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Oc-speed [Diskussion]

Speed Paint Tutorial (Open Canvas)


Erstmal folgt eine allgemeine Einführung ins Thema. Die Könnt ihr bei Nichtbedarf überspringen (Gleich zu Schritte - sieh Inhaltsverzeichnis), um zum eigentlichen Tutorial zu gelangen.


Was ist ein Speed Paint?

Just übersetzt ist das Speed Paint eine schnelle Malerei. Besser eine Schnellskizze (in den seltensten Fällen wird da wirklich "gemalt"), der Quickie unter den Produkten der bildenden Kunst.

Meistens dauert das Erstellen keine halbe Stunde. Kleine Kritzelein brauchen zehn, größere, vor allem detailreichere gerne auch 60 oder mehr Minuten.

Wozu braucht man es?

Ja, wozu schnell zeichnen, wenn man als Künstler doch besser Zeit in sein Werk investieren sollte? Wozu braucht man denn diese Kritzelein?

Fakt ist, dass das Gros der Speed Paints nicht als fertige Kunstwerke gilt, vom Zeichner auch meistens nicht so gemeint ist und oft erkennt man ganz deutlich, was in einer Viertelstunde hingekrickelt wurde und was ein "ernsthaftes" Werk ist.

Das Speed Paint ist ein nützliches kleines Ding, das vielseitig eingesetzt wird. Es hat seinen Ursprung vielleicht in einer Skizze, die man mal eben macht, um eine spontane Idee - zum Beispiel beim Lesen von Forenbeiträgen, Büchern, Blogs; beim Hören einer Musik; manchmal bei einem einzigen Stichwort - festzuhalten - sei es ins Skizzenbuch, wenn man glücklicherweise gerade eins zur Hand hat oder eben nur auf den Rand der Vorlesungsnotizen...

  • um - wie schon erwähnt - eine Idee sichtbar zu fixieren,
  • um so schnell wie möglich jemandem etwas graphisch mitzuteilen,
  • um Einfälle für ein größeres Projekt zu sammeln.

So kann man sich Farb- und Kompositionsskizzen für ein aufwendigeres Werk anfertigen. In der Modebranche entstehen stündlich hunderte Schnellskizzen, die manchmal nur in winzigen Details variieren und nicht selten über und über vollgetextet sind. In der Filmproduktion brauche ich nur Story- und Scenebords zu erwähnen, denn vor allem hier entscheiden spontane Ideen über so einiges, was das Aussehen des Filmes später ausmacht. Der Mitteilungsfaktor spielt eine große Rolle - Storyboards und Kompositionsskizzen helfen der Crew, vor allem dem Kameramann, bei der Wahl ihrer Position und Einstellungen.

Bei Speed Paints ist es deshalb besonders wichtig, dass man am Ende - das heißt oft eben nach nur 20 Minuten - erkennen kann, was gemeint ist. Und nicht nur der Zeichner selbst sollte das erkennen können.

Wie geht man da am besten ran?

Programme

Ich erwähnte ja schon, dass ursprünglich alles mit Papier und Stiften erledigt wurde. Heute gibt es jedoch moderne Mittel, denen ich mich hier auch eher widmen will - die Grafikprogramme.

Verschiedene Programme sind im PC-Kolorations-FAQ aufgelistet. Generell ist jedes Programm fürs Speedpainten geeignet, denn man will ja nicht auf die Schnelle große Kunst anstellen, sondern sich vor allem etwas merken.

Hier zeige ich anhand von drei Skizzen die verschiedenen Möglichkeiten von Programmen. Jede Skizze an sich hat keine Minute beansprucht.

Fehlendes Bild
Tutdreiprogs.jpg
Bild:tutdreiprogs.jpg


Skizze A entstand im kleinen Programm MS Paint (Paint), dass zur Standardausstattung von Windows gehört. Die Schwierigkeiten, die man damit hat, sind - denke ich - allen bekannt. Das Hauptproblem besteht in der Pixelstruktur der "Pinsel" - es gibt keine Transparenz, keine Übergänge und keine Ebenen. In allergrößter Not eignet sich aber wie gesagt jedes, auch dieses Programm.

Für Skizze B habe ich Photoshop (Adobe, Version 7.0)(PS) verwendet. Photoshop ist schon ein Programm für Fortgeschrittene, das eigentlich zur Fotonachbearbeitung gedacht ist. Aber es lässt sich, wenn man es erstmal gut kennt und weiß, mit welcher Tastenkombination man was aufruft oder wie man schnell wie möglich an einen Befehl herankommt, auf die fürs Speedpainten nötigen Funktionen beschränken: Verschiedene Pinselstärken und Transparenz, einfache Farbwahl und vor allem Ebenen - ohne die kein modernes Graphikprogramm auskommt. Der technische Schnickschnack, den man da sonst noch hat ist für die schnelle Skizze kaum von Bedeutung.

Eben diese Grundfunktionen - ohne das Zusatzfunktionengewirr - besitzt auch das für Skizze C verwendete Programm Open Canvas (OC). Es ist - meiner Meinung nach - am einfachsten und schnellsten zu bedienen und bietet zusätzlich zwei wunderbare Funktionen, auf die ich später noch eingehe.

Ich möchte deutlich machen, dass es nur eines einfachen, nur nicht zu einfachen, Programmes bedarf, um eine kleine graphische Memo zu erstellen. Die folgenden Schritte beziehen sich auf Open Canvas (portalgraphics, Version 1.1).

Schritte

Jetzt geht's aber los.

Ganz grob kann man sich (nach meiner Methode) erstmal folgende Schritte merken:

  • (Kompositions-) Skizze
  • (grobe Farbskizze)
  • (Farb-) Skizze verfeinern
  • erste Lichter setzen
  • Details hinzufügen
  • Details, Licht, Feinheiten, Abschluss


(Kompositions-) Skizze

Die Skizze ist dir wirklich allererste Grundidee, auf der der Rest des Speed Paints fußt. Sie besteht aus einfachsten Linien, Schattierungen, genaue Konturen, Formen und Farben sollte man hier noch nicht einbauen, denn es handelt sich nur um ein Skelett, zu dem wir später Organe und Fleisch hinzufügen. Deshalb sind die Linien eher blass, am besten grau, damit sie den folgenden Schritt nicht verfälschen. Diese erste Skizze kann im Übrigen auch auf Papier entstanden und dann eingescannt worden sein. Bei umfang-, detail- oder actionreichen Szenen und Entwürfen, die eh mehr Zeit beanspruchen dürfen, bietet sich die Papiervariante sogar erstmal besser an, da man am Bildschirm zumal als Anfänger kaum den Überblick über ein größeres Bild hat. Mit der Zeit lernt man von grobpixelig angezeigten 25%-Miniatur zur in 100%iger Auflösung angezeigten Datei (wobei selten das gesamte Bild auf den Schirm passt!) immer feiner das gesamte Bild zu bearbeiten. Stellt euch vor, ihr zoomt immer näher an eine Stadt heran. Von weitem seht ihr nur die Umrisse der Skyline, also skizziert ihr nur diese Umrisse. Dann kommt ihr näher, einzelne Gebäude sind zu erkennen, aber immer nur dort, wo euer Blick gerade ruht; wenn ihr zum Schluss so nah seid, dass ihr die einzelnen Fenster eines Hochhauses sehen könnte, dann habt ihr zwar eure Detailansicht, jedoch seht ihr nur einen winzigen Ausschnitt aus dem Bild.

Fehlendes Bild
Tutcity.jpg
Bild:tutcity.jpg

Allen ist klar, dass es so ist, aber es ist zum Zeichnen wichtig. Merkt euch, dass ihr nicht gleich am Anfang die Fenster zeichnet, sondern zunächst die Umrisse der Häuser - vor allem, wenn eure Zeichnung wirklich etwas umfangreicher ist.

(grobe Farbskizze)

Im zweiten Schritt koloriert ihr ganz (!) grob die einzelnen Partitionen eurer Skizze. Dafür nehmt ihr bestenfalls ein multiplizierende Ebene - so bleibt eure Skizze auf Ebene 1 erhalten (das ist wichtig, denn ein falscher Strich zu viel und eure Skizze - die ja das Skelett des Speeds ist - ist verloren) und ihr könnt nach Belieben in der Farbgebung rumkritzeln, ausprobieren, löschen. Auf diese Weise könnt ihr natürlich auch verschiedene Farbgebungen, Kontraste und Helligkeiten ausprobieren.

Wenn ich übrigens von Farbe rede, muss nicht immer rot, grün und pink gemeint sein, nein auch nicht braun oder mint - mit Farbe kann ich auch verschiedene Abstufungen von Grau meinen. Allerdings finde ich sowas meist sehr unnett. Einen leicht farbigen Touch sollte man schon drinhaben - und sei es, das ganze Bild ist in verschiedenen abgetönten Brauns gehalten. Sowas kann man allerdings später noch mit Photoshop erledigen, wenn man das braucht.

Ich sage es besser jetzt, am Ende könnte es zu spät sein: Irgendwann müsst ihr euch entscheiden, ob ihr die Skizze aus Schritt 1 bis zum Schluss als Gerüst behaltet. Ich lasse sie während der ganzen Zeichnung als unterste Ebene, um mich immer wieder daran zu orientieren - wenn ich unvernünftig war und sie zu detailliert gezeichnet habe, sieht mein Bild ohne sie evtl. ganz anders aus. ODER ich integriere sie gleich in dieser Phase - je nach Wichtigkeit und Detailliertheit in die Zeichnung, indem ich aus den inzwischen zwei (oder gar drei) Ebenen eine mache. Das Ergebnis des Ineinanderkopierens bzw. Kombinierens der Ebenen sieht nicht anders aus, als die verschiedenen Ebenen übereinander - aber selbstverständlich arbeitet es sich auf einer einzelnen Ebene anders als auf mehreren. Ebenen mit unterschiedlichem Modus (addieren, subtrahieren, multiplizieren) können nicht kombiniert werden! (Leider.)

(Farb-) Skizze verfeinern

Jetzt wird die Farbskizze verfeinert. Kontraste werden mit Schatten und der klaren Abgrenzung von Vorder-, Mittel- und Hintergrund (sofern vorhanden) gesetzt. Dinge, die sich später nicht allzusehr voneinander unterscheiden sollen - was vor allem für den meist unwichtigeren Hintergrund (der lenkt oft nur ab) gilt - solltet ihr nicht mit zu verschiedenen Tönen und Helligkeiten versehen. Nach hinten werden Dinge übrigens meist unscharf und blasser - aber das gehört zum Grundwissen der Zeichenschule - davon möchte ich hier garnicht anfangen. Es ist nur gut, sich daran zu erinnern, weil man sonst verleitet werden kann, zu viel Zeit in etwas zu investieren, was später keine Rolle mehr spielen könnte. Denkt daran, dass das eigentlich Motiv das wichtigste beim Speedpainten ist (bei Umweltdarstellungen fällt diese Belehrung weg) und dass das Drumherum zwar Teil des Bildes ist, aber nicht zu viel eurer Aufmerksamkeit beanspruchen sollte.

erste Lichter setzen

Die Lichter hätten natürlich auch im vorrigen Schritt schon genannt werden können. Aber ich messe ihnen eine ganz besondere Bedeutung zu. Licht und Schatten sind meist äußerst wichtig, damit man sich auf den ersten einen Überblick verschaffen kann, ohne lange herumzurätseln, wie jetzt die eine oder andere Form zustande kommt oder gemeint ist. Wenige Striche Hell können ein nachvollziehbares Detail andeuten, nein, sogar richtig deutlich erscheinen lassen.

Fehlendes Bild
Tutlichtt.jpg
Bild:tutlichtt.jpg

Um ein möglichst leicht erkennbares Bild zu schaffen, denkt immer daran was für ein Licht ihr habt und woher es kommt! Ist es diffus oder konkret? Ist es Tageslicht, Ölfunzel oder Neonröhre? Welche Farbe hat es und wie hell und wie weit weg ist es?

Details hinzufügen

Jetzt werden nochmal ordentlich Details hinzugefügt - alles was ihr für die klare Aussage eures Speed Paints braucht; entweder um euch selbst später besser zu erinnern oder um eben anderen zu zeigen, was ihr meintet, als ihr zeichnetet.

In diesem Schritt fallen Farbe, Licht und Schatten und natürlich Formen zusammen. Durch wenige einfach Handgriffe könnt ihr darstellen, was ihr meint. Wieder mal ein Beispiel - im Ersten Bild ein Aufschlag, wie verlassen - offenbar zwar, aber irgedwie unrealistisch. (Lasst euch im Übrigen nicht davon verwirren, dass ich immer Pastelltöne verwende - ich hab mich irgendwie dran gewöhnt. Traut euch ruhig an kräftige Farben ran!) Bei Bild zwei sind da immerhin Knöpfe - sehen zwar nicht so aus - aber allein durch ein paar helle Halbkreise werden sie dreidimensional. Eine Naht und ein wenig Schatten dürfen auch nicht fehlen - im Grunde ist das schon viel zu viel für ein Speed Paint - zumindest wenn es größere Ausmaße hat als dieses Stück fliederfarbenes Hemd hier.

Fehlendes Bild
Tutknoepfe.jpg



Details, Licht, Feinheiten, Abschluss

Im letzten Schritt geht ihr nochmal mit der Rasenkantenschere durchs Bild (was nicht unbedingt nötig ist, wenn es wirklich schnell gehen soll!). Guckt es euch insgesamt an - vor allem in der Vergrößerung, in der es später abgespeichert werden soll. Stimmt eure Lichtquelle an allen Stellen? Habt ihr akzentuierte Schatten gezeichnet? Ist das Motiv gut in Szene gesetzt und kann man es gut erkennen? Lenkt nicht zu viel davon ab? Sind die Farben stimmig? Keine groben Schnitzer gemacht? Fein. Wenn nicht, kritzelt ruhig noch hie und da herum, bis ihr zufrieden seid. Manchmal hilft ein zusätzliches Detail oder eben eins weniger. Was Wunder wirkt: eine zusätzliche Lichtquelle - wie oft kommt das Licht schon direkt aus einer Richtung und nur von dort?? (Ich sollte ein Tutorial über Licht machen...) Wie gesagt, dies hier sind schon Tipps, die man eigentlich erst für's fertige Bild braucht. Aber wenn euch wichtig ist, dass man das Werk wirklich später noch gebrauchen kann, dann solltet ihr es nicht als fertig abspeichern, bevor ihr nicht zufrieden seid.

Noch was...

Jetzt kommen noch ein paar nette, vielleicht nützliche Worte.

Zum graphischen Arbeiten am PC kann ich nur sagen: Wenn ihr das ernsthaft(er) betreiben wollt, dann hapert nicht zu lange und schafft euch ein Tablet an. Die Handhabung ist extrem natürlich und handgelenkschonend. Informationen hierzu findet ihr auch im PC-Kolorations-FAQ. Tipp: Lass euren Stift nie in Nudelsuppe fallen und achtet darauf, dass die Tabletoberfläche sauber ist. Und guckt beim Kaufen genau hin - Stifte mit nur Spitzensensor aber keinem Radierer oder Rechtsklick (so wie ich einen hab) sind Fu.

Wenn man sich erstmal eingearbeitet hat, dann kann man während des Zeichnens komplett ohne Maus arbeiten. Links die Tastatur und rechts den Stift in der Hand ist äußerst sinnvoll, denn für ordentliche Mausklicks müsstet ihr ja den Stift aus der Hand legen. Die wichtigsten Befehle lassen sich mit einem Handgriff über die Tastatur eingeben (Open Canvas, Photoshop). Für folgende - von mir am häufigsten benutzten Werkzeuge braucht man nichtmal die Strg (Ctrl)-Taste.

  • I = Farbe auswählen/Pipette (in PS wesentlich effektiver gelöst - wie das ganze Farbwahlsystem)
  • B = Pinselwerkzeug (vorherige Einstellung beibehalten)
  • V = Verschieben (Achtung, wenn ihr die Ebene bei OC aus der Arbeitsfläche rausschiebt, gehen die dort liegenden Informationen verloren!)

Alles andere lässt sich auch mit dem Stift erledigen - in OC gibt es nicht einmal eine Rechtsklickfunktion (Linksklick gleichbedeutend mit Rechtsklick!).

Ich redete außerdem noch von zwei feinen Funktionchen, die das Programm noch bietet. Die erste ist äußerst hilfreich beim Arbeiten mit wenigen Ebenen (wie ich es bevorzuge).

Quicksafe

Mit dem Befehl Show (Alt-V) - Quicksafe as BMP erstellt sich unkomliziert ein Bitmapabbild eurer Arbeitsfläche - was natürlich praktisch ist, wenn man nicht alle paar Minuten eine Version abspeichern will, um bei eventuellen groben Schnitzern oder Nichtgefallen daran weiterzuarbeiten. Eignet sich nicht, wenn ihr mit mehreren Ebenen arbeitet, die ihre eigene Wichtigkeit besitzen. Außerdem kann man nicht die folgende Funktion benutzen an Bildern, die nicht von vornherein als portalgraphics-eigenes Format .wpb erstellt worden sind.

Event Datei

Es gibt nämlich die Möglichkeit die sogenannte event data zu exportieren. Das nimmt sich dergestalt aus, dass jeder einzelne Pinselzug protokolliert wird und später in schnellem oder langsamen Modus nachvollzogen werden kann. Quicksafe und Event Datei habe ich zum Beispiel beim erstellen dieses Tutorials zu Hauf benutzt. Und letzteres kann euch auch helfen, wenn ihr vergessen habt, regelmäßig das unfertige Bild abzuspeichern, da sich auch einzelne Phasen des Events als Bitmap schnellspeichern lassen.

Paintchat

Eine weitere nette Funktion ist der Paintchat online - den ich jedoch noch nicht die Ehre hatte, auszuprobieren - deshalb kann ich jetzt nix dazu sagen.


Ich glaube das war's. Sollte ich irgendwas vergessen habe, füge ich es hinzu. Fehler werde ich beim erkennen bannen. Freue mich natürlich auch über Feedback @ [user:zeitwolf]

Ich würde mich freuen, wenn in dem Tutorial nicht ohne mein Wissen rum"korrigiert" wird. Danke.

Alle Bilder (C) Lew Zeitwolf Bridcoe 2005



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