Hoffnungslos? von Tasha88 (Kageyama x OC) ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 14 ---------------------- fast acht Jahre später Es ist schon spät, als Saori die Türe ihrer Wohnung aufschließt. “Ich bin da”, ruft sie, als sie aus ihren Schuhen schlüpft und diese an die Seite stellt, anschließend in ihre Hausschuhe schlüpft und ihre Jacke an die Garderobe hängt. Sie geht ins Wohnzimmer, wo ihr Freund auf dem Sofa sitzt. “Hey Tobio”, richtet sie lächelnd an ihn und geht auf ihn zu. Kurz bevor sie ihn erreicht, hält sie inne. Er wirkt angespannt. Er hat sein Gesicht verzogen und sieht so aus wie damals, als sie ihn das erste Mal gesehen hat. Er wirkt mürrisch. “Hey, was ist los?”, richtet sie an ihn und tritt das restliche Stück auf ihn zu. Eine Hand hebt sie an seine Stirn, streicht sanft mit dem Daumen bis zu seiner Nasenwurzel herunter. Plötzlich greift seine Hand nach ihrer, schließt sich um ihr Handgelenk und zieht sanft daran. Seine blauen Augen richten sich auf ihre, wirken ernst. “Setz dich bitte, Saori.” Und so wie er wirkt, so hört er sich auch an. Sorgen breiten sich augenblicklich in ihr aus und langsam lässt sie sich neben ihm auf dem Sofa nieder, ist nun mindestens so verspannt wie er. “Was ist, Tobio? Bitte sag es mir, ich mache mir langsam wirklich Sorgen.” Er hält ihre Hand nun in seiner, streicht mit dem Daumen über ihren Handrücken. “Saori, ich … ich habe ein Angebot bekommen. Von einem anderen Verein. Und … ich würde es gerne annehmen. Es ist ein wirklich gutes Angebot.” “Ja? Das ist doch gut, oder? Ich weiß, du bist super gerne bei den Adlern. Aber wenn du selbst sagst, dass du es gerne annehmen willst, dann muss es doch gut sein. Welcher Verein ist es denn?” “Ali Roma.” “Ali Roma? Davon habe ich noch nie gehört. Wo sitzt der Verein?” “Ali Roma ist in … Rom.” Kageyama sieht seine Freundin unsicher an. Deren Augen weiten sich, als es ihr klar wird. “Stopp. Rom … Rom wie das Rom in Italien? Europa?” Auf die ungläubige Frage beginnt Kageyama sofort aufgeregt zu nicken. “Ja, genau! Es ist ein italienischer Verein. Der europäische Volleyball ist nochmal eine ganz andere Liga als unser japanischer! Und sie wollen mich als Stamm-Zuspieler. Es ist eine einmalige und unglaubliche Chance, die ich nie mehr bekommen werde. Es hört sich blöd an, aber ich werde dieses Jahr 26. Das ist schon alt für einen Profisportler. Ich bezweifle, dass ich nochmal einen Angebot aus Europa bekomme.” “Aber … was ist mit mir? Mit uns?” Ungläubig sieht Saori ihn an. Ihr Herz fühlt sich an, als würde es zusammengepresst werden. Ihr Freund sieht sie verunsichert an. “Saori, ich … ich weiß, du hast schon viel für mich aufgegeben aber … ich hätte gerne, dass du mit mir nach Italien kommst!” Das stimmt. Er hatte noch in seinem letzten Schuljahr ein Angebot von den Schweiden Adlern bekommen. Diese haben ihren Sitz in Tokio und nur deshalb hatte sie sich nach einem Jahr Fernbeziehung entschieden, nach Tokio zu gehen und dort zu studieren. Ihre Familie und ihre Freunde zurückgelassen. Natürlich sind es nur vier Stunden, die sie bis nach Miyagi braucht, aber es ist trotzdem ein Stück bis nach Tokio. Und nun will er sie mit nach Italien nehmen, das noch sehr viel weiter weg ist? Auf einem ganz anderen Kontinent! Sie zieht ihre Hand aus seiner, während sich alles in ihr zusammenpresst. Sie hat das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Sie braucht frische Luft! Kurzerhand springt sie auf und entzieht sich ihm. “Saori.” Auch Tobio springt auf. Es ist ihm anzusehen, dass er verunsichert ist und sich unwohl fühlt. Ihm ist sicherlich schon vorher klar gewesen, dass sie das Angebot nicht ganz so jubelnd aufnehmen wird wie er. Deshalb ist er auch so angespannt. “Tobio”, bringt sie hervor, vermeidet jeden Blickkontakt mit ihm, “ich muss nach draußen, ich brauche frische Luft. Und ich muss nachdenken. Über das alles. Italien ist einfach so weit weg.” “Soll ich mit, Saori?” Kageyama macht einen Schritt auf sie zu, streckt seine Hand nach ihr aus und will sie berühren, doch das lässt Saori nicht zu. Sie weicht ihm aus, schüttelt ihren Kopf. “Nein. Ich … brauche Zeit für mich.” “Aber …” Kageyama weiß nicht, was er sagen soll, nicht, was er tun soll. Stattdessen beobachtet er schweigend, wie seine Freundin wieder in den Flur verschwindet. Kurz darauf hört er die Türe klappern und anhand der Stille, die sich ausbreitet ist ihm klar, dass er wieder allein in der Wohnung ist. Aufstöhnen lässt er sich aufs Sofa fallen und legt seinen Kopf in den Nacken und den Unterarm über die Augen. Verdammt, das ist eindeutig anders ausgegangen, als er es erhofft hat. Nach kurzer Zeit greift er nach seinem Handy. An: Hinata-Boke Von: Kageyama Sie hat es nicht ganz so gut aufgenommen und ist wieder aus der Wohnung geflüchtet. Was mache ich nur, wenn sie ablehnt? Es dauert nicht lange, dann erkennt er, dass sein bester Freund online ist und gleich darauf auch, dass er eine Antwort schreibt. Diese erscheint auch gleich darauf auf dem Bildschirm des Handys. An: Kageyama Von: Hinata-Boke Es wird alles werden. Mach dir nicht zu viele Sorgen sondern warte ab, bis sie wieder kommt. Sie liebt dich. Und du hoffentlich sie. An: Hinata-Boke Von: Kageyama Natürlich liebe ich sie! An: Kageyama Von: Hinata-Boke Dann mach dir nicht zu viele Sorgen ;p Kageyama seufzt noch einmal auf, doch dann lässt er sein Handy neben sich auf das Sofa sinken und blickt auf den Türrahmen, der vom Wohnzimmer zum Flur zeigt. Hoffentlich kommt sie bald wieder! ~🏐~ Während Saori planlos durch den Park läuft, weiß sie nicht, wo ihr der Kopf steht. Kageyama will sie mit nach Italien nehmen? Weg aus Japan? Italien ist so unglaublich weit entfernt. Ja, Urlaub würde sie gerne mal in Europa machen. Aber dort leben? Allein die Schriftzeichen sind ganz anders als hier. Wie soll sie sich dort verständigen können? Und ihre Familie, ihre Freunde - die sind doch alle hier! Okay, die meisten. Es ist so schon manchmal schwer Kontakt zu haben, aber wenn dann noch diese Entfernung und ein Zeitunterschied dazu kommt. Wieviel Zeitunterschied ist es überhaupt zwischen Japan und Italien? Was soll sie nur machen? Verzweifelt lässt sie sich auf eine Parkbank fallen und vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. Für Kageyama geht damit ein Traum in Erfüllung. Er hat immer davon geträumt, mal in Europa zu spielen, davon geschwärmt. Dass es tatsächlich wahr werden wird, damit haben sie nicht wirklich gerechnet. Wie könnte sie jetzt also seinen Traum zerstören? In ihr sträubt sich alles gegen den Gedanken, Japan zu verlassen. Aber … Nein, sie braucht dringend einen Rat. Mit zitternden Finger zieht sie ihr Handy aus ihrer Hosentasche und wählt gleich darauf eine Nummer. “Saori, mein Schatz”, ertönt sogleich die Stimme ihrer Mutter. “Mama”, erwidert die Anruferin. Bei ihrer zitternden Stimme wird ihre Mutter hellhörig. “Was ist los?”, fragt sie alarmiert. “Mama, Tobio, er hat …” “Ist ihm etwas passiert?” Nun erklingt Panik in der Stimme von Frau Mishima. “Nein, das nicht. Es geht ihm gut, Mama. Er … er hat ein Angebot von einem Verein in Italien bekommen. Und er will es gerne annehmen.” “Hat er sich deshalb von dir getrennt?” Als Saoris Mutter diese Frage stellt, wird es still in der Leitung. “Nein, das hat er nicht.” “Okay, ich dachte schon.” “Wirklich?” Erstaunt blinzelt Saori, ehe sie ihren Kopf schüttelt. “Nein, er will sich nicht trennen. Im Gegenteil, er will, dass ich mit ihm mitkomme.” “Und das willst du aber nicht.” Frau Mishima scheint zu verstehen, was in ihrer Tochter vor sich geht, ohne dass diese es ausgesprochen hat. “Das … Italien ist halt so weit weg! Ihr alle, meine Familie, meine Freunde, ihr seid hier, in Japan. Dann die Entfernung, der Zeitunterschied. Dazu eine fremde Sprache, eine andere Kultur. Fangen wir gar nicht erst von der Schrift dort an. Zudem hätte ich erstmal keinen Job. Muss meinen hier aufgeben!” Saori klingt verzweifelt. “Das sind alles zwar Gründe, aber keine Hinderungsgründe, Liebling.” Man kann Frau Mishima das Lächeln in der Stimme anhören. “Die Sprache kann man lernen, ebenso die Schrift. Natürlich ist das mit etwas Arbeit verbunden, aber es ist gut machbar. Und du warst in Sprachen schon in der Schule immer gut. Einen Job wirst du finden, da bin ich mir mehr als sicher. Die Entfernung ist auch machbar. Für was gibt es heutzutage Videotelefonie? Auch das mit dem Zeitunterschied bekommt man hin. Zudem wollte ich schon immer mal gerne nach Italien.” Ihre Mutter erklärt alles logisch, so dass Saori etwas ruhiger wird. Irgendwie hat sie ja recht. Aber trotzdem … “Ich weiß nicht …” “Saori, Liebling. Es gibt schlussendlich einen Punkt, über den du dir Gedanken machen solltest: Liebst du Tobio?” “Natürlich liebe ich ihn!” “Dann willst du mit ihm zusammen sein?” “Auch das will ich! Was sind das denn für dumme Fragen, Mama?” “Dann ist es doch klar, Saori. Wenn du mit ihm zusammen sein willst, dann sei das. Und dafür habt ihr zwei Möglichkeiten. Entweder bleibt ihr beide in Japan oder ihr geht für ein paar Jahre nach Italien und erlebt ein Abenteuer. Ihr werdet sicherlich irgendwann wieder zurück kommen. Und du sagst, es ist sein großer Traum. Frag dich, ob du diesen mit ihm zusammen Wirklichkeit werden lassen willst oder ob es für immer nur ein Traum bleiben soll.” Saoris Augen weiten sich bei den Worten ihrer Mutter, ehe ihr Tränen in die Augen steigen und sie nickt. Als ihr bewusst wird, dass ihre Mutter das nicht sehen kann, schluchzt sie leise auf. “Du hast recht, Mama.” “Das habe ich doch immer, Liebling.” Ein Lachen ertönt in der Leitung, das auch die Jüngere der beiden Mishima-Frauen zum Schmunzeln bringt. “Und jetzt geh zu ihm. Er verzweifelt gerade sicherlich, du kennst ihn doch.” Saori blinzelt erstaunt. Ihre Mutter hat erneut recht. Kageyama ist sich oft nicht bewusst, was um ihn herum vor sich geht, was ihn das ein oder andere Mal besorgt. “Ich gehe gleich zu ihm. Danke, Mama.” “Gerne. Und jetzt lauf!” Und das tut Saori, nachdem sie ihr Handy wieder in ihre Hosentasche geschoben hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)