Ai no Scenario von Listle ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Shinichi war erschöpft und hungrig als er sein Zuhause erreichte. Er war, nachdem der Polizist ihn in der Seitenstraße entdeckt hatte noch einmal von Nakamori aufgehalten worden. Der Inspektor hatte den Oberschüler so lange in die Mangel genommen bis Shinichi ihm die Karte gezeigt hatte, die KID auf ihn gefeuert hatte. Es war keine besondere Karte gewesen, lediglich das Herz-Ass aus der Pistole des Jungen. Shinichi hatte gelogen und behauptet, er habe sie vom Dach zu Boden segeln sehen und die Seitenstraße nach KID abgesucht, hatte ihn aber nicht gefunden. Er hatte den Verdacht verstärkt, dass KID über das Dach geflohen war und die Tatsache, dass kein Gleiter gefunden worden war hatte Nakamori am Ende überzeugt. Dass KID von Anfang an ohne Gleiter unterwegs gewesen war musste er ja nicht wissen. Kaito’s Fährte, die überall im Museum verteilt gewesen war und ihr Zusammentreffen im Inneren des Gebäudes sowie danach außerhalb hatten seinen Hunger nur noch mehr angefacht und das Brennen in seinem Hals war unerträglich. Aber er war auch müde. Er spielte mit dem Gedanken, das Essen auf den nächsten Tag zu verschieben und schritt stattdessen direkt die Treppen nach oben, wo sich sein Schlafzimmer befand. Er schälte sich aus seinem Hemd, auf halben Weg durch den Flur und hatte gerade noch genug Anstand es nicht einfach auf den Boden fallen und liegen zu lassen als er sein Zimmer betrat. Erschrocken fuhr Shinichi einen Satz zurück, seine Augen geweitet vor Entsetzen. „Was machst du hier?!“ Kaito hob den Kopf und sah Shinichi an, sein Pokerface perfekt. Langsam erhob er sich von der Bettkante, auf welcher er gesessen hatte. „Wieso so überrascht? Hast du nicht bemerkt, dass ich da bin?“ Shinichi verzog leicht das Gesicht: „Hab wohl vergessen zu atmen.“ Ein amüsiertes Glucksen kam über Kaito’s Lippen. Er stand in dem Zimmer und wirkte ein bisschen verloren. Shinichi seufzte und wurde sofort mit der Fährte des Jungen begrüßt. Er verzog das Gesicht und stoppte die Atmung wieder. Das Hemd glitt ihm aus den Fingern und landete am Boden. „Ich hab doch gesagt, dass ich mich melde. Warum bist du hier?“ „Ich wollte nicht warten“, gestand der junge Magier. Er sah den besorgten Blick des Vampirs, hob jedoch sofort abwehrend die Hände: „Keine Sorge, ich bin nicht als Kaito hergekommen. Ich bin als KID hier aufgetaucht, Bram sollte also nichts mitbekommen haben.“ „Das ist es nicht“, murmelte Shinichi und strich sich mit einer Hand durch die Haare. Gut, das war gelogen, natürlich war das auch ein Thema gewesen, aber Shinichi war froh, dass Kaito intelligent genug war, um nicht so einen schlichten Anfängerfehler zu begehen. „Was dann?“ „Ich habe Hunger.“ Es brachte nichts um den heißen Brei herum zu reden. Kaito schien sich jedoch nicht daran zu stören, er zuckte lediglich mit den Schultern. „Dann… iss was?“ Shinichi lachte leise auf. „Du verstehst es nicht, hm?“ Mit zwei schnellen Schritten war er bei dem Jungen, eine Hand wieder in Kaito’s Nacken, seine Lippen nahe an dem Hals des Diebes. Shinichi atmete vorsichtig ein. „Das ist als würdest du einem Verdurstendem ein Glas frisches Wasser hinstellen und ihm dann sagen, er soll sich etwas aus der Regentonne nehmen. Das ist… nicht wirklich fair, weißt du?“ Kaito rührte sich nicht und Shinichi wusste nicht ob das gut oder schlecht war. Einerseits zuckte Kaito nicht erschrocken vor ihm zurück, aus Angst vor ihm. Andererseits könnte zu viel vertrauen gefährlich sein. „Ich war den ganzen Abend lang deiner Fährte ausgesetzt. Und das, so kurz nachdem ich von dir Trinken durfte“, der Vampir seufzte und löste sich langsam von Kaito, ein müdes Lächeln auf den Lippen. „Aber du hast Recht, ich sollte etwas Essen gehen.“ Shinichi wandte sich ab und wollte gerade den Raum verlassen, als sich Kaito’s Finger um sein Handgelenk schlossen. Überrascht hielt der Schülerdetektiv inne und sah den Jungen an. Kaito’s Blick war entschlossen, sein Griff stark. Aber da war noch mehr. War er nervös? „Wenn du…“, seine Stimme klang zögerlich, als er sprach, „Wenn du möchtest, dann kannst du von mir trinken…“ Shinichi’s Augen weiteten sich leicht. Seine Haltung verspannte sich etwas und er verzog das Gesicht. „Kuroba-kun… nein. Bitte, hör auf mir solche Angebote zu machen.“ „Wieso?“, Kaito’s Stimme wurde etwas fester, drängender. Er ließ Shinichi’s Hand nicht los, doch der Vampir konnte ein leichtes Zittern von den Fingern des Jungen ausgehend spüren. „Es ist doch meine Entscheidung, mein Blut. Wenn ich es dir anbiete, was ist dann das Problem?“ Shinichi schüttelte leicht den Kopf und entzog seine Hand dem Griff des Jungen. „Ich hab es dir doch erklärt“, murrte er leise, „Dass ich das nächste Mal vielleicht nicht aufhören kann.“ „Dann hör nicht auf!“, Kaito wurde laut und Shinichi zuckte erschrocken zurück. Er starrte den Magier entsetzt an. Das hatte er nicht wirklich gesagt. Kaito’s Brust hob und senkte sich schnell. Er rang nach Luft, so als wäre er einen Marathon gelaufen. Die Erkenntnis blühte auf seinem Gesicht wie eine Blume und er schien zu realisieren, was da gerade über seine Lippen gekommen war doch da war Shinichi schon in Bewegung. Er war schneller bei dem Jungen als Kaito Zeit hatte zu reagieren und die Nägel des Detektivs gruben sich in seine Schultern. „Hörst du eigentlich was du da redest?!“, schrie Shinichi ihn an, „Was ist denn in dich gefahren?! Wieso sagst du solche hirnrissigen Sachen, das bist doch nicht du!“ Kaito verzog das Gesicht und wandte den Blick ab. Sein Körper wurde starr unter Shinichi’s Händen doch der Vampir ließ die Schultern des Jungen nicht los. „Ich weiß es nicht“, gestand Kaito und nahm einen weiteren tiefen Atemzug. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Oder warum ich so denke. Aber…“ Er hob den Blick und sah Shinichi an, sein Blick fest und entschlossen. „Ich möchte es. Ich möchte, dass du von mir trinkst.“ „Das kann ich nicht“, zischte Shinichi, „Ich könnte dich umbringen.“ „Das wirst du nicht. Ich vertraue dir.“ Shinichi rollte mit den Augen und grub seine Nägel tiefer in die Schultern des Jungen. „Warum?!“ Er war nicht laut, aber seine Stimme war verzweifelt. „Warum vertraust du mir mehr als ich mir selbst vertraue?!“ Kaito verzog leicht das Gesicht. Er hob seine Hände zu Shinichi’s Wangen und hielt ihn fest, hielt ihn sodass er nicht fliehen konnte und küsste ihn. Es war kein wilder und leidenschaftlicher Kuss, wie zuvor in der dunklen Seitengasse, aber er war intensiv, drängend. Shinichi gab nach, instinktiv, erwiderte den Kuss ohne auch nur einen Moment zu zögern. Er glitt vorsichtig mit seiner Zunge über die Unterlippe des Magiers, fast schon aus Reflex, um Einlass bittend. Doch diesmal war er Herr seiner Sinne, diesmal war er immer noch er selbst und als er realisierte was sie da taten zuckte er erschrocken zurück. „Kuroba-kun!“ Kaito sah überrascht auf als Shinichi sich von ihm entfernte, so als würde er nicht verstehen wo das Problem lag. Der Vampir wirkte gequält. Der Kuss fühlte sich gut an, Kaito’s Schultern unter seinen Fingern fühlten sich ebenfalls gut an, alles was mit dem Jungen zu tun hatte fühlte sich gut an, aber warum nur? Warum war da plötzlich dieser Hunger, warum war da dieser Instinkt über den Jungen herzufallen, nicht nur um seines Blutes wegen? Warum wollte er ihn für sich haben, ganz allein für sich und mit niemandem teilen? War das alles wegen dem Blut? „Meitantei…“, Kaito’s sanfte Stimme riss ihn aus den Gedanken und Shinichi’s Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Magier vor sich. Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen des Jungen. „Du denkst zu viel nach.“ Und bevor Shinichi ihn stoppen konnte hatte der Magier sich so hart auf die Unterlippe gebissen, dass diese aufplatzte und Blut über sein Kinn tröpfelte. Shinichi’s Instinkte übermannten ihn und er wusste, dass er verloren hatte. Der Magier hatte seinen Trumpf gegen ihn ausgespielt und alles, was der Vampir jetzt tun konnte war aufgeben. Er riss den Jungen näher an sich ran und ihre Lippen kollidierten in einem leidenschaftlichen und wilden Kuss. Shinichi saugte und leckte gierig an der kleinen Wunden an der Unterlippe des Jungen, was Kaito ein genießendes Stöhnen entlockte. Als die Blutung endlich gestoppt hatte schob Shinichi seine Zunge in den Mund des anderen, er nahm sich was er wollte, presste Kaito’s Körper fest an sich. Eine seiner Hände war zum Rücken des Jungen gewandert und seine Finger krallten sich in den weichen Stoff des Shirts, welches er trug. Kaito’s Arme fanden ihren Weg um Shinichi’s Nacken, wo er sie verschränkte, die Finger zittrig durch das weiche Haar des Vampirs wandernd. Shinichi verstand nicht was geschah, wusste nicht, warum sich das so gut, so richtig anfühlte. Er drängte Kaito langsam rückwärts, näher zum Bett und löste den Kuss erst als der junge Magier das Gleichgewicht verlor und aufs Bett stürzte. Nach Luft ringend blieb der Junge dort liegen und sah zu dem Detektiv auf und Shinichi genoss den Anblick. Er genoss Kaito’s hungrigen Blick, die Röte auf seinen Wangen, seine geschwollenen Lippen, das unordentliche Haar. Ein tiefes Knurren grollte aus seiner Kehle und er kniete sich zu Kaito aufs Bett, drängte ihn nach hinten, in eine bequemere Position. Kaito lachte leise auf, ließ es jedoch mit sich machen. „Meitantei“, wisperte er und glitt mit seinen Händen zart über die Schultern des Detektivs doch Shinichi entzog sich der Berührung. Der Magier wollte sich bereits beschweren doch da verschwand das Shirt von seinem Körper. Kaito gab einen überraschten Laut von sich, doch Shinichi grinste nur süffisant, das Shirt wie ein Preis in seiner Hand. „Zu langsam, mein kleiner Meisterdieb.“ Achtlos ließ Shinichi das Shirt zu Boden fallen ehe er sich wieder über den Jungen in seinem Bett beugte und seine Lippen in einen weiteren, innigen Kuss fing. Kaito gab genießende Laute von sich und strich mit den Fingerspitzen zart über den kalten Körper des Vampirs. Kaito wandte den Kopf leicht zur Seite und brach so den Kuss. „Du bist ganz kalt“, wisperte er benommen. Shinichi schmunzelte leicht. „Ja. Ich bin ein Vampir.“ Kaito wanderte mit seinen Händen höher, glitt mit den Fingern zärtlich durch die dunklen Haare des Detektivs. „Lass mich dir helfen“, wisperte er und zog seine rechte Hand zurück. Er drehte seine Handfläche nach oben und bot Shinichi das Handgelenk an. Der Vampir verzog leicht das Gesicht und Kaito befürchtete schon, dass er ablehnen würde doch Shinichi umfasste Kaito’s Handgelenk und platzierte zarte Küsse darauf. „Du bist zu gut zu mir“, wisperte er gegen die weiche Haut des Jungen und in seiner Stimme lag so viel Zärtlichkeit das es Kaito kalte und warme Schauer zugleich durch den Körper jagte. Er hielt die Luft an als er sah wie Shinichi’s Fangzähne zu wachsen begannen und er sie ganz langsam in der Haut des Jungen versenkte. Ein schmerzhaftes Aufkeuchen glitt über Kaito’s Lippen doch er rührte sich nicht, sah zu wie Shinichi zwei kleine Schlucke machte ehe er seine Zähen wieder löste. Er küsste das restliche Blut von der weichen Haut und schob schließlich seinen Daumen über die Wunde um mit sanftem Druck von ihm die Blutung zu stoppen. Sein Blick wanderte wieder zu Kaito und der Magier sah sofort welchen Effekt sein Blut auf den Vampir hatte. Shinichi war wie in Trancen und ein ganz zarter Rotton legte sich auf seine Wangen. Kaito konnte sich nicht zurückhalten. Er hob den Kopf und küsste Shinichi erneut, leidenschaftlich, drängend. Der Vampir, im Bann seines Blutes, erwiderte den Kuss zwar, doch er war schwach, war in einem Rausch gefangen und Kaito nutzte diesen Zustand um den Jungen nach hinten zu drängen. Shinichi ließ es geschehen und schon Momente später saß Kaito breitbeinig auf Shinichi’s Schoss, die eigenen Wangen tiefrot. Er löste den Kuss, nach Luft ringend, und glitt mit seiner freien Hand zart über die Wange des Vampirs. „Trink mehr“, wisperte er flehend gegen die Lippen des Detektivs und drängte seinen nackten Oberkörper näher an Shinichi’s. Er legte seinen Kopf demonstrativ zur Seite und bot Shinichi so genug Angriffsfläche. Der Vampir wehrte sich nicht. Er ließ von der Wunde an Kaito’s Handgelenk ab und glitt mit der Hand in seinen Nacken, zog ihn näher sodass er seine Lippen erneut, wie schon so oft an Kaito’s weichem Hals ablegen konnte. „Du schmeckst du gut“, wisperte er und schlang die zweite Hand um Kaito’s Taille, zog ihn noch näher, presste ihn an sich, „Ich kann nicht genug von dir bekommen.“ „Dann trink“, wisperte Kaito erneut, drängend, und schlang seine Arme um die Schultern des Detektivs. Genießend schloss er die Augen und atmete schwer durch als er spürte, wie die Zähne des Vampirs sich erneut in seinem Hals versenkten. Ein leises Stöhnen entkam seinen Lippen, vor Schmerzen, aber auch vor Genugtuung. Shinichi trank von ihm, trank sein Blut, weil er es liebte, sein Blut, nur seines, und es machte ihn glücklich, es war aufregend, sein Herz raste und er spürte wie ihm schwindlig wurde. „Ah“, Kaito hob eine Hand und bekam Shinichi’s Hinterkopf zu fassen und krallte sich leicht in die Haare des Vampirs, welcher immer noch trank. Er spürte wie ihm schwindlig wurde, wie die Sicht zu verschwimmen begann. „Shinichi“, wisperte er leise und spürte, wie der Vampir sich von seinem Hals löste. Kaito fiel rückwärts, wie in Zeitlupe. Es dauerte eine Weile bis er realisierte, dass Shinichi eine Hand in seinem Rücken hatte und in langsam ins Bett gleiten ließ. Seine Fangzähne waren immer noch da, sein Gesicht hatte eine gesunde Farbe. Erschöpft lächelnd hob Kaito eine Hand und berührte zart die Wange des Vampirs. „Du bist warm…“ „Ja“, der Vampir schmunzelte. Er umfasste Kaito’s Hand und presste einen sanften Kuss auf seine Handfläche. „Dank dir… Kaito.“ Der Dieb schmunzelte ebenfalls leicht. „Mein Name klingt schön aus deinem Mund.“ Shinichi lachte leise auf und ließ sich neben dem Jungen ins Bett sinken. Eine Gänsehaut begann sich über Kaito’s Körper zu legen, er fröstelte. Behutsam zog der Vampir die Decke über seine beide, ehe er seine Arme um Kaito schlang und ihn näher zog. „Ich hab viel getrunken“, erklärte er mit sanfter Stimme und strich behutsam ein paar Haarsträhnen aus Kaito’s Gesicht. „Du solltest dich jetzt ausruhen.“ Kaito wollte widersprechen, doch er spürte, dass es sinnlos war. Der Blutverlust sorgte dafür, dass sein Kopf sich drehte, seine Bewusstsein glitt langsam davon. Er rollte sich zur Seite und schlang einen Arm um Shinichi, den Detektiv fest an sich drückend. „Bleib“, murmelte er ehe er vor Erschöpfung und Blutverlust in die Bewusstlosigkeit glitt.   Es waren die Strahlen der aufgehenden Sonne, die Shinichi aus seinem Schlummer weckten. Er war etwas desorientiert als er erwachte, stellte jedoch seiner Überraschung fest, dass die Kopfschmerzen, die ihn seit Tagen gequält hatten verschwunden waren. Woran das wohl lag? Vielleicht daran, dass er endlich die Möglichkeit gefunden hatte mit Kaito zu reden? Oder, sang eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf, weil du wieder von seinem süßen Blut trinken konntest? Shinichi verzog leicht das Gesicht, die Erinnerungen an die vorhergegangene Nacht kehrte langsam zurück. Kaltes Entsetzen breitete sich in seinem Magen aus als er sich daran erinnerte, dass er nicht nur von Kaito getrunken, sondern ihn auch geküsst hatte. Und das mehr als nur einmal. Und er hatte es genossen. Ein Kribbeln breitete sich auf seinen Lippen aus, wenn er daran dachte wie süß der Junge geschmeckt hatte und Miyoko’s Worte schossen ihm durch den Kopf: Wenn ich du wäre, dann würde ich mal versuchen neben seinem Blut auch seine Lippen zu kosten. Der Kleine scheint nämlich nicht sonderlich abgeneigt zu sein Der Vampir seufzte lautlos und wandte den Kopf leicht zur Seite. Da lag er, neben ihm im Bett, friedlich schlummernd. Kaitou KID, der Mondschein-Magier. Die Sonne fiel auf sein Gesicht und tauchte seine Gesichtszüge in warmes Licht doch Shinichi sah sofort, dass Kaito blass war. Zu blass, für seinen Geschmack. Besorgt streckte er die Hand nach dem Jungen aus und berührte zart die Wange, nur um festzustellen, dass sie kühler war als er es von ihm gewohnt war. Shinichi schluckte schwer. Behutsam tastete er sich nach der Halsschlagader des Jungen und presste zwei seiner Finger dagegen. Doch Kaito’s Puls war normal. Der Oberschülerdetektiv gestattete es sich erleichtert aufzuatmen ehe er sich langsam aus dem Bett schälte, bedacht darauf seinen Gast nicht zu wecken. Er trug immer noch die Hose vom Vortag und nach etwas Suchen fand er auch sein Mobiltelefon am Boden neben dem Bett liegen. Es dürfte ihm wohl in seiner Eile am Vorabend aus der Tasche gerutscht sein. Lautlos verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich, ehe er auf seinem Telefon nach Miyoko’s Nummer suchte und sie anrief. Wenn er sich nicht ganz täuschte war sie gerade am Weg nach Hause von der Nachtschicht im Krankenhaus. „Guten Morgen, mon chéri. Was verschafft mir die Ehre eines frühen Anrufs von dir?“, erklang Miyoko’s Stimme in einem fröhlichen Tonfall. Sie durfte eine angenehme Nacht gehabt haben. „Ich hab da eine Frage bezüglich, uhm… Blut spenden“, begann Shinichi zögerlich und bewegte sich ein paar Schritte von der Schlafzimmertür weg. „Oh“, erklang es überrascht am anderen Ende der Leitung, „Nun, was ist die Frage?“ „Wenn jemand… Blut gespendet hat… wie lange sollte er sich ausruhen bevor er wieder, uhm… spendet?“ Der fröhliche Tonfall verschwand aus Miyoko’s Stimme: „Geht es um den Jungen?“ „Nein!“, widersprach Shinichi sofort, bemerkte aber seinen eigenen Fehler recht schnell. Er hatte zu übereifrig geantwortet, zu abrupt, einfach weil er den Verdacht, dass es um Kaito gehen könnte schon erwartet hatte. Der Detektiv seufzte auf und gab sich geschlagen: „Ja…“ „Nun, chéri, ich weiß, dass du es vermutlich gar nicht erwarten kannst wieder von ihm zu trinken und so wie ich den Jungen einschätze würde er das vermutlich sogar zulassen. Aber ich muss dich bitten, dass du mindestens acht Wochen wartest.“ „Acht Wochen“, wiederholte Shinichi fassungslos. Das waren etwa sieben Wochen mehr als Kaito und er tatsächlich gewartet hatten. „Und was passiert, wenn wir nicht so lange warten?“ Miyoko seufzte auf: „Shinichi, es ist ungesund für den Jungen, wenn ihr die acht Wochen nicht abwartet. Also bitte, versuch dich zusammen zu reißen.“ „Miyoko“, Shinichi’s Stimme klang plötzlich gepresst, „Was passiert, wenn wir nicht acht Wochen warten?!“ Kurze Zeit kam nur Stille vom anderen Ende der Leitung. Vermutlich versuchte sich die Vampirin gerade einen Reim auf Shinichi’s Ausbruch zu machen. Es war ungewöhnlich für den Detektiv, dass er so scharf mit ihr sprach, doch am Ende antwortete sie ihm schlicht und einfach: „Eisenmangel. Der menschliche Körper kann, nach einer Blutspende, den Flüssigkeitshaushalt mit ein paar Gläsern Wasser wieder auffüllen. Das Wiederherstellen der Blutzellen dauert etwa zwei Wochen aber wenn der Hämoglobinwert zu niedrig ist, dann ist das Ungesund. Darum sollte zwischen den Blutspenden acht Wochen Pause sein.“ „Okay…“, Shinichi war etwas ruhiger. Ein zu niedriger Hämoglobinwert, damit konnte er arbeiten. Er strich sich fahrig mit einer Hand durch die Haare. „Okay, Miyoko, danke.“ „Shinichi… ist alles in Ordnung? Soll ich vorbeikommen?“ „Nein!“, er hatte wieder zu schnell geantwortet, das wusste er. Als er wieder sprach zwang er seine Stimme ruhiger und gefasster zu klingen: „Nein, es ist alles in Ordnung. Wirklich. Geh nach Hause und ruh dich aus, du hast eine lange Nacht hinter dir. Und ich muss sowieso zur Schule.“ Die Vampirin seufzte: „Gut. Aber wenn irgendwas ist, ruf mich bitte an, ja? Ich mach mir doch auch Sorgen um dich.“ Shinichi lächelte leicht. Miyoko war neben Akihito eine der ältesten im Clan und sie fühlte sich für die Jüngeren verantwortlich. Vor allem für Shinichi, der mit seiner kurzen Lebensdauer als Vampir immer noch als Kind zählte. Er weckte öfter ihre Mutterinstinkte, ohne das wirklich zu beabsichtigen. „Versprochen. Schlaf gut, Miyo.“ Dann legte Shinichi auf. Er seufzte tief und ließ das Telefon in seine Hosentasche gleiten ehe er sich zurück zur Schlafzimmertür wandte. Langsam öffnete er diese, behutsam um Kaito nicht zu wecken, doch dieser saß aufrecht im Bett. Sein Blick war auf seine Hände gerichtet und die Augen waren halb geschlossen, aber er war wach. „Kuroba-kun?“, sprach Shinichi ihn vorsichtig an. Kaito hob den Kopf, ganz langsam, und lächelte Shinichi an. „Hey…“, mit ein paar schnellen Schritten war der Vampir bei ihm und setzte sich auf die Bettkante. Er war besorgt. „Wie fühlst du dich?“ „Erschöpft“, gab Kaito zu und schloss die Augen. Er ließ sich zur Seiten fallen aber Shinichi reagierte sofort und streckte seinen Arm aus, sodass er den Jungen auffing. Kaito sank dankbar gegen seine Brust und Shinichi’s Augen weiteten sich leicht vor Überraschung, als er realisierte, dass Kaito blind darauf vertraut hatte, dass der Vampir ihn fangen würde. „Tut mir leid“, murmelte Shinichi leise. Sofort öffneten sich die Augen des Diebes wieder und er warf einen bösen Blick auf den Vampir. „Du entschuldigst dich jetzt nicht ernsthaft dafür was gester-“ „Nein!“, unterbrach der Detektiv sofort und seine Finger schlossen sich etwas fester um die Schulter des Jungen. „Nein, ich entschuldige mich nicht dafür, was passiert ist. Das meinte ich nicht. Es ist…“, Shinichi verzog leicht das Gesicht. „Ich hätte dein Blut nicht trinken dürfen. Ich meine, nicht weil ich es nicht wollte oder es bereue aber… aber deinem Körper wurde zu viel Blut entzogen und dein Hämoglobinwert ist vermutlich im Keller. Darum bist du so blass und erschöpft. Es dauert acht Wochen bis dein Körper den Blutverlust vollkommen verarbeitet hat.“ „Acht Wochen?!“, Kaito klang mindestens so enttäuscht wie Shinichi sich fühlte. Aber warum? „Das ist ewig…“ Der Detektiv runzelte leicht die Stirn. „Sag mal…“, begann Shinichi langsam, unsicher ob er die Antwort wissen wollte, „Warum möchtest du überhaupt, dass ich von dir trinke? Ich meine, gestern hast du meine Instinkte gegen mich ausgespielt als du gemerkt hast, dass ich mich Wehre. Ich bin doch das Tier von uns beiden. Ich versteh es nicht…“ Kaito senkte den Blick ein wenig und Shinichi nahm an, dass er vermutlich erröten würde, wenn er nicht so blass wäre. Als er antwortete klang seine Stimme zögerlich: „Um ehrlich zu sein, ich hab keine Ahnung. Aber seit dem Zwischenfall mit Bram, da fühle ich mich zu dir hingezogen. Irgendwie… irgendwie möchte ich das du von mir trinkst. Nur von mir. Ich weiß nicht, woher dieses Bedürfnis kommt oder warum es so stark ist, aber wenn ich daran denke, dass es jemanden anderen geben könnte von dem du trinkst, dann macht mich das… wütend.“ Shinichi legte die Stirn in Falten. Er wusste nicht, woher diese Gefühle kamen, die Kaito hegte, aber es schien fast so als wäre der Dieb selbst nicht ganz sicher was mit ihm geschah. Schließlich seufzte der Detektiv leise auf und drückte den Körper des Magiers noch etwas näher an seinen während er antwortete: „Deswegen brauchst du dir keine Sorgen machen. Du bist der Einzige, von dem ich trinken möchte.“ Ein Lächeln stahl sich auf Kaito’s Lippen und er hob den Kopf etwas um Shinichi anzusehen. Shinichi erwiderte das Lächeln und dann geschah es wieder. Er spürte es diesmal klarer, deutlicher, nicht in einer wilden Leidenschaft wie am Tag zuvor. Er war ruhig, ausgeglichen und satt und konnte es darum intensiver wahrnehmen. Es war, als hätte jemand eine Schlinge um ihn gelegt, nicht um seinen Körper oder sein Herz, sondern um sein ganzes Sein und es zog ihn näher zu dem Jungen in seinem Arm, näher zu dessen Körper, näher zu dessen Sein. Er wollte mit ihm verschmelzen, wollte alles von ihm besitzen, alles von ihm kosten. Shinichi gab dem Zug nach und beugte sich vor. Er küsste Kaito, aber nicht wild oder ungehalten oder leidenschaftlich, sondern ganz zart und behutsam, bedacht darauf den Geschmack von Kaito’s Lippen zu kosten, sich die Form seines Mundes einzuprägen und Kaito erwiderte den Kuss, zart, sanft. Er dauerte nicht lange an, aber es war genug um den Zug in seinem Inneren zu beruhigen und so löste sich Shinichi nach kurzer Zeit wieder. Der Detektiv wandte seinen Blick leicht ab. Er wusste immer noch nicht wieso er das tat, wieso er Kaito küsste, und er fragte sich warum der Magier das auch einfach zuließ, sich nicht dagegen wehrte. „Du solltest was frühstücken“, schlug Shinichi vor und erhob sich langsam von der Bettkante, ehe er Kaito ebenfalls half, der langsam versuchte aufzustehen. „Und wir müssen zur Schule. Oder, ich zumindest. Du kannst dich gern wieder schlafen legen, wenn du möchtest.“ Doch Kaito schüttelte den Kopf: „Meine Freunde würden sich Sorgen machen, wenn ich nicht auftauche. Und Hakuba würde vermutlich Verdacht schöpfen.“ „Hakuba?“, Shinichi hob überrascht eine Augenbraue an. „Er geht auf deine Schule?“ Kaito lachte auf: „Schlimmer noch. Er geht in meine Klasse. Und er hat mich sowieso schon länger im Verdacht KID zu sein, aber bis jetzt konnte er keine Beweise bringen.“ „Dann wäre es wirklich ungünstig, wenn du heute nicht in der Schule auftauchst“, stellte der Oberschülerdetektiv mit trockener Stimme fest. Kaito nickte leicht. Sein Blick fiel auf sein Mobiltelefon, welches neben dem Bett am Nachtkästchen lag. Er hatte es dorthin gelegt als er auf Shinichi gewartet hatte. Schnell schnappte er es sich bevor er sich, immer noch von Shinichi gestützt, mit diesem ins Bad und dann in die Küche ging. Kaito setzte sich an seinen üblichen Platz und seufzte zufrieden auf. Er legte seinen Kopf auf den Tisch und wartete ein paar Minuten. Shinichi, der sofort zu werken begann kaum das sie die Küche betreten hatten stellte dem Magier eine Tasse Kaffee vor die Nase. „Wie ich das vermisst habe!“, freute sich Kaito und zog die Tasse näher. Er richtete sich wieder auf und tat einen genüsslichen Schluck von dem schwarzen Getränk. Shinichi konnte ein Schmunzeln nicht verhindern, wandte sich dann jedoch wieder seinem Kühlschrank vor, der fast vollends leer war. „Zu dumm das ich schon ausgemistet hatte“, murmelte er leise und überlegte, welche Optionen er noch hatte, wenn es darum ging, Kaito Frühstück zu servieren. „Ich bin nicht sonderlich anspruchsvoll“, erwiderte der Magier und zuckte leicht mit den Schultern. „Ich kann mir sonst auch unterwegs was holen.“ „Nein, ich krieg das schon hin. Nur“, Shinichi warf einen kurzen Blick über seine Schulter auf Kaito, welcher immer noch nur in Hose und ohne Shirt an seinem Tisch saß. Die Wunden von Takashi’s Angriff waren gut verheilt, nur leichte Striemen wiesen noch auf den Angriff hin. „Willst du ohne Schuluniform in deiner Schule auftauchen? Bekommst du da keinen Ärger?“ Kaito sah an sich hinab. „Huh. Daran hab ich nicht gedacht.“ Er zog das Mobiltelefon aus seiner Hosentasche und wählte schnell eine Nummer, die Shinichi nicht sah. Der Vampir wandte sich wieder ab und begann Frühstück für seinen Gast vorzubereiten, während er Kaito’s Telefonat lauschte. „Hey, Aoko, guten Morgen! Uh, du, ich wollte dir Bescheid sagen, dass ich heute nicht zum Frühstück komme. Ich uh… ich bin bei einem Freund. Ja. Hey, ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Kannst du in mein Zimmer gehen und meine Schuluniform und meine Schultasche zur Schule mitbringen? Ich hab vielleicht vergessen alles einzupacken, hehehe. Huh? Was?! Eine Gegenleistung? Hmpf… na gut, bekommst du. Ja, ist okay. Gut. Treffen wir uns neben dem Conbini neben der Schule, ja? Sehr gut. Bis später.“ Als Kaito das Gespräch beendete und das Telefon zur Seite legte war Shinichi schon mitten im Kochen. Der Magier erhob sich langsam um seinem Gastgeber zu helfen, doch ein plötzlicher Schwindelanfall ließ ihn sofort wieder zurück auf seinen Stuhl sinken. Er hielt sich den Kopf, brummend. „Das kanns doch nicht sein…“ „Hier, trink das“, Shinichi stellte ihm ein Glas Wasser vor die Nase und widmete sich dann wieder dem Frühstück. „Miyoko meinte, dein Flüssigkeitshaushalt lässt sich am schnellsten auffüllen, wenn du viel trinkst.“ „Weiß Miyoko Bescheid über gestern?“, fragte Kaito beiläufig und tat einen großen Schluck vom Wasser. Shinichi schüttelte den Kopf: „Nicht wirklich. Ich hab mit ihr über eine ‚Was wäre wenn‘-Situation gesprochen. Ich glaub nicht, dass sie sonderlich glücklich darüber wäre, wenn sie wüsste was gestern passiert ist.“ Der Detektiv beendete seine Arbeiten und stellte Kaito einen Teller mit Toastbrot, Speck und Eiern hin. Der Magier grinste leicht: „Ahh, genau das, was mein schwacher Körper jetzt braucht. Mahlzeit.“ Shinichi schmunzelte leicht, wandte sich jedoch wieder der Küche zu während Kaito aß und begann den Geschirrspüler einzuräumen und die Arbeitsfläche zu reinigen. Er wusste zwar, dass er auch etwas essen sollte, bevor er zur Schule ging, aber er konnte den Geschmack von Kaito’s Blut immer noch auf seiner Zunge schmecken. Allein der Gedanke daran ihn mit einer Blutkonserve wegzuwaschen brachte Shinichi zum Schaudern. „Was ist los?“, Kaito’s Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Fragend sah Shinichi den Jungen an und wurde mit einem ebenfalls fragenden Blick bedacht. „Nichts. Was soll sein?“ „Willst du nichts frühstücken?“, harkte der Magier nach und sah, wie der Vampir das Gesicht verzog. „Ich sollte, aber… wollen tu ich nicht, nein.“ Shinichi schritt zu seinem üblichen Platz und ließ sich auf diesen sinken. Kaito nahm gerade einen weiteren Bissen vom Toastbrot und hob, aufgrund des vollen Mundes, nur fragend eine Augenbraue. Shinichi schmunzelte leicht: „Ich habe noch deinen Geschmack auf den Lippen. Wenn ich was anderes trinke oder esse verschwindet er.“ „Hm?“, Kaito schluckte seinen Bissen runter und grinste leicht in Richtung des Vampirs: „Dann frisch ihn doch einfach wieder auf.“ Shinichi verzog leicht das Gesicht und schüttelte den Kopf: „Das kann ich nicht. Du bist jetzt schon so blass, dein Blut muss sich erst wieder regenerieren bevor ich das nächste Mal von dir trinke.“ Der Magier zog eine leichte Schnute, es sah fast aus als würde er schmollen. Shinichi fand es faszinierend. Er hatte noch nie davon gehört, dass ein Mensch so erpicht darauf war, dass ein Vampir von ihm trank. Und nur von ihm, wie er sich an Kaito’s Worte erinnerte. „Ich frage mich, warum“, murmelte der Detektiv und berührte zart mit seinen Fingerspitzen die Wange seines Gegenübers. Kaito schloss instinktiv die Augen und schmiegte sich leicht an die warme Hand des Vampirs: „Du fragst dich warum was?“ „Warum ich plötzlich dieses starke Bedürfnis nach dir habe. Und wieso du so erpicht darauf bist, dass ich von dir trinke. Das war doch sonst auch nie der Fall. Wir hatten uns beide… viel besser unter Kontrolle, kommt mir vor.“ „Kann sein“, murmelte Kaito, aber er wirkte nicht wirklich interessiert. Er wartete, bis der Detektiv seine Hand entfernt hatte bevor er sich wieder seinem Frühstück widmete. „Du solltest trotzdem was essen“, stellte er zwischen zwei Bissen fest, „Wir wollen ja nicht, dass ein Unfall passiert.“ „Schon gut. Ich warte, bis du fertig bist.“ Kaito hob erneut fragend eine Augenbraue an: „Wieso?“ Shinichi blinzelte leicht auf die Frage hin, so als würde er nicht verstehen wieso Kaito das überhaupt fragte: „Weil es unappetitlich ist, wenn ich neben dir esse.“ „Wieso?“, fragte Kaito erneut. „Spritzt du etwa mit dem Blut um dich und verteilst den Inhalt der Konserve in der gesamten Küche?“ „Wa-? Nein, natürlich nicht. Wie kommst du auf so eine dumme Idee?“ Der Magier zuckte mit den Schultern: „Weil du es so klingen lässt als würdest du genau das machen.“ Shinichi seufzte schwer auf und strich sich mit einer Hand durch die Haare. „Nein“, begann er langsam, „Normalerweise bohre ich mit einem meiner Fangzähne ein Loch in das Plastik der Konserve und trinke daraus.“ „Na, dann mach das doch. Was hält dich auf?“ Shinichi sah den Magier zweifelnd an, aber Kaito schien sich tatsächlich nicht das kleinste bisschen an der Idee zu stören, dass Shinichi neben ihm eine Blutkonserve leer trank. Es war eigentlich nicht überraschend, immerhin hatte der Vampir bereits mehrfach von Kaito direkt getrunken. Er wusste was geschah, er hatte gesehen wie Shinichi an seinem Handgelenk saugte, wie er Blut von einem frischen Körper trank. Die paar Schlucke aus einem Plastikbeutel waren da kein großer Unterschied. Er zögerte erst noch etwas, entschied sich dann jedoch dazu seine Bedenken über Bord zu werfen. Der Schülerdetektiv erhob sich aus seinem Stuhl und schritt zum Kühlschrank um sich von dort eine der Blutkonserven zu holen. Kaito beobachtete ihn nicht dabei, im Gegenteil. Er war in sein eigenes Frühstück und seinen Kaffee vertieft. Shinichi konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Natürlich war er in sein eigenes Essen vertieft. Er wollte dem Vampir ein Gefühl der Normalität vermitteln und dafür war ihm Shinichi dankbar. Schweigend setzte er sich wieder zu seinem Gast und tat genau das, was er zuvor erklärt hatte. Er ließ seine Fangzähne wachsen und bohrte mit einem von ihnen ein Lock in die Konserve. Als er sicher war, dass das Loch groß genug war und ein sanfter Eisengeruch seiner Nase entgegenströmte verschloss Shinichi das Loch mit seinen Lippen und begann vorsichtig das Blut aus der Konserve zu trinken, darauf achten, dass er nichts davon verschüttete. Shinichi war natürlich vor Kaito fertig. Er erhob sich und entsorgte das Plastik schweigend, aber er fühlte sich gut. Neben Kaito zu essen war weniger schrecklich gewesen als er es befürchtet hatte. Als der Magier dann ebenfalls fertig war kümmerte sich der Detektiv darum, dass das Geschirr in seinem Geschirrspüler verwand ehe er sich wieder Kaito zuwandte. Der Magier hatte sich inzwischen erhoben und lehnte gemütlich gegen den Tisch. Die beiden Jungen sahen sich an. „Wie wollen wir weitermachen?“, fragte er schließlich den Vampir. Dieser zuckte leicht mit den Schultern: „Ehrlich? Ich weiß es nicht.“ Kaito wusste, dass Shinichi sich schwer damit tat, den ersten Schritt zu machen, also beschloss er die Initiative zu ergreifen. Er schritt auf Shinichi zu und umfasste seine Hand, verflocht ihre Finger miteinander. Shinichi wehrte sich nicht. Im Gegenteil, er schloss seine Hand um Kaito’s und drückte sie leicht. „Ich möchte nicht, dass das hier endet“, sagte Kaito direkt und ohne Umschweife. „Die letzten Tage ohne dich waren schrecklich. Ich fühle mich wohl, wenn ich bei dir bin. Es geht mir besser, wenn ich in deiner Nähe sein kann, Kudo.“ Shinichi verzog leicht das Gesicht. Er wünschte sich, Kaito würde solche Dinge nicht sagen, er wünschte sich das es eine einmalige Sache für den Magier gewesen wäre, dass sie jetzt wieder zurück zu ihrem normalen Alltag kehren würden. Aber das Kaito genauso empfand wie Shinichi machte es umso schwerer. „Kuroba-kun…“, Shinichi schob seine freie Hand in Kaito’s Nacken und begann dort sanft mit seinen Haaren zu spielen. „Das macht alles nur unglaublich kompliziert, das weißt du.“ Der Magier verzog leicht das Gesicht, nickte jedoch. Shinichi schmunzelte leicht. „Trotzdem“, er beugte sich näher, während er sprach, „kann ich auch nicht auf dich verzichten. Oder darauf, das hier zu tun.“ Shinichi küsste den Jungen erneut. Er bekam nicht genug von ihm, genug von seinen Lippen. Kaito machte einen wohligen Laut in den Kuss, doch er erwiderte ihn, erwiderte die sanften Bewegungen seiner Lippen, das zärtliche Spiel seiner Zunge. Shinichi’s Griff im Nacken des Magiers wurde fester, aber anstatt noch leidenschaftlicher, noch wilder zu werden, wie er es gerne wollte löste er sich von dem Magier. Shinichi hielt sein Gesicht nahe an Kaito’s und atmete genießend dessen Fährte ein. „Ich weiß nicht warum“, flüsterte er gegen seine Lippen, „Aber irgendetwas in mir zieht mich zu dir hin. Nicht nur zu deinem Blut. Zu dir.“ Der Meisterdieb schluckte schwer: „Du meinst, so wie ein Band?“ Shinichi blinzelte leicht, überrascht über die Wortwahl, aber nach kurzem Überlegen musste er feststellen, dass es wohl die beste Beschreibung war. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf Kaito’s Lippen: „Mir geht es genauso.“ Dann löste sich der Magier langsam von dem Vampir. „Ich sollte mich anziehen und auf den Weg machen. Immerhin muss ich Aoko abpassen, damit sie mir meine Schuluniform gibt.“ Shinichi spürte eine Sehnsucht in sich aufkeimen, danach, dass der Junge nicht ging, dass er einfach hierblieb. Er konnte doch noch mal in der Schule anrufen und sie beide entschuldigen, er konnte einfach eine weitere Lüge erfinden und dann konnte er hierbleiben, bei Shinichi. Er würde ihn liebkosen, ihn verwöhnen und da wurde dem Vampir bewusst, dass das komplett irrational war. Irgendetwas stimmte mit den beiden nicht und es wäre wahrscheinlich besser, wenn er herausfinden würde was das war. Shinichi folgte ihm nicht, als er nach oben ging um sich fertig anzuziehen. Stattdessen wartete er in der Küche, nachdenklich. Irgendetwas war geschehen zwischen ihnen, etwas, dass die Beziehung der beiden zueinander verändert hatte. Shinichi konnte sich keinen Reim darauf machen, aber er hatte den Verdacht, dass es etwas mit seinem Dasein als Vampir zu tun hatte. Er versuchte in seinen eigenen Empfindungen zurück zu gehen, überlegte wann genau es begonnen hatte, dass Kaito eine stete Präsenz in seinen Gedanken geworden war. Wann war der Junge so wichtig für sein Leben geworden, dass er ohne ihn nicht mehr sein konnte? Shinichi wusste die Antwort. Es war ein einschneidendes Erlebnis gewesen, in mehrerlei Hinsicht. Nicht nur, dass er das erste Mal als Vampir schwer verwundet worden war, er war auch endlich in den Geschmack von Kaito’s Blut gekommen. Und nicht nur das, der Junge hatte es ihm freiwillig gegeben, hatte sich Shinichi dargeboten um ihn zu retten. Er spürte ein heißes Prickeln in seinem Nacken hochsteigen. Allein die Erinnerung daran, wie willig Kaito gewesen war, wie sehr er den Vampir dazu gedrängt hatte von ihm zu trinken ließ einen neuen Hunger auf den Magier in ihm hochsteigen. Shinichi stöhnte genervt auf und war mit zwei Schritten beim Waschbecken, um sich eifrig das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Das ging so nicht. Irgendetwas musste passiert sein, an jenem Tag. Er musste wissen was. Er musste wohl oder übel mit Akihito und Miyoko darüber sprechen. Hosted by Animexx e.V. 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