Unfähig sich zu bewegen starrten die beiden Mädchen zur Tür und nach wenigen Sekunden - die den Kindern wie eine Ewigkeit vorkamen - trat eine Gestalt in den Raum. Es war ein Engel!
Im Westen versank die Sonne wie eine glutrote Scheibe flüssigen Metals hinter dem wolkenverhangenen Horizont. Sie tauchte ab in eine bleigraue Sturmfront die ihre ersten Boten in Form von kalten Winden über das Land schickte.
Durch den Kopf des Gabrieliten schoss erneut Miruels Befehl: „Rückzug, es sind zu viele!“
Dann folgte seine eigene Stimme: „Aber Aruel ist noch dort… Ich hole ihn!“
„Nein! KOMM HIER HER!“
„Ich weiß etwas,das dich vergessen lässt, aber dafür musst du mir auch ernsthaft vertrauen…“
Während er mit ihr sprach fing er an, sich langsam der pechschwarzen Platte auf seiner Schulter zu entledigen und sie neben der Ibliels auf den Boden zu legen.
Letzter Weg
Schon seit Stunden war Jibriel wach und sah aus dem hohen, bleiverglastem Spitzbogenfenster seiner Cellae. Gerade riefen die silbernen Glocken des Michaeli-Himmels dessen Bewohner zur Morgenandacht, und langsam erwachte das kollosaale Bauwerk zum Leben.
Einzig die Flügel bewegten sich gleichmäßig, um den Leib des Engels in der Luft zu halten, bis der Mensch unter ihr den Kopf in den Nacken legte und zu ihr aufsah, mit Augen, die einer Toten gehörten.