Asuka von Dudisliebling (Der Duft von Morgen) ================================================================================ Kapitel 1: 1(Sesshomaru) ------------------------ 1 “Wir haben eine Entscheidung getroffen.”, verlautete der Yokai vor mir. Er war in derselben Zeit wie mein Vater geboren, verkörperte seit langer Zeit das Haupt des Ostens und hatte nach der letzten Ausmerzung der Yokai, das Oberhaupt der Verbliebenen übernommen. Tego war sein Name und er war durchaus erfahren und gerecht genug um dieses Amt zu bekleiden. Die Tatsache, dass er mit meiner Mutter, der letzten dämonischen Kami liiert war, hatte ebenso dazu beigetragen. Auch wenn es mir immer so vorkam, dass er dieses Amt lieber nicht ausführen würde, so tat er es. Er hatte die Verantwortung für die letzten unserer Rasse. Weswegen wir heute hier anwesend waren. Fein aufgereiht standen alle hinter mir. Hinter mir aus dem Grund, weil ich zuvor den Westen beherrscht und geführt hatte. Lange Zeit war es dem Westen gut gegangen und das Land hatte in mir und meinen Untergebenen einen idealen Schutz erhalten. Doch das Blut wurde dünner. Je weniger Yokai es gab, desto mehr Liebe entstand zu den anderen, niederen Spezies. Jahrhunderte lang hatte ich Menschen nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Krochen sie doch vor mir im Dreck, warfen mir zum Schutz ihres eigenen Lebens sogar ihre Neugeborenen zu, nur um sich selbst der Flucht hinzugeben. Diese niederträchtigen Wesen dachten am Ende nur an sich selbst. Hatten weder Ehrgefühl noch einen Funken Verstand im Leib. Eine kleine Begegnung hatte zwar für einige Jahrzehnte dafür gesorgt das ich des Öfteren unter diesen Wesen wandelte, sogar ihr Vertrauen bekam, aber diese Zeiten waren lange vorbei. Alle, die damals lebten, waren verkommen und gestorben. “Hört nun gut zu.”, bat Tego und ließ seinen Blick über uns alle schweifen. Seine Gestalt war eine imposante. Viele Kriege hatte er bestritten und seine Inochichi-ähnlichen Hauer schlugen manch Gegner ohne einen Zug seines Schwertes in die Flucht. Auch wenn Tego nie gerne in den Krieg zog, er wusste seine Gaben gut einzusetzen. Die heimtückischste war jene, die Gedanken aller anderen lesen und deren Gefühle erfassen zu können. Oft hoffte ich, dass er die meinen nicht überprüfte und versuchte mich darin, so wenig wie möglich preiszugeben. “Da Takamori nun zu Fall gebracht wurde und damit das Shogunat zusammengebrochen ist, sind mir endgültig die Hände gebunden.” “Was soll das heißen Lord, Tego-sama?!”, rief einer der niederen Yokai hinter mir. Wäre ich dort vorn gesessen, hätte es ihn allein für diese Unverschämtheit den Kopf gekostet. Aber Tego war gefügiger, weil er mehr über alle wusste, als wahrscheinlich wir selbst. “Bitte lass mich erklären.”, bat er deswegen ruhig und räusperte seine Stimme. “Wir müssen nun gänzlich in der Masse der Menschen untertauchen. Ihr wisst selbst, dass es seit einem Jahrhundert schon eine Gratwanderung geworden ist unentdeckt zu bleiben. Die Menschen haben zwar vergessen, dass es magische Wesen und Yokai gibt, erzählen von uns nur noch in den Gute-Nacht-Geschichten ihrer Kinder. Dies muss ab jetzt, wichtiger wie je zuvor, so bleiben!” “Ihr wollt, dass wir unser wahres Sein verleugnen!?”, schrien einige in der Gruppe. Dass dieser Entscheid zur Auflehnung beitrug, wusste Tego genau. Auch ich war dagegen, hasste es mich verstecken zu müssen unter dieser Masse an schwachen Wesen. Aber sie hatten Oberhand gewonnen, da unser Yokaiblut sich zu sehr mit ihnen gemischt hatte. Nur wenige Yokai waren so standhaft geblieben und duldeten nur ihresgleichen in der Ahnenfolge. Allen voraus, ich selbst. Wobei ich ohnehin keinen Sinn dafür besaß mich in nächster Zeit der Planung eines Erben hinzugeben, was meiner werten Mutter ein Dorn im Auge war. Sie tadelte mich wie ein kleines Kind, wenn es zu dem Thema kam. Als ehemaliger Lord hätte ich die Pflicht, war da ihr beliebtestes Argument. Ich war niemanden verpflichtet. Auch ihr nicht. Doch um den Schutz der letzten Reinblüter der Yokai aufrecht zu erhalten, wie ich es einst für das Land schwor, musste ich tun, was Tego verlangte. “Ihr werdet es früher oder später tun müssen oder wollt ihr euer Leben in der Dunkelheit der Höhlen verbringen, in denen ihr sicher genug vor den Menschen seid, wie die Tiere zu denen sie euch in den Geschichten machen?” Ein Knurren ging durch den Raum und der Seitenblick des Arztes unter uns, der an der Wand gelehnt links neben Tego stand, verriet, dass er von eben diesen Worten mit Erfahrung prahlen könnte, wenn Tego ihn darum bat. Kusuri hatte lange Zeit in der Einöde einer geheimen Höhle gelebt. Seine Gabe war nicht allen vergönnt. Nur wenn er es wollte, half er. So etwas wie einen Ehrenkodex besaß er nicht. Entweder man unterwarf sich seinem Willen oder man verblutete vielleicht vor seinen Augen. Die Wahl lag immer bei ihm, dem Cousin unseres Anführers. Unserem Oberhaupt der nun den Blick direkt zu mir lenkte und schmunzelte. Ertappt versuchte ich wieder ruhig zu denken, bis Tego mich ansprach: “Sesshomaru-sama, für euch und alle anderen, die eine solch alte und wertvolle Waffe tragen, habe ich eine besondere Bürde.” “Was immer Ihr verlangt, Lord Tego.”, antwortete ich nur schwer. Er wusste, dass ich ihn nie gerne betitelte, wie ich selbst betitelt wurde. Mein Ego war zu groß. “Alle dämonischen Waffen müssen unter Verschluss gehalten und versiegelt werden.”, trug er mir auf und kurz hielt ich die Luft in meinen Lungen an. Das bedeutete... “So auch das Erbstück eures verehrten Vaters, dem Inu No Taisho des Westens, das Himmelsschwert Tensaiga und euer eigenes Bakusaiga.” “Das könnt ihr nicht tun!”, schrie der Erste. “Wie soll Lord Sesshomaru uns dann beschützen?”, fragte der nächste lautstark und beschämte mich. Als würden meine Krallen nicht für die lästigen kleinen Menschen genügen. “Schweigt!”, schallte Tegos Stimme durch den Raum und erschütterte die Dielen auf denen wir standen. “Es ist unabdingbar. Diese Waffen zeugen von ungewöhnlichen Kräften. Tote ins Leben zurückzuholen und dabei erwischt zu werden, können wir nicht riskieren.”, erklärte er mit gedämpfter Stimme. Als ob ich dies je getan hatte um nicht meinen eigenen Versuchen zu folgen. Rin war damals ein Versuch gewesen, der sich zu etwas viel zu Emotionalem entwickelt hatte. Der einzige Moment, in dem ich meiner Mutter gegenüber je Schwäche gezeigt hatte und dieses Gefühl schmorte in mir, wie eine vergorene Frucht. “Totosei, wird sich darum kümmern.”, versprach ich und erwiderte den Blick meines Gegenübers. “So soll es sein, junger Lord Sesshomaru.” Junger Lord. Dafür hätte ich ihm gerne den Kopf von den Schultern geschlagen. Schon seit meiner Ernennung nannte er mich jung. Ich hatte genug Reife bewiesen, als ich in die Kriege zog, um unser Land zu verteidigen und meine Weisheit in den Belangen eines Lords zu erlangen. Jung war wahrlich nicht die richtige Bezeichnung für mich. “Damit ist diese Sitzung beendet. Ihr habt bis Ende des nächsten Mondes Zeit, die Waffen zu versiegeln und am besten sogar an einem sicheren Ort zu verstauen.”, erklärte Tego und wendete sich Kusuri zu, der sich von der Wand abstieß und unserem Anführer aus dem Raum folgte. Ein wirres Knurren und Raunen ging durch den Raum, als sie Tego außer Hörweite erachteten, wenn man seine Fähigkeiten mal außer Acht ließ, die sicher noch durch die dicken Mauern des Hauses hindurchgelangten, um in unsere Köpfe zu schauen. Ich wendete mich zum Gehen, wodurch einige ihren Zungen Einhalt geboten und schweigend warteten bis ich den Raum verlassen hatte. Sicher würde sie sich nun auch Gedanken zu mir machen und diese bei einigen Flaschen Sake auftragen. Mir war es egal, dachte ich, als ich die Schiebetür des Hauses öffnete, hindurchglitt wie der Windstoß selbst, der meine Haare umherschwingen ließ, seicht wie eine Feder, als ich in die Dunkelheit der schneebedeckten Straßen schritt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)