Ai no Scenario von Listle ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Shinichi atmete tief durch. Die Luft war angenehm kühl und er konnte den Duft des herannahenden Winters wahrnehmen. Er legte seinen Kopf leicht zur Seite und schloss die Augen. Das Bedürfnis zu atmen war weniger geworden in den letzten zwei Woche. Er tat es immer noch, manchmal, aus einer Art Gewohnheit heraus, aber er wusste, dass es nicht mehr notwendig war. Er hatte viel gelernt über sich selbst und das, was er jetzt war. Nach seinem Zusammenstoß mit Kaitou KID in der Öffentlichkeit hatte Shinichi sich auf die Suche nach anderen gemacht. Er wusste, dass er nicht allein war mit seinem Problem. Jemand hatte ihn verwandelt, also gab es noch mindestens einen weiteren Vampir, der sich in Beika rumtrieb und Shinichi hatte alles in seiner Macht stehende getan um diesen zu finden. Es hatte eine gute Weile gedauert. Fast eine ganze Woche war verstrichen bis er schließlich einem jungen Mann mit weißen Haaren begegnet war, der auf den Namen Akihito hörte. Er war ein Vampir, so wie Shinichi auch, und bat dem Jungen an ihn in seinen Clan aufzunehmen. Shinichi hatte versucht Informationen über Akihito in Erfahrung zu bringen, aber er scheiterte. Er wusste nicht wie der Vampir es getan hatte, aber er hatte sämtliche Unterlagen über sich selbst und seine Existenz verschwinden lassen. Dann klärte Akihito ihn auf. Er war ein sehr alter Vampir, der schon vor langer Zeit verwandelt worden war. Er hatte lange Zeit im Ausland gelebt und hatte die Welt bereist, hatte Städte und Länder besucht und das Blut von Menschen und Tieren gekostet. Inzwischen war Akihito jedoch müde und alt und er wollte einen Ort den er Heimat nennen konnte, einen Ort an dem er Leben konnte und eine Familie haben konnte. Natürlich nicht im traditionellen Sinne. Seine Kinder waren seine Vampire. Beika war perfekt für ihn gewesen. Als jemand, der in Japan geboren worden war, war es nur natürlich wieder zurück zu kommen und sich hier anzusiedeln. Großstädte waren immer schon die bessere Wahl gewesen, auf dem Land, wo die Bevölkerung nur dünn besiedelt war fielen Zwischenfälle mit Vampiren viel zu schnell auf. Shinichi hatte auch gelernt, dass Vampire sich in Clans zusammenfanden. Akihito war das Oberhaupt eines der fünf Clans die es in Beika gab. Seiner war zwar mit Abstand der Kleinste, doch bei weitem der Stärkste. Er war ein zahmer Vampir, hatte das Morden und Töten der Menschen schon vor vielen Jahrzehnten aufgebgeben, was auch der Grund war, warum Shinichi sich bereit erklärt hatte dem Clan beizutreten. Er hatte viel gelernt. Die Woche, die er nun unter Akihito’s Lehren verbracht hatte war ergiebiger gewesen als er es je hatte zu hoffen gewagt. Er war willig gewesen dieses neue Leben anzunehmen, auch wenn er noch nicht bereit dafür war sein menschliches Dasein aufzugeben. Er besuchte weiterhin die Schule, auch wenn er meistens im Unterricht schlief. Die Nächte schlug er sich mit den anderen Clanmitgliedern um die Ohren, um mehr zu lernen, mehr über sich und über dieses Leben. Kaitou KID‘s Warnung hatte Unruhe in sein neues Leben gebracht. Er hatte festgestellt, dass er vorerst nicht als Schülerdetektiv arbeiten konnte. Der Geruch von Blut machte ihn immer noch unruhig und zu viele der Fälle, zu denen Inspektor Megure seine Meinung wollte, hatten mit Mord zu tun. Shinichi war ein externer Berater geworden, so wie es auch Sherlock Holmes getan hatte. Aber Kaitou KID‘s Warnung konnte er nicht ignorieren. Er musste ihn wiedersehen, musste endlich Bescheid wissen über alles, über die Beweggründe des jungen Mannes, über sein wahres Ich. Und er musste den Stein zurück holen den KID stehlen wollte. Es war nicht irgendein Stein. Er war unglaublich wertvoll und der Besitzer, ein Bekannter von Akihito und Oberhaupt eines befreundeten Clans, würde alles daran setzen den Stein zurück zu bekommen. Auch, wenn das Kaitou KID‘s Tod bedeuten würde. Das konnte Shinichi nicht zulassen. Also hatte Shinichi Kudo sich bei Inspektor Megure gemeldet. Der Zusammenschluss der beiden Abteilungen im Fall KID hatte es einfacher für ihn gemacht die Polizisten und Inspektoren mit Informationen und Tipps zu versorgen. Er hatte ihnen Anweisungen gegeben, wie sie das Gebäude abzuriegeln hatte. Er hatte Kaitou KID‘s Fluchtwege abgeschnitten, jeden einzelnen, bis auf den Lüftungsschacht, welcher auf das Dach führte. Und hier stand er nun und wartete auf ihn, nur wenige Schritte von der Öffnung des Lüftungsschachtes entfernt. Shinichi warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Wenn seine Kalkulation stimmen sollte würde Kaitou KID innerhalb der nächsten 10 Sekunden hier auftauchen. Er hatte die Unruhen im Museum mitbekommen, die aufgeregten Polizisten, ein schreiender Inspektor Nakamori. Es konnte sich nur noch um Augenblicke handeln. Und tatsächlich, nur wenige Atemzüge später öffnete sich das Gitter des Lüftungsschachtes und eine weißgekleidete Figur trat heraus. „Hehehehe, tut mir leid, mein lieber Inspektor, aber das war wohl nichts.“ Shinichi trat aus dem Schatten um sich bei KID, welcher gerade seinen weißen Anzug abstaubte, bemerkbar zu machen. Der Meisterdieb hielt einen Augenblick lang inne in seinem Tun ehe er sich aufrichtete und dem Detektiv einen wissenden Blick schenkte: „Hab ich mir doch gedacht, dass Nakamori einen Joker in der Hand hat. Was verschafft mir die Ehre, Meitantei?“ Shinichi verlagerte sein Gewicht ein wenig und nahm eine entspannte Haltung ein: „Du hast etwas, dass dir nicht gehört. Ich hätte es gerne zurück.“ Gespielt überrascht hob KID eine Augenbraue an. Sein Pokerface saß perfekt und ein kleinwenig ärgerte es Shinichi. Er wollte den Jungen fassungslos sehen, wollte ihn aus dem Konzept bringen. Aber wenn das so einfach wäre, dann wäre er nicht Kaitou KID. Betont lässig zog der Meisterdieb einen Edelstein in der große eines Hühnereis aus seiner Brusttasche. „Meinst du das hier?“, fragte er gespielt verwirrt und drehte dein Stein ein wenig in seiner Hand. Shinichi’s Blick verdüsterte sich leicht und seine Haltung änderte sich von entspannt zu steif. „Ja.“ KID schien die Änderung in seiner Haltung zu bemerken, aber er störte sich nicht daran. Langsam machte er ein paar Schritte vom Lüftungsschacht weg und wandte seinem Körper den Mond zu. Dann hob er, so wie bereits zuvor, den Stein hoch und blickte ihn gegen das Licht des Mondes an. Shinichi kannte diese Bewegung bereits, KID hatte das, soweit er wusste, mit jedem Stein gemacht den er bis jetzt gestohlen hatte. KID ließ die Schultern sinken und wandte sich dem Detektiv zu. Ein amüsiertes Grinsen umspielte seine Lippen. „Du hast Glück.“ Es war Shinichi’s Reflexen zu verdanken, dass er den plötzlichen und kraftvollen Wurf des Edelsteins sah und es schaffte, den Stein mit einer einzelnen Bewegung seiner linken Hand aufzufangen. KID stieß einen anerkennenden Pfiff aus: „Nicht schlecht.“ Shinichi’s Haltung entspannte sich erneut und er verstaute den Edelstein behutsam in der Tasche seiner Jacke. Dann wandte er sich wieder dem Dieb zu, doch KID war inzwischen nähergekommen. Zu Nahe. Sie standen sich Aug in Aug gegenüber und eine süße Duftwolke umgab den Dieb. Shinichi’s Körper reagierte schneller als sein Geist. In einer raubtierartigen Bewegung, die zu schnell für KID‘s Augen war, hatte der Detektiv den Dieb an den Oberarmen gepackt und presste ihn gegen den naheliegenden Lüftungsschacht. KID hatte gerade genug Zeit erschrocken nach Luft zu schnappen als er auch schon die Lippen des anderen an seinem Hals spürte, wie er zart über die freiliegende Haut strich. KID wollte gerade versuchen sich aus dem Griff zu winden als der Detektiv ihn plötzlich losließ und sich zwei Schritte von ihm entfernte. Er fuhr sich mit einer Hand fahrig durch die Haare und schnappte nach Luft. Anscheinend hatte ihn die Reaktion genauso überrascht wie KID selbst. „Das ist doch verrückt“, wisperte Kudo und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Nicht so verrückt wie du vielleicht glaubst“, erwiderte KID und brachte sein zerknittertes Outfit wieder in Ordnung. Er konnte den Blick des anderen auf sich selbst spüren, bewahrte aber sein Pokerface. Shinichi’s Angriff hatte ihn mehr aus der Bahn geworfen als er bereit war zuzugeben. „Ich hatte schon mit Hexen zu tun“, der Meisterdieb hob den Blick und schenkte dem Detektiv ein süffisantes Lächeln, „Warum sollte es da nicht auch Vampire geben?“ Shinichi’s Mundwinkel zuckte leicht. Er schien nicht überrascht zu sein, dass KID Bescheid wusste. „Wenn mir jemand vor einem Monat gesagt hätte, dass solche Dinge existieren, hätte ich ihn für verrückt erklärt.“ Kaitou KID zuckte mit den Schultern, doch dann wurde sein Blick wieder ernst. „Wie und wann ist es passiert?“ Shinichi ließ seine Hände sinken, seine Haltung entspannte sich. Er steckte die Hände in die Hosentasche und wandte dem Meisterdieb den Rücken zu. Seine Stimme war voller Bitterkeit als er zu sprechen begann: „Vor zwei Wochen, bei deinem letzten Raubzug. Ich war auf dem Weg zum Museum und hab Geräusche aus einer Seitenstraße gehört. Dann wurde alles schwarz. Ich erinnere mich nur an Bruchstücke aus dieser Nacht.“ „Welche Bruchstücke?“ KID machte ein paar Schritte auf den Detektiv zu, hielt dann jedoch inne. Er durfte ihm nicht zu nahekommen, wenn er nicht wieder angefallen werden wollte. Aber Shinichi schien sich unter Kontrolle zu haben. Er wirkte entspannt als er antwortete: „Ich erinnere mich beim Museum angekommen und von Inspektor Megure nach Hause geschickt worden zu sein. Ich erinnere mich auf das Dach des Hotels gestiegen und dich getroffen zu haben. Ich erinnere mich… ich erinnere mich an deinen Geruch. Die Mischung aus deinem Blut und deinem Duft. Ich erinnere mich, dass ich mir deinen Duft eingeprägt habe, dass ich von deinem Blut gekostet habe. Dass es himmlisch geschmeckt hat. Und das wars. Am nächsten Morgen bin ich Zuhause aufgewacht, das Hemd voller Blut.“ KID erinnerte sich an den Abend. Er erinnerte sich and das Hemd voller Blut, erinnerte sich daran wie übermenschlich schnell der Detektiv sich bewegt hatte, wie er ihn in die Fingerkuppe gebissen hatte. KID verzog leicht das Gesicht: „Also hast du mich DOCH gebissen.“ „Ja.“ Und mit einem Mal war der Detektiv wieder direkt vor ihm, seine Hand in KID‘s Nacken, seine Augen zur Hälfte geschlossen. Seine Finger glitten behutsam durch die kurzen Haare an seinem Hinterkopf, genau da wo sein Zylinder begann. „Und es gibt nichts, absolut gar nichts, dass ich jetzt gerade lieber tun würde als noch mal zuzubeißen.“ KID‘s gesamter Körper rief nach Flucht, doch sein Pokerface saß perfekt. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und er neigte den Kopf minimal zur Seite. „Zeig sie mir.“ Shinichi rümpfte leicht die Nase, aber er tat wie ihm befohlen wurde. Er öffnete seine Lippen einen Spalt und ließ seine Fangzähne wachsen. Die Angst in seinem Körper wurde durch Faszination abgelöst und KID hob beinahe automatisch eine Hand zum Gesicht des Detektivs. Doch Shinichi reagierte sofort und drehte den Kopf weg, die Zähen versteckt. „Nicht. Sonst kann ich mich nicht länger kontrollieren.“ KID spürte, wie der Detektiv sich von ihm löste und ein paar Schritte von ihm weg machte. Die Angst in seinem Körper ließ nach und KID‘s Haltung entspannte sich erneut. „Wieso denkst du, dass du mich beißen wirst? Du scheinst ziemlich beherrscht zu sein. Spazierst sogar mitten durch die Stadt, wo überall Menschen sind.“ Ein trockenes Lachen entrang sich Shinichi’s Kehle. Er schüttelte leicht den Kopf und strich sich erneut ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht: „Dein Geruch ist anders. Dein Blut… es schreit förmlich nach mir. Wenn ich satt bin habe ich kein Problem damit mich mit einer Menge an Menschen zu umgeben ohne auch nur irgendwen anfallen zu wollen. Aber du…“ Er atmete tief durch. „Du riechst so gut. Wenn ich darauf vorbereitet bin, auf dich, auf deinen Duft, dann kann ich dagegen kämpfen. Aber als ich in dich reingerannt bin, in der Stadt, da war es so schwer… so schwer dich nicht in eine dunkle Gasse zu zerren und mir einfach zu nehmen was ich will.“ Das war die Bestätigung nach der er die ganze Zeit gesucht hatte. Shinichi kannte sein wahres Gesicht. Wusste, wie Kaitou KID in der Wirklichkeit aussah. „Warum hast du mich nicht verraten?“ Überrascht wandte der Detektiv sich dem Dieb zu. „Was meinst du?“ „Du kennst mein Gesicht. Du hättest mich der Polizei ausliefern können. Aber du hast es nicht getan. Warum?“ Shinichi runzelte die Stirn, fast so, als würde er die Frage nicht verstehen. Hatte KID sich geirrt? Wusste der Detektiv doch nicht, wer er war? „Es wäre nicht fair.“ Die Antwort überraschte den Meisterdieb. „Die Situation hat sich geändert. Ich habe dich nicht enttarnt, weil ich so gute Detektivarbeit geleistet habe. Ich habe dich enttarnt, weil das Raubtier in mir deine Fährte gefunden hat. Ich habe dich erschnüffelt, wie ein Polizeihund. Das ist nicht, wie Kaitou KID’s Ära zu Ende gehen soll. Das ist kein Ende, das deiner würdig wäre.“ KID lachte auf. Nicht, weil das was Shinichi sagte so lächerlich klang, sondern weil es einfach so sehr er war. Diese Ehrlichkeit, der Sportsgeist – Shinichi Kudo war immer noch derselbe Mann, der er gewesen war bevor er zum Vampir gemacht worden war. KID schüttelte grinsend den Kopf ehe er eine leichte Verbeugung andeutete. „Das ehrt mich, Meitantei. Wirklich. Aber ich denke ich habe bereits zu viel Zeit hier verbracht. Du hast den Stein – er ist nicht das, was ich gesucht habe. Ich freue mich schon darauf dich bei nächster Gelegenheit wieder zu sehen.“ Shinichi antwortete nichts. Er beobachtete lediglich stumm wie der Meisterdieb auf den Rand des Daches zuschritt. Er beobachtete, wie KID seinen Gleiter erscheinen ließ, wie durch Zauberei, und beobachtete wie er ihm ein letztes, freches Lächeln schenkte. Dann ließ KID sich rückwärts vom Dach fallen und Shinichi wusste, dass der Zauber damit vorüber war.   Nur zwei Querstraßen weiter legte Kaitou KID seine Verkleidung ab und wurde erneut zu dem unschuldigen Oberschüler, Kaito Kuroba. Er vergrub die Hände in seinen Hosentaschen und schlenderte gemütlich durch die dunklen Straßen der Stadt. Natürlich hatte Jii ihm angeboten ihn nach dem Raubzug abzuholen, aber Kaito hatte abgelehnt. Er hatte gehofft Shinichi Kudo zu begegnen und seinen Verdacht zu bestätigen und er hatte gewusst, dass, sollte er Shinichi begegnen, er Zeit brauchen würde um nachzudenken. Jii’s Informationen über Vampire war dürftig. Natürlich hatte er Informationen gehabt, so wie auch schon über Hexen, aber da die Vampire nicht zu den direkten Feinden der Magier zählten war sein Wissen hier auch sehr lückenhaft. Shinichi Kudo hatte ihm ein paar seiner Fragen beantwortet. Anscheinend waren Vampire tatsächlich schneller als es dem menschlichen Auge möglich war zu folgen. Und er konnte es kontrollieren ob seine Fangzähne sichtbar waren. Kaito schnalzte leicht mit der Zunge. Er hätte sie zu gerne berührt. Aber auch, wenn ihm dieser Wunsch verwehrt geblieben war, so hatte er doch etwas über die feinen Sinne der Vampire gelernt. Anscheinend konnte Shinichi Kudo sein Blut riechen. Anscheinend nahm er die Fährten von Menschen besser war als früher. Immerhin hatte er ihn auch in seiner zivilen Form erkannt und das wohl nur anhand des Geruchs. Kaito war tief in Gedanken versunken, sodass es eine Weile dauerte, bis er seinen Verfolger bemerkte. Natürlich versuchte sich der geübte Meisterdieb nicht anmerken lassen, dass er ihn bemerkt hatte, sondern versuchte durch abwechselnd schnelles und langsames Schritttempo sowie überraschende Abbiegungen seinen Verfolger abzuschütteln. Aber es war unmöglich. Immer, wenn er dachte er hätte es geschafft tauchte der Fremde wie aus dem Nichts wieder auf. Das konnte nichts Gutes verheißen. Kaito hegte den Verdacht, dass es ein Taschendieb war. Im besten Fall. Im schlimmsten Fall war es einer der Männer vom Syndikat, einer von Snake’s Männern, die seine Identität herausgefunden hatten und jetzt Rache dafür wollten, dass er immer noch Edelsteine stahl. Immerhin hatte er groß angekündigt, dass er Pandora vor ihnen finden und zerstören würde. Darüber waren sie definitiv nicht erfreut. Der Meisterdieb entschied sich gerade dazu auf die Hauptstraße zu wechseln um dort in einer der belebten Straßen mit Bars und Restaurants unterzutauchen als sein Verfolger zuschlug. Er erschien wie aus dem nichts hinter Kaito und packte ihn an der Schulter. Kaito wirbelte herum, die Hand des Mannes wegschlagen und ließ im selben Moment eine Rauchbombe fallen. Er hörte, wie der Fremde zu Husten begann und nutzte die Chance um sich aus dem Staub zu machen. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken während er die dunkle Straße entlang lief. Er hatte das Gesicht seines Verfolgers, eines dicklichen Mannes im mittleren Alter, nur kurz gesehen, nur den Bruchteil eines Augenblicks, aber es hatte gereicht um den Blutdurst und die Gefahr in seinen Augen zu sehen. Er hatte den Blick eines Jägers. Den Blick eines Raubtieres. Kaito atmete erleichtert auf als er die Lichter der Hauptstraße sah. Nur noch weniger Meter trennten ihn von der Sicherheit der Menschenmassen, doch dazu sollte es nicht kommen. Sein Verfolger hatte aufgeholt und einer schnellen Bewegung, schneller als Kaito reagieren konnte, hatte ihn der Typ auch schon an der Schulter gepackt und, mit mehr Kraft als seinem dicklichen Körper zuzutrauen war, in eine dunkle Seitengesse geschleudert. Kaito knallte unsanft gegen ein paar Mülltonnen und stöhnte gequält auf. Er versuchte schnellstmöglich wieder auf die Beine zu kommen, doch der Angreifer war schneller. Er packte Kaito an den Haaren und zog ihn auf die Beine. „Rück den Stein raus“, knurrte er mit tiefer Stimme. Kaito’s Blick war verschwommen vor Schmerz aber er erkannte erneut das Raubtier in den Gesichtszügen des Mannes. Er brauchte ein paar tiefe Atemzüge ehe er sprechen konnte. „Vampir“, presste er zwischen den Lippen hervor. Der Griff an seinen Haaren lockerte sich doch die Erleichterung wehrte nur für Sekunden. Er bekam eine Ohrfeige gescheuert, mit einer Intensität, die seine Wange aufplatzen ließ. Kaito spürte das heiße Blut über seine Wange laufen und versuchte es mit dem Ärmel seines Hemdes wegzuwischen. „Was willst du von mir?!“ „Den Stein“, widerholte der Angreifer. „Rück den Stein raus.“ „Ich hab keinen Stein.“ Ein tiefer Laut, der einem Knurren glich ertönte aus der Kehle des Mannes. Er bewegte sich mit langsamen, bedrohlichen Schritten auf Kaito zu, welcher versuchte weiter zurück zu weichen. Die Wand hinter ihm machte das Schwierig. Schnell ging er seine Optionen durch. Er konnte dem Typen keinen Stein geben weil er ihn nicht hatte. Er hatte ihn Shinichi gegeben und der war vermutlich längst bei der Polizei damit. Er konnte den Typen auch nicht niederringen, dafür war er viel zu stark. Er hatte noch eine Rauchbombe und er war nicht weit entfernt von der Hauptstraße. Wenn er es schaffte, den Typen abzulenken und die Rauchbombe zu zünden, dann würde er es vielleicht auch schaffen in der Menge unterzutauchen. „Verkauf mich nicht für dumm, ich weiß genau, dass du derjenige bist, der heute ins Museum eingestiegen bist und ihn gestohlen hat. Du stinkst genauso wie die Spur im Museum.“ Kaito’s Augen weiteten sich. Er hatte sich schon gefragt, wie der Typ ihn gefunden hatte und warum er immer wieder aufgeholt hatte, auch wenn Kaito sich sicher gewesen war ihn abgehängt zu haben. Aber natürlich, wenn dieser Typ wie Shinichi Kudo war, wenn dieser Typ ein Vampir war, dann würde er keine Probleme haben Kaito’s Geruch zu verfolgen. Mehr brauchte er nicht. Das änderte die Situation natürlich. „Okay! Okay“, Kaito hob abwehrend die Hände. „Du kriegst den Stein.“ Die Haltung des Vampirs entspannte sich etwas. Kaito’s Blick heftete an seinem Gegenüber, er musste jede Chance und jede Schwäche nutzen. Langsam glitt eine seiner Hände in die Innenseite seiner Jacke. Er kramte etwas herum, ehe er einen etwa hühnereigroßen Gegenstand herauszog. Er hielt ihn fest umschlossen, sodass sein Gegenüber nicht sofort erkannte was er da in der Hand hatte. Die Haltung seines Gegenübers änderte sich erneut, sie wurde freudig, offen. Er schien zu glauben, dass er dem Ziel ganz nahe war. „Ich schmeiß ihn jetzt rüber“, kündigte Kaito an obwohl er wusste, dass er das nicht tun musste. Shinichi Kudo hatte den Stein ohne mit der Wimper zu zucken und mit der Bewegung einer einzelnen Hand mühelos gefangen. Zweifelsohne würde sein Gegenüber zu derselben Höchstleitung in der Lage sein. Kaito holte aus und warf den Gegenstand in seiner Hand. Zu hoch natürlich, viel zu hoch für den Mann um ihn zu fangen, sodass dieser ein paar Schritte zurück taumeln musste. Kaito selbst ging in Deckung und machte sich bereit und in dem Moment, als die Finger des Vampirs die Rauchbombe berührten und auslösten sprintete der junge Dieb davon. Es war fast zu einfach gewesen. Wenn man erstmal wusste, was man vor sich hatte konnte man noch jedes Wesen austricksen. Er hatte es bei Hexen geschafft und würde es auch bei Vampiren schaffen. Das war zumindest, was Kaito dachte, doch er freute sich zu früh. Er wurde brutal zu Boden gerissen, ein schweres Gewicht auf ihm. Er wusste nicht was geschehen war, versuchte mit aller Macht sich zu wehren als ein beißender Schmerz an seinem Hals ihn erstarren ließ. Ein Schmerzensschrei löste sich aus seiner Kehle und er spürte wie das Blut aus der Wunde schoss. Erneut versuchte er sich loszureißen, weg von dem schweren Körper über ihm, weg von dem Vampir, der zweifellos gerade an seinem Hals saugte. Der Vampir ließ ab und verpasste Kaito eine weitere Ohrfeige. „Mein Auftrag ist es den Stein zurück zu bringen. Und wer sich mir in den Weg stellt wird dafür büßen“, knurrte er und biss erneut in Kaito’s Hals. Der Schmerz war lähmend und was noch viel schlimmer war, war zu spüren, wie ihn seine Kräfte verließen. Seine Schreie wurden leiser und sein Widerstand schwächer. War es wirklich unmöglich gegen einen Vampir zu gewinnen? Waren ihm diese Wesen so weit überlegen? Kaito schloss die Augen zur Hälfte und starrte in den Himmel. Sein Körper versuchte immer noch sich zu wehren aber der Meisterdieb gab die Hoffnung auf. Er hatte gesehen wie schnell und stark Shinichi gewesen war. Dieser Typ hier wirkte, als wäre er schon viel länger ein Vampir, als wäre er viel erfahrener und trainierter. Wie sollte er auch nur ansatzweise eine Chance gegen ihn haben? Kaito spürte den pochenden Schmerz an seinem Hals, spürte, wie das Gewicht langsam von seinem Körper verschwand. Der eiserne Griff an seinen Handgelenken lockerte sich und eine fremde Stimme wurde laut. Dann war da ein Schrei. Kaito drehte den Kopf etwas. Der Vampir, welcher über ihn gebeugt stand war erstarrt und über ihm, genau über seinem Kopf, glitzerte der Edelstein, den er schon so lange gesucht hatte. Ein roter Kristall umringt von einem blauen Saphir. Pandora.   Als Kaito die Augen das nächste Mal öffnete spürte er, wie jemand seinen Körper bewegte. Er fühlte sich leicht, beinahe schwerelos, und es dauerte einen Moment bis er realisierte, dass jemand ihn am Rücken trug. Er blinzelte leicht, doch die Lichter um ihn herumtanzten und verursachten ihm Kopfschmerzen. Er schloss die Augen und presste sein Gesicht in den Nacken der Person die ihn trug, das Gefühl einer Lederjacke und von Haaren an seiner Wange. Sein Träger keuchte überrauscht auf und hielt inne. „…bist du wach?“ Die Stimme klang vertraut und Kaito entspannte sich schlagartig am Rücken des anderen. Er festigte seinen Griff um die Schultern des Jungen und nickte leicht. „Hast du Schmerzen?“ Kaito nickte erneut. „Okay. Wir sind gleich in Sicherheit, keine Sorge. Halt… halt noch ein bisschen durch.“ Und Kaito nickte erneut. Er drehte den Kopf zur Seite, seine Wange immer noch am Nacken des anderen gedrückt, die Augen geschlossen. Sein Träger setzte sich wieder in Bewegung, diesmal langsamer als zuvor. Das gleichmäßige, sanfte Wanken machte Kaito schläfrig und er merkte, wie er langsam aber sicher eindöste. Seltsam, eigentlich. Gerade eben war er noch in einer Seitenstraße von einem Vampir attackiert worden und jetzt fühlte er sich, als könnte er einfach die nächsten drei Tage durchschlafen. Er genoss den Dämmerzustand in dem er sich befand, zwischen Wach und schlafend solange es ihm möglich war. Aber sein Träger sollte recht behalten, nur wenige Augenblicke später betraten sie ein Gebäude das Kaito aus den Augenwinkeln als Wohnhaus identifizierte. Anscheinend gehörte das Wohnhaus seinem Retter, denn dieser bewegte sich so selbstverständlich durch die Dunkelheit, wie es nur jemand konnte, der sich den Gebäudegrundriss eingeprägt hatte. Kaito spürte, wie er langsam vom Rücken des anderen glitt und fand sich einige Augenblicke später auf einer Couch sitzend wieder. Das Licht im Raum ging an und der Meisterdieb musste seine Augen abschirmen um sich langsam an die Helligkeit zu gewöhnen. Sein Blick wanderte durch den Raum. Hier waren Bücher, Unmengen an Büchern, sowie ein Fernseher und diverse Mitbringsel aus fernen Ländern. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Notebook, welches wohl erst vor kurzem gebraucht worden war. Sonst wies nichts in dem Raum daraufhin, dass hier jemand lebte. Kaito hörte, wie jemand den Raum betrat und hob den Kopf. Dort stand Shinichi Kudo, seine Lederjacke, Shirt und Wange mit Blut bespritzt. Seine Augen waren voller Mitleid und Schuld. „Was ist passiert…?“ Der Detektiv seufzte und kam näher zur Couch. Kaito bemerkte erst jetzt den Erste-Hilfe-Kasten in seiner Hand, welchen der Vampir auf dem Couchtisch abstellte. Er ging vor Kaito in die Hocke und umfasste sein Kinn sanft mit einer Hand, drehte es behutsam zur Seite um sich die geschundene Wange anschauen. „Du wurdest von einem Vampir attackiert.“ Der Meisterdieb rollte leicht mit den Augen, zischte jedoch gequält als Shinichi’s Hand seinen Hals berührte: „Das habe ich bemerkt… aber warum?“ „Wegen dem Stein, den du gestohlen hast. Er wurde beauftragt ihn zurück zu holen.“ „Von wem beauftragt?“ Shinichi holte ein Tuch aus dem Verbandskasten und tränkte es in Desinfektionsmittel. Er wandte sich wieder Kaito zu und schenkte ihm einen kurzen, entschuldigenden Blick ehe er langsam begann seine Wange zu reinigen und die Wunde zu behandeln. „Vom Besitzer“, er sprach mit einer ruhigen und ausgeglichenen Stimme, die den jungen Dieb etwas überraschte, „Er ist ein Vampir und der Stein ist seit Jahrhunderten in Familienbesitz. Er hat der Polizei nicht vertraut den Stein zurück zu holen und er hat auch meinem Clan nicht vertraut das wir es schaffen würden. Darum hat er diesen Söldner geschickt.“ Ein Schmerzenslaut verließ Kaito’s Lippen und Shinichi erstarrte in der Bewegung. Der junge Dieb winkte jedoch nur ab und deutete ihm weiter zu machen: „Und was ist mit dem Vampir passiert?“ Shinichi’s Gesichtsausdruck wurde starr, aber er begann erneut mit sanften Berührungen die Wunde zu reinigen. „Ich habe mich um ihn gekümmert.“ Kaito fragte nicht nach, was das bedeutete. Wäre das hier ein Mafia-Film würde ‚sich kümmern‘ wohl gleichzusetzen sein mit ‚heute Nacht schläft er bei den Fischen‘. Kaito konnte sich ausmalen, was es unter Vampiren zu bedeuten hatte. Er schwieg eine Weile und wartete, bis der Schülerdetektiv ein Pflaster auf seine Wange geklebt hatte. Anscheinend war die Wunde nicht so schlimm wie er befürchtet hatte, wenn ein einfaches Pflaster reichte um sie abzukleben. Dann wanderten Shinichi’s Hände zu seinem Hemd und mit einem kurzen Blick, der nach Kaito’s Okay suchte streifte er ihm das Hemd ab. Kaito legte den Kopf leicht zur Seite um dem anderen einen besseren Blick auf die Bisswunden zu geben. Shinichi’s Körper reagierte sofort. Kaito sah, wie sich der Schülerdetektiv verspannte, seine Hand vor Wut zitternd. Behutsam tastete er mit den Fingerkuppen die Wunde ab ehe er sich näher beugte. Ein eiskalter Schauer lief über Kaito’s Rücken als er Shinichi’s Lippen an der Wunde spürte. Er wusste, dass der andere von seinem Blut angezogen wurde und er wusste, dass er sich gerade förmlich als Opfer anbot. Aber Shinichi tat nichts um ihn zu verletzen. Er leckte zart über die Bisswunde des anderen Vampirs und begann sanft an seinem Hals zu saugen. Der kalte Schauer wurde durch einen warmen abgelöst. Der Schülerdetektiv war sehr sanft und vermied auch den Einsatz der Fangzähne. Stattdessen wanderte er mit der Hand in den Nacken des Diebes und strich dort zart mit den Fingerkuppen durch das dunkle Haar des Jungen. Kaito schloss seine Augen, er fühlte sich erschöpft und ausgelaugt und das Gefühl, welches Shinichi’s Lippen an seiner Haut hinterließ war ein schönes Gefühl. Langsam löste sich der Detektiv wieder und suchte den Blick des Diebes, welcher seine Augen ebenfalls wieder öffnete. Shinichi wirkte verwirrt, seine Hand ruhte immer noch in Kaito’s Nacken. „Warum hast du das zugelassen?“ Kaito schmunzelte leicht: „Du hast dir eine Belohnung verdient. Immerhin hast du mich gerettet.“ Shinichi verzog leicht das Gesicht ehe er sich vollends von dem Jungen auf seiner Couch löste und begann auch die Bisswunden mit dem Desinfektionsmittel zu behandeln. „Du solltest nicht so leichtsinnig sein“, rügte er den Jungen, „Immerhin hätte ich genauso zubeißen und dich töten können.“ „Hättest du nicht.“ Überrascht sah Shinichi den Dieb an, welcher immer noch grinste: „Du bist kein Mörder. Und du würdest nie jemanden absichtlich verletzen.“ Nun konnte auch Shinichi ein Schmunzeln nicht länger verbergen und fokussierte sich ganz auf die Wunde. Er versorgte seinen Gast bestmöglich, sodass die Wunden auch problemlos und schnell zuheilen würden. „Wie fühlst du dich, abseits der Wunden?“ „Müde“ gestand der Dieb, „aber es wird besser. Obwohl ich sicher sofort schlafen könnte, wenn ich mich hinlege.“ „Das macht der Blutverlust“, erklärte der Detektiv, „Dieser Kerl hat nicht wenig Blut von dir abgezapft. Du wirst dich wohl noch eine Weile schlapp und erschöpft fühlen. Wenn du möchtest bringe ich dich nach Hause.“ „Das musst du nicht“, erwiderte Kaito grinsend und rappelte sich auf, „Ich schaff das schon ganz- ohh“, und sank zurück auf die Couch. Er fasste sich mit einer Hand an die Stirn und schloss die Augen. Shinichi grinste leicht, ehe er sich aufrichtete. „Möchtest du den Satz wiederholen?“ Kaito hob den Blick und schenkte dem Detektiv einen bösen Blick als Antwort, konnte dann aber ein Grinsen nicht zurückhalten. „Eigentlich“ begann er langsam, „ist es doch schon egal. Ich mein, du weißt wie ich aussehe und du kennst meine Fährte. Da kann ich dir genauso gut zeigen wo ich wohne.“ „Wie wär‘s, wenn du erstmal damit anfängst mir deinen Namen zu verraten?“, erwiderte Shinichi und zuckte leicht mit den Schultern. Der Meisterdieb blinzelte erst etwas verwirrt, bis ihm klar wurde, was der andere meinte. Sie saßen sich gegenüber, er, Kaitou KID, und sein Erzfeind, Shinichi Kudo. Aber KID war nicht KID. Nicht hier und jetzt, nicht in diesem Augenblick. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er lehnte sich leicht nach vorne. „Mein Name ist Kaito Kuroba. Freut mich, dich kennen zu lernen.“ „Kaito Kuroba…“ Kaito lief ein weiterer Schauer über den Rücken, als er seinen Namen das erste Mal aus dem Mund des Detektivs hörte. Er verdeckte seinen Mund mit einer Hand und wandte sich ab, eine Geste, die Shinichi zu verwirren schien. „Was? Hab ich es falsch ausgesprochen?“ „Nein. Nein, das passt schon“, nuschelte der Dieb verlegen und besann sich darauf, sein Pokerface aufzusetzen ehe er seinen Blick wieder dem Vampir zuwandte. „Es ist nur seltsam dich meinen Namen sagen zu hören.“ „Es ist auch seltsam ihn auszusprechen“, gestand Shinichi und grinste leicht. Doch das unbeschwerte Grinsen verschwand sofort wieder von seinen Lippen. „Wenn du möchtest kannst du dich hier ausruhen. Ich habe ein Gästezimmer zur freien Verfügung, falls du ein paar Stunden schlafen möchtest. Oder wir rufen ein Taxi und bringen dich nach Hause.“ „Ich glaube ich nehme das Taxi“, erwiderte Kaito und versuchte ein weiteres Mal aufzustehen. Er ging es diesmal langsam an und wappnete sich vor dem Schwindelgefühl, welches jedoch zum Glück ausblieb. „Gut.“ Shinichi atmete auf. „Aber du solltest dich vorher umziehen. Du hast… Blut an deinem Shirt.“ Kaito blickte ans ich hinab und tatsächlich, da war Blut. Es war natürlich bei weitem nicht so viel wie an Shinichi’s Kleidung gewesen war, an dem Abend, als er verwandelt worden war, aber es war genug um einen Taxifahrer zu beunruhigen. Genug um einen Taxifahrer zu veranlassen die Polizei zu rufen. Und das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. „Wir haben ungefähr dieselbe Größe, ich kann dir also Sachen von mir geben“, bot der Schülerdetektiv an, ein Angebot das Kaito dankend annahm. Nachdem Shinichi sicher gegangen war, dass Kaito nicht wieder umkippte deutete er ihm, ihm zu folgen. Er führte den Dieb durch sein Haus bis hin zu seinem Schlafzimmer. Ein amüsiertes Glucksen entkam dem Meisterdieb und Shinichi warf ihm einen fragenden Blick zu. Auf Kaito’s Gesicht konnte er Amüsement und Belustigung erkennen. „Ich hätte nie erwartet, dass ich jemals in Shinichi Kudo’s Schlafzimmer stehen werde.“ Der Meisterdetektiv rollte mit den Augen und ging zum Schrank um Kleidung für sie beide herauszusuchen. Er reichte Kaito ein Shirt und eine Jacke die er sich überwerfen konnte und nahm sich selbst ebenfalls ein frisches Hemd heraus. Langsam und ohne auf den Dieb zu achten schälte sich Shinichi aus seinem blutigen Oberteil. Kaito stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Du bist echt weiß wie Schnee, ist dir das eigentlich klar?“ Der Vampir rollte erneut mit den Augen und zog sich das frische Shirt über den Kopf. „Ich bin ein Vampir, was erwartest du?“ Er wandte sich dem Meisterdieb zu, der gerade in die Jacke schlüpfte. Er hob den Kopf um Shinichi anzusehen und grinste frech. „Ich finde es halt faszinierend. Eine gewisse Neugierde liegt uns Magiern im Blut.“ „Du solltest deine Neugierde im Zaum halten, sonst könnte dir das noch gefährlich werden“, erwiderte Shinichi und wartete darauf, dass Kaito fertig war. Dann verließen sie gemeinsam das Schlafzimmer. „Ich werd dein Shirt entsorgen. Du kannst meines behalten, immerhin ist es zum Teil auch meine Schuld, dass du angegriffen wurdest. Das ist das mindeste.“ „Deine Schuld?“ Kaito hob fragend eine Augenbraue an. „Und wie genau sollte das deine Schuld gewesen sein, Meitantei?“ „Nun, ich hätte einerseits besser auf dich aufpassen müssen. Ich wusste wie wichtig der Stein für unseren Klienten ist. Ich hätte ihn dir nicht abnehmen müssen. Wenn du ihn noch bei dir getragen und ihn übergeben hättest wäre es vielleicht gar nicht erst so weit gekommen, dass du angegriffen wirst.“ Kaito boxte dem Detektiv leicht gegen die Schulter als sie die Wohnung verließen. Die frische Luft, wenn auch etwas kühl, fühlte sich gut an. Sein Kopf war immer noch schwummrig und er war erschöpft, aber es wurde besser. Shinichi führte ihn die Straße entlang Richtung Taxistand. „Du kannst gar nichts dafür“ brummte der junge Meisterdieb, „Du warst ja nicht derjenige der mich angefallen hat.“ Der Detektiv schwieg. Sie liefen ein paar Minuten wortlos nebeneinander hier, bis sie schließlich ein Taxi fanden. Shinichi winkte es heran und stieg zusammen mit seinem Begleiter ein, welcher dem Fahrer auch gleich seine Adresse durchgab. Dann lehnte sich Kaito erschöpft zurück und sah den Vampir neben sich an. „Wie machst dus eigentlich?“ Shinichi schenkte ihm einen verwirrten Blick, welcher KID zum Schmunzeln brachte. „Ich meine, deine neuen Lebensumstände. Werden deine Eltern und deine kleinen Freunde nicht misstrauisch?“ Der Detektiv schüttelte den Kopf. „Es ist schwer“, begann er vorsichtig, bedacht darauf die Worte so zu wählen, dass der Taxifahrer nicht misstrauisch wurde, „Aber es ist nicht unmöglich. Tagsüber… bin ich müde und ausgelaugt. Ich sollte eigentlich schlafen aber ich zwinge mich Wach zu bleiben. Ich hab mir zwei Wochen lang eine Auszeit genommen aber ich denke, nächste Woche werde ich wieder zur Schule gehen. Und Detektivarbeit machen.“ „Das geht?“ Kaito klang sichtlich überrascht. Vermutlich hatte er erwartet, dass Shinichi bei Berührung mit Sonnenlicht zu Staub zerfallen würde. Der Detektiv schmunzelte leicht. „Ja, es geht. Ich verliere zwar meine Kraft und bin angreifbarer als sonst, aber ansonsten geht es mir gut. Das einzige wirkliche Problem, dass ich habe, ist Selbstkontrolle. Und daran arbeite ich.“ „Die hast du drauf, meiner Meinung nach“, erwiderte Kaito und zuckte leicht mit den Schultern. Dann richtete er seinen Blick wieder aus dem Fenster und beobachtete die Stadt, die an ihnen vorbeizog. Es dauerte nicht allzu lange, bis sie schließlich bei Kaito’s Haus ankamen. Es war bereits spät in der Nacht und die Straßen waren still und dunkel als die beiden Jungen das Taxi verließen. Shinichi beugte sich zu dem Fahrer und bat ihn zu warten, da er noch wo anders hinmusste, ehe er Kaito zur Eingangstür brachte. Der Hausbewohner zog den Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Dann wandte er sich an Shinichi, grinsend. „Was ist? Bekomm ich jetzt einen Abschiedskuss?“ Shinichi hob eine Augenbraue an und sah erst so aus als würde er den Witz des Diebes nicht wertschätzen. Dann umfasste er plötzlich Kaito’s Hand und zog sie zu seinem Mund. Das Lächeln des Diebes erstarrte doch er wehrte sich nicht. Auch, als Shinichi’s Zähne wuchsen und er sie sanft gegen die Fingerkuppe des Diebes presste. Wieder war da dieser kleine Stich und schon einen Augenblich später saugte Shinichi zart an der weichen Haut. Ein warmer Schauer lief über Kaito’s Rücken als Shinichi schließlich von ihm abließ, ein freches Grinsen auf den Lippen. „Gute Nacht, mein Meisterdieb.“ Dann wandte Shinichi sich ab und schritt zurück zum Taxi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)