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Die verschwundenen Detektive

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Das Gegenmittel

Detektiv Conan – Die verschwundenen Detektive (29.06.2005 -05.03.2006)
 

Kapitel 1 – Das Gegenmittel
 

Conan Edogawa alias Shinichi Kudou saß im Wohnzimmer seiner Eltern und versuchte sich mit einem Buch abzulenken, um seine Ungeduld nicht allzu deutlich zu zeigen. Doch nachdem er zehnmal ein und denselben Satz gelesen und doch nicht aufgenommen hatte, gab er es auf und legte das Buch zur Seite. Er schaute zu Ai Haibara, die auf einem Drehstuhl am Schreibtisch von Shinichis Vater saß und sich zusammen mit Professor Hiroshi Agasa über ein Blatt Papier mit einer chemischen Formel beugte.

Ai drehte sich zu ihm um, da sie schon die ganze Zeit merkte, wie ungeduldig er war. „Hast du deine Mutter schon angerufen?“, fragte sie.

Conan verstand nicht. „Nein, wieso sollte ich?“

„Na, ganz einfach. Jemand muss doch Ran und Kogoru erklären, wohin Conan Edogawa so plötzlich verschwunden ist, wenn du wieder Shinichi bist.“, gab Ai zurück und wandte sich wieder dem Professor und der Formel zu.

Conan stand vom Sofa auf. „Äähhh… Ai, ich … ich hatte gehofft, du würdest dich wieder als Conan verkleiden…“

Ai drehte sich wieder um. „Diesmal nicht, Conan. Ich hoffe, dass das Mittel diesmal länger wirkt und so lange kann Ai Haibara auch nicht verschwunden bleiben. Sag doch einfach deiner Mum, dass sie dich als Frau Edogawa bei den Mouris abholen soll. Sie soll einfach sagen, dass ihr in Urlaub wollt oder Verwandte besuchen. Euch wird schon etwas einfallen.“

Conan brummte nur etwas Unverständliches. Er wusste nicht, wie Ran reagierte, wenn Conan einfach so für eine Weile oder sogar für immer aus ihrem Leben verschwand. Sie sah so etwas wie einen kleinen Bruder in ihm. „Wann seid ihr denn soweit?“, fragte er nach längerem Schweigen.

Ai antwortete nicht und Professor Agasa zuckte mit den Schultern. „Vielleicht in ein paar Tagen.“, erwiderte der Professor.

Conan seufzte, ging zum Telefon und setze sich mit seiner Mutter, Yukiko Kudou, in Verbindung, die zurzeit mit ihrem Mann Yusaku Kudou, dem berühmten Kriminalautor, in den Vereinigten Staaten lebte. Sich als jemand anders auszugeben, war für Shinichis Mutter kein Problem – Frau Kudou war Schauspielerin.
 

Am nächsten Tag – Im Büro der Detektei Mouri…

„Was soll das heißen? Deine Mutter holt dich ab?“, fragte Ran überrascht und geschockt. Conan druckste herum. „Na ja… Sie hat mich gestern auf meinem Handy angerufen und mir gesagt, dass sie mich in den nächsten Tagen abholen wird. Ich werde dann wieder für eine Weile bei meinen Eltern wohnen. Schließlich habe ich sie schon länger nicht gesehen. Sie hat nicht gesagt, wie lange genau der Besuch dauert. Jedenfalls hat sie Onkel Kogoru einen nicht gerade geringen Geldbetrag für die Betreuung von mir überwiesen.“

„Aber du kannst doch nicht einfach gehen.“ Ran sah auf einmal sehr traurig aus.

Kogoru Mouri, Rans Vater, den Conan immer als „Onkel“ bezeichnete, gesellte sich dazu. „Hab ich da gerade richtig gehört, Conan? Du verlässt uns?“

Conan nickte. „Meine Mama holt mich in den nächsten Tagen ab. Ich weiß noch nicht wie lange ich bei meinen Eltern bleibe, aber sind ja auch noch fast drei Wochen Ferien.“

Kogoru, der oft von Conan genervt war und ihn schon oft gerne los gewesen wäre, spürte einen Stich im Herzen. ‚Ich werde ihn tatsächlich vermissen! Ich glaube es ja selbst nicht!’ Er blickte zu seiner Tochter Ran und sie verbarg ihre Gefühle nicht. Es war ihr deutlich anzusehen, wie sehr ihr Conan ans Herz gewachsen war.

Conan hatte ein sehr schlechtes Gewissen. Zuerst hatte er sie verlassen müssen, als er noch Shinichi gewesen war und ihn die Männer in Schwarz ihn mit dem Gift geschrumpft hatten. Damals war Ai Haibara auch noch bei den Männern in Schwarz in der Organisation gewesen. Sie hatte unter dem Namen Sherry der Organisation gedient und das Gift entwickelt, welches Shinichi eigentlich töten und nicht schrumpfen sollte. Conan schüttelte diesen Gedanken ab. Um wieder Shinichi werden zu können, musste er Ran nun schon wieder alleine lassen, wenn er es auch als Conan tat. Ganz vertieft in diese Gedanken wurde er von Rans emotionaler Ader völlig überrascht. Sie packte ihn nämlich und zog ihn in ihre Arme. Während sie ihn fest an sich drückte, so dass Conan befürchtete zu ersticken, flüsterte sie mit Tränen in den Augen: „Du kommst doch wieder?“

Conan machte sich verlegen von ihr los und holte tief Luft. „Jetzt ist aber gut. Ich bin ja noch gar nicht weg.“, sagte er und grinste Ran an, um seine wahren Gefühle zu überspielen. Die wischte sich die Tränen aus den Augen. „Du besuchst uns. Versprochen?“

Conan schob die Hände in die Hosentaschen. ‚Schon wieder ein Versprechen, was ich vielleicht nicht halten kann.’ „Ja, ich komm wieder, wenn dein Vater das erlaubt und meine Eltern einverstanden sind.“

Kogoru kratzte sich verlegen am Kopf. „Klar darfst wiederkommen. Jederzeit.“, sagte er und wunderte sich selbst. Conan musterte ihn. ‚Er hat mich doch recht gern. Wenn er wüsste, wer ich in Wahrheit bin…’ Conan alias Shinichi dachte diesen Gedanken lieber nicht zu Ende…
 

Ein paar Tage später klingelte es an der Tür der Detektei Mouri. Ran machte auf. Es war Conans Mutter, Frau Edogawa alias Frau Kudou, die sich verkleidet hatte. Ran begrüßte sie freundlich, wirkte aber etwas geknickt.

„Hallo! Guten Tag! Kommen Sie rein, Frau Edogawa. Conan ist in seinem Zimmer.“, sagte sie und der Gedanke, dass Conan nun gleich gehen würde, versetzte ihr einen Stich im Herzen.

Frau Edogawa trat in das Zimmer, welches Conan nun so lange bewohnt hatte. Er hatte bereits seine Sachen in eine große Reisetasche gepackt und kniete nun vor der Tasche, um nochmals ihren Inhalt zu überprüfen. Als er seine Mutter sah, stand er auf. Sie drückte ihn an sich und gab ihm einen dicken Kuss. Conan wurde feuerrot. Immerhin war er siebzehn und damit fast erwachsen. Er hasste es, wenn seine Mutter ihn knuddelte wie ein Baby. Er hasste es auch, wenn Ran das tat. Er nahm sich vor im Auto mit seiner Mutter zu schimpfen. Als Frau Edogawa ihn wieder losgelassen hatte, fragte sie: „Bist du soweit?“

„Mmm.“, brummte Conan.

Ran bot Frau Edogawa aber noch einen Tee an und so setzten sich alle vier noch mal zusammen ins Esszimmer. Es dauerte noch den ganzen Nachmittag, bis Conan und seine Mutter aufbrachen. Ran schaffte es die Tränen vor Frau Edogawa zurückzuhalten, doch als sie die Tür geschlossen hatte und mit ihrem Vater alleine war, fiel sie ihm heulend in die Arme. Kogoru versuchte sie zu trösten, aber es dauerte eine Weile, bis Ran sich beruhigte.
 

„Mensch Mama! Musste das sein? Immer musst du mich behandeln wie ein Baby!“, schimpfte Conan alias Shinichi im Auto. Seine Mutter lächelte. „Lass mich doch! Schließlich kann ich das bald nicht mehr so einfach, wenn du wieder wie ein Siebzehnjähriger aussiehst.“

„Hmmmpf!“, machte Conan und schwieg eine Weile.

„Soll ich noch ein paar Runden fahren, falls uns jemand beobachtet oder soll ich gleich nach Hause fahren?“, fragte seine Mutter kurz darauf.

„Ach, wer soll uns denn beobachten?“, fragte Conan. Doch in Wahrheit war er einfach nur ungeduldig und machte sich über so etwas ausnahmsweise keine Gedanken.

Kurz bevor sie zu Hause ankamen, fragte Conan seine Mutter: „Sag mal, ist Vater eigentlich auch hier?“

Yukiko nickte. „Er müsste schon auf uns warten.“

Yukiko Kudou hatte Recht. Ihr Mann Yusaku wartete zusammen mit Ai und dem Professor. Er begrüßte seinen Sohn nicht ganz so überschwänglich wie seine Frau und klopfte ihm nur auf die Schulter.

„Na, wie geht es dir, mein Sohn? Bist du aufgeregt?“, fragte Yusaku seinen Sohn Shinichi.
 

Der schaute zu seinem Vater auf. „Ehrlich gesagt: Ich kann es kaum erwarten.“, gestand er. Ai Haibara hatte es gehört und lachte. „Na endlich gibst du es zu, Shinichi. Du sitzt schon seit Tagen auf glühenden Kohlen und gehst und mit deinem >>Wann seid ihr denn soweit?<< mächtig auf die Nerven.“

Auch Professor Agasa lachte. Sie gingen alle zusammen in die Bibliothek. Dort erwartete Conan eine Überraschung.

„HEIJI HATTORI?! Was machst du denn hier?“, fragte Conan ungläubig.

Ein breites Grinsen überzog Heijis gebräuntes Gesicht. „Da staunst du, was?“

Conan war noch immer ziemlich aus der Spur. Trotzdem begrüßte er Heiji fröhlich. „Also, jetzt mal ehrlich: Was hat dich denn hierher verschlagen?“

Ai und der Professor schmunzelten sehr verdächtig, doch das bemerkte Conan nicht.

Heiji verpfiff die beiden allerdings. Er zeigte auf Ai und den Professor. „Die Kleine hat mich angerufen. Sie meinte es ginge möglicherweise um Leben und Tod. Doch du scheinst schon voller Freude ins Unglück zu laufen.“

Conan schaute zu Ai. „Ach was, sie übertreibt. So schlimm wird es schon nicht werden.“

Der Professor hob mahnend einen Zeigefinger. „Na na, Shinichi! Du solltest schon auf sie hören. Schließlich hat Ai das Gift genauso wie auch das Gegengift entwickelt. Beide sind sehr gefährlich und können tödlich sein. Es ist kein unrealistisches Risiko, was du da auf dich nimmst. Das sollte dir bewusst sein, bevor du deine Entscheidung triffst.“ Alle Anwesenden schauten ihn ernst an.

Conan musterte sie entschlossen der Reihe nach. Der Professor und Ai, die ihn beide besorgt betrachteten… Seinen Vater Yusaku, der keine Miene verzog, obwohl er sich mit Sicherheit sorgte und seine Mutter Yukiko, deren angstbesetzte Gedanken wie ein Buch aufgeschlagen vor ihm lagen…

Und schließlich Heiji Hattori, sein bester Freund und stärkster Detektivkonkurrent. Auch Heiji sah sehr besorgt aus. Doch Heiji ahnte schon, dass er seinen Freund nicht mehr umstimmen würde. Und er hatte Recht. Shinichis Entscheidung war schon lange gefallen.

‚Ran wird sicher nicht ihr Leben lang auf mich warten. Ich will endlich wieder ein normales Leben führen – in meinem richtigen Körper. Was die Männer in Schwarz angeht… Ich bin als Conan mit ihnen fertig geworden, dass sollte also kein Problem sein, wenn ich erst wieder Shinichi bin… Ran, bald können wir zusammen sein… Dann kann ich dir endlich sagen, wie sehr ich dich liebe… Ich tue es für uns, Ran….’

Conan war so in Gedanken versunken, dass er erst wieder aufblickte, als Heiji ihn an den Schultern packte und schüttelte.

„Du sahst gerade so weggetreten aus. Hast du an etwas Bestimmtes gedacht?“, fragte Heiji, aber Conan schüttelte den Kopf.

Ai ging zu Conan und überraschte alle. „Bist du wirklich sicher, dass du das tun willst, Shinichi? Dieses Zeug ist gefährlich, das hab ich dir schon tausendmal gesagt!“, fuhr sie ihn an. Conan schrak zurück. Aber dann fasste er sie an den Schultern. „Jetzt beruhige dich, Ai. Dass Zeug hat möglicherweise auch ein positive Wirkung, oder? Und außerdem, warum hilfst du mir denn, indem du es weiter entwickelst, wenn du nicht willst, dass ich es ausprobiere? Du willst schließlich auch irgendwann wieder in deinen richtigen Körper zurück, oder?“

Er hatte ihren wunden Punkt getroffen. Sie wurde rot und wandte sich von ihm ab.

‚Ja, warum helfe ich ihm?’, fragte sie sich stumm und wagte es nicht, sich die Antwort zu geben und es einzugestehen. Der Gedanke schlich sich aber dennoch in ihr Bewusstsein. ‚Wenn es nach mir ginge, in meinen alten Körper will ich nicht zurück. Das Risiko von den Männern in Schwarz und vor allem von Gin gefunden zu werden, ist zu groß. Mir würde es reichen, wenn ich Ai Haibara sein könnte … und wenn Conan… Conan bliebe.’

Conan, der das betretene Schweigen um sich herum nicht mehr ertragen wollte, brach die Stille. „Das Gegengift hat schließlich auch gute Folgen, oder? Ich komme endlich wieder in meinen richtigen Körper zurück.“

Er stemmte die Hände in die Hüften und sah alle an, vor allem Ai, er wollte wissen, ob ihm jemand widersprach. Ai hatte sich inzwischen wieder gefangen und wandte sich ihm wieder zu. „Hier.“, sagte sie und reichte ihm eine kleine ovale Kapsel. Etwas leiser fügte sie hinzu: „Sei bitte vorsichtig.“ Conan nickte nur stumm, dann drehte er sich noch einmal um und verschwand dann wortlos im Bad, um sich umzuziehen und dann das Mittel zu nehmen. Wenn er sich verwandeln würde, dann war wenigstens eines sicher: Seine Kindersachen würden ihm nicht mehr passen. Er schloss die Tür hinter sich, stieg auf einen Hocker und schaute in den Spiegel. ‚Wenn alles gut geht, dann brauche ich bald nicht mehr auf Stühle zu steigen, um in einen Spiegel zu sehen.’, dachte er bei sich. Dann zog er sich um und schluckte die Kapsel mit etwas Wasser aus dem Wasserhahn hinunter.

Zuerst spürte er gar nichts, doch er wusste, dass war am Anfang immer so. Nur wenige Sekunden später begannen dann die Schmerzen. Er stütze sich auf das Waschbecken, weil ihm plötzlich schwindlig wurde, doch es half nichts und nach einer Minute sank er stöhnend in die Knie. So sehr er sich auch bemühte die Augen aufzuhalten, die Schmerzen wurden so übermächtig, dass er schließlich das Bewusstsein verlor…
 

„Er ist jetzt schon eine ganze Weile da drin.“, bemerkte Professor Agasa unruhig und sprach damit die Worte aus, die allen anderen Anwesenden auf der Zunge lagen. Yukiko blickte zu ihrem Mann auf. „Vielleicht sollten wir nach ihm sehen… Wenn etwas schief gegangen ist…“

Ai und Heiji schwiegen betreten. Auch Yusaku sagte nichts.

Heiji hielt es nicht mehr aus. Er klopfte an die Tür des Badezimmers. „Shinichi? Bist du in Ordnung?“

Er erhielt keine Antwort und so holte er tief Luft, machte sich auf das Schlimmste gefasst und drückte die Klinke der Badezimmertür nach unten. Alle anderen hielten den Atem an.

Gerade als Heiji das Badezimmer betreten wollte, öffnete Shinichi die Tür von innen – in seinem erwachsenen Körper. Er wischte sich über die schweißnasse Stirn. „Es hat funktioniert.“, sagte er atemlos. Seine Eltern und Professor Agasa lächelten erleichtert. Ai verschränkte die Arme vor der Brust und brummte nur: „Ich bin gespannt, wie lange es diesmal anhält.“
 

Ungefähr zur gleichen Zeit klingelte es bei den Mouris an der Haustür. Ran saß noch immer sehr betroffen auf der Couch. Ihr Vater Kogoru betrachtete sie kurz, dann stand er auf und ging zur Tür. Ran hörte ihn ausrufen: „Was? Ihr?“

Dann antwortete Ayumis Piepsstimme: „Wir wollten Conan noch mal besuchen. Er geht doch bald wieder zurück zu seinen Eltern, oder.“

Ran stand auf. Ihrem Vater traute sie nicht das Feingefühl zu, den Kindern zu sagen, das Conan schon weg war. Doch sie war zu langsam. Ayumi traute ihren Ohren nicht, als Kogoru sagte: „Conan ist schon vor einer Weile abgeholt worden. Er ist nicht mehr hier.“

Ran kam gerade in dem Moment, in dem ein Schatten über Ayumis Züge fiel. „Wirk…wirklich?“, stotterte sie ganz perplex. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte davon. Ran war sich sicher, noch ein Schluchzen von ihr gehört zu haben, bevor die Treppenhaustür hinter ihr zufiel. ‚Die Arme!’, dachte sie bei sich. Genta und Mitsuhiko, die hinter ihr gestanden hatten, wandten überrascht nach ihr um. Dann riefen sie ein knappes „Auf Wiedersehen“ und rannten hinter Ayumi her. Sie fanden sie nicht weit entfernt von der Wohnung der Mouris auf einer Bank sitzend. Sie wischte sich verzweifelt die Tränen aus den Augen, die nicht aufhören wollten, zu fließen. Genta und Mitsuhiko verfluchten Conan stumm, weil „ihre“ Ayumi wegen ihm weinte. Gleichzeitig hielten sie ihr mit hochrotem Gesicht jeweils ein Taschentuch hin. Ayumi nahm beide entgegen und wischte ihr Gesicht trocken, doch dann überkam sie wieder die Verzweiflung und sie fiel beiden – Genta und Mitsuhiko – in die Arme und weinte herzzerreißend. Die beiden Jungen fühlten sich, als müssten sie jeden Moment mit losheulen. „Wie… kon... konnte er ein… einfach so weg.. geh… hen, ohne sich zu verabschieden?!“, stotterte sie zwischen den Weinkrämpfen. Es dauerte eine Weile, bis Ayumi sich etwas beruhigt hatte und die beiden Jungs sie nach Hause brachten.
 

„Die armen Kinder können einem Leid tun. Sie werden Conan schrecklich vermissen.“, sagte Ran leise, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Kogoru nickte nur und dachte daran, wie sehr Ran ihn erst vermissen würde.

In diesem Moment klingelte es schon wieder an der Tür. Ran drehte sich um und öffnete. Überrascht riss sie die Augen auf. „Kazuha! Was machst du denn hier?“

Kazuha lächelte und umarmte Ran herzlich. „Heiji hat in der Gegend zu tun. Um was es geht, wollte er mir nicht sagen, doch ich konnte ihn überreden, mich mitzunehmen. Ich wollte dich und Conan gern besuchen…“

Bei der Erwähnung von Conans Namen huschte ein Schatten über Rans Gesicht. Kazuha bemerkte es sofort, doch da Ran sie hinein bat, folgte sie schweigend. Was auch immer geschehen war, es war nichts, was man zwischen Tür und Angel besprechen konnte.
 

Kurze Zeit später saßen Ran und Kazuha am Couchtisch in Mouris Büro. Ran hatte Tee und ein paar Plätzchen auf den Tisch gestellt. Kogoru saß an seinen Schreibtisch. Vor sich hatte er den Fernseher aufgestellt und schaute einen Film mit Yoku Okino. Er hatte inzwischen schon einige Dosen Bier geleert und war so in seinen Film vertieft, dass Ran und Kazuha ihn nicht beachteten. Kogoru war durch „seine“ Yoku so beschäftigt, dass er sie wahrscheinlich ebenfalls gar nicht bemerkte. Kazuha nippte an dem Tee und blickte zu Ran. „Jetzt erzähl doch mal, was passiert ist. Warum hast du so ein Gesicht gemacht, als ich Conan erwähnt hab? Wo steckt der kleine Schlaumeier überhaupt?“, fragte sie und blickte sich suchend in der Wohnung um.

Ran seufzte. „Conan ist wieder bei seinen Eltern. Seine Mutter hat ihn vorhin hier abgeholt. Es scheint ein längerer Besuch zu sein. Ich bin nicht mal sicher, ob er überhaupt wiederkommt.“

Kazuha griff nach Rans Hand. „Das kam sehr plötzlich für dich, nicht wahr? Conan ist ja so was wie ein kleiner Bruder für dich geworden.“

Ran nickte nur stumm. Dann versuchte sie sich damit abzufinden und die düsteren Gedanken abzuschütteln. Sie setzte ein Lächeln auf und fragte Kazuha: „Und wie geht es dir? Wie läuft es denn so mit Heiji?“

Kazuha schüttelte nur den Kopf und winkte ab. „Ach der! Hör mir bloß auf! Ständig schreien wir uns an.“

Ran grinste und gleichzeitig beneidete sie Kazuha heimlich. Heiji war wenigstens die meiste Zeit über bei ihr. Ran wusste, dass Kazuha es mit ihrer Schilderung übertrieb. In Wirklichkeit mochte sie Heiji sehr, auch wenn sie sich immer stritten. Als Kazuha Rans Grinsen sah, musste sie lachen. Sie war froh, ihre Freundin etwas aufgeheitert zu haben. „Wir lange bleibst du?“, fragte Ran Kazuha im Verlauf des weiteren Gesprächs. Kazuha schaute auf die Uhr. „Ach, keine Ahnung. Heiji wollte mich später abholen, wenn er diese geheimnisvolle Sache erledigt hat. Und er hat noch gesagt, dass er dann eine Überraschung für mich hat.“ Sie sagte das so beiläufig wie möglich, als würde Heijis Überraschung sie kein bisschen interessieren.

Ran kicherte. „Na vielleicht geht ihr ja dann noch aus – ins Kino oder in ein Restaurant. Wie romantisch…“, seufzte sie. Kazuha schüttelte den Kopf. „Das glaube ich kaum. Heiji hat absolut keinen Sinn für Romantik.“

Irgendwann während die beiden sich unterhielten, klingelte es zum vierten Mal an diesem Tag an der Haustür. Ran seufzte, denn Kogoru rührte sich nicht und starrte weiterhin auf den Bildschirm. Kazuha stand auf. „Das wird sicher Heiji sein.“, vermutete sie.

Ran öffnete die Tür. Es war tatsächlich Heiji Hattori. Ran ließ ihn herein und während er Kazuha begrüßte, bemerkte Ran, dass er nicht allein gekommen war. Sie erstarrte zwischen Tür und Angel, denn vor ihr stand Shinichi.

Date zu Viert oder der erste Versuch

Kapitel 2 – Date zu Viert oder der erste Versuch
 

Heiji klopfte Ran von hinten auf die Schultern und grinste breit übers ganze Gesicht. „Ich hab dir eine Überraschung mitgebracht.“, kicherte er fröhlich. Ran war ganz blass geworden, sie rührte sich erst wieder, nach dem Heiji sie angesprochen hatte. „Sh… Shin… Shinichi…“, brachte sie stockend hervor. Shinichi lachte sie an. „Willst du mich denn gar nicht reinlassen?“, fragte er dann und erst jetzt realisierte Ran, dass sie in der Tür stand und den Eingang blockierte. Zitternd und mit wackeligen Knien trat sie zur Seite. Aus dem Zimmer rief Kogorus Stimme: „Was ist denn da los?“ Scheinbar hatte er trotz Yoku Okino mitbekommen, dass jemand an der Tür war. Sie setzten sich zu viert an den Tisch. Kogoru hatte sich schon wieder Yoku Okino zugewandt und gar nicht darauf geachtet, wer zu Besuch war. Bevor Ran sich zu den anderen setzte, ging sie noch mal schnell in die Küche, um noch zwei Teetassen zu holen. Dabei versuchte sie sich etwas zu beruhigen, denn ihr Herz raste wie verrückt. ‚Shinichi ist wieder da! Er ist zurückgekommen!’

Vor Aufregung hätte sie beinahe die Tassen fallen lassen, so sehr zitterten ihre Hände. Als sie sich zu den anderen an den Tisch setzte, sagte Kazuha gerade zu Heiji: „Wolltest du nicht eigentlich mir eine Überraschung mitbringen und nicht Ran?“ Heiji lachte verschmitzt. Als er wieder sprach, röteten sich seine Wangen. „Ich wollte dich heute zum Abendessen einladen. Im Beika-Center gibt es ein gemütliches Restaurant…“

Kazuha erstrahlte vor Freude, dann blickte sie verlegen zu Boden.

Heiji sprach weiter. „Nimmst du die Einladung an?“, fragte er schüchtern.

Kazuha nickte und sagte kaum hörbar. „Sehr gerne, Heiji.“

Ran, die die Beiden beobachtet hatte, um nicht unverwandt auf Shinichi zu starren, der neben ihr saß, grinste Kazuha an. „Na, was hab ich dir gesagt!“, rief sie fröhlich.

Kazuha wurde noch etwas roter. Ein verlegenes Schweigen stand zwischen den Vieren, es wurde nur vom laufenden Fernseher unterbrochen, vor dem Rans Vater Kogoru inzwischen eingeschlafen war. Er fing an zu schnarchen.

Heiji schien plötzlich ein genialer Gedanke gekommen zu sein, denn er fing an zu grinsen und stupste Shinichi an. „Hey, Kudou! Warum kommst du und Ran nicht einfach mit? Dann hätten wir ein doppeltes Date!“, rief er. Ran und Shinichi sahen sich an und wurden knallrot. Sofort drehten sich beide voneinander weg.

„D… Date?“, stotterte Shinichi verlegen. Ran schwieg zurückhaltend. Heiji, der viel zu nervös war, um mit Kazuha alleine wegzugehen, sagte: „Natürlich geht ihr beiden mit! Das wird bestimmt toll!“ Obwohl sich sowohl Ran, als auch Shinichi insgeheim über diesen Vorschlag freuten, brummte Ran: „Das erlaubt mein Vater nie!“

Heiji grinste und deutete auf den schnarchenden Kogoru, der vor der laufenden Fernseher lag:„Der ist doch gar nicht zurechnungsfähig. Schreib ihm einfach einen Zettel. Dann kann er später immer noch schimpfen.“

Ran schrieb also einen Zettel.
 

Während Heiji und Shinichi eingefallen war, dass es vielleicht ganz gut wäre, für die Damen eine Kleinigkeit zu besorgen und sie mit der Erklärung losgezogen waren, sie hätten noch wichtige Besorgungen zu machen, gingen Ran und Kazuha in Rans Zimmer, um den Kleiderschrank zu plündern. „Himmel, was sollen wir nur anziehen?!“, seufzte Kazuha. Ran zeigte ihr alle hübschen Outfits, die sie hatte. Es dauerte fast mehr als zwei Stunden, bis sie beide fertig waren. Die ganze Zeit alberten sie nervös und aufgeregt herum. Rans Vater schlief immer noch vor dem Fernseher. Am Ende entschied sich Kazuha für ein grünes, eng anliegendes Minikleid. Es passte ausgesprochen gut zu ihren grünen Augen. Ran zog ein hellblaues Kleid an, es reichte fast bis zum Boden. Sie suchten passende Schuhe aus und dann frisierten sie sich gegenseitig im Bad vor dem Spiegel. Ran machte Kazuha eine schöne grüne Schleife in das lange Haar. Ran trug ihre Haare offen. Nun schminkten sie sich und sie waren gerade fertig, als ihre Jungs an der Tür läuteten, um sie abzuholen. „Ich bin ja so aufgeregt!“, seufzte Kazuha und erinnerte Ran irgendwie an Sonoko. Mit Herzklopfen öffneten die Mädchen die Tür. Heiji und Shinichi sahen einfach zum Verlieben süß aus. „Seid ihr fertig?“, wollte Heiji eigentlich fragen, doch weder er noch Shinichi brachten ein Ton heraus. Sie starrten die Mädchen nur mit offenen Mündern an. Ran und Kazuha zwinkerten sich glücklich zu. Dann erwachten die beiden jungen Männer aus ihrer Starre. Shinichi zauberte einen Strauß Rosen hinter seinem Rücken hervor und hielt ihn Ran hin. „Du bist wunderschön, Ran.“, flüsterte er und verbeugte sich vor ihr, nachdem er ihr die Blumen gereicht hatte. Ran kicherte verlegen hinter vorgehaltener Hand. Dann sog die den Duft der Rosen ein. Shinichi sah ihr verträumt zu.
 


 

Während Ran nach einer Vase suchte, gab Heiji Kazuha ein kleines, sorgsam verpacktes Päckchen. An dem Päckchen war ebenfalls eine rote Rose befestigt. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr. „Pack es aber erst aus, wenn dir der Abend gefallen hat.“ Kazuha nickte und platzte dabei fast vor Neugier. Sie ließ das Päckchen sicherheitshalber bei Ran, damit es nicht verloren ging.
 

Sie fuhren mit dem Bus zum Beika-Center. Ran, die lange geschwiegen hatte, konnte nun ihre vielen Fragen nicht mehr zurückhalten. „Shinichi, wo warst du solange? Warum kommst du ausgerechnet jetzt zurück?“, flüsterte sie ihm zu und Shinichi, der ganz in Gedanken versunken gewesen war, schreckte hoch. „Was?“, stotterte er. Ran wiederholte, was sie gesagt hatte. Daraufhin druckste Shinichi herum. „Na, ich hatte eben ein paar schwierige Fälle zu lösen…“

Ran schmollte und sah aus dem Fenster. „Hätte ich mir denken können. Die übliche Ausrede. Wahrscheinlich läufst du noch vor dem Dessert wieder weg, weil du einen wichtigen Anruf kriegst – so wie das letzte Mal…“

Shinichi öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch dann schwieg er. Schließlich hatte sie Recht. Immer, wenn er es ihr sagen wollte, traute er sich nicht, und er schaffte es nie, es ihr zu sagen, bevor er sich wieder in Conan verwandelte. Entschlossen ballte er die Fäuste. ‚Aber heute! Heute sag ich es ihr!’, dachte er stumm bei sich. Ran drehte sich wieder zu ihm um. „Du hast mir übrigens immer noch nicht gesagt, was du damals sagen wolltest. Irgendwas schien dir ganz wichtig zu sein. Was war es denn?“

Shinichi wurde rot. „Ähhh… Das sag ich dir später. Nicht hier vor den ganzen Leuten, okay…?“, flüsterte er verlegen.

Ran nickte verwirrt. ‚Warum wird er denn so rot?’, dachte sie bei sich.

In der Sitzreihe vor ihnen stritten sich Heiji und Kazuha schon wieder, nämlich ob die Ampel, die der Bus gerade passiert hatte, noch gelb oder schon rot gewesen war. „Es war rot, Heiji! Wenn ich es dir doch sage!“

„Ach Blödsinn! Es war höchstens dunkelgelb!“

„Du Blödmann! Es gibt kein dunkelgelb – das heißt orange! Und die Ampel kann nicht orange gewesen sein! Ampeln werden nicht orange! Ampeln sind grün, gelb oder rot. Und diese eben war eindeutig rot!“

Shinichi und Ran, die das Schauspiel eine Zeit lang beobachtet hatten, fanden, dass es nun genug war. Viele andere Passagiere warfen schon einen genervten Blick auf Heiji und Kazuha. Shinichi stupste Heiji von hinten an. „Jetzt hört auf ihr beiden! Ihr wollt doch nur davon ablenken, wie gerne ihr euch eigentlich habt!“, stichelte er.

„Waas?“, schrieen Heiji und Kazuha los. Shinichi lachte und schob Ran vor sich, um sich vorsichtshalber in Sicherheit zu bringen. „Ich hab doch Recht, Ran, oder? Merkt man doch sofort, dass die beiden ineinander verliebt sind.“ Leise und zu Ran gewandt, fügte er hinzu: „Wenn es ernst wird, beschützt du mich, nicht wahr? Du kannst doch Karate.“

„VERLIEBT?!“, kreischte Kazuha und sprang von ihrem Platz auf. Alle Leute starrten sie an. „Ich bin doch nicht in so einen Blödmann verliebt, der nicht mal sehen kann, ob ’ne Ampel grün, rot oder gelb ist!“ Doch ihre Wangen färbten sich rot und alle mussten lachen – auch die anderen Passagiere. Kazuha war das peinlich und sie setzte sich schnell wieder auf ihren Platz und blickte zu Boden.

Heiji, der sich bei Shinichi rächen wollte, drehte sich um und sagte: „Du bist doch auch verknallt, oder? Total in Ran verschossen, nicht wahr? Hast du es ihr immer noch nicht gesagt?“

Shinichi verschlug es die Sprache, weil Heiji ihn vor Ran bloßstellte. Doch Ran, die Shinichis feuerrotes Gesicht nicht sah, blieb ganz cool und sagte zu Heiji: „Ach, so ein Blödsinn, Heiji! Shinichi und ich, wir sind einfach nur befreundet. Nicht wahr, Shinichi?“

Shinichi verschluckte sich an der Antwort bekam einen Hustenanfall. Ran klopfte ihm verwundert auf den Rücken und Heiji wandte sich kichernd wieder nach vorne um.

„Dem hab ich es aber gegeben.“, brummte er und Kazuha kicherte hinter vorgehaltener Hand. Endlich hielt der Bus an der Haltestelle Beika-Center und sie stiegen alle aus.

Inzwischen war es bereits dunkel geworden und die ersten Sterne blinkten am Himmel zwischen den Wolkenkratzern. Ran schaute verträumt nach oben. „Wo Conan jetzt wohl ist…“, murmelte sie leise. Shinichi drehte sich zu ihr um. „Hast du was gesagt, Ran?“, fragte er. Ran seufzte. „Ach, der kleine Conan ist doch heute von seinen Eltern abgeholt worden. Ich vermisse ihn richtig…“

Shinichis Herz setzte einen Schlag aus. Er legte Ran betrübt eine Hand auf die Schulter. „Ihm geht es bestimmt gut.“, murmelte er. ‚Es ist wirklich kaum zu glauben, wie gerne sie mich als Conan hat…’, dachte er stumm und musste sich sehr zusammenreißen, um ihr nicht hier und jetzt an Ort und Stelle alles zu sagen.

„Wo bleibt ihr denn?“, rief Heiji ungeduldig vom Eingang des Hochhauses.

Shinichi schaute Ran an. „Gehen wir rein?“, fragte er sanft und wollte nach ihrer Hand greifen. Doch auf halben Weg ließ er sie wieder sinken. ‚Was hat sie zu Heiji gesagt? Wir sind nur befreundet. Vielleicht will sie ja gar nicht mit mir zusammen sein…’ Ran blickte auf. Shinichi sah sie an und fand, dass sie irgendwie traurig aussah.

„Wo hängt es denn?“, rief Heiji noch mal. „Hey, Kudou! Wollt ihr allein sein, oder was?“

„Nein, wir kommen!“, rief Ran und sie ging zur Eingangstür. Shinichi folgte ihr ziemlich niedergeschlagen.

Im Gebäude stiegen sie in einen Aufzug und fuhren ein paar Stockwerke hinauf. Diesmal gingen sie nicht ins Panorama-Restaurant. Das Lokal, dass sie betraten war viel kleiner. Es war dämmrig und ein bisschen stickig, aber gemütlich. Außerdem war nicht viel los. Eine bedienstete Kellnerin begrüßte sie herzlich.

„Mein Name ist Heiji Hattori.“, sagte Heiji. „Ich hatte reserviert.“ Die Kellnerin nickte lächelnd und wies ihnen einen Tisch zu. Er stand etwas abgelegen von den anderen und war mit Rosenblüten und kleinen Dekoherzen gedeckt. Kazuha klatschte entzückt in die Hände. „Wie schön!“, seufzte sie. „So romantisch.“

„Es freut mich, wenn es dir gefällt.“, sagte Heiji lächelnd.

Heiji setzte sich gegenüber von Kazuha an den Tisch, nachdem er den Stuhl für sie weggerückt hatte. Shinichi und Ran saßen sich ebenfalls gegenüber. Eine peinliche Pause entstand, die die Kellnerin unterbrach, indem sie die Speisekarten brachte und die Vier fragte, was sie denn trinken wollten. Sie bestellten sich alle eine Cola und was zu essen und nachdem die Kellnerin gegangen war, war es wieder still am Tisch. Ran brach die Stille und fing an über die Schule zu reden, obwohl immer noch Ferien waren. Die anderen hatten zu diesem Thema zum Glück auch was zu sagen. Kazuha erzählte, dass sie direkt nach den Ferien auf Klassenfahrt fahren würde. Heiji wusste auch schon wohin, denn sie waren ja in derselben Klasse. Es sollte nach Izu an den Strand gehen. Nun redeten alle über den Strand von Izu. Shinichi war so ins Plappern verfallen, dass er erzählte wie Ran versucht hatte, ihre Eltern dort wieder zu verkuppeln. Heiji, der neben ihm saß, trat ihm auf den Fuß. „Du warst doch gar nicht dabei!“, zischte er. „Natürlich war ich…“, wollte Shinichi widersprechen.

„Nein! Conan war da!“, unterbrach ihn Heiji eilig im Flüsterton.

Ran sah plötzlich nachdenklich aus.

Shinichi biss sich auf die Lippe. „Ich meine, dass hast du doch mal erzählt, oder Ran? Während eines Telefonats?“, verbesserte er sich schnell und es klang unsicher - eher wie ein Frage.

Ran brummte. „Hab ich das?“ Sie hörte sich nicht sehr überzeugt an.

Heiji flüsterte wieder unauffällig zu Shinichi: „Du musst echt besser aufpassen, Kumpel.“ Shinichi war noch in Gedanken, weil er sich beinahe verplappert hatte und Ran grübelte darüber, was ihr eben so merkwürdig vorgekommen war. Heiji blickte zu Kazuha, die plötzlich rief: „Ich hab eine Idee! Wir könnten ja noch vor der Klassenfahrt einen Ausflug dahin machen! Nur wir vier! In diesen Ferien!“

Bevor jemand auf diesen Vorschlag reagieren konnte, kam auch schon das Essen. Nun fielen alle schweigend über die Gerichte her.

Nachdem sie alle gegessen hatten, entschuldigten sich Ran und Kazuha und gingen zusammen zur Toilette.

Sie sehen wirklich klasse aus, die Jungs!“, rief Kazuha fröhlich und erneuerte vor dem großen Spiegel ihre Schminke. Ran nickte und tat es ihr gleich. Dann ergänzte sie: „Solange Heiji da ist, brauche ich mir wohl auch keine Sorgen zu machen, dass Shinichi wieder wegläuft.“

„Hä?“ Kazuha verstand nicht, was Ran meinte und so erzählte diese ihr von dem Abend, wo er sie ins Panorama-Restaurant eingeladen hatte – um ihr etwas Wichtiges zu erzählen. Bevor es dazu gekommen war, klärte er einen Mordfall auf, der sich Fahrstuhl ereignet hatte und danach war er spurlos verschwunden. Conan brachte ihr noch seine Kreditkarte und sie sprachen darüber, wie unhöflich es von Shinichi war, sie immer wieder dumm dastehen zu lassen…

„Hat Conan das gesagt?“, fragte Kazuha.

Ran nickte. „Ja, er tauchte auf, direkt nachdem Shinichi verschwunden war. Er nannte ihn sogar einen >>Blödmann<<, glaube ich.“

Kazuha kicherte.

Ran wurde plötzlich nachdenklich. Immer wenn Shinichi verschwand, tauchte Conan auf und diesmal war Conan verschwunden – angeblich zu seinen Eltern – und kurz darauf war Shinichi wieder aufgetaucht. Bestand da etwa ein Zusammenhang? Irgendwie war Conan seltsamerweise oft der Einzige, der bezeugen konnte, Shinichi irgendwo gesehen zu haben….

Kazuha wedelte mit ihrer freien Hand vor ihrem Gesicht herum. In der anderen hatte sie ihre Handtasche. „Hey Ran! Du warst gerade total weggetreten! An was hast du gedacht, hmmm?“

Ran schaute auf. „Was? Ich hab gerade nicht zugehört.“, murmelte sie verlegen.

Kazuha lachte. „Ach, nichts. Komm, wir gehen zurück zu den Beiden.“ Sie verließ die Damentoilette und Ran folgte ihr noch immer in Gedanken.

Als sie ins Lokal zurückkamen, war ihr Tisch leer. Shinichi und Heiji waren nicht mehr da und auch ihre Jacken hingen nicht mehr am Kleiderhaken.

Die verschwundenen Detektive

Kapitel 3 – Die verschwundenen Detektive
 

„Das gibt’s doch nicht!“, brummte Kazuha.

„Vielleicht sind sie ja auch auf der Toilette.“, vermutete Ran voller Hoffnung.

„Dann nehmen sie doch ihre Jacken nicht mit.“, widersprach Kazuha.

Ran hielt freundlich eine Kellnerin an, die gerade mit einem Tablett vorbeiging. „Entschuldigen Sie bitte, aber haben Sie die beiden jungen Männer gesehen, die mit uns am Tisch saßen?“, fragte sie.

Die Kellnerin lächelte. „Ja, die hatten es plötzlich ganz eilig. Eine Kollegin hatte eine Nachricht für sie entgegen genommen und scheinbar war es wichtig. Sie sagten, Sie beide sollten sich keine Sorgen machen. Sie würden bald zurückkommen. Sie sollten in Ruhe zu Ende essen, und dann nach Hause gehen. Die Rechnung haben die Beiden schon beglichen.“

Ran nickte ihr dankend zu, doch Kazuha hatte noch eine Frage. „Wissen Sie oder ihre Kollegin, was auf dem Zettel stand? Haben Sie die Nachricht möglicherweise noch?“

Die Kellnerin zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber ich werde gleich meine Kollegin fragen. Einen Moment bitte.“

Kazuha bedankte sich und die Kellnerin ging, um das Tablett an einen Tisch auf der anderen Seite des Raumes zu tragen.
 

Fünf Minuten später kam die Kollegin der Kellnerin, die sie angesprochen hatten an ihren Tisch. Sie erklärte, dass ein merkwürdig aussehender Typ sie nach einem Zettel gefragt hätte, woraufhin sie ihm ihren Notizblock lieh. Ran fragte, wie der Mann ausgesehen habe. „Er war ganz komisch angezogen, als hätte er sich verkleidet. Er erinnerte mich an jemanden, einen berühmten Detektiv, aber ich habe seinen Namen vergessen. Außerdem hatte er einen komischen Akzent.“, berichtete die Kellnerin.

Ran ballte die Fäuste. „Beschreiben Sie seine Kleidung.“

Die Dame überlegte. „Er hatte einen so merkwürdigen Hut auf mit beige kariertem Stoff. Der Mantel war aus demselben Material und an seinem Gürtel baumelte eine Lupe. Ich habe mich noch gewundert, warum der Mann mitten im Sommer einen Mantel trägt.“

Ran überlegte. Dann fragte sie: „Erinnerte der Mann sie vielleicht an den Detektiv Sherlock Holmes?“

Die Kellnerin nickte heftig. „Ja, genau. Der Name lag mir auf der Zunge. Er war genauso angezogen, wie Sir Arthur Conan Doyle ihn immer beschrieben hat. Ich lese ja lieber die Krimis von Agatha Christie…“

Kazuha mischte sich ein. „Haben Sie den Zettel noch oder wissen Sie, was der Fremde geschrieben hat?“

Die Kellnerin schaute etwas verwirrt aus.

„Na, den Zettel, den er den jungen Männern zukommen lassen wollte. Haben die Jungen ihn mitgenommen oder ist er noch hier?“, erläuterte Kazuha.

Sie und Ran sahen die Kellnerin gespannt an.

Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie wüsste nicht was darauf stand und sie war sich auch sicher, dass einer der Jungen das Papier an sich genommen hatte.

Einen Moment überlegten die Mädchen angespannt, dann fiel Ran etwas ein.

„Könnte ich ihren Block ausleihen? Auf den der Fremde geschrieben hat? Und hätten Sie vielleicht einen Buntstift oder einen Bleistift für mich?“, fragte sie plötzlich ganz aufgeregt.

Die Kellnerin zog ihren Block hervor. Einen Bleistift musste sie allerdings erst an der Theke holen. Kurze Zeit später kam sie zurück und reichte ihn Ran.

Kazuha beugte sich über Ran, die anfing, das oberste Blatt mit dem Bleistift zu schraffieren. „Was hast du vor?“, fragte sie.

Ran arbeitete konzentriert weiter. „Ich hab das Conan mal machen sehen.“, brummte sie und schließlich hielt sie das Blatt triumphierend in die Höhe. „Na bitte.“

Unter ihrer Schraffur waren die Abdrücke der Nachricht weiß zu erkennen, die der Letzte, der den Block benutzt hatte, geschrieben hatte.

„Was steht denn da?“, fragten Kazuha und die Kellnerin gleichzeitig. Ran, die sich anstrengen musste, um die durchgedrückten Zeichen zu erkennen, las vor:
 

Ich werde heute Nacht ein berühmtes Modellschiff aus dem Hafenmuseum stehlen. Wenn ihr zwei Meisterdetektive mich aufhalten wollt, dann kommt zum Pier 7.

Kaito Kid
 

„Kaito Kid! Wie aufregend!“, bemerkte die Kellnerin. Kazuha und Ran sagten fast gleichzeitig: „Sie dürfen niemanden von dieser Nachricht erzählen!“

Die Kellnerin nickte eifrig. „Ich wünsche euch und euren Detektivfreunden viel Glück.“, sagte sie. Sie riss den obersten Zettel vom Block und gab ihn Ran. Dann machte sie sich wieder an die Arbeit. Kazuha und Ran holten ihre Sommerjacken und zogen sich an. Draußen war es jetzt stockdunkel. Als sie auf der Straße standen, schlug Ran vor, sich ein Taxi zu nehmen und sich erst bei ihr zu Hause umzuziehen, bevor sie sich auf den Weg zum Hafen und zu Pier 7 machten. Kazuha pflichtete ihr bei. Um diese Uhrzeit war es nicht empfehlenswert ohne Begleitung und in ihrem schicken Aufzug unterwegs zu sein.

Sie hielten den Taxifahrer vor Mouris Büro zum Warten an und Ran gab ihm einen Vorschuss. Dann rannten sie die Treppe hoch, doch mitten im Laufen stockte Ran und Kazuha wäre fast über sie gefallen. Die Türen standen alle offen und als sie die Bürotür leise aufdrückte, erwartete sie ein schreckliches Chaos. Das Sofa war umgeworfen, der Fernseher, der sonst auf Mouris Schreibtisch stand, lag zerstört am Boden. Alle Schränke und Schubladen waren offensichtlich durchwühlt worden. Das Allerschlimmste war, dass Kogoru Mouri verschwunden war. An der Tür fanden sie einige dunkle Flecken. Ran und Kazuha blieb das Herz fast stehen, als sie erkannten, dass es Blut war.

Ran rannte nach oben und stellte fest, dass auch die anderen Zimmer durchwühlt waren. Sie und Kazuha zogen sich schnell um und dann versuchte Ran, Inspektor Megure anzurufen. Das Telefon war tot. Ihr Handy war verschwunden und Kazuhas war auch nicht aufzutreiben. Sicher waren die Mobiltelefone aus ihren Jackentaschen geklaut worden, während sie auf der Toilette gewesen waren. Aber wer sollte das getan haben? Und das noch vor den Augen Heijis und Shinichis?

Die Mädchen waren jetzt zu sehr in Sorge, um sich über ihre Handys Gedanken zu machen. Ran schnappte sich Taschenlampen, Batterien, zwei Flaschen Wasser und ein paar Äpfel und packte alles schnell in einen Rucksack und sie rannten die Treppe wieder runter.
 


 

Auf dem Weg nach unten stolperten sie in ein paar Kinder, die die Treppe hoch kamen und erschrocken aufschrieen.

Ran knipste die Taschenlampe an – im Haus war wohl die Hauptsicherung ausgeschaltet oder die Stromleitung zerstört. Im Licht der Lampe erkannte sie Ayumi, Genta, Mitsuhiko und Ai Haibara. „Was macht ihr denn hier um diese Zeit?“, meckerte sie und musste sich selbst erst von diesem neuen Schreck erholen.

Genta und Mitsuhiko fanden als erste die Sprache wieder: „Na, wir suchen Conan und die anderen verschwundenen Detektive!“

Ran war verwundert. „Conan? Verschwundene Detektive? Conan wurde doch von seiner Mutter abgeholt.“, sagte sie ganz durcheinander.

Ayumi hielt einen Zeitungsausschnitt hoch. „Wir glauben, das stimmt nicht. Schau mal, es steht sogar in der Zeitung. Viele Detektive sind verschwunden. Keine Spur von ihnen und auch von einigen Hauptkommissaren der Polizei fehlt jede Spur.“

Mitsuhiko unterbrach sie: „Ja, sogar Inspektor Megure, Kommissar Takagi und Kommissar Satou sind angeblich spurlos verschwunden. Im ganzen Land gibt es Vermisstenmeldungen. Die Polizei ist völlig überfordert. Herr Shiratori weiß gar nicht, mit welchem Fall er sich zuerst befassen soll.“

Kazuha und Ran erbleichten im Taschenlampenlicht, als sie den Artikel lasen, den Ayumi ihnen hinhielt. Ai schwieg noch immer. „Wie schrecklich!“, rief Ran. „Mein Vater ist auch verschwunden. Und Shinichi und Heiji.“, ergänzte sie dann.

„Dieser Shinichi ist doch immer weg, dass ist ja nichts Neues.“, brummte Mitsuhiko. Ran wurde sauer, weil er so gleichgültig klang, doch Kazuha hielt sie zurück. „Keine Zeit, Ran. Wir müssen sie suchen. Dieser Zettel von Kaito Kid war bestimmt eine Falle.“

„Da könntest du Recht haben.“, überlegte Ran.

„Die Detektive Boys werden euch helfen, alle wieder zu finden!“, rief Ayumi. Und Genta und Mitsuhiko brüllten: „Jaaaa! Genau!“

Kazuha wehrte ab. „Das ist viel zu gefährlich! Ihr geht jetzt sofort nach Hause! Eure Eltern sind bestimmt schon krank vor Sorge.“

„Sind sie nicht.“, sagte Ayumi und Ai, die bisher geschwiegen hatte, ergänzte: „Sie glauben, wir sind bei Professor Agasa.“

„Und warum seid ihr da nicht?“, fragte Ran.

„Na, weil wir die Vermissten suchen. Der Professor ist unsere Basis, er versorgt uns mit Informationen.“, erklärte Mitsuhiko.

Kazuha zerrte an Rans Arm. „Wir müssen langsam los! Das Taxi wartet doch!“

„Wir kommen mit!“, riefen alle Kinder, bis auf Ai. Die fragte Ran und Kazuha: „Habt ihr euch auch bewaffnet?“

„Bewaffnet? Mit was denn?“ Kazuha und Ran sahen sich verdutzt an.

„Na, was ihr finden könnt.“, gab Ai zurück. „Ein Messer zum Beispiel!“

Ran schüttelte den Kopf. ‚Seltsames Kind.’, dachte sie und laut sagte sie: „Ich kann Karate!“

„Cool!“, brüllten Genta, Mitsuhiko und Ayumi. Ran und Kazuha gingen nun zum Taxi und die Kinderschar folgte ihnen. „Aber ihr müsst immer ganz leise sein und dürft keine Angst haben.“, bläute Kazuha ihnen ein, als der Taxifahrer los fuhr, nachdem Ran ihm die Adresse am Hafen genannt hatte.

Er ließ sie etwas Abseits vom Pier 7 aussteigen. Ran bezahlte ihn und der Fahrer fragte noch mal, ob sie wirklich in dieser Gegend raus wollten. Sie schien ihm mehr als unheimlich zu sein. Als sein Wagen um die Ecke bog und das Motorengeräusch verklang, hörten sie nichts mehr außer den Wellen, die ans Hafenbecken schlugen. Es war zwar eine klare Nacht, doch entweder war Neumond oder der Mond war noch nicht aufgegangen. Die Sterne beleuchteten die Straße nur dürftig und hier gab es nur im Abstand von ungefähr zweihundert Metern Laternen. Ayumi und die zwei Jungs schienen plötzlich nicht mehr so froh, dass sie mitgekommen waren. Ai jedoch zeigte keine Regung. Wieder fiel Ran auf, was für ein seltsames Kind sie war. Fast so erwachsen wie Conan…

Sie hatte keine Zeit den Gedanken weiter zu verfolgen, denn Kazuha flüsterte: „Lass uns Pier Nummer 7 suchen.“ Zu den Kindern sagte sie: „Bleibt hinter uns und bleibt dicht zusammen. Ich will keinen Mucks von euch hören.“

Ayumi klapperte mit den Zähnen. „Ich wünschte Conan wäre hier…“, wisperte sie. Genta und Mitsuhiko waren empört. „Wir passen doppelt so gut auf dich auf wie dieser Conan!“, versicherten sie eifersüchtig. Ayumi seufzte nur.

Ran und Kazuha schlichen los. Sie benutzten Container und Hausecken als Deckung und die Kinder folgten ihnen schweigend.

„Wenn euch etwas auffällt zum Beispiel Spuren auf dem Boden, liegengelassene Gegenstände oder ähnliches, dann sagt Bescheid.“, flüsterte Kazuha den Kindern zu. Sie nickten eifrig.

„Hier ist Pier Nummer 7.“, sagte Ran plötzlich und abrupt blieben sie stehen.

„Und dort drüben ist das Hafenmuseum.“, sagte Kazuha und deutete auf ein unbeleuchtetes Gebäude gegenüber vom Hafenbecken.

Bevor sie sich entscheiden konnten, wie es weiter gehen sollte, schnappte Ayumi nach Luft und hielt sich den Mund zu, um nicht zu schreien.

„Was ist denn, Ayumi?“, fragte Genta.

„Hast du was gesehen?“, ergänzte Mitsuhiko.

Ayumi deutet auf riesiges Schiff, was in der Nähe angelegt hatte. „An dem Mast! Da hing ein Mann! Aber jetzt ist er verschwunden! Er hat zu uns rüber geschaut! Ich habe es genau gesehen! Vielleicht verfolgt er uns!“

Genta und Mitsuhiko bekamen Panik, versuchten aber vor Ayumi die Angst nicht zu zeigen.

Ran und Kazuha reagierten schnell. „Kommt! In das Museum! Vielleicht finden wir da Spuren und er kann uns nicht mehr so leicht beobachten.“

Sie huschten durch die Schatten zum Eingang des Museums. Vor der offen stehenden Tür lauschten sie angespannt. Von drinnen kam kein Laut.

„Das Museum ist geschlossen wegen Urlaub. Hier steht es. Dann waren wahrscheinlich auch keine Wachleute da. Perfektes Versteck für die Verbrecher!“, sagte Mitsuhiko altklug.

Ayumi schnappte schon wieder nach Luft. „Hier liegt was auf dem Boden.“, sagte sie und ihre Stimme zitterte. Ayumi wollte das Licht an ihrer Uhr einschalten, doch Ai hielt sie ab. „Dann sehen die uns doch.“, zischte sie. Dann bückte sie sich und hob das etwas hoch. „Es ist ein Fetzen Stoff. Er ist blau, soweit ich das in diesem dürftigen Licht erkennen kann.“

Ran nahm ihr das Ding ab. „Zeig mal.“ Sie besah sich den Fetzen und dann holte sie tief Luft. „Wir sind auf der richtigen Spur. Das ist ein Stück Stoff von Shinichis Jacke. Da bin ich mir ganz sicher.“

Kazuha atmete ebenfalls tief durch. „Dann los! Lasst uns reingehen.“

Es war unheimlich im Museum. Sie zogen alle ihre Schuhe aus, denn ihre Schritte hallten in den leeren Hallen unnatürlich laut. Dann schlichen sie auf Zehenspitzen weiter. Was sie nicht wussten – sie wurden bereits verfolgt. Zwei dunkle Schatten huschten durch die Nacht…

Blinde Passagiere oder Abmachung mit einem Dieb

Kapitel 4 – Blinde Passagiere oder Abmachung mit einem Dieb
 

Kazuha, Ran und die vier Kinder hatten vorsichtig alle Räume des Museums im Erdgeschoss durchsucht. Sie hatten aber nichts weiter gefunden. Nun standen sie in einem großen Treppenhaus. Es führten Stufen nach oben in den ersten Stock – und nach unten in den Keller des Gebäudes. Sie wussten nicht, wo sie zuerst suchen sollten und machten halt. „Was jetzt?“, fragte Ayumi.

„Wir sollten uns aufteilen.“, schlug Mitsuhiko vor. „Eine Gruppe sucht oben und eine geht in den Keller. Zu einer vereinbarten Zeit treffen wir uns wieder hier.“

„Und falls jemand etwas findet, dann können wir uns über die Funkgeräte verständigen.“, ergänzte Genta.

„Stimmt. Ich hatte ja ganz vergessen, dass Professor Agasa euch mit seinen tollen Erfindungen ausgestattet hat.“, sagte Ran.

„Ich finde die Idee von Mitsuhiko gut.“, pflichtete Kazuha bei. „Wer geht mit mir?“

Ai packte Genta an der Hand, der sich nur widerstrebend mitziehen ließ. „Wir gehen mit dir, Kazuha.“, stellte Ai klar. Kazuha nickte.

Ran sah zu Ayumi und Mitsuhiko. „Dann sind wir wohl die zweite Gruppe.“ Die Beiden nickten ihr zu.

„Und wer geht wohin?“, fragte Ran dann die Allgemeinheit.

Es entstand eine kurze Pause, dann sagte Kazuha: „Wir gehen nach unten. Ran, du und die anderen beiden, ihr geht in den ersten Stock. Ich glaube nicht, dass es danach noch einen Stock gibt.“

Ran nickte. „Okay. Wann treffen wir uns wieder?“

„Wenn niemandem etwas auffällt und wir uns nicht zwischendurch verständigen, dann treffen wir uns in 20 Minuten wieder hier.“, beschloss Kazuha.

Alle waren einverstanden und so gingen sie wie verabredet los.
 

Während Kazuha mit Genta und Ai die Treppen in den Keller hinunter schlich, gingen Ran, Mitsuhiko und Ayumi nach oben. „Du Ran, bist du sicher, dass es Conans Mutter war, die ihn abgeholt hat?“, fragte Ayumi Ran leise, als sie den ersten Stock erreichten. Ran nickte. „Ja, sie sah genauso aus wie Frau Edogawa bisher immer aussah. So oft habe ich seine Mutter ja noch nicht gesehen.“ Leise begannen sie den ersten Flur zu untersuchen. Doch im gesamten ersten Stockwerk war kein Mensch zu finden. Sie schlichen durch Ausstellungsräume und durch eine Cafeteria. Es war alles ruhig und da die zwanzig Minuten noch nicht um waren und es tatsächlich kein höheres Stockwerk mehr gab, beschlossen sie in den Keller zu gehen und den anderen zu helfen. Ayumi und Mitsuhiko versuchten Genta und Ai per Funk zu erreichen, um ihnen mitzuteilen, dass sie nun herunter kamen, doch sie bekamen keine Antwort. Ran und die beiden Kinder beschlich ein schreckliches Gefühl. Eilig gingen sie die Treppe hinab und waren dabei nicht gerade leise. Doch unten am Treppenansatz wartete jemand auf sie. Inzwischen war der Mond aufgegangen und schien durch die Fensterscheiben auf den dunklen Flur. In seinem Schein stand ein Mann ganz in Weiß gekleidet und da ein Luftzug von der Tür hereinwehte, bewegte sich sein weißes Cape. „Ich habe schon auf euch gewartet.“, sagte der junge Mann mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.
 

„Kaito Kid!“, stammelten Ran, Ayumi und Mitsuhiko wie aus einem Mund und blieben wie angewurzelt auf den Treppenstufen stehen. Kaito zischte: „Pssst! Seid nicht so laut! Ich bin nicht der Einzige, der hier herum schleicht. Ich nehme an, dass ihr eure Freunde sucht. Da ich beobachten konnte, wie sie verschleppt wurden, möchte ich euch einen Waffenstillstand vorschlagen. Ihr verpfeift mich nicht an die Polizei – die zurzeit ohnehin genug andere Sorgen hat – und ich werde euch dafür helfen, den Fall der verschwundenen Detektive zu lösen und eure Freunde heil wieder zu finden.

Ran überlegte kurz. Dann sagte sie: „Einverstanden.“ Plötzlich hörten sie näher kommende Schritte von unten. „Was jetzt?“, wisperte Ran und Ayumi und Mitsuhiko drückten sich ängstlich an sie. Kaito Kid trat auf sie zu, schwang sein Cape und dann – waren sie plötzlich unsichtbar. Das Cape war von innen durchsichtig, doch von außen waren sie nicht zu sehen. Unter Kaitos Cape waren sie alle ganz dicht beisammen. „Nur keinen Laut jetzt.“, mahnte er kaum hörbar. Ran war etwas beklemmend zumute. Erst jetzt merkte sie, dass Kaito ziemlich viel Ähnlichkeit mit Shinichi hatte. Er war ungefähr im gleichen Alter. Sie unterdrückte ein Seufzen, als sie an Shinichi dachte und gleich darauf musste sie an Conan denken.

Ob er in Sicherheit war? Hatten ihn tatsächlich seine Eltern abgeholt oder war er entführt worden? Wo war Shinichi? Und was war mit ihrem Vater passiert? Stammte das Blut in der Wohnung von ihm? Wenn ja, wie schwer waren seine Verletzungen?

Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Kaito sie anstupste. Wortlos zeigte er nach vorne. Ran sah, wie mehrere vermummte Gestalten Kazuha und die beiden anderen Kinder forttrugen. Sie waren bewusstlos. Mitsuhiko und Ayumi wollten auf sie losstürzen, aber Ran und Kaito hielten sie zurück. Als die Verbrecher draußen waren, wisperte Kaito: „Wir werden ihnen vorsichtig folgen. Vielleicht bringen sie die Bewusstlosen zu dem Platz, wo auch die verschwundenen Detektive gefangen gehalten werden.“ Ran nickte zustimmend. „Das wäre möglich.“ Dann wurde sie misstrauisch. „Woher weiß ich denn, dass wir dir vertrauen können.“ Ayumi zeigte mit dem Finger Kaito. „Genau! Schließlich bist du ein Dieb!“ Mitsuhiko stimmte ihr voll zu. Kaito zwinkerte Ran zu. „Wenn du Shinichi und deine Freundin wieder finden willst, dann wirst du mir vertrauen müssen. Du weißt doch: No risk, no fun!“

Ran war überrascht: „Woher weißt du, dass Shinichi verschwunden ist?“

Kaito schüttelte nur zwinkernd den Kopf und schwieg. Ayumi und Mitsuhiko schwiegen auch. Ran entschied, dass es nicht so wichtig war, woher er es wusste. Schließlich war es kein Geheimnis, dass Shinichi schon länger spurlos verschwunden war. Kaito lauschte in die inzwischen mondhelle Nacht. Schritte verklangen langsam. „So, jetzt aber hinterher, bevor wir sie verlieren!“, zischte er irgendwann und war auch schon losgelaufen. Beinahe lautlos, wenn auch nicht ganz so elegant folgten Ran und die beiden Kindern ihm. Sie nutzten jede Deckung und hin und wieder verbargen sie sich unter Kaitos Zaubercape, welches in einem leichten Windhauch knisterte. „Wo sie wohl hin wollen?“, flüsterte Ran nach zehn Minuten schweigender Verfolgungsjagd. Durch die Anspannung fühlte sie sich als wäre schon mindestens eine Stunde vergangen. Kaito blickte aus ihrem momentanen Versteck heraus zu den Gangstern, die ihre bewusstlosen Opfer noch immer über der Schulter trugen. „Sie wollen sicher auf ein Schiff.“, vermutete Kaito.

Seine Annahme bestätigte sich kurze Zeit später. Die Gangster schlichen tatsächlich über eine Treppe in eines der riesigen Schiffe, die am Hafen angedockt hatten. Es war ein älterer Frachtdampfer, der die besten Jahre schon hinter sich hatte. Ran und Kaito, sowie Ayumi und Mitsuhiko beobachten die Gangster zunächst schweigend. Kurz nachdem sie auf dem Schiff waren, wurden die Motoren des Frachters angelassen. „Jetzt aber schnell!“, kommandierte Kaito und wollte zur Treppe laufen, doch Ran hielt ihn zurück. „Warte! Wir können doch nicht einfach an Bord gehen!“ Ayumi ballte die Fäuste. „Klar können wir! Wir wollen schließlich Conan retten! Und Ai und Genta!!“ Ran zögerte immer noch. Auch Mitsuhiko schien es nicht ganz so geheuer zu sein. Kaito lugte nach dem Schiff. Einige Männer lösten die Halterungsseile, das Schiff würde jeden Moment ablegen. Ran sah es auch. „Da geht deine Chance, Shinichi und all die anderen zu retten.“, maulte Kaito ungeduldig. Ran unterdrückte ein mulmiges Gefühl, stieß Kaito an und lief los. Die anderen folgen ihr. Als sie am Pier ankamen, nahm das Schiff Fahrt auf. Die Treppe wurde vor ihren Augen eingezogen. „Verdammt!“, fluchte Kaito. Dann schnappte er sich Ayumi. Sie war ganz gerührt, während Kaito Ran zurief: „Los Ran, wir müssen springen und versuchen jeder eines von den Schiffstauen zu erwischen die noch im Wasser schleifen! Nimm du Mitsuhiko!“ Ran war dies ganz und gar nicht geheuer, doch ihr blieb kaum eine Wahl.

Sie packte Mitsuhiko und sagte nur: „Wehe, du machst einen Mucks!“ Dann sprang sie. Sie landete mit einem Platsch im Wasser, genau wie Kaito und packte eines der Taue. Sie wurden mitgezogen. Oben blickten zwei Männer auf. „Hast du das auch gehört?“, fragte der eine den anderen. „Was denn?“, gab der zurück.

Kaito verfolgte das Gespräch, obwohl er von einer Welle Wasser ins Ohr bekommen hatte. „Ran! Mitsuhiko! Ihr müsst untertauchen!“ Zu Ayumi gewandt sagte er: „Hol tief Luft!“ Keine Sekunde zu früh verschwanden sie unter der dunklen Wasseroberfläche, denn die zwei Männer beugten sich über die Reling, um ins Wasser zu schauen. Kaito hatte sein weißes Cape gewendet, denn innen war es dunkel, so konnten sie nicht entdeckt werden. Eine halbe Minute später tauchten die Vier wieder auf. Sie begannen langsam im Wasser zu frieren. „Was machen wir jetzt?“, fragte Ran. Kaito musste nicht mal überlegen. „Wir suchen die Rettungsboote und besorgen uns Schwimmwesten, ein paar Decken und trockene Kleidung. Dann suchen wir die Vermissten.“ Ran packte das Schiffstau fester, als sie sah, dass Kaito Kid sich anschickte, an seinem Seil hochzuklettern. Ayumi hatte beide Arme um ihn geschlungen und hielt sich an ihm fest. Ran half Mitsuhiko beim Klettern, denn das Seil war glitschig, da es so oft durch das Seewasser gezogen worden war.

Sie schafften es an Bord zu kommen und gelangten ohne Zwischenfälle zu den Rettungsbooten. Ihre klatschnasse Kleidung klebte an ihnen und sie hatten auch sicher Spuren auf dem Deck hinterlassen, doch es war trotz dem Mondschein recht dunkel und sie waren sicher, dass Wasserlachen auf dem Deck eines Frachtschiffes nichts Ungewöhnliches waren. Hin und wieder schlugen schließlich mannshohe Wellen an den Schiffsrumpf und überspülten das ganze Deck. Zurzeit allerdings lag die See relativ ruhig da. Doch sie waren ja auch noch nicht lange aus dem Hafen heraus gefahren.

Kaito fand trockene Kleidung im Boot und suchte passende Stücke für die beiden Kinder aus, was sich aufgrund der Tatsache, dass es Nacht war, als recht schwierig erwies. Selbst die Sachen, die er ihnen gab, waren noch viel zu groß, aber wenigstens trocken und warm. Ran hatte auch warme Kleidung für sich selbst gefunden, doch nun sah sie sich mit der Tatsache konfrontiert sich vor Kaito und den Kindern umziehen zu müssen und der Gedanke behagte ihr nicht. Kaito lachte leise, als sie nach draußen kletterte, um sich in dem anderen, zweiten Rettungsboot in Ruhe umzuziehen. Er hatte nicht solche Befürchtungen, denn er war ja auch nur mit zwei Kindern alleine, die dezent in eine andere Richtung blickten, wenn sie auch in der Dunkelheit ohne hin nicht viel erkennen konnten. Als Ran fertig war und zu den anderen zurückkehren wollte, hörte sie plötzlich Schritte auf dem Deck. Jemand war eine der Wasserpfützen getreten und beinnahe ausgerutscht. Es war eine der Wasserpfützen, die Ran, Kaito und die Kinder verursacht hatten, als sie an Bord gekommen waren. Ran hielt den Atem an. ‚Wenn sie jetzt entdeckt werden würden…’ Sie lauschte auf ein verdächtiges Geräusch im anderen Rettungsboot, doch scheinbar hatten auch sie die Schritte gehört. Bei Kaito, Ayumi und Mitsuhiko war es mucksmäuschenstill. Plötzlich raschelte es ganz dicht neben ihr. Jemand überprüfte das Boot! ‚Oh Nein! Was mache ich denn jetzt!’, dachte Ran verzweifelt. Doch sie hatte keine Zeit zu überlegen oder zu handeln, denn wer auch immer draußen war, er schickte sich an in das Rettungsboot zu klettern. Ran unterdrückte einen Schrei, als eine Gestalt mit einem dumpfen Laut in das Boot plumpste. Die Gestalt schnappte nach Luft, offensichtlich war sie recht schnell gelaufen. Erst jetzt merkte derjenige, der ins Boot gestiegen war, dass er nicht allein war. „Wer ist da?“, fragte die Person leise, aber bestimmt.

Ran japste. „Shin … Shinichi? Bist du das?“

„Ran? Was zum Teufel machst du denn hier?“, war die verblüffte Antwort.

Ran wurde das zuviel. „Was ist denn das für eine Begrüßung?! Zufällig habe ich mir Sorgen gemacht und nach dir gesucht! Erst erschreckst du mich zu Tode und dann fragst du mich auch noch in diesem Tonfall, was ich hier mache! Das lasse ich mir doch nicht gefallen!“ Sie war so aufgebracht, dass sie gar nicht merkte, dass sie immer lauter wurde.

Kaito steckte den Kopf zwischen die Beiden. „Psst! Wisst ihr, was ihr für einen Krach macht?! Mann wird uns entdecken! Und dann sind nicht nur wir, sondern auch die Kinder in großer Gefahr!“

Shinichi starrte ihn entgeistert an. „Kaito Kid! Was machst du hier und dann auch noch mit Ran?“

Ran verteidigte Kaito. „Er hat uns geholfen, wir haben einen Waffenstillstand vereinbart. Du darfst ihn also nicht festnehmen oder an die Polizei verraten!“

Das war zu viel für Shinichi. Er kochte vor Wut. Alleine der Gedanke daran, dass sie womöglich entdeckt werden würden, bewahrte ihn vor dem Ausrasten.

Ai Haibara war die Nächste, die sich einmischte. Sie hatte sich am Rand des Bootes hochgezogen und hielt sich fest. Cool wie immer sagte sie: „Ich bin dafür, dass wir später streiten und jetzt von hier verschwinden.“

Erst jetzt merkte Ran, dass Ai da war. „Hey Ai, wo kommst du denn her?“, fragte sie.

Ai seufzte. „Wegen eures Streites hast du das nicht mitbekommen. Genta und ich, wir sind mit Shinichi geflohen. Wir waren zusammen in einer Zelle. Aber dieses Mädchen – Kazuha – war nicht bei uns.“

Ran blickte zu Shinichi. „Wo ist Heiji?“ Shinichi war immer noch sauer und gab motzig zurück: „Keine Ahnung. Deswegen können wir noch nicht fliehen.“

Ran brummte: „Kazuha und Heiji sind also noch immer gefangen.“

Shinichi nickte. „Ohne sie werde ich nicht fliehen.“

Ran stimmte ihm ausnahmsweise zu.

Sie kamen schließlich überein, sich im anderen Rettungsboot in Ruhe über die weitere Vorgehensweise zu unterhalten.

In letzter Sekunde

Kapitel 5 – In letzter Sekunde
 

Als es am Morgen zu dämmern begann, machten sie sich daran, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Widerwillig hatte Shinichi zugestimmt, dass Kaito, Ai, Genta, Ayumi und Mitsuhiko mit seinem Gleiter zurück zum Festland bringen sollte. Widerwillig deswegen, weil er Kaito ungern unbehelligt von dannen ziehen ließ und weil es für die Kinder gefährlich war. Zugestimmt hatte er letztlich, weil er keine andere Lösung hatte. Kaito Kid sollte außerdem anonym die Wasserpolizei verständigen, die dann Hilfe schicken sollte. Die Detektive Boys hatten heftigen Widerstand geleistet. Sie waren immer noch der Überzeugung, dass Conan entführt worden war und dass seine Eltern ihn gar nicht abgeholt hatten. Sie wollten ihn suchen. Doch die drei Jugendlichen zeigten kein Einlenken. Shinichi vermutete, dass es sich bei ihren Kidnappern um Piraten oder Schmuggler handelte und Kaito stimmte ihm zu. Solche Verbrecher waren nichts für kleine Kinder. Auch Ran war dafür, dass die Kinder so schnell wie möglich zu ihren Eltern zurückkamen. Sie fühlte sich verantwortlich, weil sie selbst erlaubt hatte, dass die Kinder mit ihr gingen. Sie war verantwortlich, dass sie hier waren.
 


 

Je mehr es dämmerte, desto größer wurde die Gefahr, entdeckt zu werden. Nachdem Kaito mit den Kindern aufgebrochen war, bemerkten Shinichi und Ran, dass das Boot sich einer Insel näherte. Sie war nur sehr klein und bestand bis auf wenige Grünflächen mit Bewuchs aus Felsgestein. „Vielleicht sollen die Gefangenen dort hingebracht werden.“, überlegte Shinichi. Er beschloss spontan mit Rans Hilfe das Rettungsboot zu klauen und das Schiff zu verlassen. Sein Ziel war ebenfalls die Insel, doch er wollte an der anderen Seite anlegen, so dass sie nicht so schnell entdeckt werden würden. Noch bevor die Sonne richtig aufging, trieben sie im Boot auf dem Wasser. Beide trugen über ihrer Kleidung Schwimmwesten. Alles war bis jetzt ohne Zwischenfälle verlaufen. Noch immer war ihre Flucht nicht bemerkt worden. Beim Rettungsboot handelte es sich um ein stabiles Schlauboot mit Motor. Sie hatten sich zunächst vom Frachter wegtreiben lassen, damit man das Motorengeräusch dort nicht hören würde. Als Shinichi ihn nun einschalten wollte, stellte er fest, dass der Motor entweder defekt war oder das Benzin nicht aufgefüllt worden war. „Verdammt!“, fluchte er. „Zwei Rettungsboote und wir nehmen ausgerechnet das, wo der Antrieb nicht läuft. Ich hätte damit rechnen sollen, bis jetzt lief alles viel zu glatt.“

Ran suchte daraufhin das Boot ab, kurz darauf fand sie zwei Paddel. Zunächst waren beide wieder optimistisch, doch dann erkannte Shinichi mit Erschrecken, dass sie in einen starken Meeresstrom geraten waren und so sehr sie auch paddelten und sich anstrengten, die Insel am Horizont wurde immer kleiner.
 

Miwako Satou erwachte und fühlte sich wie am Morgen nach einer langen, ausgelassenen Party. Sie öffnete langsam die Augen und versuchte sich zu bewegen. Es ging aber nicht, jemand hatte ihr die Hände gefesselt – mit ihren eigenen Handschellen. Es dämmerte draußen, wo auch immer draußen war, und sie erkannte, dass sie in einem Schuppen war. Einige Lichtstrahlen fielen nämlich durch die Wandverkleidung aus Holz. Sie war nicht alleine, konnte die Gesichter der anderen Personen im Raum aber nicht erkennen. „Hallo? Wer ist denn da?“, flüsterte sie etwas unsicher.

„Frau Satou? Sind sie das?“, fragte eine bekannte Stimme.

„Herr Takagi?“

„Ja.“, antwortete Wataru Takagi, ein Kollege von ihr. Er fuhr sogleich fort. „Inspektor Megure ist auch hier und außerdem der Privatdetektiv Kogoru Mouri.“

„Wo sind wir denn hier?“, fragte Miwako und ihre Stimme klang nun etwas gefasster, da sie wusste, dass sie nicht alleine in der Situation war.

Inspektor Megure meldete sich zu Wort „Scheinbar ist das hier das Lager einer Schmugglerbande oder von Piraten.“

Frau Satou hätte sich gerne die Augen gerieben. „Woraus schließen sie das, Inspektor?“

Megure zeigte mit einem Nicken auf die Kisten rundherum. „Die Diebe stellen hier ihre Beute ab, bis sie es verkaufen können. Auf meiner Seite liegen ziemlich viele Kisten mit Flaschen. Wein oder Schnaps – ich weiß nicht genau.“

Kogoru Mouri, der bis dahin unbeteiligt in einer Ecke an die Wand gelehnt hatte, horchte auf: „Tatsächlich, Inspektor? Kommen Sie an die Flaschen dran?“ Kogoru hatte eine Platzwunde am Kopf, das Blut war ihm über die Stirn gelaufen, aber nun war es getrocknet.

„Herr Mouri! Ich muss doch sehr bitten. Wie sie sicher wissen sind wir alle mit Handschellen gefesselt. Mit unseren eigenen, möchte ich betonen.“, schimpfte der Inspektor.

Kogoru, der Inspektor Megures Empörung auf seine Bitte nach dem Alkohol bezog, brummte: „Was soll denn ein kleiner Schluck schaden?“ Dann überlegte er kurz. „Sagten sie: Wir alle sind mit Handschellen gefesselt?“, fragte er dann.

Megure nickte. „So ist es.“

Kogoru versuchte seine Hände hinter dem Rücken hervorzuzeigen, was misslang. „Ich bin nicht mit Handschellen gefesselt. Man hat mir nur ein Seil umgebunden. Wenn ich es schaffe zu Ihnen rüber zu rutschen, vielleicht kann mir einer die Fesseln aufknoten.“

Er rutschte versuchsweise zu Takagi, der ihm am nächsten war. Kommissar Takagi drehte sich ebenfalls, so dass sie Rücken an Rücken saßen und gegenseitig ihre Hände erreichen konnten. „Kriegen Sie den Knoten auf?“, fragte Kogoru, als der Polizist an seinen Fesseln herumfummelte.

„Einen Moment…“, sagte Takagi und biss sich fast auf die Zunge, so sehr konzentrierte er sich. Es dauerte einige Minuten, dann war Kogoru von den Handfesseln befreit. Er machte sich an den Kisten zu schaffen und holte eine Flasche hervor. „WOW!“, rief er begeistert. „Der Wein hier ist so teuer, den kann ich mir nicht leisten!“

Inspektor Megure protestierte. „Mouri, suchen sie lieber etwas, um unsere Fesseln aufzukriegen!“

„Nur ein Schlückchen, Herr Inspektor…“, brummte Kogoru und hatte nur noch Augen für die Flasche…
 

„HEIJI! HEEEIIJII! WACH AUF!“ Kazuha schrie schon fast, so sehr sorgte sie sich. Heiji lag auf dem kalten, feuchten Felsboden auf dem Algen wuchsen und Kazuha versuchte nun schon seit mehreren Minuten ihn zu einer Reaktion zu bewegen. Er hatte mehrere blaue Flecke und Schürfwunden, aber ansonsten hatte Kazuha keine schlimmeren Verletzungen finden können. Sie war hier in dieser Höhle aufgewacht und hatte keine Ahnung, wie sie hergekommen war. Sie erinnerte sich nur noch, dass sie mit den Kindern durch den Keller des Museums geschlichen war und dann waren sie vom irgendwem gekidnappt worden. Die Höhle bestand aus einem Hohlraum, es gab keine Zugänge, nur diese Plattform auf der sie saßen und unterhalb davon war Wasser. Wieder rief sie Heijis Namen und klopfte ihn auf die Backe. Urplötzlich erwachte er und packte ihre Hände, damit sie aufhörte. „Kazuha! Was ist passiert? Wo sind wir hier?“ Er stand auf und sah sich um. „Kazuha, woran erinnerst du dich? Weißt du, wie wir hierher gekommen sind?“

Kazuha schüttelte zunächst den Kopf, dann erzählte sie ihm, was sie noch wusste.

Heiji begann hin und her zu laufen. „Wir sitzen ganz schön in der Tinte!“, bemerkte er nervös. Kazuha verstand nicht. „Was meinst du, Heiji?“

Heiji hob hilflos die Arme, während er sich hektisch den Kopf zerbrach. „Kazuha, das ist Salzwasser! Wir sind irgendwo am Meer. Diese Höhle hat keine Zugänge, so scheint es zumindest. Doch irgendwie müssen wir hierher gekommen sein. Daraus schließe ich, dass der Eingang inzwischen unter Wasser liegt. Wir wurden bei Ebbe hierher gebracht und jetzt kommt die Flut. Hast du nicht bemerkt, dass das Wasser steigt?“

Kazuha erschrak. Erst jetzt, wo sie sich nicht mehr so akut um Heiji sorgte, da er nicht ernsthaft verletzt war, fiel ihr auf, dass das Wasser begann, auf die Plattform zu schwappen, auf der sie standen. Sie wagte es kaum diese Frage zu stellen, gleichzeitig wollte sie aber auch es wissen: „Heiji, wie hoch wird das Wasser steigen?“

Heiji sprang vom Sockel herunter ins Wasser und untersuchte die Felswände um sie herum. Dann kam er zurück auf den Sockel und betrachtete die Höhlendecke. Sie war mit Muscheln und Algen bedeckt. Heijis Erkenntnis ließ ihn blass werden. „Wenn die Flut ihren höchsten Punkt erreicht hat, dann wird sich diese Kammer komplett unter Wasser befinden.“ Auch Kazuha wurde kreidebleich im Gesicht.
 

„Ran, du musst stärker rudern!“, forderte Shinichi energisch. Die Beiden kämpften noch immer gegen den Strom, der sie erfasst wurde. Die Insel war inzwischen nur noch ein kleiner Fleck.

Ran warf frustriert das Paddel ins Boot. „Ich kann aber nicht mehr stärker paddeln! Ich kann gar nicht mehr!“ Mit diesen Worten ließ sie sich erschöpft nach hinten sinken. Shinichi legte sein Paddel auch ins Boot. „Ran! Wir dürfen nicht aufgeben! Wir müssen doch Heiji und Kazuha retten. Wir müssen zu dieser Insel!“ Er setzte sich zu ihr. Inzwischen waren sie wieder weit zurückgefallen, auf der Strecke die sie bereits hinter sich hatten.

Ran schluchzte. „Wir werden nie zu dieser Insel kommen! Wir kommen nirgendwo mehr hin! Wir treiben auf dem Meer, bis wir verhungert und verdurstet sind!“ Sie wischte sich eine Träne fort. Dann fiel ihr etwas ein. „Wenigstens kannst du diesmal nicht einfach irgendwo hin verschwinden, außer du willst neue Schwimmrekorde aufstellen.“

Shinichi zuckte zusammen. ‚Wo sie recht hat, hat sie recht. Wenn das Mittel von Ai seine Wirkung verliert, dann sitze ich in der Tinte!’

„Was ist?“, fragte Ran. „Was guckst du so blöd?“

Shinichi wurde aus seinen Gedanken gerissen. „Was? Stimmt doch gar nicht.“, sagte er dann.
 


 

Sie wollte gerade etwas erwidern, als es neben dem Boot im Wasser platschte.

„Was war das?“, fragte Ran und dann schrie sie aus Leibeskräften, denn im Wasser tauchten ein Dutzend dreieckige Rückenflossen auf. Shinichi, der genauer hingesehen hatte, musste lachen. „Beruhige dich, Ran!“, sagte er, weil sie aufgesprungen war und in die Mitte des Bootes geflüchtet war. Das Schlauchboot schwankte bedenklich, durch ihre Aktion. Shinichi wollte sie festhalten, doch durch seine Berührung erschrak sie noch mehr und mit einem riesigen Platsch fielen sie ins Wasser, weil das Boot kippte. Shinichi, der genau wie Ran kurz untergegangen war, packte Ran hielt sie über Wasser und griff noch schnell nach der Leine des Bootes, damit es nicht abgetrieben wurde. Um ihre panischen Schreie zu übertonen, brüllte er. Er hatte es bestimmt zehnmal wiederholt, als sie endlich die Bedeutung seiner Worte verstand. „Ran, das sind Delfine. Keine Haie.“

Ran schaute ihn an und wurde rot. Nun war sie ruhig genug, dass er ihr ins Boot helfen konnte. Shinichi grinste sie an.

„Was grinst du so?“, fragte sie empört.

Shinichi hörte nicht auf zu grinsen, sondern band mehrere einige Meter lange Seile ans Boot und machte dann eine Schlaufe an jedes Ende. „Die Delfine ziehen uns zur Insel!“ Tatsächlich, die Tiere packten die Schlaufen der Seile, die er ins Wasser geworfen hatte und zogen das Boot aus der Strömung und in Richtung Insel.

„Deswegen grinst du so?“, fragte Ran missmutig.

Shinichi grinste noch breiter. „Dein T-Shirt unter der Schwimmweste ist durchsichtig.“

Ein spitzer Schrei war die Antwort.
 

„Also Inspektor! Dieser Wein ist doch vorzüglich!“, lallte Kogoru, als er die Flasche Inspektor Megure wieder abnahm. Kogoru hatte auf dem Boden des Schuppens einen alten Draht gefunden mit denen er die Handschellen der Polizisten schließlich nach mehreren Anläufen aufbekommen hatte. Megure nahm Kogoru die Flasche wieder ab. Dann trank er einen Schluck und sagte stockend: „Sie trinken sowieso alles, Mouri. Das hier ist bloß die Kopie eines guten Weines.“

Takagi und Satou sahen sich das Trinkgelage nun schon eine ganze Weile an. Sie hatten schon versucht aus dem Schuppen zu kommen, aber es hatte nicht geklappt. Takagi ging zu einer der Kisten und holte eine Flasche Champagner. „Nun, Frau Satou, wenn wir so wieso nicht so schnell hier heraus kommen, dann können wir doch auch ein bisschen leibliches Wohl genießen, oder?“

Miwako zuckte unsicher mit den Schultern und betrachtete den betrunkenen Kogoru und ihren angeheiterten Chef. Takagi folgte ihrem Blick. „Keine Angst, Frau Satou! Ich glaube nicht, dass die beiden sich je daran erinnern, wenn sie so weiter trinken.“ Dann fügte er hinzu, als er die Flasche öffnete: „Leider habe ich keine Gläser…“

Nun lachte sie und Takagi setzte sich mit der Flasche in der Hand zu ihr. „Ladies first!“ Sie bemerkte nicht seinen verträumten Blick, denn im gleichen Moment grölten Megure und Kogoru wie aus einem Mund: „Prost!“
 

In der Höhle war das Wasser inzwischen kniehoch und es stieg von Minute zu Minute. „Ich fürchte uns bleibt nicht mehr viel Zeit.“, sagte Heiji leise. Während Kazuha nur bis zu den Knien durchnässt war, war Heiji nass von Kopf bis Fuß. Er hatte durch Tauchen versucht, den Ausgang zu finden und zu erreichen, doch die Strecke war zu lang und er hatte nicht genug Luft gehabt, um den Weg zu finden. Er hatte es so oft versucht - bis zur völligen Erschöpfung, er hatte es nicht geschafft. Es gab für beide keine Chance mehr zu entkommen. Das Wasser erreichte nun Hüfthöhe. Bald würden sie schwimmen müssen und die Decke der Höhle war nicht so hoch, wie es in dieser Situation wünschenswert gewesen wäre.

„Kazuha, es tut mir Leid. Vielleicht sollte ich noch mal versuchen zu tauchen.“, schlug er vor. Kazuha schüttelte den Kopf. „Nein. Du hast es doch versucht. Wenn es eine Chance gäbe…“ Sie verstummte.

Heiji fasste ihre Hände. Er registrierte am Rande wie das Wasser Bauchnabelhöhe erreichte. „Kazuha…“

Kazuha sah ihn an. „Bleib einfach bei mir.“, sagte sie nur.
 

Ran saß vorne am Schlauchboot. Sie hatte über das nasse T-Shirt und die Schwimmweste einen trockenen Pulli gezogen, der im Boot gewesen war. „Schau mal! Wir sind gleich da!“, rief sie Shinichi zu, der hinten hockte. Die Delfine wechselten sich regelmäßig mit dem Ziehen ab, sie hatten den Meeresstrom inzwischen schon hinter sich gelassen. Trotzdem waren die Tiere noch bei ihnen. Das wunderte Shinichi. Eigentlich hätten sie paddeln können, er hatte es auch versucht. Zunächst hatte er den Tieren die Seile abnehmen wollen, doch sie ließen sie nicht los. Shinichi war sich sicher, dass das Verhalten der Delfine einen Grund hatte. Er wusste nur noch nicht, welchen.
 

„Heiji, gib mir deine Hand!“, rief Kazuha, als sie spürte, wie sie den Boden unter den Füßen verlor. Es dauerte nur einige wenige Sekunden länger und auch Heiji war gezwungen zu schwimmen. Allmählich wurden sie zur Decke getragen. Heiji konnte die Decke schon mit den Fingern berühren, wenn er sich streckte. Kazuha hielt sich an ihm fest. „Heiji, ich hab Angst.“, sagte sie leise.

Er zog sie an sich. „Ich auch, aber wenigstens sind wir zusammen.“, antwortete er noch leiser. Er wurde blass, als er daran dachte, das Ersticken nicht gerade zu den angenehmsten Todesarten gehörte.

Kazuha zitterte, sie wusste selbst nicht, ob vor Angst oder vor Kälte durch die lange Zeit im Wasser.

„Kazuha…“, begann Heiji, doch er brachte kein weiteres Wort hervor.

„Heiji…“

Sie waren nahe dran mit dem Kopf an die Höhlendecke zu stoßen.

Heiji gab sich einen inneren Ruck und zog Kazuha noch näher an sich. „Keine Angst, wenn wir schon sterben müssen, dann sterben wir zusammen.“, sagte er fest.

Heiji schloss die Augen und beugte sich ganz nah zu Kazuha. Sie konnte noch den Hauch seines Atems spüren, als sie ebenfalls die Augen schloss und dann berührten sich ihre Lippen. Tränen liefen über Kazuhas Gesicht, genauso salzig wie das Wasser um sie herum.

„Ich liebe dich, Heiji…“, flüsterte sie, doch er hörte nicht auf sie zu küssen. Das Wasser schlug über ihren Köpfen zusammen. Sie hielten sich ganz fest. Es dauerte nur wenige Sekunden und Kazuha merkte, wie ihre Lungen nach Sauerstoff verlangten und sie das Bewusstsein verlor. Sie hatte die Augen seit Heijis Kuss nicht mehr geöffnet. Die letzte Erinnerung der beiden Liebenden verblasste in der Dunkelheit des nahenden Todes…
 


 

„Shinichi! Was um Himmels Willen tust du?!“, schrie Ran, als sie sah wie Shinichi alles bis auf die Unterwäsche auszog, auch die Schwimmweste und ins Wasser sprang. Die Delfine verhielten sich merkwürdig. Sie platschten mit den Flossen und stießen aufgeregte Quiek- und Klicklaute aus. Sie hatten das Boot an die felsige Seite der Insel gezogen. Nun war es an einem Stein festgebunden, der aus dem Meer ragte. „Komm ins Wasser, Ran! Ich glaube, sie wollen uns etwas zeigen! Du musst dich aber ausziehen, die Kleider saugen sich sonst mit Wasser voll und ziehen dich nach unten.“, rief Shinichi. „Dreh dich um!“, gab sie murrend zurück. Zögernd zog sie Pulli, Schwimmweste, Jeans und Strümpfe aus, das T-Shirt behielt sie an. Dann sprang auch sie ins Wasser. Shinichi nahm ihre Hand und dann packte er die Rückenflosse eines vorbeischwimmenden Delfins. „Hol tief Luft!“, sagte er schnell und nach dem beide das getan hatten, zog der Delfin sie unter Wasser. Er schoss pfeilschnell durch das Wasser. Andere Delfine folgten. Shinichi hatte Mühe sich an seinem Delfin festzuhalten. Mit der anderen Hand hielt er Rans Hand fest. Sie tauchten in eine unterirdische Höhle. Shinichi hätte vor Schreck fast nach Luft geschnappt, als er sah, warum er und Ran in diese Höhle gebracht worden waren. Auch Ran riss die Augen auf.

Heiji und Kazuha trieben reglos im Wasser. Die Delfine schwammen aufgeregt um sie herum. ‚Sie leben noch!’, dachte Shinichi, ‚Sonst wären die Tiere nicht so aufgeregt!’ Zumindest wollte er das glauben. Er überlegte nicht lange, und nickte Ran zu. Sie verstand und schwamm zu Kazuha. Shinichi packte Heiji und mit der anderen Hand griff er nach der Rückenflosse eines Delfins. Langsam brauchte er Luft und Ran auch. Sie packte ebenfalls die Flosse eines Delfins. Sofort schossen die Tiere mit den Menschen im Schlepptau nach draußen.

In letzter Sekunde stießen sie durch die Wasseroberfläche. Shinichi und Ran schnappten nach Luft und dann beeilten sie sich, Heiji und Kazuha ins Boot zu schaffen. Ran kümmerte sich um die Wiederbelebung von Kazuha und Shinichi versuchte Heiji durch Mund- zu- Mund- Beatmung und Herzmassage zurückzuholen. Dem Himmel sei Dank spuckten Kazuha und Heiji wenige Sekunden später jede Menge Wasser aus.

Heijis erster Satz war: „Das war ganz schön knapp, Kudou!“

Shinichi nickte, ein leichtes Grinsen zog über sein Gesicht, aber auch er war erschöpft: „Verdammt knapp!“ Er nickte den Delfinen zu. „Den Tieren musst du danken. Ohne sie hätten wir es nicht schaffen können!“

Die Delfine machten inzwischen Freudensprünge und klickten und quiekten, während sie um das Boot herum schwammen.

Kazuha hatte sogar inzwischen schon wieder Luft genug, um Heiji anzuschreien. „Ganz schön knapp??! Ganz schön knapp??!! Mehr hast du dazu nicht zu sagen?!! Immerhin hast du auch gedacht, wir würden da drin zusammen sterben!“

Und sie erinnerte sich schlagartig an die letzten Sekunden in der Höhle und wurde feuerrot. Ran bemerkte es. „Kazuha, was ist denn? Du wirst ja rot!“

Shinichi lachte. „Heiji aber auch!“, stellte er sachlich fest.

Ran beobachtete die beiden. „Was ist denn da drin geschehen?“, fragte sie neugierig. Shinichi grinste nur wissend und lehnte sich entspannt zurück.

„Ach nichts!!!“, sagten sie beide gleichzeitig und schauten schnell voneinander weg.

Dann sagte Heiji in einem beifälligen Ton: „Ran, dein T-Shirt ist durchsichtig!“

Wieder folgte ein Schrei von Ran und die eilige Suche nach dem trockenen Pullover.

Die beiden Jungs lachten, während Kazuha eilig ihre durchnässte Kleidung überprüfte. Ein Hupen störte die Erleichterung nach der knappen Rettung.

Nicht weit entfernt fuhr ein Schiff der Wasserpolizei vorbei. Schon von weitem hörte Ran ihre Mutter brüllen: „RAN! RAAAAN! Bist du das? Geht es dir gut?“

Sie paddelten zu dem Schiff und gingen an Bord. Die Delfingruppe entfernte sich nun und die vier Jugendlichen winkten ihr nochmals dankbar nach. An Bord wurden sie alle in warme Decken gewickelt und ihnen wurde warmer Tee gebracht. Eri strich ihrer Tochter über den Kopf. „Dich habe ich jetzt gefunden, aber wo zum Teufel steckt dein Vater?“

„Warum hast du uns denn überhaupt gesucht?“, fragte Ran.

Eri erzählte, wie sie im Büro angerufen hatte und keiner dran gegangen war. Als sie dann selbst hingefahren war, hatte sie die zerstörte Wohnung vorgefunden und die Polizei verständigt. Herr Shiratori berichtete ihnen, dass auch Inspektor Megure, Kommissar Takagi und Kommissar Satou verschwunden war. Die Tatsache, dass Takagi und Satou zusammen verschwunden waren, behagte ihm übrigens am wenigsten. Dann kam dieser merkwürdige Anruf von einem Unbekannten und die restlichen Beamten machten sich sogleich auf die Suche nach dem Schiff und der Insel. Ran wusste nicht, wo ihr Vater war, doch sie erzählte ihrer Mutter alles, was sie erlebt hatten. Die Frau, die bei Eri war, war Megures Frau, die sich ebenfalls Sorgen um ihren Mann gemacht hatte. Die Wasserpolizei fuhr weiter zu Insel und schickte ein Team an Land. Während Eri immer noch den verrückten Erlebnissen lauschte, die Ran berichtete, kehrten die Polizisten zurück. Megures Gemahlin glaubte nicht, was sie sah und auch Eri traute ihren Augen nicht. Die Polizisten brachten einen völlig betrunkenen Kogoru und auch einen betrunkenen Megure an Bord. Takagi und Satou waren zwar ein bisschen angeheitert, konnten aber noch von den Ereignissen berichten, die sich zugetragen hatten – zumindest die Ereignisse an die sie sich erinnern konnten. Während Takagi und Satou also ihren Kollegen Bericht erstatteten, erhielt der Ehemann von Frau Megure eine Standpauke, ebenso wie ein gewisser Privatdetektiv. Kogoru traf es doppelt. Er wurde nicht nur von Eri angebrüllt, sondern auch von Ran. Der Vorwurf lautete folgendermaßen: „WIE KANNST DU NUR SO UNMÖGLICH SEIN?!!! WIR MACHEN UNS SORGEN UND DU BESÄUFST DICH EINFACH AUF EINER EINSAMEN INSEL?!!“

Kogorus Kommentar bestand aus einem Rülpsen und einem gelallten „Womit hab ich das nur verdient?!“

Inspektor Megure hatte wenigstens den Anstand sich bei seiner Ehefrau zu entschuldigen und sie verzieh ihm dann auch.

Eri und Ran ignorierten Kogoru die ganze Fahrt über bis zur Küste.

Date zu Viert oder der zweite Versuch

Kapitel 6 – Date zu Viert oder der zweite Versuch
 

Als auf dem Revier alles erledigt war und alle ihre Aussagen gemacht hatten, kehrte Ruhe ein. Man hatte inzwischen erfahren, dass all die anderen Detektive, die ebenfalls gekidnappt worden waren, sich selbst befreien konnten. Wer die Täter genau waren, kam nie ans Licht. Man blieb bei der Vermutung, dass es sich um Piraten oder Schmuggler gehandelt haben musste, die hinter Lösegeld her gewesen waren, allerdings hatten sie sich bei den vielen Entführten etwas übernommen und waren zudem noch planlos vorgegangen.

Alle waren erschöpft, aber doch nicht müde genug, um einfach nach Hause zu gehen. Shinichi, dessen Instinkt ihm sagte, dass die Zeit mit Ran nicht unbefristet war, schlug Ran vor auszugehen. Kogoru protestierte sofort, doch Eri sah ihn böse an. „Sie weiß sich im Gegensatz zu dir sich zu benehmen, also darf sie auch ausgehen!“, sagte Eri. Dann lächelte sie Ran zu. „Schließlich bin ich deine Mutter, ich weiß, was gut für dich ist.“ Zu Shinichi gewandt sagte sie: „Pass gut auf sie auf, so wie du es sonst auch immer tust, junger Mann.“ Und sie zwinkerte ihm schelmisch zu, bevor den schwankenden Kogoru packte, um ihn nach Hause zu bringen.

Während Shinichi noch überlegte, was das Zwinkern von Frau Kisaki zu bedeuten hatte, mischte sich Heiji ein. „Wie wäre es, wenn wir in die Disco gehen? Ich bin sicher, von Euch will in nächster Zeit auch keiner mehr an den Strand.“

Ran und Shinichi schüttelten den Kopf. „Von Meerwasser haben wir genug für erste, das stimmt.“, sagte Ran.

Kazuha fand Heijis Idee gut, aber immer wenn sie ihn ansah, wiederholte sich vor ihrem inneren Auge eine ganz bestimmte Szene. Sie schaute immer schnell weg, wenn er sie anschaute.

Herr Shiratori, der am PC gerade einen Bericht schrieb, horchte auf und was er hörte, ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren. Und was er sah auch.

Wataru Takagi, sein schlimmster Konkurrent, beugte sich zu Frau Miwako Satou und sagte mit allem Mut, den er aufbringen konnte: „Wollen wir heute Abend nicht auch ausgehen, Frau Satou? Dann könnten wir testen, ob Champagner aus der Flasche genauso schmeckt, wie aus einem Glas.“

Frau Satou lachte ihn an und sagte: „Ob es einen Unterschied macht, wenn wir ihn bei Kerzenschein trinken, als in einem Lagerschuppen?“

„Das sollten wir ausprobieren, meinen Sie nicht auch?“, gab Takagi zurück. Wäre er nicht noch etwas angetrunken gewesen, hätte er sich wahrscheinlich niemals getraut, solche Worte an sie zu richten.

Frau Satou hob einen Zeigefinger. „Unter einer Bedingung!“

„Frau Satou! Alles was Sie wollen!“, gab Takagi zurück.

„Wataru, nenn mich endlich Miwako und hör auf mich zu siezen!“ Und sie nahm seine Hand und zog in aus dem Polizeirevier auf die Straße, um ein Taxi zu rufen. Shiratori schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Unglaublich! Und ich muss Berichte schreiben! Die Welt ist einfach ungerecht!“

Miwako wandte sich an ihren Kollegen, während sie auf ein Taxi warteten. „Zuerst möchte ich kurz nach Hause, um mich etwas frisch zu machen. Okay?“

Wataru beeilte sich zu antworten. „Ich sagte doch, Frau Sat... – Miwako – alles was du willst!“ Die beiden hatten einen schönen Abend.
 

Shinichi, Ran, Heiji und Kazuha gingen tatsächlich in die Disco. Natürlich erst, nachdem sie zu Hause gewesen waren, um sich frisch zu machen. Sie waren zwar müde, aber trotzdem unternehmungslustig. Kazuha fand das Päckchen von Heiji auf dem Tisch. Ohne lange zu überlegen, packte sie es aus. Ran beugte sich gespannt über ihre Schulter. „Was ist es denn?“, fragte Ran und platzte fast vor Neugier. Unter dem Papier kam ein kleines Schmuckkästchen zum Vorschein. Heiji gesellte sich zu den beiden. Er wippte nervös mit den Fußzehen auf und ab, während Kazuha die Schatulle öffnete. In dem Kästchen lag ein silberner Ring. Kazuha nahm ihn mit roten Wangen in die Hand und drehte ihn. ‚Heiji’ stand auf der Innenseite. Sie wagte es nicht, zu Heiji aufzublicken. Der drängte sie. „Los zieh ihn an, ich will wissen, ob er passt!“

Ran blickte Heiji an. „Was ist das? Etwa ein Verlobungsring?“

Kazuha hatte inzwischen noch immer nichts gesagt. Zögernd zog sie den Ring auf den Finger.

Heiji lachte etwas verlegen. „Ach was! Das ist ein Freundschaftsring! Ich hab auch einen, der sieht genauso aus. Schau!“ Und begeistert hielt er seine Hand hoch.

Shinichi kam dazu und trat Heiji unauffällig auf den Fuß. Nur Heiji konnte ihn hören, als er flüsterte: „Freundschaftsring? So ein Blödsinn! Wo ihr euch doch geküsst habt!“ Heiji erbleichte, fasste sich aber schnell wieder.
 

Ran, die zusammen mit Kazuha den Ring bewundert hatte, fragte: „Hast du was gesagt, Shinichi?“

Doch Shinichi schüttelte den Kopf.

Kazuha wagte es endlich, zu Heiji aufzublicken. „Danke.“, sagte sie leise. Heiji bedauerte kurz, dass sie nicht alleine waren, sonst hätte er sie in den Arm genommen. Stattdessen sagte er. „Gern geschehen.“

Nachdem die beiden Mädchen sich umgezogen und frisch gestylt hatten, ging es in die Disco. Dort trafen sie auf Sonoko und ihren Freund Makoto, der für einen Tag nach Tokio gekommen war, um seine Freundin zu besuchen. Die Musik fanden alle toll, es war eine abwechslungsreiche Mischung. Shinichi erfreute sie alle beim Karaoke mit seinem schiefen Gesang. Sonoko sagte zu Ran: „Er singt genauso schlecht wie Conan.“ Ran lachte und sagte: „Ja, du hast Recht. Sie könnten fast Geschwister sein. Sie sehen sich auch sehr ähnlich.“ Und sie sah zu Shinichi, der seinen schiefen Song beendete und jede Menge Applaus und Gelächter erntete. Dann spielte der DJ einen Schmusesong und Makoto forderte Sonoko zum Tanzen auf. Ran lächelte, als Sonoko dahinschmolz wie das Wachs einer Kerze, als Makoto die Arme um sie legte. Neidisch beobachtete Ran die Beiden. Dabei war Makoto genauso selten da wie Shinichi. Schnell suchte sie nach Shinichi, sie hatte Angst, dass er wieder verschwand, bevor der Abend zu Ende war. Doch er war noch da, verträumt schaute er zu ihr herüber. Sie schaute verlegen weg und suchte nach Heiji und Kazuha. Als sie sie schließlich in der Menge entdeckte, traute sie ihren Augen nicht. Heiji hielt Kazuha im Arm, sie tanzten - und er küsste sie! Gleich darauf klatschte sie ihm eine. Heiji schimpfte, sicher wollte er von ihr wissen, was das jetzt sollte. Kazuha schimpfte noch ein bisschen, aber sie ließ sich wieder von ihm in den Arm nehmen.

Ran schüttelte den Kopf. Sie wurde langsam müde. Plötzlich stand Shinichi hinter ihr. Sicher hatte er auch Heiji und Kazuha beobachtet, zugeben würde er das aber wahrscheinlich nicht. Ran erschrak. ‚Wenn er sie jetzt küssen würde! Vor all diesen Leuten!’ Shinichi grinste sie an. „Wollen wir auch tanzen?“, fragte er. Er wartete ihre Antwort nicht ab und zog sie mit sich. Während des Tanzes begann er leise zu sprechen. Sie waren etwas abseits von den Lautsprechern, darum konnte Ran ihn geradeso verstehen. „Ran… es tut mir Leid, dass ich dich so lange alleine gelassen habe… aber …“ Er zögerte. Dann fuhr er fort: „Ich bin noch nicht lange hier…ich weiß …aber ich muss leider morgen wieder abreisen.“

„Morgen schon?“, fragte Ran und ein Schatten legte sich über ihre Züge.

Shinichi nickte traurig. „Es tut mir Leid. Aber diesmal werde ich mich ordentlich von dir verabschieden. Ich verspreche dir, selbst, obwohl ich wieder weg muss, dieses Mal musst du nicht solange warten, bis ich wieder komme.“

Ran zweifelte. „Sind das nicht leere Versprechen? Sagst du das nicht immer?“ Sie sah ihn an, Wut und Traurigkeit in ihrem Blick. Überrascht bemerkte sie, dass auch Shinichi seine Traurigkeit nicht verbarg. „Ran…, ich kann es dir jetzt nicht erklären… vielleicht irgendwann … ich weiß es ist schwer…“
 

Ran nahm seine Hand. „Lass uns nach draußen gehen.“, sagte sie leise. Der Mond war aufgegangen und einige Sterne leuchteten am dunklen Himmel.

Sie standen nah zusammen und atmeten die kühle Luft ein. Ran sah Shinichi an und nahm wieder seine Hand. Als sie leise zu sprechen begann, blickte sie erst zu Boden, dann zu den Sternen. „Ich warte auf dich, Shinichi Kudou. Sei dir dessen versichert.“

Shinichi nahm sie nur wortlos und dankbar in den Arm. Irgendwann sagte er: „Ich komme so bald wieder, wie ich kann. Ich verspreche es.“
 


 

Sie standen noch eine ganze Weile so da und irgendwann schlief Ran erschöpft in seinen Armen ein. Er wollte sie gerade hochheben und Heiji anrufen, um ihm zu sagen, dass er ein Taxi rief, da kam Heiji zusammen mit Kazuha aus der Disco. Sie lehnte an seiner Schulter, genauso müde wie Ran. Shinichi rief ein Taxi, da spürte er zum ersten Mal die stechenden Schmerzen, die einsetzten, wenn er sich wieder zurückverwandelte. Heiji bemerkte seinen verzerrten Gesichtsausdruck und warf ihm einen warnenden Blick zu. Shinichi winkte ab. Es hatte gerade erst begonnen. Ihm blieb noch etwas Zeit. Sie fuhren mit dem Taxi zuerst zu Ran. Er trug sie nach oben und legte sie in ihr Bett. Eri, die ihn gehört hatte, wartete heimlich und stumm vor Rans Zimmertür. Sie lächelte, als sie sah, wie Shinichi Ran auf die Stirn küsste.

„Gute Nacht und auf Wiedersehen. Wenn du dein Versprechen hältst, dann halte ich meines.“, flüsterte er kaum hörbar. Als er Eri an der Tür traf, erschrak er. Sie winkte ab. „Schon in Ordnung!“, sagte sie und lächelte. „Danke, dass du sie heimgebracht hast.“

Shinichi fragte: „Sie haben sich doch keine Sorgen gemacht, Frau Kisaki?“

Eri schüttelte den Kopf. Dann nickte sie in Richtung Couch, wo Kogoru lag und schlief. „Dieser Kerl schnarcht so laut, dass man schlecht schlafen kann!“

Shinichi lachte leise, dann machte er sich auf zur Tür. „Verzeihen Sie, aber das Taxi wartet. Gute Nacht!“

Eri nickte. „Bis bald.“, erwiderte sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. Shinichi hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken, er spürte, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Heiji und Kazuha kamen mit zu Shinichis Haus. Heiji trug Kazuha in die Villa, sie schlief tief und fest. Nachdem er sie auf eine Schlafmatte gebettet hatte, machte er sich seinen eigenen Schlafplatz zu Recht. „Hey Kudou! Was soll ich den anderen sagen, wenn du morgen früh nicht mehr da bist?“

„Das Übliche.“, brummte Shinichi und ließ sich auf sein Bett fallen. „Weck mich nur rechtzeitig, bevor Kazuha sich wundert, warum Conan in Shinichis Bett liegt. Ach, und du könntest allen erzählen, wie du Kazuha geküsst hast, als das Wasser Euch bis zum Hals stand!“, neckte er ihn noch.

Heiji brummte. „Du Mistkerl, woher weißt du das eigentlich?“

Shinichi kicherte und dann biss er die Zähne aufeinander. „Du hast es doch wohl nicht vergessen: Ich bin Detektiv! Auf ein Neues, mein Freund.“, sagte er noch und dann war er dankbar, dass er die Schmerzen nicht mehr spürte, weil er das Bewusstsein verlor.
 

Nicht Heiji weckte ihn am frühen Morgen, sondern seine Mutter, Frau Yukiko Kudou. Er blinzelte. Dann sah er an sich herunter. ‚Verdammt! Ich hatte gehofft, diesmal wäre es für immer!’ Die Klamotten, die er am Vorabend angehabt hatte, waren nun viel zu groß. Er war wieder in Conans Körper. Auf den Matten neben ihm schliefen Heiji und Kazuha noch immer tief und fest.

„Komm, zieh dir was an, was dir richtig passt!“, sagte Yukiko. „Ran wartet auf dich! Ich habe bei ihr angerufen und gesagt, dass ich den kleinen Conan heute wieder zurückbringe.“

„Wie spät ist es?“, fragte er gähnend und streckte sich.

„Schon fast Mittag!“, gab Yukiko zurück.

„Wo ist denn Vater?“, fragte er, während er verschlafen zum Bad taumelte.

Yukiko winkte ab. „Der ist bei Professor Agasa, gleich neben an. Aber wir werden wohl morgen oder übermorgen wieder in die Staaten fliegen. Du und Ran, ihr könnt uns ja mal besuchen. Ihr habt doch noch Schulferien, oder?“

„Ja, etwas mehr als zwei Wochen.“, gab Shinichi zurück und schloss die Badezimmertür hinter sich. ‚Alles wieder beim Alten!’, dachte er frustriert, als er einen Hocker holen musste, um ans Waschbecken zu kommen.
 

Inzwischen in einem anderen Haushalt in Tokio... Ayumi griff zum Telefon. Sie rief Mitsuhiko an: „Hallo! Ja, stell dir vor: Conan hat mir einen Brief geschrieben, dass er mit seinen Eltern nur einen kurzen Urlaub gemacht hat. Er kommt heute oder morgen sogar schon wieder.“, erzählte sie.

„Okay.“, brummte Mitsuhiko. „Ich rufe Genta und Ai an und sag ihnen Bescheid. Vielleicht können wir dann in den Ferien noch etwas zusammen unternehmen. ‚Zu dumm, dass sich Ayumi immer nur um diesen Conan sorgt.’, dachte er verärgert, als er sich von Ayumi verabschiedete und auflegte.
 

Als Heiji und Kazuha erwachten, war Shinichi verschwunden, er hatte ihnen aber eine kurze Notiz hinterlassen.
 

Musste leider weg. Ein wichtiger Fall. Grüßt Ran von mir. Bevor ihr wieder nach Hause fahrt, könnt ihr sie und Conan ja mal besuchen.
 

Gruß Shinichi
 

Heiji und Kazuha packten ihre Sachen zusammen und räumten die Schlafplätze auf. Dann machten sie sich auf den Weg zu Ran nach Hause.
 

Es klingelte an der Tür der Detektei Mouri. Ran öffnete die Tür.

„Ach, Guten Tag, Frau Edogawa! Hallo Conan! Schön euch zu sehen!“, sagte sie und lächelte tatsächlich. „Kommen Sie doch noch auf einen Tee herein… Conan, ich muss dir ja so viel erzählen… Stell dir vor: Shinichi war hier… und was wir alles erlebt haben… Das glaubst du nicht…“ Sie umarmte ihn zur Begrüßung. „Ich bin froh, dass du wieder da bist.“, sagte sie leise zu ihm. Sie setzten sich an den Couchtisch und Ran berichtete ausführlich von ihren Erlebnissen der letzten Tage. Kurze Zeit später kamen Kazuha und Heiji zu Besuch. Keiner außer Frau Edogawa alias Frau Kudou bemerkte wie Heiji Conan zuzwinkerte …
 

ENDE
 

© by Madeleine Fuß 2005 /2006



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  shinran
2014-07-19T14:28:04+00:00 19.07.2014 16:28
Hey was ist den hier los? Die geschichte war der hammer. Ich fand manche stellen richtig genial z.b. Ran dein t-shirt ist durchsichtig und dann hörte man einen spitzen schrei ^^ es war die perfekte mischung von allem also respekt
Mach so weiter.
Lg shinran
Von: abgemeldet
2007-10-05T18:29:35+00:00 05.10.2007 20:29
Super! Kenne dich ja schon von dconan.de und muss sagen, dass deine Geschichten grandios sind!!!
Von: abgemeldet
2006-08-16T00:06:34+00:00 16.08.2006 02:06
gleiche frage, nur an anderer stelle... warum bisher nur ein kommi? die geschichte is doch echt schön! also ich muss sagen, das ist die beste conan-geschichte ohne mein lieblingspairing, die ich bisher gelesen hab.... auch wenn man am ende noch weiterschreiben könnte^^
Von:  Nightstalcer
2006-07-26T20:30:12+00:00 26.07.2006 22:30
dieses FF hat noch kein Kommentar?
warum denn nicht, ich fand sie eigentlich richtig klasse und das abenteuer war vielleicht etwas unrealistisch, aber doch irgendwie schön ^^
und ich hab sofort gemerkt, was in der höhle sache is, da ich ja dein fanart gesehen hab dazu xD
also tolle geschichte, großes Lob an dich.


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