Cursed von Lycc ================================================================================ Kapitel 37: Fake it till you make it ------------------------------------ „Und wie geht es jetzt weiter? Also mit mir? Ihr werdet Reel und mich sicherlich nicht einfach so gehen lassen, oder?“ „Bedaure. Du wirst die ganze Sache dem Hohepriester erklären müssen und du wirst dich vor ihm für den Angriff auf Kanochowa verantworten müssen.“ Aiden seufzte schwer. Er hatte die ganze Zeit über so eine ungute Vorahnung gehabt, dass der Zwischenfall am See noch ein unangenehmes Nachspiel für ihn haben würde, aber hierauf war er nicht vorbereitet gewesen. „Okay. Dann bringen wir das Ganze mal hinter uns.“ Aiden hievte sich aus dem fremden Bett und versuchte aufzustehen. Er war noch etwas wackelig auf den Beinen, aber hielt sich tapfer. „Was? Nein. Das geht noch nicht“, schaltete sich Shizuka besorgt ein. „Doch. Das geht. Je eher wir das klären umso schneller komme ich hier wieder weg. Außerdem will ich meinen Dolch wieder haben. Am besten sofort! Ganz abgesehen davon stecke ich jetzt schon bis zum Hals in Ärger oder hat euer toller Hohepriester etwa auch daran gedacht sich eine glaubwürdige Ausrede für mein Verschwinden einfallen zu lassen?“ Shizuka stutzte. Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht. Aiden hatte sich einen Plan – oder eher eine grobe Strategie – zurechtgelegt. Reel war momentan nicht da um sein Selbstbewusstsein aufzubauen, aber Aiden wollte sich das nicht anmerken lassen. Er war hier ganz eindeutig unterlegen und auf sich allein gestellt, aber er wollte zumindest so tun als wüsste er was er tat. Also atmete er einmal tief durch und ging mit betont festem Schritt auf die Tür zu. „Aber...“ Shizuka versuchte ihn aufzuhalten – mit wenig Erfolg. Also seufzte sie schließlich nur resigniert und führte ihn stattdessen durch den Flur zum Büro ihres Hohepriesters. Besser so, als wenn er unbeaufsichtigt durch das Gebäude wanderte. „Du solltest dem Hohepriester deine Beziehung zu Reel lieber verschweigen. Er könnte das missverstehen. Und versuch respektvoll zu sein“, ermahnte Shizuka Aiden bevor sie höflich anklopfte und eintrat. Aiden folgte ihr so selbstbewusst wie möglich und startete das Gespräch so, wie er es von Reel erwartet hätte. „Ich will meinen Dolch zurück! Sofort!“ Der Hohepriester war sichtlich überrascht, ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er legte betont langsam seine Lesebrille zur Seite und erwiderte unbeeindruckt Aidens Blick. „Du bist wach. Und allem Anschein nach auch schon wieder ziemlich fit. Sehr gut. Setzt dich. Dann sprechen wir über Dämonen – und zwar über den Schaden, den du unserem Schutzdämon zugefügt hast, und über das äußerst ungewöhnliche Verhalten deines Fluchs.“ Aiden blieb demonstrativ neben dem dargebotenen Stuhl stehen. „Erst will ich meinen Dolch. Ohne ihn sag ich gar nichts.“ Der Mann hohen Alters, der auf der anderen Seite des Schreibtisches saß, fuhr sich fahrig durch das kurze, graue Haar, bevor er sich entnervt das Nasenbein mit Daumen und Zeigefinger massierte. Das würde also so ein Gespräch werden. „Wo hast du den Dolch überhaupt her? Dämonische Waffen sind überaus selten. Wie bist du in dessen Besitz gelangt?“ Der fordernde Tonfall in der Stimme des Hohepriesters missfiel Aiden zunehmend und dieses Gefühl wurde durch die überhebliche Wortwahl des Mannes nur verstärkt. „Ich sagte doch bereits: Es ist MEINER! Reel hat ihn extra für mich gemacht. Also will ich ihn sofort zurück!“ „Wie hast du ihn dazu gebracht? Wie ist es dir gelungen, einen Dämon dazu zu zwingen dir eine Waffe zu fertigen?“ „Verdammt nochmal! Der Dolch war ein Geburtstagsgeschenk. Kriege ich ihn jetzt endlich wieder?“ Dem Hohepriester schien der Gedanke, dieses seltene Stück wieder abgeben zu müssen, nicht besonders zu gefallen. Dennoch öffnete er eine Schublade seines Schreibtischs und holte eine längliche, kleine Holzkiste hervor, die mit Banderolen versiegelt worden war, und überreichte sie widerstrebend Aiden. „Warum 'Sunshine'?“, fragte der Hohepriester betont beiläufig und sprach ihn damit auf die Gravur in der Klinge an, während Aiden hastig die Banderolen von der Kiste riss und seinen Dolch voller Erleichterung wieder an sich nahm. Er konnte spüren, wie sich die verräterische Röte seines Gesichts bemächtigen wollte und schüttelte sie so gut wie möglich ab. „Ich weiß wirklich nicht, was Sie das angeht“ schmetterte Aiden sie Frage zynisch ab. In ihm hatte sich inzwischen eine ganze Menge Frust angestaut. AIden wusste, dass er in gewaltigem Ärger wegen seines plötzlichen Verschwindens steckte, er hatte einen halben Tag seiner Klassenfahrt verpasst, sein Körper fühlte sich noch immer wie nach einem Marathon an und am aller schlimmsten: er hatte sich mit Reel gestritten, bevor dieser in den Schlaf gezwungen worden war. Aiden hasste es, wenn Dinge unerledigt blieben und nun wusste er nicht, ob und wann er Gelegenheit kriegen würde das Ganze mit Reel zu klären. Aber daran durfte er jetzt gar nicht denken, sonst lief er Gefahr erneut in Tränen auszubrechen. Also schluckte er seine Angst und seine Befürchtungen runter, klammerte sich an seinem Dolch fest und setzte wieder eine möglichst selbstbewusste Miene auf. „In Ordnung“, riss der Hohepriester wieder das Wort an sich. „Weiter im Text: Was ist die Geschichte hinter deinem Fluch? Und warum hast du unseren Schutzdämon angegriffen?“ „ICH hab niemanden angegriffen. Euer angeblicher Schutzdämon hat versucht mich umzubringen nachdem ich in den See gefallen war. Reel wollte mich nur beschützen und hat ihn dabei verletzt.“ Sowohl der Hohepriester als auch Shizuka sahen ihn ungläubig an. „Da kann was nicht stimmen. Kanochowa greift niemanden einfach so an. Hast du etwas getan um ihren Zorn auf dich zu ziehen? Oder dein Dämon vielleicht?“ „Nein. Weder ich noch Reel haben irgendwas getan.“ Plötzlich fiel Aiden wieder die Gestalt ein, die Reel und er am Abend vor dem Vorfall am See beobachtet hatten und diese Beobachtung teilte er nun auch seinen Gesprächspartnern mit. „Das klingt verdächtig nach einer Ausrede. Eine 'unbekannte Person' und du warst 'zufällig' ganz allein draußen und bist damit der einzige, der diese Gestalt gesehen hat.“ „Aber es ist die Wahrheit“, beharrte Aiden und sah dem Hohepriester unverwandt in die dunklen Augen, um deren Iris sich ein blasser Kornealring zog. „Ich vermute, dass derselbe Magier dahinter steckt, der mich auch mit Reel verflucht hat. Da Reel mich nicht tötet, hat sein Beschwörer angefangen Anschläge auf mich zu verüben. Wäre es möglich, dass der Dämon aus dem See von ihm manipuliert oder aufgehetzt wurde?“ „Kiko hatte erwähnt, dass Kanochowa sich ungewöhnlich verhalten hatte. Es wäre doch möglich, dass das auf Aidens Magier zurückzuführen ist, nicht wahr?“, schaltete sich nun Shizuka wieder ein. Der Hohepriester schien noch nicht vollends überzeugt zu sein, aber er wog die Gefahren gegeneinander ab. „Ein freilaufender Magier auf unserem Tempelgelände ist ein gewaltiges Risiko, vor allem, wenn er sogar schon anfängt sich an unserer Kanochowa zu vergehen. Magier und Hexen haben keinerlei Respekt für unseren Weg der Magie und ihnen ist jedes Mittel recht um ihre Ziele zu erreichen. Je nachdem zu welchem Zirkel er oder sie gehört, könnte allein schon dessen Anwesenheit gewaltige Probleme für uns verursachen. Wenn dieser Magier es wirklich auf dich abgesehen hat, dann ist dein Dämon vermutlich wirklich der einzige Grund für dein langes Überleben.“ „Was Sie nicht sagen. Vielleicht sollte sich mein zukünftiger Mörder schon mal bei Ihnen dafür bedanken, dass sie Reel aus dem Verkehr gezogen haben“, wies Aiden ihn schnippisch auf seine aktuelle Situation hin. „Das ist tatsächlich eher suboptimal. Und du hast keine Vermutung, um wen es sich dabei handeln könnte?“ „Nein. Keine Ahnung“, log Aiden ohne mit der Wimper zu zucken. Diese verrückten Tempeldiener hätten bei dem Exorzismus leichtfertig Aidens Tod in Kauf genommen, daher wollte er Mara nicht nur aufgrund einer vagen Vermutung in Gefahr bringen. „Was ist mit eurem Schutzdämon?“,wechselte Aiden schnell das Thema um weiterem Nachfragen zu entgehen. „Haben wir sie schwer verletzt?“ Der Hohepriester zog eine Augenbraue hoch, sichtlich verwundert über Aidens Schuldbewusstsein. „Nein, keine Sorge. Kanochowa ist sehr viel älter und mächtiger als du glaubst. Diese Verletzung wird sie eine Weile beschäftigen, aber ihr keinen bleibenden Schaden zufügen. Andernfalls würden wir hier jetzt auch nicht so entspannt sitzen und uns nett unterhalten. Bleibt allerdings noch eine Frage offen.“ Der Hohepriester sah Aiden eindringlich an. „Warum hat dein Fluch dich eigentlich noch nicht getötet? Ich habe zwar schon davon gehört, dass ein Fluchdämon eigensinnig handelt und sein Opfer zum eigenen Vergnügen noch eine Weile am Leben lässt, aber mir ist kein Fall bekannt, in dem ein Fluch sein Opfer beschützt hat. Also: was hast du getan um ihn zu bändigen?“ Aiden schluckte. Shizukas Worte waren ihm noch immer im Gedächtnis und bis jetzt war das Gespräch ja eigentlich recht gut für ihn verlaufen. Das durfte er keinesfalls ruinieren. Er wusste jetzt, dass die Tempeldiener Reels Hass auf Magier teilten. Also versuchte er dieses Wissen nun so geschickt wie möglich auszuspielen. „Reel hasst Magier mehr als normale Menschen. Also hat er mir einen Deal angeboten und ich bin drauf eingegangen. Reel will den Tod des Magiers, der ihn beschworen hat, und da er sich nicht von mir entfernen kann, ist er auf meine Mithilfe angewiesen. Ich diene ihm quasi freiwillig als Mitfahrgelegenheit und er lässt mich dafür am Leben.“ Im Raum wurde es still. Aiden fürchtete schon, dass seine Lüge nicht so glaubwürdig war, wie er gehofft hatte, aber der Hohepriester schien eher besorgt als verärgert. „Und du glaubst den Worten eines Dämons?“ „Im Gegensatz zu so manchen Menschen, hat Reel mich nie angelogen.“ Die Worte hinterließen einen bitteren Nachgeschmack in Aidens Mund. Direkt gelogen hatte Reel eigentlich wirklich nicht. Er hatte ihm manchmal etwas verschwiegen oder absichtlich missverständliche Formulierungen gewählt, aber direkt gelogen hatte er eigentlich nie. Zumindest hatte Aiden das immer angenommen. Plötzlich riss ihn die Stimme des Hohepriesters wieder aus seinen Gedanken. „Der Dämon steckt wohl wirklich ziemlich tief in deinem Kopf drin. Schade. Aber wir können ihn nun leider nicht mehr exorzieren. So einen Fall wie dich gab es noch nie und wir haben keine Ahnung, was alles passieren könnte, wenn wir einen weiteren Exorzismus an deiner beschädigten und korrumpierten Seele durchführen. Shizuka hat dich bereits über den Zustand deiner Seele aufgeklärt, nicht wahr?“ Aiden nickte. „Äußerst ärgerlich. Du bist ein interessanter Fall, aber Experimente mit einem so mächtigen Dämon und einem Opfer, das so... unberechenbar ist, sind einfach zu riskant.“ So langsam begann Aiden sich zu fragen, wer hier das eigentliche Monster war. Moralisch war es für den Hohepriester also völlig vertretbar an einem Schüler zu experimentieren oder ihn im Zweifelsfall sogar umzubringen. Klasse. „Andererseits“, fuhr der Hohepriester interessiert fort und ignorierte Aidens angesäuerten Blick, „wäre es ein Magier weniger, um den wir uns sorgen müssten, wenn du und dein Dämon ihn erledigen.“ Kurz überlegte er. „Shizuka.“ Die Angesprochene horchte auf. „Hol mir ein Pendel aus dem Vorbereitungsraum.“ „Sofort.“ Shizuka tat wie ihr geheißen und kam wenig später mit einem unscheinbaren Anhänger an einer Kette wieder. Er hatte die Form eines umgedrehten Tropfens und war aus einem glänzenden Metall gefertigt. „Normalerweise verwenden wir solche Pendel um Verlorenes wieder zu finden, aber es hat auch eine Schutzfunktion. In seinem Inneren befindet sich Wasser aus dem See, dessen Macht in einem aufwendigen Ritual noch weiter verstärkt wurde. Es dürfte dich vor Zaubern boshafter Natur schützen. Mehr können wir nicht für dich tun.“ Aiden betrachtete skeptisch das unscheinbare Stück in seiner Hand, welches angeblich so mächtig sein sollte. „Es hat allerdings einen Haken“, gestand Shizuka kleinlaut. Ihr tat Aiden zunehmend leid. „Das Wasser verliert den Großteil seiner Wirkung, wenn es sich zu weit von Kanochowas See entfernt. Kurz gesagt: Wenn du zurück fliegst und Reel dann noch nicht wieder wach ist, bist du leider auf dich allein gestellt.“ „Na klasse.“ Aiden warf dem Pendel noch einen letzten, skeptischen Blick zu, bevor er es sich um den Hals legte und unter seinem Shirt verbarg. Das kalte Metall ließ Aiden für einen Moment zusammenzucken bis es seine Körpertemperatur angenommen hatte. Es fühlte sich fremd auf seiner Haut an – ganz im Gegensatz zu Reels Dolch, den Aiden nun ebenfalls wieder an seinem Platz in der Halterung an seinem Rücken verstaute. Er war unglaublich Dankbar für das kleine bisschen Sicherheit, dass sein Dolch ihm in dieser unangenehmen Situation gab. „Ich hoffe sehr, du kannst den betreffenden Magier aufspüren und ausschalten. Ein Zirkel ist immer nur so mächtig wie seine Mitglieder und jede Schwächung ist wünschenswert.“ In den eindringlichen Augen des alten Hohepriesters loderte Hass, der beinahe schon dem von Reel ähnelte. 'Welch Ironie', huschte es durch Aidens Kopf. 'Sieht fast so aus, als wäre er selbst auf dem besten Weg zum Fluchdämon.' Doch er behielt den Gedanken für sich. Den Hass des Hohepriesters auszuspielen, war die einzige Waffe, die Aiden momentan wirkungsvoll einsetzten konnte, also durfte er sie nicht verspielen. „Ohne Reel wird das mit der Magier-Jagd jedenfalls nichts.“ Er warf dem Hohepriester einen vielsagenden Blick zu. „Und wie geht es jetzt weiter? Welche Ausrede haben sie sich für meine Lehrerin und meine Klasse ausgedacht um zu erklären wo ich die ganze Zeit gesteckt habe?“ Über das Gesicht des älteren Herren ihm gegenüber huschte ein unheilvolles Schmunzeln. „Dir wird schon was einfallen. Ich hab so ein Gefühl, dass du ein recht fähiger Lügner bist.“ Aus Aidens Gesicht wich jegliche Farbe. Super. Das wurde ja immer besser. Mit einem generösen Lächeln auf den Lippe wies der Hohepriester Shizuka an, Aiden zum Onsen zurück zu begleiten, während diesem der Kopf rauchte. Er brauchte eine Ausrede. Eine gute, glaubwürdige Ausrede, die ihm Ärger möglichst ersparte. Und der brauchte sie schnell. „Schon eine Idee, was du sagen willst?“, erkundigte sich Shizuka und entlockte Aiden damit nur ein tiefes Seufzen. „Nicht wirklich. Wenn ich mich nicht irre, beginnt die Polizei erst mit einer Suche, wenn eine Person über 18 mehr als 24 Stunden verschwunden ist. Also muss ich das nur irgendwie meiner Lehrerin erklären und mich zumindest nicht auch noch mit der Polizei rumschlagen.“ Grübelnd liefen sie über den Flur, als Aiden plötzlich ein Geistesblitz kam. „Shizuka? Habt ihr Alkohol im Tempel?“ Die Angesprochene sah ihn fragend an. „Ähm. Ja. Schon. Aber sich zu betrinken, wird das Problem nicht lösen.“ „Doch. Genau das wird es.“ Diese Aktion würde Aiden ebenfalls Ärger einbrocken, aber glaubwürdig war diese Ausrede auf einer Klassenfahrt allemal. Noch immer etwas verwirrt führte Shizuka ihn zu einem kleinen Abstellraum und reichte ihm zaghaft eine Flasche Sake aus diesem. Mit einem geschlagenen Ausdruck auf dem Gesicht öffnete Aiden deren Verschluss, nahm einen großen Schluck und spülte seinen Mund gründlich mit der hochprozentigen Flüssigkeit bevor er sie runter schluckte. Seine Nackenhaaren stellten sich auf und er verzog angewidert das Gesicht. Er war nie ein Fan von Hochprozentigem gewesen. Prüfend hauchte er einmal in seine Hand und stellte zufrieden fest, dass er nun eine schwache Alkoholfahne hatte. Endlich verstand auch Shizuka was Aidens Plan war. „Na ob das gut geht?“ „Es wird die reinste Katastrophe. Aber besser als erklären zu müssen, dass ich in einen Exorzismus geraten bin.“ Aiden bereitete sich schon mental auf die Standpauken vor, die ihn erwarten würden. Seine Lehrerin, seine Mom und vor allem sein Vater würden ihm den Kopf abreisen. Also nahm er schnell noch einen zweiten Schluck und verzog abermals das Gesicht. Zumindest an seinem Ruf in der Schule würde diese Aktion wohl nicht mehr viel ändern. Spätestens seit dem Zwischenfall am See war er so wie so als kompletter Freak verschrien. Also was soll´s? Shizuka warf ihm einen mitleidigen Blick zu, bevor sie ihm die Flasche wieder abnahm und mit ihm in Richtung Onsen lief. Es war inzwischen schon früher Nachmittag. In wenigen Stunden würde also die Polizei eingeschaltet werden. Ein tiefer Atemzug, dann lief Aiden auf seine Lehrerin zu, die mit hängenden Schultern, bleichem Gesicht und ihrem Handy in der Hand auf der Treppe der Veranda saß. „Um Gottes Willen! Aiden Moore, wo in drei Gottes Namen hast du gesteckt?“ Aiden holte grade Luft um zu antworten, als Shizuka sich plötzlich einschaltete. Mit tellergroßen Augen, der Unschuld eines Engels in der Stimme und betont gebrochenem Deutsch entschuldigte sie sich bei Aidens Lehrerin dafür, Aiden zum Trinken überredet zu haben und erklärte, dass er anschließend wohl im Tempel eingeschlafen sei. Aidens Klassenlehrerin sah nun entsetzt zwischen Aiden und dem hübschen Mädchen hin und her und fragte besorgt: „Ihr habt doch nicht... also...“ Shizuka setzte eine übertrieben schockierte Miene auf und entgegnete besonders entsetzt: „Nein! Was denken sie denn von mir? Ich bin eine Tempeldienerin! So eine Unterstellung ist mehr als respektlos.“ Nun wich auch noch die letzte Farbe aus dem Gesicht der Lehrerin und verwandelte sie in den Zwilling einer Kalkwand. „Ich... also... Natürlich. Tut mir schrecklich leid“, entschuldigte sie sich kleinlaut und wechselte dann schnell das Thema. „Danke, dass Sie Aiden wieder zurückgebracht haben. Ich rufe jetzt bei der Schule an und gebe Bescheid, dass er wieder aufgetaucht ist.“ Mit diesen Worten wand sie sich noch immer etwas durcheinander ihrem Telefon zu und drehte Aiden und Shizuka den Rücken zu. „Danke“, kam es geflüstert von Aiden. „Kein Problem. Viel Glück. Und versuch am Leben zu bleiben.“ „Ich geb´ mir Mühe.“ Shizuka verabschiedete sich mit einem aufmunternden Zwinkern und lief zum Tempel zurück, während Aiden ihr noch kurz nachsah. Dann atmete er tief durch und ging der nächsten Katastrophe entgegen, die bereits auf ihn wartete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)