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Angel´s Secret

Hunting for the Truth
von

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At Gunpoint

Na ja, ganz so lange wie für das letzte Kapitel habe ich dieses Mal nicht gebraucht, aber trotzdem hat es ja wieder eine ganze Weile gedauert, bis es etwas Neues von mir zu lesen gibt.

Tut mir leid, dass ich euch so lange hab warten lassen!

Dafür hab ich eine gute Nachricht für euch ^^ *wie man´s nimmt*

Ich hatte ja angekündigt, dieses Kapitel würde nun das letzte sein, aber in letzter Minute hab ich mich dann doch umentschieden! Jetzt wird es also noch ein 18. Kapitel geben. Und Schuld daran sind ganz allein Gackt und Hyde, die sich ab ner gewissen Stelle ziemlich verselbstständigt haben *Megumi-like grins* Und weil ich sie nicht aufhalten konnte (oder wollte) und selbst neugierig bin, was passieren wird, müsst ihr nun also noch ein bisschen länger auf das Ende warten ^^

Aber nun wünsche ich erst mal vielen Spaß beim Lesen von diesem Kapitel!
 

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17. Kapitel

At Gunpoint
 

Es hätte so einfach sein können, nicht mehr denken zu müssen. Sich nur noch aufs Atmen zu konzentrieren, auf das Blut, das durch den eigenen Körper floss, das Schlagen des Herzens. Alles andere wäre weit fort gewesen, wie hinter einer dicken Mauer, durch die weder Ton noch Bild zu ihm durchzudringen vermochte.

Doch es war nicht einfach. Hier gab es nichts, das ihn schützen konnte vor einer Wirklichkeit, die er nicht akzeptieren wollte. Trotzdem wartete er noch immer darauf, dass er endlich zu verstehen begann, was mit ihm passiert war.

Vor ihm stand Hyde, der reglos mit ausgestrecktem Arm die Pistole auf ihn richtete. Kein Glanz fand sich mehr in den Augen des kleines Japaners, fast wirkten sie ebenso schwarz wie die seines Onkels. Schwarz und ohne jegliches Gefühl waren sie auf Gackt gerichtet und auch wenn nur eine Minute verstrichen war, seit der Neuankömmling das Büro betreten hatte, wirkten die beiden Sänger so als hätte die Zeit sie eingefroren.

Shinobu-san hingegen spürte den Triumph in sich aufsteigen. Hatte er noch beim ersten Anblick seines Neffen die Stirn über diesen Regelverstoß gerunzelt, so war er jetzt stolz auf die Marionette, die er erschaffen hatte. Seit Hydes fünften Lebensjahr war er es gewesen, der den Jungen nach seinem Willen lenkte, auch wenn das zur Folge hatte diesem alles von Bedeutung zu nehmen, nur um ihn an sich zu fesseln. Natürlich war Takarai-san zu keiner Zeit der Überzeugung gewesen der Jüngere würde ihm von sich aus folgen. Nein, um dessen Widerstand zu brechen war immer Gewalt nötig und wenn das den Tod des eigenen Bruders nach sich zog, dann war es eben so.

Familie bedeutete ihm wenig, nur das Potential welches das Oberhaupt in dem zierlichen Knaben vermutete, hatte ihn dazu bewogen diesen auszubilden. Und er täuschte sich nicht, Hyde war talentiert, wenn auch nicht leicht unter Kontrolle zu halten.

Doch jetzt, während die letzten Sonnenstrahlen sich auf den reglosen Gesichtern brachen, war Shinobu-san sicher richtig gehandelt zu haben, als er seinem Neffen eine zweite Chance zugestanden hatte. Solange sich seine Schwägerin in seiner Gewalt befand, hatte er den Jüngeren fest in der Hand und dieser würde, so sehr er es vielleicht auch verabscheuen mochte, seinen Befehlen folgen müssen.

„Gackt muss sterben“, hatte der letzte gelautet, eine Tatsache, an die sich Hyde wohl ebenso gut wie er selber erinnerte. Denn das Geräusch eines entsicherten Pistolenlaufs durchbrach in diesem Augenblick die Stille und die Stimme des kleinen Schwarzhaarigen fragte: „Soll ich ihn gleich hier erledigen? Jetzt ist es wohl unnötig geworden noch irgendwelche Vorkehrungen zu treffen.“

Wie hätte Takarai-san auch ahnen können, welche Qualen Hyde das Aussprechen dieser Worte bereitete? Woher hätte er wissen sollen, dass sein bester Agent all seine Empfindungen zu Eis gefrieren ließ nur um Gackts Leben zu retten?

Vielleicht, wenn er von all dem auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, wäre seine Entscheidung anders ausgefallen. Doch so hob er die Hand und brach sein Schweigen ebenfalls: „Ich denke, wir werden es wie damals machen. Nur du und ich.“ Das und ein Wink mit der Hand genügte und die beiden Wachmänner verließen das Zimmer. Die Tür schloss sich lautlos hinter ihnen.

Auch wenn sein Onkel es nicht direkt aussprach, so wusste Hyde natürlich was dieser meinte. Ihm kam es vor, als wäre er in die Vergangenheit versetzt worden, zu dem Tag, als sein Leben die schlimmste Wendung von allen genommen hatte. Jetzt hatte ihn sein Schicksal endgültig eingeholt. Wie damals fühlte der Schwarzhaarige sich vollkommen machtlos, trotzdem ein Teil seines Plans funktioniert hatte, denn nun waren sie allein. Shinobu-san hatte seinen Worten Glauben geschenkt, aber dafür erwartete er die Ausführung seiner Befehle. Ein Befehl, dem Hyde niemals nachgehen konnte. Um das zu wissen, brauchte er nicht in das Gesicht vor sich zu blicken, das er so gut kannte und doch in diesem Augenblick nicht wiederzuerkennen glaubte. Gackt spiegelte all den Schmerz wider, den er selber nicht zeigen durfte und es war zuviel für einen einzigen Menschen. Vor seinem Onkel aber blieb es verborgen.

In dem Moment bereute der kleine Sänger, dass sie sich vor drei Jahren begegnet waren. Wenn sie sich damals doch nur die Hand geschüttelt hätten und dann wieder getrennte Wege gegangen wären, dann würde sein Geliebter jetzt nicht so leiden müssen. Es wäre niemals so weit gekommen. Er war sich nicht sicher, ob all ihre glücklichen Momente diese Qualen aufwiegen konnten.

„Hideto, ich warte.“ Die kalte Stimme schien von weit her zu kommen, doch sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Hyde drückte die Pistole stärker gegen Gackts Hals und betete für ein Wunder.
 

***
 

Es waren schon etliche Sekunden seit dem Abtritt ihres berühmten Sängers vergangen und der Einsatzleiter des japanischen Geheimdienstes für die Operation Takarai-Villa stand noch immer etwas perplex mitten in der Gefängniszelle und starrte auf die offene Tür. Hätte er seinen Freund zurückhalten sollen? War es doch ein Fehler gewesen diesem seine Pistole überlassen zu haben? Allerdings hätte selbst das wohl nichts genützt, dazu kannte Yoshimura seinen Kollegen einfach zu gut. Gackt in dieser Situation aufzuhalten, wäre sicher nur einem gelungen und er konnte nur offen, dass der auch bald hier auftauchte.

Gerade als er sich wieder darauf besann, dass es noch genug Befehle zu erteilen gab an Personen, die auch bereit waren diese auszuführen, vernahm er ein Räuspern hinter seinem Rücken. Und zwar das einer Frau.

Rasch drehte sich der Brillenträger zu Megumi um, die sich schneller als er wieder gefasst hatte und nicht nur tatenlos in der Gegend herumstehen wollte. „Gackt hinter her zu laufen wird wohl keinen Sinn haben, oder? Aber wir sollten trotzdem hier raus, Ihre Männer können doch bestimmt Hilfe gebrauchen, Yoshimura-san.“

„Natürlich, Sie haben recht“, erwiderte der Agent und lächelte sie dankbar an. Zusammen mit den anderen verließen sie die Zelle und traten wieder auf den Gang hinaus, von wo das Kampfgeschehen sehr viel deutlicher wahrnehmbar war. Der Einsatzleiter informierte sich per Funkgerät wie weit die Stürmung der Villa bisher fortgeschritten war und schickte seine Männer anschließend zu den besonders brenzligen Stellen. Zu ihrem Glück gab es davon nicht mehr sehr viele. Er selber würde bei Oishi-san bleiben und sie beschützen, zumindest das war er ihr schuldig, nachdem sie ihnen so geholfen hatte.

Allerdings hatte Megumi ihre ganz eigenen Pläne, was ihren restlichen Zeitvertreib in der Villa betraf. Schließlich gab es immer noch ein Versprechen, das sie halten musste und ohne Hydes Mutter befreit zu haben, würde sie das Gebäude nicht verlassen. Sonst konnte sie sich ihre Belohnung wirklich abschminken.

„Yoshimura-san, es gibt da noch etwas, das ich unbedingt erledigen muss und dabei könnte ich Ihre Hilfe ganz gut gebrauchen“, begann sie und versuchte sich an einem gacktgleichen Lächeln, wobei sie jedoch das Gefühl hatte bei diesem Gesprächspartner gar nicht darauf angewiesen zu sein.

Kurz runzelte der Agent die Stirn, hörte sich Megumis Erklärung aber aufmerksam an und zeigte sich nach kurzem Nachdenken auch bereit ihr zu helfen. Die Hausmädchen würden ihnen nun zumindest keine Probleme mehr bereiten, doch da fiel Yoshimura ein ganz anderes ein. „Als wir vorhin hier angekommen sind, wurde noch mal ein Komplettscan der Villa durchgeführt und in einem Zimmer im oberen Stockwerk befinden sich Kapseln, die höchstwahrscheinlich Giftgas enthalten. Das Merkwürdige ist nur, dass der Raum im japanischen Teil liegt, während sich alle anderen Waffen und die Munition im Anbau befinden. Außerdem sieht es so aus, als wären diese Kapseln in den Wänden eingebaut. Vielleicht ist das nur zur Ablenkung so eingerichtet…“

„… oder aber es ist eine Absicherung, damit niemand daraus fliehen und befreit werden kann“, ergänzte die Schwarzhaarige den angefangenen Satz. Der Einsatzleiter nickte bestätigend, genau das gleiche hatte er auch gedacht.

„Wenn sich Hydes Mutter also tatsächlich dort befindet, wird sie das Zimmer wohl nicht verlassen können, ohne dass irgendein Mechanismus aktiviert wird und das Gas ausströmt“, überlegte Megumi laut und erntete ein weiteres Nicken. „Dann können wir sie nur befreien…“

„… wenn wir den Entriegelungsmechanismus deaktivieren.“ Dieses Mal war es an Yoshimura den Satz zu beenden.

„Meinen Sie, dass noch jemand anderes außer Shinobu-san dazu in der Lage ist? Sein Vertrauen in seine Mitarbeiter scheint ja nicht immer besonders groß zu sein“, Hydes „Verlobte“ sah ihr Gegenüber fragend an.

„Selbst wenn würden wir wahrscheinlich sehr lange nach dieser Person suchen müssen. Vielleicht ist es besser einen direkten Zugriff zu wagen. Aber hören wir uns erst mal an, was das Labor in der Zwischenzeit herausgefunden hat. Die Daten wurden gleich weitergeschickt, da sollten wir jetzt Ergebnisse bekommen.“ Der Brillenträger holte einen flachen Laptop aus einer seiner vielen Taschen und nach wenigen Sekunden stand die Verbindung in die Zentrale. Ebenfalls nur Augenblicke später erschien das Gesicht ihres Kriminaltechnologen auf dem Display, welcher mit hochgewichtiger Mine schon auf ein Gespräch mit Yoshimura zu warten schien.

Der Agent brauchte nicht lange zu erklären, auf welches Detail der Untersuchungen sie scharf waren, auch so kam der weiß gekleidete Japaner sofort auf das gewünschte Thema zu sprechen. „Bei den Kapseln im zweiten Stock handelt es sich tatsächlich um Speicherungsbehältnisse für ein bestimmtes Giftgas, PX85, das selbst in sehr geringer Konzentration beim Einatmen und auch über die Haut absorbiert sofort zum Tod führt. Erstaunlich ist, dass die Kapseln in genau den gleichen Abständen in den Wänden von zwei miteinander verbundenen Räumen angeordnet sind, so als würden sie ein Gefängnis abriegeln.“

Kaum hatten die beiden Villainsassen diese Worte vernommen, warfen sie sich ein mal mehr bestätigende Blicke zu. „Habt ihr etwas über den Auslösemechanismus herausfinden können?“, fragte der Einsatzleiter angespannt weiter.

„Allerdings!“, kam sofort die Bestätigung aus der Zentrale. „Zusätzlich sind in den Wänden Drucksensoren angebracht, die bei Belastung für eine Sprengung der Giftkapseln sorgen und das Gas so ins Zimmer strömen lassen. Ausschalten lässt sich dieses Prinzip nicht, zumindest konnten wir keine Möglichkeiten dafür erkennen. Nur die Tür zum größeren Raum kann geöffnet werden. Aber dazu sind Fingerabdrücke nötig, wahrscheinlich die vom Wachpersonal und an diese zu kommen, ist von hier aus unmöglich.“ Der Mann auf dem Bildschirm seufzte. „Das wäre erst mal alles, was ich Ihnen mitteilen kann. Doch nach allem was wir bisher festgestellt haben, kann ich nur sagen, dass was immer dieser Takarai dort aufbewahrt: Besser hätte er es nicht schützen können!“

Yoshimura bedankte sich bei dem Kriminaltechnologen und schaltete den Computer wieder aus, dann sah er seine Begleitung nachdenklich an. Mit diesen neuen Informationen hatte sich seine Idee von einer Stürmung des Zimmers in Luft aufgelöst. Wie sollten sie die Frau jetzt nur befreien können, ohne, dass diese bei dem Versuch dabei ihr Leben lassen musste?

Auch Megumi dachte angestrengt nach. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben zu Hydes Mutter zu gelangen. Wenn es vielleicht jemand versuchen würde, den die Wachleute nicht erwarten würden? Oder noch besser, jemandem dem sie vertrauen würden. Eine Person, die im Takarai-Haushalt bekannt war und an deren Loyalität es keine Zweifel gab…

Der Schwarzhaarigen fiel nur ein einziger Mensch ein, der dafür in Frage kam.

Sie blickte ihr Gegenüber fest an und verkündete: „Ich weiß, wie wir am besten in den Raum kommen. Ich werde es machen! Die Wachen werden sich bestimmt von mir überzeugen lassen und die Tür öffnen. Vertrauen Sie mir Yoshimura-san!“
 

***
 

Vorsichtig stieg die Japanerin die Treppe hinauf. Dieses Mal hatte es keine Hausmädchen gegeben, die sie höflich aber nachhaltig daran gehindert hatten. Das obere Stockwerk lag wie ausgestorben vor ihr; die Kämpfe beschränkten sich auf die untere Etage und hier im Altbau konnte man fast nichts mehr von ihnen hören. Mit einem Grundriss der Villa auf einem Computerdisplay ausgestattet, erreichte Megumi schließlich den verlassenen Flur am oberen Ende und folgte zielstrebig seinen Windungen bis zu ihrem Ziel.

Auch wenn sie kein einziges Mal aufgehalten wurde, war es trotzdem nicht einfach gewesen bis hierher vorzudringen. Yoshimura von der Notwendigkeit ihres Vorhabens zu überzeugen, konnte aber sicherlich nicht schlecht gewesen sein als Training für die Aufgabe, die sie gleich bewältigen musste. Es hatte schon ein bisschen mehr gebraucht als ihr schönstes Lächeln, bis er sie endlich hatte gehen lassen. Doch bei einem Mann der tagtäglich Gackts Lächelkünsten ausgesetzt war, hatte sie eigentlich auch nichts anderes erwartet. So machte es die Sache für sie nur interessanter.

Wobei die Zeit für solche Überlegungen definitiv nicht jetzt war, denn laut dem Grundriss würde sie nach der nächsten Ecke ihr Ziel erreichen.

So selbstsicher es Megumi möglich war, ging sie über die Tatami-Matten und erspähte in dem Dämmerlicht tatsächlich die Umrisse von zwei Männern, die in ihrer Körpergröße denen vor Gackts Zelle in nichts nachstanden.

„Guten Abend, die Herren“, begrüßte sie die beiden ohne sich von deren überraschten Gesichtern stören zu lassen. „Ich nehme an, Sie wissen wer ich bin? Takarai-san schickt mich, um die Gefangene an einen besser zu schützenden Ort zu bringen. Ich soll sie zum Anwesen meines Vaters begleiten, da die Sicherheit der Villa und vor allem dieses Zimmers durch die Kämpfe nun stark gefährdet ist.“

Die beiden Wachen tauschten einen Blick aus dem eindeutiger Zweifel für die Worte der Frau vor ihnen sprach. Einer erkundigte sich misstrauisch: „Weshalb gibt uns der Boss diese Anweisung nicht persönlich? Für alle Änderungen welche die Insassin betreffen, benötigen wir seinen ausdrücklichen Befehl.“

Megumi hatte mit dieser Vorhaltung gerechnet und erklärte selbstsicher lächelnd: „Sie können gerne versuchen ihn über Funk zu erreichen, aber das wird leider nicht mehr möglich sein. Takarai-san hat die Villa selbst schon verlassen, durch das Vorrücken des Geheimdienstes ist es wie gesagt zu gefährlich geworden noch länger hier zu bleiben. Bitte, überzeugen Sie sich selber von meinen Worten!“

Die Schwarzhaarige beobachtete wie die Männer mit den Schultern zuckten und einer von ihnen dann zu seinem Funkgerät griff. Sie hielt die Luft an, während er die nötigen Tasten betätigte. Sollte jetzt etwas schief gehen, war sie geliefert und durfte wahrscheinlich gleich zu Hydes Mutter in das Zimmer mit den Giftgaswänden ziehen. Doch die Mine des Wachmanns zeigte, nachdem er sich fast eine Minute um eine Verbindung bemüht hatte, nur ehrliche Überraschung. Erleichtert stellte sie fest, dass der Geheimdienst Erfolg gehabt hatte bei dem Versuch den Funkkontakt durch einen Störsender zu unterbrechen. Jetzt lag es an ihr den Rest zu erledigen.

„Sie sehen, Takarai-san ist schon auf dem Weg zu meinem Vater und in seinem Wagen ist der Kontakt unterbrochen. Also werden Sie sich auf mein Wort verlassen müssen. Vor der Villa wartet ein weiteres Auto um uns abzuholen; Sie beide sollen zum Begleitschutz mitkommen.“ Megumi machte einen Schritt auf die Männer zu. „Deshalb öffnen Sie jetzt bitte die Tür.“

Für einige Augenblicke herrschte eine angespannte Stille in dem nur schwach beleuchteten Flur, dann endlich nickten sich die Männer zu. „In Ordnung, Oishi-san, wir glauben Ihnen. Der Boss wird seine Gründe gehabt haben, als er Sie zu uns geschickt hat. Wenn es sein Befehl ist, werden wir die Gefangene verlegen.“

Beide drehten sich gleichzeitig um und Megumi konnte nicht genau erkennen, was sie in die Schaltflächen neben der Tür eingaben, doch diese öffnete sich keine Minute später.
 

***
 

„Du weißt was passiert, wenn ich ungeduldig werde, Hideto. Also komm, lass mich nicht warten. Deine Mutter wird es dir danken, denn wenn du ihn jetzt nicht erschießt, wird sie leider mit ihrem Leben für deinen Verrat bezahlen müssen. Vergiss nicht, dass du mir gehörst“, sagte Shinobu-san mit einer Stimme so erfüllt von Genugtuung, dass Hyde der glaubte sein Magen könne sich nicht noch weiter zusammenkrampfen bittere Galle die Kehle hochsteigen spürte.

Seine Mutter, oh ja, wieso nur hatte er geglaubt sie beide beschützen zu können? Er hätte sich längst für einen von ihnen entscheiden müssen, entweder für das Leben seines Geliebten oder für das seiner Mutter. Genau das war sein eigentlicher Fehler gewesen, wie ihm jetzt klar wurde. Vielleicht hätte er einen retten können, anstatt sie beide dieser Gefahr auszusetzen, die von seinem Onkel wie ein tödlicher Fluch ausging. Doch sein Herz hatte ihn diese Entscheidung nicht treffen lassen. „Was bin ich bloß für ein grausamer Mensch?“, fragte sich Hyde voller Verzweiflung, „Ich werde ihnen beiden nichts als den Tod bringen!“

In diesem Augenblick tiefster Hoffnungslosigkeit erklang erneut die Stimme von Takarai-san. „Es kostet mich nur eine winzige Bewegung und ihr nächster Atemzug wird sie umbringen, wird sie vergiften lassen.“
 

***
 

Für ein paar Sekunden starrte Megumi angestrengt in das Dämmerlicht hinter der Sicherheitstür bevor sie die zierliche Gestalt, die auf dem Boden kniete, ausmachen konnte. Sofort überkam sie eine Welle von Mitgefühl für Hydes Mutter. Wie viele Jahre mochte diese jetzt schon wie eine Gefangene hier festgehalten werden mit dem Wissen, dass sie nur am Leben gelassen wurde, weil sie als Druckmittel von Nutzem war? Immer zu wissen dass jede Minute ihre letzte sein konnte? Die Schwarzhaarige versuchte diese angsteinflößenden Gedanken beiseite zu schieben; sie durfte sich nicht ablenken lassen. Nicht jetzt, wo es fast geschafft war.

Die beiden Wachleute waren sehr viel weniger betroffen als Megumi. Ohne mit der Wimper zu zucken betraten sie das Zimmer und forderten dessen Bewohnerin auf ihnen zu folgen. Fast einer Marionette gleich erhob sich diese von den Matten und verließ ohne einen Blick zurück oder etwas von ihren wenigen Habseligkeiten mitzunehmen ihr Gefängnis.

Beim Anblick des eingefallenen Gesichtes, das umrahmt wurde von ergrauten Strähnen nachlässig nach oben gebundenen schwarzen Haares, hätte Hydes „Verlobte“ sie am liebsten in die Arme geschlossen. Nur mühsam schaffte Megumi es ihre kühle Fassade aufrecht zu halten und warf der viel zu schnell gealterten Frau lediglich einen mäßig interessierten Blick zu, bevor sie mit den Worten: „Also dann, beeilen wir uns besser!“ voran ging.

Ohne noch einen weiteren Satz zu wechseln, schritt die kleine Prozession über den dämmrigen Flur. Kurz bevor sie die nächste Ecke erreichten, wurde Megumi etwas langsamer, bis sie mit Hydes Mutter auf einer Höhe war. Dann, kaum waren sie beim verabredeten Ort angelangt, packte sie die Frau bei der Schulter und drückte sich mit ihr gegen die Wand um sie vor dem Folgenden zu schützen.

Genau auf diesen Moment hatten die Gestalten, welche im Schatten warteten, es abgesehen. Blitzschnell traten sie auf die Wachmänner zu. Den beiden blieb keine Zeit sich um ihre Gefangene zu kümmern, zu schnell wurden sie in einen Kampf verwickelt. Doch gegen die Übermacht der Geheimdienstagenten kamen die Männer von Shinobu-san nicht lange an. Rasch fanden sie sich gegen die dunkle Wand blickend wieder und wurden nun selber zu Gefangenen.

Erst als Megumi das beruhigende Klicken der Handschellen hörte, wagte sie es die Arme runter zu nehmen und zwischen sich und Hydes Mutter wieder etwas Abstand zu bringen. Respektvoll neigte sie den Kopf vor der älteren Frau und sagte mit einem entschuldigenden Lächeln: „Haben Sie keine Angst, jetzt sind Sie in Sicherheit! Wir werden Sie nun beschützen, das verspreche ich Ihnen. Der Geheimdienst hat die Villa gestürmt, Sie müssen nicht mehr länger hier bleiben!“

Zuerst sah es so aus, als würden die Worte nicht bis zu der Grauhaarigen durchdringen und Megumi wollte schon erneut zum Sprechen ansetzten, da hob die Andere doch den Kopf und sah sie aus tiefliegenden Augen an. „Arigatou“, sagte sie mit dünner Stimme und die Größere atmete erleichtert auf. Dann aber fragte Hydes Mutter ebenso leise wie verwirrt: „Wo ist mein Sohn? Sein Onkel zwingt ihn für sich zu arbeiten. Bitte, ihm dürfen Sie nichts antun!“

Wie gerne hätte die Schwarzhaarige darauf etwas genauso hoffnungsvolles geantwortet wie eben, aber sie konnte es nicht. Wo auch immer der kleine Sänger jetzt war, seine „Verlobte“ bezweifelte, dass er sich in Sicherheit befand.
 

***
 

Gackt hörte jedes Wort, das gewechselt wurde, doch er konnte ihre Bedeutung nicht begreifen. Denn so sehr er sich auch anstrengte, nichts schien einen Sinn ergeben zu wollen. Bei dem Blick in diese leeren Augen fühlte er nur die gleiche vernichtende Verzweiflung, die ihn seit Hydes Auftauchen in ihrer Gewalt hatte. Jedes andere Gefühl war von ihr verdrängt worden, auch seine unbändige Wut, die ihn nur wenige Minuten zuvor erfüllt hatte, existiert jetzt nicht mehr.

Er wusste nicht wie viel Zeit inzwischen verstrichen war, anfühlen tat es sich nach einer Ewigkeit. Erst als etwas in diesen dunklen Augen vor ihm aufzuflackern schien, das seinen eigenen Empfindungen gleich kam, veränderten sich die Bilder in Gackts Gedanken. Es war eindeutig dieselbe Verzweiflung, die gleiche Furcht, die auch Hyde quälte und schon die ganze Zeit über gequält hatte. Weshalb nur hatte er bisher nicht sehen können, dass sie beide genau vor dem selben Abgrund standen und zusammen in diese bodenlose Tiefe blickten? Das einzige was keinen Sinn machte und niemals einen ergeben würde, war dass sein Engel ihn umbringen wollte. Wie hatte er also auf die Frage nach dem warum eine Antwort finden sollen, wenn es keine gab? Vielleicht war es erst nötig gewesen das Gemeinsame in all ihren Qualen zu entdecken, damit aus dem Wesen vor ihm wieder der Mann werden konnte, den er über alles liebte.

Kaum waren diese Gedanken durch den Kopf des Braunhaarigen geschossen, da war ihm als fiele ein Teil seiner Verzweiflung von ihm ab und ließ ihn endlich nach diesen zu einer Ewigkeit verlängerten Minuten wieder klarer denken. Nicht weshalb Hyde ihn umbringen wollte, hätte er sich fragen sollen, sondern weshalb dieser ihn bedrohen musste. Und darauf würde es eine Antwort geben, irgendwo. Davon war Gackt überzeugt.

Tatsächlich erfolgte die Aufklärung schneller als er es nach den letzten Erfahrungen für möglich gehalten hätte. Eine Stimme, die keiner der drei Männer im Zimmer erwartet hatte, erklang. Zwar war sie gedämpft und verzogen, trotzdem gelang es dem Gehirn des Geheimdienstagenten ihre Worte auf Anhieb zu verstehen. Fast war es so etwas wie ein Glücksgefühl, das ihn durchströmte, als seine grauen Zellen sich endlich bereit zeigten der japanischen Sprache wieder mächtig zu sein. Allerdings brauchte Gackt trotzdem mehr als einen Moment, um herauszufinden wie es Yoshimuras Stimme in das Büro verschlagen hatte und auch die Bedeutung von dessen Worten wollte ihm nicht richtig klar werden.

Der blauäugige Sänger war nicht der einzige, der überrascht auf das Funkgerät an seinem Gürtel starrte, das er bisher nicht einmal bemerkt hatte und das ihm wohl von eben jenem Inhaber der Stimme zugesteckt sein musste. Aber im Gegensatz zu ihm verstanden die beiden anderen Japaner sehr wohl wovon der Einsatzleiter des Geheimdienstes sprach, als dieser jetzt seinen Funkspruch zum zweiten Mal wiederholte. „Wir haben mit Oishi-sans Hilfe die Mutter von Hyde aus ihrem Zimmer befreit. Sie befindet sich nicht länger in Gefahr. Gackt, wenn du mich hören kannst, bitte bestätige das!“

Auch wenn Onkel und Neffe die selben Worte hörten, ihre Reaktionen darauf hätten nicht unterschiedlicher sein können. Für den kleinen Schwarzhaarigen, der eben noch in den alles vernichtenden Abgrund zu stürzen drohte, bedeuteten sie eine Drehung von mehr als 180 Grad. Es war ein Wunder, das geschehen war. Ein Wunder, auf dessen Eintreten zu warten er die Hoffnung längst verloren hatte. Diese Mitteilung schaffte was ihm selber in all den langen Jahren niemals gelungen war. Sie gab ihm etwas zurück, das gestohlen und eingesperrt auf diesen Augenblick gewartet hatte, in dem das unsichtbare Band zu seinem Onkel einem Spinnenfaden gleich zerriss. Seine Freiheit, in den Sekunden als er sicher war sie für immer verloren zu haben, wurde sie zurück in seine Hände gelegt und zum ersten Mal nach so vielen Jahren spürte er in sich die Macht alleine über sein Schicksal entscheiden zu können.

Jetzt endlich war es unnötig geworden die entsicherte Pistole weiterhin auf seinen Geliebten gerichtet zu lassen. Hyde ließ den ausgestreckten Arm sinken und als wäre sie das widerlichste Ding auf der ganzen Welt fiel die Waffe zu Boden. Noch immer hatte er seinen Blick keinen einzigen Moment von Gackt abgewandt und glaube nun auch in dessen eisblauen Augen etwas anderes erkennen zu können als Höllenqualen. Es gab so viel, das er ihm sagen wollte, so viele Erklärungen, die er dem Braunhaarigen schon zu lange schuldig geblieben war, doch kein einziger Ton schaffte es seine Lippen zu verlassen.

Stattdessen waren es Tränen, die sich ihren Weg hinab über seine blassen Wangen suchten. Tränen der Erleichterung über seine neu gewonnene Freiheit, aber auch all die Tränen, die er hatte zurück halten müssen, damit sein Herz ihn nicht verraten konnte. Doch mit diesem einen Satz war es egal geworden, was sein Onkel über ihn wusste, war es egal, ob dieser seine Gefühle kannte, weil es nun nichts mehr gab, das ihn noch an Shinobu binden konnte. Deshalb tat Hyde endlich was sein Herz wollte, wonach sich jede Faser seines Körpers verzerrte und schlang die Arme um den Mann vor sich, bettete seinen Kopf an dessen Schulter. Als er schließlich spürte, wie Gackt die Umarmung erwiderte und er näher an diesen wundervoll warmen Körper gedrückt wurde, stieg ein längst vergessenes Glücksgefühl in ihm auf und gab ihm den Mut zum ersten Mal seit seinem Betreten des Büros den Blick direkt auf seinen Onkel zu richten.

Und während der Agent mit weit entfernt klingender Stimme den immer eindringlicher werdenden Funkspruch beantwortete, sah sich das Oberhaupt der Familie Takarai mit etwas konfrontiert, das er niemals erwartet hätte. Zuerst hatte er keine Ahnung gehabt, was das für ein Gefühl war, welches ihn da wie aus dem Nichts überfiel, denn bis zum heutigen Tag war es ihm noch nicht begegnet. Aber wie hätte es auch, wo Shinobu-san, der sich Zeit seines Lebens seiner Macht bewusst war und es besser als jeder andere verstanden hatte Menschen nach seinem Willen zu lenken, zum ersten Mal einer Niederlage ins Gesicht sehen musste?

Natürlich waren bei seinem Weg an die Spitze Verluste unvermeidbar gewesen, aber sie alle waren nichtig und unwichtig im Vergleich zu dem, was er dabei gewinnen konnte. Doch hier gab es nichts zu gewinnen, jetzt konnte er nur verlieren und hatte es schon getan, in dem Augenblick, als seine Marionette ihren Befehl missachtete und die Arme um den Feind schlang. Der Sieg, dessen er sich so sicher gewesen war, rann ihm wie Sand durch die Finger und viel zu spät erkannte er, dass es Schmerz war, was ihm die Brust zuschnürte. Für jemanden, der sein Leben lang andere verraten hatte, war es die bitterste Erfahrung die es geben konnte, selber verraten zu werden. Das schlimmste war vielleicht der Moment, als er begriff was ihn zu Fall gebracht hatte, als Takarai-san die beiden Männer vor sich zum ersten Mal wirklich sah. Jetzt konnte er plötzlich erkennen, was sie aneinander fesselte, so viel stärker als er es mit all seinen Tricks jemals geschafft hatte. Nur eine Liebe, so rein und bedingungslos, konnte das fertig bringen, konnte zwei Menschen gegen alle Gefahren zusammenhalten. Er hatte niemals geglaubt, dass diese Liebe existieren würde, aber nun hatte er gegen sie verloren. Es war vorbei und das wusste er.

Nachdem Shinobu-san all das in diesen wenigen Sekunden erfasst hatte, blieb ihm nur noch eine einzige Sache, die es zu tun galt. Danach würde alles ein Ende haben.

Hyde hatte keine Ahnung, was sich in den Gedanken seines Onkels abspielte und wusste auch nicht zu welchem Entschluss dieser gekommen war. Der Blick in die kalten, schwarzen Augen machte ihm nur noch einmal deutlich, dass dessen Einfluss endgültig erloschen war. Vorsichtig hob der kleine Sänger seinen Kopf wieder von Gackts Schulter und sah diesen erneut an. Er öffnete den Mund und wollte auf all die unausgesprochnen Fragen in den blauen Saphiren antworten, wurde aber vom Größeren, noch bevor er ein Wort sagen konnte, daran gehindert.

„Warte damit bis später, okay?“ Der Braunhaarige lächelte ihn zaghaft an und er konnte nicht anders als dieses Lächeln sofort zu erwidern. Doch Gackt hatte recht, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für ein klärendes Gespräch, denn schließlich waren sie nicht allein. Zuerst mussten sie sich um Shinobu kümmern und entscheiden, wie es mit diesem weiter gehen sollte.

Im Kopf des Agenten kreisten die selben Gedanken, allerdings mit dem Unterschied, dass er schon sehr genau wusste wie die Zukunft des Mafiabosses auszusehen hatte. Jetzt, wo er wieder klar denken konnte und den wichtigsten Menschen seines Lebens endlich erneut in den Armen halten durfte, kehrte die Wut zurück. Wie ein Feuer, von dem nur die ausgebrannte Glut geblieben war und das trotzdem mit neuem Material genährt in nur einem Augenblick wieder zum Leben erwachte, flammte auch die Wut in Gackt abermals auf. Noch immer umschlossen seine starren Fingen den Lauf der Pistole, die er auch im Schockzustand nicht hatte fallen lassen können. Nun löste er die Hand behutsam vom Rücken seines Geliebten und wandte sich mit ihm im Arm dem Schreibtisch und dessen Besitzer dahinter zu, während sein Hass auf diesen Mann unbekannte Höhen erreichte. Alleine dafür, dass Takarai-san es geschafft hatte ihn an Hyde zweifeln zu lassen, hatte dieser den Tod verdient.

„Jetzt werden Sie bezahlen müssen, für all die Menschenleben, die Sie zerstört haben. Jetzt gibt es niemanden mehr, der Ihnen noch helfen kann !“ Seine eigene Stimme kam Gackt wie die eines Unbekannten vor, als er langsam die Waffe ausrichtete und gleichzeitig den Kleineren an seine Brust drückte.

Sicher hätte der Braunhaarige bei all den Überraschungen heute auf diese weitere vorbereitet sein sollen, dennoch schafften es Hydes Worte mit Leichtigkeit seine gerade zurückgewonnene Fassung zu zerstören.

„Nein, tu es nicht!“, sagte der kleine Sänger in einem fast flehenden Ton und wand sich aus der engen Umarmung, um eine Hand ebenfalls auf die Pistole zu legen. Mit der anderen zog er seinen Freund ein Stück weit in Richtung Tür. „Erschieß ihn nicht, Ga-chan, bitte!“

„Was?“, brachte dieser nur hervor und blickte ihn verständnislos an. Wie konnte Hyde jetzt nur Mitleid für seinen Onkel empfinden? Wo er diesen doch am meisten von allen hassen musste?

Der Schwarzhaarige schüttelte einmal kurz den Kopf, bevor er wieder sprach. „Versteh mich bitte nicht falsch! Ich will nicht, dass sein Blut an deinen Händen klebt! Er ist es nicht wert, dass du dein Gewissen mit seinem Tod belastest!“ Beim letzten Satz wurde seine Stimme so kalt wie bei jenem Gespräch vorhin von dem Gackt nichts mitbekommen hatte. „Du würdest sonst genau das tun, was mein Onkel damals getan hat… das… das will ich nicht! Ga-chan, dein Leben ist viel zu wertvoll, um es mit seinem Blut zu beschmutzen!“ Nun lag wieder dieser bittende, flehende Ausdruck in Hydes Worten und er grub seine Finger tiefer in die schwarze Kleidung des Jüngeren.

Der Agent zog ihn mit seiner freien Hand zurück in die Umarmung, vielleicht um diesem drängenden Blick der braunen Augen zu entkommen, vielleicht weil er seinem Engel so nahe wie möglich sein wollte. „Haido…“, murmelte er leise, im Zwiespalt der Gefühle. Es war schwer seinem Wunsch nach Rache nicht einfach nachzugeben und Shinobu-san zu erschießen, damit sie ihn endlich los waren und dieser seine gerechte Strafe erhielt. Aber war es nicht noch schwerer einen Wunsch seines Liebsten nicht zu erfüllen? Konnte er tatsächlich etwas tun, was dem Kleineren so zuwider war?

„Er hätte es wirklich verdient… es brennt mir in den Fingern, ihn mit seinem Leben entkommen lassen zu müssen…“ Gackt drückte den Schwarzhaarigen soweit von sich, um ihm in die Augen sehen zu können und als er die Dankbarkeit in ihnen aufflackern sah, wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Keine Rache der Welt war es wert diese Liebe zu verlieren.

„Danke, Ga-chan!“, sagte Hyde leise und atmete erleichtert auf. „Da hast du nun wirklich was gut bei mir…“ Er lächelte sein Gegenüber mit einem Ausdruck an, bei dem der Solosänger nicht anders konnte, als zu erwidern: „Dann bereite dich schon mal gut auf heute Nacht vor!“

Für einen langen Moment blickten sie einander in die Augen, einfach nur glücklich zusammen zu sein. Fast schien es, als würden sie die Person, auf der ihr Missverständnis beruhte, schon vergessen haben, als diese wieder in den Mittelpunkt rückte und abermals für im Schock aufgerissene Augen sorgte. Es war der letzte Sonnenstrahl, der sich auf der spiegelglatten Klinge des japanischen Schwertes brach und die Aufmerksamkeit der beiden Liebenden in nur Sekundenbruchteilen auf dessen Träger lenkte. Sofort riss Gackt seine Pistole wieder hoch, doch da war es bereits geschehen.

Shinobu-san hatte nicht mehr lange gezögert, jetzt wo seine Entscheidung gefallen war. Emotionslos war er sitzen geblieben, als der Agent ihn zum wiederholten Male bedroht hatte und dann war sie gekommen, seine Chance, als die beiden Männer sich von ihm abgewandt hatten. Er wusste, dass ihm mehr als diese eine Möglichkeit nicht mehr blieb und er war froh, von sich behaupten zu können, dass er keinerlei Angst empfand. Schnell und geräuschlos hatte er eine Schublade seines Schreibtisches geöffnet und das Wakizashi von dem kleinen Sockel gehoben. Dann war Takarai-san aufgestanden, nur um sich ein paar Schritte weiter vor der offenstehenden Verandatür wieder auf den Boden zu knien, den Rücken gerade aufgerichtet und auf den Fersen sitzend. Es bereitete ihm ein Gefühl von Genugtuung, dass die beiden Sänger noch immer nichts bemerkt hatten. Sie bemerkten auch nicht, wie er seinen dunklen Kimono zurückschlug und den Blick anschließend auf der mit weißem Papier umwickelten Schwertklinge ruhen ließ.

Eigentlich hatte er niemals angenommen diesen letzten Schritt jemals ausführen zu müssen, trotzdem war er immer darauf vorbereitet gewesen, für den Fall, dass keine andere Möglichkeit mehr übrig blieb. Und der Verrat, welcher ihm durch seinen eigenen Neffen widerfahren war, machte es unmöglich jetzt anders zu handeln. Nur so konnte er dieser Schmach ehrenvoll entkommen und würde keine weitere Schande auf sich laden. Denn als Gefangener zu enden, eingesperrt für den Rest seines Lebens, würde auch das letzte bisschen an Ehre unwiderruflich auslöschen.

Als Shinobu-san jetzt seine Finger um den Griff des Wakizashis schloss, dachte er an all die Vorfahren, die schon vor ihm in eben solchen Momenten die gleiche Wahl getroffen hatten. Es erfüllte ihn mit Stolz sich nun in ihre Reihen zu begeben.

Nach einem letzten langen Atemzug hob er das Schwert und berührte mit der Spitze die nackte Haut seines Bauchs kurz unter dem Nabel. Als er den Kopf wieder hob und den Blick nach vorne richtete, sah er wie Gackt mit der Pistole auf ihn zielte, doch da wusste Takarai-san, dass er bereits gewonnen hatte.

Zum letzten Mal spiegelte sich der Ausdruck des Triumphs in seinen kalten Augen, während das Schwert in seinen Körper stieß und den Bauch von links nach rechts aufschlitzte. Bevor er die Klinge nach oben zog und so das Ritual beendete, überflutete ihn eine Welle von Schmerzen, auf die er trotz aller Vorbereitung nicht gefasst war. Dennoch schaffe Shinobu-san es den Kopf aufrecht zu halten und wartete, dass der Tod ihm Erlösung schenkte.

Dann wurde alles vor seinen Augen von einem roten Schleier überzogen und eine Taubheit ergriff von seinem Körper besitz, so dass er weder den Schuss hörte, noch merkte, wie die Kugel seinen Kopf durchschlug. Besitzergreifend und unabwendbar riss die Dunkelheit ihn fort, löschte jeden Gedanken aus seinem Gehirn und als das Oberhaupt des Takarai-Clans zu Boden sank, war es nur noch eine leere Hülle, dessen Seele der Tod schon mit ins Jenseits genommen hatte.

Und während der Agent seine Waffe fallen ließ und den kleinen Schwarzhaarigen fest an sich drückte, wurde das letzte Rot des endenden Tages abgelöst vom Rot des hervorquellenden Blutes.
 

***
 

In der Eingangshalle herrschte noch immer geschäftiges Treiben, auch wenn sich über den Rest der Villa schon längst der Mantel der Nacht gelegt hatte. Die Männer von Takarai-san, welche die Kämpfe überlebt hatten, wurden von den Geheimdienstagenten abgeführt und in die Transporter vor der Einfahrt bugsiert. Sie erwartete noch eine anstrengende Nacht, ausgefüllt mit Verhören, endlosen Befragungen und das würde erst der Anfang ihres Lebens als Gefangene sein. Yoshimura war froh, dass bei seinem Arbeitstag allmählich ein Ende in Sicht war und er die Aussicht hatte heute noch ins Bett zu kommen. Natürlich würde Naruse-san es sich nicht nehmen lassen von seinem Einsatzleiter persönlich über alles in Kenntnis gesetzt zu werden, aber wegen dem Erfolg ihrer Mission konnte dieser zumindest auf den verdienten Schlaf hoffen. Und der Geheimdienst war tatsächlich sehr erfolgreich gewesen. Sie hatten nur wenige Schwerverletzte in den eigenen Reihen zu beklagen, dafür aber umso mehr Gefangene. Dass deren Anführer nicht mehr am Leben war, schien bei den meisten von ihnen jeden Anflug von Widerstand im Keim erstickt zu haben und die Agenten konnten sich daher wohl auf eine angenehme Rückfahrt freuen.

Der Tod, den Takarai-san gefunden hatte, hinterließ aber nicht nur bei seinen Anhängern Spuren, auch Yoshimura würde sicher einige Zeit brauchen um die Bilder von dem aufgeschlitzten und blutüberströmten Mann auf den Tatami-Matten vergessen zu können. Mit diesem Anblick hatte er bestimmt nicht gerechnet, als er die Bürotür aufschob und endlich Gackt mit dem kleinen Sänger im Arm vor sich stehen sah, die beide unverletzt, aber in stillem Schock auf die Leiche zu ihren Füßen starrten.

Wieder warf er einen Blick in ihre Richtung und konnte nur hoffen, dass Oishi-san gleich hier sein würde, um den beiden zumindest ein bisschen Ablenkung zu verschaffen. Wie viel Talent diese Frau bei so etwas besaß, hatte sie heute schließlich schon mehrfach unter Beweis stellen können. Bevor sie es aber schaffte den Brillenträger selbst während ihrer Abwesenheit zu sehr in Beschlag zu nehmen, wandte sich dieser schnell seinem Laptop zu, um dem Chef die voraussichtliche Ankunft der Einsatztruppe in der Zentrale zu melden und die Gerichtsmediziner für den Abtransport der Leichen anzufordern.

„Yoshimura, das wurde aber auch langsam Zeit!“, waren die ersten Worte von Naruse-san, als er auf dem Display auftauchte. „Haben Sie jetzt endlich diesen Nichtsnutz von Superstar finden können? Er ist mir immer noch ein paar sehr gute Erklärungen schuldig.“ Der Angesprochene unterdrückte ein Seufzen und verzichtete auf den Hinweis, dass er selber noch kein einziges Wort dieser Erklärungen erhalten hatte und in Anbetracht von Gackts Zustand auch nicht mehr heute damit rechnete. Stattdessen setzte er seinen Chef geduldig über alles weitere in Kenntnis, das seit ihrem letzten Gespräch passiert war.

Zu diesem Zeitpunkt standen die beiden Sänger noch immer schweigend etwas abseits des allgemeinen Tumultes und wussten beide nicht wie sie mit dem Selbstmord von Shinobu-san umgehen sollten. Hatte sich der Braunhaarige die beiden letzten Tage über nichts mehr ersehnt, von den Wünschen die seinen Engel betrafen einmal abgesehen, als eine Kugel in den Kopf von Hydes Onkel zu jagen, so wartete er jetzt immer noch, dass sich die Befriedigung darüber einstellte. Lag es daran, dass ihm Takarai-san selbst im Tode zuvor gekommen war und Gackt ihm eigentlich nur einen Gefallen getan hatten, indem er dessen Leiden verkürzte? War deshalb sein Wunsch nach Rache nicht gestillt worden, obwohl er die tödliche Kugel abgefeuert hatte? Auch wusste der Agent nicht wie sein Freund darüber dachte, denn sie hatten seitdem das Aufblitzen der Schwertklinge ihre romantische Stimmung zerstört hatte, kein Wort mehr gewechselt. Weil er es nicht über sich bringen konnte Hyde direkt nach seinen Gefühlen zu fragen, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Kleineren weiterhin stumm an sich zu drücken.

Und fast hätte Gackt es auch noch geschafft und über all die Verwirrung in seinen Gedanken das leise Murmeln an seiner Brust zu überhören, das nicht lauter als ein Windhauch von dem schwarzen Haarschopf ausging.

„Bitte, bring mich nach Hause, Ga-chan… ich will hier weg…“ Hyde wusste, dass er schon längst etwas hätte sagen sollen. Er konnte förmlich spüren wie die Fragen im Kopf des Jüngeren auf seine Erklärungen warteten, doch ihm wollten einfach keine Worte über die Lippen kommen. Eine bleierne Müdigkeit hatte sich in seinem Gehirn eingenistet und er fühlte sich wie eine mechanische Puppe, der man die Batterien genommen hatte und die nun nur noch als unbewegliches Objekt zurückblieb. Alles was er in diesen Momenten wollte, waren dass die starken Arme ihn nicht mehr losließen, ihn fest umschlungen hielten, am besten bis in alle Ewigkeit. Nur nicht an diesem Ort.

Als sich eine warme Hand unter das Kinn des Schwarzhaarigen legte, war dieser beinahe froh, nicht selber den Kopf heben zu müssen.

„Ja“, erwiderte Gackt nicht sonderlich viel lauter, „gehen wir nach Hause! Und du versprichst mir, dass du mir dann alles erzählen wirst. In Ruhe, wenn wir alleine sind…“ Es war schon merkwürdig, dass es manchmal nur ein Lächeln brauchte und einen Blick in diese tief blauen Augen, damit alles leichter wurde. Auch jetzt schaffte es Hyde ein Nicken zustande zu bringen und seine Stimme klang überzeugend, als er sich ein „Versprochen!“ hauchend vorbeugte und seine Lippen mit leichtem Druck auf die des Größeren legte. Ihr Kuss war wie ein Versprechen und ein Beweis zugleich. Dafür dass es von nun an keine Geheimnisse mehr geben würde, damit ein Albtraum wie der des heutigen Tages nie wieder die Chance bekam, Zweifel in ihren Herzen zu sähen.

Nicht nur die beiden Sänger schmolzen bei der innigen und doch so süßen Berührung dahin, auch die Frau, der beide ihr Leben zu verdanken hatten, verharrte in ihrer Bewegung und genoss in vollen Zügen ihre lang ersehnte Belohnung. Erst als wieder etwas Abstand zwischen den Gesichtern der Männer herrschte, machte Megumi einen weiteren Schritt auf sie zu.

„Mhmmm, das war schön!“, sagte sie mit einem Seufzen und lächelte die beiden an. „Ich denke, jetzt sind wir quitt.“ Dann streckte sie den Arm aus und legte ihn der kleinen grauhaarigen Frau um die Schultern, die lautlos neben ihr aufgetaucht war.

Hydes Augen weiteten sich beim Anblick des einst so vertrauten Gesichtes und er konnte nicht verhindern, dass ihm durch die aufsteigenden Tränen die Sicht verschleiert wurde. Nach den Erlebnissen der vergangenen Wochen kam ihm die letzte Begegnung mit seiner Mutter wie die Erinnerung aus einem anderen Leben vor. Sie jetzt vor sich stehen zu sehen, war vielleicht das letzte Zeichen das er brauchte, um tatsächlich zu begreifen, dass die Zeit als Gefangener des Familienclans vorbei war. Seine Mutter war befreit, sein Onkel hatte den Tod gewählt und die Liebe seines Lebens würde nicht länger qualvoll in seinen Albträumen sterben müssen.

Sanft befreite sich der kleine Japaner aus den kräftigen Armen, die ihn noch immer fest umschlungen hielten und ging mit langsamen Schritten auf seine Mutter zu. “Okaa-san…”, flüsterte er, als ihn nur noch eine Armeslänge von ihr trennte, „es tut mir so leid! Bitte verzeih mir, dass ich es all die Jahre nicht geschafft habe dich hier raus zu holen. Ich hab es nie fertig bekommen gegen ihn etwas auszurichten…“ Hyde senkte den Kopf und spürte nur einen Augenblick später, wie ihm eine Hand mit zittrigen Fingern über die Haare strich.

„Das habe ich dir nie zum Vorwurf gemacht, Hideto, also weine nicht meinetwegen. Meinen Sohn nicht verloren zu haben, macht mich glücklich, das ist genug. Deshalb sei auch du glücklich und lass deinem Freund nicht warten.“ Sie blickte zu Gackt hinüber, der dem Gespräch etwas unschlüssig zugehört hatte.

Natürlich machte sich ein Rotschimmer auf Hydes Wangen bemerkbar, als er dem wissenden Blick seiner Mutter begegnete. „Wir werden nun genug Zeit haben über alles zu reden, aber nicht mehr heute Abend. Also los, geht schon zu ihm!“ Die Grauhaarige nickte ihrem Sohn zu und auf ihren erschöpften Züge zeigte sich das ersten Lächeln seit so vielen Jahren.

„Ich danke dir, Okaa-san“, erwiderte der Jüngere und wusste, dass sie zurück in ein normales Leben finden würde. So tief die erlittenen Verletzungen für Körper und Seele auch waren, sie war stark genug das zu überstehen, da war er sich jetzt sicher. Erleichtert durch diese Gewissheit ließ sich Hyde zurück in die schon sehnsüchtig auf ihn wartenden Arme ziehen, die sich fast schon besitzergreifend um ihn legten.

Megumi konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als sie Gackts eifersüchtigen Blick in ihre Richtung bemerkte und wollte ihn nun endlich über ihre harmlosen Absichten aufklären, als ihr etwas besseres einfiel. „Vielleicht hab ich aber noch ein bisschen mehr verdient als so einen kleinen Kuss, meinst du nicht auch Gackt? Wer weiß, wie lange du ohne meine Hilfe noch in deiner Zelle gesessen hättest und was wäre wohl aus Hyde und seiner Mutter geworden? Also…“

„Was genau willst du?“, fragte der Solosänger mit finsterer Mine und funkelte Megumi an. Er konnte einfach nicht begreifen, weshalb sich sein kleiner Engel so gut mit dieser Frau verstand.

„Ich will ein `Dankeschön´ von dir hören und eine Entschuldigung, weil du mich bisher nicht besonders freundlich behandelt hast. Das ist alles!“, erklärte die Schwarzhaarige mit Bestimmtheit und lächelte den Agenten unschuldig an. Beim Anblick von Gackts nun endgültig vor Zorn verzogenen Gesichts war sie sich nicht mehr sicher, ob sie einen wütenden Blauäugigen nicht noch interessanter fand als einen eifersüchtigen. Wobei ihr der arme Kerl nach dem heutigen Tag eigentlich schon ziemlich leid tat.

So ähnlich mussten wohl auch Hydes Gedanken gewesen sein, zumindest was das Mitleid anging, denn er sagte schnell bevor sein Freund es konnte: „Vielen Dank für deine Hilfe, Megumi! Ich weiß wirklich nicht, wie wir das ohne dich überlebt hätten.“ Innerlich war er sich vollkommen sicher, dass sie ohne den Einsatz seiner „Verlobten“ heute Abend mit dem Tod bezahlt hätten für seinen vergeblichen Versuch zwei Menschen gleichzeitig zu beschützen. „Wir stehen tief in deiner Schuld.“ Mit diesen Worten versuchte der kleine Sänger eine Verbeugung zustande zu bringen, scheiterte aber kläglich, weil Gackts Arme inzwischen mehr Ähnlichkeit mit Schraubstöcken besaßen als mit Gliedmassen.

„Das ist lieb von dir, Hyde“, kommentierte Megumi seine erfolglosen Bemühungen, „aber ich hätte gern ein `Dankeschön´ von deinem Freund. Oder ist das zu viel verlangt?“

Während der Schwarzhaarige mit flehendem Blick sein Gegenüber ansah, wurde dieser durch das Geräusch sich nähernder Schritte gerade noch so vor einer weiteren Blamage an diesem Tag gerettet. Sich dieser Frau zu Dank verpflichtet zu fühlen, war so ziemlich das letzte, was er jetzt wollte. Deshalb wandte er sich schnell von Megumi ab und blickte zu dem Neuankömmling hinüber, der sich zu ihnen gesellte.

Yoshimura stellte erleichtert fest, dass die beiden Sänger schon wesentlich mehr Farbe im Gesicht hatten, als noch einige Minuten zuvor. „Die Gefangenen sind inzwischen alle abgeführt, das heißt wir können uns jetzt auch auf den Weg zu den Wagen machen“, sagte er in die Runde und schaffte es zur Freude seines Partners den Blick aller Anwesenden auf sich zu ziehen. Etwas, über das sich Gackt wohl zum ersten Mal in seinem Leben freute. Dann fuhr der Einsatzleiter an die beiden Frauen gerichtet fort: „Wir werden Sie für heute Nacht in ein sicheres Haus bringen lassen. Morgen müssen Sie sich dann allerdings für die Aufnahme Ihrer Aussagen bereit halten, die Direktor Naruse-san sicher persönlich leiten wird.“

Megumi nickte daraufhin bereitwillig und ihr Blick haftete vermutlich eine Spur zu lange auf dem Gesicht des Agenten, als sie: „Sie können auf meine Hilfe zählen!“ erwiderte. Vielleicht war es auch ihr Lächeln, das den Braunhaarigen aufhorchen ließ, schließlich kannte er diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Meistens waren es so ziemlich alle weiblichen Personen in seiner näheren Umgebung, die mit genau diesen Augen zu ihm selber starrten. Aber der Blick jetzt konnte fast nur einen Schluss zulassen… Gackt hatte benahe schon nicht mehr daran geglaubt, dass seine Gesichtsmuskulatur zu einem Grinsen fähig war.

Plötzlich mit sehr viel besserer Laune ausgestattet, befreite er seinen Engel aus der engen Umarmung und legte ihm stattdessen lediglich einen Arm um die Taille.

„Danke, Ga-chan! Ich dachte schon du wolltest mich erdrücken“, murmelte Hyde leise und folgte zusammen mit dem Größeren dem vorauseilenden Agenten und den beiden Frauen. Im Gegensatz zu seinem Freund fiel ihm keiner der Blicke auf, die zwischen Megumi und Yoshimura ausgetauscht wurden.

Es dauerte auch einen Moment, bis sich der Einsatzleiter vom Lächeln der jungen Frau losriss und den Sängern mitteilte, dass sie hingegen noch heute in der Einsatzzentrale erwartet wurden und der Chef diesen Befehl fast mit jedem ausgetauschten Satz deutlich gemacht hatte. Der Schwarzhaarige konnte ein Seufzen bei diesen Worten nicht vermeiden. Er wusste ganz genau was ihn beim Geheimdienst erwarten würde, schließlich war er ein Mitglied des Takarai-Clans und hatte jahrelang in den dubiosen Geschäften seines Onkels eine führende Position inne gehabt. Auch wenn bei Gackt und offensichtlich auch bei dessen Partner nur wenige Erklärungen nötig waren, um ihnen seine Motive verständlich zu machen, so war er sicher, dass der Direktor wesentlich mehr verlangen würde. Und einen weiteren Ausflug in seine unliebsamen Erinnerungen verbunden mit einem Verhör über alle Aktivitäten des Clans, würde er heute sicher nicht mehr durchstehen können. Nicht nachdem er gerade erst von der Last seiner Vergangenheit befreit war. Vielleicht würden sie ihn noch nicht einmal gehen lassen…

Bedauernd senkte Yoshimura den Kopf. „Es tut mir wirklich leid, Hyde! Aber die Entscheidung, was mit Ihnen jetzt geschehen wird, liegt leider nicht in meinen Händen.“ ´Und in deinen auch nicht`, sollte wohl der Blick aussagen, den er seinem Kollegen zuwarf.

Inzwischen hatte die kleine Gruppe die Villa verlassen und näherte sich den Transportern vor der Einfahrt. Die Notarztwagen mit den Verletzten waren schon abgefahren und auch die Gefangenen befanden sich bereits auf dem Weg zur Zentrale. Lediglich weiß gekleidete Männer mit Mundschutz waren noch damit beschäftigt die Leichen zu verladen. Schnell wandte Hyde seine Augen von den aufgebahrten Toten ab, er hatte nicht das geringste Bedürfnis zu erfahren, unter welchem Leichentuch sich sein Onkel befand.

Als sie die Einfahrt passiert hatten, warf Gackt einen raschen Blick an beiden Seiten des Zauns entlang und atmete erleichtert auf, nachdem er in einiger Entfernung eine große, dunkle Gestalt ausmachen konnte. Jetzt war es Zeit, dass er endlich wieder handelte und nicht nur seine Fähigkeiten als Statist weiterentwickelte!

Mit diesem Ziel vor Augen blieb er stehen. „Yoshimura, hier werden wir uns jetzt trennen müssen. Haido und ich haben heute noch etwas besseres vor, als uns vom Chef anschnauzen zu lassen.“ Er lächelte den Kleineren in seinen Armen vielsagend an. „Du kannst Naruse-san ausrichten, dass wir uns ebenfalls morgen bei ihm melden werden. Denn jetzt haben wir noch ein paar wichtige Dinge nachzuholen!“

Nur am Rande registrierte der Braunhaarige, dass Megumis Gesicht schon wieder von diesem für ihn undefinierbaren Lächeln geziert wurde. Aber nun schien er endlich eine Lösung für das Problem gefunden zu haben. „Hey, eigentlich kannst du doch froh darüber sein! Wenn wir weg sind, hast du viel mehr Zeit dich um diese Frau da zu kümmern.“ Er zeigte auf jene und brachte ein Grinsen zustande, das schon fast an sein gewohntes Niveau erinnerte.

Für den Moment sprachlos starrten sowohl Yoshimura als auch Megumi den Solosänger an, der ihnen noch „Viel Spaß“ wünschte, während Hydes Mutter mit einem milden Lächeln auf dem Gesicht beobachtete wie ihr Sohn von Gackt mit sich gezogen wurde.

„Willst du mich etwa entführen?“, fragte der Ältere, nachdem er die dunkle Gestalt auf dem Gehweg erkennen konnte. Er spürte wie sein Herz schneller schlug bei dem Gedanken den Abend ungestört mit seinem Freund verbringen zu können.

Dieser lächelte erneut und setzte mir geschickten Fingern die Sicherheitssperre des ´geliehenen` Motorrads außer Betrieb, das zum Glück noch keinem weiteren Diebstahl zum Opfer gefallen war. „Ich dachte eigentlich du kommst freiwillig mit, aber wenn du dich wehrst, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig…“ Er zog den einzigen Helm hervor und reichte diesen an seinen Engel weiter, dann schwang er sich selber auf den Ledersitz der großen Maschine. „Ich hab dir doch versprochen dich nach Hause zu bringen, schon vergessen?“ Auffordernd streckte Gackt die Hand aus.

Ohne auch nur einen Augenblick mit Zögern zu vergeuden, ergriff der Kleinere diese und ließ sich hinten den Fahrer ziehen. Während der das Motorrad startete, schlang Hyde die Arme fest um seine Mitte und drückte sich an ihn. Was auch sehr ratsam war, denn die Maschine setzte sich mit dröhnendem Motor in Gang und bretterte in Richtung der Transporter los.

Auf Höhe der Villaeinfahrt wurden sie langsamer. Den anderen war ihr Fluchtmittel natürlich nicht entgangen und trotz des Lärms konnten sie deutlich verstehen, was der Braunhaarige ihnen zurief: „Übrigens vielen Dank, Megumi!“ Nur Sekunden später wurde die Maschine mit den beiden Sängern von der Dunkelheit verschluckt.

Was hätte sie jetzt dafür gegeben, statt dem Dankeschön auf das Anbringen von Kameras in deren Schlafzimmer bestanden zu haben, dachte Megumi und lächelte seufzend in sich hinein.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Anou, das ist es also gewesen, das große Finale ^^

Ich hoffe ihr seid mit meinem Ende zufrieden und auch damit, was ich nun mit Hydes Onkel angestellt habe. Ich hatte von Anfang an diesen Tod für ihn im Sinn, denn ich finde, irgendwie hat er es schon verdient so zu sterben. Was meint ihr?

Und was das nächste (und letzte) Kapitel betrifft, würde ich mich an Megumis Stelle auch ganz schön ärgern, keine Kameras in Hydes Wohnung versteckt zu haben *lach*

Da dürft ihr euch also schon mal freuen, was die beiden Süßen so alles anstellen werden. Ich selbst bin wie gesagt auch gespannt drauf *kicher*
 

Ich hoffe, ich bekomm das Kappi dann auch mal ein bisschen schneller fertig, aber bei mir weiß man ja nie XD
 

Also bis dann,

eure himachan



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-05-06T15:35:13+00:00 06.05.2009 17:35
Moahahahaha~!
Das sind ja spannende Aussichten! 8D~~~~~~~~~
Ich freue mich schon gar sehr auf das nächste Kapitel!

Glückwunsch im übrigen zu diesem gelungenen Kapitel. ^^
Von:  Mentha-Chan
2009-04-30T18:57:54+00:00 30.04.2009 20:57
Puh, endlich komm ich auch zum Schreiben XD (sorry, wenn es erst jetzt ist, aber ich wollte noch mal kurz über das schöne Kapi fliegen XD ).
Ich finde es großartig!
Es ist wirklich bewundernswert, wie du all die Handlingsstränge und Andeutungen gelöst und zu einem grandiosen Ende geführt hast. Mit von der Partie sind natürlich auch wieder die bildgewaltigen Stellen, wie Shinobus Ableben, was ich immer noch für die absolut richtige Entscheidung halte. Immerhin ist es schade, einen so perfied-perfeckten Bösewicht in einem Knast verschimmeln zu lasse, der braucht einfach ein Bösewicht-gerechtes Finale XD (dass findet man in fast jedem Bond-Film bestätigt XD, da fliegt nur alles in die Luft).
Dass Gaku mittlerweile rein äußerlich eher einem Strassenpenner, als Superstar gleicht stell ich mir irgendwie total witzig vor, aber natürlich können solche Lapalien, Haido nicht abschrecken.
Tja, was soll ich noch lang rumschwafeln, das Kapi ist von vorn bis hinten gelungen. Gackt und sein Schnuffelchen sind glücklich, der Chef tobt, Megumi und Yoshi turteln fleißig, Shino-Chan ist flöten und...ach ja da fällt mir ein...falls du dich wundern solltest, dass meine Wenigkeit schreibt und nicht das arme Menthalein...die hockt da irgendwo in Shinobus Zimmer und flennt den Boden voll (übrigens nachdem sie seine Waffensammlung geplündert hat) XD.
Von: abgemeldet
2009-04-22T19:21:02+00:00 22.04.2009 21:21
hach meinen süssen schnuckel ga-chan und haido um hasl fall *schööööööönnnnnnnnnnnnnnnnes ende* nein noch besser es gibt noch ein kapi *juhuuuuuuuuuuuu megafreu* und dich knuddel *hach ich mags wenn'se lang sind *ohwehhhhh diese doppeldeutungen* >___<
mit dir ne flauschrunde mach
und auf's finale kuschel

ganz gespannt jetzt bin *biittttööööö net so lang warten lass* sonst ganz traurig ins mauseloch verschwind


glg
de kawaiimaus


Von:  Percival_Graves
2009-04-20T11:06:34+00:00 20.04.2009 13:06
NA ENDLICH, MANNO!
xDDD
Hat es sich ja doch gelohnt, dass ich dich genervt habe. :D
Also ich persönlich hätte es ja besser gefunden, wenn Haidos Onkel verhaftet und eingesperrt worden wäre. Den Tod hat er nicht verdient, das is viel zu gut für ihn. Sein ganzes restliches Leben im Knast hätte er schmoren müssen... ><
Hat mir aber sehr gut gefallen, das Kappi.
Ich werd immer voll neidisch, wenn ich deine Sachen lese. Das kommt immer so toll rüber mit den Gedanken und Gefühlen. u_u
Und ich kanns ja kaum erwarten, bis das nächste kommt. *_________________*
*schonma anfang, zu sabbern*
*Kekse hinstell*

Das -Nii-san-
PS: Wenn das wieder so langedauert, dann... xD
Von:  Kimiko02
2009-04-20T00:44:02+00:00 20.04.2009 02:44
*glücklich seufz*
So ein schönes Ende des Finales! Und noch viel besser finde ich es, dass es nochmal ein Kapitel mit unseren beiden süßen gibt *__*
Ich an Megumis Stelle würde mich auch ärgern *lach*

Insgesamt war das Kapitel wieder superspannend (deswegen lese ich um so ne Uhrzeit auch immer noch obwohl ich schon seit mindestens zwei Stunden im Bett sein müsste ^^") und ich fand auch alles in Ordnung so, wie es passiert ist. Wobei ich mir erst so dachte, wieso hat Gaku jetzt doch geschossen, wäre doch gar nicht nötig gewesen ^^"
Aber naja, solange es Hyde ihm nicht übel nimmt, ist es ja gut.
Also wie schon gesagt, wirklich wunderschönes Ende und ich freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel *___*


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