Back to December von Khaleesi26 (Eine Michi Kurzgeschichte) ================================================================================ Epilog: Weihnachten ------------------- Als ich aufwache, fällt mein Blick direkt auf das Fenster mir gegenüber. Ich sehe sofort, dass es schneit. Es ist hell und dicke Flocken fallen vom Himmel. So, wie man sich Weihnachten vorstellt. Benommen stehe ich auf. Mir tut alles weh. Meine Augen sind geschwollen vom Weinen und fühlen sich völlig ausgetrocknet an. Als hätte ich keine Tränen mehr. Alle meine Tränen liegen auf der Straße, vermischt mit Schnee und Tai’s Blut. Sie liegen auf dem Flur im Wartebereich des Krankenhauses. Sie liegen auf seinem Bett. Als ich zum Fenster rüber gehe und hinausschaue, kehren die Bilder von gestern Abend zurück in meinen Kopf. Gott, was habe ich nur getan? Wäre ich doch geblieben. Hätte ich ihm doch eine Antwort gegeben. Oder wäre ich doch nur auf der Party geblieben. Hätte ich doch irgendetwas anderes getan, als nur wieder davonzulaufen. Dann wäre alles anders gekommen. Dass Tai angefahren wurde, war meine Schuld. Nur wegen mir war er zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Motorradfahrer hatte ihn in der Dunkelheit zu spät gesehen und es war nass und rutschig. Es war ein entsetzlicher Unfall und allein, wenn ich daran zurück denke, wird mir schlecht. Mein Herz verkrampft sich, als ich plötzlich eine Regung hinter mir wahrnehme. „Mi- Mimi?“ Ich drehe mich so schnell um, dass mir ganz schwindlig wird. „Oh mein Gott, du bist wach“, stoße ich aus und eile zu ihm ans Bett. Tai hat gerade das erste mal die Augen aufgeschlagen und ist völlig orientierungslos. „Wo bin ich?“, fragt er verwirrt. „Im Krankenhaus. Du hattest einen Unfall.“ „Ein … Unfall?“ Tai’s Hand wandert wie automatisch an seinen Kopf, der noch verbunden ist. „Ich kann mich gar nicht wirklich erinnern. Wir haben gestritten. Du bist gegangen und dann … wurde es dunkel.“ Ich nicke und spreche langsam weiter, um ihn nicht zu überfordern. „Ein Motorrad hat dich angefahren. Du hast eine leichte Gehirnerschütterung und eine Wunde am Kopf, die aber genäht werden konnte. Du warst lange bewusstlos. Aber du hattest Glück. Sonst hast du nur einige Schürfwunden abbekommen. Sie wollen dich nachher noch mal genauer untersuchen, aber die Ärzte meinten, es ist wohl alles in Ordnung.“ Geduldig hört Tai mir zu, zieht jedoch andächtig eine Augenbraue in die Höhe, als ich zu Ende erzählt habe. „Und warum heulst du dann so?“ Erschrocken wische ich mir über die Wange und stelle fest, dass sie nass ist. Mir laufen tatsächlich schon wieder Tränen übers Gesicht, obwohl ich dachte, keine mehr zu haben. „Was? Oh … ich habe gar nicht bemerkt, dass ich weine. Entschuldige den Schreck, es ist nur … es war alles etwas viel. Es war eine lange Nacht und ich habe mir große Sorgen gemacht.“ Tai’s Blick wandert an mir hinab und erst jetzt bemerkt er, dass ich noch dieselben Klamotten wie gestern Abend trage. „Warst du etwa die ganze Nacht hier?“ „Natürlich, was denkst du denn?“ Glaubt er ernsthaft, das alles geht spurlos an mir vorbei? Anscheinend ist es genau das, was er denkt, denn plötzlich legt er die Stirn in Falten und wendet den Blick ab. „Du musst wirklich nicht hier sein. Fühl dich nicht verpflichtet, nur, weil du zufällig dabei warst, als es passiert ist.“ Was? „Ich bin doch nicht hier, weil ich es muss“, sage ich leise. Tai sieht mich weiterhin nicht an. Ist ihm meine Anwesenheit so unangenehm? „Richtig, deshalb kannst du auch gerne gehen. Ich weiß sowieso nicht, warum du überhaupt noch hier bist.“ Ich beiße mir auf die Unterlippe. Mein Herz fällt und fällt und ich weiß, es wird gleich auf dem Boden aufschlagen und zerbrechen. Nach gestern Abend … nach den letzten 7 Jahren, bin ich mir sicher, dass Tai mir keine zweite Chance geben wird. „Ich kann verstehen, dass du sauer bist“, sage ich betrübt. Mir tut so leid, was ich gestern Abend gesagt habe. Wieso habe ich so kalt reagiert? Ich wollte mich vor meinen eigenen Gefühl beschützen, ohne dabei Rücksicht auf seine zu nehmen. Wie egoistisch von mir. „Ich habe dich all die Jahre nicht von mir ferngehalten, weil ich dir damit weh tun wollte. Das wollte ich nie“, sage ich zaghaft. „Ich habe wirklich gedacht, dass es das Beste für dich wäre, wenn ich einfach aus deinem Leben verschwinde. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr du unter meiner Entscheidung gelitten hast. Aber du weißt auch nicht wie sehr ich gelitten habe. Jedes Jahr an Weihnachten, wenn die Erinnerung daran zurück kam, wünschte ich mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen.“ Plötzlich schnellt Tai’s Kopf zu mir hoch. In seinen Augen blitzt Überraschung auf. Ein wehmütiges Lächeln umspielt meine Lippen. „Mit dem Geständnis hast du wohl nicht gerechnet, was?“ Eine Träne rollt mir über die Wange. „Aber es stimmt.“ Nun beginne ich zu weinen, bitterlich. Ich breche förmlich vor Tai’s Bett zusammen und muss mich auf die Kante setzen. Mein Gesicht vergrabe ich in meinen Händen, während ich unaufhaltsam schluchze. Meine Schultern beben und ich spüre Tai’s Blick auf mir ruhen. „Es tut mir so leid“, sage ich verzweifelt, als ich die Hände endlich wieder von meinem tränenüberströmten Gesicht nehmen kann. „Ich habe die ganze Nacht lang an deinem Bett gesessen und darüber nachgedacht. Du glaubst gar nicht, wie oft ich zu dir gehen und dich um Verzeihung bitten wollte.“ Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie doch Tai’s Finger in sein Laken krallen. „Warum hast du’s nicht gemacht?“ „Ich fand es nicht fair dir gegenüber. Ich war sicher, du hast bereits damit abgeschlossen. Daher wollte ich mich nicht zurück in dein Leben drängen. Ich habe dich gehen lassen und musste mit den Konsequenzen leben. Aber ich habe es bereut. Jeden einzelnen Tag in den letzten 7 Jahren.“ Eine weitere dicke Träne rollt über meine Wange, als ich endlich eine Regung neben mir verspüre. Tai hat sich aufgerichtet und eine Hand auf meine Schulter gelegt. „Nicht Tai, du sollst noch liegen bleiben“, fahre ich sofort hoch, aber Tai zieht mich zurück aufs Bett. „Es geht mir gut“, sagt er mit ernster Stimme und ich schlucke schwer. „Hast du eine Ahnung, wie dumm du bist, Mimi?“ Ich mache ein empörtes Geräusch und schluchze wie ein kleines Kind, während ich mir die Tränen aus den Augen reibe. „Jetzt ist nicht die Zeit für Beleidigungen, Tai.“ Wie kann er nur so fies sein? Ich sitze vor ihm und weine und er beleidigt mich. „Aber du machst mich so unfassbar wütend. Warum hast du mir das nicht eher gesagt?“ „Hast du mir nicht zugehört?“ Ich habe ihm doch schon gesagt, dass ich nicht zu ihm gehen konnte. Wie hätte ich das tun sollen? „Ich dachte, du würdest mich zum Teufel schicken“, schluchze ich weiter. Die Tränen wollen einfach nicht aufhören. „Oh, Mimi …“, haucht Tai, beugt sich nach vorne und legt seine Stirn gegen meine Schulter. „… ich könnte dich niemals zum Teufel schicken.“ Ich schlucke schwer. Ist das sein Ernst? Als Tai wieder den Kopf hebt, sehe ich ihm direkt in die Augen. „Wirklich nicht?“ Tai schüttelt den Kopf. „Aber warum nicht? Ich hätte es verdient.“ „Hast du?“, entgegnet Tai und greift nun nach meiner Hand. Ich entziehe sie ihm nicht, auch nicht, als er unsere Finger miteinander verschränkt. Mein Herz beginnt zu schlagen – das erste Mal seit Jahren. Erst jetzt fällt mir auf, wie lang es doch geschwiegen hat. Mein Herz hat in dem Moment seine Stimme verloren, als ich Tai verlassen habe. Und jetzt hat er es wieder zum Leben erweckt, einfach so. Als hätte es nur darauf gewartet, von ihm wachgerüttelt zu werden. Ich spüre, wie es schlägt – lauter als je zuvor. „Ich verstehe dich, Mimi“, sagt Tai und drückt meine Hand. „Du hattest Angst, dass, wenn du zu mir kommen würdest, ich dich so sehr verletzen könnte, wie du mich verletzt hast. Du dachtest, du könntest die Vergangenheit nie wieder rückgängig machen. Und weißt du was? Das kannst du auch nicht. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen und die letzten 7 Jahre ungeschehen machen. Egal, wie sehr wir es wollen.“ Schweren Herzens nicke ich. Er hat so recht. Was geschehen ist, ist geschehen. Worte kann man nicht zurücknehmen, Taten nicht ungeschehen machen. „Das einzige, was wir tun können…“, sagt Tai mit sanfter Stimme und hebt meine Hand an sein Gesicht, um sie an seine Wange zu legen. „… ist, die Zukunft zu ändern.“ Er schließt die Augen und genießt für eine Sekunde meine Nähe, während ich die Wärme seiner Haut auf meiner spüre. Wie lange habe ich davon geträumt, ihm nur noch ein mal so nah sein zu dürfen. Als er die Augen wieder öffnet, treffen sich unsere Blicke. „Willst du damit sagen, du gibst uns noch eine Chance?“, frage ich hoffnungsvoller als ich wollte. „Ach, Mimi“, lacht Tai plötzlich auf und schüttelt ungläubig den Kopf. „Hast du mir denn überhaupt nicht zugehört? Ich würde uns 100 Chancen geben, immer und immer wieder.“ Er rückt näher an mich heran. Mein Herz beginnt wie wild zu flattern. „Du bist alles, was ich will. Das warst du und das wirst du immer sein.“ Ich kann nicht glauben, dass er das gerade gesagt hat. „Aber was ist mit … mit …“ Ich schlucke schwer. „… mit heiraten? Eine Familie gründen?“ „Nun“, meint Tai und lächelt plötzlich, als wäre es kein sensibles Thema und nicht der Grund, warum wir uns damals getrennt hatten. „Alle Optionen sind offen. Ich bestehe auf nichts und verlange nichts von dir. Ich will einfach nur mit dir zusammen sein, Mimi.“ Ich bin zu Tränen gerührt. Tai’s Worte gehen mir direkt unter die Haut. Ich kann nicht fassen, dass das wirklich passiert. Ist es wirklich möglich, dass wir noch mal von vorn beginnen können? Als Tai bemerkt, wie sprachlos mich seine Worte machen, grinst er. „Hey“, sagt er und wischt mir eine Träne von der Wange. „Hättest du mich damals gefragt, hätte ich dir genau das gleiche gesagt.“ Schweren Herzens müssen wir beide auflachen. „Hör auf, das ist nicht die Zeit für Witze. Ich fühle mich so schon schlecht genug. Nur meinetwegen waren wir all die Jahre nicht zusammen.“ Tai legt den Kopf schief und sieht mich zweifelnd an. „Das würde ich so nicht sagen. Ich hätte auch mehr um uns kämpfen können. Mehr um dich kämpfen können. Ich hatte einfach Angst, noch mal zurückgewiesen zu werden.“ „Und die hast du jetzt nicht mehr?“, frage ich, während Tai noch ein Stückchen näher rückt. Unsere Finger sind immer noch miteinander verschränkt, als er mir ein Lächeln schenkt und den Kopf schüttelt. „Nein, jetzt nicht mehr. Direkt, nachdem ich dich gestern das erste Mal wieder gesehen habe, wusste ich, du bist das Risiko wert. Also auch, wenn dieser Unfall jetzt nicht passiert wäre und du nicht selbst wieder zur Besinnung gekommen wärst, hätte ich spätestens heute vor deiner Tür gestanden und dich so lange genervt, bis du uns noch eine Chance gegeben hättest. Wahrscheinlich hättest du, stur wie du bist, wieder nein gesagt. Und ich wäre gezwungen gewesen, deine Wohnung zu belagern, bis mein unwiderstehlicher Charme dich eingelullt hätte …“ Wieder muss ich lachen. Wie kann er nach all dem noch Scherze machen? „ … aber früher oder später wärst du eingeknickt, da bin ich mir sicher.“ Er zuckt mit den Schultern. „So ist es natürlich wesentlich leichter.“ Lachend wische ich mir die letzte Träne von der Wange und sehe ihn dann unverwandt an. Er hat es tatsächlich geschafft, mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, obwohl ich eigentlich diejenige sein sollte, die ihn tröstet, denn schließlich hatte er einen Unfall. „Du bist echt unglaublich“, sage ich, woraufhin Tai triumphierend grinst. „Unglaublich toll?“ „Na klar.“ Ich boxe ihm gegen den Oberarm, doch ehe ich mich versehe, schnappt er sich mein Handgelenk und zieht mich zu sich. „Wäre ein Kuss jetzt nicht angebrachter?“ Ich grinse. Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich lege die Arme um seinen Hals und küsse ihn. Als unsere Lippen sich berühren, erwacht endlich wieder etwas in mir zum Leben, von dem ich dachte, dass es für immer tot wäre. Schon jetzt weiß ich nicht mehr, wie ich es geschafft habe, die letzten 7 Jahre darauf zu verzichten. „Hey, mal langsam, ja?“, meint Tai plötzlich, als ich mich auf ihn werfen will. „Ich hab eine Gehirnerschütterung.“ „Oh, tut mir leid“, entgegne ich sofort und lasse von ihm ab. Tai grinst amüsiert. „Das war doch nur ein Witz. Komm her!“ Er legt eine Hand in meinen Nacken und küsst mich erneut, diesmal inniger. Mein Herz beginnt zu flattern, als hinter uns mit einem lauten Ruck die Tür aufgerissen wird. Wir erschrecken uns so sehr, dass wir beide auseinanderfahren. „TAI“, poltert eine Stimme drauf los, die ich sofort erkenne. Tai’s Schwester kommt durch den Raum gehetzt und bleibt völlig außer Atem vor uns beiden stehen. Ungläubig sieht sie ihren Bruder an. „Tai … du lebst …“ Dieser runzelt nur verwirrt die Stirn. „Natürlich lebe ich. Was soll die blöde … Au!“ Kari hat ihn geschlagen. Ziemlich unsanft auf den Hinterkopf. „Verdammt, was soll das? Ich habe eine Gehirnerschütterung“, beschwert sich Tai lautstark, doch das beeindruckt Kari nicht. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, ist sie ziemlich wütend. „Wieso rennst du einfach so vor ein Motorrad, hm? Bist du lebensmüde? Du musst doch nicht gleich durchdrehen, nur weil Mimi …“ Ihr Blick wandert zu mir. „ … nur weil Mimi … Moment. Warte mal.“ Sie sieht mich an, als würde sie erst jetzt so richtig Notiz von mir nehmen. Argwöhnisch wandert ihre Augenbraue in die Höhe. Dann zeigt sie abwechselnd mit dem Finger auf mich und auf Tai. „Habt ihr euch gerade geküsst, als ich reingekommen bin?“ Tai und ich sehen uns hilfesuchend an. Wir öffnen beide den Mund, doch finden nicht die richtigen Worte. Zum Glück, steckt genau in diesem Moment Takeru den Kopf durch die Tür. Seine Augen suchen nach Kari. „Äh, Liebling? Das ist nicht der Kreißsaal“, sagt er verwirrt, als er sie entdeckt. Moment. Kreißsaal? Wie auf Kommando fängt Kari an zu stöhnen. Takeru ist sofort an ihrer Seite, um sie zu stützen. „Oh mein Gott, kommt das Baby etwa?“, ruft Tai und will schon aufspringen. „Das siehst du doch“, jammert Kari und hält sich den Bauch, während sie die Wehe veratmet. „Du machst das toll, Liebling“, sagt Takeru und streicht ihr über den Rücken. „Wie, du bekommst ein Baby und hast trotzdem noch die Zeit, hier her zu kommen und mich zu maßregeln?“, fragt Tai fassungslos. „Dafür habe ich immer Zeit.“ Kari presst fluchend die Augen zusammen und Takeru schiebt sie nun langsam aus dem Zimmer. „Wir sollten jetzt wirklich gehen.“ „Wir sind hier noch nicht fertig“, meint Kari jedoch und zeigt anklagend auf uns. „Über den Kuss reden wir noch.“ „Welcher Kuss?“, höre ich Takeru noch sagen, als die Tür hinter ihnen zufällt. Oh. Mein. Gott. Fassungslos starren Tai und ich uns an. Dann müssen wir beide loslachen. Ein paar Stunden später ist es tatsächlich soweit und Karis und Takerus kleines Baby ist da – ein kerngesunder Junge. Da der Arzt Tai bereits untersucht hat und alles in Ordnung ist, besuchen wir die 3 kurz auf ihrem Zimmer. „Oh mein Gott, er ist so wunderschön“, schwärme ich und bin völlig schockverliebt, als Tai neben Kari auf dem Bett sitzt und das kleine Baby in seinen Armen hält. Ich muss gestehen, er sieht wirklich gut aus mit einem Baby. „Möchtest du ihn halten?“, fragt Kari und sieht mich an. „Was? Oh nein, das muss nicht sein“, schüttle ich den Kopf, aber Tai drückt ihn mir einfach in die Hand. „Stell dich nicht so an, Mimi. Es ist nur ein Baby.“ Nur ein Baby. Nur ein Baby. Nur das entzückendste, kleine Wesen, das ich je gesehen habe. „Oh mein Gott, wer hätte das gedacht“, lacht Takeru plötzlich auf. „Seht sie euch an! Sie ist verliebt!“ Erst jetzt fällt auch mir auf, dass ich bis über beide Ohren grinse. „Tja, Brüderchen. Da habt ihr euch gerade wieder vertragen und schon bist du abgeschrieben“, meint Kari und tätschelt Tai beruhigend die Schulter. Als wir die beiden schließlich allein lassen, was mir wirklich schwer gefallen ist, und die Tür hinter uns schließen, lächelt Tai mich sanft an. „Man“, sagt er fast schon ehrfürchtig. „Diesen Anblick werde ich wohl nie vergessen. Du sahst wunderschön mit einem Baby im Arm aus.“ Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, aber das sage ich natürlich nicht, damit er nicht noch mehr abhebt. „Wer weiß“, entgegne ich stattdessen, während wir über den Krankenhausflur in Richtung Ausgang gehen. „Vielleicht siehst du es ja irgendwann noch mal wieder.“ Abrupt bleibt Tai stehen. Ich drehe mich um und bemerke, dass er mich ungläubig anstarrt. „Heißt das etwa, dass du … dass du vielleicht doch …“ Ein Grinsen umspielt meine Lippen und ich gehe auf ihn zu. Direkt vor ihm bleibe ich stehen und schaue zu ihm auf. „Das heißt, dass Kari und Takeru vielleicht irgendwann noch ein Baby bekommen und ich es dann wieder so halten kann.“ Verwirrt blinzelt Tai. Doch dann fängt er sich schnell wieder. „Oh ja. Na klar, das meintest du.“ Ich kichere. „Ach, Tai.“ Ich gehe auf die Zehenspitzen und lege beide Arme um seinen Hals. Jetzt scheint er noch verwirrter zu sein. „Ich wollte dich nur auf den Arm nehmen“, gestehe ich lachend. „Ich könnte mir schon vorstellen, so etwas Schönes auch irgendwann mit dir zu haben.“ Man kann förmlich dabei zusehen, wie Tai’s Gesicht sich erhellt. „Wirklich?“ Nun schlingt er ebenfalls beide Arme um mich und zieht mich eng an sich. „Ja, wirklich. Aber … wir sollten nichts überstürzen. Alle Optionen sind offen, richtig?“ Tai nickt eifrig. „Richtig.“ Dann küsst er mich. „Du weißt, ich liebe dich. Und was du willst, das will ich auch. Denn ich will nur dich, Mimi. Das wollte ich schon immer und werde es immer wollen.“ Endlich schenkt er mir sein warmes Lächeln, das ich früher so geliebt habe. Das ich so vermisst habe in meinem Leben. Das mein Innerstes zum Leuchten bringt. Ich will das auch alles. Alles und noch mehr. Aber vor allem will ich Tai. „Für immer?“, frage ich und Tai nickt. „Für immer.“ Ein Kuss besiegelt unser Versprechen, das wir diesmal nicht brechen werden, da bin ich mir sicher. Denn wie heißt es so schön? „Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer.“ Konfuzius Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)