Asuka von Dudisliebling (Der Duft von Morgen) ================================================================================ Kapitel 7: 7. (Sesshomaru) -------------------------- 7 (Sesshomaru) Was für eine Idee dieses Mädchen doch hatte. Der Grund, warum ich ihrem wild gewordenen Herzen lauschen durfte war außergewöhnlich. Sie wollte die Schwertkunst erlernen. Es war seit einiger Zeit aus der Mode geraten, dass Frauen ebenso geschult wurden, wie ihre Männer. Es war vor einigen Jahrhunderten einfach gegeben gewesen, dass alle Kinder des Dorfes sich im Dojo versammelten und lernten. Zumindest in den kleineren Dörfern war dies eine Art Beaufsichtigungsprogramm gewesen, wenn die Eltern ihrem Tagewerk frönten. Zudem gebot es die Zeit immer wachsam zu sein. Nicht nur wegen uns Yokai. Ihrem Blick, als sie sich emporhob und ihren Wunsch mit Dringlichkeit untermauerte, ließ meine anfängliche Ablehnung gegen diese Idee verschwinden. Sie hatte Mut, musste ich erkennen. Sich gegen mich zu erheben, um ihren Willen darzulegen und mich zu erweichen. Aus einem Impuls heraus dachte ich um und sagte zu. Ihre kurze Trauer, die sie empfand als ich zunächst nur ihren Kameraden ansprach, um die Zeit des Trainings festzulegen, war Genugtuung. Doch der Unglaube, den beide verspürten, nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte, war noch besser. Ich hatte etwas Macht genießen dürfen und es würde sicher noch besser werden, wenn die beide erst einmal erkannten, zu was sie ihre Wünsche getrieben hatten. Ich entschloss mich dazu, einen kleinen Rundgang zu unternehmen. Unentdeckt ging ich außer Haus und trat auf die Straße. Ich würde nicht weit gehen, wollte jedoch das Suchfeld und die Gefahr für das Haus erkennen. Die Sunekusodo waren nicht dumm und würde nicht mir nichts dir nichts in das Haus ihrer Wahl hineinspazieren und die Tochter schänden. Oder den Hausherren gar gleich töten. Sie hatten eine Art alte Rachelust. Genossen die schwindenden Lebensgeister ihrer Opfer, die Schreie, die sie bei den Qualen, die sie ihnen zufügten, verlauten ließen. Es geschah sogar, dass sie manche Opfer monatelang bearbeiteten, bevor sie sie mit dem Tod erlösten. Die ?? würden nun also nicht unbedacht vorgehen, nur weil die Zeit im Aufschwung war. Mit gleichbleibender Geschwindigkeit schritt ich an der Häuserreihe entlang und musterte jeden, der an mir vorbeikam. Jedoch waren es allesamt Menschen. Mit einem Bogen aus zwei weiteren Reihen entschloss ich mich zurück zu gehen. Hier gab es einige Läden und auch wenn mich meinen Blick starr nach vorn führte, lauschte ich den gelegentlichen Rufen der Marktschreier, wenn sie ihren Fisch oder andere Köstlichkeiten verkaufen wollten. Nur einer war ruhig und bot nur drei Exemplare desselben Gegenstandes an. Er würde sie heute nicht mehr verkaufen, sowie in den nächsten Jahren nicht. Er schien ein Schmied zu sein, um die dreißig Jahre alt vielleicht. Wie viel Erfahrung wohl darin stecken konnte? Wahrlich nicht ein Sandkorn von dem Strand an Wissen, den Totosai sein Eigen nannte. Aber es verlockte mich doch danach zu sehen. Der Blick des Mannes richtete sich zu mir auf, als ich vor seinem Stand hielt und die drei Schwerter musterte. Die Schwertscheiden waren unterschiedlich gestaltet. Zwei davon blank poliert, eines schwarz, eines in einem dunklen Violett. Das dritte war gewickelt in einem festen geflochtenen Muster aus Rochenhaut. Interessant dachte ich und machte schweigend klar, dass er mir das Violette zeigen sollte. Er sprach mit ruhiger Stimme, erhob sich meiner Bitte und nahm das Schwert zur Hand. Der Griff war mit einer feinen Schnur geflochten, gab dem Kämpfer mehr Halt im Griff. Es würde nicht so schnell entgleiten, würde man es kräftig in den Torso des Gegners schlagen. Mit einer seichten Bewegung zog er es aus der Scheide und präsentierte mir die Klinge auf seiner rauen und schwieligen, schwarzen Handfläche. Die Schneide war gut, ausgezeichnet und ausgewogen gearbeitet. Die Klinge scharf und das Muster im Stahl wie Wellen auf der Oberfläche einer ruhigen See. Es gefiel mir, musste ich gestehen, auch wenn es keinerlei Seele beherbergte. Es wäre ein sehr schönes und angemessenes Stück. Die Augen meines neusten Schützlings flackerten in meinem inneren Geiste auf und ich hielt in meiner Beobachtung inne. Warum taten sie dies? Ich betrachtete das Schwert und der Gedanke, wie es in ihren Händen lag erschien mir ebenso passend wie das Schwert selbst. Dies würde ihr im Training gute Dienste leisten. Aber war es angemessen? Ich hatte eigentlich nicht vor sie überhaupt anständig zu trainieren, obwohl ich im Wiederspruch dazu, auch sie ebenso hart rannehmen wollte wie Yuto. Da sollte es keine Unterschiede geben, wenn sie schon sein wollte wie ein Mann. Ich entschied mich schlussendlich dazu dem Mann das Violette und das mit dem geflochtenen Rochen abzukaufen. Unglaublich dankbar wickelte er sie in ein helles Tuch und überreichte mir das Bündel für einen angemessenen und fairen Preis. Ohne ein weiteres Wort, ich hatte ohnehin nur „Ich nehme die beiden.“ gesprochen, ging ich und kam wieder im Hause an. Alles lag ruhig, als ich die Auren erspürte. Eine davon schien sehr, sehr aufgeregt zu sein, wogegen die andere sich entspannt amüsierte und eine dritte hörte ich sogar stimmlich lachen. Meine Zusage schien für Aufsehen in diesem Haus zu sorgen und so schritt ich leise zu diesem Zimmer, in dem ich Katsuya erkannte. Ich schob die Tür auf und erfasste drei Augenpaare, die gemeinsam aßen. Ein ungewöhnlicher Fakt, dass die Wache des Hauses, ebenso am Tisch speiste wie der Herr und seine Tochter. Aber sie schienen sich einfach schon lange zu kennen und so würde ich meine Zunge hüten dazu irgendetwas zu äußern. Auch Vater hatte gerne mit dem Klischee gebrochen die Diener von uns erhabenen Wesen zu trennen. Er speiste mit Mägden ebenso wie mit dem Schmied oder Mutter und mir. Er sah damals keinen Unterschied. Nicht mal zwischen Menschen und Yokai, weswegen er Izayoi erwählte und ehelichte. „Yamata-sama! Schön Euch zu sehen. Setzt Euch zu uns!“, bat Katsuya und gab mir den Platz neben sich zu verstehen. „Ich wollte meinen neuen Schülern nur ihre Waffen für das Training übergeben.“, lehnte ich ab und hob andächtig die Hand, bevor ich die beiden eingewickelten Schwerter in den Vordergrund lenkte. „Und erfragen, wo ein angemessenes Zimmer zu finden ist!“ „Ich habe die freudige Nachricht schon erhalten! Wie kühn von Euch, sich der beiden anzunehmen!“, lobte er meine Geistlosigkeit, die mich dazu trieb sogar Waffen für meine Schüler zu besorgen. „Es kam unverhofft, Katsuya-sama.“ „Asuka ist wirklich einzigartig in ihren Gedanken! Das müsst Ihr mir verzeihen!“ „Ich werde ihr das schon auszutreiben wissen, seid gewiss.“, versprach ich und lenkte meinen Blick zu der starren, kleinen Figur weiblichen Menschen, die auf ihr Essen starrte und hoffte, ich würde dieses Thema nicht noch einmal vertiefen. Wie konnte man nur solche mutigen Augen haben und gleichzeitig so schüchtern in sich versunken sein? „Ich bin sehr gespannt, was meine Tochter nach ihrem ersten Training zu berichten hat.“, schmunzelte Katsuya und rieb seinen Daumen über die Lippen. „Es wird sicher Gutes sein.“, wisperte Asuka und schaffte es wieder mich zu überraschen. Einen eisernen Willen, den hatte sie wahrlich. „Nun denn. Dies ist für die beiden.“, erklärte ich und ging zu dem kleinen Tisch um die Waffen daneben abzulegen. Die Augen meiner Schützlinge wurden groß, während ich Yuto anstarrte und schweigend klar machte, dass er sie auszupacken hatte. Er tat dies mit einem kleinen Nicken und öffnete die Tücher. „Oh, die sehen herrlich aus. Das müssen Koshikis Schwertschmiedekünste sein!“, erkannte Katsuya den Schmied anhand der Schwerter wieder. Ich hatte mir nicht mal sein Gesicht wirklich gemerkt, doch es schien mir so, dass dieser Schmied sehr geschickt und dafür berühmt zu sein schien. „Ihr werdet ausschließlich mit diesen Waffen trainieren.“, gab ich den Auftrag und bekam Katsuyas Augen geschenkt. „Sollten sie nicht lieber mit Holzschwertern trainieren?“ „Sie wollen die Schwertkunst erlernen. Nicht wie man mit Stöcken spielt.“, antwortete ich scharf und Asukas Blick hob sich. Sie schien verwundert darüber, dass auch ich ihrem Vater widersprechen konnte. „Ihr scheint ein strenger Meister zu sein.“, erkannte Katsuya und sah zu seiner Tochter, die ihren Blick von mir abwand und ihrem Vater schenkte. Ich erhob mich wieder zur vollen Größe und bemerkte so Yutos Blick auf mir. Er hob das Schwert mit der Rochenhaut an und neigte seinen Kopf zum Dank. Damit hatte er die richtige Wahl getroffen. Das Violette wäre von der Klinge allein zu kurz für seinen Körperbau und auch farblich würde es die Tochter des Hauses besser kleiden. „Ihr könnt im Übrigen den Festsaal für Euer Training nutzen. Er wurde schon seit einiger Zeit nicht benutzt und es stehen keine Empfänge an.“ Ich schloss die Augen zum Einverständnis und wandte mich ab. Da ich in der Zeit des Trubels der verlorenen Tochter das Haus begutachtet hatte, wusste ich, welchen Raum Katsuya gemeint hatte und ging zu eben diesem. Die Tür schloss sich ruhig hinter mir und ich ließ den Blick durch den Raum schweifen. Er war groß genug um Schrittfolgen zu zweit auszuführen und dabei den Meister nicht zu erwischen. Davon abgesehen, dass dies ohnehin niemals passieren würde. Ich ging in die Mitte des Raumes und schob dabei meine Füße über den Boden. Er wäre geeignet, wenn auch nicht perfekt, da er zu glatt war. Jedoch wäre dies eine geeignete Gegebenheit um die Feinfühligkeit für den Untergrund zu erlernen. Zu gegebener Zeit würde es auch mit den blanken Füßen auf kalten Steinen gehen. Diese Schmerzen im Kampf zu unterdrücken, formte die mentale Stärke. Ob das Mädchen dazu überhaupt in der Lage war? Würde sie es überhaupt schaffen das Schwert zu halten? Ich schob die Tür zur Veranda weit auf. Die Sonne strahlte heute und ließ den schneebedeckten Garten erstrahlen. Es griff förmlich meine Augen an, doch es verwunderte mich. Wann hatte ich zuletzt diesen Anblick genossen? Bewusst und nicht im Vorbeigehen? Würde diese Aufgabe mich vielleicht auf andere Gedanken bringen? Gedanken weg von der Schmach meiner schwindenden Existenz eins unglaublich langlebigen Wesens? Ich beschloss den Blick abzuwenden, sonst würde ich noch sentimental werden. In der Mitte des Raumes kniete ich mich nieder, legte meine Schwerter neben mir ab und legte die Handflächen auf meine Oberschenkel. Mit geschlossenen Augen, lauschte ich der Umgebung und bemerkte bereits Schritte, die sich auf mich zu bewegten. Yutos Schritt war unverkennbar. Plump wie ein Bauer. Das müsste ich zuerst begradigen. So durfte kein Schwertkämpfer voranschreiten. Man dürfte ihn nicht einmal hören, wenn er die Klinge des Schwertes bereits an den Hals führte, um einen im nächsten Atemzug aufzuschlitzen. Asukas Schritte waren jedoch der Art, die passend war. Doch ihr würde die Kraft fehlen. Die körperliche Ausdauer und Stärke, die Yuto bereits besaß. Einige hundert Schwerthiebe würden aber auch das in den Griff kriegen. Es klopfte und auch wenn ich nichts äußerte, wurde die Tür geöffnet. Yuto kniete ebenso wie Asuka davor und begrüßte mich: „Wir sind nun bereit für das Training!“ „Kommt rein!“, befahl ich mit einem messerscharfen Befehl. Ich hörte das Zischen ihrer Atemzüge, über den Tonfall und doch taten sie sich gut daran schnell hereinzutreten. Yuto gab dabei den erfahrenen und kniete sich ebenso wie ich, erhobenen Hauptes gegenüber seinem Meister. Asuka schloss zunächst die Tür, schritt herein und versuchte es Yuto nachzumachen. Überrascht erkannte ich die schlichte Kleidung, die sie trug. Sie hatte ebenso wie Yuto einen weißen Baumwoll-Yukata an. Die Ärmel gingen bis knapp über ihre Ellenbogen, was mir wieder einen Blick auf ihre schmalen, gar zerbrechlichen Unterarme darbot. Am Kragen, der zu ihrem Yukata gehörte, welcher an den Seiten ihrer Hüfte gebunden war, erkannte ich die Haut ihrer Brust. Auch wenn sie versucht hatte, es zu verbergen, lugte das breite Band hervor, welches ihre weiblichen Rundungen zurecht hielt. Dazu trug sie einen Hakama und schien damit klar machen zu wollen, wie sie sich doch in einen Mann verwandeln konnte. Kläglich. Neben den beiden ruhten ihre Schwerter. Asuka hatte noch nichts dazu geäußert, während ich in Yutos Augen bereits den Stolz darüber lesen konnte. „Schwerthiebe.“, eröffnete ich ihnen die erste Lektion und erhob mich in einer fließenden Bewegung. „Ich zeige euch nur einmal, wie ich sie von euch sehen will. Danach werdet ihr diese Gelegenheit nicht mehr bekommen. Also Aufmerksamkeit!“ Beide schluckten hart und hoben ihren Blick zu mir. Ich schob Bakusaigas Scheide in meinen Gürtel und legte meine linke Hand um den Schaft. Mit der Rechten umfasste ich den Griff. Spürte die leichten Unebenheiten, die ich zu erdrücken versuchte, indem ich den Griff festigte. Mit dem Atemzug, den ich ausstieß, zog ich das Schwert und hielt es ausgestreckt auf Hüfthöhe vor mir. Kurz musterte ich die Blicke meiner Schüler. Beide waren voller Bewunderung und auch Unglauben. Ich wusste, was die Eleganz dieses Zuges bewirken konnte. Hatte auch ich damals bei Vaters erstem Unterricht für mich solch eine Verwunderung gespürt. Ich gesellte meine linke Hand an den Griff und nahm einen festen, gleichhohen, schulterbreiten Stand an. Anschließend hob ich Bakusaiga so weit hinauf wie es ging, war froh um die Deckenhöhe und zog es in einem Schlag hinab. Die Kräfte des Schwertes zu unterdrücken war MEIN Unterricht, denn ich durfte ihnen nicht zeigen zu was es fähig war. Von außerhalb dürfte es ebenso niemand sehen. Niemand durfte ein Schwert auch nur tragen, wieso also die Künste darüber erlernen? Wäre es nicht anscheinend der Wunsch Katsuyas, hätte Asuka diese Frage nicht einmal stellen dürfen. Wieso tat ich dies also? Ich zweifelte an mir selbst. „So werdet ihr sie ausführen!“ „Jawohl, Meister.“, antwortete Yuto sofort und sprang auf, während ich Bakusaiga zurückschob. Der kleine Widerstand vor der Vollendung klackte, so wie er es schon seit Jahrhunderten tat. Asuka stand ebenso auf und erhob ihr Schwert. Sie bemerkte nicht einmal, was sie dabei preisgab und ich schloss die Augen. „500.“, gab ich die Aufgabe. „500?“, fragte das Mädchen und schob das Schwert in den Gürtel. Sie hatte ihr Haar zu einem hohen Zopf gebunden, der über ihrer Schulter lag. „Schwerthiebe.“, antwortete ich und ihre Augen weiteten sich vor Schock. „Wir sollen 500 Hiebe ausführen?“, befragte sie die Richtigkeit in meiner Aufgabe. „Ich wiederhole mich nicht.“, entgegnete ich. „Vom Zug, zum Stand, den Hieb und zurück.“ „Jawohl, Meister!“, zeigte Yuto Willen und ging an mir vorbei, um sich zur Ausführung aufzustellen. Asukas Blick haftete noch an mir, bevor sie ihm folgte und sich in angemessenen Abstand neben Yuto stellte. „Dabei laut zählen.“, fügte ich hinzu und setze mich zurück auf meinen Platz. Bakusaiga legte ich neben Tenseiga ab. „Wenn ihr es bis zum Abend schafft, beantworte ich euch eine Frage eurer Wahl.“ gab ich einen Anreiz und freute mich schon darauf, die beiden versagen zu sehen. Vielleicht würde Yuto es schaffen, er war vorbereitet. Aber die junge Frau, würde ihre Arme schon nach den ersten 20 Hieben stechend und schmerzend spüren. Dieser Anblick würde mir noch süße Träume bescheren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)