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ONLY- the lost world (chapter 9)

von

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Chapter 9

Stilles Kind des Lichts
 

Silver behielt recht. Nachdem sie an dem vernebelten Festland angelegt hatten, identifizierte es Dragon als TearsIsland, dem Eiland des Nebels. Das Klima der kleineren Insel war nicht so schneidend kalt wie auf Iceland, aber düsterer und beklemmender.

Sie betraten dicht zusammengedrängt den geheimnisvoll stillen Wald, der vor ihnen lag. Außer dem Nebel umfing nur die Stille die Natur.

"Warum mussten wir hier anlegen?!", flüsterte Rahel und sah sich verunsichert um, "Das ist ja unheimlich!"

"Reine Neugier..." murmelte Uranus geistesabwesend.

Die Prinzessin von Adàmas warf dem jungen Blonden einen tadelnden Blick zu und zog einen Schmollmund. Unter diesen Umständen zog sie es vor zu schweigen. Uranus hatte gut von ihr zu denken.

Silver ging wortlos voran. Sanft, als streichle sie eine Katze, bog sie die Äste der Bäume zur Seite, die ihr den Weg versperrten.

Ihre Schritte wurden durch das weiche, kräftig grüne Moos gefedert.

Aerith war wie verzaubert. Lächelnd nahm sie Wills Arm, eine Angewohnheit, die sie sich seit Kindertagen nicht abgewöhnen vermochte.

"Wie märchenhaft..." flüsterte sie und sah verträumt in die Baumkronen, die vom Tau, das sich auf den Blättern der Bäume gesammelt hatte, glitzerten.

Will grinste sie unverfroren an.

"Was gibt's da zu grinsen..?" fragte Aerith mit gerunzelter Stirn.

"Sowas Mädchenhaftes passt einfach nicht zu dir, Ächan!"

Erbost sah sie ihn an und kniff ihm in den Arm.

"Und für was hältst du mich!?"

Will zuckte mit den Schultern und grinste erneut.

Aber nicht lange, denn Aerith war drauf und dran ihn mit ihrem Kampfstecken zu verfolgen.
 

"Schau dir die beiden Kindsköpfe an..." spottete Rahel und holte auf um direkt neben Uranus gehen zu können.

"Sie haben wenigstens ihren Spaß.." sagte der leise und erntete überraschte Blicke von Rahel.

Dragon, Kiwiko und Cosmo marschierten als Letzte durchs Unterholz. Rainbow saß auf der Schulter des Piraten, an dem sie Gefallen gefunden hatte. Seine abenteuerlichen Geschichten beeindruckten sie zutiefst und die Elfe begann eine heimliche Bewunderung für Dragon Windsley zu hegen.
 

Aerith und Will hatten den Waldrand erreicht und warteten auf ihre Begleiter. Vor ihnen lag eine schmale Straße aus klobigem Kopfsteinpflaster. Einige hundert Meter weiter war eine Stadt zu erkennen. Die Zinnen eines Schlosses ragten weit über den angrenzenden Wald hinaus. Aerith hatte sich beruhigt, als Will beteuert hatte, er könne sehr wohl ihre unverkennbare Weiblichkeit erkennen und auf ihre Brüste gewiesen hatte. Für Letzteres hatte er sich jedoch noch einen Knuff mit dem Ellenbogen eingefangen.

Uranus und die anderen kamen wenige Minuten später aus dem Dickicht heraus.

Aerith wies ihn auf die nicht weit entfernte Stadt und er nickte.

Kurz nachdem sie die Richtung eingeschlagen hatten, kam ihnen ein Junge entgegen, der geradewegs aus den Toren gelaufen war. Er war von kleinem schlanken Wuchs und hatte lockiges hellblaues Haar. Blindlings lief er in die Gruppe hinein und prallte mit Aerith
 

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zusammen. Sie stürzte zu Boden und schlug hart auf die Knie, doch er rannte ohne ein Wort weiter, sah die Gestürzte nicht einmal an. Kiwiko hielt ihn an den Armen fest.

"He", fuhr sie ihn an, "du hast sie umgerannt und willst dich nicht mal bei ihr entschuldigen!?" Der Kleine versuchte sich panisch loszureißen, doch Kiwiko gab nicht nach. Mit seinen bernsteinfarbenen Augen sah er sie hilflos an, doch sie verzog keine Miene des Mitleides.

"Lass mich sofort los, sonst..." fauchte der Junge die Blonde an.

"Was sonst...?!" fragte sie spöttisch. Das Kind, das bereits von der ganzen Truppe umringt war, sah zur Sonne.

"Light Attack!!!" schrie er, riss sich brutal los und lief in den Wald hinein.

"Meine Augen..." jammerte Kiwiko, während sie sich die Hände vors Gesicht hielt. Auch die anderen rieben sich die Augen, die ein geheimnisvolles Licht geblendet hatte. Nach ein paar Minuten kehrte ihr Augenlicht wieder.

"Wer war dieser Rotzlöffel?!" fragte Rainbow empört und betrachtete Aerith' blutiges Knie, das Silver mit einem weißen Leinenverband, den sie aus ihrem Rucksack geholt hatte, umschlang.

"Hab das Kerlchen noch nie gesehen, obwohl ich mich des Öfteren hier aufhalte...", gab Dragon zu, "Aber ich weiß was anderes..."

Er wies auf zwei Plakate hin, die mit Nägeln am Stadttor befestigt waren. Auf dem Größeren war der Junge abgebildet, der eben mit Aerith zusammengestoßen war.

,Das einzige Kind unseres Herrschers von TearsIsland, dem großen Banockburn o' Connor ', James o' Connor, wird am Jupitertag auf seinen Regierungsantritt vorbereitet. Daraufhin folgt auf dem Rathausplatz ein mehrtägiges Fest.' stand darunter.

"Das war ein Prinz..." flüsterte Rahel mit feierlicher Stimme.

"Ja", murmelte Cosmo, "ein Prinz, der es furchtbar eilig hatte, hier wegzukommen..."

"Wir müssen ihm folgen und ihn zurück zu seinen Eltern bringen! Wegzulaufen schickt sich nicht für ein Kind mit blauem Blut!" rief Rahel aufgeregt, doch die anderen standen immer noch am Stadttor und sahen sich das kleinere Plakat an.

"Gesucht...", las Will, "Eine Terroristengruppe mit dem Namen ,Outlaws'. Sie sind bewaffnet! Unter ihnen befinden sich auch der gefährliche Pirat Dragon Windsley und zwei geflohene Rebellen! Achten sie auf Fremde und Verdächtige. Kopfgeld: 6000 Goldstücke..."

"Verdammter Mist", fluchte Will, "bald werden wir eine ganze Menge Kopfgeldjäger hinter uns her haben... Aber was mich mehr stört ist dieser gräßliche Name. Outlaws... Wer hat uns den denn gegeben!?"

"Wir scheinen ständig beobachtet zu werden...", sagte Silver, die sich seit einiger Zeit ihren greulichen Shadow-Akzent verkniffen hatte, "Ihr habt mächtige Feinde. Eure Reise nach Shadowland scheint Kamikaze echt nicht kalt zu lassen... Auch wenn ich mir nicht erklären kann, warum. Sie sollte euch eigentlich nicht für eine echte Bedrohung halten."

"Woher weiß sie, was wir vorhaben...?" Aerith rieb sich das Knie.

Will ballte seine Hände zu Fäusten. "Die alte Hexe hat sicher was mit schwarzer Magie am Hut und kann uns die ganze Zeit zuschauen... Hörst du mich, Kamikaze, du Schlampe!!? Wir werden dir verdammt heftig in den Arsch treten!!!!!"

Rainbow und Rahel kniffen reflexartig die Augen zusammen, Aerith stieß Will an und Uranus sah böse drein. "Beruhige dich, Will! Du weißt nicht, wie die Leute auf dieser Insel zu Kamikaze stehen. Sind die verbündet und hören dein Gebrüll, könnte unsere Reise ganz schnell ein Ende finden..."

Will wurde rot. Ihm wurde sein Fehler bewusst. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf.

"Ich hab nicht nachgedacht..."

"Wie immer." Stichelte Rahel und sah hocherhobenen Hauptes zu dem Dunkelhaarigen hinab.
 

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Silver hatte bemerkt, dass Wills inneres Pulverfass durch die abwertenden Kommentare der Prinzessin schnell zum Explodieren gebracht werden konnte und versuchte alle wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.

"Wir sollten nicht länger rumtrödeln. Dieser Prinz ist in den Wald gelaufen. Wenn er wirklich fliehen will, wird er versuchen, ein Schiff zu bekommen. Wenn er unsere Galeone entdeckt, sind wir sie wohlmöglich los und sitzen hier fest.", sagte sie mit einem durchdringenden Blick.

Dragon nickte. "Du hast Recht! Wir müssen ihn einholen!"

Sie rannten durchs Gestrüpp, versuchten den gleichen Weg einzuhalten, auf dem sie gekommen waren.

Die Zweige der Bäume schlugen ihnen ins Gesicht, doch das kümmerte sie nicht. Cosmo und Kiwiko waren die schnellsten Läufer und hatten ihre Gefährten schon bald hinter sich gelassen. Nach einigen Minuten zeigte sich, dass es Rahel sehr an Kondition und Ausdauer mangelte. Sie stolperte, stürzte auf den Waldboden und blieb liegen.

"Dafür haben wir jetzt keine Zeit!" keuchte Aerith. Kurzerhand nahm Dragon die zarte Prinzessin auf den Rücken.

Etwa zur gleichen Zeit erreichten Cosmo und Kiwiko die Bucht. Wie sie es vermutet hatten, hatte der junge Prinz James das Schiff erspäht. Mit einem kurzen goldenen Messer durchschnitt er das letzte Tau, welches die hölzerne Galeone mit einem Baum auf dem Festland verband. Als er die Zwei erblickte, die auf ihn zu rannten, erkannte er sie sofort und versuchte das Segelschiff mit aller Kraft aufs Meer hinauszustoßen. Der Kleine hatte nur wenig Kraft, doch nachdem er Anlauf genommen hatte und schob, gab die Galeone nach und glitt aufs Wasser zurück. Das Kind kletterte hinein, während das Schiff langsam, von der Strömung getrieben, das Ufer verließ.

Doch Cosmo, der ein ausgezeichneter Schwimmer und Sportler war, dachte nicht einmal ans Aufgeben. Er sprang ins Wasser, schwamm einige Meter und zog sich mit triefenden Kleidern aufs Segelschiff. Ohne den Jungen zu beachten oder zu tadeln, ohne ein Wort machte er das Bisansegel los, wendete es und änderte so die Richtung. Er nahm wieder Kurs aufs Festland.

Mit ängstlichen Augen sah der kleine Prinz, der sich an die Seitenplanken des Schiffes gedrückt hatte, zum kräftigen Cosmo, der auf ihn zukam. Der Junge traute seinen Augen kaum, denn auf dem Gesicht des anderen erschien der Anflug eines Lächelns zu entstehen. "Ich bin Cosmo.", sagte der junge Mann tonlos, "Du musst James sein."

Der Prinz schluckte. "Ja, aber man nennt mich Jamie." Er stutzte und sah aufs Meer hinaus, in dem sich die Mittagssonne spiegelte.

"Es... es tut mir leid..." flüsterte er.

*
 

Alle standen, oder saßen, ganz wie es ihnen gefiel, auf dem schmalen Sandstreifen der Bucht, der mit einem winzigen Strand zu vergleichen war. Jamie hatte die Hände ineinander verknotet und blickte schüchtern auf seine Füße. Er hatte sich bereits bei Aerith entschuldigt, doch sie hatte ihm bereits lange vergeben.

Jamie war immer noch eingeschüchtert. "Ich habe das Plakat gesehen... Ihr seid die Outlaws..." stellte er schluckend fest.

"Nein!!!", brüllte Will, "Diesen verdammt bescheuerten Namen haben wir uns nicht gegeben!"

Der Prinz fuhr zusammen und wich vorm hyperventillierenden William zurück. Nicht auf den achtend sagte Aerith: "Du hast Recht, mit den Outlaws sind wir gemeint. Aber wir wissen nicht wie wir zu diesem Namen gekommen sind. Wir sind bei Weitem auch keine
 

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Terroristen." Dragon lächelte den Prinzen an und legte ihm seine kräftige Hand auf die Schulter, die darunter vollständig verschwand.

"Wir sind keine blutrünstigen Barbaren." sagte er in beruhigendem Tonfall.

Die Angst des Jungen schien ein wenig zu weichen.

Er nickte und ein mattes Lächeln erschien auf seinem verunsicherten Gesicht.

"So wirkt ihr auch nicht..." sagte das Kind und musterte Dragon.

*
 

Die Zehn Abenteurer befanden sich auf der Galeone, die wegen des schwachen Windes nur im Schneckentempo durch das Meer schipperte, mit direktem Kurs auf Rahels Heimatinsel HopeIsland.

Dragon, der Jamies Vertrauen erlangt hatte, hatte dem Jungen von Kamikaze erzählt. Der Prinz hatte mit offenem Mund dagesessen, gelauscht und schließlich beschlossen die Gruppe zu begleiten.

"Ich beherrsche die Energie der Sonne. Die Lichtmagie!" hatte das Kind stolz verkündet und auch seinen reich verzierten, goldenen ,Dolch der Tränen', ein Familienerbstück der

o' Connors gezeigt, den der Piratenkapitän begutachtet hatte.

Jamie, der körperlich das glatte Gegenteil von Dragon war, mit seiner hellen zarten Haut, dem sanften Gesicht, den großen glänzenden, bernsteinfarbenen Augen, dem seidigen hellblauen, fast weißem Haar und dem androgynen Erscheinen, war fasziniert von dem großen rauhen Piraten, mit der sonnengebräunten Haut und den kleinen mandelförmigen Augen, der auch eine Verbindung zu dem Jungen spürte.

Die Nachmittagssonne brannte ihnen auf die Haut und Rahel klagte über Sonnenbrand. Die Luft war schwül und stickig, kaum ein Lüftchen wehte.

Die Galeone trieb langsam auf dem Ozean, der den Namen ,Mare West' trug, dahin.

Rahel war inzwischen in die winzige Schiffskabine verschwunden, da sie die Hitze nicht ertragen konnte. Der Rest saß kraftlos an Deck.

Will hing seekrank über der Reling und jammerte kläglich.

"Zuerst die klirrende Kälte auf Iceland und jetzt das!" murmelte Aerith, die am Heck saß und eine Hand ins Wasser baumeln ließ, um sich ein bisschen Erfrischung zu verschaffen. Silver saß neben ihr an der Pinne und steuerte das Schiff übers Wasser. Gespannt sah die Rothaarige auf den Horizont. Sie und Will waren die einzigen, die sich nicht von hohen Temperaturen überwältigen ließen.

"Ich kann Land entdecken!" rief sie erleichtert. Kaum hatte sie diesen verheißungsvollen Satz ausgesprochen, kam wieder Leben in die Mannschaft. Aerith, Kiwiko und Cosmo atmeten tief durch und Rainbow, die Eiselfe schöpfte wieder Mut und versuchte durchzuhalten. Und sogar Rahel kam aus der Kajüte.

Silver hatte noch eine gute Nachricht.

"Seht ihr die Wolken?", sagte sie, "Es wird windig werden!"
 

Silver hatte Recht. Einige Augenblicke später begannen sich die Segel erneut zu blähen und das Segelboot gewann an Fahrt.

Uranus seufzte und nahm sich den nassen Lappen von der Stirn, der ihm hatte Kühlung verschaffen sollen.

Die Sonne fing mittlerweile an unterzugehen und der Himmel verfärbte sich blutrot.

Rahel, deren Laune sich erheblich steigerte, verkündete wie schön und prachtvoll ihre Insel sei und keiner außer Uranus hörte zu.

Das Schiff erreichte Adalos, den Hafen von HopeIsland. Nachdem sie es an einem freien Platz im Hafen vertäut hatten, stieg Rahel als erste an Land.
 

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Stolz hob sie den Kopf, sie hatte nicht übertrieben.

Diese Insel war wirklich traumhaft schön. Ein breiter Strand mit feinem weißen Sand zog sich meilenweit die Küste entlang, Palmen und duftende Blumen, wohin man sah.

Kiwiko kicherte verlegen, da ihr Cosmo eine große rote Blüte ins blonde Haar gesteckt hatte. Rahel ging erhobenen Hauptes voran und die anderen neun folgten ihr.

Die Hafenstadt Adalos war eine der schönsten auf ganz Only. Viele verschiedene Läden boten die schönsten Dinge an. Es existierten Bäckereien, die ihre appetitanregenden Backwaren im Schaufenster ausgelegt hatten, Kleidergeschäfte, die ihre kunstvoll gewebten Kleidungsstücke draußen an einem Ständer ausgestellt hatten und die Menschen zum Kauf anregten. Als sie an einer Boutique für Hochzeitsutensilien vorbeikamen, hakte sich Rahel mit zuckersüßem Lächeln bei Uranus ein. Aerith schien das seltsamerweise nicht zu stören. Gedankenverloren ließ sie ihren Blick über die Ladenzeilen schweifen. In den letzten Tagen war sie immer etwas nachdenklicher gewesen.

"Hat Aerith dir erzählt, was mit ihr los ist?" flüsterte Will Silver zu, "sonst regt sie sich doch immer auf, wenn Rahel sie provoziert. Seit Iceland ist sie stiller..."

"Ich weiß nicht.", sagte Silver leise, "Ich habe eigentlich nichts veränderliches an ihr bemerkt. Aber du kennst sie besser als ich."

Auch Rahel bemerkte Aerith' Zurückhaltung. Triumphierend sah sie hinüber zu der Nebenbulerin. Sie dachte, Aerith hätte den Kampf um Uranus langsam aber sicher aufgegeben.
 

"Prinzessin Rahel, was macht Ihr hier?" ein großer und dürrer junger Mann mit verkniffenen Gesichtszügen kam ihnen entgegen und machte einen Diener vor der Königstochter.

"Elija! Gut, dass wir hier auf dich treffen! Ich bin überzeugt, du erledigst in Adalos gerade eine wichtige Aufgabe meines Vaters, aber ich muss dich bitten, sie auf Weiteres zu unterbrechen und mir und meinen Freunden eine Kutsche besorgen, die uns nach Adàmas bringt." Die Prinzessin erhob befehlend die rechte Hand, was ihrem Wunsch Gültigkeit verlieh. Der Mann hatte verstanden und machte sofort auf dem Absatz kehrt.

"Aber sicher Prinzessin! Ich eile!"

Selbstsicher lächelnd wandte sich Rahel an ihre Begleiter.

"Der Haushofmeister und Vorsteher der königlichen Gemächer, Elija. Er ist ein wenig tölpelhaft, aber auf ihn ist Verlass."

Schneller als erwartet erreichte ein Viergespann die wartende Gruppe.

Der Kutscher, ein dicklicher Herr in seinen besten Jahren, hieß die Outlaws willkommen im Königreich HopeIsland.

*
 

Alle waren begeistert, als der Palast der Königsfamilie vor ihren Augen auftauchte.

Es war eine altertümliche Burg, aus grauem Granit, deren Zinnen goldgelb glänzten.

"Die Zinnen sind aus Imperialtopas gefertigt, meinem Magiestein.", verkündete Rahel mit einem Gesicht, als würde sie jeden Moment vor Stolz platzen, "Es gibt davon eine Menge auf dieser Insel!"

Die Jugendlichen, der Pirat und die Elfe stiegen aus der Kutsche und betrachteten die Festung.

"Und hier wohnst Du?" fragte Rainbow beeindruckt.

"Ja, natürlich", antwortete die Prinzessin, "das ist mein Elternhaus! Lasst uns eintreten!" "Elternhaus also..." murmelte Will spöttisch.

Rahel lief als erste über die massive Zugbrücke dem Tor entgegen. Als die zwei Torwächter sie erkannten, verbeugten sie sich und ließen öffnen. Schweigend folgten die neun Fremden
 

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der Prinzessin. Auch der Innenhof überzeugte mit seiner Schönheit. Der breite Kiesweg führte inmitten eines saftigen Rasens, der auf eine bestimmte Länge zurecht geschnitten war.

Mehrere Buchsbäume wuchsen zu beider Seiten in gleicher Anordnung und in gleicher Form.

Vor dem zweiten, wesentlich kleinerem Tor waren wieder zwei Wächter postiert. Rahel machte einen Wink mit der rechten Hand und der Durchgang in das Schloss hinein wurde ihnen gewährt.

*
 

Leise gingen sie durch den Palast, dessen Boden so glatt war, dass man sich darin spiegelte. Viele Leute, in Seide gekleidet, rannten durch die Gänge und Flure, alle in gleichen Gewändern.

"Das sind unsere Bediensteten!" sagte Rahel so laut, dass es keiner überhören konnte.
 

Sie gelangten in einen großen Saal mit Facettendecke, an dessen Wänden riesige Teppiche hingen. Die großen bunten Fenster erinnerten an die einer Kathedrale.

Es war der Thronsaal, der tägliche Aufenthaltsort Rahels und ihrer Familie. Im hinteren Teil befanden sich vier Throne aus dem gleichen goldgelben Stein wie die Zinnen des Palastes, aus Imperialtopas.

Zwei der Throne waren leer, doch auf den Größten, den andern beiden die Herrscher HopeIslands, Rahels Eltern.

Die Königin hatte große Ähnlichkeit mit ihrer Tochter, ebenfalls grüne Haare und große, hellblaue Augen. Sie war von erheblicher Schönheit, in der Blüte ihrer Jahre. Die sanften Fältchen, die von ihren ausgeprägten Nasenflügeln an ihre Mundwinkel reichten, gaben ihr ein edles, stolzes Antlitz, fähig zu herrschen. Ihrem Gatten schlangen sich die dunklen unbändigen Locken unter der schweren Krone hervor. Seine schwarzen Augen hingen grimmig an seinem Kind.

Rahels selbstsicherer Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Nun wirkte sie ziemlich kleinlaut, mit verängstigten Augen und ohne ihr verschmitztes Lächeln, das immer ihre königliche Abstammung ausdrückte. Jetzt hatte sie fast Ähnlichkeit mit Jamie, als sie ihn auf TearsIsland in ihrem Schiff angetroffen hatten. Schnell kniete sie sich vor ihre Eltern.

"Eure jüngste Tochter Rahel ist zurück, König Mailonn und Königin Jupaia McLaod!" stammelte sie und ihre schweißigen Hände hinterließen Abdrücke auf dem blanken Boden.

"Steh auf Rahel!" sagte Jupaia in gebieterisch.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (0)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aerith
2002-07-25T13:06:36+00:00 25.07.2002 15:06
Häh...? Warum ist das denn noch nicht on..? °°?
Von:  Aerith
2002-07-24T19:17:05+00:00 24.07.2002 21:17
Wow, heute gings ja mal richtig schnell, Kapitel 10 ist jetzt auch hochgeladen! ^^

Schöne Grüße,
Aerith


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