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ONLY- the lost world (chapter 10)

von

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Chapter 10

Cera und das Turmzimmer
 

Zögernd erhob sich Rahel, von ihrer Mutter dazu aufgefordert.

"Du hast uns enttäuscht." donnerte ihr Vater, "Du hast nicht nur in den heiligen Prüfungen versagt, du treibst dich auch mit Verbrechern herum! Wachen! In den Kerker mit den Aufrührern!" Unruhig sahen Aerith, Uranus, Will und ihre Begleiter die Leibgarde des Monarchen den Saal betreten.

Rahels azurblaue Augen funkelten und ihre Angst verwandelte sich in die Wut einer trotzigen Prinzessin.

"Haltet ein!", rief sie der überraschten Garde entgegen, die auf ihr Wort innehielt.

"Du hast ja keine Ahnung!" schrie Rahel ihren Vater an, "Sie sind keine Gesetzesbrecher! Du hast mich gelehrt, mich nur auf mein eigenes Urteil zu verlassen und du selber glaubst die Lügen, die die Leute verbreiten!? Das Ziel meiner Freunde ist es, die Welt vor Kamikaze, dem Untergang zu bewahren! Und das...", sie holte tief Luft, "Das müßtest Du eigentlich unterstützen, Vater!!!" Bebend vor Zorn ließ sie den König nicht aus den Augen.

Er war perplex über die Anschuldigungen seiner Tochter.

Aerith gönnte Rahel einen bewundernden Blick, denn Soetwas war sie von der sonst so arroganten Prinzessin nicht gewohnt.

"Vater," die Königstochter ergriff erneut das Wort, "sie stellen sich gegen Kamikaze, wie unser Königreich. Das allein sollte genügen um deine falschen Vorurteile gegen sie aus der Welt zu schaffen."

Der König räusperte sich. "Ich bitte um Verzeihung, meine Tochter. Ich habe den Gerüchten Glauben geschenkt." Während er sprach senkte er den Kopf. Rahel hob missbilligend die Augenbrauen.

"Hast du denn wirklich geglaubt, ich zieh mit Schwerverbrechern umher?"

Bevor es zu einer Antwort kam, war dem König etwas eingefallen. Schnell hob er den Kopf und sah die Prinzessin empört an.

"Rahel, das entschuldigt trotzdem nicht, dass du die Prüfung nicht bestanden hast!"

Rahel stieg die Röte ins Gesicht.

"Prüfung?" fragte Aerith mehr sich selbst als den König.

Aber Mailonn hatte ihr Gemurmel mitbekommen und schien auf so eine Frage gewartet zu haben.

"Es ist seit jeher bei uns auf HopeIsland Tradition, dass die Kronprinzessin Königin wird und das jüngere Kind königlicher Berater, Wesir und Hofmagier. Um so ein hohes Amt annehmen zu können, muss das Königskind, in diesem Fall Rahel, eine Aufgabe im Namen der Krone erledigen um sich als fähig zu beweisen.", erzählte der König feierlich, während seine Gattin immer wieder mit dem Kopf nickte, "Auch Rahel sollte eine Eignungsprüfung bestehen, ist aber wie mir scheint noch nicht einmal bis nach Shadowland gekommen."

Rahel war es furchtbar peinlich vor Uranus bloßgestellt zu werden. Nervös verdrehte sie die Finger und sah unentwegt auf ihre Füße. Mailonns Blick fiel auf Jamie. Ein paar Minuten schien er zu überlegen und war dann entrüstet.

"James o' Connor! Mein Gott, was tut Ihr hier!?" rief er. Der schüchterne Jamie schwieg, deshalb antwortete Dragon an seiner Stelle. "Er begleitet uns nach Shadowland."

Der König warf bewundernswerte Blicke auf das Kind.

"Majestät, wisst Ihr wo wir eine Unterkunft finden können? Es ist schon sehr spät und wir hatten einen langen Tag." sagte Silver. Rainbow, Cosmo, Kiwiko und Aerith starrten sie an. Wie brachte sie den Mut auf, einen so mächtigen Herrscher anzusprechen?
 

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Doch der bejahrte Mann lächelte. "Ich wäre erfreut, wenn ihr für diese Nacht unsere Gäste sein würdet!"

*
 

Eine Viertelstunde später lagen alle in einem Schlafsaal. Auch Rahel, denn sie wollte nicht allein in ihrem Gemach schlafen. Die Betten waren wunderbar weich, ein flauschiger weißer Teppich bedeckte den Boden, die gelben Wände gaben dem Zimmer einen warmen Eindruck, das Feuer im Kamin knisterte und die schweren weißen Gardinen bedeckten die großen Fenster, damit sie der Vollmond nicht am Schlafen hinderte.

Obwohl es an Gemütlichkeit nicht mangelte, konnte Aerith nicht gut schlafen. Unruhig warf sie sich von einer Seite auf die andere. Sie träumte von Tylor und Kamikaze, vom Untergang Onlys.

Aerith wachte völlig verschwitzt und schwer atmend auf. Im Raum war es friedlich und ruhig, nur Will schnarchte leise.

Den ganzen Tag hatte Aerith ständig über den dunklen Lord nachdenken müssen. Seine kühlen schlangengrünen Augen und sein rabenschwarzen Haar schienen ihrem Herzen so vertraut.

Sie hielt sich die Hand auf die Brust und fühlte voller Verzweiflung wie sehr ihr Herz schlug. Sie hatte ihren Freunden verschwiegen, welche merkwürdigen und alarmierenden Gefühle die empfand.

Sie verspürte keinen Hass, bei dem Gedanken an Tylor Blackstone. Sie empfand das Gegenteil.

Aerith' Hand verkrampfte sich in der Bettdecke. Wie konnte das sein? Wie konnte der Gedanke an Lord Tylor sie so emotional werden lassen?

Unruhig versuchte sie wieder zu schlafen.

*
 

Nachdem die Outlaws schon früh von den Bediensteten der Königsfamilie geweckt worden waren, wurden sie zum Speisesaal geleitet, in dem das dreigängige Frühstück auf sie wartete.
 

Aerith bekam kaum einen Bissen runter, da ihr die letzte Nacht noch schwer im Magen lag.

Dragon saß einem dunkelhaarigen Mädchen mit schönen violetten Augen gegenüber, die ununterbrochen kiekste und kicherte. Sie war ungefähr in Kiwikos Alter und hatte Ähnlichkeit mit Rahel. Dragon hatte längst gemerkt, dass die hübsche junge Frau ihn ständig ansah und er konnte sich kaum mehr auf seine Suppe konzentrieren.

Pausenlos verschüttete er sein Essen auf die blassrosa Tischdecke, da er eher in ihre Augen sah, als auf seinen Löffel. Das brachte das Mädchen noch mehr zum giggeln. Auch Rahel bemerkte, was da vor sich ging. Sie sah in die Runde und verkündete: "Das ist meine ältere Schwester. Die Kronprinzessin Cera!"

Dragon war jetzt noch nervöser und stieß einen Krug um, der klirrend zu Boden viel.

Will schaute stirnrunzelnd zu ihm herüber. "Also ehrlich Drag, wenn man nicht wüsste, dass du Piratenkapitän bist, würd' man's nicht glauben. Dass dich eine Frau aus der Fassung bringt..."

Rahel, die neben dem Piraten saß, flüsterte ihm ins Ohr: "Cera ist immer so, sie wünscht sich nichts sehnlicher, als einen reifen Freund. Ist etwas nymphomanisch, die Gute."

Das war zuviel für Dragon, er nahm einen Schluck Kaffee, verschluckte sich und stolperte hustend aus dem Saal.

Cera sah mit hoffnungsvollem Blick hinter ihm her und seufzte schmachtend.

Rainbow kicherte aufgedreht und schielte zu Will. Im gleichen Augenblick tat Silver das
 

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selbe und ihre Blicke trafen sich.

Uranus, der zwischen Aerith und Rahel platzgenommen hatte, war nicht guter Laune.

"Heute abend werden wir weitersegeln.", sagte er tonlos, "Ich verabschiede mich jetzt Rahel. Ich hasse Abschiedsszenen." Verdutzt sah Rahel, der König und die König ihn an.

"Rahel wird euch natürlich erneut begleiten! Auch sie muss nach Shadowland, um ihre Aufgabe zu erfüllen!" sagte der König mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Was habt ihr denn gedacht...!?", kiekste die Kronprinzessin, "Meine Schwester werdet ihr nicht so schnell los!"

Uranus nickte ausdruckslos, doch Will erstickte fast an seiner Suppe und Aerith kippte rücklings vom Stuhl.

Silver klopfte Will fest auf den Rücken und stellte leicht verdrießlich fest: "Heißt das, wir haben den weiten und beschwerlichen Weg hierher umsonst gemacht!?"

Gekränkt bemerkte Rahel: "Nein, nicht umsonst! Ihr durftet die Königsfamilie kennenlernen und außerdem..." Rahel wurde jäh durch Aerith unterbrochen, die mit verschränkten Armen hinter ihr stand und ins Wort fiel.

"Es war eine Mordstour hierher!!!", keifte sie, "und jetzt willst Du wieder mit?!!"

Rahel überhörte Aerith' Kommentar und löffelte weiter. Die Dunkelhaarige ging schweigend davon. Kurze Zeit später folgte auch der Rest der Truppe, einzig Uranus blieb sitzen.

*
 

Kiwiko und Cosmo ließ die ganze Sache kalt. Sie versuchten wenn möglich immer nur die positiven Seiten eines Ereignisses zu sehen.

"Sieh mal", meinte Kiwiko, die mit Aerith zusammen im Schlossgarten saß, wo wunderschöne Rosensträucher blühten, "Wenn sie mitkommt sind wir einer mehr gegen Kamikaze! Das ist doch praktisch!"

Mit hoffnungsloser Miene sah Aerith die Blonde an.

"Ach Kiwiko", seufzte sie, "du hast's gut, du brauchst dich mit niemanden um Cosmo zu streiten."

Kiwiko war einen Augenblick lang überrascht, aber dann lächelte sie verschmitzt.

"Ach, es geht um die Liebe? Ich dachte dich stört nur, dass Rahel eine egozentrische Prinzessin ist!", sagte Kiwiko, "Liebst Du Uranus?"

Doch bevor Aerith antworten konnte, tauchte Cera mit Dragon im Schlepptau auf. Sie strahlte die beiden Mädchen an. Dragons Gesicht zeigte eine Mischung aus Verlegenheit und Freude. "Hallo ihr beiden Süßen!" strahlte die Kronprinzessin, "Geht euch meine Schwester sehr auf die Nerven?"

Aerith nickte wild.

Rahel erschien zusammen mit Uranus zwischen den Rosensträuchern.

"Was faselst du schon wieder, geliebte Schwester!?" fragte Rahel gereizt.

"Nichts, nichts." beteuerte Cera kichernd.

Dragon dachte einen Moment lang nach, dann wandte er sich an Aerith.

"Ihr segelt also schon heute Abend nach Shadowland?"

Sie antwortete nicht, schaute nur verträumt in den Himmel.

"Aerith?" Der Pirat versuchte es erneut.

"Hm?" murmelte sie abwesend.

"Ja", antwortete Uranus an ihrer Stelle, "wir segeln von hier nach WestShadow."

"Ich und Jamie, wir werden die Route über Iceland nehmen", entgegnete der Kapitän, "Morgen kommt meine Mannschaft mit der Chikara aus Pirate-Town zurück. Sie werden uns eine Stütze gegen Kamikaze sein. Außerdem ist unsere Gruppe zu auffällig. Jamie ein entflohener Prinz und ich der Schrecken der sieben Wüsten..." Er grinste. Uranus nickte kaum
 

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merklich und hielt dem Pirat seine Hand hin. Sofort schlug Dragon ein.

"Wir werden uns in Shadowland wiedersehen, mein Freund..." sagte er.

*
 

Doch ein heftiger Orkan verhinderte ihre Abfahrt. Gegen Mittag hatte sich der Himmel verdunkelt. Riesige schwarze Wolken hatten das Blau vertrieben.

Es regnete in Strömen und der Wind heulte in den Zinnen des Schlosses.

Zum Glück war es in der Burg trocken und warm. Mailonn hatte sich zu ihnen in ihr Gemeinschaftsschlafgemach gesellt. Sie saßen am warmen Kamin, in dem das Feuer knisterte, während der Sturm am Gemäuer rüttelte.

Es wurde über die Vergangenheit Onlys philosophiert. Der Monarch wusste viele ihrer Fragen über das Concordia Centauri, über Shadowland und über Kamikaze zu beantworten.
 

"Ich frage mich immer wieder, warum es die Armee der vereinigten Streitmächte Onlys es damals nicht schaffen konnte, Kamikazes Schattenheer zu bezwingen, als die vor einigen Jahren wieder auf Only auftauchte..." murmelte Jamie, der mit ausgestreckten Beinen bäuchlings auf dem Flauschteppich lag. Mailonn, der in einem großen Sessel saß, horchte auf. Der kleine Prinz starrte in die Glut des Feuers.

"Warum tut die Regierung von Only nichts gegen Kamikaze? Warum müssen so viele Menschen unter ihrer Herrschaft leiden?!" murmelte Jamie leise, doch weil es sowieso totenstill im Raum war, konnte jeder seine Worte hören.

Aerith kroch neben Jamie und legte ihm ihren Arm um die Schulter.

"Jamie..." flüsterte sie sanft. Erschrocken sah er sie mit seinen Bernsteinaugen an.

"Ich, ich habe laut ge...gedacht!", stotterte er entschuldigend, "Aber ich habe so viele unbeantwortete Fragen! So viel, über das ich ständig nachdenken muss!"

Aerith lächelte. "Du redest Erwachsener als mancher Erwachsene!"

Der König von HopeIsland richtete sich auf.

"Deine Fragen sind berechtigt, mein Kind." sagte er, "Es ist bekannt, dass Kamikaze ihr Schattenheer mit mächtigen Magiesteinen ausgerüstet hatte. Du kennst Magiesteine, die auch Elementsteine genannt werden. Jeder Stein hat die Macht eines bestimmten Elementes. Kamikaze hatte den geheimnisvollsten und mächtigsten dieser Steine entschlüsselt und sich seine Kraft zu nutze gemacht. Ein Stein, der alle Elemente vereinigt, der Imperialonyx."

Eine Pause entstand.

"Mein...", stammelte Aerith, "Mein Elementstein ist auch ein Onyx. Ein Stein des Windes."

"Onlys Hauptstadt heißt auch Onyx!" bemerkte Will.

"Das wissen wir auch, du Neunmalklug..." sagte Rahel schnell.

"Außerdem," begann König Mailonn wieder, "wurde die Streitmacht von Only in einen Hinterhalt gelockt, als sie Shadowland erreichte... Kamikaze hatte sicher Spione, mit deren Hilfe sie unsere Königreiche ausspioniert hatte."

Dragon und Uranus sahen sich an.

"Das war mir nicht bekannt..." murmelte Uranus.

Dragon stand unbewusst auf.

"Eure Majestät McLaod", sagte er hart, "wäre es vielleicht auch möglich, dass es einen Verräter unter den vier Großmächten, Tears-Island, HopeIsland, Iceland und OnyxIsland gegeben hat!?"

"Ich muss doch sehr bitten, junger Windsley!" der König schien entrüstet.

"Warum ist das so unwahrscheinlich!?" warf der Pirat ein. Es wäre wohl zu einer Diskussion gekommen, doch Jamie o' Connor unterbrach die Zwei.

"Tears-Island und HopeIsland haben ein Königshaus. Warum ist das auf OnyxIsland und
 

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Iceland nicht so? Warum befehligt der Konzern JA-DE die Machenschaften auf OnyxIsland?" gespannt sah der Junge das Oberhaupt von HopeIsland an.

"Der letzte Monarch von Iceland ist nach dem großen Krieg spurlos verschwunden, er ist sicher gestorben. Und Onyx hat seit dem Ende des Concordia Centauri niemals mehr ein Königshaus gehabt. Deshalb regiert dort die Präsidentin von JA-DE, dem mächtigsten Konzern, von dem Only abhängig ist, Laila Ayuhata."

"Hey Aerith," unterbrach Will wieder, "die Frau hat deinen Nachnamen!"

"Ach nee!", kommentierte Rahel, "Ayuhata ist ein geläufiger Nachname!"

Auf einmal klopfte es an der Tür und Cera kam herein. Sie trug ein kurzes ziemlich freizügiges, schwarzes Seidenkleid, das mit kleinen Diamanten bestickt war und ihre Figur betonte. Ihr lilaschwarzes Haar hatte sie mit einer Goldspange hochgesteckt. Sofort hatte sie Dragon im Visier. Mit leiser sanfter Stimme fragte sie: "Kommst Du mit mir, Dragon?" Dragon war schon rot angelaufen, als er die hübsche Prinzessin im Türrahmen erblickt hatte.

Alle sahen Dragon erwartungsvoll an. Dieser wusste nicht, was er zu tun hatte. Bisher hatte er nie Probleme im Umgang mit Frauen gehabt, doch dieses Mädchen hatte ihm den Kopf verdreht.

Cera lächelte ihn an. "Was ist, kommst du nun?"

Langsam und unsicher stammelte er: "Wohin?"

Cera schien mit dieser Frage gerechnet zu haben und geheimnistuerisch sagte sie: "Das ist ein Überraschung!"

Dragon schluckte verlegen und folgte der Kronprinzessin, die mit ihren nackten Füßen eine lange, steile Wendeltreppe aus Marmor hinauflief.

Die Treppe schien nie enden zu wollen, bis sie dann doch eine kleine Holztür erreichten, in deren Holzrundbogen Rosen geschnitzt waren. Cera öffnete die Tür und sie gelangten in ein kleines Turmzimmer, das ganz und gar mit Rosen ausgeschmückt war. Es passten gerade mal ein Bett, ein Tisch und ein Stuhl hinein, allesamt aus Rosenholz.

Ein großer Strauß duftender roter Rosen stand in einer Glasvase auf dem Holztisch.

"Hier sind ja überall Rosen..." murmelte Dragon, benebelt durch den Duft der Blumen.

"Ja", Cera bekam leuchtende Augen, "Ich liebe Rosen! Sind sie nicht schön?"

"Nicht mal annähernd so schön wie du..." sagte Dragon, der verzweifelt versuchte sich zu fassen und den coolen Piraten abgeben zu können. Cera errötete, aber sie war nicht mal annähernd so rot wie Dragon.

Die Prinzessin kicherte. "Ihr Duft wirkt betörend, nicht?" bemerkte sie und näherte sich Dragon, bis auf einen Schritt. Er wusste immer noch nicht recht, was er tun sollte, ihm war heiß und kalt geworden, seit er mit Cera allein in diesem Turmzimmer war. Beide schwiegen, bis Cera die Stille unterbrach.

"Soll ich Dir ein Geheimnis verraten?" fragte sie zuckersüß. Dragon nickte beklommen. "Wenn Du willst..." Obwohl sie niemand gehört hätte, stellte sich Cera auf die Zehenspitzen und flüsterte in sein Ohr: "Mir gefallen starke Männer, wie du einer bist."

Das war zuviel für den Piraten. Schließlich siegte seine Männlichkeit doch über den Verstand, er schloss die Kronprinzessin in seine muskulösen Arme und drückte ihren Leib an seine Brust.

Sie gab ihm einen innigen Kuss, den er wild erwiderte. Sie entfernte die goldene Spange und löste ihr duftendes Haar, das ihr über die Schultern fiel. Dragon schob die Träger ihres schwarzen Seidenkleides sanft zur Seite, das an ihrem Körper hinab zu Boden glitt. Cera warf des Kopf in den Nacken und ließ sich rückwärts auf ihr Bett fallen. Instinktiv zog sie den Piraten dabei an sich, der sich zu ihr begab.

*
 

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Jamie saß geistesabwesend auf dem Teppich und ließ die Gedanken umherschweifen. Langsam hob er den Kopf.

"Warum darf OnyxIsland keinen König haben?!" Der Rest der Gruppe schreckte hoch. Es war spät geworden, Müdigkeit überkam sie.

"Warum beschäftigt dich die Vergangenheit unseres Planten so sehr?" antwortete Mailonn ruhig, "Du kennst doch die Legende."

"Ja, ich kenne die Legende! Aber warum halten sich alle an dieser uralten Prinzessinnengeschichte fest?" Jamie erhob sich und schüttelte trotzig den Kopf.

"Entschuldigt mich, ich muss nachdenken." rief er und verließ den Raum.

"Jamie", murmelte der König, "Du bist so unausgeglichen und unruhig geworden, mein Kind..."

Er sah auf und bemerkte, dass sämtliche Blicke an ihm hingen.

"Ich kenne die Legende der Prinzessin nur oberflächlich." gab Silver, mittlerweile wieder hellwach, zu.

"Dieser ganze Planet beruht auf der Legende. Die Legende der Prinzessin von Only, Prinzessin Airin." sagte Mailonn.

Wieder dieser Name, dachte Aerith. Airin! Wie ein Blitz zuckte es durch die Gedanken. Sie hatte versucht Tylor und die Wahrheit zu verdrängen. Die Wahrheit, die sie schon lange wusste. Doch davon wollte sie nichts wissen. Ihren Freunden hatte sie auch nichts erzählt. Immer noch hatte sie es für sich behalten. Und so sollte es auch bleiben.

Sie ließ sich nichts anmerken und hörte sich die Legende an.

"Vor über 3000 Jahren war Only eine friedliche Welt, ohne Hass und Kriege. Denn sie wurde durch ein Mädchen beschützt, eine Prinzessin mit Namen Airin. Only der Windplanet selbst hatte sie geboren, um der Welt Frieden zu bringen.

Bis sich eines Tages Schatten über den Planeten senkten.

Bizarre, einstige Strafkolonie Onlys, regiert durch die machthungrige Schattenkaiserin Kamikaze, hatte Only angegriffen. Sie und ihre Shadowkämpfer überfielen Only und besiegten die Armeen der Highlands, von TearsIsland, Iceland, HopeIsland und OnyxIsland mit Leichtigkeit. Ohne Schwierigkeiten war Kamikaze zum Onyxpalast der Hauptstadt vorgedrungen. Sie wollte Macht und die Herrschaft über den schönen Planeten Only. Lord Tylor, Prinz der Highlands wurde zum Verräter, als es Kamikaze gelang seine Seele zu vergiften. Auch die vier Leibwächter der Prinzessin wurden durch Kamikaze vernichtet.

Um Only zu unterwerfen brauchte Kamikaze den Onlykristall, deren Versteck nur die Prinzessin selbst wusste. Da diese sich weigerte das Geheimnis preiszugeben, kämpften sie auf Leben und Tod.

Kamikaze tötete Airin. Was Kamikaze nicht wusste, war, dass Airins Seele selbst der Only Kristall war und durch Airins tot wurden auch der Kristall und der Planet selber vernichtet, eine Schutzfunktion Onlys. Bei dem Untergang des Windplaneten starb alles Leben auf ihm aus, auch die Schattenkaiserin verlor ihres. Die Evolution auf Only begann abermals bei 0.

Der Feuer- und der Wasserplanet verzeichneten dieses Ereignis in ihren Karteien, mischten sich jedoch nicht ein."

Mailonn atmete durch und machte eine Pause, bis er fortfuhr: "Doch Kamikazes Seele wurde nicht endgültig zerstört. Sie wurde wiedergeboren und hat einen Teil Onlys unterjocht. Auch Prinzessin Airin muss in irgendeiner Person auf diesem Planeten reinkarniert worden sein. Wenn sie wieder erwacht, wird sie die Macht haben Kamikaze von Neuem entgegenzutreten. Aus Ehrfurcht vor Airin gibt es auf OnyxIsland keinen König, denn alle erwarten die Prinzessin von Only zurück."

Die Zuhörer waren verstummt. Von Müdigkeit war keine Spur mehr. Sie hatten Mailonns Worten interessiert gelauscht und sahen den Monarchen respektvoll an.
 

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Will fand als Erster die Worte.

"Auf Iceland hat Aerith gegen nen Typen namens Tylor Blackstone gekämpft, wenn ich mich nicht irre. Wurde der Typ von damals denn auch wiedergeboren?"

Der König nickte leicht.

"Ich bin mir nicht sicher, aber wenn es der Prinz von damals war frage ich mich, warum er euch angegriffen hat." Musternd fixierte er Aerith. Auch Will drehte sich zu ihr um.

Während der Erzählungen des Königs hatte sie die ganze Zeit apathisch auf den Boden gestarrt. Aerith zitterte am ganzen Körper. Als sie bemerkte, wie sie alle anstarrten flüsterte sie tonlos: "Ich bin etwas müde."

"Sie hat recht", stimmte Mailonn zu, "es ist schon sehr spät. Morgen früh wird sich das Gewitter verzogen haben und ihr könnt aufbrechen."

*
 

Früh am anderen Morgen, als die Sonne schon hoch am Himmel stand und die Erde mit ihren Strahlen erwärmte, schlief noch das ganze Schloss - bis auf Dragon und Cera.

Sie lagen in gegenseitiger Umarmung in dem kleinen Bett im Turmzimmer.

Cera war ein wenig verstimmt und schob die Unterlippe hervor. Die typische schmollende Geste einer Hochwohlgeborenen.

"Ich muss heute nach Iceland fahren! Die Pflicht ruft! Heute kommt meine Mannschaft mit meinem Luftschiff zurück."

"Und was ist mit mir?" fragte die Prinzessin grummelnd. Dragon verließ das Bett um sein Hemd zu suchen. Nachdem er es gefunden hatte, zog er etwas aus der Brusttasche.

Neugierig setzte sich die unbekleidete Cera auf die Bettkante, doch Dragon hielt ihr kurz die Augen zu um sie zum Augenschließen zu überreden. Ohne zu protestieren tat sie das denn auch. Als sie sie wieder öffnete trug sie eine wunderschöne Kette mit einem Eiskristall als Anhänger..

"Die ist für dich", grinste Dragon verlegen, "damit du mich nicht ganz vergisst!"
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2002-07-31T18:03:12+00:00 31.07.2002 20:03
boooow!!!!!
genial!! das wird ja immer besser!! und jetzt gabs gleich zwei teile hintereinander!!! *lob*
du hast nen echt guten stil! deine geschichte gefällt mir wirklich super!!!!
ich hoffe, diesmal dauert es nicht solange mit der fortsetzung!! lass dir büddä schnell was einfallen!!!!
greetz,
glögschen!! =)
Von: abgemeldet
2002-07-28T13:31:56+00:00 28.07.2002 15:31
Na du bist mir schon so eine! Da wartet man eine halbe Ewigkeit auf eine Weiterführung geht jeden Montag ins Internet nur um zu sehen was sich getan hat und dann?
Nein schmarn! Freu mich das du es endlich geschafft hast ^^v Gogo Aerith-chaaaaaaan


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