Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 24: Veränderungen im Laufe der Jahreszeiten --------------------------------------------------- Bulma gähnte und streckte ihren verspannten Körper, der mal wieder zu lange an ihren schönen Schreibtisch mit den hellen Bildschirmen gesessen hatte. Sie blinzelte und beschloss, es für heute zu beenden. Sie hatte ihre Ziele erreicht: die Tsufuru-Basis war unter ihrer Kontrolle. Endlich hatte sie das System verstanden und sich selbst und Kakarott als oberster Administrator und damit als uneingeschränkte Herren der Basis eingetragen. Damit musste sie sich nicht sorgen, ob das Überwachungssystem sie Jahre später, wenn sie größer und stärker wären, als Feinde angesehen hätte. So würden sie nicht von Drohnen oder dem Laser-System angegriffen werden. Ihre Gesichter und Stimmen waren abgespeichert und als kleiner Nebeneffekt lernte das System ihre persönlichen Vorlieben wie Lieblingsessen, bevorzugte Wasser- und Zimmertemperatur kennen, die es passend einstellte. Sie sah auf den Bildschirm, der mit dem Raumflughafen von Sadala verbunden war und ihr das Ende ihrer Ferien vorausgab: nur noch wenige Tage und ihre Eltern würden ihren Heimatplaneten erreichen. Sie waren mittlerweile auf den Rückweg und es sah nicht so aus, als würde ihnen etwas dazwischenkommen. Bulma schaute auf den Bauplan der Basis. Viele Tunnel und Straßen waren damals nach dem Angriff der Saiyajins vor hundert Jahren zugeschüttet gewesen, aber sie hatte einen entdeckt, der recht nahe an ihr Haus heran reichte. Er endete zwar in Bergen, aber von dort müssten sie nur noch eine kurze Weile gehen, um ihr Zuhause wieder zu erreichen. Dieser Gang war in den letzten Tagen von den Bergungsrobotern langsam und vorsichtig geräumt und gesichert worden. Es würde dauern, bis er endgültig fertig war, aber damit war eine sichere, schnellere Heimreise ohne Verirrungen schon mal gewährleistet. Ein anderes Projekt, was sie begonnen hatte, war die Aufbereitung der Flugbahn. Einst war das Plateau mit einer glatten Bahn ausgelegt und für die Abflüge und Landungen der Flugmaschinen genutzt worden. Diese standen gesichert im dritten Untergeschoß und wurden früher mittels eines großen Aufzugs hoch und runtergefahren. Doch der Aufzug musste gewartet werden und die Landebahn war unter Felsen zugeschüttet. Die Flugmaschinen waren zwar sicher in ihrer Garage, aber was nützten sie Bulma, wenn sie diese nicht nach oben bringen konnte? Also war eine zweite Mannschaft an Bergungs- und Wartungsroboter damit beauftragt worden, Aufzug und Landebahn wiederherzustellen, aber das würde wahrscheinlich Jahre dauern. Da sie keine Aufmerksamkeit erregen wollte, konnte sie die größten Bergungs-Roboter nicht nutzten. Stattdessen ging es nur in kleinen, leisen Schritten voran. Ihr Traum zu fliegen, würde warten müssen, obwohl sie sich dank der lustigen Lernstunden im Simulator bereit dazu fühlte. Bulma sprang von ihrem Stuhl auf und streckte sich. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. In der Ruhe der leblosen Basis, in der kalten Dunkelheit, schien alles still zu stehen. Alles war dunkel und schwarz. Doch dann, vor ihrem geistigen Auge, sah sie ein helles Licht, flackernd wie eine Kerzenflamme. Das war die Aura von Kakarott. Weil die beiden Kinder die einzigen Lebewesen in der Basis waren, hatte sich ihr sechster Sinn schnell weiterentwickelt: sie konnten auf eine höhere Distanz schnell ihre Aura gegenseitig erspüren, da es keine anderen Lebenskräfte gab, die sie ablenkten. Das Flackern seiner Aura sagte Bulma, dass ihr Bruder am Kämpfen war, wodurch unwillkürlich seine Kampfkraft stieg und sank, je nach Angriff und erlittenen Schaden. Sie öffnete ihre Augen und verließ die Kommandozentrale, ihr gehorsamer Diener Berry folgte ihr. Sie fand Kakarott natürlich im Trainingsraum, wo er gegen einen Dummy-Bot in der Größe Maximum kämpfte. Die Dummy-Bots waren Trainingsroboter mit dick gepolsterten Fäusten und einem dicken Kissen anstelle eines Kopfs. Traf man bestimmte Punkte auf der breiten Brust, leuchteten diese lobend auf, weil man kritische Stellen getroffen hatte. Nachdem Kakarott gelernt hatte, dass Maschinen keine Lebewesen waren und keinen Schmerz kannte, war er erleichtert und erfreut über seine neuen Gegner gewesen. Der Dummy in Maximum-Größe war der größte und stärkste, aber auch langsamste der Trainingsroboter, aber für Kakarott war es die Gelegenheit, seine volle Stärke einzusetzen, ohne befürchten zu müssen, seinem Gegner weh zu tun. Bulma wartete auf den Moment, wenn der komplette Brustkorb anfing wild zu blinken; ein Zeichen für die baldige Niederlage. Der Roboter fing an zu wackeln und stoppte in seinen Bewegungen. Dann rief sie laut das Stichwort „BEUTE“! Wie mit ihrem Bruder abgesprochen, hielt er inne und stoppte seinen Angriff. Stattdessen konzentrierte er sich auf sein Ki. Berry, dem kürzlich ein Update in Form eines Scouters eingebaut wurde, fing an zu messen. „920…780…520…360…240…“ zählte er laut auf. „Stopp!“ rief Bulma laut. Kakarott verstand und behielt dieses Level. Berry wartete noch eine Weile und bestätigte den Powerlevel-Wert von 240, der unveränderlich blieb. Bulma lächelte zufrieden. Nicht nur das Auffinden einer Aura, auch die Kontrolle über das Ki war bei ihrem Bruder gestiegen. Dank den neuen Trainingsgeräten und dem nahrhaften Essen, hatte Kakarott sogar eine höhere Kampfkraft entwickelt, als sie Radditz in seinem Alter besessen hatte. Doch durch die Unterdrückung seiner Power würde ihnen niemand auf die Schliche kommen. Sie selbst hatte nur eine geringe Steigerung ihres Powerlevels aufzuweisen, weil sie die meiste Zeit mit den Computern und Robotern verbracht hatte. Aber ihr Spürsinn im Ki-Lesen war besser geworden; zwar nicht ganz so genau wie bei einem Scouter, aber immerhin… „Los, ab unter die Duschen und dann essen wir“ befahl sie ihrem kleinen Bruder, der sich den Schweiß abtrocknete. „In drei Tagen kommen unsere Eltern an. Wir müssen heute unsere Sachen packen, morgen den Rest aus Radditz Schlucht holen und dann durch den neuen Tunnel zurück gehen. Ich bin ständig am Überlegen, wie wir unsere Spuren verwischen, damit ja niemand die Basis findet. Deine Kontrolle über dein Ki ist gut geworden. Du musst bloß aufpassen, dass du gegenüber Vater nicht zu viel Kraft zeigst“ lobte sie ihn. Kakarott sah nachdenklich auf seine Hände. „Ja, ich kenne jetzt das Level, dass ich halten muss. Wenn ich ruhig bleibe, sollte es kein Problem sein.“ Er hob den Blick und sah seine Schwester tadelnd an. „Wen wir keine Spuren hinterlassen sollen, darfst du auch nichts von hier mitnehmen: keinen Putz-Roboter, keine Kleinteile, kein Werkzeug, nichts!“ erinnerte er sie. Bulma blies empört die Wangen auf und ließ dann langsam die Luft entweichen. „Ja, ich weiß“ sagte sie niedergeschlagen und wandte sich zur Tür um, wo eine Bank stand. Kakarott schlang sich das Handtuch um den Nacken und tupfte sich den Rest Schweiß ab. Er sah dabei zu, wie sich Bulma hinsetzte und nachdenklich die Hände ineinander verdrehte. „Ohhh, ich hätte vor Wochen nicht gedacht, dass ich es besser fände, wenn Mama und Papa noch länger auf Mission wären“ sagte sie, niedergeschlagen bei dem Gedanken, ihre schöne Basis für längere Zeit zu verlassen. Kakarott nickte zustimmend. „Dieser GR-Raum ist echt klasse. Ich kann bereits eine Stunde bei 3 G aushalten. Das Essen ist auch super und diese warmen Duschen…“ „Ja, diese Gemüsegerichte waren so guuut. Dieser Käse, der Reis….keine Ahnung, was das ist, aber es ist so lecker. Das zarte Fleisch und die Nudeln, hach…Das Beste war, ich musste mal für längere Zeit nicht für dich kochen und es gab keinen Abwasch. Stattdessen wurden wir bedient und wir hatten diese weiche Wäsche und flauschigen Handtücher und diese hübsche Kleidung“ sie strich gefällig über den weichen, grauen Stoff ihres langen Hemdes. „Was soll ich ohne meinen täglichen warmen Kakao bloß machen“ stöhnte Kakarott niedergeschlagen aus. Die Kinder waren durch die fleißigen Roboter und der modernen Basis auf unbekannte Art und Weise verwöhnt worden. Ihr schönes, fast magisches Schloss zu verlassen, tat da weh. „Aber die beiden werden bestimmt wieder mal auf eine Mission gehen. Wir sagen ihnen, dass sie dann ruhig länger wegbleiben können“ freute sich Kakarott optimistisch. Doch Bulma holte ihn aus seinem Traum schnell zurück. „Erst mal beginnt bald der Herbst, dann ist Winter und damit sowieso Missions-Pause. Weil Papa im letzten Jahr trotzdem auf Mission gehen musste, wird er dieses Mal bestimmt auf seine Pause festgesetzt werden. Die beiden werden also frühestens im Frühling wieder losziehen und das dauert noch Monate. Monate ohne meine Computer und ohne Berry“ murrte sie. Wenigstens würden sich die Roboter solange selbstständig um die anstehenden Reparaturen kümmern. Kakarott ließ den Kopf hängen. Das bedeutete, er musste stattdessen bald wieder mehr Zeit mit seinem Vater und seinem harten Training verbringen, ohne dabei zu zeigen, wie stark er geworden war. Sie seufzten beide unglücklich. Am nächsten Tag… Die Sonne hatte bereits merklich an Kraft verloren, verglichen mit den Tagen an der See; das bemerkten die Kinder, die die letzten Wochen in einer unterirdischen Basis verbracht hatten, als Erstes. Trotzdem mussten sie die Augen zusammenkneifen, weil sie sich so geblendet fühlten. Sie sammelten ihre restlichen Habseligkeiten ein, die sie auf Raddditz und Bardocks kleinen Trainingsplatz vergessen hatten. Dann folgten sie den neu aufgeräumten Tunnel in Richtung Heimat. Der schwach beleuchtete Gang wimmelte von leisen sirrenden Robotern, die fleißig den Schutt wegräumten und eisernen Balken zur Stabilisation an den Wänden anbrachten. Da der letzte Rest immer noch verschüttet war, mussten sie früher als gedacht durch eine gesicherte Öffnung hinaussteigen. Sie kletterten einen engen Gang an eisernen Griffen hinauf und Kakarott öffnete eine knirschende, leicht klemmende Luke. Er stieg als erstes hinaus und half seine Schwester. Orientierungslos sahen sie sich in der unbekannten Gegend um, doch Bulma war vorbereitet. Neben einer groben Karte, die Berry ihr gezeichnet hatte, trug sie ein kleines, unauffälliges Gerät namens Kompass bei sich. Berry hatte ihn ihr gegeben und ihr seine Funktion erklärt. Es war klein und lautlos und konnte später im selben Versteck landen wie ihr Scouter. Bulma wusste, sie mussten in Richtung Süden gehen und vorsichtig suchten sie sich einen Weg entlang der richtigen Richtung. Nach einer Weile kamen sie an einen Hang an und beim Heruntersehen auf den Wald erkannten sie einige bekannte Punkte, wie eine sehr hohe, alte Kiefer in schiefer Form und ein Stück vom See. Die Kinder erkannten, dass sie fast zu Hause waren. Mit neuer Kraft marschierten sie den Hang hinunter. Bevor die Sonne unterging, hatten sie die Hütte erreicht. Zwei Tage später begrüßten sie ihre Eltern, wobei sie versuchten, überrascht auszusehen. Gine stürmte auf ihre Kinder zu und umarmte sie fest. Ihr Herz schlug voller Freude, ihre Kinder gesund und munter wieder zu sehen. So sehr sie die Reise und die Gesellschaft ihres Gefährten genossen hatte; im Hinterkopf hatte sie immer die Tage gezählt. Prüfend glitten ihre Hände über die weichen Gesichter ihrer Kinder auf der Suche nach Mängeln und erleichtert stellte sie fest, keine zu finden. Im Gegenteil, Bulma und Kakarott waren gewachsen und wirkten nicht ausgemergelt; als hätten sie immer genug zu essen gehabt. Die Gesichter waren gesund gerundet; seltsamerweise war ihre Sonnenbräune bereits verblasst. Bardock hatte Recht gehabt: sie waren alt genug, um eine kleine Abwesenheit ihrer Eltern zu ertragen. Aber irgendwie störte sie der Gedanke. Noch waren sie keine Erwachsene und Gine wollte sie nicht ziehen lassen. (Obwohl Bulma schon so alt war wie Radditz, als er mit seinem Tatakai seine Reife bewiesen hatte, aber bei ihr gab es sowieso keinen Abzug aus dem elterlichen Haus) „Mama, du erdrückst uns“ stöhnte Bulma auf, weil ihre Mutter sie immer noch nicht aus ihrer kräftigen Umarmung lassen wollte. „Oh, okay, ich höre schon auf“ stotterte Gine betroffen. Es fiel ihr schwer, loszulassen und einen Schritt zurück zu gehen. Nun hatte Bardock Zeit und Platz, um auf seine Kinder zuzugehen. Seine Begrüßung war kürzer. Er streichelte beide Kindern gleichzeitig über die Köpfe und wuschelte über ihre Haare, während er sie prüfend musterte und dann zufrieden grunzte. Wie er es sich gedacht hatte: seine Brut war gut zurechtgekommen. Eindeutig sein Nachwuchs. Selbstgefällig grinste er, besonders weil er Recht gehabt hatte. Er rümpfte die Nase, als ein wohlriechender Duft zu ihm drang. „Das riecht gut. Wir sind rechtzeitig zum Essen gekommen?“ staunte er erfreut. Bulma zuckte unschuldig die Schultern. „Ja, so ein Zufall. Kakarott hatte einen großen Jagderfolg und da habe ich mir gedacht, das sollte man feiern. Schön, dass ihr zufällig heute zurückgekommen seid. Das Essen ist gleich fertig.“ Bulma hatte natürlich gewusst, dass ihre Eltern heute ankommen würden und deswegen mehr gekocht als nur für zwei Kinder. Aber Kakarott war dank seines neuen Powerlevels auch in der Lage gewesen, reiche Beute zu erjagen. „Oh, das passt ja hervorragend“ freute sich Gine „Aber bevor wir essen, wollen wir euch noch zeigen, was wir für euch mitgebracht haben.“ Bardock rieb sich hungrig den Bauch. „Äh, können wir nicht zuerst essen?“ fragte er vorsichtig an, doch Gine schüttelte entschieden den Kopf. Sie marschierte ins Haus und nahm den prall gefüllten Rucksack von ihren Schultern. Stoffballen aus unbekanntem, weichem Gewebe, neue Bücher und kleine geheimnisvolle Kisten kamen zum Vorschein. Bardock folgte ihrem Beispiel und packte ebenfalls seine Mitbringsel raus. „Hier, schau mal, Bulma“ aufgeregt lockte Gine ihre Tochter zu sich und holte aus einem kleinen Beutel ein funkelndes Schmuckstück heraus, was sie ihrer Tochter überreichte. An einer silbernen Kette baumelte ein runder Anhänger mit einem hellen, glatten Stein, eingefasst in einem schmalen, silbernen Band. „Das ist ein Mondstein. Der Händler hat mir erzählt, man nennt ihn so, weil er ähnlich aussieht wie ein leuchtender Mond. Und da er rund ist und wir keinen richtigen Vollmond ansehen dürfen, habe ich mir gedacht, er ist perfekt für dich. Jetzt hast du immer den Mond bei dir“ erklärte Gine freudestrahlend. Bulma konnte das Geschenk nur mit einem wackeligen Lächeln erwidern. Vollmond erinnerte sie an die Ozarus und das wiederum führte zu einem Flashback, wie sie die Aufzeichnung gesehen hatte. Die Ozaru-Saiyajins, die rücksichtlos die Tsufurujins zerstört hatten… Ihre Mutter meinte es nur gut, aber so richtig freuen konnte sich Bulma über das Geschenk nicht. Sie versuchte ihr Bestes, ihr Unbehagen zu verstecken. „Wie hübsch“ murmelte sie und versteckte den runden Anhänger in ihrer Hand. „Was gibt es noch?“ wechselte sie schnell das Thema. Während Gine die anderen Dinge vor ihrer Tochter ausbreitete, holte Bardock mit zufriedenem Lächeln eine seltsame, zusammengerollte, dunkelblaue Stoffbahn hervor. „Die ist für dich“ sagte er zu seinem Sohn „und die ist für mich…“ erklärte er und deutet auf eine Rolle in dunkelrot. Kakarott faltete die Bahn aus, an deren Ende jeweils ein langes, rundes Stück Holz angenäht war und an diesem ein dickes Seil mit eisernen Haken befestigt war. „Was ist das?“ fragte er ahnungslos. „Eine Waffe?“ „Tse, nein. Das ist eine Hängematte. Sehr bequem, gute Qualität. Im Sommer kann man damit schön unter den Bäumen schlafen, gerade in den heißen Nächten. Im Winter kann ich sie aber auch in dein Zimmer an die Balken hängen. Komm, ich zeig es dir“ erklärte Bardock und nahm die Hängematten auf den Arm. Neugierig folgte Kakarott seinen Vater nach draußen. Bei zwei Bäumen im richtigen Abstand schlang er jeweils um den Stamm das Seil am Endstück und befestigte daran den Haken, so dass die Bahn gespannt dazwischen schwebte. Vorsichtig, um das Gewicht zu testen, setzte sich Bardock drauf und dann, nachdem nichts zusammenbrach, legte er sich der Länge nach hin. Er verschränkte die Arme hinter den Kopf und schloss zufrieden die Augen. Sehr bequem. So ließ es sich aushalten. Aufgeregt sah Kakarott seinen Vater an. Das sah lustig und entspannend aus. Das wollte er auch. Statt aber abzuwarten, bis sein Vater seine Hängematte aufgespannt hatte, entschloss er sich lieber, gleich mit drauf zu springen. Bardock blieb die Luft weg, als sein Sohn auf seinen Bauch sprang. „Verdammt, bist du schwer geworden“ stöhnte er überrascht auf. Kakarott legte sich der Länge über seinen Vater hin und genoss das leichte Schaukeln der Hängematte, die er dadurch verursachte. Behutsam strich Bardock seinem Jüngsten über den Rücken. Es war merkwürdig, seinen Sohn nach der langen Mission wieder so nahe bei sich zu haben. Auch für Kakarott war der nahe Kontakt zu seinem Vater eine seltene Begebenheit. „Hey, das sieht ja lustig aus“ Bulma und Gine kamen aus dem Haus angelaufen, um zu sehen, was die beiden da draußen taten. „Ich will auch mit rein“ rief Bulma neidisch aus und kletterte eilig in die schwankende Matte. Bardock schaffte es rechtzeitig, sie hinaufzuziehen, bevor das Wackeln sie alle aus dem Gleichgewicht brachte. Besorgt sah er auf die Seile. Hoffentlich hielten diese das Gewicht aus. Bulma und Kakarott versuchten sich tretend Platz zu schaffen, während sie nur wenig Rücksicht auf den drunter liegenden Vater nahmen. Bardock verzog schmerzhaft das Gesicht und kniff die Augen zusammen. So viel zu seiner Entspannungszeit. „Ist da auch noch Platz für mich?“ hörte er Gine süßlich-neugierig fragen. Erschrocken öffnete er die Augen und sah seine Gefährtin neben ihm stehen. Er riss die Augen auf, als sie tatsächlich Anstalten machte, ebenfalls mit einzusteigen. „Nein, warte, Gine, bitte nicht…“ flehte er, während die Hängematte wieder anfing wild zu schwanken. Die zappelnden Kinder, das ungleichmäßig verteilte Gewicht…eine hektische Bewegung zu fiel und es passierte. Die Hängematte fing an, sich wild zu verdrehen. Eilig hielten sich die Kinder am Stoff fest, während Bardock seine Hände wiederum losließ, um seine Familie und sich selbst aufzufangen. Zwecklos. Er fiel als erstes auf den harten Boden. Dann folgte das Gewicht seiner Gefährtin, die auf ihn landete und endete mit denen seiner Kinder. Bardock versuchte sich zu beherrschen und tippte mit den Fingern auf den Erdboden, während er in Gedanken bis zehn zählte; das Gesicht eine mürrische Grimasse. „Das war lustig“ freute sich Kakarott. „Oh ja, nochmal“ stimmte ihn Bulma lachend zu. „Hey, das ist mal ein knackiger Hintern, auf den ich gelandet bin“ freute sich Gine und kniff in den betreffenden Hintern. Bardock jaulte auf. Der Herbstwind brachte kühle Luft über das Land. Die Kraft der Sonne nahm ab, die Blätter verfärbten sich. Bardock hatte bis zum nächsten Frühling eine gezwungene Missionspause und Gine begann wieder ihre Arbeit bei der Nahrungs-Einheit. Während sie dort ihre Aufgaben wieder aufnahm, kümmerte sich Bardock um nötige Reparaturen am Haus und hielt ein Auge auf die Kinder. Zwar es nicht mehr so nötig wie früher, als die Kinder noch kleiner, jünger, sorgloser waren, aber irgendwas erschien ihm merkwürdig in ihrem Verhalten. Da war etwas in den Augen seiner Kinder…eine unbekannte Reife, fast Härte. Es dauerte eine Weile, bis er begriff was es war: der Verlust ihrer kindlichen Naivität. Früher waren ihre Augen immer unschuldig groß und funkelnd gewesen, aber dieser kindliche Glanz fehlte. Was war in seiner Abwesenheit passiert? Nachdem die Reparaturen abgeschlossen waren, konnte er seine freie Zeit für sich selbst nutzen. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder, brannte Kakarott nicht gerade drauf, mit seinem alten Herrn zu trainieren. Er sah eher unleidlich aus, wenn sein Vater ihm eine gemeinsame Trainingsrunde vorschlug. Nun, wenn er nicht wollte...er hatte Besseres zu tun. Dann flog Bardock halt ins Dorf oder in die Hauptstadt, erledigte nebenbei ein paar Besorgungen und kämpfte gegen Toma oder ein paar anderen Herausforderer, die sich ebenfalls während ihrer Winterpause in Form hielten. Ihm fiel dann auch wieder die alte Schlucht ein, die besonders Radditz früher stark frequentiert hatte. Dort mal in Ruhe einen Tag allein zu verbringen, ohne Nervensägen, nur mit seinem eigenen Training, erschien ihm verlockend. Weil es ein schöner Herbsttag war, die Kinder mit sich selbst beschäftigt und die Frau aus dem Haus, beschloss er gleich nach dem Frühstück loszufliegen und dort den Tag zu verbringen. Bulma und Kakarott ahnten nicht, wohin ihr Vater verschwunden war, doch als er zur Mittagszeit plötzlich ankam, mit einem harten Funkeln in den Augen, wuchs ihr Unbehagen. Warum sah er so ernst aus? Hatte Bardock etwas gefunden, was zur Tsufurujin-Basis führte und es in Verbindung mit seinen Kindern gebracht? „Du sagst nichts“ zischte Bulma ihren Bruder zu, der sich ängstlich hinter ihr versteckte „Überlass das Reden mir.“ „Ich war gerade bei Radditz alten Trainingsplatz, mitten in den Bergen…“ begann ihr Vater unheilvoll. „Ach ja?“ Bulma und Kakarott taten unschuldig, aber langsam perlte der Angstschweiß an ihrer Stirn runter. Sie schafften es kaum, in seine strengen Augen zu sehen und wandten den Blick unsicher ab. Bardock verschränkte die Arme und sah finster auf die Kinder herab. „Ja“ knurrte er. „Und als ich nach meine Training Hunger bekam und nach unseren geheimen Vorräten geschaut habe, ist mir was aufgefallen.“ „Vorräte? Du hast heimlich Vorräte angelegt. Also Papa, wirklich, das geht nicht“ tadelte Bulma ihn in den Versuch, ihn abzulenken. „Du kannst doch nicht heimlich, ohne uns, Honig essen.“ „Woher weißt du, dass ich dort Honig versteckt hatte?“ fragte er. Sein Mundwinkel hob sich siegessicher nach oben, als die Kinder erschrocken zusammenzuckten. Bulma erbleichte und sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Sie hatte sich verplappert. „Äh, ich habe es mir halt gedacht“ stammelte sie. „Weil er doch so süß und lecker ist.“ „So, so“ brummte Bardock, der den Kindern eindeutig nicht glaubte. „Du hast es dir also gedacht? Und du würdest natürlich deinen Vater nie anlügen, nicht wahr?“ „Ähhhhh…“ Bulma und Kakarott sahen sich unsicher an und versuchten Zeit zu schinden. „Los, jetzt, die Wahrheit“ knurrte Bardock ungeduldig und sie zuckten erschrocken zusammen. „Also gut, ja, wir waren da. Wir sind in die Berge gegangen und haben uns auf die Suche nach dem Trainingsplatz gemacht“ gab Bulma zu und ihre ängstliche Stimme wurde lauter und empörter. „Du hast es uns ja auch nicht verboten. Und da wir vorher mit Mama in den Bergen waren, habe ich mir gedacht, dass können wir auch allein machen. Tja, wenn du deine Vorräte halt nicht besser versteckst…wir hatten Hunger. An dein Bier sind wir ja nicht rangegangen.“ Erzürnt und selbstgefällig sah sie zu ihrem Vater hoch. „Zu eurem Glück, denn Bier ist nichts für Kinder“ antwortete Bardock. Seine Augenbrauen waren steil zusammengezogen und böse starrten sich Vater und Tochter gegenseitig an. Dann, langsam, zog sich sein vorher mürrischer, schmaler Mund amüsiert nach oben und er gluckste leise auf. „Ich habe doch geahnt, dass irgendwas anders an euch war…euer kleines Geheimnis, eh? Tja, kein Wunder“ lachte er leise. Jetzt wusste er, warum sie reifer wirkten. Vom Stimmungswechsel überrascht, sahen die Kinder ihn mit großen Augen an. Bardock schmunzelte. „Einfach allein losgegangen und unseren heimlichen Trainingsplatz gefunden, ohne wirklich zu wissen, wo man lang gehen muss. Dabei könnt ihr nicht mal fliegen“ Bardock schüttelte den Kopf bei dieser Unbedachtheit. Einfach war es bestimmt nicht gewesen. Wer weiß, wie lange die Kinder allein unterwegs gewesen waren und die Nacht dort verbracht hatten, immer in Acht vor den Himmelsherrschern und den eisigen Temperaturen in der Nacht. Aber sie hatten es durchgezogen und es gefunden; sogar seine versteckten Vorräte. Bardock war beeindruckt. „Dann…dann bist du also nicht sauer?“ fragte Kakarott kleinlaut und schaute vorsichtig an Bulmas Rücken vorbei, hoch zu seinem Vater. Bardock kratzte sich gedankenverloren den Kopf. „Na ja, anfangs schon, als ich die Spuren gesehen habe…hab zuerst an Nagetiere gedacht, bevor ich die Säbelspuren eines Messers am Fleisch gesehen habe…aber ihr habt es ja zu gegeben und da ihr meine Brut seid und kein Fremder genascht hat…naja, da ist es in Ordnung. Also Kakarott, dann willst du vielleicht doch mal wieder mit mir trainieren? Wenn du jetzt den Weg kennst, kannst du ja auch dorthin gehen“ schlug er vor. Kakarott blinzelte ihn verblüfft an. Mit dem Angebot hatte er nicht gerechnet. „Äh, echt? Kann ich auch allein trainieren?“ fragte er vorsichtig an. Bardock zuckte mit den Schultern. „Mach, was du willst.“ Manchmal war sein Sohn echt hoffnungslos. Anstatt die Chance zu ergreifen, von seinem erfahrenen Vater zu lernen, wollte der Junge lieber solo trainieren?! Na, der würde seinen Fehler schon irgendwann bemerken. Bardock schüttelte abfällig den Kopf und verließ das Haus, um wieder zurück zu fliegen. Selbstgefällig dachte er darüber nach, was für einen guten Instinkt er doch besaß. Hatte er doch richtig bemerkt, dass die Kinder ihm etwas verheimlichten und die richtigen Schlüsse gezogen. Tja, gegen seinen Spürsinn kam niemand an. Bulma sah ihren Bruder argwöhnisch an. „Denk nicht mal dran“ warnte sie ihn leise. „Was meinst du?“ tat ihr Bruder unschuldig und blinzelte harmlos. Bulmas Augen verengten sich misstrauisch und belehrend hob sie ihren Zeigefinger. „Der wahre Grund, warum du alleine dorthin willst…du willst dich in die Basis schleichen und dort trainieren“ warf sie ihn vor. Kakarotts unschuldige Miene täuschte sie nicht, auch wenn er versuchte, unbescholten und verletzt auszusehen. „Was denn? Es ist nun mal besser dort und wenn Vater nicht dort ist…“ gab er schließlich zu. „Das ist unfair“ unterbrach sie ihn zischend „und viel zu gefährlich. Was ist, wenn er plötzlich mal nach dir sehen will und dich nicht findet?“ „Du bist doch bloß sauer, weil du dich nicht heimlich wegschleichen kannst“ sagte Kakarott eingeschnappt. Bardock hatte nur ihm das Angebot gemacht, aber Bulma ignoriert. „Ja, und? Es ist trotzdem unfair. Versprich mir, nicht ohne mich dorthin zu gehen“ zischte sie eifersüchtig. Kakakott verdrehte die Augen und presste stur die Lippen zusammen. Bulmas Augen blitzten wütend auf und sie fing an, ihn in die Seiten zu piken. „Versprich es, versprich es, versprich es“ setzte sie ihn unter Druck. „Autsch, hört auf damit“ Kakarott wollte seine Schwester nicht wehtun, aber langsam ging sie ihm auf die Nerven. Er versuchte zu fliehen, doch sie ließ nicht von ihm ab. Nach einer Weile hartnäckigen Piksen und Drohungen hatte Bulma es geschafft, ihn zu einem Versprechen zu zwingen, nicht ohne ihre Erlaubnis in die Basis zurück zu kehren. Kakarott durfte also den alten Trainingsort seines Bruders nutzen. Dank seines ausziehbaren Stabes und ohne die langsame Bulma an seinen Hacken, schaffte er den Weg auch täglich zu Fuß. Bardock hatte ihn bislang das Fliegen nicht beigebracht, weil er fälschlicherweise glaubte, der Junge wäre zu schwach. Sein Scouter sagte ihm nur einen Powerlevel von 240 an und er wusste nicht, dass Kakarott sogar eine Ki-Attacke beherrschte. Manchmal sah der Junge sehnsüchtig zu dem hohen Berggipfel hinauf und dachte an die wundervollen Schätze, die darunter verbogen waren. Doch Bulmas Einwand war richtig gewesen: öfters spürte er die starke Aura seines Vaters, der mal vorbeiflog, um nach seinem Jüngsten zu sehen. Dann konzentrierte Kakarott sich schnell auf seine eigene Aura und unterdrückte sie, damit der Scouter seines Vaters ihn nicht verriet. Nun, wo er das Ki-Lesen beherrschte, verstand er auch, wie stark sein Vater wirklich war. Während seine Aura einer Kerzenflamme ähnelte, war Bardock wie ein Lagerfeuer: seine Kraft leuchtete heller und stärker. Eine erschreckende Tatsache, aber endlich konnte er die Kraft einschätzen, auch ohne einen Scouter zu besitzen. Doch das Ki-Lesen hatte einen Nachteil. Er war dummerweise zu gut darin, denn eines Tages wunderte sich sein Vater laut: „Wie zur Hölle trainierst du eigentlich? Du wirst ja keine Spur stärker!“ „Äh, doch, klar, werde ich“ entgegnete Kakarott beleidigt. Aber dann fiel ihm ein, dass sein Vater es ja nicht wusste. Schließlich hatten sie in letzter Zeit kaum gekämpft und der Scouter zeigte einen falschen Wert an. Schnell beruhigte er sich und wiederholte unbeirrt seine Kata. Bardock saß auf einen Felsen, von dem er Kakarotts Übungen zugesehen hatte und strich sich stöhnend übers Gesicht. Wie sollte das bloß in ein paar Jahren ablaufen, wenn Kakarott zu seinen Tatakai aufbrach? Der Junge wollte schließlich ein Krieger werden. Aber bei dem Level…eine Strategie musste her. Nachdenklich strich er sich übers Kinn. „Hast du eigentlich über Radditz letzte Niederlage gegen mich gehört?“ fragte er. Kakarott hielt inne und sah ihn überrascht an. „Nee, wann war das?“ „Schon Jahre her. Da war der Junge noch in der Ausbildung. Er hat mich herausgefordert und einen großen Fehler gemacht. Er wollte mich mit seinem Schweif schlagen“ erzählte Bardock. „Aha. Und?“ Ahnungslos blinzelte Kakarott ihn an. Bardock grunzte genervt auf. „Hör zu, Kleiner, dass unser Schweif unsere größte Schwachstelle ist, hast du hoffentlich schon kapiert?“ „Ja, habe ich“ entgegnete Kakarott pikiert. „Gut, dann kannst du dir vielleicht vorstellen, was es für ein Gefühl ist, wenn ein Saiyajin dich ausgerechnet mit dem Schweif ins Gesicht schlägt. Dir seine größte Schwachstelle quasi unter die Nase reibt“ Bardock lächelte kalt bei der Erinnerung an Radditz Versuch. Kakarott dachte nach und versuchte es sich vorzustellen. „Das wäre eine ziemlich große Verhöhnung“ stellte er fest. Bardock nickte zustimmend. „Es ist eine große Schande, wenn ein Saiyajin im Zweikampf so einen Schlag erhält“ erklärte er die Tradition. „Aber wenn du stattdessen schneller bist und so einen Angriff abfängt, hat dein Gegner keine Chance mehr“ erklärte er. „Verstehe, du willst, dass ich beim nächsten Mal nach Radditz Schweif greife“ rief Kakarott erfreut aus. Auf die Idee war er noch nicht gekommen. „Nein, du Vollidiot“ blaffte sein Vater ihn wütend an. „Ich will, dass du aus der Geschichte eine Lehre ziehst!“ Kakarott sah ihn verblüfft mit geöffnetem Mund an. Bardock knurrte. Keine Intelligenzbestie und schwach…das konnte ja heiter werden. „Ich weiß nicht, ob Radditz aus der Geschichte die richtige Lehre gezogen hat. Du auf jeden Fall schon mal nicht und dabei habe ich dich in deiner Kindheit ähnlich behandelt. Jedes Mal, wenn du mir zu viel Ärger gemacht hast, habe ich deinen Schweif gepackt“ fing er an zu erklären. „Ich weiß“ unterbrach Kakarott ihn verschnupft „ich kann mich daran erinnern.“ Er rieb anklagend über seinen Schweif, der bei Bardocks letzter Züchtigung ganz verknickt ausgesehen hatte. Bardock grinste nur hämisch, ohne schlechtes Gewissen. Wer nicht hören wollte, musste halt fühlen. „So, aber hast du nie dran gedacht, dass ich es auch getan habe, um dich abzuhärten?“ fragte er rätselhaft. Sein Sohn schien immer noch nicht zu kapieren, worauf er hinauswollte, also musste er deutlich werden. „Eine Schwachstelle, über die jeder Bescheid weißt und die jeder Saiyajin hat…das ist tückisch. Zuerst musst du deine eigene Schwachstelle ausmerzen, bevor du die deines Gegners attackierst. Kenne dich selbst und kenne deinen Gegner: das ist der Schlüssel zum Sieg“ verkündete er mysteriös. Kakarotts Augen leuchteten auf und er sah nachdenklich auf den Schweif in seiner Hand. Bardocks Mundwinkel zuckte leicht nach oben. Hatte er es verstanden? Nun, wie er es schaffte, war seine Sache. Einen Schwachpunkt auszumerzen, war nie leicht. Bardock stand auf und wischte sich den Dreck von der Hose. „Ich fliege dann mal los. Sieh zu, dass du pünktlich zum Abendessen heimkommst“ befahl er seinen Sohn, bevor er in die Luft sprang und fortflog. Kakarott war mit seinen Gedanken bereits woanders. Er überlegte, wie er seinen Schweif trainieren und abhärten konnte. Der Winter brach ein, mit unbekannter Kraft. Es fing sogar an zu schneien. Ob es an der intensiven Hitzezeit gelegen hatte, dass der Winter sich revanchieren wollte? Bei dem kalten Wetter verbrachte die Familie mehr Zeit zusammen im Wohnzimmer. Draußen stürmte der eisige Wind und drinnen kuschelten sie sich alle in warme Decken, Kerzen und Ofen verbreiteten Wärme und Licht und warmer Tee heizte innerlich auf. Eine Möglichkeit, sich die Langeweile zu vertreiben, war das Erzählen von Geschichten und dank der großen Büchersammlung und den neuesten mitgebrachten Werken, gab es viel vorzulesen. Bulma hatte ein neues Buch bekommen, in dem die schönsten Märchen und Sagen aus der Galaxie gesammelt waren. Wenn der Abwasch erledigt worden war, bat Kakarott seine Schwester, ihm eine daraus vorzulesen und dann hörte die Familie aufmerksam zu und danach waren Gine und auch Bardock mit dem Erzählen dran. Bardock bevorzugte Geschichten mit einem wahren Kern, die über tapfere Krieger aus der Vergangenheit handelten. In dem Märchenbuch handelten viele Geschichten über hübsche, naive Jungfrauen, mächtige Schätze, furchtbare Monster und tapfere Prinzen. Wenn er das Wort „Prinz“ nur schon hörte, verzog sich sein Gesicht. Er hatte vor seinem geistigen Auge dann immer Prinz Vegeta vor sich, der kleinen, selbstgefälligen Nervensäge. Dazu immer diese Frauen, die selten ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen und darauf warteten, von diesen Prinzen gerettet zu werden; nein, das war nichts für ihn. Bulma schienen sie aber zu gefallen. Heute hatte er Glück. In der heute vorgelesenen Sage ging es um einen magischen Schatz. Sieben Kugeln, die einen Drachen beschworen, der einem dann drei Wünsche gewährte. Leider war die Sage nur sehr kurz, aber sie brachte einen zum Träumen. Kakarott, der auf den Teppich lag, sah versunken in die Luft. „Drei Wünsche…“ murmelte er. „Was würdet ihr euch wünschen? Also ich würde mir als erstes alle meine Lieblingsspeisen wünschen. Ein riesiges Bankett, für mich allein.“ Bardock schnaubte. „Ein bisschen wenig für einen mächtigen Drachen“ wandte Gine ein. „Wünsch dir doch für jeden Tag hundert neue Speisen. Dann hast du immer was zum Essen.“ „Oh ja“ Kakarott schloss genießerisch die Augen und schien es sich vorzustellen. Gine schmunzelte und sah ihre Tochter an, die ebenfalls sichtbar nachdachte. „Was würdest du dir wünschen, Bulma?“ „Hm, schwierig…ich habe so viele Wünsche. Vielleicht sollte ich einen Wunsch nutzen, um mir hundert Wünsche zu nehmen.“ „Gerissen, aber ich bezweifle, ob es möglich wäre“ lehnte Gine ab. „Wie wäre es mit Schätzen und Geschmeide, wie in den Märchen davor?“ „Solange es kein Prinz ist…“ brummte Bardock abfällig. Angeekelt schüttelte er sich bei den Gedanken, wie Bulma sich einen Prinzen wüschen würde und plötzlich Prinz Vegeta vor ihr stand. Huahhh, grausamer Gedanke. Er schüttelte den Kopf, um diese Horror-Vision zu verjagen. „Warum verschwendet ihr eure Zeit mit sinnlosen Träumereien?“ sagte er laut. „Diese Dragonballs sind doch nur ein blödes Märchen. Aber der Super-Saiyajin soll wirklich existiert haben. Ein legendärer, goldener Krieger!“ Gine verdrehte die Augen. Der Super-Saiyajin…das Lieblingsmärchen jedes saiyanischen Mannes. Es gab sogar Idioten, die sich die Haare blichen, aber das Ergebnis sah mehr weiß als golden aus. Während Bardock seinen gespannten Kindern mehr von der Sage erzählte, schloss sie gelangweilt die Augen. Die Geschichten hatte sie schon oft genug gehört. Wintersonnenwende In einem Raumschiff weit entfernt im All… „Nappa!“ Nappa sah von der Karte mit den neuen Zielen auf, die er gerade durchlas und sah fragend zum Prinzen. „Nappa, heute ist mein 14. Geburtstag!“ erklärte der Prinz und baute sich vor dem sitzenden Riesen auf, so gut es bei seiner geringen Größe möglich war. Radditz, der gelangweilt aus dem Fenster geschaut hatte, sah neugierig auf. Der Tonfall des Prinzen ließ nichts Gutes erahnen. Erwartete er eine Feier? Wegen seinem Geburtstag? Die beiden älteren Saiyajins fingen nervös an zu schwitzen. Hatten sie etwas Wichtiges vergessen? „Du hast mir einst ein Versprechen gegeben, Nappa. Heute ist es soweit. Ich habe es nicht vergessen“ forderte Vegeta ihn bedeutungsvoll auf und setzte sich auf den gegenüberliegenden Stuhl. Nappa überlegte eilig, um welches Versprechen es ging. Es fiel ihm nicht ein. „Könnt Ihr mir einen Tipp geben, was ich euch versprochen habe?“ fragte er mit einem unguten Gefühl im Magen. Vegeta brauchte nur ein Wort zu sagen, dann fiel es dem Muskelprotz wieder ein: „Frauen.“ Nappa erbleichte. War es soweit? Langsam erinnerter er sich wieder. Wie schnell die Zeit doch vergangen war. Aus der Sache kam er nicht mehr heraus. Aber versprochen war versprochen Radditz sah verblüfft zu beiden hin. Sein Instinkt riet ihm, den Raum zu verlassen, damit die beiden in Ruhe sich unterhalten konnten. Er kam gerade mal zwei Schritte zur Tür, als Nappa sich zu ihm umdrehte. „Radditz, wie weit bist du aufgeklärt?“ Radditz kratzte sich verlegen den Kopf. Er war vor kurzem sechzehn Jahre alt geworden, hatte während seiner Ausbildung einiges nebenbei von den älteren Jungen gehört und sich anderes zusammen gereimt, aber eigene Erfahrungen hatte er noch nicht gemacht, aus mangelnden Gelegenheiten. Sein ungutes Gefühl verstärkte sich bei Nappas strengen Blick und er traute sich nicht, den Älteren anzusehen. Scham und Verlegenheit grummelten in seinen Bauch und färbten seine Wangen rot. Es verlangte ihn, durch die Tür zu gehen. „Sex, Radditz! Wie ist dein Wissensstand? Wie man mit Frauen redet? Was passiert, wenn ein Mann und eine Frau beieinander liegen?“ wiederholte Nappa ungeduldig, weil er immer noch keine Antwort bekam. Die beschämte Miene des Jungen sagte ihm alles. Nappa knurrte. Der Junge war schon 16 Jahre alt, da sollte er schon mal wissen, wie es abging, sonst würde er von den Frauen zerfleischt werden, sobald sie wieder auf Vegeta-sei zurück waren. Saiyanische Frauen mochten keine egoistische Liebhaber. „Ich habe keine Lust, dieses Gespräch zweimal zu führen, also setzt dich hin und höre zu“ befahl er. Radditz wurde bleich, drehte sich eilig um und versuchte aus dem Raum zu rennen, aber der Muskelprotz war schneller und fasste rechtzeitig seinen Kragen. „Bardock schuldet mir dafür einen Drink“ knurrte Nappa leise, zog den widerspenstigen Radditz mit sich und zwang ihn, sich neben Vegeta hinzusetzen. „Dafür dass ich seine Aufgabe übernehme, sollte er meine gesamte Rechnung übernehmen, wenn ich mir demnächst die Kante gebe.“ Er strich sich durch die Haare, die in letzter Zeit immer schütterer wurde. Der beginnende Haarausfall lag an diesen nervigen Jungs. Vielleicht sollte er sich einfach eine Glatze rasieren? Er setzte sich den Jungs gegenüber. Genervt fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht, während die Jungs sich schwer taten, ihre Neugier zu verbergen. Als Nappa sich seelisch vorbereitet hatte, nahm er die Hände aus dem Gesicht und fing an zu erklären. „Also, es gibt Männer und Frauen. Frauen sind….also sie haben Brüste und keinen Penis. Stattdessen…oh Mann, ich hasse mein Leben“ stotterte er herum. „Verständlich, das Leben hasst dich auch, aber DAS interessiert mich nicht. Weiter mit den Frauen…wie fühlen sich Brüste an?“ fragte Vegeta ungeduldig Nappa stöhnte auf. Das würde eine lange Nacht werden. Wochen später, auf Vegeta-Sei… Endlich beruhigte sich das Wetter. Mit Sorge hatte Bardock auf die sinkenden Vorräte an Brennholz und Nahrung geschaut, aber endlich legte sich der wochenlange Sturm und die Sonne traute sich heraus. War der Winter besiegt? Er wollte es hoffen, denn jeder bekam allmählich einen Lager-Koller und wollte wieder an die frische Luft. Selbst die Kinder fanden den Schnee nicht mehr so aufregend, nachdem sie öfters beim Wegschütten hatten helfen müssen. Sein warmer Atem hinterließ immer noch Wölkchen in der Luft, aber die Luft war klar und der Himmel eisig-blau. Er zog die fellbesetzte Jacke zu und flog los, um die Lage in der Hauptstadt zu checken und ob es Neuigkeiten gab. Bulma sah ihn von ihrem Zimmerfenster nach. „Papa fliegt weg“ informierte sie ihren Bruder. Stirnrunzelnd wandte sie ihren Blick vom Fenster weg zu ihrem keuchenden Bruder, der vor ihr auf dem Teppich lag, die Zähne zusammenbeißend und Schweißperlen auf der Stirn. Er schaffte es kaum, seine Finger zu rühren. „Bist du dir sicher, dass es funktioniert?“ zweifelte sie und sah auf seinen Schweif, den sie auf seinen Wunsch in ihren Fingern hielt und fest drückte. „Jaaaa“ stöhnte er auf. „ich kann mich jedenfalls schon etwas mehr bewegen als letzte Woche. Also mach weiter!“ Bulma verdrehte die Augen. Jungs waren echt dämlich. Was die alles auf sich nahmen, um stärker zu werden… Bardock traf sich in seiner Lieblings-Taverne mit Toma. Die Luft war stickig und warm, jeder Tisch war besetzt und dementsprechend war es laut von Gelächter und Gemurmel. In der Mitte des Raumes brannte in einem eisenbesetzten Kessel ein großes Feuer. Toma hatte ihren Stammplatz gesichert und mit einem Handschlag begrüßten sich die Männer, die sich wochenlang nicht gesehen hatten. Bardock zog sich die Jacke aus und setzte sich ihm gegenüber. „Was gibt es Neues?“ fragte er und bestellte sich per Handzeichen beim Wirt ein Bier und, nach einem Blick auf die fast leere Schüssel vor Toma, auch eine Schüssel scharfen Eintopf. Wäre das Essen heute schlecht, würde sein Freund sich weigern, es zu essen. „Nicht viel“ fing Toma an und löffelte den Rest auf. „Hm, Prinz Vegeta hat wohl den nächsten Planeten unter Kontrolle gebracht und soll mittlerweile eine Kampfkraft über 10.000 erreicht haben. Nicht mehr lange und er überholt seinen Vater. Radditz scheint immer noch zu leben. Panbukin glaubt, dass es bald taut und wir dann auch wieder losziehen können.“ „In dem Alter schon über 10.000…scheiße, der Bengel ist arrogant wie sonst was, aber er führt die Elite auf ein neues Niveau“ staunte Bardock, gegen seinen Willen beeindruckt. „Warum glaubt Panbukin, dass es taut? Hat er die neuesten Wettervorhersagen bekommen?“ „Er sagt, sein rechtes Knie juckt und es wäre ein untrügliches Zeichen“ antwortete Toma trocken. Bardock lachte auf. „Klar und wenn meine Eier jucken, regnet es.“ „Na, dann waren die letzten Herbstwochen ja echt hart für dich“ scherzte Toma zurück. „Aber du hast ja Gine, die hilft dir beim Kratzen.“ „Oh, erwähn es nicht. Du weißt ja, dass das Kinderzimmer direkt neben unseren liegt. Wir mussten mit aller Kraft still sein.“ Toma kicherte. „Das Problem habe ich als glücklicher Single mit eigener Bude nicht. Gerade bei dem kalten Winter suchen die Frauen einen heißblütigen Mann, der ihnen das Bett wärmt.“ „Dann hatte vielleicht sogar eine Pfeife wie Panbukin mal Glück“ brummte Bardock spöttisch. Sein Bier und Eintopf wurden ihm vorbeigebracht und Bardock nahm einen kräftigen Zug vom schaumigen Getränk. „Was machen die Kinder?“ fragte Toma. Bardock überlegte einen Moment, wie er es am besten ausdrücken sollte. „Während es meinem ersten Sohn nie schnell genug ging, tänzelt der zweite über die Wiese. Wir werden sein Tatakai herauszögern, so lange es geht. Ich befürchte, man wird ihn sonst abschlachten.“ Toma runzelte die Stirn. „Es ist schon lange niemand mehr einem Tatakai gestorben. Die Wächter passen schon auf. Aber momentan diskutieren die Minister mit den Ältesten, ob man diese Tradition weiterführen soll. Die Scouter-Ergebnisse sind ja oft aussagekräftig und der König will die alten Traditionen langsam abschaffen. Nachdem sein Sohn bereits gestrahlt hat, sieht er wohl keinen Grund für weitere Tatakais.“ Er kannte Bardock schon lange und ebenso seine Schwarzmalerei. So schlimm würde es schon nicht werden. Er musste dem Kleinen mal was zutrauen. Wenn sich Toma an die Jahre vorher zurückerinnerte, wie der kleine Kakarott unbändig herumsprang und die Krieger ärgerte…so leicht ließ der sich nicht unterkriegen. Bardock schnaubte. „Wenn die Scouter-Aussage ausreicht, um das Tatakai zu ersetzen, wird Kakarott niemals zu einem Krieger. Nicht bei einem Wert von 240, der seit langem nicht höher geht. Vielleicht hat er ja seine Grenze erreicht.“ Toma pfiff mitleidig. 240 in dem Alter war wirklich schwach. Ob es am juckenden Knie lag? Das gute Wetter hielt an und die Kraft der Sonne nahm zu. Innerhalb weniger Tage waren die Berge an Schnee geschmolzen und hinterließen eine Menge an Wasser. Bäche und Seen waren voll. Die Aufträge stapelten sich und nun, wo der Himmel so klar war, konnten die ersten begonnen werden. Bardocks Team gehörte zu den Ersten, die auf eine Mission geschickt wurden. Es war keine, für die Gine Interesse zeigte, aber die beiden Sarang-Partner hatten auch in den letzten Monaten genug Zeit zusammen verbracht. Beide wussten: Bardock brauchte mal wieder eine lebensgefährliche Mission voller Blut und Kämpfe, um seinen Instinkt auszuleben. Gine dagegen wollte einen geregelten Arbeitsablauf und abends bei ihren Kindern sein. Nachdem Bardock wieder seinen Reisesack schulterte und sein Heim verließ, sah Kakarott seine Schwester stumm und flehend an. Ohne seinen Vater als Störung könnte er die Tage in der Basis verbringen. Diese war aber unwillig, ihr Einverständnis zu geben. Zu dumm, dass der Tunnel immer noch nicht fertig war. Um für ein paar Stunden mal zu verschwinden und rechtzeitig wieder heimzukommen, reichte ihr die Zeit nicht. Dafür war sie zu langsam. „Oh bitte, bitte, Nee-chan“ flötete Kakarott in ihr Ohr und machte große, bittende Augen. „Ich bin auch immer rechtzeitig zurück. Ich kann dir ja dann Bescheid sagen, wann der Tunnel fertig ist. Dann kannnst du auch wieder mit.“ „Du willst bloß wieder in den GR und deinen Kakao trinken“ murmelte Bulma neidisch. Kakarott umarmte sie und schmiegte sich an sie. „Jaaa, und ich könnte dir dann etwas aus der Speisekammer mitbringen. Och bitte, komm schon. Das ist meine beste Chance, es allen zu zeigen.“ Bulma kniff grummelnd die Augen zu. Kakarott hatte Recht und es war gemein vor ihr, ihm ihr Einverständnis nicht zu geben, bloß weil sie eifersüchtig war. Aber es bedeutete auch, dass sie ihre nächste Zeit allein und langweilig vertrödeln würde, bis ihre Mutter auch mal für längere Zeit fort war. Weder ihr Ki-Sinn noch ihr Scouter könnten sie rechtzeitig vorwarnen, wenn diese auf den Rückweg war. Gine würde sich wundern, wenn ihre Tochter nicht am Abend zu Hause wäre und ihr schlimmstenfalls Hausarrest geben. So sehr der Neid auch an ihr nagte...letztendlich liebte sie ihren Bruder zu sehr, um ihm das zu verwehren. Ergebend nickte sie und ignorierte seinen Freudeschrei. Dann musste sie halt selbst zusehen, wie sie den Frühling verbrachte. Vielleicht gab es noch ein paar interessante Übersetzungsarbeiten. Sie hatte die alte Schriftrolle noch nicht zu Ende übersetzt, weil die Tsufuru-Basis sie abgelenkt hatte. Der erste Tag allein zu Hause hielt sie es noch durch. Der zweite war schlimmer. Am dritten Tag schmiss sie die alte Rolle achtlos in die nächstbeste Ecke. Sie war nur noch sinnlos. Kakarott nutzte lieber die neueste Technologie und sie selbst hatte ihr Interesse an Kampftechniken verloren. Viel lieber wollte sie an einen Roboter schrauben und erkennen, wie er funktionierte. Alles andere erschien ihr dröge: wie Bücher wiederholte Male zu lesen, die sie längst auswendig kannte. Essen vorzubereiten und den Abwasch zu erledigen… Stoffe zu färben und Kleider zu nähen… Den Garten vom Unkraut zu befreien… Ein paar Schleimaale zu fangen und auszunehmen… Alles langweilig und schon zu oft getan. Sie sah nach draußen, wo die Sonne schien und die ersten Blätter anfingen zu sprießen. Grummelnd zog sie ihren grauen Mantel an und zog sich die Kapuze über, um ihre blauen Haare zu verstecken. Solange der Wald nicht sein schützendes grünes Gewand trug, war es sicherer so. Sie beschloss einen großen Spaziergang zu machen. Leise vor sich hin murrend, stampfte sie über die nasse Erde. Der Matsch klebte an ihren Schuhen und die Luft roch feucht. Bulma achtete nicht auf den Weg. Es ging ihr nur um die Bewegung, um ihren Frust durch lange Schritte loszuwerden. Sie war so sehr auf die Wut und die Vorwürfe gegen den unfairen Rest der Welt konzentriert, dass sie vom plötzlichen Auftauchen einer gigantischen Aura überrascht wurde. Sie erstarrte. Kakarotts Ki war wie eine Kerzenflamme, Bardocks ähnelte einem Lagerfeuer, aber das…das war ein Waldbrand. Sie fing an zu zittern. Auch die Vögel und Kleintiere schienen instinktiv die Gefahr zu spüren und wurden still. Mit letzter Kraft versteckte sich Bulma hinter einem Baum und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Sie rollte sich ein, suchte Schutz am mächtigen Stamm und in den unscheinbaren Falten ihres Mantels und hoffte, dass wer immer da draußen war, sie nicht finden würde. Sie machte sich ganz klein und unterdrückte ihre eigene Aura. Der Waldbrand, wie sie die mächtige Aura nannte, nahm ab. Wer immer die Person war, sie änderte ihren Standort nicht, schien sich aber zu beruhigen bis die Aura schließlich nur noch so klein war wie eine Kerze. Keuchend holte Bulma Luft und wischte sich den kalten Schweiß ab. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so eine Angst verspürt haben. Es hatte sie überrollt. Sie hatte nicht nur Macht, sondern auch Wut, Trauer und Schmerz gespürt: Eine verletzte Seele. Vielleicht es lag es daran, dass sie diese Gefühle in den letzten Tagen selbst verspürt hatte, wenn auch im kleineren Ausmaß. Oder weil die Aura nun so schwach war. Aber ihre alte Sünde holte sie ein: sie wurde neugierig. Sie traute sich hinter den Stamm hervor und schlich sich gebückt, im Schutz von Ästen, näher zur Quelle. Ihre Sinne waren auf Hab-acht-Stellung und führten sie zu dem Versteck der unbekannten Kraft. Sollte diese Aura noch mal so stark aufflackern, würde es sie wohl lähmen; durch den stärkeren Effekt auf kürzere Distanz. Aber sie ging das Risiko ein. Sie konnte nur hoffen, dass diese Person sich beruhigt hatte. Immer noch war die Aura klein und unscheinbar, eine flackernde, traurige Kerzenflamme, die sie anrührte. Vielleicht, so sprach eine leise Stimme in ihren Kopf, war es ja jemand Bekanntes. Aber sie war mitten im Wald, weit weg vom See, wo sie sich sonst immer mit Veg getroffen hatte. Er konnte es nicht sein. Sie stutzte, als sie leises Schluchzen hörte. Ein hohes, zittriges Seufzen, wie sie es früher von Kakarott und auch von sich selbst kannte: jemand weinte. Wenn jemand traurig war, konnte es kein Bösewicht sein. In den Märchenbüchern weinten diese nie, sondern wurden nur wütend und grausam. Mutiger geworden, schlich sich Bulma näher ran. Sie zog den Ast zur Seite, um einen Blick auf das Häufchen Elend zu werfen, das versunken auf den Boden hockte und den Kopf gesenkt hielt. Ein kleines Kind mit schwarzen Haaren rieb sich das Tränen-verschmierte Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)