Asuka von Dudisliebling (Der Duft von Morgen) ================================================================================ Kapitel 5: 5. (Sesshomaru) -------------------------- 5 (Sesshomaru) Da stand das Mädchen, welches ich schon bei meiner Ankunft in Kyoto erhaschen konnte. Ihr Duft flog mir in der Nase herum, seit sie wieder in diesem Haus wandelte. Es hatte einen wahren Aufruhr gegeben, als der junge Schwertkämpfer verkündet hatte, dass die Lady des Hauses fehlte. Ihr Vater versuchte all seine Würde zu wahren und hielt sich optisch zurück. Sein Herzschlag jedoch verriet ihn. Sie schien sein größter Schatz zu sein. Meine Nachforschungen im Hause hatten mir bestätigt, dass die Frau des Polizeioberhauptes gestorben war. Eine Gräueltat, wie mir eine der Hausdamen verriet. Frauen zum Antworten zu bringen war ein Leichtes, wenn man das Aussehen eines jungen Mannes hatte. Ihre Herzen flatterten wie Schmetterlinge, nachdem sie mich erhaschen konnten. Wie lästig und doch zu meinem Vorteil. Der Mond erstrahlte die Augen der jungen Frau, die Asuka hieß. Das Blau darin kam mir seltsam vertraut vor und ich sah das Meer, an dem ich einst kilometerweit gewandert war. Der Westen hatte einen wundervollen Meerblick gehabt. So blau wie ihre Augen und doch schon so lange eine Erinnerung. “Wer seid Ihr?”, wisperten ihre Lippen plötzlich und ich schloss meine Augen wieder, nahm ihre Gestalt aber mit in meine Gedanken. Ihr hellbraun erstrahlendes Haar, die helle Haut und die geschminkten Lippen. Doch ich würde ihr nicht antworten. Sie war Teil dieses Objektes, welches ich ab jetzt schützen sollte, worum mich Katsuya gebeten, ja fast angebettelt hatte, nachdem ihm die Wichtigkeit durch seine Tochter noch einmal klar gemacht worden war. Ich wollte ablehnen, aber was für eine Wahl hatte ich schon. Er hatte mich zwar für den Auftrag die Sunekusodo zu finden hergeholt. Aber eben nicht nur. Zudem bot er mir ein Zimmer und Verpflegung an, wenn ich das Objekt beobachtete. Also gut, dachte ich. So würde diese Winternächte nicht eisig in meine Kleidung einziehen. An dem Komfort eines Hauses hatte ich Gefallen gefunden, jedoch nie mehr eines besessen, wie damals meinen Palast im Westen. “Ich werde Yuto holen, wenn Ihr mir nicht antwortet!” drohte sie und ich verzog meinen linken Mundwinkel. Dachte sie wirklich diese halbe Portion könnte mir etwas antun? Er vermag sicherlich hart zu trainieren, aber auf mir lasteten eineinhalb Jahrtausende Schwerttraining. Denen könnte er nicht mal entgegenwirken, wenn er ebenso alt wäre wie ich. Nur die Besten waren meine Lehrer gewesen. Allen voran Vater, der eine fast ebenso strenge Hand führte, wie Mutter, wenn es um die herrschaftlichen Dinge ging. “Hörst du schlecht?”, wurde sie aufmüpfig und ich musste an mich halten, nicht amüsierter zu werden. Die Unverschämtheit drängte jedoch auch meine Wut hinauf. Wie konnte sie überhaupt auf die Idee kommen, mit mir zu sprechen und dann noch Drohungen und Zweifel an meinem Gehör zu äußern? Ihr Herz begann zu flackern. Ihr Mut kämpfte mit der Angst vor mir. Sie wusste nicht, wer oder was ich war. Um dieses Gefühl des Unwohlseins zu verstärken ließ ich mein Youki zentral auf sie los und bedrängte sie mit dessen Kraft. Sie wand sofort ihren Blick ab und ich zog es zurück. Allein auf diese Distanz könnte sie nichts ausrichten. Wenn ich wollte, würde sie sich vor Angst nicht mal mehr rühren können. “Asuka! Solltet Ihr nicht in Euer Zimmer gehen?”, fragte die Stimme des jungen Kämpfers, dessen Augen sofort zwischen der Lady und mir umhersprangen. “Ihr habt den neuen Hauptmann Eures Vaters schon kennengelernt?” “Hauptmann?”, fragte sie verstört und schob eine ihrer Haarsträhnen hinter ihr Ohr. Dabei rutschte ihr violetter Kimonoärmel ein Stück hinab und präsentierte einen Teil ihres Unterarmes. Wie zart dieser war, dachte ich kurz und dann an die Verwerflichkeit dieses Anblickes. Mutter hätte selbst ihren Dienerinnen solch eine vulgäre Haltung nicht verziehen. Aber die Zeiten veränderten sich. “Ja. Er ist aus Edo angereist und wird neben seinen Tätigkeiten in der Wache, auch dieses Haus schützen. Euer Vater bot ihm dafür auch Unterkunft und Verpflegung an.” “BITTE WAS?”, schrie sie kurz auf und riss dabei ihre Iriden aus Meer auf, bevor sie zu mir sah und meinen erneuten Blick erkannte. Ihr Herz setze beinahe aus, vor Faszination. “Dein Schutz ist eben wichtig, Asuka.”, flüsterte der Jüngling und amüsierte mich mit dieser Zutraulichkeit nun doch. Ich verzog zwar keinen meiner Gesichtszüge, als ich mich erhob und der Mauer folgte. Dieser Mann war der Liebe verfallen. Wie erbärmlich! Meine Füße trugen mich über die gesamte Mauer des Anwesens. Ich verschaffte mir einen Überblick und ließ meine Aura schweifen. Kein Yokai, außer mir, war zu erspüren und selbst wenn, würden sie sich verziehen, aus Angst vor meiner erdrückenden Kraft. An einer ruhigen Stelle nahe der Straße ließ ich mich erneut auf der Mauer nieder und nutze den Schatten eines Baumes für meine Geheimhaltung. Ich schloss die Augen und verschränkte die Arme, verschmolz zu einer Statue und lauschte, selbst wenn ich ein wenig Ruhe nutzte um meine Kräfte aufzufrischen, der gesamten Umgebung. Was war nur aus mir geworden, dachte ich, als ich in die Trunkenheit dieser Ruhephase glitt. Der Blick des Mädchens haftete in meinen Gedanken. Sie hatte einen starken Willen, den sie ohne meine Kenntnis bereits gezeigt hatte. Und doch war dort auch etwas Trauriges, Einsames. Sie war eine Gefangene in diesem Haus. Und ich ihr Wärter. Ebenso wie ihre menschliche Gestalt, mein Wesen als Yokai gefangen hielt. Welch Ironie. Am frühen Morgen ging ich jedoch in das Zimmer, das mir zugewiesen worden war, um kein Aufsehen zu erregen. Wenn ich nun unter den Menschen leben sollte musste ich mich ähnlich wie einer verhalten. Niemals zu schlafen kam unmenschlich herüber. Also setze ich mich in meinen Raum und fristete mein Dasein mit dem Blick auf Tenseiga. Ich hatte Katsuya eine Bedingung gestellt, dafür, dass ich hier wachte. Meine Schwerter würden meine ständigen Begleiter sein. Niemals mehr würde ich sie an der Tür abstellen, welches ich mit der Aussage der unheimlichen Dummheit dieser Sitte, während eines Angriffs untermauerte. Dieses Argument hatte gefruchtet und er erlaubte es nicht nur mir, sondern auch dem jungen Mann. Auch wenn Tenseiga nun gänzlich unbrauchbar war, was auf den Willen Vaters rückschließen ließ, der sich an Gesetze zu halten pflegte, wenn es nicht gerade eine schwarzhaarige, menschliche Frau betraf. Die Gabe Heilung zu geben und Leben aus dem Jenseits zu retten, hatte ich ohnehin nicht mehr genutzt. Niemand erweckte noch meinen Willen es einzusetzen. Bakusaigas Verweigerung gegenüber Totosai imponierte mir und zeigte, dass wir mehr miteinander verbunden waren. Es war aus mir entstanden, hatte denselben Herzschlag und entfesselte eine Kraft, die der meines dämonischen Hundes ähnelte. Eine wahre Pracht. Doch diese Macht einzusetzen, war mir verboten. Sicherlich war der Grund der richtige, denn ich könnte ganze Häuserreihen dem Erdboden gleichmachen. Seufzend lehnte ich mich an die Wand zurück, vor der ich mit etwas Abstand saß und erkannte Schritte, die sich in meine Richtung bewegten. Sie versuchte es einer Katze gleichzumachen und zu schleichen wie eben solch eine. Aber meinem guten Gehör, meiner noch feineren Nase, machte sie nichts vor. Direkt vor der Tür blieb sie stehen und versuchte nach meinen Bewegungen und Geräuschen zu lauschen. Aus einem Spaß heraus, stand ich geräuschlos auf und schlich ebenso zur Tür. Das Schmunzeln, welches sich auf meine Lippen gezogen hatte, vereiste ich als ich die Vertiefung in der Tür ergriff und diese aufschob. Schockgeweitete Augen trafen auf mich und der feine Lichtstrahl der morgendlichen Sonne stach in ihr Meer. “Ihr seid schon wach?” “Es graut bereits.”, antwortete ich schlicht. Die ersten Worte, die wir miteinander wechselten. “Äh...”, stotterte sie und nahm einen Schritt rückwärts, um Abstand zu mir zu bekommen. Sie stellte sich recht ungeschickt an, auch wenn sie versuchte standhaft zu sein. “Ich wollte Euer Frühstück bereiten!”, erklärte sie und hielt dennoch die Frage aufrecht, was sie vor meiner Tür zu suchen gehabt hatte. “Nicht nötig.”, rutschte es mir heraus und ich sah sie auffordernd an. Ihr Körper war stocksteif und starrte mich an. “Ihr starrt.”, tadelte ich sie, wie Mutter es damals mit mir getan hatte. “Oh!”, wunderte sie sich und erfasste, was ich gesagt hatte, drehte sich mit roten Wangen herum und ging dann einfach den Flur entlang, bog um die Ecke und ging dort in die Knie, was ich nicht sehen, aber aus den Bewegungen heraushören konnte. Was war das nur für eine Frau? Nachdem sie den Mut gefasst hatte, aufzustehen und wieder zurück in ihr Zimmer zu gehen, widmete ich mich meinem morgendlichen Training. Es war schlichte Gewohnheit und aus Langeweile entstanden, dass ich meinen Körper am Morgen trainierte. Dafür ging ich in den Teil des Gartens, der an mein Zimmer grenzte, zog meinen Haori sowie meinen Yukata bis zur Hüfte aus und zog mein Schwert. Eine einstudierte Abfolge einiger Hiebe folgte, bis mir etwas Schweiß den Oberkörper überzog und damit einen Schauer der Gänsehaut nach dem anderen über die angespannten Muskeln jagte. Wie ein Rudel Hunde liefen diese von meinem unteren Rücken zu meiner Kopfhaut und ließen alles prickeln. Die Kälte brachte diesen Effekt nur noch stärker zum Vorschein. “Euer Training ist beeindruckend.”, erfasste ich die Stimme, zu dem die Schritte die des jungen Mannes Yuto gehörten. Mein Blick glitt zu ihm, als ich mein Schwert genau vor ihm zum Stehen kommen ließ. Er zuckte nicht zurück, zeigte nicht einmal schrecken. Eine sehr gut einstudierte Miene, musste ich gestehen. Ich stellte meine Haltung gerade, schob das Schwert zurück in seine Scheide und wollte gehen, als er mich aufzuhalten versuchte. “Darf ich Euer Gegner sein? Das wäre sicher dem Training Erfolg bringender.” “Ich suche keinen Erfolg.”, wimmelte ich ab und hob den Stoff meines Haoris auf. Das Zischen eines Schwertes, welches aus seiner hölzernen Behausung gezogen wurde, ließ mich zu dem Jungen blicken. Er hatte sein Schwert gezogen und begann eine Abfolge, ausgezeichneter Schritte zu präsentieren. Wollte er mir imponieren? Schweigend beobachtete ich ihn, bis ihn der Schweiß und sein Atem aus der Ruhe brachten, die er zuvor so eisern gemeistert hatte. Seine Schritte und Stöße waren exzellent. Aber er hatte kaum Ausdauer und seine Standfestigkeit ließ zu wünschen übrig. Als er hechelnd wie ein Hund endete, ließ er sich auf die Veranda sinken, stütze sich auf die Knie und sah zu Boden, während er nach Luft rang. “Deine Ausdauer wäre dein Tod auf dem Schlachtfeld!”, kommentierte ich seine jämmerliche Erscheinung. Die imposante Performanz, die mir beinahe ein Lob in den Kopf gezaubert hätte, war wie eine Teetasse am Boden zerschellt, als er nun so dasaß. “Ein Laster meiner Familie.”, keuchte er. “Wir haben schwache Lungen.” “Ausrede!”, ging ich dazwischen und seine grünen Augen erfassten mich geschockt. Was hatte er gedacht? Das diese Ausrede bei mir ziehen würde? “Was habt Ihr gesagt?”, fasste er die Fragen zusammen, die unnötig war zu stellen. Er wusste die Antwort selbst und schütze sich mit diesem Herauswinden. Was hatte seine Familie, seine Ahnen mit seiner Kraft zu tun? Bei uns Inus war es nobel, wenn man die Kraft des Vaters überstieg. Nur so konnte man ihn irgendwann vom Thron stoßen und selbst zum Anführer werden. Vater hatte mir diese Aufgabe zwar abgenommen, aber mit Bakusaiga seine Prüfung gestellt, die ich gemeistert hatte. “Ich denke, dass hast du bereits verstanden.”, wiegelte ich ab und zog meinen Kimono über die Schultern, als ich eine Beobachterin bemerkte. Die junge Lady stand mir gegenüber im Haus und lugte um die Ecke, hinter der sie sich versteckte. Ihr Blick musterte mich ausgiebig und ihr schien zu gefallen wie auch Yutos Körper sich im Morgenlicht zeigte. Ob ihr bewusst war, wie durchschaubar sie war? “Bitte!”, riss mich der Junge aus der Beobachtung und ich sah, wie er vor mich getreten war und sich verbeugte. “Unterrichtet mich!” Überrascht von dieser Bitte, sah ich ihn kühl an. Was dachte er sich eigentlich? Wie sollte ich einen Menschen unterrichten? Nicht, dass es mir unmöglich war, aber er konnte gegen meine Hiebe niemals bestehen. Am Ende hätte Katsuya noch einen Wachposten weniger im Hause und ich wäre gänzlich dazu gezwungen längere Zeit hierzubleiben. “Ich will stärker werden! Ihr habt sofort gesehen was mir fehlt, obwohl Ihr mich nur einmal trainieren saht! Bitte, Yamata-sama, seid mein Meister!” Sein Edelmut war ansehnlich und doch wusste ich woher dieser Eifer kam. Das erinnerte mich an jene Frage, die Vater mir damals am Meer stellte. Mein Blick hob sich, als ich den Blick dieses Meeres erwiderte, der sich verstohlen abwendete und hinter der Wand versteckte. “Gibt es etwas, was du beschützen willst?”, klangen Vaters Worte in meiner Erinnerung. Ich hatte gelernt, was sie bedeuteten. Hatte gelernt mich und meine Kraft zu steigern, wenn es jemanden gab, den es zu beschützen galt, welcher mir nahestand. Den ich liebte. Dieses Bild der Erinnerung schaffte der junge Mann vor mir, weil er sie beschützen wollte. Er wollte Asuka, die Tochter seines Herren schützen, weil er sie liebte. Mehr als ein Bruder es tat. Er begehrte sie, auch wenn er wusste, dass sie nie die seine sein würde. Sein Stand ließ es nicht zu. “Yamata-sama?”, fragte der Verbeugte und ich wendete meinen, in die Ferne gesendeten Blick, zurück zu ihm. “Bist du dir sicher, dass du das aushalten kannst?”, fragte ich kühl. Er würde die Härte meiner Hand spüren, wenn er sich für würdig erklärte meinem Training nachzugehen. Schonen stand mir nur schlecht zu Gesicht. “Ja, Meister Yamata!”, versicherte er und benutzte auch sogleich die übliche Anrede für mich. Mir war dieser Titel unangenehm. Ein anderer kleidete meinen Namen viel besser. Aber dafür waren die Zeiten vergangen. “Dann zieh dein Schwert, Junge.”, befahl ich. Schritte begann zu laufen und kamen auf uns zu, nachdem Yuto Abstand genommen hatte und sein Schwert zog. “Nicht, Yuto!” “Asuka-sama?”, fragte dieser verwundert und schob das Schwert sofort zurück. Er hatte sogar Angst, dass sie sich daran schneiden konnte, so sehr wollte er sie schützen. “Du darfst nicht ihn als Meister wählen!”, redete sie auf ihn ein und ließ die Neugierde in mir erwachen. Wie kam sie auf die Idee, dass ich nicht würdig genug wäre, den Jungen auszubilden? Sie würde sich noch wundern, an welche Grenzen ich Yuto bringen konnte. “Macht Euch nicht lustig, Asuka! Habt Ihr denn nicht gesehen wie perfekt seine Künste sind? Ich hoffe sehr, dass er sich meiner annimmt!”, erklärte er ihr und sie wandte den Blick skeptisch zu mir. Gleichgültig sah ich zu ihr und lauschte ihrem wilden Herzschlag. Unsere Nacktheit würde noch für böse Zungen sorgen, wenn man uns so sah. “Wir trainieren, sobald die Lady in ihrem Zimmer ist, Yuto.”, gab ich ihm zu verstehen und zog meinen Kimono zu. Nun begriff auch er und schlüpfte eilig in seine Ärmel, bevor er sich anzog. “Asuka! Wenn das dein Vater sieht!”, hastete er sprechend und versetze ihre Wangen in ein schimmerndes Rot. Sie hatte zwar genau hingesehen, es aber anscheinend schnell vergessen, dass man sich so nicht verhielt. Frauen und nackte Männer im Garten, was für eine Geschichte für die ganze Stadt, wenn man bedachte, dass es im Hause des Polizeihauptmannes passierte. Ohne ein weiteres Wort ging ich auf mein Zimmer zu und nahm meinen Haori vom Boden der Veranda auf, um ihn mir umzulegen. “Bis später, Meister!”, rief Yuto noch, als ich die Tür hinter mir zuzog. Schmunzelnd musste ich mich der Vorstellung hingeben, wie Asuka errötet war. Ob sie je so nah an einen halbnackten Mann herangekommen war? Hosted by Animexx e.V. 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