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Engelszorn und Dämonenliebe

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Flucht ins Elfenland

Ihr Atem verließ rasselnd ihren Mund und ihre Lungen schienen in Flammen zu stehen. Die Kraft ihrer Schwingen hatte sie vor Stunden verlassen und seitdem kämpfte sie sich auf den Beinen weiter.

Tamara Silberfeder war am Ende. Keuchend kam sie auf dem Boden auf und spürte ihr Herz laut gegen ihre Brust hämmern. Sie brauchte eine Pause!

Langsam drehte sie sich auf den Rücken und setzte sich auf. Sie fand Halt an einer steinernen Hauswand und lehnte dagegen, während sie nach Luft rang. Ihre Augen versuchten, die Dunkelheit zu durchschneiden, doch ihr Orientierungssinn ließ sie im Stich.

Ob sie schon in Sicherheit war? Es kam ihr so vor, als sei sie die ganze Nacht weggeflogen. Weg... Weg von Ferro, weg von dem Zorn seines Vaters, weg von der Schuld, die ihr Herz belastete.

Noch immer rang Tamara mit ihrer Fassung.

Er war tot. Nie wieder würde sie ihn sehen können... und all das sollte ihre Schuld sein? Sie begriff noch nicht einmal, was geschehen war! Laut schluchzend versuchte Tamara, die wieder aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

„Ach, Ferro, bitte, vergebt mir...“, klagte sie leise und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen, als ein Pfeil an ihr vorbei zischte und in der Wand hinter ihr einschlug. Erschrocken hob sie den Kopf und starrte in die Dunkelheit.

„Wer seid Ihr?“, bellte eine raue Männerstimme und Tamara wimmerte, als sie hörte, wie der Bogen erneut gespannt wurde.

Geängstigt wollte der Engel seinen Namen stammeln, doch nur unverständliche Laute entrangen sich ihrer Kehle.

„Tut mir nichts...“, wimmerte sie und ein Zittern erfasste ihren Körper. Tamara schloss ihre Augen, gefasst auf den nächsten Pfeil, der ihr das Leben nehmen würde. Doch der Pfeil blieb aus und nach einigen Atemzügen hörte der Engel Schritte.

„Tamara...? Bist du es?“ Zaghaft öffnete der Engel die Augen und als sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erstarrte Tamara.

„Gaberyl...“, hauchte sie tonlos und sah den bekannten Elfen an, bevor sie ihm um den Hals fiel.
 

Etwas heftiger als gewollt stellte Gaberyl das dampfende Gebräu vor Tamara auf den Tisch.

„Trink“, forderte er sie dann mit entschuldigendem Schulterzucken auf und der Engel betrachtete skeptisch die dunkelgrüne Flüssigkeit.

„Es ist ein Tee aus der Region. Bringt Ruhe ins Gemüt“, erklärte der Elf, als er ihren Blick bemerkte.

Verlegen lächelnd ergriff Tamara den Becher und starrte eine Sekunde wieder in das Gebräu, dann ließ sie den Blick durch das Zimmer schweifen. Die Wände waren allesamt kahl und der Tisch mit den vier Stühlen ließ den sonst leeren Raum größer wirken, als er war. Es wirkte alles sehr künstlich und... unpersönlich.

„Und... wie lange wohnst du schon hier?“, fragte sie zögerlich und zuckte leicht, als sie im Fenster ihr Spiegelbild wahrnahm.

Ihre blonden Haare waren zerzaust, ihr Kleid zerfetzt und ihre rechte Wange war geschwollen und hatte einen hässlichen Blauton angenommen. Erst jetzt, da er die Wunde erblickte, merkte der Engel, wie sehr ihm die Wange schmerzte.

Gaberyls Knurren ließ Tamara aus ihrer Betrachtung schrecken und sie wandte den Kopf in seine Richtung.

Der Elf stand steif am Tisch und schien ruhig, doch seine Augen hatte er zu Schlitzen verengt und mit jedem Atemzug trat die Vene an seinem Hals stärker hervor.

„Gaberyl... ist alles in Ordnung?“, fragte der Engel sanft und nur langsam löste sich Gaberyls Starre.

„Mein Haus wurde niedergebrannt, weil ich die Steuern nicht zahlen konnte“, sagte der Elf gepresst, doch er winkte ab, als er Tamaras betroffenes Gesicht sah. „Schon gut, verschieben wir das auf einen passenderen Zeitpunkt. Sag mir lieber, was mit dir geschehen ist. Du wurdest geschlagen?“

Tamara zuckte erneut und spürte wieder den brennenden Schmerz an ihrer Wange.

„Mein Herr war das...“, begann der Engel leise und drehte die Teetasse nervös in seinen Händen. „Es... es war ein Unfall! Bei Cereos Gnade, ich schwöre, es war an Unfall!“ Ein plötzlicher Gefühlsausbruch schüttelte Tamara, der Tee schwappte über und lief ihr den Handrücken hinab, sie schien es jedoch nicht zu bemerken.

„Plötzlich schien die Sonne so hell, ich konnte nichts mehr sehen... Und dann stürzte er auf einmal vom Himmel und ich... ich konnte nichts tun, ich konnte einfach nichts tun!“

Tamara hörte erst auf zu zittern, als Gaberyl ihr beruhigend eine Hand auf den Unterarm legte, und auch da bemerkte sie erst die Verbrennung auf ihrem Handrücken.

„Und jetzt ist er tot...“, schluchzte die Blonde leise und schluckte schwer. Gaberyl schwieg eine Weile und brachte Ordnung in das eben gehörte, dann zog er seinen Stuhl heran und setzte sich neben den Engel.

„Wer hatte einen Unfall?“, fragte er und löste mit sanfter Gewalt Tamaras Finger, die sich um die Tasse verkrampft hatten.

„Ferro... der Sohn meines Herren. Ich musste an diesem Nachmittag auf ihn Achtgeben und das habe ich auch getan, wirklich!“

„Schon gut, du musst dich vor mir nicht rechtfertigen“, unterbrach Gaberyl Tamara, als diese wieder zu zittern begann. „Und was geschah dann?“

„Ich bin natürlich sofort zu meinem Herren und habe ihm gesagt, was passiert ist. Daraufhin hat er mich geschlagen und verjagt... Es war so furchtbar! Er hat seine Lindwürmer auf mich gehetzt und ich musste fliegend über die Grenze fliehen... Ravels Wachen waren unaufmerksam, zu meinem Glück, sonst wäre ich sicher...“

Tamara verstummte, als sich der Gesichtsausdruck des Elfen plötzlich veränderte. „Gaberyl...?“

„Ravel...“, murmelte der Elf leise und sein Griff wurde so fest, dass der Engel leise aufkeuchte, doch der klägliche Laut genügte. Gaberyl löste sich aus seiner Starre, nahm die Hand vom Unterarm seiner Gegenüber und zuckte leicht zusammen.

„Es... Es tut mir leid. Ravel war es... Er hat mein Haus in Brand gesetzt... und meinen Bruder getötet.“ Um die Beherrschung nicht zu verlieren, presste Gaberyl die Zähne fest aufeinander und senkte den Blick auf seine Hände. „Er war krank und befand sich noch im Haus, als dieser miese Hund Ravel es anzündete.“

Tamaras blaue Augen weiteten sich vor Erstaunen und Schrecken. Prinz Ravel hatte einen Elfen umgebracht, weil er die Steuern nicht bezahlen konnte?

„Das ist unglaublich...“, murmelte sie leise und ihr wurde zum ersten Mal bewusst, wie weit ihr Volk die Grenze diesmal überschritten hatte.

„Das ist es... und ich werde nicht mehr länger zusehen, wie Axarey mein Volk knechtet.“ Gaberyl hob den Blick, um Tamaras fragenden rachsüchtig zu erwidern.

„Was hast du vor?“, fragte der Engel zögerlich, als er den wilden Ausdruck im Gesicht des Elfen sah, und dieser knurrte leise.

„Ich werde morgen nach Chrashan aufbrechen, um mit den Dämonen zu verhandeln“, sagte Gaberyl und Tamara wich zurück, soweit es der Stuhl zuließ. „Wenn ich es schaffe, mit dem Dämonenkönig zu sprechen, kann ich ein sinnloses Blutbad vermeiden.“

„Sobald du die Grenze überquert hast, werden die Dämonen dich töten“, sagte Tamara, kaum dass der Elf seinen Satz beendet hatte.

Gaberyl sah den Engel einen Moment stumm an, dann lachte er freudlos. „Zweifelsohne, die Vorurteile sprechen aus dir. Aber sag mir, hast du jemals einen Dämonen gesehen?“

Peinlich berührt schüttelte Tamara den Kopf und senkte dabei ihren Blick. Es stimmte, sie hatte noch nie einen Dämonen gesehen, wie auch? Jeder, der sich den Dämonen näherte, beging Majestätsverrat.

„Es... tut mir leid“, sagte sie nach einem weiteren Moment des Schweigens. „Das ist es, was mir beigebracht wurde.“

Der Elf nickte brummend, bevor er sich erhob und eine Zimmertür öffnete. „Am besten ist es, wenn du dich ausruhst“, sagte er an Tamara gewandt und diese nickte. „Es steht dir nun frei, zu tun wie es dir beliebt. Du kannst mich also begleiten, oder hier bleiben. Ich für meinen Teil werde morgen nach Chrashan reisen.“
 

Tamara zischte leise, als sie die Wundsalbe auf ihre geschwollene Wange auftrug, und kniff dabei die Augen zusammen. Doch der Schmerz reichte nicht aus, um sie von ihren Gedanken abzulenken.

Morgen... morgen würde Gaberyl zu den Dämonen reisen und Tamara fühlte sich als Gast schon fast dazu gezwungen, ihn zu begleiten, auch wenn er sie vor die Wahl gestellt hatte. Was hatte sie hier verloren? Ihr Herr würde zweifellos nach ihr suchen lassen, also konnte sie nicht zurück nach Al Aaraaf. Hier hingegen waren Ravels Lakaien. Denen würde sie früher oder später auffallen und was ihr dann bevorstand, daran wollte der Engel gar nicht denken. Hierbleiben konnte sie auf jeden Fall auch nicht.

Schwer seufzend erhob sich Tamara von ihrem Stuhl und setzte sich auf das Bett, welches Gaberyl ihr bereitgestellt hatte.

Ich werde ihn wohl oder übel begleiten müssen, dachte die Verstoßene resigniert und stützte dabei das Gesicht in die Hände. Alles in ihr gebar sich gegen den Gedanken auf, das Land der Dämonen zu betreten oder ihre verdorbene Luft atmen zu müssen.

Langsam richtete der Engel sich auf, um sich dann erschüttert an den Kopf zu greifen.

Gaberyl hat recht, ich lasse mich zu sehr von meinen Vorurteilen leiten, meinte sie in Gedanken verdrossen und legte sich auf das Bett. Ich werde ihn begleiten... und sehen, was auf mich zukommt.
 

Ohne den geringsten Laut zu verursachen, schlich Gaberyl sich aus seinem Zimmer. Er legte den Rucksack mit dem Proviant auf den Tisch und setzte sich kurz hin.

Der Elf hatte nicht viel Essbares mitgenommen: Er hoffte darauf, von den Dämonen gefangen genommen zu werden, sobald er die Grenze übertritt.

Ein ironisches Lächeln stahl sich auf Gaberyls Lippen, als er seinen Gedanken zu Ende dachte. Als Gefangener war er wesentlich sicherer als er es hier- als freier Elf- je sein würde. Doch nicht mehr lange, das hatte Gaberyl sich versprochen. Sobald der Krieg ausbräche, würde sein Volk der richtigen Seite angehören, der Siegerseite.

Ein leises Knarren ließ den Elfen aufblicken. Tamara stand in der Türe, die Flügel auf dem Rücken gefaltet und den Kopf leicht geneigt.

„Ich würde dich gerne begleiten“, sagte sie, während sie nach vorne schritt und sich neben den Elfen stellte.

Überrascht von der Entscheidung des Engels, sah Gaberyl ihn eine Sekunde an und schüttelte leicht den Kopf. „Du weißt hoffentlich, dass es weder lustig noch angenehm wird. Ich an deiner Stelle würde mir das ersparen.“

„Wenn ich hier bleibe, werden Ravels Soldaten mich früher oder später finden und dann...“ Sie sah Gaberyl vielsagend an und dieser nickte stumm.

„Gut, der Plan sieht wie folgt aus“, begann der Elf und legte eine Hand auf die Türklinke. „Draußen ist er noch dunkel. Sobald wir uns auf den Weg machen, lege ich einen Tarnzauber über uns. Wir sind dann zwar unsichtbar, jedoch kann man uns immernoch hören. Deshalb müssen wir sehr leise vorgehen. Wenn wir dann die Grenze überschritten haben, nehme ich den Zauber von uns und wir ergeben uns den Däonen.“

Ekel durchwallte Tamara, als Gaberyl seinen Satz beendet hatte, und sie schluckte, um sich zu beherrschen.

„Du weißt, was das bedeutet?“, fragte der Elf, als er Tamaras Unbehagen spürte, und sie nickte.

„Dann bin ich verdammt“, murmelte sie leise, hob dann aber den Kopf und lächelte. „Aber das macht nichts... Inzwischen nicht mehr.“
 

Victor Feuerpfeil schritt gerade seine vorgeschriebene Runde ab, als Fussgetrampel seine müßigen Gedanken unterbrach. Die Hand des Dämonen schnellte zu seinem Schwert und kampfbereit breitete er die ledernen Flügel aus.

„Zeigt Euch, wer auch immer Ihr seid!“, sagte Victor und sah sich um. Als er nichts entdeckte, lockerte er die Waffe in der Scheide und drehte sich um. Hinter ihm lag ein Engel und über ihn gebeugt ein Elf.

Victor ließ das Schwert sinken, als er keine Waffen an den Körpern der Fremden entdecken konnte, und seine Haltung entspannte sich ein wenig.

„Es ist ein wenig früh, um in das Land des Feindes einzudringen, meint Ihr nicht, Milord?“, sagte der Soldat ironisch grinsend und Gaberyl rappelte sich auf.

„Ich weiß, ich habe eine etwas unsittliche Tageszeit ausgesucht und erbitte Eure Gnade“, erwiderte der Elf scherzhaft und Victor lachte laut.

„Nun, ich bin weitaus gnädiger als der Kommandant, fürchte ich. Dann kommt mal mit, meine lieben, lichten Gefangenen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  nago
2007-07-31T19:49:50+00:00 31.07.2007 21:49
Besonders das zehnte Kapitel hat mich gefühlsmäßig besonders getroffen. Man konnte sich, dank deines Schreibstils, der sich an verschiedene Gefühlssituationen anzupassen scheint, sehr gut auf das alles einlassen (könnte aber auch daran liegen, dass ich vorher "Der Herr der Ringe" geschaut hat und deshalb schon voreingestimmt war ;)). Würde mich aber trotzdem freuen, wenn das alles wieder ein bisschen in die Gänge kommen würde, wenn du verstehst was ich meine ^^
Von:  Melodya
2007-07-30T12:30:09+00:00 30.07.2007 14:30
hey das war gut^^....
das warten hat sich auf jeden fall gelohnt...*auf meiner Schleimspur ausrutsch*...
freu mich schon afs nächste...^^

grüssle
angel
Von:  Nochnoi
2007-07-28T09:55:06+00:00 28.07.2007 11:55
Oh, endlich wieder ein neues Kapitel ^^

Sprachlich war es natürlich sehr schön, wie nicht anders zu erwarten ^.^ Und auch inhaltlich hat es mir sehr gut gefallen!
Die arme Tamara tut mir wirklich leid, sie hat ja alles verloren, was ihr wichtig war, und muss sich nun vor der Rache ihres Herrn fürchten. Kein Wunder, dass sie mit Gaberyl mitgeht - zu verlieren hat sie ja eh nichts mehr.
Und auch der arme Elf hat ja ein schweres Schicksal zu verkraften. Auf seine so sinnlose Art seinen Bruder zu verlieren ist nun wirklich mehr als schrecklich O.o

Dann bin ich aber echt gespannt, wie's es weitergeht! Und vielen Dank für die ENS ^.^

Liebe Grüße
Nochnoi


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