Keep calm and fake on von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Mario stand vor der Bar, in der er sich mit Viktor verabredet hatte. Seine Hände waren tief in die Hosentaschen seiner Jeans geschoben und er wippte auf seinen Füßen vor und zurück. Hoffentlich würde alles klappen. Sein Handy vibrierte in seiner Hosentasche. Eine Nachricht von Elsa, die ihm schrieb, dass es schade war, dass er heute keine Zeit hatte, immerhin war Viktor auch mit Freunden unterwegs. Schnell sendete er ihr ein Herz- und einen Kuss-Emoji, dann steckte er sein Handy wieder in seine Hosentasche zurück. Irgendwie hatte er ihr gegenüber schon ein wenig ein schlechtes Gewissen, doch er wollte richtig mit ihr zusammen sein, es in die Welt hinaus schreien, wie sehr er in diese Frau verliebt war. Es öffentlich zeigen, vor ihren Familien und ihren Freunden und daher war das jetzt ein Versuch wert. “Hallo Mario”, erklang eine tiefe Stimme neben ihm. “Hallo Viktor.” Der Angesprochene spannte sich erst an, dann drehte er sich herum. “Cool, dass es mit dem Treffen klappt.” “Gerne, ich finde es ja auch gut, mal sowas mit dir zu machen. Sollen wir gleich rein?” “Natürlich.” Gleich darauf folgte Mario dem Älteren in die Bar, wo Viktor stehen blieb und sich umsah, ehe er direkt auf einen Tisch zusteuerte, der noch frei war. Er setzte sich auf einen der Stühle und wartete darauf, dass Mario sich zu ihm setzte. Die erste halbe Stunde redeten sie über Fußball, was auch sonst und tranken etwas, als Mario aus den Augenwinkeln Kisho erkannte, der auf sie zusteuerte. Bei ihnen blieb er stehen. “Oh, hey Mario.” “Hallo Kisho, du bist auch hier? Cool. Viktor”, wand er sich an den neben ihm Sitzenden, “das ist Kisho, ein Kommilitone von mir.” “Ah, hallo, ich bin Viktor.” “Schön dich kennenzulernen.” Der Neuankömmling ergriff die ausgestreckte Hand und betrachtete den Mann, wegen dem er hier war, der davon jedoch nichts wusste. “Da hat es sich ja wirklich gelohnt, heute hierher zu kommen.” Er zwinkerte Viktor zu, der seine Hand zurück zog und etwas verwirrt aussah. Kisho schien dies aber nicht wirklich zu beeindrucken. “Kann ich mich zu euch setzen?” Mario sah den Ältesten fragend an, der nickte und auf den Stuhl deutete, der zwischen seinem und dem seines Begleiters stand. Sofort ließ sich Kisho auf den Stuhl sinken und sie unterhielten sich zu dritt, bis Viktor schließlich aufstand und auf die Toilette ging. Mario wandte sich gleich seinem Kommilitonen zu. “Und? Wie findest du ihn?” “Er sieht noch besser als aus dem Bild aus. Er redet ein wenig viel über Fußball und du ehrlich gesagt auch, aber darüber kann man gut hinwegsehen. Doch eines muss ich dir sagen, Mario.” “Und das wäre?” “Der Typ strahlt keinerlei schwule Vibes aus. Im Normalfall merke ich das schon, wenn jemand so wie ich auf Männer steht, aber der? Also wenn der schwul ist, fresse ich einen Besen.” “Wenn wer schwul ist?”, erklang eine tiefe Stimme und sofort zuckten beide zusammen. “Oh, ähm Viktor.” Mario lief rot an. Der Ältere sah sie beide stirnrunzelnd an und man konnte erkennen, dass es in seinem Kopf arbeitete. Sein Blick blieb auf Mario liegen. “Sehe ich das richtig, dass er”, er deutete auf Kisho, “mich anmachen sollte?” Langsam nickte der Gefragte. “Ich habe ihn gefragt, ob er mit dir flirten könnte, deshalb ist er heute Abend auch hier.” “Warum das?” Fassungslos blinzelte Viktor. “Weil wenn du, naja, wenn du jemanden kennenlernst, dann würde Elsa wieder frei sein und sie und ich könnten endlich …” “Was heißt hier, ihr könntet endlich? Endlich was?” Viktors Stimme nahm einen bedrohlichen Unterton an. “Zusammen sein.” Nun weiteten sich die Augen des Älteren. Es schien klick gemacht zu haben. “Schläfst du mit meiner Freundin?”, platzte aus ihm heraus. Auch Mario stand auf, um nicht mehr zu Viktor aufblicken zu müssen. “Du meinst, mit deiner Fakefreundin!” Als Viktors Augenlid zuckte, hob Mario sein Kinn, ohne den Blick zu unterbrechen. “Ich weiß es, Viktor, ich weiß alles. Dass du und Elsa eure Beziehung nur vortäuscht und auch dass du eigentlich auf Männer stehst und Elsa dein Alibi ist.” “Dass ich was? Das ist nicht dein, nein, euer ernst!” Viktor wirkte wütend. Dann trat er einen Schritt zurück und deutete auf Mario. “Du, mitkommen, sofort!” “Was? Wohin?”, fragte dieser verwirrt. “Wir beide, wir haben da etwas zu klären. Also los, mitkommen! Und du”, er wandte sich Kisho zu, der neugierig dem Austausch der beiden Fußballer gelauscht hatte, “jap, ich bin null schwul. Also machs gut.” “Ihr auch.” Kisho hob eine Hand und beobachtete dann, wie die beiden davon liefen, Mario mit sehr verwirrtem Gesichtsausdruck dem Älteren folgend. Der Zurückgelassene seufzte auf. Nun gut, dann würde er sich eben anderweitig umschauen müssen. Schade auch, dieser Viktor war ein echter Schnuckel gewesen. /// Elsa hatte sich auf das kleine Sofa verzogen, das in ihrem Studentenzimmer gegenüber vom Bett an der Wand stand. Sie hatte sich in eine Decke gewickelt und las in einem Buch, als es plötzlich stark an ihre Türe klopfte. Verwundert hob sie ihren Blick. Wer war das jetzt? Sie erwartete niemanden. Viktor war mit seinen Freunden unterwegs und Mario hatte auch keine Zeit. Sie stand auf, legte die Decke auf ihr Sofa und ging zu der Türe, die sie öffnete. Im nächsten Augenblick erstarrte sie regelrecht, als sie die beiden Männer sah, die in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielten. “Was …?”, brachte sie hervor. “Wir haben zu reden!”, knurrte Viktor sie an und schob sich an ihr vorbei in den Raum hinein. Mario folgte ihm, strich dabei sanft mit seiner Hand über Elsas Arm. Diese sah mit großen Augen zu den beiden Männern, die allein durch ihre Anwesenheit den ganze Raum einnahmen und ausfüllten. Das hier war nicht gut, da war sich Elsa sicher. Mario … Was machte er hier? Ihr Herz zog sich unangenehm zusammen. Hatte er doch mit Viktor geredet, obwohl sie ihn darum gebeten hatte, das nicht zu tun? “W-was wollt ihr?”, fragte sie leise und sehr unsicher, ehe sie die Türe schloss und ebenfalls in die Mitte des Zimmers trat. “Ich kann dir sagen, was wir, was ich will!” Viktors Stimme hallte laut durch den Raum und sie konnte ihm ansahen, dass es in ihm brodelte. Oh verdammt … Langsam ließ sie sich auf ihr Sofa sinken. Er würde es doch sicherlich verstehen, oder? Er würde doch Verständnis für sie haben. Sie hoffte es sehr. “Ich habe einige Fragen an dich, Elsa. Fangen wir doch damit an: wie kann es erstens sein, dass Mario weiß, dass unsere Beziehung nicht echt ist?” “Ich …”, begann Elsa, doch Viktor ließ sie nicht aussprechen sondern redete einfach weiter. “Wie kann es zweitens sein, dass du nicht einfach mit mir geredet hast und stattdessen, drittens, mit ihm geschlafen hast! Eine Beziehung mit ihm begonnen hast?” “Viktor”, gab Mario leise von sich und legte diesem die Hand auf die Schulter, die von dem Älteren jedoch sofort wieder abgeschüttelt wurde. “Und viertens: Wie verdammt nochmal bist du darauf gekommen, ihm zu sagen, dass ich schwul bin?” Den letzten Teil brüllte er voller Wut heraus. “Viktor, bitte.” Mario deutete auf Elsa, die ganz blass geworden war. “Was? Soll ich Rücksicht auf sie nehmen? So wie sie auf dich und mich Rücksicht genommen hat?” Viktor sah von dem neben ihm Stehenden zu Elsa zurück. “Ich habe es dir wieder und wieder gesagt, seit dem Zeitpunkt, an dem wir Mario das erste Mal wieder begegnet sind. Ich habe dir gesagt, wenn du ihn magst, dann beenden wir die Fakebeziehung, es ist für mich gar kein Problem. Wir haben es doch so besprochen - wenn einer von uns beiden jemand ganz besonderen kennenlernt, dann beenden wir das mit uns beiden, damit wir uns nicht im Weg stehen. Immer und immer wieder habe ich dich auf Mario angesprochen in den letzten Monaten, habe dich gefragt, ob du etwas von ihm willst und du hast es wieder und wieder verneint. Warum also der Scheiß? Warum hast du es mir verschwiegen? Warum hast du ihm das angetan? Und nochmal: warum hast du ihm gesagt, dass ich schwul bin?” Tränen liefen Elsa inzwischen über die Wangen. “Du … du hast immer gesagt, dass du so dankbar für die Fakebeziehung bist, dass es dich echt rettet. Und ich konnte dich doch nicht einfach im Stich lassen. Wie könnte ich das? Wir beide haben das doch aus bestimmten Gründen so entschieden. Wenn ich nun damit angekommen wäre, dass ich und Mario … Dann wäre es bei dir doch wieder von vorne losgegangen, das konnte ich doch nicht tun.” “Elsa, es handelt sich nur um eine scheiß Fakebeziehung. Diese zu beenden wäre kein Weltuntergang gewesen, ich wäre mit ein paar Frauen schon klar gekommen. Aber dass du trotz all der Nachfragen bezüglich Mario nicht einmal die Wahrheit gesagt hast, das ist verdammt beschissen. Ich habe dich oft genug gefragt, immer wieder! Stattdessen behauptest du noch, ich wäre schwul und nimmst das als Ausrede?” “Das … das ist mir einfach so rausgerutscht. Aber ich habe Mario doch gesagt, dass du es nicht bist und du”, ihr Blick wanderte zu diesem und gleich darauf riss sie ihre Augen auf, “du hast es mir nicht geglaubt sondern gemeint, ich würde es nur so sagen …” Der Angesprochene nickte. Ihm ging es gerade nicht gut, überhaupt nicht. Was Viktor gesagt hatte - dass er Elsa oft genug auf ihn angesprochen hatte und die Fakebeziehung auch direkt beendet hätte, stattdessen hatte sie es einfach nur abgestritten. War alles, was sie ihm in den letzten Monaten gesagt hatte, echt gewesen? Empfand sie tatsächlich etwas für ihn? Gerade bezweifelte er es stark, denn dann hätte sie doch die Wahrheit gesagt. Stattdessen hatte sie ihn mit irgendwelchen, vermeintlichen, Ausreden hingehalten. “Elsa hat tatsächlich zu mir gesagt, dass du nicht schwul ist, aber ich dachte, das wäre so gemeint gewesen, dass ich halt auf keinen Fall ein Wort sagen darf. Ich habe es wohl falsch verstanden, entschuldige bitte, Viktor”, richtete er an diesen. “Schon okay, du kannst ja an sich nichts dafür”, erwiderte dieser und winkte mit einer Hand ab, ehe er Elsa ansah, die wie ein Häufchen Elend aussah. “Elsa, das wars, es ist aus. Nicht nur unser Fakebeziehung, unsere ganze Freundschaft. Du hast mich hintergangen, mich angelogen, monatelang. Alles, was uns beide verbunden hat, ist kaputt. Ich will nicht mehr, es ist vorbei.” Sie war aufgesprungen, sah ihn ungläubig an, schüttelte ihren Kopf und versuchte Worte zu finden. “Du … Viktor, nein, bitte nicht. Es tut mir leid, es tut mir wirklich leid. Entschuldige bitte.” Der zuckte mit seine Schultern, ehe er sich abwandte. “Es tut mir auch leid, Elsa, aber das war es. Ich packe deine Sachen zusammen und gebe sie deinem Bruder, dort kannst du sie abholen. Ruf mich weder an noch schreib mir, ich bin fertig mit dir!” Tränen liefen über Elsas Gesicht. Ihr Blick wanderte zu Mario und streckte eine Hand nach ihm aus, hoffte auf seinen Trost, doch zu ihrem Entsetzen machte er einen Schritt nach hinten und schüttelte seinen Kopf. Sein Blick wirkte zerbrochen. Er öffnete seinen Mund, brachte jedoch kein Wort hervor, schluckte stattdessen, ehe er erneut ansetzte. “Nein, Elsa. Es … es tut auch mir leid, aber es geht nicht mehr. Seit wir uns das erste Mal geküsst haben, habe ich dich darum gebeten, dass du mit Viktor redest und ihr eine Lösung findet. Ich habe dich darum gebeten, die Fakebeziehung zu beenden und mit mir zusammen zu sein. Du hast es aber immer wieder abgelehnt, mit der Begründung, dass es angeblich nicht gehen würde. Und jetzt höre ich von Viktor, dass du nie mit ihm darüber geredet hast, ihm gegenüber sogar verleumdet hast, dass ich dir etwas bedeute. Meine Gefühle sind dir egal.” “Das stimmt nicht”, schluchzte sie. “Wie kann ich dir noch glauben, wenn du etwas sagst, Elsa? Wie kann ich dir jemals wieder vertrauen? Es tut mir leid, aber das zwischen uns beiden, das ist ebenfalls vorbei.” Mario Stimme war immer leiser geworden, brach zum Ende hin regelrecht, dann drehte er sich herum und rauschte aus dem Zimmer, an Viktor vorbei, der die Zimmertüre offen gehalten hatte. Als diese hinter den beiden Männern ins Schloss fiel, gaben Elsas Beine unter ihr nach und sie sank zu Boden. Ein lautes Schluchzen brach aus ihr heraus und sie schlug beide Hände vor ihren Mund, während dicke heiße Tränen über ihre Wangen hinunter liefen. Erst jetzt wurde ihr wirklich bewusst, was ihr Handeln für Konsequenzen hatte. Sie hatte alles verloren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)