Blue Moon von Rikarin ================================================================================ Kapitel 11: Der fremde Junge ---------------------------- Drei Wochen zuvor… Prinz Vegeta konnte den Winter nicht leiden. Ganz egal, dass er in dieser Jahreszeit geboren wurde und die Wintersonnenwende sein siebtes Lebensjahr einläutete. (Es interessierte eh niemanden, wie alt er war; nur wie stark er war) Der Winter war langweilig. Sein Vater hatte ihn weitere Missionen bis zum Beginn des Frühlings verboten und sogar sein Training mit dem Saibamen zurückgefahren. Stattdessen musste der junge Prinz seine Zeit mit dem Lernen von Lesen, Schreiben und Rechnen verbringen. Ein älterer, weißhaariger Saiyajin namens Gurki war als sein Lehrer auserkoren worden. Vegeta war von diesem neuen Unterricht gelangweilt, den er täglich einige Stunden bekam. Das schlimmste war die Neuigkeit, die Nappa ihn verraten hatte: dass diese Art von Unterricht nur der Anfang war. Sein Vater suchte nach weiteren Lehrern, die ihn noch mehr langweiliges Zeug beibringen sollten. Konnte man es dem ungeduldigen Jungen verdenken, dass er anfing, den Unterricht zu schwänzen? Es war eine Herausforderung, Nappa zu entkommen, aber nicht unmöglich. Er musste nur schnell genug weg sein, bevor sein Scouter ihn registrieren konnte. Dazu nutzte er mal einen schnellen Angriff auf Nappas Ohr, um den Scouter zu beschädigen oder andere Ablenkungsmanöver. Solange Nappa mit Fluchen beschäftigt war, konnte er schnell aus dem nächsten Fenster springen und hämisch grinsend fortfliegen. Sein Lieblingsziel war der See, den er einst nach der Beerdigung seiner Mutter gefunden hatte. Der Anblick des glatten Wassers, in dem sich die Berge spiegelten, beruhigte ihn, ebenso die Stille des Ortes. Hier hatte er seine Ruhe. Natürlich kannte er seine Pflichten und Aufgaben. Er wusste, dass sein Vater seine Gründe für diesen langweiligen Unterricht hatte. Aber er brauchte diese kurzen Ruhepausen, um nicht auszurasten. Hier gab es niemanden, der ihn zu irgendwas antrieb, nur die endlosen Weiten des Himmels. Hier war er kein Prinz, kein Krieger und stand unter keiner Beobachtung. Er blieb über den See schweben, bis der kalte Wind ihn auskühlte und er wieder zurückfliegen musste. Er wollte nicht, dass Nappa ihn hier fand. An einem Tag flog etwas Seltsames an ihm vorbei; wehte verheißungsvoll in der Luft. Er fing es schnell mit seiner Hand ein. Stirnrunzelnd sah er, dass es blaue, seidige Fäden waren, wie er sie noch nie gesehen hatte. Neugierig betrachtete er sie und roch daran. Stammten sie von einem Tier? Aber welches Lebewesen auf diesen Planeten hatte ein Fell in dieser Farbe? Besonders zu dieser Jahreszeit wäre eine solche Farbe zu auffällig. Er warf einen schnellen Blick auf die Landschaft, die grau und kahl unter ihm lag. Ein blaues Tier würde da sofort auffallen. Der Geruch war ihm unbekannt, aber nicht unangenehm. Er merkte ihn sich genau. Er ließ diese Fäden wieder los und sah zu, wie der Wind sie fortwehte. Sollte er jemals dieses Tier finden und fangen, könnte man ihn einen Mantel aus seinem schönen Fell machen. Eine Woche später war er wieder so sehr genervt von seinem furztrockenen, langweiligen Unterricht, dass er es nicht mehr aushielt. Er warf einen Seitenblick nach hinten, wo Nappa breitbeinig die Tür bewachte. In diesem Raum gab es keine Fenster. An der Wand stand sein Lehrer und schrieb abgelenkt etwas an die Tafel. Vegeta drehte sich um. Mit einem gezielten Ki-Strahl attackierte er Nappas Scouter, verpasste den geblendeten Krieger einen Tritt in den Magen und rannte raus; fort aus diesem einengenden Gefängnis. So schnell er konnte flog er aus der Hauptstadt raus. Schwer atmend hielt er über dem See an und sog die kalte Luft ein. Plötzlich hörte er ein lautes, hohes Schreien. Alarmiert schwebte er tiefer und suchte nach seinem Ursprung. An einem Ufer sah er jemanden stehen, der laut über den See rief. Er konnte Wörter verstehen wie „mein Leben“ und „Selber entscheiden“. Er schaltete seinen Scouter an. Wer immer es war, er besaß nur eine Kampfkraft von 110. Er konnte die Konturen eines Saiyajin-Schweifes, wütend wedelnd, erkennen. Vegeta grinste höhnisch. Es schien sich um einen schwachen Saiyajin zu handeln. Vermutlich ausgesetzt, weil seine Eltern diese Niete im Winter nicht beköstigen wollten. Ihn zu quälen könnte ein witziger Zeitvertreib sein. Er flog zu ihm rüber. Gerade als er über ihn stehen blieb, konnte er die Worte hören: „Wenn ich doch nur stärker wäre“. Er lachte höhnisch auf. „Eine Kampfkraft von 110 will stärker werden? Dann streng dich mal an, du Schwächling.“ Erschrocken sah der kleine Saiyajin zu ihm nach oben. Strahlend blaue Augen waren weit aufgerissen. Vegeta zuckte erstaunt zusammen. Jetzt erst fiel ihm auf, dass die kurzen Haare, de zu zwei Zöpfen zusammengebunden waren und widerspenstig vom Kopf abstanden, ebenfalls blau waren. Dazu trug der kleine Saiyajin eine Tunika in einer seltsamen blassen, hellroten Farbe. Beide Saiyajins sahen sich wortlos an. Vegeta war irritiert von diesem Anblick und versuchte, einen logischen Zusammenschluss für diese Erscheinung zu finden. Bulma sah staunend hoch; ihr Körper wie erstarrt. Ausgerechnet der Junge, an den sie öfters gedacht hatte, schwebte über ihr und sah sie prüfend an. Das, was sie befürchtet und gehofft hatte, war eingetreten: ein anderer Saiyajin hatte sie gefunden. Der Junge schwebte tiefer, so dass sich die beiden Kinder nun in Augenhöhe befanden; Bulma am Uferrand und der Junge über dem Wasser schwebend. Beide betrachteten sich ungeniert. „Äh, hallo?“ hauchte Bulma und hob zitternd ihre Hand als grüßende, friedliche Geste. Der Junge hob arrogant seinen Kopf und sah sie strafend an. „Bist du ein Saiyajin?“ fragte er hochmütig. Bulma nickte. Ein Mundwinkel hob sich spöttisch nach oben. „Mit den Haaren und der schwachen Kampfkraft? Was für eine Fehlleistung bist du denn?“ Bulmas Augen weiteten sich empört, dann verengten sie sich zu wütenden Schlitzen. Sie nahm ihre Hand runter. „Und was für ein arroganter Trottel bist du?“ fragte sie wütend. Der Junge knurrte und deutete auf das Symbol auf seiner Brust. „Weißt du nicht, was das ist?“ fragte er verärgert. Bulma sah sich das seltsame Zeichen genauer an. So eines hatte sie noch nie gesehen. Es war jedenfalls kein Buchstabe. Sie schüttelte den Kopf. Der Junge schnalzte abschätzig mit der Zunge. „Also auch noch völlig verblödet“ hörte sie ihn murmeln. Jetzt reichte es ihr. Dieses Treffen verlief nicht so, wie es sich Bulma gewünscht hatte. Sie hatte genug davon, dass jeder Saiyajin so auf sie herabsah. Dabei war der Junge vor ihr nicht mal größer. Wenn man von seiner hochstehenden Frisur mal absah, war er sogar kleiner als sie. Vielleicht war er sogar jünger. //Toll, der ist jünger als ich und trotzdem zehnmal stärker// dachte sie traurig. Sie drehte sich um. Mit dem Blödmann wollte sie nicht sprechen. Sie kam aber nicht weiter als zwei Schritte, da er plötzlich vor ihr landete und den Weg versperrte. Vegeta konnte es nicht fassen. Schwach, blauhaarig, komischer Modegeschmack und keine Ahnung über die Königsfamilie. Wie interessant. Er versperrte dem Kleinen den Fluchtweg. Angesichts der blauen Haare und der Fährte, die der Wind in seine Richtung wehte, wurde ihm klar, dass er den Besitzer des „blauen Fells“ gefunden hatte. Aber etwas anderes wurde bei dem frischeren, stärkeren Geruch ebenfalls deutlich. „Du bist ein Mädchen?“ fragte er stirnrunzelnd. Sie nickte zögerlich. Schmallippig betrachtete Vegeta sie. Mädchen…bislang hatte er keinen Kontakt zu ihnen gehabt. Er wusste nur dass, was sein Vater und Nappa ihm erzählt hatten: sie waren schwächer als Jungs und man musste nett zu ihnen sein, weil sie wichtig waren. Wieso hatten sie ihm nicht erklärt; nur dass er noch zu jung war, um den Grund zu erfahren. Er legte den Kopf schief und betrachtete ihren zierlichen, narbenlosen Körper, der eindeutig noch nie in einen Kampf in Mitleidenschaft gezogen worden war. Jup, Mädchen waren richtig schwach. Bulma mochte seinen Blick nicht. So, als ob sie wertlos war oder nichts weiter als eine kurzweilige Ablenkung, so wie ein interessantes Insekt. Sie war immerhin auch eine Saiyajin. Sie war Bulma, Tochter von Bardock, dem stärksten Unterklasse-Krieger und sie würde sich nicht so behandeln lassen. „Geh mir aus den Augen, du Dreckskerl oder ich verhaue dich“ fauchte sie und nutze den Fluch, den sie zufällig von Tante Selypa bei ihren letzten Besuch gelernt hatte. Der Junge lachte laut auf. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie stark ich bin?“ fragte er grinsend. „Nein, aber ich habe dich kämpfen gesehen“ antwortete Bulma stirnrunzelnd. „Damals, in der Nacht, als der See brannte…du hast den Seekönig getötet.“ „SeeKÖNIG! Hah, mit so einem Titel benennst du einen so schwachen Gegner? Das war er nicht wert. So; das hast du also gesehen. Dann weißt du ja, zu was ich fähig bin. Hast du Schwächling dir wenigstens das Fleisch unter den Nagel gerissen?“ fragte er. Bulma schüttelte den Kopf. “Hätte ich gerne, aber ich wäre nicht drangekommen.“ „Jämmerlich“ murmelte der Junge und hob wieder arrogant den Kopf. Bulma seufzte auf. Heute war nicht ihr Tag. Diese ständige Kritik wegen denselben Gründen ging ihr auf die Nerven. Der Kerl sollte sie in Ruhe lassen. Sie zwängte sich an ihn vorbei. „Hey, dreh mir nicht den Rücken zu. Ich bin noch nicht fertig mit dir“ widersprach er und fasste sie an ihrem Oberarm an. Sie zuckte bei seinem harten Griff zusammen. Aus eigener Kraft konnte sie sich nicht lösen. „Ich muss zu meinem Bruder“ murmelte sie entschuldigend. „Er wacht gleich auf und wird hungrig sein.“ „Du hast noch einen Bruder? Hat er auch blaue Haare?“ fragte er neugierig und ließ sie los. Bulma schüttelte den Kopf und lief los. Sie konnte hören, wie er ihr folgte. Ein Entkommen schien nicht möglich sein. Solange er nicht sein Interesse an ihr verlor, klebte er an ihr. Bulma biss sich auf die Lippen. Das war nicht gut. Allmählich bekam sie Angst. Was wollte er von ihr? Was konnte er ihr antun? Was, wenn er sie an ältere, größere Saiyajins verriet? Er selber war auch sehr viel stärker als sie. Aber er war so seltsam selbstbewusst und furchtlos, als kümmere er sich nicht um die Erwachsenen. Als müsste er nichts auf diesen Planeten fürchten. Bulma hielt an dem Baum an, unter dem Kakarott schlief. „Hm, er hat ja ganz normale Haare“ sagte der Junge unzufrieden und drückte auf seinen Scouter. Beim Ergebnis seines Powerlevels lachte er laut auf. Vegeta konnte nicht glauben, dass es einen zweiten Saiyajin gab, der so schwach wie Tarble war. Hah, vielleicht war der Kleine mit den Strubbelhaaren sogar noch schwächer. Das Mädchen sah ihn böse an. Er zuckte nur mit den Achseln. Was er gesagt hatte, war nur die Wahrheit. Er sah dabei zu, wie sie ihn vorsichtig auf den Arm nahm. Verschlafen öffnete das Kleinkind die Augen und blinzelte ihn schläfrig an. Sie drehte sich zu ihm. „So, hast du genug über uns gelacht? Dann lass uns in Frieden. Wir stören hier niemanden und wollen von niemand gestört werden“ sagte sie kühl zu ihm. „Willst du mir damit sagen, dass ich abhauen soll?“ fragte Vegeta grinsend. Sie nickte hoheitsvoll. Sein Grinsen verbreitete sich. „Hey, Mädchen, warum fängst du nicht gleich an, mir Befehle zu erteilen? Vielleicht bin ich ja so nett und verschwinde dann ja“ fragte er gespielt unschuldig. Kein Saiyajin sollte es wagen, ihm Befehle zu erteilen. Ganz besonders nicht eine solche Mutation. Wenn sie es wirklich wagen würde…er würde sie in der Luft zerfetzen, zusammen mit ihren Bruder. Sie sah ihn stirnrunzelnd an. „Du siehst aber nicht nett aus“ antwortete sie nur und drehte sich um, um durch den Wald zu gehen. Vegeta ließ ihr einen Vorsprung. Nur ein paar Schritte, so dass sie glauben sollte, dass er sie wirklich ziehen lassen würde. Dann machte er einen großen Sprung und landete vor ihr. Sie versuchte, an ihm vorbei zu gehen, aber er stellte sich ihr in den Weg. Ihr Gesicht verzog sich wütend und ihre blauen Augen strahlten heller. Vegeta grinste amüsiert bei dem Anblick wie sie versuchte, ihr Temperament zu zügeln. Sie beschimpfte ihn jetzt nicht mehr. Sie wusste genau, dass sie schwächer war. Beschützend hielt sie ihren Bruder im Arm. Was würde das Mädchen wohl tun, um ihn auszuweichen? Eigentlich sollte er ihr längst seinen Namen und Titel sagen und dabei zusehen, wie sie vor ihm auf die Knie fiel. Sie kannte das Königswappen nicht, aber was ein Prinz war, sollte sie doch wohl wissen? Aber anderseits war es bei einem Schwächling wie ihr nicht nötig, mit seiner Position zu prahlen. Komisch, dass sie es trotz des Stärkeunterschiedes trotzdem wagte, ihm Widerstand zu leisten. Jeder andere mit ihren Powerlevel wäre bei seinem Anblick sofort auf den Knie gefallen und würde ihn um Gnade anbetteln. Würde darum betteln, dass er ihn ignorieren und am Leben lassen würde. Selbst bei ihrem schwachen Powerlevel sollte ihr Instinkt sie warnen, dass man sich mit ihm nicht anlegen sollte. Bulma war genervt, hungrig, ängstlich und wütend. Eine schlechte Kombination, um ruhig zu bleiben. Der Junge ging ihr gerade gehörig auf die Nerven, aber jetzt musste sie sich nicht nur um ihr Leben, sondern auch um das von Kakarott Sorgen machen. Zudem war es gerade erst Mittag. Radditz und Gine würden erst am Abend zurückkehren. Die drei Kinder waren vermutlich die einzigen Saiyajins in diesem Wald. Sie könnte so laut schreien, wie sie wollte. Niemand würde sie hören. Sie atmete tief durch. „Ich habe keine Ahnung, wie alt du bist, aber du benimmst dich verdammt kindisch“ sagte sie hochnäsig. Er lachte abfällig. „Ich glaube, wir sind beide gleich alt“ antwortete er. „Oh, du bist auch fünf Jahre alt?“ fragte Bulma erstaunt. Sie hatte gedacht, er wäre junger. Der Junge sah sie stirnrunzelnd an. „Ich bin sieben“ antwortete er. Bulma sah auf seine Höhe, verzog kurz erstaunt das Gesicht und hob dann eine Hand, um seine Höhe mit ihrer zu vergleichen. „Aber wir sind fast gleich groß?“ rief sie schockiert aus. Das passte nicht in ihre Logik. Ältere sollten doch auch größer sein, oder nicht? Radditz war jedenfalls immer ein gutes Stück größer als sie gewesen. „Ich wachse ja auch noch“ fauchte der Junge sie böse an. Jetzt war es Bulma, die amüsiert grinste. Sie konnte an seinem Tonfall hören, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. „Vielleicht bekommst du ja nicht genug zu essen?“ fragte sie gespielt naiv. „Ich esse genug und nur das Beste“ prahlte er. „Vielleicht nicht, denn dann wärst du größer als ich“ sagte sie im süßen Tonfall. Er knurrte. „Du hast eine große Klappe für eine Missgeburt mit komischen Haaren“ entfuhr es ihm. Bulmas Augen weiteten sich entsetzt. Wie konnte er es wagen?! Wieder atmete sie tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Sie schluckte die aufkommenden Tränen herunter. Langsam verstand sie ihre Eltern und ihre Entscheidung. Wenn sich alle Saiyajins so benahmen, nur weil ihre Haar- und Augenfarbe anders war…Aber sie würde vor ihm garantiert nicht weinen, niemals. Lieber biss sie sich die Zunge ab. „Dann geh doch, wenn mein Anblick deine Augen beleidigt“ sagte sie gespielt arrogant. Sie würde ihm nicht zeigen, wie stark er sie mit seinem Kommentar verletzt hatte. „Vielleicht tue ich das ja“ sagte er stirnrunzelnd. „Gut, dann tue es doch und kündige es nicht nur an, du Schlappschwanz“ entfuhr es Bulma wütend. Wieder endete der Satz mit einem Wort, das sie von Tante Selypa gelernt hatte. „Nö, lieber nicht. Es macht zu viel Spaß, dich zu nerven“ sagte er plötzlich fies grinsend. Laut stöhnte Bulma genervt auf. Kakarott fing an, unruhig zu werden. Ob es an der gereizten Spannung in der Luft lag oder weil er Hunger hatte, war nicht ersichtlich, aber er fing leise an zu weinen. Genervt sah der fremde Junge ihn an. „Das stört. Bring ihm zu Schweigen“ befahl er kalt. Bulma verdrehte die Augen. Der Typ hatte ja keine Ahnung von Kindern. Vermutlich hatte er keine jüngeren Geschwister. Jup, ein verwöhntes Einzelkind; das war er. Sie strich Kakarott beruhigend über den Rücken. „Ist schon gut, wir gehen jetzt nach Hause und dann gebe ich dir dein Essen“ murmelte sie. Sie fing an, eine beruhigende Melodie zu summen und Kakarott hörte mit dem Wimmern auf. Vorsichtig ging sie ein paar Schritte an den namenlosen Jungen vorbei, der sie stirnrunzelnd dabei beobachtete, wie sie summend Kakarott beruhigte. Ließ er sie in Ruhe? Konnte sie mit Kakarott fliehen? Sie erinnerte sich an Radditz Lektion, niemals Angst zu zeigen und immer ruhig zu bleiben. Raubtiere sahen den Geruch von Angst als Startsignal, um loszulegen. Sie musste ihr nervös schlagendes Herz beruhigen und dabei half ihr das Streicheln von Kakarott. Es lenkte sie etwas ab. Sie konzentrierte sich auf den kleinen Pfad vor sich und ging unbeirrt weiter. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Junge hinter ihr blieb, sich aber nicht bewegte. Langsam beschleunigte sie ihren Schritt, bis sie hinter den Bäumen verschwinden konnte. Vegeta sah ihr hinterher, wie sie in den Wald verschwand. Besonders ihr Kleid in der auffälligen Farbe leuchtete noch eine Weile. Glaubte sie tatsächlich, sie konnte vor ihm fliehen? Er ließ sie sich absichtlich in Sicherheit wiegen, damit sie ihn zu ihrem Lager führen konnte. Sein Vater und Nappa hatten ihn beigebracht, wie man jagte. Langsam schwebte er nach oben und flog durch die Baumkronen. Wie er es sich gedacht hatte, war es kein Problem, ihr zu folgen. Es gab noch nicht genügend dichtes Laub, hinter dem sie sich verstecken konnte. Vegeta wusste nicht, wieso er ihr hinterherflog, anstatt wieder zurück zum Palast zu kehren. Aber sie war eindeutig spannender als der langweilige Unterricht, der ihn dort erwartete. Sie gab Widerworte, verbeugte sich nicht, hatte keine Ahnung über das Königswappen, besaß faszinierende Augen und Haare…sie war für den jungen Prinzen ein reizvolles Geheimnis, dass er zu lösen gedachte. Was war sie und woher kam sie? Er sah, wie sie zu einer kleinen Hütte rannte, die am Fuße der Berge stand. Er blieb in der Luft stehen und begutachtete seine Position. Eine abgelegene Ecke. Die Hütte wurde durch einige hohe Nadelbäume mit ihren immergrünen Nadeln gut von oben verdeckt. Vermutlich wäre er niemals hier gelandet, wenn er sie nicht gejagt hätte. Wer immer diese Hütte auch gebaut hatte, wollte in Abgeschiedenheit leben. Er flog näher und landete vor der Hütte. Einfacher Stil, brauner Lehm an der Fassade, viel Holz…so bauten die Saiyajins ihre Häuser in den Dörfern. Die Häuser in der Hauptstadt waren hochstöckiger, mit runder Kuppel und weißem Kalk verkleidet. Ein Kind konnte diese Hütte nicht allein gebaut haben. Es mussten noch mehr Saiyajins hier wohnen. Sein Scouter zeigte ihm aber keine weiteren Powerlevel an. Sie waren also alleine. Als Prinz der Saiyajins trat er selbstbewusst ein. Keiner würde es wagen, ihm den Eintritt zu verwehren. Wenn ein Mitglied der Königsfamilie einem die Ehre gab, hatte man ruhig zu sein, sich zu verbeugen und das beste Essen aufzutischen. Er trat in einen großen Raum ein, von dem er aus die Küchenzeile, den Esstisch und eine einfache Treppe sah, die ins Obergeschoss führte. Der Raum wurde mittels heller Vorhänge abgeteilt. An den Wänden standen gefüllte Regale aus grob bearbeitendem Holz. Vegeta rümpfte die Nase. Diese Hütte wies auf einen Unterkrieger hin. Kein Schmuck an den Wänden, keine Verzierungen, alles war zweckmäßig. Es gab einige gemütliche Ecken, die mit Kissen und Decken gepolstert waren, aber ansonsten war es eine schlichte Behausung. Er sah zum Mädchen hin, die ihn noch nicht bemerkt hatte. Sie hatte ihren Bruder auf den Boden abgesetzt und sich einen Schemel an den Herd geschoben. Sie sprang drauf, um einen besseren Blick und Handhabung für den dicken Topf auf den glimmenden Herd zu erhalten. Angewidert zuckte er mit den Schultern. Dieses Haus war unter seiner Würde. Das Essen würde da auch nicht besser sein. Er hatte zwar Hunger aber da könnte er besser im Palast essen. Er drehte sich um. In dem Moment hob Bulma den Deckel des Topfes hoch. Ein konzentrierter Geruch von Brühe drang durch den Raum. Vegetas Nase zuckte interessiert und er hielt in seiner gehenden Bewegung inne. Irritiert drehte er seinen Kopf. Das roch ja lecker?! Bulma sah zufrieden in den Topf. Heute Morgen, bevor sie mit Kakarott das Haus verlassen hatte, hatte sie das Essen vorbereitet. In dem Topf hatte sie Gemüse, Gewürze, Kräuter, Fleischbrocken und eine große Menge an Flüssigkeit geschüttet. Diese war jetzt durch das langsame, lange Köcheln verdampft und hatte sich in eine sämige Brühe verwandelt. Das beigefügte Fleisch war damit schön zart geworden. Sie schnappte sich noch etwas von den dünnen Wurzeln, die nur eine geringe Garzeit benötigten, schnitt sie klein und warf sie mit in den Topf rein. Prüfend schnupperte sie am austretenden Dampf. Es sah gut aus, aber vielleicht sollte sie noch ein paar Bataten reintun. Kakarott hatte schon die ersten Zähne bekommen und konnte Weiches und Halbfestes gut essen. Sie sprang vom Hocher herunter und sah sich Auge in Auge mit dem fremden Jungen. Sie kreischte erschrocken auf. Der Junge hob nur eine Augenbraue und fing dann an zu schweben, um einen prüfenden Blick in den Topf werfen zu können. „Das sieht ja nicht schlecht aus…und es riecht gut“ bemerkte er. Anerkennend nickte er ihr zu. „Also gut, ich probiere es“ stimmte er zu. Bulma sah ihn mit schmalen Augen an. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn eingeladen zu haben. Anderseits gab es wirklich genug, da sie kein großer Esser war. Dann musste sie halt am Abend noch mal kochen, wenn Radditz wieder von seinem Training kam und er ihr den schweren Felsen vor der Vorratskammer wegrollen konnte. Es wäre vermutlich besser für sie, wenn der Fremde gute Laune hatte. Rausschmeißen konnte sie ihn eh nicht; dazu fehlte ihr die Kraft. Dazu war sie noch beunruhigt, weil er ihr gefolgt war. Der fremde Junge machte sich bereit, sich an den Tisch zu setzen. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass Bulma ihn auch noch bediente, aber noch war das Essen nicht fertig. Stirnrunzelnd sah sie ihn an. Es war das erste Mal, dass sie Gastgeberin war. Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihre Mutter die Situation händeln würde. Dabei fiel ihr Blick auf Kakarott, der wieder mal versuchte, sich auf seine Beine zu stellen. Mit wackeligen O-Beinen hievte er sich an einem der Hocker hoch und tapste mit seinen Fingern auf den Tischrand. Schnell eilte sie zu ihm und nahm ihn hoch. „Das Essen ist noch nicht ganz fertig. Ich muss auch noch den Tisch vorbereiten. Hier“ sie hielt ihm den strampelnden kleinen Bruder entgegen. Der Junge sah sie unwissend an. „Jemand muss solange auf ihn aufpassen. Ich kann ihm nicht den Rücken zudrehen. Sonst stellt er nur wieder was an“ erklärte sie ungeduldig. Der Junge bekam wieder diese Stirnfalte, die sein Missfallen ausdrückte. „Was hat das mit mir zu tun?“ fragte er unbeteiligt. „Willst du was zu essen oder nicht? Mein Vater sagt immer: Wer nicht arbeitet, bekommt auch nichts zu essen. Komm, wir spielen Vater-Mutter-Kind. Ich bin die Mutter, die das Essen zubereitet und du der Vater, der sich um das Kind kümmert“ entschied Bulma ungeduldig und drückte ihm den Kleinen in die Arme. Automatisch hielten seine Arme den Kleinen fest. Fassungslos sah er auf ihn herab und dann wieder in ihr Gesicht. „Vater?! Ich bin ganz bestimmt nicht der Vater von einem kleinen Schwächling! Hey, das kannst du nicht machen“ rief er entrüstet auf, aber Bulma hatte sich schon wieder auf ihren Hocker begeben, um den Eintopf fertig zu kochen. Lächelnd warf sie einen kurzen Blick nach hinten. Sie fing an zu grinsen. Der Junge hielt mit langen Armen Kakarott von sich weg. Sein Blick zeigte pures Missfallen. Kakarott fing wieder an zu strampeln. „So ein schwaches Baby ist nicht mein Sohn“ hörte sie ihn murmeln. „Was ist überhaupt für ein bescheuertes Spiel?“ Jetzt hörte er sich fast schon wie Bardock an. Vegeta setzte den Schwächling auf den Boden ab, der sich hinhockte und dümmlich in die Hände klatschte. Was war das für ein bescheuerter Säugling? Warum lachte er ihn so breit an? Machte er sich über ihn lustig? Er war Vegeta, Prinz der Saiyajins und kein Babysitter! Er drehte sich zur Blauhaarigen um, die gerade näherkam. In den Händen hielt sie Besteck und Becher, das sie auf den Tisch verteilte. „Hey, Mädchen, ich bin ein mächtiger Krieger“ betonte er. Sie sah ihn nur fragend mit ihren blauen Augen. „Und?“ fragte sie unbeeindruckt. Vegeta fing an zu stammeln. Sie hatte doch gesehen, mit welchen Gegnern er es aufnehmen konnte. Warum glaubte sie, dass ein Krieger auf Kindern aufpassen sollte? Und was war das für ein blödes Spiel namens Vater-Mutter-Kind? Sie war jetzt die Mutter, oder was? Soweit er sich erinnern konnte, hatte seine Mutter nie in der Küche gestanden. Aber gut, sie war ja auch die Königin gewesen. Wer weiß, wie furchtbar ihr Selbstgekochtes geschmeckt hätte. Er wollte dem Mädchen gerade befehlen, sich selbst um ihr Balg zu kümmern, als sie sie einen tönernen Krug schnappte und nach draußen verschwand. Sie ließ ihn alleine mit dem Kleinen zurück?! Mit offenem Mund starrte er ihr hinterher. Sie war verrückt; eine andere Möglichkeit gab es nicht. Deswegen zog man sie hier auf. Blauhaarig, blauäugig, schwach und durchgeknallt…ihre Eltern mussten sie ja echt lieben, wenn sie sie noch nicht ausgesetzt hatten. Eine Erkenntnis traf ihn. Vermutlich hatte er Recht und das war der Grund, warum man in dieser abgeschiedenen Ecke gezogen war. Um sie zu verstecken! Niemand wusste von ihr! Darum hatte er noch nie von einer Saiyajin mit blauen Haaren und Augen gehört. Bulma kehrte mit einem Krug frisch geschöpftem Wasser zurück. Immer noch war der fremde Junge im Haus, Kakarott zu seinen Füßen, der neugierig an seinem Mantel zog, aber unbeachtet blieb. Er warf ihr finstere, nachdenkliche Blicke zu und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, aber wenigstens war er still und tat ihrem Bruder nichts zu Leide. Sie schenkte ihm einen Becher mit dem frischen Wasser ein und eilte beschäftigt zum Topf zurück. Mittlerweile müsste es durch sein. Sie servierte ihm die erste Schüssel. Er schnappte sich einen Löffel und wollte ungeduldig anfangen zu essen, als sie ihn mit einer hektischen Handbewegung stoppte. „Noch nicht essen“ befahl sie. Misstrauisch sah er sie an. „Wieso?“ „Eine Familie isst immer zusammen“ erklärte sie. „Wir sind aber keine Familie“ beschwerte er sich keifend. „Aber Vater, wie kannst du das sagen, nachdem wir sogar ein Kind haben?“ sagte Bulma in leidenden, vorwurfsvollen Ton, wie Gine es manchmal tat, wenn sie Bardock ärgern wollte. Er knurrte sie an. Eine dicke Ader erschien auf seiner Stirn. Sie lächelte ihn fröhlich an. Dass sie nicht aus lauter Angst vor ihm kroch, schien ihn zu überraschen. Seine Augen wurden groß und er hörte mit dem Knurren auf. Sie nutze seine Verblüfftheit aus, eilte schnell wieder zum Herd, um ihre und Kakarotts Portion zu holen. Sie setzte sich ihm gegenüber, mit ihren Bruder auf ihren Schoss, um ihn zu füttern. Ab und zu warf sie einen vorsichtigen Blick nach vorne. Der fremde Junge schaufelte sich hungrig den Eintopf hinter die Kiemen. Es schien ihm zu schmecken. Vegeta war überrascht von dem Geschmack dieser Speise. Sie war warm und würzig. Selbst das billige Fleisch schmeckte überraschend zart und köstlich. Er war zwar immer noch ein wenig sauer wegen diesem blöden Spiel, zu dem sie ihn gezwungen hatte, aber kochen konnte sie. Schnell hatte er seine Schüssel geleert und sah hungrig zum dampfenden Topf hin. „Du kannst dir ruhig den Rest noch nehmen“ sagte sie, weil sie seinen ungeduldigen, hungrigen Blick bemerkte. Er sah sie unzufrieden an. Eigentlich sollte sie ihn bedienen, aber da sie immer noch nicht über seine Stellung aufgeklärt war und den Kleinen auf den Schoss hatte, gab es keine andere Möglichkeit. Er stand auf und holte sich selbst eine weitere Portion. Er ließ sich bei seiner zweiten Portion Zeit und warf versteckte Blicke zu seinem Gegenüber. Was für eine komische Situation war das denn hier? Vegeta hatte noch nie mit anderen Kindern gespielt; mit Mädchen schon gar nicht. Sein einziger Kontakt zu anderen Kindern war das Tatakai gewesen, wo er die älteren Jungen alle besiegt hatte. Danach hatte er aber zu keinem weiteren Kontakt mehr gehabt. Ansonsten war er nur von erwachsenen Männern umgeben. Es war das erste Mal, dass er so ein Mahl hatte. Ein einfaches Mahl, nur ein Gang, mit simplen Wasser zum Trinken und mit zwei anderen Kindern und sie spielten Vater-Mutter-Kind…Vegeta erkannte, dass das Mädchen ihre Familiensituation spiegelte. Familie bedeutete für sie, dass der Vater auf die Kinder aufpasste und die Mutter kochte und dann alle zusammen aßen. So etwas kannte er nicht. Seine Familienessen waren anders, einsamer, stiller. Selbst als seine Mutter noch lebte, hatte sie sich nicht alle an einen Tisch versammelt. Sein Vater war ständig am Arbeiten und unterwegs gewesen und sie hatte ebenfalls ihre Pflichten gehabt. Er hatte daher immer alleine mit Nappa gegessen. Selten hatte es ein „Familienessen“ gegeben: ein langer Tisch, wo die drei Familienmitglieder saßen, mit großen Abstand zueinander und dann still ihr Mahl zu sich nahmen. Er verdrängte die Erinnerung an das letzte gemeinsame Mahl und konzentrierte sich wieder auf seine Schüssel. Er nahm anschließend noch eine dritte Portion und kratzte den Topf leer. Erst als er am Tisch saß, fiel ihm auf, dass er damit mehr gegessen hatte als sie und dass es der letzte Rest war. Nappa hatte ihm erzählt, dass man den Weibchen immer zuerst das letzte Essen anbieten musste. (Eine komische Sitte, die er nicht verstanden hatte. „Oh, du wirst es verstehen, wenn du älter bist“ hatte der Krieger nur grinsend erzählt. „Sobald du anfängst, dich für Mädchen zu interessieren, wird es dir klar sein. Je besser die Stimmung der Weibchen ist, desto besser auch für dich.“) „Hm, Mädchen, willst du auch noch was?“ fragte er sie grummelnd und schob die Schüssel einladend in die Mitte. Die Blauhaarige sah erstaunt auf, schüttelte aber zu seinem Erleichtern mit dem Kopf. „Ich bin satt“ sagte sie zur Begründung. Satt?! Jetzt schon? Er dagegen könnte noch einen Nachtisch vertragen. „Wir haben noch ein paar getrocknete Früchte. Soll ich sie holen?“ fragte sie. Sie schien sein Bedürfnis nach einem Nachtisch anzusehen oder wollte vielleicht auch etwas Süßes haben. Er nickte. Sie stand auf, nahm ihren Bruder dabei mit und legte in einem etwas abgenutzten, geflochtenen und gepolsterten Korb hinein. Sie nahm ihren Hocker zu Hilfe, um aus dem Regal einige blickdichte Dosen zu holen und legte ihren Inhalt auf den Teller. Kurz machte sie Halt bei dem Kleinen und gab ihm ein gelbes Fruchtstück zum Kauen und Lutschen, bevor sie den Teller zwischen sich auf den Tisch stellte. Rote, orange und gelbe getrocknet Früchte in verschiedenen Größen lagen einladend drauf. Die beiden Kinder nahmen sich abwechseln vom Nachtisch. Bulma sah misstrauisch zu, wie der fremde Junge mit zufriedener Mine die letzten Reste aß. Er hatte einigermaßen gute Laune und die gereizte Spannung zwischen ihnen hatte sich auch beruhigt. Trotzdem blieb sie misstrauisch. Was würden ihre Eltern und Raddditz sagen, wenn sie wüssten, dass ein fremder Saiyajin uneingeladen in ihrem Haus war. Sie würden ihr garantiert Vorwürfe machen. „Hey, Mädchen, wie ist dein Name?“ fragte er sie plötzlich. Bulmas Augen wurden überrascht größer. Stimmt, bislang hatten sie sich noch nicht vorgestellt. „Äh, Bulma und das ist Kakarott“ stotterte sie überrascht. „Und dein Name?“ „Veg…“ Vegeta biss sich auf die Zunge. Selbst wenn sie das Königswappen nicht kannte, sie musste ja wenigstens den Namen ihrer Heimat kennen. Was, wenn sie wusste, dass nur der König und Prinz dessen Namen trugen? Noch wollte er nicht, dass sie von seiner Titel erfuhr. Irgendwie war diese Anonymität spannend und vielleicht auch mal nützlich, wenn es jemand auf diesen Planeten gab, der ihn nicht kannte. „Also Veg-chan?“ hakte Bulma nach, weil er so plötzlich verstummte. Sie konnte nicht glauben, dass dieser eingebildete Junge so einen kurzen Namen hatte. Sie bekam das Gefühl, dass er ihr etwas verschwieg. Sie schluckte schuldbewusst, als ihr klar wurde, dass sie einen Fremden einfach ihren Namen und den ihres Bruders verraten hatte. Auf keinen Fall durfte er die Namen der anderen Familienmitglieder wissen. Dann wüsste er, aus welcher Familie sie stammte. „Einfach nur Veg“ murmelte ihr Gegenüber. Er hatte wieder die Arme vor der kleinen Brust verschränkt und wich ihrem Blick aus. „Aber „Veg-chan“ hört sich netter an.“ „Ich bin aber nicht nett“ fauchte er sie an. „Aber kleiner als ich“ beharrte Bulma. „Bin ich nicht. Dafür aber älter, also kein „-chan“, verstanden!“ Bulma schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, mit dem sie sonst ihre Eltern überzeugte. „Veg-chan“ rief sie freudestrahlend. „Mädchen“ brummte er genervt und wieder erschien diese dicke, wütende Ader auf seiner Stirn. Er stand vom Tisch auf und drehte sich um. Bulma blieb sitzen und sah ihm hinterher. Hatte sie ihn nur deswegen schon so beleidigt, dass er endlich ging? Oder tat er es, weil es eh nichts mehr zum Essen kam? Er warf ihr einen letzten Blick zu. Dann nickte er und verkündete: „Wir sehen uns wieder.“ Alarmiert von dieser Ankündigung sprang sie auf und rannte ihm hinter. Sie konnte ihn noch erwischen, als er gerade in der Luft schwebte. „Warte, Veg-chan“ rief sie laut. „Du darfst niemanden von uns erzählen, versprich es. Bitte“ flehte sie. Er hob den Kopf und sah sie nachdenklich an. Dann nickte er leicht, drehte sich wieder um und flog in hoher Geschwindigkeit fort. Erleichtert sank Bulma zu Boden und hielt eine Hand an ihr nervös klopfendes Herz. Sie hatte das Gefühl, das sie heute einer großen Gefahr entkommen war. Noch größer als damals bei dem Scrofa-Angriff und sie hatte es dieses Mal alleine geschafft. Aber dann erschrak sie sich ein weiteres Mal. Was bedeutete es, dass er wieder kommen wollte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)