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Tressen-FAQ [Diskussion]

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Tressen nähen - FAQ
Inhaltsverzeichnis

Auf dieser Seite findest du häufig gestellte Fragen rund ums Tressennähen, sowie Lösungstipps für häufig auftretende Probleme.

Sollte hier etwas fehlen, oder solltest du mal nicht weiterwissen, schreib mir - kukkii-san - gerne eine Nachricht!

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Fragen zum Tutorial


Kann ich Tressen auch fertig kaufen?

Ja. Eine große Farbauswahl findest du z.B. bei Arda Wigs und myCostumes, jeweils passend zu den Perücken aus der eigenen Kollektion. Allerdings sind die Haare max. 80-90cm lang.


Müssen es Extensions aus der Packung sein? Kann ich auch abgeschnittene Haare einer Perücke verwenden?

Du kannst alle Haare zu Tressen nähen, die lang genug sind - am besten doppelt so lang wie die gewünschte Endlänge, mindestens aber 5-10cm länger.

Abgepackte, lose Extensions haben den Vorteil, dass sie nicht nur sehr lang sind (i.d.R. 120cm), sondern auch alle Haare die gleiche Länge haben. Der Verschnitt einer Perücke enthält meist viele kürzere Haare, die beim Nähen herausfallen oder später aus der Frisur herausspicken.

Wenn du die Tressen für lange Zöpfe, für Hochsteckfrisuren oder zum Beziehen von Aufbauten (Foamcore) benutzen möchtest, näh sie lieber aus langen Extensions oder verwende gekaufte Tressen.


Brauche ich eine Nähmaschine? Kann ich Tressen auch per Hand nähen?

Ursprünglich wurden Tressen per Hand geknüpft. Maskenbildner lernen das immer noch, es ist aber eine sehr langwierige und mühsame Arbeit.

Wer sich für das Perückenmacher-Handwerk interessiert, findet Anleitungen in Lehrbüchern oder online.


Muss es Tüll sein? Kann ich auch anderen Stoff verwenden?

Im Prinzip kannst du jeden Stoff unterlegen, der fest genug ist, damit die Haare nicht in die Nähmaschine gezogen werden. Tüll hat aber viele Vorteile:

  • Tüll ist durchsichtig und daher später fast unsichtbar (man sieht das Garn mehr als den Tüll).
  • Tüll ist dünn und trägt nicht auf.
  • Tüll franst nicht aus und ribbelt nicht auf. Der überstehende Stoff lässt sich sauber abschneiden.
  • Tüll zieht keine Fäden, er ist robust und hält auch sehr dichte Nähte mit dicken Nadeln aus (anders als andere durchsichtige Stoffe).
  • Tüll ist in vielen Farben erhältlich (passend zu jeder Haarfarbe) und relativ preisgünstig.

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BILD:Tresse-durchschneiden-S.jpg


Kann ich die Tressen kürzen?

Wie industriell gefertigte Tressen, die du fertig kaufst oder aus einer Perücke raustrennst, kannst du auch die selbstgenähten Tressen an einer beliebigen Stelle durchschneiden. Achte darauf, möglichst nur die Fäden zu durchtrennen und dabei nicht zu viele Haare durchzuschneiden (am besten geht das mit einer spitzen Schere).


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Gestückelte Tressen in einer Perücke

Pflück die losen Haare von den Schnittkanten ab und schon hast du zwei kürzere Tressen, die du sauber verarbeiten kannst. Die Fäden ribbeln nicht weiter auf, weil die Naht mit sehr kleinen Stichen genäht ist.

Du kannst umgekehrt auch kürzere Teile zusammenstückeln. Wenn du dir eine Perücke mal genau von innen ansiehst, wirst du feststellen, dass auch hier die Tressen an manchen Stellen zusammengenäht sind (siehe Foto links).

Natürlich kannst du auch die Haare selbst noch kürzer schneiden, nachdem du sie z.B. in eine Perücke eingenäht hast.

Um Kunsthaar zu sparen, empfiehlt es sich, die Haare gleich passend zuzuschneiden (max. doppelte Länge der gewünschten Endlänge), sodass du später nicht so viel Verschnitt hast. Die Haarlänge deiner fertigen Tressen kannst du selbst bestimmen.


Kann ich die Tressen länger machen?

Aus handelsüblichem, 120cm langem Kunsthaar kannst du Tressen von bis zu etwa 110cm Haarlänge nähen. Ein paar Zentimeter Überstand brauchst du immer zum Falten der Enden, damit die Tresse auch hält und die Haare nicht rausrutschen.

Es gibt noch längeres Kunsthaar von 2 Meter Länge und mehr. Das ist entweder sehr teuer (Beispiel: "Shapeshifter" Monofiber) oder von schlechter Qualität und daher für die Verwendung in Perücken weniger geeignet (Beispiel: krauses "Jumbo Braid" Afro-Haar).

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Für viele Frisuren, die "lang" aussehen, braucht man aber gar nicht so langes Haar. Fantastische Frisuren lassen sich mit Aufbauten aus Foamcore realisieren. Foamcore ist ein Sammelbegriff für leichtes Kernmaterial wie z.B. Styroporkugeln, Schaumstoffrollen, Füllwatte oder Moosgummiplatten, die man mit Kunsthaar überzieht und dann in die Perücke einarbeitet.

Beispiele findest du in diesen Tutorials (alle auf Englisch):

kukkii-san - Updos with Foamcore + Odango Tutorial
kukkii-san - Poofy Ponytail

kukkii-san - Ninja Ponytail / Topknot
Artflower (katrinkleeblatt) - JunJun / Extra Support for Crazy Ponytails

Antiquity Dreams - Viola / Foam Core Horn Tutorial (Video Tutorial)
Gerodere - Shiva / dicke Zöpfe


Wie viel Haar brauche ich für meine Perücke?

In einem handelsüblichen Paket loses Kunsthaar sind etwa 100g Haare von 120cm Länge (48 Zoll / inch). Der Haarstrang ist ungefähr so dick wie einer von Sailor Moons Zöpfen und knielang.

Ein Paket von 100g Haar ergibt bei mir ca. 1,5 bis 2 Laufmeter kürzere Tressen (30 cm Haarlänge). Damit kann man 4 bis 5 Reihen in eine schulterlange Perücke einnähen.

Die genaue Menge hängt davon ab, wie lang und dicht deine Tressen sind, und wie geübt du im Tressennähen bist. Selbstgenähte Tressen sind meist dichter als die in einer Perücke vorhandenen Tressen.

Mit drei Paketen Kunsthaar kann man das Volumen der meisten Perücken ungefähr verdoppeln.

Es gibt keine Formel, mit der du ausrechnen kannst, wie viel Haar du für eine spezielle Frisur oder für dein nächstes Cosplay brauchst. Dazu sind die Frisuren zu unterschiedlich. Lange dicke Zöpfe, Aufbauten mit Foamcore usw. verbrauchen aber sehr viel Haar, deshalb gilt wie beim Nähen mit Stoff: Kauf lieber mehr und plane etwas Verschnitt für Fehlversuche ein!

Extra Tressen sollen übrigens kein Ersatz für eine hochwertige, dicht geknüpfte Perücke sein. Das Nähen und Einnähen von Tressen ist sehr zeitaufwändig und verursacht natürlich auch Materialkosten! Deshalb lohnt es sich immer, ein paar Euro mehr für eine dichte Perücke auszugeben und so schon eine gute Basis für dein Styling zu haben.


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Die Extensions haben einen hässlichen Knick. Wie bekomme ich den raus?

120cm lange Extensions sind häufig in der Mitte gefaltet, um sie besser lagern zu können. Der Knick hängt sich meist nicht von selbst aus, du musst ihn glätten - z.B. mit Heißwasser (70-85°C).

Siehe Perücken-FAQ: Perücke glätten

Du kannst den Mittelknick schon glätten, bevor du die Extensions zu Tressen nähst. Nimm das Bündel Haare aus der Packung und binde es sehr, sehr fest an einem Ende ab (mit einem aufgeschnittenen Haargummi). Häng es auf eine Leine (mit Klammern fixieren) und gieß das heiße Wasser auf den Knick. Lass die Haare an der Luft trocknen, aber kämme sie nicht! Bei Bedarf kannst du den Vorgang wiederholen.

Willst du sowieso nur kurze Tressen nähen, kannst du dir das Glätten sparen und den Knick einfach rausschneiden.



Troubleshooting: Probleme beim Tressennähen…


…und wie du sie lösen kannst. Sollte hier etwas fehlen, oder solltest du mal nicht weiterwissen, schreib mir - kukkii-san - gerne eine Nachricht!


Die Tresse sieht ungleichmäßig aus.

  • Du hast zu viel Haar verwendet (die Tresse ist zu dick). Je dünner und gleichmäßiger du das Haar verteilst, desto sauberer lassen sich die einzelnen Arbeitsschritte ausführen.
  • Du "fütterst" zu viel Haar auf einmal in die Nähmaschine. Je kleiner die Bündel, die du abgeteilt hast, desto besser lassen sie sich auf dem Tüll verteilen. Auch Mischfarben gelingen so am besten.
  • Ist die Länge ungleichmäßig? Achte darauf, jedes Haarbündel genau mit der Mitte auf den Tüll zu legen - oder bei langen Tressen, wo ein Ende kürzer ist als das andere: Miss die Stelle aus, wo die Naht bzw. der Stoffbruch sein soll. Leg jedes Haarbündel mit genau dieser Stelle auf den Tüll und achte darauf, dass es beim Drübernähen nicht verrutscht.
  • Üben, üben, üben! Die erste Tresse ist nie perfekt.


Die Haare lassen sich nicht sauber falten (Schritt 3)

  • Du hast zu viel Haar verwendet (die Tresse ist zu dick). Je dünner und gleichmäßiger du das Haar verteilst, desto leichter lässt es sich später falten.
  • Die Haare liegen nicht parallel zueinander und genau quer zum Stoffbruch, sondern kreuz und quer verteilt. Achte bei Schritt 1 und 2 darauf, sauber zu arbeiten.
  • Der Abstand zwischen den beiden Steppnähten ist zu klein. Für Anfänger ist es leichter, die Tressennaht etwas breiter zu machen (füßchenbreit absteppen), dann lässt sich das Haar leichter falten.
  • Das verwendete Kunsthaar ist ungewöhnlich glatt und rutschig. Fixiere es statt mit zwei mit vier Steppnähten, bevor du es faltest: einfach dicht neben den beiden Nähten nochmal auf dem Haar entlangsteppen. So kann es nicht mehr wegrutschen. Nebeneffekt: Die Tresse wird noch haltbarer.

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Bild:Tresse-doppelreihig.jpg


Hilfe, meine Nähmaschine frisst die Haare!

  • Hast du Tüll untergelegt?
  • Achte beim Nähen darauf, dass keine Haare unter den Tüll kommen. Lass vor und hinter dem Haar immer ein paar Zentimeter Abstand (Tüll nicht bis zum Ende ausnutzen) und streich die Haare beim Nähen zur Seite, damit sie sich nicht verheddern.
  • Die Nadel ist beschädigt oder zu spitz. Benutz eine Jersey-/Stretchnadel mit abgerundeter Spitze.
  • Benutz festeren (steiferen) Tüll. Weicher Tüll verzieht sich leicht und braucht etwas Übung beim Nähen.
  • Die Nähmaschine ist falsch eingestellt oder verschmutzt. Näh eine gerade Naht auf einem Probestück Stoff, um zu prüfen, ob das Nahtbild in Ordnung ist. Lässt die Maschine Stich aus, klemmt sie oder ist die Ober-/Unterfadenspannung nicht ausgeglichen (Faden wird stramm auf die Ober- oder Unterseite gezogen), liegt das Problem beim Arbeitsgerät. Mach erstmal die Maschine sauber (mit einem Pinsel Haare und Fadenreste aus der Greiferlaufbahn entfernen), fädel alles neu ein, tausch die Nadel aus und prüf die Fadenspannung (laut Bedienungsanleitung).


Die Naht wird nicht sauber! Die Maschine lässt Stich aus oder klemmt!

  • Die Nähmaschine ist falsch eingestellt oder verschmutzt (siehe oben).
  • Die Nadel ist zu fein. Benutz eine größere Nadel (90er oder 100er).


Die Tresse verliert beim Kämmen Haare

  • Du hast sie noch nicht oft genug abgesteppt (= gerade drübergenäht). Zwei Steppnähte vorm Falten und zwei danach sind das Minimum. Niemals eine unfertige Tresse kämmen!
  • Das verwendete Kunsthaar ist ungewöhnlich glatt und rutschig. Du musst öfter drübernähen. Das kannst du auch schon vor dem Falten machen (siehe oben).
  • Du hast zu viel Haar verwendet (die Tresse ist zu dick). Öfter drübernähen hilft aber auch hier.
  • Der Abstand zwischen den Steppnähten ist zu groß, oder du hast die Tresse nicht dicht genug am Falz abgesteppt.
  • Der Stich ist zu groß (= Abstand zwischen den Einstichen zu lang). Die Einstellung für die Stichlänge sollte zwischen "1" und "0" liegen, etwas über der Knopflocheinstellung.
  • Die Naht ist nicht sauber, weil die Nähmaschine falsch eingestellt oder verschmutzt ist. Näh eine gerade Naht auf einem Probestück Stoff, um zu prüfen, ob das Nahtbild in Ordnung ist. Lässt die Maschine Stich aus, klemmt sie oder ist die Ober-/Unterfadenspannung nicht ausgeglichen (Faden wird stramm auf die Ober- oder Unterseite gezogen), liegt das Problem beim Arbeitsgerät. Mach erstmal die Maschine sauber, fädel alles neu ein, tausch die Nadel aus und prüf die Fadenspannung (laut Bedienungsanleitung).
  • Du benutzt eine Bürste, die für Perücken ungeeignet ist. Zum Kämmen und Entwirren von Perücken eignen sich: die Finger, der abgerundete Stiel eines Kamms, ein breitzinkiger Kamm (Strähnenkamm), eine spezielle Perückenbürste mit parallelen, weit auseinanderstehenden Borsten. Feine Kämme und (v.a. runde) Haarbürsten ziehen zu viele Haare raus.


Hilfe, die Haare sind total verfilzt!

Lange Tressen hängst du zum Entwirren am besten auf eine Wäscheleine (mit Wäscheklammern oder kleinen Haarklammern befestigen). Sprüh sie mit Perücken-Conditioner ein. Wenn der Conditioner getrocknet ist, kannst du die Haare mit einem Strähnenkamm oder einer Perückenbürste entwirren. Verformte und abgeknickte Haare ("Spliss") kannst du mit Heißwasser oder einem Fön glätten.Siehe Perücken-FAQ: Perücken entwirren


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Achtung: Loses Kunsthaar oder noch nicht fertig vernähte Tressen darfst du auf gar keinen Fall kämmen!

Damit die Haare erst gar nicht stark verfilzen, solltest du immer nur kleine Mengen von Kunsthaar auf einmal verarbeiten. Teile von deinen losen Extensions schmale Bündel ab und sichere den Rest sofort wieder mit einem Gummiband (kein Ring / geschlossenes Haargummi!)

Zwischen den Arbeitsschritten kannst du die Tressen bzw. Haarbündel mit Klammern und Bändern sichern und sie in verschließbare Plastikbeutel packen, wenn du sie nicht brauchst. Lass sie niemals auf den Boden fallen oder offen herumliegen.


Tipps zum Schluss

Das Wichtigste beim Tressennähen sind Geduld (viel Geduld) und etwas Übung. Die Technik ist leicht zu lernen und wirklich nicht schwer, aber wie immer beim Arbeiten mit Nähmaschinen und wildgewordenem Kunsthaar braucht man ein bisschen Frustrationstoleranz, wenn nicht alles gleich so klappt, wie es soll.

Die meisten Probleme entstehen:

  • wenn man ungeduldig wird und nicht sauber arbeitet
  • wenn man auf die zarten Haare nicht acht gibt und sie heillos verfilzen lässt
  • wenn die Nähmaschine nicht richtig gepflegt und eingestellt ist (da können die Haare nichts dafür).

Schaff dir Platz im Nähzimmer, nimm dir Zeit und hör deine Lieblingsmusik (über Kopfhörer, weil die Nähmaschine dauerrattert) - und nach ein paar Stunden meditativem Tressennähen hast du es sicher auch drauf!

Oder du greifst doch wieder zu fertigen Tressen. Eine große Farbauswahl findest du z.B. bei Arda Wigs und myCostumes, jeweils passend zu den Perücken aus der eigenen Kollektion. Du kannst auch eine zweite Perücke in derselben Farbe kaufen und diese als Materiallager benutzen.

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