Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 17: Abschied und Einsamkeit ----------------------------------- Es war wieder Zeit, Abschied zu nehmen. Obwohl die ersten Tage nach Radditz Tatakai noch fröhlich verliefen, Radditz Prahlereien über seinen Sieg weniger wurden und die Familie viel Zeit miteinander verbrachte, lag Radditz Abreise wie eine herannahende Wolke über Bulma. Bald würde sie sich von ihrem großen Bruder für eine lange Zeit verabschieden. Selbst wenn er danach sie besuchen kommen würde, war die unschuldige Zeit, in der sie einst gemeinsam spielten, vorbei. Radditz war nun ein halber Erwachsener. Also machte sie das Beste daraus, indem sie die letzten Tage mit ihrem großen Bruder verbrachte, der endlich wieder Zeit für sie hatte. Zu ihrem Glück war sie so schlau gewesen, mit ihrem Freund Veg ein geheimes Zeichen vereinbart zu haben, so dass er, sollte er zum See kommen und sie nicht finden, Bescheid wusste. Der Kreis aus Steinen würde ihm sagen, dass sie beschäftigt war. Diese Zeit wollte sie für Radditz nutzen. Radditz fühlte ähnlich und genoss die letzten Tage mit seiner Familie. Ein Jahr Abwesenheit in der Fremde erschien für den Jungen noch als eine sehr lange Zeit. Was würde ihm dort auf Yasai erwarten? Wie anstrengend würde die Ausbildung werden? Würde er dort Kameraden finden, die ihn ähnlich unterstützen wie Onkel Toma und die anderen seinen Vater? Könnte er auch eines Tages ein Team anführen? Nachts lag er oft noch wach in seinem Bett und drehte sich unruhig umher. Tagsüber war es die Anwesenheit seiner Geschwister, die ihn von seinen Zweifeln ablenkte. Gemeinsam spielten sie Fangen und Verstecken an ihrem Lieblingsbaum oder trollten durch den Wald, so dass Bardock und seine Gefährtin einige Stunden für sich hatten, bevor der Krieger wieder auf Mission musste. Die Familie traf sich aber immer gemeinsam zum Essen und abends heizten sie das Wasser in der neuen Badewanne an, so dass sich die Familienmitglieder abwechselnd im warmen Wasser des Bottichs oder im kühleren Wasser des Teiches erfrischen konnten. Doch jede schöne Zeit muss enden. Radditz Abreisetag kam und sein Vater würde ihn zum Raumhafen bringen, wo ein großes Raumschiff die neuen Rekruten zum Planeten Yasai fliegen würde. In seiner geputzten Rüstung und mit einem brandneuen Scouter ausgerüstet, verabschiedete sich Radditz von seiner Schwester und seiner Mutter. Am linken Oberarm und Oberschenkel trug er die neuen roten Bänder von Bulma. Eine letzte Umarmung, ein trauriger Blick, ein aufmunterndes Lächeln…dann flogen Vater und Sohn los. Radditz erlaubte sich keinen Blick zurück. Er war kein Kind mehr und musste sich nun wie ein Krieger verhalten. Sobald er den Raumhafen erreichte, würde er all seine Ängste und Sorgen unterdrücken und stattdessen ein selbstsicheres Grinsen aufsetzen. Keiner würde seine Nervosität oder Aufregung zeigen; nur kampfbereite, starre Mienen wie die Erwachsenen. Sie waren nun Krieger, zwar erst am Anfang ihrer Laufbahn, aber dies war der Weg, den sie gehen würden, ohne zu wanken, bis sie in einem glorreichen Kampf starben. Bulma und Gine, die Kakarott auf den Arm hielt, sahen den beiden Kriegern hinterher, bis sie nur noch kleine Punkte am Horizont waren. Gine sah zu ihrer stillen Tochter runter. „Bulma, jetzt wo dein Bruder für eine längere Zeit fort ist, kann Kakarott ja in seinem Bett schlafen. Allmählich wird er auch größer und schwerer, dann hast du wieder mehr Platz in deinem Bett“ schlug Gine vor und justierte den Griff um Kakarotts kleinen Hintern. Der Junge wurde bald drei Jahre alte und angesichts der Menge, die er aß, wuchs er fleißig weiter und wurde schwerer. Seine Arme und Beine wurden länger. Gine wollte schon bald damit beginnen, ihm eigene Kleidung zu nähen, damit er nicht mehr nur in Windeln herumlief. Immer öfter balancierte er auf seinen Füßen und lief die ersten Schritte. Auch die ersten, deutliche Worte wie „Hunger“, „Mama“ und „Bulma“ konnte er aussprechen. Bulma nickte. Der Gedanke, ihr Bett wieder für sich zu haben, hatte was. Der kleine Bruder wurde größer und strampelte im Schlaf. „Kannst du dann in dein Zimmer gehen und Radditz Seite aufräumen? Nicht, dass sich Kakarott an etwas verletzt. Du kannst das alte Bettzeug zum Badeteich bringen, dann waschen wir es mal gründlich aus“ sprach Gine weiter. Kakarott fing auf ihren Arm ungeduldig an zu strampeln und sie stöhnte beim Versuch, den schweren Brocken zurückzuhalten. „Ruhe, mein Kleiner, du hattest dein Frühstück. Ohhh, jetzt hat er wieder zu viel Energie. Wenn dein Vater zurück ist, kann er mit dir was machen…dich herumscheuchen und umgekehrt“ schimpfte Gine leise und nahm den Jungen mit ins Haus. Bulma folgte ihr und ging die Treppe hoch in das Kinderzimmer, wo sie neugierig die Vorhänge vor Radditz Zimmerseite zur Seite schob. Sie schmiss das Bettzeug auf den Boden und sah nach, ob sich etwas unter dem Bett befand. Altes Spielzeug, einzelne Schuhe und anderen Nippes sammelte sie auf einen Haufen. Sie öffnete die Truhe, die vor Radditz Bett stand und in der sie nie hereinschauen durfte. Sie beinhaltete Radditz persönlichen Besitz: seine Kleidung, sein Angel- und Jagdzeug, etwas Spielzeug. Neugierig wühlte sie sich durch, auf der Suche nach etwas Nützlichem. Radditz würde es ja nicht mehr merken, wenn sie etwas nahm. Beim Durchkramen fiel ihr tatsächlich etwas in die Hände, was ihre Augen interessiert aufleuchten ließ: Radditz alter Scouter. Der Scouter, den er einst von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, war mittlerweile sehr benutzt. Die Knöpfe an der Kontrollpaneele hakten und waren voller Kratzer, das Kommunikationsmodul war kaputt, die Reaktionsgeschwindigkeit beim Messen war langsam und ein kleiner Riss zog sich durchs grüne Glas. Radditz war froh gewesen, dass er einen neuen, unbenutzten Scouter der neusten Generation erhalten hatte, der schneller reagierte und einen besseren Sound beim Übertragen hatte. Er hatte den alten Scouter achtlos in die Kiste geworfen und keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwendet. Andächtig nahm Bulma das Gerät heraus und drehte es in ihren Händen. Sie hatte immer versucht, einen Scouter in die Finger zu bekommen, aber weder Radditz noch ihr Vater hatten es zugelassen. Nur Onkel Toma hatte ihr mal seinen gegeben, weil sie gesagte hatte, dass sie seinen Wackelkontakt reparieren konnte. Nach langem, hartnäckigem Becircen mit großen Augen war der Mann eingeknickt und hatte ihr seinen Scouter kurz überlassen. Während sie ihn aufgeschraubt hatte, hatte der Krieger sie aber nicht aus den Augen gelassen. Er schien seinen voreiligen Fehler bemerkt zu haben und verhinderte, dass das neugierige Mädchen mehr über die Technologie erfuhr oder gar unbeabsichtigt eine Kommunikation startete. Bulma besah sich den alten Scouter. Vielleicht konnte sie diesen auch wieder reparieren? Schnell packte sie den Scouter in ihre Gürteltasche. Sie würde sich später ein gutes Versteck ausdenken müssen, damit keiner aus ihrer Familie darüber stolperte. Niemand durfte davon erfahren. Sie nahm den Haufen mit Radditz altes Zeug vom Boden und ließ es achtlos in die Kiste fallen. Kaum hatte sie das benutzte Bettzeug auf den Arm genommen, als sie schwere Schritte über die hölzerne Treppe hörte und ihr Vater hereinschaute. „Alles in Ordnung?“ brummte er. Bulma blinzelte und bemühte sich um eine unschuldige Miene. „Ja, ich soll Radditz Bettzeug zum Teich bringen…hat Mama gesagt“ sagte sie. Bardock nickte. „Ich soll die Matratze zum Auslüften nach draußen bringen. Die ist zu schwer für dich“ erklärte und schritt an ihr vorbei, um mit einer leichthändigen Bewegung die Matratze vom Bettgestell zu nehmen. Er ließ Bulma voran gehen, die mit großem Ernst die ihr anvertrauten Aufgabe unter den wachsamen Augen ihres Vaters lösen wollte. Bardock schmunzelte bei ihrem ernsthaften Blick und schritt vorsichtig hinter ihr; bereit jederzeit einzugreifen, sollte sie stolpern. Drei Tage später musste auch Bardock sein Heim verlassen. Die Missionen hatten sich durch die Pause angesammelt; viele saiyajinische Kämpfer hatten wegen dem Tatakai ihrer Söhne keine Missionen annehmen können und wegen der knappen Anzahl an Kriegern war die hohe Anzahl an Aufträgen kaum bearbeitet worden. Die Saiyajins durften sich nicht von anderem Söldner den Rang ablaufen lassen. Sie waren nicht die einzige Rasse im Universum, die gut im Töten und Vernichten war. Bardock wusste nicht, wie lange er fortbleiben würde; dabei hatte ihm die kurze Zeit nur mit seinen Frauen gut gefallen. (Kakarotts Anwesenheit ignorierte er, so gut es ging) „Es wird vermutlich über ein halbes Jahr dauern, bevor wir wenigstens für eine kurze Pause zurück dürfen und dann geht es über den Winter weiter“ murmelte er, als er mit seiner Gefährtin die letzte Nacht im gemeinsamen Bett verbrachte. Sie besprachen die nächsten Monate, die Gine alleine mit den Kindern verbringen würde. Ohne ihn und Radditz als die größten Esser im Haus, könnte Gine ihre Arbeitsstunden verringern und mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Sie würde weniger Vorräte benötigen und müsste daher nicht mehr so lange arbeiten. Gine lag auf seiner nackten Brust und kreiste mit ihrem Finger nachdenklich über seinen Brustkorb, spürte den starken Schlag seines Herzens; ein dünnes Laken bedeckte ihre schweißfeuchten Körper nach ihrer hitzigen Vereinigung. „Ich werde noch mal versuchen, Kakarott in eine Kindergruppe unterzubringen. Aber sollte das nicht klappen…dann muss er die nächsten Jahre bei Bulma zu Hause verbringen“ erzählte sie ihren Plan. Bardocks Hand strich über ihren Rücken und verweilte über ihren nackten Hintern. Beide führten träge Streicheleien im selben Tempo aus; genossen die Wärme ihres Gegenübers für einen langsamen Abschied, da es am nächsten Morgen dafür keine Zeit geben würde. „Bei unseren letzten zwei Kindern weiß ich wirklich nicht, was du dir dabei gedacht hast“ nuschelte Bardock und seine Augenbrauen zogen sich düster zusammen bei den Gedanken an seine Sorgenkinder. Kakarotts Kampfkraft wuchs kaum. Mit dieser Schwäche konnte man ihn kaum in die Öffentlichkeit lassen. Er würde der Schwächste von allen sein und nur getreten und getrietzt werden. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er wie seine Schwester abseits des Stammes lebte. Auf diese Weise würde er wenigstens überleben. Gine küsste seine Brust. „Gib die Schuld nicht mir. Kakarott kommt eindeutig nach dir.“ „Bezweifele ich. Ich denke, er ist eine Mutation…zwar nicht so offensichtlich wie Bulma, aber…kann es sein, dass der Wahnsinn aus deiner Familie sich nun in meinen letzten Nachkommen verfestigt?“ Gien warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Was meinst du damit?“ „Deine Eltern waren schon komisch“ brummte Bardock. „Du meinst, weil sie sich nicht gegenseitig umbringen wollten wie deine und ich in einem liebevollen Umfeld aufgewachsen bin, wo wir nett zueinander waren?“ Bardock hob spöttische eine Augenbraue und schmunzelte. „Siehst du...total wahnsinnig für saiyanische Verhältnisse“ „Vielleicht sind es aber die anderen, die wahnsinnig sind und ich komme aus eine der wenigen Familien, wo wir noch alle Tassen im Schrank haben“ konterte Gine. Bardock unterdrückte ein Lachen. Bevor Bardock etwas weiteres Abfälliges über ihre Eltern sagen konnte, kniff sie in seine Brustwarze und zwirbelte mit einem fiesen Grinsen fest daran. „Schön lieb sein oder ich zeige dir den Unterschied zu einer gemeinen Saiyajin“ flüsterte sie. Bardock verzog schmerzhaft das Gesicht. Wann würde er endlich lernen, keine Diskussionen mehr mit seinem Weib zu führen...letztendlich nutze sie jeden fiesen Trick, um zu gewinnen. Gine ließ seine Brustwarze los und drückte stattdessen einen Kuss drauf. „Ich weiß, dass du auch eine nette Seite hast, sonst hätte ich mich nie für dich entschieden. Kakarott hat das von uns geerbt und ich finde es schön“ murmelte sie an seiner warmen Brust. Dann beugte sie sich zum ihm hoch. Kurz bevor ihre Lippen aufeinandertrafen, hauchte sie „Nur weil jemand schwächer ist, heißt das nicht, dass diese Person schwach ist.“ Ihr Blick wurde ernst; für Bardock ein Zeichen, dass die sonstige, spielerische Neckerei vorüber war. Bardock sah in die sorgenvollen Augen seiner Gefährtin und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Gine sah oft vorausschauender, als er es tat. Ihre Worte waren eine Warnung: er sollte niemanden unterschätzen, denn auch ihn hatte man oft unterschätzt. Wer zu lange an der Spitze war, glaubte, es gäbe keinen anderen über ihn. Seine Kinder könnten ihn überraschen, aber auch seien Feinde, wenn er sie falsch einschätze. Seine Hand presste sich an ihre Wange, sein Daumen strich über die zarte Haut und sie schmiegte sich an ihn; ließ seine Wärme auf sie übergehen. „Ich werde zurückkommen“ versprach er, so wie er es immer vor einer Mission tat. Sie lächelte traurig. „Ich werde auf dich warten“ antwortete sie wie üblich. Am nächsten Morgen flog Bardock früh los, um mit seinem Team für längere Zeit den Planeten zu verlassen. Auch ihn verabschiedeten Bulma und Gine gemeinsam, bis sie seine Gestalt nicht mehr am Horizont ausmachen konnten. Bulma fiel aus den Augenwinkeln auf, wie ihre Mutter bemüht lächelte, aber ihre Augen sahen traurig aus. Bei jedem Abschied wusste Gine nicht, ob sie ihren Gefährten wieder sehen würde. Alles was sie tun konnte, war warten und hoffen. Es war noch früher Morgen und Gine musste heute nicht zur Arbeit erscheinen. Stirnrunzelnd sah sie auf den schläfrigen Kakarott. „Bulma, sollen wir heute anfangen, die ersten Kleidungsstücke für Kakarott zu nähen? Du könntest wieder den Stoff färben“ schlug sie ihre Tochter vor, die noch nachdenklich in den Himmel starrte. „Äh, ja, kann ich machen. Ich werde dann noch kurz in den Wald gehen, um eine neue Zutat zu holen. Die Tiaco-Früchte sind reif und ich frage mich, ob ich aus ihrer Schale eine neue Farbe herausholen kann. Ich bin gegen Mittag wieder zurück. Äh, Mama, morgen bist du wieder bei der Arbeit, oder? Soll ich dann wieder auf Kakarott aufpassen?“ Gine seufzte. „Nein, ich werde es morgen noch mal versuchen, ihn in eine Kindergruppe zu integrieren. Aber wenn das nicht klappt…dann muss Kakarott seine Kindheit hier verbringen.“ „Finde ich gut“ antwortete ihre Tochter, zufrieden bei dem Gedanken, sich nicht von ihrem jüngsten Bruder trennen zu müssen. Ohne sich umzudrehen, lief sie in den Wald. Was Gine nicht wusste: Bulma würde an einen geheimen Platz am See ihren Steinkreis entfernen um ihren Freund Veg zu bedeuten, dass sie an ihren üblichen Tag und Treffpunkt auf ihn warten würde. Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, kam sie gegen Mittag mit einer Handvoll Tiaco-Früchte zurück, faustgrößen Früchte mit harter, oranger Schale und begann, diese als Zutat für eine neue Färbung zu nutzen. Zusammen mit einer Mischung aus andere Zutaten erschuf sie eine Sammlung diverse Farben, die einem Sonnenuntergang ähnelten oder den Tiaco-Früchten selbst: ein Farbspektrum aus orangen Farbtönen, zart pastellig bis dunkel. Bulma war damit sehr zufrieden: in Kombination mit schwarz und dunkelblau leuchtete die Farbe noch mehr. Kakarott würde sich so nicht mehr so leicht verstecken können, wenn sie Verstecken im Wald spielten. Gine traute sich nicht, ihr zu sagen, dass diese Farbe zu grell für das simple, konservative Farbempfinden der Saiyajins war. Am nächsten Tag würde sie Kakarot in seiner üblichen Windel abgeben. Die neue Kleidung wäre erst mal nur für zu Hause im Privaten geeignet. Am nächsten Morgen wartete Bulma geduldig darauf, dass ihre Mutter mit Kakarott auf den Arm sich auf den Weg zu ihrer Arbeit machte. Sie spülte noch schnell das Geschirr ab und räumte es weg und dann lief sie auch schon freudig zum See. So lange hatte sie Veg nicht mehr gesehen und heute hatten sie wieder einen Tag nur für sich. Vielleicht konnten sie ja noch tiefer in die Berge fliegen oder er hatte wieder interessante Rätselfragen oder neue Bücher für sie, die sie gemeinsam am See lesen konnten. Eifrig machte sie Pläne, bis sie schwer atmend am See ankam. Sie verlangsamte ihren Schritt und schnappte nach Luft, während sie zu ihrem üblichen Treffpunkt schritt. Die tiefhängenden Äste mit dem dichten Laub verdeckten sie, als sie am Stamm des Baumes setzte. Während sie wartete und darauf hoffte, dass Veg auch wirklich kam, besah sie sich ihre Tunika. Allmählich wurde sie immer kürzer und blasser. Sie sollte sich auch mal wieder neue Kleider schneidern. Ungeduldig sah sie immer wieder in den Himmel, ob sie eine bekannte Gestalt sah. Die mangelnde Kommunikation war manchmal lästig. Aber wenn sie es schaffen würde, den Scouter zu reparieren und Veg ihr zeigen könnte, wie sie ihn damit anrufen könnte…sie lächelte freudig bei den Gedanken, mit Veg reden zu können, wann immer es sie verlangte. Aber so wie es aussah, brauchte sie ein paar Ersatzteile und sie hatte keine Ahnung, wo sie die her holen sollte. Veg musste ihr da auch helfen. Gelangweilt stand sie auf und schritt zum Ufer. Bei den Gedanken an ihren genialen Plan, überkam sie ein glückliches Schaudern. Sie war traurig, dass sie sowohl ihren Vater wie großen Bruder für längere Zeit nicht mehr sehen würde, aber so musste sie sich nicht mehr sorgen, dass Bardock von ihren Freund erfuhr. Sie hoffte darauf, dass Kakarott sich so schlecht benahm, dass er bei ihr blieb. Ihre Mutter plante, auch mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Gine war netter als ihr Vater. Vielleicht, eines Tages, könnte sie Veg mitnehmen und Gine würde sehen, dass andere Saiyajins sie auch akzeptierten….dass sie selber einen Freund gefunden hatte…ein Wunsch für die ferne Zukunft. Aber erst mal musste sie sich auf die Gegenwart konzentrieren. Zusammen mit Veg und Kakarott wäre sie also weniger allein und wenn ihr Scouter funktionierte…bei den Gedanken, was die Kinder dann alles machen könnte, tänzelten ihre Füße wie von selbst über den Sand. Lachend drehte Bulma Kreise. Ihr kleiner Saiyajinschweif zuckte aufgeregt und verhinderte, dass sie die Balance verlor. Der Saum ihres Kleides flatterte bei jeder Umdrehung, während das Mädchen leichtfüßig über den Boden tanzte. Fröhlich summte sie eine ausgedachte Melodie, die in ihren Kopf spukte und beobachtete, wie ihre Füße Spuren im Sand hinterließen. Sie war so abgelenkt von diesem Anblick, dass Vegeta lautlos am Ufer landen konnte und ihr stirnrunzelnd zusah. Er wollte schon laut fragen, ob sie nun endgültig übergeschnappt war, aber Bulmas anmutige Bewegungen und ihr breites Lächeln hielten ihn davon ab. Stattdessen sah er weiter fasziniert zu. Erst als Bulma ihn bei einer Pirouette sah und von selbst anhielt, räusperte er sich verlegen, um seine Ankunft zu verkünden. Bulma rannte mit fröhlichen Lächeln auf ihn zu. Vegeta schluckte. Sein Hals war merkwürdig trocken geworden bei ihren Anblick. Es waren nur zwei Wochen seit dem Tatakai gewesen, seitdem er sie nicht mehr gesehen hatte, aber es kam ihm länger vor. Wie sehr würde sie von ihm beeindruckt sein, wenn er von seinen Neuigkeiten erzählte? Seine kleine Gestalt streckte sich unwillkürlich bei den Gedanken an ihren ehrfurchtsvollen Blick. Er erlaubte sich ein vorfreudiges Schmunzeln. Bulma stutzte, als sie beim Näherkommen seine zufriedene Miene sah und legte überrascht den Kopf schief. „Hey, Veg, ist was Gutes passiert oder freust du dich, mich zu sehen?“ strahlte sie ihn an. Vegeta bemühte sich wieder um ernste Miene und hob die Nase. „Heute alleine, ohne die kleine Nervensäge? Gut“ sagte er. Er ging schnurstracks unter den Baum, wo der Schatten angenehm war und Bulma folgte ihm. „Hat dein Bruder das Tatakai bestanden?“ fiel ihm die Frage ein. „Ja, er ist vor kurzem losgeflogen auf diesen Planeten, wo er weiter ausgebildet wird“ erzählte sie und seufzte. „Jetzt werde ich ihn für mindestens ein Jahr nicht mehr sehen. Mein Vater ist auch schon wieder fort.“ Vegeta nickte. In seinem Fall war die gewöhnliche Ausbildung nicht nötig gewesen. Stattdessen hatte er seinen persönlichen Lehrer wie Nappa und gleich eine richtige Mission bekommen. „Also, warum hast du gelächelt?“ unterbrach Bulmas Stimme seine Gedanken. „Freust du dich, wieder mit mir zu spielen?“ sie schmunzelte selbstbewusst. Vegeta räusperte sich und bemühte sich um eine undurchdringliche Miene, aber dann platzte es aus ihm raus. „Ich habe eine neue Mission bekommen. Eine richtig gefährliche auf einen fernen Planeten“ erzählte er und seine Augen leuchteten aufgeregt. Nappa hatte ihm erzählt, dass es dort einen heftigen Krieg gab und die kleine Truppe Saiyajins sich richtig austoben durften. „Ich werde endlich mal mit voller Kraft kämpfen können. Wenn ich wieder zurückkomme, bin ich bestimmt stärker“ prahlte er. Bulmas Augen wurden groß. Ein kaltes Schaudern überkam sie. Veg verließ sie?! Genau wie ihr Vater und Radditz! Sie erinnerte sich an die traurige Miene ihrer Mutter, ihre Sorge. Warum verließen die Saiyajins ihre Familie ohne einen Gedanken an die zu verschwenden, die sie zurück ließen? Warum war ihnen der Kampf so wichtig? Bulma wurde wütend. Vegs selbstgefällige Miene bei seiner Nachricht erzürnte sie. Warum sollte sie sich für ihn freuen? Er rieb ihr doch unter die Nase, dass er den Planeten verlassen durfte, während sie hier bleiben musste, isoliert in diesem Wald; einsamer als je zuvor. Vegeta stutzte bei Bulmas verkniffenen Mund. Ihre Augenbrauen waren missmutig zusammen gezogen. Das war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Bulma drehte sich um und ging zum Ufer zurück; ließ ihn unter dem Baum einsam stehen. „Hey, was soll das?“ fragte Vegeta aufgebracht, folgte ihr und hielt sie an ihrem Arm fest. Bulma drehte sich wütend um und riss ihren Arm aus seinen Griff. „Was das soll? Was willst du? Soll ich mich für dich freuen, weil du reisen und dir den Kopf einschlagen darfst? Und ich soll hier auf dich warten, oder was?“ schrie sie ihn entrüstet an. „Äh, ja“ stimmte Vegeta ihr unsensibel zu. Wohin sollte sie auch gehen? Natürlich würde sie noch hier sein, wenn er wieder von seiner Mission zurückkam. Auch wenn es vermutlich eine längere Zeit dauern würde…in ihrem Zustand konnte Bulma nirgendwo hin. Sie würde immer hier auf ihn warten. „Du….du…“ Bulma war so wütend, dass ihr die Worte fehlten. Diese eingebildete, selbstgefällige Überzeugung, dass sie nichts Besseres zu tun hatte, als auf ihn zu warten…das er das Highlight ihres Lebens wäre…was fiel diesem eingebildeten Sackgesicht ein? „Blödmann“ keifte sie „Glaubst du, das ist meine Bestimmung? Hier zu sein und auf dich zu warten? Was glaubst du, wie ich mich fühle? Ständig wollt ihr Dummköpfe kämpfen, habt nichts anderes im Kopf, ihr blöden Saiyajins.“ Vegeta verdrehte genervt die Augen. „Du bist doch selbst ein Saiyajin“ murrte er und verstand nicht, warum sich Bulma so aufregte. „Ach, jetzt bin ich eine Saiyajin und keine „Missgeburt mit komischen Haaren“?“ rezitierte sie ihn. Vegeta zuckte beschämt zusammen. Es war langer her, ihr erstes Treffen, als ihm diese Worte rausgeschlüpft waren. Er hatte sich dafür nie entschuldigt und sie auch fast vergessen, aber Bulma…sie erinnerte sich immer noch daran. Dabei fand er ihre Haare jetzt sogar schön und einzigartig. Er strich sich durch seine eigenen Haare, überfordert von Bulmas unverständlicher Reaktion. „Hört mal, Bulma, keine Ahnung, warum du so ausflippst. Alles, was ich dir sagen wollte, ist, dass ich für einige Monate nicht mehr auf diesen Planeten bin. Vielleicht sogar länger, wenn ich sofort weitere Missionen nach erfolgreichen Bestehen bekommen. Ich wolle mich verabschieden und…“ er verstummte. Er hatte gedacht, sie würde stolz auf ihn sein. Diese Mission war eine große Sache. Dieses gegnerische Volk war stark und technologisch gut ausgerüstet. Es würde gefährlich werden und er hoffte darauf, gegen starke Gegner zu kämpfen, um sein Powerlevel zu steigern. Er würde vielleicht sogar endlich eine Pause von diesem theoretischen Unterricht erhalten und sich nur aufs Kämpfen konzentrieren können. Dass man ihm endlich diese Chance gab…es zeigte seinen Rang. Man nahm ihn ernst. In seinem Alter so eine Mission…sollte sie ihn da nicht anhimmeln, ihn bewundern? Stärke war das Symbol der Saiyajins und ein starker Saiyajin sollte geschätzt werden. „Warum glaubst du, dass ich mich freue?“ wandte Bulma ein. Ihre Augen glitzerten verräterisch, aber sie schluckte die Tränen herunter. „Ich finde es dämlich. Dumm. Was ist schon so toll daran, andere Völker zu vernichten? Warum sollte man darauf stolz sein?“ Vegetas Augen wurden groß. Bulma stellte das Dasein der Saiyajins in Frage. Anscheinend war sie doch keine richtige Saiyajin, wenn sie das nicht verstand oder es lag daran, weil sie so schwach war. Sie hatte keine Ahnung über das Bedürfnis der Männer, ihre Kraft auszuprobieren, vom Adrenalinrausch und den Stolz, den man verspürte, wenn der Gegner im Staub lag. Er fühlte sich in seinen Stolz getroffen. Was fiel ihr ein, seinen Erfolg so geringschätzig zu behandeln? „ICH bin STOLZ darauf“ erwiderte er in scharfen Tonfall. Seine Arme überkreuzten sich vor der Brust und seine Finger hielten sich hart an seinen Oberarmen fest. Der leichte Schmerz, den seine Finger verursachten, ließ ihn die Kontrolle behalten. „Dann geh doch, du Trottel. Geh und fliege los, kämpfe und töte. Aber glaub ja nicht, dass ich auf dich warte oder dich dafür bewundere“ schrie ihm Bulma entgegen und drehte sich um. Mit eiligen Schritten lief sie auf den Rand des Waldes zu. „Fein, das tue ich. Glaub ja nicht, dass ich auch nur einen Gedanken an dich verschwenden werde“ rief er ihr wütend hinterher. Er blieb an seinen Platz stehen; weigerte sich, ihr hinterherzulaufen. Er nahm seine Arme runter, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er knirschte mit den Zähnen. Was dachte sich diese dumme Göre, sich so über den Lebenssinn der Saiyajins aufzuregen? Vegeta war innerlich verletzt, dass Bulma ihn nicht mit dem Respekt bewundert hatte, den er sich vorgestellt hatte. Er knurrte. Mädchen waren dämlich und verstanden das halt nicht. Gut, dann würde er jetzt verschwinden und für eine lange, lange Zeit nicht mehr hier her kommen. Irgendwann würde sie ihn vermissen. Er war schließlich ihr einziger Freund und sie hatte nur noch ihren dämlichen, kleinen Bruder. In ein paar Jahren, wenn er in Stimmung war, würde er hierher zurückkommen und ihr großzügig erlauben, sich auf Knien bei ihm zu entschuldigen. Vielleicht würde er ihr dann für diese Unverschämtheit verzeihen. Sie würde ihn bestimmt vermissen. Ein letzter Blick auf den dichten Wald, in dem Bulma verschwunden war…dann drehte sich Vegeta um und flog zurück zum Palast. Bulma versteckte sich im Gebüsch. Sie saß unter einem dichten Busch und hatte ihren Kopf auf ihren angewinkelten Knien abgelegt. Sie schniefte und strich die Tränen weg. Sie war unglaublich wütend auf Vegs Beschränktheit und verletzt. Wieso war ihm nicht aufgefallen, wie unsensibel er sich ihr gegenüber verhalten hatte? Gut, dann sollte er halt verschwinden und sie alleine lassen. Sie würde auch ohne ihn zurechtkommen. Sie griff in die Gürteltasche, wo sich der alte Scouter befand. All die Pläne, die sie geschmiedet hatte…vorbei, fürs erste. Dann würde sie halt selber versuchen, den Scouter zu reparieren. Sie würde Materialien sammeln und ausprobieren. Stur strich sie die letzten Tränen weg und ging wieder nach Hause. Wenigstens auf ihre Mutter und Kakarott konnte sie sich verlassen. Sie würde schon zurecht kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)