What´s cooking? von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 1: Hühnersuppe für die Seele ------------------------------------ Stiles konnte selbst kaum fassen, was er gerade tat, als er mit dem Topf warmer Hühnersuppe die endlos vielen Stufen zu Dereks Loft hinaufstieg. Er ahnte bereits was ihn erwartete, wenn er oben ankäme, also wappnete er sich innerlich schon einmal, denn es war schließlich kein Geheimnis, dass Mr. Hale zum Arschloch mutierte, sobald er unglücklich war. Niemand von ihren Freunden konnte tatsächlich begreifen, was eigentlich momentan mit Derek los war? Ja sicher, Trennungen konnten mies sein, aber dies hier war doch wahrlich nicht die erste seiner Beziehungen, welche in die Hose gegangen war? Im Grunde musste Derek es doch langsam mal gewohnt sein, dass er in der Liebe eben kein Glück hatte. Und wenn Stiles ehrlich war, dann hatte er diese Jolene von Anfang an nicht wirklich leiden können. Aus seiner Sicht war das nun wirklich kein großer Verlust. Doch der Grund aus welchem sie Derek hatte fallen lassen, war wirklich denkbar dämlich gewesen! Sie war dahinter gekommen, dass Derek ein Werwolf war. Na und? Wer war das nicht heutzutage? Stiles zumindest hatte seine haarigen Weggefährten gern und hatte überhaupt kein Problem damit, ein Mensch unter lauter übernatürlichen Kreaturen zu sein. Jolene hingegen war damit nicht klargekommen. Dabei gab doch so viel bessere Gründe mit einem Derek Hale Schluss zu machen, fand Stiles. Zum Beispiel weil er eine humorlose Pest war? Weil er unfähig zu einer vernünftigen Unterhaltung war, sondern stattdessen lieber mittels seiner buschigen Augenbrauen kommunizierte? Weil er ein unfreundlicher Einzelgänger war? Oder auch deswegen, weil er ein ziemliches Aggressionsproblem hatte? Aber wegen dieser Werwolf-Sache? Das war einfach nur lächerlich! Stiles war endlich oben angekommen, pochte an das stählerne Tor zu Dereks Zuhause und dann wartete er. Nichts rührte sich. Das konnte zweierlei bedeuten, nämlich erstens das der Werwolf seinen Liebeskummer insoweit verwunden hatte, dass er endlich einmal wieder das Haus verlassen hatte, oder zweitens dass er immer noch schmollend da drinnen hockte und beschlossen hatte sich tot zu stellen, bis sein Besuch aufgab. Doch da Stiles nicht der Typ dafür war die Flinte so leicht ins Korn zu werfen, beschloss er kurzerhand sich selbst einzulassen. Und sollte drinnen der Alarm eingeschaltet sein, weil Derek tatsächlich aushäusig wäre, dann wusste Stilinski jr. ja wie man ihn wieder ausschaltete; nicht weil der Hausherr es ihm je verraten hätte, wie sich ja wohl von selbst verstand, sondern weil Stiles ihm beim Deaktivieren einmal über die Schulter gelinst hatte. Er riss also das schwere Portal auf und stellte fest, der Alarm war aus. Der Bewohner des Lofts war zuhause, oder genauer gesagt saß er mit dem Rücken zum Eindringling auf seinem Bett und starrte aus dem großen, vom Schmutz halb blinden Fenster in den Himmel. Ohne sich umzudrehen fragte der Werwolf: "Was zur Hölle willst du hier, Stiles?" "Dir auch ein fröhliches Hallo, Sonnenscheinchen!" erwiderte Stiles sarkastisch, stellte den Suppentopf auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa ab, marschierte dann zu Derek hinüber, warf sich neben ihm auf´s Bett und machte es sich dort erst einmal richtig gemütlich: "Sag´ mal, hast du einen Knall? Was wird denn das jetzt?" entrüstete sich der Hausherr und machte sich nun endlich die Mühe, sich nach seinem ungebetenen Gast umzublicken. "Was denn? Ich ruhe mich doch bloß aus? Weißt du, wie viele Stufen ich hoch laufen musste, um zu dir zu gelangen? Wieso hast du eigentlich keinen Fahrstuhl, Alter?" gab Stiles vollkommen ungerührt zurück und rührte sich nicht vom Fleck. Derek sprang auf und erwiderte knurrend: "Ich habe keine Ahnung wie viele Stufen es sind, aber du kannst sie ja auf dem Weg nach unten zählen. JETZT SOFORT!" Er deutete mit dem Zeigefinger energisch in Richtung Ausgang. "Sorry, aber ich bleibe noch ein bisschen. Ich habe nämlich eine Mission." antwortete Stiles schulterzuckend und erhob sich ebenfalls. „Was soll das bitteschön bedeuten? Was für eine Mission?“ knurrte der Werwolf unfreundlich. Stiles beschloss sofort zur Sache zu kommen: „Scott sagt, du bist in eine Art Hungerstreik getreten, weil diese Bitch dir dein kleines Herzchen gebrochen hat? Das ist nicht akzeptabel! Darum habe dir Suppe mitgebracht und du wirst sie jetzt vor meinen Augen essen, sonst kann ich sehr ungemütlich werden.“ „Du bringst mir Suppe?“ fragte der Ältere und sah aus, als könnte er es nicht fassen: „Die Hühnersuppe nach dem Rezept meiner polnischen Großmutter, um genau zu sein.“ bestätigte Stiles: „Mein Dad hat sie mir als Kind immer gemacht, wenn ich krank war.“ „Ich bin aber nicht krank, Stiles und ich will auch keine Suppe.“ erwiderte Derek trotzig: „Danach hat dich aber keiner gefragt. Du wirst sie essen und sie wird dir guttun. Basta!“ herrschte der Mensch ihn an: „Ach ja? Und wie willst du mich dazu zwingen? Du bist schließlich nicht meine Mutter.“ fragte Derek herausfordernd. Stiles rollte genervt mit den Augen: „Wenn ich wirklich deine Mutter wäre, dann würde ich dir wohl die Ohren langziehen, weil du deinen Freunden Kummer bereitest.“ erwiderte er streng: „Scott und Malia liegen mir seit Tagen damit in den Ohren, dass sie sich Sorgen um dich machen. Und sogar Peter hat etwas in dieser Richtung geäußert. Natürlich könnte das bei ihm auch ebenso gut Schadenfreude anstelle von Anteilnahme gewesen sein. Das weiß man bei diesem Kerl nie so genau. Egal! Was ich sagen will ist, dass du ein Mitglied eines Rudels bist, welches sich um dich sorgt, also lass´ dich gefälligst nicht so hängen, du Schlaffsack, sondern sieh´ zu, dass du endlich wieder auf die Beine kommst.“ „Was weißt du blöder Penner denn von meinen Problemen?“ herrschte Derek ihn an: „Wenn ich meine Zeit brauche, um über diese Trennung hinwegzukommen, dann ist das doch wohl meine Sache!“ „Von mir aus kannst du dich ja auch noch eine Weile hier in deiner Festung der Einsamkeit vor der Welt verstecken, wenn es sein muss Superman, aber gegessen wird trotzdem. Da lasse ich nicht mit mir verhandeln.“ beharrte der Mensch ungerührt, hakte den größeren, älteren, stärkeren und in so ziemlich jeder Weise überlegenen Werwolf kurzerhand unter, um ihn hinter sich her zum Sofa zu schleifen und ihn sich dort setzen zu lassen. Irgendwie war Stiles selbst erstaunt, dass das geklappt hatte. Er nahm den Topfdeckel ab, zog aus der Bauchtasche seines Hoodies einen Suppenlöffel und drückte ihn dem Älteren in die Hand: „Und nun iss!“ Derek ließ seinen Blick mürrisch von der Suppe zu ihrem Koch hinüber wandern und erkundigte sich: „Und was ist mit dir? Wirst du da stehen bleiben und mir dabei zuschauen, oder wie?“ „So ist es.“ bestätigte Stiles: „Erstens muss ich sichergehen, dass du auch tatsächlich aufisst, damit ich unsere Freunde beruhigen kann und damit morgen die Sonne scheint und zweitens brauche ich den Topf zurück, sobald du fertig bist. Es ist ja nicht so, als hätten wir davon massenhaft zuhause.“ Derek knurrte leise, zögerte noch, schien scheinbar unschlüssig, ob er weiter an seinem Trotz festhalten, oder einknicken sollte: „Ich schätze, ich werde dich nicht los, bevor ich das hier gegessen habe, wie?“ murrte er: „Das siehst du vollkommen richtig.“ bestätigte Stiles. Derek seufzte, als hätte er es furchtbar schwer. Dann nahm er einen ersten Bissen und maulte: „Es fehlt Salz!“ Stiles funkelte ihn böse an und schimpfte: „Das ist eine Frechheit! Die Suppe ist perfekt abgeschmeckt! Außerdem verursacht zu viel Salz Bluthochdruck und Herzinfarkte.“ Dennoch kramte er einen winzigen Salzstreuer aus dem Känguru-Beutel seines Pullis und knallte ihn vor den Älteren auf den Tisch. „Werwolf!“ erinnerte ihn Derek und würzte kräftig nach: „Ich bekomme keinen Herzinfarkt.“ Er nahm einen weiteren Löffel voll, nickte zufrieden und aß dann tatsächlich ohne weitere Widerworte artig alles auf: „Das war gar nicht so übel.“ urteilte er schließlich, rieb sich den Bauch und lehnte sich auf dem Sofa zurück: „Verschwindest du dann jetzt endlich?“ „Ja, keine Sorge, ich gehe.“ bestätigte Stiles. Derek wollte bereits aufatmen, doch da fügte der Mensch noch hinzu: „Und morgen nach der Schule komme ich um die gleiche Zeit wieder. Gib es irgendwas bestimmtes, was du essen möchtest?“ Kapitel 2: Soulfood für Zwei ---------------------------- Schlaf zu finden war für Stiles noch nie leicht gewesen und der Grund hierfür war sein ADHS. Sobald ihn irgendetwas beschäftigte, und sei es nur eine Kleinigkeit, konnte es passieren, dass er sich stundenlang unruhig in seinem Bett herum wälzte und darüber nachgrübeln musste. Genauso war es auch in dieser wieder. Was ihn so hartnäckig wach hielt? Es war einfach zu lächerlich, denn es war lediglich die Frage, was er am nächsten Tag für Derek kochen könnte, Er hatte keine Ahnung, was dem alten Griesgram wohl schmecken mochte, doch unbescheiden wie Stiles eben war, musste es etwas ganz besonderes sein, etwas dass ein Lächeln auf Dereks Gesicht zauberte. Die Frage, ob es nicht auch eine Nummer kleiner ginge, wäre an dieser Stelle wohl durchaus berechtigt gewesen, denn wenn man den Werwolf kannte, dann wusste man, Derek Hale lächelte schon aus Prinzip nicht. Als würde er sich einen Zacken aus der Krone brechen, bloß weil er einmal die Mundwinkel Richtung Norden zog! Doch so wie Derek momentan aufgelegt war, standen die Chancen auf ein sonniges Grinsen noch einmal deutlich schlechter als gewöhnlich. Dennoch, Stiles hatte es sich in den Kopf gesetzt, also musste er einen Weg finden, dies auch zu erreichen. Basta! Nur auf die Frage WIE er das anstellen wollte, hatte er bislang eben noch keine Antwort gefunden. Als er es satt hatte, sich fortwährend zu drehen, zu wenden und seine Kissen zu Tode zu wühlen, setzte er sich schließlich auf, knipste seine Nachttischlampe an und nahm sein Handy zur Hand, um das Internet nach Kochrezepten zu durchforsten. Es dauerte eine Weile, doch irgendwann stellte er fest, dass ihn dies auch nicht weiter brachte. Im Gegenteil, nun war er ratloser als vorher, denn es gab einfach viel zu viele Möglichkeiten. Das einzige was jetzt anders war, war die Tatsache, dass ihm die Bilder von appetitlich angerichteten Tellern einen Mordshunger gemacht hatten, also stand er auf, schlich sich in die dunkle Küche und knöpfte sich eine Tüte Cheese Doodles mit einem großen Glas Cola vor. Mit wohlig gefülltem Bauch kehrte er in sein Zimmer zurück und da kam ihm mit einem Mal die Erkenntnis. Derek war traurig. Derek fühlte sich einsam. Was brauchte man, wenn man sich so fühlte? Selbstverständlich Trostfutter! Es war so einfach! Nun wusste Stiles was zu tun war, konnte sich getrost wieder in sein Bett legen und endlich in den Schlaf finden. Am kommenden Tag nach der Schule machte Stiles kurz Halt an einem Supermarkt, um all das Zeug von seiner Einkaufsliste zu besorgen. Dann ging es weiter in die Küche im Hause Stilinski und er machte sich ans Werk. Spaghetti mit Tomatensauce und Fleischklößchen und zum Nachtisch Chocolate-Chip-Cookies – die Spitzenklasse unter den Comfort-Foods. Wenn dieses Essen Derek nicht glücklich machte, dann schaffte es gar nichts. Stiles selbst lief bereits das Wasser im Munde zusammen, doch er riss sich zusammen, naschte nicht, sondern verstaute alles in Frischhalteboxen und machte sich auf den Weg. Als er zwanzig Minuten später Dereks Loft betrat, fand er dessen Bewohner in den Klamotten vom Vortag auf dem Sofa liegend, damit beschäftigt Löcher in die Luft zu starren. Der Werwolf blickte sich müde zu ihm um, als er seine Ankunft bemerkte und brummte: „Du machst deine Drohung also tatsächlich wahr und kommst jetzt regelmäßig, um mich zu nerven? Stiles, ich will nichts essen. Ich will auch keine Gesellschaft. Ich will einfach nur meine Ruhe. Ist das denn echt so schwer zu begreifen?“ „Papperlapapp! Du hast doch überhaupt keine Ahnung, was gut für dich ist.“ widersprach Stiles energisch: „Und eines kann ich dir sagen: Hier herumzuliegen, dich in deinem Selbstmitleid zu suhlen und dabei still und leise Schimmel anzusetzen ist sicher nicht das, was du brauchst! Apropos... wann hast du eigentlich zum letzten Mal geduscht, Alter? Hier drinnen riecht´s nämlich langsam wie in einem Pumakäfig!“ Der Junge stellte die Tasche mit den Lebensmitteln ab und schritt hinüber zum Fenster, um eine Klappe zu öffnen und ein wenig frische Luft hereinzulassen. Er wischte dabei versehentlich mit dem Ärmel über die trüben Scheiben und betrachtete sich den Dreck anschließend angewidert: „Bro, das ist wirklich ekelhaft! Du solltest hier echt mal wieder saubermachen, Mann! Wie kannst du bloß so leben?“ Derek hatte sich mittlerweile aufgesetzt und pöbelte: „Wenn´s dir nicht gefällt, wie es hier aussieht, dann gebe ich dir einen Hinweis: Da ist die Tür! Verschwinde einfach, Stiles. Ich habe dich schließlich nicht eingeladen. Oder ein Gegenvorschlag: Wenn dir meine Haushaltsführung nicht passt, dann mach´ es doch selbst. Ich habe gerade jedenfalls echt andere Sorgen.“ Die Worte prallten einfach so von einem unbeeindruckten Stiles ab: „Keine Sorge, ich verschwinde wieder, aber erst, wenn wir gegessen haben.“ Er begann damit, den Tisch zu decken: Zwei Teller, Besteck und die Tupperdose mit der immer noch warmen Pasta mit Fleischbällchen. Er füllte für sie beide je eine reichliche Portion auf: „Moment mal, erwartest du etwa, das ich das alles esse?“ fragte Derek entsetzt: „Willst du mich mästen? Weißt du eigentlich, wie viele leere Kohlenhydrate das sind? “ „Dann ist es ja genau das richtige für dich. Du hast durch deinen komischen Hungerstreik mindestens sieben Kilo verloren. Es dauert nicht mehr lange, dann bist du so mager wie ich und die anderen Werwölfe und Ungeheuer lachen dich aus. Das willst du doch nicht! Und jetzt rutsch´ mal rüber, damit ich sitzen kann.“ Stiles ließ sich neben Derek auf das Sofa fallen und begann zu essen. Als er bemerkte, dass der Werwolf noch zögerte, schimpfte er: „Worauf wartest du denn noch? Es schmeckt nicht, wenn es kalt wird, also ran an den Speck!“ Er drückte seinem Sitznachbarn Messer und Gabel in die Hand und durchbohrte ihn mit einem strengen Blick, bis Derek wunderbarerweise tatsächlich zu essen begann. Erst dann setzte auch der Jüngere selbst seine Mahlzeit fort. Und es geschahen offenbar noch Zeichen und Wunder, denn Derek leerte seinen Teller tatsächlich bis zum letzten Bissen: „Sehr gut! Dann kann ich ja jetzt den Nachtisch servieren.“ erklärte Stiles zufrieden: „Nachtisch?“ fragte Derek entsetzt und immer noch kauend. Doch sein Gast ließ sich davon nicht beirren, sondern stellte ganz einfach den Teller mit den weichen, fettigen, duftenden, noch ofenwarmen Chocolate-Chip-Cookies auf den Tisch, sowie zwei große Gläser Milch. Stiles nahm sich den ersten Keks, seufzte zufrieden, lehnte sich zurück und ließ es sich so richtig gutgehen. Derek hingegen zögerte noch, warf den ein, oder anderen begehrlichen Blick auf die himmlischen Kalorienbomben, knurrte leise, doch schließlich brummte er: „Ach was soll´s!“ nahm sich ebenfalls einen Cookie, spülte mit einem Schluck Milch nach und dann geschah das Unfassbare - der Werwolf lächelte! Stiles platzte beinahe vor lauter Selbstzufriedenheit, doch er sagte nicht einen Ton. Man fing ja schließlich auch nicht lautstark an zu singen, sobald Bambi zu einem auf die Lichtung trat, um sich dort selbstvergessen am Löwenzahn zu gütlich zu tun, nein, man hielt einfach mal die Fresse! Kapitel 3: Mit allem und scharf ------------------------------- Für den heutige Einsatz in Sachen seiner Gesamtmission Mister Derek Hale vor sich selbst zu retten, würde Stiles ein wenig Equipment benötigen, welches er gedachte sich vom Hausmeister der High School auszuborgen. Und er hatte auch schon einen Plan, wie er diesen davon überzeugen würde zu kooperieren, nämlich indem er ihn erpresste! Er hatte vor einer Weile beobachtet, dass der Hausmeister den zuvor sorgfältig getrennten Müll aus der Cafeteria nach Schulschluss in ein und demselben Container entsorgte und hatte diese Aktion einfach mal schnell mit seinem Handy gefilmt. Wenn der Mann also nicht wollte, dass Stiles diese Datei an das Schüler*innen-Umweltschutzkommitee leakte, dann gelobte er erstens zukünftig Besserung und kam überdies zweitens seiner Forderung nach, ihm das benötigte Material auszuhändigen. Natürlich hätte Stiles die Angelegenheit auch der Schuldirektion melden können, doch er ahnte, dass es dann ohnehin bloß ohne Konsequenzen im Sande verlaufen würde. Mit diesen veganen, bienen- und baumliebenden Jung-Aktivist*innen hingegen war wirklich nicht gut Kirschen essen und das wusste auch jeder. Sein Plan ging auf, Stiles hatte nun alles was er brauchte und verließ mit seinem Jeep das Schulgelände. Er machte noch einmal zum Kochen zuhause Halt und anschließend ging es schwerbeladen weiter zu Derek. Dieser hatte Stiles Worte offenbar erfreulicherweise beherzigt, denn er roch frisch geduscht und trug saubere Kleidung. Der Jüngere spürte ein Gefühl des Triumphs in sich aufsteigen, welches jedoch einen raschen Dämpfer erhielt, als der Werwolf ihn grimmig mit den Worten: „Scheiße, was schleppst du denn da alles an? Willst du jetzt etwa endgültig bei mir einziehen?“ begrüßte. „Bin ich denn irre? Nur ein Verrückter würde auf die Idee kommen, mit dir eine Wohngemeinschaft zu gründen.“ schnappte Stiles und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass die Worte ihn ein wenig gekränkt hatten. Stattdessen verlangte er: „Und nun setz´ dich und halt die Klappe. Es gibt Essen.“ Wenn es Derek tatsächlich so Unrecht wäre von Stiles bekocht und bemuttert zu werden, wie er ständig vorgab, dann hätte er wohl nun nicht so bereitwillig und ohne Widerworte seinen Platz eingenommen und würde ihn jetzt auch nicht so erwartungsvoll anschauen, richtig? Das Gefühl des Triumphs kehrte zurück. Stiles stellte mehrere kleine Vorratsdosen vor den Werwolf hin und erläuterte: „Es gibt türkisch. Das hier ist Mercimek Çorbası." Er las es von einem Zettel ab und tat sich schwer mit der Aussprache: "Es ist eine Suppe aus roten Linsen. Dies ist Antep Ezmesi, eine scharfe Salsa, die du am besten zusammen mit dem Fladenbrot ist. Schärfe ist nämlich gut für dich, denn sie weckt die Lebensgeister wieder." behauptete Stiles: "Das weiße hier ist Cacik, eine Joghurt-Knoblauch-Creme mit Pefferminze. Die hat es echt in sich, aber du wolltest heute vermutlich auch niemanden mehr küssen, richtig?" "Das ist richtig." knurrte Derek, der durch diese Bemerkung natürlich wieder daran erinnert wurde, dass er ja seit neustem wieder einmal unfreiwillig single war. Nun bemerkte auch Stiles seinen Patzer auch und beschloss daher dieses unbequeme Thema nicht weiter zu vertiefen, sondern fuhr stattdessen rasch fort: "Außerdem gibt es noch zweierlei Pide, das eine ist mit Hackfleisch und das andere mit Käse gefüllt. Lass´ es dir schmecken!" "Wo hast DU denn gelernt türkisch zu kochen?" wollte Derek wissen: "Youtube." erwiderte der Schüler achselzuckend und kehrte dem Werwolf den Rücken: "Moment mal! Isst du heute denn nicht mit mir?" wollte dieser wissen. Offenbar hatte es dem Griesgram gestern gefallen, Gesellschaft bei seiner Mahlzeit zu haben? Erneut erfasste den Jüngeren das beglückend-euphorische Gefühl von Triumph, doch er hielt es mit Mühe in seinem Inneren verschlossen: "Leider keine Zeit." gab Stiles stattdessen zurück und blickte sich suchend um: "Sag mal, du hast hier doch sicher irgendwo einen Wasseranschluss, oder?" Derek hatte bereits den Mund voll mit Fladenbrot und scharfem Dip und kaute selig. Er deutete in Richtung des riesigen Lochs in der Wand auf der rechten Seite seines Lofts, wo er bei seinem Einzug mit brachialer Gewalt einen Durchbruch gemacht hatte, um mehr Platz zu haben, ohne sich jedoch die Mühe zu machen, das Ganze in irgendeiner Weise ästhetisch anspruchsvoll zu gestalten, doch dann stutzte er: "Moment mal? Wozu brauchst du denn jetzt Wasser?" Stiles hielt einen großen, schwarzen Eimer in die Höhe und erklärte: "Selbstverständlich um den hier voll zu machen." "Aber...?" setzte Derek an, doch da war Stiles bereits ohne nähere Erklärung nebenan verschwunden und kehrte wenig später mit gefüllten Eimer zurück. Derek ließ es sich weiterhin schmecken, doch er beobachte sehr genau, was sein ungeladener Gast denn nun wohl IN SENEM ZUHAUSE zu tun gedachte? "Du putzt meine Fenster?" fragte er einen Augenblick verdattert, als er Stiles nun mit einem Wischer, getränkt in Seifenlauge, an einer Teleskopstange hantieren sah: "Du hast doch gesagt, wenn es mich stört soll ich es selbst putzen. Nun... es stört mich!" gab Stiles zurück, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen: "Und wenn du schon partout nicht hinaus in die Sonne gehen willst, dann müssen wir ja wohl wenigstens dafür sorgen, dass ein bisschen Sonne zu dir hinein scheint. Ein bisschen Vitamin D wird dir guttun." "Du bist echt ein komischer Vogel." urteilte Derek, doch es klang nett wie er das sagte, also widersprach Stiles nicht und er spürte, wie sich eine angenehme Wärme in seinem Inneren ausbreitete. Den schweren, langen Wischer zu betätigen, oder auch nur zu halten war sehr viel anstrengender, als Stiles sich das zuvor vorgestellt hatte, zumal dieses Fenster offenbar noch nie geputzt worden war und er vielfach über dieselben Stellen gehen musste, um den ganzen Dreck loszuwerden. Es dauerte nicht lange, ehe der Schüler durchtränkt war vom Schmutzwasser und seinem eigenen Schweiß. Der Hausherr machte indes keinerlei Anstalten, dem vor Anstrengung keuchenden Jungen auch nur im geringsten zu helfen. Er genoss stattdessen ungerührt sein Abendbrot und schaute Stiles einfach bloß mit einer Spur Amüsiertheit dabei zu. Dabei wäre es für Derek mit seinen dicken Angeber-Muskeln und seinen übernatürlichen Kräften im Vergleich zu dem Menschen mit Sicherheit ein Kinderspiel gewesen, diesen Job zu erledigen, wie dieser finster bei sich dachte. Andererseits war Stiles auch klar, dass er sich diese Sache selbst eingebrockt hatte, also beendete er sein Werk zunächst an der Innen- und anschließend auch auf der noch weitaus verdreckteren Außenseite ohne zu klagen. Völlig erledigt hockte er sich dann zum Verschnaufen vor Derek auf den Boden, welcher sich zum Verdauen auf dem Sofa langgemacht hatte und bewunderte sein Werk: „Siehst du! Das ist doch gleich viel netter!“ erklärte er: „Na, wenn du meinst?“ gab der undankbare Werwolf zurück. Stiles blickte ihn giftig an, doch er beschloss diese Missachtung seiner harten Arbeit zu ignorieren und fuhr stattdessen fort: „Dein Balkon ist wirklich cool. Der ist echt riesig. Da könnte man so richtig was draus machen. Liegestühle, nette Beleuchtung, vielleicht ein bisschen Sand am Boden, für das Strandgefühl, ein paar Pflanzen hier und da...“ Derek blickte den Jüngeren an, als habe er den Verstand verloren: „Warum sollte ich so einen Blödsinn denn überhaupt wollen?“ „Na weil es schön ist, du Griesgram! Du könntest es dir gemütlich machen, relaxen, vielleicht ein paar Freunde einladen, einen Grillabend geben, oder so?“ erklärte Stiles: „Sag´ mal kennen wir uns? Ein Grillabend mit Freunden? Bei mir?“ fragte Derek fassungslos: „Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Ich bin ein Einzelgänger! Ich mag keinen Besuch. Dabei fällt mir ein... musst du nicht auch langsam mal wieder nachhause?“ Da fiel bei Stiles endgültig die Klappe. Er hatte es wirklich im Guten versucht, hatte heute einiges geschluckt und sich alle Mühe gegeben, doch dieser Kerl war einfach ein hoffnungsloser Fall: „Du bist echt ein Arsch, weißt du das?“ knurrte er und sprang auf die Füße: „Wahrscheinlich liegt es gar nicht daran, dass du einen grauenhaften Geschmack bei der Partnerwahl hast, gepaart mit einer merkwürdigen Vorliebe für Soziopathinnen wie Frauen wie Kate Argent oder Jennifer Blake, oder daran dass du ein Werwolf bist. Vielleicht findest du einfach niemanden, weil du ein echtes Sackgesicht bist und jede Person mit ein bisschen gesundem Menschenverstand sich von dir so fern hält wie möglich hält? Ich habe es versucht, Mann. Ich habe wirklich versucht dir zu helfen und etwas Nettes für dich zu tun, aber von dir kommt nur Scheiße! Ich bin raus! Verreck´ doch, Mann! Du willst es doch gar nicht anders!“ Stiles wendete sich um, ließ all das Zeug, welches er mitgebracht hatte achtlos liegen, sprintete zum Tor, riss es auf und er flüchtete. Derek blickte ihm einen Moment lang verdutzt hinterher. Eigentlich hätte ihm das Ganze ja vollkommen egal sein können, doch so war es irgendwie überhaupt nicht. Er versuchte zu ergründen, was das für ein Gefühl war, welches gerade in seinem Inneren rumorte. Es war... Schuld! Er fühlte sich wie ein gemeiner Mistkerl und er spürte, dass er irgendetwas unternehmen musste. Ohne zu wissen was das sein sollte, rannte er nun hinter Stiles her. Dieser hatte mittlerweile allerdings bereits zwei Stockwerke Vorsprung und Derek holte ihn nur langsam ein. Also machte er sich den ungerechten Vorteil zunutze ein Werwolf zu sein, übersprang kurzerhand das nächste Geländer und landete eine Etage tiefer, so dass Stiles keine andere Wahl hatte, als mitten in ihn hinein zu rennen. Doch da Derek hatte diesen Zusammenprall einkalkuliert hatte, geriet er dadurch nicht einmal ins Wanken, sondern fing den Jüngeren auf und schloss fest die Arme um ihn. „Unfair.“ stammelte Stiles und blickte verwundert zu dem Werwolf hinauf: „Weinst du etwa?“ fragte ihn Derek, ohne seinen Schraubstockgriff auch nur im Mindesten zu lockern: „Ach, überhaupt nicht.“ knurrte Stiles: „Bild´ dir bloß nichts ein!“ „Entschuldige.“ murmelte Derek und klang dabei regelrecht kleinlaut: „Das Essen war gut. Und das Fenster hast du toll hinbekommen. Danke!“ Stiles Unterkiefer klappte herunter. Derek Hale entschuldigte sich für etwas bei ihm? Derek Hale bedankte sich? Das war so eine Art magische Doppelpremiere und so unvorstellbar, dass der Mensch noch einmal nachfragen musste: „Was hast du gerade gesagt?“ „Ich war nicht nett zu dir, obwohl du nur helfen wolltest.“ erwiderte Derek schlicht: „Das war scheiße von mir. Wahrscheinlich hast du Recht. Ich verdiene es nicht, dass mich jemand liebt.“ „Oh...?“ machte Stiles schuldbewusst: „So habe ich das aber gar nicht gemeint. Es war gemein von mir, so etwas zu sagen.“ Dann realisierte er, dass er immer noch von Derek festgehalten wurde und fragte zaghaft: „Lässt du mich gehen?“ „Kommst du morgen wieder?“ erkundigte sich Derek. Stiles nickte: „Ich muss ja schließlich mein Zeug noch bei dir abholen.“ erwiderte er mit einem zaghaften Lächeln. Also löste Derek seinen Schraubstockgriff und Stiles setzte seinen Weg nach unten fort. Er drehte sich noch einmal um, ihre Blicke trafen sich und es lag etwas Unausgesprochenes in der Luft, dass keiner von beiden richtig hätte benennen können. Stiles brach schließlich den Bann, indem er seine Augen losriss und seinen Weg nach unten eiligen Schrittes fortsetzte. Derek wartete noch, bis er hörte wie vor dem Gebäude der Motor des Jeeps startete, dann kehrte er zurück in sein Loft, verschloss das Tor und hockte sich auf sein Bett. Die untergehende Sonne, welche durch das große Fenster hereinschien, hüllte sein Heim soeben in wundervolles, rot-goldenes Licht. Und erstmals seit einer langen Zeit konnte er wieder einmal tief durchatmen und fühlte Frieden. Kapitel 4: Süße Verführung -------------------------- Wieder zuhause sprang Stiles als erstes unter die Dusche und schlüpfte danach in seine bequemste Trainingshose und ein frisches T-Shirt. Eigentlich wäre es nun höchste Zeit gewesen, sich von der heutigen Plackerei gründlich zu erholen, doch leider ließ es ihm keine Ruhe, dass er einmal mehr keine rechte Idee hatte, was er morgen für Derek kochen könnte. Klar war lediglich, dass er selbstverständlich wieder hingehen würde, denn immerhin hatte er ja nun erstmals eine echte Einladung hierzu erhalten. Derek hatte ihn ja sogar regelrecht angefleht wiederzukommen. Richtig glauben konnte Stiles das immer noch nicht. Und es löste irgendetwas in ihm aus. Er konnte dieses Gefühl nicht wirklich benennen, er wusste nur, dass es sich verdammt gut anfühlte. In etwa so als hätte man das Vertrauen eines scheuen Wildtieres gewonnen. Derek würde ihm für dieses Vergleich vermutlich die Kehle herausreißen - mit seinen Zähnen! Weshalb Stiles etwas Derartiges selbstverständlich niemals laut aussprechen würde. Er wünschte sich lediglich, dass dieses Gefühl anhalten sollte. Und das führte ihn zurück zu seinem Problem: Was sollte er kochen? Es musste das Richtige sein, etwas Großartiges, womit er sicherstellte, dass er es nicht gleich wieder versaute. Um besser nachdenken zu können stapfte er in die Küche, dorthin wo er die „Reeses“ vor seinem vernaschten Dad versteckt hielt, nämlich hinter dem Müsli, den getrockneten Linsen und dem Vollkornreis. Hinter all diesem gesunden Zeug konnte Stiles sicher sein, dass sein Schatz sicher war, denn so etwas würde sein Vater niemals anrühren, solange man ihn nicht nachdrücklich dazu nötigte, was sein Sohn jedoch des öfteren aus Angst um die Gesundheit des Sheriffs tat. Stiles goss sich noch ein großes Glas eiskalte Milch ein und verschwand mit seiner Beute wieder in seinem Zimmer, wo er es sich bequem machte, um ein paar der verbrannten Kalorien nachzutanken. Und während sich der beruhigende, seligmachende Zuckerrausch in seinem gesamten Körper ausbreitete, wurde es Stiles mit einem Mal vollkommen klar was Derek dringend brauchte. Und er fing am besten auch gleich mit der Zubereitung an, denn er hatte einiges zu tun, wenn es gut werden sollte. Vorher musste er natürlich noch einmal schnell in den Supermarkt, denn er hatte nicht alles vorrätig, was er dazu brauchen würde. Er rieb sich bei der Aussicht auf den morgigen Tag zufrieden mit sich selbst die Hände. Obwohl er in dieser Nacht kaum geschlafen hatte, weil er in der Küche beschäftigt gewesen war, verspürte Stiles am nächsten Tag in der Schule keinerlei Müdigkeit, denn dafür war er viel zu aufgeregt. Es war nur gut, dass sein Dad für ein paar Tage zu seiner Schwester nach Los Angeles gereist war, denn ansonsten hätte er sicherlich seine Schwierigkeiten gehabt, diesem seine Nachtschicht zufriedenstellend zu erklären. In der sechsten Stunde im Chemieraum wollte Scott von Stiles wissen: „Sag´ mal, stimmt etwas nicht mit dir? Du stehst ja noch mehr unter Strom als sonst.“ „Alles bestens. Ich hatte wohl zu viel Adderall.“ log er, versuchte nun stillzusitzen und sich zu konzentrieren, indes die Zeit stillzustehen schien und Stiles dem Klingeln der Schulglocke förmlich entgegen fieberte. Scott verzog skeptisch die Augenbrauen zusammen, doch er fragte nicht weiter. Stattdessen sagte er, als es läutete: „Endlich Wochenende! Hast du schon etwas vor? Sollen wir uns vielleicht später zum Zocken treffen?“ „Geht nicht, ich hab´ noch etwas vor.“ winkte Stiles rasch ab: „Ach ja und was?“wollte sein bester Freund wissen: „Hast du etwa eine neue Freundin, die du mir bislang verheimlicht hast?“ Aus irgendeinem seltsamen Grund wurde Stiles nun rot, doch er versicherte: „Natürlich nicht. Du wärst doch der Erste, dem ich so etwas erzählen würde.“ „Aber irgendetwas ist doch mit dir. Erzähl´ schon!“ forderte der wahre Alpha. Als Mensch entschied Stiles sich jedoch dafür, dessen animalische Autorität als Rudelhäuptling geflissentlich zu ignorieren und erwiderte kopfschüttelnd: „Ich habe da gerade so ein Projekt in der Mache, aber das ist noch nicht abgeschlossen, also kann ich darüber auch noch nicht sprechen.“ „Kannst nicht, oder willst nicht?“ hakte Scott nach: „Also gut, ich will nicht.“ bekannt Stiles. Sein bester Freund machte ein langes Gesicht: „Du weißt dass das unter Brüdern ganz und gar nicht in Ordnung ist, oder?“ schmollte Scott: „Sorry Mann, aber ich bin ein bisschen abergläubisch und ich habe Angst, dass es in die Hose geht, wenn ich zu früh darüber spreche. Das musst du verstehen.“ erwiderte Stiles wenig beeindruckt. „Wie du meinst.“ erwiderte Scott mit finsterer Miene: „Aber dir ist hoffentlich klar, dass du mich mit dieser Geheimniskrämerei erst Recht neugierig gemacht hast, oder?“ „Tut mir leid, Bro! Aber ich muss jetzt auch echt los. Mein Geheimprojekt wartet!“ Mit diesen Worten schnappte Stiles sich seinen Rücksack und verschwand. Stiles hatte kurz zuhause Halt gemacht, um das Futter für seinen hungrigen Werwolf in seinem Jeep zu verladen und machte sich dann schnurstracks auf den Weg ins Industriegebiet, zu Dereks Heim. „Da bist du ja.“ begrüßte ihn der Hausherr, als Stiles wieder einmal schwer bepackt das Loft betrat. Und... Moment mal! War das auf seinem Gesicht etwa ein Lächeln? Es war irgendwie schwer zu sagen, denn wann hatte man Derek Hale denn schon einmal lächeln sehen. Es wäre durchaus ebenfalls denkbar, dass es sich lediglich um ein Zähnefletchen handelte. Doch nein, bei genauerem Hinsehen war dies eindeutig ein Gesichtsausdruck der besagte `Ich freue mich, dich zu sehen´. Stiles konnte es kaum glauben und sein Herz machte einen kleinen, freudigen Hüpfer. „Und? Was hast du Gutes für mich?“ wollte der Werwolf wissen. Er hockte auf seinem Bett und hatte sich seinem Gast zugewandt. Stiles grinste siegesgewiss, holte eine Frischhaltebox nach der anderen aus seiner großen mitgebrachten Tasche und verteilte diese dann auf der Schlafstatt: „Gute Güte, was ist das? Wer soll das denn alles essen? Erwarten wir etwa noch Besuch? “ fragte Derek erstaunt: „Nope! Das ist alles für dich und mich.“ versicherte Stiles: „So, so! Und was ist es nun? Kann es sein, dass es sich ausschließlich um Süßkram handelt? Du weißt aber schon, dass ich versuche auf meine Gesundheit und Figur zu achten, oder Stiles?“ fragte er Ältere: „Weiß ich.“ bestätigte der Schüler: „Aber ich finde, du kannst dir das dieses eine Mal erlauben, so wie du in letzter Zeit abgenommen hast. Und um deine Gesundheit musst du dir auch keine Sorgen machen. Erstens bist du doch ein toller, starker Werwolf mit übernatürlichen Heilungsfähigkeiten, Superkräften und so weiter und außerdem habe ich all diese Leckereien nach meinen Spezialrezepten hergestellt. Denn weißt du, mein Dad ist fast sechzig, aber würde sich am liebsten immer noch wie ein Fünfjähriger nur von Fast Food und Süßigkeiten ernähren. Und weil ich ihn noch lange behalten will, musste ich mir ja etwas einfallen lassen, also koche ich für ihn. In Mütter-Foren im Internet habe ich zum Beispiel gelernt, wie die ihren Kindern Gemüse so zubereiten, dass sie gar nicht merken, dass sie welches essen. Das da zum Beispiel...“ Stiles deutete auf eine der Boxen: „... das sind Kleie-Karotten-Törtchen mit einem fettarmen Frischkäse-Topping. Gesüßt sind sie ausschließlich mit Datteln. Und die Mousse-Au-Chocolat besteht aus Avocados, Rohkakao und Ahornsirup.“ Derek verzog ein wenig das Gesicht, also versicherte Stiles schnell: „Ich weiß dass das komisch klingt, aber die ist wirklich überirdisch gut, glaub´ mir! Dad konnte es gar nicht glauben, nachdem er seine Portion verputzt und ich ihm danach erst verraten hatte, was er da gegessen hat. Probier´ mal!“ Er hielt dem Älteren einen Löffel voll hin: „Also gut riechen tut es auf jeden Fall.“ bestätigte Derek und dann kostete er vorsichtig. Sofort erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht: „Oh Mann! Das ist der Wahnsinn!“ rief er begeistert aus. „Findest du? Na dann koste mal die gegrillten, weißen Pfirsiche mit Kokosschaum! Die sind meine Spezialität.“ prahlte Stiles zufrieden mit sich selbst. Und so verkostete Derek das gesamte mitgebrachte Nachspeisen-Büffet, gab dabei glückselige „Oh´s“ und „Ah´s“, sowie überschwängliche Lobpreisungen mit vollem Mund für Stiles Koch- und Backkünste von sich. Stiles selbst hatte sich zu ihm auf´s Bett gesetzt, naschte ebenfalls ein wenig, doch die weitaus größere Freude für ihn war es, die begeisterten Äußerungen des Genusses des ansonsten so wortkargen, grimmigen Werwolfs zu vernehmen. Genau das hatte er nämlich erreichen wollen; nicht nur den Magen seines Sorgenkindes zu füllen, sondern vor allem sein gebrochenes, trauriges Herz. „Das war besser als Sex!“ behauptete Derek nach dem Essen, ließ sich auf dem Bett nach hinten fallen und rieb sich zufrieden den Bauch: „Na wenn du meinst?“ erwiderte Stiles zweifelnd, streckte sich ebenfalls lang aus und starrte hinauf zur Decke. Derek entging nicht der eigenartige Unterton in seiner Stimme. Er drehte sich auf die Seite, so dass er den Jüngeren anschauen konnte und fragte vorsichtig: „Das mit meiner Cousine und dir ist wohl endgültig vorbei, oder?“ „Ist es!“ bestätigte Stiles einsilbig. Derek traute sich ein weiteres Mal vor, diesmal mit der Frage: „Und du und Lydia? Wird daraus vielleicht doch noch irgendwann mehr?“ Stiles seufzte: „Wir haben es versucht, aber... es passt einfach nicht. Lydia ist meine beste Freundin und ich liebe sie, aber eben nicht SO. Das habe ich einfach bloß eine lange Zeit nicht verstanden.“ „Gibt es denn eine Andere in deinem Leben?“ hakte Derek nach. Es schien ihn wirklich zu interessieren. Es dauerte eine Weile, ehe Stiles Antwort gab und er traute sich dabei nicht, Derek anzuschauen als er sagte: „Ich bin nicht einmal sicher, ob es das ist, was ich wirklich will?“ „Verstehe!“ gab Derek zurück: „Also... bist du schwul?“ Stiles zuckte zusammen, setzte sich auf und stammelte nervös: „W... was? Nein, bin ich nicht! Also... das glaube ich jedenfalls? Ich weiß es nicht?“ Er sprang vom Bett auf und begann gehetzt im Loft auf und ab zu laufen, wie ein Tiger im Käfig. Derek erhob sich ebenfalls, doch er stand einfach nur bewegungslos da und folgte dem Jüngeren mit seinem Blick. Als er davon allerdings nach einer Weile seekrank wurde, stoppte er seinen Gast, indem er ihm schwer, warm und beruhigend eine seiner großen, kräftigen Hände auf die Schulter legte: „Hey Stiles, ist in Ordnung! Entspann´ dich wieder, okay?“ sagte er sanft. Stiles Blick haftete am Boden. Er brauchte einen Moment, ehe er seinem Gegenüber wieder direkt ins Gesicht schauen konnte: „Ich weiß doch selbst nicht, was mit mir los ist.“ stieß er hervor. Verzweiflung lag in seiner Stimme. Derek setzte sich wieder und forderte Stiles mit seinem Blick auf, ebenfalls wieder Platz zu nehmen: „Was sagen denn dein Dad, oder Scott dazu? Konnten sie dir keinen Rat geben?“ wollte der Werwolf wissen. Stiles gab keine Antwort darauf, doch Derek konnte diese dennoch aus dessen Blick herauslesen: „Du hast noch gar nicht mit ihnen darüber gesprochen?“ stellte er überrascht fest: Stiles seufzte: „Ich kann diesen Gedanken ja nicht einmal denken, ohne in totale Panik zu verfallen. Ich hätte heute auch nie etwas gesagt, wenn du mich mit deiner Frage nicht so überrumpelt hättest.“ Irgendwie erwartete der Jüngere nun, dass Derek sich hierfür entschuldigen würde, doch das tat er nicht, sondern er blickte ihn lediglich durchdringend an, so dass Stiles ein wenig nervös wurde. Und nun legte Derek sogar noch mit der Frage nach: „Gibt es denn einen Jungen, den du magst? Bist du verliebt, Stiles?“ Der Jüngere rubbelte sich nervös über Haare und Gesicht und erwiderte dann unzufrieden: „Weißt du was, Mann? Um dieses Gespräch tatsächlich zu führen, müsste ich vermutlich ziemlich betrunken sein. Können wir dieses Thema bitte einfach fallen lassen?“ Derek nickte und ein langes Schweigen entstand zwischen ihnen. Nach einer Weile entschied Stiles jedoch, dass er nun an der Reihe sei, intime Fragen zu stellen, denn es gab da etwas, das ihn schon lange beschäftigte: „Sag´ mal, warum hat es dich eigentlich so umgeworfen, dass diese Jolene mit dir Schluss gemacht hat, Derek. Das ist schließlich nicht die erste deiner Beziehungen, die in die Brüche geht. Das wird schon wieder. Du kennst das doch schon. Und du wirst sehen, die Richtige kommt noch.“ Das Gesicht des Älteren verschloss sich und auf eine Antwort auf seine Frage wartete Stiles vergeblich, also schob er unbehaglich hinterher: „War das mit Jolene denn so etwas Besonderes für dich? Ist das der Grund, warum du so schwer wieder auf die Beine kommst?“ „Nein.“ erwiderte Derek einsilbig. Und nach einer Weile fügte er hinzu: „Ich denke, da geht es mir wie dir: Nüchtern kann ich wohl nicht darüber reden, was mit mir los ist. Nur schade, dass ich nicht betrunken werden kann.“ Wieder war da dieses Schweigen zwischen ihnen und es fühlte sich kalt, klamm und ungemütlich an, wie durchnässte Kleidung nach einem heftigen Regenschauer. Nach einer Weile hielt Stiles es nicht länger aus. Er erhob sich, begann sein Zeug einzusammeln und murmelte: „Ich schätze, ich gehe dann mal und lasse dich in Ruhe?“ An Dereks Haltung oder Miene war nicht abzulesen, ob er ihn überhaupt gehört hatte, denn er saß einfach bloß regungslos da. Doch als Stiles schon beinahe zur Tür raus war, kehrte urplötzlich das Leben in den Älteren zurück und er rief ihm hinterher: „Sehen wir uns morgen?“ Stiles blickte verblüfft über seine Schulter hinweg zurück. Er nickte. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort. Kapitel 5: If you like pina coladas... – Teil 1 ----------------------------------------------- Die heutige Begegnung zwischen Stiles und ihm ließ Derek mit einer gewissen Ruhelosigkeit zurück, doch er konnte nicht den Finger drauflegen, was genau ihn derart beschäftigte. Er sah einfach bloß ständig diesen panischen Gesichtsausdruck des Jüngeren vor sich, in jenem Moment da sie über seine Sexualität gesprochen hatten, als habe dieser sich auf seiner Netzhaut eingebrannt. Derek fragte sich, ob er noch etwas anderes zu Stiles hätte sagen, oder irgendetwas hätte tun sollen? Hatte er Stiles mit seiner Angst allein gelassen? Er spürte jedenfalls sehr genau, was er gern getan HÄTTE. Er hätte ihn festhalten wollen, so wie gestern, als Stiles ihm auf der Treppe zwangsweise in die Arme gerannt war; ganz fest, bis alle Furcht und Nervosität den Jungen verlassen hätten, doch so etwas tat man einfach nicht, richtig? Derek dachte daran zurück, wie er Stiles damals bekämpft hatte, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Der Mensch war ihm ganz einfach im Weg gewesen, als er auf der Suche nach einem neuen Rudel, versucht hatte Scotts Vertrauen zu gewinnen. Derek hatte Stiles damals noch nicht verstanden, sondern hatte ihn lästig, überdreht, anstrengend und ziemlich nutzlos gefunden. Vieles war seither geschehen. Derek hatte hinter die Fassade aus Sarkasmus und Selbstüberschätzung des hyperaktiven Teenagers blicken können und hatte Klugheit, unbedingte Loyalität, Tapferkeit und große Verletzlichkeit erkannt. Sie hatten sich mehr als einmal gegenseitig in der Not beigestanden, ja sich sogar das ein, oder andere Mal das Leben gerettet. Derek hatte zuerst gelernt, Stiles zu tolerieren, später ihn zu akzeptieren und ihn schließlich gar zu respektieren. Sicherlich gab es immer noch diese kleinen Frotzeleien zwischen ihnen, doch diese waren irgendwie sanfter und harmloser geworden, beinahe ein wenig familiär. Als seine Beziehung zu Jolene geendet und Derek beschlossen hatte, seiner Familie und seinem Rudel den Rücken zuzukehren, war es ihm tatsächlich gelungen sie alle loszuwerden, nur eben nicht Stiles. Und war nicht genau dies so typisch für diesen Jungen? Sein starker Wille und diese gehörige Portion Frechheit. Natürlich hatte Derek dieses Eindringen in seine selbstgewählte Einsamkeit zunächst überhaupt nicht gefallen, doch Stiles hatte ihn wohl irgendwie mürbe gemacht mit seiner beharrlichen, distanzlosen Fürsorge. Und sie waren sich dabei noch einmal näher gekommen. Ziemlich nah sogar. Wenn Derek ehrlich zu sich selbst gewesen wäre, dann hätte er sich vielleicht eingestehen können, dass er ihr morgiges Wiedersehen kaum erwarten konnte. Es war Samstag und da Stiles heute nicht in die Schule musste, schlug er schon um die Mittagszeit bei Derek auf: „Stör´ ich?“ wollte er wissen, als er den überraschten Blick des Hausbewohners sah: „Überhaupt nicht.“ versicherte Derek und es füllte Stiles Brust mit Wärme, weil er auch ohne Werwolfsohren deutlich hören konnte, dass es aufrichtig gemeint war: „Was schleppst du denn heute wieder alles an?“ wollte Derek wissen und deutete auf die beiden großen Taschen in den Händen des Jüngeren. Stiles begann den Inhalt des ersten Behältnisses auf dem Tisch vor dem Sofa aufzubauen, auf welchem es sich Derek bereits erwartungsvoll gemütlich gemacht hatte: „Ich habe Sandwiches gemacht. Hast du Hunger?“ „Wie ein Wolf!“ bestätigte der Ältere: „Aber ehrlich gesagt wundere ich mich ein bisschen über dich. Tagelang bekochst du mich, als seist du die Reinkarnation von Paul Bokuse und heute gibt es einfach nur Schnittchen?“ Derek lachte: „Na ja, es sind nicht einfach bloß langweilige Schnittchen.“ rechtfertigte sich Stiles halb verunsichert, halb beleidigt: „Wir haben Büffelmozzarella mit hausgemachtem Pesto, schweizerischen Gruyère-Käse auf Vollkorntoast, original italienische Mortadella, Pastrami mit Remoulade nach meinem eigenen Rezept..." "Hey, das war doch nur Spaß, Kleiner. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich so gut versorgst. Und irgendwann werden wir mal über Geld reden, denn das alles muss sicher ein kleines Vermögen gekostet haben." erwiderte Derek sanftmütig und klopfte aufmunternd auf den Platz neben sich: "Und nun lass´ uns essen, okay?" "Du musst dir um das Geld keine Gedanken machen." versicherte Stiles: "Ich hatte einiges von meinem Taschengeld gespart und es war mir die Sache wirklich wert." "Du hast das alles von deinem Taschengeld bezahlt?" fragte Derek gleichsam überrascht, wie auch gerührt und versprach: "Also dann werde ich dir das Geld aber definitiv geben." "Musst du aber nicht. ehrlich!" beteuerte Stiles noch einmal, doch Derek ließ an dieser Stelle nicht mit sich diskutieren: "Ich lasse mich doch nicht von einem Schulkind aushalten!" "Hey, ich bin kein Kind mehr. Ich bin achtzehn!" entrüstete sich der Jüngere, doch es fiel ihm schwer an seinem Ärger festzuhalten, so wie Derek ihn gerade angrinste und ihm zuzwinkerte. Verdammt, hatte dieser Kerl ein Lächeln! Schade nur dass er damit stets so geizig umging, fand Stiles. Und um seine Unsicherheit zu überspielen, weil Derek ihm noch immer so intensiv in die Augen schaute, schnappte er sich schnell eines der Sandwiches und begann zu kauen. Derek tat es ihm gleich und er begann sogleich zu schwärmen: „Gott, das ist so verdammt gut! Wenn du mich weiterhin so fütterst, werde ich bald nicht mehr durch die Tür passen.“ Stiles grinste in dümmlicher Zufriedenheit in sich hinein, legte seinem Nebenmann prüfend eine Hand auf den Bauch und urteilte: „Das ist immer noch ein Waschbrett, oder nicht? Also droht in dieser Hinsicht wohl keine Gefahr.“ Derek blickte erst ihn an, dann die Hand auf seinem Magen und aus irgendeinem Grund zog Stiles sie nun rasch weg, als habe er sich die Finger verbrannt. Schlagartig schoss ihm eine rot die Peinlichkeit ins Gesicht, doch der Ältere schien davon zum Glück nichts bemerkt zu haben, denn nun aß er bereits ungerührt weiter. Vielleicht wollte Derek sich aber auch nicht anmerken lassen, wir unangemessen diese Berührung gerade gewesen war? Stiles entschied jedoch im Stillen, dass er so oder so nichts mehr daran ändern konnte. Er musste sich jedoch ab jetzt ein bisschen besser im Griff haben! Er schnappte sich rasch ein weiteres Sandwich und verleibte es sich schweigend ein. Nachdem sie beide gesättigt waren, realisierte Stiles dass er von seinem Nebenmann stirnrunzelnd betrachtet wurde und schließlich fragte Derek: „Ist alles in Ordnung bei dir? Du sagst gar nichts und ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass dies äußerst uncharakteristisch für dich ist. Habe ich dich etwa irgendwie verärgert? Ist es immer noch weil ich dich ein `Schulkind´ genannt habe?“ Stiles wandte sich überrascht zu ihm um und versicherte schnell: „Wie? Nein! Nein, ich bin doch nicht sauer. Ich war nur irgendwie in Gedanken, das ist alles.“ „Und verrätst du mir denn wohl auch, woran du so intensiv gedacht hast, dass es dir tatsächlich einmal die Sprache verschlagen hat?“ fragte Derek schnurrend. Stiles grinste frech und schüttelte den Kopf: „Nichts da! Ich bin heute mit dem festen Ziel hierher gekommen DICH endlich zum Reden zu bringen. Und dafür habe ich auch einen Plan. Ich werde dich nämlich betrunken machen.“ Er nahm sich nun die zweite Tasche vor, welche er bei seiner Ankunft dabei gehabt hatte und begann damit deren Inhalt, bestehend aus Zutaten für verschiedene Cocktails, auf dem Tisch auszubreiten. Da waren Flaschen mit Säften, sowie hochprozentigem Alkohol, Früchte im Glas, Kokosmilch, zwei hohe Gläser und sogar ein Sack Eiswürfel, bunte Strohhalme, Papierschirmchen und weiteres Dekomaterial.“ Als Derek all dies sah, musste er lachen und er kommentierte: „Du bist total verrückt Stiles, weißt du das? Aber dir ist schon klar, dass ich ein Werwolf bin, oder? Mein Körper heilt zu schnell, als das ich betrunken werden könnte.“ Stiles grinste siegessicher und zog ein winziges Tütchen mit einem dunklen Pulver hervor: „Natürlich weiß ich das, weswegen ich hier etwas habe, was deine überlegene Biologie austricksen kann. Und böser Wolf? Traust du dich?“ „Wolfswurz?“ fragte Derek überrascht: „Dir ist schon klar, dass das für solche wie mich giftig ist, oder?“ „Wie heißt es so schön? Die Dosis macht das Gift! Ich war bei Deaton und habe ihn gebeten, mir genau die richtige Menge abzufüllen, mit welcher das Schlimmste was dir passieren kann ein Vollrausch ist.“ versprach Stiles: „Aber wenn du Angst hast...?“ Er provozierte sein Gegenüber, indem er gackerte, wie ein feiges Huhn. „Ich habe vor gar nichts Angst.“ stellte Derek klar, schnappte sich blitzschnell das Tütchen aus der Hand des Jüngeren, goss sich ein wenig aus einer Flasche Kirschsaft ein, löste das Pulver darin auf und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter. Kapitel 6: If you like pina coladas... – Teil 2 ----------------------------------------------- „Also gut...“ sagte Stiles: „... was soll ich für dich mixen? Einen „Caipirinha“? Eine „Pina Colada“ vielleicht? Oder einen „Erdbeer-Mojito“?“ Derek zog seine Stirn in Falten: „Hast du nicht auch irgendetwas, wovon man KEINEN Diabetes bekommt? All´ diese Cocktails bestehen doch praktisch zur Hälfte aus Zucker.“ Stiles zog einen Schmollmund: „Du bist wirklich eine Spaßbremse, weißt du das Hale? Deswegen trinkt man doch Cocktails, weil es quasi Süßigkeiten für Erwachsene sind und sich der Alkohol mit dem Sugarrush im Hirn zu einem fantastischen Hochgefühl vereint. Doch ich habe mir so etwas schon gedacht und deswegen bekommst du jetzt erst einmal einen „Cuba Libre“ mit zuckerfreier Cola. Aber ich will hinterher keine Beschwerden hören, dass es dir nicht schmeckt, kapiert?“ Er mixte Derek also seinen spaßbefreiten Drink und zwar zur Sicherheit gleich eine doppelte Portion, damit der Werwolf, welcher selbst unter Einfluss der schwächenden Droge Wolfswurz sicherlich immer noch eine recht stabile Konstitution haben würde auch etwas spürte. Sich selbst bereite Stiles eine „Pina Colada“ in einem riesigen Glas zu und begrub das Ganze zufrieden grinsend unter einer Bruttoregistertonne Schlagsahne und Ananas, beides aus der Dose: „Zum Wohl!“ rief er fröhlich und die beiden Männer stießen miteinander an. Nachdem Derek sein Glas geleert hatte, fragte Stiles mit erwartungsvollem Blick: „Und? Wie war´s?“ „Ich merke noch nichts, falls du das meinst.“ gab der Werwolf zurück: „So schnell geht das ja auch nicht!“ belehrte ihn der Jüngere und wollte dann wissen: „Aber schmeckt es dir denn nun?“ Derek zuckte mit den Achseln: „Geht so.“ gab er zurück: „Es könnte geschmacklich interessanter sein.“ Doch weil Stiles nicht der Typ dafür war so leicht aufzugeben, probierte er es als nächstes mit einem „Moscow Mule“, welcher Derek eine Spur besser mundete, doch letztlich sei dieser Drink ihm zu „gurkig“, gab der Werwolf an. Stiles gab darauf ein wenig säuerlich zu bedenken, dass gurkig ja nicht einmal ein richtiges Verb sei und man die Gurke ja auch nicht einfach weglassen könne, denn dann sei es ja einfach nur Root Beer mit Wodka und das sei dann wiederum auch nicht besonders interessant. Und vielleicht sei Derek auch einfach bloß zu amerikanisch für Drinks aus sozialistischen Staaten, weshalb er ihm nun einen „Gin Tonic“ mixen würde, denn dieser schütze aufgrund seines Chiningehalts nicht nur vor Malaria, sondern sei überdies bitter wie das Leben selbst, weshalb er Derek ja wohl schmecken dürfte. Basta! „Malaria? Sag mal kann es sein, dass du schon ein wenig betrunken, Stiles?“ fragte Derek, dem die Argumentation des Menschen zunehmend ein wenig... dämlich... erschien. Doch der Jüngere wies dies, trotz der Tatsache dass er mittlerweile bereits neben der Pina Colada zwei „Daiquiri“, einen mit und einen ohne Erdbeersirup und einen großen „Mai Tai“ geleert hatte, weit von sich. Derek widersprach seinem Gast nicht, weil er fürchtete, dass dies in dessen gegenwärtiger Verfassung in einem weiteren grotesken Wortschwall enden würde. Aber ihm wurde klar, dass er nun wohl einen Zahn zulegen musste, wenn er mit dem Menschen mithalten wollte. Erfreulicherweise war „Gin Tonic“, wie von Stiles bereits gemutmaßt, tatsächlich Dereks Drink und so kippte er sich nun munter einen nach dem anderen hinter die Binde. Irgendwann stellte er mit einem dümmlichen Grinsen fest: „Irgendwie dreht sich alles? Das ist nett!“ Stiles, welcher gerade dabei war, aus Papierschirmchen, Cocktailkirschen und all dem anderen Zeug, welches er mitgebracht hatte, lustige, kleine Männchen und bizarre Fabelwesen zu basteln, hielt in seiner staatstragenden Tätigkeit inne und kommentierte entzückt: „Dann funktioniert es also! Ich habe dich betrunken gemacht.“ „Das hast du wohl.“ bestätigte Derek: „Ich verstehe langsam, warum euch Menschen dieser Zustand gefällt. Es fühlt sich... warm und friedlich an.“ „Ein bisschen so, als würde man schweben.“ bestätigte Stiles und ließ sich der Länge nach auf Dereks Bett fallen. Es war inzwischen dunkel geworden in der Behausung des Werwolfs. Derek entzündete einige dicke weiße Altarkerzen in hohen, robusten Glasgefäßen, platzierte sie in der Nähe seiner Schlafstätte, legte sich dann ebenfalls hin, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte zum frisch geputzten Fenster hinaus nach oben in die Sterne: „Danke, Stiles.“ murmelte er: „Mir geht es seit langer Zeit endlich mal wieder richtig gut.“ „Kein Ding, Alter.“ versicherte der Jüngere beinahe ein wenig verlegen: „Hab´ ich echt gern gemacht.“ Eine Weile lagen die beiden Männer einfach bloß schweigend nebeneinander und starrten hinauf in den Nachthimmel. Dann traute sich Stiles endlich zu fragen: „Was war es denn nun, was dich in letzter Zeit so fertig gemacht hat? Warum war diese Trennung so schlimm für dich? Erzählst du es mir?“ Fast fürchtete Stiles, dass er trotz des Alkoholeinflusses unter welchem der Werwolf momentan stand, wieder einmal kein Wort aus diesem herausbekommen würde, weil er sich so lange Zeit mit seiner Antwort ließ. Dann jedoch sagte Derek schließlich: „Ich wollte einfach, dass es endlich einmal passt, verstehst du?“ Stiles ahnte, was Derek meinte, doch ganz sicher war er nicht. Er schwieg und hoffte, dass der Ältere weitersprechen würde, wenn er einfach bloß abwartete, was dann auch tatsächlich geschah: „Ich will nicht mehr alleine sein. Ich war es schon so verdammt lange! Ich will mein Leben mit jemandem teilen, vielleicht sogar irgendwann heiraten und eine Familie gründen. Ich habe es gründlich satt, Derek der Einzelgänger, Derek der Eremit zu sein. Ich will zu jemandem gehören. Ich wollte so sehr, dass Jolene diese Person ist. Irgendwie kam sie mir wohl so vor, wie eine allerletzte Chance um glücklich zu werden.“ Der Ältere seufzte: „Irgendwo in mir gab es zwar diese kleine Stimme, die mich gewarnt hat, dass sie nicht die Richtige ist, doch ich wollte es nicht hören. Und als sie mich hat fallen lassen, habe ich mich so dumm, allein, wertlos und nicht liebenswert gefühlt, dass ich gar nicht anders konnte, als mich von allem zurückzuziehen.“ Stiles war sprachlos. Niemals hätte er sich träumen lassen, eine derart emotionale, aufrichtige Antwort von diesem sonst so verschlossenen Kerl zu erhalten und nun wusste er einfach nicht, was er dazu sagen konnte, was nicht dumm, platt oder total deplatziert gewesen wäre. Er wollte den Älteren in diesem Moment am liebsten in den Arm nehmen, ihm versprechen dass alles gut werden würde, um dieses traurige, einsame Herz zu wärmen und zu trösten. Natürlich tat Stiles es nicht, denn dies neben ihm war schließlich immer noch Derek-„Ich-reiße-dir-deine-Kehle-mit-meinen-Zähnen-heraus“-Hale. Dennoch nahm Stiles nun all seinen Mut zusammen und ergriff, ohne ein Wort darüber zu verlieren, einfach die Hand seines Nebenmannes und hielt sie fest. Und Derek? Der ließ es zu. Er gab sogar ein erleichtertes, kleines Seufzen von sich. Stiles atmete auf. Etwa fünf Minuten lang schaffte es Derek die Hand des Jüngeren zu halten, was sicherlich eine Art Weltrekord darstellte und damit einen Eintrag ins Guiness-Buch wert gewesen wäre, doch dann beendete der Werwolf Körperkontakt, richtete sich abrupt auf und blickte auf Stiles hinab: „Genug von mir!“ begann er beinahe ein wenig brüsk: „Was ist mit dir Stiles. Bist du nun schwul, oder was? Und wenn ja, gibt es dann jemanden, auf den du es abgesehen hast?“ „Whoa, whoa nun mach´mal langsam!“ erwiderte Stiles begleitet von einer abwehrenden Handbewegung: „Du kannst doch nicht einfach so mit der Tür ins Haus fallen! Ich weiß doch selbst noch gar nicht so genau, was bei mir Sache ist.“ Derek blickte ihn durchdringend an, was in gewisser Weise sogar noch schlimmer war, als mit weiteren Fragen bombardiert zu werden. Zunächst hatte Stiles dennoch beharrlich geschwiegen, doch unter diesem Blick gab er schließlich nach und fuhr fort: „Früher habe ich immer meine Witze darüber gemacht, mich gefragt, ob ich für schwule Männer attraktiv sei, habe zum Spaß mit anderen Kerlen ein wenig geflirtet, habe kesse Bemerkungen in ihre Richtung gemacht, doch im Grunde habe ich nicht wirklich gedacht, dass ich... SO wäre. Und ich war ja auch mit Mädchen zusammen und es war... okay. Doch ich denke immer öfter daran wie es wohl wäre mit einem anderen Mann... na, du weißt schon... Sachen zu machen.“ Stiles fächelte sich mit beiden Händen Luft zu: „Verdammt, ist mir heiß, oder nicht? Ist es heiß hier, oder spinne ich?“ Derek ignorierte die letzten Fragen und wollte stattdessen wissen: „Sachen machen? Was für Sachen denn?“ „Sag´ mal, stellst du dich absichtlich dumm?“ knurrte Stiles verlegen: „Küssen eben. Rummachen und so.“ „Na dann mach´ es doch? Was hält dich davon ab?“ fragte der Ältere ratlos. Stiles gab einen Laut der Verzweiflung von sich: „Ach ja? Und mit wem soll ich das bitteschön machen? Irgendwie stehen die experimentierfreudigen Jungs vor meiner Tür nicht gerade Schlange. Ich bin sogar schon ein paar mal im „Jungle“ gewesen, habe dort an der Bar gesessen, mich umgeschaut, versucht ein bisschen zu flirten, doch ich bin immer bloß abgeblitzt. Das kann sich jemand der aussieht wie du vielleicht nicht vorstellen, aber nicht jeder hat die freie Auswahl beim Paarungs-Bingo.“ Schmollend verkroch sich Stiles in sich selbst und stemmte sein Kinn auf seine Fäuste. „Wovon redest du? Du siehst gut aus, Stiles. Wer hat dir denn da etwas anderes eingeredet, hm?“ entgegnete Derek. Stiles hob den Kopf und fragte verblüfft: „Was hast du gerade gesagt?“ „Du hast mich schon verstanden, Stiles. Du hast echt keinen Grund dich unsicher zu fühlen. Du bist doch ziemlich süß und so.“ gab Derek leichthin zurück. In nüchternem Zustand hätte Stiles das dümmlich-zufriedene Grinsen, welches gerade im Anzug war vielleicht noch unterdrücken können, doch wie die Dinge lagen, war ihm dies in diesem Moment schlicht unmöglich. Und Derek ließ sich überraschenderweise sogar davon anstecken. Man konnte sagen was man wollte, doch alkoholisiert sein stand diesem Kerl hervorragend! „Ich habe übrigens schon mal einen Mann geküsst.“ erklärte Derek unvermittelt. Stiles Augen waren schlagartig rund wie Teller: „Du hast... du hast was?“ fragt er und seine Stimme überschlug sich beinahe: „Wann? Wieso? Wen? Häh?“ Derek lachte leise: „Ich war achtzehn. Es war nach dem Feuer, welches meine Familie getötet hat. Ich war damals immer unterwegs, blieb nie lange an einem Ort, um nicht irgendwelchen Jägern in die Hände zu fallen und vermutlich auch deshalb, weil ich in gewisser Weise vor der Realität weglaufen wollte. Damals habe ich mich auch schon oft allein gefühlt.“ Stiles nickte Anteil nehmend. Die Vorstellung dieses jüngeren, gehetzten und einsamen Dereks machte ihn traurig, doch es erschien ihm dennoch klüger, diesem Mitgefühl besser keinen Ausdruck zu verleihen, um den Älteren nicht verlegen zu machen. Stiles hörte stattdessen einfach schweigend weiter zu: „Ich trieb mich in Bars herum, hatte ein paar kurze Affären mit Frauen, doch es war nie etwas Ernstes. Man könnte sagen ich war... neugierig und sehr aufgeschlossen. Oder anders ausgedrückt: Ich war ein ziemliches Flittchen.“ Wieder gab Derek ein kleines Lachen von sich: „Irgendwann führte mich mein Weg nach San Francisco. Ich kam ins Castro-Viertel und irgendwie gefiel es mir dort. Ich verbrachte einen Abend in einer Kneipe, saß herum, trank, schaute mich um... Irgendwann kam ein Typ in meinem Alter auf mich zu, quatschte mich an, gab mir einen Drink aus und wir redeten. Er war nett und attraktiv und irgendwann hat er gefragt, ob er mich küssen darf.“ schloss Derek: „Ja und? Wie war es? Was ist dann passiert? Du kannst doch an dieser Stelle nicht aufhören!“ protestierte Stiles: „Es war okay.“ erwiderte Derek achselzuckend: „Nichts besonderes. Er konnte gut küssen, aber es hat jetzt nicht gerade meine Welt verändert. Und nachdem wir eine Weile geknutscht hatten, bin ich einfach gegangen. Allein! Das war auch schon alles.“ „Echt?“ fragte Stiles und sah aus, als müsse er diese Information erst einmal verdauen. Indes kam Derek eine Idee und er fragte: „Sag mal, glaubst du wirklich, dass ein Kuss dir die Klarheit verschafft, die du dir erhoffst?“ Der Angesprochene zuckte mit den Achseln: „Ich weiß es nicht? Es wäre einen Versuch wert. Immerhin wüsste ich dann, wie es sich anfühlt.“ „Und könnte das jeder Mann sein mit dem du das ausprobierst, oder muss es ein bestimmter sein?“ erkundigte sich Derek weiter: „Na ja, eine gewisse Sympathie schadet dabei wohl nicht?“ spekulierte Stiles nachdenklich. Derek nickte. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Was war schon dabei? Ein harmloser kleiner Freundschaftsdienst, mehr war es doch nicht. Und Stiles hatte sich in den letzten Tagen schließlich ein Bein für ihn ausgerissen. Zeit etwas zurückzugeben! Er beugte sich also zu dem Jüngeren hinüber, zog sanft dessen Kopf zu sich heran und verschloss seine Lippen mit denen eines verblüfften Stiles. Was dann geschah, hatte Derek jedoch mit Sicherheit nicht erwartet. Es war beinahe, als würde ihn ein Blitz treffen. Dies hier fühlte sich ganz und gar nicht so an, wie jene Begegnung mit dem Fremden vor vielen Jahren. Es fühlte sich auch nicht an wie ein harmloser kleiner Freundschaftsdienst. Es fühlte sich ernst an. Es fühlte sich... GUT an. Nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte, erwiderte Stiles den Kuss nun. Seine Lippen waren weich, sein Mund einladend, sein Atem süß. Und Derek wollte mehr davon! Er drückte den Menschen in die Matratze, rollte sich auf ihn, ohne ihren Kuss dabei zu unterbrechen. Er drängte sich gegen den jungen Mann unter ihn und sein Atem beschleunigte sich. Er wollte das hier. Er wollte es viel mehr, als er es je für möglich gehalten hätte. Dann jedoch kam ihm ein erschreckender Gedanke: War er überhaupt sicher, dass Stiles es ebenfalls wollte? Derek schreckte zurück und blickte ängstlich und fragend auf den Jüngeren hinab: „Warum hörst du auf?“ fragte Stiles verunsichert: „Mache ich etwas falsch?“ Derek schüttelte den Kopf, lächelte. „Warum machen wir dann nicht weiter?“ wollte Stiles wissen und diesmal war er derjenige, welcher die Initiative ergriff. Er rollte Derek auf den Rücken, kniete nun über ihm und küsste ihn abermals. Dieser Kuss jedoch war sanfter und vorsichtiger als der erste, zart, neugierig und verspielt. Und Derek fiel es leicht, sich diesem Tempo anzupassen. Er fühlte sich mit einem Mal wieder sehr jung und so, als würde er diese Art der Erfahrung zum ersten Mal machen. Erst ganz nach und nach tasteten sich Hände unter Kleidungsstücke, trauten sich Lippen und Fingerkuppen auf Entdeckungsreise zu gehen, um wunderbares, verheißungsvolles Neuland zu erforschen. Die Augen halb geschlossen, betrachteten beide einander vielmehr mit den Händen. Dass dies hier nicht auf Sex hinauslaufen würde, schien beiden gleichermaßen klar zu sein. Dafür war all´ dies noch viel zu neu und zu anders, dennoch bedeutete das nicht, dass es nicht Verschmelzung bedeutete. Sie atmeten und schwangen im Gleichklang, in vollkommener Harmonie. Dies hier war unerwartet, unerklärlich, verblüffend und dennoch fühlte es sich wie Vorsehung an. Als hätten sie beide sehr lange darauf gewartet, als hätten ihre Seelen sich vor langer Zeit hierzu verabredet. Und wie Nacht voranschritt, wurden ihre Zärtlichkeiten irgendwann fahriger, träumerischer, bis die beiden Liebenden schließlich Seite an Seite und Arm in Arm friedvoll einschliefen. Kapitel 7: Katerfrühstück ------------------------- Stiles erste bewusste Empfindung als er an diesem Morgen die Augen öffnete war Glück. Nein, es es war nicht einfach nur Glück, es war Seligkeit. Und dieses Gefühl war bereits präsent, noch bevor er sich an den Grund hierfür erinnerte. Die vergangene Nacht hatte ein, über einen sehr langen Zeitraum lauerndes, beängstigendes Fragezeichen in seinem Inneren, mit einem Schlag ein stolzes, klares Ja verwandelt. Doch das Erwachen war ein Prozess, welcher sich schrittweise im Hirn vollzog. Die Emotion war als erstes präsent, doch nun meldete sich der Verstand ebenfalls zu Wort. Stiles war in seinem Wesen immer schon ein Skeptiker gewesen, denn sein bisheriges Leben hatte ihn vorsichtig werden lassen. Und nun harrte er gespannt des Aufwachen seines Bettnachbarn. Es dauerte eine Weile, ehe dieser endlich die Augen aufschlug. Stiles Herz wummerte gegen seine Rippen und er hielt vor Spannung den Atem an. Derek brauchte einen Moment, um wach zu werden und sich zu orientieren. Dann fiel sein Blick auf Stiles und was er sagte war: „Oh Fuck!“ „ICH WUSSTE ES, DU MIESER PENNER!“ rief Stiles aus, boxte dem Älteren so fest er konnte vor die Brust, sprang dann aus dem Bett wie von der Tarantel gestochen, raffte seinen Kleidung zusammen und schlüpfte ungeschickt humpelnd und beinahe stolpernd hinein, während er sich dabei in Richtung Ausgang bewegte. Derek richtete sich auf, schwang die Beine über den Bettrand und begann zu sprechen, ohne zu wissen, was er überhaupt sagen wollte: „Hey Stiles, nun warte doch mal! Ich... ich meinte das doch gar nicht so. Lass´ uns reden, in Ordnung? Mann, jetzt bleib´ doch mal stehen!“ Stiles war bereits am Tor des Lofts angelangt. Nun drehte er sich abrupt um, sein Kopf knallrot, die Gesichtszüge verzerrt von Zorn und er knurrte: „Mit dir rede ich niemals wieder, du mieser Hund. Du bist für mich gestorben! Ich verschwinde jetzt und wehe du wagst es mir zu folgen, dann werde ich dich nämlich mit meinem Jeep überfahren, verstehst du? Ich fahre einfach über dich drüber!“ Derek setzte zu einer Erwiderung an, doch da war Stiles bereits beim Stahltor und warf dieses nun mit einem lauten Krachen hinter sich zu. Tatsächlich folgte der Werwolf ihm nicht, nicht deshalb weil er in irgendeiner Weise eingeschüchtert von der albernen Drohung des Jüngeren gewesen wäre, sondern weil ihm vollkommen klar war, dass er richtig großen Mist gebaut hatte und Stiles nun erst einmal Zeit brauchen würde, ehe er wieder bereit wäre mit ihm zu sprechen: „Oh Fuck!“ murmelte er ein weiteres Mal, ließ sich wieder auf das Bett zurück fallen, starrte an die Decke und rieb sich unzufrieden das Gesicht. Er musste sich erst einmal über die momentane Situation klar werden. Warum hatte er das gesagt? Warum hatte er nicht so etwas geäußert wie „Guten Morgen, Stiles! Geht es dir gut? Die letzte Nacht war schön für mich. Für dich auch?“ Er war wirklich ein mieser Penner, da konnte er Stiles nur Recht geben. Doch irgendwie war er in seinem Kopf schon viel weiter gewesen, als er diesen dummen Satz gesagt hatte, denn er hatte sich eben sogleich gefragt, wie es nach dieser Nacht wohl für sie beide weitergehen würde, hatte sich Horrorszenarien ausgemalt, sich gefragt, was die Personen in ihrem Umfeld dazu sagen würden, allen voran Stiles Vater. Dann hatte er sich gefragt, wie es Stiles selbst wohl mit dem Geschehenen gehen mochte und ob er es wohl schon bereute. Und dann waren diese dämlichen Worte einfach so ungefiltert aus ihm herausgebrochen. Doch das lag daran, dass er einfach keine Ahnung hatte, wie es nun weitergehen würde. In der Beziehung zu einer Frau wusste Derek, was seine Rolle war, wie er sich verhalten musste und was von ihm erwartet wurde, aber wie war das mit einem anderen Kerl? Wie lief das wohl ab? Klatschte man sich nach dem Sex ab, rief „Gut gemacht, Bro!“ öffnete dann eine Dose Bier und schaute sich gemeinsam das Spiel an? Waren Männer nicht ganz anders als Frauen, hatten andere Bedürfnisse, andere Vorstellungen? Oder war das am Ende einfach nur kompletter Blödsinn? Und... oh Mann, der Sex selbst...? Wer... ? Also wie...? Wie zur Hölle funktionierte dass denn nun? Wie einigte man sich? Wie fand man heraus, ob man überhaupt... kompatibel war? Und würde es ihm auf diese Weise überhaupt gefallen? Derek war selbstverständlich nicht irgendein homophober Blödmann, dem diese Sache total zuwider wäre, er hatte einfach bloß keine Ahnung und hatte, wenn er einmal ganz ehrlich mit sich selbst war, überdies auch schlicht Angst vor dem Unbekannten. Über all´ das hätte er gern mit Stiles gesprochen, gehört ob dieser vielleicht ähnliche Sorgen hatte wie er selbst, doch Stiles war eben stinksauer und wollte gerade absolut nichts von ihm wissen. Derek erhob sich seufzend und ging erst einmal unter die Dusche. Anschließend wollte er sich ein Omelett braten, in der Hoffnung, dass die Welt mit einem gefüllten Bauch schon besser aussähe, doch die Eier welche er noch im Kühlschrank gefunden hatte, waren schlecht und stanken bereits beim Aufschlagen bestialisch. Verwunderlich war das selbstverständlich nicht, denn immerhin war er ja seit einer Ewigkeit nicht mehr einkaufen gewesen. Auf der Suche nach etwas Essbarem fiel Dereks Blick auf eine der Tüten, welche Stiles gestern mitgebracht hatte. Darin befanden sich Zutaten für Bloody Marys. Von dem Vodka ließ Derek die Finger, doch er hatte sein Katerfrühstück gefunden. Es bestand aus Selleriestangen und Tomatensaft mit Tabasco. Das war vielleicht nicht toll, doch es war immerhin besser als gar nichts. Stiles hatte sich selbst befohlen, er würde nicht heulen. Oh nein, sicher nicht wegen dieser undankbaren, miesen Arschgeige Derek Hale. Er presste die Kiefer so fest aufeinander, dass sie keinerlei Emotion durchließen. Das funktionierte für den Moment ganz gut. Er fuhr ohne ein wirkliches Ziel durch die Straßen Beacon Hills, welche so früh am Sonntagmorgen noch menschenleer waren. Kurz dachte er darüber nach Scott zu wecken und diesem zu erzählen, was sich ereignet hatte, doch Stiles spürte, dass er noch nicht dafür bereit war, sich irgendwem anzuvertrauen. Dann kam er an einem Diner vorbei, welches bereits geöffnet hatte und er beschloss, dass es Zeit für ein ausgedehntes Frühstück sei. Ihm war flau im Magen, was neben seinem emotionalen Durcheinander in erster Linie am vielen Alkohol des Vortages lag. Aus Erfahrung wusste er allerdings, dass die beste Medizin gegen einen Kater fettiges Essen war. Er war der einzige Gast an diesem Morgen und die Bedienung staunte nicht schlecht über seine Bestellung, welche beinahe die gesamte Frühstückskarte umfasste. Irgendwie war Stiles natürlich selbst klar, dass er das niemals alles würde essen können, aber wenn die Strategie „Eat your emotions“ lautete, dann war Übermaß eben genau die richtige Portionsgröße! Er arbeitete sich nun sehr strukturiert durch Waffeln, Pancakes, Rührei, Bacon und Burger und spülte mit einem Milchshake nach, bis endgültig nichts mehr hineinging und die Übelkeit der gestrigen Volltrunkenheit von jener des Überfressenseins abgelöst wurde. Es hatte funktioniert; Stiles fühlte absolut gar nichts mehr in seinem Fresskoma. Scheiß auf Derek! Wer brauchte den schon? Als die Serviererin die Reste seiner Völlerei abgetragen hatte, war Stiles allerdings noch nicht bereit zu gehen, ganz einfach weil er überhaupt nicht wusste wohin. Er blieb also genau dort, wo er war und beobachtete die Gäste, welche kamen und gingen. Zu essen bestellte er sich nichts mehr und vermutlich würde er auch nie wieder etwas essen, nach dem was er seinem Verdauungsapparat beim Frühstück angetan hatte. Er hielt sich stattdessen an Kaffee: stark, bitter, schwarz und bestens dazu geeignet, seine ADHS-Symptome ungefähr zu verhundertfachen. Er rutschte also recht bald nervös auf seinem Sitz herum, trommelte mit seinen Fingern auf der Tischplatte und zappelte mit den Beinen. Dass die Leute ihn misstrauisch beäugten und die Kellnerin aussah, als würde sie gleich die Cops rufen, war Stiles hierbei vollkommen gleichgültig. Als sein Handy urplötzlich klingelte, wäre er vor Schreck beinahe durch die Decke gegangen. Er blickte auf das Display, stellte fest, dass es Derek war und drückte ihn augenblicklich weg. Doch Derek war beharrlich. Er versuchte es wieder und wieder, öfter als Stiles zählen konnte. Der Angerufene wies das Gespräch jedoch immer wieder ab, bis Derek es aufgab und schließlich eine Nachricht schrieb. Eigentlich wollte Stiles diese ignorieren, doch dann siegte schließlich seine Neugier und er öffnete sie: `Stiles, wo bist du? Können wir reden? Bitte melde dich! D.´ stand dort zu lesen. Er dachte nicht im Traum daran, darauf zu antworten. Und dann war irgendwann endlich Ruhe eingekehrt, sein Telefon schwieg. „Gut“, dachte er, „Der Blödmann hatte es also endlich begriffen!“ Stiles verweilte noch eine ganze Weile in seinem selbst gewählten Versteck. Irgendwann fiel sein Blick auf die Uhr an der Wand. Sein Dad müsste mittlerweile zuhause sein. Stiles hatte nicht allein in einem leeren Haus sein wollen, so mies wie er sich momentan fühlte, doch nun war es an der Zeit heimzufahren. Als er zahlte, spürte er die Erleichterung der Kellnerin darüber, ihren eigenartigen Gast endlich loszuwerden. Es scherte Stiles allerdings nicht im geringsten was sie dachte. Sie würden sich vermutlich niemals wieder sehen. Nachdem Stiles sich so beharrlich geweigert hatte ans Telefon zu gehen, oder auf seine Nachricht zu antworten, war Derek in der Stadt herum gefahren, um nach dem Jungen zu suchen, denn langsam fing der Werwolf an, sich ein wenig Sorgen zu machen. Leider war von Stiles nirgendwo eine Spur zu entdecken. Nicht einmal Dereks überlegene Sinne gaben ihm einen Hinweis auf dessen Aufenthaltsort. Er war auch immer wieder am Haus der Stilinskis vorbeigefahren, doch dort war niemand. Dann endlich am frühen Abend entdeckte Derek den mintfarbenen Jeep in der Einfahrt und atmete auf. Er parkte den Camaro vor dem Haus und stieg aus. Kurz dachte er darüber nach, einfach durch das Fenster einzusteigen, was er ja immerhin auch schon bei früherer Gelegenheit so manches Mal getan hatte, doch dann wurde ihm bewusst, dass er Stiles vielleicht doch nicht ganz so sehr bedrängen durfte, also klingelte er an der Vordertür, wie es sich unter zivilisierten Leuten gehörte. Geöffnet wurde dem Werwolf von Sheriff Stilinski, welcher ihn mit den Worten: „Sie können gleich wieder gehen, Hale!“begrüßte: „Ich weiß zwar nicht, was sie Stiles angetan haben, doch ich habe meinen Sohn selten so wütend erlebt und er hat mir unmissverständlich klar gemacht, dass er sie auf keinen Fall sehen will. Er hat mich auch gebeten sie daran zu erinnern, dass ich von Berufs wegen eine Waffe tragen und sie im Zweifelsfall auch benutzen darf.“ Die Tür schlug Derek vor der Nase zu, noch ehe er die Chance etwas, etwas darauf zu erwidern. Kapitel 8: Das Picknick - Teil 1 -------------------------------- Als an diesem Montagmorgen der Wecker klingelte, zog Stiles sich sein Kissen über die Ohren und dachte kurz darüber nach, ganz einfach liegen zu bleiben und seinem Vater zu sagen, dass er krank sei und nicht zur Schule gehen könne. Doch dann wurde ihm klar, dass er in diesem Fall auch sehr viel Zeit zum Grübeln und Alleinsein haben würde und das war wirklich das letzte was er wollte. Nein, was er jetzt am dringendsten nötig hatte, war ein wenig Ablenkung! Gestern mochte es ihm tagsüber vielleicht noch recht gut gelungen sein an seinem Zorn festzuhalten und alle anderen Gefühle vorerst auszublenden, doch als dann die Nacht hereingebrochen war und er allein in seinem Zimmer gesessen hatte, hatte abgrundtiefe Traurigkeit mit Macht von ihm Besitz ergriffen. Er hatte geweint; erst nur ein bisschen, dann ein wenig heftiger und schließlich musste er laute Musik anmachen, damit sein Vater sein Schluchzen nur nicht hörte, denn er hatte weiß Gott kein Interesse daran gehabt, diesem zu erklären, was mit ihm los war! Seufzend schwang Stiles sich also aus seinem Bett, schlurfte hinüber ins Badezimmer, ließ seine Klamotten achtlos auf den gefliesten Boden fallen, stieg in die Dusche und ließ erst einmal lange heißes Wasser über seinen Körper laufen, in der Hoffnung dadurch die Eiseskälte in seinem Inneren zum Tauen zu bringen. Leider gelang ihm dies nur mit mäßigem Erfolg. Etwas später saß er seinem Dad in der Küche beim Frühstück gegenüber, trank schwarzen Kaffee und würgte sie gerade einmal zwei Löffel seines Müslis hinein, ehe er den Rest im Ausguss verschwinden ließ. Noah Stilinski musterte seinen Sohn eingehend und wollte dann wissen: „Sag´ mal wirst du krank, oder ist es etwa immer noch wegen Derek Hale? Du kommst mir heute morgen so niedergeschlagen vor? Was zur Hölle hat dieser Kerl denn mit dir gemacht? Vor deinen Augen einen Wurf Katzenbabys ertränkt, oder wie? Soll ich ihm vielleicht ein wenig die Hölle heiß machen? Ihn unter irgendeinem Vorwand festnehmen, oder so?“ Stiles blickte zu ihm auf und lächelte gequält: „Mach´ dir keine Gedanken, Dad, mir geht’s gut! Und das mit Derek regele ich schon selbst. Kein Grund, dass du eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs riskierst.“ Er schnappte sich seinen Rucksack, die Autoschlüssel und seine Jacke und behauptete: „Ich muss jetzt schnell los zur Schule.“ Dabei hatte er in Wirklichkeit eigentlich noch ein paar Minuten Zeit. Er wollte lediglich auf gar keinen Fall mit seinem Vater über Derek reden und ergriff deswegen die Flucht. Der Sheriff blickte seinem Sohn stirnrunzelnd hinterher. In Grunde wollte Stiles ja nicht einmal an Derek denken, nur gelang ihm das leider nicht. Im Gegenteil konnte er sogar im Grunde an überhaupt nichts anderes denken! Es war sogar so arg, dass er sich nicht einmal auf den Unterricht konzentrieren konnte, so dass es sogar Scott auffiel und dieser ihn irgendwann fragte: „Bro, was ist eigentlich los mit dir? Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, du hast Liebeskummer? Und wer ruft dich da eigentlich ständig an?“ Wie am Vortag hatte Derek heute wieder und wieder versucht Stiles anzurufen. Die ersten sechzehn Male drückte der ihn weg. Beim siebzehnten Mal nahm dieser dann endlich ab und pöbelte in den Hörer: „Hör auf mich anzurufen! Am besten du löschst meine Nummer, du Arsch. Ich will nie wieder mit dir sprechen. Ich HASSE DICH!“ Stiles hatte aufgelegt, noch ehe Derek die Chance gehabt hatte, irgendetwas dazu zu sagen. Dem Werwolf wurde klar, dass er so nicht weiterkommen würde. Flüchtig überkam ihn ein Gefühl des Ärgers. Was fiel diesem Jungen eigentlich ein, ihn so zu behandeln und sich nicht einmal anzuhören, was er zu seiner Verteidigung vorzubringen hatte? Hatte er, Derek Hale, es wirklich nötig, sich von diesem kleinen, nervösen Spinner in dieser Weise behandeln zu lassen? Wer war Stiles denn schon? Bloß irgendein kleiner, dürrer, nervtötender Mensch! Doch irgendwie glaubte Derek sich diesen Unsinn selbst nicht und prompt fühlte er sich für diese Gedanken schuldig. Bilder ihrer gemeinsam verbrachten Nacht stiegen aus seiner Erinnerung auf. Er mochte vielleicht betrunken gewesen sein, doch was er gefühlt hatte, war dennoch echt gewesen. Er wusste was Stiles in Wirklichkeit für ihn war. Daran ließ sich nicht rütteln. Der sechzehnjährige Junge, welcher Derek einmal gewesen war, als er Paige verloren hatte, hatte eine zweite Chance auf Verbundenheit in seinem Leben erhalten. Das war etwas, was den meisten seiner Art nicht vergönnt war. Und wäre er nicht der sture Idiot, der er nun einmal war, dann wäre ihm das womöglich sogar bereits vor einer Ewigkeit aufgegangen und er hätte sich manches ersparen können! Und darum musste sich auch etwas sehr viel Besseres einfallen lassen, als Stiles mit Telefonterror zu nerven. Alle Zweifel und Ängste waren mit einem Mal wie weggeblasen. Er wollte wissen, wer er in der Beziehung zu Stiles sein konnte? Er konnte ganz schlicht endlich der sein, der er im tiefsten Inneren immer schon gewesen war! Es war so einfach und so naheliegend. Und mit einem Mal formte sich in seinem Kopf eine Idee. Endlich verkündete die Glocke den Schulschluss! Scott hatte seinen besten Freund aufmuntern wollen und ihn daher gefragt, ob er mit zu ihm nachhause kommen wollte, um zu zocken und Stiles hatte Ja gesagt. Als sie nun Seite an Seite das Schulgebäude verließen, hörte er Scott fragen: „Nanu? Was macht Derek denn hier? Meinst du, es ist etwas passiert?“ Stiles, welcher den Werwolf zunächst gar nicht wahrgenommen hatte, welcher auf dem Parkplatz an seinem Wagen gelehnt, offensichtlich bereits auf sie wartete, knurrte: „Fuck! Was will der denn hier?“ „Sag mal, war das etwa Derek, der dich heute den ganzen Tag mit Anrufen bombardiert hat? Hattet ihr etwa Streit?“ verlangte Scott nun zu wissen. Stiles seufzte schwer und erwiderte widerwillig: „Sozusagen. Aber ich will darüber nicht sprechen.“ „Ach ja? Aber ich sollte es doch wohl erfahren, wenn es Konflikte in meinem Rudel gibt, oder nicht? Das gehört sozusagen zu meinem Job als Alpha.“ wendete Scott ein: „Das ist aber eine Sache zwischen Derek und mir und hat mit dir überhaupt nichts zu tun.“ beharrte sein bester Freund: „Ich will nicht mit dir darüber reden. Und schon gar nicht will ich mit diesem Blödmann dort reden!“ Mittlerweile waren sie bereits an Stiles Jeep angekommen und sein Besitzer steckte eilends den Schlüssel ins Schloss der Fahrertür: „Stiles!“ rief Derek ihn nun und machte ein paar Schritte auf sie zu: „Nun komm´ schon, sprich mit mir!“ „Mach´ schnell und steig´ ein, Bro!“ rief der Angesprochene dem Alpha zu, hatte mittlerweile selbst auf dem Fahrersitz Platz genommen und startete den Wagen: „Verdammt, was läuft den hier?“ fragte Scott verwirrt, während er der Aufforderung nachkam. Derek versuchte indes einfach, die Fahrertür des Jeeps zu öffnen, doch Stiles fuhr mit quietschenden Reifen los, noch ehe Scott richtig saß und seine Tür geschlossen hatte: „Was zur Hölle...?“ rief der Alpha aus, da er beinahe aus dem Wagen gefallen wäre. Stiles ignorierte seinen Freund und fuhr, als sei der Teufel hinter ihm her. Es war aber nicht der Teufel, es war Derek, welcher sich inzwischen mit dem schnelleren und wendigeren Camaro an ihre Fersen geheftet hatte: „Verdammt Stiles, fahr langsamer, sonst baust du noch einen Unfall, oder einer der Deputys deines Vaters nimmt uns hopps!“ knurrte Scott erbost, doch sein Freund ließ sich nicht beirren und heizte im Affentempo quer durch die Stadt, hinüber zum Haus der McCalls. Dort sprang er aus dem Wagen, ließ sich mit jenem Hausschlüssel selbst ein, welchen er sich unerlaubter Weise und sehr zu Melissa McCalls Ärger irgendwann einmal einfach hatte nachmachen lassen, noch ehe Scott die Chance hatte, seinen Gast auf die angemessene Weise in sein Haus zu bitten. Scott folgte seinem Freund ein wenig verärgert und in der Hoffnung, dass Stiles ihm nun endlich eine Erklärung für sein äußerst eigenartiges Verhalten liefern würde. Stiles jedoch warf ganz einfach die Tür hinter Scott zu, schloss ab und postierte sich am Fenster: „Lass´ ihn bloß nicht rein!“ forderte er, als Dereks Wagen vor dem Haus quietschend zum Halten kam und der Werwolf ausstieg. „Du hast doch einen Knall!“ erwiderte Scott kopfschüttelnd und weil Derek mittlerweile rufend, klopfend und klingelnd nach Einlass verlangte, fügte der Hausbewohner hinzu: „Ich öffne jetzt diese Tür. Mir ist das mit euch beiden echt zu doof und ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird!“ „Nein, tu das nicht!“ forderte Stiles gequält, doch da war es bereits zu spät. Die Tür war offen, Derek stand im Eingangsbereich und versuchte sich an Scott vorbei zu Stiles durch zu drängeln, welcher sich seinerseits mit, vor der Brust verschränken Armen und einem Gesicht wie Sieben-Tage-Regenwetter, weiter im Hintergrund am Treppenansatz positioniert hatte: „Geh weg!“ knurrte der Mensch. „Ich will aber nicht gehen Stiles, ich will mit dir reden.“ Dereks Stimme klang unerwartet sanft: „Ich kann mir schon bestens vorstellen, was du zu sagen hast. Ich will es aber nicht hören.“ erwiderte Stiles, um Festigkeit in der Stimme bemüht, doch mit einem verräterischen Glanz in den Augen. Abgelenkt von dem Schmerz in Stimme und Haltung seines besten Freundes achtete Scott kurzzeitig nicht auf Derek, was dieser sich wiederum zunutze machte, um nun endlich zu dem Menschen durchzudringen: „Oh Stiles!“ sagte er mitfühlend: „Es tut mir so unendlich leid!“ „Was genau tut dir leid?“ erkundigte sich Stiles mit eisiger Schärfe in seiner Stimme: „Es tut mir leid dass ich dir wehgetan habe.“ beteuerte der Ältere. Scott war mittlerweile neben ihnen, mischte sich jedoch nicht ein, sondern beobachtete lediglich staunend die ungewöhnliche Interaktion dieser beiden: „Komm´ bitte heute um fünf Uhr zu mir nachhause, Stiles.“ fuhr Derek fort: „Dann können wir in Ruhe über alles reden. Außerdem will ich dir unbedingt etwas zeigen.“ „Ich will aber nicht mit dir reden.“ wiederholte Stiles beinahe flüsternd, während sich zwei dicke Tränen ihren Weg aus den Augenwinkeln hinaus, sein Gesicht hinab suchten: „Ich weiß, dass das, was du mir zu sagen hast mir wehtun wird und darum will ich es einfach nicht hören!“ Derek seufzte. Dann warf er einen unbehaglichen Blick auf Scott neben sich, welcher sie beide immer noch genauestens beobachtete, ehe er sich wieder voll und ganz auf Stiles konzentrierte: „Ich verspreche dir, ich werde dir nicht wehtun. Ich will dir überhaupt nie wieder wehtun. Ganz ehrlich!“ flüsterte er sanft: „Also was ist nun? Kommst du nachher zu mir?“ „Weiß noch nicht.“ murrte Stiles störrisch und starrte auf seine Fußspitzen. Derek glitt zart mit den Fingerspitzen durch das Haar seines Gegenübers, ließ sie dann dessen Wangen hinab wandern und sie schließlich dessen Kinn heben, so dass Stiles ihm in die Augen schauen musste: „Bitte komm´ zu mir, in Ordnung?“ Stiles ließ sich mit seiner Erwiderung ein wenig Zeit. Als er sich endlich zum sprechen durchringen konnte, wollte er wissen: „Was willst du mir denn zeigen?“ „Es ist eine Überraschung. Ich denke, sie wird dir gefallen.“ versicherte Derek. Dann fügte er mit einem warmherzigen Lächeln hinzu: „Wir sehen uns später.“ Es war eine Feststellung und keine Frage mehr. Und damit verließ Derek das Haus der McCalls wieder. „Was war DAS denn gerade?“ wollte Scott wissen. Stiles zuckte mit den Achseln, stieg die Treppen zum Zimmer seines Freundes hinauf und forderte ein wenig unwirsch: „Nun lass´ uns endlich spielen!“ Scott würde vorerst keine Antwort auf seine Frage erhalten. Er folgte Stiles nach oben. Mit pochendem Herzen stieg Stiles die vielen Treppen zu Dereks Loft hinauf. Er hatte keine Ahnung, was ihn dort oben erwarten würde. Er sagte sich, dass er ja notfalls jederzeit wieder verschwinden konnte. Und im Grunde war er ja auch bloß hier, weil ihm eine Überraschung in Aussicht gestellt wurde, welche ihm angeblich gefallen würde. Vermutlich wäre er ohne diese Versicherung überhaupt nicht hier aufgetaucht, aber Stiles war nun einmal von Natur aus neugierig. Als er das Tor des Lofts aufriss, stand Derek bereits mit erwartungsvoller Miene dahinter: „Gott sei Dank!“ rief er aus: „Ich hatte schon Angst, du kommst nicht.“ „Tja, aber hier bin ich!“ erwiderte Stiles trotzig: „Du wolltest reden? Lass´ uns reden! Fangen wir am besten gleich mit dem wichtigsten an: Gib´s zu, du hasst das, was vorletzte Nacht zwischen uns beiden passiert ist, du bereust es zutiefst und es wäre niemals passiert, wenn wir nicht betrunken gewesen wären!“ „Okay, du willst also gleich in die Vollen gehen.“ stellte Derek fest und atmete tief durch, ehe er entgegnete: „Damit hast du nur zum Teil Recht, Stiles.“ Er setzte dazu an fortzufahren, doch wurde er dabei von seinem Gegenüber sofort lautstark unterbrochen: „Hab´ ich´s doch gewusst! Du gemeiner Mistkerl!“ „Verdammt Stiles, jetzt halt doch mal die Klappe und hör´ dir an, was ich zu sagen habe!“ Dereks Stimme war nun auch ein wenig lauter geworden, doch als ihm dies bewusst wurde, fuhr er die Lautstärke wieder herunter und fuhr sanft fort: „Du hast Recht damit, dass die vorletzte Nacht vermutlich niemals passiert wäre, wenn ich nüchtern und bei klarem Verstand gewesen wäre. Dazu hätte ich mit Sicherheit viel zu große Angst davor gehabt. Aber ich LIEBE es, dass es passiert ist und bereue gar nichts! Im Gegenteil, ich will mehr davon. Viel mehr, verstehst du. Mehr von dir, mehr von uns! Ich will mit dir zusammen sein!“ Stiles stand da, wie vom Donner gerührt: „Das meinst du doch sicher nicht ernst?“ erwiderte er misstrauisch. „Ich meine es vollkommen Ernst. Und ich werde es dir auch beweisen. Lass´ mich dir nun endlich zeigen, weswegen ich dich hergebeten habe!“ gab Derek zurück. Er war nah an Stiles herangetreten, nahm dessen Hand, verschränkte ihre Finger und zog ihn hinter sich her, in den Nebenraum zu einem schlichten, militärisch wirkenden, zweitürigen Spind, welcher sich als der Kleiderschrank des Werwolf entpuppte. Auf der einen Seite waren Regalböden, auf welchen sich, sorgfältig zusammengelegt, einige wenige Jeans, T-Shirts und Henleys in unterschiedlichen, jedoch stets gedeckten Farben befanden. Auf der anderen Seite gab es eine Kleiderstange, an der zwei Jacken, die eine aus Leder, die andere aus Stoff, beide schwarz und daneben noch ein schwarzer Anzug hingen. Dies war die gesamte, ausgesprochen minimalistisch gehaltene Garderobe Dereks: „Und? Was soll das nun? Warum schaue ich mir deinen Kleiderschrank an?“ fragte Stiles noch immer argwöhnisch und reserviert. Derek deutete auf ein leeres Fach und erwiderte schüchtern: „Das habe ich für dich freigeräumt falls du... na ja, mal etwas hier lassen willst, wenn du mich besuchst. Wechselkleidung zum Beispiel, oder deine Schulbücher. Ich weiß doch auch nicht?“ Stiles Miene hellte sich ein klein wenig auf und so fuhr Derek zaghaft fort: „Aber da ist noch etwas anderes, was du sehen sollst.“ Er führte ihn auf seinen großen Balkon und was Stiles dort erwartete, haute ihn beinahe aus den Socken: „Was hast du denn hier angestellt?“ rief er aus. Dereks großzügige Loggia sah aus, wie die Wellnessterrasse eines teuren Hotels auf irgendeiner Südseeinsel. In einer Ecke gab es einen Teakholztisch mit bequemen Stühlen, an welchem acht Personen Platz hatten. Dahinter befand sich ein Gasgrill und überspannt wurde der Tisch von einem großen Sonnenschirm, dicht behangen von naturfarbenen Bastfransen. In der anderen Ecke des Balkon gab es nun eine Art Hollywoodschaukel aus demselben Holz. Die Schaukel war groß genug für Zwei, belegt mit bequemen Kissen, an Seilen aufgehängt an einem hölzernen Gestell und der Clou war, dass sie in einer Art Sandkasten stand, so dass man, während man bequem darin schaukelte mit den nackten Füßen in dem sonnenbeschienenen, hellen Sand scharren und sich wie an einem Strand fühlen konnte. Weiterhin hatte Derek überall elektrisch betriebene, bunte Lampions und hübsche Lichterketten mit einem Sonne-Mond-und-Sterne-Motiv aufgehängt, welche nach Anbruch der Dunkel wundervolles, gemütliches Licht spenden würden. „Gefällt es dir?“ fragte Derek: „Davon hast du doch neulich gesprochen, als du die Fenster geputzt hast, richtig?“ „Ja sicher gefällt es mir. Aber du hast damals keinen Zweifel daran gelassen, dass du es für eine dämliche Idee hältst.“ hielt Stiles dagegen: „Also was soll das? Warum hast du das gemacht?“ „Für dich!“ erwidert Derek verlegen: „Weil ich dich glücklich machen wollte. Weil ich wollte, dass du dich bei mir wohlfühlst.“ Stiles rang noch kurz mit sich, doch dann spürte er, dass er es nun langsam wagen konnte, seine Zweifel über Bord zu werfen. Er fiel Derek um den Hals und versicherte: „Es ist total schön. Danke!“ Von Derek fiel eine Riesenlast ab und schloss seine Arme fest um den Menschen. Dann entdeckte Stiles, über Dereks Schulter hinweg blickend, etwas auf dem Tisch und fragte verblüfft: „Sag´ nicht, dass du da etwa für mich gekocht hast?“ Derek gab ihn frei und blickte verlegen zu Boden: „Also eines solltest du über mich wissen: Ich kann nicht kochen! Und wenn ich sage, ich kann es nicht, dann meine ich damit, ich lasse sogar Wasser anbrennen! Aber ich kann einkaufen gehen. Ich war in einem echt noblen Delikatessengeschäft und habe einfach von allem ein bisschen was besorgt. Ich hoffe sehr, dass es gut ist, auch wenn es gar nicht annähernd so lecker sein kann wie all das, was du bereits für mich bereits zubereitet hast. Hast du vielleicht Lust auf ein Picknick mit mir?“ Stiles versicherte grinsend: „Ich habe einen Bärenhunger.“ Kapitel 9: Das Picknick - Teil 2 -------------------------------- „Also sollen wir jetzt gleich reden, oder willst du vorher lieber etwas essen?“ wollte Derek von seinem Gast wissen. Stiles Blick ging unschlüssig zwischen dem Werwolf und der reich gedeckten Tafel hin und her und schließlich entschied er: „Ich will zwar unbedingt wissen was du zu sagen hast, aber noch dringender brauche ich Nahrung. Seit ich an deiner Seite aufgewacht bin und du „Oh Fuck!“ gesagt hast, habe ich nämlich kaum etwas herunter bekommen. Ich sterbe gleich vor Hunger.“ „Es tut mir so leid.“ murmelte Derek ein weiteres Mal und ließ den Kopf hängen: „Du hast dich bereits entschuldigt.“ gab der Jüngere leichthin zurück, klopfte dem Werwolf auf die Schulter und marschierte dann hinüber zum Buffet, um sich dort eine ordentliche Menge von allem was da war auf einen Teller zu laden. Derek war ihm gefolgt und kommentierte kopfschüttelnd: „Ich frage mich wirklich, wie du solche Portionen verdrücken und dabei so dünn bleiben kannst?“ Er selbst nahm sich lediglich eine Kleinigkeit, weil er vermutete, dass er vor Aufregung ohnehin nicht würde essen können. Stiles Antwort war ein schlichtes Schulterzucken. Er hatte es sich im Schneidersitz auf der Hollywoodschaukel mit seinem übervollen Teller auf einem seiner Knie bequem gemacht und klopfte nun auf den freien Platz neben sich. Derek folgte der Einladung und setzte sich, doch während Stiles sich gierig über sein Essen hermachte, war der Werwolf im Grunde nur damit beschäftigt, seinen Nebenmann versonnen zu beobachten: „Dasch ischt ein bisschen gruschelig.“ kommentierte Stiles nach einer Weile mit vollem Mund: „Hab´ isch gekleckert, hab` isch etwasch im Geschicht, oder warum guckscht du scho?“ „Ich... ich schaue dich eben gern an. Und ich bin wahnsinnig froh, dass du zu mir gekommen bist.“ erwiderte der Ältere mit einem schüchternen Lächeln. Stiles schluckte erst einmal herunter, erwiderte das Lächeln, legte sein Besteck kurz beiseite und streichelte Dereks bärtige Wange mit dem Zeigefinger gegen den Strich: „Ich bin auch froh.“ versicherte er: „Und nun iss´ endlich auch etwas, in Ordnung?“ „Eigentlich habe ich gar keinen rechten Hunger.“ gab der Werwolf zurück: „Ts, ts, hast du denn gar nichts aus den letzten Wochen gelernt?“ tadelte ihn der Jüngere zärtlich: „Du weißt doch, was passiert wenn du die Nahrungsaufnahme verweigerst. Dann komme ich und füttere dich.“ Er war nah an seinen Sitznachbarn herangerückt, wand nun erst das eine, dann das andere Bein um dessen Hüfte und hielt ihm jenes Minipastetchen hin, von welchem er soeben abgebissen hatte. Ergeben seufzend schnappte Derek sich den angebotenen Happen und als ein wenig von der cremigen Füllung in seinem Mundwinkel zurückblieb, lehnte Stiles sich zu ihm hinüber um diese zu entfernen. Mit seiner Zungenspitze! Und damit gab er dem Älteren quasi das Startsignal. Er stellte eilends ihre Teller beiseite, zog Stiles an sich und küsste ihn leidenschaftlich. Es war ein Moment der Erleichterung, denn für einige Sekunden fiel alle Spannung ab, welche während der ganzen Zeit auf ihnen beiden gelastet hatte. Es löschte jeden Zweifel daran aus, dass diese Sache welche es kürzlich zwischen ihnen gegeben hatte, lediglich ein Ausrutscher im Suff gewesen sein könnte. Sie wollten es beide. Und es war gut. Und es war richtig. Stiles saß inzwischen rittlings auf Dereks Schoß und hielt den Werwolf fest umklammert, wie um sicherzustellen, dass dieser ihm nicht ausbüxen konnte und erwiderte dessen Küsse mit hungrigen Lippen und genießerisch halb geschlossenen Augen. Derek hatte das kleine, feste Hinterteil des Jüngeren in seinen beiden Händen und zog ihn so sehnsüchtig noch ein wenig enger in Richtung seiner eigenen Mitte. Einen Augenblick lang schien es keine Tabus, keine Grenzen, keinen Zweifel zu geben. Doch dann lösten sie sich ihre Münder einen Moment lang von einander, um Luft zu holen, sie blickten sich in die Augen und der Zauber war verflogen: „Es ist, als würde ich dich ganz neu kennenlernen. Alles ist plötzlich so anders.“ murmelte Stiles verlegen und stieg von Dereks Schoß herunter. Der Ältere nickte und erwiderte missmutig: „Ja lass´ uns endlich reden. Ich will es diesmal richtig machen. Und wir sollten einen Schritt nach dem anderen machen, denkst du nicht?“ Der Mensch nahm eine der Hände des Werwolfs in seine eigenen und streichelte mit der Kuppe seines Daumens sanft dessen Handrücken: „Du hast reicht.“ bestätigte er: „Also gut, Großer: Wo stehen wir? Was fühlst du? Wovor fürchtest du dich? Erzähl´s mir!“ „Du stellst sehr gute Fragen.“ stellte Derek fest: „Ich hoffe, ich habe gute Antworten für dich. Aber können wir vielleicht mit einer Sache beginnen, die mich seit unserer gemeinsamen Nacht sehr beschäftigt?“ „Lass´ hören!“ forderte Stiles und wirkte dabei ein wenig nervös. Derek holte tief Luft und fragte dann: „Hast du eigentlich bereits vor dieser Nacht... in dieser Weise an mich gedacht?“ Er beobachtete das Mienenspiel auf dem Gesicht des Jüngeren: So etwas wie Unsicherheit, vielleicht sogar Furcht, welche dann urplötzlich abgelöst wurde von... Amüsiertheit? Schließlich erwiderte Stiles schlicht: „Ja, das habe ich.“ Und damit schien für ihn diese Frage vollumfänglich beantwortet: „Ja und? Das war´s jetzt?“ murrte Derek dementsprechend unzufrieden: „Ich will ein paar Details. Wann hat das angefangen?“ Stiles grinste: „Erinnerst du dich an damals vor zwei Jahren, kurz nach deiner Rückkehr nach Beacon Hills, als Scott und ich dir im Wald bei deinem Haus begegnet sind?“ „Sicher erinnere ich mich daran. Das ist unsere erste wirkliche Begegnung gewesen. Und was war da?“ erkundigte sich der Werwolf, zunehmend ungeduldiger: „Du trugst diese schwarze Lederjacke, sahst aus wie der sexy Prinz der Finsternis und ich hatte einen nervösen Ständer in der Hose.“ erläuterte Stiles mit einem kleinen Grinsen: „Du verarschst mich doch!“ gab Derek zurück: „Damals schon? Das glaube ich dir nicht!“ „Wenn ich´s dir doch sage!“ beharrte der Mensch: „Allerdings war das nur bei diesem allerersten Zusammentreffen so. Als wir uns dann häufiger begegnet sind, hast du dich jedes Mal wie ein Riesenarschloch aufgeführt, mir gedroht, mich herumgeschubst, mich gegen Wände gepresst und so weiter. Und irgendwie ist der Zauber da verflogen und ich habe dir eher die Pest an den Hals gewünscht.“ Stiles konnte es kaum glauben, doch Derek errötete nun tatsächlich und gab einen kläglichen kleinen, stöhnenden Laut von sich: „Was ist los?“ fragte Stiles ratlos: „Hast du Zahnschmerzen, oder wie?“ „Lass´ den Quatsch!“ forderte Derek gequält und blickte auf seine eigenen Schuhspitzen: „Mir ist das einfach nur richtig peinlich, das ist alles. Es tut mir echt leid, wie ich mit dir umgesprungen bin. Ich schätze ich... wollte dich mir einfach vom Hals halten. Ich war damals nicht gut auf Menschen zu sprechen und damit meine ich alle Menschen. Außerdem warst du mir im Weg, weil ich Scott für meine Sache gewinnen wollte.“ Der Werwolf hielt kurz inne. Dann fuhr er fort: „Aber seit das mit uns angefangen hat, denke ich es war vielleicht noch mehr als das? Vielleicht... wollte ein Teil von mir dich damals schon. Natürlich war mir das nicht bewusst, aber...“ Er hob den Kopf und blickte Stiles geradewegs in die Augen: „...so will ich nicht mehr sein. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen.“ Der Mensch nahm das Gesicht seines Gegenübers in seine Hände und sagte sanft: „Denk´ nicht mehr daran! Mir tut auch manches leid. Zum Beispiel all´ die sarkastischen Sprüche und dass ich dich ständig absichtlich provoziert habe. Lass´ uns einfach noch einmal ganz von vorn anfangen, okay? Kein Kräftemessen mehr, keine Täuschung, sondern Ehrlichkeit, Offenheit und ähm...“ er räusperte sich: „... vielleicht auch ein wenig Verletzlichkeit. Was sagst du dazu?“ Derek sah so unbehaglich aus, wie Stiles sich in diesem Moment fühlte, doch er nickte: „In Ordnung, machen wir es so. Wie wär´s, wenn wir uns gegenseitig die Fragen stellen, die uns auf der Seele brennen. Wir antworten ehrlich und wir akzeptieren, was der andere zu sagen hat, auch wenn beides schwer fällt. Willst du anfangen?“ Stiles nickte. Dann stellte er seine erste Frage: „Findest du mich attraktiv? Ich meine wirklich attraktiv? Und ist es ein Problem für dich, dass ich ein Kerl bin?“ Er hielt den Kopf gesenkt, als traue er sich nicht, dem Älteren bei seiner Antwort in die Augen zu schauen. Derek räusperte sich: „Also gut, Ehrlichkeit.“ seufzte er: „Ich finde, du hast die schönsten Augen, die ich je gesehen habe. Ich liebe deinen Geruch. Er ist gleichzeitig aufregend, aber macht auch, dass ich mich ruhig und sicher fühle. Als ich dich zum ersten Mal geküsst habe, war das wie eine Offenbarung für mich. Vorher hatte ich keine Ahnung, dass es das war was ich wollte, doch dann war plötzlich alles klar. Doch es gibt auch ein Aber.“ Stiles hielt ängstlich den Atem an. Derek registrierte es, fuhr aber dennoch fort: „Wenn ich aber an... nun ja... an Sex denke, dann werde ich nervös. Ich weiß nicht, wie es sein könnte, oder wann ich dazu bereit sein werde.“ Er blickte Stiles unsicher an und wollte wissen: „Kannst du damit umgehen, wenn es vielleicht noch eine Weile dauert, bis wir es „richtig“ tun? Und... ach verdammt! Was wenn ich nie dazu bereit sein werde? Ich weiß es doch auch nicht!“ Stiles klang traurig und jung, als er fragte: „Ist irgendetwas mit mir verkehrt? Bin ich abstoßend?“ Derek versicherte rasch: „So meine ich das doch gar nicht, Stiles! An dir ist absolut nichts verkehrt. Ich habe doch einfach nur Unsicherheiten. Oh Mann, vielleicht ist totale Ehrlichkeit doch keine so gute Idee? Was meinst du?“ „Doch, ist es!“ beharrte Stiles: „Ich bin aber doch auch unsicher, verstehst du? Ich bin zum Beispiel unsicher im Bezug auf meinen Körper. Aber andererseits kann ich deine Unsicherheiten auch verstehen. Und mir geht es ja ganz ähnlich. Ich kann mir das ganze Sex-Ding mit uns beiden auch noch nicht so richtig vorstellen. Es wird sicherlich ganz schön... anders sein?“ Es entstand eine nachdenkliche Pause, doch dann wollte Stiles wissen: „Aber bis wir uns unserer Sache sicherer sind, können wir uns schon noch küssen, oder nicht?“ „Nur küssen?“ fragte Derek und klang mit dieser Aussicht ganz und gar nicht zufrieden: „Können wir nicht auch ein kleines bisschen mehr machen?“ Stiles grinste und versicherte: „Aber sicher. Ich denke ein kleines bisschen mehr ist wohl drin.“ Der Ältere nahm seinen Mut zusammen und zog den Menschen in seinen Arm. Ihr Gespräch machte ihn nervös und er musste sich seiner für einen Moment versichern. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass Stiles diesen Körperkontakt offensichtlich ebenso nötig hatte, wie er selbst. Als der Jüngere sich bequem in dieser Umarmung eingerichtet hatte, wollte Derek von ihm wissen: „Gibt es noch weitere Fragen, die du mir stellen möchtest, Stiles?“ Der Angesprochene nickte: „Ja, es gibt eine Sache, die wir noch klären sollten. Scott hat ja nun mitbekommen, dass irgendetwas zwischen uns läuft. Was sage ich ihm? Und was sage ich meinem Dad und allen anderen? Du willst ja sicherlich nicht, dass die erfahren, dass du ausgerechnet jemanden wie mich... also ich meine, ich will nicht, dass es für dich peinlich wird. Was ich eigentlich sagen will ist, ich bin bereit es geheim zu halten und sie alle anzulügen, wenn du das so willst.“ Derek zog Stiles Gesicht zu sich heran, um ihn zu küssen: „Mir ist überhaupt nichts peinlich und wir werden es ihnen sagen. Gemeinsam und einem nach dem anderen. Und mit Scott und deinem Vater sollten wir anfangen, denke ich.“ „Meinst du das ehrlich?“ versicherte sich Stiles verblüfft: „Natürlich meine ich das ehrlich. Das hatten wir uns doch versprochen, ehrlich zu sein.“ beteuerte Derek: „Ich will, dass es alle wissen.“ Stiles strahlte über das ganze Gesicht. Dann wollte er wissen: „Und wie nennen wir das mit uns nun? Sind wir Lover auf Probe? Friends without benefits? Was sind wir?“ „Warum können wir nicht einfach sagen, dass wir ein Paar sind?“ fragte Derek mit einem Mal verunsichert: „Doch, das können wir!“ versicherte Stiles rasch: „Das fände ich schön.“ „Ich bin verliebt in Stiles Stilinski.“ murmelte Derek leise lächelnd, mit einem kleinen, ungläubigen Kopfschütteln, lehnte sich an die Rückenlehne der Schaukel und streckte bequem seine Beine von sich. „Wow, das klingt toll.“ schnurrte Stiles und ließ sich gegen seinen Sitznachbarn sinken: „Dann erkundigte er sich: „Was hältst du davon, wenn ich heute Nacht hier bleibe?“ „Das wäre wunderbar.“ erwiderte Derek: „Aber wird dein Dad das denn erlauben.“ Stiles lachte leise und entgegnete: „Ich bin achtzehn Jahre alt, ich kann machen was ich will. Ich rufe ihn an, sage ihm dass ich woanders schlafen werde und er sich keine Sorgen machen muss und damit hat es sich.“ Die beiden Männer saßen noch lange schweigend gemeinsam Seite an Seite, schaukelten sanft vor sich hin, hielten sich bei den Händen und beobachteten, wie die Sonne unterging und nach und nach die ersten Sterne am Firmament erschienen. Sie lauschten darauf, wie die Geräusche des Tages verhallten und die Klänge der Nacht diese ablösten. Als der Mond bereits hoch über allem stand, es draußen zu kalt wurde und sich langsam Müdigkeit bei den Liebenden bemerkbar machte, zogen sie um nach in das Innere von Dereks Zuhause. Sie verschwanden kurz gemeinsam im Bad und krochen dann in das riesige Bett unter dem Fenster: „Und wie machen wir das jetzt?“ fragte Derek unsicher: „Löffelchen vielleicht? Oder wie schläfst du am liebsten?“ Stiles dachte kurz darüber nach, doch mit einem Mal wusste er genau, was er am liebsten hätte. Er legte sich auf den Rücken, zog den Kopf des Älteren auf seine Brust und schlang die Arme um ihn: „Das habe ich noch nie gemacht, so in den Armen eines Menschen zu liegen.“ sagte Derek leise in die Dunkelheit hinein: „Eigentlich war ich bislang immer derjenige, der den anderen gehalten hat.“ „Das kann ich mir vorstellen.“ gab Stiles grinsend zurück: „Gefällt es dir denn, Großer?“ „Sehr!“ bestätigte Derek gähnend: „Ich kann dein Herz hören. Das ist schön.“ Wenig später konnte Stiles an seinem Atem hören, dass er eingeschlafen war. Kapitel 10: Dinner mit Offenbarung, Teil 1 ------------------------------------------ Als Stiles an diesem Morgen die Augen öffnete, war Derek bereits wach. Er hatte seinen Kopf auf seinem Bizeps abgelegt und betrachtete seinen Bettnachbarn eingehend. Der Jüngere blinzelte misstrauisch zu ihm hinüber: „Was ist?“ fragte Derek leise lachend: „Wartest du darauf, dass ich etwas furchtbar Dummes sage und du wieder einmal die Flucht vor mir ergreifen musst?“ „Irgendwie schon.“ gestand Stiles: „Keine Sorge, das wird nicht passieren.“ versicherte der Ältere, beugte sich zu ihm hinüber, küsste ihn sanft auf die Lippen und sagte statt der erwarteten Dummheit: „Guten Morgen, Hübscher! Hast du gut geschlafen?“ Stiles Herzschlag beschleunigte sich rasant. Ein Kuss, ein Kosename und dazu noch dieser Blick? Was für ein Start in den Tag! Doch dann setzte Derek sich auf und machte Anstalten aufzustehen: „Ich habe nichts für´s Frühstück eingekauft.“ gestand er: „Aber du kannst etwas von den Resten von gestern essen, ehe du in die Schule musst. Es ist alles im Kühlschrank.“ „Hey, wo willst du denn hin? War das etwa schon alles?“ schmollte Stiles und umfasste die Hüfte des Älteren, um ihn daran zu hindern, sich zu erheben: „Bleib´ hier bei mir, ja?“ Derek wandte sich überrascht um: „Aber fängt nicht bald die Schule an? Ich will nicht, dass du meinetwegen zu spät kommst.“ „Ich pfeiff´ auf die Schule.“ gab Stiles zurück, umfasste Derek von hinten, ließ seine Hände über dessen Oberkörper wandern und begann dessen Hals und Nacken mit kleinen Küssen und zärtlichen Bissen zu versehen. Dem Wolf gefiel das natürlich, dennoch sagte er streng: „Kommt überhaupt nicht infrage, dass du schwänzt! Du bist zu schlau, um deine Zukunft für ein bisschen Spaß zu gefährden.“ „Wieso denn nur ein bisschen Spaß? Ich will eine Menge davon!“ schnurrte Stiles und versuchte nun den Ältere spielerisch niederzuringen: „Und nur weil ich an einem Tag den Unterricht versäume, ruiniere ich mir schon nicht meine gesamte akademische Laufbahn.“ Derek beschloss Stiles vorerst gewinnen zu lassen und ließ sich von ihm in die Matratze drücken, doch er erwiderte: „Du, Scott und die anderen fehlt doch andauernd in der Schule, weil ihr euch um irgendwelche Katastrophen kümmern müsst. Also wirst du auf keinen Fall heute blau machen.“ doch ehe Stiles protestieren konnte fuhr der Werwolf fort: „Aber ein paar Minuten haben wir sicherlich noch, wenn du ein Frühstück-`to-go´ von mir bekommst.“ Er schlang die Beine um den Jüngeren und zog dessen Gesicht zu sich heran, um ihn küssen zu können. Natürlich dauerte es nicht lange, bis beide Männer in Hitze gerieten und dass Verlangen nach mehr lauter wurde, doch Derek entschied nach einer Weile, dass er nicht nur der Ältere, sondern auch der Vernünftigere sein und zu seiner Ansage stehen wollte. Er unterbrach die Situation schließlich und schickte einen überaus verstimmten Stiles mit Halbmast hinüber ins Bad, um sich frisch zu machen, während er selbst sich in seine kleine, bescheidene Küchenzeile stellte, um ihm ein Schulbrot zu schmieren und Kaffee zu kochen. Eine kalte Dusche später war Stiles wieder bei ihm, mehr als bereit einen Streit zum Thema seiner Selbstbestimmung als erwachsene und volljährige Person vom Zaun zu brechen, doch er brachte es einfach nicht fertig, so wie Derek gerade vor ihm stand, mit zerzaustem Haar, in Unterhemd und Boxershort, die für ihn bestimmte Stulle in der einen Hand und den Thermobecher in der anderen, ein zärtliches Lächeln auf dem Gesicht. Weichgespült von dieser unerwarteten und absolut bezaubernden Bemutterung ausgerechnet von einem griesgrämigen Eremiten wie Derek Hale, fragte Stiles stattdessen: „Also gut du Spielverderber, wann machen wir da weiter, wo wir gerade aufgehört haben?“ „Wann hast du Schulschluss?“ fragte Derek zurück: „Ich könnte dich abholen.“ „Das wäre toll.“ gab der Jüngere zurück, doch dann schüttelte er heftig den Kopf: „Nein, warte mal... ich muss mich dann wohl erst einmal bei meinem Dad melden.“ Er knautschte sein Gesicht mit nervösen Fingern und schob hinterher: „Ich weiß irgendwie gar nicht, was ich ihm sagen soll? Weißt du was? Ich fürchte, wie müssen heute Abend die Katze aus dem Sack lassen. Kommst du gegen sechs zum Dinner? Ich koche das Lieblingsessen meines Vaters, damit er gute Laune hat und danach sagen wir es ihm; zusammen. Was sagst du.“ Derek schluckte ein wenig, doch dann nickte er: „Das klingt nach einem Plan. Ich werde da sein. Sorg´ bloß dafür, dass dein alter Herr seine Waffe nicht in Reichweite hat, okay?“ Stiles trat auf den Werwolf zu und küsste ihn: „Keine Sorge, ich bürge für deine Sicherheit. Mein Dad liebt mich und weil das so ist, wird er sich damit abfinden, dass wir von jetzt an zusammengehören.“ Er nahm dem Älteren das für ihn bestimmte Frühstück ab, bedankte sich artig dafür und dann machte er sich auf den Weg. Stiles begegnete Scott im Schulflur und begrüßte ihn mit einem harmlosen: „Hey Bro, was läuft?“ „Ernsthaft, Stiles?“ schimpfte der wahre Alpha entrüstet: „Du hast also tatsächlich die Absicht, über alles was gestern passiert ist hinwegzugehen?“ „Gestern? Was... ähm... was war denn da?“ fragte der Angesprochene, um Zeit zu gewinnen: „Stellst du dich jetzt allen ernstes dumm, Alter?“ knurrte Scott böse: „Derek? Die Verfolgungsjagd? Und alles was danach war? Klingelt da vielleicht irgendetwas?“ In diesem Moment klingelte tatsächlich etwas und das war die Schulglocke, welche sie zum Unterricht rief: „Sorry Bro, aber du hörst es ja. Wir müssen das vertagen.“ erwiderte Stiles unschuldig und setzte sich in Bewegung in Richtung Klassenzimmer: „Denk´ bloß nicht, das du einfach so davonkommst!“ ließ Scott seinen besten Freund wissen. Fieberhaft dachte Stiles in der nun folgenden Doppelstunde darüber nach, was er zu Scott sagen konnte, doch schließlich wurde ihm klar, dass er hierbei Unterstützung brauchen würde und so lud er seinen besten Freund kurzerhand ebenfalls heute zum Abendessen ein und versprach, dann würde sich alles aufklären. Per Kurznachricht hatte Stiles seinen Vater davon in Kenntnis gesetzt, dass sie heute Gäste haben würden und dass er sich den Abend freihalten sollte. Anstatt nach Schulschluss direkt heimzufahren, machte er zunächst am Supermarkt Halt, um die Zutaten für jenes Abendessen zu besorgen, von welchem er hoffte, dass es seinen Vater milde stimmen würde, wenn er die großen, unerwarteten Neuigkeiten erfuhr. Stiles polnische Großmutter väterlicherseits hatte genau gewusst was sie tat, als sie ihr umfangreiches, fantastisches handgeschriebenes Kochbuch mit allen Rezepten aus der alten Heimat direkt ihrem Enkel und nicht ihrem Sohn vermacht hatte. Da Stiles früh seine Mutter verloren hatte, hatte er beizeiten damit angefangen zu lernen die Rezepte der alten Dame nachzukochen. Hätte er diese Aufgabe nicht übernommen, dann hätte es im Haushalt der Stilinskis in all den Jahren tagein tagaus wohl immer nur fertige TV-Dinner, Pizza oder Take-Away gegeben, denn auch wenn Noah Stilinski der ungeschlagene Jahrhundertchampion in der Disziplin Vaterschaft war, vom Kochen verstand er absolut nichts. Sheriff Stilinskis ungeschlagenes Lieblingsgericht war Schweinebraten mit Backpflaumenfüllung und dazu Krautnudeln und Salzkartoffeln. Es handelte sich um ein aufwendiges Rezept und passte zudem aufgrund der Menge an Fleisch, Fett und Kohlenhydraten auch nicht besonders gut zu jener Diät, zu welcher Stiles seinen Vater verdonnert hatte (und welcher diese selbstverständlich ständig umging, sobald sein Sohn ihn einmal kurz aus den Augen ließ), aber heute würde der Sohn einmal Fünfe gerade sein und den erhöhten Cholesterinspiegel seines Dads unerwähnt lassen. Kaum war der Sheriff heimgekehrt, führte ihn sein Weg schnurstracks zu Stiles in die Küche: „Was ist los? Wer ist gestorben? Was hast du ausgefressen? Raus mit der Sprache! Hier ist doch irgendwas im Busch, wenn du einfach so mein Leibgericht kochst. Verrat´ mir einfach sofort was Sache ist und erspare uns die Umschweife!“ „Hallo Dad! Dir auch einen schönen Tag.“ erwiderte Stiles kopfschüttelnd: „Warum denkst du immer gleich, dass irgendeine Katastrophe passiert sein müsste, bloß weil ich dich mal ein bisschen verwöhnen will, hm?“ „Weil es in der Regel ja auch so ist.“ stellte Noah Stilinski klar: „Was war das vorhin für eine kryptische Nachricht, dass wir „Gäste“ empfangen würden? Seit wann geben du und ich denn Dinnerpartys? Wer kommt überhaupt? Etwa einer deiner Lehrer? Hast du in der Schule Mist gebaut?“ „Da-had!“ erwiderte Stiles langgezogen und gequält: „Ich bin doch kein Kind mehr. Ich habe überhaupt nichts angestellt, ich war sogar ausgesprochen brav. Und unsere Besucher, das sind bloß Scott und Derek, also kein Grund zur Aufregung.“ „Moment mal? Mit Derek sprichst du doch nicht mehr, hast du gesagt? Letztes Mal wolltest du noch, dass ich ihn einschüchtere, oder wenn nötig erschieße?“ gab der Sheriff skeptisch zurück: „Wir haben uns wieder versöhnt.“ erwiderte Stiles schlicht, ohne von seinen Kochtätigkeiten aufzublicken. Der Sheriff ließ nicht locker: „Aber du lädst ihn und Scott doch nicht einfach so ein. Da steckt doch irgendetwas dahinter, also spuck´s schon aus, Stiles.“ „Das erfährst du noch früh genug, Dad.“ entschied Stiles und öffnete den Ofen, um den Braten zu begießen: „Und nun zieh´ die Uniform aus, geh´ duschen und zieh´ dir etwas Bequemeres an, in Ordnung?“ Noah Stilinski schnaubte verächtlich: „Hast du mich etwa gerade tatsächlich zum Duschen geschickt? Ich glaube, ich spinne! ICH bin hier doch wohl der Vater!“ „Nun mach´ doch nicht so einen Aufstand, Dad!“ forderte Stiles gequält und zu seiner Überraschung zog sich sein Vater nun tatsächlich zurück, um der Aufforderung zu folgen. Als Noah Stilinski in Jeans, Sweater und mit nassem Haar aus der Dusche zurückkehrte, klingelte es an der Tür. Stiles eilte hin, doch sein Vater kam ihm zuvor und riss die Haustür auf. Es war Scott, welcher vom Sheriff mit den Worten: „Wie schön dich zu sehen, Sohn den ich hätte haben sollen. Kannst du mir vielleicht endlich verraten, warum wir heute hier diese Zusammenkunft haben? Stiles hält es nämlich nicht für nötig mir das zu sagen, der kleine Mistkerl.“ „Tut mir leid, doch ich tappe ebenfalls im Dunkeln. Ich weiß nur, dass irgendwas im Busch ist und es hat etwas mit Derek zu tun, doch Stiles hielt es bislang ebenfalls nicht für nötig, mir, seinem allerbesten Freund auf der ganzen Welt, mitzuteilen was los ist.“ Bei diesen letzten Worten warf der Alpha einen finsteren, vielsagenden Blick hinüber zu Stiles. Seufzend forderte dieser: „Das essen ist bald soweit. Auf dem Tisch stehen Gemüsesticks mit verschiedenen Dips. Bedient euch schon mal, ich muss nach dem Braten sehen.“ Noah und Scott tauschten einen Blick, ehe sie hinüber ins Esszimmer schlenderten: „Gemüsesticks?“ spuckte der Sheriff verächtlich aus: „Als würde ich mir mit so etwas den Appetit verderben, wenn es Braten gibt!“ Als es erneut an der Tür klingelte, liefen Scott und Noah gemeinsam los, weil sie Derek in die Mangel nehmen und endlich aus ihm herausbekommen wollten, was nicht stimmte. Doch weil Stiles das wusste, beeilte er sich umso mehr, der Erste zu sein, um seinen Freund davor zu bewahren. Derek war noch gar nicht zur Tür hereingekommen, oder hatte die Chance erhalte, die Anwesenden angemessen zu begrüßen, da hatte Stiles ihn bereits untergehakt und schleifte den Überrumpelten mit den Worten: „Ah, gut, du bist da. Das Essen ist gleich soweit. Hilf´ mir in der Küche, ja?“ hinter sich her. Scott und dem Sheriff blieb vorerst nichts anderes übrig, als mit ihren offenen Fragen zu warten, bis Stiles endlich das Startsignal gab. Kapitel 11: Dinner mit Offenbarung, Teil 2 ------------------------------------------ Als alle sich bei Tisch eingefunden hatten, füllte Stiles reihum die Teller und ließ sich in seiner staatstragenden Tätigkeit auch nicht davon beirren, dass sein Vater ihn mit seinem fragenden Blick förmlich zu durchbohren versuchte. Als jeder seine dampfende Portion vor sich stehen hatte und nun auch endlich der Koch selbst seinen Platz eingenommen hatte, verlor der Sheriff endgültig seine Geduld: „Sohn, du sagst mir jetzt endlich, was hier los ist! Vorher werde ich keinen einzigen Bissen anrühren, denn ich halte diese Anspannung nicht mehr aus.“ Einen Moment lang lieferten sich Stiles und sein Vater schweigend ein Blickduell, bis der Sohn schließlich einlenkte: „Also gut, ich sage es dir: Derek und ich lieben uns. Wir sind ein Paar. Will jemand noch Soße?“ „Moment Mal! Wie war das bitte?“ fragte Noah Stilinski fassungslos: „Soße, Dad. Ich habe gefragt, ob noch jemand Soße möchte.“ gab sein Sohn zurück: „Nun lass´ mich doch mit der verdammten Soße in Ruhe!“ pöbelte der Sheriff: „Ich meinte natürlich das, was du davor gesagt hast!“ „Die verdammte Soße?“ echauffierte sich Stiles: „Weißt du eigentlich, wie lange ich heute dafür in der Küche gestanden habe? Die Soße ist perfekt gelungen und normalerweise liebst du diese Soße doch. Also was ist denn nun? Willst du noch etwas davon, oder nicht?“ Der Sheriff sah aus, als würde er gleich vor Wut platzen und auch in Stiles Körper war jede einzelne Sehne bis zum äußersten gespannt. Er sah aus wie eine Raubkatze, kurz vor dem Sprung. In dieser Situation schaltete Derek sich ein. Er legte seinem Gefährten beruhigend eine Hand auf die Schulter und forderte sanft: „Nun lass´ doch mal den Blödsinn, Stiles und hör´ auf deinen Vater zu provozieren! Es ist doch kein Wunder, dass er überrascht ist und ein wenig Zeit braucht, um diese Neuigkeit zu verdauen. Wir haben uns damit doch auch nicht leicht getan. Jede Reaktion ist okay und hat ihre Daseinsberechtigung, denkst du nicht.“ Anfänglich blinzelte Stiles ihn für diese Worte feindselig aus zu Schlitzen verengten Augen an, doch mittendrin schien er dann doch noch einzusehen, dass Derek möglicherweise irgendwie ein kleines bisschen Recht hatte, denn er atmete tief durch, wendete sich wieder seinem Vater zu und wollte wissen: „Also gut Dad, hast du irgendetwas dazu zu sagen, dass Derek und ich zusammen sind? Hast du irgendwelche Fragen, oder so?“ Der Gesichtsausdruck des Sheriffs wechselte nun von ärgerlich hin zu unbehaglich. Er zögerte mit einer Erwiderung, zweifellos weil er diese vorher sehr genau abwägte, um nichts Falsches zu sagen. Schließlich fragte er: „Wie lange geht das denn schon mit euch beiden?“ „Wir haben gestern geredet und entschieden, dass wir ein Paar sein wollen.“ erwiderte Stiles wenig detailreich, dafür mit gehörigen Portion Angriffslust in der Stimme: „Erst seit gestern?“ fragte der Sheriff verwirrt: „Also wisst ihr noch gar nicht wirklich, ob das mit euch etwas Ernstes wird, oder wie?“ Wie von der Tarantel gestochen sprang Stiles vom Tisch auf und pöbelte mit hochrotem Kopf: „Wie kannst du so etwas sagen? Sicher ist es etwas Ernstes! Denkst du, wir haben uns das leicht gemacht? Oder dass das nur so eine Art spaßiges Experiment für uns ist und irgendwann werden wir wieder normal? Ist es aber nicht! Wir lieben uns und basta! Warum sagst du nicht einfach direkt, dass du mich so nicht akzeptieren kannst und ich meine Sachen packen und verschwinden soll? Gar kein Problem, das kannst du gern so haben! Aber dann siehst mich nie wieder, nur damit das klar ist!“ „Aber, ähm...? Nein, nicht... !“ machte der Sheriff erschüttert und war in seinem Stuhl ganz klein geworden. Und wieder war es Derek, welcher ihm hilfreich beisprang. Er zog Stiles in seinen Stuhl zurück und direkt in seine Arme, wo die Wut des Jüngeren schlagartig in Verzweiflung umschlug und er in Tränen ausbrach. Derek streichelte sanft den Rücken seines Gefährten und wiegte ihn sacht vor und zurück, während er an den Sheriff gewandt erklärte: „Ich verstehe vollkommen, dass das alles für sie sehr plötzlich kommt, Sir. Stiles und mich hat es auch ein wenig überrumpelt, aber das bedeutet nicht, dass es uns nicht ernst wäre. Stiles war in den vergangenen Wochen für mich da und hat mir über eine schwerwiegende persönliche Krise hinweg geholfen. Dabei sind wir uns sehr nahe gekommen. Ich habe mich in ihn verliebt und er sich auch in mich. Es ist mir ernst mit ihrem Sohn. Ich will mit ihm zusammen sein. Ich weiß, ich bin sicher nicht die Person, die sie gern an der Seite ihres Sohnes sehen würden, aber sie müssen wirklich keine Sorge haben. Ich werde ihnen beweisen, dass von mir keine Gefahr für Stiles ausgeht. Im Gegenteil, ich werde für ihn da sein, ihn unterstützen und beschützen... und ganz sicher werde ich ihm niemals wehtun. Ich werde gut zu ihm sein, das verspreche ich ihnen.“ Im Gesicht des Sheriffs spiegelten sich zur gleichen Zeit Rührung, Unwohlsein und Verwirrung. Er nickte leicht und murmelte stotternd: „Gut. Gut... das ist... das ist gut, denke ich?“ Stiles hatte aufgehört zu weinen. Er hatte genau gehört, was sein Geliebter gesagt hatte und jedes Wort davon hatte ohne Umwege sein Herz erreicht: „Oh Mann!“ seufzte er, schlang die Arme um den Hals des Älteren und küsste ihn. Scott stieß ein kleines Lachen aus und erinnerte so die Anwesenden daran, dass er sich ebenfalls noch im Raum befand: „Oh Leute, das ist so verrückt!“ urteilte er kichernd: „Ich hätte jede Wette gemacht, dass ihr beide euch eines Tages gegenseitig so sehr an die Gurgel geht, das einer von euch draufgeht. Aber DAS...? Das hatte ich echt nicht kommen sehen. Aber was soll ich sagen? Ich find´s toll!“ Irgendwie löste sich durch dieses Statement schlagartig jede Spannung im Raum auf und alle anderen Anwesenden am Tisch stimmten in das Lachen des Alphas ein. Als sie sich wieder beruhigt hatten, sagte Noah Stilinski: „Also jetzt könnte ich aber definitiv noch mehr Soße vertragen!“ Das brachte die anderen erneut zum Lachen und Stiles goss seinem Vater großen Klecks der sämigen braunen Flüssigkeit auf den Teller. Vielleicht waren in diesem Moment noch nicht alle Fragen geklärt und alle Unsicherheiten ausgeräumt, doch für´s Erste war es in Ordnung. Alles weitere würde die Zeit richten und Stiles und sein Vater würden irgendwann noch ein aufrichtiges Vier-Augen-Gespräch führen, doch für heute war es gut. Die vier Männer sprachen stattdessen über harmlose, unverfängliche, alltäglichen Themen, das Essen und sein Koch wurden in den höchsten Tönen gelobt, man ließ es sich schmecken, aß mehr als einem guttat und als zum Dessert noch die fantastische Rotweinmousse serviert wurde, war die kulinarische Glückseligkeit perfekt. Nach dem Essen hatte die Runde noch eine ganze Weile beisammen gesessen und als Scott dann ankündigte heimgehen zu wollen, schien Derek sich ihm anschließen zu wollen, doch Stiles kam ihm zuvor indem er fragte: „Wie wär´s, wenn du über Nacht bleiben würdest.“ Noah Stilinski wurde ein wenig blass bei diesem Vorschlag, doch er liebte seinen Sohn und wollte dass dieser sich unterstützt fühlte, also nickte er schnell und behauptete, dies sei eine fantastische Idee. Derek bekam die Unsicherheit seines Sozusagen-Schwiegervaters sehr wohl mit, doch ebenso war ihm klar, dass für Stiles ein Nein nicht akzeptabel war, also murmelte er ein unsicheres: „Also... wenn es keine Umstände macht?“ Scott überließ das Trio ihrem Dilemma, verabschiedete sich und ging. Und so kam es, dass nachdem sie mit Noah noch gemeinsam das Geschirr abgetragen und die Küche aufgeräumt hatten, Derek und Stiles eine Weile später Seite an Seite im Badezimmer der Stilinskis mit Zahnbürsten im Mund vor dem Waschbecken standen und sich im Spiegel anschauten: „Was ist eigentlich mit deinen Reißzähnen? Putzt du die denn nicht mit?“ erkundigte sich Stiles neugierig, nachdem er ausgespuckte und nachgespült hatte. Derek gab ein gutmütiges Lachen von sich, nannte ihn einen `Quatschkopf´ und behauptete: „Das mache ich nur, wenn ich jemanden gebissen habe, den ich nicht leiden kann.“ „Selber Quatschkopf!“ kicherte Stiles und gab dem Werwolf einen Kuss, obwohl beide noch Reste der Zahncreme im Mundwinkel hatten: „Das ist nett.“ stellte Derek fest: „Was denn? Stehst du etwa auf minzfrische Küsse?“ neckte ihn der Jüngere: „Ja, das auch.“ lachte Derek: „Aber ich meinte eigentlich das Ganze hier; zusammen Zähne putzen, herumalbern, Alltagszeug eben. Ich finde das schön.“ „Ich auch!“ bestätigte Stiles und gab seinem Nebenmann einen zarten Klaps auf den Hintern: „Und nun ab ins Bett mit dir, du Schmuckstück!“ Derek sah aus, als könne er es nicht fassen und kommentierte auf dem Weg in Stiles Schlafzimmer: „Du bist wirklich verdammt frech, Kleiner. „Das sind jetzt nicht gerade Breaking News, oder? Ich denke, das war hinlänglich bekannt, schon bevor du dich auf mich eingelassen hast, also musst du damit leben. Es gibt kein Rückgaberecht.“ stellte der Jüngere klar: „Gut. Ich will dich nämlich behalten.“ versicherte Derek, küsste Stiles noch einmal und ließ sich im bequemen, breiten Jungendzimmerbett seines Gefährten nieder. Stiles knipste das Licht aus, schlüpfte zu ihm unter die Decke und es war erstaunlich unkompliziert für beide Männer, eine bequeme Schlafposition zu finden. Ihre Körper fügten sich ineinander, wie zwei Puzzleteile. Es war einfach perfekt. Derek war schon beinahe eingeschlafen, da fühlte er eine vorwitzige Hand, welche sich ihren Weg unter sein Shirt suchte und vernahm die schnurrenden Worte seines Bettnachbarn gegen sein Ohr: „Das was du heute zu meinem Vater gesagt hast, war irgendwie... verdammt heiß.“ „Aha?“ machte Derek, vorsichtig abwartend. Stiles fuhr fort: „Ich denke mein Dad schläft bereits. Könnten wir nicht... ? Also ich meine, immerhin haben wir noch gar nicht richtig... du weißt schon!“ „Das ist doch wohl hoffentlich nicht dein Ernst, Stiles! Du willst das unser erstes Mal jetzt und hier stattfindet? Mit deinem Vater, der vielleicht, vielleicht aber auch nicht schläft und das nur zwei Türen weiter und der mit dieser neuen Situation noch gar nicht richtig klarkommt? Kommt überhaupt nicht in die Tüte!“ erwiderte der Ältere streng: „Das vergisst du am besten ganz schnell wieder!“ „Ich würde auch ganz leise sein.“ behauptete Stiles, doch Derek erkannte: „Das würdest du mit Sicherheit nicht. Und ich wahrscheinlich auch nicht, so viel Energie wie sich da mittlerweile zwischen uns aufgestaut hat. Außerdem bin ich auch gar nicht sicher, ob ich überhaupt könnte in dieser Situation. Ich würde andauernd an deinen Vater denken und an die Peinlichkeit am nächsten Morgen. Es tut mir leid, aber das geht so leider nicht.“ „Ich gefalle dir nicht und das ist der Grund.“ erwiderte der Jüngere schmollend, doch Derek versicherte: „Du gefällst mir sehr, Kleiner und ich kann unser erstes Mal kaum erwarten, aber wir finden eine bessere Zeit und einen besseren Ort dafür, versprochen!“ „Du bist langweilig!“ murrte Stiles und forderte: „Aber dann zieh´ wenigstens dein Shirt aus, damit ich an dir schnuppern kann.“ „Du bist unmöglich!“ gab Derek mit einem leisen Lachen zurück, doch er kam der Aufforderung nach, entledigte sich seiner Oberbekleidung und zog seinen Nebenmann noch ein wenig enger an sich: „Schön!“ murmelte dieser und vergrub seine Nase an der breiten Brust. Kapitel 12: Barbeque mit sogenannten Freunden --------------------------------------------- Als Derek und Stiles einander am kommenden Morgen in der Küche der Casa Stilinski über einem dampfenden Becher Kaffee gegenübersaßen, wollte Stiles wissen: „Denkst du eigentlich immer noch, es sei eine gute Idee, es auch dem Rest der Truppe zu verraten, dass wir nun zusammen sind?“ „Wieso? Zweifelst du etwa schon wieder an uns?“ erkundigte sich Derek ein klein wenig alarmiert. Der Jüngere langte über den Tisch, nahm eine der Hände seines Gefährten und platzierte einen Kuss darauf: „Nicht im Geringsten!“ versicherte er: „Ich wollte nur ganz sicher gehen, dass du es ihnen wirklich sagen willst, denn eines ist sicher wie das Amen in der Kirche, nämlich dass sie dumme Sprüche machen werden.“ „Davon gehe ich auch aus.“ bestätigte der Werwolf: „Aber das ist mir egal. Außerdem werden sie es früher oder später ohnehin mitbekommen, denn ich habe nicht vor, es zu verheimlichen. Ich würde also vorschlagen, dass wir es so schnell wie möglich hinter uns bringen.“ Stiles nickte: „Ich bin einverstanden. Also wann und wo?“ „Wie heißt es so schön? Es gibt keine Zeit wie die Gegenwart. Warum also nicht heute Nachmittag bei mir zuhause? Weihen wir doch meinen neuen Grill ein. Wenn sie alle den Mund voll haben, dann halten sie ja vielleicht die Schnauze und nerven uns nicht?“ antwortete Derek hoffnungsvoll. Und damit war es entschieden. Sie versendeten eine Nachricht an alle die es betraf und verabschiedeten sich für´s Erste von einander, da es für Stiles Zeit wurde, in die Schule zu gehen. Scott hatte sich bereit erklärt, Stiles bei den Vorbereitungen für das Barbeque behilflich zu sein und so schleppten die beiden Freunde nach Schulschluss mehrere volle Tragetüten mit Lebensmitteln und Getränken die vielen Treppen zu Dereks Loft hinauf. Derek hatte hier bereits den Tisch gedeckt und half ihnen nun dabei, das Grillgut einzulegen, Burger zu formen, die Salate vorzubereiten und die Getränke für später kalt zu stellen. Um kurz nach vier waren die geladen Gäste schließlich vollzählig eingetroffen; Malia, Lydia, Kira, Peter, Liam, Mason und Corey. Nachdem jeder seinen Platz gefunden und sein Wunschgetränk erhalten hatten, spürten Derek und Stiles die erwartungsvollen Blicke der Anderen auf sich ruhen. Scott hatte sich angeboten, sich an den Grill zu stellen, damit die beiden Männer sich um weiter nichts als ihr großes Coming Out sorgen mussten. Das junge Paar tauschte einen Blick, sie nickten einander zu und schließlich übernahm es Derek die Neuigkeiten mitzuteilen. Hierzu erhob er sich und erklärte grimmig: „Stiles und ich haben euch einzuladen, um euch zu sagen, dass wir zusammen sind. Also als Paar, versteht ihr? Als Liebespaar, nur damit keine Missverständnisse entstehen. Hat etwa jemand ein Problem damit?“ Der Werwolf warf einen finsteren Blick in die Runde. Dies war rhetorisch vielleicht nicht die eleganteste Art und Weise, diese Neuigkeit kundzutun. Andererseits hatte Derek ja auch noch nie unter dem Verdacht gestanden, ein großer Redner zu sein. Einen Moment lang herrschte Stille. Peter war natürlich der Erste, der sich zu Wort meldete, denn anders als sein Neffe liebte er den Klang seiner eigenen Stimme: „Wow, das sind ja vielleicht Neuigkeiten! Wer hätte das gedacht? Nun bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen.“ Er machte eine dramatische Pause: „Wer ist Top und wer ist Bottom?“ Stiles wurde ein wenig blass, Derek funkelte seinen Onkel leise knurrend finster an, doch es war Malia, die darauf konterte: „Also wirklich Dad! So etwas fragt man doch nicht!“ Stiles wollte sich schon bei seiner Ex für diese unerwartete, kleine Hilfestellung bedanken, da fügte diese mit einem frechen Grinsen hinzu: „Außerdem ist es doch vollkommen offensichtlich, dass die beiden noch dabei sind auszuhandeln, wer Werfer und wer Fänger ist.“ „Oh verdammt, halt die Klappe, Bitch!“ entrüstete sich Stiles nun. Malias Grinsen wurde breiter: „Was denn? Das wird man doch wohl noch sagen dürfen. Außerdem habe ich jedes Recht dich ein wenig zu quälen, wo du doch scheinbar beschlossen hast, dich einmal quer durch meinen Stammbaum zu vögeln, nachdem es mit uns aus ist. Wer kommt als nächstes. Mein Vater vielleicht?“ Sie machte ein angewidertes Gesicht. Peter hingegen ließ die Anwesenden wissen: „Wieso nicht? Also ich wäre dabei!“ „Dad!“ rief Malia entsetzt und Derek drohte: „Halt sofort die Klappe Peter, sonst reiße ich dir die Eier ab und stopf´ sie dir ins Maul!“ Peter beeindruckte das herzlich wenig, denn er schob hinterher: „Was denn? Das kommt auch dir zugute, Neffe, denn ich könnte unserem süßen, kleinen Stiles hier sicherlich noch ein paar Kunststückchen beibringen.“ Derek verwandelte sich und war im Begriff, einmal quer über den Tisch hinweg zu hechten, um seinem Onkel die Kehle herauszureißen, doch nun hielt es ihrer aller Alpha für notwendig zu intervenieren: „Hört auf euch wie die letzten Arschgeigen aufzuführen, sondern unterstützt die beiden gefälligst!“ herrschte er die Truppe an. Darauf meldete sich Lydia zu Wort, die versicherte: „Also ich kann nur sagen, ich freue mich für euch Zwei.“ Dann schob sie nachdenklich hinterher: „Obwohl ich langsam beginne mich zu fragen, ob es etwas mir zu tun hat? Erst Jackson und nun Stiles? Aber Hauptsache, ihr beide seid glücklich.“ sie blickte die beiden prüfend an und forschte nach: „Seid ihr denn glücklich?“ Stiles blickte Derek an, lehnte sich dann zu einem Kuss zu diesem herüber und bestätigte: „Oh ja, das sind wir!“ „Also ich verstehe überhaupt nicht, was der ganze Wirbel soll? Ihr seid zusammen? Mazel Tov! Das ist doch schön.“ beteuerte Liam, nur um dann hinzuzufügen: „Bei Stiles wundert es mich auch kein bisschen. Mir war schon lange klar, dass der schwul sein muss. Bei Derek war ich allerdings echt überrascht. Aber was soll´s? So kann man sich irren.“ Als Mason Stiles Gesichtszüge bei diesen Worten entgleisen sah, stieß er seinem besten Freund Liam den Ellenbogen in die Seite und versicherte schnell: „Also ich finde das mit euch beiden toll, Leute! Ich wünsche euch, dass ihr sehr glücklich miteinander werdet!“ Er grinste zu Corey hinüber, verschränkte ihrer beider Finger miteinander und fügte hinzu: „Und aus der schwulen Perspektive heraus muss ich sagen, ihr seid echt ein verdammt heißes Paar.“ „Wenigstens einer der es schafft, kein vollkommen dummes Zeug zu reden. Vielen Dank, Mason!“ erwiderte Scott erleichtert, klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und legte ihm zur Belohnung den ersten Burger auf den Teller. Streng fügte er hinzu: „Und jetzt stoßen wir auf die Liebe an und beenden damit dieses Thema, haben das alle verstanden?“ Und tatsächlich hatten Derek und Stiles ihren Spießrutenlauf damit endlich hinter sich. Niemand verlor noch ein weiteres Wort über ihre junge Beziehung. Stattdessen reichte man sich Salatschüsseln, Dips und Grillgut herum und fiel rasch in ein gefräßiges Schweigen. Das Paar konnte aufatmen auf und endlich den Rest des Abend bei gutem Essen und dem Zusammensein mit ihrem Rudel unbeschwert genießen. Kapitel 13: Und endlich... das Dessert -------------------------------------- Die Gäste waren fort und Derek brachte gerade den letzten Stapel schmutziger Teller von draußen herein, als er aus dem Augenwinkel etwas erblickte, was ihm die Kinnlade herunterklappen ließ: Stiles lehnte an einer der Säulen in der Nähe des Bettes und er war dabei splitterfasernackt! Der Hausherr stellte rasch das Geschirr ab und wusste nicht recht was er dazu sagen sollte. Er blickte den Jüngeren lediglich fragend an: „Das hier bin ich!“ stellte Stiles klar. Seine Stimme hatte einen kämpferischen Unterton: „Ähm... wie bitte?“ fragte Derek verwirrt. Stiles fühlte sich in diesem Moment in Wahrheit keineswegs so selbstbewusst, wie er es gerade aussehen lassen wollte. Sicher, er und Derek waren bereits vor einander nackt gewesen, doch meistens hatte das unter einer Decke stattgefunden. Er hatte seinen Körper jedenfalls noch niemals in dieser Weise vor dem Älteren präsentiert: „Dieser Körper hier, ...“ er deutete mit seiner Hand von seinem Kopf bis zu seinen Füßen: „ ...das bin ich. Ich will nur vollkommen sicher gehen, dass dir das klar ist. Ich weiß, dass du bisher mit vielen schönen Frauen zusammen gewesen bist. Gut, einige von ihnen waren soziopathische Mörderinnen, aber immerhin waren sie schön, sexy, mit vollkommenen Körpern und so weiter. Ich wollte nur klarstellen... ich bin das jedenfalls nicht! Ich bin dass hier: Dünn, blass, leberfleckig und nun ja, ...ein Kerl eben.“ An dieser Stelle wurde er von Derek unterbrochen: „Sag mal, ist das jetzt etwa wegen dem, was Peter gesagt hat? Oder wegen Malias dummer Sportreferenz? Oder wegen Liams Bemerkung?“ „Ja! Ja, ja und JA!“ knurrte Stiles und wirkte dabei wie jemand, der seinen Ärger vor sich her trug wie einen Schild, um bloß nicht zu weinen anzufangen: „Es liegt an all dem, aber vor allem liegt es an DIR, Mann! Du findest doch immer wieder neue Vorwände, damit du und ich es bloß nicht tun müssen. Also vermute ich, dass mein Körper der Grund dafür sein muss. Du willst mich nicht wirklich!“ mittlerweile flossen trotz aller Bemühungen doch noch einzelne stumme Tränen und Stiles hatte ein wenig zu zittern begonnen: „Ich weiß, du hast mich gern und willst mit mir zusammen sein, Derek. Ich weiß auch dass es dir gefällt, wenn wir uns küssen. Das spüre ich. Ich denke aber, dass du wohl nicht weitergehen wirst, weil es einfach nicht das ist, was du wirklich willst. Und du sollst wissen, dass das auch irgendwie okay ist. Ich liebe dich, also finden wir einen Weg, wie wir trotzdem zusammen sein können. Ich würde bestimmt irgendwie damit klarkommen, wenn du gelegentlich mit Frauen schläfst, solange du es mir hinterher nicht gerade unter die Nase reibst. Ich will, dass du alles hast um glücklich zu sein, auch wenn es mir selbst wehtun würde. Aber ich will, dass du es aussprichst: Sag´ mir einmal ehrlich, dass du keinen Sex mit mir haben willst, weil du eben einfach nicht so bist. Dann weiß ich es und kann damit beginnen, es zu akzeptieren. Bitte sag´ mir die Wahrheit, auch wenn es hart ist!“ Derek hatte sich das alles angehört, ohne den kleinsten Kommentar dazu abzugeben. Ihm war auch nicht entgangen, dass der Jüngere ein wenig weinte. Betont sanft erwiderte er also: „Du bist ein dummer Junge, weißt du das?“ Er trat sehr langsam und vorsichtig auf den Jüngeren zu, nahm dessen Gesicht in beide Hände und beugte sich zu einem Kuss zu ihm hinüber: „Eigentlich hatte ich vor, erst noch die Essensreste im Kühlschrank verschwinden zu lassen, ehe ich dies hier tue, aber wenn ich sehe was du gerade durchmachst, dann pfeife ich einfach auf Salmonellen und komme ohne Umschweife zum Dessert.“ Ohne jede Hast und Ungeduld suchten sich Dereks Lippen vom Mund des Jüngeren ihren Weg hinunter zu dessen Hals. Er sog den Duft der zarten Haut dort ein, knabberte ein wenig, arbeitete sich hinab zu den Schultern, platzierte zarte Küsse auf den Schlüsselbeinen und in den kleinen dahinter liegenden Mulden, wendete sich dann der Brust zu, verwöhnte die zarten rosafarbenen Knöpfe sehr hingebungsvoll und ausdauernd mit Zunge und Lippen, küsste sich schließlich den Bauch hinab und dem schmalen, behaarten Pfad folgend, noch ein wenig tiefer. Inzwischen war der Ältere auf seinen Knien, blickte hinauf und versicherte: „Es tut mir leid, dass ich dir ein solches Gefühl vermittelt habe, aber ich schwöre dir, ich will dich! Ich will es einfach nur richtig machen, denn es soll schön für dich sein.“ er zögerte kurz: „Also... ich habe dies hier noch nie selbst gemacht, sondern war stets auf der Empfängerseite, also gib´ mir Bescheid, falls ich es verkehrt mache, oder es sich nicht gut anfühlt, Babe.“ Stiles hielt vor Aufregung den Atem an, denn dies hier war auch für ihn ein erstes Mal. Doch so viel konnte er dennoch sagen: Derek hatte in der Vergangenheit wohl ausgezeichnet aufgepasst und konnte seine Erkenntnisse ausgezeichnet umsetzen, denn nichts von dem, was er dort unten anstellte, fühlte sich falsch an. Stiles musste sich mit beiden Händen an der Säule festkrallen um sich aufrecht zu halten, denn die Knie wurden ihm weich. Derek half ihm dabei, indem er seine Hüften mit beiden Händen fest gepackt hielt. Stiles spürte bereits nach nicht allzu langer Zeit seinen eigenen Höhepunkt herannahen und wollte seinen Liebhaber vorwarnen, doch Derek ließ sich nicht beirren, sondern war offensichtlich höchst entschlossen, diese Sache bis zum Finale durchzuziehen. Dann erhob sich der Ältere wieder und wollte wissen: „Und Stiles, ist nun endlich Schluss mit diesem Unsinn?“ „Hm-hmm.“ machte der Angesprochene lediglich dümmlich grinsend, ließ sich gegen seinen Liebhaber sinken und schlang die Arme um diesen: „Und wollen wir nun vielleicht ins Bett hinüberwechseln, um da noch ein bisschen weiterzumachen?“ fragte Derek weiter: „Hm-hmm!“ machte Stiles erneut und dieses Mal mit sehr viel Nachdruck und begleitet von heftigem Kopfnicken: „Hat es dir etwa die Sprache verschlagen, Stiles?“ wollte der Ältere wissen: „Hm-hmm.“ bestätigte der Mensch. Derek lachte und behauptete: „Hätte ich nur schon vor Jahren gewusst, dass man dich so zum Schweigen bringt. Was hätte ich mir alles ersparen können, wenn ich dir damals einfach einen Blow-Job gegeben hätte.“ Stiles gab ein unzufriedenes Murren von sich und biss dem Werwolf für diese Frechheit in den Hals. Dumm nur, dass dem Raubtier dies auch noch gefiel, denn Derek gab ein lüsternen Knurren von sich, schnappte sich den Jüngeren, trug ihn hinüber zu seiner Schlafstätte und begab sich dort sogleich über ihn. Sie rangen zärtlich miteinander, küssten sich bis beide vollkommen atemlos waren, doch mit einem Mal hielten sie zugleich inne und blickten einander in die Augen. Stiles sprach schließlich die Frage aus, welche sie beide beschäftigte: „Und wie geht es nun weiter?“ „Das kommt darauf an, was du möchtest, Babe.“ erwiderte Derek und zog mit dem Zeigefinger zärtlich die Züge des schönen Gesichts vor sich nach: „Aber was möchtest DU?“ wollte Stiles wissen. Es war offensichtlich, dass es Derek nicht leicht fiel, es auszusprechen. Stattdessen fischte er ein Kondom aus dem Nachttisch und erwiderte schüchtern: „Ich weiß nicht, ob ich deine Erlaubnis erhalte. Außerdem bin ich auch irgendwie nervös und habe Angst, dass es für dich keine schöne Erfahrung werden könnte....?“ „Tu es!“ entschied Stiles: „Ich vertraue dir. Du wirst gut auf mich achten und es wird schön werden. Ich will dich, Derek.“ Wärme breitete sich in Innerem Derek aus, eine Mischung aus Erregung und Freude über dieses Vertrauensvotum. Er nickte und öffnete die kleine, quadratische Verpackung. In dem süßen Frieden, welcher ihrer physischen Verschmelzung folgte, lag Stiles auf seinem Geliebten, umfangen von dessen Armen, den Kopf auf seiner Brust abgelegt und lauschte auf dessen Herzschlag, welcher sich nach und nach wieder beruhigte: „Weißt du was?“ murmelte Stiles zufrieden: „Ich glaube unseren Nachtisch mag ich am liebsten. Ab jetzt wird es jeden Tag Nachtisch geben. Eine doppelte Portion. Vielleicht auch mehrmals täglich. Solange wir leben.“ „Einverstanden!“ bestätigte Derek und lachte leise. -ENDE- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)