Ai no Scenario von Listle ================================================================================ Kapitel 16: ------------ Kaito fühlte sich Träge und energielos, aber alles in allem ging es ihm besser als die vergangenen Tage. Seine Laune war blendend, nur der Eisenmangel machte ihm zu schaffen. Aoko war besorgt gewesen, als sie sich getroffen hatten und sie ihm seine Uniform und Schultasche mitgebracht hatte, aber Kaito hatte gleich abgewunken. Er hatte nur zu wenig getrunken und vielleicht etwas zu wenig geschlafen, aber es ging ihm gut. Es schien als hätte sein Grinsen sie überzeugt und für einen kurzen Moment fragte der Magier sich, ob seine Kindheitsfreundin durchschaut hatte, dass er das erste Mal seit einer Woche ehrlich gelacht hatte, ohne sein Pokerface vorzuführen. Die Mittagspause war inzwischen angebrochen und Aoko hatte vorgeschlagen für sich und Kaito Essen beim Schulstore zu holen. Eigentlich wollte Kaito sie begleiten, aber Aoko hatte darauf bestanden, dass er im Klassenzimmer blieb und sich ausruhte. Sie würde sich um ihn kümmern, er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Also hatte Kaito getan wie ihm befohlen wurde und blieb auf seinem Platz sitzen. Er scrollte auf seinem Telefon durch verschiedene Zeitungsartikel zum Crimson Flower und Kaitou KID’s Raubzug um sich die Zeit zu vertreiben, als Akako, die Hexe, neben ihm Platz nahm. „Du siehst müde aus, Kuroba-kun“, stellte sie fest, leichtes Amüsement in der Stimme, „Sag bloß, du warst gestern Abend zu lange unterwegs. Was hast du gemacht? Vielleicht eine rote Blume gepflückt?“ Kaito rollte leicht mit den Augen, schob das Telefon jedoch von sich. Er stützte seinen Ellbogen auf den Tisch und legte sein Kinn auf seiner Hand ab, ehe er Akako mit einem genervten Blick bedachte: „Und warum genau sollte ich eine einzelne, rote Blume pflücken, wenn ich im Blumenladen einen ganzen Strauß davon bekomme?“ Akako wusste natürlich, dass sie Kaito nicht so einfach provozieren konnte, dass er nicht auf ihren plumpen Versuch seine zweite Identität aufzudecken hereinfallen würde. Doch wie auch immer ihre freche Antwort gewesen wäre, Kaito sah wie sich mit einem Mal ihre Augen weiteten und ihr ihre Worte im Hals stecken blieben. Ihre Hand schoss nach vorne und schloss sich um Kaito’s Hand, auf welcher er sich gemütlich abstützte. Sie riss seine Hand zur Seite, sodass er fast mit dem Kinn die Tischkante geküsst hätte. Es war nur seinen guten Reflexen zu verdanken, dass ihm nichts passiert war. „Was soll das?! Bist du verrückt?!“ „Genau dasselbe könnte ich dich fragen“, zischte die Hexe und drehte Kaito’s Hand um, sodass sein Handgelenk nach oben zeigte. Er verstand erst nicht, was sie meinte, doch dann fiel sein Blick auf zwei Einstichlöcher, die gerade dabei waren zu verheilen. Sie waren nebeneinander, perfekt parallel, wie es niemals durch Zufall hätte passieren können. Kaito spürte, wie ihm kalt wurde. „Ist das, was ich denke, dass es ist?“, wisperte die Hexe, doch Kaito wandte den Blick nur ab. Das passte Akako gar nicht. Sie festigte ihren Griff an Kaito’s Handgelenk, was diesem ein schmerzhaftes Aufkeuchen entlockte. Er wandte seinen Blick wieder der Hexe zu: „Aua! Spinnst du?! Das tut weh!“ „Das sollte es auch“, zischte Akako und Kaito bemerkte, wie ungehalten sie wurde. So als hätte er etwas unheimlich Dummes getan. „Was ist dein Problem?“, wisperte der Magier zurück und befreite sich mit einem Ruck aus Akako’s Griff. „Es geht mir gut, okay? Es ist nichts passiert.“ „Nichts passiert?!“, äffte Akako ihn nach. Dann wurde sie sofort wieder ernst: „Kuroba-kun, du hast keinen blassen Schimmer was das bedeutet, oder? Hat dein Meister dich nicht darüber aufgeklärt was dieses Band ist und was es mit euch macht?“ Kaito’s Gesichtsausdruck durfte wohl Antwort genug gewesen sein. Auch auf Akako’s Gesicht zeichneten sich Emotionen ab und sie wechselten so schnell, dass Kaito nichts tun konnte als das Mädchen fasziniert zu beobachten. Da war Wut, blanke, heiße Wut, danach mischte sich Verwirrung hinein. Unglaube, dann Unverständnis und dann begann etwas in ihrem Gesicht zu blühen, eine Erkenntnis, so klar, so eindeutig, dass sie sämtliche anderen Emotionen von ihrem Gesicht verschwinden ließ. „Er weiß es nicht.“ „Was weiß wer nicht?“, harkte Kaito unsicher nach. Wollte er wirklich wissen, wovon Akako sprach? Ihr Wissen über das Übersinnliche war einfach so viel größer als das seine. „Euer Band“, Akako’s Schultern sackten nach unten, die Spannung verließ ihren Körper. Sie bedachte den Magier mit einem mitleidigen Blick und Kaito spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. „Akako, wovon zum Teufel sprichst du eigentlich?“ Die Hexe schüttelte leicht den Kopf, begann dann aber zu erklären: „Dieses Band, dass dein Meister und du eingegangen seid… es ist ein Band, das heutzutage nicht mehr oft verwendet wird, weil es für beide Partner sehr gefährlich werden kann. Ich hab dir doch erklärt, dass ihr euch aneinander gebunden habt. Das bedeutet auch, dass ihr nicht mehr ohne den anderen sein könnt. Es ist… es ist eine Art Absicherung für den Vampir, dass der Mensch ihn nicht verlässt. Und für den Menschen ein Versprechen, dass er unsterblich wird. Es ist die Vorstufe zur Verwandlung, es sorgt dafür, dass du bei ihm sein willst, bei ihm sein musst, weil es dich krank macht nicht bei ihm zu sein. Es ist ein uralter Zauber, so etwas wie Blutmagie, der Ursprung der roten Magie, die in meiner Familie verwendet wird.“ „Kannst du so ein Band aufheben?“, fragte Kaito zögerlich, doch Akako schüttelte den Kopf. „Diese Blutmagie ist zu alt, ich kann nichts dagegen machen. Du bist jetzt an ihn gekettet, und du wirst es nicht mal merken. Deine Sehnsüchte und Wünsche werden sich ganz selbstverständlich um ihn drehen, du wirst dich ganz selbstverständlich zu ihm hingezogen fühlen. Du wirst… du wirst wollen, dass er von dir trinkt.“ Kaito schob den Ärmel seiner Schuluniform über die Wunden am Handgelenk und senkte den Blick. Er zögerte erst etwas, die Worte der Hexe immer noch nicht glaubend, aber es machte Sinn und es würde sein seltsames Verhalten der letzten Tage erklären, seinen Drang dem Detektiv nahe zu sein, ihn zu küssen. Von ihm gebissen zu werden. „Wo endet das?“, fragte er nach einer Weile unsicher. „Normalerweise, in einer Verwandlung. Oder dem Tod. Was, wenn wir ehrlich sind, auf dasselbe hinausläuft.“ Kaito verzog leicht das Gesicht. Nicht, weil der Gedanke selbst ein Vampir zu werden ihn abschreckte. Im Gegenteil, der Gedanke selbst zu einem Vampir zu werden hatte etwas Verlockendes. Der Gedanke, dass Shinichi seinen Körper leer saugen und ihn verwandeln würde war aufregend, und das war falsch. Er erinnerte sich was der Junge ihm über die Chancen erzählt hatte, dass eine Verwandlung gelang. Weniger als 10%. Und wie groß waren seine Chancen, dass er tatsächlich zu diesen 10% zählte? Und dennoch machte ihm der Gedanke daran, dass Shinichi es versuchen würde, keine Angst. „Was kann ich tun um das Band zu brechen?“, fragte er und gab damit gegenüber Akako das erste Mal zu, dass es wahr war. Dass er einen Vampir getroffen hatte. Und, dass er an diesen gebunden war. „Tja, wenn ich das wüsste“, murmelte Akako und bedachte den Jungen mit einem traurigen Blick. „Die Magie ist viel älter als ich oder meine Vorfahren. Ich weiß leider nicht was du tun kannst außer dich von ihm fernzuhalten. Die öfter ihr zusammen seid, desto stärker wird das Band und irgendwann, da wird es dann unweigerlich passieren.“ Kaito seufzte schwer. Er musste wohl oder übel mit Shinichi darüber sprechen. Auch, wenn sich das, was sie getan hatten gut angefühlt hatte, so wusste Kaito doch, dass es nicht das war was er wollte. Nicht, wenn es nicht real war. Er hatte gedacht, dass diese Anziehung seine wahren Gefühle waren, dass der Wunsch nach Shinichi’s Nähe und Berührungen etwas war, dass er, Kaito, wollte. Aber dass es alles nur an einem Zauber liegen sollte, der durch Zufall passiert war – denn das musste es gewesen sein, Shinichi hätte so etwas nicht getan ohne mit ihm darüber zu sprechen – war etwas, das er nicht so hinnehmen konnte. Sie mussten diesem Band oder was auch immer es war ein Ende bereiten bevor es eskalierte. „Danke, Akako“, meinte Kaito plötzlich und lächelte die Hexe an. Sie fragte sich einen Moment lang ob es nur sein Pokerface war oder ob er es ernst meinte, aber Kaito’s Stimme war voller Wärme als er weitersprach: „Ich werde nicht zulassen, dass so etwas Lächerliches wie ein Zauber mein Leben bestimmt. Ich bin Magier und lasse mich von niemandem festbinden.“ Akako schmunzelte leicht: „Das höre ich gerne.“ Dann erhob sie sich und gab den Platz für Aoko frei, die mit ihrem und Kaito’s Mittagessen die Klasse betrat.   Der erste Tag ohne Kaito war für Shinichi problemlos verlaufen. Er hatte jedoch sein Versprechen gehalten und dem Magier eine kurze Textnachricht durchgeschickt, nachdem er am Nachmittag beschlossen hatte, dass genug Zeit vergangen war, um es weniger Seltsam erscheinen zu lassen. Wenn es nach Shinichi gegangen wäre hätten die beiden an diesem Morgen gar nicht erst das Haus verlassen, aber der Detektiv wusste, dass das der Vampir in ihm war der da sprach, seine Instinkte die den Jungen einfach nicht loslassen wollte. Es war anstrengend und er musste dringend mit jemandem darüber sprechen, aber er wusste nicht mit wem. Akihito und Miyoko wären natürlich seine erste Wahl gewesen, aber Akihito war von Anfang an nicht glücklich über die Beziehung des Vampirs zu den Menschen gewesen und wenn er Kaito jetzt ungewollt in die Sache mit reingezogen hatte, hatte Akihito umso mehr Gründe um Shinichi den Umgang mit seinen Freunden und Familie zu verbieten. Miyoko war da anders. Sie verstand seinen Wunsch sein menschliches Leben noch etwas länger zu leben, die Freuden des Mensch-Sein auszukosten solange es noch möglich war. Ihm würde die Ewigkeit bleiben um sein Leben als Vampir zu erkunden, warum also nicht noch ein bisschen länger so tun als wäre er nichts weiter als ein einfacher Mensch? Dennoch, wenn es um Kaito ging war Miyoko auf Akihito’s Seite. Es war gefährlich den Jungen in sein Leben als Vampir zu involvieren. Er war bereits zweimal angegriffen worden, auch wenn das beide male nicht Shinichi’s Schuld gewesen war. Und mit viel Pech war jetzt auch noch ein Vampirjäger hinter ihnen und, wenn sie nicht aufpassten auch Kaito, her. Der Vampirjäger war ein anderes Thema. Nach seinem Angriff auf Shinichi war Bram wie vom Erdboden verschwunden. Sie hatten zwar inzwischen alle umliegenden Clans informiert und Shinichi hatte seine Kontakte zum FBI genutzt um herauszufinden, wer Bram vor seiner Zeit als Vampirjäger gewesen war, aber weder die Vampire noch das FBI hatten bis jetzt irgendetwas rausfinden könne. Dass er nicht wieder angegriffen hatte beunruhigte Shinichi. Er hatte Bram als einen Mann eingeschätzt, der aus Wut und Rache handelte, der über Leichen ging ohne Rücksicht auf Verluste. Dass er anscheinend doch die Beherrschung besaß sich zurück zu ziehen und Pläne zu schmieden war etwas, dass dem Oberschülerdetektiv nicht behagte. Es machte ihn nervös nicht zu wissen was sein Gegner dachte. Dass Kaito ihm am Abend für ein Treffen absagte brachte den Jungen auf andere Gedanken. Es war keine böse Absage, Kaito war nicht wütend oder so. Aber es gab da eine spezielle, rote Blume um die er sich zu kümmern hatte. Shinichi wusste, was das bedeutete. Kaito hatte in der Hektik nach seinem Überfall vermutlich darauf vergessen zu kontrollieren, ob sich Pandora im Inneren der Crimson Flower befand, was bedeutete, dass er den Rubin kommende Nacht überprüfen musste. Und sollte sich Pandora nicht im Inneren des Rubins befinden würde er sich natürlich darum kümmern, dass der Stein seinen Weg zurück zum Besitzer finden würde. Für Shinichi war das okay. Er war froh, dass Kaito so verantwortungsbewusst war und die Beute nicht behielt, wenn es nicht das war was er suchte. Er war immer noch nicht glücklich über die Raubzüge von KID aber das Kaito die Steine nicht behielt war immerhin etwas, das es leichter machte die Tatsache, dass er ein Dieb war zu akzeptieren. Dass sie sich am Tag darauf wieder nicht sehen würden war etwas, dass Shinichi unruhig machte. Es war nicht Kaito’s Schuld, denn diesmal war es der Vampir, der absagen musste. Akihito hatte ein Treffen einberufen und er wollte, dass jedes Clanmitglied anwesend ist. Es ging um das weitere Vorgehen gegen den Vampirjäger, auch, wenn der Detektiv sich fragte was das bringen sollte. Sie hatten keinerlei Ahnung wohin Bram verschwunden war, was also wollten sie besprechen? Aber Shinichi wusste, dass dieses Denken nicht fair gegenüber ihrem Anführer war. Er wusste, dass er nur frustriert war, weil er Kaito schon wieder nicht sehen konnte. Er sehnte sich nach ihm, nach seiner Haut, seinen Lippen, seiner Wärme, seinem Blut. Dem Vampir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn er nur daran dachte Kaito bei nächster Gelegenheit zu küssen. Also fasste er einen Beschluss. Er entschuldige sich bei Ran und dem Lehrer damit, dass er einen wichtigen Anruf vom Polizeipräsidium bekommen hatte und verließ die Schule früher. Er fühlte sich unwohl dabei zu lügen, vor allem wenn es um eine wichtige Angelegenheit wie einen vermeintlichen Mordfall gibt, aber seine Sehnsucht nach dem Magier war zu groß. Er verließ die Schule eilig, ohne sich noch mal umzusehen. Für jene, die ihn kannten musste es tatsächlich so aussehen als wäre er auf dem Weg zu einem Tatort. Aber Shinichi nahm die öffentlichen Verkehrsmittel um am schnellsten Weg zur Schule des Magiers, in einem weiter entfernten Viertel der Stadt zu gelangen. Shinichi spürte Nervosität in sich aufsteigen, als er den ruhigen Weg entlang des Flusses spazierte. Seine Seite begann zu kribbeln, fast so als würde sein Körper sich daran erinnern wie es war von einem Silberbolzen aufgespießt zu werden. Aber Shinichi war vorsichtig. Seine Sinne waren geschärft und er achtete nicht nur auf den Weg der vor ihm lag, sondern auch die Gegend um ihn herum. Er würde nicht noch einmal auf einen Hinterhalt von Bram hereinfallen. Es dauerte eine Weile bis Kaito’s Schule in sein Blickfeld kam doch Shinichi atmete erleichtert auf. Der Schülerdetektiv näherte sich dem Gebäude, hielt dann jedoch inne bevor er das Grundstück betrat. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und öffnete seinen Chat mit Kaito. Schaffst du es aus dem Unterricht hinter die Sporthalle in den nächsten 30 Minuten? Kaito’s Antwort kam schneller als erwarte. Nimmst du mich auf den Arm? Ich schaff das in 15! Shinichi schmunzelte. Natürlich, was hatte er sich auch dabei gedacht so eine dumme Frage zu stellen? Immerhin hatte er es nicht mit irgendeinem Oberschüler zu tun, die es wie Sand am Meer gab. Dieses ganz spezielle Exemplar machte den Nachthimmel als Kaitou KID unsicher. Aus dem Unterricht zu verschwinden war vermutlich eine seiner leichtesten Übungen. Shinichi ließ sein Telefon wieder in die Hosentasche gleiten und warf einen kurzen Blick nach rechts und links ehe er, geschickt und völlig problemlos über den Zaun kletterte und das fremde Schulgelände betrat. Er achtete darauf nicht aufzufallen und stahl sich heimlich zur Sporthalle, suchte sich einen ruhigen Platz wo er nicht entdeckt wurde und auf Kaito warten konnte. Dieser hatte mit seinen 15 Minuten nicht übertrieben. Shinichi hatte sich gerade erst einen passenden Platz gesucht wo er mit seiner fremden Uniform nicht sofort auffallen würde als Kaito ums Eck des Gebäudes bog. Überrascht hielt der Magier inne. „Kudo? Was machst du denn hier?“ Der Schülerdetektiv schmunzelte leicht und kam dem Magier auf halben Weg entgegen. „Kannst du dir das nicht denken?“ Noch bevor der Magier antworten konnte hatte Shinichi ihn erreicht. Er ließ seine Tasche achtlos auf den Boden fallen und schlang einen Arm um Kaito’s Taille. Mit einem Ruck zog er den Jungen näher, presste ihn an sich ehe er seine Lippen mit einem innigen Kuss versiegelte. Kaito’s erster Instinkt war es zurück zu schrecken, dass spürte Shinichi auch an dem Zucken das durch den Körper des Jungen ging doch der Vampir ließ es nicht zu. Er festigte seinen Griff um die Taille des Jungen und glitt mit seiner Zunge bittend über Kaito’s Unterlippe, bat so stumm um Einlass. Kaito mache einen wohligen Laut gegen die Lippen des Vampirs und Shinichi wusste, dass er gewonnen hatte. Er spürte, wie der Widerstand des Jungen in seinen Armen schmolz, seine Arme fanden ihren Weg um Shinichi’s Nacken und seine Lippen öffneten sich einen Spalt, gerade weit genug um Shinichi Einlass zu gewähren. Als sich die beiden wieder voneinander lösten waren Kaito’s Wangen leicht gerötet und auf seinen Lippen lang ein zufriedenes Grinsen. „Ich dachte wir können uns heute nicht sehen?“ „Ich hab den Gedanken daran nicht ertragen“, murmelte der Vampir und vergrub sein Gesicht an Kaito’s Schulter, atmete tief ein um den Geruch des Jungen in sich aufzunehmen. „Ich wollte dich wenigstens kurz sehen, dich kurz in Armen halten.“ „Und dafür schwänzt du sogar Schule? Shinichi Kudo, ich bin entsetzt.“ „Sagt derjenige, der sich gerade aus dem Unterricht gestohlen hat“, brummte der Vampir als Antwort, doch verdeckt vor den Augen des Magiers grinste er gegen den Hals seines Gegenübers. Shinichi machte keine Anstalten Kaito allzu bald wieder loszulassen und dieser schien sich nicht daran zu stören. Behutsam glitt er mit seinen Fingern durch die Haare des Detektivs, was diesem einen wohligen Laut entlockte. „Akihito wird nicht glücklich sein, wenn er rausfindet das du hier bist“, bemerkte der Magier nach einer Weile. Shinichi verzog leicht das Gesicht: „Ich hab nicht vor es ihm zu verraten.“ Kaito seufzte. Shinichi hob den Kopf. „Was ist?“, fragte er besorgt und versuchte das Gesicht des Jungen zu erkunden, doch Kaito’s Mimik war unmöglich zu deuten. Er hatte ein Pokerface aufgesetzt, eines das Verbergen sollte was er dachte, aber keines das Verbergen sollte das etwas nicht stimmte. „Ich… nichts.“ Kaito lächelte leicht. „Es gibt da was über das ich mit dir reden möchte, aber nicht jetzt. Nicht hier.“ „Muss ich mir Sorgen machen?“, fragte der Schülerdetektiv und fasste sich im nächsten Moment innerlich an den Kopf. Er klang wie ein verliebtes Schulmädchen, das Angst hatte, dass ihr Freund Schluss machte. Was war denn los mit ihm? Kaito schien dasselbe zu denken, denn er lachte kurz auf: „Nein, nein du musst dir keine Sorgen machen. Ich denke nur einfach, dass es ein längeres Gespräch wird. Es hat mit deinem Dasein als Vampir und meinem Dasein als Mensch zu tun und ich möchte das in Ruhe und bequem auf der Couch sitzend besprechen und nicht im Eilverfahren hinter der Sporthalle meiner Schule.“ Shinichi atmete erleichtert auf, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Dann Morgen“ wisperte er und platzierte einen sanften Kuss auf Kaito’s Mundwinkeln. „Morgen hab ich Zeit. Da können wir uns in aller Ruhe sehen.“ Kaito nickte leicht, ebenfalls lächelnd: „Das klingt gut.“ „Okay, dann haben wir ein Date“, grinste der Detektiv und beobachtete, wie Kaito’s Augen sich leicht weiteten und er errötete. Shinichi lachte erneut, löste sich dann jedoch langsam von dem Magier und hob seine Tasche wieder hoch. „Ich muss wieder los, Akihito und Miyoko denken ich wäre in der Schule. Wenn ich zu spät komme fangen sie vielleicht noch an Fragen zu stellen.“ Kaito nickte leicht, ließ es sich jedoch nicht nehmen noch einmal zart Shinichi’s Wange zu berühren. „Bis Morgen.“ Der Schülerdetektiv lächelte sanft. Dann wandte er sich ab und verließ das fremde Schulgelände wieder.   Der Weg von Kaito’s Schule zum Treffpunkt seines Clans war weit und Shinichi wusste, dass er es nicht pünktlich schaffen würde, aber solange sich die Verspätung auf einige Minuten beschränken würde, würde niemand etwas hinterfragen. Normalerweise wurden Treffen des Clans in Akihito’s Wohnung abgehalten, aber normalerweise war auch nicht der ganze Clan versammelt. Sie waren der kleinste Clan, der in Tokyo existierte, aber dafür einer der Stärksten und bestorganisiertesten, was alles rein Akihito zu verdanken war. Er machte sich nichts daraus in großen Zahlen zu leben und sein Territorium zu vergrößern. Beika war genug für ihn. Das Clanmeeting wurde in einer Bar abgehalten, in welche Minderjährige wie Shinichi es war eigentlich keinen Zutritt hatten. Die Bar hieß „Carpe Noctem“ und war in der etwas unbequemeren Gegend des Viertels angesiedelt. Geführt wurde sie von Shigure, einem Vampir der etwa dasselbe Alter hatte wie Akihito und Miyoko – also sehr alt. Die Bar eröffnete an normalen Tagen erst nach Sonnenuntergang, sie befand sich im Untergeschoss eines alten Wohnhauses, welches kaum noch bewohnt wurde. Jedenfalls war das, was die umliegenden Anwohner dachten. Tatsache war jedoch, dass das baufällige Gebäude einige der Vampire seines Clans beherbergte. Nicht jeder konnte oder wollte sich ein Eigenheim leisten und so hatte Shigure, der selbst zu seiner Zeit als Mensch oft auf der Straße und von Gelegenheitjobs gelebt hatte, es sich zur Aufgabe gemacht sich um jene zu kümmern, die kein Zuhause hatten. Shinichi fand das Bemerkenswert. Aber Shigure war dennoch ein gruseliger Typ, der immer einen langen Mantel trug und eine Mütze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte sodass sie einen unnatürlichen Schatten auf sein Gesicht warf. Als Shinichi die Bar erreichte sah er sofort, dass die Neonlichter ausgeschalten und das „Heute geschlossen“-Schild an der Tür hingen. Er störte sich aber nicht wirklich daran, sondern ging geradewegs zur Eingangstür und klopfte. Die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt und ein junges Mädchen in seinem Alter mit kurzen, braunen Haaren und farblosem Lipgloss lugte aus dem Inneren. Ihr Blick war alles andere als nett, aber als sie erkannte wer da vor der Tür stand hellte sich ihre Miene auf und sie öffnete die Tür um dem Jungen Einlass zu gewähren. „Ah, Shinichi, schön dich zu sehen!“, begrüßte sie ihn und schloss die Tür erneut, als er eingetreten war. Dann wandte sie sich der Menge hinter sich zu: „Leute, Shinichi ist da! Wir können loslegen!“ Sie hatten tatsächlich nur auf ihn gewartet, denn kaum das Yui das Kommando gegeben hatte versammelten sich auch schon alle um einen großen Billardtisch in der Mitte des Raumes, auf welchem einige Karten der Stadt ausgebreitet worden waren. Shinichi stellte mit Überraschung fest, dass Akihito tatsächlich einen Plan hatte. Und zwar einen, der dafür sorgen würde, dass Bram ein für alle Mal verschwand. Dass der Vampirjäger sich seit Tagen nicht hatte Blicken lassen beunruhigte Akihito und auch die umliegenden Clans waren zwar informiert worden, aber wie es schien hatte niemand von ihnen den Verdächtigen gesehen. Akihito wusste, dass Bram etwas plante und wenn sie nicht weiter warten wollten um am Ende wie am Präsentierteller dazusitzen während der Jäger in aller Ruhe sein Netz um sie gesponnen hatte, dann wurde es Zeit das sie aktiv wurden. Und dafür gab es einen Plan, welcher auch schon mit den Oberhäuptern der anderen Clans besprochen worden war. Sie wollten Bram aus seinem Versteck locken. Aber das war nicht so einfach, wie es vielleicht den Anschein hatte. Er würde nicht bei jedem seine Deckung aufgeben, würde nicht, nur weil ein Vampir unter tags durch die Straßen wandelte, seine Position verraten. Shinichi war der beste Beweis dafür, dass der Jäger vorsichtig geworden war. Also musste der Lockvogel ein besonderer Lockvogel sein. Einer der Zwillinge. Shinichi war überrascht, dass sich die beiden darauf einließen. Die beiden hatten natürlich Namen, der junge Mann und seine hübsche Schwester, aber man traf sie niemals einzeln an. Daher hat sich der Begriff „Die Zwillinge“ für die beiden eingebürgert. Shinichi wusste nicht viel über sie. Eigentlich wusste niemand wirklich viel über sie. Die Geschichte ging so, dass der Junge eine leidenschaftliche Beziehung zum Tod hatte und weil der Tod ihn nicht gehen lassen wollte hat er ihn unsterblich gemacht. Seine Schwester, die nicht ohne ihren Bruder leben konnte, die ihm so nahe war als wären sie eine Person, wurde von der Verwandlung ihres Bruders mitgerissen und ohne, dass jemals ein Vampir ihr Blut gekostet hatte verwandelte sie sich in derselben Nacht in einen Vampir wie ihr Bruder. Shinichi glaubte natürlich nicht daran. Vermutlich war der Bruder zuerst verwandelt worden und, weil er ohne seine Schwester nicht leben wollte, diese danach. Aber der Gedanke die Ewigkeit zusammen zu verbringen hatte etwas Verführerisches. Seine Gedanken trifteten für einen kurzen Moment ab, doch er ermahnte sich selbst fokussiert zu bleiben. Der Plan war wichtig, nicht nur für ihn und seinen Clan, sondern auch für Kaito’s Schutz. Um Bram in Sicherheit zu wägen hatte Akihito beschlossen, dass es bessere war den Plan unter tags durchzuführen. Dass würde aber auch ein erhöhtes Risiko für die Vampire darstellen, da ihre Kräfte unter tags schwächer waren. Und auch die Zwillinge waren stärker, wenn sie zusammen waren. Aber Minoru hatte bereits zugestimmt. Er würde sich als Beute alleine in einer eher schwach besiedelten Gegend bewegen, am späten Nachmittag, sodass Bram auch nicht zögern würde zuzuschlagen. Der Rest des Clans würde sich in umliegenden Bereichen verteilen und auf die Möglichkeit eines Angriffs lauern. Natürlich nicht der gesamte Clan, das wäre zu viel. Doch die Kämpfer von ihnen, diejenigen mit dem Potential eines Jägers oder eines Paladins wären an vorderster Front mit dabei. Shinichi würde auch ohne Potential, so wie Yui ebenfalls, den Support bilden, sollten die Kämpfer in Probleme geraten. Miyoko würde, mit ein paar Vampiren die nicht kämpften dafür sorgen, dass genug Blutkonserven vor Ort waren um bei möglichen Verwundeten für eine schnelle Behandlung Sorgen zu können. Der Plan schien solide und gut durchdacht, und nachdem noch einige Details geklärt worden waren löste Akihito die Versammlung schließlich auf. Die Vampire zerstreuten sich, einige verließen die Bar durch die Verbindungstür in die darüberliegenden Wohnungen, andere machten sich auf den Weg in die Dunkelheit der inzwischen hereingebrochenen Nacht um erneut auf Patrouille zu gehen. Shinichi beschloss, dass es Zeit war nach Hause zu gehen, doch gerade, als er die Bar verlassen wollte pfiff Akihito ihn zu sich: „Shinichi, bleib bitte hier. Ich möchte noch etwas mit dir in Ruhe besprechen.“ Überrascht hielt der Schülerdetektiv inne und wandte sich den beiden älteren Vampiren zu. Sie warteten, bis alle anderen den Raum verlassen hatten bevor sie wieder zu sprechen begannen: „Shinichi, wir müssen reden. Über den Jungen.“ Fragend hob der Detektiv eine Augenbraue an: „Was ist mit ihm?“ Akihito seufzte leise auf und seine straffe Haltung, die er bis eben beibehalten hatte lockerte sich etwas. Seine Schultern senkten sich und er öffnete die vor der Brust verschränkten Arme. „Shinichi“, seine Stimme war ruhig, als er sprach, „Ich habe mit Miyoko gesprochen und wir haben überlegt, ob es nicht besser wäre, wenn wir den Jungen für eine Weile in unsere Obhut nehmen.“ „Eure Obhut?“, Shinichi zog fragend eine Augenbraue nach oben, „Was meinst du damit?“ Miyoko machte einen kleinen Schritt auf den Jungen zu, blieb jedoch, wie es sich für eine rechte Hand gehörte an Akihito’s Seite stehen: „Die Vorbereitungen für unseren Plan starten morgen. Wir wollen sämtliche Risiken, die auftreten könnten eliminieren, und der Junge ist ein Risiko. Wenn Bram seinen Schachzug vor uns macht, kann es sein, dass er den Jungen aus dem Weg schafft, einfach nur um sicher zu gehen, dass er nicht noch mal stört.“ „Ich bin ihm unendlich dankbar dafür, dass er dich gerettet hat, darum möchte ich für seine Sicherheit sorgen. Wir werden ihn morgen von Zuhause abholen und er wird die nächsten Tage bei mir verbringen.“ Shinichi verzog das Gesicht. Was Akihito sagte machte durchaus Sinn, aber das bedeutete nicht, dass es dem Detektiv gefallen musste. Ein unschönes Gefühl stieg in seiner Brust auf, ein Gefühl, dass er in seiner Zeit als Conan sooft gespürt hatte, wenn jemand versucht hatte Ran zu nahe zu kommen. Er war eifersüchtig. „Ich kann mich um ihn kümmern“, erwiderte er und zuckte leicht mit den Schultern. Er versuchte seine wahren Gefühle nicht zu zeigen, nicht durchscheinen zu lassen wie sehr ihn dieser Vorschlag von Akihito ärgerte. „Kuroba-kun kennt mein Haus und kennt mich. Er wird sich bei mir wohler fühlen als bei dir.“ „Aber Bram kennt auch dein Gesicht“, erwiderte Akihito ruhig, aber bestimmt, „Und du bist eine Berühmtheit. Es ist nicht schwer rauszufinden, wo Shinichi Kudo lebt, meinst du nicht?“ Shinichi verzog leicht das Gesicht, erwiderte jedoch nichts. Der Vampir hatte Recht, Shinichi war nicht unbekannt in Beika und sein Haus war früher schon öfter in den Medien aufgetaucht, sei es wegen seinem Verschwinden oder weil es als Geisterhaus verschrien war. Der Schülerdetektiv verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Blick leicht ab. Er spürte die Wut in ihm hochsteigen, die Eifersucht seine Instinkte beflügelnd doch er versuchte dagegen anzukämpfen, sich weiterhin nichts anmerken zu lassen: „Ich weiß nicht, ob er so erpicht darauf ist, bei einem fremden Vampir zu wohnen.“ „Nun, dann könnte er doch bei mir unterkommen. Mich kennt er“, erwiderte Miyoko. Shinichi spürte, wie etwas in ihm aufwallte und bevor er sich zurück halten konnte schlug er mit seiner Faust auf den Billardtisch. Erschrocken zuckte Miyoko zurück. Akihito indes rührte sich keine Millimeter, lediglich sein Blick verdüsterte sich. „Kuroba-kun“, Shinichi musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen um nicht zu knurren, „wird bei mir unterkommen und bei niemandem sonst. Verstanden?“ Akihito straffte seine Schultern erneut, seine Haltung wurde gefährlicher. Er machte zwei Schritte um den Billardtisch herum, näher auf den Oberschüler zu, blieb jedoch in einem sicheren Abstand zu ihm stehen. „Was ist in dich gefahren, Junge?!“, zischte der Anführer des Clans leise, „Du bist doch sonst immer so besonnen, so klug. Warum benimmst du dich plötzlich so… unvernünftig?! Ist es wegen dem Jungen? Ist etwas zwischen euch vorgefallen, etwas, dass du uns verheimlichst?!“ Shinichi zuckte erschrocken zurück und starrte Akihito an. Er verzog leicht das Gesicht und senkte schnell den Blick, versuchte nicht daran zu denken wie Kaito bei ihm aufgetaucht war, versuchte nicht daran zu denken wie er danach gebettelt hatte gebissen zu werden, wie Shinichi schon wieder von ihm getrunken hatte. Wie sie sich küssten. Miyoko schnappte erschrocken nach Luft und schlug sich die Hände vor den Mund Shinichi wusste sofort, was sie getan hatte. Dass sie in seinem Kopf gewesen war, sie gesehen hatte was er gesehen hatte. Er hob den Kopf und sah sie an und Miyoko’s Blick sprach von Sorgen, von Enttäuschung, von Schmerz. „Du hast mich angelogen“, stellte sie mit trockener Stimme fest, „Als du mich angerufen hast hattest du von Kuroba-kun getrunken. Ohne Grund. Weil du es wolltest. Und er es auch wollte.“ „Das hat nichts… das war ein dummer Zwischenfall“, murmelte Shinichi und versuchte das Thema beiseite zu schieben, aber Miyoko hörte nicht auf. „Ein dummer Zwischenfall?!“, fragte sie überrascht, aber ihre Stimme triefte vor Sarkasmus, „Sag mir, Shinichi, war es der einzige dumme Zwischenfall zwischen euch?“ Er wusste, dass es falsch war daran zu denken, wie er sich hinter die Schule geschlichen hatte um Kaito zu sehen, wie er ihn wieder in Armen hielt, ihn küsste, mit welcher Sehnsucht der Magier ihn ansah. Er wusste, dass Miyoko in seinem Kopf war und ihn ausspionierte und er hasste es, dass er ihrem Potential hilflos ausgeliefert war. „Hör auf in meinen Gedanken rumzugeistern!“, fauchte er doch Akihito ging auf den Jungen zu und packte ihn grob an den Schultern: „Miyoko hat jedes Recht in deinem Kopf zu sein, wenn du uns wichtige Informationen verheimlichst.“ „Shinichi“, Miyoko klang ernsthaft besorgt, „Wann ist das losgegangen? Was ist passiert, dass du plötzlich so einen Hunger auf den Jungen hast, dass du ihn sogar küsst? Du hattest dich doch sonst auch immer unter Kontrolle.“ Der Schülerdetektiv verzog das Gesicht, aber er wusste, dass es sinnlos war zu Lügen oder zu Schweigen. Er dachte daran, dachte an den Moment der sich doch so lebendig in seine Erinnerung gebrannt hatte. „Als er mich gerettet hat“, murmelte er und senkte den Blick, „Als er mir freiwillig sein Blut gab um mich von Bram’s Angriff zu heilen. Es war… es war überwältigend. Ich habe noch nie so etwas gefühlt. Es war nicht einfach nur sein Blut in meinem Mund, ich konnte seinen Puls hören, seinen Herzschlag spüren, sein ganzes Sein füllte mich aus… es war ein schönes Gefühl.“ „Sein Sein…?“, wiederholte Akihito und seine Stimme klang starr. Langsam löste sich sein Griff an Shinichi’s Schultern und er ließ die Hände sinken. „Shinichi…“, seine Stimme klang flach, energielos, „sag mir, fühlst du dich zu ihm hingezogen? Zu seinem Blut, seinem Körper, seinem ganzen Sein? Möchtest du bei ihm sein, jetzt gerade, in diesem Moment? In jeder freien Minute?“ Der Detektiv zögerte, nickte dann jedoch leicht. „Und… möchtest du ihn zu einem von uns machen? Möchtest du ihn verwandeln, die Ewigkeit mit ihm teilen, und nur mit ihm?“ Shinichi hatte nicht darüber nachgedacht, aber er kannte die Antwort: „Ja.“ „Akihito“, Miyoko kam langsam näher, „Was geht hier vor?“ „Es ist ein uralter Zauber“, murmelte der Weißhaarige langsam und entfernte sich ein paar Schritte von Shinichi. „Heutzutage wird diese Art der Magie nur noch sehr, sehr selten angewandt. Früher, als die Menschen über unsere Existenz Bescheid wussten und uns Wertschätzten kam es häufiger vor, dass ein Vampir und ein Mensch diesen Bund eingingen. Dass, was zwischen Shinichi und dem Jungen besteht ist das, was die Alten eine ‚Vampirhochzeit‘ nennen.“ Miyoko gab ein überraschtes Zischen von sich doch Shinichi war schlichtweg verwirrt. Vampirhochzeit? Aber er würde sich doch an so etwas erinnern, oder? „Was genau ist das?“ „Es ist sowas wie ein bindendes Versprechen zwischen einem Vampir und einen Menschen“, begann Akihito zu erklären. „Er stammt aus einer Zeit, als die Menschen zu uns aufsahen und so sein wollten wie wir. Sie sehnten sich nach Unsterblichkeit und gaben sich uns freiwillig hin, schenkten uns ihr Blut. Für uns Vampire war das natürlich großartig, weil wir so nie Hunger leiden mussten. Aber manchmal, da passiert so etwas wie bei dir und dem Jungen. Manchmal, da trifft man jemanden, der einfach ein perfekter Partner ist. Wir Vampire haben einen Weg gefunden um diese Menschen an uns zu binden, damit sie keinen Rückzieher machen, wenn es darum geht verwandelt zu werden, damit sie bei uns bleiben, egal was ihr Kopf ihnen sagt. Es ist eine Absicherung für uns Vampire unsere Partner nicht zu verlieren.“ Akihito schwieg für einen Moment. Er sah aus, als würde er in Erinnerungen schwelgen, doch bevor Shinichi den Mund öffnen konnte fuhr er fort: „Dieses Band ist gefährlich, nicht nur für den Menschen, der ziemlich sicher sein Leben verliert, sondern auch für den Vampir. Um dieses Band zu knüpfen muss ein Teil des Vampirs an den Menschen übergeben werden. Damit hat der Mensch auch Macht über uns. Wir verfallen ihm, würden alles für ihn tun. Wir sind wie treue Jagdhunde, die nur einem Herrn gehorchen und wenn die Menschen das verstehen, wenn sie verstehen wieviel Macht sie über uns und unsere Kräfte haben, dann kann es sein, dass die Menschen das Ausnutzen. Früher war es einfacher, da waren die Vampire die Meister und die Menschen die Opfer. Aber in der heutigen Zeit, wo die Grausamkeit der Menschheit ins Unermessliche steigen kann ist eine Vampirhochzeit viel zu gefährlich.“ „Aber wie soll ich das angestellt haben? Ich höre heute das erste Mal von so einer alten Magie. Wie soll ich Kuroba-kun an mich gebunden haben, wenn ich doch keine Ahnung davon habe wie es geht?“, frage Shinichi und neben der Genugtuung zu wissen, dass Kaito ihm gehörte, dass niemand ihm den Jungen wegnehmen konnte stieg auch ein zweites Gefühl in ihm auf, das Gefühl, dass zu dem wahren Shinichi gehörte und nicht zu dem Band. Shinichi spürte Panik in sich aufsteigen. „Ich würde sagen, du hast es instinktiv getan“, Akihito bedachte Shinichi mit einem strengen Blick. „Du warst von Anfang an anders. Besonders. Du hattest dich von Anfang an unter Kontrolle, hast deine Grenzen früher ausgetestet als jeder andere. Für dich war es nicht schwer dich mit deinen neuen Fähigkeiten anzufreunden, du hast instinktiv alles getan um dein Leben als Mensch zu beschützen. Eine solche Selbstbeherrschung, so kurz nach der Verwandlung, ist ungewöhnlich. Es würde mich nicht überraschen, wenn du das Band mit dem Jungen ebenfalls aus einem Instinkt heraus geknüpft hättest. Immerhin ist er dein perfektes Gegenstück. Was wäre sicherer für dich als ihn an dich zu binden?“ Shinichi verzog das Gesicht und fuhr sich fahrig mit einer Hand durch die Haare: „Kann man es rückgängig machen?“ „Willst du das denn?“, fragte Akihito ernst. Shinichi zögerte. „Nein. Ja. Ich… ich weiß nicht.“ Akihito entspannte sich etwas und lächelte: „Das wollte ich hören. Ich weiß, dass es schwer ist gegen den Zug zu ihm anzukämpfen aber solange du dich dem Gefühl nicht hingibst können wir es Rückgängig machen. Solange der Junge das auch will. Aber ich befürchte, dass das warten muss, bis wir Bram gestellt haben… denkst du, du hältst so lange durch?“ Shinichi grinste schwach: „Ich muss, oder?“ Akihito erwiderte das Lächeln leicht. „Gut, dann geh nach Hause und ruh dich aus. Wir werden den Jungen morgen abholen, er wird bei mir unterkommen. Du kannst gerne jederzeit vorbeikommen und ihn sehen, aber ich muss dich bitten, dass du dich ihm nicht unbeaufsichtigt näherst. Es wäre nicht hilfreich, wenn sich euer Band festigt bevor wir es trennen können.“ Der Schülerdetektiv nickte. Innerlich war er immer noch aufgewühlt über die Tatsache, dass Akihito über seinen Kopf hinweg entschied was mit Kaito passierte, aber Shinichi wusste, dass es dumm war sich darüber aufzuregen. Es war nicht so, dass sie die beiden voneinander trennten. Akihito wollte Kaito lediglich beschützen und das war gut so. Der Oberschüler entschuldige sich noch einmal bei den beiden älteren Vampiren und verbeugte sich tief ehe er sich auf den Heimweg machte. Er verließ die Bar und schlenderte gemütlich die Straße entlang. Er zog sein Telefon aus der Hosentasche, welches er zuvor auf Stumm geschalten hatte um den Ton wieder aufzudrehen, als er sah, dass er eine Nachricht von Kaito hatte. Shinichi öffnete die Nachricht und blieb stehen um zu lesen, was ihm der Junge geschrieben hatte. In einer ruckartigen Bewegung drehte er sich um und rannte zurück zu der Bar namens „Carpe Noctem“. Ohne sich die Mühe zu machen zu klopfen riss er die Tür auf: „Akihito! Miyoko! Wir haben einen Notfall!“ Überrascht hoben die beiden Vampire den Kopf. Sie waren bereits in ihre Jacken geschlüpft und waren gerade dabei sich bei Shigure, der wieder in der Bar aufgetaucht war, zu verabschieden als Shinichi schlitternd vor ihnen zu stehen kam. „Was ist passiert?“, fragte Miyoko doch Akihito griff bereits nach Shinichi’s Telefon, was dieser demonstrativ vor sich hielt. Seine Augen flogen über den offenen Chat und der Weißhaarige war nicht überrascht festzustellen, dass es der Chat mit Kaito war. Natürlich würde Shinichi ihm als erstes schreiben. Seine Augen weiteten sich vor entsetzten als der die letzte Nachricht las, die der Junge ihm wohl vor wenigen Stunden geschrieben hatte.   Ich habe deine kleine Braut. Wenn du den Jungen wiederhaben willst, dann kommst du morgen Mittag, zusammen mit Akihito, zum Lagerraum 8 hinter den Docks am Hafen. Wir warten dort auf dich. Gez. 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