Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 19: Die Kinder wachsen und gedeihen ------------------------------------------- Wie Gine es angekündigt hatte, brachte sie ihren Kindern die Grundlagen des Kämpfens bei. Das wichtigste waren die Techniken, die sie selbst von ihrer Mutter, ihren Tanten und ihren Freundin Selypa gelernt hatten, denn diese richteten sich gezielt gegen kräftigere Gegner. Man nutzte den Schwung oder die entstehenden Lücken der gegnerischen Attacken aus, hebelte Griffe aus, attackierte gezielt die Schwachstellen und wich dem Gegner aus. Ausweichen war die erste Lektion, die Gine ihren Kinder beibrachte, indem sie flache, vom Seewasser glatt geschliffene Steine nahm und diese auf ihre Kinder warf mit der Aufgabe, ihnen auszuweichen oder aufzufangen. Die natürliche Agilität der Kinder wurde damit auf eine höhere Stufe gebracht. Sie brachte ihnen „Janken“ bei, eine Technik, die auf drei Figuren basierte, die ihre Hände bildeten: Stein, Schere und Papier. Eine simple Technik, die leicht zu erlernen war und als Angriff oder Abwehr eingesetzt werden konnte. Außerdem zeigte sie ihnen ein paar Katas; eine Abfolge von Schritten, die einen Kampf darstellten und den Kinder die Grundtechniken des Kämpfens beibrachten. Faust- und Handkantenschläge, Tritttechniken, Knie- und Ellbogenschläge, Gleichgewichtsübungen…Gine hatte keine Ahnung über Energie-Angriffe oder ausgefallene Techniken, aber sie konnte ihnen die Grundlagen ordentlich beibringen und durchexerzieren, bis sie automatisch abliefen. Bulma erkannte nach einigen Wochen anstrengenden Trainings, dass Kämpfen nicht so leicht war, wie es aussah. Wie oft hatte sie früher Radditz zugesehen, wenn er gegen Bardock kämpfte oder alleine trainierte. Sie hatte geglaubt, sie wüsste, was zu tun war; dass sie eine gewisse Ahnung durchs Zugucken erreicht hätte. Doch in der Praxis war es härter als gedacht und ausgerechnet ihr kleiner Bruder zeigte hier das größere Talent. Den schnellen Steinen ausweichen, mit seiner Schwester Janken zu spielen, Katas üben…Kakarott hatte seinen Spaß und mit Staunen sah Gine ihn dabei zu, wie er motiviert alles nachahmte. Das neue, tägliche Training half dabei, seinen Übermut zu bremsen und abends war er schnell müde und schlief friedlich ein. Endlich hatte sie einen Weg gefunden, den Überschuss seiner Energie abzubauen. Nur für das Lernen von Zahlen und Buchstaben zeigte er keine Begeisterung, aber dafür hatte man auch später noch Zeit. Sie bemerkte aber auch, wie unzufrieden Bulma mit ihrem mangelnden Erfolg war. Dabei stellte sie sich nicht ungeschickt an, aber Kakarotts Eifer und sein Erfolg schienen sie zu bedrücken. Der kleine Bruder war geschickter und schneller und wich jedem ihrer Angriffe aus. In einer ruhigen Minute erklärte Gine ihrer Tochter, dass jeder sein eigenes Talent besaß. Sie war belesen und klug und Kakarott im Lernen von Kampftechniken geschickter. Sie musste sich deswegen nicht unterlegen fühlen, doch Bulmas Dickkopf wollte nicht hören. Das junge Mädchen hoffte darauf, ähnlich stark zu werden wie ihr großer Bruder, doch nach einigen Wochen musste sie einsehen, dass Kämpfen tatsächlich nicht zu ihren Talenten gehörte. Wenn sie selbst gegen einen Dreijährigen nicht bestehen konnte, wie sollte sie eine Chance gegen Größere, Stärkere haben? Doch das Training machte Spaß und es war etwas typisch „Saiyanisches“, deswegen hörte sie nicht damit auf. So etwas ähnliches machten andere Kinder ihres Volkes auch, deswegen wollte sie es auch tun. Beständig trainierten die Kinder morgens und abends fleißig unter der Aufsicht ihrer Mutter und spielten nachmittags. Sie rannten durch die Wälder, Bulma zeigte ihren Bruder die Plätze von Beeren und Früchten, sie balancierten auf Felsen, kletterten auf Bäume und Kakarott lernte, wie man Schleimaale aus dem Tümpel fing. Während des heißen Sommers lernte Kakarott das Schwimmen und im Herbst, als Bulmas sechstes Lebensjahr begann, wie man Kastanien und Bataten in der Glut röstete. Bulma lieh sich das Angelzeug aus Radditzs alter Spielzeugkiste und schaffte es damit, Fische zu fangen. Oft saßen die Geschwister dann still und einträchtig nebeneinander, während sie konzentriert ins Wasser starrte und auf einen guten Fang hofften, den Bulma dann oft am Ort grillte. Als der Winter kam und es kälter wurde und sie mehr Zeit im Haus verbrachten, nähten Bulma und Gine neue Kleidung. Kakarott erhielt Hosen und Hemden aus den neuen orangen Stoff, den Bulma für ihn gefärbt hatte. Für sich selbst nähte sie natürlich wieder eine neue rosa Tunika, aber auch ein weißes, besticktes Kleid, Trainingskleidung sowie einen hellgraue Umhang mit Kapuze, den sie auch für ihren Bruder machte. Die Kapuze half, ihre auffälligen Haare zu verdecken, wenn sie im kahlen Wald unterwegs waren; die Tarnfarbe des Mantels versteckte sie besser. Ihre Begegnung mit Veg war ihr eine Lehre gewesen: damals hatte sie Glück gehabt, aber was wenn ein nicht so netter Saiyajin sie fand? Nach einem halben Jahr Abwesenheit tauchte eines Tages ihr Vater wieder auf; im Schlepptau sein Team. Er konnte nur für wenige Tage bleiben, aber er hatte eine Überraschungsfeier geplant. Gemeinsam mit seinen Kameraden wollten sie gemeinsam die Wintersonnenwende, die längste Nacht auf Vegeta-sei, feiern. In ihrem Gepäck befanden sich nicht nur Leckereien und alkoholische Getränke, sondern auch reichlich Geschenke für die Kinder, aber auch für Gine. Bulma freute sich, sowohl von ihren Vater als auch von seinem Kollegen viele neue Bücher und Schriftrollen zu erhalten. Teilweise unbekannte Symbole, aber interessante Bilder befanden sich drin. Kakarott erhielt von seinem Vater ein ungewöhnliches Geschenk: einen rotbraunen Stab, der sich auf Kommando verlängern konnte und unglaublich stabil war. An seinen Spitzen befanden sich matte, goldene Ringe, in die Verzierungen reingebrannt waren. Bardock hatte ihn in einen alten, zerstörten Tempel gefunden. Normalerweise kämpften Saiyajins ohne Waffen und verließen sich nur auf ihren gestählten Körper, nur die Schwächeren nutzen auch Waffen. Bardock hatte bei seinen Fund an seinen schwachen Sohn gedacht. Vielleicht konnte er ihn zum Jagen nutzen. Gine freute sich, ihre alten Freunde zu bewirten, deren Delikatessen von ihr und Bulma kunstgerecht zubereitet wurden. Die Erwachsenen erfreuten sich am Alkohol, die Kinder an den Süßigkeiten, alle an dem guten Essen; es wurde viel gelacht und von lustigen Begebenheiten während ihrer Reise erzählt, wobei man auf eine kinderfreundliche Sprache zugunsten der jüngeren Zuhörer achtete. Bardock wunderte sich etwas über das gute, stillere Benehmen seines jüngsten Sohnes, der niemanden angriff, sondern neugierig sein Geschenk untersuchte und stets an der Seite seiner Schwester war. Gine behielt die Ursache für sein ruhigeres Gemüt, das neuen Training, für sich: sie ahnte, dass ihr Gefährte es missverstehen würde, wenn er es erfuhr. Eigentlich waren es die Väter, die ihren Söhnen das Kämpfen beibrachten, nicht die Mütter. Es könnte seinen Stolz verletzten. Zusätzlich brachte sie auch ihrer Tochter die Grundlagen der Selbstverteidigung bei. Das war zwar nicht unüblich, aber da Bulma nicht in der Öffentlichkeit lebte, sah er vielleicht keinen logischen Grund dafür. Er war manchmal zu übervorsorglich, wenn es um seine Tochter ging. Mutter und Kinder behielten ihr gemeinsames Geheimnis schön für sich und verrieten dem Vater kein Wort, noch zeigten sie ihm ihre Trainingserfolge. Für den erfahreneren, starken Krieger wäre es auch nur harmlose Kinderspielerei gewesen, die er nicht ernst nahm. Nach acht Tage Pause bei seiner Familie musste Bardock auch schon wieder weiter reisen. Er tat es mit guten Gefühl: seine Gefährtin schien Haus und Kinder gut unter Kontrolle zu halten. Alle waren gesund und wohlgenährt und er hatte die freien Tage entspannt genießen können. Weitere Monate vergingen, der Tagesablauf blieb gleich. Kakarot und Bulma wurden größer. Der Junge hatte großen Spaß dabei, das Geschenk seines Vaters auszuprobieren. Die Fähigkeit des Stabes, sich zu verlängern, war für die Kinder, die nicht fliegen konnten, recht nützlich. Sie schafften es, einige sehr große Raubvögel damit zu erledigen und trauten sich in die Berge, wo der Stab als Kletterhilfe diente. Kakarott lernte durch Versuche, wie man den Stab als Waffe einsetzen konnte. Wenn Bulma Steine auf ihn warf, wehrte er sie geschickt damit ab und auch zum Angreifen lohnte sich der Stab. Er war hart wie Metall, dabei so leicht wie Holz. Kakarotts fleißiges Training führte dazu, dass er allmählich stärker wurde als seine Schwester und auch seine Mutter Schwierigkeiten bekam, sich im Randori, dem Übungskampf, gegen ihn zu behaupten. Ihr Sohn war flink und nutzte seine kleine Größe und den toten Winkel seiner Mutter gut aus. Er kopierte ihre eigenen Angriffe und formte etwas neues. Sie hatte es schon damals geahnt: Von allen Kindern ähnelte Kakarott am stärksten seinen Vater; nicht nur im Aussehen. Dieses Talent, seine Freude sich gegen einen zu messen, seine Sturheit nicht aufzugeben, trotz geringere Kampfkraft…wer weiß, zu was für einen Krieger er sich entwickeln würde. Diese Erkenntnis machte ihr Hoffnung für seine Zukunft. Was Bulma anging, war sie froh, dass ihre Tochter gelernt hatte, wie man schnell einem Gegner auswich und abhaute. Attackieren war für sie nicht wichtig, sondern verteidigen und weglaufen; das müsste im Notfall ihre bevorzugte Technik werden. Mit viel Geduld schaffte es Bulma, ihren Bruder das Lesen beizubringen und die ersten Zahlen. Nachdem das geschafft war, gab sie entnervt auf. Kakarott hatte einfach kein Interesse am Lesen und Schreiben. Wenn er eine Geschichte hören wollte, musste seine Schwester ihm eine vorlesen. Wenn Bulma unter ihren Lieblingsbaum am See saß und ihre Bücher las, sah sie manchmal in den Himmel und hoffte, dort eine Gestalt zu sehen. Doch Veg erschien nicht. Mittlerweile war ein Jahr vergangen seit ihrem Streit und sie hatte weder eine Nachricht erhalten noch ihn zu Gesicht bekommen. Er hatte ihr erzählt, dass er auf eine lange Reise gehen würde, aber nicht wie lange. Oder war er vielleicht immer noch wütend und würde nie wieder zu ihr kommen? Sie bereute ihren Streit und ihre Worte. Sie hätte nicht gedacht, dass sie sich so schnell von ihrem ersten Freund trennen würde. Ihre Versuche, den Scouter zu reparieren, stagnierten. Aber selbst, wenn sie es schaffen würde, wusste sie nicht, wie sie Vegs Scouter erreichen konnte. Ein paar Wochen später, nachdem Kakarott in sein viertes Lebensjahr eintrat, erschien Bardock wieder, mit Radditz im Schlepptau. Sein erstes Rekrutenjahr war zu Ende und nun folgte sein zweites Jahr auf Vegeta-Sei, weshalb er nun wieder öfters seine Familie sehen konnte. Als die Geschwister sich nach dieser langen Zeit wiedersahen, waren alle drei etwas verdutzt. Radditz war, genau wie seine Geschwister, ein gutes Stück gewachsen. Bulmas Haare waren wieder länger geworden und sie trug sie in einen hohen, geflochtenen Zopf. Kakarott trug Hemd und Hose in einen grellen Orange, mit schwarzen Gürtel und konnte fließend sprechen. Das erste, was Kakarott zu seinem großen Bruder zu Begrüßung sagte, war: „Wer bist du?“ „Ich bin dein großer Bruder“ antwortete Radditz überrascht. Kakarott legte den Kopf schief und sah nachdenklich hoch in das spöttisch grinsende Gesicht seines größeren Gegenübers. „Kann mich nicht erinnern“ antwortete Kakarott und sah seine Schwester fragend an. „Ich habe einen Bruder?“ Radditz Augenlid zuckte genervt und er stöhnte ungläubig auf, aber Bulma nickte bestätigend. „Ja, das ist unser großer Bruder Radditz.“ „Und was will er hier? Unsere Süßigkeiten aufessen?“ fragte Kakarott misstrauisch und sah den älteren Jungen mit schmalen Augen an. Radditz wandte sich empört an seine Schwester. „Ist der Kerl noch ganz dicht oder zu oft auf den Kopf gefallen? Wie kann er mich vergessen?“ Gine, die amüsiert lächelnd zugesehen hatte, mischte sich ein. „Nimm es nicht so schwer, Radditz. Kakarott hat die meiste Zeit bei Bulma verbracht und in dem Alter erinnert man sich noch nicht so gut. Da kann so etwas mal passieren.“ Radditz brummte verärgert, aber das Mittagsmahl, zu dem er gerade passend kam, lockerte seine Stimmung wieder auf. Nach dem Mittagessen forderte Kakarott, der dem Neuankömmling immer noch nicht wohlgesinnt war, gleich zu einem Kampf heraus. Radditz feixte, nahm aber an. Sein Scouter zeigte ihn den Powerlevel seines Gegners an: 132. Ein riesiger Schritt verglichen mit dem Anfangswert von 2, aber noch schwach verglichen mit Gleichaltrigen und angesichts seiner eigenen Stärke sinnlos. Radditz hatte mittlerweile ein Powerlevel von knapp 900 erreicht. Seine Eltern und seine Schwester sahen dabei zu, wie er geschickt die Angriffe von Kakarott auswich und ihn mit einem gezielten Schlag in den Magen außer Gefecht setzte. Der „Kampf“ dauerte nur Minuten. Trotzdem fiel Bardock dabei auf, wie geübt sich sein Jüngster bewegt hatte, auch wenn es nicht gegen den Älteren reichte. Er warf seiner Gefährtin einen fragenden Blick zu, die ihn richtig interpretierte und zustimmend nickte; ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Da Bardock wegen seiner Mission kaum dagewesen war, hatte sie die Aufgabe übernommen, seinem Sohn die Basics beizubringen. Bardock erkannte, dass er sowohl seine Pflicht zu lange vernachlässigt hatte als auch Kakarott unterschätzt hatte, aber er hatte keine Kontrolle, für wie lange er unterwegs war. Die Außen-Missionen nahmen kein Ende. Er konnte froh sein, dass Gine sich dem Kleinen angenommen hatte, aber er sollte zusehen, dass er ihn auch trainierte. Anscheinend konnte der Kleine es doch noch zu etwas bringen, solange er hart an sich arbeitete. Den Kampfinstinkt eines Saiyajins besaß er jedenfalls. Einfach so den älteren, stärkeren Bruder herauszufordern, obwohl es sinnlos war…selbst jetzt, wo er geschlagen auf den Boden war, versuchte Kakarott verbissen, wieder aufzustehen. Stolz sah Radditz zu seiner restlichen Familie hin, während er seinen Fuß auf Kakarotts Rücken abstellte und ihn so vom Aufstehen abhielt. Seine Eltern sahen zufrieden aus, aber Bulma sah ihn mit großen Augen und offenen Mund empört an. „Radditz, geh von Kakarott runter“ kreischte sie. Ihr großer Bruder lachte nur höhnisch und sah grinsend zurück auf den am Boden Liegenden. „Erst wenn er aufgibt. Na los, Kleiner, ich will es hören. Sag es!“ „Niemals“ erwiderte der Jüngere störrisch und versuchte mit aller Kraft vom Boden aufzukommen. Radditz spielte mit ihm, ließ in seinem Druck nach, nur um danach stärker wieder zuzutreten, so dass der Jüngere stöhnend im Staub landete. Radditz lachte gehässig. Er gehörte zu den Besten seiner Generation und der Kleine dachte wirklich, er hätte eine Chance gegen ihn. Bulma konnte nicht mit ansehen, wie Radditz seinen Bruder behandelte und wollte auf ihn zustürmen, doch es war ihr Vater, der sie zurück hielt. Er schüttelte ablehnend den Kopf. „Aber Papa…“ „Kakarott muss lernen, wie stark die meisten Saiyajins sind; wie groß der Unterschied zu ihm selbst. Es ist eine harte Lektion und es ist besser, wenn er sie durch Radditz jetzt lernt, als später in einem schlimmeren Kampf. Erst wenn er seine Grenzen kennt, kann er sie überwinden und wird noch härter an sich arbeiten.“ Bulma drehte besorgt ihren Blick wieder zu ihren Brüdern. Ihr gefiel der überhebliche Gesichtsausdruck von Radditz nicht; wie boshaft er seinen kleinen Bruder behandelte. Sie erinnerte sich, was ihre Mutter einst über die grimmigen Masken der Saiyajins erzählt hatten und dass Radditz sich auch verändern würde. Ihre Wangen bliesen sich empört auf und wurden aus Entrüstung rot. Ganz egal, was ihr Vater sagte, ihr reichte es. „Radditz, du Vollidiot, hör sofort auf damit oder ich spiele nie wieder mit dir“ rief sie laut. Ihre Augen sprühten Funken. Ihre Eltern sahen sie verblüfft an und auch Radditz blinzelte verdattert. Dann, langsam, nahm er seinen Fuß von Kakarotts Rücken, so dass er sich vorsichtig wieder erheben konnte. Bulma, die seine Wut in den Augen sah, reagierte schnell und rief ihm laut zu. „Du hörst auch auf, Kakakrott, oder ich koche dir nichts mehr.“ Sie warf ihren Brüdern noch einen letzten warnenden Blick zu, bevor sie sich umdrehte und stampfend wieder ins Haus ging. Kakarott und Radditz wussten nicht, wie sie darauf reagieren sollten, wollten aber auch nicht, dass ihre Schwester sauer auf sie war. Radditz strich sich verlegen durch die Haare und Kakarott kratzte sich ahnungslos den Kopf. So wütend hatten sie ihre Schwester noch nie gesehen. Gine schmunzelte und Bardock brummte amüsiert. „Damit ist klar, wer in dieser Generation das Sagen hat“ murmelte er seiner Gefährtin zu. Gine lachte leise. Im vergangen Jahr hatte Radditz mit den andere frischen Rekruten ihre Zeit auf den Planeten Yasai damit verbracht, Befehlen zu gehorchen, gegeneinander zu kämpfen und gegen ihre Kommandeure zu verlieren; ältere, erfahrene Soldaten, die keine Samthandschuhe nutzten und unbarmherzig die junge Generation trietzten. Nur so lernten die Jungs, ihre Wut im Zaun zu halten und ihre Aggressivität zu beherrschen. Ihre erste Lektion hieß Selbstbeherrschung, die zweite „Befehle folgen“. Täglich wurde stundenlang trainiert; es gab Hindernisläufe und anstrengende Übungen mit vielen Wiederholungen. Die Jungen lernten, ihre Instinkte zu verfeinern und ihre Kräfte besser zu kontrollieren, während sie durch das harte Training stärker wurden. Jetzt, wo er wieder zurück auf dem Heimatplaneten war, würde Radditz in einer Kaserne, weit entfernt von seiner Familie wohnen. Er erhielt aber manchmal freie Tage, die er für Besuche nutzen wollte. Zu seinem neuen Stundenplan gehörte nun auch täglicher Unterricht in Geschichte, Mathematik, Geografie, Taktiken und Rassekunde: hier trennte sich die Spreu vom Weizen; denn wer es schaffte, sein Hirn zu nutzen, konnte später auch andere anführen oder wichtige, geheime Missionen annehmen. Radditz hatte seinen Lehrer bereits bewiesen, dass er die Grundlagen wie Lesen, Schreiben und einfaches Rechnen beherrschte, weshalb er diese Fächer nicht mehr belegen musste. Dafür erkannte er schnell, wie kompliziert und anspruchsvoll die anderen Fächer waren. Die Geschichte der Saiyajins fand er interessant, aber andere Rassen interessierten ihn nicht viel. Dinge, die fürs Überleben notwendig war, eignete er sich notgedrungen an, aber die Mechanik-Klasse, wo die Rekruten lernen sollten, ihre Ausrüstung selber zu reparieren, trieb ihn an seine Grenzen. Seinen Scouter eigenständig zu reparieren oder seinen Pod im Falle eines Unfalls…er wusste, es war wichtig, aber seine groben Finger schafften es kaum, ein Kabel richtig zu verlöten. Auf der Suche nach Hilfe kam ihm nur einer in den Sinn: seine geschickte, kleine Schwester. Als er Bulma die Ersatzteile und die komplizierte Anleitung vorlegte, schnappte diese sich interessiert ihr eigenes Werkzeug, las sich die Anleitung geschwind durch und schaffte es, alles wieder richtig zusammen zu setzen. Sie versuchte ihm, es zu erklären, aber oft war es zu komplex und er zu ungeschickt, um ihren Anweisungen zu folgern. Ihre kleinen Finger und ihr schlaues Hirn kamen mit dem Zeug besser zurecht. Kakarott ging ihn bei seinen Besuchen aus dem Weg oder stellte sich wachsam in die Ecke, mit misstrauischen Blick und leichten Knurren; unzufrieden über den Besuch und wie nahe er seiner geliebten Schwester war. Es störte ihn gewaltig, wenn Radditz und Bulma am großen Küchentisch saßen, die Köpfe zusammen gesteckt, versunken in diesen langweiligen Zeug und ihn ignorierten. Radditz hatte kein Problem damit, Bulmas Arbeit als seine Eigene auszugeben. Er tröstete sich damit, irgendwann in einen Team zu landen, wo es schon einen richtigen Mechaniker gab. Wichtig war es seine Ausbildungszeit zu bestehen und dann später als Krieger zu arbeiten. Solange nahm er das Lob seiner Lehrer ohne schlechtes Gewissen an. Er wusste nicht, wie sehr er Bulma damit geholfen hatte, eine Blaupause über den Scouter vorbeizubringen und sie einige der übrig gebliebene Teile für sich behalten hatte. Bardocks Plan, seinen jüngsten Sohn allmählich zu trainieren, wurde ein Riegel vorgeschoben. Dafür gab es zu viel zu tun. Die Saiyajins hatten zu viele Aufträge erhalten und gierig hatte der König alle angenommen, was dazu geführt hatte, dass die Koordination der Krieger unausgewogen war. Es gab zu wenig Soldaten und zu viele Aufträge. So waren einige Saiyajins unvorbereitet in gefährliche Missionen geschickt worden. Die Folge waren Verluste; einige Einheiten waren vernichtet worden und andere Teams mussten die Mehrarbeit ausgleichen, während der Nachwuchs noch nicht bereit war, um nachfolgen zu können. Nur einer aus der jungen Generation schien bereit zu sein. Der Erfolg von Prinz Vegeta geisterte durch die Gerüchteküche. Der Junge hatte ein Powerlevel von 5.000 erreicht und man hörte Gerüchte, dass er sein eigenes Team zusammenstellen wollte: ein Elite-Team, ihm direkt unterstellt. Bardock hatte dafür kein Interesse und konzentrierte sich mit seinem Team auf seine eigenen Aufgaben. Ein Schritt nach dem anderen. Kakarotts Ausbildung konnte noch etwas warten. Im Winter, als Radditz sein zwölftes Lebensjahr erreichte, wurde er übermutig. Auch er hatte von den Gerüchten über Prinz Vegeta gehört und er hoffte auf seine Aufmerksamkeit. Seine Noten waren gut, seine Lehrer lobten ihn, aber es würde nicht ausreichen, damit ein Elite-Krieger ihn anerkannte. Er müsste etwas Größeres leisten, aber das war schwierig, wenn man noch nicht auf eine Mission gehen durfte. Als er über seinen Scouter zufällig hörte, dass sein Vater zurückkehrte, bekam er eine Idee. Er flog zur Basis, wo die Pods landeten und begrüßte seinen Vater, der erstaunt über das Empfangskomitee war. „Bardock, kämpf gegen mich“ forderte Radditz selbstsicher seinen Vater heraus, kaum aus dem Pod ausgestiegen. Seit seinem Tatakai hatte er nicht mehr gegen seinen Vater gekämpft und er war von seinem Trainingserfolg überzeugt. Ein öffentlicher Kampf gegen den stärksten Unterklasse-Krieger würde ihm die gewünschte Aufmerksamkeit bringen. Er traute sich nicht zu, ihn zu besiegen, dafür war er noch zu jung und zu schwach, aber ein lang gezogener, hartnäckiger Kampf könnte schon als Beweis ausreichend sein. Er musste dafür sorgen, dass Gerüchte mit seinem Namen ans Ohr des Prinzen drangen. Bardock blinzelte nur kurz, dann schlich sich ein spöttisches Grinsen in sein Gesicht. Er zeigte wortlos in eine Richtung, wo es unbewohnt war und die beiden flogen los. Bardocks Teamkameraden und andere Saiyajins, die zufällig anwesend waren, flogen neugierig hinterher. Einen Kampf anzusehen machte fast so viel Spaß, wie selber daran teil zunehmen. Jeder ahnte, dass Bardock dem überheblichen Jungen eine Lektion erteilen würde und es mit anzusehen könnte lustig werden. Bardock und Radditz landeten auf einem brachen Feld, von Geröll und Felsen umgeben. Toma und seine Kameraden landeten abseits, etwas erhöht und sahen auf die beiden Kämpfer runter: Radditz in sprungbereiter Position, Bardock entspannt mit gekreuzten Armen und überlegenem Lächeln. „Der Kleine ist durstig nach Blut, aber wenn er nicht aufpasst, trinkt er sein eigenes“ lachte Panbukin. Toma strich sich nachdenklich das Kinn. „Ich denke, er weiß es auch. Keine Ahnung, was er beweisen will. Für einen ernsthaften Kampf ist der Junge noch zu nass hinter den Ohren.“ „Ach, lass die beiden ihren Spaß haben. In ein paar Minuten ist eh alles vorbei“ sagte Selypa und zuckte gelangweilt mit den Schultern. Wie üblich grunzte Borgos nur. Einige andere Saiyajins stellten sich zu ihnen und sahen auf die Kämpfer. „Sollen wir wetten?“ fragte einer. „Pffft“ sein Nachbar lachte spöttisch. „Jeder weiß doch, wie es enden wird.“ Ein junger Saiyajin mit dunklem Teint und strubbeligen Haaren, in einem hellgrauen, langen Mantel gekleidet, gesellte sich neugierig zu ihnen und beobachtete besonders interessiert den Kämpfer in seinem Alter. Radditz warf einen schnellen Seitenblick auf die Zuschauer und lächelte zufrieden. Je mehr zusahen, desto mehr würden später darüber reden. Radditz wusste, dass er in die Gefahr lief, sich lächerlich zu machen, aber dieses Risiko musste er eingehen. Auch ein schlechter Ruf konnte nützlich sein, damit sein Name bekannt wurde. Bardock fiel auf, wie interessiert Radditz auf die Zuschauer sah und hob erstaunt eine Augenbraue. Was plante sein Ältester? Er schmunzelte und hoffte auf eine interessante Überraschung. Mal sehen, was der Junge in den letzten Jahren gelernt hatte. Radditz, als der Herausforderer und Jüngste, begann als Erstes anzugreifen. Er stürmte auf seinen Vater zu und attackierte besonders sein Gesicht mit den sensiblen Schwachpunkten. Doch der wich mit schnellen, fast beiläufigen Kopfbewegungen aus. Radditz erhöhte sein Tempo, fing an zu schweben und gleichzeitig zu treten. Nun musste Bardock seine eigenen Hände und Arme nutzen, um sich zu verteidigen und auch seine Füße bewegten sich langsam vom Platz fort. Die Kämpfer tänzelten leichtfüßig über den Boden. Die Geräusche ihre Tritte und Schläge und das heftige Ausatmen dabei, hallten bis zu den Zuschauern. Bardock schmunzelte, amüsiert über die Anstrengungen seines Sohnes: eine deutliche Verbesserung zu früher, dann konnte er mal sein Tempo auch erhöhen. Immer nur verteidigen war langweilig. Er blockte die Fäuste ab und verpasste Radditz einen Kopfstoß gegen die empfindliche Nase. Er stöhnte schmerzhaft auf und Blut spritzte heraus. Radditz verkniff sich weiteres Gejammer und drückte schnell eine Hand gegen den Nasensteg, die zu seinem Glück nicht gebrochen war. Doch die sensible, schmerzende Stelle lenkte ihn ab und Bardock war plötzlich vor ihm und verpasste ihn einen Kniestoß gegen die Brust. Radditz keuchte und schnappte nach Luft, als ein unglaublicher Schmerz sich durch seinen Brustkorb und Magen zog. Bardock ließ sich nicht von seinem Erfolg ablenken und suchte nach weiteren Schwachpunkten seines Gegners. Der Größenunterschied war unvorteilhaft für den größeren Bardock, der tief in die Knie gehen musste, um den kleineren Körper zu treffen. Lieber kämpfte er gegen gleich- oder größere Gegner. Er holte mit einem Fußfeger aus, doch Radditz sprang hoch und versuchte den Schwung auszunutzen, um Bardock einen kräftigen Schlag unters Kinn zu versetzen. Der konnte seinen Kopf noch rechtzeitig nach hinten zurückziehen, so dass der Schlag ziellos nach oben verlief. Radditz hatte diesen Schlag aber als Finte genutzt, damit Bardock den Blick von ihn abwenden musste und trat mit voller Kraft gegen Bardocks Bauch. Die Wucht war stark genug, den Krieger einen Meter fortzuschleudern, aber der verstärkte sofort seinen Stand in den Boden und hielt sich selbst mit seinen Füßen vom weiteren Schlittern ab. Radditz flog auf ihn zu. Er wusste, er durfte sich keine Pause gönnen und musste ihn attackieren, damit Bardock sich nicht auf ihn stürzen konnte. Angriff war die beste Verteidigung. Er plante eine weitere Finte, sprang auf seinen Vater zu, beide Füße in seine Richtung, als ob er ihn treten wollte. Bardock spannte sofort seinen Körper an, um den Tritt abzublocken und verstärkte seinen Stand im Boden. Doch bevor Radditz Füße ihn berührten, nutze dieser geschickt seinen Saiyajinschweif, schlang ihn um Bardocks Oberarm und konnte so seinen Schwung verändern. Plötzlich erhielt Bardock einen Fußkick gegen seinen Hinterkopf, der recht schmerzhaft war. Er knurrte und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. Radditz rollte sich in der Luft ab und landete hinter Bardock. An der wütenden Miene seines Vaters erkannte er, dass er einen guten Treffer gelandet hatte und übermütig grinste er. Langsam wurde sein Atem schwer durch die hohe Belastung und er keuchte, aber der Kampf war noch zu kurz: er musste länger durchhalten. Bardock, der seine Energie besser einteilte, war dagegen noch nicht mal am Schwitzen. Radditz biss die Zähne zusammen und mobilisierte seine Energie: einen guten Treffer ins Gesicht…,wenn er den landete, konnte er schon von Erfolg sprechen. Doch plumpe, direkte Angriffe würden keine Wirkung zeigen; Bardock würde ihnen ausweichen. Eine weitere Finte musste her. Er bewegte sich kreisförmig auf Bardock zu, umrundete ihn mit schnellen Schritten. Bardock blieb unbewegt, leicht in die Knie, die Fäuste geballt und lauschte auf die Geräusche seines Gegners. Das Geräusch eines Sprunges: Radditz stürzte sich von hinten auf Bardocks Rücken, der anscheinend ungeschützt war. Doch der Krieger hatte dem jüngeren selbst eine Falle gestellt und damit gerechnet. Bardock ließ sich auf alle Vieren fallen, seine Hände pressten sich in die Erde und er drückte seinen Unterkörper und Beine wie eine Sprungfeder ab, so dass sein Fuß kraftvoll den Jüngeren traf, der in der Luft schwebte. Radditz, der aber oft genug gegen seinen gerissenen Vater gekämpft hatte, hatte so etwas schon vermutet und kreuzte schnell die Arme vor der Brust, um den Tritt abzuschwächen. Er landete sicher auf der Erde, ignorierte die schmerzenden, rot leuchtenden Arme und stürzte sich sofort auf den Gegner, der noch halb auf den Boden lag. Doch Bardock war gut in Form und langsam wurde ihm warm; das machte ihn noch besser. Aus seiner Position in den Handstand zu gehen und sich abfedernd nach oben zu drücken und wieder auf die Füße zu landen, war für ihn kein Problem. Als Radditz nach seinem Gesicht trat, konnte er bereits mit seinem rechten Arm locker abwehren. Radditz grinste, sein Blut kochte und er war in der richtigen Position für seinen eigenen Plan. Anstatt sofort wieder zurückzuspringen, schnappte er den erhobenen Arm von Bardock, den er für die Abwehr seines Kicks erhoben hatte. Mit seinem ganzen Gewicht hängte er sich an den rechten Arm, behinderte damit eine weitere Nutzung und nutze den Schwung aus, während er sich darüber drehte. Seine eigenen Beine und Arme umklammerten und blockierten Bardocks Angriffsarm, aber als Saiyajin konnte er noch ein weiteres Körperteil zum Angriff nutzen. Wie eine Peitsche schwang sein Saiyajinschweif auf Bardocks Gesicht zu. Der ältere Krieger sah wie in Zeitlupentempo den Schatten auf sich zu kommen. Für die Saiyajins war ein Angriff mit dem Schweif die Verhöhnung in höchster Form. Da es sich um ihren Schwachpunkt handelte, bedeutete das Schlagen eines Gegners mit diesem sensiblen Körperteil die höchste Missachtung ihm gegenüber. Einem Gegner den eigenen Schwachpunkt so unter die Nase zu reiben, sagte aus, dass der Stärkeunterschied zu groß war und es sich leisten konnte, ihn so zu präsentieren, weil sein Gegner ihn eh nicht schnappen könnte. Ein Schlag mit dem Saiyajinschweif ins Gesicht…das war die größte Demütigung, die ein Saiyajin im Kampf gegen einen anderen erleiden konnte. Radditz lächelte triumphierend, während er den Kopf nach hinten drehte, sein Körper an Bardocks Arm, sein Schweif kurz vor dessen Gesicht, der symbolische Sieg zum Greifen nahe…und dann fing Bardock mit seiner anderen Hand den Schlag auf. Trotz der geringen Distanz war der Ältere schneller gewesen und nun hielt er Radditzs Schwachpunkt in den Händen. Der Junge erbleichte. Seine Strategie war nicht aufgegangen und jetzt passierte das, was all denen blühten, die sich für stärker hielten und ihre empfindlichste Stelle den Gegner präsentierten. Er sah Bardocks kalten Blick, den fiesen hochgezogenen Mundwinkel und ahnte, dass er keine Gnade zu erwarten hatte. Bardock drückte zu. Ein tonloser Schrei kam über Radditz Lippen, dann ein leises Keuchen. Seine Kraft verließ ihn und er konnte sich nicht mehr halten. Er fiel auf den Boden und landete im Staub. Im Hintergrund konnte er das Johlen der Zuschauer hören. „Ganz großer Fehler, Junge“ hörte er die frostige Stimme seines Alten und er ahnte, wie wütend dieser war. Ein Schlag mit dem Schweif; ins Gesicht!? Der Junge war überheblich geworden! Bardocks Augenbrauen waren düster zusammengezogen, sein Kiefer verhärtet, der Mund schmal. Bardock ließ seinen Griff kurz locker und presste dann wieder stärker zu. Ein neuer Schmerz wanderte durch Radditz Körper, den er bis in die Haarspitzen fühlen konnte. Radditz fühlte sich wie gelähmt, während unangenehme Schauer über sein Rückgrat liefen und er keuchte schwer. Seine Finger krallten sich in die Erde und er versuchte aufzustehen. Unmöglich, sein Körper weigerte sich, ihm zu gehorchen. „Ich warte auf eine Entschuldigung, Radditz, sonst werde ich DAS…“ bei diesen Worten drückte Bardock besonders fest zu; Radditz stöhnte schmerzvoll auf. „…den ganzen Tag tun. Das will ich dir nicht raten. Ich habe Hunger und will nach Hause. Wenn ich jetzt meine Zeit damit verschwenden muss, dich zu disziplinieren, werde ich richtig sauer.“ „Tut…tut mir leid, Vater“ stammelte Radditz und zitterte. „Hm? Hast du was gesagt?“ Bardock legte den Kopf schief und tat so, als würde er lauschen. Radditz keuchte auf beim nächsten brennenden Schmerz und er holte tief Luft. „Ich sagte…ES TUT MIR LEID.“ Seine geschriene Entschuldigung war laut zu hören und drang bis zu den lachenden Zuschauern. „Das will ich dir auch geraten haben“ knurrte Bardock und ließ nun den Schweif los. Die Spannung wich aus Radditz Körper und er fiel nun komplett in den Staub. Er hörte die leisen Schritte, wie sein Vater sich entfernte, doch ihm fehlte die Kraft, seinen Kopf oder den Rest seines Körpers zu erheben. Erst einige Atemzüge später schaffte er es, sich wieder aus dem Staub erheben. Sein Vater war mittlerweile verschwunden, ebenso der Großteil der Zuschauer. Nur einer war noch da und trat auf ihn zu. Radditz klopfte sich den Staub von den Armen und ignorierte ihn, während er langsam versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. „Das war ja jämmerlich“ sagte Tales und grinste höhnisch auf den staubbedeckten Altersgenossen herunter. Radditz brummte nur und stellte sich langsam auf. „Hast du tatsächlich gedacht, du kommst gegen ihn an? Dein Vater ist echt stark, aber du dagegen…du hast nur eine große Klappe und bist größenwahnsinnig“ sprach Tales weiter. „So wie du?“ erwiderte Radditz kühl. Radditz musterte den Gleichaltrigen, der sich in den langen, weiten Mantel geworfen hatte, in der Hoffnung, er würde damit eindrucksvoller aussehen und verdrehte genervt die Augen. „Tse“ Tales hob überheblich den Kopf und Radditz wandte wieder den Blick ab. Der Langhaarige klopfte sich den letzten Staub von den Beinen und kämmte sich kurz mit den Fingern die Haare. Langsam bildete sich ein Grinsen auf den Lippen. Argwöhnisch sah Tales ihn an. Warum regte sich sein Rivale so wenig auf? Er war vor anderen Saiyajins so gedemütigt worden; das würde jetzt bestimmt die Runde machen?! Tales tat gelangweilt, zuckte mit den Schultern und schüttelte abfällig den Kopf. „Tja, es war ein überraschend schöner Tag für mich. Der große Radditz landet im Staub und bettelt um Gnade. Wenn ich das geahnt hätte…ich hätte eine Kamera mitgebracht“ er grinste breit. „Eines Tages wirst du vor mir so im Staub liegen und betteln.“ Radditz ließ sich nicht provozieren, blieb ruhig und dehnte seinen verspannten Nacken. Diese Nonchalance ging dem Dunkelhäutigen auf die Nerven. Warum reagierte sein Rivale nicht? Radditz behielt sein Pokergesicht und zeigte nicht, wie sehr Tales ihn nervte. Seit ihrem Tatakai, wo Tales gegen ihn verloren hatte, forderte der Kerl ihn ständig heraus: ohne Erfolg. Jetzt glaubte er, er könnte sich an seine Niederlage weiden, während er selbst immer verlor? Er sollte sich lieber um seine eigene Probleme kümmern. Was ihn anging…langsam bildete sich ein schiefes Lächeln in Radditz Gesicht. Sein Plan war aufgegangen. Klar hatte er verloren und diese laute Entschuldigung war peinlich und die Schmerzen würden ihn noch ein paar Tage begleiten…aber er war fürs erste DAS Gesprächsthema. Er lachte leise und genoss Tales verblüffte Miene. „Weißt du, Tales, es ist kein Wunder, dass du nie gegen mich ankommst. Du nutzt DAS hier nicht“ spottete Radditz und deutete auf seinen Schädel. „Ich habe nie geplant, gegen meinen Vater zu gewinnen.“ „Häh, aber wieso…was sollte das denn?“ Tales verstand die Welt nicht mehr. Radditz lachte leise. „Du hast anscheinend vergessen, was das Wichtigste an einem Tatakai ist. Es geht nicht nur ums Siegen, sondern darum, wie man sich in einen Kampf hält.“ „Pfft, doch, klar weiß ich das“ spielte sich Tales eilig auf, aber er verstand es immer noch nicht. Radditz rümpfte die Nase. Er verstand es eindeutig nicht und er würde den Teufel tun, es ihm zu erklären. Er drehte sich um und flog langsam los, während Tales ihm unzufrieden nachstarrte und verbissen nachdachte. Der Flug war schmerzhaft und Radditz musste sich stark konzentrieren, während er sich seine Rippen hielt. Zum Glück gab es in der Kaserne eine Krankenstation, da würde man ihm schon helfen, sonst würde er die nächste Tage ausfallen. Vermutlich hatte die Nachricht dort auch schon die Runde gemacht; Scouter sei Dank und die ersten würden ihn spottend grinsend begrüßen. Egal, die würde er ignorieren. Radditz lächelte. Sein Körper und sein Stolz waren verletzt, aber was Tales nicht sah, war die Leistung, die er gegen seinen Vater erbracht hatte. Die älteren, erfahrenen Saiyajins hatten es gesehen: Radditz hatte Mut gezeigt, indem er einen deutlich stärkeren Saiyajin herausgefordert hatte. Ähnlich wie beim Tatakai, wo Gleichstarke sich mehr bemühen mussten, um zu siegen und ihre Kampftaktiken entscheidend waren, konnte man an seinen Kampf sehen, wie hoch sein Potential und seine Entschlossenheit waren. Zudem sein Schneid: seinen Vater mit dem Schweif ins Gesicht zu attackieren?! So viel Größenwahn war schon fast wieder imposant. Bescheidene Saiyajins gab es in ihrer Rasse nicht und wenn doch, dann wurden sie übersehen. Und Übersehen; das wollte Radditz vermeiden. Seit heute war sein Name bekannter geworden; so wie er es geplant hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)