrer Umarmung festgesteckt. Die hatte sie eindeutig besser drauf als Sakura, und das war definitiv eine Leistung. „Und wir haben ja auch gewonnen.“

Ich ging an ihr vorbei, und sofort schloss sie sich mir an. „Ich bin nicht gekommen, um mich als deine Beschützerin aufzuspielen“, sagte sie schließlich. „Eigentlich wollte ich mir nur dein Spiel ansehen. Weißt du, ich darf mich viel zu selten im Universum austoben. Ich bin normalerweise essentiell, um die Daimon auf der Erde zu erhalten. Außerdem behauptet die Große Spinne immer, ich wäre zu ruppig, zu barsch und würde meiner Umgebung zuviel abverlangen.“

Kurz dachte ich an die alte griechische Legende des Monsters Sphinx, welches außerhalb der griechischen Stadt Theben lauerte, mit Löwenkörper, Flügeln und Frauenkopf, um jeden Reisenden, der ihr Rätsel nicht beantworten konnte, zu erwürgen und zu fressen. Das konnte definitiv darunter fallen, der Umgebung zuviel abzuverlangen.

„Ach, du denkst an die Geschichte mit dem Rätsel.“ Sie winkte großspurig ab. „Als wenn ich Menschen fressen würde! Nicht doch. Viel zu viel Fett und zu wenig Vitamine!“

Es kam nicht oft vor, das ich sprachlos, erschrocken oder schlicht und einfach nur entsetzt war – in diesem Moment war ich es.

Sphinx alias Cynthia Andrews brach in schallendes Gelächter aus, das schließlich darin gipfelte, dass sie sich auf meine Schulter stützen musste, um vor lauter Lachen nicht umzufallen. Dabei stammelte sie Worte wie: „Du hast es wirklich geglaubt! Wie kann man nur so naiv sein? Akira, du bist so ein Kind!“

Selbstredend gefiel mir beides nicht besonders. Wenngleich... Ihre Berührung hatte etwas Vertrautes, Beruhigendes.
 

Nachdem sich die mächtige Dai wieder beruhigt hatte, setzten wir unseren Weg fort. „Warum habe ich keine Erinnerung an dich? Sind wir uns nie begegnet?“, fragte ich, um einen Themenwechsel bemüht.

„Oh, wir sind uns begegnet, aber eher selten. Meistens, wenn ich die Daimon verlassen durfte, hatte ich keine Zeit, um dich und Yohko zu besuchen. Und irgendwann wart ihr zwei so alt geworden, dass es keinen Sinn mehr gemacht hätte. Es wären zu viele Fragen entstanden, und das wollten weder ich noch Eikichi. Helen war anderer Meinung, aber ich tendiere prinzipiell immer zu Eikichi.“

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Zu Eikichi? Haltet ihr Frauen nicht zusammen?“

„Wir lassen uns auch leicht von Macht verführen“, erwiderte sie mit einem verschmitzten Lächeln. „Und Eikichi ist ein in sich gefestigter, sehr mächtiger Mann. Aus dem gleichen Grund bist du auch mit Megumi zusammen, obwohl du ihr so oft und so sehr weh getan hast.“

„Weil ich mächtig bin?“, fragte ich peinlich berührt.

„Natürlich weil du mächtig bist. Oder glaubst du wirklich, Megumi würde dich einem strammen Burschen wie Mamoru Hatake vorziehen, wenn du nur ihr Sandkastenkumpel wärst?“

„Das ist ein Brocken, den ich erst verdauen muss“, gestand ich.

„Wobei Macht nicht bedeutet, dass du Anführer dieser Expedition bist. Ach nein, das bist du ja gar nicht, das ist Sakura. Oder dein Status als Chef der Hekatoncheiren. Stopp, stopp, das ist ja Megumi selber. Direkter Erbe des Hauses Arogad bist du auch nicht mehr...“ Sie sah mich aus großen Augen an. „Wozu bist du eigentlich gut, Akira Otomo?“

„Hey, bitte keine Tiefschläge“, erwiderte ich deprimiert.

„Du bist aber leicht aus der Fassung zu bringen. Bedeutet dir Macht etwa so viel? Hast du solche Angst, nicht mehr wichtig genug zu sein, wenn du keine Macht mehr hast? Sollte dich Kitsune deshalb trainieren? Hast du deshalb den Sprung zum Reyan Maxus gemacht?“ Sie schüttelte streng den Kopf. „Das ist nicht deine Macht, Akira. Das war sie auch nie. Egal was du bist, Eigentümer der Erde, Protektor des Kanto-Systems oder Stellvertreter des Prätendenten, das sind nur Titel, nur Namen. Deine Macht liegt darin, dass du dir diese Titel erarbeitet hast. Du hast sie nicht geschenkt bekommen. Du erreichst phantastische Dinge, weil du du bist. Das ist das Bemerkenswerte an dir. Deine Macht ist nicht die Zahl deiner Flotten als Anführer des Core-Militärs. Es ist dein Ich als Akira Otomo. Ein Ich, das dich immer und überall an die Spitze gebracht hat. Selbst jetzt, hier und heute, hier wo Megumi und Sakura deinen Job tun, hast du trotzdem Wesen um dich geschart, die dir einen Einfluss auf die Geschicke eines Sternenraums verleihen, der weit jenseits all dessen ist, was je existiert hat. Letztendlich ziehst du sie alle an wie das Licht die Motten. All jene die etwas bewahren wollen. Die etwas besser machen wollen. Die etwas bewirken wollen. Das ist deine Macht, und darum liebt Megumi dich.“

Das klang sehr viel besser und aufbauender. Aber anscheinend gönnte mir Sphinx das positive Gefühl nicht, denn sie fügte an: „Allerdings brauchst du noch eine sehr lange Zeit, bis du es mit deinem Vater aufnehmen kannst. Er ist mächtiger als du.“

Ich wollte aufbegehren, darauf hinweisen, dass Vater einst von Resonatortorpedo eingefroren gewesen war. Aber dann erkannte ich die Wahrheit dieser Worte. Konnte ich meinem alten Herrn nicht – hoffentlich noch nicht – das Wasser reichen? Bei all meinen Erfolgen, bei all meinen Erlebnissen, bei allem was rund um mich geschah und geschehen würde, musste ich dem Mann, der es schaffte, das Gewaltreich stabil zu halten, welches ich erschaffen hatte, ewig hinterherlaufen, ohne ihn je zu erreichen?

„Das ist auch der Grund, warum ich bei dir einen übergroßen Beschützerinstinkt entwickle, bei Eikichi aber eher das schutzsuchende Kätzchen bin“, sinnierte sie. „Er war schon immer mein Liebling, aber als er dann mächtiger wurde als ich, da...“ Sie seufzte schwer.

„Mächtiger als du?“, argwöhnte ich.

„Mächtiger als ich.“ Sie zuckte mit den Schultern. „So ist das Leben halt. Irgendwann habe ich mich ihm instinktiv untergeordnet.“

Als sie meinen irritierten Blick bemerkte lachte sie leise. „Man muss kein Reyan Maxus oder nur Reyan Oren werden, um besser zu sein als ich. Eikichi ist... Wahrscheinlich der Beste seiner Generation. Wenn es für ihn einst an der Zeit ist, wird er sicherlich zum Dai aufsteigen können, ohne den Umweg über den Reyan zu nehmen. Wenn er es überhaupt will.“

„Ich gehe einen Umweg?“, raunte ich misstrauisch.

„Nun ja, man kann es nicht wirklich einen Umweg nennen. Wir werden schon in Zukunft Reyan Oren und sicherlich auch mindestens einen Reyan Maxus brauchen. Aber das müssen wir auf uns zukommen lassen, Kleiner.“ Sie drückte mich seitlich an sich. Dabei legte sie ihren Kopf auf meine Schulter. Ein recht angenehmes und sehr vertrautes Gefühl. Irgendwie schien mein Kopf sich nicht an sie zu erinnern, aber mein Körper reagierte mit einem Schauder der Behaglichkeit und einem Gefühl absoluter Geborgenheit. Außerdem war die Aussicht, dass Vater besser war als ich, dass ich ein Ziel bekam, enorm. Wer wollte nicht seinen eigenen Vater übertreffen? Wer wollte sich nicht an ihm wetzen und beweisen? Und wenn er immer noch besser war als ich – etwas, was ich arroganterweise nicht mehr geglaubt hatte, seit er von Resonatorfeld eingefroren worden war – dann spornte mich das an. Verdammt sogar.

„Ich glaube, ich lasse euch dann mal allein. Außerdem habe ich noch einen Termin mit Sakura und Joan. Wir müssen unsere zukünftigen Kompetenzen besprechen, wenn ich die AURORA effektiv beschützen soll.“

„Euch allein lassen? Was meinst du damit?“ Zu spät, sie war bereits verschwunden.

„Akira, hast du Zeit?“, klang eine bekannte Stimme hinter mir auf.

Ich wandte mich um. „Natürlich, Herrin des Paradies.“
 

„Ich habe die Kriegsflotten aus der Logodoboro-Mark zurückgezogen. Im Moment fliegen sie einen gemeinsamen Treffpunkt an, den wir eine Woche nach der letzten Einheit erreichen werden. Die Schiffe werden für einen erhöhten Schutz der AURORA und damit für den Core sorgen“, referierte ich, während ich neben Aris durch eine belebte Einkaufsstraße schritt.

Seit die Herrin des Paradies der Daina und Daima gelernt hatte, einen KI-Container für ihr Bewusstsein zu erschaffen, wanderte sie oft und gerne durch Fushida City. Dort gab es tausende neuer Erlebnisse für sie, die sie so im Core niemals gehabt hätte. Sie konnte essen und trinken, schlafen und träumen, und allein das war für jemanden, der aus den Bewusstseinssplittern eines jeden Bewohners des Paradieses erschaffen worden war, beinahe schon wie eine Wendung des Schicksals.

„Deshalb bin ich nicht hier, Akira.“ Sie deutete auf ein paar Tische, die vor einem Restaurant auf der Straße aufgebaut waren. „Die servieren italienisch? Das habe ich bisher noch nicht probiert.“

„Ich lade dich ein.“ Hm, ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir von der Schule aus in die Innenstadt gegangen waren. Und ich hatte nicht gemerkt, dass uns unser Weg ausgerechnet zu Ginas Restaurant gebracht hatte. Warum nicht, hier hatte ich noch nie gegessen. Außerdem wurde es sicherlich Zeit, dass ich mich bei der quirligen Argentinierin mit den italienischen Vorfahren für so viele Dinge bedankte. Für sehr viele. Sie hatte viel erleiden, durchmachen, ertragen müssen, aber aufgegeben hatte sie auch nie. Eigentlich war sie Mamorus direkte Freundin, doch war sie nach und nach immer wichtiger für uns alle geworden. Nachdem sie eine Zeitlang die zur Mörderin ausgebildete KI-Agentin Corinne Vaslot in sich getragen hatte, auf mich gehetzt von den Resten dessen, was einmal als Legat den Mars beherrscht hatte, und nachdem sie die Geheimagentin Ai Yamagata auf ungewöhnliche und spektakuläre Weise ebenfalls geradezu absorbiert hatte, war ihr Leben extrem turbulent geworden. Corinne war verschollen, wie ich wusste. Wieder in ihrem eigenen Körper, aber ihr Aufenthaltsort war unbekannt, obwohl der Geheimdienst der UEMF sein Bestes gab, um sie zu finden. Aber auf einer Erde, auf der sich einige mächtige Staaten im offenen Krieg mit der UEMF befanden, gestaltete sich eine effektive Suche als schwierig. Ich konnte nur hoffen, dass es ihr gut ging.

Ach ja, bei dem Gedanken fiel mir ein, dass wir eine Handvoll der KI-Agenten, die auf meinen Tod angesetzt gewesen waren, bis heute nicht entlarvt hatten. Das würde sich für die Zukunft sicher als unvorteilhaft herausstellen.

Ai befand sich auch wieder in ihrem Körper und war gerade mit ihrem Freund und meinem ehemaligen Hassgegner Henry Taylor auf Erkundungsmission im Paradies.

Aber das Wissen der beiden war von Gina vollkommen assimiliert worden. Fit war sie schon immer gewesen, doch mit dem Wissen einer perfekt ausgebildeten Assasinin und einer der besten Personenschützerinnen der UEMF war sie erneut um etliches gewachsen. Als eine von wenigen Menschen an Bord trug ihre Akte den zbV-Hinweis – Zur besonderen Verwendung. Das machte sie zum Mitglied der UEMF, aber sie wurde nur auf besonders heikle oder komplexe Aufträge angesetzt, die ein Geringerer als sie nie bewältigen konnte. Den letzten Berichten zufolge arbeitete sie viel mit Doitsu und seinem „Dienstleistungsgewerbe“ zusammen. Mit durchschlagendem Erfolg. Das alles klang natürlich positiv, nicht zuletzt die Tatsache, dass sie ein eigenes, erfolgreiches Restaurant betrieb. Aber deshalb hatte trotzdem weit mehr erleben müssen als die meisten anderen Menschen an Bord. Ihre Standhaftigkeit war Vorbild für uns alle. Alleine dafür hätte ich ihr danken müssen.

Und für die Tatsache, dass sie zweimal die Woche Laysan auf einen Eisbecher einlud und mit ihm Hausaufgaben machte.
 

Als wir Platz nahmen, war die Überraschung für die Kellner natürlich groß, es gab keinerlei Zweifel daran, dass sie mich trotz meiner Schuluniform sofort erkannten. Auch wenn ich eitel klang, man hätte meine Bekanntheit nicht einmal mehr damit steigern können, wenn man haushohe Portraits von mir aufgehängt hätte. Es gab eben nur einen Blue Lightning, und zu dessen Rettung war die gesamte Expedition überhaupt erst aufgebrochen. Somit dauerte es nicht lange, bis Gina persönlich am Tisch stand. „Oh, welche große Ehre. Der legendäre Akira Otomo besucht mein Lokal, und in seiner Begleitung befindet sich die Herrin des Paradies der Daima und Daina. Ihr seht mich schwer beeindruckt.“

„Ich sehe mich einem gewissen Spott ausgesetzt, Gina“, tadelte ich.

Die junge Frau winkte burschikos ab und klopfte mir auf die Schulter. „Da stehst du doch drüber, Akira. Außerdem sind alle meine Witzeleien über dich liebevoll, das weißt du doch.“

Ich runzelte die Stirn. „Liebevoll? Dann möchte ich dich nicht erleben, wenn du jemanden hasst.“

Die Herrin des Paradies hustete erschrocken.

Gina hob eine Braue. „Hm? Keine Sorge, Aris vom Core, ich hasse dich nicht. Obwohl wir Menschen ja allen Grund dazu hätten, wenn man einmal unsere Geschichte bedenkt. Wir hatten oft genug Scherereien wegen dem Core, ebenso unsere Verbündeten. Aber jetzt wo ihr großartigerweise ebenfalls Mitglied in der Familie jener seid, die Akira folgen, ist das vergeben und vergessen.“

„Ich folge ihr nicht. Ich bin nur ihr Befehlshaber“, korrigierte ich.

Worauf Aris wieder erschrocken zu husten begann.

„Ha“, meinte Gina und grinste breit. „Wollt ihr die Karten?“

„Die Karten wären nett. Aber zuerst hätte ich gerne was zu trinken. Ich komme frisch vom Sport.“

„Elektrolytische Drinks sind im Eisschrank im Lokal, Akira“, erwiderte Gina und deutete mit den Daumen auf die Eingangstür.

Ich war nie besonders faul oder verwöhnt gewesen, deshalb erhob ich mich und wollte schon selbst gehen, aber zwei kräftige Frauenhände drückten mich wieder in den Sitz.

„Das war doch nur ein Witz! Bleibe schön sitzen. Natürlich hole ich dir deinen Drink, Akira. Wo kommen wir denn da sonst hin, wenn Akira Otomo ins Lokal, ich meine, für ein wenig Flüssigkeit selbst gehen muss?“

„Es macht mir aber nichts aus“, erwiderte ich und machte wieder Anstalten aufzustehen.

„Es wäre aber sehr schlecht für mein Image, wenn sich Akira Otomo selbst bedienen muss! Lass nur sein, Aki-chan, ich bringe dir schon einen!“

„Also, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du versuchst mich davon abzuhalten, den Laden zu betreten.“ Argwöhnisch musterte ich die junge Frau.

„Himmel, warum sollte ich denn DAS tun wollen, Akira Otomo?“

„Oder jemanden warnen“, murmelte ich, erhob mich und unterlief Ginas Versuch, mich wieder in den Sitz zu drücken. Mit zwei schnellen Schritten war ich im Lokal – und erstarrte.

Es war nicht wirklich überraschend, hier auf Megumi Uno zu treffen, nebenbei meine Verlobte, aber zwei Dinge überraschten mich doch bei diesem Anblick. Erst einmal die gut dreißig Leute beiderlei Geschlechts und verschiedenen Alters, die sie regelrecht belagerten und den Geräuschpegel beachtlich in die Höhe trieben. Und dann war da noch die Tatsache, dass Megumi Autogramme gab. Das alleine war noch nicht spektakulär, allerdings schrieb sie diese Autogramme in gedruckte Exemplare des FMtE-Zyklus, jene Buchreihe, die unsere Erlebnisse während des zweiten Angriffs auf den Mars in prosaischer Form umgesetzt hatte.

FMtE, ausgesprochen auf englisch From Mars to Eternity, erfreute sich einer sehr großen Beliebtheit, und sowohl über FMtE als auch den Nachfolger FMtE:AURORA existierte eine Anime-Serie, die ich teilweise noch gar nicht hatte sehen können, weil mich das Schicksal ins Universum verschlagen hatte.

Es dauerte ein paar Sekunden, ziemlich lange Sekunden, aber dann machte es laut und vernehmlich Klick, und ich wusste wer sich hinter dem Pseudonym Ricarda Sounders verbarg: ausgerechnet meine Megumi.

Eine Sekunde später wurde ich bemerkt und erkannt. Das Ergebnis war erschrockenes Geraune und kurz darauf ein respektvoller Applaus von dreißig Personen.

Das irritierte mich für einen Moment, und verlegen legte ich eine Hand in den Nacken. Eine wirklich schlechte Angewohnheit, aber schließlich hatte jeder seine Macken. Warum also nicht auch Blue Lightning?

Unter dem Applaus ging ich an den Tisch. „Du hast die Dinger geschrieben“, sagte ich. Es war keine Frage, keine Spekulation. So wie ich es gesagt hatte, musste es Realität sein.

Und es wurde Realität, als Megumi betreten nickte.

„Das freut mich. Ich habe die Bücher eigentlich immer ganz gerne gelesen. Aber es wundert mich, dass du nie nach meiner Hilfe gefragt hast.“

„Wie hätte ich dich denn um deine Hilfe bitten können? Du hast dich doch auf dem Mond versteckt“, erwiderte sie vorwurfsvoll.

Autsch, wären die Worte ein Raubtiergebiss und der Tonfall eine Aktion gewesen, hätte ich nun einen Arm weniger.

„Außerdem“, sagte sie verlegen und sah zur Seite, „kann ich dich als Kritiker nicht gebrauchen. Du bist so verdammt hart, wenn du Texte korrigierst. Mein Selbstvertrauen hätte es nicht verkraftet, wenn du Fehler in meiner Arbeit gefunden hättest.“

Ich sah sie erstaunt an. „Bin ich so schlimm?“

„Erinnerst du dich an den Aufsatz, bei dem ich dich um Rat gefragt habe?“ Nervös strich sie sich eine Strähne aus der Stirn. „Das war glatter Mord.“

Ich schluckte hart, denn an diese Szene konnte ich mich plötzlich sehr gut erinnern. „Gut, gut, vielleicht habe ich da... Etwas harsch reagiert. Aber du hast eine gute Zensur für deinen Aufsatz bekommen.“

„Du hast eine gute Zensur bekommen. Nach deiner Korrektur war von meinem Aufsatz nichts mehr übrig“, erwiderte sie. „Und das sollte mir bei diesem Projekt nicht im Wege stehen, verstehst du?“

„Ich habe mich nicht wirklich beschwert. Außerdem sind die Texte gut geschrieben und lektoriert. Du hast doch nicht selbst lektoriert?“

„Ich...Habe Hilfe.“

„So, so. Wer liest denn für dich Korrektur? Sakura? Akane? Mako?“

„Yoshi.“

Ich riss die Augen auf. „Was, bitte?“

„Du hast schon richtig gehört. Yoshi Futabe ist mein Lektor. Du bist nicht der einzige Mensch in diesem Universum mit überraschenden Fähigkeiten.“

„Und anscheinend ist er darin ziemlich gut. Zumindest besser als ich.“

„Das stimmt leider. Und er ist erheblich nervenschonender als du.“

„Das muss ich wohl so hinnehmen. Immerhin ist es dein Text, und du kannst dir aussuchen, mit wem du arbeiten willst.“

Megumi sah mich erleichtert an. „Schön, dass du es so siehst, Schatz.“

„Aber...“, wandte ich ein.

„Aber?“, fragte sie vorsichtig.

„Aber ich kriege von dir für jedes Buch in meiner Sammlung ein Autogramm. Mit Widmung.“

Sie atmete erleichtert aus. „Darüber lässt sich reden, Akira. Übrigens, wie hast du mich hier entdecken können? Das Treffen ist geheim und nur eine Handvoll Leute wissen überhaupt über das Losverfahren für meine treuesten Leser.“

„Ich bin mit der Herrin des Paradies hier und... Ach, verdammt, Aris! Ich bin draußen. Vergiss die Widmungen nicht!“ Kurz sah ich in die Runde. „Die treuesten Leser, hm? Geschmack habt ihr ja, das muss ich zugeben.“

Gelächter der Gäste antwortete mir.
 

Als ich wieder vor die Tür kam, schmökerte Aris bereits in der Karte. „Was war denn?“

„Nichts besonderes. Megumi gibt nur eine Autogrammstunde.“

„Oh. Kriege ich auch eins?“, fragte sie und sah mich über den Rand der Speisekarte hinweg an.

„Darüber lässt sich reden. Wenn du aufisst“, scherzte ich.

***

„Entschuldigt bitte wenn ihr warten musstet“, sagte Maltran Choaster, mein Stellvertreter und setzte sich zu mir und Aris an den Tisch.

„Es ist schön dich zu sehen, Maltran, aber wie hast du uns gefunden?“

Der Core-Offizier zog irritiert beide Augenbrauen hoch. „Die Herrin hat mich herbeordert. Weißt du nichts davon?“

„Nein, und ich glaube, ab jetzt wird es interessant.“ Auffordernd sah ich Aris, die Nachfolgerin der getöteten Kiali an.

„Ich glaube, ich probiere die Pizza Hawaii“, murmelte die Herrin und versteckte sich hinter ihrer Speisekarte.

„Aris“, mahnte ich. „Irgendetwas großes geht gerade vor. Sich davor verstecken nützt überhaupt nichts.“

„Es ist nichts! Nur...“ Sie legte die Karte beiseite. „Maltran, wie ist die Stimmung in der Flotte?“

„Sie könnte besser sein, Herrin. Viele Offiziere sind der Meinung, dass wir mit der Evakuierung der Zivilisation etwas aufgegeben haben, was noch immer uns gehören könnte. Einige denken auch offen über eine weitere Zusammenarbeit mit den Göttern nach, aber sie sind eine verschwindend kleine Minderheit. Doch die meisten stehen hinter Akira und seinen Erfolgen der letzten Zeit. Vor allem jene, die mittlerweile unter Yuna Lencis´ Kommando dienen, sind von der neuen Strategie überzeugt.“ Maltran sah mich mit deutlichen Anzeichen der Verehrung an. „Du hast einen guten Job gemacht, Akira.“

„Ich habe einfach nur gute Leute“, wiegelte ich ab und dachte dabei an einige exotischere Vertreter meines Stabes. Viele, längst nicht alle jene Offiziere, die mit mir gearbeitet hatten als ich offiziell Lordgeneral des Intendenten gewesen war, waren mir an Bord der AURORA gefolgt und dienten nun wie Maltran Choaster als Verbindungsoffiziere auf POSEIDON, der Insel im Serenity-Meer, unserem Flottenhauptquartier.

„Die du exzellent führst“, fügte Maltran hinzu.

Aris seufzte erleichtert. „Dann ist es ja gut. Ich habe euch beide gerufen, um euch meine Entscheidung mitzuteilen, und eure offenen Worte haben mir gezeigt, dass es gut sein wird.“ Sie sah kurz zu Boden und danach wieder auf. Dabei bekam ihr Blick Feuer. „Kialis Tod ist mir sehr nahe gegangen. Sie hatte doch versprochen, noch länger für uns zu leben. Und nun hat sie sich geopfert. Sie... Sie hat immer nur gedient. Ich meine, sie hat Kriege geführt, unter anderem den Krieg gegen die Erde und die Daimon, die wir dort immer vermutet haben. Sie hat damit ihre Pflicht erfüllt, nach bestem Wissen und Gewissen, denn sonst wären wir vermutlich von den Göttern ausgelöscht worden. Aber sie hat sich nie wirklich selbst gefunden.“ Verzweifelt sah sie uns beide an, bevor ihr Blick wieder zu Boden ging. „Ich habe mich dazu entschlossen, den Namen, den du mir gegeben hast, Akira, fortan als Nachnamen zu betrachten. Und ich habe mir selbstständig einen eigenen Vornamen ausgesucht.“

„Das ist ein beachtlicher Schritt“, sagte ich beeindruckt.

„Sag es doch richtig. Das ist ein beachtlicher Schritt für jemanden, der nur aus den unzähligen AO-Splittern aller Bewohner des Paradies besteht“, sagte sie mit Bitterkeit in der Stimme. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal etwas anderes kennenlernen würde als das Paradies, und jetzt wo ich es doch gesehen habe, die Welt draußen, da... Da will ich nicht zurück. Nicht sofort zumindest.“ Sie sah mich an, und wieder war da dieses Feuer. „Akira Otomo. Mit sofortiger Wirkung ernenne ich dich zum Regenten der Core-Zivilisation. Du wirst ab jetzt ihr kommissarischer Führer sein. Maltran, du wirst an seiner Stelle den Oberbefehl über die Streitkräfte übernehmen.“

„Aris, Moment mal, ich bitte dich, ich...“

„Ich denke wirklich, dass es das richtige Zeichen für unsere Verbündeten ist, wenn ich dem Lordgeneral die Exekutivgewalt über all das gebe, was die Core-Zivilisation ausmacht. Und es ist nur recht und billig, immerhin hast du uns zu Flüchtlingen gemacht. Nun bring die Sache auch zu Ende. Ich für meinen Teil..."

„Lass mich raten. Du hast so viel Spaß an deinem KI-Container, dass du dich entschlossen hast, fortan ein normales Leben in der Realität zu führen“, brummte ich sarkastisch.

„Ja. Nein. Doch. Eigentlich... Ich will schon mehr Zeit in der Realität verbringen. Und ich will zur Schule gehen und viele weitere Menschen kennenlernen. Ich will mehr schmecken, mehr riechen, mehr sehen und mehr fühlen, vom hören ganz zu schweigen. Ich will selbstständiger werden. Ich will das was ich hier kennen gelernt habe auskosten, weil ich denke, dass es genau das ist, was Kiali gefehlt hat. Was dem Core gefehlt hat. Ich werde auf deine Schule gehen, Akira. Und ich werde dieses Universum, in dem wir existieren besser verstehen lernen. Außerdem, je weniger ich mich in den nächsten Wochen zeige, desto weniger kann ich gezwungen werden, deine Politik zu sabotieren. Ob gewollt oder nicht. Ich lege den ganzen Core vertrauensvoll in deine Hände. Ich wünschte nur, Kiali wäre schon vor mir auf diese Erkenntnis gekommen und hätte sie früher angewendet.“

Die Herrin des Paradies erhob sich. „Das wollte ich dir sagen. Ich habe jetzt einen Termin für den Eignungstest, und danach besichtige ich eine freie Wohnung in der Nähe der Schule. Es tut mir Leid, dass ich damit so über euch herfalle, aber ich bin der festen Meinung, dass ich das für den Core genauso tue wie für mich. Aber ich werde mich nicht völlig isolieren, Akira.“

Ich nickte ihr zu. „Ich hatte erwartet, dass du, als körperlos entstandenes Wesen, an der Körperlichkeit Gefallen finden würdest. Aber... Ich habe nicht geglaubt, dass du einen so radikalen Schritt vollziehen würdest. Du wirst immer für mich erreichbar sein müssen.“

Der jungen Frau standen Tränen in den Augen. „Danke, Akira.“

„Und du musst uns noch den Vornamen verraten, den du dir ausgesucht hast“, sagte ich mit einem Lächeln.

„Chausiku“, sagte sie leise, fast flüsternd. Dann neigte sie das Haupt vor uns und ging. So einfach konnte es sein, die ganze Verantwortung auf dich abzuwälzen.

„Sei froh“, murmelte Maltran. „Einer weniger, der den Vornamen Aris trägt. Das macht die Geschichte wieder überschaubarer.“

„Spötter“, erwiderte ich und klopfte ihm auf den Oberarm.

„Ach ja, bevor ich es vergesse: Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, Regent.“

„Ich bin nicht so sicher, ob man mir dazu gratulieren sollte“, erwiderte ich mit einem bärbeißigen Lächeln. „Bleibst du auf ne Pizza? Ich bezahle.“

Eifrig griff Maltran Choaster nach der Karte. „Du lädst mich ein? Na, da sage ich doch danke.“
 

2.

In einer Daimon eingeschlossen... Nachdenklich rieb sich Eikichi Otomo seinen Kinnbart. Es war ein merkwürdiges Gefühl, in dieser Hülle gefangen zu sein, die den ganzen Planeten umspannte. Die Daimon versprach absolute Sicherheit, wobei das absolut mit einigen beträchtlichen Einschränkungen verbunden war. Es war die größte Daimon, die jemals erschaffen worden war, und sechs Milliarden Menschen sorgten mit ihren KI dafür, dass sie stand hielt. Und der Countdown, wann diese KI-Entnahme den ersten Menschen schaden würde, stand auch schon fest. Nur acht Monate, und sie würden Tote zu beklagen haben. Einen Monat darauf begann das große Sterben. Aber das galt nur, wenn die Daimon tatsächlich so lange hielt. Sie hatten vorher immer noch die Möglichkeit, von Götterschiffen vernichtet zu werden oder das Dai-Kuzo-sama die Daimon willentlich auflöste.

Zwei ähnliche, aber wesentlich kleinere Daimon umhüllten Mars und Mond, und zwischen den Daimons bestanden Verbindungstunnel, dem Sprungwurmlöchern ihrer Schiffe nicht unähnlich. Darüberhinaus existierten Tore in den Freien Weltraum, schwer bewachte Portale für die Schiffe, die „draußen“ operierten und jederzeit geschlossen werden konnten. All dies geschah, um die Urheimat aller Dai zu beschützen und damit sechs Millionen Daina am Leben zu erhalten.

Eikichi fragte sich für einen Moment verzweifelt, was wohl die bessere Wahl war: Die Menschen in den Daimon auszehren zu lassen oder die Barriere abzuschalten und den schnellen Tod durch die Waffen der Strafer zu suchen? Vielleicht gelang ein paar Zehntausenden auch die Flucht an Bord der Schiffe. Zumindest auf jenen, die nicht von den Strafern abgeschossen wurden. Aber das galt, den Dai sei es gedankt, nur für den schlimmsten Fall. Der Plan, der große Plan sah vor, die Daimon so lange zu erhalten, bis die AURORA über Terra eintraf. Mit ihr, den neu hinzugekommenen Core-Schiffen – falls es gelang, sie permanent auf terranische Seite zu ziehen - und den Naguad-Schiffen, die vom Mars, der neuen Sektoren-Admiralität unter Torum Acati kommandiert wurden, hatten sie dann zusammen mit den Erdstreitkräften genügend Feuerkraft, um gegen fünfzig Strafer zu bestehen. Sie würden die Entscheidungsschlacht suchen, hier, im Sol-System, wo die Strafer weit entfernt waren von Verstärkung und Nachschub. Hier, wo die beschädigten und vernichteten Schiffe der Menschheit repariert und ersetzt werden konnten. Hier, in einer gewaltigen gemeinsamen Anstrengung aller Menschen, um ihr Überleben zu sichern.

Aller Menschen? Schön wäre es gewesen. Aber selbst nachdem die Opportunistischen Staaten wie die U.S.A. vom Legat erobert worden waren, gab es genügend Stimmen auf der Erde, die offene Sabotage betrieben. Vor allem die Eroberung der wichtigsten Staaten der Erde durch das kronosische Legat und ihr anschließender Schulterschluss mit der UEMF fand nicht viele Anhänger. Im Gegenteil, der UEMF wurde vorgeworfen, es genau so geplant zu haben.

Eikichi schmunzelte bei diesem Gedanken. Es war nicht von ihm geplant gewesen. Aber von Michael, seinem Schwiegervater. Es war seine Idee gewesen, seine Eroberung. In seinen Händen ballte sich nun die Macht des Legats, aber ebenso drohte über ihm stets das Damokles-Schwert des Aufstands, der erneuten Machtübernahme durch die Legaten, und, und, und... Michael Fioran war in diesen Tagen der meist gefährdetste Mann auf der Erde. Aber er tat seinen Job, um all den anderen hier auf dieser wunderschönen Welt das Zuhause zu erhalten.
 

Die Opportunisten interessierte das natürlich nicht. Sie sahen nur die Macht, die sich in den Händen weniger ballten und wollten sie selbst haben. Ohne Sinn und Verstand, einfach nur weil sie da war. Und das machte Eikichi wütend. Er hatte nie nach Macht verlangt. Er hätte sich auch mit einem langen und friedlichen Leben an Helens Seite zufrieden gegeben, seinen Kindern dabei zugesehen wie sie erwachsen wurden und sich verliebten und eines Tages selbst Kinder in die Welt setzten... Aber das Schicksal hatte ihn in eine vollkommen andere Rolle gedrängt. Wie ironisch mutete es ihm da an, dass dieses Schicksal mit einem banalen und doch so schrecklichen Ereignis eingeläutet worden war: Seine Frau Helen war an den Folgen eines Autounfalls beinahe gestorben und in einem Biotank nach Nag Prime geschafft worden. Nichts hatte sie wieder aufwecken können, und daher war sie mehr tot als lebendig gewesen. Damals war es Eikichi logisch erschienen, den Kindern keine Hoffnung zu machen, die Mutter in absehbarer Zeit wieder zu sehen.

Und so hatte sich das Schicksalsrad weiter gedreht, hatte sich fortgesetzt bis zu jenem schicksalshaften Tag, an dem die Kronosier ihren ersten Großangriff starteten und ausgerechnet er, er, Eikichi Otomo, wegen seiner Fähigkeiten als Ingenieur und seiner Vergangenheit als hoch dekorierter Soldat herangezogen worden war, um die gegnerischen Wracks zu untersuchen... Es war die Grundlage von über dreißig Firmen gewesen, die er nach und nach zur Erforschung und zum Nachbau der Technologie der Kronosier aufgebaut hatte.

Und dann war der wirklich schicksalshafte Tag gekommen: Sein Sohn Akira war in einen Daishi Beta gestiegen, der ihm regelrecht vor die Füße gefallen war. Er war eingestiegen und hatte ein Talent auf dieser Maschine offenbart, das weder sein Vater noch seine Mutter besaßen. Der Umstand, dass Primus nur ihn als Piloten akzeptierte hatte es nicht gerade leichter gemacht. Als sie dann endlich in der Lage gewesen waren, eigene Mechas zu bauen, nicht nur ihre konventionellen Streitkräfte für den Anti-Mecha-Kampf hochzurüsten, da hatten die Künstlichen Intelligenzen nur mit jungen Gehirnen arbeiten können. Später hatten die UEMF-Ingenieure die K.I.s ausgetrickst, indem sie schon in der Vorauswahl Wert auf bestimmte Strukturen in den Gehirnen ihrer Probanden Wert gelegt hatten. Später endlich war die Verbindung zwischen K.I. und Pilot so weit verbessert worden, dass quasi jeder einen Mecha fliegen konnte, nur hatte nicht wirklich jeder Talent dafür. Man sagte, auf einen Mecha-Pilot kamen fünf konventionelle Kampfpiloten. Das galt heutzutage. Vor fünf Jahren waren es einer auf hundert gewesen. Vom heutigen Standpunkt eine unglaubliche Zahl.

Leider war es da schon zu spät gewesen. Vier Kinder hatten sie da insgesamt in die Schlacht um die Erde geschickt, vier Kinder hatten für sie den Mars angegriffen, und nur drei waren wiedergekehrt. Bei all der Macht, die sich in seinen Händen bündelte, bei allem was er erreicht hatte, bei all seinem Können, seinem Wissen und seiner Erfahrung, es hatte ihm nichts genützt. Er hatte seine Kinder dennoch zum Mars geschickt, und wenn er ehrlich war hatte er nicht damit gerechnet, auch nur eines von ihnen jemals lebend wiederzusehen. Aber deshalb war er nicht erleichtert gewesen, als ihm nur ein Verlust gemeldet worden war. Nur... Er hatte ein Kind verloren, noch schlimmer, sein eigenes Kind. Das lastete auf seiner Seele und tat es noch immer. Seither setzte er seine Macht ein, um die Verluste so niedrig wie möglich zu halten, auf beiden Seiten. Wobei sich letzteres immer als schwierig herausgestellt hatte. Aber DAS war Macht, und DAS war der Weg, sie zu benutzen: Zum Wohle aller.

Und nun, auf dem Höhepunkt, hatten sie etwas geweckt, was sie alle vernichten konnte. Sie hatten gedacht, die Kronosier waren schlimm... Dann waren die Anelph gekommen... Ihnen folgten die Naguad, und auch die waren nur Platzhalter für die Iovar und den Core. Schlussendlich stand selbst hinter denen noch ein Feind. Ein wesentlich größerer und gefährlicherer Feind. Die Götter. Und nun musste er seine Macht nutzen, um gegen sie zu bestehen und diese Welt zu retten. Und er hoffte, dass es ihm gelingen würde. Griffen die Götter mit mehr als fünfzig Strafern auf einen Schlag an, würden alle Schiffsneubauprogramme des Systems ihnen nichts mehr nützen. Und davor hatte er am meisten Angst.
 

„Executive Commander“, erklang die Stimme vom Commander Steiner aus dem Kommunikator auf Eikichis Schreibtisch.

„Ich höre, Commander.“

„Die MOSKAU sendet uns Live-Bilder von Wurmloch Eta.“

„Bitte stellen Sie sie mir durch, Frank.“

Das Bild auf seinem Schirm wechselte und zeigte nun ein Wurmloch, welches in ihr Sonnensystem reichte. Jemand sprang hierher, und er tat es aus einer Richtung, in der die Terraner lediglich ein paar Patrouillen entsandt hatten, denn sie war beinahe genau gegenübergesetzt der Richtung, die zu den Naguad und zu den Anelph führte.

Der Haken an der Geschichte war, dass sie keine Patrouille aus dieser Richtung zurück erwarteten. Terranische Schiffe hätten sich ohnehin längst über die Wurmlochkommunikation angemeldet. Was immer da durch dieses Loch kam, wollte oder konnte das nicht.

Zudem ließ die Größe des Wurmlochs Rückschlüsse über Sprungentfernung und Größe der transportierten Masse zu. Die Maximalreichweite eines normalen Sprungs, also der Fähigkeit, den Einsteinraum zwischen zwei Punkten soweit zu verbiegen um eine Jahrhundertreise auf wenige Wochen zu reduzieren, betrug gut dreißig Lichtjahre. Somit konnte man durchaus sagen, dass da etwas ankommen würde, was in etwa einem Kreuzer der Bismarck-Klasse entsprach.
 

Die MOSKAU, ein Zerstörer, den die UEMF von den Kronosiern nach dem Zweiten Marsfeldzug übernommen hatten, stand nun in der Nähe auf Beobachtungsposten, um zu verifizieren, welche Schiffe dort eintrafen, und vor allem wie viele. Es konnten immer noch mehrere Fregatten sein, die zusammen eine ähnliche Transitmasse aufbrachten.

Und es war die Pflicht des Zerstörers, dieses Schiff zu begrüßen. Entweder freundlich über Funk, oder militärisch.

Und in diesem Moment war es so weit. Ein Schiff kam aus dem Wurmloch hervor. Die Bauart war ähnlich der naguadschen Profile, auf die letztendlich sowohl die anelphsche, die kronosianische und auch die terranische Bauart fußte. Man konnte also in einem ersten Gedanken durchaus annehmen, dass gerade ein Schiff mit Daina oder Daima ins System gesprungen war.
 

„Reagiert das Schiff auf Kontaktversuche der MOSKAU?“

„Wir haben soeben eine Antwort auf unsere Rufe bekommen“, meldete Kapitän Redhawk, der Kommandeur der MOSKAU. „Sie besteht aus einer Frage, die in Nag Alev abgehalten ist. Sie lautet: Wo ist die Erde hin?“

„Das verspricht interessant zu werden. Setzen Sie die Kontaktaufnahme fort. Bleiben Sie wachsam, aber werden Sie nicht unbedingt misstrauisch. Mit ein bisschen Glück sind die Neuankömmlinge nicht als Feinde hier.“

„Aye, Sir.“

***

Neun Tage später kam es zu einem historischen Moment. Der Kreuzer mit Eigennamen BATARIK flog in die Daimon des Mondes ein. Von dort übernahm ein Shuttle den Transport einer Delegation über ein Wurmloch in die Erd-Daimon und damit in Reichweite des OLYMP. Die Delegation der BATARIK bestand aus zwei Leuten, eindeutig Dai-Abkömmlinge. Ob sie Daina oder Daima waren, hatten sie noch nicht enthüllt. Aber der sie begleitende KI-Inspektor, ein relativ schwacher und noch unerfahrener KI-Meister, hatte bereits angedeutet, dass beide, sowohl der Mann als auch die Frau, in der Lage waren, KI zu schmieden.

Vom Shuttletransport bis in sein Büro waren es nur wenige Minuten, trotzdem konnte Eikichi die Aufregung kaum im Griff halten. Die beiden waren etwas Besonderes, sie waren Wesen, denen er im Weltraum noch nie begegnet war. Banal ausgedrückt hatte er nicht erwartet, diese Spezies woanders als auf der Erde zu begegnen, und das machte sie womöglich zu Daina. Sie waren schwarz. Nun, nicht vollkommen schwarz, aber sie hatten einen sehr dunklen, natürlichen Teint. Ihre Augen waren leicht geschlitzt und die Nasen nordeuropäisch klein. Die Lippen durfte man als Japaner durchaus als groß bezeichnen. Oder wie es eine seiner Mitarbeiterinnen nach einem Blick auf ein Bild des Mannes gesagt hatte: Sinnlich.

Bisher war Eikichi wirklich davon ausgegangen, Schwarze nur auf der Erde zu finden. Weder die Iovar noch die Naguad hatten schwarz- oder dunkelhäutige Daima in ihren Reihen, nicht einmal die vielfältigen genetischen Häuser der Naguad selbst. Und diese dunkle Hautfarbe war definitiv eine natürliche Mutation, die auf der Erde entstanden war und sich in Afrika als beherrschende Hautfarbe durchgesetzt hatte. Sie war erfolgreicher gewesen als die anderen Hauttypen jener Region in jener Epoche, deshalb hatte Eikichi sie immer für Erd-exklusiv gehalten. Waren dies aber Daina, dann konnte es eine Erklärung für sie geben.

Abgesehen davon bewies es ihm, dass sie mit dieser Spezies noch nie in Kontakt gestanden hatten.
 

Als die beiden in sein Büro geführt wurden, erhob sich Eikichi. „Willkommen, Commodore Rossit und Kapitän Chantter. Bitte nehmen sie beide Platz und fühlen sie sich ganz wie Zuhause.“

Elas Rossit, der Mann, zögerte einen Moment, dann trat er vor und streckte ihm die Rechte entgegen. „Das Willkommensritual, das ich Ihnen anbiete, wird von einem Großteil der Erdbevölkerung praktiziert. Ich hoffe, es richtig zu tun und Sie nicht zu verärgern, Executive Commander Otomo.“

Eikichi ergriff die Hand und drückte sie fest. „Sie haben das Ritual richtig ausgeführt, Commodore.“

Das schien den Mann zu erleichtern. Auch Kapitän Chantter trat nun vor und reichte Otomo die Hand. Zusätzlich aber führte sie seine Hand noch zu ihrer Stirn und sprach einen kurzen Gruß, der nach einem Segen klang. „Glück und Wohlstand über dich und deine Nachkommen, König.“

Eikichi räusperte sich verlegen, nachdem die Frau seine Hand wieder freigegeben hatte.

„Seri, halte dich bitte an das Protokoll“, sagte der Commodore ernst.

Die Frau nickte und trat einen halben Schritt hinter Elas Rossit zurück.

„Bitte entschuldigen Sie Kapitän Chantter. Sie ist eine ziemlich altmodische Frau. Wir haben das Ritual vor dem Verlassen ihrer BATARIK geübt, aber dann ist eben doch wieder die traditionelle Iilak in ihr durchgebrochen. Wir wollten Sie nicht irritieren, Executive Commander.“

„Sie haben mich nicht mit der Geste irritiert“, widersprach Eikichi. „Nur mit dem Segen. Ich bin kein König.“ Er deutete auf die beiden bequemen Sessel vor seinem Schreibtisch, und die Gäste nahmen Platz.

„Es ist eine Floskel“, sagte Chantter. „Ich habe Sie damit als Ranghöher anerkannt. Als weit ranghöher als mich. Ich bin nur eine kleine Kreuzerkommandeurin, und Commodore Rossit ist nur ein kleiner Anführer einer Schwadron Baghits. Keiner von uns verfügt über annähernd so viel Macht wie Sie. Die Anrede König erschien mir angemessen.“

„Genug Zeit der Kultur gewidmet, Seri“, sagte der Commodore ernst.

Er sah zu Eikichi herüber. „Wir kommen in direktem Auftrag der Iilak-Föderation. Bevor Sie fragen, unsere spärlichen Aufzeichnungen aus der altvorderen Zeit berichten davon, dass unsere Vorfahren Daina waren, die kurz vor der Katastrophe evakuiert und weit im Hinterland des Reiches angesiedelt wurden, fern der Daina-Daima-Kriege, fern der Bedrohung durch die Götter. Aber wir besinnen uns nun auf diese Wurzeln, wenngleich nur aus Eigennutz. Denn die Götter bedrohen nicht nur die Erde, sie bedrohen auch uns als Nachfahren der Daina. Wir sind hergekommen, um Ihnen ein Bündnis anzubieten. Ein Bündnis von Daina zu Daina, um den Göttern erfolgreich die Stirn zu bieten.“

„Interessant. Aber bevor wir auf Ihr Angebot näher eingehen würde mich zuerst eines interessieren, Commodore Rossit: Warum wissen Sie so viel über uns?“

Die beiden Iilak wechselten einen amüsierten Blick.

„Das All ist nicht statisch“, sagte Seri Channter. „Ich will damit sagen, dass unsere Zivilisation nicht nur Handel mit anderen Nationen treibt, sondern auch stets darauf bestrebt ist, soviel wie möglich über die Umgebung zu wissen. Um exakt zu sein ist dies eine für das Überleben essentielle Eigenschaft. Unsere Handelsschiffe sind oftmals hunderte von Lichtjahren von der Föderation entfernt, nur um einen noch besseren Profit zu machen und um noch mehr über das Universum zu lernen. Und dabei erfahren wir einiges.“

„Auf die Erde sind wir eher durch Zufall gestoßen“, sagte der Commodore an ihrer Stelle. „Zuerst waren es Berichte der Naguad, die bis zu uns drangen, in denen dieser Planet und sein System erstmalig erwähnt wurden. Dann aber begannen terranische Schiffe, die umliegenden, unbewohnten Systeme zu okkupieren, und spätestens an dieser Stelle war uns klar, dass wir an den Menschen von Terra nicht mehr vorbei kommen würden. Vor allem nicht im Angesicht der ungeheuren Bedrohung durch die Götter. Dies nur in aller Kürze.“

„Verstehe. Und wie stellt sich die Iilak-Föderation unser Bündnis vor?“

„Bevor wir näher darauf eingehen, sollten wir eventuell etwas warten“, meinte der Commodore ernst.

„Warten auf was?“

„Warten auf den Eigentümer der Erde. Er ist doch sicherlich bereits auf dem Weg, um zu uns zu stoßen.“

„Oder anders ausgedrückt, wir sind schon sehr gespannt auf Akira Otomo“, bekräftigte Chantter.

„Sehr gespannt auf Akira?“

Die beiden Iilak wechselten einen erstaunten Blick. „Ist... Akira Otomo nicht der Besitzer der Erde? Sind Sie, Executive Commander, nicht sein Vater? Und ist er etwa nicht ein legendärer Mecha-Pilot?“

Eikichi hielt den Atem an – und gab ihn mit einem Seufzer wieder frei. „Die Erde gehört nicht Akira.“

Wieder wechselten die beiden Daina einen Blick.

„Er hat sie als Brautpreis an seine Verlobte verschenkt, Megumi Uno.“

„Oh“, machte Seri Chantter. „Megumi Uno ist uns natürlich auch bekannt. Und das nenne ich mal ein wirklich exklusives Geschenk.“

„Wo befindet sich Akira Otomo in diesem Moment?“, hakte der Commodore nach.

„Er ist an Bord der AURORA und befindet sich in diesem Moment auf der Flucht vor den Göttern.“

Ein amüsiertes Lächeln huschte über das Gesicht Rossits. „Das klingt nach ihm, oder, Seri?“

„Ja, das tut es. Ich bin so wahnsinnig gespannt darauf ihn kennen zu lernen“, fügte Chantter hinzu. „Wann erwarten wir ihn zurück, Executive Commander?“

„Drei bis fünf Monate wird es wohl dauern.“

Rossit nickte. „Gut. Gut. Das gibt uns Zeit für ein paar Vorbereitungen. Ich nehme an, der Direktor der UEMF ist nun unser primärer Ansprechpartner.“

„Das sehen Sie richtig“, erwiderte Eikichi.

„Dann sollten wir beginnen, ein paar Karten auf den Tisch zu legen, wie ihr Terraner sagt.“
 

Ein Summton unterbrach den Commodore. „Executive Commander, wir haben eine eingehende Nachricht aus naguadscher Quelle. Eine gemischte Flotte macht sich bereit für den Sprung von Alpha Centauri in unser Sonnensystem.“

„Das wird die avisierte Hausflotte aus Arogad, Fioran und Daness unter Eridia Arogad sein, die wir erwarten. Halten Sie mich auf dem Laufenden, Commander Steiner.“

„Ich sollte vielleicht noch hinzufügen“, klang die Stimme des Deutschen erneut auf, „dass Ihre Frau die Flotte begleitet.“

Wie elektrisiert war Eikichi aufgesprungen. Endlich. Endlich! ENDLICH! Dreizehn Jahre waren plötzlich nur noch ein einziger Tag für ihn. Es war, als wäre diese Zeit nie vergangen. Helen kam nach Hause. Nach so langer Zeit. Langsam sackte er wieder in seinen Sessel zurück und seufzte tief und schwer und lang. „Endlich“, murmelte er. „Danke für die Information.“ Er beendete den Kontakt und sah auf. Die Welt sah auf einmal längst nicht mehr so schlecht und schlimm aus wie noch vor wenigen Minuten.

„Gute Nachrichten?“, fragte der Commodore.

„Die besten“, erwiderte Eikichi. „Also gut, reden wir über das Bündnis. Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?“

***

In New York war man einiges gewohnt. Man wusste, dass die Dinge in der Welt nicht immer so liefen, wie die Bürger dieser Stadt erwarteten, beileibe nicht. Und während des Kronosier-Kriegs hatte diese Stadt aus erster Hand erfahren, wie fragil Gebäude und die Menschen, die sie bewohnten, sein konnten. Es schien, als würde sich dieses Erlebnis wiederholen. Denn über der Stadt, genauer gesagt über dem Stadtteil Brooklyn, stießen in diesem Moment zwei Stars and Stripes und zwei Hawks zusammen.

Die vier Mechas bekämpften sich nach allen Regeln der Kunst, aber es war sehr schnell abzusehen, dass die Hawk-Piloten schneller reagierten und damit den Waffenvorteil der größeren amerikanischen Mechas aushebelten. Zuerst stürzte der eine Stars and Stripes in Brooklyn ab, dann stürzte der zweite in den Hudson und explodierte dort, was eine kleine Flutwelle auslöste, die teilweise Manhattan überflutete.

Danach landeten die beiden Hawks in Brooklyn.

Einer öffnete seine Außenlautsprecher. „Wir sind der amerikanische Widerstand. Unser Land wird vom Legat beherrscht, und die UEMF tut nichts, um diesen unseligen Zustand zu ändern. Aber wir werden etwas tun! Wir geben nicht auf! Amerikanische Bürger, verliert nicht den Mut! Wir vernichten die computergesteuerten Stars and Stripes, die sich gegen ihre Herren gewandt haben, und wir vertreiben die Kronosier wieder von unserem Heimatland! Wir geben nicht auf, wir werden kämpfen, und wir werden siegen!“

Nach dieser Ansprache, die vielleicht nicht ganz nach dem Geschmack des liberalen New Yorks war, blieben die beiden Wracks der amerikanischen Mechas zurück, während die Hawks durchstarten und nahezu unversehrt abfliegen konnten.

Damit stand es zwei zu null für den Widerstand.

Zuerst hörte man es in den Straßen von Brooklyn, aber das Geräusch pflanzte sich fort, erreichte Kings, Manhattan, Queens und schließlich sogar die Bronx. Von dort sprang es nach New Jersey über; Richmond, Hudson und Bergen schlossen sich an.

Es war Jubel, der durch die Straßen hallte. Lauter, nicht enden wollender Jubel. Zumindest New York schien bereit für die Freiheit zu kämpfen.

***

Langsam fragte sich Henry, was er hier eigentlich machte. Nach seinem Termin im Büro von Dai Zirkos hatte er seinen Termin beim Fernsehsender Attala Live wahrgenommen, anstatt die Zeit zu beschleunigen oder gleich sein Kampfschiff, die STELLAR zu besteigen.

Aber er hatte sich eben neue Informationen erhofft. Mehr Informationen, die das Gesamtbild festigten. Denn erst wenn er genügend über die Zeit wusste, in die er von dem Alten im Paradies der Daima und Daina katapultiert worden war, konnte er herangehen und in dieser Welt entscheidende Hinweise auf die Götter suchen gehen, ohne sie durch eine Unbedachtheit kollabieren zu lassen. Oh, die Möglichkeit bestand. Künstliche Welten waren fragiler als man dachte. Akira Otomo hatte es vorgeführt, als er während seiner Gefangenschaft in einem Supercomputer die virtuelle Welt, in der er und die anderen Insassen eines Supercomputers gelebt hatten mehrfach zum Neustart gezwungen hatte. Henry hatte das dringende Bedürfnis, mitzuspielen.

Im Publikum wartete Admiral Meal Arac auf das Ende der Gesprächsrunde. Genauer gesagt Dai-Kuzo-samas Bewusstseinssplitter, der sich mit ihrem Abbild aus dieser Zeit verbunden hatte. Denn dies war die Zeit, in der sie noch körperlich existiert hatte. Henry hielt es für möglich, dass sie damit die älteste Dai des Universums war.

Das Frage- und Antwortspiel war dahingehend geradezu banal. Sie wärmten nur Fakten auf, die ihm bereits bekannt waren, und er wurde, als einer von fünf Diskussionsteilnehmern immer wieder in eine bestimmte, die Daina unterstützende Richtung gedrückt. Seine Versuche, die Götter in die Diskussion einzubringen, wurden immer niedergemacht. Man sah in dieser Runde keine Gefahr, die von den Göttern ausging. Im Gegenteil, der größte Feind des Menschen blieb der Mensch.

Nun, Henry wusste es besser. Aber das konnte er der Runde und damit den Zuschauern nicht vermitteln.
 

„Na, hattest du deinen Spaß?“, fragte Kuzo nach der Show.

„Ich habe mich vielleicht etwas absorbieren lassen. Aber ehrlich gesagt wusste ich nicht, welchen Standpunkt ich vertreten sollte, immerhin existierte ein Sean O´Donnely definitiv nicht in dieser Zeit. Das machte es etwas komplex.“

„Du hast dir zu viele Gedanken gemacht“, schloss die junge Daina.

„Ich habe mir zu viele Gedanken gemacht“, bestätigte Henry. „Ich will diese Welt nicht kollabieren lassen und neu anfangen müssen.“

„Oh, in dem Punkt kann ich dich beruhigen. Du wirst nicht neu anfangen müssen. Wenn diese Welt zusammenbricht, bevor du deine Informationen gefunden hast, werden die alten Dai sich dagegen sperren, sie neu entstehen zu lassen“, erwiderte die Daina nonchalant. „Sie wird kollabieren und du wirst deine Chance verlieren, mehr über die Götter zu erfahren.“

„Verdammt! Ich habe so etwas befürchtet!“ Henry hängte einen derben Fluch an, der einige Damen in direkter Nachbarschaft erröten ließ.

„Was du für Wörter kennst“, tadelte die Daina. „Aber verrate mir eins: Warum bist du so versessen darauf, die Geheimnisse der Götter aus der Erinnerung der vergeistigten Dai heraus zu suchen?“

Henrys deprimierte Miene machte einem verschmitzen Lächeln Platz. „Akira. Er hat mich zwar umgebracht, damals auf dem Mars, aber schon in der Situation hat es sich so... Richtig angefühlt. Ich kann mich seiner Existenz nicht entziehen, so einfach ist das.

Aber es gibt noch einen anderen Grund. Die Götter reizen mich bis aufs Mark. Ich will so viel wie möglich über sie wissen. Die Geschichte der Naguad war bereits so weitläufig, so faszinierend. Jetzt will ich mehr über die Dai-Zivilisation und über die Götter zusammentragen.“

Der Historiker, der früher Legat gewesen war, senkte den Kopf. „Es geht immerhin um die Menschheit, und die habe ich nie wirklich verlassen und verraten. Selbst als ich meinen letzten Rest Macht benutzt habe um nach Naguad Prime zu gehen, tat ich dies um die Erde und ihre Bewohner zu beschützen.“

„Weil ein kleiner Junge von damals nicht ganz zwanzig Jahren es dir vorgemacht hat?“, riet Meal Arac.

Als sie seine betretene, ertappte und irgendwie auch erleichterte Miene sah, meinte sie mit einem Lächeln: „Erwischt, mein lieber Henry.“

Taylor schnaubte und brach dann in Gelächter aus. „Lass uns hier verschwinden. Es gibt da ein Daina-Reich, in dem noch mehr Informationen auf uns warten.“

„Dem ist nichts hinzu zu fügen, Henry William Taylor“, sagte die Daina und folgte dem ehemaligen Legaten.

***

Als ich am Tag nach der schicksalhaften Begegnung mit Aris, der Herrin des Paradies der Daina und Daima – oder vielmehr Chausiku Aris, wie sie sich nun selbst nannte – das erste Mal in die Flottenzentrale Poseidon kam, war ich mir sofort der merkwürdigen Atmosphäre bewusst. Es war nicht gerade so als würde sie brodeln, und kalt war sie gerade nicht. Aber es lag eine Spannung in der Luft, eine merkwürdige, alles umfassende, schwer auf mir lastende Spannung.

„Sorge bis um zwei dafür. Ich will auch die Mahlstrom-Panzer in dieser Übung sehen, Mamoru.“

Ich wandte mich beim Klang dieser Stimme um, und tatsächlich, gerade kam Joan Reilley, der unumstrittene Nummer eins-Star der AURORA und mittlerweile verschiedener Welten, aus einem Seitengang, der zur Einsatzzentrale Bodentruppen führte, hervor. Neben ihr ging unser Nummer eins-Geheimdienstmann und Nummer zwei der Bodentruppen, Mamoru Hatake.

„Hallo, Joan-chan“, sagte ich ehrlich erfreut, denn im Trubel der letzten Tage und Wochen hatte ich nicht viel mit ihr reden können. Oder mit Mamoru. „Hey, Kumpel.“

Als die beiden mich sahen, stockten sie im Schritt. Mamoru räusperte sich eindringlich, während Joan mich misstrauisch beäugte.

„Ich weiß nicht, ob Kumpel eine angemessene Bezeichnung ist, Regent“, sagte Mamoru in einem todernsten Tonfall.

Regent... Spielte er auf mein neues Amt für den Core an?

Joan trat ganz nahe an mich heran und musterte mich von unten so eindringlich, dass man es beinahe hören konnte. „Der Core, eh? Was holst du dir als nächstes? Und wann müssen wir die erste Widerstandsgruppe gründen, du alles verschlingender Moloch? Erbe der Arogads, Eigentümer von Lorania, Mars und Mond, Lordgeneral des Intendenten, Oberster Befehlshaber des Core, und jetzt auch noch sein Regent... Wo soll das alles noch enden? Pass auf, als nächstes unterwirft er die Götter.“

Mamoru tauschte mit ihr einen schelmischen Seitenblick aus. „Wenn nicht er, wer dann?“

Abwehrend hob ich die Hände. „Leute, Leute. Ich bitte euch! Übertreibt doch nicht so maßlos. Gut, gut, die Herrin hat mich gebeten die Exekutivgewalt auszuüben, aber das ist auch schon alles.“

Wieder starrte mich Joan aus nächster Nähe an. „Du bist im Moment die höchste Instanz des Core, oder?“

„D-das ist im Prinzip richtig.“ Für einen Augenblick jagte ein unschöner Gedanke wie ein Stück Eis durch meinen Körper. „Joan, du hast damit doch nicht hoffentlich ein Problem? Ich meine, die Cyborg-Technologie, mit der die Kronosier dich damals hatten verbessern wollen, stammt ja eigentlich vom Core, und...“

„Was sollte ich gegen einen Pore haben, der unter deiner Kontrolle steht?“ Übergangslos lächelte sie mich strahlend an. „Darf ich während der Inthronisierung singen, Aki-chan?“

„Inthronisierung? Singen?“

„Ich finde schon, dass es eine angemessene Feierlichkeit geben sollte, wenn wir dich in den Imperatorenrang erheben. Und was spricht dagegen, wenn der populärste Superstar aus vier Reichen dabei auftritt? Es wäre nur angemessen.“

„Imperator?“ Indigniert sah ich die beiden nun breit grinsenden Freunde an. „Entschuldigt, aber was soll der Quatsch?“

„Komm, Joan, er hat Recht. Und das weißt du auch“, half mir Mamoru aus.

„Danke, Kumpel.“ Ich war erleichtert. Und hoffentlich war Joan nun für Argumente zugänglich.

In Mamorus Augen blitzte der Schalk, und ich ahnte, dass nun eine Riposte folgen würde, die sich gewaschen hatte. „Warten wir, bis er auch die Götter unterworfen hat.“

„Eine sehr gute Idee. Die Regentschaft von Akira dem Ersten sollte mit einem Knall beginnen, Mamoru.“

Die beiden, ausnahmsweise ein Herz und eine Seele, nickten sich verschmitzt lächelnd zu.

„Bevor ihr Akiras Krönung plant“, klang nun Makos Stimme auf, und Augenblicke darauf schob der kleine Blondschopf die Sängerin und den Geheimdienstmann vor sich her, „solltet ihr die Infanterie-Übung planen, über die wir gerade gesprochen haben. Erst kommt die Pflicht, und dann das Vergnügen. Das ist übrigens ein Spruch von Sakura.“

„Du verstehst auch überhaupt keinen Spaß“, meckerte Mamoru, ließ sich aber gehorsam durch den Flur schieben.

„Bist du denn Zuhause, wenn wir mit der Übung fertig sind, Mako?“ Joan Reilley sah mit einem herzzerreißenden Blick hinter sich. „Ich werde sehr, sehr müde sein, wenn ich endlich zurückkomme. Jemand wird bei mir sein müssen, damit ich nicht in der Wanne einschlafe und ertrinke.“

Ich hatte erwartet, dass Makoto errötete oder verlegen wurde. Stattdessen zuckte lediglich die linke Braue für einen Moment. „Du kannst dich natürlich auf mich verlassen. Ich werde dich bestimmt nicht einschlafen lassen.“

„Ich hoffe, das war ein Versprechen“, hakte Joan mit einer plötzlich sehr rauhen Stimme nach, die ich selbst schon... bei bestimmten Gelegenheiten gehört hatte.

„Natürlich. Ein Mann, ein Wort. Und jetzt los, je eher ihr weg kommt, desto eher ist die Übung zu ende.“

„Und desto eher kommt Joan zu ihrem Bad, hm? Ich sollte Akane anrufen und sie fragen, ob sie mir auch ein Bad einlässt und...“

Hinter den beiden schloss sich die Fahrstuhltür. Zufrieden wischte sich Makoto die Hände ab und kam zu mir zurück. „So, vor den beiden hast du erst einmal Ruhe, Akira.“

„Danke, Lieblingscousin. Ich weiß nicht, wer ihnen diesen unsinnigen Floh ins Ohr gesetzt hat, aber... Schwamm drüber. Hauptsache sie reiten nicht darauf herum. Immerhin hat sich meine Arbeit vermehrt, nicht unbedingt meine Macht.“

„Sicherlich“, murmelte Makoto und verschränkte beide Arme vor der Brust ineinander. „Ich werde doch sicherlich Minister für Verteidigung.“

„Was, bitte?“

„Na, nach deiner Krönung! Du wirst einen guten Verteidigungsminister für dein Imperium brauchen, und ich bin der Beste.“ Mako strahlte mich an, hatte die Augen zusammen gekniffen und Zeigefinger und Mittelfinger der Rechten zum legendären Victory-Zeichen erhoben. Für einen Moment wirkte er... Niedlich. Nicht auf die „Ich treibe alle Frauen in den Wahnsinn weil ich weiblicher als sie aussehe“-niedlich, sondern „Ich bin ein hübscher Bursche und weiß das auch und ihr könnt nichts dagegen tun“-niedlich.

Hart griff ich zu und zog ihn in meinen Schwitzkasten. Dabei malträtierte ich seinen Kopf, indem ich meine Faust auf seiner Schädeldecke drehte. „Wie war das?“

„L-lass m-mich l-los, A-akiraaaaaa, es tu-ut mir l-lei-id.“

Ich gab meinen Cousin wieder frei.

Er rieb sich den schmerzenden Kopf und musterte mich böse. „Sag doch gleich, dass Yoshi den Job schon in der Tasche hat.“

Für einen Moment war ich sprachlos, atemlos, geradezu entsetzt. „Makoootoooooo...“

„Außenminister?“, fragte er mit Schalk im Blick.

Ich gebe zu, es hat für die meisten Mitarbeiter der Poseidon-Station sicherlich merkwürdig ausgesehen, dass daraufhin ein lauthals lachender Makoto Ino von einem wütende Wortfetzen ausstoßenden Akira Otomo durch das halbe Gebäude verfolgt wurde. Aber wir hatten unseren Spaß. In irgendeiner Form.
 

Eine halbe Stunde später saßen wir in Sakuras Büro in Poseidon. Wobei „saßen“ das falsche Wort war. „Folter“ traf es eher, denn Sakura hatte uns gezwungen, uns im Kiza hinzusetzen. Unser Gewicht ruhte also komplett auf den Knien, weil wir uns wegen der aufgestellten Füße nicht wie beim Seiza auf die Fersen setzen konnten. Kiza war eine alte traditionelle Sitzhaltung der japanischen Samurai, die es ihm jederzeit ermöglicht hatte, aufzuspringen und das Schwert zu ziehen, deshalb war ich einigermaßen in dieser Kunst trainiert. Makoto als KI-Meister und Bluthund der Taral war dadurch auch nicht besonders zu beeindrucken, und sicherlich wusste Sakura das auch. Andererseits saßen wir in ihrem Büro und nahmen nun schon seit über fünfundzwanzig Minuten diese Sitzhaltung ein, nur um sie zufrieden zu stellen. Neben ihr stand Megumi und sah auf uns herab. Nicht besonders wohlwollend. Dabei schüttelte sie beinahe pünktlich zu jeder Sekunde den Kopf und murmelte Sätze wie: Ich glaube es nicht. Die sind doch erwachsen, oder nicht? Was haben sie sich dabei nur gedacht?

„Sechsundzwanzig Minuten“, stellte Sakura fest. „Aufstehen.“

Gehorsam erhoben wir uns. Sakura musterte uns dabei aufmerksam.

„Hör mal, Sakura-chan, ich...“, begann ich, wurde aber sofort von ihr unterbrochen.

„Akira! Auf diesem fliegenden Felsen und in der Begleitflotte befinden sich etwas mehr als dreißigtausend Soldaten aller Rassen und Staaten, die aufgebrochen sind, um dich zu retten! Einige haben dafür alles aufgegeben, alle Brücken in ihre Vergangenheit, zu ihren Familien abgebrochen, um dir zurückzugeben, was die Welt ihrer Meinung nach dir schuldet. Wir sind durch unglaubliche Gefahren gegangen, haben das Chaos des Bürgerkriegs erlebt, wären mehrfach beinahe vernichtet worden...“

„Haben drei Systeme okkupiert...“, murmelte Makoto leise und entlockte mir damit ein Grinsen.

„Der Punkt ist“, rief sie laut, ohne auf Makos Tiefschlag einzugehen, „dass diese Soldaten und die uns begleitenden Zivilisten bereit waren, dieses Risiko einzugehen. Sie haben alles riskiert um Blue Lightning zu retten!“ Ihr ernster Blick fixierte mich und ließ mich ein wenig schrumpfen.

„Dabei haben sie ihrem militärischen Oberbefehlshaber vertraut!“ Ihr Blick schwenkte zu Makoto herüber, der sich merklich wand.

„Und DANN laufen der legendäre Akira Otomo und der nicht minder bekannte und beliebte Makoto Ino durch das Allerheiligste der AURORA, nämlich diese Flottenzentrale, und spielen fangen! IHR KINDSKÖPFE!“

„Makoto hat angefangen“, murrte ich. „Er wollte Verteidigungsminister werden.“

„Alte Petze. Was spricht gegen mich als Verteidigungsminister? Ich mach doch einen guten Job hier, oder?“

„Das ist nicht der Punkt, Mako! Ich meine...“

„RUHE!“, rief Sakura dazwischen. Wir verstummten abrupt und ohne Klage.

„Abgesehen davon, dass du nicht diplomatisch genug für den Verteidigungsminister wärst und besser als General der Armee oder als Außenminister besetzt werden solltest.“

„Sakura!“, begehrte ich auf.

„Ja, das ist mein Name. Und ich würde natürlich eine viel bessere Verteidigungsministerin abgeben als mein kleiner Bruder."

Ich legte die Rechte an meine Stirn und seufzte tief. „Megumi...“

„Was? Ich finde die Idee großartig. Sakura wäre eine gute Verteidigungsministerin. Und Makoto könnte als Außenminister mit seiner Niedlichkeit sämtliche Daina- und Daima-Völker über den Tisch ziehen.“

Ich nahm die Hand herab. „Bis eben habe ich es für einen Scherz gehalten, als Joan und Mamoru mich zum Imperator krönen wollte, aber jetzt kriege ich Angst vor euch, Leute. Und du machst auch noch mit, Megumi.“

„Der Gedanke, Imperatrix zu werden hat doch was Verlockendes, oder?“, erklärte sie nonchalant. „Und mehr Arbeit als ich ohnehin schon habe kann auch nicht dazu kommen.“

„Hast du eine Ahnung“, seufzte ich. Mein altes Kommando gehörte nun jemand anderem – nämlich Megumi. Und mein derzeitiges Amt konnte man mit der Arbeit des Iovar-Kaisers durchaus gleich setzen. Und das bedeutete, dass es erheblich mehr Arbeit war. Sehr viel mehr Arbeit.

„Aber zurück zum Thema. Ich habe hier eine Petition der Offiziere und Mannschaften der Poseidon-Station, eure wilde Jagd betreffend. Die Leute zeigen sich betroffen und bestürzt darüber...“

Gut, an diesem Punkt musste ich wohl einsehen, dass ich es zu weit getrieben hatte. Mein Blick zu meinem Cousin bewies mir, dass er es genauso sah. Wir waren zu weit gegangen.

„...darüber, dass ihnen durch das fehlen der Vorankündigung die Möglichkeit genommen wurde, Wetten auf den Sieger abzuschließen. Das war nicht sehr kollegial von euch beiden.“

Wieder legte ich eine Hand vor die Stirn. „Sakuraaaaa...“

„Aber wenigstens haben wir jetzt einen Sieger ermittelt“, sagte sie schelmisch.

Misstrauisch äugte ich durch meine Finger. „Megumi-chan, bist du so nett und verkündest, dass Akira als erster aus dem Kiza aufgestanden ist?“

„Natürlich, Admiral Ino“, sagte sie mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen, das natürlich mir galt.

„Megumi-chan“, sagte ich in flehendem Ton.

„Was denn? Ich habe auf dich gewettet. Zwanzig Mäuse sind jetzt weg, Akira.“

„Das war ja wohl auch kein richtiger Wettkampf!“, erwiderte ich. „Hätten wir gewusst, dass das hier ein Ersatzwettkampf für eine Wette wird, dann... Makoto, sag doch was dazu.“

„Warum sollte ich? Ich habe doch gewonnen“, erwiderte mein Cousin schelmisch.

Oh Gott. Und das waren die Menschen, die ich neben meinen Schwestern am meisten liebte.

Andererseits... Die Zeit mit ihnen konnte mir gar nicht lang genug sein. Und ich hatte den Verdacht, dass sie tatsächlich noch sehr, sehr lang werden würde.
 

Epilog:

An einem anderen Ort, zur gleichen Zeit erstattete eine Frau einer anderen Bericht.

„Dies ist die Lage. Nach der Zerstörung der Daimon hat Aris Ohana Lencis offiziell die Staatsgewalt als Intendent übernommen. Unser Geheimdienst hat mittlerweile ermittelt, dass der alte Intendent Jonn Arogad war, ihr Stiefsohn. Aber den Core eingebracht hat ihr eigener Enkel, ein Mann, der sich bereits bei den Naguads äußerst unbeliebt gemacht hat. Sein Name ist Aris Arogad, und er stammt von einer Hinterwäldlerwelt namens Erde. Die Erdenmenschen betreiben interplanetare Raumfahrt erst seit kurzem. Interstellare seit gerade mal zwei Jahren.“

„Und dieser Aris Arogad war bei diesen Aktionen stets dabei, nehme ich an. Wie haben sie es angestellt? Haben sie Naguad-Schiffe gestohlen? Und was macht ein Prinz der Arogad auf solch einer Welt?“

Die berichterstattende Frau straffte sich. „Es gibt Hinweise darauf, dass die Erde eine Welt der ALTEN ist. Welche können wir jetzt noch nicht sagen, aber diverse Hinweise sprechen von Mu oder Shahangril. Vielleicht, aber da will ich nicht zu weit vorgreifen, haben wir es sogar mit Lemur zu tun.“

„Unwahrscheinlich. Mit den Machtmitteln, die dieser Welt selbst nach dem Großen Krieg geblieben sind, hätten sie mittlerweile das Naguad-Reich erobert.“

„In gewisser Weise haben sie das – hat er das, wenngleich nicht mit Waffengewalt. Uns ist bekannt, dass er einen Bürgerkrieg, der zwischen Arogad und Daness auszubrechen drohte, mit einer politisch geschickten Verlobung in eine Vereinigung wenden konnte. Seither gibt es keine Naguad-Macht, die diese Koalition gefährden könnte. Lediglich die Logodoboro, die sich als Verbündete des Core entpuppt haben, stellen sich dagegen. Aber ihr Bündnispartner hat sie in Stich gelassen. Wir haben Funksprüche dechiffriert und festgestellt, dass...“

„Lass mich raten. Aris Arogad befehligt nun die Core-Truppen.“

Die Berichterstatterin wurde bleich. „Woher wisst ihr...?“

Nun war es auch an der anderen Frau zu erbleichen. „Das war eigentlich ein Witz.“

Sie beugte sich vor, betrachtete das Spiel ihrer Hände. „Aris Arogad, also? Und die Logodoboro sind seine Feinde? Was wissen wir über ihren Widerstand?“

„Sie halten eine Mark, die sie enorm befestigt haben. Von dort werden sie agieren.“

„Sie werden nicht genügend Macht haben. Man wird sie fort fegen.“

„Die Erde ist im Mittelpunkt des Interesses der Götter gerückt. Diese Hilfe steht den Naguad nicht zur Verfügung. Wenn man ihre Streitkräfte verstärken könnte, dann...“

„Dann wären die Logodoboro sicherlich dankbar. Und diese Dankbarkeit könnte man irgendwann einfordern.“

Die Frau, der Bericht erstattet wurde, erhob sich. „Wir fliegen die Mark der Logodoboro an.“

Die Berichterstatterin verbeugte sich tief. „Euer Wunsch ist mir Befehl, Imperatrix Arac von Iovar.“

„Wir fliegen mit allen dreitausend Schiffen und dem kompletten Versorgungstross, Admiralin.“

„Natürlich, Majestät.“

„Aris Arogad, hm? Ist er also Schuld daran, dass mein Palast und meine Daimon vernichtet wurden? Es wird mir eine Freude sein, ihn zu zerbrechen. Auch wenn ich dafür mit schleimigen Naguad paktieren muss!“
 

Kurz darauf verließ eine riesige Flotte den Deckschatten einer planetenlosen roten Riesensonne und machte sich auf dem Weg, die Kaiserin der Iovar in das selbstgewählte Exil zu bringen. Aber nicht für lange.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  BLACKKING
2015-01-27T21:34:40+00:00 27.01.2015 22:34
Super 4 staffel ace , ich kann nur sagen das die story genauso gut ist wie die anderen Vorgänger , natürlich waren da wieder ab und zu Rechtschreibfehler drin aber alles kaum die rede wert ^-^ .
Also du kannst mal wieder stolz auf dich sein .* Daum hoch geb*
Antwort von:  Ace_Kaiser
28.01.2015 13:36
Hi, Black-O.
Danke für den Hinweis auf die Tippfehler. Wenn ich mir je die Zeit nehme, dieses Mammutprojekt zu überarbeiten, werde ich da speziell drauf achten. ^^°
Aber es freut mich sehr, dass Du so viel Spaß mit meiner Geschichte gehabt hast. Das motiviert den Schreiber in mir. ;)
Von:  Kadiri
2008-08-12T21:25:11+00:00 12.08.2008 23:25
alsou mir fehlen die Worte!!!
Sag mir bitte wie ich dich loben soll????
Nur eins weiß ich...
ICH WILL NEN ANIME ÜBER DIESE GESCHICHTE SEHEN!!!!!!

Hast du schon mal darüber nachgedacht und es einer dieser Firmen zu zeigen?
Wäre sicher sau geil!!!!!

Ich bin mitlerweil schon dabei deine Geschicht schon (und jetzt halt dich fest) zum 2ten mal zu lesen!!!
Ich bin süchtig!!!
Und zwar nach deinen Geschichten!!!
Ich will mehr!!!! Viel mehr!!!!!!!!*sich hecktisch umseh*

bussi Sakura_san
Von:  Subtra
2008-02-26T18:02:47+00:00 26.02.2008 19:02
Wie immer ein whansinnig gutes Kapitel ^^ Schreib schnell und effektiv weiter guter Ace, ich brauch was zum verschlingen ^^


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