Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 54: Der neue König -------------------------- Auf Vegeta-Sei… 12 Monate waren vergangen, seit Prinzregent Vegeta aufgrund seiner Mission den Planeten verlassen hatte. Kalter Herbstwind kündigte den Winter an. Doch auf Radditz‘s vom Training erhitzter Haut fühlte er sich noch erfrischend anstatt eisig an. Der langhaarige Krieger verließ mit schweren Schritten und pfeifenden Atem den Gravity Ball, um an der frischen Luft zu verschnaufen. Mit einem Handtuch wischte er sich den Schweiß von Stirn und Nacken fort. Während die Haut trocknete, trank er seine Wasserflasche leer und ging ein paar leichte Schritte auf und ab, um seinen Körper sanft abzukühlen. Nachdem er eine dreifache Schwerkraft stundenlang ertragen hatte, fühlte sich sein Körper draußen wieder fantastisch leicht an. Er löste sein Haar aus dem Zopf, den er nur bei dieser Art von Training trug. Bei seinen ersten Versuchen mit erhöhter Schwerkraft hatte seine schwere Mähne so an Gewicht zugelegt, dass es schmerzhaft an der Kopfhaut gezogen hatte. Seitdem trug er für dieses Training diese spezielle Frisur, indem er die Haare als hohen Zopf zusammenband; ein Tipp seiner Schwester. Selbst Kleidung wiegte bei dieser Art von Training ebenfalls unangenehm schwer, weshalb er jetzt nur eine knappe, schwarze Unterhose trug. Da er im Garten seiner Schwester trainierte, wo Fremde keinen Zugang hatten, musste er keinen Anstand wahren. Er fühlte sich in knapper Kleidung eh wohl. Radditz rollte den Nacken, brummte zufrieden. Sein Herzschlag beruhigte sich, der Schmerz in seinen Muskeln nahm ab. Nur noch ein sanftes Pulsieren und leichtes Ziehen…er genoss das Gefühl, diese Spannung in seinem Körper; Anzeichen dafür, stärker zu werden. Aber noch wollte er nicht wieder zurück in den kugelförmigen Gravity Ball, sondern nahm ein paar letzte Züge an Sonnenlicht auf, bevor die Sonne wieder früh versank. Winter, diese furchtbare Jahreszeit mit den viel zu langen Nächten, würde bald kommen. Die ständige Kälte und Dunkelheit gingen ihm auf die Nerven, doch nun hatte er eine gute Ablenkung erhalten. Zufrieden sah er auf den Gravity Ball, das Geschenk seiner Schwester. Dank dieser neuartigen Trainingsmöglichkeit war es ihm gelungen, sein Powerlevel auf knapp 6.000 zu steigern. Stark genug, um sogar Nappa zu besiegen, was er in den letzten Randori-Trainingskämpfen bewiesen hatte. Als Bulma ihm und Bardock dieses Tool erklärt hatte, waren die beiden Saiyajins großäugig erstaunt gewesen, die Kinnlade weit geöffnet. Radditz verstand sofort: sein kleiner Bruder war das Versuchskaninchen gewesen, um diese Erfindung zu entwickeln! Das war also die Ursache für Kakarotts rätselhafte Stärke gewesen? Nach dieser logischen Erkenntnis, waren Radditz und Bardock mit Neugier in den GB, wie sie den Gravity Ball kurz nannten, eingetreten, testeten eine „leichte“ Einstellung und mussten ihn schockiert nach wenigen Minuten verlassen. Die doppelte Schwerkraft war unglaublich neu und belastend gewesen, so etwas hatten sie noch nie erlebt. Dadurch, dass das Gerät die natürliche Gravitation ihres Planeten verstärkte, der aber sowieso schon eine recht hohe Schwerkraft im Vergleich zu anderen besaß, herrschte eine unglaubliche Kraft auf den Körper ein. Nur ein Saiyajin war fähig, so etwas zu ertragen, aber auch nur mit vorsichtigem, behutsamem Training. Das Gerät war bislang fähig, maximal eine zehnfache Schwerkraft zu generieren. Radditz hatte es nach einem Jahr Training gerade mal geschafft, ein paar Stunden bei Stufe Drei auszuhalten. Sein Vater und Kakarott waren dagegen schon auf Stufe Fünf gelandet, weshalb die drei nicht immer zur selben Zeit trainieren konnten. Heue hatte Radditz Glück, da die beiden seit einer Woche auf Mission waren und er den GB nach Gutdünken nutzen durfte. Nach dem Training konnte er in Bulmas Haus duschen, was essen und verbrachte meist auch gleich die Nacht da, weil er zu erschöpft war, um in sein Quartier im Palast zu fliegen. Radditz war zwar noch etwas missgestimmt, weil er gegen Bardock und Kakarott zurücklag, aber er fühlte das Erwachen von ungenutztem Potential in seinem Körper. Er konnte stärker werden. Bardocks Team, die einzigen, die sie in das Geheimnis eingeweiht hatten, konnten nicht so schnell diese intensive Belastung aushalten. Der Einzige, der ebenfalls Stufe drei erreicht hatte, war Toma. Selypa, Panbukin und Borgos trainierten immer noch auf doppelte Gravitation, was aber immerhin dazu geführt hatte, dass ihr Powerlevel sich auch verdoppelt hatte. Radditz streckte sich, dehnte seine Arme und ließ sie mit erschöpfen Seufzen fallen. Sein Blick fiel auf die Kuppel hinter den Bäumen, die aufgrund des fehlenden Laubes sichtbar war. Hinter den Bäumen lag Kakarotts neu gebaute, eigene Hütte. Sein kleiner Bruder hatte sich vor einem halben Jahr dazu entschlossen, mit Chi-Chi zusammen zu ziehen und war dadurch Bulmas neuer Nachbar geworden. Das Design ihres gemeinsamen Hauses stammte von Bulma und wirkte wie eine kleinere Version ihres eigenen Anwesens. Chi-Chi war stets von Bulmas Haus beeindruckt gewesen. Es besaß mehr Annehmlichkeiten als die sonstigen Hütten der Saiyajins. Sie wollte wissen, wer der Erbauer war und wie teuer der Bau einer kleineren Version wäre. Doch die Blauhaarige schwieg geheimnisvoll, egal wie sehr die jüngere Saiyajin auch bohrte. Zu Chi-Chis Freude bot Bulma aber an, eine Hütte unentgeltlich bauen zu lassen, als Geschenk für ihren kleinen Bruder. Die einzige Beschränkung lag darin, dass die Hütte in der Nähe zu ihrem Hauptgebäude stehen musste, weil nur dort die nötigen Wasser- und Stromzufuhren lagen. Außerdem durfte Chi-Chi keine Fragen mehr stellen, wie diese Bauwerke entstanden waren. Innerhalb einer Nacht, unerklärlicherweise, stand es plötzlich da, im ähnlichen Stil wie Bulmas Anwesen: ein kleines, gelb-weißes, halbrundes Haus, mit gläsernen Fenstern, einer großen, sehr gut ausgestatten Küche, einem Badezimmer und weiteren Zimmer. Eine Vorratskammer war extra gebaut worden und stand hinterm Haus. Damit waren die Geschwister nun Nachbarn, mit Privatsphäre, aber in Rufweite. Radditz fand dieses Geschenk sehr großzügig, schließlich wusste man nicht, wie lange Kakarotts Beziehung halten würde. Noch hatten das junge Paar keinen Schwur geleistet, für ewig zusammen zu leben. Sie konnten sich jederzeit trennen, wenn die Beziehung abkühlte. Was geschah dann mit dem Häuschen? Aber Bulma war deswegen weniger ängstlich; nicht aus Romantik, sondern aus Pragmatismus. „Falls sie sich trennen und Kakarott wieder in mein Anwesen zieht, kann ich es immer noch vermieten. Da gibt es bestimmt genug Interessenten. Ich bin nur froh, die beiden auf Abstand zu halten. Sie waren mir manchmal ein wenig zu laut, wenn du verstehst, was ich meine“ hatte sie ihren großen Bruder erzählt. Er hatte verstanden und laut gelacht: er verstand nur zu gut, wie peinlich berührt man war, wenn man mehr über das Sex-Leben seiner Familie wusste als einem angenehm war. Schmunzelnd aufgrund dieser Erinnerung, strich sich Radditz den letzten Schweiß mit dem Handtuch weg, bevor er das nasse Stück Stoff achtlos zu Boden warf. Ein letztes Mal nahm er einen tiefen, sauerstoffreichen Atemzug. Beiläufig sah er auf seinen Scouter, ob es eine Nachricht gab, die ihn in den Palast zurückbeorderte. Er hatte ihn während des Trainings vor dem GB abgelegt. Doch nichts war drauf, keine Meldung, die Lage war ruhig und unter Kontrolle. Vegeta hatte dafür gesorgt, dass die Bürokratie ein gut laufendes Uhrwerk war und das nutzte auch Radditz, der keine Überstunden leisten musste und viel delegieren konnte. Solange Nappa, sein direkter Vorgesetzter, nicht nach ihm rief, konnte der Langhaarige seine Zeit nutzen, wie er wollte. Bevor er in den GB zurückkehren konnte, hörte er eine weibliche Stimme rufen. Sie erklang von vor dem Haus. Eine Kundin? Radditz kratzte sich den Kopf und beschloss, nachzuschauen. Eigentlich war Laucha, Bulmas Gehilfin, dafür zuständig, aber die junge Frau hatte sich für heute abgemeldet und früher Schluss gemacht, da sie dringend einkaufen musste. Sie erwartete Besuch und wollte daher ein kompliziertes Mahl zubereiten. Bulma war bestimmt wieder konzentriert in ihrem Labor und hörte nichts, also musste er sich darum kümmern. Er setzte den Scouter auf, um die Hände freizuhaben und machte sich auf den kurzen Weg. Vor dem verschlossenen Eingang des Ladens sah er jemanden stehen. Er erkannte den zierlichen Rücken einer Frau mit einer ansehnlichen Hinterseite. Anerkennend hob er eine Augenbraue, als er einen guten Blick auf ihren vollen, nur knapp bedeckten Hintern erhaschte, der in engen Shorts steckte. Die Frau hörte das Knirschen des Kieses unter seinen Schuhen und drehte alarmiert den Kopf. Schnell hob Radditz seinen Blick, aber sie hatte ihn bereits beim Glotzen erwischt: er war zu gefangen gewesen von der schönen Aussicht, um rechtzeitig zu reagieren. Ohne schlechtes Gewissen zwinkerte er ihr zu, die Lippen zu einem flirtenden Lächeln verzogen. Ihre Vorderseite stand der Kehrseite nicht nach: ihre vollen Brüste wurden dank dem engen Oberkörper-Panzer leicht nach oben gedrückt und gaben den Blick frei auf ein herrliches Dekolleté. Beinahe hätte er anerkennend gepfiffen, aber er biss sich rechtzeitig auf die Lippen, ließ seinen Blick über sie wandern. Feine Gesichtszüge, katzenhafte Augen dank langen Wimpern und ungewöhnlich grüner Iris, ein niedlicher Mund, der abschätzig verzogen war. Ihre lockigen Haare besaßen einen ungewöhnlichen feurigen Rotbraun-Schimmer und wurden von einem Haarband mit Schleife aus dem Gesicht gehalten. Ihr schlanker Körper mit den sehnigen Muskeln wurde von einer knappen Rüstung und etwas grünen Stoff kaum bedeckt, er konnte ihre Figur gut einschätzen. Ein Prachtweib! Er hatte schon lange keine Kriegerin getroffen, die seinen Geschmack so gut traf. Sie ließ nun ihrerseits ihren Blick auf seinen nur knapp bedeckten, gestählten Körper streifen und er konnte die widerwillige Anerkennung in ihren Augen sehen. Beiläufig spannte er seine Arme und Brust an, ließ die Muskeln spielen. Radditz sah keinen Grund, das Meisterwerk, welches sein Körper darstellte, schamhaft zu verdecken. Gerade jetzt nicht, wo er nur Unterwäsche trug. Was sollte er sich da beschämt abwenden, besonders, wenn ihr gefiel, was sie sah? Ihr Mund war schmal, aber weder konnte sie den Blick abwenden, noch gab sie eine patzige Antwort auf sein Geglotze. Erneut zwinkerte er ihr schelmisch zu und genoss, wie sie leicht rot wurde, weil er sie dabei ertappt hatte. „Kann ich helfen?“ fragte er, ein gewisser samtiger Unterton in der Stimme, wie er ihn nur hatte, wenn er mit Frauen sprach, die ihn interessierten. „Ich will zu Laucha“ erklärte die Frau. „Sie hat mit erzählt, sie arbeitet hier.“ „Tut sie auch, aber heute hat sie früher Schluss gemacht“ antwortete Radditz. „Was? So ein Mist!“ fluchte die Fremde. „Laucha wollte einkaufen und groß kochen. Sie trifft sich mit jemanden“ erzählte Radditz weiter. „Oh nein“ verstehend schlug sich die Kriegerin gegen die Stirn. „Damit meinte sie mich. Wir haben uns verpasst. Ich wollte sie hier abholen, um mir gleichzeitig ihre neue Arbeitsstätte anzusehen.“ „Neu?“ Radditz hob fragend eine Augenbraue. „Sie arbeitet schon seit einem Jahr hier. Wo warst du bislang?“ Radditz wollte die junge Frau noch nicht gehen lassen und nutzte die Gelegenheit, mit ihr ein Gespräch anzufangen. „Ich war auf einer Mission, die drei Jahre gedauert hat“ seufzte die Frau auf und kratzte sich den Kopf. „Dadurch habe ich viel verpasst.“ „Das ist hart!“ Radditz nickte mitfühlend, schließlich hatte er Erfahrung mit langen Missionen und verstand, wie seltsam es war, wenn man zurückkam und sich vieles verändert hatte. „Bist du auch ein Krieger?“ fragte die Frau interessiert und musterte ihn erneut. Der große, gutaussehende Mann trug keine bezeichnende Rüstung, aber seine Muskeln und die Narben konnten nur von langjährigen Kämpfen entstanden sein. Sein schwarzes, enges Höschen verdeckte nichts, aber zu offenkundig wollte sie ihren Blick darauf nicht verweilen lassen. Aber das, was sich da abzeichnetet, war vielversprechend. Unwillkürlich leckte sie sich über die Lippen und besann sich darauf, dass sie beobachtet wurde, weshalb sie schnell den Blick hob. Der ihr gegenüberstehende Mann hatte ihre Begutachtung gutgelaunt über sich ergehen lassen. Er grinste sie an, ein herausforderndes Funkeln in den Augen. „Ich bin Radditz, Krieger und großer Bruder der Besitzerin dieses Anwesens. Laucha arbeitet für meine Schwester Bulma. Sie baut nützliches Kleinzeug in ihrer Werkstatt und Laucha schmeißt den Laden und kümmert sich um die Kunden“ stellte er sich vor. „Ich bin Leeka, Lauchas ältere Schwester“ stellte sich die Kriegerin mit einem Nicken vor. Wieder hob Radditz erstaunt eine Augenbraue. „Schwester? Ach so, deswegen war Laucha so aufgeregt. Ich dachte, sie wollte sich mit einem Mann treffen“ verstand er. Er hatte nebenbei zwar gehört, wie sie von einem Krieger gesprochen hatte, aber er war von einem Mann ausgegangen. „Nö, soweit ich weiß, datet sie gerade niemanden. Sie scheint aber Interesse an jemanden zu haben“ erzählte Leeka lächelnd und mit einem gewissen, bedeutsamen Blick auf Radditz. Doch der Krieger verstand den Hinweis nicht, jedenfalls reagierte er nicht darauf. Leeka wusste nicht, dass Bulma ihren Bruder verboten hatte, ihre Gehilfin anzubaggern. Für den Krieger war das zwar schade, da er Laucha süß und nett fand, aber er blieb standhaft. Ihre Schwester verlockte ihn da mehr. Ihm fielen jetzt auch die gleiche Frisur sowie die ähnlichen Gesichtszüge auf, die die Schwestern einte, aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Wesensarten wirkten sie anders. Leeka besaß dieses gewisse Selbstbewusstsein einer sexuell erfahrenen Frau, im Gegensatz zu der eher schüchternen Laucha. Sie hatte außerdem den Vorteil, dass sie nicht Tabu und für etwas lockeren Spaß zu haben war. Krieger jegliches Geschlechts einte, dass sie aufgrund der Gefahr, nicht alt zu werden, sich nicht mit langen Vorspielen aufhielten und gleich zur Sache kamen, wenn gegenseitiges Interesse bestand. Radditz lehnte sich an die Hauswand, verschränkte die Arme vor der Brust, so dass sich der unbedeckte Bizeps kräftig wölbte, der linke noch zusätzlich geschmückt durch den rotbraunen Reif. Zufrieden sah er dabei zu, wie Leekas Blick interessiert darauf fiel. „Was war das für eine lange Mission?“ fragte er und führte das Gespräch damit fort. Leeka zuckte desinteressiert mi den Achseln. „Typische Unterklasse-Mission, aber eine der langweiligen Sorte. Ich gehörte zu einer Garnison, die auf einen Planeten für Ordnung zu sorgen hatte, weil der betreffenden Herrscher nur eine mittelmäßige Armee besaß. Nachdem sich die Lage beruhigt und der Kerl kein Geld mehr hatte für unsere Dienste, sind wir zurückgeflogen“ erzählte sie kurzbündig. „Und? Was machst du so, wenn du nicht gerade halbnackt durch die Gegend wanderst?“ fragte sie ihn neckend. „Tja, dann arbeite ich im Palast. Normalweise bin ich Adjutant von Vegeta, aber der ist seit einem Jahr auf Single-mission. Dadurch habe ich mehr freie Zeit und nutze sie fürs Trainieren“ lachte Radditz. „Hmm, du bist wirklich gut in Form“ machte Leeka ihm das gewünschte Kompliment. „Zufällig habe ich erst mal Pause, bevor ich wieder auf Mission muss. Dadurch habe ich viel freie Zeit zur Verfügung. Die wollte ich zur Weiterentwicklung meiner Technik nutzen. Ich könnte einen erfahrenen Trainingspartner gut gebrauchen, der mir da hilft…“ Radditz schmunzelte; er verstand ihre Anfrage. Jackpot! Während des Gesprächs hatte sich sein Schweif gelockert und hing entspannt an ihm herunter. Noch verbreitete er keine Pheromone, aber es war ein Zeichen, dass er sich wohlfühlte. Leeka hatte es bemerkt und auch ihr Schweif hing locker herab. Beide zeigten damit ihr Interesse aneinander. Bevor Radditz ihr aber breit lächelnd antworten konnte, dass er jederzeit für eine Trainingssession der ein oder anderen Art zur Verfügung stand, funkte sein Scouter laut piepend auf. Radditz zuckte erschrocken zusammen. „Radditz, du Flitzpiepe, wo bist du?“ erklang die schallende Stimme von Nappa, mit einem seltsam panischen Unterklang. Mit entschuldigendem Lächeln zu seinem hübschen Gegenüber, drückte Radditz auf seinen Scouter, um zu antworten. „Was ist los?“ fragte er genervt. Wenn es wieder nur um ein fehlendes Dokument oder eine andere Formalität ging, würde er Nappa was husten. Was fiel dem Glatzkopf ein, ihm bei seinem Flirt zu stören? „Vegeta hat sich gemeldet. Er ist wieder im Sektor. In fünf Tagen wird er hier sein. Wir müssen alles vorbereiten“ erklärte Nappa seine Panik. „Was heißt „Alles“?“ fragte Radditz mit dem mulmigen Gefühl, dass ein Berg Arbeit auf ihn warten würde. „Na, Beerdigung und Krönungszeremonie, was sonst!“ antwortete Nappa genervt. Radditz verstand augenblicklich. König Vegeta III. war also tot. Gut, damit hatte der Langhaarige ehrlich gesagt auch gerechnet. Aber das bedeutete, dass ein riesiges Festmahl vorbereitet werden musste, da alle Saiyajins sich in der Hauptstadt versammeln würden. Es würde ein gigantischer Leichenschmaus werden, wie zuletzt geschehen bei der Beerdigung der Königin. Dafür würde er auch die Hilfe seiner Mutter Gine brauchen, die als Leiterin einer Nahrungseinheit am besten wusste, was und wie vorbereitet werden konnte. Aber in fünf Tagen… „Scheiße“ fluchte Radditz angesichts der kurzen Frist. „Na, verstehst du jetzt?“ höhnte Nappa „Also schlepp deinen Arsch hier her. Ich habe bereits den Archivaren aus den Katakomben ihres Archivs Bescheid gesagt, damit wir wissen, wie eine Krönungszeremonie fachgerecht abzulaufen hat. Aber es ist noch viel zu erledigen.“ „Ja, ich verstehe. Ich bin gleich da. Am besten, wir rufen auch alle Leiter der gesamten Nahrungskompanie zusammen, um den aktuellen Stand unserer Vorräte zu kennen“ machte Radditz den Vorschlag. „Ahh, gute Idee. Darum kümmere ich mich auch schon mal. Wir sehen uns im Sitzungssaal. Die Ratsmitglieder werden auch da sein. Wir müssen auch die Stadt schmücken, die Büste vorbereiten, den Thronsaal putzen…“ Radditz drückte Nappas nörgelnde Stimme weg, bevor er noch mehr Aufgaben aufzählen konnte. Das Wichtigste war schon gesagt worden: Vegeta kam zurück und damit ein Haufen Arbeit. Radditz seufzte und sah entschuldigend auf Leeka herab. „Sehr schlechtes Timing“ sagte er „Das Training muss warten.“ Leeka schmunzelte „Lass uns unsere Scouter-Nummer austauschen. Wenn du wieder Zeit hast, kannst du dich ja melden.“ Radditz lächelte erfreut und nahm ihren Vorschlag an. Nachdem beide ihre Nummern ausgetauscht hatten, flog Leeka fort, um sich mit ihrer Schwester zu treffen. Radditz winkte ihr nach, aber er bevor er sich umzog und zum Palast flog, musste er jemand anderen zuvor von der Neuigkeit erzählen. Er machte sich auf die Suche nach Bulma. Bulma saß im neuen Anbau über ein Mikroskop gebeugt und sah sich den Querschnitt einer Probe an. Bei dem Anbau handelt es sich um ein Gewächshaus, halbmondförmig und rund wie im Stil des Anwesens, aber aus Stahlgerüst und Glas-Platten, wodurch es einen halben Diamanten ähnelte. Im Inneren befanden sich eine Vielzahl von Töpfen, Blumenampeln und Hochbeeten, in denen Pflanzen in unterschiedlichen Stadien wuchsen. Das Besondere war, dass keine der Arten von Vegeta-Sei stammte. Bulma experimentierte mit Gezüchten anderer Planeten, um zu testen, ob man sie für Nahrungszwecke der Saiyajins nutzen könnte. Warum die Ernten von anderen Völkern teuer einkaufen, wenn man sie auch selbst durch billige Samen anpflanzen könnte? Der Anbau von Getreide fiel raus: um genug anzubauen, damit es für ein hungriges Volk Saiyajins reichen würde, waren große Flächen und sorgfältiger Anbau nötig. Dafür fehlten aber die Helfer, denn die Saiyajins weigerten sich, als Bauern tätig zu sein. Damit lag Bulmas Fokus auf Obst- und Nussbäume, Beeren- und Gemüsearten, denn das Sammeln und Ernten war aus saiyanischer Sicht in Ordnung. In ihrer Denkweise galt es als unwürdig, in der Erde zu buddeln, wohingegen das Auflesen von reifer Nahrung selbstverständlich war. Bulma fand dieses widersprüchliche Verhalten seltsam. Hauptsache, man hatte was zu essen, egal wie, war ihrer Meinung. Schließlich wusste sie aus Palantays Tagebuch, das einst die blauhaarigen Saiyajins vom zerstörten Planeten Sadal ebenfalls Ackerbau betrieben hatten. Aber diese Tradition war ausgestorben; die überlebenden Stämme wie die Kurosaru waren traditionell nur Jäger und Sammler gewesen. In den Köpfen der Saiyajins war diese alte Denkweise immer noch drin. Bulma besaß nicht genug Roboter, um für den Bedarf der Saiyajins den Ackerbau betreiben zu können. Getreide musste darum weiterhin eingeführt werden. Also konzentrierte sie sich lieber auf andere Sorten, die sie aber erstmal auf ihre Einwirkung auf die Natur kontrollieren musste. Auch wenn diese Pflanzen in ihrer Heimat weit verbreitet waren und von den Saiyajins vertrugen wurden, war es fraglich, ob sie einen negativen Einfluss auf ihre Umgebung hätten, wenn sie wild auf Vegeta-Sei wuchsen. Was, wenn sie allergisierende Pollen bildeten oder die heimischen Arten verdrängten? Falls sie überhaupt wuchsen, denn die hohe Schwerkraft von Vegeta-Sei hinderte so manchen Keimling daran auszuschlagen. Nicht zu vergessen, die fehlenden Pollenspender, weshalb Bulma nach selbstbefruchtenden Arten schauen musste. Bislang war ihrer Forschung noch ohne Ergebnisse, aber sie experimentierte auch erst seit wenigen Monaten. Ihr Interesse galt gerade dem, was sie unter dem Mikroskop beobachtete. Es handelte sich um den Querschnitt einer vertrockneten, unscheinbaren, braunen Bohne, die sie eine Woche in eine Nährflüssigkeit eingelegt hatte, in der Hoffnung, sie zum Keimen zu bringen. Leider umsonst, es hatte nicht funktioniert. Dabei ruhte Bulmas größte Hoffnung auf diesen Samen. Wenn sie den bloß zum Keimen bringen könnte…es würde die saiyanische Gesellschaft verändern; sie nicht mehr von den Importen anderer Völker abhängig machen. Dann wäre es auch nicht mehr nötig, als Söldner zu arbeiten. Es wären weniger Krieger gefragt und weniger Saiyajins würden auf dem Schlachtfeld sterben. Die Saiyajins könnten sich zu einem friedlichen Volk entwickeln! Sie sah auf die wenigen Bohnen, die sie noch in ihrem Besitz hatte, alle einzeln abgezählt, genau sieben Stück. Sie ärgerte sich immer noch, wenn sie an die verpasste Gelegenheit dachte, damals, vor drei Monaten auf Altharwa. Seufzend richtete sie sich auf, strich sich eine Haarsträhne zurück, die ihr übers Auge gefallen war. Ihre Finger fuhren vom Ohr entlang weiter runter, kratzten über den offenliegenden, kurz rasierten Nacken: sie trug eine Kurzhaarfrisur; hatte wieder etwas Neues ausprobiert und war immer noch fasziniert von dem freien, luftigen Gefühl im Nacken. Die neue Frisur fiel auf demselben Tag, an dem sie ihre größte Chance verpasst hatte. Mit leerem Blick starrte sie versunken nach draußen, als sie sich daran erinnerte… Flashback… Vor etwa drei Monate, auf Planet Altharwa… Bulma verließ mit anmutigen Schritten den Friseur. Begeistert über ihr neues Aussehen bewunderte sie sich im Spiegelbild eines Schaufensters. Schon lange hatte sie überlegt, sich eine Kurzhaarfrisur zuzulegen, ähnlich wie Selypa ihre Haare trug. Aber aufgrund ihres Traumas in ihrer Kindheit, als sie sich selbst eigenhändig die Haare kurz und wirr geschnitten hatte, hatte sie für den neuen Style entschieden, lieber zuerst eine Profihand anlegen zu lassen. Sie drehte den Kopf, sah sich ihr Gesicht aus verschiedenen Winkeln an. Der anrasierte Nacken folgte den zarten Schwung ihres Halses, wo die fransig geschnittenen, feinen Haare hinterm Ohr endeten. Durch den neuen Schnitt sah ihr Hals lang und elegant aus, ihre hohen Wangenknochen wurden betont. Ihre Augen sahen hinter dem langen, fransigen Pony katzenhaft sexy aus. Bulma war beeindruckt vom Handwerk des Meisters und erleichtert, wie feminin sie damit aussah. Besonders in Kombination mit ihrer derzeitigen Kleidung: einem Minikleid in dunkelgrün, dazu ein weißer Gürtel, an dem eine Tasche befestigt war und hohe Stiefel mit Absatz. Ihr Schweif schloss unauffällig am Gürtel an, wirkte wie eine pelzige Verzierung, weshalb sie nicht als Saiyajin ersichtlich war. Ohne Aufsehen zu erregen, abgesehen von so manchen bewundernden Blick, tauchte sie in die Menge ein. An diesem herrlichen Sommertag waren die Einkaufsstraßen von Altharwa erfüllt mit den unterschiedlichsten Rassen, die entspannt bummelten und nichts von der einzigarten Saiyajin unter sich ahnten. Im Gegensatz zum auffälligen Kakarott, der in der Nähe auf einer Parkbank auf sie wartete und den Platz neben sich mit Imbissschachteln belegt hatte, die größtenteils schon geleert waren. Der mampfende, junge Mann mit dem Oberkörper-Panzer und der typischen schwarzen Wuschelfrisur war da deutlicher als Mitglied der Saiyajins erkennbar, weshalb so mancher Passant einen Bogen um ihn machte oder staunend seinen Appetit bewunderte. Als Kakarott auf ihr Ankommen aufmerksam wurde, legte er in Fresstempo sogar noch zu, um schnell seine Mahlzeit zu beenden. „Mach langsam, sonst verschluckst du dich“ versuchte Bulma ihn besorgt zu bremsen. Er brummte nur mit vollem Mund und winkte lässig ab. Bulma schmunzelte und räumte etwas Platz an seiner Seite frei, schmiss einiges von den leeren Schachteln in den nebenstehenden Mülleimer, um sich neben ihn zu setzen. Sie sah den Passanten zu, während Kakarott in den Endspurt ging und freute sich darüber, hier so entspannt sitzen zu können, mit ihrem Bruder an ihrer Seite. Wie schön war es doch, dass sich dieser Kindheitstraum erfüllte! Vegeta hatte sein Versprechen erfüllt und Bulma noch rechtzeitig die Erlaubnis gegeben, den saiyanischen Planeten für Abstecher verlassen zu können. Dieses Privileg nutzte sie einmal im Monat aus, immer in Begleitung eines Familienmitglieds. Mittlerweile kannte sie sich sehr gut aus in den Einkaufsstraßen von Altharwa; hatte enge Kontakte zu den Händlern geschlossen, wo sie ihre Ersatzteile kaufte, die sie dann transportabel in ihren Kapseln verbarg. Diese waren ihr Geschäftsgeheimnis, um günstig an die benötigte Technik für ihren Betrieb zu kommen. Kakarott war bislang der Einzige, der von dieser Erfindung wusste. Er begleitete sie gerne auf ihre Kurztrips, da er sich die Wartezeit mit dem Genießen der altharwischen Spezialitäten versüßte. Bulma schätzte anhand der leeren Schachteln ab, wie viel seines Soldes er heute wieder ausgegeben hatte und schüttelte innerlich den Kopf: ihr Bruder konnte wirklich froh sein, dass er von ihr sein Haus geschenkt bekommen hatte. So, wie er mit Geld umging und bei seinem mangelnden handwerklichen Geschick, würde er sonst in einer ärmlichen Bruchhütte wohnen. Vielleicht wurde es wirklich mal an der Zeit, dass seine Freundin Chi-Chi sein Geld verwaltete, um wenigstens eine Rücklage anzulegen. Sie konnte besser mit Geld umgehen. Schlürfend zog sich Kakarott die letzten Nudeln rein, bevor er sorgfältig den Müll aufsammelte und in den dafür betreffenden Behälter wegschmiss. „So“ er klopfte sich die Hände an der Hose sauber und strahlte sie an. „Das war lecker. Aber eine Süßspeise könnt ich noch vertragen. Oder zwei. Oder noch besser…fünf!“ Der Mann von der Imbissbude, die Kakarott vorhin leergekauft hatte und der dessen Worte vernahm, fiel beinahe aus Schock um. Zitternd fegte er seinen Stand sauber, froh diesen gefährlichen Kunden los zu sein, während er sich mit dem heutigen Tagesgewinn und den frühen Feierabend tröstete. „Kein Wort zu meiner neuen Frisur?“ Bulma war dagegen unbeeindruckt. Kakarott legte den Kopf schief, während er sie begutachtete. „Überraschend kurz“ staunte er. „Aber das Haare-Trocknen geht so viel schneller, glaub mir“ war seine Meinung. Bulma schmunzelte: diese Antwort war typisch für den praktisch-orientierten Kakarott. Ein Kompliment konnte man bei ihm nicht erwarten, er sah nur den nützlichen, aber nicht ästhetischen Aspekt. Sie stand ebenfalls auf und deutete auf eine viel besuchte Seitenstraße. „Lass uns da langgehen. Da findest du deinen Süßspeisen und ich kann nach Ohrringen schauen“ schlug sie vor. Sie fand, ein Paar lange Ohrringe würden ihren Look vervollständigen. Kakarott nickte einverständlich und beide marschierten los. In der verkehrsberuhigten Straße, die nur für Fußgänger zugänglich war, standen Imbissbuden, Marktstände und in zweiter Reihe die größeren, feststehenden Geschäfte in den steinernen Gebäuden. Kakarott flitzte neugierig von einem zum anderen, konnte sich nur schwer entscheiden, da das Angebot so groß war und sein Geld bereits so abgenommen hatte. Bulma wartete nicht auf ihn, sondern schlenderte weiter auf der Suche nach einem kleinen Händler, der etwas nach ihrer Vorstellung anbot. Vor einer Mauer, neben einen Schmuckhändler, an dem sie unbefriedigt vorbeischritt und zwischen einen Markstand für Papierlaternen, fiel ihr ein sehr simpler Stand auf: es handelte sich nur um einen bunt gewebten Teppich, auf den ein katzenartiges, weißes Wesen zwischen zwei großen Ton-Töpfen saß. Sein Kopf war gesenkt, ob aus Müdigkeit oder Jammer, das war schwer erkennbar. Sein weißes, puscheliges Fell sah sauber und gepflegt aus, es trug keine Kleidung und in seinen Pfoten hielt es einen hölzernen Stab, an dem es sich stützte. Etwas an seinen Anblick rührte Bulma: dieses kleine Wesen sah so verletzlich aus, wie es einsam zwischen den größeren Töpfen hockte. Es war nicht ersichtlich, was sie enthielten, aber es war nichts, was Kunden anlockte: es gab keine Beschilderung, keine Verzierungen und es lagen keine Proben oder Warenbeispiele aus. Mitleidig blieb sie stehen und sah auf den kleinen Körper herab. Er sah so anrührend aus. Unbemerkt oder ignoriert von all den herbeieilenden Passanten saß er allein da an seinem bescheidenen Verkaufsstand, stoisch und still. Er pries seine Ware nicht laut an wie seine Nachbarn, noch sprach er die Passanten an: er störte niemanden, war einfach nur da, wartend, dass sich jemand an ihn richten würde. Die erfahrene, mitfühlende Geschäftsfrau wollte sich am liebsten einmischen und ihm Tipps geben, wie man erfolgreich verkaufte. So wurde er doch nie was los! Kam er überhaupt mit Gewinn vom Markt? Ihr Kopfkino spielte ihr eine Tragödie seines Lebens vor: wie zuhause ein Rudel hungriger, süßer, weißer Kitten auf ihren Ernährer wartete, der wieder nichts nach Hause brachte. Ihre gedankliche Telenovela wurde von einem leisen, amüsierten Lachen unterbrochen. „Du hast ein reines Herz“ ertönte eine überraschend volltönende, männliche Stimme, die im Gegensatz zu dem kleinen Körper stand. „Ungewöhnlich für eine Saiyajin.“ Bulma blinzelte überrascht, sowohl von der Stimme als auch den Inhalt seiner Bemerkung. Hatte sie laut gedacht? Der Kater räkelte sich, drehte den Kopf und streckte sich, wodurch er aber nur unwesentlich wuchs. Seine Augen waren hinter dem dichten Fell nicht sichtbar, aber Bulma spürte, dass er sie direkt ansah. Anscheinend war er wachsamer, als es den Anschein hatte. „Äh, hallo, wie geht’s denn so?“ stotterte sie verblüfft. „Ich habe mich gefragt, was hier verkauft wird.“ Der Kater nickte bedeutsam. „Eine sehr gute Frage“ sagte er und strich sich würdevoll über seinen Schnurrbart. „Es ist eine Spezialität, welche nur ich anbiete.“ Mit seinem Stab schob er den Holzdeckel von einem der Töpfe fort, an den er mit seinen kurzen Pfoten sonst nur schwer kommen würde. Neugierig trat Bulma näher und warf einen Blick hinein. Sie stutzte, blinzelte erneut, konnte ihren Augen nicht trauen. Der Topf war bis zum Rand gefüllt mit braunen, kleinen Bohnen. Enttäuschung breitete sich in ihr aus. Unter „Spezialität“ verstand sie was anders als trockene Bohnen. Sie lachte peinlich berührt auf, wusste nicht, was sie bei dem Anblick sage sollte. Besonders, wo der Kater sie nun erwartungsvoll anstarrte. „Äh, toll. Wie teuer sind sie?“ fragte sie aus reiner Höflichkeit, ohne die Absicht zu haben, etwas zu kaufen. Der Kater hob seine Pfote, drei Krallen zeigten nach oben. „Drei Goldstücke. Saiyanische, keine altharwische.“ „Drei Goldstücke für einen Topf?“ fraget Bulma stirnrunzelnd nach. Das war ein happiger Preis, besonders da er auf die saiyanischen Währung bestand. Deren Münzen waren mehr wert, aufgrund ihres reineren Goldgehalts und Seltenheit. Diese Münze gab es außerhalb von Vegeta-Sei nicht oft. Für den Preis bekäme sie bei einem anderen Händler mindestens zehn solcher Töpfe, mit viel größeren Bohnen. Der Kater schüttelte den Kopf und sagte selbstbewusst. „Drei Goldstücke pro Stück.“ „WAS?!“ rief sie empört aus. Fassungslos sah sie auf den irren Kater herab. Allmählich erkannte sie, warum keiner ihn ansprach und nichts kaufen wollte: von Verrückten hielt man sich fern. „Sie sind den Preis wert“ sagte der Besitzer schlicht. Zweifelnd starrte Bulma zurück, konnte das nicht glauben. Was wollte man mit einer Bohne schon anfangen? Sie in Scheiben schneiden und langsam auf der Zunge zergehen lassen? Es waren keine Trüffel, kein Kaviar, sondern trockene, dröge schmeckende BOHNEN! „Ich gebe dir drei saiyanische Bronzemünzen“ bot sie an, allerdings aus Mitleid und nicht aus Kaufinteresse. Wenn der Kater wirklich für eine Familie zu sorgen hatte, sollte er doch wenigstens mit etwas Geld nach Hause kommen. Doch er schmunzelte nur wissend und schüttelte ablehnend den Kopf. Drei Goldstücke oder gar nicht. Bulma schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Sollte sie ihn belehren? Ihm sagen, wie man feilschte und handelte? Aber sie befanden sich auf einen Marktplatz auf Altharwa, umgeben von erfahrenen Händlern. Wenn es schon kein anderer ihm gesagt hatte, dann hatte er doch wenigstes aus der Beobachtung seiner Nachbarn gelernt, wie Handel richtig ging. Langsam wuchs aber auch ihre Neugier. Warum beharrte er auf diesen astronomischen Preis? Schmeckten diese Bohnen besonders gut? „Hey, Bulma, ich habe was Neues gefunden. Schau mal“ Kakarott eilte freudestrahlend auf sie zu, in seinen Händen mehrere Spieße, an denen frittierte Teigrollen steckten. „Die sind unterschiedlich gefüllt, mal süß, mal salzig. Wenn man sie abwechselnd isst, schmeckst besonders toll“ schwärmte er. „Willst du einen probieren?“ „Kakarott, ich habe keinen Hunger und bin gerade beschäftigt“ wiegelte sie seinen Glücksrausch ab. Kakarotts Blick fiel nun auf das kleine, putzige Wesen und die beiden Töpfe, von dem einer geöffnet war und seinen bescheidenen Inhalt offenbarte. Er stutzte und überreichte dann dem Katzenwesen mitleidig einen der Teig-Spieße. „Hier“ bot er großzügig an. „Du solltest etwas Ordentliches essen.“ „Ein Saiyajin, der freiwillig sein Mahl teilt?“ staunte der Kater und strich sich erstaunt über dem Schnurrbart, ohne den angebotenen Spieß anzunehmen. Stattdessen sah er prüfend in Kakarotts Gesicht. „Ebenfalls ein reines Herz“ murmelte er leise und deutlich verblüfft. „Was für ein seltsamer Tag.“ Bulmas Fuß tappste ungeduldig auf den Boden und verlangte damit wieder seine Aufmerksamkeit. „Also gut“ sagte sie schwer seufzend „ich kaufe dir zehn Bohnen ab.“ Dieser Kater schien vom selben Stolz erfüllt zu sein wie ein Saiyajin: er nahm ja noch nicht mal Kakarotts Gabe an. Er wollte kein Geschenk, kein Mitleid, sondern ehrbare Geschäfte machen…gut, „ehrbar“ war fraglich angesichts der Preises, aber sie hatte genug Geld. Aus reinem Mitleid würde sie zehn Bohnen und damit 30 Goldstücke ausgeben. Von dem Geld konnten der Kater und seine Familie für lange Zeit sicher leben. Sie wusste selbst nicht, warum sie so großzügig war. Ein wenig spielte auch die Neugier mit, die wissen wollte, was so Besonders an den Bohnen war. Aber das würde der Kater wahrscheinlich erst nach dem Kauf offenbaren. Aus ihrer Gürteltasche holte sie eine Kapsel raus, drückte auf den Knopf und warf sie zu Boden, wo ein kleiner Tresor erschien. Sofort erinnerte sich Kakarott an seine Pflicht und stellte sich hinter sie, um die Passanten wachsam im Blick zu behalten, während Bulma das erforderliche Geld rausnahm und den Tresor sofort wieder verschwinden ließ. Sie zählte die Münzen vor ihm ab und er tat dasselbe mit seinen Bohnen, die er in ein Stück Stoff einschlug und mit einer Schnur verband. Den kleinen Beutel überreichte er ihr mit andächtigen Lächeln. Dann, mit einem kurzen nachdenklichen Blick auf Kakarott, warf er ihm eine einzelne Bohne aus seinen Topf zu, die der Saiyajin geschickt auffing. „Die ist für dich, nutze sie weise“ sagte der Kater. „Häh!?“ rief Bulma empört. „Von mir verlangst du drei Goldstücke, aber ihm schenkst du eine?“ „Ein jeder gibt das, was ihm kostbar ist und so viel er entbehren kann. Für dich ist das Geld, für ihn sein Essen“ erklärte der Kater schlicht und nahm einen der Spieße an, die er mit seiner feinen Nase nach für ihn Essbaren unterscheiden konnte. Bulma sah zornig auf ihn herab. Sie fühlte sich verarscht. Dieser Kater war gerissener als gedacht, wie er ihr eine Lektion im „Handeln“ gab und mit seiner Mitleids-Masche. Wie konnte sie nur auf ihn hereinfallen? Musste an sein putziges, harmloses Aussehen liegen. „Sei nicht wütend“ beschwichtigte der Kater die Frau, deren Gesicht verärgert verzogen war. „Ihr habt Meister Quittes seltene, magische Senzu-Bohnen erhalten. Ihr werdet bald merken, wie wichtig sie sein können.“ Das war alles, was er sagte. Er ging nicht ins Detail über die Besonderheit seiner „Spezialität“. „Magische Bohnen, so ein Quatsch“ zischte Bulma leise, aber gut hörbar und packte den Beutel mit ihrem Einkauf unwirsch in ihre Gürteltasche. „Komm, Kakarott, gehen wir.“ Kakarott zuckte in Richtung des Katers Quitte entschuldigend mit den Schultern und eilte seiner Schwester nach. Sie beiden sahen nicht, wie Meister Quitte sich amüsiert über den Schnurrbart strich und eilig seine Sachen packte. Bulma marschierte wütend die Straße entlang, unzufrieden über den Kauf. Kakarott hatte bereits die letzten Teig-Rollen gefuttert und leckte sich den klebrigen Sirup von den Fingern ab. In der einen Hand hielt er die kleine Bohne noch fest, hatte sie weder weggeschmissen noch probiert. „Jetzt beruhig dich mal“ sagte er zu seiner grummelnden Schwester, die vor ihm lief. „Niemand hat dich gezwungen, so viel auszugeben.“ „Ahhh, ich weiß, dass macht mich auch so wütend“ fauchte sie und stampfte wild mit den Füßen auf. „Das war meine eigene Blödheit! Magische Bohnen, am Arsch!“ Sogar ihr Bruder hatte erkannt, wie man sie überlistet und ihr Mitleid ausgenutzt hatte, wie peinlich! Bulma fühlte die Hitze in ihren Wangen, halb aus Scham, halb aus Wut und bog in eine einsame Seitengasse ab, um kein Aufzusehen zu erregen. Dort kreischte sie unbeobachtet auf, ließ ihre Wut heraus. Kakarott folgte ihr und seufzte. Er kannte seine Schwester, die würde jetzt eine Zeit lang brauchen, um sich zu beruhigen. Die Selbstkritik würde noch Stunden gehen oder sie würde sich mit Shoppen ablenken und ihn da reinziehen. Darauf hatte er keine Lust: er wollte noch den Rest seines Magens mit süßen Köstlichkeiten auffüllen, das gab ihm Kraft fürs GB-Training, bevor es wieder in Richtung Heimat ging. Er sah auf seine Faust, die immer noch die lästige Bohne umschloss. Achselzuckend warf er sie sich ein. Sie schmeckte so profan, wie sie aussah; nichts Besonderes. Kaum hatte er sie runtergeschluckt, überkam ihn ein merkwürdiges Gefühl. Er konnte gerade zu spüren, wie die Bohne in seinem Magen landete und sofort absorbiert wurde. „Uff“ den Bauch haltend, lehnte er sich an eine Mauer. „Kakarott?“ Bulma drehte den Kopf, da sie bemerkte, dass ihr Bruder ihr nicht mehr folgte. Als sie seine merkwürdige Haltung sah, wie er sich abstützte, rannte sie besorgt zu ihm. „Was ist los?“ fragte sie alarmiert. „Die Bohne…ich habe sie gegessen“ stöhnte Kakarott, der mittlerweile leicht grün wurde. Ein paar Schweißtropen bildeten sich auf seiner Stirn. „Oh nein, war sie giftig? Musst du dich erbrechen? Wenn ja, tue es, dann fühlst du dich besser. Oh, dieser Scheiß-Kater, den werde ich den Schwanz stutzen, dieser Verbrecher“ rief sie empört auf. Sie wollte schon losrennen, nach Hilfe rufen, aber Kakarott hielt sie auf. „Nein, ich…warte…“ stotterte er, hielt sich eine Hand vor den Mund und stieß auf. „Scheiße, bin ich satt.“ „Häh?!“ fragend sah Bulma ihn an. Langsam richtete sich Kakarott wieder auf, die grünliche Gesichtsfarbe nahm ab und wurde wieder rosiger. Erneut rülpste er. Nachdem die Luft seinen Bauch verlassen hatte, rieb er ihn vorsichtig. „Noch nie in meinen Leben“ sagte er bedacht und ebenso verdutzt wie Bulma „war ich so vollgefressen. Ich glaube, ich werde die nächsten Tage nur Suppe essen können. Boah, so was habe ich ja noch nie erlebt.“ „War die Bohne etwa der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat?“ fragte Bulma, die in Gedanken die Menge abzählte, die Kakarott innerhalb der letzten Stunde gegessen hatte. So viel kam es ihr eigentlich nicht vor; nicht für einen Saiyajin in seinem Alter und Stärke: Je stärker ein Saiyajin war, desto höhere Mengen konnte er wegen dem Energieverbrauch seiner Muskeln essen. Ihr Grundumsatz war recht hoch. Selbst im Ruhezustand, ohne Kampf und viel Bewegung, benötigten sie viele Kalorien. Kakarott bestätigte ihre Annahme, indem er sagte „So viel war es nicht. Ich hatte mir ja Platz für den Nachtisch frei gelassen. Aber nachdem diese Bohne in meinen Magen landete, fühlte er sich so voll an, dass ich beinahe kotzen musste. Ich glaube, ich muss gleich etwas laufen, um es abzutrainieren. Das fühlt sich ja unangenehm an. So kann ich nicht fliegen, sonst kotze ich bei der Landung“ staunte er. So einen vollen Magen hatte er noch nie erlebt. Erleichtert atmete Bulma auf. Ihr Bruder war nicht vergiftet…er war nur vollgefressen…nach einer einzigen Bohne…langsam fingen die Räder in ihrem Hirn an, ineinanderzugreifen. Eine einzelne Bohne, die einen Saiyajin sättigen konnte… „Heilige Scheiße“ hauchte sie ungläubig auf. Sie holte den Beutel mit ihren Bohnen aus ihrer Gürteltasche, um sie genauer zu betrachten. Sie erkannte keinen Unterschied, aber wie hatte der Kater sie genannt: „Magische Senzu-Bohne“. „Ihr werdet bald merken, wie nützlich sie sind“ hatte Quitte prophezeit. Bulma erkannte nun die Macht der teuren Bohnen und ihre Möglichkeiten. Eine kleine, einfach zu transportierende Bohne konnte sofort einen hungrigen Saiyajin sättigen. Das war so viel nützlicher als der übliche Nahrungsbrei, den man im Raumschiff auf langen Reisen erhielt oder die dehydrierte Trockennahrung. Selbst Bulmas Kapseln waren nicht so nützlich: alle drei Techniken benötigten eine hohe Menge an Lebensmittel, die man erst vorbereiten musste, um sie dann zu konservieren. Ein Saiyajin musste nach einem harten Kampf und mitten im Krieg auch die Zeit haben, diese hohe Menge nicht zur vorzubereiten, sondern auch zu essen. Zeit, die er in der Schlacht und verletzt wie er war, nicht besaß. Dann zählte jede Minute. Aber eine kleine Bohne konnte sich jeder Verletzte schnell mal einschmeißen, dazu leicht und unauffällig in einer Brusttasche zu transportieren. Bulma steckte die Bohnen behutsam wieder ein, behandelte sie nun deutlich sorgfältiger, wo sie nun ihren Wert kannte. Zehn Stück…nicht viel, das reichte gerade mal für ihre Familie aus. Aber der Kater Quitte besaß zwei Töpfe voll, Unmengen von kostbaren Bohnen. Die Chance musste sie nutzen. Ohne ein Wort zu sagen, lief Bulma los, rannte die Gasse entlang und dann die Straße runter, um den kleinen Marktstand wieder zu finden und überhörte Kakarotts verdutztes Rufen hinter sich. In Gedanken zählte sie ihr Geld zusammen; rechnete aus, wie viele Bohnen sie sich noch leisten konnte. Wenn sie all ihre Goldmünzen opferte… Ihre Füße flogen, sie eilte zu dem betreffenden Platz hin. Doch zu ihrer Enttäuschung war er leer, eine deutliche Lücke prangte dort. „Der Kater…Quitte…wo ist er?“ fragte Bulma keuchend den Standnachbarn, den Schmuckhändler. Der drehte fragend den Kopf und schien erst jetzt den leeren Platz zu sehen. Gelangweilt zuckte er mit den Achseln. „Mann, jetzt versuch dich zu erinnern! Das ist wichtig“ fuhr sie ihn wütend an. Kakarott kam etwas später an und musste schnell seine Schwester vom Verkäufer runterziehen, da sie ihn mehrmals schüttelte und er mittlerweile aus Angst kein Wort mehr sagen konnte. Weder er noch der andere Nachbarstand konnten den beiden Saiyajins sagen, wohin der Kater gegangen war, noch woher er überhaupt kam. Sie hatten dem stillen Wesen nie groß Beachtung geschenkt. Niemand konnte sich an ihn erinnern. Bulma schrie entsetzt auf, weil ihr diese goldene Gelegenheit entkommen war. Flashback Ende Von den zehn Bohnen waren nur noch sieben verblieben. Bulma hatte bislang drei Bohnen geopfert, in der Hoffnung, sie zum Keimen zu bringen. Wenn sie keine mehr kaufen konnte, war dies ihre einzige Möglichkeit, sie zu vervielfältigen. Dieser Prozess war eigentlich echt einfach, man musste normale Bohnen nur ein paar Tage wässern, damit sie anfingen zu keimen. Doch bei den ersten beiden Senzu-Bohnen hatte es selbst nach 8 Wochen zu keiner Reaktion geführt. Sie hatte diese geopfert und kleingeschnitten, um ihr zellulares Inneren zu analysieren. In keiner Schicht war eine Reaktion zu erkennen. Die dünnen Scheibchen hatten zudem ihr Wirkung verloren: als sie eine probierte, fühlte sie sich nicht anders. Man musste eine ganze Bohne essen, damit sie wirkte. Die dritte Bohne hatte sie in ein neues Medium aus hochkonzentrierter Flüssigkeit eingelegt, in der Annahme, dass diese nährwertige Bohne auch mehr Nährstoffe benötigte. Aber auch das hatte zu keiner neuen Reaktion geführt, wie es sich heute unterm Mikroskop zeigte. Mittlerweile fragte sich Bulma, ob diese Bohnen tatsächlich magisch waren und darum wissenschaftliche Methoden nicht wirkten. Vielleicht sollte sie Tales um Rat fragen, der es schließlich auch geschafft hatte, den mythischen Baum der Macht zum Wachsen zu bringen. Baum und Bohne waren vielleicht miteinander verwandt. Aber Radditz hatte sie diesbezüglich gewarnt: so viel Erfolg hatte Tales nicht mit seiner gerühmten Entdeckung, da der Samen nicht immer ausschlug. Außerdem war ihr Cousin ein Opportunist, der gerne zum Elite-Krieger aufsteigen würde. Es bestand die Gefahr, dass Tales ihre Forschung stehlen und für sich selbst nutzen könnte. Bulma starrte immer noch so gedankenversunken nach draußen, dass sie Radditz Eintreten erst bemerkte, als er mit den Fingerknöcheln an die gläserne Tür anklopfte. Das Glas fing alarmierend an zu klirren und zu zittern, es breitete sich übers Dach aus, woraufhin sie panisch den Kopf zum Eintretenden drehte. „Radditz, ich habe dir doch gesagt, du sollst hier nicht reinkommen, wenn du kurz zuvor im GB trainieren warst. Du kannst deine Kraft dann nicht kontrollieren“ rief sie ihm erschrocken zu. Der langhaarige Saiyajin zuckte betroffen zusammen und sah ängstlich zum schwankenden Dach. Er hatte sich leider zu spät daran erinnert, was beim letzten Mal passiert war: nur mal kurz angeklopft und vier Glasplatten waren unbeabsichtigt zu Bruch gegangen. Bulma hatte sich furchtbar aufgeregt, weil nichts von den Pollen aus dem Innenraum nach draußen gelangen sollte. Doch heute hatte er Glück: zwar wankte das Dach bedrohlich, aber nichts zersprang. Tief erleichtert seufzten beide auf. „Das war knapp“ murmelte Radditz. „Was gibt’s? Du hast doch seit dem letzten Mal ein Gewächshaus-Verbot und darfst hier nicht rein“ fragte Bulma unfreundlich. Der heutige Misserfolg und der Verlust der dritten Bohne schlugen ihr aufs Gemüt. „Es gibt Neuigkeiten. Wenn ich sie dir nicht gleich erzähle, wärst du richtig sauer“ verkündigte Radditz hochtrabend. „Ich muss gleich los in den Palast und alles für Vegeta vorbereiten. In fünf Tagen will er ankommen.“ Bulmas Augen wurden groß. „Verstehe“ hauchte sie. „Das bedeutet…?“ sie sah ihn aufmerksam an. „Beerdigungs- und Krönungszeremonie“ beantwortete Radditz kurzbündig ihre stumme Frage. Bulma nickte. Auch sie verstand sofort, was seine Antwort bedeutete. „So, und deswegen wirst du mich für eine lange Zeit nicht mehr sehen“ rief Radditz aus. „Wenn Vegeta wieder da ist, laufen einige Dinge anders. Dann geht es an meine Beförderung und ich werde wieder auf längere Missionen fort sein. Zuerst muss aber die ganze Bankett-Vorbereitung hinter mich gebracht werden. Du kleiner Faulpelz kannst froh sein, dass du nicht helfen muss. Mutter und sogar Chi-Chi müssen mit ihren Teams Sonderschichten leisten.“ Bulma streckte sich, ohne schlechtes Gewissen. Ja, sie konnte wirklich froh sein, dass sie so eine Arbeit nicht machen musste. „Du kannst uns ja wenigstens etwas helfen und die Trauerkleidung vorbereiten“ schlug Radditz vor. „Pfft, du, Vater und Kakarott werdet in eurer Uniform erwartet. Ich habe schon vor Monaten ein graues Kleid gekauft, was in meinen Schrank hängt. Mutter und Chi-Chi sind bestimmt auch vorbereitet“ winkte Bulma lässig ab. Kaum jemand hatte geglaubt, dass König Vegeta III. zurückkommen würde. Bulma dachte nach, was nun passieren würde. Sie freute sich, dass Vegeta bald wieder da sein würde, aber es war fraglich, ob sie sich in nächster Zeit auch sehen könnten. Als neuer König der Saiyajins würde sein Terminplan bestimmt voll sein, sowohl um die Sachen der letzten Monate aufzuarbeiten, als auch, um sich als neuer König bei den anderen Planeten zu präsentieren. Das fand sie schade, sie würde ihn gerne bald sehen. Nicht nur, um ihn nach seinen Reiseerlebnissen zu fragen, sondern auch, um zu trösten und ihr Beileid auszusprechen. Sein Vater war tot. Wäre sie an seiner Stelle, könnte sie einen tröstenden Freund gut gebrauchen. Hm, und wenn sie sich in den Palast einschleichen würde? Sie besaß immer noch die goldene Schlüsselkarte, die er ihr einst, kurz vor ihrem Auszug aus dem Palast, geschenkt hatte. „Faule Socke!“ Radditz empörter Ausspruch holte sie aus ihren Gedanken. Ihr Bruder war einerseits erfreut, dass die Dinge wieder ins Rollen gerieten, anderseits war ihm aber auch klar, dass die süße, freie Zeit um war und damit auch seine Trainingszeit im GB. Allerdings würde er Vegeta garantiert mit seiner neuen Stärke tief beeindrucken. Nun, da Mittelklasse-Krieger keinen Shiruhato-Schwur mehr leisten mussten und damit auch eine Familie gründen konnten, war er bereit, die lange angebotene Beförderung anzunehmen. Was Vegetas Ankunft für seine Schwester bedeutete; darüber konnte er nur rätseln. Wie ihre Beziehung aktuell war, wusste er nicht, interessierte ihn aber momentan auch nicht. Er dachte kurzfristig und erstmal nur an seine eigene Karriere. Die Krönungszeremonie und die Beerdigung mussten erstklassig vorbereitet sein, um Vegeta von Radditz Organisationstalent zu beeindrucken. Bulma ließ sich aber keine Arbeit aufdrücken, die sie nicht machen wollte. Sie hatte genug zu tun und würde sich nicht noch mehr aufhalsen. Sie würde ihren Bruder, der ein Jahr „Freizeit“ gehabt hatte, nicht helfen, ebenso ihrer Mutter und Chi-Chi nicht. Bulma hatte keine Lust, für ein Rudel hungriger Saiyajins in der Küche zu stehen. Da konnte sie besseres mit ihrer Zeit anfangen. „Alles klar, ich habe die Neuigkeiten gehört“ Bulma winkte ab „Geh duschen, bevor du fliegst. Du stinkst!“ sie rümpfte die Nase. Ihr Bruder verpestete die Luft mit seinem Geruch nach getrocknetem Schweiß. „Was, ich und stinken?“ rief Radditz empört aus. „Ich rieche nach hartem Training und Kampf! Nach Stärke! Männlich!“ Er hob seine Arme, spannte die Oberarme an und ließ die Muskeln spielen, küsste sogar seinen Bizeps. Bulma verzog erneut das Gesicht, nun mehr angeekelt von diesem Anblick als von seinen Ausdünstungen. „Na los, nimm’s zurück“ Radditz zog seine Schwester auf und neckte sie: er umarmte sie, zog sie genau in seine sehr intensiv riechende Achselbeuge. Wie erwartet, schrie sie empört auf. „Lass mich los, du Stinker!“ Leichte Würggeräusche waren von ihr zu hören angesichts des intensiven Moschusgeruchs. „Wartet da nicht jemand im Palast auf dich?“ rief sie. „Jemand wie Nappa! Ich erzähle ihm, wie du dir hier Zeit gelassen hast, wenn du nicht sofort verschwindest“ drohte sie. „Okay, ich gehe ja schon“ Radditz ließ sie lachend aus seiner Bärenumarmung. Er war so gutgelaunt, ihm konnte keiner die Stimmung vermiesen: seine Karriere nahm Schwung auf, neue Abenteuer erwarteten ihn und eine heiße Frau hatte ihm seine Nummer gegeben. Dass bisschen Arbeit schreckte ihn nicht ab, auch wenn er gerne darüber jammerte. „Uahh, jetzt brauche ich auch eine Dusche“ angewidert roch Bulma an ihrer Kleidung und warf ihren Bruder böse Blicke zu. Der zwinkerte ihr nur amüsiert zu und verließ eilig das Gewächshaus. Tja, wenn er jetzt auch noch duschen musste, kostete ihm das Zeit und Nappa klang schon sehr ungeduldig. Dummerweise war er so in Eile, dass er nachlässig die Tür zu fest zuzog. Mit einem heftigen Knallen und einem anschließenden Klirren fiel sowohl die Tür als auch drei Glasplatten zu Bruch. Radditz verharrte erschrocken eine Sekunde, dann rannte er fort, so schnell er konnte. „RADDITZ!“ Bulmas Stimme war so schrill und laut, dass ein Schwarm Vögel erschrocken fortflog. Fünf Tage später… Im Raumflughafen von Vegeta-Sei wurde die Ankunft eines Pods angekündigt. Bei dem Drinsitzenden handelte es sich um Vegeta, die baldige Hauptperson. Während er in dem speziellen Landungsfeld aufgefangen wurde, ging die Meldung seiner Ankunft per Funk raus. Vegeta entstieg der kugelförmigen Raumkapsel. Er ignorierte die anwesenden, bereits niederknienden Saiyajins und flog sofort selbstständig zum Palast. Sein Gesicht war eine steinerne Maske, keinerlei Gefühlsregung sichtbar. Es hatte zwei Monate gedauert, aus dem unbekannten Quadranten wieder auf Vegeta-Sei zurück zu fliegen. Zwei Monate in Eiltempo, die drohende Gefahr im Nacken, um zuerst Aurum zu erreichen und von dort in der Raumkapsel hierher zu fliegen. Aurelius würde sich um die baldige Versammlung der Planeten-Allianz kümmern, um die drohende Gefahr namens „Freezer“ anzukündigen. Vegeta würde ebenfalls dort sein, dann aber allerdings als offizieller König der Saiyajins. Dann würde man eine Entscheidung fällen, was zu tun wäre. Kampf, Flucht, Verhandeln…wie immer die Entscheidung auch aussah, sie musste von allen intelligenten Völker dieser Galaxie getroffen werden. Die Saiyajins allein konnten nicht gegen Freezer bestehen. Dies war sein Plan: kleine Schritte, die ihn aber atmen und schlafen ließen. Ein Schritt nach dem anderen…nun stand zuerst seine Krönung bevor, dann… Seit der Flucht vor Freezer, hielt ihn dieser Plan aufrecht; diese kleinen Fortschritte, an denen er sich entlang hangeln konnte, um nicht wahnsinnig zu werden. Seine erste Flucht…welch furchtbare Schmach. Wenn das sein Volk wüsste…jedoch, auch sein Vater und dessen Elitekrieger hatten gegen das echsenartige Monster verloren und Furcht gezeigt, wenn man den Worten des Feindes Glauben schenkte. Vegeta zweifelte jedenfalls nicht daran; nicht nach dieser schrecklichen Erfahrung. Ein Powerlevel von einer halben Million…er kam immer noch nicht darüber weg. Sein Schweif sträubte sich, sobald er an das höhnisch grinsende Gesicht dachte. Er hasste den Geruch von Angst, den er dann ausdünstete und zwang sich nur noch mehr um die Beherrschung seiner Gefühle. Niemand durfte davon erfahren. Jedes Lebewesen wäre angesichts eines solchen Feindes froh gewesen, entkommen zu können, unverletzt und mit allen Gliedmaßen noch dazu. Doch für Vegeta, der nie zuvor eine Niederlage erlitten hatte, nie zuvor vor einen übermächtigen Gegner gestanden hatte, war dies eine traumatische Erfahrung. Den gesamten Rückflug hatte er sich in seiner Kabine verkrochen und sich nicht mehr der aurumanischen Mannschaft gezeigt. Er hatte nur wenig gegessen, sein Appetit war ihm vergangen. Er hatte vor den Augen dieser schwache Rasse Angst gezeigt; er, der stärkste Saiyajin, wie peinlich. Vor Ankunft auf Aurum hatte er dem Kapitän Rubeus die Aufgabe überlassen, Bericht zu geben, während er in seiner Kapsel weitergeflogen war, in Richtung Heimat. Er wollte niemanden sehen und niemanden sein Gesicht zeigen. Aurelius hatte ihn über Funk erreicht. Seine Stimme war ernst und besorgt gewesen. Da der erfahrene Alte wusste, dass ein Saiyajin niemals über eine Niederlage oder Flucht sprach, hatte er diese Tatsache nicht angesprochen, sondern nur Vegeta mitgeteilt, zeitnah eine Konferenz einzuberufen. Vegeta hatte kein Wort gesagt, nur zustimmend gegrunzt. In seinen Kopf beruhigte er sich ständig selbst, sagte sich dieselben Dinge wie ein Mantra auf, weshalb er seiner Umgebung keine Beachtung schenkte: Ein Schritt nach dem anderen…Folge den Plan…erst die Krönung…dann… Vegeta landete vor seinen Palast. Auch hier standen alle bereit und gingen bei seiner Ansicht auf die Knie. „Heil dem König“ riefen sie demütig, während er mit schnellen Schritt an ihnen entlang marschierte, ohne darauf zu antworten. Keine Beachtung, kein zufriedenes Lächeln seinerseits, stattdessen eine düstere, ernste Aura und brütende Miene. Die Saiyajins wussten nicht, was ihren neuen König durch den Kopf ging, aber keiner wagte, nachzufragen. Am Palasteingang stand Nappa bereit. Er, der eigentlich mit besserer Laune bei Vegeta gerechnet hatte, wusste sofort bei seinem Anblick, dass etwas im Argen lag. Etwas hatte seinem neuen König gehörig die Stimmung verhagelt, weshalb der Glatzkopf jegliche fröhliche Begrüßung runterschluckte. Er machte schnell eine ebenso ernste Miene und folgte Vegeta, der ihm zwar zunickte, aber nicht anhielt, sondern einfach weiterging. „Ist alles vorbereitet?“ waren Vegetas erste Worte seit langem. Seine Stimme klang dadurch besonders rau; weil seine Stimmbänder lange nicht genutzt worden waren. „Jawohl“ beeilte sich Nappa zu versichern. „Heute Abend, zum Sonnenuntergang, werden wir die Beerdigungszeremonie durchführen mit anschließendem Leichenschmaus. Morgen früh beginnt die Krönungszeremonie. Da der Thronsaal nur begrenzt Platz hat, habe ich eine Vorauswahl getroffen, wer dann anwesend sein darf. Nur ausgewählte Krieger, wie von dir gewünscht. Anschließend zeigst du dich dem Volk, das ein zweites Bankett auf deine Kosten erhalten wird.“ Vegeta grunzte, sagte aber nicht, ob er zufrieden war. Langsam wurde Nappa unruhig wegen dessen Stimmung. Wo hatte Vegeta seine Gedanken? Plante er bereits seine Rache an den Mördern seines Vaters? Nappa wusste nichts von den genauen Umständen, aber es gab nur eine Möglichkeit, wie Vegeta III. gestorben war und Altersschwäche gehörte nicht dazu. Im Gegensatz zu den Königinnen, waren die vergangenen drei Könige alle außerhalb von Vegeta-Sei gestorben. Während die Überreste ihrer Gemahlinnen in der Öffentlichkeit verbrannt worden waren, hatten Vegetas Vorväter nicht die Möglichkeit gehabt, ein Teil ihrer Heimat zu werden. Es gehörte zum Schicksal eine saiyanischen Königs, in der Fremde, auf einem Schlachtfeld zu sterben. Meistens war die erste Aktion der neuen Generation, den Tod ihres Vorgängers zu rächen, wenn es möglich war. Dachte Vegeta darüber gerade nach? Über seinen zukünftigen Tod, seine Pflichten? Nervös redete Nappa weiter, erzählte von den letzten Ereignissen. Er wusste nicht mal, ob Vegeta das interessierte, aber der riesige, ältere Krieger geriet in einen Redefluss, aus dem er nicht aussteigen konnte. „Radditz ist unterwegs für die letzten Vorbereitungen. Er kümmert sich um die Koordinierung mit der Nahrungs-Kompanie. Wie du vielleicht gesehen hast, ist die Stadt geschmückt. Deine Garde-Uniform für heute und morgen ist vorbereitet.“ Vegeta grunzte manchmal nur beiläufig, sagte aber kein Wort. Ihre Schritte führte die zwei den Hauptturm entlang und Nappa ahnte, was Vegetas Ziel war: die königlichen Gemächer. Vegeta würde die Räume des Königs in Besitz nehmen, die bislang versiegelt auf die Ankunft ihres Besitzers gewartet hatten. Nappa schluckte nervös, was seinem Redefluss kurz unterbrach. Daraufhin konnten beide Männer nun besser das laute empörte Gekreische hören, was von draußen erschall. Sie drehten gleichzeitig die Köpfe, um aus dem schmalen Fenster nach draußen zu sehen, wo eine Gruppe von Wachen fünf Frauen nach draußen geleitete. Eine von ihnen regte sich auf und beschwerte sich lauthals bei den Wachen, während die restlichen vier ungerührt weitergingen. „Wie befohlen, werden die Mätressen deines Vaters nun den Harem verlassen“ erklärte Nappa, der von weitem die betreffenden Frauen schneller erkannt hatte. Nun, da des Königs Tod offiziell und keine von ihnen mit Königsblut schwanger war, hatte der neue König keine Verwendung mehr für sie. Vegeta aber erkannte nun auch das keifende Weib, die sinnlos gegen die Brust der Wachen trommelte: es war Aubergie. Sie war die einzige Frau, die sich gegen den Rausschmiss wehrte. Die anderen hatten die Tatsache akzeptiert, dass das süße Leben in Luxus vorbei war, aber die Jüngste unter ihnen wollte den Palast nicht verlassen. „Tse, die Frau macht ja immer noch so ein Drama“ zischte er angewidert. „Tja, sie muss jetzt auch erfahren haben, dass sie keine Abfindung bekommt wie die anderen“ feixte Nappa schadenfroh. „Wie du befohlen hast, bekommst sie gar nichts. Wir haben sie rausgeworfen, bevor sie auch nur einen Koffer packen konnte. Die dumme Trine hat bis zuletzt gedacht, du würdest sie noch behalten.“ Vegeta schnaubte verächtlich. Niemals würde er eine Frau nehmen, die bereits mit seinem Vater das Bett geteilt hatte. Abgesehen von der Ehrlosigkeit, Hand an die Frauen seines Vaters anzulegen und dass weder ihr Charakter noch ihr Aussehen anziehend war, gab es noch einen anderen Grund, warum er Aubergie verabscheute. Der neue Grund war Aubergies Untreue: man hatte sie dabei erwischt, wie sie mit einigen Wachen schäkerte und einen in ihr Zimmer eingeladen hatte. Die gelangweilte Frau hatte tatsächlich gedacht, sie könnte den Harem nutzen, wie sie wollte, solange der Hausherr nicht anwesend war. Es geschah zu einem Zeitpunkt, als Vegeta bereits auf seiner Einzel-Mission war, darum war sie bislang am Leben geblieben: keiner wollte und konnte über sie richten. Hätte man sie erwischt, wenn ihr Geliebter, der König, oder sein Sohn anwesend gewesen wären, so wäre ihre Strafe der Tod gewesen. Es ging nicht nur darum, dass sie ihren Herrscher hintergangen hatte. Hätte diese Untreue zu einen Kind geführt und dieses wäre als königliches Blut verkauft worden, hätte sie Extra-Räumlichkeiten und andere Privilegien unverdient erhalten. Nun, heute, wo man dank Doktor Tomatoro und seinem Gerät die Vaterschaft nachweisen konnte, wäre so ein Betrug nicht mehr möglich. Außerdem konnte Vegeta rechnen: wenn eine Mätresse mehr als neun Monate nach des Königs Abflug PLÖTZLICH schwanger wurde, wusste jeder, dass der König nicht der Vater sein konnte. Vegeta hatte den Kopf voll mit anderen Problemen: als er über ihren Verrat informiert wurde, hatte er veranlasst, sie am Tag seiner Ankunft hinauszuschmeißen und jegliche Geschenke, die sie einst vom König erhalten hatte, einzubehalten. Während die anderen Mätressen mit vollen Koffern und einer Abfindung für die nächsten Jahre als Dank für ihre Treue und Dienste den Palast verlassen durften, stand Aubergie mit leeren Händen da. Sie sollte froh sein, dass sie wenigstens unverletzt blieb. Aber diese Gnade sah das stolze Weib nicht ein, denn während die älteren Frauen längst entschwunden waren, keifte sie immer noch die Wachen an, die ihr jeglichen Zutritt zurück in den Palast verweigerten. Ihre schrille Stimme, ihre Dummheit, Ignoranz und Frechheit erzürnten ihn. Wie konnte es jemand geben, der so unverschämt war? Dafür besaß er nicht die Geduld und keine Nachsicht für eine saiyanische Frau, nicht mehr. Er hatte vor Jahren Aubergie schon mal verwarnt und sie hatte nichts daraus gelernt; dann würde sie es heute, Jahre später, auch nicht mehr tun. Vegeta erhob seinen Zeigefinger und konzentrierte sein Ki an der Fingerspitze. Ein heller Blitz wurde durchs schmale Fenster abgefeuert und traf die wehrlose Frau mitten durch die Brust. Blutend fiel sie zu Boden. Die Wachen sahen erschrocken zur Quelle des Angriffs. Ihre Scouter sagten ihnen aber, von wem dieser Angriff stammte. Sie verstanden sofort. Das keifende Weib war hingerichtet worden. Eine Wache erhielt über Scouter eine Nachricht. Er beugte sich runter zur Blut spuckenden Frau, die leise nach Hilfe wimmerte. „Unser neuer König lässt ausrichten“ brummte er „dass er dich wegen Untreue und Verrat an König Vegeta III. hinrichtet. Du hättest still verschwinden sollen, als es noch möglich wäre. Dann hättest du wenigstens dein Leben behalten.“ Aubergie schluchzte auf, doch es war sinnlos. Als letzte Gnade schenkte die Wache ihr einen schnellen Tod, indem er ihr den Hals brach. Er schnipste einen Kameraden herbei und zusammen entfernten sie den leblosen Körper und säuberten den Weg von jeglichen Blutspuren. Dies taten sie in Stille und ohne Beobachtung, denn Vegeta und Nappa waren bereits weitergegangen und wandten sich wichtigeren Themen zu. Vegeta schritt zur höchsten Etage des größten Turms. Die Königs-Gemächer lagen dort, einzig und allein den Herrscher den Saiyajins gehörig. Selbst wenn er sie mit seiner Gemahlin teilte, gehörten sie trotzdem nur ihm. Die Königin hatte ihre eigenen Gemächer unter ihm, in ihrer eigenen Etage und darunter lag die Etage des Thronfolgers. Bevor Vegeta seine Hand an die versiegelte, prächtig verzierte Tür legte, zögerte er für eine Sekunde. Er war noch nie drin gewesen. Es fühlte sich an, als würde er ein Heiligtum betreten. Aber worauf wartete er? Es war nun sein Anrecht, denn sein Vater käme nie mehr zurück. Mit einem Ruck stemmte er die Tür auf, riss das Siegel ab und marschierte herein. Nappa folgte ihm neugierig. Solange der neue König ihn nicht davon abhielt, wollte er einen Blick hineinwerfen, diese seltene Gelegenheit nutzen. Obwohl das Zimmer seit dem Weggang des Königs vor einigen Jahren nicht mehr betreten worden war, war die Luft weniger staubig als gedacht. Die Möbel waren alle mit einfachen, groben Tüchern bedeckt worden, um sie zu schützen. Nappa machte sich nützlich und öffnete die Fenster, sowie die Balkontür, während er Vegeta die Zeit ließ, sich umzusehen. Er war zwar nicht der empathischste Saiyajin, aber er ahnte, dass es für den Jüngeren eine seltsame Situation sein musste. Dieser Raum atmete noch die Präsenz seines vorherigen Besitzers aus; es roch ja sogar noch nach König Vegeta III. Man könnte glauben, er würde jeden Moment hier hereinschneien und die Anwesenden anschnauzen, weil sie unerlaubt in seinen Privaträumlichkeiten waren. Die Gemächer bestanden aus mehreren Räumen, für diverse Zwecke: Empfangszimmer, Arbeitszimmer, Schlafzimmer mit großem Bett, ein begehbarer Kleiderschrank, Bad… Die edlen Möbel und kostbaren Kunstgegenständen stammten aus verschiedenen Epochen: teilweise Überbleibsel von der tsufurianischen Königsfamilie, teilweise von den letzten drei saiyanischen Königen angesammelt. Es handelte sich um Gegenstände, zu denen die letzten Könige einen persönlichen Bezug gehabt hatten und ihre Nachfolger sie aus Rücksicht oder Achtung behalten hatten. Trotzdem war es für Vegeta möglich, sich die Gemächer einzurichten, wie es ihm gefiel. Was bedeutete, dass so einiges hiervon entfernt werden würde, um Platz für seine eigenen Besitztümer zu schaffen; wie seine Kleidung zum Beispiel. „Wann soll hier eingeräumt werden?“ fragte Nappa vorsichtig. Vegeta war immer noch schweigsam, hatte nur hier und dort mal ein Tuch weggezogen, um das betreffende Möbelstück genauer zu betrachten. Beinahe andächtig strich er über die Tischplatte des Schreibtischs im Arbeitszimmer, ohne sich an den Staubspuren zu stören, die seine weißen Handschuhe annahmen. Er schien Nappa nicht zu hören, war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Nappa fühlte sich unbehaglich. Er wünschte sich, zu gehen. Dieser Ort, dieser Moment gehörte Vegeta und er sollte keine Zeugen dabeihaben. Nappa besaß nicht das Recht, hier zu sein. Es fühlte sich an, als würde er in einem Grab stehen. Er räusperte sich laut. Vegeta schien ihn nun wieder zu bemerken. „Mein König“ Nappa senkte ehrfürchtig den Kopf. „Die Beerdigung ist in fünf Stunden und morgen früh ist eure Krönung. Bis dahin können wir diesen Ort so lassen. Es stehen wichtigere Dinge an, die Ihr zuerst entscheiden müsst.“ Vegeta nickte zustimmend. Mit einer Handbewegung bedeutete er Nappa, zu verschwinden, was der Kahle auch aufatmend tat. Kaum war er draußen, die Tür zugezogen, richtete Vegeta wieder seinen Blick auf den Schreibtisch, der sich in dem edel eingerichteten Arbeitszimmer befand. Es gab bereits ein königliches Arbeitszimmer weiter unten im Palast, in der Nähe des Thronsaals, wo er schon öfters drin gewesen war. Doch dieser Raum atmete Würde und Geschichte aus. Es lag nicht an der Möblierung oder an der Aussicht, obwohl sie vielleicht eine Rolle spielten. Aber dieser Raum, der einzig allein vom König benutzt wurde, hatte im Gegensatz zu den anderen, öffentlichen Räumen das Privileg, mit privaten Dingen gefüllt zu sein. Der Schreibtisch war aufgeräumt, kein unbearbeitetes Dokument lag drauf, stattdessen der Lieblingsfüller von Vegeta III., eine kleine Statue eines Tieres aus grünen Edelstein, eine Lampe, die aus der Tsufuru-Ära stammte. Vegeta setzte sich auf dem gepolsterten Stuhl und sah mit leeren Blick nach draußen. Auf diesem Platz saßen einst abends einsam seine Ahnen und hatten ihre nächsten Schritte überlegt. Welche Gesetze sie zu erlassen hatten, welche Urteile beschlossen werden mussten, welche Kriegspläne interessant waren. Aber musste auch nur einer von ihnen das gesamte Schicksal ihres Volkes entscheiden, so wie er es tun müsste? Stand ihr Überleben jemals so auf der Kippe? Hatte es jemals so einen gefährlichen Gegner gegeben? Vegeta bezweifelte das. Das widerliche Gefühl von Angst und Bedrohung bildete sich wieder in seinem Magen. Denk an den Plan! Vegeta ballte die Fäuste und schloss die Augen. Langsam und zischend ließ er seinen Atem entweichen, machte seinen Geist leer, um ja nicht daran zu denken. Ein Schritt nach den anderen! Heute Beerdigung! Danach Krönung! Danach die Planeten-Versammlung! Danach… Einige Stunden später… Sadala, die einzige Stadt der Saiyajins, war mit Fackeln, Laternen und Bannern geschmückt, die das Königswappen zeigte. Sie war erfüllt von Saiyajins jeglichen Alters, Geschlecht, Größe. Sie alle einte, dass sie heute aschfarbene Kleidung trugen, bis auf die Krieger in ihren besten Uniformen. Grau und Schwarz waren die vorherrschenden Farben, nur unterbrochen von weißen Bannern mit dem roten Symbol. Bulma, die zum ersten Mal bei einer Beerdigung eines Königsmitglieds anwesend war, stand mit ihrer Familie am Straßenrand. Gine und Chi-Chi waren erschöpft; sie hatten bis zuletzt in der Küche gestanden und sie lehnten sich an ihre Männer, die sie behutsam umarmten. Gine erinnerte sich an die Beerdigung der Königin und wie rücksichtsvoll es damals vom König gewesen war, fremde Köche zu engagieren. Doch damals hatte sich der Tod der Königin durch ihre Krankheit auch lange abgezeichnet und ihre Beerdigung war besser planbar gewesen. Zudem kam die doppelte Belastung, weil morgen die Krönung stattfand. Zwar würde sie nicht dabei sein, dafür aber ihr Mann und ihre Söhne. Das restliche Volk würde aber draußen vor dem Palast warten, um den neuen König die Ehre zu erweisen. Dann würde es ein weiteres Festmahl geben. Radditz war heute als Adjutant nicht anwesend, dafür stand Chi-Chis Vater, ein bulliger Mann mit dichten Vollbart, bei der Gruppe. Er war ein ehemaliger Unterklasse-Krieger, der vor einigen Jahren aus der Armee ausgetreten war, um seine Tochter aufzuziehen, da seine Gefährtin gestorben war. Seitdem stockte er seine Rationen als geschickter Handwerker auf. Er hantierte fingerfertig mit der Axt und konnte Holz gut bearbeiten. „Erinnert ihr euch noch an die letzte Beerdigung?“ fragte er in die Runde und meinte damit besonders die älteren Saiyajins. Seine Tochter war damals noch zu klein gewesen und dasselbe galt für Bardocks jüngere Kinder. „Die Königin hat furchtbar ausgesehen. Keine Ahnung, was sie erwischt hatte, aber so will ich nicht sterben“ antwortete Selypa. Gine nickte „Eine solche Prozession wird es heute nicht geben, ohne Leichnam. Bei König Vegeta II. war es genauso.“ „So ist das bei den Saiyajins. Unsere Könige sterben außerhalb, die Königinnen dagegen hier“ brummte Toma. Er wandte sich Bardock zu. „Du hast Glück, du darfst morgen direkt bei der Krönung dabei sein. So eine Chance bekommt nicht jeder. Radditz hat sogar dafür gesorgt, dass Kakarott mit dabei sein darf.“ „Pfft“ Bardock pfiff drauf. „Zum Glück nur eine kurze Zeremonie. Bin mehr gespannt drauf, was jetzt auf uns zukommt.“ „Vegeta hat ja schon als Skattkönig regiert. Wir kennen seinen Führungsstil. Der hat sich seit seiner Kindheit ganz schön verbessert. Da sollten wir uns keine Sorgen machten“ tat Toma seine Sorge ab. „Hast du von Radditz erfahren, wer den König getötet hat?“ fragte Selypa ihn neugierig. Bardock schüttelte den Kopf. „Nö, dazu wurde nichts gesagt. Vielleicht ist der Schuldige schon tot. Ich schätze, wir werden bald neue Missionen bekommen, die uns in die neuen Gebiete führen werden. Wenn wir aber nicht unsere Pods verbessern, brauchen wir allein für die Reisezeit recht lange“ er sah seine Gefährtin entschuldigend an. „Dann werden wir uns weniger sehen.“ „Nicht, wenn wir endlich mal neue Raumschiff-Technologie erhalten würden“ mischte sich Bulma ein. „Mit dem richtigen Antrieb könnte ich die Geschwindigkeit verdreifachen.“ „Tja, solange das Embargo auf uns lastet, sehe ich schwarz“ entgegnete Toma. Bulma seufzte zustimmend. Selbst ihre Kontakte nach Altharwa reichten nicht aus. Die entsprechenden Teile waren zu teuer und der Kauf wurde überwacht. Sie besaß zwar einiges vom alten Maschinenpark der Tsufurjins, aber die wollte sie nicht ausschlachten. Es würde nicht ausreichen, um die Flotte der Saiyajins aufzurüsten; da war es besser, es in den alten, größeren Raumschiffen zu behalten. Das Gespräch endete durch den aufkommenden Klang von schweren Trommeln. Die Prozession erreichte sie, angeführt von den Elitekriegern. Der Krieger an der Spitze trug eine Standarte mit dem königlichen Wappen, die Krieger an der Seite dagegen Fackeln. Majestätisch wehten ihre Umhänge im Wind. Es folgten die Trommler, dann kamen die Mond-Wächter. Diese Krieger, die freiwillig ihren Schweif geopfert hatten, um bei Vollmond zu patrouillieren, besaßen bei solchen Veranstaltungen das Recht, als Leibgarde des Verstorbenen aufzutreten. Dazu trugen sie weiße Umhänge mit dem roten Zeichen der Saiyajins, geschmückt mit einer goldenen Spange. Ihre Kapuzen, tief runtergezogen, verdeckten die Gesichter. Ein Krieger in der Mitte, der Älteste mit den längsten Verdiensten, erhielt die größte Ehre: die Präsentation des Verstorbenen. Da der Leichnam fehlte, wurde stattdessen eine Büste gehalten. Eine alte, fast vergessene Tradition der Saiyajins, von Verstorbenen Abbilder zu machen und diese zu verbrennen, wenn man es nicht schaffte, ihre Körper für die Beerdigung zurück zu bringen. So sahen die Zuschauer ein letztes Mal das Antlitz ihres verstorbenen Herrschers, kunstvoll hergestellt durch gebrannten Lehm und passend bemalt. Auch Bulma, die König Vegeta III. nie persönlich getroffen hatte, konnte einen schnellen Blick auf sein Profil werfen. Sie erkannte sofort die Ähnlichkeit zu seinem Sohn, dessen Gesichtszüge sie oft genug studiert hatte. Beklommen dachte sie an die Zukunft. Würde sich diese Prozession bei Vegetas Tod wiederholen? Wie gefährlich würde seine Aufgabe werden, nun da er der König dieser Kriegerrasse war? Am Ende der Hauptstraße brannte ein helles Feuer. Da Bulma und ihre Familie dort nicht standen, weil es keinen freien Platz mehr gegeben hatte, konnte sie nur Schemen aus der Entfernung erkennen. Doch die Person, die ganz vorne stand, allein und vom Feuer beleuchtet und deren hochstehenden Haare denen der steinernen Büste ähnelte, konnte nur einer sein: Vor dem Feuer wartete Vegeta. Als die Prozession bei ihn ankam, teilte sie sich und ließ die Ehren-Wache zu ihm vor. Vegeta nahm die Büste behutsam an. Er hob sie hoch, zeigte sie dem Volk, dass anfing laut zu brüllen und zu trampeln, angefeuert von den schnellen Trommelschlägen. Dann warf er den Steinkopf in die lodernden Flammen. Die Feuerzungen leckten daran, jedoch waren sie nicht heiß genug, um ihn zu zerstören. Ein Ki-Strahl, aus Vegetas Händen abgefeuert, zerbarst ihn endgültig. Vegeta wand sich dem Volk zu. Die Trommel standen still, ebenso die Saiyajins. Ihre Augen ruhten auf der neuen Generation. Vegeta ließ ein Brüllen raus, welches Bulma durch Mark und Bein ging. Sie hörte grenzenlose Wut und einen Schmerz, den sie niemals bei ihm erwartet hatte. Es drang tief in sie ein, brachte ihr Herz zum Zittern. Erschrocken hielt sie eine Hand auf ihre Brust. Die Saiyajins um sie herum fingen nun auch an zu brüllen, laut und durchdringend, aber Bulmas Mund blieb still. Ihre Augen suchten nach Vegeta, versuchten aus der Ferne sein Gesicht zu sehen. Eine eiserne Miene, die hoheitsvoll den dröhnenden Lärm des Volkes annahm, beleuchtet vom Feuerschein. Bulma war unsicher, ob sie sich den Schmerz in seinem Schrei eingebildet hatte, angesichts der Stärke, die er jetzt zeigte. Oder war es nur seine Maske, weil man dies von ihm erwartete? Am nächsten Tag, früher Morgen… Vegeta überprüfte seine Erscheinung im Spiegel. Er befand sich in seinen eigenen Gemächern, die vergangene Nacht hatte er noch in der Thronprinzen-Etage verbracht. Seine letzte Nacht dort, bevor er die Gemächer des Königs bezog. Sein Spiegelbild zeigte eine königliche Erscheinung: die breiten Schulterepauletten an seinem weißen Brustpanzer, daran ein purpurroter Umhang, der mit zwei goldenen, juwelenverzierte Broschen befestigt war. Dazu strahlend weiße Handschuhe, goldbestickte Stiefel und ein mitternachtsblauer Anzug. Dennoch hatte Vegeta das Gefühl, als fehlte etwas. Es gab keinen großen Unterschied zu seiner sonstigen Gala-Uniform, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten. Sein Vater hatte immer gerne etwas Schmuck getragen, goldene Armreife und dazu eine Kette mit Anhänger. Mehr war nicht nötig gewesen, um als König der Saiyajins erkennbar zu sein. Auf einen Schnickschnack wie eine Krone oder Zepter verzichtete ihre Rasse. Sein bevorzugtes Schmuckstück war die emaillierte Medaille gewesen, die einst Vegeta I. persönlich dem König der Tsufurjins entrissen hatte. Dieses Schmuckstück symbolisierte den Beginn der Ära der Saiyajins als gefürchtete Rasse. Es war das einzige Kleinod gewesen, auf welches Vegeta als junger Prinz stets einen begehrlichen Blick geworfen hatte, nur aufgrund seiner Geschichte. Leider würde er es niemals besitzen, denn Freezer hatte es zerstört. Vegetas Kiefer verhärtete sich bei der Erinnerung, wie jener die Medaille leichtfertig in kleine Stücke zerbrochen hatte. Schnell konzentrierter er sich wieder auf die Gegenwart, er wollte sich für heute etwas Normalität bewahren, ohne Furcht vor der Zukunft. Er rieb sich über die Brust, wo deutlich etwas fehlte. Die anwesenden Saiyajins bei der Krönung erwarteten eine prachtvolle Erscheinung. Wenn Vegeta mal protzig sein sollte, dann in diesem einzigartigen Moment. Da ihm der dazu benötigte Schmuck fehlte, müsste er ihn sich halt borgen. Er verließ seine Gemächer, um in die Königsräume zu gehen. Dort, im Ankleidezimmer seines Vaters würde er etwas finden, was er nutzen könnte. Es war ein seltsam tröstlicher Gedanke, etwas an sich zu tragen, was einst seinem Vater gehört hatte. So, als würde er anwesend sei Vegeta schüttelte den Kopf angesichts des sentimentalen Quatsches, welches er gerade verspürte. Im Ankleidezimmer gab es einen Tresor, dessen Kombination Vegeta aber kannte. Sein Vater hatte ihn vor dem Abflug diese Information gegeben, damit er, wenn es nötig sein sollte, alles öffnen konnte. Eine Aktion, die jeder Saiyajin tat, wenn er mit seinem Tod rechnen musste. Man hinterließ stets ein aufgeräumtes Zuhause und klare Anweisungen, was im Falls seines Todes zu tun war. Er holte diverse Kästchen aus, um sie im helleren Empfangszimmer auf den größeren Tisch auszubreiten und besser zu begutachten. Siegelringe, breite goldene Armreife, Broschen, Orden und diverse Ketten schimmerten vor ihm. Vegeta hatte keine Ahnung, was er auswählen sollte. Mode und Style interessierten ihn nicht; er war die tägliche Uniform eines Soldaten gewöhnt, da musste man nicht jeden Tag überlegen, was anzuziehen war. Eine Kette weckte seine Aufmerksamkeit: der Anhänger bestand aus einem breitem Stück blanken, schweren Goldes, welches mit drei runden, grünen Edelsteine besetzt war. Vegeta nahm es in die Hand und betrachtete es nachdenklich. Er erinnerte sich, wie sein Vater dieses Schmuckstück früher recht oft getragen hatte, vor langer Zeit. Dann, eines Tages, hatte er es abgelegt, trug stattdessen die geschichtsträchtige Medaille und erzählte seinen Sohn die dazugehörige Geschichte. Da es die zweitliebste Kette seines Vaters war und recht auffällig dazu, beschloss Vegeta, keine weitere Zeit zu verschwenden und legte es sich um. Der Anhänger lag anschmiegsam auf seiner Brust, passte sich der geschwungenen Form an. Damit war diese Angelegenheit auch erledigt. Er schob die restlichen Schmuckstücke ins dazugehörige Kästchen und schloss es wieder in den Tresor ein. Er kehrte zurück in seine Gemächer, setzte sich auf einen Sessel in seinem Empfangszimmer und beschloss, hier zu warten, bis es Zeit für die Zeremonie war. Er nutzte diesen letzten ruhigen, unbeobachteten Minuten und leerte seinen Geist, konzentrierte sich auf seinen Herzschlag und merkte, wie ihn eine innere Ruhe überkam. Diese Ruhe musste er gleich ausstrahlen, dazu Stärke und Zuversicht, wenn er den Thronsaal betrat. Doch ein beharrliches Klopfen an der Tür riss ihn aus seiner Meditation. „Was gibt’s?“ fragte er laut, unwillig jemanden zu empfangen. Doch der Eintretende fürchtete sich nicht, öffnete bedachtsam die Tür. Vegeta hob erstaunt eine Augenbraue, als er die betreffende Person erkannt. Es handelte sich um seinen alten, ehemaligen Lehrer Gurki. Gurki nutzte Vegetas Verblüffung aus, um schnell in den Empfangsraum reinzuhuschen, die Tür sacht hinter sich schließend. „Vergebt mir meinen unangekündigten Besuch“ sagte er leise und senkte demütig den Kopf. „Doch nach eurer Krönung werdet Ihr so beschäftigt sein, dass Ihr keine Zeit mehr für einen alten Mann habt. Ich möchte euch nur beglückwünschen und euch vorab mein Geschenk überreichen. Da leider nicht ich die Ehre habe, als Zeuge eurer Krönung heute anwesend zu sein, muss ich dies vorab tun“ ein Hauch von Bitterkeit und Vorwurf lag in seinen Worten, doch Celeron war der Dienstälteste der Archivare und für die Chronik der Königsfamilie zuständig. Darum durfte Gurkis Kollege diese Aufgabe übernehmen. Vegeta bewegte sich nicht, blieb eisern sitzen und so legte Gurki das eingeschlagene Geschenk auf den nächststehenden Tisch ab. Gurki hob vorsichtig den Kopf, da der neue König so eisig schwieg, um wenigstens anhand seiner Gesichtszüge die Stimmung zu erfahren. Doch anhand Vegetas versteinerter Miene konnte er nicht sagen, ob jener erfreut oder genervt war. Dafür fiel dem Alten etwas Anderes auf. Er stutzte bei dem ungewohnten glitzernden Anblick auf Vegetas Brust. „Oh, wie wunderbar“ sagte er erfreut. „Eure Mutter würde sich sehr freuen.“ „Wovon redest du?“ fragte Vegeta unwirsch. Gurki zuckte erschrocken zusammen, er hatte sich zu spät daran erinnert, dass man die Königin nicht erwähnen durfte. Aber da Vegeta nachfragte, musst er Antwort geben. „Dieses Schmuckstück“ sagte er und zeigte vorsichtig auf Vegetas Brust „war einst ein Geschenk eurer Mutter an euren Vater. Er trug es sehr gerne, aber dann…als ihr Zwist begann…legte er es ab und ich habe es nie wieder an ihm gesehen.“ Vegeta holte zischend Luft. Nun erinnerte sich auch. Ungefähr nach Tarbles Geburt hatte sein Vater mit dem Wechsel begonnen. Gurki hatte Recht, der Zeitpunkt kam hin. Zögernd berührte er den Anhänger. Hatte er eine falsche Wahl getroffen? Wenn Gurki sich daran erinnerte, würden es vielleicht auch andere von den älteren Saiyajins tun. Sollte er es wechseln? Gurki schien Vegetas Gedanken zu erahnen, denn er beteuerte eilig „Ihr habt eine gute Wahl getroffen. In diesem Schmuckstück vereinen sich eure Eltern. Da ich vermutete, dass die ehrwürdige Medaille eurer Vorfahren mit König Vegeta III. untergegangen ist, ist dies ein würdiger Ersatz. Euer Vater wäre sehr stolz, würdet Ihr dies heute tragen.“ „So, wäre er das?“ fragte Vegeta spöttisch und mit bitteren Unterton. Er bezweifelte, dass Gurki die Gedanken des Königs so gut kannte. Er sollte sich nicht erdreisten, für den König zu sprechen…oder die Königin. Gurki missverstand seinen Kommentar. Es hörte sich so an, als würde Vegeta an sich zweifeln. Er lächelte mitfühlend. „Der König…euer Vater“ begann er langsam „war streng zu sich und streng zu anderen. Er hatte hohe Ansprüche an sich und sein Volk. Doch durch seinen Antrieb wurden wir stark. Ihr habt bereits als kleines Kind eine harte Ausbildung erhalten, doch heute kann man sehen, dass euer Vater es für euch tat. Die verschiedenen Lehrer, zu denen ich auch gehörte, das harte Training, eure lange Reise weit ab von der Heimat…ihr wurdet nicht nur stärker als jeder andere, sondern auch gebildeter. Dieses Wissen, diese Erfahrung, eure unvergleichliche Stärke sind die Geschenke eures Vaters. Er gab sie euch als Werkzeug, damit ihr als König bestehen könnt. Wahrlich, ich bin von euren Fähigkeiten als Herrscher überzeugt. Goldene Zeiten werden für unser Volk anbrechen“ sagte er lächelnd. Vegeta wollte ihn nicht unterbrechen, konnte es auch nicht: In Gurkis Stimme lag keine Ironie, er meinte jedes Wort ernst. Was dessen Behauptung über des Königs Pläne ging, so gab Vegeta ihm Recht. Sein Vater hatte mit Lob und Liebenswürdigkeit gegeizt, aber er hatte sich um eine elitäre Ausbildung für seinen Nachfolger gekümmert. Vegeta stände nicht hier ohne ihn. Nur mit simpler Stärke wäre er nicht so weit gekommen und angesichts der drohenden Gefahr wäre er längst untergegangen. Nun, wo ein Feind vor den Toren stand, der unvergleichlich stark war, musste sich der neue König der Saiyajins auf Gerissenheit und Geschick verlassen, auf gute Geschäftsbeziehungen und unkonventionelle Mittel. Ein seltsamer Trost, den Vegeta gerade verspürte, angesichts dieser Erkenntnis: sein Vater hatte ihn auf Freezer so gut vorbereitet, wie er gut konnte. Den Rest musste Vegeta nun selbst erledigen. Tief seufzend lehnte er sich zurück. Er winkte dem Alten beiläufig zu, dass er erlassen war. Sein Geschenk würde er in einer ruhigen Minute ansehen. Gurki verneigte sich und drehte sich um. Als seine Hand die Klinke berührte, hörte er hinter sich Vegeta sprechen. „Neben dem Thron gibt es genügend Säulen, wo ein dürrer Mann sich verstecken kann.“ Ein simpler Satz, aber Gurki verstand die Aussage: Vegeta gab dem Alten die Erlaubnis, bei der Krönung anwesend zu sein. Nicht offiziell, aber versteckt hinter der Säule neben dem Thron, würde er niemanden auffallen. Leise flüsterte der Alte gerührt Worte des Dankes, bevor er verschwand. Vegeta hörte, wie die Türe leise schloss und er wieder allein im Raum war. Seine Hand glitt zu der Kette auf der Brust, drückte sie leicht. Er entschied sich, sie zu tragen. Im Thronsaal hatten sich die ausgewählten Krieger versammelt. Feierlich und mit ernsten Gesichtern standen sie in Reihen, jeder auf seinen ausgewählten Platz. Die Tore gingen auf, mit festen Schritt trat Vegeta herein und marschierte über den roten Teppich zum aufragenden Thron. „Es erscheint…“ rief Nappa laut aus „unser König, Vegeta IV. Kniet nieder!“ Auf seinen Befehl hin fielen alle Anwesenden auf die Knie, der Kopf gesenkt. Ein Meer aus schwarzen Köpfen, über die Vegeta aufragte. Es war nicht das erste Mal, dass er zum Thron schritt, auch nicht das erste Mal, dass er sich draufsetzen würde. Als Skattkönig hatte er dieses Privileg schon besessen. Doch nun war er keine Ersatzperson mehr, kein Prinz. Dieses Mal erwartete ihn nicht sein Vater am Ende des Ganges, sah nicht spöttisch lächelnd und mit diesem gewissen stolzen Funkeln in den Augen auf ihn herab. Nie wieder! Dieser Platz gehörte nun ihm, bis die nächste Generation erscheinen würde. FALLS es eine neue Generation geben würde… Nein, keinen Gedanken dran, kein Geruch von Furcht durfte an ihm hängen, während er diesen Thron bestieg. Er bestieg bedächtig die Treppen hinauf, der Raum war still und von feierlichen Ehrfurcht erfüllt. Obwohl sie nicht wagten, aufzusehen, sahen die anwesenden Krieger aus den Augenwinkeln dabei zu, wie Vegeta vor dem Thron stand. Nur wenige waren draufgängerisch genug, den Kopf zu erheben, so wie Bardock es tat. Dann, nur für diese Mutigen sichtbar, sahen jene dabei zu, wie Vegeta kurz andächtig den Kopf senkte, als würde er sich bei jemanden bedanken. Er drehte sich um, sein Umhang flatterte majestätisch dabei auf. Vegeta sah über die Köpfe seiner Krieger, die kampfbereit vor ihm knieten, bereit, für ihn in den Tod zu ziehen. Krieger unterschiedlicher Klassen und Alters, aber alle erfahren, durch Kämpfe abgehärtet. Er sah Nappa und Radditz, die als seine Adjutanten das Privileg besaßen, in der ersten Reihe zu knien. Weiter hinten sah er Bardock, dessen rotes Stirnband ihn deutlich auswies und neben ihm Kakarott, die beiden einzigen Draufgänger, die es wagten, ihm offen in die Augen zu sehen: Bardocks Blick war grüblerisch und abschätzend, Kakarotts dagegen nur neugierig. Hm, Bulmas Vater hatte anscheinend noch seine Zweifel, was seine Fähigkeiten belangte…oder es war ein persönliches Problem. Darum würde er sich später kümmern müssen. „Saiyajins“ rief er laut in den Saal. „Schwört ihr mir Treue?“ „Wir schwören!“ riefen die Krieger, Männer und Frauen, einstimmig. „Wenn der Himmel schwarz wird, wenn es Blut regnet, wenn der Feind naht…“ begann Vegeta. „Folgen wir dem König!“ beendeten die Krieger ihren Schwur. „So sei es! Als euer König werde ich an vorderster Fronst stehen! Als euer König führe ich euch in die Zukunft“ rief Vegeta aus. „Heil dem König, siegreich und stark!“ war die laute Antwort. Ja, sie schworen, für ihn zu sterben, zeigten keine Angst. Wir konnte er da Furcht zeigen? Aber vielleicht war er auch nur der Einzige, der die Bedeutung verstand. All diese Krieger, so erfahren wie sie waren, hatten niemals zuvor einem Gegner wie Freezer gegenübergestanden. Wenn es soweit war…würden sie wirklich kämpfen können? Oder würden ihre Beine vor Angst zittern, ihre Glieder schwach und ihre Gesichter bleich werden? Egal, er wäre da! Er würde sie anführen. Selbst wenn er der Letzte auf dem Schlachtfeld war, würde er aufrecht sterben. Selbst wenn er als Letzter auf dem Schlachtfeld blieb, um seinen Volk die Möglichkeit zur Flucht zu geben, würde er es tun. Denn das war es, was einen König ausmachte; das war das Wichtigste, was sein Vater ihm gelehrt hatte. Der König beschützte sein Volk und kümmerte sich um dessen Überleben. Das war seine Pflicht! Das war seine Bürde! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)