Keep calm and fake on von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- “Ich muss.” Mario ließ seine Lippen noch einmal sanft über Elsas streifen, seine Hand über ihre Wange und trat einen Schritt zurück. “Bis nachher.” “Bis nachher, ich zähle die Sekunden, bis ich wieder von dir höre oder dich sehe. Oder nur von dir lese.” Mit einem Lächeln drehte er sich herum und ging los, trotzdem musste Mario sich wirklich sehr zusammenreißen, nicht wieder umzudrehen und zurückzugehen. Am liebsten würde er hier bei Elsa bleiben, aber das ging nicht. Sie hatten diese gemeinsame Nacht und eine wirklich schöne Zeit gehabt, er liebte es, mit ihr zusammen zu sein. Es ging ihm nicht allein um das Körperliche sondern um sie als Person. Sie war wundervoll und sie machte ihn wirklich glücklich, mal abgesehen von einer Sache - Viktor. Doch sicherlich wäre das auch nur noch eine Sache der Zeit, so wie er Elsa verstanden hatte. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht bog Mario um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Jedes kleine bisschen des Grinsens verschwand von seinem Gesicht, alles in ihm zog sich zusammen und ihm wurde anders. “G-Gregor”, brachte er mit kratziger Stimme hervor. Der lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und sah ihn aus zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen an. Dann stieß er sich ab und stellte sich Mario in den Weg. “Was genau war das? Wie kann es sein, dass du hier bist, obwohl du doch gestern angeblich bereits nach Hause gefahren bist? Warum kommst du aus dem Zimmer meiner Schwester? Und vor allem, warum verdammt nochmal hast du sie geküsst, obwohl sie mit Viktor zusammen ist?” Die Wut war dem Jüngeren anzuhören und auch anzusehen, hüllte ihn regelrecht ein. “Das … das lässt sich erklären”, stotterte Mario und streckte beide Hände abwehrend vor sich aus. “Dann los, raus damit, denn alles was ich gerade sehe ist, dass meine Schwester ihren Freund, einen sehr guten Freund von mir, betrügt und das mit dir. Und ein wenig kann man es sicherlich auch als Betrug von dir an einem Freund sehen!” Seinen Gegenüber ansehend, dachte Mario fieberhaft nach, ehe er langsam nickte. “Gut, ich werde es dir sagen. Sollen wir uns dazu irgendwo hinsetzen?” Nachdenklich legte Gregor seinen Kopf schräg, ehe er nickte. “Lass uns einen Kaffee trinken gehen.” “Okay.” Der Jüngere stieß sich von der Wand ab und ging los, Mario folgte ihm. Gregor sah über seine Schulter hinter sich. “Denke nicht, dass das ein Friedensangebot ist, gerade habe ich eine unglaubliche Wut auf dich im Bauch. Und auch auf Elsa.” Erneut nickte Mario. “Okay, kann ich verstehen.” “Gut.” Gregor sah wieder nach vorne und lief einfach weiter, nahm keine Rücksicht darauf, ob Mario ihm wirklich folgte, er ging einfach davon aus, dass dieser es tat und für ihn wäre es auch besser, wenn er nicht einfach verschwinden würde. /// “Also rede! Ich will sofort wissen, was das ist und wie lange das schon geht!” Gregor verschränkte erneut seine Hände vor seinem Oberkörper und sah den ihm gegenüber Sitzenden an. Seine Wut war immer noch da, doch er war ein wenig ruhiger als zuvor, als er fast explodiert wäre. “Es ist etwas kompliziert”, murmelte Mario und legte beide Hände um die Tasse mit dem Kaffee, die vor ihm auf dem Tisch stand. “Es ist immer alles kompliziert, also sag einfach. Was und seit wann?” “Elsa, also deine Schwester und ich, wir sind zusammen, seit dem Wochenende, an dem das erste Spiel zwischen deiner und meiner Mannschaft stattgefunden hat.” “Scheiße verdammt, ernsthaft? Elsa ist in einer Beziehung! Sie hat einen Freund, Mario! Was soll der Scheiß?” “Sie ist meine Freundin, Gregor. An sich betrügen wir niemanden”, versuchte dieser sich zu erklären. “Sie ist Viktors Freundin und das schon neun Monate oder so. Also nein, das ist eindeutig Betrug! Gestern Abend waren sie noch zusammen, falls du dich erinnerst. Gestern Abend, ach verdammt, ihr beide habt allen was vorgespielt und vor allem Viktor so zu hintergehen, vermutlich habt ihr auch noch hinter seinem Rücken gelacht!” Die Augen des Älteren weiteten sich. Er hatte Gregor noch nie so viel fluchen hören, dieser war wirklich stinksauer. Und er würde zu Viktor rennen und diesem alles sagen, wenn er ihm nicht die Wahrheit sagen würde oder zumindest einen Teil davon. Er schloss seine Augen und holte tief Luft, ehe er seinen Freund ernst ansah. “Gregor, Elsa und Viktor haben keine echte Beziehung, es handelt sich um eine reine Fakebeziehung. Sie tun nur so, als ob sie zusammen wären.” “Wie bitte? Das ist doch Schwachsinn!” Gregor runzelte seine Stirn, hielt dem Blick stand. “Die beiden sind glücklich miteinander und das sieht man ihnen doch eindeutig an.” “Sie sind sehr gute Freunde, das ist richtig. Elsa bezeichnet ihn als ihren besten Freund. Natürlich verstehen sie sich gut und wirken nach außen hin als ein glückliches Paar. Aber sie sind nicht zusammen, nicht im romantischen Sinn.” “Warum sollten sie das nicht sein?” Mario stockte. Jetzt musste er aufpassen, nichts Falsches zu sagen. “Sie beide wollten durch diese angebliche Beziehung dafür sorgen, dass sie nicht angemacht werden und ihre Ruhe haben, da sie eigentlich keine Beziehung haben wollten.” “Das ist doch Quatsch.” “Ist es nicht, Gregor, glaube mir bitte. Ich hätte es nie zugelassen, dass etwas zwischen Elsa und mir passiert, wenn es nicht so wäre. Ich will mich nicht in eine glückliche Beziehung einmischen, das wäre nie passiert, wenn es nicht ist, wie es ist. Ich gebe zu, ich hatte Schmetterlinge im Bauch, als ich sie das erste Mal wieder gesehen habe, doch als klar war, dass sie mit Viktor zusammen ist, war mir klar, dass ich sie so nicht ansehen darf und dann …” Er stockte, immerhin hatte er Elsa geküsst, als er noch davon ausgegangen ist, dass sie mit Viktor zusammen sei. “Gregor, du hattest doch selbst mal gesagt, dass die Beziehung der beiden anders ist als alle, die du kennst. Das liegt daran, dass es eben keine echte Beziehung ist.” Gregor starrte auf seine Teetasse und wirkte sehr nachdenklich, gab kein Wort von sich. Mario wartete mit stark schlagendem Herzen auf eine Reaktion auf das von ihm Gesagte. Würde der Jüngere ihm glauben? Oder sofort zu Viktor rennen und diesen darauf ansprechen? “Elsa und Viktor haben sich damals für dieses Arrangement entschieden, zusammen. Keiner von ihnen hat damit gerechnet, dass plötzlich jemand auftaucht, denn sie doch sehr mögen.” “Du redest von dir. Und davon, dass Elsa dich mag …” Die Stimme des Jüngeren klang emotionslos. Ein Nicken folgte auf diese Aussage. “Und was genau empfindest du für Elsa?” Auf diese Frage musste Mario lächeln, konnte es nicht verhindern. “Ich bin total verliebt in sie.” “Und sie in dich?” “Ja, zumindest sagt sie das und ich glaube es ihr.” “Aha.” Erneut verkrampften sich die Hände des Älteren um die Tasse vor sich, als Gregor weitersprach. “Ich weiß nicht, was davon ich glauben soll. Elsa und Viktor täuschen uns monatelang eine Beziehung vor, lügen uns an?” “Elsa meinte einmal, dass sie und Viktor ganz zu Beginn entschieden haben, dass es wirklich echt wirken muss und sie deshalb niemanden einweihen dürfen, auch dich und Conny nicht. Und dass wenn sie es schaffen, dass ausgerechnet ihr beide ihnen glaubt, dann wirkt es wirklich echt.” “Hmm.” Gregor seufzte und sah auf. “Wie soll ich es dir einfach so glauben, Mario? Vielleicht behauptest du das jetzt auch einfach, um gut dazustehen. Vielleicht, wer weiß, hat Elsa dir auch einen Bären aufgebunden, obwohl ich mir das nicht vorstellen kann. Wobei, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie mir die Beziehung mit Viktor vorgespielt hat.” Mario blickte ihn ernst an. “Gregor, hör zu, ich kümmere mich darum und dann werden wir dir die Wahrheit sagen. Elsa und Viktor, ich rede mit ihnen, ja?” Sein Gegenüber sah seine Augenbrauen hoch. “Du hast eine Woche. Dann will ich es von Elsa und Viktor selbst hören, ansonsten werde ich es ihm sagen. Er ist mein Freund, mein Schwager in spe, mein Mannschaftskollege und er war immer mein Mentor, das weißt du. Das bin ich ihm schuldig.” Mario nickte. “Ich werde mich darum kümmern, versprochen. Und danke dir.” “Musst du nicht, ich tue das nämlich nicht für dich. Also, eine Woche!” Gregor hob sein Kinn, sah ihn herausfordernd an. “Eine Woche.” Der Ältere hielt dem Blick stand, bis Gregor diesen senkte und aus seiner Tasse trank. Mario atmete aus, merkte erst jetzt, dass er die Luft angehalten hatte. Verdammt. /// Unsicher blickte Mario zu seinem Kommilitonen hinüber, der dort an einem Tisch saß und in einer Zeitschrift blätterte, während er einen Apfel aß. >Komm schon, gib dir einen Ruck! Du weißt doch, für was es ist<, redete er sich zu, ehe er genau das tat. “Hey Kisho”, sprach er den jungen Mann mit stark schlagendem Herzen an. “Oh, hallo Mario”, erwiderte dieser erstaunt, hatte sie doch bisher noch nicht wirklich miteinander zu tun gehabt. “Ich hätte eine Frage und hoffe, du nimmst mir diese nicht übel.” “Das weiß ich erst, wenn du sie gestellt hast, oder?” Kisho zuckte mit seinen Schultern. “Vermutlich.” Mario fuhr sich leise und unsicher lachend durch die Haare. “Also los, stell deine Frage.” “Ähm, stimmt es, dass du … auf Männer …” Mario brachte die Frage nicht richtig heraus, musste sie aber zum Glück nicht aussprechen, da Kisho dazwischen redete. “Ich stehe auf Männer, richtig. Ich bin schwul.” Erleichterung kam in Mario auf. “Oh, sehr gut. Und … bist du Single oder hast du einen Freund?” “Ich bin Single. Warum?” Erstaunt sah Kisho ihn an. “Ähm, würdest du am Freitag vielleicht mit mir in eine Bar gehen?” “Oh, wow.” Die Augen des Gefragten weiteten sich. “Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du auch schwul bist, Mario, du hast gar keine Vibes ausgestrahlt. Aber ja, ich würde gerne mit dir ausgehen und …” “Nein, nein! Das hast du falsch verstanden!” Mario hatte seine Augen ebenfalls weit aufgerissen und hob seine Hände schockiert hoch, die er gleich darauf wieder sinken ließ. “Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, dass ich dich dem Freund meiner Freundin vorstellen kann, so dass die beiden sich endlich trennen können.” Und damit hatte er den anderen endgültig verwirrt. “Ich … Was? Okay, bitte erkläre mir das mal genauer, denn das was du gerade gesagt hast, klingt sehr durcheinander.” Mario ließ sich ebenfalls an dem Tisch auf einen Stuhl sinken und stützte seine Ellenbogen vor sich auf der Tischplatte auf, seine Hände ineinander verschränkt. “Ich erkläre es dir gerne. Ich könnte nämlich deine Hilfe brauchen. Also folgendes ist Sache …” /// “Okay.” Kisho schüttelte langsam seinen Kopf. “Lass es mich wiederholen: Deine Freundin ist in einer Fakebeziehung mit einem Typen. Diese Fakebeziehung ist bereits entstanden, bevor du in ihrem Leben aufgetaucht bist, beziehungsweise, bevor du wieder in ihrem Leben aufgetaucht bist. Und obwohl sie, ebenso wie du für sie, Gefühle für dich hat, hat sie ihrem Fakefreund ein schlechtes Gewissen gegenüber, sodass sie die Fakebeziehung nicht beenden kann.” “Genau, sie fühlt sich ihm verpflichtet.” “Auch nicht gerade sinnvoll. Na gut, weiter im Text: Er ist also schwul und du denkst, wenn er jemanden kennenlernt, wird er es sein, der die Fakebeziehung beendet?” “Zumindest ist das meine Hoffnung”, stimmte Mario zu. “Und da komme also ich ins Spiel. Der Grund dafür, dass du mich gefragt hast, ob ich auf Männer stehe.” Mario wurde rot und fuhr sich mit der Hand durch die Haare am Hinterkopf. “Ehrlich gesagt, ja. Ich hatte einfach gehofft, dass ich euch beide mal bekannt mache, wer weiß, vielleicht funkt es bei euch ja.” “Hmm … und wer sagt, dass ich eine Beziehung will?” Kisho hob seine Augenbrauen. “Vielleicht will ich ja auch nur unverbindlichen Spaß.” Und schon wurden Marios Wangen noch wärmer. “Okay, warte, ich zeige dir etwas.” Er zog sein Handy hervor, öffnete seinen Nachrichten Messenger, scrollte durch diesen und tippte auf den Bildschirm, ehe er sein Handy vor seinen Gegenüber auf den Tisch legte. Dessen Augen weiteten sich und er griff nach dem Handy, vergrößerte das Foto und schaute das Bild weiter an. Er deutete auf den Bildschirm und sah Mario an. “Du redest die ganze Zeit von diesem heißen Typen?” Schulterzuckend nickte der gegenüber Sitzende. “Ja, das ist Viktor.” “Okay, damit hast du mich. Verdammt ist der heiß. Also”, Kisho hob seinen Blick von dem Bildschirm, “wann und wo, Mario?” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)