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Panel: Matsuri - Japanische Volksfeste Animuc 2017, Japan, Matsuri, Panel

Autor:  Animuc

Matsuri heißt einfach Fest, ist also ein sehr breiter Begriff, häufig steht es für Volksfeste, die ihren Ursprung in der Verehrung einer Shinto-Gottheit haben und daher von einem Schrein ausgehen. Besonders spektakulär sind die Umzüge mit riesigen Festwagen, aber es gibt auch Tänze, Wettkämpfe im Bogenschießen zu Pferd oder gar das Nachstellen ganzer Schlachten!

Karl Ewald hat sich letztes Frühjahr für seine dritte Japanreise 80 Tage Zeit genommen und über ein Dutzend Matsuri besucht. Er bietet euch mit vielen Fotos einen Einblick in etliche dieser traditionellen Feste, und schildert Hintergründe, Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Auch die besonderen Herausforderungen für Matsuri-Touristen kommen zur Sprache. Seinen Blog findest du unter http://www.japannerd.de.

Panel-Leiter: Karl Ewald

Samstag, 22.04.2017
15:00 - 16:00 Uhr, Semi 3

Datum: 22.03.2017 12:25
Wie sieht das mit der radioaktiven Strahlenbelastung dort aus?
Tschernobyl und 200 km drum rum is immer noch deutlich belastet. DasWasser, dass die Menschen dort heute, jetzt 2017, trinken ist belastet und schmeckt deutlich metallisch.
Hast du Karl, ähnliches selbsterlebt, geschmeckt?
Datum: 17.05.2017 16:20
Macheslauter:
> Wie sieht das mit der radioaktiven Strahlenbelastung dort aus?

So, jetzt schreibe ich endlich mal was dazu, hatte ich schon lang vor...

Also zunächst mal muss man definieren, von welchem Ort man konkret redet, allein die Hauptinsel Honshu ist 1300km lang. Deutliche Belastungen gab es im wesentlichen in einem keulenförmigen Streifen vom Kernkraftwerk aus nordwestlich Richtung Fukushima Stadt. Es gibt einen ausführlichen Wikipedia-Artikel mit Daten. Japanische Behörden veröffentlichen tägliche Messwerte der Ortsdosisleistung in den Präfekturhauptstädten. Demnach ist die Strahlung in Fukushima Stadt mit 0,15 µSv/h am höchsten, deutlich höher als die 0,04 µSv/h dort vor dem Reaktorunfall. Zum Vergleich, in München ist die Ortsdosisleistung etwa 0,12 µSv/h, aus geologischen Gründen ist die natürliche Strahlung in Japan geringer als in Deutschland. So gesehen machst du aus München kommend in fast ganz Japan "Strahlungsferien", hast also weniger Belastung als zuhause. Allerdings hast du auf dem 11stündigen Flug nach Japan und zurück in der Flughöhe eine Höhenstrahlung von etwa 4µSv/h.
Auch diverse unabhängige Organisationen verfolgen die Lage und berichten über eigene Messungen.

Das soll keineswegs heißen, dass alles gut ist. Die Reaktorunfälle in Fukushima (waren ja mehrere) sind ganz anders verlaufen als Tschernobyl damals.
In Tschernobyl hat es den Reaktorkern zu einem wesentlichen Anteil durch die Explosion in die Luft gehauen und in der Folge wurde dieses Material über Teile Europas verteilt. Wieviel von dem Reaktormaterial überhaupt noch vor Ort ist und seit Ende letzten Jahres von dem neuen "Über-Sarkophag" bedeckt wird, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen.
In Fukushima scheint dagegen klar, dass die Reaktorkerne im wesentlichen noch an Ort und Stelle sind, also nur ein sehr geringer Teil des radioaktiven Materials zum Unfallzeitpunkt entwichen ist. Auch die Kontamination des seitdem verwendeten und dort lagernden Kühlwassers nimmt vom radioaktiven Inventar der Reaktorren nur einen minimalen Teil ab. Das ist nicht unbedingt eine beruhigende Nachricht, erst vor wenigen Monaten haben es die Spezialisten vor Ort überhaupt geschafft, die Radioaktivität im Reaktorinneren von Fukushima zu messen, und die Ergebnisse sind erschreckend (siehe z.B. dieser Heise-Artikel). 650Sv/h, das ist ein Milliardenfaches der natürlichen Strahlung und sofort tödlich. Unklar ist auch, ob sich der Kern durch den Reaktorboden durchgeschmolzen hat.

Fazit: aktuell spricht nichts dagegen, Japan zu bereisen, ich würde mich nicht gerade in dem kürzlich für dekontaminiert erklärten Gebiet niederlassen, aber auch Fukushima Stadt stellt keine Gefahr dar.
Man sollte aber die Nachrichten im Auge behalten, denn die Lage im Kernkraftwerk selbst ist keineswegs unter Kontrolle, und daher könnte es auch zu erneuten Zwischenfällen kommen. Da die Weltölffentlichkeit sensibilisiert ist und auch unabhängige Organisationen im Land die Lage verfolgen, würde das aber sehr schnell bekannt.

> Hast du Karl, ähnliches selbsterlebt, geschmeckt?

Nein, mir sind keine Merkwürdigkeiten aufgefallen. In Fukushima Stadt bin ich nur ein paar Mal umgestiegen oder durchgefahren, mein am nächsten liegender Aufenthalt würde Yonezawa gewesen sein.
Mein Japanreise-Blog: https://www.japannerd.de/


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